Tag: Tiere

  • Meeresmüll: NGO sammelt Abfälle von Stränden auf

    Meeresmüll: NGO sammelt Abfälle von Stränden auf

    Studien zeigen, dass bis 2050 die Anzahl der Abfälle die Anzahl der Fische übersteigen wird, da Tonnen von Plastik im Wasser schwimmen. 85% der Abfälle im Meer sind aus Plastik, viele davon sind echte PET-Inseln. Viele Meerestiere verwechseln Nahrung mit Plastikmikropartikeln, und letztendlich gelangt Plastik in die Nahrung der Menschen. Ökologen schlagen Alarm und fordern Pläne zur Entwicklung wirksamer Ma‎ßnahmen zur Verringerung der Menge an Meeresabfällen. Luis Popa, General Manager des Nationalen Naturkundemuseums Grigore Antipa“, erklärt die Auswirkungen von Plastik auf die Meeresumwelt:



    Anfang der 1960er Jahren startete die Kunststoffproduktion. 50 Jahre danach wurden weltweit über 300 Millionen Tonnen Kunststoff erzeugt. Der Rohstoff für die Herstellung von Kunststoff ist zu über 90% Erdöl. Nahezu die gesamte Kunststoffindustrie verbraucht so viel Erdöl wie die gesamte Luftfahrtindustrie zusammen. Dann ist Kunststoff ein Synthesematerial, das von Natur aus sehr schlecht abgebaut wird. Das ist genau der Vorteil, für den wir es verwenden, und dieser Vorteil wird zu einem gro‎ßen Nachteil, wenn es zu Abfall wird. In der Umwelt besteht es Hunderte oder Tausende von Jahren und in der Meeresumgebung noch mehr. Was bewirkt Kunststoff? Erstens gibt es direkte Auswirkungen auf Tiere, aber auch indirekte Auswirkungen. Zum Beispiel reduzieren Kunststoffteilchen, die die Strände erreichen, die Strandtemperaturen. Dies wirkt sich auf Schildkröten aus, die zur Fortpflanzung eine bestimmte Temperatur an den Stränden benötigen. Au‎ßerdem schwimmt die Hälfte des Plastiks und die Hälfte sinkt auf den Meeresgrund. Hier verändert Plastik den Sauerstoffaustausch, verändert die Zusammensetzung von Flora und Fauna, das wirkt sich auf das Ökosystem wie ein Schneeballeffekt aus. Viele dieser Partikel werden von anderen Tieren verschluckt.“




    Seit 2009 überwacht die Organisation Mare Nostrum“ aus Constanţa die Strände des Schwarzen Meeres und beseitigt Tonnen von Abfall. 2018 galt als schmutzigstes Jahr und belegte den ersten Platz mit dem meisten Meeresmüll, der an der rumänischen Schwarzmeerküste verzeichnet wurde. Seit 2014 wurden mehr als 100.000 Abfälle inventarisiert und entsorgt. Den Negativrekord hält der Bereich Constanţa (22.612 eingesammelte Stück), während sich Costineşti (4.096) und Corbu (4.182) am anderen Ende befinden. Marian Paiu, Ökologe bei der NGO Mare Nostrum:



    Leider haben wir im vergangenen Jahr die höchste Abfallmenge verzeichnet. Auch wenn mir 2018 auf den ersten Blick als ein recht sauberes Jahr vorkam, stellte ich später fest, dass es das schmutzigste Jahr war, mit mehr als 38.000 Abfällen allein im Herbst. Es ist eine sehr gro‎ße Menge. Im Vergleich zu den vorigen Jahren hatten wir 2015 in der Frühjahrssitzung 2019 Elemente, 2016 — 3885 Elemente, 2017 haben wir bereits 18.000 erreicht und 2018 haben wir 24.000 Artikel gesammelt. Die Anzahl der identifizierten Artikel stieg kontinuierlich an, obwohl diese Menge niemals so gro‎ß war. Grundsätzlich besteht der grö‎ßte Teil des Abfalls, den wir aufsammeln, aus kleinen Abfällen, wenn man Kleidungsstücke oder Baumaterial beiseite lässt. All diesen Müll, den wir sammeln und dann zwecks Zerstörung wegbefördern, finden wir im Sand. In den letzten Jahren waren Zigarettenstummel der am häufigsten identifizierte Abfall während der Überwachung. Zum Beispiel haben wir im Bereich Constanţa am Strand »Drei Flip-Flops« im Herbst über 6000 Zigarettenkippen identifiziert, und dieser Bereich ist nicht grö‎ßer als 10.000 Quadratmeter.“




