Tag: Toma Arnautoiu

  • Antikommunistischer Widerstand in den 1950er Jahren: die  Arnăuțoiu-Gruppe

    Antikommunistischer Widerstand in den 1950er Jahren: die Arnăuțoiu-Gruppe

    Am 14. Februar 1921 wurde einer der Helden des antikommunistischen Widerstands in Rumänien, Leutnant Toma Arnăuțoiu, geboren. Er war der Anführer einer der am längsten bestehenden Partisanengruppen in der Gegend von Muscel, in Zentralrumänien, am Südhang des Făgăraș-Gebirges. Als Entstehungsort der rumänischen Schriftsprache betrachtet, wurde Muscel während seiner Geschichte von freien Bauern mit einer guten wirtschaftlichen Situation bevölkert, und seine Residenz, die Stadt Câmpulung, hat eine wichtige multikulturelle Geschichte. Die Musceler profitierten immer von der Verwaltungsautonomie und hatten enge Beziehungen zum Fürstentum Siebenbürgen jenseits der Karpaten.



    Leutnant Toma Arnăuțoiu war Mitglied der kulturellen Elite der Gemeinde Nucșoara. Er war das dritte Kind eines Lehrers, sein älterer Bruder Ion, ein Kavallerieoffizier, war 1943 auf der Krim gefallen. Elena Florea Ioan war die Schwester von Toma Arnăuțoiu und sie wurde im Jahr 2000 vom Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des Rumänischen Rundfunks interviewt. Dabei betonte sie, dass die Familie des Lehrers Arnăuțoiu eine der angesehensten in der Gemeinde Nucșoara war, mit starken Werten und Prinzipien, die damals allerdings kaum förderlich für die Frauen in traditionellen Familien waren:



    Ich habe eine besondere Dankbarkeit gegenüber meiner Mutter, die uns sehr gut erzogen hat und mich geführt und alles gelehrt hat, so dass ich im späteren Leben wusste, wie man alle Schwierigkeiten angehen kann. Meinen Vater konnte ich mit seiner Sanftmut und Güte nie aus der Fassung bringen. Ich konnte ihn nie ärgern, was ein Beweis dafür war, dass ich auf alles hörte, was er sagte. Und er lie‎ß mich nicht auf die Schule gehen, damit die Jungen zur Schule gehen, lernen und sich weiterbilden können. Und was die Ehe anbelangt, haben meine Eltern tatsächlich meinen zukünftigen Ehemann für mich ausgesucht, und ich konnte nie sagen, dass sie sich geirrt haben. Sie haben mich immer auf den richtigen Weg geführt und mir beigebracht, ehrlich, flei‎ßig und respektvoll zu sein und mich in der Gesellschaft so zu verhalten, dass ich vor niemandem erröten müsste.“




    An der Front verwundet, wurde Toma Arnăuțoiu in den Reihen des Königlichen Gardebataillons aufgenommen, einer militärischen Eliteeinheit. Nach dem Staatsstreich vom 23. August 1944 begann eine weitere bittere Seite in der Geschichte Rumäniens, die die gesamte Gesellschaft umkrempeln sollte: die militärische Besetzung durch sowjetische Truppen und die Einsetzung einer prokommunistischen Regierung am 6. März 1945. 1947 aus der Armee entlassen, ging Toma Arnăuțoiu 1948 nach Bukarest und wurde Student an der Handelsakademie. Dort lernt er den Oberst Arsenescu kennen, und zusammen mit weiteren 30–40 Kommilitonen schmieden sie einen Plan zur Organisation einer Gruppe von Partisanen, die in den Bergen gegen die Regierung kämpfen sollte. Im Jahr 1949 setzten sie ihren Plan um und Toma Arnăuțoiu wurde von seinem jüngeren Bruder Petre begleitet. Elena Florea Ioan beschrieb, wie die von ihrem Bruder angeführten Partisanen von den Einheimischen aus Nucșoara unterstützt wurden. Doch bald beginnen die Zusammenstö‎ße mit den Truppen des Innenministeriums.



