Tag: Tscherniwzi

  • Nachrichten 23.01.2023

    Nachrichten 23.01.2023

    Der rumänische Außenminister Bogdan Aurescu nimmt in Brüssel an einem Treffen seiner Amtskollegen aus den EU-Mitgliedstaaten teil. Auf der Tagesordnung stehen vor allem ausführliche Gespräche über die Aggression Russlands gegen die Ukraine. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba nimmt per Videokonferenz daran teil. Bei dieser Gelegenheit wird Minister Bogdan Aurescu bekräftigen, dass die EU die Ukraine weiterhin in mehreren Dimensionen unterstützen muss, insbesondere damit sie die kalte Jahreszeit überstehen kann. Darüber hinaus sollte die EU der ukrainischen Armee über die Europäische Friedensfazilität militärische Unterstützung gewähren. Er wird sich auch für die Annahme neuer Sanktionen gegen Russland und die Fortsetzung der Unterstützungsmaßnahmen für Drittländer, die von den Folgen des Krieges betroffen sind, einsetzen. Am Rande des Treffens traf Bogdan Aurescu mit seinen italienischen (Antonio Tajani), belgischen (Hadja Lahbib) und deutschen (Annalena Baerbock) Amtskollegen zusammen, mit denen er über den Beitritt Rumäniens zum Schengen-Raum sprach.



    Rumänien wies im dritten Quartal des vergangenen Jahres, d. h. von Juli bis September, das höchste öffentliche Defizit in der Europäischen Union auf. Nach den von Eurostat vorgelegten Daten betrug das Defizit 6,3 % des Bruttoinlandsprodukts, nachdem es von April bis Juni knapp unter 3 % und im ersten Quartal 2022 5,6 % betragen hatte. Rumänien wird in der Rangliste für das dritte Quartal von Ungarn gefolgt, das ein öffentliches Defizit von 6,1 % verzeichnete. Eurostat stellt fest, dass sich die Defizite im Zeitraum Juli-September fast überall in der Europäischen Union vergrößert haben, nachdem die Regierungen Maßnahmen ergriffen hatten, um die Auswirkungen der hohen Energiepreise abzumildern. Staatsdefizite entstehen, wenn die Ausgaben die Einnahmen übersteigen.



    Die neue Sitzung des Parlaments in Bukarest beginnt am 1. Februar. Auf der Tagesordnung stehen vor allem Gesetzesentwürfe, die vom Nationalen Plan für Wiederaufbau und Widerstandsfähigkeit übernommen werden, Gesetzesentwürfe zum Bildungswesen sowie die Reform der Sonderrentensysteme. Weitere Gesetzesvorhaben könnten im Frühjahr, wenn die Premierminister rotieren und die PSD (Sozialdemokratische Partei) gemäß dem Protokoll der Koalition aus PSD, PNL (Nationalliberale Partei) und UDMR (Demokratische Union der Magyaren Rumäniens) die Regierungsgeschäfte übernimmt, auf den Weg gebracht werden. Die Sozialdemokraten wollen die von den Arbeitnehmern zu entrichtenden Beiträge senken und die Kapitalbesteuerung erhöhen. Die Überbesteuerung der Unternehmensleistung wird von der PNL jedoch nicht unterstützt.



    Im letzten Monat stiegen die Benzinpreise in Rumänien um 7,5 % und die Dieselpreise – um 6,4 %. In diesem Moment kostet ein Liter Benzin im Durchschnitt 6,5 Lei (1 Euro 30 Cent) und ein Liter Diesel 7,65 Lei. Dennoch bleibt Rumänien der EU-Mitgliedstaat mit den derzeit günstigsten Benzinpreisen. Gleichzeitig steht Rumänien nach Bulgarien und Malta an dritter Stelle der EU-Mitgliedstaaten, was die niedrigsten Dieselpreise betrifft.



    Die Zahl der COVID-Fälle in Rumänien ist in der vergangenen Woche im Vergleich zur Vorwoche zurückgegangen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden fast 3.000 Erkrankungen gemeldet, mehr als 500 weniger als zwischen dem 9. und 15. Januar. Etwa 900 Infizierte wurden in Krankenhäuser eingeliefert, 111 von ihnen liegen auf der Intensivstation, die meisten von ihnen sind nicht geimpft. Außerdem gab es in der vergangenen Woche 38 Todesfälle. Die Zahl der Erkrankungen der Atemwege ist nach wie vor hoch.