    Die Umweltorganisation Mare Nostrum“ aus Constanţa führt derzeit das Projekt Verbesserung des öffentlichen Zugangs zu Überwachungsdaten bezüglich Meeresabfälle hinsichtlich der Verringerung der Meeresverschmutzung im Schwarzmeerraum“ durch. Das übergeordnete Ziel des Projekts besteht darin, eine stärkere grenzüberschreitende Integration von Informationen, Wissen und Fachwissen im Bereich der Umweltüberwachung und der Abfallproblematik im Schwarzmeerraum zu fördern. Marian Paiu dazu:



    Es ist ein Projekt, das versucht, vorhandene Daten zu zentralisieren und nicht nur Forschern und Institutionen zugänglich zu machen, die sie für ein besseres Management nutzen könnten, sondern auch der normalen Bevölkerung, damit sie das Ausma‎ß des Problems wahrnimmt. Wir haben bereits einen Workshop durchgeführt, um zu sehen, welche Institutionen Daten über Meeresmüll sammeln, welche Informationen sie gesammelt haben und wie Meeresabfälle an der rumänischen Küste reduziert werden können. Nach diesem Workshop waren die Schlussfolgerungen ziemlich aussagend und sie zeigen uns, welcher Stand erreicht wurde, und dieser ist nicht besonders fortgeschritten. Nur ein kleiner Teil der Institutionen erhebt diese Art von Daten. Niemand zeichnet auf, wie viel Abfall jährlich produziert oder gesammelt wird.“




    Anfang Mai werden im Rahmen des europäischen Projekts ANEMONE vier weitere Workshops zum Meeresmüll und dessen Auswirkungen auf das Ökosystem des Schwarzen Meeres in Rumänien, der Türkei, Bulgarien und der Ukraine veranstaltet.

  • Naturpark Königstein: seit 1938 Naturschutzgebiet

    Naturpark Königstein: seit 1938 Naturschutzgebiet

    Man würde glauben, dass der Staat erst in den letzten Jahren mehr auf die Umwelt aufpasst. Aber schon seit 1938 ist der Königstein ein Naturschutzgebiet, wobei es damals allerdings nur 440 Hektar umfasste. 1972 wurde die geschützte Fläche verdoppelt und 1990 wurden die Grundlagen für den Park in seiner aktuellen Form gelegt. Mircea Vergheleț, Direktor der Parkverwaltung, wei‎ß am besten, was daran so besonders ist:



    Das Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir es hier mit dem einzigen Kalkstein-Gebirgskamm in Rumänien von über 2000 m zu tun haben. Das Relief ist sehr spektakulär, wir sehen im Westteil steile Fels- und Geröllhänge, die bei den Touristen beliebt sind. Und im Süden gibt es spektakuläre Schluchten, die früher eigenständige Naturreservate waren und heute Teil des gro‎ßen Naturschutzgebiets sind.“




    Die biologische Vielfalt ist beeindruckend — das Wahrzeichen des Parks, eine nelkenartige Blume mit dem wissenschaftlichen Namen Dianthus Callizonus, ist weltweit einzigartig, sie wächst nur hier. Sie kann am oberen Ende der Gebirgsweiden bewundert werden, aber selbst auf Felsgestein ist sie im Sommer in ihrem Pink-Rosa leicht erkennbar. Zudem gibt es hier nicht weniger als 41 Orchideenarten, das Edelwei‎ß, den gelben Mohn oder wilde Gladiolen. Ab Frühling bis Frühherbst erstrahlt das ganze Gebiet in einer wahren Farbenpracht.



