Tag: Tierschutz

  • Tierschutz bei Sache Vet: „Empathie muss gelernt werden“

    Tierschutz bei Sache Vet: „Empathie muss gelernt werden“

     

     

    Auf der Messe Love Fair, die einen großen Wert auf Nachhaltigkeit legt, haben lokale Hersteller und Designer ihre Produkte ausgestellt, die einen gewissen Bezug zu Haustieren haben. Von Duftkerzen, Seifen, Broschen, Armbändern, Postkarten und sogar Artikeln aus dem Bereich gesunder Lebensstil bis hin zu veganen Produkten und Süßigkeiten – alles war da, und der Erlös für den Verkauf eines jeden Artikels war zugleich eine Spende für die Tiere, die von der Stiftung Sache betreut werden. Für die jüngeren Tierfreunde organisierte die Stiftung Workshops wie Der kleine Tierarzt, wo den Teilnehmern beigebracht wurde, wie man sich um Tiere kümmert und ihnen im Grunde genommen einfach nur Empathie und Respekt entgegenbringt. Laura Fincu ist Gründerin der Stiftung Sache, die im Laufe der Jahre einen langen Weg gegangen ist und jetzt vor der Einweihung der ersten sozialen Tierklinik in Rumänien steht. Wie alles begann, erfahren wir gleich von ihr.

     

     

    „Sache gibt’s schon… ich meine den Welpen, der zum Namensgeber unserer Stiftung wurde, ihn gibt es also seit 2007, als er im Innenhof eines Studentenheims in Bukarest geboren wurde. Ich war Studentin im zweiten Jahr an der Fakultät für Kommunikation und Politikwissenschaften, wohnte im Studentenheim und habe ihn dort gefunden. Er war total auf Hilfe angewiesen, weil er von einem Kommilitonen misshandelt worden war, und zwar ziemlich schwer. Ich griff in letzter Sekunde ein, las den Hund auf, der mitten in der Nacht jämmerlich wimmerte, brachte ihn in eine Tierarztpraxis, wo man ihm einen Ganzkörpergips anlegte. Bis zu seiner vollen Genesung nahm ich ihn in mein Zimmer im Studentenheim auf. Das war sozusagen der Anfang. Ein hilfsbedürftiger Welpe, und daraus erwuchs ein großartiges Projekt.“

     

     

    Da sie nichts mit der Veterinärmedizin und umso weniger mit der sozialen Tiermedizin am Hut hatte, glaubte die Studentin von damals vorerst nicht, dass sie imstande gewesen wäre, das Leben eines Welpen zu retten. Die Begebenheit mit Sache hat sie aber tief berührt und ihre Sicht auf die Welt und die Realität stark geprägt. Laura Fincu wollte diese Geschichte nicht auf sich beruhen lassen und 2016 startete sie ein Projekt für soziales Unternehmertum, das sie Sache Vet nannte. Alles drehte sich um die so getaufte Tierarztpraxis, die bald mit Härtefällen überflutet wurde, denn zahlreiche Menschen kamen mit ausgesetzten Tieren hin, die medizinische Versorgung brauchten. Auch die Zahl der Fälle von kranken Haustieren, deren Besitzer sich keine medizinische Versorgung für sie leisten konnten, stieg deutlich an. Besonders beeindruckend fand Laura auch, dass sich immer mehr Tierärzte bereit zeigten, ehrenamtlich mitzumachen. Die Idee, eine soziale Tierklinik zu gründen, entstand also aus einer doppelten Verantwortung, die Laura sowohl gegenüber den zurückgelassenen Tieren als auch gegenüber den zahlreichen Menschen verspürte, die sich als hilfsbereit zeigten. Die soziale Klinik wird auch über ein Trainingszentrum verfügen, wo sich Tierärzte und Veterinärmedizin-Studenten im Bereich der sozialen Tiermedizin weiterbilden können. Die Klinik soll im Herbst eingeweiht werden und wird alle Erwartungen erfüllen, verspricht die Gründerin von „Sache“. Doch gleichzeitig konfrontiert sich die Stiftung mit vielfältigen Herausforderungen. Welche diese sind, erläutert Laura Fincu:

     

