Tag: Transkarpatien

  • Grenzüberschreitendes Projekt für die Förderung von Totholz

    Grenzüberschreitendes Projekt für die Förderung von Totholz

    Was wissen wir über Totholz? Ist Totholz schädlich für die Wälder? Sind trockene Äste und Bäume lediglich zum Feuermachen geeignet? Umweltschützer und Fachleute im Forstbereich suchen nach Antworten auf all diesen Fragen. Mehr Informationen zum Thema bringt das Projekt Förderung von Totholz mit dem Zweck, die Belastbarkeit der Wälder an der ukrainisch-rumänischen Grenze zu steigern“. Das Projekt wird von WWF Rumänien umgesetzt, in Zusammenarbeit mit der Universität Ştefan cel Mare“ in Suceava sowie dem Institut für Forstforschung PS Pasternak-UkKRIMF und der Organisation Ecosphera in der Ukraine.



    Unter Totholz versteht man unter anderem sämtliche Baumstämme, die nach der Abholzung der Bäume im Wald zurückbleiben. Totholz sind auch alte, vertrocknete Bäume, die noch im Wald stehen, allerdings langsam verrotten. In der Vergangenheit glaubte man, dass Totholz dem Wald schaden würde. Deshalb wurde es immer aus dem Wald entfernt. Mittlerweile kamen die Fachleute allerdings zum Schluss, dass Totholz besonders wichtig zur Erhaltung gesunder Waldökosysteme sei. Ein toter, abgefallener und verrotteter Baum stellt in Wirklichkeit ein gesamtes Ökosystem dar. Es ist das Zuhause für viele Lebewesen, die wesentlich zur Erhaltung der Gesundheit, Widerstandsfähigkeit und Robustheit der Wälder beitragen. Mehr Informationen zum Projekt lieferte uns Monia Martini, Projektleiterin bei WWF Rumänien:



    Es ist ein sehr spannendes Forschungsvorhaben, das uns ermöglicht, neue Daten über Totholz zu sammeln. Die Forschungsaktivität verläuft vergleichend in natürlichen Wäldern und in Produktionswäldern. Wir wollen unsere Forschungserkenntnisse bekannt geben — das ist unser Ziel. Im Rahmen des Projekts arbeiten mehrere Experten und Forscher. Wir haben ein grenzüberschreitendes Expertennetz gebildet und arbeiten eng zusammen. Die Netzmitglieder sind Fachleute, die in verschiedenen Organisationen und Institutionen arbeiten, die eine Verbindung zur Waldverwaltung und -bewirtschaftung haben. Es sind Vertreter gemeinnütziger Organisationen oder Verwalter von Schutzgebieten, die sich für nachhaltige Entwicklungsprojekte einsetzen. Das Projekt erforscht die Folgen des Totholzes für den Wald. Die Fachleute suchen gezielt Lösungen im Hinblick auf die Erhaltung der Artenvielfalt und sollen im Nachhinein Vorschläge für eine nachhaltige Entwicklung unterbreiten. Forschungsarbeit kennt kein Ende und setzt eine gewisse Dynamik voraus. Demnach ist das erste Ziel des Projekts, die genannte grenzüberschreitende Kooperation im Forstbereich auf die Beine zu bringen. Ein zweites Projektziel wäre, die hohe Bedeutung von Totholz im Hinblick auf die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder zu erkennen.“




    Totholz hat eine wichtige Rolle innerhalb der Waldstruktur, aber auch in Bezug auf das Waldleben. Darum ist es notwendig, dass das Totholz im Wald bleibt. Denn es trägt sowohl zur Produktivität des Waldes bei wie auch zu seiner natürlichen Neubildung. Und es ist auch für die Erhaltung der Artenvielfalt relevant. All das steigert die Widerstandsfähigkeit des Waldes gegenüber dem Klimawandel. Das sind nur einige Zwischenergebnisse des durch EU-Mittel geförderten Vorhabens. Das Projekt hat eine Dauer von 18 Monaten und umfasst die Kreise Suceava und Maramureş in Rumänien und die Regionen Iwano Frankiwsk und Sakarpattja (Transkarpatien) in der Ukraine.

