Tag: UNESCO

  • Schritte, um das Kulturerbe zugänglich zu machen

    Schritte, um das Kulturerbe zugänglich zu machen

    Ein erster Schritt im Projekt „Kultur und Kulturen“ wurde mit der Realisierung der Audiotour durch die Ortschaft Biertan (dt.Birthälm) gemacht.

    Ich habe mir dieses Programm ‚Culture Cultures‘ als eine Art kulturelles Wiederbelebungsprogramm vorgestellt, das wir zum Schutz und zur Aufwertung des rumänischen Erbes entwickelt haben. Es geht um Kultur, um die verschiedenen ethnischen Kulturen, aber auch um Kultur im ursprünglichen Sinne, die mit dem Land verbunden ist, d. h. mit den Gebieten rund um das Haus, das Landgut, das Dorf. Das bedeutet, dass es sowohl um die Pflege des Nahen als auch um die Pflege des Fernen geht, denn sie sind untrennbar miteinander verbunden. Das Ziel dieses Programms ist es, mit möglichst vielen Mitteln ein gutes Klima zu schaffen, das der Kultur, aber letztlich auch der Lebensqualität zugute kommt. Und eine der wesentlichen Komponenten dieses Programms ist die Vermittlung des kulturellen Erbes. Wir haben erkannt, dass sie für alle gesellschaftlichen Gruppen und alle Altersgruppen wichtig ist. Und ich zögere nicht zu sagen, dass dies aus unserer Sicht eines der dringlichsten Bedürfnisse der Gesellschaft in Rumänien ist. Wir sehen um uns herum, wie viel zerstört wird, wie wenig das Erbe der Gemeinschaften anerkannt wird, wie wenig es geliebt und verstanden wird und wie wenig es genutzt wird. Dieses Programm umfasst mehrere Kulturprojekte. Das Projekt, das wir dieses Jahr durchgeführt haben, “Heritage Lab. Connecting the Dots” (dt. „Kulturerbe-Labor. Die Punkte verbinden” ist nur eines der Projekte in diesem Programm, das ebenfalls drei Bereiche umfasst: Bildung, Forschung und Design.“

    Alexandra Mihailciuc, Architektin, Koordinatorin des Kulturprogramms des Vereins Designer Singers Maker, erläutert:

    “In diesem Jahr haben wir uns vorgenommen, das Programm mit dem Schwerpunkt auf das kulturelle Erbe des Siebenbürgischen Hügellandes zu gestalten, insbesondere auf das UNESCO-Dorf Birthälm und das Dorf Chirpăr, um dieses wertvolle kulturelle Erbe der Region hervorzuheben und auch all das Unbekannte, aber Wertvolle, also all das, was irgendwie existiert, aber nicht hervorgehoben wird, an die Öffentlichkeit zu bringen. Und wir hielten es für eine gute Idee, mit einer UNESCO-Stätte zu beginnen, denn UNESCO-Stätten sind die wertvollsten Schätze der Menschheit. Und dennoch sind sie in unserem Land noch nicht Teil der kollektiven Mentalität“.

    Es folgte eine Sommerschule mit dem Namen „Heritage Lab“ (dt. ulturerbe-Labor), die einen theoretischen Teil enthielt, in dem die Studenten UNESCO-Stätten untersuchten, über sie schrieben, zeichneten und Interpretationsmaterial herstellten, aber auch einen praktischen Teil, in dem sie mit ihren Händen arbeiteten und lernten, wie man mit Kalk und Sand einen historischen Putz herstellt, wie man ein korrektes Steinmauerwerk oder ein korrektes Ziegelmauerwerk anfertigt. Die Architekturstudenten brauchen diese Laboratorien, diese Stätten, um auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet zu sein. Alexandra Mihailciuc fügte hinzu:

    “Wir haben zwei Audiotouren für die Birthälm-Stätte und für das Dorf Chipăr produziert, zweisprachig rumänisch und englisch, und hier ist es uns sogar gelungen, den digitalen Rundgang durch die UNESCO-Stätte Birthälm in der Wehrkirche zu starten. Das angebotene Programm ist reichhaltig, es umfasst die Präsentation des Projekts, den Rundgang durch die Stationen mit den relevanten Projekten der Stätte und ein Orgelkonzert. Der Raum wurde mit siebenbürgischer Musik aus verschiedenen Epochen überflutet, Musik aus der Romantik, die irgendwie zum Alter der Orgeln in der Kirchenburg passte. Das Besondere an diesem Orgelkonzert war, dass es sich in eine musikalische Werkstatt oder einen musikalischen Salon verwandelte, in dessen Mittelpunkt die Orgel stand, deren Funktionsweise uns erklärt wurde und in der wir einen klanglichen Einblick in die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten dieses Instruments erhielten. Diejenigen, die kamen, konnten auch die übrigen Stationen im Dorf besuchen, denn das war die Idee, die Touristen einzuladen, nicht nur die Kirchenburg, sondern auch die Umgebung im Sinne von „Kultur und Kulturen“ zu entdecken. Und so können sie Stationen durchlaufen und mehr über die UNESCO und die Schwesterkirchen erfahren, über die staatliche Apotheke, die offenbar die erste ihrer Art im ländlichen Siebenbürgen ist, über die Bräuche, über die Multikulturalität des Ortes, über die Ornamente, warum nicht, über die Via Transilvanica, die mitten durch das Dorf verläuft, über die örtliche Architektur und die Landaufteilung.”

    Es folgt eine Ausstellung über die wertvolle Chipăr-Töpferei, die Stork-Kulturwerkstätten in Bukarest, eine Vielzahl von Ausstellungen, Filmvorführungen, Architektur und Kunsthandwerk und Workshops auch in diesem Bereich des kulturellen Erbes.

     

  • Rückblick auf die Ereignisse der Woche 29.07.- 02.08.2024

    Rückblick auf die Ereignisse der Woche 29.07.- 02.08.2024

    Skandal an rumänischen Universitäten

    Das Bildungsministerium in Bukarest hat dazu aufgerufen, die Fälle von sexueller Belästigung an Universitäten, die in Rumänien seit einigen Tagen für Schlagzeilen sorgen, zu überprüfen. Der Nationale Rektorenrat wird einen Leitfaden für bewährte Praktiken zum Verhalten im universitären Umfeld ausarbeiten. Diese Maßnahmen wurden angekündigt, nachdem mehrere Studentinnen öffentlich erklärt hatten, dass sie von ihren Professoren sexuell missbraucht wurden und dass deren Verhalten in ihrem beruflichen Umfeld bekannt war, aber niemand etwas unternahm.

    Drei Namen werden genannt: Es handelt sich um die Soziologen Alfred Bulai und Marius Pieleanu, beide von der Hochschule für Politik- und Verwaltungsstudien (SNSPA), sowie um Professor Dorin Ștefan Adam von der Universität für Architektur in der Hauptstadt. Bulai bestreitet die Vorwürfe, hat aber seine Pensionierung beantragt. Die Universität hat ihn als Direktor des Fachbereichs Soziologie suspendiert; er wird während der internen Untersuchung durch den Ethikausschuss nicht mehr unterrichten und ist auch Ziel eines Strafverfahrens wegen Missbrauchs seiner Position für sexuelle Vorteile. In der Zwischenzeit haben sich Dutzende von Frauen per E-Mail an die Staatsanwaltschaft über sein Verhalten beschwert.

    Pieleanu wurde ausgerechnet von der ehemaligen Justizministerin Ana Birchall der sexuellen Belästigung beschuldigt, aber die Staatsanwaltschaft hat bisher keine Beschwerden in diesem Fall erhalten. Schließlich hat Dorin Ștefan Adam darum gebeten, vom Lehrbetrieb an der Architekturfakultät suspendiert zu werden, nachdem Studierende behauptet hatten, er habe ihnen unanständige Nachrichten und Nacktbilder von sich geschickt.

    Die Innenrevision des Kulturministeriums wird sich auch das Nationale Kunstmuseum Rumäniens eingehend anschauen, nachdem dort Berichte über Handlungen eingegangen sind, die als sexuelle Belästigung interpretiert werden könnten. In der Regierungssitzung am Donnerstag betonte Ministerpräsident Marcel Ciolacu, dass solche Situationen nicht toleriert werden können, unabhängig davon, wer der Aggressor ist. Bildungsministerin Ligia Deca sprach über mögliche Maßnahmen, darunter die Möglichkeit, Beschwerden direkt an die Staatsanwaltschaft zu senden, auch anonym. Familienministerin Natalia Intotero forderte alle, die das Gefühl haben, unter Druck gesetzt oder belästigt zu werden, auf, nicht zu warten und dies sofort zu melden.