    Im Königsteinpark gibt es über 1100 Pflanzenarten, ein Drittel aller oberen Pflanzenarten Rumäniens — und das auf nur 14.800 Hektar“, begeistert sich der Parkverwalter. Und die Artenvielfalt der Tiere ist genauso beeindruckend. Allein in den Höhlen hier finden über 15 Fledermausarten ihr Zuhause, dazu gibt es 100 Vogelarten und mehr als 215 seltene Schmetterlinge. Natürlich leben hier auch die gro‎ßen Raubtiere, die man in vielen Bergregionen findet — Wölfe, Bären oder Luchse. Die Videokameras der Umweltschützer haben vier Luchse in ihrem jeweiligen Revier erfasst, fast 30 Bären und zwei Wolfsrudel mit jeweils 5-7 Tieren: ein Rudel im Norden, eins im Süden. Die Bergziege ist eine Erfolgsgeschichte — 1989 ist es uns gelungen, ein Jagdverbot durchzusetzen und heute gibt es über 250 Gemsen. Sie sind sehr zutraulich und die Touristen können sie aus 10 bis 15 m fotografieren“, sagt Parkverwalter Mircea Vergheleț. Er wei‎ß, wie wichtig es ist, auch für Touristen etwas anzubieten — nicht zuletzt für Mountain-Biker.



    Letztes Jahr haben wir im Rahmen eines Projekts 11 Strecken für Mountain Biking im Inneren des Parks und an dessen Rand eingerichtet. Es gibt leichte, schwere und mittelschwere Strecken, alles ist deutlich ausgeschildert und man kann sich eine Landkarte kaufen. Und auch für Bergsteiger hat der Park viel zu bieten, was auch immer schön klar angegeben ist“, sagt der Parkverwalter, der auch einen praktischen Tipp parat hat: Neben der Stadt Zărneşti liegt eine bilderbuchschöne Schlucht, die auch einen guten Zugangsweg in den Park darstellt.

  • LIFE-Programm: EU finanziert langfristige Umweltprojekte

    LIFE-Programm: EU finanziert langfristige Umweltprojekte

    Das ausdrückliche Ziel von LIFE ist, zur Umsetzung der Politik und der Gesetzgebung der Europäischen Union im Umwelt- und Klimabereich durch die Mitfinanzierung der Projekte mit europäischem Mehrwert beizutragen. Durch das besagte Programm wurden Wälder und Wasserhabitate wiederhergestellt. Viele bedrohte Spezies wurden dadurch vor der Ausrottung gerettet. Derzeit wird eine Vielzahl von Gebieten durch das Natura 2000“-Netz geschützt. Europa verfügt derzeit über 27.000 Natura-2000-Gebiete, die 18% des EU-Territoriums abdecken. Mehr darüber erfahren wir von Mădălina Cozma, Projektmanagerin im Umweltministerium:



    Die Europäische Union hat gemeint, dass es sehr wichtig ist, ein Finanzierungsinstrument zu haben, das der Erhaltung der Biovielfalt und dem Schutz einer sauberen und gesunden Umwelt gewidmet ist. Glücklicherweise wurden die Sachen erweitert, in dem Sinne, dass die Europäische Union verstanden hat, dass es sehr gut ist, auch den produktiven Teil zu unterstützen. Somit werden nicht nur die Erhaltung der Biovielfalt und der Umwelt durch das Life Programm finanziert, sondern auch produktive Tätigkeiten. Es ist also sehr gut, auch die produktiven Tätigkeiten in Betracht zu ziehen, die Arbeitsplätze schaffen. Diese müssen auch mit einer sauberen Umwelt im Einklang sein. Wir benötigen eine Industrieproduktion, die den EU-Richtlinien in puncto Umweltschutz entspricht. Das LIFE-Programm beschäftigt sich zwar mit Tätigkeiten, die das Klima betreffen, berücksichtigt aber auch die Aufgabe, zu informieren und zu verwalten. Die Menschen müssen also über die Verfahren informiert werden, die im Rahmen dieses Programms laufen, über die Art und Weise, wie diese die Gesetzgebung der europäischen Länder beeinflussen können, aber besonders darüber, wie man regional handeln kann.“




