Tag: Uhrenmuseum

  • Uhrenmuseum in Ploiești: reizende Sammlung vom 16.–20. Jahrhundert

    Uhrenmuseum in Ploiești: reizende Sammlung vom 16.–20. Jahrhundert

    Die Kuratorin Carmen Banu erzählt uns über die Entstehungsgeschichte des Museums:



    Das Uhrenmuseum »Nicolae Simache« in Ploiești wurde 1963 von dem emeritierten Professor Nicolae Simache gegründet, der damals Direktor des regionalen Geschichtsmuseums in Ploiești war. Simache gründete damals 18 Museumsabteilungen, darunter das Uhrenmuseum, das ihm offenbar am meisten am Herzen lag. Es ist ein architektonisches Juwel, ein Gebäude, das im späten 19. Jahrhundert für den Präfekten von Prahova, Luca Elefterescu, den damaligen Chef der Konservativen Partei, einen Rechtswissenschaftler und Ölmagnaten, gebaut wurde. Es ist eines der schönsten Gebäude im südlichen Teil der Stadt, einer Wohngegend, die im neoromantischen Stil gebaut wurde.“




    Carmen Banu erzählte uns auch mehr über die Sammlungen des Museums und seine Anfänge.



    Das Uhrenmuseum in Ploiești hat eine äu‎ßerst wertvolle Sammlung. Die Exponate wurden ab 1954 gekauft. Im Jahr 1955 wurden die ersten Uhren gekauft, die in Deutschland hergestellt wurden und in den Haushalten in Siebenbürgen verwendet wurden. Die Sammlung wurde durch den Kauf von 55 Uhren aus der Sammlung des berühmten Bukarester Uhrmachers Sebastian Sașa bereichert. Daraus entstand die Idee, das Uhrenmuseum in Ploiești zu gründen. Im Laufe der Jahre wurde eine gro‎ße Anzahl von Uhren angekauft, so dass die Sammlung heute insgesamt 4000 Exponate umfasst und in der temporären Ausstellung 500 Exemplare zu sehen sind, natürlich die repräsentativsten der Sammlung. Die Ausstellung zeigt auch die Entwicklung der Zeitmessung, von Sonnenuhren, Sanduhren, Wasseruhren bis zu Armbanduhren. Unsere Sammlung enthält auch eine Reihe von wertvollen Gegenständen, Uhren, die im Renaissancestil in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Frankreich oder Deutschland hergestellt wurden. Die älteste von ihnen ist eine Uhr, die 1544 in Blois von Jakob Acustodia, einem berühmten Uhrmacher, entworfen wurde. Sie ist eines der Schwergewichte der Sammlung, auch wenn sie nicht die wichtigste ist. Ein weiteres wertvolles Stück ist eine Kleinserienuhr, die 1562 von Jeremias Metzker, einem berühmten deutschen Uhrmacher, geschaffen wurde — bis heute sind weltweit nur drei Uhren bekannt, und die im Uhrenmuseum ausgestellte scheint die älteste zu sein.“




    Über die Exponate im ersten Raum des Museums erzählte uns Carmen Banu:



    Als Neuheit zeigt die Sammlung hier Zeitmessungsmechanismen und ein Objekt von besonderer Bedeutung: eine Wasseruhr. Laternenuhren wurden in England im 17. Jahrhundert entworfen und aufgrund ihres Erfolges wurden sie bis ins 19. Jahrhundert benutzt. In unserer Sammlung befinden sich auch zwei solcher Uhren, die ihren Namen der Ähnlichkeit mit den Laternenuhren der damaligen Zeit verdanken.“




    Carmen Banu beschrieb weiter den zweiten Ausstellungssaal.



    Der zweite Saal ist den Uhren gewidmet, die im 18. und frühen 19. Jahrhundert hergestellt wurden. Hier stechen natürlich die bemerkenswertesten Stücke durch ihre Grö‎ße, aber auch durch ihre Schönheit hervor, wie zum Beispiel die gro‎ßen Standuhren aus dem 19. Jahrhundert. Interessant sind in diesem Teil der Sammlung auch die Taschenuhren, die ab dem 18. und bis ins 19. Jahrhundert von englischen, französischen oder Schweizer Uhrmachern entworfen wurden. Die Sammlung des Uhrenmuseums kann mit jedem anderen Museum in Deutschland, der Schweiz oder den Vereinigten Staaten konkurrieren. Der berühmte Uhrmacher Abraham Louis Breguet entwarf Uhren speziell für die Türkei und das Topkapı-Museum beherbergt auch einige seiner Kreationen. Er gilt als der grö‎ßte Uhrmacher aller Zeiten, und unsere Sammlungen zeigen auch einige seiner Kreationen.“




    Der Rundgang geht weiter mit dem dritten Saal, in dem Taschenuhren ausgestellt sind, die gro‎ßen historischen Persönlichkeiten gehörten.



