Tag: theater

  • Theaterstudentin aus Spanien: „Das Theater kann Mentalitäten ändern“

    Theaterstudentin aus Spanien: „Das Theater kann Mentalitäten ändern“

    Patricia Caso Laviana kommt aus Spanien. In ihrem Heimatland studiert sie seit drei Jahren Theaterwissenschaft an der Escuela Superior de Arte Dramático (ESAD) in Asturien. Zwischen Februar und Juni studiert Patricia mit einem Erasmus-Programm an der Nationalen Hochschule für Theater und Film I.L. Caragiale“ in Bukarest. Wie sie sich für das Programm und für Bukarest entschied, erläutert Patricia in den folgenden Minuten:



    Eine Erasmus-Erfahrung wollte ich als Studentin nicht verpassen, ich hatte die Wahl zwischen Portugal, Canterbury in Gro‎ßbritannien und Rumänien. Ich wählte Rumänien aus, weil ich mir sicher war, dass mir dieses Land eine neue und einmalige Erfahrung bieten wird. Rumänien liegt zudem geographisch in der Nähe von drei Staaten, die ich besuchen möchte. In meinem Bekanntenkreis hatten mir viele davon abgeraten, mich für Rumänien zu entscheiden, aber ich habe meinen eigenen Gefühlen vertraut und ich fühle mich wirklich wohl hier. Einige Spanier sind der Ansicht, dass Rumänien nur von Roma bewohnt wird, aber das stimmt nicht. Die Berichterstattung über Rumänien in den spanischen Medien ist leider meist negativ, ich teile aber eine andere Meinung, denn ich habe dieses Volk kennengelernt. Die Rumänen sind nett, anständig und in mancher Hinsicht viel offener als die Spanier, so zum Beispiel gegenüber Ausländern.“




    Patricia Caso Laviana hat das Land noch nicht bereist, au‎ßer Bukarest, hat sie aber auch die Studentenstadt Cluj (Klausenburg) und das südrumänische Târgoviște besucht. Über das Studentenleben in Bukarest sagte unsere Gesprächspartnerin:



    Ich glaube, dass hier, an der Fakultät, wo ich studiere, die Schule ernst genommen wird. In Spanien zeigen die Studenten hingegen weniger Interesse am Studium. Hier genie‎ßt man als Student mehr Wahlfreiheit, man kann über seine eigene Laufbahn schon als Student entscheiden. In Spanien gibt es an der Uni nicht so viel Flexibilität.“




    Doch wie hat sich Patricia für Theater- und Filmkunst entschieden?



    Mit zehn Jahren bin ich schon auf der Bühne aufgetreten, es handelte sich natürlich um eine Theateraufführung in der Schule. Bei der ersten Probe hat mir meine Lehrerin gesagt, ich sollte Darstellerin werden. Das konnte ich im Laufe der Zeit nicht vergessen und mit 17 Jahren, nachdem ich Naturwissenschaft studiert hatte, habe ich mich an ihre Worte erinnert und sagte mir, warum doch nicht Theaterkunst studieren?“




    Nach Studienabschluss möchte Patricia Caso Laviana Projekte im Bereich soziales Theater entwickeln:



    Ich möchte diese Art von Theater dem spanischen Publikum näher bringen, ich möchte in meinem eigenen Raum Theateraufführungen auf die Bühne bringen, die eine erzieherische und soziale Rolle haben. Es handelt sich um ein Theater, das die Menschen, die Gesellschaft zum Guten ändern kann. Jetzt wei‎ß ich noch nicht, wie ich diese Idee umsetzen soll, ich möchte so ein Projekt zusammen mit zwei Freunden in meiner Heimatstadt im Norden Spaniens, Gijon, starten, und das Projekt im Anschluss auch nach Deutschland bringen. Mit diesem Projekt möchte ich die Mentalität der Spanier ändern. Heutzutage gibt es offene Menschen, aber natürlich auch andere, die eine eher konservative Denkweise haben. Die letzteren sind nicht offen dem gegenüber, was neu und anders ist, aber die Andersartigkeit definiert die heutige Gesellschaft und wir sollten sie akzeptieren. Es gibt viele Spanier, die die Fremden nicht akzeptieren möchten, nur weil sie anders sind. Viele gehen ins Theater nur, weil sie sich einfach ein Theaterstück anschauen möchten, nicht weil sie etwas lernen möchten, ich möchte mich für ein Theater engagieren, das Mentalitäten ändern kann.“

  • Hermannstädter Theater „Radu Stanca“ für mehrere Preise des Theaterverbandes nominiert

    Hermannstädter Theater „Radu Stanca“ für mehrere Preise des Theaterverbandes nominiert

    Jenseits der Preise ist das, was zählt, die Emotion, die jeder Zuschauer bei einer Theateraufführung erlebt“ — sagt der Intendant des Internationalen Theaterfestivals im südsiebenbürgischen Sibiu (Hermannstadt) und Intendant des Nationaltheaters Radu Stanca“, Constantin Chiriac. Unlängst hat der Nationale Theaterverband die Nominierungen für die diesjährige Gala bekanntgemacht. Das Event, das renommierte Gäste der rumänischen und internationalen Theaterszene nach Cluj (Klausenburg) bringt, findet dieses Jahr im Monat Mai statt. Das Nationaltheater Radu Stanca“ aus Sibiu tritt 2019 mit vier Nominierungen auf: die Bühnenbilderinnen Andreea Tecla und Mădălina Niculae wurden für die Aufführung R.U.R. (Rossum’s Universal Robots)“ der deutschen Abteilung des Staatstheaters in Hermannstadt in der Kategorie Bestes Debüt“ nominiert.



    Silviu Purcăretes neueste und dem japanischen Kabuki nachgebildete Inszenierung Die Geschichte der unanständigen Prinzessin“ (rum. Povestea prințesei deocheate“), die im Juni 2018 in Hermannstadt uraufgeführt wurde, steht auf der Liste der besten Aufführungen. Dragoș Buhagiar, Bühnenbildner der besagten Inszenierung, wurde als Kandidat der Preiskategorie Bestes Bühnenbild“ aufgestellt. Ofelia Popii als Doppelinterpretin der Figuren Seigen“ und Shinnobu Sota“ im selben Theaterstück wird von der Jury des Verbands der Rumänischen Theatermacher als Preiskandidatin für die beste Schauspielerin in einer Hauptrolle berücksichtigt. Constantin Chiriac, Intendant des Theaters Radu Stanca“, kommt zu Wort mit Einzelheiten:



    Alle Preise und Auszeichnungen sind natürlich ein guter Grund, stolz zu sein. Für gro‎ße Künstler, die nicht nur an das Heute denken, stellen sie aber keinen Grund zum Dasein dar. Das wichtigste ist, dass sie unsterblich sind, sie sind die Ewigkeit. Ich glaube, dass die Ewigkeit in jedem von uns zu finden ist. Genauso wichtig finde ich, dass das Nationaltheater Sibiu die rumänisch-französische Kultursaison am »Théâtre de la Ville« eröffnet und dort sieben Aufführungen mit drei verschiedenen Inszenierungen auf die Bühne gebracht hat. Wir planen auch andere Aufführungen in Frankreich. Wir brauchen mehrere Künstler, die einen Dialog zwischen der rumänischen und den ausländischen Kulturen schaffen.“




    Die Arbeit des Teams des Internationalen Theaterfestivals in Sibiu läuft auf Hochtouren. Derzeit werden die Verträge für die Auflagen 2020 und 2021 unterzeichnet. Die renommierten Gäste aus der internationalen Theaterszene müssen rechtzeitig eingeladen werden. Bis zur Pressekonferenz am 4. April in Bukarest soll feststehen, welche Aufführungen auf dem Programm des diesjährigen Festivals in Sibiu stehen. Wenn man Constantin Chriac über den Schlüssel zum Erfolg fragt, spricht er über sein Team, über Freiwillige und Gemeinschaft:



    Sehr wichtig finde ich, jedes Jahr ein neues Publikum anzuziehen. In Sibiu stehen 121 Aufführungen auf dem Repertoire und genauso viele Preise. Wichtig ist auch, dass es eine Gemeinschaft gibt, die 14% des Haushalts in Kultur investiert. Das finde ich ausgezeichnet.“




    Radio Rumänien ist seit der ersten Auflage vor 26 Jahren Koproduzent der Internationalen Theaterfestspiele in Sibiu.

  • Excelsior: Theater in Buch der Weltrekorde aufgezeichnet

    Excelsior: Theater in Buch der Weltrekorde aufgezeichnet

    Das Excelsior-Theater in Bukarest wurde Ende letzten Jahres im Guinness-Buch der Rekorde erwähnt. Somit wurde es zum ersten rumänischen Theater, der diese Auszeichnung erhielt. Der Eintrag im Buch der Rekorde erfolgte als Anerkennung der grö‎ßten Drehbühne der Welt. Die Bühne wurde extra für die Aufführung des Theaterstücks Vlaicu Vodă“ (Prinz Vlaicu“) von Alexandru Davila gebaut. Die Aufführung war darüber hinaus Anlass für die Nachstellung eines mittelalterlichen Dorfes. Das Dorf wurde in natürlicher Grö‎ße nachgebaut. Die Ingenieure achteten auf jedes einzelne Detail. Somit wurde die faszinierende Welt vor 600 Jahren wieder ins Leben gerufen. Neun Häuser, acht Verteidigungstürme, vier Werkstätte, ein Wirtshaus und eine Kirche — eine Nachstellung der Kirche Sân Nicoară (St. Nikolaus) in Curtea de Argeş –, Volkstrachten und Masken, zahlreiche Musiker (mehrere Instrumentalisten, ein Chor und ein archaisches Orchester), Dorfbewohner, Wächter, Reiter, Handwerker (Töpfer, Gerber, Maler, Holzschnitzer und Weberinnen) trugen zur Nachstellung der einstigen mittelalterlichen Stimmung bei.