     

    Rumänische Feuerwehrleute im Einsatz in Griechenland

    Anfragen aus dem Ausland an rumänische Feuerwehrleute seien als Beweis dafür zu werten, dass das Zivilschutzsystem funktioniert, sagte Innenminister Cătălin Predoiu bei der Verabschiedung eines Teams von Rettungskräften, das auf dem Landweg nach Griechenland aufbrach. “Sie haben bewiesen, dass sie in der Lage sind, Leben zu retten und Gemeinden im In- und Ausland zu schützen”, sagte er den rumänischen Feuerwehrleuten, deren Einsatz im Rahmen des Europäischen Katastrophenschutzverfahrens mit europäischen Mitteln durchgeführt wird. 40 Feuerwehrleute mit acht Fahrzeugen sollen die griechischen Behörden bei der Brandbekämpfung unterstützen. Sie werden in einigen Wochen durch zwei weitere Rettungstrupps abgelöst. Bereits zum vierten Mal wurde Rumänien ersucht, Feuerwehrleute nach Griechenland zu schicken.

     

    Neue rumänische Stätten auf der UNESCO-Welterbeliste

    Das monumentale Ensemble “Calea Eroilor” von Constantin Brâncuși in Târgu Jiu, einer Stadt in seiner Heimatregion im Südwesten Rumäniens, und die durch die damalige Provinz Dakien verlaufende Limes des Römischen Reiches wurden in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen. Die Entscheidung wurde vom Welterbekomitee getroffen.

    Die “Straße der Helden” ist ein Skulpturenensemble, das zwischen 1937 und 1938 errichtet wurde. Es besteht aus der Endlosen Säule, die den rumänischen Helden gewidmet ist, die im Ersten Weltkrieg in der Region gefallen sind, dem Tor des Kusses und dem Tisch des Schweigens, umgeben von zwölf runden Stühlen, die durch 30 quadratische Stühle ergänzt werden, die alle direkt auf der Erde als natürlicher Sockel stehen. Das Ensemble stellt einen Wendepunkt in der Geschichte der modernen Kunst dar, insbesondere der Monumentalskulptur und der öffentlichen Kunst.

    Die dakische Limes ist die komplexeste Welterbe-Nominierung, die Rumänien je vorbereitet hat. Das Dossier enthält 285 Elemente, die sich über mehr als 1.000 Kilometer in 16 rumänischen Landkreisen verteilen. Rumänien hat neun weitere Stätten auf der UNESCO-Welterbeliste.

  • UNESCO-Weltkulturerbe: Brâncuși-Ensemble und Römische Limes in Dakien gehören nun dazu

    UNESCO-Weltkulturerbe: Brâncuși-Ensemble und Römische Limes in Dakien gehören nun dazu

    Das Skulpturenensemble in Târgu Jiu, der kleinen Stadt im Südwesten Rumäniens, besteht aus vier Werken – „Der Tisch des Schweigens“, „Die Allee der Stühle“, „Das Tor des Kusses“ und „Die endlose Säule“ – und wurde von Constantin Brâncuși zwischen 1937 und 1938 entworfen und gebaut. Die vier Werke wurden als Hommage an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs realisiert. Diese Skulpturen, die auf einer 1,5 Kilometer langen Achse entlang der Heldenstraße in Târgu Jiu aufgereiht sind, gehören zu den wenigen Werken des großen Bildhauers, die in Rumänien zu finden sind. „Diese Anerkennung verpflichtet uns, das monumentale Ensemble zu schützen, um es für künftige Generationen und für die kulturelle Erinnerung der Menschheit zu bewahren“, sagte Kulturministerin Raluca Turcan.
    Constantin Brâncuși wurde im kleinen Dorf Hobița im Kreis Gorj geboren, lebte aber die meiste Zeit seines Lebens in Paris. Er kam 1904 nach einer 18-monatigen Reise in der französischen Hauptstadt an und arbeitete schließlich unter dem großen Bildhauer Auguste Rodin. Doch 1907 verließ er sein Atelier mit der Begründung, dass „unter großen Bäumen nichts wächst“ und wurde zu einem der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Nach seinem Tod 1957 vermachte er sein Atelier und einen Teil seiner Kunst dem französischen Staat. Er wollte seine Werke Rumänien überlassen, aber die damalige kommunistische Regierung lehnte das Angebot ab. Im Jahr 2023 organisierte die Stadt Timisoara im Westen Rumäniens die erste Retrospektive des Künstlers in seinem Heimatland seit mehr als 50 Jahren. Eine weitere Brancuși-Ausstellung wurde diesen Monat im Centre Pompidou in Paris eröffnet.

