Tag: Traditionen

  • Unterwegs im Fogarascher Land

    Unterwegs im Fogarascher Land

    Die erste Station unserer virtuellen Reise ist das Dorf Mândra. Hier können wir einen besonderen Ort besuchen, das Museum für Leinwand und Geschichten.

    „Sie erfahren dort die Geschichte dieses Dorfes, die Geschichte der Auswanderung hiesiger Einwohner in die USA in der Zwischenkriegszeit und wie diese Menschen zurückgekehrt sind und mit dem dort verdienten Geld Häuser gebaut haben. Wenn Sie Handwerker kennenlernen möchten, würde ich Sorin Petrișor im Dorf Ucea anregen. Er ist ein großartiger Verfechter alter Bräuche. Sein Haus ist ein lebendiges Museum, in dem tatsächlich vieles passiert, was einst in den Häusern rumänischer Bauern stattfand, vom Weben bis zum Brotbacken. Er hat auch eine lokale Gastronomieeinrichtung registriert, wo Sie nach Voranmeldung auch eine traditionelle Mahlzeit genießen können. Sie können Ihre Reise dann nach Avrig fortsetzen, wo in der Bibliothek wöchentlich ein echter traditioneller Spinnradabend organisiert wird. Nichts davon ist inszeniert. Die Frauen dieser Gemeinde treffen sich hier zur Handarbeit und erzählen Geschichten. Es gibt keine speziell vorbereiteten Lieder, wie wir es aus Museen gewohnt sind. Die Dinge sind sehr natürlich, und es ist sehr schön, dass die Frauen ihre traditionellen Trachten aus den Truhen geholt haben und in traditioneller Kleidung erscheinen. In Avrig können Sie auch Adrian David kennenlernen, einen Hersteller von traditionellem Bauernschuhwerk. Ein junger Mann von unter 30 Jahren, der sich in dieses Handwerk verliebt hat und auch ein Zimmer in seinem Haus in ein Museum verwandelte. Er unterrichtet die traditionellen Methoden für Kinder, die auf die Handwerkerschule in dieser Gemeinde gehen.“

    Das Făgăraș-Land repräsentiert nur einen Teil eines viel größeren Gebiets rund um die Făgăraș-Berge. Und diese ganze Region ist so interessant, dass sie jährlich mit einem Festival gefeiert wird. Das Făgăraș Fest ist ein Festival der Berge und der Menschen im Făgăraș-Gebirge, sagt Victoria Donos.

    „Das Festival wurde fünf Ausgaben lang immer in einer jeweils anderen Gemeinde im Bergland hier organisiert, von Norden bis Süden der Făgăraș-Berge. Dieses Jahr möchten wir in einer Gemeinde haltmachen, in der das Festival idealerweise dauerhaft gastieren soll, weil wir glauben, dass dieses Festival einen noch größeren Einfluss auf das Leben der Menschen haben, einen wirtschaftlichen Einfluss ausüben und gleichzeitig zu einer Tradition für einen Ort im Făgărașer Bergland oder in einer anderen Gemeinde in der Umgebung werden kann. Wir veranstalten einen Wettbewerb, zu dem 35 Gemeinden auch aus dem Umkreis eingeladen wurden. Diese Woche werden wir alle eingereichten Projekte der Gemeinden bewerten, da es sich um einen Projektwettbewerb handelt. In der ersten Phase werden wir drei Gemeinden auswählen, die wir besuchen werden, weil es sehr wichtig ist, den Ort zu sehen, den sie vorgeschlagen haben, die Offenheit der Gemeinde zu bewerten, welche touristischen Ziele es dort gibt und wie die Menschen dort in die Organisation dieses Festivals einbezogen werden können.“

    An den letzten beiden Ausgaben nahmen auch ausländische Touristen teil, die vor allem den Reichtum an Erfahrungen schätzten, die dieses Festival bietet: Naturerlebnisse, aber auch kulturelle Erfahrungen.

    „Sie waren überrascht, wie viele geführte Touren es gibt. Zum Beispiel hatten wir geführte Touren über Vögel, Insekten, Fledermäuse, den Wald und wilde Tiere. Zusammen mit der Bergwacht sind wir auf einigen Pfaden im Wald gwandert und haben einige besondere Orte entdeckt. Dann haben einige das Camping ausprobiert, das Zelten, das wir letztes Jahr in der Nähe des Festivals angeboten haben. Andere haben in den Gästehäusern der Region übernachtet oder sind sogar weit über das Festivalgelände hinausgereist. Die Unterkünfte waren in einem Umkreis von 50 km ausgebucht. Ich kann mich gut erinnern, mit wie viel Überraschung und Freude sie über die Gästehäuser sprachen, die den authentischen Geist des Ortes bewahrten. Zum Beispiel sprachen sie sehr schön über die Häuser in Porumbacu, über das sehr gut zubereitete Frühstück, über die Gegenstände, die sie dort fanden, und über die Menschen, die Gastgeber. Die Kontakte mit den Gastgebern sind sehr wichtig.“

    Ein weiteres Projekt der Conservation Carpathia Foundation ist die Erstellung von Touristenpaketen, die verschiedene Erlebnisse im Făgăraș-Land und allgemein in der Umgebung der Făgăraș-Berge umfassen, wie wir von PR-Chefin Victoria Donos erfahren haben.