    Die Stadt Tscherniwzi in der Ukraine wird als erste ein Programm zur Wiedereingliederung von Binnenvertriebenen umsetzen, fast ein Jahr nach Beginn des Krieges in diesem Land. Die Hauptprobleme von Kriegsflüchtlingen sind der Zugang zu sozialen Diensten, Unterkünften und langfristiger Arbeit. Um ihnen zu helfen, hat Kiew dieses Wiedereingliederungsprogramm ins Leben gerufen, das als erstes in Tscherniwzi, einer Stadt an der Grenze zu Rumänien, anlaufen wird. Laut der ukrainischen Ministerin für die Wiedereingliederung der vorübergehend besetzten Gebiete der Ukraine, Irina Verechtschiuk, wird dies ein komplizierter Prozess sein, da die Eingliederung von Binnenflüchtlingen nicht nur auf soziale Dienste beschränkt ist. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind mehr als 100.000 Flüchtlinge in Tscherniwzi angekommen, der einzigen Region, in der es bislang keine Angriffe oder Bombardierungen gegeben hat. Die meisten dieser Flüchtlinge reisten durch das Gebiet in das benachbarte Rumänien, doch ein großer Teil blieb dort. Etwa 30 Fabriken aus dem Osten des Landes haben ihre Produktion in diese Region verlegt.



    Ende letzter Woche verstarb der bekannte rumänische Theaterwissenschaftler George Banu im Alter von 79 Jahren. Als Absolvent der Abteilung für Theater und Film am Institut für Theater- und Filmkunst I.L. Caragiale in Bukarest war George Banu 1973 nach Paris gezogen. Er wurde in Frankreich dreimal mit dem Preis für das beste Theaterbuch ausgezeichnet. Er war Direktor der Experimentellen Theaterakademie, Professor an der Sorbonne-Universität in Paris und an der Universität Louvain la Neuve (in Belgien). Für seine Arbeit hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten: Les Palmes Académiques und den Ordre des Arts et des Lettres, den Ordre du Mérite National (Frankreich), den Preis der Stadt San Paolo und den Preis der Stadt Bologna. Er ist außerdem Ehrendoktor mehrerer europäischer Universitäten. Im Jahr 2006 erhielt er den Ehrenpreis des Internationalen Verbands der Theaterkritiker – Rumänische Sektion für seine außergewöhnliche Tätigkeit im Bereich der internationalen Theaterkritik und -forschung und dafür, dass er die Werte des rumänischen Theaters im europäischen Kulturkreislauf durchgesetzt hat.

  • Erster Kongress der rumänischen Diaspora in Bukarest

    Erster Kongress der rumänischen Diaspora in Bukarest

    In der rumänischen Hauptstadt Bukarest hat vergangene Woche die erste Tagung der Rumänen aus aller Welt stattgefunden. 49 Delegationen aus 13 Ländern haben einen Rat gewählt, der die Diaspora-Gemeinschaften und jene in den historischen rumänischen Regionen in der unmittelbaren Nachbarschaft des heutigen Rumänien vertreten wird. Unter den Gesprächsthemen zählte die Einheit der Diaspora im Interesse der rumänischen Bürger. Die Teilnehmer am Kongress richteten einen Appell an die rumänischen Behörden, die Bewahrung der nationalen Identität zu unterstützen. Die Behörden in Bukarest haben den Vertretern der Diaspora-Rumänen zugesichert, dass sie einen besonderen Beitrag zum Image des Landes auf internationaler Ebene leisten. Ihrer Stimme werde große Aufmerksamkeit in Rumänien geschenkt. Für Rumänien ist es ein Vorteil, aktive und kräftige Gemeinschaften im Ausland zu haben. Die Rumänen aus der Diaspora werden in den Behörden des Staates einen Partner für die Identifizierung der Lösungen ihrer Probleme haben.



