Tag: Szekler

  • Hörerpostsendung 20.6.2021

    Hörerpostsendung 20.6.2021

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Vor einigen Wochen hatte ich hier über den rumänischen Seemannsfunk berichtet und auch die jüngsten Empfangsbeobachtungen unseres Hörers Michael Lindner (aus Gera, Thüringen) dazu zitiert. Nun meldete sich zum selben Thema unser Hörer Carsten Fenske aus Greifswald, der uns eine spannende Geschichte über den Seemann-Rundfunk in der DDR samt einer historischen Aufzeichnung schickte, auf der sein Vater zu hören ist:



    Liebes Team von Radio Rumänien INTERNATIONAL, Deutsche Redaktion, lieber Sorin,



    nach längerer Pause heute nun wieder mal ein Lebenszeichen von mir.




    Ich nehme Bezug auf den Funkbriefkasten vom 25.04.2021 und die Fragen von Paul Gager aus Wien bzw. Ihre Informationen zum rumänischen und internationalen Seemannsfunk über die Kurzwelle.



    Auch in der kommunistischen DDR gab es eine Betreuung der in See gehenden Schiffseinheiten, und zwar über Rügen-Radio. Einmal im Monat grü‎ßten Angehörige ihre Seeleute auf gro‎ßer Fahrt aus dem Funkhaus Rostock über die Antennen von Rügen-Radio. Bis in die 1980er Jahre hinein wurde Rügen-Radio zu einem leistungsfähigen Funkamt des Küstenfunkdienstes in allen Dienstzweigen des terrestrischen Küstenfunks ausgebaut. Die Spitzenwerte lagen bei 280 000 Funk-Telegrammen im Jahr, mit über 200 Mitarbeitern und 700 Verbindungen zu den auf allen Meeren fahrenden DDR-Schiffen. Rügen-Radio konnte zu dieser Zeit mit allen anderen Küstenfunkstellen in Europa konkurrieren.



    Mit dem Ende der DDR, aber auch durch neue Nachrichten-Technologien und immer kleiner werdende Schiffsbesatzungen sank jedoch das Sende-Aufkommen rasant, so dass Rügen-Radio am 31. Dezember 1992 den Kurzwellenfunk einstellte.



    Wie der Zufall es will, bin ich im Besitz eines originalen Funk-Mitschnitts von 1971. Mein Vater war seinerzeit Politoffizier auf der ROS 318 Breitling, einem damals sehr, sehr modernen Schiff. Was ein Politoffizier dort so den lieben, langen Tag für Aufgaben hatte, erschlie‎ßt sich mir zwar nicht, und da mein Vater schon seit drei‎ßig Jahren tot ist, kann ich ihn auch nicht mehr fragen.



    Das sollte aber die technische Seite des Kurzwellenfunks über Rügen-Radio nicht tangieren. Sein Schiff war also bereits auf Ausreise und der Mitschnitt erfolgte vom Schiffsfunker. Als Empfänger diente vermutlich der Allwellen Dabendorf, der üblicherweise auf den Schiffen genutzt wurde. Die Aufnahme erfolgte mit einem Spulen-Tonbandgerät des Typs Smaragd in Zweispurtechnik.



    Und weil wir nun schon bei der technischen Seite sind, erzähle ich Ihnen die Geschichte bis zum Schluss. So lag dann seit 1971 diese Magnetbandspule im elterlichen Haus herum. 1979 legte ich besagte Spule in ein sowjetisches HI-FI-Spulen-Tonbandgerät vom Typ Jupiter, welches unglaubliche 1700 Mark der DDR kostete ,und überspielte die Aufnahme auf eine ORWO Tonbandkassette K60. Als Kassettenrecorder kam ein ebenfalls sowjetisches Gerät vom Typ Elektronika 302 zum Einsatz.



    Irgendwann hat meine Mutter diese Aufnahme dann in den Computer eingespielt. Wenn Sie nun also glauben, das wäre es mit der Kurzwellen-Geschichte gewesen: Irrtum. Ich lege noch eine Schippe drauf.



    Vor zehn Jahren, zu meinem 50. Geburtstag, schickte mit meine Mutter eine Video-DVD die sie selber gebrannt hatte. Dort fand sich dann die Aufnahme. Am besagten 24. April erinnerte ich mich nach Ihrem Beitrag im Funkbriefkasten an jenen Mitschnitt. Die DVD hatte ich nicht mehr im Kopf. Also fragte ich per WhatsApp bei meiner mittlerweile 81-jährigen Mutter nach dem Verbleib der Audiodatei. Sie bestand darauf, dass ich eine DVD hätte und somit auch die Datei. Und tatsächlich. Es ist die einzige DVD, die ich überhaupt noch besitze. Alle anderen sind lange im PC. Und so habe ich sie sofort in meinem Schrank auffinden können.



    Was lehrt uns das nun? Höre Radio Rumänien, über Kurzwelle, dann sagte dir deine Mutter was du in deinen Schränken hast. So einfach kann das alles sein.



    Wenn der Audiomitschnitt in Ihr Sendekonzept passt, können Sie ihn gerne abspielen. Wenn Sie etwas genauer lauschen, hören Sie im Hintergrund Pfeif- und Morsetöne.



    Damit möchte ich schlie‎ßen und verbleibe wie immer mit freundlichen Grü‎ßen aus Deutschland, Campingplatz WALDCAMP Freest,



    Ihr Hörer Carsten Fenske




    Lieber Herr Fenske, vielen Dank für die spannende Story — sie ist Radiogeschichte pur und selbstverständlich möchte ich unseren Hörern den historischen Mitschnitt vom DDR-Rundfunk für Seeleute nicht vorenthalten. Hier kommt er, die Aufzeichnung dauert 2 Minuten und 50 Sekunden:



    Audio DDR-Seemannsfunk




    Und auch im nächsten Beitrag geht es um Erinnerungen aus vergangenen Zeiten. Ernst Meinhardt ist in Berlin zu Hause, ein regelmä‎ßiger Hörer und auch ein Kollege von uns, denn bis zu seinem Ruhestand hat er bei der Deutschen Welle gearbeitet und jahrelang sogar eine DX-Sendung betreut. Und das ist noch nicht alles — er stammt auch aus Rumänien, und zwar aus Temeswar im Banat, von wo er im Alter von 16 Jahren mit der Familie in die Bundesrepublik übersiedelte. Eine Sendung der Kollegen vom englischen Dienst brachte bei Herrn Meinhardt einige Erinnerungen aus der Kindheit in Rumänien hoch:



    Oft höre ich morgens au‎ßer Ihrer deutschen auch Ihre englische Sendung. Da lief vor Kurzem ein Bericht über den Kurort Tușnad. Obwohl bereits 55 Jahre seit unserem ersten und einzigen Urlaub in Tușnad vergangen sind, sind durch diesen Bericht alte Erinnerungen wach geworden.