    „Finanzielle und emotionale Schwierigkeiten, doch daraus schöpfen wir wahrscheinlich auch die wichtigsten Ressourcen. Der finanzielle Aufwand ist sehr, sehr hoch, vor allem für Tiere, die keine menschliche Bezugsperson haben, und somit keine Möglichkeit, jemals von einem Tierarzt behandelt zu werden, also 0 % Chancen auf Behandlung, wenn es keine Initiativen wie unsere gäbe. Und emotional ist es herausfordernd, weil wir es auch mit besonders schweren Fällen zu tun haben – es geht dabei um Tiere, die von Menschenhand leiden. Damit wollen wir uns einfach nicht abfinden. Es ist sicherlich auch nicht für alle Menschen einfach, mit den Ansprüchen klarzukommen, die die Tiere an uns haben.“

     

     

    Gerade eklatante oder besonders schwierige Fälle sind der Antrieb für die Mitarbeiter der Sache-Stiftung. Ihr Ziel ist es, so viele Tiere wie möglich zu retten und ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen. Das ist der Wind in den Segeln der Stiftung. Damit solche Geschichten auch andere Menschen dazu bringen, gute Taten zu vollbringen, haben die Sache-Mitarbeiter eine Sammlung von absolut sensationellen Fällen zusammengestellt, die ihnen in Erinnerung geblieben sind und eben durch die Augen des Welpen Sache gesehen und aus seiner Perspektive erzählt werden. Eine Geschichte hat Laura Fincu besonders beeindruckt.

     

    „Es geht um einen Hund, der noch etwa 60–70 Kilo in der Zeit wog, als er noch gesund war, bevor er in Brăila auf einem Feld ausgesetzt wurde. Er war extrem krank, erschöpft, die Röntgenaufnahmen zeigten eine Art Lungenkrebs, und der Hund spie Blut aus – es war schrecklich. Wir standen also vor der Wahl, ob ihn einzuschläfern (was wir allerdings nicht tun wollten), die bessere Lösung wäre oder nicht. Und einer unserer Ärzte entschied, ihm noch einen Tag einzuräumen. Dieser Tag machte den Unterschied aus, denn wir alle flehten den Hund an, um sein Überleben zu kämpfen. Wir begannen, mit ihm sozusagen zu verhandeln, wir versprachen ihm ein freundliches Zuhause, wenn er nur Überlebenswille zeigen würde. Und am nächsten Tag kam der Hund wieder zu sich. Die Röntgenaufnahmen zeigten nach einigen Monaten, dass seine Lungen geheilt waren. Wir hatten ohnehin auch eine experimentelle Behandlung begonnen, aber eine große Rolle spielte – meiner Meinung nach – auch diese quasi religiöse oder magische Vorstellung von der Heilung. Die Ärzte wollten nicht einmal, als es besonders schlimm aussah, aufgeben, und taten alles, was möglich war. Das führte zur Genesung und zum Überleben dieses absolut sensationellen Exemplars.“

     

     

    Der Hund heißt Gandalf und er genießt jetzt ein glückliches Leben in Deutschland, wo er adoptiert wurde. Der Fall von Gandalf ist ein gutes Beispiel dafür, wie entscheidend es ist, um den letzten Lebensfunken eines Tieres zu kämpfen. Und man weiß nie, welche Überraschungen das einem bereiten kann, glaubt Laura Fincu. Seit 2007 sind etwa 3000 Hunde und Katzen, die von „Sache“ vermittelt wurden, in Deutschland adoptiert worden. Für die Stiftung ist Deutschland daher ein äußerst vertrauensvoller Partner in der Adoption von zuvor geretteten Tieren. Olivia Sandu ist PR-Beauftragte der Stiftung Sache und sie erzählt von einem anderen Fall, der sie stark beeindruckt hat.

     

    „Da fällt mir die Geschichte von Hiena (rumänisch für »Hyäne«) ein. Wenn man dieses Wort hört, hat man ein ganz anderes Bild im Kopf. Es handelt sich um eine Hündin, die ihrem Namen alle Ehre macht, eine starke Hündin, von beeindruckender Statur. Aber als sie zu uns gebracht wurde, war ihr Körper ein Wrack. Ihre Muskeln waren wegen des erlittenen Hungers verkümmert, und jede Bewegung war eine Qual für sie. Man hatte ihr nicht viele Überlebenschancen eingeräumt, doch gerade das ist unsere Aufgabe: Wo andere keine Hoffnung mehr hegen, flößen wir Lebenserwartung ein. Diese Hündin erholte sich unter der Obhut unseres Teams prächtig. Sie hatte viel abgenommen, weil ihre Besitzer sie lange vernachlässigt hatten, sie hat aber das verlorene Körpergewicht wiedererlangt und ihr Vertrauen in die Menschen wiedergefunden. Und eben das ist es, was diese unschuldigen Seelen in solchen Situationen besonders brauchen: sich in einer Welt beschützt zu fühlen, die für sie manchmal zu gefährlich und zu grausam ist.“