  • Waldwirtschaft: Totholz ist wichtig für Ökosystem

    Waldwirtschaft: Totholz ist wichtig für Ökosystem

    Fachleute sind heute mehrheitlich der Auffassung, dass Totholz besonders wichtig für die Erhaltung gesunder Waldökosysteme sei. Rumänien arbeitet mit der Ukraine zusammen, um die Belastbarkeit der Wälder an der Grenze zwischen den zwei Staaten zu stärken. Förderung von Totholz mit dem Zweck, die Belastbarkeit der Wälder an der ukrainisch-rumänischen Grenze zu steigern“ — so lautet das jüngste Projekt der Umweltschutzorganisation WWF Rumänien. Am Projekt beteiligen sich auch die Universität Ştefan cel Mare“ in Suceava sowie das Institut für Forstforschung und die Organisation Ecosphera in der Ukraine. In der Vergangenheit glaubte man, dass Totholz dem Wald schaden würde. Deshalb wurde es immer aus dem Wald entfernt. Mittlerweile kamen die Fachleute allerdings zum Schluss, dass Totholz besonders wichtig zur Erhaltung gesunder Waldökosysteme sei. Ein toter, abgefallener und verrotteter Baum stellt in Wirklichkeit ein gesamtes Ökosystem dar. Es ist das Zuhause für viele Lebewesen, die wesentlich zur Erhaltung der Gesundheit, Widerstandsfähigkeit und Robustheit der Wälder beitragen. Mehr dazu von Monia Martini, Projektleiterin bei WWF Rumänien:



    Das Totholz hat eine wichtige Rolle innerhalb der Waldstruktur, aber auch in Bezug auf das Waldleben. Darum ist es notwendig, dass das Totholz im Wald bleibt. Denn es trägt sowohl zur Produktivität des Waldes bei wie auch zu seiner natürlichen Neubildung. Und es ist auch für die Erhaltung der Artenvielfalt relevant. All das steigert die Widerstandsfähigkeit des Waldes gegenüber dem Klimawandel. Derzeit wird an der Gründung eines Expertennetzwerkes im Forstbereich gearbeitet. Die Fachleute sollen gezielt Lösungen im Hinblick auf die Erhaltung der Artenvielfalt, die Forstwirtschaft und die nachhaltige Entwicklung vorschlagen. Wir werden mehrere Kampagnen zur Förderung des Totholzes organisieren. In einem ersten Schritt wollen wir eine Umfrage durchführen, um zu schauen, was für Kenntnisse die Bürger Rumäniens und der Ukraine über das Totholz haben. Danach wollen wir die praktische Forschungsarbeit beginnen. Wir wollen nämlich gute Praktiken für eine bessere Bewirtschaftung des Totholzes identifizieren. Danach werden wir diese guten Praktiken an die zuständigen Behörden und an die örtliche Gemeinschaft weiterleiten. Die Zusammenarbeit ist in diesem Zusammenhang wesentlich, denn im Laufe der Zeit waren die Leute eher dazu geneigt, das Totholz aus dem Wald zu entfernen. Das verursachte zusätzliche Kosten für den Anbau künstlicher Wälder. Daher muss der Mythos, Totholz sei schädlich für den Wald, als falsch entlarvt werden.“




    Das gemeinsame Operationelle Programm Rumänien-Ukraine wird durch EU-Mittel finanziert. Das Programm wird innerhalb der Europäischen Nachbarschafts- und Partnerschaftspolitik gefördert. Die Dauer des Projekts ist von 18 Monaten (Januar 2020 — Juni 2021) und umfasst die Kreise Suceava und Maramureş in Rumänien und die Regionen Iwano-Frankiwsk und Sakarpattja Oblast (Transkarpatien) in der Ukraine.