    „Da ist zum Beispiel Viorica Olivotto aus dem Dorf Ușoara, die traditionelle Blusen näht und eine echte Seele von Mensch ist. Es ist sehr gut, dass mehr Menschen sie kennenlernen. Es ist schön, an den Workshops teilzunehmen, die sie für Touristen organisieren kann, und warum sollte der Tourist nicht etwas hinterlassen, damit Frau Olivotto ihr Handwerk fortsetzen und unterstützt werden kann. Dann gibt es in der Ortschaft Lisa einige Walkmühlen, die ebenfalls als UNESCO-Schatz gelten, wo eine Familie eine Tradition von mehreren hundert Jahren fortsetzt. Ich finde es gut, dass Touristen von ihnen erfahren und sie in ihre Besuche in Rumänien mit berücksichtigen.“

    Zusammenfassend bleibt das Făgăraș-Land ein märchenhaftes Reiseziel, wo authentische Traditionen und spektakuläre Landschaften harmonisch miteinander verwoben sind. Es ist der perfekte Ort für diejenigen, die die Ruhe der Natur und den Charme des ländlichen Lebens suchen.

  • Ostern anno dazumal: Feierlichkeiten im traditionellen rumänischen Dorf der Zwischenkriegszeit

    Ostern anno dazumal: Feierlichkeiten im traditionellen rumänischen Dorf der Zwischenkriegszeit

    Zeitgeschichte hat die Besonderheit, ein Alltagsleben wieder aufleben lassen zu können, das heute nicht mehr existiert, das aber unsere Ältesten manchmal gut kannten. Ein solcher besonderer Moment war zweifellos das Osterfest in der Zwischenkriegszeit. Die vom Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des Rumänischen Rundfunks gesammelten Zeugnisse lassen die patriarchalische Atmosphäre wieder aufleben, die die Osterfeierlichkeiten in Rumänien in der Vergangenheit geprägt hat.



    An diese besondere Atmosphäre erinnert sich der Arzt, Professor, Schriftsteller und Übersetzer Constantin Dimoftache Zeletin, Sohn eines Priesters, wenn er an das orthodoxe Osterfest seiner Kindheit zurückdenkt, das er in seiner Heimatgemeinde Burdusaci im nicht mehr existierenden Kreis Tecuci im Osten Rumäniens feierte:



    Ostern war für uns die Mutter aller Feiertage. Wir haben ungeduldig darauf gewartet. Mein Vater war oft weg, weil er die Häuser der Dorfbewohner segnen musste, wie es in unserem Land üblich ist. Und unsere Gemeinde war gro‎ß, mit mehreren über die Hügel verstreuten Dörfern und Häusern. Er ging überall hin, ohne auf das Wetter zu schauen, ob es regnete, ob es schlammig war; er sprach zu allen, er sprach seine Gebete, und für all diese Menschen, die in ihren Hütten, in diesen abgelegenen Dörfern lebten, war dies der Beginn der Osterfeierlichkeiten. Mein Vater war ein gewissenhafter Mann, er brauchte lange Zeit, um alle Häuser zu besuchen. Er kam abends todmüde nach Hause.“




    Die Zubereitung des traditionellen Kuchens, des rumänischen Christstollens namens Cozonac“, gehörte ebenfalls zu den Bräuchen dieses Festes. Es wurde in der Familie zubereitet, alle beteiligten sich daran. Constantin Dimoftache Zeletin erinnert sich:



    Die Zubereitung des Christstollens war ein echtes Ritual. Meine Mutter richtete es irgendwie ein, dass mein Vater zu dieser Zeit verfügbar war, sofern mein Vater überhaupt jemals verfügbar war. Wir hatten einen gro‎ßen Bottich, der zum Kneten verwendet wurde. Fast 20 Kilo Teig. Meine Mutter war die Frau des Priesters, am Ostersonntag kamen viele Leute zu Besuch zu ihr. Ich erinnere mich, dass sie eine Menge Butter in den Teig gab. Hausgemachte Butter, hergestellt aus der Milch unserer Kühe. Das Kneten des Teigs war ein Ritual an sich. Es war fast heilig. Denn die Qualität des Christstollens ist bekanntlich damit verbunden. Und mein Vater, ein eher sportlich aussehender Mann, war für die Durchführung dieses Vorgangs verantwortlich. Er nahm ein Stück des Teigs, hob es fast bis zur Decke und lie‎ß es dann mit einem Schlag fallen. Ich muss sagen, es war ziemlich beeindruckend. In der Zwischenzeit erhitzte meine Mutter die Butter und goss sie in den Teig. Und Sie mussten währenddessen besondere Vorsichtsma‎ßnahmen treffen. Im Raum, wo der Teig geknetet und dann zum Aufgehen gelassen wurde, musste es sehr hei‎ß sein und eine konstante Temperatur herrschen. Der Bottich, in dem der Teig lange Zeit ruhte, wurde mit einem Tuch abgedeckt. Meine Mutter pflegte zu sagen, dass der Teig wie ein Mann ist, der aus der Badewanne kommt. Es darf sich nicht erkälten.“




    Der Höhepunkt der Feierlichkeiten war jedoch die Ostermesse, die in der Kirche stattfand. Und für den damals jungen C.D. Zeletin stellten diese Momente eine Art Gemeinschaft mit Gott dar:



    Ostern ist die Auferstehung. In der Osternacht war alles bereit, meine Mutter nonnte sich vor Müdigkeit und Erschöpfung kaum noch auf den Beinen. Wir waren alle erschöpft. Wir gingen am frühen Abend zu Bett und wachten gegen 23.30 Uhr auf. Die Kirche war ganz in der Nähe, und wir wussten: Der Klang der Glocken würde uns aufwecken. Es war ein merkwürdiger Klang, weil jemand eine gro‎ße Menge Silber in die Legierung getan hatte, die zum Gie‎ßen der Glocken verwendet wurde. Je mehr Silber in der Legierung, desto besser klang sie. Für mich ist dieses Läuten der Glocken gleichbedeutend mit heiliger Kälte. Ich war eiskalt, oder vielleicht waren es Emotionen. Ich hatte ein gewisses Gefühl der Angst, als ich als Kind in die Kirche ging. Ich war ein eher schüchternes Kind. Natürlich hat mich niemand beachtet, die Menschen waren in ihre Gebete, in ihre Gedanken vertieft, und ich fühlte mich wie verloren.“




    In der Zelebrierung des Osterfestes, so wie sie C.D. Zeletin mit seinen Eltern und seinen Geschwistern in seiner Heimatgemeinde erlebt hatte, schien das Böse, die Welt verlassen zu haben, um allein Hoffnung Platz zu machen:



    Ich habe meine Mutter mit meinen Blicken verfolgt, ich habe sie zu ihr geschaut. Sie würde sich hinsetzen. Sie hatte ihren eigenen Platz in der überfüllten Kirche, den die Leute für sie freihielten. Ihr Platz wartete auf sie, mit einer Blume auf dem Kirchenstuhl. Und wenn meine Mutter ankam, nahm eine Frau die Blume und legte sie beiseite. Meiner Mutter wurde viel Respekt entgegengebracht. Zuerst, weil sie die Frau des Priesters war, dann, weil sie auch Chorleiterin war. Und sie war eine ziemlich gute Sängerin. Es war ihr gelungen, in diesem abgelegenen kleinen Dorf einen vierstimmigen Chor zu organisieren. Und sie wechselte das Repertoire immer. Einmal war es die Liturgie nach Tschaikowsky, ein anderes Mal die Liturgie nach Mandicevschi. Wenn ich zu Ihnen spreche, ist es, als sähe ich sie leibhaftig vor mir, wie sie ihren Chor leitet, manchmal den Kopf zum Altar mit seinen reichlich verzierten Türen hingewandt, wo mein Vater stand und den Ton zum Gesang anstimmte.“




    Es ist sicher, dass Kindheitserinnerungen für immer in unserem Gedächtnis eingeprägt bleiben, manchmal verklärt durch den Lauf der Zeit. Aber sie bleiben kostbar, von Nostalgie durchdrungen, Zeugnisse einer Welt, in der das Feiern religiöser Feste unantastbar war, während diese Feste das Leben der Gemeinschaft selbst regelten und prägten.

  • Frühlingsbräuche:  Bukarester Dorfmuseum bietet Werkstätte für Kinder an

    Frühlingsbräuche: Bukarester Dorfmuseum bietet Werkstätte für Kinder an

    Wie üblich lädt das Bukarester Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ auch dieses Jahr die Kinder auf eine Reise durch die Welt der Traditionen“ ein. Das Dorfmuseum veranstaltet demnach in den Gassen und Alleen des Museums ab Februar bis Mitte März jedes Wochenende Werkstätte für Kinder. Im Rahmen dieser Werkstätte haben die Kinder die Gelegenheit, verschiedene Frühjahrsbräuche zu entdecken. Echte Kunsthandwerker stehen ihnen bei und zeigen ihnen, wie früher die Symbole des Frühlings — Puppen, Dekorationen, Spielsachen und, selbstverständlich die beliebten Märzchen-Amuletten — gefertigt wurden. Lia Cosma, Forscherin mit Doktortitel für Volkskunde im Bukarester Dorfmuseum, lieferte uns mehr Einzelheiten zum Thema:



    Wir starteten mit dem »Dragobete«, dem Liebesfest in Rumänien, ein einheimischer Valentinstag. Dragobete wird am 24. Februar gefeiert und wird auch »Frühlingsbeginn« genannt. Wir beobachten gerne, was zu diesem Anlass in den traditionellen Gemeinden vor sich geht, wie sich die Leute in den herkömmlichen traditionellen Gemeinschaften darauf vorbereiten. Unsere Absicht ist, die frühere Stimmung in Bezug auf diese Feste im ländlichen Raum wieder zu erwecken. Daher laden wir Leute ein, die sich mit herkömmlichen Sitten und Bräuchen auskennen und diese immer noch aktiv ausleben. Anlässlich des Liebesfestes, des Dragobete, so wie es hierzulande bekannt ist, besuchten uns zahlreiche Kinder. Sie lernten hier Bräuche kennen, die vor allem für den Süden des Landes typisch waren. Die Kunsthandwerker brachten den kleinen Gästen bei, wie sie Vögel aus Wolle herstellen können. Denn die zwitschernden Vögel kündigen den Frühling an. Die Kinder lernten auch, traditionelle Puppen zu fertigen. Und im März werden sie die Gelegenheit haben, die alte hässliche Baba Dochia kennenzulernen. Die Greisin ist sowohl böse als auch hässlich und will uns nicht glauben lassen, dass der Frühling wirklich kommt.“




    Lia Cosma erzählte uns, dass das als Märzchen“ bekannte Frühlingsamulett ursprünglich lediglich aus zwei verflochtenen Schnürchen bestand, einem roten und einem wei‎ßen. Oder, wenn wir noch mehr zurück schauen — einem wei‎ßen und einem schwarzen, die das Licht und die Dunkelheit, die Kraft und die Zärtlichkeit, das Gute und das Böse darstellen. Später fügte man noch eine Münze den zwei Schnürchen hinzu, die für die Sonne stand. Denn es hie‎ß, die Sonne bringe immer Licht und Wärme.