    Angegangen wurde auch das Thema des Vertrauens in die Behörden, der Einheit, der Zusammenarbeit im Interesse der Bürger außerhalb der Landesgrenzen. Besprochen wurden ebenfalls die Erfolge und die Probleme der Diaspora. Iurie Levcic aus Tscherniwzi (dt. Czernowitz, rum. Cernăuţi), im Westen der heutigen Ukraine beklagte die Gefahr der Entnationalisierung durch die Auflösung der Schulen mit rumänischer Unterrichtssprache in der Region. Iurie Levcic dazu:



    Die Ukraine hat keine Universität oder Fakultät für die Lehrer, die in Rumänisch unterrichten, gegründet. In der Ukraine mangelt es heute an Lehrer. Der ukrainische Staat hat bis jetzt nichts gemacht. Er hat in Czernowitz keinen einzigen Kindergarten mit rumänischer Unterrichtssprache eingerichtet oder eröffnet.“



    Svetlana Captari aus der Republik Moldau hat Unterstützung für die Bewahrung der Identität durch Sprache und Kultur gefordert. Auch die Rumänen, die im Timok-Tal im Osten Serbiens leben, kämpfen für die Bewahrung ihrer Muttersprache. Gleichzeitig fordern sie Unterstützung für die Erhaltung der rumänischen Staatsangehörigkeit.



    Weitere Forderungen der Diaspora sind die Organisierung von Rumänisch Kursen, die Eröffnung von Bibliotheken, die Gründung eines Museums der Rumänen von überall, sowie Konsular-Erleichterungen. Die Teilnehmer an dem Kongress haben die Leitungsstrukturen des Rates der Diaspora-Rumänen gewählt. Die Teilnehmer an dem Kongress haben den Priester Marius Livanu aus Italien zum Präsidenten gewählt. Dieser erklärte, er werde für die Einheit der Diaspora kämpfen. Marius Livanu dazu:



    Ich will nicht, dass es einen Wettstreit zwischen Nord und Süd gibt, zwischen denjenigen, die jenseits und diesseits des Ozeans leben, zwischen fern und nah, zwischen denjenigen aus Italien oder aus anderen Ländern. Wir alle sind alle Rumänen, die im Ausland leben, und wir müssen zusammenarbeiten, um das Beste für uns alle erreichen.“



    Tommy Tomescu aus Großbritannien wurde zum Vizepräsidenten und Alexander Savic aus Serbien zum Generalsekretär designiert. Bei der Tagung wurden das Statut und das interne Regelwerk des Rates der Rumänen aus aller Welt festgelegt.

  • Ukraine am Scheideweg

    Ukraine am Scheideweg

    Seit drei Monaten demonstriert die ukrainische Bevölkerung gegen die pro-russische Politik der Regierung in Kiew. Jeden Tag gab es Protestbewegungen der Bürger, gigantische Demonstrationen, besetzte Behördengebäude, angegriffene Politiker, umgekippte Denkmäler. Die Reaktion der Machthaber lie‎ß nicht lange auf sich warten — harte Repressionsma‎ßnahmen, bei denen mehrere Menschen getötet und sehr viele verwundet wurden, willkürliche Festnahmen, auch in den Krankenhäusern, Entführungen und Folter.



    Ausgelöst wurden die Proteste am 21. November 2013 durch die überraschende Ankündigung der ukrainischen Regierung, das Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union nicht unterzeichnen zu wollen. Sie flammten am 29. November erneut auf, nachdem das Assoziierungsabkommen mit der EU auf dem Gipfeltreffen der Östlichen Partnerschaft in Vilnius nicht unterzeichnet worden war. Einen Massencharakter nahmen die Proteste allerdings erst am 1. Dezember 2013 an, nachdem die friedlichen Studentenproteste am 30. November von Berkut, einer Spezialeinheit der ukrainischen Polizei, mit exzessiver Gewalt auseinandergetrieben worden waren.



    Die Protestierenden forderten vor allem die Amtsenthebung von Präsident Wiktor Janukowitsch, vorzeitige Präsidentschaftswahlen, den Aufbau eines Rechtsstaates nach westeuropäischen Standards in der Ukraine sowie die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union. Am 8. Dezember 2013 erreichten die Proteste einen zweiten Höhepunkt, als über 500.000 Menschen an der Demonstration in Kiew teilnahmen. Manche Medien berichteten von über einer Million Demonstranten. Trotz überdurchschnittlicher Polizeipräsenz und mehrfacher Versuche, die Demonstrationen in nächtlichen Aktionen aufzulösen, dauern die Proteste bis heute an.