    Erste Erinnerung: Fu‎ßball. Als wir in Tușnad waren — ich war damals zwölf Jahre alt –, fand gerade die Fu‎ßball-Weltmeisterschaft 1966 in England statt. Ein Höhepunkt war das Viertelfinalspiel Nordkorea — Portugal. Nach nicht einmal einer halben Stunde führten die krassen Au‎ßenseiter aus Nordkorea gegen die hoch favorisierten Portugiesen mit 3:0. Das Spiel wurde im rumänischen Radio direkt übertragen. Nach jedem nordkoreanischen Tor wurde die Stimmung im Speisesaal besser und der Torjubel lauter. Doch dann kam der Auftritt des portugiesischen Superstars Eusebio. Bis zur Halbzeitpause verkürzte er auf 2:3. In der zweiten Halbzeit schoss er noch zwei weitere Tore zum 4:3 und bereitete das Tor zum 5:3-Endstand für Portugal vor. Nordkorea war damit ausgeschieden. Aber der beherzte Auftritt verschaffte der Mannschaft sehr viele Sympathien. Wohlgemerkt, der Mannschaft, nicht dem nordkoreanischen kommunistischen System.



    Schon in der Gruppenphase hatte Nordkorea Italien sensationell 1:0 geschlagen. Italien und Chile blieben auf der Strecke, fürs Viertelfinale qualifiziert haben sich die Sowjetunion und Nordkorea. Vor der WM ging es eigentlich nur um die Fragen: Wie hoch werden die Nordkoreaner ihre drei Gruppenspiele verlieren? Sie verloren gegen die Sowjetunion, spielten gegen Chile unentschieden und gewannen — wie gesagt — gegen Italien.




    Die zweite Erinnerung an Tușnad 1966 ist lustig. Wir haben zwar im Speisesaal eines Erholungsheims gegessen, aber privat gewohnt. In der Ferienwohnung“ gab es nur eine Au‎ßentoilette, also auf gut deutsch: ein Plumpsklo im Hof. Als meine Mutter mal auf diesem Klo war, legte sich das Hausschwein unserer Gastgeber vor die Klotür und ging nicht mehr weg, so dass meine Mutter die Tür nicht aufbekam. Unsere Gastgeber waren Szekler.



    Zusammen mit dem Sohn unserer Gastgeber, der ein oder zwei Jahre älter als ich war und Tamás hie‎ß, machten wir einen Ausflug zu dem berühmten Sankt-Anna-See, den Ihre englischen Kollegen auch erwähnten. Obwohl es doch Mitte Juli war, war es ein trüber, kühler Tag. Jacke war durchaus angebracht.




    Das Endspiel um die Fu‎ßball-WM1966 England — Deutschland sahen wir zu Hause in Temeswar. Wir hatten damals noch kein Fernsehgerät, gingen deswegen zu unseren Nachbarn. An einen Satz unserer Gastgeberin erinnere ich mich heute noch: Wer nicht für Deutschland ist, kommt hier nicht herein.“ Selbstverständlich waren wir für Deutschland. Ich denke, dass alle Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen damals für Deutschland waren. Es war das Spiel mit dem berühmten, umstrittenen Wembley-Tor“ in der Verlängerung, das die Entscheidung zugunsten Englands brachte.




    Herzliche Grü‎ße nach Bukarest


    Ernst Meinhardt




    Vielen Dank für die tollen Erinnerungen, lieber Herr Meinhardt! Bei der Geschichte vom Plumpsklo musste ich laut lachen, als ich sie las. Ich war übrigens auch — vielleicht zweimal — in Tușnad. Das letzte Mal muss es vor 10 oder 15 Jahren gewesen sein, der Kurort war ziemlich heruntergekommen, nur einige apathische Rentner sa‎ßen im Restaurant des grö‎ßten Hotels und wurden von lustlosen Kellnern bedient. Dabei war der Ort auch in meinen Teenie-Jahren in den 1980ern noch gut besucht, Ferienlager wurden dort organisiert und Schulklassen aus dem ganzen Land gaben sich den ganzen Sommer über die Klinke in die Hand in den Unterkünften von damals. Vielleicht geht’s den Leuten dort inzwischen wieder besser. Der überwiegend von ungarischsprachigen Szeklern bewohnte Landkreis Harghita ist übrigens einer der ärmsten in Rumänien; au‎ßer Waldwirtschaft, etwas Viehzucht und Milchwirtschaft gibt es dort keine anderen Einnahmequellen mehr. Da wäre es sicher nicht schlecht, wenn der Tourismus wieder angekurbelt werden könne. Herzliche Grü‎ße nach Berlin!



    Das war’s für heute, zum Schluss noch die Postliste. Postbriefe hole ich mir nächste Woche wieder vom Rundfunk, auf elektronischem Wege schrieben uns bis einschlie‎ßlich Freitag Josef Robl und Paul Gager (A) sowie Helmut Matt, Xaver Hellmeier, Ernst Meinhardt, Michael Willruth, Carsten Fenske und Jürgen Zenker (D).




    S.G. sagt Ihnen: Danke fürs Zuhören, bleiben Sie gesund und bis demnächst!



    Audiobeitrag hören:



  • A bill that stirs public emotion

    A bill that stirs public emotion

    Romanias Senate Wednesday dismissed, by a comfortable majority, a controversial bill regarding the autonomy of the Szekler Land, under which this region in Transylvania would have been turned into an autonomous legal entity.



    The bill was initially passed automatically by the Chamber of Deputies, through a procedure roughly equivalent to what is known as pocket veto, in the form tabled by 2 deputies from the Democratic Union of Ethnic Hungarians.



    The so-called Szekler Land is a region in the centre of the country mostly inhabited by ethnic Hungarians, and comprises the counties of Covasna, Harghita and part of Mureș County. The bill defined the borders of the territory that would have become the Szekler Land, which was supposed to have its own administrative organisation, its own institutions, using Hungarian as an official language and the official symbols of the Hungarian nation.



