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  • Shooting Stars 2014: rumänische Schauspielerin Cosmina Stratan in Berlin geehrt

    Shooting Stars 2014: rumänische Schauspielerin Cosmina Stratan in Berlin geehrt

    Die Schauspielerin Cosmina Stratan wurde als rumänischer Shooting Star ausgewählt. Das Programm Shooting Stars — Europes Best Young Actors“ wird den Nachwuchstalenten gewidmet; dieses Jahr sollen die jungen europäischen Schauspielerinnen und Schauspieler zwischen dem 8. und dem 10. Februar bei der Berlinale geehrt werden. Im Laufe der Zeit hat das Programm talentierte Nachwuchsschauspieler wie Rachel Weisz, Daniel Craig, Carey Mulligan, Mélanie Laurent der Öffentlichkeit bekannt gemacht und ihre Karriere gefördert. Ana Ularu, Dragoş Bucur, Maria Popistaşu und Ada Condeescu sind die rumänischen Schauspieler, die sich bislang der Chance erfreut haben, für das besagte Programm ausgewählt zu werden.



    2012 wurde Cosmina Stratan zusammen mit Cristina Flutur bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Preis für die beste weibliche Darstellerin für ihre Rollen in der Produktion von Cristian Mungiu După dealuri“ (Beyond the Hills“) ausgezeichnet. Das Drehbuch von Cristian Mungiu fu‎ßt auf den veröffentlichten Recherchearbeiten der rumänischen Journalistin Tatiana Niculescu Bran, die den sogenannten Fall Tanacu, ein wahres Geschehnis, dokumentiert. Im Kloster Tanacu, im ostrumänischen Vaslui, war 2005 eine 23-jährige Frau bei einem exorzistischen Ritual zu Tode gekommen. An dem Ritual beteiligten sich ein Priester und vier Nonnen. Der Film erzählt die Geschichte der 25-jährigen Alina, die aus Deutschland ins Heimatland zurückkehrt, um ihre Freundin Voichiţa, mit der sie zusammen im Waisenhaus aufgewachsen ist, nach Deutschland zu holen. Voichiţa war aber mittlerweile in ein Kloster eingetreten und will ihr Leben nicht ändern.



    Der Film feierte bereits vor zwei Jahren seine Premiere, die Hauptdarstellerin Cosmina Stratan spricht heute noch von der engen Beziehung, die sie zur von ihr verkörperten Gestalt und zum Filmteam entwickelt hatte:



    Ich habe kaum gemerkt, dass schon zwei Jahre seit der Filmpremiere vergangen sind. Wenn der Winter kommt, erinnere ich mich am stärksten an diesen Film, weil die Dreharbeiten in der Winterzeit stattfanden. »Hinter den Hügeln« ist mein wichtigster Referenzpunkt, und es ist nicht ausgeschlossen, dass es auch weiterhin so bleibt. Der Streifen ist mein erster Spielfilm, und für mich war es sehr wichtig, mit dem Regisseur Cristian Mungiu zusammenzuarbeiten. Das ist meine Bestleistung als Darstellerin, und ich wei‎ß nicht, ob ich sie wiederholen oder übertreffen kann.“




    Der Preis für die beste weibliche Rolle bei den Filmfestspielen in Cannes hat die rumänische Schauspielerin überrascht. Des weiteren kommt sie erneut zu Wort mit Einzelheiten über die Nominierung unter den diesjährigen Shooting Stars und ihren nächsten Film:



    Der Unterschied zwischen meiner Teilnahme am Filmfestival in Cannes und an der Berlinale liegt darin, dass ich mir diesmal gewünscht habe, für das Programm »Shooting Stars« ausgewählt zu werden. Es ist eine riesige Chance für jeden Nachwuchsschauspieler, sich daran zu beteiligen, weil man somit die Gelegenheit hat, mit Filmproduzenten, Casting-Verantwortlichen, Filmagenten, Regisseuren Kontakte zu knüpfen. Mein nächster Film soll im Frühjahr in Berlin gedreht werden. Es handelt sich um den ersten Spielfilm eines deutschen Regisseurs. Ich spiele die Hauptrolle, darf aber den Filmtitel noch nicht verraten.“




    Nachwuchsschauspieler wünschen sich als erstes vor allem, dass ihre Namen in der Besetzung einer Superproduktion erscheinen. Für Cosmina Stratan spielt hingegen das Drehbuch eine äu‎ßerst wichtige Rolle. Die Bewunderung für den berühmten Filmemacher Cristian Mungiu und das Drehbuch haben die junge Schauspielerin überzeugt, die Rolle in der besagten Produktion anzunehmen:



    Mich interessiert insbesondere die Handlung. Die Handlung und die Gestalten. Selbstverständlich ist es auch entscheidend, wenn ich bei der Rollenverteilung eine bestimmte Beziehung zum Regisseur aufbauen kann, es ist sehr wichtig für mich als Darstellerin, wenn ich auf der gleichen Wellenlänge mit dem Regisseur bin. Und das kann man von Anfang an merken. Diese Aspekte sind für mich entscheidend, wenn ich einen Film auswähle oder wenn ich ein Rollenangebot bekomme. Weder das Budget des Films noch die Besetzung oder die Förderung und die Werbung um den Film spielen für mich eine Rolle. Sollten meine Kriterien erfüllt werden, dann mache ich gerne mit.“




    Cosmina Stratan ist in Rumänien nicht nur als talentierte Filmdarstellerin, sondern auch als Theaterschauspielerin bekannt. Das Theater ist eigentlich der Grund, warum sie ihr Heimatland nicht verlassen würde:



    Ich würde mich nicht in einem anderen Land niederlassen. Das stellt für mich keine Option dar, weil ich Theater spielen will. Es ist schwer, in einer anderen Sprache als der Muttersprache Theater zu spielen.“




    Das Programm Shooting Stars, das dieses Jahr bereits zum 17. Mal stattfindet, wird von der European Film Promotion (EFP), einer Organisation zur weltweiten Förderung und Bewerbung des europäischen Films, in Zusammenarbeit mit EFP-Mitgliedorganisationen, darunter auch mit dem Verband für Förderung des rumänischen Films, organisiert. Die Auszeichnung wird während der Berlinale vergeben. Ihr Ziel ist, junge, aufstrebende Schauspieler aus Europa einer gro‎ßen Öffentlichkeit sowie Filmproduzenten bekannt zu machen, um deren Karrieren und den europäischen Film zu fördern.



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  • Die Wanderakademie Andrei Şerbans

    Die Wanderakademie Andrei Şerbans

    Die Theaterkritikerinnen Monica Andronescu und Cristiana Gavrilă haben den Band Academia Itinerantă Andrei Şerban — Cartea Atelierelor“ (Die Wanderakademie Andrei Şerban — das Buch der Workshops) koordiniert. Der Band wurde von vom Nemira-Verlag herausgegeben. Bei der Buchlancierung sagte die Thetarerkritikerin Monica Andronescu folgendes:



    Ich glaube, dass ein derartiges Buch einzigartig in Rumänien ist. Wir brauchten so ewas, es war notwendig, ein einzigartiges Phänomen, ein besonderes Phänomen wie dieses zu dokumentieren.“




    Die Geschichte dieses Buchs lautet folgenderma‎ßen: Der Regisseur Andrei Şerban hat im Jahre 2007 zusammen mit der Direktorin des Rumänischen Kulturinstitutes in New York, Corina Şuteu, Theaterwerkstätten für Jugendliche unter dem Namen Academia itinerantă“ (Wanderakademie“) organisiert. Andrei Şerban erklärte, daran konnten sich nicht nur Schauspieler, Regisseure, Musiker beteiligen, sondern auch Jugendliche, die andere Berufe hatten. Das Buch rekonstruiert das geheimnisvolle Bild der Akademie von Andrei Şerban aus Fragmenten.




    Bei der Buchlvorstellung versuchte der Regisseur das Magische zu entdecken:



    Was fehlt uns? Was brauchen wir? Derartige Fragen waren die Quelle dieser Workshops. Wir arbeiten in unterschiedlichen Bereichen, einige im Theater, andere vielleicht in ganz verschiedenen Sparten, jedem fehlt etwas oder er braucht etwas. Gleichzeitig aber finden wir uns alle in dem Wunsch wieder, etwas zu suchen. Die Werkstätten waren für uns alle eine Flucht. Genauso wie die Gestalten aus Shakespeares »Wie es euch gefällt«, die die Stadt verlassen, um in dem Wald zu leben, weil sie den Druck der Gesellschaft nicht mehr aushalten konnten.“




    Die bis jetzt organisierten Werkstätten fanden in Plopi, Horezu, Ipoteşti und Mogoşoaia statt. Die Werkstatt in Plopi hatte als Ausgangspunkt das Buch Spovedanie la Tanacu“ (Die Beichte von Tanacu“) von Tatiana Niculescu-Bran und hatte als Ergebnis eine Aufführung auf der Bühne des bekannten Theaters La MaMa“ in New York. Andrei Şerban dazu:



    Die erste Werkstatt im Apuseni-Gebirge war ein Versuch, zueinander zu finden. Menschen, die sich vorher nicht kannten, Schauspieler, Musiker, Maler und Schriftsteller sollten 10 Tage lang zusammen wohnen, um zu sehen, ob sie etwas Gemeinsames entdecken können. In diesem Fall haben wir versucht, das Buch von Tatiana Niculescu-Bran zu erleben. Die zweite Werkstatt in Horezu fu‎ßte auf Brîncuşis Werk. Die Schauspieler, die sich bis dahin untereinander nicht kannten, wurden zu einer Familie. Wir trafen uns ganz früh am Morgen, um zu proben. Am Mittag a‎ßen wir gemeinsam. Anstatt dass wir kleine Gruppen bildeten, mussten wir alle ganz aufmerksam sein. Wir mussten aufpassen, wenn jemand Brot oder Salat verlangte, wenn jemand kein Wasser hatte. Die Idee war, nicht nur für mich allein und schnell zu essen, so wie ich es gewöhnlich tue, sondern es mit viel Aufmerksamkeit, Ruhe und Respekt gegenüber den anderen zu tun.“




    Im Mittelpunkt der Werkstatt von Ipoteşti, dem Geburtsort, des rumänischen Nationaldichters, stand natürlich Eminescu mit seinen Gedichten und seinem Leben. In Mogoşoaia waren es Caragiale und Shakespeare. Es ist sehr kompliziert, die Essenz dieser Treffen in einem Buch zusammenzufassen. Monica Andronescu erläutert, wie das Buch Academia Itinerantă Andrei Şerban — Cartea Atelierelor“ strukturiert ist:



    Das Buch enthält Erinnerungen, Erzählungen, Gespräche und Essays. Nachdem man dieses Buch liest, bleibt man mit dem Eindruck, dass es dort eine Schule gibt, in der dir beigebracht wird, wie du leben sollst, wie du im Theater leben und Theater spielen sollst. Und das ist sehr bedeutend. Es folgt der Text von Corina Şuteu. Danach brachte ich die erste Wanderakademie in den Vordergrund, die ein andes Schicksal hatte, und zwar diejenige, die als Ausgangspunkt das Buch ‚Spovedanie la Tanacu‘ (‚Die Beichte von Tanacu‘) von Tatiana Niculescu-Bran hatte. Dann folgen die Erinnerungen der Workshop-Teilnehmer, die in Horezu, Mogoşoaia und Ipoteşti waren. Das Buch endet mit einem anderen Text von Andrei Şerban.“




    Unter den Erinnerungen zählen auch jene des Schauspielers Marius Manole, der bei der Buchlancierung folgendes erzählt hat:



    Ich kam mit Andrei Şerban in Horezu zusammen. Es war ein Workshop, den ich persönlich nie vergessen werde. Es war einer der schönsten Momente, die ich im rumänischen Theater verbracht habe. Es scheinen gro‎ße Worte zu sein, doch der Workshop in Horezu war für mich eine Offenbarung. Ich hatte mein Vertauen in das Theater verloren, ich glaubte, es geschieht nichts mehr so, wie ich mir es gewünscht hatte. Hierher kamen zahlreiche begabte Schauspieler aus dem ganzen Land. Man hat uns bewiesen, dass ein Schauspieler eine riesige Arbeitskraft hat. Er kann früh aufstehen und bis spät in die Nacht arbeiten. Man kann eine Aufführung in 5-6 Tagen auf die Beine stellen. Unsere Phantasie ist unbegrenzt, nur muss sie jemand zum Aufblühen bringen. Ich werde nie mehr glauben, dass eine schlechte Aufführung die Schuld des Schauspielers ist.“




    Zum Schluss ein Statement von Andrei Şerban über den Kern seiner Wanderakademie:



    Diese Werkstätten können für die Jugendlichen eine neue Etappe, eine offene Tür zu einer neuen Bildung sein, die keiner von uns hatte. Die Workshops funktionieren wie ein Wecker. Matisse sagte über die Kunst, sie sei ein bequemer Sessel. Anders gesagt ist sie wie eine Droge. Man hat alle Chancen, dabei einzuschlafen oder passiv zu werden. Das Theater ist heutzutage leider ein Beruhigungsmittel, das dich zum Einschlafen bringt. Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Dieser Schläfrigkeit müssen wir uns entziehen!“



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