    Laut Tradition schenkten die jungen Damen den jungen Männern solche Märzchen. Vor allem in der Moldau war es so üblich. In den restlichen Regionen war es umgekehrt, die Männer schenkten die Märzchen den Frauen. Dieser Brauch hat eine tiefgehende symbolische Relevanz. Es wurde am Handgelenk oder um den Hals gehängt getragen. Nach einer Weile — zwei Wochen oder sogar einem Monat in manchen Regionen — wurden die Märzchen an den Zweigen eines Baums gehängt. In Siebenbürgen hing man die Märzchen sogar an den Hörnern der Viecher oder am Stallbalken auf. Denn man glaubte, sie würden alles Böse fernhalten und die Dunkelheit des Winters verjagen und das Gute, den Wohlstand anziehen. Märzchen werden in mehreren Ländern am Balkan verteilt — in Bulgarien, in Albanien. Daher wurde das Märzchen als Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes im Jahr 2017 erklärt. Das hei‎ßt, dass sowohl seine hohe Bedeutung wie auch seine Schönheit und die langwierige Tradition anerkannt wurden.“




    Doktor Lia Cosma, Forscherin für Volkskunde im Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ in Bukarest erzählte uns, was die Kinder im Rahmen der Frühjahrs-Werkstätte lernten:



    Die Kunsthandwerker brachten ihnen bei, wie die Schnürchen gefertigt oder wie die Münzen — früher aus Gold oder Silber — hergestellt werden. Hauptsache, sie erinnern an frühere Zeiten. Im Rahmen der Werkstätte werden vielfältige Fertigkeiten gefördert. Man arbeitet mit Blumen, mit Schneeglöckchen, mit kleinen Nähten, volkstümlichem Schmuck. All das lockt die Kinder an. Manchmal ist die Nachfrage so gro‎ß, dass wir nicht imstande sind, alle Anträge entgegenzunehmen. Die Eltern tragen Sorge dafür, dass die Kinder die Vergangenheit, die Traditionen unseres Volkes kennenlernen. Und das ist erfreulich.“




    Über die Werkstätte für Kinder oder für Familien hinweg bietet das Dorfmuseum viele weitere Überraschungen an. Mit Details dazu Lia Cosma:



    In unserem Stra‎ßenmuseum fand Anfang März der Märzchenmarkt statt. Zahlreiche Kunsthandwerker boten dort ihre handgefertigten Produkte an. Die Schneeglöckchen — als absolutes Symbol des Frühlings — durften selbstverständlich nicht fehlen. Das Schneeglöckchen war ein sich stets wiederholendes Motiv in vielen Keramikgegenständen, auf Textilien und sogar in den kleinen Holzschnitzereien. Es ist eine Freude für alle, die damit arbeiten.“




    Trotz der grö‎ßeren Vielfalt der angebotenen Märzchen werden die traditionellen Märzchen immer noch am besten verkauft. Ihre Eleganz, Feinheit und Einfachheit überzeugt auch heute noch. Das Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ in Bukarest markiert jedes festliche Ereignis im Laufe des Jahres durch entsprechende spezifische Veranstaltungen. Daher haben schon die Vorbereitungen für die Ostern- und Pfingsten-Werkstätte angefangen. Die Kinder werden auch zu diesen Anlässen herzlichst eingeladen, sich an den Aktivitäten zu beteiligen. Eierfärben und Ikonenmalerei stehen unter anderem im Angebot.

  • Dragobete – das fast vergessene Fest der Liebe

    Dragobete – das fast vergessene Fest der Liebe

    Am 24. Februar feiern die Rumänen die Liebe. Sie nennen das Fest Dragobete“. Es ist die rumänische Version des Valentinstags. Die Tradition besagt, der Dragobete sei ein Fabelwesen, zur Hälfte Mensch, zur Hälfte Engel. Er sei ein unsterblicher junger Mann, der unsichtbar durch die Welt wandere, so der Ethnologe Simeon Florea.



    Das Dragobete-Fest ist eine Tradition, die früher überall im Land gefeiert wurde. In der Marmarosch markiert das Liebesfest den Frühlingsbeginn, daher auch die Bezeichnung, unter der es hier bekannt ist, nämlich Cap de Primăvară (dt. Frühlingsanfang) oder Dragomir. Dragomir ist eine Gestalt, die die gleichen Eigenschaften wie der Dragobete besitzt, ausgenommen seiner doppelten Natur. Au‎ßerhalb des Karpatenbogens wird der Dragobete als mythisches Wesen dargestellt — mit Menschenkopf und Schafbockbeinen. Es ist eine sehr alte Darstellung, vermutlich thrakischen Ursprungs, die allerdings auch in anderen Weltkulturen vorkommt. Das Dragobete wird am häufigsten am 24. Februar gefeiert, obwohl auch der letzte Februartag sowie der 1. März als mögliche Daten fungierten.



    Anlässlich des Dragobete zogen die jungen Dorfbewohner jedes Jahr ihre festliche Volkstracht an. Sie pflückten magische Pflanzen, die sie das ganze Jahr über aufbewahrten, im Hinblick auf eine vermutliche Heirat. Am gleichen Tag versammelten sich die jungen Frauen und Männer im Dorf und schlossen Blutsbrüderschaften. Das Versprechen galt für das ganze kommende Jahr.