    Im dritten Saal sind Juwelen- oder Taschenuhren ausgestellt, die aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammen. Abgesehen von ihrer technischen Qualität sind sie besonders schön durch ihre Verzierungen. Die Uhren gehörten gro‎ßen rumänischen Persönlichkeiten aus Kultur und Politik. Ich würde mit den Uhren von König Karl I. beginnen — zwei seiner Uhren werden in unserer Sammlung aufbewahrt, ebenso wie andere Schenkungen, darunter eine Uhr, die von einer in der Schweiz ansässigen Rumänin gestiftet wurde. Die Uhr hatte Zar Alexander II. von Russland gehört, und 1992 schenkte die Dame sie unserem Museum. Die Taschenuhrensammlung zeigt auch die Uhr, die dem Diplomaten Nicolae Titulescu gehörte, eine LeCoultre-Uhr von 1931, und das berühmte Modell Reverso, das von derselben Firma entworfen wurde.“



    Audiobeitrag hören:




  • Do-it-yourself-Konzept im Kulturmanagement: Die Kultur-Ambulanz

    Do-it-yourself-Konzept im Kulturmanagement: Die Kultur-Ambulanz

    Kulturliebhaber haben nun einen zusätzlichen Grund zur Freude — ein Englisch- und Deutschlehrer aus Siebenbürgen startete ein Projekt zur Förderung verschiedener Kulturveranstaltungen in einem angemessenen Rahmen. Unter dem Oberbegriff der Kultur-Ambulanz werden vielfältige kulturelle Events organisiert.



    Sänger, Englisch- und Deutschlehrer, Gitarrenlehrer, leidenschaftlicher Uhrensammler (die Leidenschaft erbte er von seinem Gro‎ßvater Petru Kindlein, einem der bekanntesten Uhrmacher des 20. Jahrhunderts, der in der Stadt Lugoj/Lugosch lebte) — Emil Kindlein, unser heutiger Gesprächspartner, enthüllt uns die geheimen Facetten eines rettenden Vorhabens: die Kultur-Ambulanz. Wieso brauchen wir dringend einen kulturellen Rettungswagen? Eine Antwort auf unsere Frage lieferte uns Emil Kindlein. Als Musiker beschloss er vor ein paar Jahren, seine Auftritte in Clubs zu streichen. Er wollte nämlich, dass seine künstlerische Performance nicht zusammen mit dem Bier oder den in Clubs servierten Snacks konsumiert“ wird. Dazu Emil Kindlein:



    Ich wei‎ß nicht, ob andere einen kulturellen Rettungswagen brauchen, wir aber haben ihn dringend nötig. Zusammen mit unseren Partnern organisieren wir verschiedene Events — Konzerte, Leinwand-Projektionen, Projekte in Kooperation mit verschiedenen Museen, Festivals. Sämtliche derartige Veranstaltungen sollten unter dem Dach der Kultur-Ambulanz organisiert werden. Ich bin der Ansicht, es gibt zweierlei Kulturveranstalter: Es gibt diejenigen Veranstalter, die unterschiedliche Events organisieren, unabhängig davon, ob sie finanziert werden oder nicht. Wir gehören dieser Kategorie an: Wir veranstalten Kulturevents, auch wenn wir das notwendige Geld missen. Wir arbeiten selbständig und brauchen die Kultur-Ambulanz, um uns ausdrücken zu können. Andererseits gibt es eine Kategorie von Menschen, die unsere Kulturveranstaltungen vermutlich brauchen und dementsprechend genie‎ßen.“




    Wie begann das Projekt und wie entwickelte es sich weiter? Dazu Emil Kindlein:



    Das Projekt der Kultur-Ambulanz startete vor rund drei Jahren. Es gibt keinen offiziellen Ausgangspunkt, da wir derartige Veranstaltungen schon seit eh und je organisiert haben. Ein interessanter Event war z.B. das Museum für Juwelen und Uhren — eine Wanderausstellung, die durch Schä‎ßburg, Lugosch und weitere drei Orte in Temeswar ging. Auch das Festival Analog-Mania war ein Erfolg. Dieses Jahr findet es zum vierten Mal statt, wobei es sich in den letzten zwei Jahren zu einem internationalen Festival entwickelte. Derzeit veranstalten wir ein bedeutendes Konzert in Berlin. Ich freue mich, dass die Kultur-Ambulanz ihre Flügel auch in Europa ausgebreitet hat. Wir haben nun auch ausländische Partner, mit denen wir gut zusammenarbeiten.“




    Die Kultur-Ambulanz hat viele Projekte in Arbeit, darunter die Einrichtung und technische Neuausstattung der Projektions- und Tonkabine im Temeswarer Jugendhaus. Die zwei Filmprojektoren sollen ersetzt werden und neue Ausstattung soll hinzukommen. Auch ein Labor für Bildbearbeitung soll neu hergerichtet werden. Au‎ßerdem werden Audiogeräte ausgestellt — Grammophone, Tonabnehmer, Magnetband –, die die Geschichte der Aufnahmetechnik seit ihren Anfängen bis in die Gegenwart veranschaulichen. Darüber hinaus findet das Festival Analog-Mania dieses Jahr auch in Serbien statt.



    Die Kultur-Ambulanz arbeitet bei allen Veranstaltungen, die sie organisiert, mit Freiwilligen zusammen. Der Veranstaltungskalender kann auf der Facebook-Seite des Projekts eingesehen werden. Emil Kindlein erzählte uns über die Projekte, die die Kultur-Ambulanz derzeit in Arbeit hat:



    Im Moment beschäftigen wir uns mit der Vorbereitung des vierten Festivals Analog — Mania. Darüber hinaus öffnen wir dieses Jahr eine neue Abteilung im Temeswarar Jugendhaus, gewidmet der analogen Technik. Und wir eröffnen das Museum für Juwelen und Uhren wieder, diesmal in einem Museum, das eine Theaterstruktur aufweist — es gibt mehrere Räume, die aufeinander eingestellt werden können. Neu ist die Büchse der Pandora, die Schallplatten enthalten wird. Wir haben Vieles vor dieses Jahr. Und alles ist machbar!“




    Das Museum für Juwelen und Uhren umfasst auch Werkstätte für die Reparatur von Uhren und Uhrmacherei sowie für die Anfertigung von Schmuckstücken. Mehr Details dazu bringt Emil Kindlein:



    Das Museum arbeitet mit einer Montessorri-Schule zusammen. Dort finden Handarbeitsstunden statt, demnach bestand die Möglichkeit, diese handwerkliche Tätigkeit weiterzuentwickeln. Sobald wird auch die Abteilung für Juwelen und Uhren im Museum eröffnen, werden wir die Workshops auch für das breite Publikum anbieten. Ich freue mich, diese Workshops wieder zu veranstalten, denn ich bin der Ansicht, die Besucher eines Museums sollten die Möglichkeit bekommen, die Exponate anzufassen, sich einzubringen, zu experimentieren und dadurch etwas dazu zu lernen. Ich bin kein Verfechter eines Museumsmodells, in dem sich alle Exponate in Schaufenstern, hinter Glaswänden befinden und demnach unberührbar sind.“




    Wie werden die Workshops wahrgenommen? Dazu Emil Kindlein:



    Die Kinder entdecken die Arbeit mit den Händen wieder. Sie stellen fest, dass das Leben viel mehr als eine Maus, eine Tastatur und einen Bildschirm zu bieten hat. Manche Kinder sehen, was ihre Kollegen oder Freunde selbst gebastelt haben und wollen das auch machen. Sie schaffen es aber nicht gleich, denn im Unterschied zu denen, die ein Jahr lang an den Workshops mitmachten, haben sie diese Handfertigkeit nicht entwickelt. Auch in Rumänien entwickelt sich immer stärker der Hang zum Heimwerken. Wir basteln gerne selbst, legen höheren Wert auf selbstgemachte Kunsthandwerke.“




    Die Kultur-Ambulanz empfiehlt uns, hochwertige Kulturprojekte zu wählen und stets auf Qualität zu setzen.