    Die besondere Leistung des Excelsior-Theaters schaffte den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Wie es dazu kam, erzählte uns Adrian Găzdaru, der Leiter des Theaters:



    Ich bin davon überzeugt, dass wir die Vergangenheit nicht vergessen dürfen. Daher mein Anliegen, alles, was uns unsere Vorfahren hinterlie‎ßen, unseren Zeitgenossen vor die Augen zu bringen. So kam es zur Aufführung des Theaterklassikers »Vlaicu Vodă«. Die Vorstellung wurde am Bukarester Verfassungsplatz zweimal aufgeführt, nämlich in den Monaten Juni und August. Zu diesem Anlass bauten wir ein mittelalterliches Dorf nach. Denn wir wollten das mittelalterliche Dorf, seine Bräuche und Sitten unseren Zeitgenossen vorstellen. Da es sich um eine sehr gro‎ße Fläche handelte — 4000 Quadratmeter –, überlegten wir zuerst, dass sich die Zuschauer mit der Aufführung mitbewegen sollten, von einer Szene zur anderen. Das wäre allerdings mühsam, für manche Zuschauer sogar unmöglich gewesen. Dabei dachten wir an Menschen mit besonderem Förderbedarf, an ältere Leute. Aber auch die anderen Zuschauer hätten vermutlich ihre Schwierigkeiten mit einem derartigen Konzept gehabt. Um diese Unzulänglichkeit zu beseitigen, dachten wir an eine Drehbühne. Zum Schluss erwies sich, dass wir die grö‎ßte Drehbühne der Welt entworfen hatten. Deshalb wurde sie im Buch der Rekorde erwähnt.“




    Die Aufführung war Teil einer umfangreicheren Veranstaltung, die darauf abzielte, den Zuschauern eine eintägige, komplexe Theatererfahrung nahezubringen. Die Handlung findet im 14. Jahrhundert unter der Herrschaft von Vlaicu Vodă statt. Die Theateraufführung wurde am Verfassungsplatz in Bukarest im Juni und August des vergangenen Jahres dargeboten, so wie unser Gesprächspartner bereits betonte. Darüber hinaus war es aber ein Traum. Dazu Adrian Găzdaru :



    Es ist wichtig, einen Traum zu haben, daran zu glauben. Dieser Traum musste in perfektem Einklang mit der Regie, der Musik, der schauspielerischen Darbietung sein. Wir haben alle ganz fest an der Verwirklichung unseres Traums, der Inszenierung von »Vlaicu Vodă« unter den genannten Umständen, geglaubt. Die Drehbühne war unsere Rettung. Und es hat geklappt!“




    Die zerlegbare Drehbühne hatte ein Gewicht von 45 Tonnen. Für den Transport waren sechs LKW, ausgestattet mit Tragplattformen, notwendig. Die Drehbühne wurde in fünf Wochen gebaut. Vier Tage brauchten die Arbeiter, um sie vor Ort aufzubauen. Adrian Găzdaru lieferte uns mehr Einzelheiten dazu:



    Ich hatte so etwas noch nie erlebt — dass ein Bühnen- und Kulissenelement Beifall erntet. Die Zuschauer waren von der Neuheit des Bühnenbilds überrascht. Ein mittelalterliches Dorf in der Innenstadt von Bukarest hatten sie bislang nicht erlebt. Sie stiegen auf die Drehbühne und versuchten ihre Neugierde zu befriedigen. Der einleitende Teil der Aufführung dauert etwa 20 Minuten. Die Trommler und die Reiter kommen hier unter anderem in Einsatz. Horia Suru führte Regie. Nach dieser ersten Szene ging die Handlung ins Wirtshaus über. Die Zuschauer waren schon von der Handlung gefesselt. Zu diesem Zeitpunkt begann sich die Bühne zu drehen. Der Antrieb wurde gestartet. Als die Leute das Motorgeräusch hörten, erschraken sie kurz. Dann begann sich die Drehbühne zu bewegen und die Zuschauer fingen spontan an zu klatschen.“




    Die Vertreter des Guinness-Buchs der Weltrekorde erkannten den Rekord des Excelsior-Theaters an. Somit erlangte das Bukarester Theater Weltberühmtheit. Diese Anerkennung ist umso wichtiger, da sie in Zusammenhang mit dem Theaterstück Vlaicu Vodă“ gezeigt wurde. Die Aufführung dieses Theaterstücks war ein besonderes Event, das der Hundertjahrfeier Rumäniens gewidmet wurde. Mehr als 700 Künstler und Techniker brachten ihren Beitrag zur Verwirklichung des Projekts. Neben dem Beifall des Publikums ist der Eintrag im Buch der Weltrekorde Anlass für die grö‎ßtmögliche Freude für das Excelsior-Theater in Bukarest. Mit dem Erfolg der Aufführungen hofft Adrian Găzdaru, der Leiter des Theaters, dass künftig mehr Zuschauer ins Theater gelockt werden:



    Das Leben ist schön, vor allem wenn Träume in Erfüllung gehen. Man darf nie den eigenen Traum aufgeben. Viele Leute haben sich gewünscht, die Aufführung, die Drehbühne und das mittelalterliche Dorf zu sehen. Sie bildeten eine Warteschlange vor dem Kartenschalter. Unsere Aufführung war ein totaler Erfolg! Es war uns ein Vergnügen, das Publikum so nahe zu spüren. Wir hoffen, dass dieser Erfolg noch mehr Zuschauer in die Theatersäle des Excelsior-Theaters bringen wird.“

  • Theaterpremiere: Stück von Nae Caranfil im Nationaltheater aufgeführt

    Theaterpremiere: Stück von Nae Caranfil im Nationaltheater aufgeführt

    Einer der erfolgreichsten rumänischen Regisseure, Nae Caranfil, der nach der Wende auch in der Filmbranche gro‎ße Erfolge feierte, kehrt jetzt zum Theater zurück. Mitte Dezember fand beim Nationaltheater Bukarest die Premiere der Aufführung Der stumme Papagei — fast wahre Geschichten über einen beinahe vergessenen Spion“ statt. Die Aufführung basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Nae Caranfil. Der Regisseur sagte über seine Rückwendung zum Theater, 30 Jahre nach seinem letzten inszenierten Stück:



    Der Ursprung dieses Theaterstücks geht auf die Jahre nach der Wende zurück. Es handelt sich um das Projekt eines ganz kostspieligen und komplexen Films, der sich kaum für eine Finanzierung qualifizieren konnte. Nachdem ich das Drehbuch in eine endgültige Form gebracht habe, hat es mir sehr gefallen und ich wollte nicht, dass es in der Schublade vergessen wird. Also dachte ich mir, die beste Möglichkeit, in der ich es nutzen könnte, wäre auf der Bühne. Genau an jenen Tagen bekam ich zufällig einen Anruf von Ion Caramitru, dem Intendanten des Nationaltheaters, der mich fragte, ob ich in die Theaterwelt zurückkehren möchte. Meine Antwort war Ja, aber nur wenn ich eine Aufführung auf die Bühne bringen kann, die für mich als Theatermacher völlig repräsentativ ist. So habe ich eingesehen, was für eine riesige Chance das für mich war, dieses Projekt zu verwirklichen.“




    Der stumme Papagei — fast wahre Geschichten über einen beinahe vergessenen Spion“ basiert auf der Geschichte einer äu‎ßerst geheimnisvollen und faszinierenden Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts. Es handelt sich um Charles d’Éon, bekannt auch als Lia de Beaumont, den französischen Diplomaten, Soldaten, Freimaurer und Degenfechter, der weltweit dadurch berühmt wurde, dass er weite Teile seines Lebens als Frau lebte. Erst eine Leichenschau räumte endgültig die Zweifel über sein tatsächliches körperliches Geschlecht aus.



    Da er geistreich und gebildet war, bewegte er sich in einflussreichen Kreisen und einige seiner Denkschriften erregten die Aufmerksamkeit des Prinzen von Conti, der ihn Ludwig XV. empfahl. Bei beiden entstand die Idee, ihn im Rahmen ihrer Geheimdiplomatie (Secret du roi“) 1756 als Spion nach Russland zu schicken. Er sollte Elisabeth, die Zarin von Russland, treffen und so die brachliegenden diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern befördern. D’Éon erwarb erfolgreich das Vertrauen der Zarin, die mit Ludwig XV. eine Korrespondenz begann. 1757 wurden schlie‎ßlich die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen und Russland zog auf die Seite Frankreichs und Österreichs in den Siebenjährigen Krieg.



    Nae Caranfil schildert in seinem Theaterstück genau diesen Teil der Geschichte des berühmten Spions. Wie er darauf kam, sein Theaterstück auf der Geschichte des französischen Spions zu basieren, erläutert der Theatermacher:



    Seine Geschichte habe ich zufällig wieder entdeckt, als ich »Die Ritter vom Alten Hof« erneut gelesen habe. In einer Fu‎ßnote des Romans von Matei Caragiale werden diese Gestalt und seine Abenteuer kurz erwähnt. Ich war damals in Paris und suchte nach meinem nächsten Thema, das eine gewisse europäische Relevanz haben könnte, so habe ich die Recherche über d’Éon begonnen.“




    Der Regisseur der Produktionen E pericoloso sporgersi“, Asfalt Tango“, Dolce far niente“, Filantropica“, Der Rest ist Schweigen“, Closer to the Moon“, 6,9 auf der Richter-Skala“ hat in seiner Karriere ein besonderes Interesse für die Komödie und ihre Mechanismen gezeigt. Die Aufführung, die er auf die Bühne des Nationaltheaters brachte, weist auch Merkmale einer Komödie auf. Nae Caranfil spricht über die Unterschiede zwischen der Regie eines Films und einer Theateraufführung:



    Ich würde dieses Stück eine elegische Farce nennen. Es handelt sich um die Geschichte von zwei Gestalten: dem Spion und seinem Begleiter, der erste steht für die Elegie, der zweite für die Farce. Ich versuche, in diesem Stück komische Mechanismen zu entdecken, die funktionieren, die geschmackvoll und elegant sind. Ich kann nicht sagen, dass die Arbeit für das Konzept der Aufführung anders als für ein Filmkonzept ist. Ein Theaterstück auf die Bühne zu bringen, ist aber anders. Ich habe mich dabei sehr bequem gefühlt, fast wie in einer Glasglocke, die Welt bewegte sich nicht um mich herum wie auf dem Filmset, der Theatermacher fühlt sich wie in einem Kokon und die Sachen wachsen von selbst.“




    Die Schauspieler Vlad Logigan und Claudiu Bleonţ verkörpern die Hauptfiguren im Theaterstück von Nae Caranfil: den Spion d’Éon und seinen Begleiter Douglas.