    The pocket vetoing of the bill, which triggered tough political responses and emotion across society, is a legislative procedure in which, when the Chamber of Deputies is the first chamber that receives a bill and it fails to debate it within a set deadline, the bill is deemed approved and automatically forwarded to the Senate for the final vote.



    President Klaus Iohannis accused the Social Democratic Party—the largest Opposition party in Romania—of having helped the Democratic Union of Ethnic Hungarians to pass the bill in the Chamber.



    Klaus Iohannis: “Whereas we—me, the government, the other authorities—are fighting the pandemic and struggling to save the lives of Romanians, the Social Democratic Party is fighting in their secret offices in Parliament to give Transylvania to the Hungarians! Jó napot, Ciolacu. I wonder what the Budapest leader Viktor Orban promised you, in exchange for this deal?



    The Chamber speaker and interim leader of the Social Democrats, Marcel Ciolacu, dismissed the accusations:



    Marcel Ciolacu: “Nobody has sold Transylvania, and nobody will! This has always been and will always be a part of Romania. I call on intelligence services to make a public statement and say whether or not they have ever sent President Iohannis any information concerning these accusations made against me and the Social Democratic Party, because electoral competition must not be brought down to such a level.



    In a news release issued after the bill was rejected by Senate, the President of Romania warns that promoting such legislation is harmful for the Hungarian community, first and foremost, and generates artificial tensions within society.



    A number of Senators emphasised the unconstitutional nature of the bill, and said it could not have been endorsed by the Constitutional Court in the first place.



    The notable exception was the Democratic Union of Ethnic Hungarians, which says the demands of the Hungarian minority are “absolutely justified and deplored the fact that Senate refused to discuss the matter.



    In neighbouring Hungary, foreign minister Peter Szijjarto called on President Iohannis to “show more respect for the Hungarians. In response, the Romanian foreign ministry rated Budapests claims as “provocative and inappropriate and warned that the Hungarian official regrettably misinterpreted the statements made by the Romanian president


    (translated by: Ana-Maria Popescu)

  • Nachrichten 11.03.2018

    Nachrichten 11.03.2018

    Bukarest:Der
    Nationalrat der Nationalliberalen Partei, der am Sonntag in Bukarest
    zusammengekommen ist, hat beschlossen, dass Staatschef Klaus Iohannis der
    Kandidat der Partei bei den Präsidentschaftswahlen 2019 sein soll. Der Chef der
    Libralen Ludovic Orban soll das Amt des Premierminister bekleiden, wenn die PNL
    die Regierung übernehmen werde. Orban
    machte bekannt, die Partei arbeite an einem Regierungsprogramm, das auf einem
    Kabinett mit 14 Ministern fußt. .
    Andererseits hat die bedeutendste Partei der Regierungskoalition, die
    Sozialdemokratische Partei, am Samstag den Exekutivchef, den Generalsekertär
    und die Vizepräsidenten der Partei gewählt. Premierministerin Viorica Dancila
    wurde Nummer 2 in der von Liviu Dragnea geleiteten Partei. Ebenfalls am Samstag
    hat das Politische Komitee der Union Rettet Rumänien, in der Opposition,
    beschlossen, dass die Aufnahmeprozedur rapider stattfinden soll, so dass die
    Union bis 2020 Zweigstellen in mehr als 80% der Landesortschaften haben soll.




    Bukarest: Anlässlich des Freiheitstages der Szekler haben die Teilnehmer an einem Gendenkmarsch in Târgu Mureş am Samstag, die Autonomie des sogenannten Szeklerlandes gefordert. Ihre Forderungen fußen auf den internationalen Engagements Rumäniens. In einer Petition, die an die Regierung und das Rumänische Parlament gerichtet ist, erklären die Teilnehmer, dass Rumänien sich in dem Moment des Beitritts zum Europarat, einseitig engagierte, die Empfehlung 1201/1993 zu erfüllen. Artikel 11 des Dokuments spricht über das Recht auf unabhängige lokale Verwaltungen und auf Sonderstatus.




    Berlin: Hunderte Personen haben den Stand Rumäniens bei der Leipziger Tourismus-Messe besucht. Diese wurden vom Stand und von den rumänischen Künstlern wie dem Ensamble Romanasul und der Popgruppe The Humans, die Rumänien bei Eurovision Song Contest vertreten wird, herangelockt. Am Sonntag, dem letzten Tag der Messe, konnten die Besucher das Tanz-Ensamble Junii Sibiului, das Traditionen aus allen historischen Landesregionen vorstellt, sowie den Handwerkermeister Sebastian Paic, der Eier färbt und Werkstätte organisiert, treffen.




    Bukarest: Das Nationale Zentrum zur Überwachung und Kontrolle der Ansteckenden Krankheiten in Rumänien hat drei neue Todesfälle, die von der Grippe verursacht wurden, bestätigt. Es geht um zwei Frauen im Alter von 72 Jahren bzw 52 Jahren und einem 56-jährigen Mann. Die Zahl der Personen, die in Rumänien seit Beginn der kalten Saison an Grippe gestorben sind, hat 93 erreicht. Gesundheitsministerin Sorina Pintea behauptet, man könne bislang nicht über eine Grippeepidemie in Rumänien sprechen. Seit dem Anfang der Saison bis Ende vergangene Woche sind mehr als 1170 Grippefälle bestätigt worden.

  • Attraktion im Szekler-Museum: Historische Schlachten in Miniaturform

    Attraktion im Szekler-Museum: Historische Schlachten in Miniaturform

    Wenn Sie innerlich noch Kind sind, immer noch Bleisoldaten mögen und sich für Geschichte interessieren, dann werden Sie sich bestimmt darüber freuen, dass ein rumänisches Museum die ersten Schritte im Hinblick auf eine Ausstellung eingeleitet hat, die historische Schlachten in Form von Spielzeug rekonstruiert. Ein Diorama mit fast 2000 Bleisoldaten, das die Schlacht bei Chichiş im Landkreis Covasna im Jahr 1849 nachstellt, kann im Rahmen einer Ausstellung im Museum der Senke Baraolt (rum. Muzeul Depresiunii Baraolt) besichtigt werden. In der Schlacht bei Chichiş kam unter anderen der Revolutionär der Aufstandsbewegung von 1848, Áron Gábor, ums Leben. Mehr Einzelheiten zur Geschichte der Blei-Figuren erfahren wir von László Demeter, dem Leiter des Museums:



    Wir haben letztes Jahr ein umfangreiches Projekt gestartet. Wir nehmen uns vor, die Geschichte Siebenbürgens im Kleinformat nachzustellen — angefangen von ganz alten Zeiten bis zum Zweiten Weltkrieg. Letztes Jahr haben wir ein erstes Diorama aufgebaut. Es stellt die Schlacht bei Chichiş vom 2. Juli 1849 nach. Die Ausstellung kann heute noch besichtigt werden. Wir versuchen sie jedes Jahr um weitere Dioramen zu erweitern, damit die Ausstellung an Substanz gewinnt.“




    Das Szekler-Museum wurde vor etwa 35 Jahren gegründet. Es beherbergt eine reichhaltige Sammlung mit Bezug auf die lokale Geschichte, Ethnografie, Archäologie und Naturkunde. Die Gründung des Museums ist mit dem Namen des Uhrmachers und Historikers Gáspár Kászoni in Verbindung zu setzen. Er hat die von ihm im Laufe der Jahrzehnte angesammelten Gegenstände der Stadt gespendet. Das Museum wurde 1979 eröffnet. Nach knapp fünf Jahren schloss es allerdings seine Tore. Die Objekte wurden in das Nationale Szekler-Museum in Sfântu Gheorghe (ung. Sepsiszentgyörgy, dt. Sankt Georgen) verlagert. Infolge einer bürgerlichen Initiative wurde das Museum 2006 wieder eröffnet, allerdings unter einem neuen Namen — das Museum der Senke Baraolt. Die Kászoni-Sammlung wurde zurück in das Museum in Baraolt verlagert. Die Besucherzahl war aber sehr gering, deshalb kam der Museumsleiter, Demeter Laszlo, auf die Idee, etwas Neues, was es bisher nirgendwo im Land gab, auf die Beine zu bringen:



    Es handelt sich eigentlich um Bleisoldaten. Unsere Gro‎ßeltern erzählten uns, wie sie in ihrer Kindheit mit Bleisoldaten spielten. Ich habe im Internet recherchiert, um herauszufinden, ob sich jemand mit diesem Hobby beschäftigt. Und ich stie‎ß auf Herrn Gyula Homoki. Er lebt in einer Ortschaft bei Budapest, in Ungarn, und bastelt verschiedene Modelle und Dioramen. Das Diorama, das Sie im Museum sehen, ist eigentlich sein Werk. Die Kommune und das Szekler-Museum brachten sich finanziell ein. Doch er hat das erste Diorama gebaut und wir möchten die Zusammenarbeit mit ihm fortsetzen. Das gro‎ße Diorama umfasst 15-Milimeter kleine Bleisoldaten. Zwar ist das Format sehr klein, aber das Diorama ist sehr interessant. Es wurden viele Details berücksichtigt und sehr sorgfältig gearbeitet. Es stellt eine Schlacht zwischen den Russen und den Szeklern nach. Die Schlacht ist berühmt, weil Áron Gábor, der Gründer der Szekler-Artillerie 1848-1849, bei diesem Anlass sein Leben verlor. Ein Teil des Dorfs Chichiş und sogar die Unitarische Kirche sind im Durchbild zu erkennen. Vor ihnen steht die russische Armee. Auf der gegenüberliegenden Seite ist das ungarische Heer. Das Schlachtfeld enthält etwa 2200 Statuetten und Figürchen — darunter Bleisoldaten, Kanonen, Fuhrwerke und verschiedene andere Modelle. Derartige Bleifiguren können im Westen in Geschäften erworben werden. Die Arbeit von Herrn Homoki und seiner Mannschaft besteht eigentlich im Ausmalen der Figuren, seien sie Russen, Ungarn oder Rumänen. Er malt sie aus und richtet das Schlachtfeld ein. Er stellt mit Hilfe von Schaukästen die Schlacht nach, so wie sie damals geführt wurde.“




    Indem wir uns das Diorama anschauen, können wir uns einen Eindruck machen über das Dorf Chichiş vor 170 Jahren. Es werden Volkstrachten und verschiedene Elemente aus dem Leben der Einheimischen dargestellt. Wir wollten von László Demeter erfahren, ob die Besucher des Museums die nachgestellten Schlachten oder zumindest einzelne Figuren kaufen wollten:



    Wir verfügen über eine kleine Sammlung, die verkauft werden kann. Und wir haben vor, auch ein Museumsgeschäft zu eröffnen, in dem wir die Figuren verkaufen. Es ist interessant zu beobachten, dass nicht nur die Kinder ein Interesse dafür zeigen, sondern auch die Erwachsenen, vor allen Dingen die Männer. Es handelt sich um Schlachten, um Kriege — die Männer schwärmen dafür. Es kommen auch ausländische Touristen auf Besuch, nicht nur inländische. Das war auch unser Ziel: eine Ausstellung vorzustellen, die es anderswo im Land nicht gibt. Es ist eine einmalige Ausstellung. Wir wollen durch unser Projekt zur Förderung des Tourismus in der Gegend von Baraolt beitragen.“




    Das Museum beherberge allerdings auch andere sehenswerte Objekte, unter anderem das Skelett eines Mastodons, das vor gut 2 Millionen Jahren lebte. Es wurde im Bergwerk Racoş bei Baraolt während der dortigen Ausgrabungsarbeiten im Jahr 2008 gefunden. Dazu László Demeter:



    Unser Museum beherbergt ein interessantes und viel älteres Exponat als die Miniatur-Ausstellung, nämlich das Skelett eines Mastodons: Anancus arvernensis. Es wurde hier in Baraolt, im Braunkohlebergwerk gefunden. Es ist einzigartig in der Welt, weil von dieser Spezies sehr viele Knochen erhalten blieben. Wir verfügen über mehr als 80% der Knochen.“




    Das Skelett hat eine Länge von fast 7 Metern und ist 3,5 Meter hoch. Leider ist im Museum nicht genug Platz, um das Skelett komplett auszustellen. Dennoch lockt es viele neugierige Besucher an. Unser Gesprächspartner hegt allerdings die Hoffnung, dass sich das Museum um ein weiteres Gebäude ausweiten wird. Somit hätte auch das Mastodon genug Platz, um senkrecht aufgebaut zu werden und die Sammlung könnte auch erweitert werden.

