Tag: Übersetzer

  • Brasilianischer Musiker und Übersetzer: „In Rumänien bin ich ein besserer Mensch geworden“

    Brasilianischer Musiker und Übersetzer: „In Rumänien bin ich ein besserer Mensch geworden“

    Im Bundestaat Paraná, Brasilien, hat Raul Passos die Musikhochschule absolviert. Der ausgebildete Komponist und Dirigent hat seine Studien in Bukarest fortgesetzt. In der rumänischen Hauptstadt lebt er seit 2017. Er übersetzt gerne und hat zahlreiche Artikel in einer brasilianischen Musikzeitschrift veröffentlicht. Er hat Klavier unterrichtet und war auch Chordirigent. Wegen der geographischen Entfernung konnte er Rumänien vorher nicht näher kennenlernen:



    Aus kultureller Sicht liegen Rumänien und Brasilien trotzdem sehr nah beieinander. Unsere Sprachen sind auch verwandt, sie gehören beide der Familie der romanischen Sprachen. Schon als Kind war ich von Osteuropa fasziniert. Mein Vater erzählte mir viel über den Ostblock, und seine Geschichten fand ich immer verlockend. Ich habe selber auch viel im Internet über Osteuropa nachgeschaut, und Rumänien war das Land, das mein Interesse besonders erweckt hat. Später lernte ich an der Musikhochschule den Dirigenten und Professoren Harry Crowl kennen, er hatte die Welt bereist und kannte auch rumänische Musiker, unter ihnen den Komponisten Sorin Lerescu. In diesem Kontext habe ich erwähnt, dass dieses Land auf mich eine gewisse Anziehungskraft ausübt. Der Professor hat mir geholfen, nach Rumänien zu kommen, um mein Masterstudium hier zu machen. Ich habe die rumänische Sprache gelernt und eine kulturelle Brücke zwischen Brasilien und Rumänien gebaut. Jedes Mal, wenn ich in Brasilien ein Konzert hielt, spielte ich auch Stücke rumänischer Komponisten, so zum Beispiel Enescu, Constantinescu, Marţian Negrea, damit das brasilianische Publikum mit der rumänischen Kultur vertraut wird.“




    Unser Gesprächspartner hat auch rumänische Literatur ins Portugiesische übersetzt, seine Übersetzungen von Werken rumänischer Dichter wie Tudor Arghezi und Octavian Goga wurden in seinem Heimatland in literarischen Zeitschriften veröffentlicht. 2016 erhielt er eine Einladung vom Präsidenten der Stiftung, wo er derzeit beschäftigt ist, nach Rumänien zu ziehen, um die rumänische Vertretung der Organisation hier zu leiten. April 2017 ist er zusammen mit seiner Frau nach Bukarest gezogen. Raul Passos ist der Ansicht, dass jedes Land mehr zu bieten hat, als man beim ersten Blick feststellt:



    Hier in Rumänien hatte ich eine Professorin, Frau Verona Maier, die meinte, die Neugier sei eine Art Liebe. Das erklärt auch meine Neugier für Rumänien. Unsere Länder sind sehr ähnlich, nicht nur weil die Sprachen verwandt sind, sondern auch was die Lebenseinstellung unserer Völker angeht. Die Rumänen behalten ihren Humor in schlimmen Situation, und dasselbe tun auch die Brasilianer. Unsere Völker sind so ähnlich — schade, dass uns diese geographische Entfernung trennt.“




    Raul und seine Frau haben sich schnell in Rumänien eingelebt, weil sie beide die Sprache beherrschen und weil sie Freunde in Bukarest haben. Rumänien habe ihn trotzdem verändert, sagt unser Gesprächspartner:



    Ich vermisse natürlich die Freunde, die in Brasilien geblieben sind, aber das ist der Preis, den ich zahlen muss, selbst wenn ich nicht bereue, dass ich mein Land verlassen habe. Ich liebe mein Leben hier. Ich vermisse zudem die brasilianische Küche, auch das Obst, dass hier in Rumänien als exotisch gilt. Dank meinem Leben hier bin ich einfach ein besserer Mensch geworden. Ich musste auch Schwierigkeiten überwinden, meine Integration ist nicht 100% reibungslos gelaufen, aber so bin ich gewachsen und zu dem Menschen geworden, der ich heute bin.“

  • Fabio Melano: italienischer Literaturübersetzer setzt sich mit Werk Lucian Blagas auseinander

    Fabio Melano: italienischer Literaturübersetzer setzt sich mit Werk Lucian Blagas auseinander