  • Ukraine: Minderheitenfrage bleibt aktuell

    Ukraine: Minderheitenfrage bleibt aktuell

    Im Zuge der Krise in der Ukraine hat sich Bukarest besorgt über die Situation der Minderheiten im Nachbarland geäu‎ßert. Das ukrainische Parlament hatte jüngst ein im Jahr 2012, während der Amtszeit von Viktor Janukowitsch verabschiedete Gesetz aufgehoben, das den Sprachen ethnischer Minderheiten den Status einer Regionalsprache verlieh. Laut dem besagten Gesetz sei die Verwendung von Regionalsprachen auf ukrainischem Territorium garantiert. Zur Kategorie Regionalsprachen“ gehören das Moldauische, Rumänische, Russische, Wei‎ßrussische, Bulgarische, Armenische, Gagausische, das Deutsche, Neugriechische, Polnische, Slowakische und Ungarische. Das Gesetz erlaubt den Gebrauch der Minderheitensprachen im Geschäftsumfeld, in Schulen und anderen Bereichen.



    Der neulich vom Parlament abgesetzte Präsident Viktor Janukowitsch hatte im Wahlkampf das Thema in den Vordergrund gestellt. Das Gesetz wurde vor zwei Jahren verabschiedet. Selbst wenn es jüngst aufgehoben wurde, bleibt es vorerst dennoch in Kraft. Der ukrainische Interimspräsident beschloss, das Dekret zur Aufhebung des Gesetzes nicht zu promulgieren. Der rumänische Staatssekretär für Strategische Angelegenheiten im Au‎ßenministerium Bogdan Aurescu dazu:



    Die Entscheidung, das Gesetz über die Regional- oder Minderheitensprachen aufzuheben, war zweifellos ein strategischer Fehler der neuen Regierung in Kiew. Der jüngste Beschluss der Kiewer Exekutive stie‎ß auf internationale Kritik nicht nur Rumänien, auch andere europäische Staaten und Institutionen äu‎ßerten sich darüber höchst besorgt. Selbstverständlich bewerte ich positiv, dass der neue Interimspräsident der Ukraine die Aufhebung des Gesetzes, das den Status der Regionalsprache regelt, nicht promulgierte. Ein weiterer positiver Aspekt ist auch, dass die Kiewer Behörden die Absicht zeigen, ein neues derartiges Gesetz zu verabschieden. Wir haben neulich in einem Telefonat zwischen Au‎ßenminister Corlăţean und seinem ukrainischen Gegenüber darauf bestanden, dass die neue Gesetzgebung so schnell wie möglich und nach direkten Beratungen mit Vertretern der Minderheiten, einschlie‎ßlich der rumänischen Gemeinschaft, der Venedig-Kommission und dem Hohen OSZE-Kommissar für nationale Minderheiten, verabschiedet wird. Beide Institutionen hatten bisher kritische Erklärungen über den Gesetzestext zu Regional- oder Minderheitensprachen verabschiedet. Wir möchten, dass die neue Gesetzgebung vollständig europäischen Standards entspricht.“



    Das seit August 2012 geltende Gesetz hatte der russischen Sprache den Status einer Regionalsprache in Regionen verliehen, wo sie als erste Sprache für mindestens 10% der Bevölkerung gilt, nämlich in 13 von 27 ukrainischen Regionen, während das Rumänische in den Regionen Czernowitz und Transkarpatien diesen Status genoss. In Kiew wurde diesbezüglich eine Arbeitsgruppe gebildet, die eine neue Gesetzgebung im Bereich vorbereitet. Daran schlossen sich Sprachwissenschaftler und Experten für Sozialpolitik an: Das Ukrainische gilt als Nationalsprache, es wird aber in keiner Weise Einschränkungen in Bezug auf Sprache, Nationalität, Ethnie oder Religion geben. Wir werden von einer demokratischen Regierung geführt, die die Rechte aller Menschen auf ukrainischem Territorium einhält“, versicherte der ukrainische Interimspräsident Oleksandr Turtschinow.