  • Nachrichten 18.09.2014

    Nachrichten 18.09.2014

    BUKAREST: Präsident Traian Basescu hat am Donnerstag das Gesetz über die Senkung der Sozialbeiträge der Arbeitgeber um 5% verabschiedet. Der Staatschef erinnerte dabei allerdings daran, dass er den Gesetzentwurf dem Parlament für eine Überarbeitung zurückgeschickt hatte. Obwohl er den Inhalt des Gesetzes für gut halte, sei die Ma‎ßnahme vor dem aktuellen Hintergrund und auch im kommenden Jahr nicht tragfähig. Die meisten Abgeordneten und Senatoren, einschlie‎ßlich deren aus der Opposition, mit Ausnahme der präsidentennahen Volksbewegung hätten laut Angaben Basescus für das Gesetz abgestimmt. Bis Jahresende werde die Regierung den durch die Ma‎ßnahme enstehenden Fehlbetrag problemlos kompensieren können, allerdings werde dieses Defizit 2015 auf knapp 4 Milliarden Euro ansteigen, so die Prognose des Staatschefs. Die einzige Lösung für die Deckung des Fehlbetrags sei entweder die Annullierung der Ma‎ßnahme nach der Präsidentschaftswahl im November oder die Erhöhung der Gebühren. Indes übte der Staatschef auch Kritik am schwachen Abrufen der EU-Fördermittel.



    BUKAREST: Der Vorsitzende des Ungarnverbands in Rumänien (UDMR), Kelemen Hunor, hat am Donnerstag in Klausenburg den Gesetzentwurf über die Autonomie des Szeklergebietes vorgestellt. Es handele sich dabei nicht um separatistische oder Unabhängigkeitsbestrebungen, sondern um ein legales, verfassungsgemä‎ßes und legitimes Dokument, betonte Hunor. Er beharrte darauf, dass die drei mehrheitlich von Ungarnstämmigen bewohnten Landkreise in Zentral-Rumänien eine autonome Region mit eigener Rechtspersönlichkeit innerhalb des einheitlichen und unteilbaren Staates Rumänien darstellen sollten“. Die Grundsätze der lokalen Autonomie seien von der Verfassung garantiert, hie‎ß es noch. Der Entwurf sieht ferner vor, dass die Region von einem Regional- und einem Exekutivrat verwaltet werden sollte. Der Vorsitzende des Exekutivrates würde an den Regierungssitzungen teilnehmen, bei denen für die Region relevante Probleme zur Debatte stehen. Laut Angaben des Ungarnverbands enthalte der Entwurf au‎ßerdem noch einen Vorschlag über die Einführung der Zweisprachigkeit, sowie des Grundsatzes über die verhältnismä‎ßige Vertretung der Volksgruppen der Region in unterschiedlichen Behörden. Die ungarische Sprache sollte einschlie‎ßlich in den rumänischen Schulen unterrichtet werden. Der sozialdemokratische Vize-Premier Liviu Dragnea hatte dem Autonomie-Projekt des Szekler-Gebietes keine Erfolgsaussichten eingeräumt. Der Entwurf würde au‎ßerdem kaum zur Stärkung der Partnerschaft der Sozialdemokraten mit dem Ungarnverband innerhalb der Regierungskoalition beitragen.



    STRA‎ßBURG: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Stra‎ßburg hat am Mittwoch die rumänischen Sicherheitskräfte für den Umgang mit den Demonstranten während der Bergarbeiteraufmärsche in Bukarest verurteilt. Zwischen dem 13.-15. Juni 1990 waren im Rahmen der sogenannten Mineriade Tausende Bergarbeiter nach Bukarest gekommen. Die Ermittlungen in diesem Fall sollen wieder aufgenommen werden. Zudem muss der rumänische 60 000 Euro an drei Opfer der damaligen Ereignisse zahlen. Die Ereignisse vom Juni 1990 gelten als dramatischster Moment in der postkommunistischen Geschichte Rumäniens. Es gab damals zahlreiche Tote und Verletzte und erhebliche Sachschäden.

  • Ungarische Extremisten in Rumänien

    Ungarische Extremisten in Rumänien

    Am Montag ist in der Stadt Targu Mures (in der Mitte Rumäniens) ein nicht genehmigter Protestmarsch einiger rechtsxtremen Organisationen aus Ungarn, an dem auch Mitglieder der ungarischen Volksminderheit in Rumänien teilgenommen haben, zu einem Konflikt mit den Ordnungskräften eskaliert. Etwa 4000 Menschen haben sich am Montag in Neumarkt/Târgu Mureş an einer Gedenkfeier für Szekler Märtyrer beteiligt, der anschlie‎ßend ein ungenehmigter Protestmarsch folgte, in dessen Verlauf es zeitweilig zu Gerangel mit den Ordnungshütern kam. Vermummte Protestteilnehmer warfen Sprengkörpern, drangen auf die Stra‎ße, provozierten die Gendarmen und skandierten rumänienfeindliche Parolen. Sie forderten die territorielle Autonomie der sogenannten Szekler-Region in der Mitte Rumäniens. Diese ist die einzige Gegend Rumäniens, wo Ungarnstämmige die Mehrheit der Bevölkerung bilden.



    Die Ausschreitungen am Montag in Targu Mures haben in ganz Rumänien für Unruhe gesorgt; nicht weil sie gewalttätiger als die fast ritualischen Raufereien der letzten Jahre zwischen den Gendarmen und den Fussball-Chaoten gewesen wären, sondern weil der Ort und die Zeit von traumatischen Erinnerungen geprägt sind. Marz 1990 eskalierten nämlich in derselben Stadt Targu Mures die bereits brodelnden Spannungen zwischen den Rumänen und den Ungarn der Region, die auch von ungarischen Irredentisten und Agenten der ehemaligen rumänischen politischen Polizei angefeuert wurden, zu gewalttätigen Ausschreitungen und Stra‎ßenkämpfen. Infolge der damaligen Gewaltausschreitungen gab es Tote und Verletzte, Rumänen und Ungarn. Jene traurige Episode der postkommunistischen Übergangszeit geschah etwa 3 Monate nach der rumänischen Revolution vom Dezember 1989. Heute sind Rumänien und Ungarn Alliierte innerhalb der NATO und Partner in der Europäischen Union, die Rumänen und die Ungarn in Siebenbürgen leben, wenn nicht gerade freundlich, doch friedlich zusammen und die wichtigste politische Gruppierung der Rumänienungarn, der Demokratische Verband der Ungarn in Rumänien, ist neulich der Bukarester Regierungskoalition beigetreten.