    Man schickte ihnen dort, in den Bergen, Lebensmittel und alles, was sie brauchten, aber die Geheimpolizei begann, die Gemeinde zu bewachen, und sie hatten keinen sicheren Ort mehr, an den sie gehen konnten, um sich zu ernähren. Und sie begannen oben in den Bergen zu verzweifeln, denn sie hatten kein Essen mehr, sie hatten nichts. Eines Nachts gingen sie hinunter ins Dorf, zu unserem Haus, und jemand aus ihrer Umgebung, eine Informantin namens Ileana, und ich kann mich an ihren Nachnamen nicht mehr erinnern, setzte die Securitate in Kenntnis. Der Spitzel war ein Dienstmädchen in einer Molkerei. Und dann kam ein ganzes Regiment hinter ihnen her. Es gab einen Zusammensto‎ß zwischen der Securitate und ihnen, und dabei ist ein Unteroffizier der Securitate ums Leben gekommen.“




    Nachdem die Arnăuțoiu-Brüder in die Berge geflüchtet waren, verhaftete die Securitate ihre gesamte Familie — die Eltern, die Schwester, ihren Mann, die Frau von Petre. Elena Florea Ioan wurde auch mehrfach verhört; an eine bestimmte Episode, die sich im Gefängnis in Pitești ereignet hatte, erinnerte sie sich besonders:



    Das zweite Mal wurde ich zu fünf Jahren verurteilt, das galt als Verwaltungsstrafe wegen unterlassener Denunziation. Ich würde wissen, wo sich meine Brüder in den Bergen aufhielten, und würde verweigern, der Securitate zu helfen, sie aufzuspüren und festzunehmen. Sie verhafteten mich immer wieder oder bestellten mich zur Securitate und legten mir nahe, ich solle mich als Schwester bei ihnen einschleichen, um ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Ich beteuerte immer wieder, meinen Brüdern nie geholfen zu haben, was mir die Securitate-Leute bei den Verhören nie abkaufen wollten. Als ich im Gefängnis in Pitești war, kam eines Nachts ein Oberst aus Bukarest und verhörte mich, so gegen 1–2 Uhr nachts. Er zerrte an meinem Hemd, bis die Knöpfe abrissen, sprang auf und fragte mich, warum gerade ich als Schwester meinen Brüdern nicht geholfen haben sollte, wo doch andere rund 100 ‚Bastarde‘ aus dem Dorf ihnen geholfen hätten?“




    1958, nach neun Jahren der Verfolgung durch Securitate-Truppen, wurde die Gruppe der Partisanen in Muscel gefangen genommen. Die Securitate stellte ihnen eine Falle: Durch einen Freund von Toma Arnăuțoiu wurden den Partisanen Pässe und die Erlaubnis versprochen, das Land zu verlassen. Die Anführer der Arnăuțoiu-Gruppe wurden schlie‎ßlich in der Hütte eines Hirten gefasst. Nebst den Arnăuțoiu-Brüdern wurde auch Tomas zweijährige Tochter und ihre Mutter, Maria Plop, festgenommen. Toma Arnăuțoiu Schwester, Elena Florea Ioan, erinnerte sich im Jahr 2000 im Interview mit dem Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des Rumänischen Rundfunks an diesen Moment:



    Dieser [von der Securitate eingewiesene] Freund meiner Brüder kam mit etwas Schnaps, dem Betäubungsmittel beigemischt worden waren, und den Pässen zu ihnen. Und während sie sich unterhielten, bot er ihnen einen Becher Schnaps an. Toma wollte nicht trinken, Petrică trank eine Tasse Schnaps. Und als sie sich dort unterhielten und planten, wie sie flüchten sollten, standen drau‎ßen plötzlich die Securitate-Leute drau‎ßen, sie stürmten herein sund chnappten sich Toma. Er wehrte sich, sie wussten, dass er ein Tütchen mit Gift am Revers trug, damit er nicht lebendig gefangen genommen wird, sollte man ihn erwischen. Sie stürzten sich sofort auf Toma und nahmen ihm das Gift ab. Petrică schaffte es, zu entkommen, während Toma noch mit ihnen kämpfte. Er überquerte einen Fluss und bestieg ein Hügel, wo ihn jemand sah und und der Securitate verpfiff. Sie verfolgten ihn mit einem Hund und fanden ihn mit seinem Gürtel um den Hals, bereit, Selbstmord zu begehen.“




    Nach ihrer Verhaftung am 20. Mai 1958 werden die Mitglieder der Gruppe mehr als ein Jahr lang verhört. In der Nacht vom 18. auf den 19. Juli 1959 werden Toma Arnăuțoiu, sein Bruder Petre und 14 weitere Menschen, die ihnen neun Jahre lang geholfen hatten, erschossen.