    Rumänien verfügt über wertvolle und europäisch anerkannte Ökosysteme, die sich auf einer Fläche von 1,6 Millionen Ha erstrecken. Dazu kommt das Biosphärereservat Donaudelta mit seinen 580.000 Ha. Die in Rumänien gegründeten Naturschutzgebiete, einschlie‎ßlich der Natura 2000-Stätten — Naturschutzgebieten von europäischem Interesse –, erstrecken sich über 23% der Landesfläche. Davon stellen die Wälder 45% des gesamten nationalen Forstgebiets dar. Das neue LIFE-Programm kommt denen entgegen, die weiterhin die Natur und die vom Aussterben bedrohten Spezies schützen wollen. Durch die neuen integrierten Projekte von LIFE beabsichtigt man, die Umsetzung der Umwelt- und Klimagesetzgebung zu fördern, um Herausforderungen wie das Wasserdefizit, den Klimawandel, die Kreiswirtschaft oder den Verlust der Biovielfalt entgegen zu kommen. Mădălina Cozma:



    Wir unternehmen alles Mögliche, um den Interessenten, den möglichen Nutznie‎ßern, aber auch denen, die diese Projekte bearbeiten, zu zeigen, wie diese umgesetzt werden können, was richtig ist und wie die EU-Vorschriften eingehalten werden. Am 18. April wurden Vorschläge für 2018 ins Leben gerufen, die Neuheiten bringen. Dieses Jahr können wir die Projekte auf die Digitalplattform der EU in zwei Etappen hochladen: Wir können ein Konzept erarbeiten, in dem wir vorstellen, welche Absichten wir als mögliche Nutznie‎ßer haben und diese mit den Finanzierern unserer Ideen teilen. Das hei‎ßt, dass wir eine Art Vorlage bearbeiten, die von der Europäischen Union zur Verfügung gestellt wird. Diese umfasst ungefähr 10 Seiten, wo wir unsere Ideen ausdrücken und eine finanzielle Bewertung vornehmen. Dann wird dieses Dokument bis zum 10. Juni auf die Digitalplattform der EU hochgeladen. Im Oktober haben wir die Antwort der EU, ob die Idee finanzierungsfähig ist. Dann verfassen wir die erweiterte Form des Projekts, die sich auf der EU-Webseite im Digitalformat befindet. Schlie‎ßlich wird dieses Projekt übermittelt, so dass man im Januar 2019 die Anwort auf das eingereichte Projekt erhält. Im Juli 2019 können wir mit der Umsetzung des Projekts starten. Auf Ebene des Umweltministeriums haben wir eine Kontaktstelle, einen Informationspunkt für das Life-Programm.“




    Seit 1992, als das LIFE-Programm ins Leben gerufen wurde, wurden auf EU-Ebene 3942 Projekte umgesetzt. Rumänien hat 52 Projekte. Mădălina Cozma liefert uns einige Beispiele:



    Es sind Projekte, die sich mit Konservierung und Biovielfalt befassten. Hier haben wir sehr wertvolle, europäisch anerkannte Projekte. Dazu gehört das Management und der Schutz der gro‎ßen Fleischfresser. Diese Projekte wurden von unseren Kollegen von der Umweltschutzbehörde des Landkreises Vrancea erarbeitet. Dann haben wir Projekte, die sich mit Vögeln wie dem kleinen Schreiadler befassten. Wir haben ein Projekt, das sich in der Umsetzungsphase befindet, zum Schutz der Blauracke, das in Zusammenarbeit mit unseren Kollegen in Ungarn und einem Vogelschutzverein entwickelt wird. Wir haben au‎ßerdem den Rotfu‎ßfalken gerettet, der bereits von dem europäischen Kontinent verschwunden war. Dieser ist für den Westen des Landes spezifisch, vom Banat bis in die Panonische Ebene. Es war ein sehr gelungenes Projekt, das auch auf EU-Ebene vorgestellt wurde. Derzeit versuchen wir, so viele Nutznie‎ßer wie möglich anzulocken. Wir erläutern ihnen die Rolle dieser Finanzierungsarten, wie sie sich bewerben können. Durch dieses Programm möchten wir möglichst viele Gelder aufnehmen und gleichteizig den Gro‎ßteil der Biovielfalt und der Natur Rumäniens schützen.“




    Das Finanzpaket zur Umsetzung des LIFE-Programms für den Zeitraum 2014-2020 beträgt über 3 Milliarden Euro, verglichen mit 2 Milliarden Euro im Zeitraum 2007–2013.