    Der offensichtlich durch die jüngsten Gewaltausschreitungen in Targu Mures irritierte rumänische Staatspräsident Traian Basescu forderte die Regierung und das Parlament auf, eine Rechtsnorm zu verabschieden, wodurch den Mitgliedern der ungarischen Partei Jobbik, die den Protestmarsch am Montag mitveranstaltet hatte, verboten werden sollte, sich in Rumänien aufzuhalten. Über dieses Thema soll auch bei der nächsten Sitzung des Landesverteidigungsrates diskutiert werden, so Traian Basescu:



    Die Freiheit, die Demokratie, das Recht auf Freizügigkeit, das Recht auf freie Äü‎ßerung durfen nicht so weit gehen, da‎ß durch extremistisches Verhalten einiger Gruppierungen andere Menschen zu Schaden kommen. Jobbik ist eine rechtsextreme Partei; sogar die Regierenden in Budapest schämen sich ihretwegen und akzeptieren sie nicht in ihre Koalitionen. Ich sehe nicht, warum wir uns schämen sollten, diese Gruppierung hinauszuwerfen oder ihr die Einreise nach Rumänien zu verweigern.”



    Nach den Konservativen und den Sozialisten ist Jobbik die drittgrö‎ßte politische Gruppierung in Ungarn; es handelt sich um eine äu‎ßerst virulente rechtsextreme, ultranationalistische, irredentistische Partei. Der neulich in die Opposition getretene Vorsitzende der National-Liberalen Partei, Crin Antonescu, erklärte sich einverstanden mit der Forderung des Staatspräsidenten Traian Basescu. Und der Demokratische Verband der Ungarn in Rumänien distanzierte sich von allen gewalttätigen und extremistischen Auftritten. Der Vorsitzende des Ungarnverbandes und Vizepräsident Rumäniens, Kelemen Hunor, dazu:



    Ich bin dagegen, da‎ß Leute aus Ungarn hierher kommen, um zu protestieren — weder in Targu Mures noch in anderen Ortschaften, weder Jobbik-Mitglieder noch von anderen Organisationen.”



    Die Politkommentatoren erinnern daran, da‎ß in Ungarn bald die Europawahl und die Parlamentswahl stattfinden werden. Mit dem Anheizen der interethnischen Konflikte versucht Jobbik ganz einfach, Wählerstimmen für sich zu gewinnen, meinen die Experten.

  • Minderheitenskandal: Stellungnahmen aus Rumänien und Ungarn

    Minderheitenskandal: Stellungnahmen aus Rumänien und Ungarn

    Gabor Vona, Parteichef der rechtsextremen Jobbik aus Ungarn, hielt vergangene Woche eine Ansprache vor den Teilnehmern eines Sommercamps für Jugendliche in Siebenbürgen. Die 1,4 Millionen Rumänienungarn müssten den Kampf um die Autonomie nach ethnischen Kriterien fortsetzen, so die Botschaft Vonas. Der ehemalige Anführer der 2009 verbotenen rechtsextremen Organisation Ungarische Garde“ sagte ferner, dass Ungarn verpflichtet sei, sein Recht auf Autonomie vor der EU zu beanspruchen. Die Jobbik-Partei werde die Rechte und Interessen der Siebenbürger Ungarn verteidigen und dabei sogar zu einem eventuellen Konflikt mit Rumänien stehen, so Vona.



    Die rumänische Regierung verurteilte in ihrer Reaktion mit Entschlossenheit das Statement des ungarischen Politikers. Die Autonomie nach ethnischen Kriterien würde nicht den europäischen Normen für nationale Minderheiten entsprechen. Gleichzeitig halte Bukarest die Aussage über einen eventuellen Konflikt zwischen Ungarn und Rumänien für schwerwiegend, nicht zeitgemä‎ß und verwerflich. Auch Rumäniens Präsident Traian Basescu nahm Stellung zu den autonomiebezogenen Erklärungen ungarischer Politiker, die mitunter auf rumänischem Boden abgegeben worden waren. Ungarn sei durch eine Reihe von Auslegungen, die an stalinistische Praktiken erinnerten, zum Unruheherd in der Region geworden, so Basescu.



    “Es sind mehrere Länder, die sich wegen der aggressiven Minderheitenpolitik Budapests gestört fühlen. Rumänien hat sich bislang zurückgehalten, aber wir glauben, dass es nun an der Zeit ist, nach vorne zu treten um Budapest zu zeigen, wo es langgeht.” (Traian Băsescu)



    Das Au‎ßenministerium in Budapest behauptete im Gegenzug, dass Ungarn sich für die Stabilität in der Region und den Schutz der Minderheitenrechte engagiere. Basescus Erklärung überraschte die Vorsitzenden der politischen Vertretung der rumänischen Ungarn aufgrund des strengen Tons. Der Staatschef hatte im letzten Wahlkampf die Unterstützung des Ungarnverbands genossen. Kelemen Hunor, Parteichef des Ungarnverbands nahm ebenfalls Stellung zu dem Konflikt.



    “Wenn der Staatschef eine solche Erklärung abgibt, bedeutet das, dass alles komplizierter wird…wir haben so etwas nicht nötig, vor allem wenn es um Rumänien und Ungarn geht, um die Beziehungen zwischen beiden Ländern. Aber, jeder Ausrutscher, wie die von Vona, oder ähnliche Ansprachen, müssen verurteilt werden.“ (Kelemen Hunor)



    Damit wird zumindest ein gemeinsamer Standpunkt der rumänischen Politiker deutlich: die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts akzeptiert keinen Eingriff nationalistischer und extremistischer Parteien mehr.


  • Verwaltungsreform: Regionalisierungsprinzipien weiterhin umstritten

    Verwaltungsreform: Regionalisierungsprinzipien weiterhin umstritten


    Die Regionalisierung Rumäniens gilt als eines der komplexesten Projekte nach der Wende. Die letzte Verwaltungsreform des Landes wurde in den 1960er Jahren durchgeführt. Die Reform sieht vor, dass die zukünftigen Regionen von einem Rat und einem Vorsitzenden verwaltet werden, die die Bevölkerung in Direktwahl bestimmt.


