Tag: Tuberkulose

  • Colibiţa – Natur pur und reine Luft im Landkreis Bistritz-Nassod

    Colibiţa – Natur pur und reine Luft im Landkreis Bistritz-Nassod

    Unsere heutige Tour geht in den Norden des Landes, nämlich in den Landkreis Bistriţa-Năsăud, ins Land der Legenden und der wunderschönen Naturlandschaften. In dieser Region sind viele schöne Ecken zu entdecken. Die Touristen haben die Möglichkeit, einmalige Erfahrungen zu erleben, so Emil Radu Moldovan, der Vorsitzende des Kreisrates Bistriţa-Năsăud:



    Die Natur ist einfach bezaubernd in Bistriţa-Năsăud. Und die Bewohner des Landkreises sind flei‎ßige, freundliche Menschen. Der Landkreis hat etwa 330.000 Einwohner. Der Kreis Bistriţa-Năsăud besteht offiziell aus 250 Ortschaften. Davon haben 4 den Status einer Stadt, 58 den einer Gemeinde. Die übrigen sind administrativ den Städten und Gemeinden zugeordnet. Auf dem Gebiet des Landkreises befinden sich auch zwei Nationalparks: die Gebirge Munţii Rodnei und Călimani. Es ist die Region mit der ozonreichsten Luft landesweit — davon zeugen die zahlreichen Studien. Es gibt hier auch den See Colibiţa sowie das legendäre Dracula-Schloss. Der Autor des berühmten Romans, nach dem Francis Ford Coppola seinen Film machte, besuchte unsere Gegend, bevor er den Roman schrieb. Wir empfangen mit offenen Armen alle Touristen, die sich mal gerne in einer von Gott gesegneten Region aufhalten und die Gastfreundschaft der Leute vor Ort genie‎ßen möchten. Zur Klarstellung: Nirgendwo in der ganzen Welt gibt es Naturlandschaften wie in Bistriţa-Năsăud. Die Touristen werden auch nirgendwo anders so herzlich empfangen wie bei uns!“




    Von all den schönen Ecken vor Ort ziehen wir es heute vor, über das Meer in den Bergen“ zu sprechen. Unter diesem Namen ist der See Colibiţa und die dazu gehörige Ortschaft bekannt. Colibiţa ist ein ruhiges Dorf, das am Ufer eines sehr gro‎ßen Stausees liegt. Die Dorfbewohner leben zurückgezogen, in aller Ruhe. Sie beschäftigen sich mit der Tierzucht und der Landwirtschaft. In Colibiţa unterhielten wir uns mit Vasile Coruţiu, dem Eigentümer der Pension Fishermans Resort.



    Die Ortschaft liegt am Fu‎ße des Călimani-Gebirges, etwa 40 Km von Bistriţa entfernt und rund 17 km vom Tihuţa-Pass, bekannt unter anderem wegen der Legende von Dracula. Colibiţa liegt in einer wunderschönen Senke, die uns zahlreiche geographische Vorteile bringt. Auch was das Klima anbelangt, sind wir privilegiert. Hier wird die reinste Luft in ganz Rumänien geatmet. Die Ozonkonzentration ist sehr hoch, am höchsten im ganzen Land. Unser Slogan ist: »Das Meer in den Bergen«, denn wir bieten hier sowohl die Vorteile eines Aufenthaltes am Strand wie auch jene eines Urlaubs in den Bergen. Wir verfügen über 80 Unterkunftsplätze, ein Restaurant mit einer Kapazität von 250 Gästen, einen Weinkeller, ein kleines SPA-Zentrum zur Erholung und einen kleinen Fitness-Raum. Drau‎ßen gibt es mehrere Sportplätze für die aktiven Touristen sowie mehrere Wasserfahrzeuge für Entertainment auf See. Es besteht die Möglichkeit zum Fischen. Abenteuerlustige können Offroad-Fahrten versuchen. Wir bieten auch Wanderungen unter Begleitung sachkundiger Wanderführer bis zur Călimani-Spitze. Der Wanderweg ist etwa 18 km lang. Die Bergspitze liegt in 2.000 m Höhe. Wir werden bald auch Pferde bringen, dann wird die Möglichkeit bestehen, zu reiten oder Kutschenfahrten bzw. Schlittenfahrten im Winter zu erleben.“