    Das zweite Objekt, das nun zum Weltkulturerbe gehört, ist das der römischen Befestigungslinie, der Limes entlang der Nordgrenze der Provinz Dakien, die 277 Stätten in 16 heutigen Landeskreisen umfasst. Als Teil des gesamten Verteidigungssystems des Römischen Reiches ist die dakische Limes ein außergewöhnliches Zeugnis für die maximale Ausdehnung der Macht der Römer durch die Verstärkung ihrer Nordgrenzen. Mit einer Länge von über tausend Kilometern ist sie der größte Abschnitt der Grenzen des Römischen Reiches und umfasst sowohl Land- als auch Flussabschnitte.

    Die neuen Eintragungen vervollständigen Rumäniens Präsenz auf der UNESCO-Welterbeliste, die für Rumänien mit dem Donaudelta (1991) begann und mit den befestigten Kirchendörfern Siebenbürgens (1993), den Kirchen der Moldau (1993, 2010) und dem Kloster Hurezi (1993) fortgesetzt wurde. Später kamen hinzu die Dakische Festung im Orăștiei-Gebirge (1999), der historische Stadtkern von Sighișoara / Schässburg (1999), die Holzkirchen in der Maramureș (1999), die Buchenwälder in den Karpaten (2017) und zuletzt die Kulturlandschaft des Bergwerksystems von Roșia Montană/Goldbach (2021).

  • Desinformation im Internet: Social Media sind Brutstätten für Fake News

    Desinformation im Internet: Social Media sind Brutstätten für Fake News

     

     

    Ein von der UNESCO entwickelter Plan zur Bekämpfung der grassierenden Online-Desinformation und -Hassrede basiert auf sieben Grundprinzipien und zielt darauf ab, die Integrität demokratischer Prozesse und der globalen Informationslandschaft zu schützen. Der Plan ist das Ergebnis eines beispiellosen Konsultationsprozesses, in den innerhalb von 18 Monaten mehr als 10 000 Beiträge aus 134 Ländern eingeflossen sind. „Falsche Informationen und Hassreden im Internet, die durch soziale Medienplattformen beschleunigt und verstärkt werden, stellen große Risiken für den sozialen Zusammenhalt, den Frieden und die Stabilität dar, sagte Audrey Azoulay, Generaldirektorin der UNESCO.

    Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur hat das Meinungsforschungsinstitut Ipsos mit einer eine Umfrage über den Medienkonsum in 16 Ländern beauftragt, in denen in diesem Jahr Wahlen stattfinden, darunter auch in den Vereinigten Staaten. Die Ergebnisse zeigen, dass 56 % der Internetnutzer sich in erster Linie auf soziale Medien verlassen, wenn es um Nachrichten geht, ein Prozentsatz, der weit über den Konsum von Fernsehsendungen und der Nutzung traditionellen Medien liegt. Diese Verlagerung hin zu den sozialen Medien als vorherrschende Nachrichtenquelle gibt Anlass zur Besorgnis, weil die Glaubwürdigkeit der vermittelten Informationen im Vergleich zu den traditionellen Medien geringer ist. Mehr als 85 % der Befragten äußerten sich sehr besorgt über die Folgen von Falschinformationen im Internet, und 87 % von ihnen glauben, dass diese der politischen Landschaft in ihrem Land bereits geschadet haben.