    Die Leitung einer Region wird die lokalen Haushalte, die EU-Fördergelder und die Regierungsfonds verwalten. Ihre Kompetenzen werden grö‎ßer als die der aktuellen Kreisbehörden sein. Ein Hauptziel der Regionalisierung Rumäniens sei die ausgeglichene wirtschaftliche Entwicklung, sagte der Vize-Ministerpräsident Liviu Dragnea:






    Sollte dieses Projekt nach politischen Hörigkeiten aufgebaut werden, wird es Rumänien zerstören. Wir haben eine einzige Chance. Die Regionen müssen aufgrund ernsthafter Analysen bestimmt werden. Es müssen im ganzen Land Debatten stattfinden, so dass das Endprojekt eine solide Basis für die Entwicklung Rumäniens aufweisen kann. Es wird keine Regionalisierung nach ethnischen Kriterien stattfinden, so etwas ist ausgeschlossen, das wurde nirgendwo in Europa gemacht. Wir sprechen hier nicht von Autonomie aufgrund ethnischer Kriterien. Die Regionalisierung hat zwei gro‎ße Ziele: eine ausgeglichene Entwicklung des Landes und die öffentlichen Dienstleistungen näher an die Bürger zu bringen.“






    Schon 2011 kündigten die Anführer der ungarischen Minderheit in Rumänien an, sie würden sich jedwelchem Regionalisierungsprojekt widersetzen, das das ethnische Kriterium nicht einschlie‎ßt. Die Ungarn stellen 7 % der Gesamtbevölkerung Rumäniens dar. Etwa die Hälfte davon — die sogenannten Szekler — leben in geschlossenen Siedlungsgebieten in zwei Landkreisen (Covasna und Harghita) in der Landesmitte. Hier haben am Sonntag Tausende Ungarn für die territorielle Autonomie demonstriert und gegen das Regionalisierungsprojekt in der geplanten Form protestiert. An der Demonstration, die von radikalen Vertretern der ungarischen Volksgruppe organisiert wurde, nahm der gemä‎ßigte Ungarnverband (UDMR) nicht teil. Rumäniens Ministerpräsident Victor Ponta würdigte dies und erklärte, die Anführer des UDMR hätten eingesehen, dass sie durch Dialog und Verhandlungen mehr gewinnen können. Vasile Blaga, der Vorsitzende der oppositionellen Liberaldemokratischen Partei (PDL), äu‎ßerte sich ebenfalls zu diesem Thema:






    Wir müssen nicht das warme Wasser neuerfinden, sondern die EU-Prinzipien anwenden. Alle führen Verwaltungsreformen durch, nicht nur Regionalisierungen, um den Bürgern die bestmöglichen öffentlichen Dienstleistungen mit geringsten Ausgaben anbieten zu können. In der EU-Richtlinie 1054/2001 sind die Regionalisierungsprinzipien klar aufgelistet, zum Beispiel das historische Kriterium, das geographische, das sozio-kulturelle, das wirtschaftliche und das demographische. Die Bevölkerung einer Region soll nicht weniger als 800.000 Menschen umfassen, aber auch nicht zahlreicher als 3 Millionen sein.“






    Ein Beraterausschuss gebildet aus Vertretern der Universitäten, Politiker, Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen soll bis zum 1. Juli die Debatten und Betroffenheitsstudien beenden, aufgrund derer die Regionalisierung erfolgen wird.

  • Nationale Symbole der Szekler

    Nationale Symbole der Szekler


    Die Szekler sind die älteste Minderheit auf dem heutigen Gebiet Rumäniens. Sie wurden schon 1116 als Avantgarde der ungarischen Kavallerie erwähnt. Die Szekler waren erfahrene Krieger und wurden von den ungarischen Königen an der östlichen Grenze des Reiches kolonisiert. Sie sollten Ungarn gegen andere Wandervölker verteidigen.


    Sie wurden innerhalb des Karpatenbogens erstmals 1210 erwähnt, als eine Armee gebildet aus Szeklern, Siebenbürger Sachsen, Rumänen und Petschenegen eine Revolte gegen den bulgarischen Zaren Boril erstickten. In 1217 nehmen die Szekler als Soldaten in der Armee des ungarischen Königs Andreas II. am 5. Kreuzzug gegen die Araber teil.


    Seitdem leben die Szekler ununterbrochen auf demselben Gebiet, im sogenannten Szeklerland, gebildet aus den heutigen Landkreisen Harghita, Covasna und Mureş. Es sind 650.000 Personen, etwa 45 % der gesamten ungarischen Minderheit in Rumänien. Diese zählt 1.430.000 Menschen und stellt 6,6 % der Gesamtbevölkerung Rumäniens dar.


    Akademiemitglied Sándor Pál-Antal ist Historiker. Wir haben ihn über die soziale Stellung der Szekler im mittelalterlichen Ungarn und im Habsburgerreich gefragt.


    Solange sie militärische Aufgaben erfüllten, mu‎ßten sie keine Steuern zahlen. Die ersten Abgaben waren die, die dreimal während der Herrschaft eines Königs gezahlt wurden: bei der Krönung, bei der Geburt des Nachfolgers und bei seiner Hochzeit. Das galt bis 1555. Jeder sechster Ochse mu‎ßte abgegeben werden. Finanzielle Verpflichtungen gegenüber den Steuerbehörden gab es bis 1657 nicht. Danach mu‎ßten den Türken Steuern gezahlt werden. Das geschah infolge einer Militärkampgne von György Rákóczy II. in Polen. Er wurde besiegt. Als Strafe wurde diese hohe Steuer eingeführt. Während der Habsburger-Zeit, ab 1711 wurden sie von militärischen Verpflichtungen entbunden, weil ihre Kampfweise schon veraltet war. Sie wurden Steuerzahler, sie waren aber frei und ihre alten Rechte wurden respektiert. Vor Gericht hatten sie dieselben Rechte wie der Adel.“


    Nach 1989 haben manche Szekler mehrmals einen starken Nationalismus zum Ausdruck gebracht. Das letzte Mal geschah das im Februar 2013, als die szeklerische Fahne in der Stadt Sfântu Gheorghe (ung. Sepsiszentgyörgy, dt. Sankt Georgen), Landkreis Covasna, gehisst wurde. Das führte zu einem Skandal. Man empfand diese Geste als einen Anspruch auf teritorielle Autonomie nach ethnischen Kriterien. Sándor Pál-Antal erzählt die Geschichte der szeklerischen Fahne.