    Das rumänische Dragobete ist eine Alternative zum abendländischen populären Valentinstag. Die Dorfmuseen im Land feiern das Dragobete in traditioneller Weise, wobei sie den Brauch fördern und ihn für die Neugierigen erläutern. Das Dorfmuseum in Bukarest zum Beispiel organisierte heuer ein Sonderprogramm zu diesem Anlass. Anfänglich wurde das Dragobete und seine Bedeutung vorgestellt. Der Schauspieler Alexandru Nicolae Mihai verlieh dem Fabelwesen seine Stimme:



    Am 24. Februar feiern wir hier im Dorfmuseum das Liebesfest, das Dragobete. Das Dragobete wird in der Regel mit dem Gedanken der Versöhnung, der Harmonie gepaart. Junge Frauen und Männer gingen früher bei dieser Gelegenheit zusammen aus, um die ersten Frühlingsblumen zu pflücken. Diese Geste stellt ein pflanzliches Opfer dar — wenn man sich die tiefere Bedeutung der Handlung anschaut. Dadurch war die Heiligkeit und Reinheit der nächstkommenden Zeit gesichert, hie‎ß es. Darüber hinaus hie‎ß es, dass die Vögel sich an diesem Tag ihre Paarungspartner aussuchten. Man sagte, der Vogel, der seinen Partner bis zum Dragobete nicht fände, würde das ganze Jahr allein bleiben. Eine Anmerkung diesbezüglich: Die Zeitspanne, die erwähnt wird, ist ein Jahr, und nicht ein Leben lang. Mit anderen Worten: Hast du es dieses Jahr nicht geschafft, gibt es nächstes Jahr eine neue Chancen.“





    Narcisa Mihai vom Bukarester Dorfmuseum erzählte uns mehr über die üblichen Dragobete-Zauberformeln:



    In Zusammenhang mit dem Dragobete gibt es sehr viele Traditionen. Vor dem Fest mussten sich die jungen Damen, die Schneeglöckchen pflücken gingen, vergewissern, dass die Männer, die sie mochten, auch etwas für sie empfanden. Daher mussten sie bestimmte Zauberworte dienstags und donnerstags aussprechen. Sie mussten also einen Liebeszauber aufsagen. Für ein komplettes Ritual brauchten sie Salz, Honig und »Feenwasser«. Salz und Honig findet sich in jedem Haushalt, wo war aber das Feenwasser zu finden ? Das Feenwasser wurde den letzten schmelzenden Schneeflecken in den Bergen und Wäldern entnommen. Es wurde mit gro‎ßer Sorgfalt, ebenso wie das Weihwasser, gelagert und für den Liebeszauber aufgehoben. Salz und Honig wurden in einen Topf gegeben und auf den Herd gestellt. Sobald das Gebräu zu brutzeln und zu zischen anfing, gab man Feenwasser dazu, um den Mix zu löschen. Das Mädchen, dem der Liebeszauber galt, musste nackt vor einer Ikone stehen. Es wurde mit dem magischen Trunk bespritzt, dabei wurde auch der Zauberspruch aufgesagt. Damit die beschworene Liebesbeziehung hielt, musste das Mädchen keine Kleider tragen. Denn falls das Feenwasser auf die Kleider gelangt wäre, so wäre die Liebe nicht nachhaltig, sondern vergänglich gewesen.“




    Das Dragobete lie‎ß die jungen Frauen von ihrer gro‎ßen Liebe träumen, so Narcisa Mihai:



    Das Ritual, das das Aufsagen des Zauberspruchs und das Zauberwasser voraussetzt, garantierte anscheinend den jungen Damen die Begegnung mit dem Traummann. Doch falls die Begegnung nicht in dem Jahr stattfand, war es nicht schlimm. Der Zauberspruch konnte auch im nächsten Jahr versucht werden. Doch häufig blieben die jungen Paare, die im Frühjahr gemeinsam Blumen pflückten, zusammen. Und bis zum Herbst waren sie meistens auch verheiratet. Selbstverständlich gibt es Traditionen, die auch die verheirateten Frauen einhalten müssen, damit die Liebe hält. Es hei‎ßt, die Ehemänner dürfen ihre Ehefrauen zu Dragobete nicht ärgern, sonst haben sie Pech das ganze Jahr über.“




    Und es gibt auch noch andere Bräuche, die mit dem Dragobete in Verbindung gebracht werden. Zum Beispiel müssen die Frauen einen jungen, netten Mann berühren — einen anderen als den Ehepartner –, um Glück während des Jahres zu haben und geliebt zu werden. Die Liebe frisch Vermählter wird bei dieser Gelegenheit auch in verschiedener Weise zur Probe gestellt. Zum Beispiel werden zwei Nüsse ins Feuer gelegt. Wenn sie ruhig knistern, wird sich die Liebe zu einer entspannten Beziehung entwickeln. Wenn sie mit gro‎ßem Krach aufplatzen und aus der Glut geschleudert werden, soll es eine schwierige Liebesbeziehung werden. Eine andere Tradition besagt: Wer seinem Partner am Dragobete-Tag auf den Fu‎ß tritt, wird die dominante Rolle in der Beziehung einnehmen.



    Ob nun Valentinstag oder Dragobete-Fest: Hauptsache, die Liebe wird gefeiert!