  • Theater als Hilfsmittel in der Therapie gegen Depression

    Theater als Hilfsmittel in der Therapie gegen Depression

    Es handelt sich um eine schon lange bekannte Krankheit, die heutzutage immer mehr verbreitet ist. Schuld daran sind die immer komplexeren Herausforderungen der modernen Gesellschaft. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leidet jeder sechste Mensch auf unserem Planeten an Depression. In Rumänien betrug die Zahl der an Depression erkrankten Personen im Jahr 2015 eine Million. Neuere Statistiken gibt es nicht. Lange Zeit sprach man in Rumänien gar nicht über diese Krankheit. Die Psychologin Flori-Ana Buzilă dazu:




    Ich habe gemerkt, dass heute aus sozialer Sicht die Rolle des Psychologen besser verstanden wird. Die Menschen denken öfters an Psychiater und meinen, man muss verrückt sein, um an einen Psychologen zu appellieren. Es kann passieren, dass in unserm Gehirn ein Ungleichgewicht entsteht, das uns aus dem normalen Zustand herausbringt. Unsere Chance ist eine Therapie. Einige Heilmittel können helfen. Die Krankheit kann also geheilt werden. Wenn wir aber keine Ma‎ßnahmen treffen, leidet darunter die Qualität unseres Lebens.“




    Die Depression kann leicht mit der Traurigkeit verwechselt werden. Deshalb muss man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Es gibt Fälle, in denen sich die Betroffenen gar nicht bewusst sind, dass sie an Depression leiden. Sie spüren über einen längeren Zeitraum — mehr als zwei Wochen — Müdigkeit, Energie- und Konzentrationsmangel, Schlaf- und Essstörungen. Flori-Ana Buzilă dazu:



    Diese Symptome können sich über zwei Monate erstrecken. In diesem Moment übernehmen wir die Verantwortung. Wir selbst müssen zum Arzt gehen und uns untersuchen lassen oder betroffenen Nahestehenden eindringlich dazu raten. Ein weiteres Symptom ist die Schwierigkeit, Entscheidungen zu treffen, was den Betroffenen früher einfach fiel. Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit, die Selbstherabsetzung, das Schuldgefühl kommen hinzu. Das kann bis zu selbstzerstörerischen oder suizidalen Gedanken führen. Einige denken sogar, wenn ich Selbstmord begehe, dann werde ich alle Probleme los. Hier müssen Fachkräfte eingreifen. In diesem Moment kann man sich nicht mehr selbst helfen.“




    Das Theater kann eine Hilfe sein. Alexa Băcanu, die als Quelle ihres Theaterstücks das Experiment Schrödingers Katze“ des Physikers Erwin Schrödinger hatte, schrieb einen Text, der denselben Titel trägt. Regisseur war Alexandru Berceanu. Eine Katze ist mit einem Fläschchen Gift in einer Schachtel eingeschlossen. In der Quantenmechanik hei‎ßt es, wenn das Giftfläschchen zerbricht, könnte die Katze gleichzeitig am Leben und tot sein. Wenn wir aber in die Schachtel schauen, dann sehen wir die Katze, die entweder tot oder am Leben geblieben ist. Alexa Băcanu über die Paradoxe des Textes:



    Ich habe Schrödingers Anekdote als Metapher gebraucht: Wenn man an Depression leidet, ist man sowohl tot als auch am Leben. Wir haben versucht, etwas zu tun, um die Menschen darauf aufmerksam zu machen. Unser Team hat auch Therapie gemacht, damit wir alle Einzelheiten kennen.“




    Leider vernachlässige man in Rumänien die psychische Gesundheit mehr als in anderen Ländern, so Alexa Băcanu. Deshalb kann ein Theaterstück ein Warnzeichen sein. Schrödingers Katze“ ist eine Einladung zur Empathie. Alexa Băcanu dazu:



    Manchmal minimalisieren die gesunden Personen das Leiden der anderen, weil man es nicht sieht. Die Depression und die Angstanfälle sind keine offensichtlichen Krankheiten. Es gibt auch physische Symptome, aber nicht immer. Das Theaterstück lädt also zur Empathie ein. Ich hoffe, dass wir das geschafft haben. Die Personen, die leiden, müssen verstehen, dass sie nicht alleine sind. Das Leben geht weiter. Die Lage kann sich verbessern, man muss nur um Hilfe bitten.“




    Die Theaterstück kam gut an. Alexa Băcanu über die Reaktionen der Zuschauer:



    Ich habe mich sehr gefreut, als ich gesehen habe, dass man auch gelacht hat. Wir wollten nicht, dass unsere Zuschauer depressiv werden. Wir wollten mehr Humor. Mehrere Personen haben mir gesagt, dass sie sich im Text wiedergefunden haben. Die Menschen glauben, dass nur sie diese Erfahrungen erleben, und wollen nicht darüber reden und schämen sich, Hilfe zu verlangen. Deshalb haben sich die Zuschauer auch erleichtert gefühlt.“




    Natürlich kann das Theater Therapie und Arzneimittel nicht ersetzen. Es kann aber helfen. Die Psychologin Flori-Ana Buzilă dazu:



    Das Theater hilft, uns bewusst zu werden, dass wir erkennen müssen, dass wir ein Problem haben. Wenn ich ein Theaterstück sehe, in dem die Figuren Sachen sagen und so handeln, dass mir alles bekannt scheint, dann identifiziere ich mich mit ihnen. Und wenn ich wei‎ß, dass diese Gestalten an Depression leiden, so kann ich verstehen, dass es mir genauso geht. Das Theater kann also helfen, aber nicht behandeln. Die Betroffenen müssen die Verantwortung aufbringen und die richtige Behandlung finden.“

  • Theater and Anti-Depression Therapy

    Theater and Anti-Depression Therapy

    While for many
    of us winter celebrations are times of joy, for many others, they are a reason
    to fall deeper into depression. A psychological disease that people have
    suffered from since times immemorial, depression seems to have gained significant
    ground in the modern times, probably because of the many challenges we are
    faced with these days. The situation is rather serious, because, according to
    the WHO, depression is the leading cause of disability worldwide, affecting one
    in every six people. In Romania, one million cases of depression were reported
    in 2015 alone. As there are no other, more recent, statistics, we can only
    imagine its incidence. Still, although for many years Romanians were reluctant
    to talk openly about depression and to seek treatment, the situation seems to
    have changed lately, according to psychologist Flori-Ana Buzila:


    There
    is still reluctance in relation to this matter, but, at the same time, I have
    noticed that the psychologist has started to be more accepted as a social
    figure. People seem to be more open
    towards psychiatrists, but even in such cases there is a lack of understanding,
    because many believe that only crazy individuals should resort to a psychiatrist.
    But it may happen that our brain gets into a state of unbalance that upsets our
    normal functioning, and proper medication may be the only way to come back to
    normal. Otherwise, we may just carry on our shoulders a disease that is
    perfectly curable, but which will get worse unless treated, affecting the
    quality of our life too.


    Depression is characterized
    by symptoms that are common to other diseases as well, such as sadness,
    therefore a physician’s diagnosis is of utmost importance. Still, it often happens
    that the very people who are affected by depression are not aware of what is
    happening to them. They just feel tired and unable to focus for a long period
    of time, and may also experience sleep disorders and loss of appetite. Here is
    Flori-Ana Buzila again:


    These
    symptoms may not disappear for more than two months. When reaching this point,
    we need to be responsible and ask for an assessment, for our own benefit, to
    see if depression is the cause, or to intervene and help a person dear to us
    who may experience such problems. Other symptoms include lack of
    concentration and inability to make
    decisions that were easy to make before. Feelings of worthlessness,
    self-disparagement and guilt (I feel guilty for everything) may expand to contemplation
    of death and suicide, as a solution to escape this painful state. And this is
    where specialized intervention is needed, because it is quite clear that the
    person experiencing such feelings cannot help themselves.


    In order to help
    those affected by depression understand what is happening to them, and
    especially for the healthy ones to empathize with those who suffer, theatre can be of help. Inspired from the
    experiment known as ‘Schrodinger’s Cat’, conducted by the physicist Erwin
    Schrodinger to demonstrate the paradoxes of quantum mechanics, Alexa Bacanu
    wrote a play, with the same title, staged at Unteatru by Alexandru Berceanu. A
    cat is put into a box, together with a closed poison vial. If there is
    radiation in the box, the vial gets
    broken and releases the poison that will kill the cat. According to quantum
    mechanics, if the box is sealed, until it is opened, the cat is both dead and
    alive. Here is Alexa Bacanu about the paradox of her own text:


    I have
    used Schrodinger’s anecdote as a metaphor: when you’re affected by depression
    or anxiety you are both alive and dead. We’ve tried to do something to bring this
    topic into the spotlight. It has also been sort of therapeutic for the artists
    involved in the project to get to understand these problems better.


    In Romania,
    mental health problems are overlooked more than in other countries, says Alexa
    Bacanu. This reality has also been highlighted during the meetings of the focus
    groups used in the documentation stage. A theatre play can bring into the
    spotlight not only a topic that has been neglected, but also the sufferance
    that people around you or even yourself may experience, without being able to understand
    it very well. That is why, Schrodinger’s cat is an invitation to empathy.
    Alexa Bacanu explains:


    Sometimes, healthy people have the tendency to minimize other people’s suffering,
    if it’s not obvious. Depression and anxiety are not obvious. They can have
    physical symptoms, but not necessarily in every case. The play is, indeed, an
    appeal to empathy. We hope it works. Also, it is important for the people fighting
    depression to understand that they are not alone and that it’s not the end of
    the world, although it may seem like it. Truth is, the situation can be
    improved provided that people experiencing it ask for help.


    The idea that
    theatre can be of help has proven to be correct, as Alexa Bacanu told us:


    I was
    happy to see the play stirs laughter among the audience. We did not want to
    make spectators feel depressive, even though we talk about depression. We
    wanted the performance to be funny too. A number of people in the audience told
    me at the end of the play that they had lived some of the experiences
    presented. People think they are the only ones to experience certain things and
    they are ashamed to discuss them or to ask for help. So it’s been a relief for
    many spectators to see that other people are going through the same thing and
    to understand that this condition can be cured.


    Of course,
    theatre cannot replace treatment, but it can help us understand ourselves
    better, psychologist Flori-Ana Buzila says:

    Speaking strictly about theatre, its contribution to depression-related
    problems consist in raising awareness about it. If I see a play in which the
    characters behave or say things that are very familiar to me, if I know that
    certain characters suffer from depression or have symptoms of depression, then
    I understand I’ve been going through the same thing for quite some time. For
    this reason, theatre as an instrument of raising awareness about this problem
    has its role, but it does not treat the disease. So I must act responsibly and
    find the best treatment for myself.