    In allen 16 Ländern, die Gegenstand der Studie waren, wurden Social-Media-Plattformen als die wichtigsten Brutstätten für Falschinformationen identifiziert, wobei 68 % der Befragten sie als die Hauptverantwortlichen für Desinformation bezeichneten. Vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen und sicherheitspolitischen Krise in Verbindung mit den diesjährigen Wahlen verbreiten sich Fake News schneller als überprüfte Nachrichten, so dass die Menschen mehr mit Falschinformationen als mit glaubwürdigen Quellen konfrontiert sind, sagt Antonio Momoc, Dozent an der Fakultät für Journalismus und Kommunikationswissenschaften der Universität Bukarest. In seiner Forschungsarbeit setzt er sich mit der Art und Weise auseinander, wie die Kommunikation online stattfindet und wie sich die Medien an die neuen Herausforderungen anpassen. Soziale Netzwerke seien die größte Gefahr für die Verbreitung von Fake News, sagt Antonio Momoc:

    Es gibt viele Studien zu verschiedenen sozialen Netzwerken – Twitter, Facebook, Instagram, TikTok –, die zeigen, dass Fake News sich schneller und weiter verbreiten als überprüfte Nachrichten. Das ist eine mathematische, statistisch belegte Tatsache. Wahrscheinlich lesen viel mehr Menschen Fake News als verifizierte Nachrichten, viel mehr Menschen stoßen auf Verschwörungstheorien. Auf TikTok findet man jede Sekunde eine Verschwörungstheorie, man findet jede Sekunde eine Story, die alles Mögliche zu erklären vorgaukelt oder über Geschichte, Traditionen und aktuelle Ereignisse fabuliert. Ganz zu schweigen von Deepfake und ähnlichen Phänomenen. Die Algorithmen liefern die Informationen, die unsere Aufmerksamkeit erregen, die uns länger auf der Plattform halten und somit Einnahmen generieren. Die Algorithmen tun also das, wofür sie programmiert wurden, und an diesem Punkt machen die Suchmaschinen, die künstliche Intelligenz im Grunde genommen Geld für Google, für Facebook & Co. Was dort alles verdreht, verbreitet und verstärkt wird, sind in erster Linie unsere Gefühle der Frustration und des Hasses, unsere Wut – und die Tatsache, dass wir uns irgendwie mit Kommentaren und Reaktionen in den sozialen Medien revanchieren können.“

     

    Diese Überflutung mit Informationen, Theorien und Fake News halte die Nutzer der Social Media in ihrer Blase gefangen, verstärke Ansichten und vorgefertigte Meinungen oder Vorurteile und bringe letztendlich Menschen dazu, sich gegen ein ganzes System zu stemmen. Es sei auch klar, dass der traditionelle Journalismus von den digitalen Plattformen beeinflusst werde, doch müssten die Qualitätspresse, die Radio- und Fernsehsender sich schnell an die neuen Trends anpassen und im digitalen Umfeld mit korrekten und qualitativ hochwertigen Informationen präsent sein, erklärt weiter der Medienwissenschaftler Antonio Momoc:

    Wir haben eine Studie über den Internet- und Fernsehkonsum vor und nach der Pandemie durchgeführt. Der Fernsehkonsum nahm vor, während und nach der Pandemie stetig zu. Wir waren davon ausgegangen, dass auch der Internetkonsum zunehmen würde, aber das war nicht der Fall – in Wirklichkeit gab es keinen Raum mehr für ein weiteres Wachstum. Sicherlich waren die Menschen während der Pandemie viel im Internet unterwegs, man saß ja zu Hause fest und hat etwa Online-Käufe betätigt. Doch was den Informationskonsum angeht, so haben die Menschen immer noch vorrangig die Nachrichten im Radio und Fernsehen oder in den Printmedien verfolgt, die ebenfalls online verfügbar waren. So gesehen sind Fernsehen und Radio immer noch vertrauenswürdige Medien. Sie sind Medien, bei denen die Menschen sehr genau wissen, dass professionelle Journalisten und Medienmacher dort arbeiten. Folglich sind Mediennutzer immer noch auf traditionelle Medien angewiesen, wenn sie qualitativ hochwertige Nachrichten erhalten möchten. Sicherlich gibt es immer mehr professionelle Journalisten auch auf alternativen Plattformen, aber Radio und Fernsehen konvergieren mit ihrer Präsenz auch im Internet. So ziehen sie auch das Online-Publikum an und kommunizieren auch mit ihm. Das Internet ist nur ein weiteres Medium, in dem sich Qualitätsjournalismus manifestieren kann.“