Tag: Tarpesti

  • Târgu Neamţ – die Burg Stefan des Großen

    Târgu Neamţ – die Burg Stefan des Großen

    Unsere heutige Reise geht wieder einmal in die Moldau, nämlich nach Târgu Neamţ. Die Stadt liegt im Neamţului-Tal, am Ufer des Flusses Ozana, in einer Höhe von 350-450 m über dem Meeresspiegel. Die Kreishauptstadt Piatra Neamţ liegt in einer Entfernung von 45 Km von Târgu Neamţ, wobei die Stadt Suceava etwa 85 Km nördlich der Stadt liegt. Târgu Neamţ ist eine alte Stadt, sie wurde erstmals zwischen 1387-1392 urkundlich erwähnt. Die Stadt wurde parallel mit der Errichtung der Burg Neamţ im Auftrag des Fürsten Petru Muşat I. ausgebaut.



    Wie Sie wohl ahnen, schlagen wir Ihnen einen ersten Stopp bei der Burg vor. Ioan Butnariu ist der Kurator der Burg Neamţ. Er lieferte uns mehr Einzelheiten zur Geschichte der Festung:



    Die Burg wurde in Form eines Vierecks mit vier ungleichen Seiten errichtet. An jeder Ecke des Vierecks stand einst je ein Verteidigungsturm. Heute sind nur noch Ruinen zu sehen, doch mit ein bisschen Fantasie können Sie sich vorstellen, wie die Burg in der Vergangenheit aussah. Stefan der Gro‎ße lie‎ß einen über elf gemauerte Pfeiler führenden Brückenzugang errichten. Vermutlich waren die elf Pfeiler durch Steinarkaden untereinander verbunden. Der höchste Pfeiler war 40 m hoch. Eine einmalige Brücke unter den moldauischen Burgen, würde ich sagen.“




    Die Festung wurde zuletzt 2007-2008 saniert. Ioan Butnariu, der Kurator der Burg, mit mehr Einzelheiten dazu:



    21 Räume können derzeit besucht werden. In den Räumen können auch verschiedene Exponate besichtigt werden. Manche sind Originalteile, andere Replikate. Wir haben uns bemüht, so viel wie möglich nachzubauen. Die Burg Neamţ ist immer noch eine Ruine, doch kann man nun die Umrisse einer Kuppel oder eines Raums erkennen. Es wurden nämlich mehrere Mauern nachgebaut. Im Saal des Gro‎ßen Rates sind mehrere Holzelemente zu sehen, allerdings stammt das Holz nicht aus dem Mittelalter. In den Schaufenstern können Speer- und Pfeilspitzen, verschiedene Keramikteile, Replikate alter Kirchenbücher bewundert werden. An den Wänden hängen Schilder mit Erläuterungen zur Geschichte der Burg sowie zur Entwicklung der Moldau im Mittelalter. Die Besucher können Replikate von Waffen sehen, mit denen Stefan der Gro‎ße kämpfte. Sein Originalschwert ist im Geschichtsmuseum in Istanbul ausgestellt, er wurde nämlich als Kriegsbeute nach einer Schlacht mitgenommen. In einem weiteren Schaufenster ist eine mittelalterliche Ritterrüstung ausgestellt. Allerdings gehörte sie einem polnischen Ritter. Die rumänischen Krieger trugen ungerne derartige Panzerungen, denn sie waren sehr schwer, sie wogen um die 40 Kg.“




    Au‎ßerdem kann eine fürstliche Schlafkammer, eigentlich eine Geheimstube, besichtigt werden. Dazu hatten nur die höher gestellten Adligen Zugang, um sich mit dem Fürsten zu beraten. Wachsfiguren warten hier immer noch auf den moldauischen Fürst. Die Küche steht bereit, als ob ein königliches Fest zuzubereiten wäre. Die volle Vorratskammer und das Gefängnis mit Gefangenen ergänzen die Reise zurück in die glorreichen Zeiten der Burg Neamţ.



    10 Km südöstlich der Stadt Târgu Neamţ können Sie einen Halt im Dorf Târpeşti machen und die örtliche Ethnografiesammlung Nicolae Popa“ besichtigen. Das Museum wurde 1966 eröffnet und beherbergt mehr als 3000 Exponate: volkstümliche Masken, Steinskulpturen, Holzgegenstände, archäologische Teile, Münzen, Ikonen, traditionelle Werkzeuge, Volkstrachten.