    In Bezug auf die jetzige Lage in der Ukraine hatte Rumänien eine eindeutige Stellungnahme, die im Einklang mit der Position der westeuropäischen Staaten steht. Inwieweit lassen sich soziale und wirtschaftliche Auswirkungen der Krise im benachbarten Land in Rumänien spüren? Staatssekretär Bogdan Aurescu erläutert:



    Angesichts des sozialen Aspekts haben wir in letzter Zeit, während der blutigen Massenproteste in Kiew festgestellt, dass die Zahl der ukrainischen Staatsangehörigen, die ein Visum für Rumänien beantragen, deutlich anstieg. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es leicht zu merken, dass voriges Jahr Rumänien und die Ukraine ihren Handelsaustausch erheblich verstärkt haben. Die rumänischen Exporte in die Ukraine stiegen um 18% und die Importe um 8,1%. Der Gesamtwert des Handelsaustausches bezifferte sich auf 1,8 Milliarden Dollar. Selbstverständlich bestehen während einer wirtschaftlichen oder politischen Krise bestimmte Risiken für die Wirtschaft der Nachbarländer. Voriges Jahr verzeichnete Rumänien mit 3,5% das grö‎ßte Wirtschaftswachstum in der Europäischen Union. Das ist ein Anzeichen für die Stabilität der rumänischen Wirtschaft. In den letzten Tagen erschütterte die Krim-Krise die internationale Wirtschaft und die Unsicherheit machte sich durch erhebliche Verluste bemerkbar. Laut Wirtschaftsexperten sind die Öl- und Goldpreise wegen der Verschärfung der Krim-Krise kräftig gestiegen.“



    Rumänien äu‎ßerte sich besorgt über den Konflikt auf der ukrainischen Halbinsel Krim und befürwortet die finanzielle Unterstützung der Ukraine durch internationale Finanzinstitutionen in enger Kooperation mit den USA und der Europäischen Union.



    Audiobeitrag hören:



  • Hörerpostsendung 2.3.2014

    Hörerpostsendung 2.3.2014

    [Vorstellung der QSL 2 / 2014.]



    Passend zu den dramatischen Ereignissen in der Ukraine erhielten wir eine Frage von Hans Verner Lollike aus Dänemark:



    In Ihren Sendungen wurde erwähnt, dass bis zu 500.000 Rumänen in der Ukraine leben. Sind sie organisiert? Gibt’s Unterricht in der Muttersprache?



    Vielen Dank für die Frage, lieber Herr Lollike. Tatsächlich haben wir in unseren Sendungen mehrfach die Situation der rumänischen Volksgruppe im Nachbarland Ukraine erwähnt. Zuletzt nachdem das Kiewer Parlament das Gesetz aufgehoben hat, das Minderheitensprachen als Regionalsprachen anerkannte. Die Ma‎ßnahme war wohl im nationalistischen Eifer gegen die Dominanz der russischen Sprache im Osten des Landes gedacht, sie trifft aber auch andere Minderheiten im Land, darunter die Rumänen. Eine genaue Zahl der Rumänen und/oder rumänischsprachigen Menschen in der Ukraine ist nur schwer zu ermitteln und die Ergebnisse des ukrainischen Zensus von 2001 müssen auch mit einer gewissen Vorsicht genossen werden. Da aber andere Zahlen nicht verfügbar sind, muss ich eben auf diese zurückgreifen. Zum einen wird zwischen Rumänen und Moldauern unterschieden. Dies ist z.T. der sowjetischen Zeit verschuldet, als die These von einem moldauischen (moldawischen) Volk mit einer eigenen Sprache fabriziert wurde. Es ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, dass sich unter den Rumänischsprachigen viele Menschen als Moldauer, andere wiederum als Rumänen bezeichnen, den ukrainischen Behörden könnte diese Trennung aber auch gepasst haben. Denn: Würde man Moldauer und Rumänen zusammenzählen, wären sie die drittgrö‎ßte ethnische Gruppe nach den Ukrainern und den Russen. So rangieren sie an 4. bzw. 8. Stelle. Wie auch immer: Im Zensus von 2001 werden im Abschnitt Nationalitätenstruktur 258.600 Moldauer und 151.000 Rumänen angeführt. Zusammen wären das theoretisch also knapp 410.000 Menschen, die Rumänisch als Muttersprache haben. Nur gibt es in den Ergebnissen der Volkszählung einen weiteren Abschnitt mit der Überschrift Sprachenstruktur. Dort ist zu lesen, dass 70% der Menschen, die sich als Moldauer bezeichneten, ihre Muttersprache beherrschen würden, 10,7% von ihnen würden Ukrainisch als Muttersprache verwenden, 17,6% Russisch und 1,7% gar eine andere Sprache. Unter den Menschen, die sich als Rumänen bei der Volkszählung bezeichneten, gaben hingegen 91,7% an, Rumänisch als Muttersprache zu haben, nur 6,2% würden Ukrainisch, 1,5% Russisch und 0,6% eine andere Sprache im Alltag sprechen.