  • Toma Arnăuțoiu

    Toma Arnăuțoiu

    Après l’occupation de la Roumanie par l’Armée rouge et l’instauration du régime communiste, Toma Arnăuțoiu formera et animera lun des groupes de partisans anticommunistes les plus connus, établi sur le versant sud du massif de Făgăraș, dans la région de Muscel, au centre de la Roumanie. Les linguistes considèrent cette zone comme le berceau de la langue roumaine littéraire. Peuplée de paysans libres et fiers, maîtres de leurs terres, durs au travail et jaloux de leurs avoirs, les muscéliens ont toujours bénéficié dune autonomie administrative considérable et, bien que Valaques, ils avaient noué des liens étroits avec la principauté de Transylvanie. Le chef-lieu de la région, la ville de Câmpulung, est fier de son histoire multiculturelle riche et ancienne.



    Le lieutenant Toma Arnăuțoiu faisait partie de ce que l’on peut appeler lélite intellectuelle de sa commune natale, Nucșoara. Troisième enfant du maître d’école, comptant parmi ses frères Ion l’aîné, officier de cavalerie, qui mourra au combat, en 1943, sur le front de Crimée. La voix d’Elena Florea Ioan, sœur cadette de Toma Arnăuțoiu, interviewée en 2000 par le Centre dhistoire orale de la Radiodiffusion roumaine, raconte l’atmosphère qui régnait dans la famille et dans le village du futur héros de la lutte anticommuniste roumaine. Elena Arnăuțoiu :



    « Je voue une gratitude toute particulière à ma mère, qui nous avait très bien éduqués, car c’est d’elle que j’avais tout appris. Elle nous avait appris à nous, les enfants, comment affronter la vie sans peur, comment la prendre à bras le corps. De mon père, je me rappelle la douceur et la gentillesse. J’avais toujours peur de lui faire de la peine. Je respectais et écoutais mes parents. Aussi, je n’ai pas poursuivi les études, mon père ne ma pas laissée continuer, c’était pour que mes frères puissent aller à luniversité, plus loin. Puis aussi, lorsque je me suis mariée, il est vrai que ce sont mes parents qui avaient choisi mon futur mari, mais je ne peux pas dire qu’ils aient eu tort. Ils mont toujours guidé sur la bonne voie, ils mavaient appris à être honnête, travailleuse, respectueuse, à évoluer en société de sorte à ne pas avoir honte de moi. »



    Blessé au combat, Toma Arnăuțoiu avait été ensuite reçu dans les rangs du bataillon de garde royale, unité militaire délite. Après le 23 août 1944, l’armistice devant l’URSS et l’occupation de la Roumanie par l’Armée rouge ouvrirent une autre page de lhistoire de la Roumanie, bien plus amère celle-là. Une page qui prendra une tournure résolument dangereuse dès le 6 mars 1945, avec linstallation du premier gouvernement procommuniste roumain. Renvoyé de larmée en 1947, Toma Arnăuţoiu part l’année suivante à Bucarest, où il s’inscrit à lAcadémie commerciale. C’est là qu’il rencontrera le colonel Arsenescu et, avec une trentaine d’autres camarades, il va élaborer le plan visant à organiser un groupe de partisans qui harcèle et combatte les forces du gouvernement communiste dans les montagnes. Ce n’est qu’en 1949 que le plan sera mis en œuvre. Toma Arnăuțoiu sera également rejoint par son jeune frère, Petre. Elena Florea Ioan parle de la solidarité des villageois légués à soutenir et à aider le groupe de partisans dans son entreprise :



    « On leur envoyait de la nourriture là-bas, dans les montagnes, tout ce dont ils avaient besoin, mais la Securitate, la police politique du régime communiste, avait commencé à cerner la commune pour empêcher les villageois de fournir des vivres aux partisans. Ils ont tapé dans le mille, les partisans ont commencé à manquer de victuailles et à souffrir de faim. Alors, une nuit, ils sont descendus au village, chez nous, et quelquun autour deux, mais une indic, Ileana, je ne me souviens plus de son nom de famille, avait alerté les agents de la Securitate. Elle travaillait dans une laiterie. Et puis, ils se sont retrouvés cernés par tout un régiment. Il y a eu un affrontement, et ils ont réussi à s’échapper dans les montagnes. Un sous-officier de la Securitate avait laissé sa peau dans la confrontation. »



    Après la retraite des frères Arnăuțoiu dans les montagnes, la Securitate a arrêté toute leur famille, leurs parents, leur sœur, son mari, la femme de Petre. Des enquêtes terribles, certaines déroulées dans le pénitentiaire de Pitesti, et dont Elena Florea Ioan se souvient avec effroi :