    Unweit befindet sich auch das Gedenkhaus Ion Creangă“ in Humuleşti (heute Vorort von Târgu Neamţ). Das Museum wurde 1954 im Geburtshaus des berühmten rumänischen Schriftstellers eingerichtet. Das Haus, in dem der Schriftsteller aufgewachsen ist, wurde höchstwahrscheinlich 1830 von Petrea Ciubotariul, dem Gro‎ßvater von Ion Creanga, gebaut. Das Museum empfängt seine Besucher in einem typischen Bauernhaus. Neben dem Haus wurde ein thematischer Park eröffnet, in dem die kleinen Besucher den Figuren aus Creangăs Märchen begegnen können.

  • Freilichtmuseum in Târpeşti: Tradition und Geschichte auf moldauische Art

    Freilichtmuseum in Târpeşti: Tradition und Geschichte auf moldauische Art

    Heute reisen wir in den Nordosten Rumäniens, in eine Gegend mit traditionellen moldauischen Dörfern und Klöstern im Kreis Neamţ. 10 km südlich von der Stadt Târgu Neamţ liegt das Freilichtmuseum Târpeşti, das 1964 von Neculai Popa gegründet wurde. Elena Rotaru Popa, die Tochter des Künstlers Neculai Popa, der das Freilichtmuseum in Târpeşti gegründet hat, erzählt uns nun die Geschichte des Museums:



    Das Museum ist eigentlich eine komplexe Privatsammlung. Es bringt Exponate aus der frühen Steinzeit sowie Werke der naiven Malerei zusammen. Mein Vater war 70 Jahre lang Kirchensänger. Er besuchte die Schule in Piatra Neamţ und hatte die Chance, den Gründer des Geschichte- und Archäologiemuseums in Piatra Neamţ, den Pfarrer Constantin Mătase als Geschichtelehrer zu haben. Dieser erweckte bei ihm die Leidenschaft für Geschichte und Archäologie. So kam er auf die Idee, ein eigenes Museum zu gründen. Neculai Popa hat in den naheliegenden Dörfern mehrere vorgeschichtliche Spuren entdeckt. Die Ausgrabungen dauerten rund 20 Jahre. Man hat bedeutende Gegenstände gefunden. Ein Beispiel ist das dritte Idol des Denkers aus der Jungsteinzeit. Mein Vater begann erst mit 40 Jahren in Stein und Holz zu schnitzen. Er wollte den Archäologen helfen, die Idole ganz auszugraben, weil den meisten originellen Idolen ein Teil fehlt. Mein Vater hat nachgeahmt und die Archäologen haben sich amüsiert. Sie sagten ihm, die Kopien haben keinen historischen Wert. Er könne aber Bildhauereien schaffen, weil er begabt sei. Seine Werke waren überall in der Welt zu sehen. Sein Museum wurde von zahlreichen Ausländern besucht. Er hat den Hof und das Tor mit seinen eigenen Werken geschmückt.“




    Während wir mit unserer Gastgeberin sprachen, stiegen wir den Hügel vor dem Haus hinauf. Die Obstbäume hatten Blüten und es roch nach Gras. Verschiedene Bildhauereien säumen den Weg zum Eingang, darunter die betende Frau, die Gruppe Horea, Cloşca und Crişan, Rotkäppchen. Als wir die Hügelspitze erreichten, wurden wir in ein Holzhäuschen eingeladen, das 1867 erbaut wurde. Elena Rotaru Popa dazu:



    Das Haus gehörte einer reicheren Bauernfamilie. Es wurde im charakteristischen moldauischem Stil gebaut. Der Balkon ist mit Masken, die von meiner Mutter hergestellt sind, verziert. Mein Vater hat ihr beigebracht, Masken anzufertigen, und sie bewahrte diese alte, vorchristliche Tradition. Meine Eltern haben zehntausende Masken für Weihnachten und Neujahr hergestellt. Sie haben das Haus mit den traditionellen Gegenständen und Möbelstücken bewahrt. Die Besucher können heute zahlreiche Bildhauereien bewundern. Mein Vater wollte alles behalten, er wollte nichts wegwerfen. Wenn etwas nicht mehr nützlich war, dann fand er eine andere Verwendung dafür.“




    Die mehr als 3.000 Exponate des Museums in Târpeşti sich nach Themenbereiche gruppiert. Dazu gehören archäologische Fundstücke, die Münzensammlung, die Sammlung Lokale Ethnographie“, die Ikonensammlung, die Sammlung rumänischer naiver Malerei und die Sammlung naiver Bildhauerei von Neculai Popa. Die Sammlungen sind in 12 Zimmern ausgestellt. Die Besucher können Maskenaufführungen sehen und allerlei Masken probieren. Sie können in den Häusern, die im Museumshof stehen, rasten.