    Das Internationale Literaturfestival, das den Namen des Philosophen und Dichters Lucian Blaga trägt, hat voriges Jahr bereits zum 19. Mal stattgefunden. Organisiert wurden die Festspiele von Radio Târgu Mureş (Neumarkt). Ob dieses Jahr das internationale Festival abgesagt wird oder nicht, wei‎ß man noch nicht Bescheid. Dr. Fabio Melano zählt zu den möglichen Gästen der diesjährigen Ausgabe. Fabio Melano ist Übersetzer und Publizist und lebt in Mailand. Über seine Liebe für Rumänien und die rumänische Literatur sagt unser Gesprächspartner:



    Für mich war es überhaupt nicht schwer, Blaga zu entdecken. Ich bin mit dem Professor Eugeniu Nistor befreundet, der das Festival in Neumarkt organisiert, und er hat mich in Blagas Philosophie eingeführt. Blagas Bücher haben mich verzaubert. Ich habe sie auf Rumänisch gelesen. Besonders von seinen Aphorismen war ich sehr begeistert. Der rumänische Philosoph Emil Cioran ist in Italien sehr bekannt für seine Aphorismen. Ciorans Aphorismen haben im Vergleich zu Blagas einen klaren Stil. Wer die subtilen Nuancen der rumänischen Sprache kennt und Blaga auf Rumänisch liest, versteht auch, warum er so einzigartig war. Seine Sprache ist eine Sprache, die viele nur mit Hilfe der Metaphern erreichen können. Als ich den Band »Der Diskobolos — Aphorismen und Anmerkungen« von Blaga ins Italienische übersetzte, fühlte ich, als ob sich alles wie nach einem Blitzschlag auf einmal änderte.“




    Höchstwahrscheinlich wird die 20. Ausgabe des Festivals in einer anderen Form stattfinden. Nachdem er diesen Weg eingeschlagen und begann, Blagas Bücher ins Italienische zu übertragen, stellte sich Fabio Melano einer neuen Herausforderung. Unser Gesprächspartner hat sich vorgenommen, den Band Lucian Blaga — ein Philosoph der Kulturen“ des Professors Eugeniu Nistor ins Italienische zu übersetzen. Ein Buch, das ihm auch die Begegnung mit der Volksballade Mioriţa und mit der Lyrik von Mihai Eminescu ermöglichte. Fabio Melano über die Herausforderungen der rumänischen Sprache an den Übersetzer:



    Blaga ist im Kontext der rumänischen Kultur zu verstehen, von der Volksballade »Mioriţa« bis zum »Dritten Brief« von Eminescu. Eine wichtige Rolle spielt natürlich sein Stil. Die rumänische Sprache ist für ihn wie die Musik für einen Komponisten. Die Buchstaben und die Wörter sind für ihn wie die Musiknoten für einen Schöpfer von Musik. Weil ich jetzt die rumänische Sprache kenne, kann ich sein Werk in vollen Zügen genie‎ßen.“




    Fabio Melano hat ein paar Jahre in Neumarkt am Mieresch (Târgu Mureş) gelebt. Er beschreibt sich selbst als Halb-Rumäne und sagt, dass die Italiener Blaga mit dem Herzen verstehen.

  • FILIT 2017: Internationales Literaturfestival in Jassy bei fünfter Auflage

    FILIT 2017: Internationales Literaturfestival in Jassy bei fünfter Auflage

    Vom 4. bis 8. Oktober findet im nordostrumänischen Iaşi das Internationale Festival für Literatur und literarische Übersetzung (FILIT) statt, das dieses Jahr seine 5. Auflage erreicht hat. Ehrengast des FILIT-Festivals 2017 ist der französische Schriftsteller chinesischer Abstammung Gao Xingjian, der im Jahr 2000 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde. Die Festivalorganisatoren hatten auch einen FILIT-Abend mit Swetlana Aleksijewitsch, der Nobelpreisträgerin für Literatur 2015, geplant, aber sie musste leider aus gesundheitlichen Gründen absagen. Mehr über die diesjährigen FILIT-Veranstaltungen vom Schriftsteller Florin Lăzărescu, einem der Initiatoren des Festivals:



    Ich freue mich sehr, dass all diese gro‎ßen Namen wie ein Publikumsmagnet wirken. Wir haben aber mehr als 100 Veranstaltungen vorbereitet, die sehr viel zu bieten haben. Sie sind genauso spektakulär und interessant. Da wir gerade vom Nobelpreis für Literatur sprechen, möchte ich auch erwähnen, dass bei der diesjährigen Auflage des FILIT-Festivals mindestens drei besonders hochgeschätzte Schriftsteller anwesend sind: Mircea Cărtărescu aus Rumänien, Olga Tokarczuk aus Polen und Nurruddin Farah aus Somalia. Am diesjährigen Festival beteiligen sich sehr viele interessante Autoren, die mit wichtigen Preisen ausgezeichnet und in 30 bis 40 Sprachen übersetzt wurden. Ihre Bücher sind bei den wichtigsten rumänischen Verlagen erschienen. Vesna Goldsworthy aus Serbien und Lisa Strømme, die in England geboren wurde und in Norwegen lebt, sind auch bei FILIT dabei. Ein Liebling des Publikums ist der Engländer Jonathan Coe, der in Rumänien gern gelesen wird. Als wir das Treffen mit Jonathan Coe angekündigt hatten, waren die Leute ganz aus dem Häuschen.“




    Nach der 2013-Auflage des Internationalen Festivals für Literatur und literarische Übersetzung in Iaşi schrieb die spanische Zeitung El Pais, FILIT sei bereits bei seiner 1. Auflage das wichtigste Literaturfestival in Osteuropa, und die Frankfurter Allgemeine Zeitung war der Ansicht, in Rumänien habe es noch nie ein Literaturfestival von solchem Format und europäischem Niveau gegeben. Dieses Jahr können die Literaturliebhaber im FILIT-Haus mit Simona Antonescu, Ioana Bradea, Ruxandra Cesereanu, Andrei Crăciun, Codrin Liviu Cuţitaru, Tudor Ganea, Adrian Georgescu, Ioan T. Morar, Andrei Oişteanu, Marius Oprea, Dora Pavel, Mircea Pricăjan und Bogdan-Alexandru Stănescu zusammenkommen. Fünf Tage lang werden im Haus der Dichtung Linda Maria Baros, Lavinia Bălulescu, Emil Brumaru, Rita Chirian, Dan Coman, Teodora Coman, Ana Donţu, Vlad Drăgoi, Mugur Grosu, Ştefan Ivas, Claudiu Komartin, Ştefan Manasia, Vlad Moldovan, Andrei Novac, Cosmin Perţa, Tara Skurtu (USA), Robert Şerban, Răzvan Ţupa, Mihail Vakulovski und Paul Vinicius den Poesieliebhabern Rede und Antwort stehen. Die im Ausland lebenden rumänischen Schriftsteller Jan Cornelius und Dana Grigorcea beteiligen sich an Sonderevents. Dieses Jahr gibt es auch eine Neuheit: FILIT eröffnet zwei neue Häuser. Dazu der Festivalmanager und einer der FILIT-Gründer, Lucian Dan Teodorovici:



    Es handelt sich um zwei neue Projekte, das Fantasy-Haus und das Haus der Kindheit. An den Veranstaltungen in den zwei neuen Häusern beteiligen sich mehrere rumänische Autoren. Eine weitere Neuheit ist die Art und Weise, wie wir die Ausstellungen des Nationalen Literaturmuseums Iaşi präsentieren. Das Haus Pogor hat vier Ausstellungssäle, und jedes Jahr werden wir in diesem Haus vier verschiedene Ausstellungen zum selben Thema veranstalten. Für die diesjährige FILIT-Auflage haben wir das Museum für die Geschichte der Juden in Iaşi vorbereitet. Die jüdische Gemeinde in Iaşi hat eine lange, reiche Geschichte — Anfang des 20. Jh. stellte die jüdische Gemeinde in Iaşi ein Drittel der Bevölkerung dar. Es folgte aber die Tragödie der Juden in Rumänien, wofür wir die Verantwortung übernehmen und der wir nun gedenken.“




    Das Festival-Feeling ist aber das Wichtigste beim FILIT, sagte der Schriftsteller und Festival-Initiator Florin Lăzărescu:



    Am FILIT nehmen Zigtausende Menschen teil, die gesamte Gemeinde ist daran interessiert, und das ist einfach gro‎ßartig. Auch letztes Jahr, als unser Festival etwas kleiner war, hatten wir ein Publikum von über 10.000 Menschen. Das ist, meiner Meinung nach, der grö‎ßte Erfolg des FILIT-Festivals — es bildet das Publikum aus. Unser Festival ist eine enorme Kampagne für Lektüre — nach FILIT haben die Leute eine andere Beziehung zu Büchern. Tausendmal habe ich gehört: ›Vor FILIT hatte mein Kind kein Interesse fürs Lesen, und jetzt kauft er sich selbst Bücher.‹ Das geschah, weil die Kinder und die Jugendlichen einen direkten Kontakt mit den Autoren hatten und sie einfach spektakulär fanden. Dieses Jahr bringen wir ein FILIT-Event in ein Gymnasium in unserem Landkreis. Die Lehrerin, mit der wir das organisiert haben, hat uns angerufen und gesagt, die Schüler seien ganz aufgeregt und würden sich darauf freuen, weil sie noch nie einen Schriftsteller gesehen hätten. In Iaşi haben wir bereits eine Art Tradition, wir besuchen zehn Gymnasien, und die Schüler haben schon bescheid gesagt, welche Autoren sie am liebsten treffen möchten. Sie haben sich mit den Schriftstellern angefreundet, sie sprechen auf Skype mit ihren Lieblingsautoren und organisieren die Veranstaltungen, wie es ihnen gefällt.“




    Die 5. Auflage des Internationalen Festivals für Literatur und literarische Übersetzung in Iaşi (FILIT) findet unter der Schirmherrschaft der Vertretung der Europäischen Kommission in Rumänien statt. Nach den Auflagen 2014 und 2016 ist das die dritte Zusammenarbeit, bei der gemeinsame Fachveranstaltungen im Literaturbereich zur Förderung der kulturellen Diversität organisiert werden.




    Deutsch von Daniela Cîrjan

  • Nachrichten 24.10.2013

    Nachrichten 24.10.2013

    BRÜSSEL: Rumäniens Staatschef Traian Basescu nimmt am zweitägigen EU-Herbstgipfel in Brüssel teil. Die EU-Staats-und Regierungschefs wollen in erster Reihe über die Entwicklung der digitalen Wirtschaft diskutieren. Der Vorsitzende der EU-Kommission Jose Manuel Barosso erklärte, die EU bräuche einen starken digitalen Sektor, der die Entwicklung anderer Wirtschaftsbereiche fördern sollte. Auf der Agenda des Treffens steht zudem die soziale Lage in der EU mit Fokus auf die Massnahmen zur Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit und das Funktionieren der Bankenaufsichtsbehörde.



    WASHINGTON: Der US-Präsident Barack Obama wird das Repräsentantenhaus auffordern, die Reform im Bereich der Immigration zu billigen. Diese sei gut für das Land. Die Reform wurde am 27. Juni vom Senat, in dem die Demokraten über die Mehrheit verfügen, angenommen. Im Repräsentantenhaus haben jedoch die Republikaner die Mehrheit. Diese sind mit manchen Bestimmungen nicht einverstanden. Auch der rumänische Ministerpräsident Victor Ponta diskutierte bei seinem Besuch in Washington mit amerikanischen Abgeordneten über die Aufnahme Rumäniens in das Visa Waiver Programm, dass die visumsfreie Einreise in die USA ermöglicht. Ponta wurde versichert, es gebe einen klaren Wunsch, dass Rumänien von der Reform im Bereich der Immigration profitiert. Mehr dazu nach den Nachrichten.



    BUKAREST: Der ehemalige Kommandant des Lagers für politische Gefangene von Periprava (im Osten Rumäniens), Ion Ficior, wurde von der Staatsanwaltschaft wegen Völkermordes angeklagt. Ion Ficior leitete das Lager zwischen 1960-1963. Laut dem Institut für Forschung der Kommunismus-Verbrechen, habe Ion Ficior in der Arbeitskolonie von Periprava ein abusives und repressives Haft-Regime gegen die politischen Gefangenen eingeführt. Wegen der von ihm getroffenen Massnahmen wären mehr als 100 Personen ums Leben gekommen, so die Anklage. Ion Ficior ist der zweite aus einer Liste von 35 kommunistischen Folterern, der angeklagt wird. Die Liste wurde vom Institut für Forschung der Kommunismus-Verbrechen erstellt.



    BUKAREST: Über 200 Schriftsteller, Übersetzer, Literaturkritiker und –journalisten, Buchhändler und Literaturfestival-Veranstalter, sowie auch Leiter von Kulturinstituten aus 17 Ländern nehmen in der nordöstlichen rumänischen Stadt Iasi an der 1. Auflage des internationalen Literatur-und Übersetzungs-Festivals teil. Auf dem Programm stehen Lesungen, Treffen zwischen Schriftstellern, Schülern und Studenten, Rundtischgespräche und Debatten, Ausstellungen, Konzerte und eine Buchmesse. Die Eröffnungsgala fand am Mittwochabend statt. Das internationale Literatur-und Übersetzungs-Festival in Iasi dauert bis Sonntag.