    « La deuxième fois, jai été condamné à 5 ans de prison, sanction administrative pour non-dénonciation d’un « ennemi du peuple », comme ils appelaient alors les partisans. Le juge prétendait que javais entendu dire que mes frères se trouvaient dans les montagnes, et que je navais rien fait pour aider les troupes de la Securitate à les attraper. J’étais sans cesse sous enquête, ils m’appelaient, m’ordonnaient de les chercher, d’aller dans les montagnes pour voir ce qu’il en était, et revenir renseigner la police politique. A l’enquête, ils voyaient bien que je ne savais rien, que je n’avais pas aidé mes frères, que j’ignorais tout. Une nuit, c’était à la prison de Pitesti, un colonel de Bucarest était venu me soumettre à l’interrogatoire. J’avais été appelé vers une ou deux heures du matin. Il m’a brusqué, me reprochant ne les avoir pas aidés, alors qu’une centaine d’autres villageois l’avaient fait. C’était terrible. »



    En 1958, après 9 années de fuites, de combats et de résistance acharnée, le groupe de partisans de Muscel avait été finalement capturé par les troupes du régime communiste. Ils sont finalement tombés dans un guet-apens tendu par un agent double, ami de Toma, qui leur avait fait miroiter la promesse des passeports, pour quitter le pays. Ils ont été cernés dans la maison d’un berger. Avec Arnăuțoiu, allaient tomber sa femme, Maria Plop, et la petite fille qu’ils avaient eue dans les montagnes, et qui avait deux ans à l’époque. Elena Florea Ioan s’en souvient :



    « Cet ami de Toma avait apporté de l’eau-de-vie. Il y avait mis des somnifères. Il avait leurs passeports avec lui. Ils ont trinqué. Toma, lui, se méfiait, il ne voulait pas boire, mais Petrică avait bu. Et alors quils papotaient et qu’ils montaient des plans pour quitter le pays, les agents avaient cerné la maison, ont fait irruption et ont attrapé Toma. Il sétait battu, et ils étaient au courant quil avait du poison cousu dans le revers de sa veste, car il ne voulait à aucun prix se laisser capturer vivant. Et donc ils se sont jetés sur lui, pour l’empêcher de se suicider. Ils se sont donc battus. Petrica est néanmoins arrivé à s’enfuir, pendant que Toma se battait avec eux. Mais des gens ont vu Petrica, qui a été poursuivi. Ils l’ont finalement rattrapé à l’aide d’un chien pisteur, juste au moment où il tentait de se pendre. »



    Arrêtés le 20 mai 1958, les membres du groupe de partisans de Muscel seront enquêtés pendant plus dun an. Dans la nuit du 18 au 19 juillet 1959, Toma Arnăuțoiu, son frère Petre, et 14 autres personnes, qui les avaient épaulés pendant neuf ans, ont été fusillés.


    (Trad. Ionut Jugureanu)


  • Heldinnen des antikommunistischen Widerstands (1950er-60er Jahre): Elisabeta Rizea

    Heldinnen des antikommunistischen Widerstands (1950er-60er Jahre): Elisabeta Rizea

    In den Gebirgen Rumäniens hat sich schon beginnend mit dem Herbst 1944 ein antikommunistischer und antisowjetischer Widerstand gebildet. Zu diesem Widerstand in den rumänischen Karpaten gehörten Militärs, Studenten, Landwirte, Arbeiter, Männer und Frauen. Erst nach der Wende haben die Rumänen erfahren, dass auch Frauen Teil der Widerstandsbewegung waren. Dank der TV-Sendung Memorialul Durerii“ (zu deutsch: Denkmal des Leidens) wurde die Landwirtin Elisabeta Rizea aus der Gemeinde Nucşoara, Landkreis Argeş, dem breiten Publikum bekannt.



    Wenn wir heutzutage objektiv urteilen, könnten wir sagen, dass Elisabeta Rizea nichts Heldenhaftes unternommen habe. Sie hat an keiner Front gekämpft, hat niemandem das Leben gerettet, hat sich nicht aufgeopfert, damit jemand überlebt. Sie hat aber etwas anderes geschafft: Sie hat ihre Prinzipien eingehalten. Elisabeta Rizea hat nicht gelogen, hat ihre Nachbarn oder ihre Verwandte für die Securitate, die kommunistische Sicherheitspolizei, nicht bespitzelt. Sie hat niemals die Hoffnung verloren, dass die Gerechtigkeit siegen werde. Elisabeta Rizea stand auf der Seite derer, die für die Wahrheit und Gerechtigkeit kämpften und hat ihnen auch geholfen: Sie hat die Widerstandskämpfer mit Lebensmitteln versorgt und hat sie vor ihren Verfolgern beschützt.