    Die meisten Rumänen in der Ukraine leben in den an Rumänien und der Moldaurepublik angrenzenden Gebieten: in der Oblast Czernowitz (44,3% aller Rumänen in der Ukraine und etwa 20% der örtlichen Gesamtbevölkerung), in der Oblast Odessa (30,2% aller Rumänen), in Transkarpatien (7,8%), Mykolajiw (russ. Nikolajew) (3,21%) und Kirowohrad (2,02%). Die restlichen 12,32% der Rumänen leben zerstreut in der ganzen Ukraine. Der Anteil der Rumänen an der Gesamtbevölkerung den jeweiligen Regionen und Gemeinden ist recht unterschiedlich, in einigen, an Rumänien und der Moldaurepublik angrenzenden Gebieten ist er sehr hoch, beispielsweise stellen die Rumänen im zu Czernowitz gehörenden Rajon Herza mit 93,7% der Gesamtbevölkerung die absolute Mehrheit.



    Die Rumänen in der Ukraine sind in verschiedenen Kulturvereinen organisiert, ein WordPress-Blog über rumänische Gemeinschaften in den Nachbarländern berichtet, dass allein in Transkarpatien fünf verschiedene Vereine aktiv seien. Gleichzeitig wird aber bemängelt, dass einige dieser Vereine nur auf Papier existieren würden und von ihrer Aktivität kaum etwas bekannt sei. Eine jüngere Reportage von RFI ergab, dass es insgesamt ca. 40 rumänische Vereine in der Ukraine gibt, doch würde mehr als die Hälfte davon überhaupt keine Aktivität haben oder sie bestünden allein aus einem Vorsitzenden und einem Stempel. Meistens handle es sich also um Ein-Mann-Vereine, deren Vorsitzende seit 20 Jahren ein sogenanntes Ethno-Business betreiben würden. Das hei‎ßt konkret, sich bei den Behörden in Bukarest über eine vermeintliche Unterdrückung der Rumänen durch den ukrainischen Staat zu beklagen, um Geld für fiktive Projekte zu bekommen, so die Informationen, die dem RFI-Journalisten Laurenţiu Diaconu-Colintineanu während seiner Reise ins Nachbarland zugetragen wurden.



    Eine politische Partei auf ethnischer Basis haben die Rumänen in der Ukraine nicht, es gibt aber einen rumänischstämmigen Abgeordneten im Kiewer Parlament. Ion Popescu ist ein Vertreter der Rumänen aus der Region Czernowitz und kandidierte in den vergangenen Jahren stets für Janukowitschs Partei der Regionen, aus der er inzwischen aber ausgetreten ist. Der Mann ist umstritten, generell hielten sich die Rumänen in der Ukraine aber eher fern von politischen Disputen oder stimmten für die jeweilige Regierungspartei. Kenner der Situation erachten diese Zurückhaltung als Umsichtigkeit der Rumänen, um ihren Status als Minderheit nicht zu gefährden oder um Attacken ukrainischer Nationalisten zu vermeiden. Eine andere Erklärung sieht die Haltung der Orthodoxen Kirche in den rumänischen Dörfern als Ursache. Die Priester, die dem Moskauer Patriarchat untergeordnet sind, sollen in ihren Predigten für Janukowitsch und seine Partei geworben haben, um sich als Gegenleistung der präferentiellen Finanzierung dieser Kirchen vom Staat zu erfreuen.