    Sie kam 2004 auf Initiative des Nationalen Szekler-Rates zustande. Ein Museologe aus Sfântu Gheorge, Ádám Kónya, hat sie entworfen. Als Inspirationsquelle diente eine Fahne aus dem Jahr 1601, die Militär-Fahne der Infanterie unter der Leitung von Moses dem Szekler. Er war der einzige siebenbürgische Fürst szeklerischen Ursprungs. Die Farben gelb und blau stammen aus der Fahne von Moses dem Szekler, der achteckige Stern ist eine etwas neuere Innovation. Ein solcher Stern wurde noch nie benutzt, es wurden fünf-oder sechseckige Sterne benutzt. Der Stern stellt die acht Regionen oder Szekler-Stühle des Szeklerlandes dar. Der Halbmond ist traditionell.“


    Obwohl sie alt sind, wurden die nationalen szeklerischen Symbole von diesen nicht ununterbrochen benutzt. Sie wurden an den historischen Kontext angepasst. Sándor Pál-Antal dazu:


    Die nicht-ungarischstämmigen Szekler wurden wegen ihrer militärischen Aufgaben magyarisiert und nahmen einen speziellen Platz in der ungarischen Bevölkerung ein. Sie lebten auf einem klar definierten Territorium. Während der Revolution von 1848 haben die Szekler auf die Rechte, die sie vom Rest der Ungarn unterschieden, verzichtet und haben sich in der ungarischen Nation integriert. Im Oktober 1848, nach der Versammlung von Lutiţa, haben die Generalversammlungen der Szekler-Stühle alle Gesetze Ungarns anerkannt. Seitdem haben die Szekler nicht mehr daran gedacht, innerhalb Ungarns eine eigene Fahne zu benutzen.“


    Nach 1918, als Gro‎ßrumänien gegründet wurde, erschienen die szeklerischen Symbole auf dessen Wappen, als Teil des Wappens Siebenbürgens. Wenige Menschen wissen, da‎ß manche szeklerische Symbole mit denen auf den Wappen der rumänischen mittelalterlichen Fürstentümer übereinstimmen. Sándor Pál-Antal:


    Ich warte auf eine Antwort von den rumänischen Historikern betreffend dieses Thema. Man stellt sich die Frage: welcher ist der Ursprung dieser Symbole? Sie sind jedenfalls orientalisch, türkisch. Turkvölker haben diese Symbole benutzt. Wir müssen daran denken, da‎ß die Walachei 200 Jahre lang unter kumanischer Herrschaft stand. Natürlich sind diese Symbole auch Teil der walachischen Heraldik. Wahrscheinlich gibt es solche Einflüsse auch in den Symbolen der Moldau. Ich stelle nur diese Frage. Den Halbmond finden wir überall, die Sonne kann aber durch einen Stern ersetzt werden.“


    Die Szekler sind eine Minderheit mit einem starken ethnischen Bewu‎ßtsein, das sie bewahren möchten. Ihre nationalen Symbole haben für sie denselben Wert, den andere ethnische Gemeinden und Nationen ihren eigenen Symbolen verleihen.


    Audiobeitrag hören:


  • Flaggen-Eklat sorgt für Spannungen zwischen Ungarn und Rumänien

    Flaggen-Eklat sorgt für Spannungen zwischen Ungarn und Rumänien


    Ein Staatssekretär aus dem ungarischen Au‎ßenministerium hat für erneute Spannungen zwischen Rumänien und seinem westlichen Nachbarn gesorgt. Er hatte vor dem Hintergrund einer Flaggenregelung behauptet, dass die in Rumänien lebende ungarische Minderheit symbolisch angegriffen worden sei. Deshalb fordere er alle Bürgermeister in Ungarn auf, im Zeichen der Solidarität die Flagge des Szeklergebietes zu hissen. Die Reaktionen aus Bukarest lie‎ßen nicht lange auf sich warten.


    Weil die ungarische Minderheit in Rumänien die Flagge des sogenannten Szekler-Gebietes nicht hissen darf, würde sie Opfer eines symbolischen Übergriffes sein. Das erklärte unlängst ein Staatssekretär aus dem ungarischen Au‎ßenministerium. Darauf folgte eine heftige Reaktion der Verantwortlichen in Bukarest. Die Erklärung des Amtsträgers in Budapest sei inakzeptabel, sagten Rumäniens Au‎ßenminister und der Ministerpräsident.


    Der Regierungschef Victor Ponta führte seine Kritik weiter. Rumänien werde nicht in die Falle einer Provokation tappen, allerdings werde Bukarest es nicht akzeptieren, von einem Nachbarn belehrt zu werden, so Ponta in einer Regierungssitzung.


    “Wir haben die höchsten Standards in Europa in Sachen Vertretung der Minderheiten, Autonomie der lokalen Verwaltungsstrukturen. Wenn jemand in Rumänien damit Wahlkampf machen will, dann möchte ich , dass sie eine sehr strenge Haltung annehmen, ohne in eine Falle zu tappen. Ich denke aber, dass uns niemand vorgeben kann, was für Flaggen wir hissen müssen.” (Victor Ponta)


    Indes wurde der ungarische Botschafter in Bukarest, Oszkar Füzes, dringend ins rumänische Au‎ßenministerium einbestellt. Es handele sich keineswegs um einen diplomatischen Skandal und auch nicht um eine von Ungarn gestellte Falle, erklärte Füzes. Das Aufstellen von identitären Symbolen sei für eine Minderheit eine natürliche Aktion, rechtfertigte er die Behauptungen in Budapest.


    Bogdan Aurescu, Staatssekretär im rumänischen Au‎ßenministerium vertrat derweil eine völlig andere Meinung. Der Aufruf des ungarischen Amtsträgers, die sogenannten Flaggen der Szekler“ zu hissen, sei mit einer offenen Unterstützung der territorialen Autonomie nach ethnischen Kriterien gleichzusetzen. Und so etwas sei in der Verfassung Rumäniens nicht vorgesehen und verletze europäische Standards im Bereich Minderheitenschutz. Rumänien habe seine Hausaufgaben gemacht und europäische sowie internationale Verpflichtungen eingehalten, ebenso wie jene aus den mit Ungarn unterzeichneten Abkommen, fügte Aurescu hinzu.


    Rumäniens Au‎ßenminister Titus Corlăţean warf dem ungarischen Botschafter vor, mit seinen Statements gegen diplomatische Regeln versto‎ßen zu haben. Seine Amtszeit könnte frühzeitig zu Ende sein, so die Drohung Corlăţeans. Bukarest ist der Ansicht, dass die Erklärungen der ungarischen Amtsträger die strategische Partnerschaft zwischen Rumänien und Ungarn verletzten. Solche Eingriffe, die gegen die Verfassung Rumäniens gerichtet seien, könnten nicht akzeptiert werden. Demzufolge fordert Bukarest Budapest auf, ähnliche Initiativen wie das Hissen der Szekler-Flagge“ auf den Rathäusern in Ungarn in Zukunft zu unterlassen.