    Elisabeta Rizea verkörperte den anständigen Bauern, der sein kleines Universum — Eigentum, Familie, Glaube — verteidigt hat. Dafür musste sie 12 Jahre im Gefängnis verbringen. Im Jahr 2000 hatte das Zentrum für mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks die Ehre, Elisabeta Rizea zu interviewen. Sie war damals 88 Jahre alt. Sie erzählte über die Partisanen-Gruppe Arsenescu-Arnăuţoiu.



    Ich misch‘ mich in die Politik nicht ein, ich bin eine anständige Frau. Wenn man Rumäne ist, warum soll ich dann auf der Seite eines anderen Landes stehen und nicht auf der Seite meiner Rumänen? Ich habe sie [die Partisanen] nicht direkt getroffen. Wir hatten eine Weide, die hatte eine Baumhöhle, und sie diente als Postkasten. Wenn ich die Armee vorbeimarschieren sah, schrieb ich auf einen Zettel: ‚Vorsicht, die Armee kommt!‘ Wenn die Securitate-Offiziere kamen, denn sie kamen und beobachteten mich, hängte ich einen Krug an die Wand. Was die da drüben diskutierten, hörte ich aus dem anderen Zimmer. Ich schlich mich gleich weg. Ich hatte eine Leiter, ging die Leiter runter und steckte den Zettel in die Baumhöhle. Und die Jungs um Herrn Kapitän Arnăuţoiu fanden den Zettel und er las die Nachricht. Ich teilte ihm mit, wo sich die Armee aufhält, wo sie das Essen finden.“



    Laut ihren eigenen Aussagen wurde Elisabeta Rizea während der Ermittlungen gegen sie bewusstlos geschlagen. Ihre Haare hingen an einen Haken. In den Momenten machte sie mit der Zunge ein Kreuzzeichen und betete an Gott, nichts von dem, was sie wusste, verraten zu müssen. Elisabeta Rizea erinnert sich an die Besuche der Securitate vor ihrer Verhaftung:



    Ich hörte immer den Mann von der Securitate mit seinen Stiefeln auf den Holzbrettern treten. Wenn ich die Stiefeln hörte, hatte ich Angst, mein Herz schlug stark. Da dachte ich: Jetzt holen sie mich, sie werden mich erschie‎ßen. So habe ich [in ständiger Angst] gelebt, warum soll ich da lügen. Sie machten die Lampe stärker, lie‎ßen mich aufstehen und fragten mich über sie [die Partisanen] aus. Und ich sagte ihnen, ich wüsste nichts. Ich habe ihnen nichts gesagt. In dem Zimmer habe ich geschworen — auf dem Tisch lagen das Evangelium und das Kreuz. Ich habe das Kreuz in die Hand genommen und auf die Bibel geschworen. Oberst Arsenescu war auch da, Herr Tomiţă (Arnăuţoiu) war auch da und einige Ärzte. Alles gebildete Menschen. Ich habe geschworen, sie nie zu verraten. Und das habe ich auch eingehalten.“



    Vor mehr als 200 Jahren sagte der irische Philosoph und Staatsmann Edmund Burke (1729-1797): Damit das Böse siegt, müssen die Guten nichts tun.“ Im Fall von Elisabeta Rizea haben aber die guten Menschen die bösen unterstützt. Die Nachbarn haben sie bespitzelt und der Securitate berichtet. Sie wurde verhaftet. 1963 wurde sie aus der Haft entlassen und überlebte auch das politische Regime, das ihre Existenz geprägt hat.



    Der Einfluss Elisabeta Rizeas auf die öffentliche Meinung in Rumänien war sehr gro‎ß, insbesondere in den 1990er Jahren und Anfang des 21. Jahrhunderts. Als man den Vorschlag machte, ein Denkmal für den nationalen antikommunistischen Widerstand zu errichten, hat die rumänische Zivilgesellschaft sofort an eine Statue von Elisabeta Rizea gedacht.



    Im Jahr 2003 verlie‎ß die 91-jährige Bäuerin Elisabeta Rizea diese Welt und hinterlie‎ß die Erinnerung an ihre Würde. Ein kleines Beispiel dafür, wie ein Mensch gequält, gedemütigt, gepeinigt, aber niemals besiegt werden kann.



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