Tag: Universitätsstadt

  • Klub der Mondbeobachter: Populärwissenschaftliche Projekte in der Kulturstadt Jassy

    Klub der Mondbeobachter: Populärwissenschaftliche Projekte in der Kulturstadt Jassy

    Die moldauische Universitätsstadt Iaşi (dt. Jassy) ist bekannt als Stadt der gro‎ßen Ideen, als der Ort, wo die erste Vereinigung zustande kam und die erste Theateraufführung in rumänischer Sprache stattfand. Iaşi ist die Stadt, in der das erste Literaturmuseum zum Andenken an einen Schriftsteller gegründet wurde (die Hütte Bojdeuca“ in Ţicău, das Haus des Schriftstellers Ion Creangă), die Stadt, in der das erste rumänische naturwissenschaftliche Museums eröffnet wurde. Und eben diese Stadt startete letztes Jahr eine neue kulturelle Initiative. Ab dem Herbst letzten Jahres bereiteten das Athenäum in Iaşi und die Technische Universität Gheorghe Asachi“ (UTI) ein neues Projekt vor: den Klub der Mondbeobachter (rum. Clubul Lunaticilor). Das Personal des Athenäums lädt seine Gäste auf die Dachterrasse ein, um von dort Mond und Sterne mit Hilfe einer von der Technischen Universität bereit gestellten Technologie zu beobachten.



    Die Technische Universität Gheorghe Asachi“ in Iaşi ist die Nachfolgeschule der ersten Hochschule für Ingenieurswesen in Rumänien. Sie beherbergt eine Bibliothek, die vor drei Jahren als eine der zehn schönsten Bibliotheken weltweit erwähnt wurde. Weitere Kandidaten bei der Auswahl waren renommierte Bibliotheken wie die Bibliothek des Trinity College Dublin, die Königliche Bibliothek in Rio de Janeiro, die Admonter Stiftsbibliothek, errichtet im Stil des Spätbarocks, die Nationalbibliothek in Prag, die Nationalbibliothek Frankreichs sowie die Bibliothek des Kongresses der USA in Washington.



    Die Bibliothek ist allerdings nicht der einzige besondere Raum im Universitätspalast. Beeindruckend ist auch der Saal der verlorenen Schritte, in dem die in den 1970er Jahren von Sabin Bălaşa gemalten Fresken bewundert werden können. Auch der Festsaal der technischen Universität beeindruckt durch seine besondere Architektur.



    Das Projekt Der Klub der Mondbeobachter“ wurde letztes Jahr am 5. Oktober gestartet. Zu dem Zeitpunkt wurde es unter dem Namen Über Nichts und andere Kleinigkeiten“ gefördert. Die Absicht der Veranstalter war, Klubtreffen einmal im Monat, bei Vollmond, zu organisieren. Demnach erfuhren die Teilnehmer in November, wie eine Welt entsteht. Es fand eine Aussprache über Erfindungsgabe und Phantasie statt, bei der es um die Zutatenauswahl sowie die Festlegung des geeigneten Rezeptes zur Erschaffung des Universums ging. Am 3. Dezember 2017 fand eine Aussprache zum Thema Gro‎ße Geschichte des Universums und unser Platzes innerhalb der Welt“ statt. Es war eine faszinierende Reise, die mit dem Urknall anfing und bis in die Gegenwart führte.



    Ioana Nechifor, die Leiterin der Abteilung für Kulturprogramme und Vertreterin der Gastgeber, lieferte uns einige Einzelheiten zum Klub der Mondbeobachter:



    Es ist ein Klub mit naturwissenschaftlichem Profil, dessen Mitglieder an Vollmondabenden auf der Dachterrasse des Athenäums in Iaşi zusammen kommen. Im Rahmen informeller Aussprachen sollen dabei unterschiedliche wissenschaftliche Bereiche in den Vordergrund gebracht werden. Wir hoffen damit, eine positive Einstellung gegenüber wissenschaftlichen Werten sowie gegenüber den Errungenschaften der zeitgenössischen Wissenschaft und Technik zu erwecken.“




    Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs waren die Veranstalter mit der Vorbereitung des Treffens am 1. Februar beschäftigt. Das ausgewählte Debatte-Thema war Das Abenteuer der Bücher“. Mit Einzelheiten dazu Ioana Nechifor:



    Das Treffen findet im Ausstellungssaal des Athenäums in Iaşi statt. Diesmal soll eine Aussprache zum Thema »Abenteuer der Bücher« stattfinden. Es ist eine Debatte über Bücher, über den Weg, den die Bücher zurücklegen, bis sie die Leser erreichen. Unser Gast ist Eugen Benea, bekannt als der Mann, der die Stadt Iaşi mit Büchern versorgt. Zu diesem Anlass wird er über die Projekte »Das Buch auf der Bank«, »Die Stra‎ßenbahnbibliothek« und »Buchspenden für die Stra‎ßenbahnbibliothek« sprechen.“




    Über die Stra‎ßenbahnbibliothek dürfen Sie schon im Bild sein, da wir dieses Thema in einem früheren Beitrag bei RRI bereits behandelten. Das Projekt der Stra‎ßenbahnbibliothek startete am 4. Dezember 2015. Zwei getrennte Projekte wurden mit Hilfe des öffentlichen Verkehrsbetriebs in Iaşi auf einen gemeinsamen Nenner gebracht: Auf der einen Seite gab es die Literaturstra‎ßenbahn“ — eine Stra‎ßenbahn, auf der Porträts renommierter literarischer Persönlichkeiten in Iaşi auf Initiative des Vereins Tramclub gemalt wurden; andererseits, wurde das Projekt Das Buch auf der Bank“ umgesetzt, im Rahmen dessen eine kleine Bibliothek in der Literaturstra‎ßenbahn eingerichtet wurde. Das Projekt setzt sich zum Ziel, das Lesen und den Bücheraustausch mittels der mobilen Bibliothek zu fördern. Die Idee wurde mit Enthusiasmus von den Stadtbewohnern entgegengenommen. Es darf nicht vergessen werden, dass Iaşi letzten Endes eine Studentenstadt ist.



    Was das Projekt Buchspenden für die Stra‎ßenbahnbibliothek“ anbelangt, erfuhren wir, dass es schon zwei Jahre her sind, seitdem es gestartet wurde. Ziel des Projektes war, so viele Bücher zu sammeln wie die Länge eines Stra‎ßenbahnwagens, nämlich 18 Meter. Diese sollten an Schulen in ländlichen Regionen gespendet werden. Ioana Nechifor, die Leiterin der Abteilung für Kulturprogramme beim Athenäum in Iaşi, erzählte uns, wie die Zusammenarbeit mit der technischen Universität lief:



    Sie brachten ein Teleskop auf die Dachterrasse des Athenäums. Auf diese Weise zogen sie viele Kinder an. Denn durch das Teleskop können sie die Sterne, den Mond, den Himmel aus gro‎ßer Nähe beobachten. Das macht ihnen Spa‎ß.“




    Die Teilnahme an den Veranstaltungen des Klubs der Mondbeobachter ist frei. Dennoch ist eine vorherige Reservierung notwendig, denn die Plätze sind begrenzt.

  • Iaşi/Jassy: Kultur, Geschichte, köstliche Küche

    Iaşi/Jassy: Kultur, Geschichte, köstliche Küche

    Unsere heutige Reise geht in die Moldau, und zwar in eine Stadt, die Geschichte, Kultur und gute Laune atmet. Die Universitätsstadt Iaşi (dt. Jassy) liegt im Nordosten Rumäniens, in der Region Moldau. Historisch betrachtet war sie die wichtigste Stadt des Fürstentums Moldau. Die Stadt beherbergt zahlreiche Kathedralen und beeindruckende historische Denkmäler. Das Kulturangebot ist reichhaltig — vielfältige Konzerte und Ausstellungen machen einen Besuch der Stadt umso spannender. Anca Zota arbeitet beim Auskunftsbüro der Stadt Iaşi. Sie lieferte uns einige Einzelheiten zu den Sehenswürdigkeiten vor Ort:



    Die Stadt ist sehr schön. Die Einwohner sind besonders nett und gastfreundlich — die moldauische Gastfreundlichkeit ist nicht blo‎ß ein Gerücht. In der Stadt können vielfältige Sehenswürdigkeiten besichtigt werden. Auch zahlreiche temporäre Ausstellungen stehen im Angebot. Nicht verpasst werden darf der neogotische Kulturpalast. Er beherbergt vier Museen und mehrere interessante temporäre Ausstellungen wie z.B. eine Ausstellung, die mittelalterliche Folterwerkzeuge präsentiert oder eine andere, die die Maschinen von Leonardo da Vinci vorstellt. Einen Besuch wert sind auch der Botanische Garten oder das Universitätsmuseum. Letzteres betrifft nicht nur die Universität in Iaşi, die übrigens die erste Universität landesweit war, sondern auch die Cucuteni-Kultur, die zu den südosteuropäischen Nachfolgekulturen der Linienbandkeramischen Kultur gehört. Auch das Unirii-Museum (Museum der Vereinigung der Fürstentümer) ist sehr schön. Es wurde vor nicht allzu langer Zeit eröffnet. Interessant ist auch das im Untergeschoss der Metropoliten-Kathedrale eröffnete Museum, das religiöse Gegenstände wie Ikonen, Gewänder und andere alte Gegenstände zeigt.“




    Individuell angepasste Stadtführungen seien ideal, so unsere Gesprächspartnerin. Familien mit Kindern würde sie folgendes Tagesprogramm vorschlagen:



    Familien mit Kindern sollten unbedingt den Botanischen Garten besuchen. In der Nähe liegt auch das bescheidene Haus des Schriftstellers Ion Creangă, das er ‚bojdeucă‘ (Hütte) zu nennen pflegte, in dem er ein bäuerliches Leben wie zu Zeiten seiner Kindheit in Humuleşti führte. Das Hologramm von Ion Creangă empfängt die Besucher direkt am Eingang. Das Museum für Chemie ist auch interessant. Im Museum »Petru Poni« gibt es oft interaktive Ausstellungen. Auch der Kulturpalast ist einen Besuch wert. Da können Sie in den Uhrturm steigen und den einmaligen Uhrmechanismus sehen. Das Kloster Golia ist auch ein interessanter Anhaltspunkt. Hier können sie ebenfalls in den Turm hochsteigen. Er bietet eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt und insbesondere auf das ehemalige jüdische Stadtviertel. Im Turm des Klosters Golia gibt es oft interessante Ausstellungen zu sehen.“




    Senioren sind ebenfalls willkommen in der Stadt. Dazu Anca Zota vom städtischen Auskunftsbüro:



    Den Senioren empfehlen wir einen entspannten Spaziergang durch die Innenstadt. Traditionelle Museen wie z.B. das Haus Pogor — der Begegnungsort der Schriftstellervereinigung »Junimea« im 19. Jh. — oder die Universitätsbibliothek können für sie interessant sein. Das Kloster Trei Ierarhi (dt. Die Heiligen drei Hierarchen) darf auch nicht verpasst werden. Und ein Theaterbesuch ist ebenfalls unumgänglich.“




    Die moldauische Gastronomie genie‎ßt landesweit einen besonderen Ruf. Daher wollten wir von Anca Zota erfahren, was die Restaurants in Iaşi anzubieten hätten:



    Traditionelle Speisen stehen hoch im Menü: Die moldauischen sauren Suppen sind in allen Speisekarten zu finden. Desgleichen die Krautrouladen (rum. sarmale moldovenești). Auch die typisch moldauischen Nachspeisen sind köstlich — Quark-Donuts (rum. papanași) und viele andere Leckereien erwarten Sie in den örtlichen Restaurants.“