     

     

    Wie im Fall anderer Hunde wurde das Bild von Hiena auf der Messe ausgestellt, denn sie ist immer noch auf der Suche nach einem eigenen Zuhause. Da sie eine große Hündin ist, suchen die Mitarbeiter von „Sache“ eine Adoptionsfamilie, die ihr auch einen Hof zum Austoben anbieten kann. Dass ihr Bild auf der Messe ausgestellt wurde, sei auch als Beweis dafür zu verstehen, dass alles möglich ist. In der Hektik des Alltags innezuhalten und einer Katze oder einem Hund in Not eine helfende Hand entgegenzustrecken, kann wirklich etwas bewirken, glaubt Olivia Sandu. Und immer mehr Menschen tun das in letzter Zeit, stellt Laura Fincu fest. Auf breiter Ebene sei diesbezüglich in Rumänien ein Mentalitätswandel zu erkennen. Laura Fincu:

     

    „Solche Initiativen wie die unsere stiften meiner Meinung nach mehr Vertrauen innerhalb der gesamten Gemeinschaft. Ich persönlich glaube, dass die gutherzigen Menschen in letzter Zeit selbstbewusster geworden sind, sie haben Orte gefunden, an denen sie ihre Gefühle ausdrücken können. Ich finde, sie sehen jetzt die Empathie als eine grundlegende menschliche Eigenschaft an, ebenso wie die Solidarität und den Wunsch, den Hilfsbedürftigen entgegenzukommen. Ich glaube, dass die Menschen in Rumänien mittlerweile viel stärker Empathie an den Tag legen. Die Empathie ist in der Tat eine zutiefst menschliche Verhaltensweise, man muss sie jedoch auch zum Ausdruck bringen. Eine große Rolle spielt dabei, dass es mittlerweile auch Gemeinschaften gibt, die Empathie fördern. Bislang war die rumänische Gesellschaft nicht sehr freundlich zu Lebewesen, die sich als verletzlich erweisen oder ihre Verletzlichkeit zeigen. Aber viele von uns treten in Bezug auf den Tierschutz inzwischen entschlossener auf, und das hilft auch anderen, den Mut zu fassen, sich für hilfsbedürftige Tiere einzusetzen.“

     

     

    Wie jede Stiftung ist auch Sache auf Spenden angewiesen, falls auch Sie helfen möchten, finden Sie auf der Website sache.info weiterführende Details, wie Sie die Stiftung unterstützen können.

     

  • Ein Herz für Tiere: Italienerin leitet Tierheim und -klinik in Cernavodă

    Ein Herz für Tiere: Italienerin leitet Tierheim und -klinik in Cernavodă





    Die rumänische Kleinstadt Cernavodă mit knapp 20 000 Einwohnern im Landkreis Constanța ist nicht nur als Standort des bisher einzigen rumänischen AKW bekannt, sondern unter Tierschützern auch für das Tierheim Urme de bucurie“ (zu deutsch: Spuren der Freude“), wo herrenlose Vierbeiner eine Unterkunft und artengerechte Pflege finden. Gegründet hat das Tierheim vor mehr als 10 Jahren die aus Italien stammende Sara Turetta, die dafür ganz nach Rumänien zog.