  • Studio: Theaterfestival und internationale Workshops in Târgu Mureş

    Studio: Theaterfestival und internationale Workshops in Târgu Mureş

    Vom 18. bis 25. November 2018 organisierte die Universität der Künste in Târgu Mureş auf den Bühnen der Theater Studio und Studio 2.1 die 4. Auflage des Internationalen Festivals Studio — Treffen der Theaterschulen“. Der Sender Radio Rumänien International war Medienpartner bei dieser Veranstaltung, an der 10 rumänische und ausländische Universitäten teilgenommen haben. Von seiner ersten Auflage hatte sich das Festival vorgenommen, ein Anlass für Freude und ein Treffpunkt der zukünftigen Theaterfachleute zu werden, sagte die Dekanin der Fakultät für Theaterkunst in Rumänischer Sprache von der Universität der Künste in Târgu Mureş, Prof. Dr. Oana Leahu:



    Das Festival war eine Freude für die Organisatoren: Einerseits war es eine Freude für die Lehrkräfte von unserer Universität, den jungen Theaterfachleuten einen Treffpunkt zu bieten, Studenten aus mehreren Universitäten zusammenzubringen und studentische Theaterproduktionen aus rumänischen und ausländischen Universitäten zu sehen. Andererseits war es, glaube ich, auch eine Freude für die Teilnehmer — was könnte für die Theaterstudenten schöner sein, als angehende Schauspieler, Regisseure und Dramatiker aus aller Welt zu treffen und mit ihnen zu diskutieren und zu arbeiten?“




    Bei der diesjährigen Auflage des Festivals Studio — Treffen der Theaterschulen“ präsentierten die Theaterschulen sehr unterschiedliche Produktionen. Prof. Dr. Oana Leahu:



    Jede Theaterproduktion, die ich dieses Jahr beim Festival gesehen habe, hat versucht, mit der Gegenwart Schritt zu halten. In den Universitäten wird kein ‚Konserventheater‘ gemacht. Alle Beteiligten achten auf die jüngsten Entwicklungen der Theaterkunst, und das finde ich extrem wichtig. Die Studenten bemühen sich, sowohl ihre Sprechtechnik und Expressivität als auch ihren Körperausdruck und alle andere Eigenschaften zu entwickeln, um die Qualität ihrer Theaterkunst zu erhöhen. Auch die Wahl der Theaterstücke wird mit jedem Jahr interessanter, vom Figurentheater bis zum Bewegungstheater und Musical — es ist sehr gut, dass sowohl die Studenten als auch die Professoren aufgeschlossen und frisch bleiben.“




    Zusammen mit dem Internationalen Festival Studio — Treffen der Theaterschulen“ organisierte die Universität der Künste in Târgu Mureş zwei weitere Projekte: Transylvania Playwriting Camp“, eine Werkstatt in Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten, und Fabulamundi. Playwriting Europe. Beyond Borders?“, ein europäisches Projekt. Mehr dazu von der Dekanin der Fakultät für Theaterkunst in Rumänischer Sprache von der Universität der Künste in Târgu Mureş, Prof. Dr. Oana Leahu:



    Mit dem Lark Play Development Center in New York arbeiten wir seit 10 Jahren zusammen. »Transylvania Playwriting Camp« findet alle zwei Jahre statt, alle unsere Masteranden im Fachbereich Dramatikschreiben haben die Gelegenheit, daran teilzunehmen. Das europäische Projekt »Fabulamundi« ist eine neuere Partnerschaft, aber ich hoffe auf eine lange und schöne Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern. Dieses Jahr haben wir alle drei Projekte zusammengeschlossen. Und wir haben noch eine Sondersektion dazugenommen, die uns sehr am Herzen liegt — »Focus Regie«. Mit diesem neuen Projekt haben wir vor, Theaterproduktionen von den Regieabteilungen aller Universitäten der Künste in Rumänien in Târgu Mureş zu präsentieren.“




    John Clinton Eisner ist Mitgründer und künstlerischer Leiter des Lark Theaters in New York. Seit 12 Jahren kommt er regelmä‎ßig nach Rumänien und hat in Bukarest und Târgu Mureş gearbeitet. John Clinton Eisner:



    Ich arbeite sehr gern in Târgu Mureş, hier ist das Leben weniger kompliziert, nicht so hektisch wie in Bukarest, und wir können uns darauf konzentrieren, was uns wirklich interessiert. Die Atmosphäre ist sehr entspannt, es entstehen neue Ideen, man spürt keinen Druck. Und die Leute arbeiten sehr intensiv. Am Anfang, als die Universität dieses Projekt gestartet hatte, waren die Teilnehmer eher Regisseure, die noch nicht so viel Erfahrung mit Play Writing hatten. Sie waren etwas zurückhaltend, es dauerte ein bisschen, bis sie ihre Gedanken und Empfindungen zum Ausdruck brachten, aber mit der Zeit fanden sie ihre Stimme. Jetzt, nach mehreren Jahren, ist das Programm stärker und aktiver geworden, die Masteranden sind darauf vorbereitet, über die heutige Welt, über ihre Gedanken und Empfindungen in Bezug auf die Gegenwart und über ihr Dramatikschreiben zu sprechen. Unser Programm hat ein hohes qualitatives Niveau erreicht, wir haben hier sehr interessante Dramatiker, die genau wissen, was sie auf die Bühne bringen wollen.“

  • Motivationsprogramm für Jugendliche: „Ich entscheide, selbst zu entscheiden“

    Motivationsprogramm für Jugendliche: „Ich entscheide, selbst zu entscheiden“

    Filme, Theateraufführungen, Rundtischgespräche, Workshops und Ferienlager für Jugendliche — das waren nur ein paar Aktivitäten, durchgeführt im Rahmen eines Projekts über gesunde Entscheidungen. Ich entscheide, selbst zu entscheiden“ hie‎ß die von einem gemeinnützigen Verein umgesetzte Initiative. Das Projekt wurde durch öffentliche Mittel über das Innenministerium finanziert. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die Antidrogenbehörde. Das Projekt wurde im Rahmen des Programms zur Prävention des Drogenkonsums 2015–2018 entwickelt. Dadurch soll Drogenkonsumenten durch medizinische Versorgung sowie durch psychologische und soziale Beratung geholfen werden. Das Projekt bringt Menschen und ihre Erfahrungen in den Vordergrund.



    Florentina Ciocănea-Petrariu arbeitet beim Verein Beneva. Sie erläuterte uns den Projektnamen:



    »Ich entscheide, selbst zu entscheiden«– dieser Projektname sagt etwas aus über die Möglichkeit, die wir haben, eigene Entscheidungen zu treffen. Unsere Entscheidung war, uns mehr für die Gemeinschaft zu engagieren. Wir erkannten, dass die Jugendlichen gewisse Bedürfnisse haben. Sie fühlen sich häufig unsichtbar, meistens wegen des gesellschaftlichen Drucks. Sie gehen in die Schule, bemühen sich, zu lernen. Aber hierzulande wird gro‎ßer Wert auf die Leistung gelegt. Letzten Endes zählen für die Eltern viel mehr die Noten als alles andere. Deshalb vernachlässigen die Jugendlichen ihre Leidenschaften zugunsten der von der Schule auferlegten Fächer. Wir wollten ihnen zeigen, dass es Menschen gibt, die ihre Träume verfolgt haben und sie wahr werden lie‎ßen. Dass manche ihrer Leidenschaft nachgehen. Mit Erfolg.“




    Das Projekt zielt das darauf ab, die Motivation der jungen Generation zu steigern. Es stellt eine Reaktion auf ein Bedürfnis dar, das vom Projektträger als solches erkannt wurde. Dazu Iulian Văcărean, der Vorsitzende des Vereins Beneva:



    Unser Schulsystem verändert sich ständig. Vor diesem Hintergrund stellten wir fest, dass die Schüler gro‎ßen Wert auf ihre eigenen Entscheidungen legen. Das bleibt bei ihnen hängen. Und eben das versuchen wir durch unser Projekt zu erreichen — wir regen die Jugendlichen an, selbst zu entscheiden, wie sie ihr Leben führen. Wir ermutigen sie, ihren Träumen nachzugehen. Denn die Leidenschaften, die sie in dieser Etappe ihres Lebens erkennen, dauern ein Leben lang an. Unabhängig davon, ob es um Theater, Musik oder Sport geht. Sport, vor allen Dingen, ist sehr wichtig. Denn dadurch bleiben sie gesund und können alle ihre Träume wahr werden lassen.“




    Über die Prävention des Drogenkonsums unterhielten wir uns mit der Polizeibeamtin Paula Frăsinoiu. Sie erzählte uns, welche Projektaktivitäten ihrer Ansicht nach am wirksamsten seien:



    Alle Aktivitäten waren durchaus wichtig. Allerdings hatte für uns als Finanzierungpartner das innerhalb des Projekts aufgeführte Theaterstück die grö‎ßte Aussagekraft. Auch die im Rahmen der Workshops und der Ferienlager durchgeführten Aktivitäten waren sehr spannend: Unterrichtung, Bewusstseinsbildung im Sinne der Förderung eines gesunden Lebensstils.“




    Im Rahmen des Projekts drehten die Jugendlichen auch einen Film. Er wurde sehr gut in den Gymnasien in Rumänien aufgenommen. Mit mehr Einzelheiten dazu Iulian Văcărean, der Vorsitzende des Vereins Beneva:



    Der Film stellt die Geschichte eines Teenagers vor, Cristian Robe, der ein paar Leute kennenlernt, die ihn im Hinblick auf sein künftiges Werden anregen. Diese Menschen sind in der Tat Vorbilder für die heutige Generation. Zwar ist es ratsam, den Leidenschaften nachzugehen, doch das reicht nicht. Die Vorbilder — egal ob es um Musik, Theater oder Sport geht — spielen dabei eine wichtige Rolle. Diese helfen den Jugendlichen, ihr Verhalten anzupassen, zu formen. Und verhelfen ihnen zum Erfolg. Ich will dabei nicht sagen, dass der Erfolg ein Zweck für sich sei. Allerdings wünschen wir uns, in einer schönen Welt zu leben. Und schöne Menschen animieren uns dazu!“




    Wir wollten von Iulian Văcărean noch erfahren, welche die wichtigste Auswirkung des Projekts war:



    Wenn ein Schüler aus der 7. Klasse zu mir kommt und sich vor mir öffnet, mir sagt, er vertraue mir, deshalb würde er mir gerne aus seinem Leben erzählen — dann ist das ist einfach wunderbar. Ein gro‎ßartiges Erlebnis. Oder ein anderes Beispiel: Eine andere Schülerin kam eines Tages zu uns und sagte: ‚Gott sei Dank, dass es Euch gibt! Ihr seid wie ein Licht in unserer Schulr. Die Vorbilder, die ihr uns vorgestellt habt… wir wagten nicht einmal davon zu träumen!‘ Die Tränen sind vielleicht weniger wichtig. Das Gekicher der Schüler, als sie unsere Geschichten hörten, in denen es darum ging, was ihnen zukommen könnte — das erfreute uns. Das Lächeln im Gesicht der Kinder war die wichtigste Errungenschaft unseres Projekts!“




    Mihaela Bebu ist Sozialarbeiterin. Sie arbeitet in der Abteilung zur Eindämmung des Drogenkonsums. Sie wirkte ebenfalls im Projekt mit. Sie meint, es war ein Erfolg und eine durchaus notwendige Initiative:



    Der in unserem Land verzeichnete Drogenkonsum liegt auf dem Niveau des EU-Durchschnitts und weicht nicht beträchtlich davon ab. Wir alle bemühen uns in dieser Hinsicht, nämlich den Drogenkonsum einzuschränken, sowohl öffentliche Institutionen wie auch die Zivilgesellschaft. Ich freue mich, dass die Zivilgesellschaft ihren Beitrag leistet, denn zusammen sind wir viel stärker. Wir wollen diese Partnerschaft fortsetzen und sogar weiter entwickeln.“