    Die Lage der rumänischen Minderheit in der Ukraine hat sich in den letzten Jahren aber objektiv verschlechtert, die Zahl der Schulen mit muttersprachlichem Unterricht hat in den letzten 20 Jahren dramatisch abgenommen. RFI berichtet im erwähnten Artikel von 89 Schulen mit Unterricht in Rumänisch im Jahr 1991 in der Region Czernowitz. Heute seien es nur noch 70. Auch der Sender Stimme Russlands“ erwähnt in einem rumänischsprachigen Artikel auf seiner Homepage 100-200 rumänische Schulen und ein Gymnasium, die es zu Zeiten der Sowjetunion in der Oblast Czernowitz gegeben habe, und der Autor behauptet weiter, die meisten Schulen seien ab 2004 auf persönliche Anordnung Julia Timoschenkos geschlossen worden. Diese Behauptung würde ich mit etwas Vorsicht genie‎ßen, die plötzliche Besorgnis Moskaus um die rumänischstämmige Bevölkerung in der Ukraine ist ohnehin eine Ironie an sich. Au‎ßerdem kann der Rückgang des Unterrichts in rumänischer Sprache teilweise auch auf andere Ursachen zurückgeführt werden. In einem älteren Artikel in der moldauischen Zeitung Timpul“ kommt ein Rumäne aus der Region Ismail im Südwesten der Ukraine zu Wort. Er beklagt den Verfall der Rumänischkenntnisse in seiner Heimatregion und erklärt das mit der Erkenntnis, dass viele Eltern ihre Kinder auf Schulen mit Unterricht in Ukrainisch schicken, weil sie der Meinung sind, die Kinder hätten so bessere Berufschancen im späteren Leben.



    Ein Erstarken des ukrainischen Nationalismus ist nicht von der Hand zu weisen und ebenso die Tatsache, dass selbst das aufgehobene Minderheitensprachengesetz in Wirklichkeit unter verschiedenen Vorwänden nicht umgesetzt worden war. Zwar gibt es zum Teil zweisprachige Ortsschilder und Beschriftungen, doch offizielle Dokumente in rumänischer Sprache und die Möglichkeit, sich im Behördenverkehr des Rumänischen zu bedienen, gab es trotzdem nicht.



    Die Situation in der Ukraine ist auf jeden Fall kompliziert und unstabil. Der neue ukrainische Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk hat gleich nach der Amtsübernahme versichert, dass die Ukraine die Rechte aller Minderheiten respektieren werde. Der Parlamentsvorsitzende Oleksandr Turtschinow ordnete seinerseits die Gründung einer Arbeitsgruppe an, die im Eiltempo ein neues Sprachengesetz erarbeiten soll. Man wolle damit Spekulationen“ entgegenwirken, wird Turtschinow vom Nachrichtenportal www.chernivtsinews.com zitiert. Das Portal veröffentlicht seit Dezember 2013 Nachrichten überwiegend auf Ukrainisch und einige Artikel auch auf Rumänisch. Chefredakteur ist übrigens ein Politikwissenschaftler und Journalist rumänischer Abstammung namens George Bodnaraş. Auf einem weiteren unabhängigen Portal (www.moldova.org) ist ein interessantes Interview mit ihm zu lesen. Darin erläutert er die aktuelle Lage in der Ukraine, die Situation der rumänischen Volksgruppe ebendort und verrät sein Vorhaben, das Nachrichtenportal ChernivtsiNews“ künftig auch komplett auf Rumänisch anzubieten, möglicherweise auch einen englischsprachigen Abschnitt.



    Damit habe ich die Sendezeit eigentlich schon überschritten. Zum Schluss ganz geschwind die Posteingangsliste. Die herkömmlichen Briefe lese ich bis kommenden Sonntag durch. E-Mails erhielten wir bis Samstagnachmittag von Klaus Karusseit aus Schweden, Georg Pleschberger aus Österreich sowie von Petra Kugler, Werner Simmet, Hans Kaas, Herbert Jörger, Reinhard Westphal, Horst Kuhn und Hans-Joachim Pellin (alle aus Deutschland).



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