    Sara Turetta lebt seit über 20 Jahren in Rumänien. Sie stammt aus Mailand, wo sie ein komfortables Leben als Managerin einer Werbeagentur führte. Doch im August 2001 schmiss sie hin und kam zunächst nach Bukarest, wo sich die leidenschaftliche Tierschützerin für die herrenlosen Hunde einsetzte. Damals lief in der rumänischen Hauptstadt eine in der Ausführung umstrittene Sterilisierungskampagne mit anschlie‎ßender Freilassung der Vierbeiner, woran sich die Gemüter schieden. Sara brachte Medikamente für die Tiermedizin nach Rumänien und gründete einen Verein namens Save the Dogs and Other Animals“. Später gründete sie in der Stadt Cernavodă nahe Constanța das Tierheim Spuren der Freude“, und zusammen mit dem Team, das sie unterstützt, wurde sie mit mehreren nationalen und internationalen Preisen bedacht. 2012 verlieh ihr der italienische Staatspräsident den Titel Kavalier des Ordens Stern Italiens“. Spuren der Freude“ hei‎ßt auch das unlängst im Humanitas-Verlag erschienene Buch von Sara Turetta, eine rumänische Übersetzung des ursprünglich in Italien erschienenen Bandes. Darin erzählt sie, wie sich ihr Leben mit dem Entschluss, nach Rumänien zu übersiedeln, dramatisch veränderte. Doch was bewog sie dazu, ein behagliches Leben in Mailand aufzugeben, um in die rumänische Provinz zu ziehen?



    Es war eine schwierige Entscheidung — in meinem Buch erzähle ich, wie ich drei Tage lang fieberhaft mit mir gerungen habe, um die richtige Entscheidung zu treffen. Ich war zum Schluss gekommen, dass ein Projekt zur Rettung und Sterilisierung der Vierbeiner in Cernavodă nur dann Erfolg haben kann, wenn ich dorthin ziehe. Ich dachte zunächst, dass ich nur ein bis zwei, vielleicht drei Jahre dort bleiben würde, bis ich mein Projekt ins Lot bringe. Doch es kam anders, ich musste eine Entscheidung fürs Leben treffen, ich fand eine neue Berufung und damit änderten sich auch meine Lebensumstände radikal. Am Anfang war es ziemlich schwer, ich zog im Oktober 2002 nach Cernavodă, das Haus war ungeheizt und manchmal gab es tagelang auch kein flie‎ßend Wasser, denn die Stadt hat nie angekündigt, wenn die Zufuhr unterbrochen wurde. Und sicherlich ist auch der Lebensstandard auf einem anderen Niveau als in Mailand, doch für mich waren dieser Umzug und der Einsatz für eine gute Sache diese Unannehmlichkeiten wert. Die ganze Erfahrung half mir, erwachsen und widerstandsfähiger zu werden. Das Tierheim »Spuren der Freude« wurde von Null aufgebaut und jetzt ist es ein Beispiel für ganz Rumänien. Hier sind heute etwa 300 Tiere untergebracht, wir haben 50 ortsansässige Mitarbeiter und wir bekommen oft Besuch aus ganz Rumänien und aus dem Ausland. Ein richtiges Vorzeigeprojekt.“



    Entlang der Zeit wurden hier über 41 000 Tiere sterilisiert — nicht nur Hunde und Katzen, sondern auch Esel und Pferde. Hunde werden nach einer Dressur durch fachkundige volontierende Trainer zur Adoption freigegeben — die meisten gehen nach Schweden, Italien, in die Schweiz und nach Deutschland. Sara Turetta freut sich, dass verlassene und leidgeprüfte Tiere somit eine liebevolles Zuhause finden, doch gleichzeitig bemängelt sie den Umgang mancher Menschen in ihrer Wahlheimat mit Tieren:



    In Rumänien gibt es leider noch keine weit verbreitete Kultur der Tieradoption — die meisten Menschen neigen dazu, Tiere zu kaufen, statt zu adoptieren, was ich sehr schade finde. Denn Adoption ist die einzige Alternative zur Einschläferung, weil die Tierheime oft überlastet sind. Und Rumänien hat immer noch ein gro‎ßes Problem mit der Aussetzung von Tieren. Doch gibt es inzwischen immer mehr Menschen auf lokaler Ebene, die auf uns zukommen, und wir bieten Hilfe an und kostenlose Sterilisierung für jene Tierhalter, die sich die Kosten nicht leisten können. Und wir haben mit gro‎ßem finanziellen Aufwand eine gemeinschaftliche Tierklinik aufgebaut, die sich über 800 Quadratmeter erstreckt und zu einer wichtigen Anlaufstelle für Menschen aus der Region geworden ist, die Tiere haben, sich aber nicht leisten können, nach Constanța zu fahren oder eine Privatklinik aufzusuchen. Unsere Einrichtung ist somit auch zu einem wichtigen Gemeinschaftszentrum geworden, denn die Menschen kommen auf uns zu und suchen Rat im gesunden Umgang mit ihren Tieren. Es gibt viele Studien, die zeigen, dass die Gesundheit der Haustiere sich auch auf die Gesundheit der Tierhalter auswirkt. Gesunde Tiere lassen auch Menschen nicht nur physisch, sondern auch emotional und psychisch gesünder auftreten.“



    Mit ihrem Umzug nach Rumänien und ihrem Engagement für den Tierschutz hat sich Saras Leben radikal verändert, doch manchmal fühlt sie sich von der gro‎ßen Verantwortung, die sie übernommen hat, überwältigt.