  • Interaktives Theater mit Mensch und Tier: „Märchen mit Pferden“

    Interaktives Theater mit Mensch und Tier: „Märchen mit Pferden“

    Eine nachgebaute mittelalterliche Burg, die sich auf 4.000 Quadratmetern erstreckt, eine bedeckte Tribüne, 15 Schauspieler und Stuntmänner, die in Filmen mitmachten, die für den Oscar oder die Golden Globes nominiert wurden. Und eine neue Theatersaison, gestartet von einer enthusiastischen Truppe… einfach märchenhaft! Kurz und knapp, ein künstlerisches Projekt, das uns in die Welt der rumänischen Märchen einlädt. Das Projekt umfasst verschiedene Aufführungen, in denen Mensch und Tier zusammen auf der Bühne auftreten und durch ihre künstlerische Interaktion das Universum rumänischer Volksmärchen ins Leben rufen. Valentin Vasilescu ist der Stifter des Projektes. Er förderte es unter dem Namen Märchen mit Pferden“. Wir baten ihn, uns mehrere Einzelheiten zu seiner Initiative zu liefern:



    Unsere Truppe bringt solche Aufführungen seit mehr als 12 Jahren auf die Bühne. Nur traten wir im Laufe der Zeit an unterschiedlichen Orten im Land auf, im Rahmen verschiedener mittelalterlicher Festivals oder zu anderen Anlässen. Nach etwa 6 Jahren wünschten wir uns, einen eigenen Schauplatz zu haben. Letztes Jahr, Ende Juni, fanden wir endlich den richtigen Standort. Dieses Jahr hatten wir am 23. April unsere Erstaufführung. Und wir setzen unsere Tätigkeit fort.“




    Die Aufführungen finden unter freiem Himmel am Wochenende statt. Sie bereiten gro‎ße Freude sowohl den Kindern wie auch den Erwachsenen, vor allem durch den überraschenden Inhalt, so Valentin Vasilescu:



    Derartige Aufführungen kommen etwas seltener auf die Bühne in unserem Land. Sie sind nicht extra für Kinder gedacht. Wir haben uns von den Cartoons inspirieren lassen, die sowohl Witze für Kinder wie auch einen anspruchsvolleren Humor für Erwachsene beinhalten. Hauptsache, niemand langweilt sich. Wir versuchen, die Volksmärchen, so wie sie in einem Film dargestellt werden, auf die Bühne zu bringen. Die Handlung, die sie in einem historischen Film im Fernseher oder im Kino sehen, erleben sie nun direkt vor ihren Augen. Es wird ein etwas unterschiedlicher Eindruck erweckt — nur ein paar Meter vor ihnen sehen die Zuschauer Pferde, Wölfe, Falken, Drachen, Prinzessinnen und Ritter.“




    Die Drachen, Prinzessinnen und Ritter werden in der Tat von Schauspielern und Stuntmännern verkörpert, die Tiere, die im Schauspiel mitwirken, sind echte Tiere und wurden nicht zwangsweise gezähmt. Sie würden gerne mitmachen, hie‎ß es. Dazu Valentin Vasilescu:



    Die Schauspieler reagieren besser als die Zuschauer. Während der Aufführung fliegt der Falke frei über die Bühne. Der Wolf springt auf die Pferde und kommt auf die Bühne, ohne an einer Leine fest gebunden zu sein. Das Publikum reagiert manchmal mit Zurückhaltung darauf, doch bis jetzt gab es keine Beschwerden. Die Leute haben schnell verstanden, dass die Tiere gewöhnt sind, Kontakt mit Menschen zu haben. Unsere Aufführungen kamen sehr gut bei den Zuschauern an. Ich glaube, dass der Umgang mit den Tieren ein Grund dafür ist. Die Tiere werden keineswegs gezwungen, irgendetwas zu tun. Das entspannt alle, die dabei sind. Letztes Jahr brachten wir das Schauspiel »Der Drache« (rum. »Balaurul«) auf die Bühne. Die Wölfe waren lediglich Teil der Kulisse, aus diesem Grund traten sie auf. Sie sa‎ßen nur auf Seiner Hoheit dem Grünen Kaiser (der rumänischen Märchengestalt Verde Împărat) und das war alles, was sie zu tun hatten. Doch wir merkten, dass ihnen solche Einsätze sehr gut gefielen. Während des Winters entwarfen wir das Schauspiel »Die Giganten« und ich versuchte ihnen eine wichtigere Rolle zuzuweisen.“