    Die Entwicklungen in der Ukraine führten zu entsprechenden Reaktionen seitens der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten — sie beschuldigten die Machthaber in der ex-sowjetischen Republik, die Eskalierung der Gewalt verursacht zu haben. In diesem Zusammenhang warnte der EU-Kommissionspräsident, Jose Manuel Barroso, da‎ß die gewalttätige Repression der Bürgerbewegungen in der Ukraine gravierende Folgen für die Beziehungen zwischen Brüssel und Kiew haben kann. Die US-Botschaft in Kiew gab bekannt, infolge der Gewaltaktionen gegen die Demonstranten habe Washington einigen ukrainischen Spitzenpolitikern das Einreisevisum für die USA entzogen.



    In Moskau ist aber die Regierungselite davon überzeugt, da‎ß die gewalttätigen Ausschreitungen von westlichen Mächten organisiert und finanziert wurden. Der russische Au‎ßenminister Sergej Lawrow beschuldigte die Europäische Union, sie würde die sog. Pogrome“ der ukrainischen Opposition in Kiew unterstützen. Der Kreml-Pressesekretär Dmitrij Peskow behauptete sogar, der Westen beabsichtige, durch die Unterstützung der Revolte in der Ukraine die Olympischen Winterspiele in Sotschi zu unterminieren, und zwar aus Neid gegen ein Russland, das er als stark, erfolgreich, wohlhabend und gesund“ bezeichnete.



    Der rumänische Professor Dan Dungaciu, Experte für Geopolitik im ex-sowjetischen Raum, ist der Meinung, da‎ß in der Ukraine nicht nur die Innenpolitik sondern die Zugehörigkeit zu einem Zivilisationsmodell auf dem Spiel steht:



    Die Demonstrationen in Kiew beweisen am besten, da‎ß die Spaltungen in Osteuropa noch nicht geklärt sind. Zu diesem Zeitpunkt findet in der Ukraine eine geopolitische Konfrontation statt, deren Summe gleich Null ergibt: Was eine Seite verliert, gewinnt die andere Seite, und in diesem Moment wird vor unseren Augen die Grenze des euroatlantischen Raumes definiert. Oder, wenn man von Osten nach Westen schaut, das Festlegen der Grenze des Ostraumes oder der nächsten Nachbarschaft, wie Moskau sie bezeichnet hat. Genau das findet jetzt in Kiew statt — wir müssen blo‎ß die Ereignisse aus einer gewissen Entfernung betrachten.“




    Der Rücktritt des Regierungskabinetts von Ministerpräsident Mikola Asarow, der die Repression der Bürgerbewegungen angeordnet hatte, die Aufhebung der antidemokratischen Gesetze und die Bildung einer Kommission zur Novellierung der Verfassung sind Bedingungen, die die Macht in Kiew akzeptiert hat, um mit den protestierenden Bürgern einen Waffenstillstand zu schlie‎ßen. Der Leiter des Zentrums für die Förderung der Rumänischen Traditionen in Cernăuți (Czernowitz, ukr. Tscherniwzi), Iurie Levcic, ist einer der etwa 500.000 Rumänen, die im Westen der Ukraine leben. Er ist der Ansicht, da‎ß der Waffenstillstand“ nicht lange dauern wird:



    Bis jetzt ist noch nichts geklärt worden, es gibt noch keine Lösungen. Die kleinen Erfolge wie Asarows Rücktitt oder die Aufhebung der Gesetze vom 16. Januar reichen nicht aus; die Leute werden sich nicht beruhigen, weil sie an dieses Regime nicht mehr glauben. Sie wurden zu oft angelogen. Die Machthaber haben ihre Position viel zu oft geändert, und jetzt sind die Bürger bereit, bis zum bitteren Ende zu gehen, da inzwischen die Opposition einen deutlicheren Plan zum Bekämpfen dieses Regimes erarbeitet.“




    Die Fachleute vom Zentrum für Konfliktprävention in Bukarest warnen, da‎ß die Unfähigkeit der Regierung, die Spannungen innerhalb der Gesellschaft zu lösen, zu einem Bürgerkrieg führen könnte, und zwar zwischen den Regionen im Westen der Ukraine, die schon immer westlich orientiert waren, und den russischsprachigen und russophilen Zonen im Osten des Landes. Es gibt auch Hypothesen über eine mögliche territorielle Trennung der Republik, infolge der bereits erwähnten geopolitischen Spaltung. Solche apokalyptische Szenarien seien aber unwahrscheinlich, meint Professor Dan Dungaciu:



    Die zwei entgegengesetzten Bürgergruppierungen in der Ukraine, das hei‎ßt, diejenige, die in Richtung Osten neigen und diejenige, die den Weg nach Westen eingeschlagen haben, können nicht ‚bis zum bitteren Ende gehen‘, weil es einfach kein Ende gibt. Das theoretische Ende wäre die Trennung der Ukraine in zwei Staaten, aber ein solches Szenario ist meiner Meinung nach absolut unwahrscheinlich, denn weder der Osten noch der Westen könnten ein solches Desaster auf sich nehmen. Es würden enorme soziale, politische und wirtschaftliche Kosten entstehen, die zu diesem Zeitpunkt niemand übernehmen will. Deshalb sollte man sich in der jetzigen Lage auf folgende Fragen konzentrieren: Wie könnte man ein Gleichgewicht zwischen den zwei Teilen der Ukraine erreichen, die in diesem Moment in zwei verschiedene Richtungen neigen, und wie könnte dieses Gleichgewicht erreicht werden, ohne da‎ß die Spannung in Kiew ins Extrem steigt und ein Bürgerkrieg mit schweren Folgen ausbricht.“




    Der Politologe und Sicherheitsexperte George Friedman, von der bekannten Denkfabrik Stratfor, erinnerte daran, da‎ß die strategische Position und die Agrar- und Bodenschätze der Ukraine eine besondere Bedeutung für das Verteidigungssystem Russlands haben. Deshalb würde Moskau niemals die Ukraine dem Westen überlassen. Es ist unwahrscheinlich, da‎ß die Entwicklung in der Ukraine eine entscheidende geopolitische Änderung hervorruft, aber das ist ein exzellentes Beispiel für die Art und Weise, wie politische Unruhen in einem strategisch wichtigen Land das internationale System beeinflussen können, so George Friedman.



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  • Zur Situation der rumänischsprachigen Medien im Ausland

    Zur Situation der rumänischsprachigen Medien im Ausland

    In Nicht-EU-Ländern mit signifikanten rumänischen Gemeinschaften gibt es noch keine staatlichen Förderinstrumente für die Medien in der Minderheitensprache. Zumindest keine Instrumente, die strikte und objektive Kriterien anwenden, die gleicherma‎ßen für alle Massenmedien umgesetzt werden. Bei der Finanzierung der Medien werden weiterhin diskriminierende Mechanismen angewendet, die nur bestimmte Publikationen mit einer regierungsfreundlichen Redaktionspolitik unterstützen.“



    Das sind nur einige der Schlussfolgerungen eines Berichts zur Situation der Medien in der rumänischen Diaspora — ein Dokument, das von dem Internationalen Forum der rumänischen Journalisten erarbeitet wurde. Der Bericht enthält eine kurze Beschreibung der Ereignisse, die laut Angaben der Autoren die prekäre Situation der rumänischsprachigen Medien in den Nachbarländern mit zahlenstarken rumänischen Gemeinden beleuchten.



    Der Bericht wurde vor kurzem in Brüssel im Rahmen einer Debatte über die Erhaltung der rumänischen Kultur im Ausland vorgestellt. Die verantwortliche Europäische Abgeordnete Norica Nicolai drohte dabei, dass bei den Beitrittsverhandlungen mit Serbien, das Kapitel Kultur“ von einer Verbesserung der tatsächlichen Situation der rumänischen Gemeinschaft in dem Land abhängig gemacht werden könnte.



    Wenn es um Serbien geht, ein Land, das mir gro‎ße Sorgen bereitet, glaube ich, dass es an der Zeit ist, etwas für die rumänische Gemeinschaft dort zu unternehmen. Wenn wir Serbien nach wie vor bei der Eröffnung neuer Beitrittskapitel bedingungslos unterstützen, wird unsere Diaspora dort wahrscheinlich derselben diskriminatorischen Behandlung ausgesetzt werden wie bis jetzt. Jetzt beginnt gerade die Verhandlung zum Beitrittskapitel 23, dem Kapitel zur Kultur. Und ich werde weiterhin Druck ausüben, durch Briefe an meine Kollegen, damit die Eröffnung der Beitrittsverhandlungen über dieses Kapitel von einem reellen Engagement abhängig gemacht wird sowie von einer Umsetzung der Ma‎ßnahmen, zu denen sich die serbische Regierung verpflichtet hat.“