    Es gab Augenblicke, in denen ich mich überfordert fühlte. Es gab sogar Zeiten, in denen ich mich körperlich und geistig erschöpft fühlte und Gefahr lief, nicht mehr auf die Beine zu kommen. Aber ich habe mich zusammengerissen, ich habe mich auch ein wenig von der täglichen Arbeit gelöst, die sehr anstrengend ist, weil man ständig mit Tierleid und menschlicher Gewalt gegen Tiere in Berührung kommt, und ich habe es geschafft, ein Gleichgewicht zu finden. Mein Lebensstandard ist viel niedriger, als wenn ich in der Werbeagentur geblieben wäre oder ein gewinnorientiertes Unternehmen gegründet hätte. Aber mein persönliches Glücksniveau ist viel höher. Ich bin ein Mensch, der seine tiefste Berufung gefunden und erfüllt hat, und ich bereue absolut nichts. Wir freuen uns, für unsere Arbeit anerkannt zu werden, und ich hoffe, eines Tages auch in Rumänien anerkannt zu werden, nicht nur im Ausland, denn was wir tun, tun wir für Rumänien, für die rumänische Gesellschaft — unser Team besteht zu 90 % aus heimischen Mitarbeitern. Die grö‎ßte Belohnung ist es, eine Veränderung in der lokalen Gemeinschaft zu sehen, in der wir arbeiten, und zu erleben, wie Tiere ein Leben in Würde wiedererlangen. Jetzt freue ich mich darüber, dass die Freiwilligenarbeit in Rumänien immer mehr zunimmt, zunächst sicherlich eher in den Gro‎ßstädten, doch werden wir uns demnächst mehr in Schulen engagieren, wir werden die Bildungsarbeit wieder aufnehmen und uns stark auf ländliche Gebiete konzentrieren, wo die Situation für Menschen und Tiere dramatisch ist. Und wir werden besser strukturierte und beständigere Projekte für das Engagement in der Gemeinschaft durchführen, worauf ich gro‎ße Hoffnung setze.“

  • Bukarester Zirkus: Vorführungen mit Wildtieren untersagt

    Bukarester Zirkus: Vorführungen mit Wildtieren untersagt

    Genauer gesagt entzweite dieser unglückliche Unfall die rumänische Gesellschaft. Die einen wollen alle Vorführungen untersagen, bei denen Tiere eingesetzt werden, mit der Begründung, man beeinträchtige ihre Würde und ihr Platz sei in der Wildnis. Die anderen meinen, dass diese Vorführungen einen Erziehungszweck für die Kinder hätten und deren Untersagung zum Verschwinden des Zirkus führen würde.



    Die Tierschutzverbände nahmen gegen den Einsatz von Tieren im Zirkus Stellung. Diese fordern, dass sich Rumänien den zivilisierten Ländern anschlie‎ßt, die keine Wildtiere mehr bei Zirkusvorführungen einsetzen. Laut dem Vertreter von WWF Rumänien, Magor Csibi, seien die Tiere, die in Gefangenschaft leben, zu einem kontinuierlichen Leid verdammt, das auf den Platzmangel und auf die schlechte Behandlung während der Dressur zurückzuführen ist. Z.B. verfüge ein Löwe in der Wildnis über mehr als 400 qkm Raum, wo er sich frei bewegen kann, beim Zirkus verfügt er nur über ein Paar qm:



    Da sie sehr weite Räume benötigen, Vegetation, da sie Sonderbedürfnisse haben, kann man sie nicht in Gefangenschaft halten. In sehr wenigen Fällen können die Zoos diese Bedürfnisse befriedigen, aber ein Zirkus mit Sicherheit nicht. Z.B. darf ein Tiger nicht mit anderen Tigern zusammen in einem Käfig gehalten werden, denn sie können aggressiv werden, sie können sich gegenseitig verletzen. Der Tiger braucht viel Wasser und ein Zirkus kann ihm so etwas nicht bieten. Sie verbringen 94% ihrer Zeit in Käfigen. Im Übrigen trainieren sie, das hei‎ßt Schauspiel, sie müssen bei den Shows anwesend sein. Unter diesen Bedingungen ist es offensichtlich, dass diese Tiere die meiste Zeit leiden.“




    Die Zahl der Wildtiere in den rumänischen Zirkussen ist unbekannt, da die meisten davon Wanderzirkusse sind. Man wei‎ß aber, dass diese Tiere sowohl aus speziellen Zuchthöfen stammen, als auch aus der Wildnis. Magor Csibi sagt, dass solange es legal ist, Tiger zu dressieren und man Profit daraus erzielt, wird es auch eine Marktnachfrage geben, was einen zusätzlichen Druck auf die Wildtierbevölkerung darstellt.



    In diesem Augenblick haben wir ungefähr 2000 Tiger in der Wildnis. Ihre Anzahl in Gefangenschaft ist dreimal so hoch. Dann die verschiedene Affenarten, die im Zirkus eingesetzt werden. Die Hauptbedrohung für diese Arten, neben der Abholzung der Wälder, ist der Handel. All das trägt entscheidend zum Aussterben dieser Arten bei. Z.B. ist es unserem Team vor 6 Jahren gelungen, in Thailand einen Transport von 12 Tigerjünglingen aufzufangen. So etwas passiert wegen der Zirkusse, der Zoos und der Menschen, die auf ihrem Privatgrund Wildtiere haben möchten. Alle Unterarten des Tigers sind vom Aussterben bedroht. Solange es eine Nachfrage gibt, steigt auch der Druck auf diese Tiere.“




    Die Tierschutzverbände sagen au‎ßerdem, dass die Jagd- und Renninstinkte der Tiere in Zirkussen vollkommen unterdrückt werden. Sie werden gezwungen, Tricks durchzuführen, die ihrer Natur nicht entsprechen. Magor Csibi:



    Wenn die Raubkatzen sich instinktiv sehr stark vor Feuer fürchten und Dompteure sie hingegen dazu bringen, durch einen Feuerzirkel zu springen, ist positive Motivation, also Belohnung, nicht ausreichend. Somit gibt es allerlei Strafen, Methoden, die Tiere zu terrorisieren, um etwas zu tun, was ihrer Natur zuwiderläuft. Kinder sollten schon über Tiere lernen, aber nicht in dieser Weise. Wir leben in einem Technologiezeitalter, wir haben gute Dokumentarfilme, 3D-Filme, bald auch virtuelle Realität. Somit wird jedes Kind die Gelegenheit haben, Wildtiere in ihrem Habitat zu sehen. Es setzt sich den Helm auf und sieht diese Tiere fast wirklichkeitsgetreu. Wenn wir diese Tiere sehen wollen, müssen sie sich nicht in Käfigen quälen. Sie verhalten sich sowieso total anders als in der Wildnis. Wir wollen auch nicht den Eindruck hinterlassen, dass diese Tiere unsere Freunde sind und dass wir ihnen nahe treten können. Denn das ist nicht wahr. Man kann seinen Kopf nicht ins Maul eines Löwen oder eines Tigers stecken. Man kann nicht neben einem Bären stehen, denn diese sind Wildtiere, die nicht an Menschen gewöhnt sind. Mit Sicherheit könnten wir im Wald keinen Bären sehen, der Fahrrad fährt, und keinen Tiger, der sich einem Feuer nähert. Die Tiere würden so etwas niemals aus eigenen Stücken tun.“




    Umweltverbände fordern ein Gesetz, das in Rumänien Wildtiervorführungen in Zirkussen verbietet. Magor Csibi stellt einige Initiativen vor, diese Praktik zu stoppen.