    Colibiţa liegt in einer Höhe von 900 m und ist das Zugangstor zum Călimani-Gebirge. 1923 bis 1975 war die Ortschaft als Kurort bekannt. Die Geschichten der unter Tuberkulose leidenden Menschen, die infolge der kurativen Eigenschaften der Luft in der Region geheilt sind, wurden durch eine vom Kreisrat Bistriţa-Năsăud in Auftrag gegebene Studie bestätigt. Die Legende besagt, dass im Jahr 1883 ein tuberkulosekrankes Mädchen aus Bistritz, die Tochter eines wohlhabenden Siebenbürger Sachsen, Hans Lewi, dank der ozonhaltigen Luft in der Umgebung geheilt wurde. Ihre Genesung sorgte für Wirbel zur damaligen Zeit. Kurze Zeit danach wurde auch Erika Schuller, eine Architektin aus Bistritz, geheilt. Daraufhin lie‎ß sie ein Sanatorium mit 16 Zimmern für tuberkulosekranke Menschen in der Region bauen. Das Sanatorium war bis 1944 in Betrieb, als es während des Kriegs in einem Brand vernichtet wurde.




    Andreea Spânu, Reiseberaterin beim Zentrum für Touristische Informationen Bistriţa Bârgăului, stellte uns das touristische Angebot in Colibiţa vor:



    Die Naturlandschaft ist typisch für eine Senke. Unten im Tal gibt es einen Stausee — die wichtigste Attraktion der Gegend. Etwa 2% des Naturparks Călimani liegen auf dem Gebiet unserer Gemeinde. Die Touristen kommen hauptsächlich für Erholung in unsere Region. Es gibt viele Wanderwege, Reitschulen. Dazu werden auch Kutschen- und Pferdeschlittenfahrten angeboten. Die Luftqualität ist hochwertig, die Pflanzen- und Tierwelt au‎ßergewöhnlich schön. Auch Abenteuertourismus steht im Angebot: Kajakfahrten, Wildwasser-Rafting, Gleitschirmflüge, Klettern, Jagd — das alles kann von aktiven abenteuerlustigen Touristen in Anspruch genommen werden. Das Angebot ist sehr vielfältig.“

  • Rumänien: Gesundheitsversorgung in Schieflage

    Rumänien: Gesundheitsversorgung in Schieflage

    Ein gemeinsamer Bericht der OECD und der EK zeigt, dass die Häufigkeit von Diabetes oder Krebs in Rumänien weniger problematisch ist, während die Kindersterblichkeit relativ hoch ist. Das hat auch damit zu tun, dass im ländlichen Bereich, wo 46% der Bevölkerung und fast 50% der Kinder leben, die Situation besorgniserregend ist: im Jahr 2013 lag die Kindersterblichkeit bei 10,4 je Tausend Kinder. In der Stadt belief sich die KS auf 6,8 je Tausend Kinder. Grund für diese Lage sind die vielen Frühgeburten, die bei 10% der Schwangerschaften eintreten. Dazu tragen der Lebensstil, die mangelhafte Aufklärung und Verhütung und nicht zuletzt das unzureichend finanzierte Gesundheitssystem in Rumänien. Am Land könnte vielen Sterbefällen vorgebeugt werden — dazu sind allerdings Förderprogramme für Mütter und Kinder sowie modern ausgestattete Geburtskliniken und Neonatologie-Abteilungen erforderlich.



    Zu diesem Schluss kam eine von der Organisation World Vision und dem rumänischen Senat organisierte Debatte zum Thema Patientenansprüche. Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung wurden aufgerufen, gemeinsam nach Lösungen für eine bessere Versorgung mit hochwertigen Gesundheitsleistungen, insbesondere für verwundbare Familien am Dorf. Die Organisatoren der Debatte wollten prüfen, wie gro‎ß die Kluft zwischen Theorie und Praxis beim Anspruch auf gute ärztliche Leistungen eigentlich ist. Die Stiftung World Vision România arbeitet insbesondere auf dem Land — die Kinder hier sind generell unterversorgt, aber es fehlt vor allem eine gute medizinische Grundversorgung, sagte World-Vision-Chefin Daniela Buzducea:



    Wir haben letztes Jahr in einer Studie zum Wohlbefinden der Kinder am Land festgestellt, dass eins von fünf Kindern im Alter von bis zu fünf Jahren im letzten Jahr nicht beim Arzt gewesen war — obwohl es allgemein bekannt ist, dass Kinder in diesem Alter geimpft und untersucht werden müssten und Ärzte ein aufmerksames Auge auf ihre Entwicklung werfen sollten. Gelingt es uns nicht, eventuelle Gesundheitsprobleme rechtzeitig zu erkennen, werden spätere Eingriffe nicht nur für die öffentliche Hand teurer, sondern auch für das Leben oder die Entwicklung der Kinder problematischer, so dass es schwieriger für sie wird, ihr Potenzial auszuleben und zur Gesellschaft beizutragen. In die Gesundheitserziehung der Eltern wurde nicht ernsthaft investiert, viele von ihnen wissen nicht, dass die Kinder einen gesetzlichen Anspruch auf medizinische Grundversorgung, egal ob die Eltern krankenversichert sind oder nicht. Das gilt auch für Schwangere. In letzter Zeit stellen wir leider auch fest, dass es immer mehr Kritik gegen Impfungen gibt. Wir müssten uns als Staat ernsthaft vornehmen, besser über die Wichtigkeit der Impfung aufzuklären. Keine einzige zuverlässige Studie rechtfertigt es, dass so viele Eltern vom Recht Gebrauch machen, die Impfung abzulehnen.”