    Die Stellungnahme erfolgt, nachdem Belgrad seine Verpflichtungen hinsichtlich der Einführung des Schulfachs rumänische Sprache“ in den Schulen im Timok-Tal ab dem 1. September nicht erfüllt hat. Die Regierung Serbiens hat ihre Entscheidung mit den Ergebnissen einer manipulierten Umfrage rechtfertigt: Dabei wurden rumänische Kinder befragt, ob sie in ihrer Muttersprache unterrichtet werden möchten — absichtlich wurde hier eine Verwechslung geschaffen, erklärt die Euro-Abgeordnete Norica Nicolai:



    Wir haben eine unvollständige und peinliche Antwort. In einem der irreführenden Umfragebögen haben sie auch die zweite Sprache geschaffen — die Mundart der Walachen“. Zweifelsohne haben sie diese Umfrage bei einer Bevölkerungsgruppe durchgeführt, in der die Rumänen nicht die Mehrheit darstellen. Damit wurde den Kindern im Timok-Tal den Zugang zu Unterricht in rumänischer Sprache verwehrt. Die serbische Regierung hat ihre Aktion in Brüssel gekürzt präsentiert, in manipulierender und absolut unehrlicher Manier.“



    Auch wenn die rumänische Gemeinschaft in der Vojvodina rumänischsprachige Medien drucken darf, sieht es im Nordosten Serbiens ganz anders aus. In dem unter dem Sammelbegriff Timok-Tal bekannten Gebiet gibt es überhaupt kein gedrucktes Medium, die Rundfunkübertragungen gibt es nur zu bestimmten Uhrzeiten. Die Timok-Rumänen beklagen den eingeschränkten Zugang zur Information, mit Verweis auf die fehlenden Radio- oder Fernsehsendung in rumänischer Sprache. Sie fordern die serbischen Behörden auf, das Problem ähnlich wie das der nationalen Minderheiten in der Region Vojvodina zu lösen.



    Indes wird aus der abtrünnigen Region Transnistrien im Osten der Moldaurepublik Ähnliches berichtet. Dort gibt es keine rumänischsprachigen Medien mehr. Die Kommunikation auf jeder Ebene findet im kyrillischen Alphabet statt, wie Polina Cupcea von der Zeitung Național” aus Chişinău erzählt:



    Es gibt ein Problem in Transnistrien, weil die rumänischsprachige Presse dort praktisch nicht existiert. Häufig wird rumänischen Journalisten die Einreise nach Transnistrien am Grenzübergang Bender-Tiraspol verweigert, wir haben oft keinen Zugang. Die Zeitungsjournalisten müssen ihre technische Ausrüstung verstecken, Fernsehreporter stehen vor viel grö‎ßeren Problemen, denn sie können ihre Ausrüstung nicht verstecken und müssen mit dem Boot überqueren. Und das zehrt in gewisser Weise an ihrem Interesse, sie sind nicht mehr so sehr an einer Berichterstattung aus Transnistrien interessiert.“



    Die Sendungen in rumänischer Sprache stellen auch für die Rumänen in der Region um Czernowitz (ukr. Tscherniwzi, rum. Cernăuţi) und in der Ukraine generell ein Problem dar. Das staatliche Fernsehen überträgt nur einige Minuten täglich in rumänischer Sprache und das zu Uhrzeiten, an denen die Menschen gewöhnlich zur Arbeit gehen. Der Empfang rumänischer Fernsehsender ist zudem sehr teuer und das führt zu einer Abschirmung der rumänischen Gemeinschaft von ihrem geistig-kulturellen Heimatland.



    In Ungarn haben mehrere internationale Missionen das neue Pressegesetz kritisieret. Die Missionen, die aus Medienvertretern bestanden, darunter auch Vertreter der Medien der nationalen Minderheiten, verwiesen auf die womöglich eingeschränkte Pressefreiheit. In Bulgarien gibt es derweil keine Radio- oder Fernsehprogramme in der Sprache der rumänischen Gemeinschaft, hei‎ßt es in dem Bericht zur Situation der Medien in der rumänischen Diaspora.



    Die Euroabgeordnete Norica Nicolai hebt die Bedeutung der Verwendung der eigenen Muttersprache in der Verwaltung, in der Schule oder für die Informationsgewinnung durch die Medien hervor. Vor diesem Hintergrund plädiert sie für eine starke Unterstützung der Behörden in Bukarest — sie müssten eine mittel- und langfristige Strategie zur Förderung der rumänischen Kultur und Identität entwerfen.



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