    Im Generalrat der Hauptstadt Bukarest hat man das Regelwerk des Globus-Zirkus geändert. Somit ist es nun untersagt, dass da noch Tiere während der Vorführungen eingesetzt werden. Ein weiterer geplanter Beschluss, der noch besprochen wird, schlägt vor, in Bukarest alle Wildtiershows zu untersagen. Drittens befindet sich bereits seit der vorigen Legislaturperiode ein Gesetzentwurf im Parlament, der diese Shows landesweit untersagen soll. Bis zum Frühling wird man dieses Gesetz hoffentlich verabschieden. Wenn wir es so nicht schaffen, dann werden wir Abgeordnete zu überzeugen versuchen, einen neuen Entwurf einzureichen. Wir wollen, dass diese Praktiken aus Rumänien verschwinden. Es gibt bereits 14 EU-Länder, in denen solche Schauspiele vollkommen untersagt sind, und 19 weitere Länder, wo diese teilweise verboten sind.“




    WWF Rumänien hat auch eine Online-Petition zum Verbot des Tiereinsatzes im Zirkus ins Leben gerufen. Diese wurde bereits von über 30.000 Menschen unterzeichnet. Im Globus-Zirkus in der Hauptstadt hat am letzten Sonntag die letzte Vorführung stattgefunden, bei der Wildtiere eingesetzt wurden.

  • Tierschutzvereine gründen Netztwerk für verletzte Wildtiere

    Tierschutzvereine gründen Netztwerk für verletzte Wildtiere

    Der Milvus-Verband für den Vogel- und Naturschutz in der siebenbürgischen Stadt Târgu Mureş hat in Partnerschaft mit dem Verein Vets4Wild eine nationale Hotline eingerichtet. Ziel des Projekts ist es, Tierärzte aus dem ganzen Land zur freiwilligen Teilnahme zu überzeugen. Den verletzten Tieren soll ortsnah Erste Hilfe gewährt werden, anschlie‎ßend sollen die stabilisierten Tiere zum Milvus-Verband in Târgu Mureş oder zu seiner Zweigestelle in der Ortschaft Sânsimion gebracht werden. Bis dato haben sich Tierärzte aus fast allen Landeskreisen in Siebenbürgen angemeldet; verletzte Vögel aus rund 30 Landeskreisen in ganz Rumänien wurden bislang gerettet und im tierärztlichen Zentrum in Sânsimion behandelt.



    Die beiden teilnehmenden Vereine haben eine Hotline eingerichtet, wo Bürger rund um die Uhr Vorfälle mit verletzten Tieren melden können. Die Mitarbeiter des Zentrums entscheiden dann, was wirksamer ist — entweder untersucht ein vereinseigenes Team den Vorfall, oder die Zentrale gibt ihn weiter an einen freiwilligen Tierazt in der Nähe. Nach der Untersuchung erfolgt eine Diagnose; sollte das Tier eine langfristige Behandlung erfordern, wird es im Milvus-Rehazentrum behandelt. Robert Zeitz von Milvus erklärt die Hintergründe:



    Ziel des Projekts ist es, dass diese Tiere, die von Bürgern verletzt aufgefunden werden, so bald wie möglich zu einem Tierazt kommen, so dass also die Zeit zwischen Verletzung und Behandlung so gering wie möglich ist. Die Hotline hat gro‎ße Wirkung gezeigt. Die meisten Menschen haben sich informiert und wissen, wen sie anrufen müssen, wenn sie ein verletztes Tier finden. Anrufe bekamen wird nicht nur von Bürgern, sondern auch von der Bergwacht und anderen Organisationen. Wichtig ist zu wissen, um welches Tier es sich handelt, wie schwer dieVerletzung ist und wo das Tier sich befindet. Der Hintergedanke war, Tierärzte zu vernetzen: Unser zentrum liegt in Târgu Mureş, aber wenn ein Tier in Caraş Severin oder Constanţa gefunden wird, muss es die Möglichkeit geben, dass jemand dem Tier hilft.“



    Das tiermedizinische Rehazentrum von Milvus betreut seit mehreren Jahren die Behandlung von verletzten Vögeln und ihre Wiedereinführung in die Natur. Im Moment werden dort neun Vögel behandelt — Eulen, Käuze, Donaufalken oder Mäusebussarde. Die meisten kommen wieder frei, einige bleiben aber zeitlebens im Zentrum, da ihre Verletzungen zu schwer sind.



    Tausende von Tieren kommen jährlich in Rumänien aufgrund von Verletzungen um — das muss nicht sein. Viele von ihnen hätten gute Überlebenschancen, wenn sie in ein Behandelungszentrum kämen.