    Bei der Schaffung der Schauspiele lässt sich Valentin Vasilescu von den Märchen seiner Kindheit inspirieren. Allerdings nicht von einem einzigen Märchen. Die Märchenfiguren übernimmt er gerne sowie die Hauptidee, dass das Gute gegen das Böse kämpft, wobei das Gute immer triumphiert:



    Ich schreibe die Drehbücher selber und übernehme auch die Regie. Wir versuchen die Märchen so zu schaffen, dass wir den Talent der Schauspieler sowie die besonderen Fähigkeiten der Pferde und der anderen Tiere zum Vorschein kommen lassen. Die Aufführungen dauern rund anderthalb Stunden. Wir sind stolz auf unsere Leistung — wir hatten Zuschauer angefangen vom Alter von anderthalb Jahren bis zu 70 Jahren und keiner hat sich bis jetzt gelangweilt. Sogar im Gegenteil, viele Eltern erzählten uns, die Kleinen seien noch nie so still gewesen.“




    Der Schauplatz befindet sich in der Chitila-Stra‎ße, innerhalb des Gewerbeparks Colosseum. Er umfasst 1000 Plätze. Bis jetzt gelang es ihnen nicht, alle Sitzplätze zu besetzen. Die Veranstalter der Aufführungen Der Drache“ und Die Giganten“ haben nichtsdestotrotz ein gutes Gefühl — bald werden sie vor einem proppenvollen Saal auftreten, hie‎ß es. Wir wollten von Valentin Vasilescu erfahren, wer mehr Freude an der Aufführung habe, die Eltern oder die Kinder?



    Am Anfang sind eher die Kinder von der Handlung mitgerissen, doch ab einem bestimmten Zeitpunkt werden die Mütter, Väter und Gro‎ßeltern sogar enthusiastischer als die Kinder. Sie feuern die Ritter an, klatschen laut Beifall. Die Aufführung wird in gleichem Ma‎ße von Gro‎ß und Klein genossen!“




    Liebe Leute, kommet zuhauf zur Aufführung! Sie haben die einmalige Chance, in eine Märchenwelt einzutauchen, Ritter und Prinzessinnen unmittelbar kennenzulernen, Wölfe und Falken hautnah zu erleben! Lasset uns alle bei gutem Wetter Märchen mit Pferden“ genie‎ßen!

  • Digitales Museum in einer Büffelfarm – Pecica ist einen Besuch wert

    Digitales Museum in einer Büffelfarm – Pecica ist einen Besuch wert

    “Das von der Skulptur “Das Wunder” von Constantin Brancusi inspirierte Gebäude entspringt dem Boden durch mehrere goldene Spiralen und kristalisiert in eine Form, die, genau wie die Muse des Bildhauers, sich von den Lasten der Vergangenheit befreit und in unendliche Höhe emporsteigt. Die Form des Gebäudes vermittelt dem Besucher ein Strebensgefühl — es geht dabei nicht nur um das Gebäude, sondern um das Leben selbst.”



    So beschreibt der Architekt Claudiu Ionescu das Konzept des von ihm geschaffenen Gebäudes, das der Stadt Pecica, im Kreis Arad, internationalen Ruhm brachte. Im westrumänischen Pecica kann der Besucher eine einmalige Kombination von altbewährter Tradition und Zukunftsarchitektur erleben, die fast zu einer Science-Fiction-Welt gehören könnte. Im Besucherzentrum der hiesigen Büffelfarm wurde eine aussterbende Tierart gerettet; parallen dazu entstand dort auch das einzige völlig digitalisierte Museum der Welt.