  • „Junges Festival in Hermannstadt“: Internationale Theaterfestspiele für neue Zuschauergenerationen

    „Junges Festival in Hermannstadt“: Internationale Theaterfestspiele für neue Zuschauergenerationen

    Das Junge Festival“, das zum vierten Mal am Hermannstädter Gong-Theater für Kinder und Jugendliche unter der Leitung von Theaterdirektor Adrian Tibu, organisiert wird, begann am 2. November mit sechs Veranstaltungen. Eines der Events zog besondere Aufmerksamkeit auf sich. Unter dem Titel Ein Sommernachtstraum“ führten Schauspieler des Flute Theatre aus Gro‎ßbritannien ein Stück nach William Shakespeare für Kinder aus dem Autismus-Spektrum auf. Alle Schauspieler setzten sich zusammen mit den Kindern in einen Kreis und führten zusammen mit ihnen verschiedene Bewegungen durch und wiederholten immer wieder Gesten, Laute und Sätze, die die Kinder nachahmten. Besonders beeindruckt waren die Eltern und Gro‎ßeltern der Kinder, die im Publikum sa‎ßen und sich über die rege Interaktion zwischen Kindern und Schauspielern freuten. Zum Schluss hatten die Kinder so viel Vertrauen, dass sie mit geschlossenen Augen dem Laut eines Glöckchens, das ein Schauspieler führte, folgten. Es war eine sehr gelungene und mitrei‎ßende Veranstaltung und die Kinder waren sichtlich glücklich. Über die Aufführungen im Rahmen des Jungen Festivals von Hermannstadt” erfahren Sie mehr vom Theaterdirektor und Festivalleiter Adrian Tibu:



    Auch mit der diesjährigen Auflage versuchen wir, allen Publikumskategorien, mit denen wir bereits arbeiten, etwas anzubieten, aber gleichzeitig wollen wir neues Publikum fürs Theater »Gong« gewinnen, vor allem Jugendliche. Dieses Jahr hatten wir zum ersten Mal in Rumänien die Theatertruppe »Flute« aus Gro‎ßbritannien, die mit einer Theateraufführung für autistische Kinder und ihre Familien sowie mit einem Workshop für Pädagogen aufwartete. Dann präsentierte zum ersten Mal in unserem Theater die Theatertruppe »Mere Phantoms« aus Kanada eine Installation mit Schattentheater. Für die zwei Festival-Wochenenden haben wir uns zwei Sonderthemen ausgesucht. Am ersten Wochenende gab es Aufführungen mit Theatertruppen aus Frankreich und am zweiten Wochenende haben wir zum Abschluss des Festivals am 11. November das Thema Gastronomie ausgesucht — in den Aufführungen ging es darum, was wir heutzutage essen.“




    Eine Aufführung, die ans Herz des Hermannstädter Publikums ging, war Bambi“ vom Bukarester Theater Excelsior, Regie Attila Vizauer, Choreographie Vava Ştefănescu, Managerin des Nationalen Tanzzentrums. Die Musik stammte vom beliebten, leider zu früh verstorbenen Liedermacher und Schauspieler Ioan Gyuri Pascu. Mehr über das Entstehen dieser bezaubernden Theateraufführung vom Regisseur Attila Vizauer:



    Die erste angenehme Überraschung bereitete uns Ema Stere mit ihrer Bühnenbearbeitung nach dem Roman »Bambi« von Felix Salten, der auch die Grundlage für den bekannten Walt-Disney-Zeichentrickfilm war. Die Bühnenbearbeitung von Ema Stere war aber viel dramatischer, nicht so rosarot und leicht wie der Film. Zum Casting waren mehr als 200 junge Schauspieler gekommen, und Ioan Gyuri Pascu probte und sang mit jedem, um die beste Auswahl zu treffen. Die Choreographin Vava Ştefănescu arbeitete auch sehr intensiv mit den jungen Schauspielern, sie studierten jede Bewegung ein. Ich habe gesehen, wie Vava den Kandidaten vorgeschlagen hat, zusammen einen Wald zu bilden. Unter meinen Augen verwandelten sich die Menschen in Bäume — Bäume, die dem Regen und dem Wind standhalten mussten, die ihre Zweige nach der Sonne streckten, Bäume, die die anderen Lebewesen im Wald unter Schutz nahmen… Da wurde mir klar, wie diese Aufführung aussehen sollte, wir brauchten keine Tierkostüme, die Darsteller sollten auf natürliche Weise, durch Körperbewegungen und durch ihre Stimme alles zum Ausdruck bringen.“




    Wenn die Beschäftigung mit dem, was wir essen, wichtiger wird als die Empathie, wenn die Ernährungsberater immer genau wissen was, wieviel, wann und wie wir essen müssen, wenn jede Auswahl, die wir beim Essen treffen, irgendwie falsch ist, was bleibt uns noch auf dem Teller? Diese Fragen stellt sich die Theateraufführung für Kinder über 12 Jahren und Jugendliche Identic natural“ (Naturidentisch“) der Theater-Gesellschaft Art No More aus Rumänien. Die Schriftstellerin und Journalistin Elena Vlădăreanu und der Regisseur Robert Bălan haben den Originaltext verfasst und inszeniert. Robert Bălan:



    Das Thema Essen hat mich lange beschäftigt, und ich wollte eine didaktische Theateraufführung für Gymnasiasten auf die Bühne bringen, um ihnen zu zeigen, was und wie sie essen sollten. Bei der Dokumentation ist mir aber klar geworden, dass man auf diese Fragen zum Thema Essen keine deutliche Antworten geben kann. Man kann nicht einfach sagen: ‚Das ist gut‘ oder ‚Das ist schlecht‘. So ist eine Art Puzzle mit sehr vielen Meinungen entstanden, mit widersprüchlichen Meinungen von Ernährungsexperten. Die berühmten Bio-Lebensmittel sind nicht immer gut für uns, und die berüchtigten ‚naturidentischen‘ Stoffe sind nicht immer schädlich.“




    Die am besten besuchte Veranstaltung des Jungen Festivals von Hermannstadt“ war die Aufführung Bo“ der Theatertruppe Teater Tre aus Schweden, die sich an Babys und Kleinkinder zwischen 6 Monaten und 2 Jahren richtete. Der Theaterdirektor und Festivalleiter Adrian Tibu dazu:



    Es gibt sehr viele junge Mütter, die mit ihren Babys ins Theater kommen wollen, und für uns ist das eine energiegeladene Erfahrung. Es entsteht eine Art Magie, wenn so viele Babys und kleine Kinder im Theatersaal direkten Kontakt mit der Bühne aufnehmen. Das verleiht uns Kraft, neue Projekte ins Leben zu rufen und ein neuartiges Theater für neue Zuschauergenerationen zu schaffen.“

  • Dance at the 28th National Theater Festival

    Dance at the 28th National Theater Festival

    The National Theater Festival brings to Bucharest, from one year to the next, theater shows as well as dance performances, which are genuine artistic events. The festival is very successful and this years edition had to be extended by one day, for the performance of the famous Nederlands Dans Theater, which closed the festival.



    Gabriela Carrizo co-founder together with Franck Cartier of the famous Peeping Tom Belgian troupe, presented her new work, Moeder/Mother at the current edition of the National Theater Festival. Premiered in 2016, Moeder is the second volume of a trilogy of the Peeping Tom troupe which made its debut with Vader/Father in 2014 and will end with Kind/Child in 2019. Gabriela Carizzos choreographic style is original and easy to recognize, while her stage performances create a strong emotional impact, providing a fresh perspective on the theme she approached. In her works, the artist always starts from the idea of the set design. Space was also very important in the creation of Moeder, Gabriela Carizzo told Radio Romania International.




    Dancer and choreographer Ana Maria Lucaciu left Romania at the age of 12, on a scholarship offered by the National Ballet School of Canada. At present, Ana Maria Lucaciu works in the United States. Throughout the years, Ana Maria Lucaciu has come to Romania a couple of times, yet, after 28 years, this year it was the first time when she danced in front of a Romanian audience. The organizers of the National Theater Festival invited Ana Maria Lucaciu with her dance performance ‘Slightly Off Stage, a show she created jointly with Nathan Griswold. It was the first contemporary dance performance for which Ana Maria Lucaciu created the choreography:



    Ana Maria Lucaciu: As of late, Ive felt there are a couple of things I want to say or try. What I see in the world right now is not what I want to say or do. I drew a lot of my inspiration from the clowning workshops which I took part in. Clowning strips one bare, it reveals what is human and non-human, and I wanted to see if I can achieve that through choreography and through everything I know about dance. I started from the slightly absurd situation, when somebody tells you something, and in support of that they use the phrase ‘they told me that, or ‘they say that or ‘they did that. But who are they? So, this is where it started from. Then I wanted “them to be in charge of the stage. I wanted everything to come from high up, not from us. Everything is ordered. And nothing is as it should be. I liked the idea that we, being on stage, should be subject to an exterior force from outside the stage.



    Romania was represented in the dance section of the Festival by the production “Charity/To_R of Studio M from Sfantu Gheorghe, directing and choreography by Pal Frenak. Imola Marton, director of Studio M:



    Imola Marton: “Pal Frenak told us he wanted to do a show based on the idea of imaginary charity, which can equally be a wedding and alms giving…The production features a situation in between reality and imagination, dwelling on various human relationships and states of mind – loneliness, the inability of getting in touch with another person or with ourselves, conflicts, love, various states of mind from gaiety to the feeling stirred by participation in charity. Pal Frenak creates images focusing on those states of mind. That is why, the show does not have an explicit story, but in a way it is a very lyrical and visual piece.



    As we said earlier, the National Theatre Festival ended with a dance show, presented by Nederlands Dans Theater. It was an event not only for the audiences but also for the members of Nederlands Dans Theater, as choreographer Paul Lightfoot, the artistic director of the company told us: “Its been 12 years since I came here. Coming back to Romania it was very important for me to show the diversity of our work, how incredibly chameleonic the company and the shows we produce can be, as everything we bring over is created in our company. Nederlands Dans Theater presented four shows: “Shoot the Moon by Sol Leon and Paul Lightfoot, “Woke Up Blind by Marco Goecke, “The Statement by Crystal Pite and “Vladimir by Hofesh Shechter.




    The show “Vladimir has recently had its premiere. Hofesh Shechter, one of the most interesting artists in Great Britain, signs not only the choreography but also the music of the show. As theatre critic Oana Stoica said, “the shows of Nederlands Dans Theater were a most appropriate conclusion of the National Theater Festival.