    Auch Dr. Vasile Ciurchea, der Präsident der Nationalen Krankenkasse, beteiligte sich an der Debatte. Er sprach auch über die elektronischen Versichertenkarten, die ab dem 1. Mai verbindlich gelten sowie über die Behandlungen im Ausland, für die die Kasse jährlich 70 Millionen Euro ausgibt, weil sie nicht in Rumänien verfügbar sind. Tatsächlich gibt es in viele Kommunen in Rumänien keine Familienärzte mehr — die Situation ist beispielsweise im Donaudelta gravierend, wo nur drei Ärzte arbeiten:



    Landesweit haben 300 Kommunen keine Familienärzte — manche sind kleinere, andere wiederum grö‎ßere Gemeinden. Im Landeskreis Vaslui oder im Apuseni-Gebirge haben wir es entweder mit benachteiligten Gebieten oder schwer zugänglichen Orten zu tun. Wir haben versucht, die Niederlassung von Ärzte dort zu fördern und haben die Zuschläge für Landärzte angehoben. 25% dieser Ärzte bekommen mehr Geld. Im Delta, wo es tatsächlich extreme Umstände gibt, gehen die Zuschläge bis auf 200%…Ärzte dort betreuen viele Patienten — auf einen Arzt kommen rund 4500 Patienten…Wir reden auch mit den Verwaltungen auf Orts- oder Regionsebene, die auch etwas hinzuzahlen könnten, um für Ärzte attraktiver zu werden.”




    Mit einem Problem ringt Rumänien seit schon geraumer Zeit: Tuberkulose ist heilbar, vorausgesetzt, sie wird rechtszeitig entdeckt. Aber auch hier ist Rumänien Schlusslicht in Europa: einer von fünf europäischen Tuberkulosekranken kommt aus Rumänien. Jeden Tag sterben hier drei Menschen an dieser Krankheit. Wird sie nicht behandelt, ist der Kranke auch für sein Umfeld eine Gefahr, da statistisch gesehen, eine Tuberkulose-Kranker jährlich im Schnitt 15 Menschen ansteckt. Die rumänische Stiftung Romanian Angel Appeal verlangte auf einer Konferenz, dass die Kommunalverwaltungen kostenlose soziale und psychologische Beratung für Tuberkulose-Patienten bereitstellen müssen. Solche Beratungsdienste bieten bereits vier Lungenkliniken an, die auch die Behandlung finanziell tragen. Dabei geht es um ein Projekt von Romanian Angel Appeal, das letztes Jahr angelaufen ist und 1000 Patienten hilft, mit der Tuberkulose fertig zu werden. Dr. Cristina Popa berichtete aus ihrer Erfahrung an der Lungenklinik “Marius Nasta” in Bukarest, eine der vier Einrichtungen im Programm der Stiftung:



    “218 Patienten sind im Projekt angemeldet, in 163 Fällen ermittelten Sozialarbeiter den Bedarf an Unterstützung. 172 Menschen wurde finanziell geholfen — das waren 100 Lei für jeden Monat einer korrekten medikamentösen Behandlung. 26 Kranke sind in beruflicher Ausbildung. Die meisten dieser 218 Patienten sind Männer. Ich habe im Projekt die persönliche Erfahrung gemacht, dass der Patient bei einer Betreuung im Team eine qualitätsmä‎ßig bessere Behandlung bekommt, weil er mehr Informationen kriegt. Das Team und der Patient können dabei direkt und offen kommunizieren. Sehr wichtig ist die Krankenschwester, die die Patienten bei der Behandlung beaufsichtigt. Nur zwei Patienten sind ausgestiegen, weniger als ein Prozent der Gesamtanzahl. Zum Vergleich: Ein Nationalprogramm zur Kontrolle der Tuberkulose sieht einen Anteil der Aussteiger von 10% als tragbar an. Das zeigt, dass die Patienten diesem System vertrauen.”




    Ein wichtiger Schritt in der Bekämpfung der Tuberkulose ist die Verabschiedung einer einschlägigen Strategie für 2015-2020, die mit einem Etat von umgerechnet rund 360 Millionen Euro flankiert ist.