    Marinela Petran ist die Leiterin des Zentrums für nachhaltige Projekte im Rahmen der Stadtverwaltung Pecica. Sie führt uns durch das Besucherzentrum und durch die Büffelfarm, die eigentlich ein kleiner Zoo ist:



    Als Erstes wurde ein traditioneller Stall mit Schilfdach für 25 Büffel wie einst gebaut. Im folgenden Jahr bauten wir ein schönes Besucherzentrum mit ultramoderner Apparatur — deshalb wird es als digitales Museum” bezeichnet. In diesem Zentrum haben wir zwei interaktive Schnittstellen, um die Museen der Welt im Internet zu besuchen. Wir haben auch zwei gro‎ße 3D-TV-Bildschirme, zwei Projektoren und ein virtuelles Fahrradsystem — man kann pedalieren und auf dem Bildschirm einen schönen Ausflug durchs Muresch-Tal erleben. Wir haben einen Raum mit 60 Fahrrädern, weil wir fit bleiben und auch die schöne Naturlandschaft genie‎ßen sollten.”



    Ein Kinderspielplatz und ein moderner Pavillon für die 10 Kessel, die beim jährlichen Gastronomie-Wettbewerb Festival der Kessel” verwendet werden, ergänzen das Angebot des Besucherzentrums. Marinela Petran:



    Auf der Büffelfarm leben rumänische Büffel aus der Gegend Talmaciu, im Norden des Kreises Arad. Der Büffel ist eine aussterbende Tierart; die Büffel sind halbwilde Tiere, man kann sie nicht anfassen, aber man kann sie beobachen. Die Büffelkälber sind für Kinder besonders attraktiv – heutzutage haben die Kinder kaum noch die Gelegenheit, Tiere in ihrem natürlichen Habitat zu sehen. Wir haben eine Möglichkeit gefunden, diese eindrucksvolle Tiere zu schützen, und ihnen zu einem freien Leben in der Natur zu verhelfen.



    Ebenfalls hier kann der Besucher das Pecica-Brot kosten. 1923 wurde hier die älteste, heute noch funktionierende Bäckerei gebaut. Kinder und Erwachsene konnen den Teig selbst kneten und ihr eigenes Brot ohne Konservierungsstoffe backen. Im Besucherzentrum der Büffelfarm Pecica befindet sich auch ein Backstein-Brotofen, das nach einem 250 Jahre altem Modell gebaut wurde.



    Seit Oktober 2013 bezeichneten Fachzeitschriften wie Club Innovation oder Culture France das originelle Gebäude auf der Buffelfarm als das erste komplett digitalisierte Museum der Welt” Das auf einer Fläche von nur 125 Quadratmetern errichtete Gebäude ist auch ein Modell für effiziente Raumverwendung. Der Architekt Claudiu Ionescu sagte, auf diesen 125 Quadratmetern würden so viele Exponate gezeigt, wie auf Tausenden Quadratmetern in anderen Museen. Gleichzeitig spart man Pflege- und Personalkosten. Mehr dazu von Marinela Petran, Leiterin des Zentrums für nachhaltige Projekte im Rahmen der Stadtverwaltung Pecica.



    Der 28-jährige Architekt Claudiu Ionescu ist ein junger Mann, dem die Idee eines digitalen Museums besonders gut gefallen hat. Ich kann nicht sagen, dass wir hier ein richtiges Museum haben, aber wir verfügen über eine modernere Ausstattung als andere Museen. Wir können 3-D-Projektionen machen, wir haben 60 3-D-Brillen, das Gebäude ist teilweise ein Öko-Haus, mit einem Grasdach, auf dem man steigen kann, um das wunderbare Panorama der Stadt Pecica zu sehen, und wir haben auch eine Naturwand mit Innenpflanzen. Wir haben unseren eingenen Wasserkreislauf, unsere eigene Kläranlage und wir verwenden unkonventionelle elektrische Energie, die wir mit unserer Photovoltaikanlage gewinnen.”



    Das Museum bietet Möglichkeiten für Kunstaustellungen und andere Veranstaltungen, wie zum Beispiel Erziehungsprogramme für Kinder. Das Gebäude ist das Resultat eines avantgardistischen Projekts und dient der Studien zur Widerherstellung der Wasserbiotope in Naturschutzgebieten.