    (translated by: Eugen Nasta)

  • Theaterfestival für junges Publikum in Jassy: Unkonventionelles für Jung und Junggebliebene

    Theaterfestival für junges Publikum in Jassy: Unkonventionelles für Jung und Junggebliebene

    Ziel des Festivals ist, den Appetit der Kinder und Jugendlichen für die Theaterkunst anzuregen und die im Herzen junggebliebenen Theaterliebhaber mit besonderen Aufführungen zu verwöhnen. Mehr dazu von der Festivaldirektorin und künstlerischen Leiterin des Theaters, Oltiţa Cîntec:



    Unser Theaterfestival ist einmalig in Rumänien und in der Region: Wir richten uns an das junge Publikum und damit meinen wir nicht das biologische Alter, sondern das kulturelle Alter, nämlich die Theaterliebhaber, die im Herzen junggeblieben sind und sich für ausgefallene kulturelle Erfahrungen interessieren. Unser ‚junges‘ Publikum besteht aus Theaterinteressierten, die die jugendhafte Dimension ihrer Persönlichkeit ein Leben lang pflegen und entwickeln, egal wie alt sie sind.“




    Ein junges oder junggebliebenes Publikum braucht immer neue Herausforderungen. Dieses Jahr lief das Theaterfestival in Iaşi unter dem Motto Anderssein“. Oltiţa Cîntec dazu:



    Bei jeder Auflage unseres Festivals überlegen wir uns ein anderes Motto, etwas Neues, ein Programm mit originellen, ganz verschiedenen Veranstaltungen in allen Richtungen der Bühnenkunst. Das Programm beginnt um 9 oder 10 Uhr morgens und endet am späten Abend. Jeden Vormittag bieten wir Theater für Kinder, am Mittag und Nachmittag haben wir Events für Theaterfachleute und am Abend laufen Aufführungen für Zuschauer ab 14 Jahren. Das kulturelle Alter unseres Publikums ist aber schwer zu definieren, wir haben Zuschauer im hohen Alter, die ihren offenen, jungen Geist bewahrt haben. Wir bieten ein reiches, abwechslungsreiches Programm mit ungewöhnlichen Aufführungen — Partizipationstheater, dokumentarisches Theater, Leseaufführungen, Stra‎ßentheater und vieles mehr.“




    Die Performancekunst ist auch ein wichtiger Programmpunkt beim Internationalen Festival für das junge Publikum in Iaşi. Dieses Jahr lief die Performance NOK! NOK!“, eine freie Bühnenadaption des Buches Das Jahr des magischen Denkens“ von Joan Didion. Das Projekt ist Teil des Performance-Programms vom Nationalen Museum für Gegenwartskunst in Bukarest. Dramaturgin und Regisseurin ist die Schauspielerin Nicoleta Lefter:



    Zusammen mit der Schauspielerin Flavia Giurgiu, der Videokünstlerin Ioana Bodale und dem Tonkünstler Alexandru Raptiş haben wir eine Performance über die Angst vor der Einsamkeit auf die Bühne gebracht. Wir wollten zeigen, wie tief ängstigend Einsamkeit unter die Haut eines Menschen gehen kann, so dass er schlie‎ßlich keine Reaktionen mehr hat. Begonnen haben wir mit der Situation in dem autobiographischen Buch der amerikanischen Schriftstellerin Joan Didion. Didion beschreibt den plötzlichen Tod ihres Mannes John Dunne und die lebensbedrohliche Krankheit ihrer Tochter Quintana sowie ihre Trauer, ihre Gedanken und Empfindungen in der Folgezeit. Schicht für Schicht wird die Angst vor der Einsamkeit enthüllt — durch Reaktionen, Gesten bis zum Herzklopfen.“




    Laut der Festivaldirektorin Oltiţa Cîntec seien die Zeiten des kontemplativen Theaters, als das Publikum im Saal sitzen blieb und die Darstellung auf der Bühne verfolgte, längst vorbei. Daher werden beim Internationalen Theaterfestival für das junge Publikum in Iaşi immer mehr interaktive Aufführungen angeboten. Es sind originelle Projekte, bei denen die Theateraufführungen mit der unmittelbaren Beteiligung des Publikums entstehen. Ein Beispiel dafür ist Der Autor“ von Tim Crouch, Regie Bobi Pricop, eine Produktion des Nationaltheaters Marin Sorescu“ aus Craiova. Nach der Produktion Eine Eiche“ beim Theater in Piatra Neamţ ist dies die zweite Regiearbeit des jungen rumänischen Regisseurs nach einem Text des britischen Dramatikers. Tim Crouch revolutioniert die Beziehung des Publikums zum Theater, die Schauspieler und die Theaterbesucher werden gemeinsam zu Theaterschaffenden“, meint Bobi Pricop. Was hat ihn dazu bewegt, eine derart couragierte Aufführung vors Publikum zu bringen? Bobi Pricop antwortet:



    Ich bin ein Kontrollfreak, das muss ich zugeben. Dieses neuartige Theaterprojekt, die Begegnung mit Tim Crouch finde ich fabelhaft. Das ist ein gro‎ßes Risiko, ein Projekt mit sehr vielen Unbekannten, es ist eine exzellente Übung, um zu verstehen, wie wir funktionieren, wie wir mit Risiken umgehen. Bei der Aufführung »Der Autor« haben wir keine Bühnenbilder, keinen szenischen Raum. Es gibt blo‎ß einige gegeneinander gesetzten Stufensitze für das Publikum, ohne Raum dazwischen. Am Anfang der Aufführung geschieht gar nichts — 10 Minuten lang herrscht vollkommene Stille. Nach und nach werden die Zuschauer unruhig, sie fragen einander, was wohl passiert, warum nichts passiert. Und mit der Zeit erkennen sie die Schauspieler, die auch im Publikum sitzen.“




    Das Internationale Theaterfestival für das junge Publikum hat sich dieses Jahr um 18 Räumlichkeiten erweitert. Es sind konventionelle und unkonventionelle Räume, in Theatersälen und im Freien. Dazu die Festivaldirektorin Oltiţa Cîntec:



    Das Zentrum unseres Festivals ist das Nationaltheater in Iaşi, mit seinen zwei Sälen, aber wir haben mit unseren verschiedenen Theaterevents die ganze Stadt sozusagen ‚erobert‘. Mit unseren Aufführungen wollten wir so vielen Menschen wie möglich Freude bringen, zum Beispiel den Patienten, die im Krankenhaus liegen. Unser Festival sollte ein Fest und eine Freude für alle sein. Es wurde überall in der Stadt Theater gespielt — auf der Stra‎ße, in den Fu‎ßgängerzonen, in den Kaufhäusern. Wir sind an unkonventionellen Orten auf der Suche nach unserem Publikum gegangen, nach Menschen, die in der Regel nicht ins Theater gehen. Ich bin davon überzeugt, dass viele Leute, die bis jetzt das Theater wie einen steifen Kragen betrachteten, an diesen unkonventionellen Orten offene, lebendige Aufführungen miterlebten, die emotionale Brücken zu den Zuschauern geschlagen haben. Und das ist schon sehr viel.“

  • Hermannstädter Nationaltheater wartet mit acht neuen Produktionen auf

    Hermannstädter Nationaltheater wartet mit acht neuen Produktionen auf

    Jedes Jahr lockt das Nationale Theater Radu Stanca“ sein Publikum mit vielen Premieren an; viele davon sind in Zusammenarbeit mit der Theaterhochschule in Sibiu/Hermannstadt entstanden. Ende März dieses Jahres wurden acht der neuesten Produktionen in einer Minispielzeit aufgeführt, um das Hermannstädter Theater bei den Fachkritikern, den Journalisten und den Theaterliebhabern im ganzen Land bekannter zu machen.



    Bertolt Brechts Stück Der gute Mensch von Sezuan“ in der Regie von Anca Bradu ist eine der Premieren dieser Spielzeit. Die Aufführung wirft eine wichtige Frage auf, die gerade heutzutage aktueller als je zuvor scheint: Was bedeutet es, gut zu sein? In einer Welt die von Armut, Korruption, Vulgarität und Gewalt beherrscht wird, wählen drei Götter, die auf der Suche des lebensbewahrenden Guten sind, eine Prostituierte aus, die die Welt heilen sollte. Diana Fufezan, eine der beliebtesten Schauspielerinnen des Hermannstädter Nationaltheaters, spielt die Hauptrolle Shen Te in Der gute Mensch von Sezuan“:



    Bei der Arbeit mit diesem Text von Bertolt Brecht sind mir sehr viele Fragen in den Sinn gekommen. Die wichtigsten Fragen waren: Was bedeutet es, gut zu sein? Warum vollbringt man gute Taten? Weil es einfach so getan wird? Weil es von einem verlangt wird? Weil man es so fühlt? Sollte man gute Taten vollbringen, auch wenn es einem sehr schlecht geht, damit es den anderen besser gehen sollte? Sollte man aus dem Wenigen, das man besitzt, auch den anderen etwas schenken, damit sie weiterleben können? Sollte man gutmütig bleiben, auch wenn die anderen einen schlecht behandeln? Das ist wirklich eine gro‎ße, wichtige Frage: Was bedeutet es, gut zu sein, gut zu bleiben?“




    Diana Fufezan ist mit dem Publikum in Sibiu/Hermannstadt vertraut; daher fragten wir sie, ob das Publikum sich für ein so schwerwiegendes Thema interessieren würde:



    Es ist in Ordnung, ins Theater zu kommen, um sich zu entspannen, um eine angenehme Zeit zu haben. Das ist wunderbar, ich liebe Komödien. Ich finde es aber auch sehr gut, wenn man den Mut hat, sich selbst gewisse Fragen zu stellen. Es ist gut, wenn man am späten Abend, nach der Theateraufführung, Antworten auf diese Fragen sucht. Man kann Antworten darauf finden, oder wiederum nicht, aber ich finde es gut, dass man sich darüber Gedanken macht. Das Hermannstädter Publikum ist wundervoll, ich sage das, weil ich die Reaktionen der Zuschauer im Theater kenne. Bei jeder Aufführung werden wir Schauspieler mit derselben Liebe empfangen — jedes Mal fühle ich mich glücklich und ich möchte unseren Zuschauern aus ganzem Herzen dafür danken. Das Publikum ist uns treu geblieben, die Leute kommen zu allen Aufführungen, egal wie verschieden die Stücke sind. Unsere Zuschauer lieben die Diversität und kommen immer wieder ins Theater. Vor allem in dieser Zeit, die wir heutzutage in Rumänien erleben, sind die Themen über die Suche nach dem Guten in »Der gute Mensch von Sezuan« höchst aktuell.“




    Das Gute, die Religion, die Art und Weise, wie wir heute auf das Gute und die Religion beziehen, kommen zur Debatte in der Aufführung mit dem Stück 10“ von Csaba Székely, Regie Radu Nica, einer Produktion im Rahmen des europäischen Projekts Be SpectACTive!“. Basierend auf den 10 Geboten des Alten Testaments werden 10 Geschichten der Gegenwart auf der Bühne dargeboten. Darüber sagte der Autor Csaba Székely: Das Stück präsentiert Menschen in gewöhnlichen Lebenssituationen, aber auch unter au‎ßergewöhnlichen Umständen. Jede moralische Entscheidung, die zu einem gewissen Zeitpunkt von einer Person getroffen wird, hat eine starke Wirkung auf das Leben der nächsten Person.“ Der Regisseur Radu Nica befasst sich seit längerer Zeit mit dem Thema Religion:



    Mit dieser Aufführung wollte ich erreichen, dass jeder von uns seine Beziehung zur Religion überdenkt. Das Thema Religion ist zurzeit in Rumänien höchst aktuell — in Bukarest wird die gro‎ße »Volksläuterungskathedrale« errichtet, in die Schulen soll Religion als Pflichtfach eingeführt werden. Ich hoffe, dass die Aufführung mit dem Stück »10« das Publikum bewegt und wachrüttelt. Mein Wunsch ist, dass die Menschen darüber nachdenken, inwieweit die zehn Gebote des Alten Testaments noch einen Bezug zu unserem heutigen Leben haben. Meiner Meinung nach ist diese Aufführung für das rumänische Publikum von gro‎ßem Interesse und sie könnte auch für das ausländische Publikum sehr interessant werden. Das ist eine Freske der rumänischen Gesellschaft von heute, betrachtet durch die Linse der 10 Gebote des Alten Testaments.“




    In der Minispielzeit des Hermannstädter Nationaltheaters hat der junge Regisseur Botond Nagy das Publikum zu einer technopoetischen Installation“ mit dem Stück Hedda Gabler“ von Henrik Ibsen eingeladen. Hedda Gabler ist für den Regisseur eine der schönsten, komplexesten, menschlichsten Theaterfiguren. Über die Themen, die er mit dieser einzigartigen Aufführung den Zuschauern vorschlägt, sagte der Regisseur Botond Nagy:



    Wir befinden uns in einer glücklichen Situation, da Henrik Ibsen sehr viele Themen anbietet. Abgesehen von der Angst und der Manipulation, die im gesamten Text zu verspüren sind, haben wir in »Hedda Gabler« ein weiteres hochaktuelles Thema: der Finanzdruck, der in allen Stücken von Henrik Ibsen präsent ist. Hier wird dieser Finanzdruck von der Figur Jørgen Tesman verkörpert. Die Liebe ist auch ein wichtiges Thema bei Henrik Ibsen; der schwedische Dramatiker hatte selbst ein hochbewegtes Liebesleben, und das wird in der Beziehung zwischen Hedda Gabler und Ejlert Løvborg wiedergegeben. Auch für mich war das eine besondere, sehr persönliche Beziehung — das war irgendwie mein Startpunkt. Am wichtigsten war aber in meine Inszenierung die Beziehung des Menschen mit der Welt — wir wissen nicht genau, wo wir uns befinden, was wir tun, wohin wir gehen. Die gesamte Welt ist ein Chaos, und ich wei‎ß nicht, wann wir Klarheit gewinnen werden. Vielleicht wird uns die Welt, in der wir leben, niemals vollkommen klar. Und vielleicht ist das nicht unbedingt ein Problem.“

  • Abraham Goldfaden begründete das Jiddisch-Theater

    Abraham Goldfaden begründete das Jiddisch-Theater

    Er wurde 1840 in der heutigen Ukraine als Sohn eines jüdischen Uhrmachers geboren und kam als Literat und Dramaturg im Alter von 26 Jahren in Iaşi an: Abraham Goldfaden. Wenige wissen, dass er eigentlich die Grundlagen des Jiddisch-Theaters baute. Konservativ-jüdisch erzogen, Autor von Theaterstücken, Gedichten und Rezensionen in der Presse des russischen Reiches und der Donaumonarchie, war Goldfaden fanatischer Verfechter der Bildung als wichtiges Mittel zur Haskala — der jüdischen Aufklärung –, ein Modernisierer durch und durch, sagt Camelia Crăciun, die an der Universität Bukarest jiddische Kultur unterrichtet und das jüdische Staatstheater in Bukarest literarisch berät: In Iaşi fand er in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts optimale Voraussetzungen für die Gründung des ersten Theaters mit einer professionellen Truppe, die in jiddischer Sprache auftrat“, meint die Forscherin.



    Aus Iaşi strahlte das Phänomen international aus, bis es schlie‎ßlich in den USA zur maximalen Popularität fand. Leicht war es nicht, erklärt Camelia Crăciun: Bis zum Holocaust gab es in der jüdischen Kultur nämlich ein Spannungsverhältnis zwischen dem Jiddischen und dem Hebräischen. Das Jiddische wurde verdrängt, das Hebräische war die kultivierte Sprache der Eliten, die in der Justiz und der Verwaltung und der Religion und vor allem von Männern eingesetzt wurde. Jiddisch war so verpönt, dass die ersten Autoren unter Pseudonym schrieben, um ihre Familie nicht zu kompromittieren, sagt Camelia Crăciun, die das konkrete Projekt Goldfadens erläutert:



    Das ist so eine offene Frage: Wie kommt man denn überhaupt darauf, ein Theater und eine professionelle Truppe zu gründen? Drei Akteure beanspruchen den Einfall. Die Frau eines gewissen Itzok Librescu aus Iaşi sagt, sie habe Goldfaden bei einem Gespräch über ein Zeitschriftprojekt gesagt, doch besser ein Theater zu gründen, wie es die Rumänen haben. Über 40% der damaligen Stadtbevölkerung aus Iaşi sprach Jiddisch, ging aber in rumänische Theaterhäuser, die damals schon Tradition hatten. Goldfaden selbst erzählt, dass er bemerkte, wie viele Stra‎ßenmusikanten seine eigenen Jiddisch-Gedichte musikalisch verarbeiteten. Diese Musikanten zogen durch die Kneipen und führten kleine Stücke auf, um die Gäste zu amüsieren. Goldfaden überlegte sich also, daraus ein breiteres Programm zu machen. Einer dieser damals beliebten Musikanten, Israel Grodner, beansprucht die Idee für sich: Er habe Goldfaden eingeladen, ein grö‎ßeres Projekt zu beginnen, das ist also der dritte mögliche Protagonist“, zählt die Kulturforscherin Camelia Crăciun auf.



    Wie auch immer: unter Goldfaden und seinen Leuten fand in Iaşi die erste Aufführung eines jiddischen Stückes statt und die Bahn für den Erfolg war frei: Die erste Aufführung hat ihren Platz in der Literaturgeschichte dank Mihai Eminescu — er gilt sozusagen als Standesbeamter, der die Geburt dieses Theaters registrierte. In der Zeitung »Curierul de Iaşi« schrieb er am 20. August 1876 eine Rezension. Eminescu sprach Deutsch und lebte in einem Gebiet mit vielen Jiddisch sprechenden Menschen, also waren diese Stücke für ihn erschlie‎ßbar. Die Rezension fiel positiv aus, nur am Text selbst fand er etwas auszusetzen. Er schien eher positiv beeindruckt zu sein von der Show, aber besonders von der Reaktion des Publikums“, sagt die Theaterfrau Camelia Crăciun.



    Abraham Goldfadens Theater reiste anschlie‎ßend durch ganz Ost- und Mitteleuropa. Er war der Meinung, dass Theater auf Jiddisch zu einem Kulturgut aller Juden werden muss. Goldfaden verlie‎ß Rumänien 1896 und zog nach New York, wo er eine lebendige jüdische Theaterszene begründete und bis zu seinem Tod im Jahr 1908 die jüdische Kultur mitprägte.

  • „Stage Dogs“: Bühnenstück reflektiert über Selbstzweifel der Schauspieler

    „Stage Dogs“: Bühnenstück reflektiert über Selbstzweifel der Schauspieler

    Das Stück Stage Dogs“ stellt die erste Begegnung auf der Bühne zweier begnadeter, sehr bekannter und charismatischer Schauspieler dar: Marcel Iureş und Florin Piersic Jr. Und Stage Dogs“ ist eine Produktion des Bukarester Theaters Akt“, des ersten unabhängigen Theaters mit eigener Bühne in Rumänien nach 1989. In diesem Jahr feiert das Theater zwei Jahrzehnte seit seiner Gründung. Inspiriert von David Mamets Ein Leben im Theater“ öffnen die Bühnenstars“ die Tür zu den Kulissen der Theateraufführung.



    Bringe den Menschen Freude. Bring sie zum Weinen, bring sie zum Lachen, nimm sie mit in weite Ferne, lass sie vergessen. Aber lüg sie nie an!“



    Diese Worte, geschrieben von Piersic Jr., werden von Marcel Iureş am Ende der Aufführung gesprochen und hinterlassen eine starke Wirkung beim Zuschauer, der sie wohl nicht mehr so leicht vergessen wird. Wir fragten Marcel Iureş, wie leicht oder schwer es für einen Schauspieler ist, das Publikum nicht zu belügen.



    Niemand wei‎ß es. Es gibt viele, die so tun, als ob. Sogar hier machen sie etwas vor, aus ihrem Bedürfnis heraus, Dinge zu klären, eine Schlussfolgerung zu äu‎ßern, als Künstler halt etwas Gescheites zu sagen. Aber es ist eine Arbeit ohne Schlussfolgerungen. Was ich an dieser Aufführung faszinierend finde, so wie sie Florin konzipiert hat und wie wir sie spielen, ist die Tatsache, dass ein Licht in diesem dunklen Graben aufgeht. An einem Rand steht das Bedürfnis des Menschen, Legenden zu schaffen, zu erfinden. Es gibt viele Geheimnisse, die mehr oder weniger gerechtfertigt sind, und deine eigene Berühmtheit als Schauspieler, der eigene Bekanntheitsgrad. Das eine hat mit dem anderen nicht unbedingt etwas zu tun. Wie Florins Text in der 9. Szene lautet: Wir steigen wie bemitleidenswerte Schizophrene auf die Bühne, wir zittern aus allen Gliedern, unsere Sicherungen brennen durch und die DNA flie‎ßt uns aus den Adern auf der Bühne… Wir haben den Eindruck, dass wir jemand sind, weil wir uns als jemand anders ausgeben. Wir zittern wie ein Pudding und erleiden nur ein paar kleine Herzanfälle, aber wir erleiden sie jeden Abend, an dem wir auf die Bühne steigen. Eigentlich verspüren wir stets eine riesige Angst.“




    Der Text in Stage Dogs“ ist als Geschichte aufgebaut, die der Beziehung zwischen einem als Star gefeierten etablierten Schauspieler und einem Nachwuchs-Schauspieler folgt. Aber welche Bedürfnisse, welche Wünsche, welche Suche nach dem höheren Sinn führen dazu, die Show des Lebens in den Kulissen eines Theaters zu offenbaren? Der Regisseur Florin Piersic Jr. hat das Wort:



    Es sind Dinge, die auf der Bühne dargestellt werden, um einen bestimmten Bereich des Theaters zu besänftigen, den Bereich, in der die Darsteller einen Sockel erklettern, dann dort stehen und von oben auf dich herabschauen. Letztlich sind das auch nur Menschen. Und es ist gut, sich daran zu erinnern. Weil die Magie des Theaters doch funktioniert, es hängt davon ab, wie man das Licht setzt. Es hängt von vielen Dingen ab. Aber Schauspieler sind sehr fragile und oft unglückliche Menschen, mit echten, normalen Problemen im Gepäck, dazu noch haben sie ganz viele eingebildete Probleme. Das sind die Probleme aus ihren Rollen, die sie immer mit sich herumtragen. Und das macht sie auch besonders. Aber ich denke, es war notwendig, bestimmte Dialoge in das Stück einzubauen, einige Texte, die das Gleichgewicht herstellen. Weil eine gewisse Art von überschwänglicher Begeisterung ich nicht unbedingt für gesund halte. Ich beziehe mich hier auf die Begeisterung der Zuschauer gegenüber den Schauspielern. Ok, die Ausstrahlung eines Schauspielers gibt es, eine Art Übermensch. Dieser Eindruck entsteht schon, aber alle sind doch nur Menschen. Und das ist eigentlich, was in dieser Aufführung präsentiert wird.“




    Mit Marcel Iureş und Florin Piersic Jr. sprachen wir nach der Aufführung beim Internationalen Theaterfestival in Arad — es war etwa die zwanzigste nach der Premiere im März. Stage dogs“ füllte den gro‎ßen Saal des Klassischen Theaters Ioan Slavici“. Und jedes Mal sind bei dieser Aufführung alle Plätze ausverkauft. Darf man sich da fragen, ob die Leute nur deshalb kommen, um die beiden Schauspieler zu sehen oder ob der Text auch zu ihren Herzen vordringt? Florin Piersic Jr. berichtet von den eigenen Zweifeln.



    Ich musste irgendwann darüber nachdenken, wen das Stück interessieren würde. Werden vielleicht nur Schauspielerkollegen daran interessiert sein? Oder die Theaterwissenschaftler, die Kritiker? Und jetzt beginne ich zu entdecken, dass diese verborgene Welt, die Kulissen- und die Kabinenwelt immerhin interessant sein könnten, solange sich die Leute mit diesen Schauspielern identifizieren. Sie erkennen bestimmte Erfahrungen in ihnen. Und ich sage, ja, das ist möglich. Und auch die Selbstironie funktioniert als eine sehr gute Waffe in der Aufführung.“




    Wenn Stage Dogs“ uns schon die Tür zur Schauspielerkabine geöffnet hat, wollten wir uns zum Schluss auch in den Backstage-Bereich der Proben für das Stück begeben, um herauszufinden, wie Florin Piersic Jr. und Marcel Iureş miteinander ausgekommen sind.



    Was bei den Proben unglaublich war und sich nun in der Aufführung widerspiegelt, ist, dass wir immer dieses heilende Gelächter erlebt haben, mit Geschichten, die wir uns gegenseitig erzählt haben, Dinge, die in diesen Zusammenhang passten, die davon zeugten, wie menschlich und profan sie tatsächlich sind, die Schauspieler. Wir haben über so viele Dinge gesprochen und haben das so sehr genossen! Und das hilft jetzt, denn die Aufführung ist, denke ich, zum Gro‎ßteil eine Komödie. Und es ist gut, das zu wissen. Ich glaube nicht an Dramen ohne eine ein Quäntchen Komödie. Genauso wie im Leben.“ — berichtet Florin Piersic Jr. Und Marcel Iureş ergänzt:



    Es war eine Erfahrung, eine Begegnung, kein Aneinandervorbeigehen. Man kann eine Beziehung nachahmen und ruinieren, um den Ruhm zu bewahren, die Legende. Es ist eine Dummheit. Die Vorstellung, sich an diesen Krieg der Berühmtheiten zu klammern, ist schrecklich. Daran glaube ich nicht. Ich glaube, im Gegenteil, an eine Auflösung, denn schlie‎ßlich lösen wir uns voneinander oder einer in den anderen auf. Es klingt ein bisschen grandios, aber die Anstrengung geht in diese Richtung. Das ist die grundlegende Anstrengung der Schauspieler, wenn sie aufeinandertreffen. Diese Zusammenarbeit bedeutet genau das: sich die Hand reichen zu können, einander zu verstehen und sich nicht schämen oder falsche Keuschheit verspüren. Wir im Theater arbeiten völlig nackt. Gut, diejenigen, die das können…“

  • Nachrichten 13.05.2018

    Nachrichten 13.05.2018

    Tausende Rumänen sind am Samstag in der Hauptstadt Bukarest und in mehreren rumänischen Gro‎ßstädten auf die Stra‎ße gegangen, um an der gro‎ßangelegten Demonstration mit dem Motto Ja zu Europa, Nein zur Diktatur“ teilzunehmen. Die Demonstranten protestierten gegen die Regierungskoalition der Sozialdemokratischen Partei und der Allianz der Liberalen und Demokraten (PSD-ALDE). Die Regierungskoalition habe seine Wahlversprechen nicht eingehalten, habe Rumänien der europäischen und demokratischen Standards ferngehalten und würde das Land in Richtung eines politischen Regimes führen, in dem nur das Interesse der politischen Machthaber regiert, klagten die protestierenden Bürger. Die Demonstranten forderten den Rücktritt der Premierministerin und der Vorsitzenden der zwei Kammer des rumänischen Parlaments. Zu den antidemokratischen Aktionen der Regierungskoalition gehören die Änderung des Strafgesetzbuches und der Strafproze‎ßordnung, die willkürlichen Geldstrafen, die von der Gendarmerie verhängt werden und die Änderung der Gesetze ohne öffentlichen Besprechungen, so die Organisatoren der Protestdemonstration. Die im Ausland lebenden rumänischen Bürger erklärten sich solidarisch mit den in der Heimat lebenden Rumänen, die auf der Stra‎ße protestierten.



    Bei ihrem Vatikan-Besuch führte Rumäniens Premierministerin, Viorica Dăncilă, ein Telefongespräch mit seiner Heiligkeit Siluan, dem Bischof des Rumänischen Orthodoxen Bistums in Italien, der sich zur Zeit auf einem Besuch in Paris befindet. Dabei erwähnte Premierministerin Dăncilă Aspekte ihres Vatikan-Besuches und hob die exzellenten bilateralen Beziehungen hervor. Viorica Dăncilă würdigte die Unterstützung der orthodoxen Kirche für die rumänischen Gemeinden im Ausland, vor allem in Italien, und sprach auch über die Bedeutung der Kirche im Leben der Rumänen, die im Ausland leben. Die Bukarester Behörden respektieren die Rechte der rumänischen Gemeinden und die Rolle der religiösen Kulten bei der Bewahrung der spirituellen und sprachlichen Identität, sagte noch die rumänische Premierministerin. Am Samstag ist Viorica Dăncilă mit rumänischen Studenten, die an den päpstlichen Universitäten studieren, zusammengekommen. Am Freitag wurde Viorica Dăncilă vom Papst Franziskus empfangen. Laut einer Mitteilung der Bukarester Regierung habe sich die rumänische Premierministerin bei seiner Heiligkeit für die besondere Aufmerksamkeit bedankt, die Papst Franziskus ständig den Beziehungen zu Rumänien geschenkt hat. Im Anschlu‎ß drückte die rumänische Premierministerin ihre Hoffnung aus, dass der Papst einen Rumänien-Besuch unternehmen wird. Der Vatikan-Besuch der rumänischen Premierministerin findet vor dem Hintergrund der sehr guten bilateralen Beziehungen, im Jubiläumsjahr der Gro‎ßen Vereinigung Rumäniens statt. Zu diesem Anla‎ß werden am Heiligen Stuhl mehrere kulturelle und akademische Veranstaltungen organisiert.



    Bei der 71. Auflage des Filmfestivals in Cannes kämpfen 21 Streifen um den Gro‎ßen Preis Palme d’Or, der am 19. Mai verliehen wird. In der offiziellen Auswahl wird Rumänien dieses Jahr in der Sektion Cinefondation mit dem Kurzfilm “Albastru şi roşu, în proporţii egale” (Blau und Rot, im gleichen Verhältnis), der Regisseurin Georgiana Moldoveanu, vertreten. Die aus Rumänien abstammende Regisseurin Marta Bergmann beteiligt sich in der parallellen Sektion ACID mit ihrem ersten abendfüllnden Spielfilm Seule a mon mariage“, einer französisch-belgischen Koproduktion. Im Rahmen des Programms “Romanian Short Waves”, das seit 2008 in Cannes 120 Minuten mit rumänischen Kurzfilmen präsentiert, werden dieses Jahr 14 Produktionen vorgeführt. Weitere drei rumänische Kurzfilme laufen in der Sektion Short Film Corner”. Der bekannte rumänische Regisseur Cristian Mungiu leitet das Programm La Fabrique Cinéma”, das in Zusammenarbeit mit dem Festival in Cannes die Filmregisseure und Filmproduzenten aus den Schwellenländern unterstützt.




    Kunstwerke in Wert von etwa 10 Millionen Euro, die aus wichtigen Privatsammlungen, aus dem Centre Pompidou in Paris und aus der Sammlung des ehemaligen kommunistischen Diktators Nicolae Ceausescu abstammen, können bis zum 20. Mai auf der Bukarester Ausstellung Art Safari” besichtigt werden. Das wertvollste Ausstellungsstück ist ein Werk von Constantin Brancusi, mit einem 7-stelligen Wert, das von einer Privatsammlung ausgeliehen wurde, erklärte die Direktorin der Ausstellung Art Safari Bukarest”, Ioana Ciocan. Die Ausstellung Art Safari”, die auf dem Platz George Enescu, vor dem Bukarester Athäneum, eingerichtet wurde, hat dieses Jahr ihre 5. Auflage erreicht.



    In der Stadt Suceava (im Norden Rumäniens) findet bis zum 20. Mai das Theaterfestival Matei Vişniec“ statt. An dem Festival, das mehr als 60 Theateraufführungen für alle Publikumsschichten und alle Altersgruppen bietet, beteiligen sich mehr als 300 Gäste — Schauspieler, Regisseure, Theaterkritiker — aus allen historischen Regionen Rumäniens, aus der Republik Moldau und aus Frankreich. Ehrengast des Theaterfestivals ist, wie jedes Jahr, der in der Ortschaft Rădăuți, in der Nähe von Suceava, geborene Schriftsteller und Dramatiker Matei Vişniec, der in Frankreich lebt. Seine Theaterstücke wurden in vielen Ländern aufgeführt, von Japan bis in die USA, von Brasilien bis in die Türkei. Bis zum Fall des Kommunismus in Dezember 1989 waren die Stücke von Matei Vişniec in Rumänien verboten.