  • Ostern auf der Törzburg: Bauernbräuche und Traditionen am Schloss

    Ostern auf der Törzburg: Bauernbräuche und Traditionen am Schloss

    An Ostern, Weihnachten oder anlässlich anderer Feiertage präsentiert sich das Schloss eben in… Feierlaune. In diesem Jahr haben die Sonderveranstaltungen zum Osterfest in der Törzburg bereits am 2. April begonnen — die Eventreihe geht am 23. April zu Ende. An Ostern ist die Törzburg in Festgewand gekleidet — das erwartet sie übrigens auch von ihren Besuchern. Warum sollte man aber dem Schloss gerade in den Osterferien einen Besuch abstatten? Bogdana Balmuş ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Törzburg und wei‎ß, wie sich die Frage beantworten lässt:



    In erster Linie ist die Törzburg, wie Sie wissen, lebendig. Über das ganze Jahr haben wir sehr viele öffentliche und private Veranstaltungen verteilt. Die Veranstaltung, die Sie meinen, gehört zu den öffentlichen und ist uns sehr ans Herz gewachsen. Sie begann vor einigen Tagen und wird bis Ende April dauern. In diesem Zeitraum werden die Besucher der Törzburg eine Ausstellung von Volkstrachten aus der ethnographischen Sammlung »Gabriel Boriceanu« vorfinden, sowie eine Fotoausstellung mit sehr alten Fotos, auf denen lokale Bräuche und Traditionen dargestellt sind. Au‎ßerdem sollen in einigen Räumen typische Inneneinrichtungen der Bauernhäuser aus der Gemeinde Mateiaş rekonstruiert werden.“




    Gabriel Boriceanu war ein leidenschaftlicher Sammler von Volkstrachten, er war wie magisch angezogen von ihrer Vielfalt und dem Reichtum. In seiner Sammlung befinden sich repräsentative Beispiele für Trachten aus unterschiedlichen Folklore-Gebieten des Landes, reich verziert und für alle festlichen Ereignisse gefertigt: von Hochzeiten bis hin zu all den anderen Feiertagen im Laufe eines Jahres. Was kann der Besucher von der jetzigen Ausstellung im Schloss Bran erwarten, fragten wir Bogdana Balmuş.



    Die Trachten sind hervorragend! Sie sind authentisch, es gibt einige besonders schöne Stücke, die die lokalen Traditionen sehr gut beleuchten. Wie Sie wissen, befindet sich die Gemeinde Mateiaş in der Schnittfläche dreier ethnographischer Gebiete: dem Alt-Land (rum. Ţara Oltului), dem Burzenland (rum. Ţara Bârsei) und dem Repser-Land (rum. Ţinutul Rupea), deshalb findet man hier eine Fülle an Traditionen und Bräuchen vor. Das trifft sowohl auf die Verzierungen und Gewänder als auch auf die Tanz und Spiel zu. Besucher können sich vor Ort ein Bild davon machen.“



    Bogdana Balmuş, die in der Törzburg für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, verspricht ferner auch andere Überraschungen, die den Urlauber in die Feststimmung einer lebendigen Dorfgemeinde einführen sollen.



    Damit alles lebendig und authentisch wirkt, wird eine Gruppe von Einheimischen, ein Volksensemble aus Mateiaş, am ersten Ostertag das sogenannte Gro‎ße Spiel rekonstruieren. Es ist ein uralter Brauch, der die Wiederauferstehung des Herrn und die Wiedergeburt der Natur zelebrieren soll. Wir kümmern uns darum, dass jeder wichtige Moment im Leben eines Rumänen in unserer Törzburg erlebt werden kann. Solche Sonderveranstaltungen gibt es auch an Weihnachten und Neujahr oder das ganze Jahr über.“




    Das lässt sich also als offene Einladung für einen Besuch im Schloss Bran deuten. Die Veranstalter versprechen, dass das jederzeit empfehlenswert ist, denn dort sei man schlie‎ßlich stets auf Gäste gefasst. Unlängst ist man auch zum Sommerprogramm übergegangen, also macht die Törzburg ihre Tore von 9-18 Uhr auf, und das von Dienstag bis Sonntag. Am Montag beginnt die Öffnungszeit erst um 12.



    An Ostern dürften vor allem die Kinder nicht zu kurz kommen, das sei auch in diesem Jahr so geplant, sagt Bogdana Balmuş abschlie‎ßend.



    Wie in den vergangenen Jahren auch, folgen wir unserer Tradition und weihen die Kleinsten und nicht nur in das typische Handwerk ein. Es werden einige Volkskünstler hier sein, die die Teilnehmer beim Erlernen der Eierbemalung betreuen sollen. Und für sie sind Holzeier bereitgestellt worden, damit sie anschlie‎ßend als Erinnerung mitgenommen werden können. Das wird vor allem die Kinder begeistern und an Ostern werden sie auch Schokoladeneier vom Osterhasen bekommen.“




    Damit die Räumlichkeiten im Schloss selbst optimal genutzt werden, soll der Osterhase im Musiksaal Schokoladeneier verteilen, und im Teehaus im Königlichen Park wird eine Eiersuche veranstaltet. Der Musiksaal gehörte der Königin Maria von Rumänien, die dort in der Zwischenkriegszeit ihre Konzerte und Empfänge hatte. Das Teehaus ist ebenfalls mit der Geschichte der Königin verbunden, auch dort wurden ab den 1930er Jahren Gäste empfangen.



    Und nicht zuletzt, weil Besucher der Törzburg oftmals auf der Suche nach einer furchteinflö‎ßenden Erfahrung sind, ist in vier der Räume das ganze Jahr über eine Ausstellung von Folterinstrumenten eingerichtet. Darunter die Eiserne Jungfrau“, Judas Wiege“ oder der Verhörstuhl“.

  • Nachrichten 08.04.2016

    Nachrichten 08.04.2016

    BUKAREST: Präsident Klaus Iohannis hat am Freitag die Ausgrenzung der Roma-Minderheit als Problem bezeichnet. Der Staat aber auch die Gesellschaft müssten Lösungen finden, um die Ausgrenzung von Roma zu bekämpfen. Auch wenn die Roma sich dank ihrer Traditionen eine besondere kulturelle Identität geschaffen hätten, würden sie heute noch diskriminiert. Ihre Gemeinschaften gehörten zu den ärmsten und benachteiligten Volksgruppen, sagte Iohannis. Der Staatschef verwies ferner auf die Gefahren, die von Ignoranz, Intoleranz, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus ausgingen. Rumäniens parteiloser Ministerpräsident Dacian Cioloş drückte seine Hoffnung aus, dass bestimmte europäische Staaten ihre Neigung zur Stigmatisierung der Roma überwinden können. Die beiden Amtsträger hielten ihre Ansprachen anlässlich des Internationalen Roma-Tages. Laut offiziellen Statistiken leben in Rumänien gut 600.000 Roma, die Volksgruppe ist damit hinter den Rumänienungarn die zweitgrößte Minderheit des Landes.



    BUKAREST: Der Oberste Gerichtshof will das Urteil im sogennanten Prozess um den Referendumsbetrug des ehemaligen sozial-demokratischen Parteivorsitzenden Liviu Dragnea am 22. April aussprechen. Dragnea war in erster Instanz zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Die Nationale Antikorruptionsbehörde DNA legt Dragnea zur Last, 2012 bei der Volksabstimmung zur Amtsenthebung des Ex-Präsident Traian Băsescu einen komplexen Mechanismus koordiniert zu haben, um Wähler zu mobilisieren und die Wahlbeteiligung zu erhöhen. Weitere 74 Angeklagte, unter ihnen Leiter und Mitglieder von Wahllokalen in vier rumänischen Landkreisen sind in demselben Verfahren freigesprochen oder zu Haft auf Bewährung verurteilt worden. Selbst wenn 87% der Wähler sich für die Emtmachung des Präsidenten Băsescu ausgeprochen hatten, hatte das Verfassungsgericht die Volksabstimmung aufgrund des nicht erreichten Quorums für ungültig erklärt.



    BUKAREST: Die rumänische Transport- und Kommunikationsinfrastruktur müssen modernisiert werden. Das erklärte in Bukarest auf einer Fachkonferenz die EU-Kommissarin für Binnenmarkt, Industrie und Unternehmertum, sowie kleine und mittlere Unternehmen, Elżbieta Bieńkowska. Sie ermutigte die Bukarester Regierung zudem, die makroökonomische Reformstruktur fortzusetzen, die Investitionsmöglichkeiten und die Abrufquote von EU-Fonds zu steigern. Am Vortag hatte die EU-Kommissarin mit dem rumänischen Premier Dacian Ciolos diskutiert. Ciolos stellte ihr die wichtigsten Prioritäten seines Kabinetts vor, darunter die Verbesserung des Investitionsumfeldes.



    BUKAREST: Mircea Albulescu, einer der beliebtesten rumänischen Schauspieler, ist in der Nacht zum Freitag im Alter von 81 Jahren gestorben. Er war am Donnerstagmittag mit Herzrhythmusstörungen in eine Bukarester Klinik eingeliefert worden. Der Rumänische Theaterverband UNITER bezeichnet Albulescu in einer Danksagung als einen der größten Schauspieler des Landes und beliebten Professor, der Dutzende Generationen von Künstlern geformt hat“. Das Ableben des promovierten Kunstwissenschaftlers, Publizisten, Dichters und Schriftstellers habe den Verband in eine tiefe Trauer gestürzt, hieß es. Während seiner 60-jährigen Karriere interpretierte Albulescu Hunderte von Rollen auf den Bühnen des Landes, spielte in über 70 Filmen und wirkte bei gut 300 Hörspielstücken mit. 2005 hatte der Theaterverband Albulescu mit dem UNITER-Preis für die gesamte Karriere ausgezeichnet.

  • Bukarester Dorfmuseum zeichnet traditionelle Gemeinschaften aus

    Bukarester Dorfmuseum zeichnet traditionelle Gemeinschaften aus

    Die Ewigkeit wurde auf dem Land geboren“, meinte der rumänische Philosoph, Dichter und Dramatiker Lucian Blaga, geboren am 9. Mai 1895, verstorben am 6. Mai 1961. Ende Februar fand im Bukarester Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ die Nominierungszeremonie der Kulturdörfer Rumäniens“ statt. Die Vertreter der Dörfer, die ihre Kandidatur eingereicht haben, traten begeistert auf und brachten auch repräsentative regionsspezifische Waren- und Kostproben mit.



    Die anwesenden Dorfbewohner sind stolz darauf, dass sie eine bedeutende Rolle in der Gemeinschaft, der sie angehören, spielen. Sie nutzen die Pflanzenwelt aus, bewahren alte Bräuchen und Sitten, greifen auf die Erfahrung alter Menschen zurück und verwerten sie, indem sie lebendige Volkskunstmuseen gründen.



    Vertreter aus 25 Gemeinden stellten sich im Bukarester Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ vor. Die Bürgermeister der örtlichen Gemeinden erzählten vor einer Jury über die kulturelle und historische Tradition ihrer Gemeinden, über Investitionen in Infrastrukturprojekte sowie über unterschiedliche Veranstaltungen, die sie vor Ort organisiert haben. Dorfbewohner aller Altersgruppen in traditionellen Volkstrachten beteiligten sich an der Zeremonie. Einige Gemeinden bauten sogar Stände auf, wo sie ihre Erzeugnisse präsentierten.



    Die Gemeinde Drăguş im Landkreis Braşov (zu dt. Kronstadt) erhielt die grö‎ßte Punkteanzahl beim dritten Wettbewerb rumänischer Kulturdörfer. Ich hoffe, die Gemeinde Drăguş wird des Weiteren die Traditionen bewahren und die Menschen werden weiterhin die Volkstracht tragen“, verdeutlichte der Bürgermeister der Gemeinde, Gheorghe Sucaciu.



    Die Ortschaften Sângeorgiu de Mureş (Mureş) und Ciocăneşti (Suceava) belegten die nächsten Plätze in der Rangliste. Übrigens ist Ciocăneşti die Gewinnerin des Wettbewerbs 2014. Marilena Niculiţă, die Leiterin des Landesmuseums für bemalte Ostereier, empfing uns mit einem Lächeln am Stand der Gemeinde Ciocăneşti in der Bukowina.



    Wir freuen uns, dass die von uns organisierten Kulturveranstaltungen hochgeschätzt werden. Das Fest der bemalten Ostereier findet dieses Jahr zum 13. Mal statt. Ebenso das Forellenfest. Am Wettbewerb beteiligten wir uns mit 11 Kulturereignissen: Am 29. Mai findet ein besonderes Fest statt, das den Tag kennzeichnet, an dem die Schafe ihren Wanderung bergaufwärts zu den Almhütten beginnen; wir organisieren ein weiteres Fest, eine Wanderung durch den Rhododendronwald im Suhard-Gebirge; dann folgen die Festlichkeiten um das Kloster die Heiligen Petrus und Paulus. Danach folgt die Woche der Flö‎ßerei. Die Touristen haben die Möglichkeit, eine neue Erfahrung zu machen — nämlich eine Flo‎ßfahrt auf der Bistritz. Und dann folgt das Forellenfest.“



    Auch andere Gemeinden wurden zu Kulturdörfer ernannt. Darunter: Miroslava (Iaşi), Vorona (Botoşani), Siseşti (Mehedinţi), Şiria (Arad), Tulgheş (Harghita), Vadu Crişului (Bihor), Izvoarele (Prahova), Jidvei (Alba), Cândeşti (Dâmboviţa), Băcia (Hunedoara), Horia (Constanţa), Bonţida (Cluj), Ruginoasa (Iaşi), Dudeştii Noi (Timiş), Corneşti (Cluj), Costeşti (Vâlcea), Văcăreni (Tulcea), Prundeni (Vâlcea), Arcani (Gorj). Den Weiteren unterhielten wir uns mit Ştefan Aurel, Rumänischlehrer und Bürgermeister der Gemeinde Vorona:



    Unsere Gemeinde hat sehr schöne und vielfältige Traditionen. Wir sind dazu verpflichtet, diese zu erhalten und an die künftigen Generationen weiterzugeben. Daher beteiligen wir Kinder und Lehrer an unsere Kulturveranstaltungen. Es gibt ein paar besondere Anlässe, die wir entsprechend hervorheben: der Festtag der Schutzheiligen des Klosters Vorona am 8. September. Nach den Festlichkeiten wird ein Volksreigen im Klosterhof getanzt. Das war immer schon so. Während der Industrialisierung ging die Tradition des Reigens allmählich verloren. Zu der Zeit gab es schon ein Fest des Gesangs, des Tanzes und der Volkstrachten, bekannt als Waldfest. Einer unserer Dorfbewohner schlug vor, den Reigen als herkömmliche Tradition in das Fest zu integrieren. Das Fest findet schon zum 42. Mal statt. Mit der Zeit haben wir es um eine kunsthandwerkliche Dimension erweitert. Kunsthandwerker aus dem ganzen Land beteiligen sich am Waldfest.“




    Auch die Gemeinde Costeşti im Landkreis Vâlcea kann stolz auf ihr Kulturangebot sein — so Mihaela Sidea Măgureanu, Bibliothekarin bei der öffentlichen Bibliothek vor Ort:



    Wir haben ein Konkretionen-Museum, besuchenswert sind auch die spektakulären Landschaften im Bistritz-Klamm und im Costeşti-Klamm sowie der Nationalpark Buila-Vânturariţa. In Costeşti gibt es auch eine Teilabteilung des Stadtmuseums in Vâlcea, und zwar die Kunstabteilung »Gheorghe D. Anghel«. Hier sind Werke eines Künstlers aus unserem Dorf ausgestellt. Es gibt auch Klöster vor Ort, unter anderem das Kloster Bistritz. Wir können stolz auf unser Kulturerbe sein. In Costeşti werden interessante Veranstaltungen organisiert. Wir feiern jedes Jahr einen Dorfbewohner, der irgendwie zur Entwicklung der Gemeinde beigetragen hat. Vor ein paar Jahren feierten wir Aurelian Sacerdoţeanu. Er war Historiker, Archivar und Leiter des Nationalarchivs. Aus unserer Gemeinde stammt auch der Schauspieler Vasile Niţulescu, bekannt vor allem für die Rolle des Bojaren Murguleţ im Film »Das Leben auf dem Land«. Demnächst werden wir einen anderen Sohn unserer Gemeinde, General Nicolae Ciobanu, feiern. Er spendete unserer Bibliothek mehr als 10.000 Bücher aus seiner persönlichen Sammlung. Wir haben auch ein Tanz-Ensemble, »Domniţele din Costeşti«, das seit mehr als 30 Jahren besteht. Alte und junge Damen treffen aufeinander in diesem Rahmen und tanzen zusammen.“