Tag: Unternehmertum

  • Italienischer Start-up-Gründer: „Ich würde Unternehmern Rumänien vorbehaltlos empfehlen“

    Italienischer Start-up-Gründer: „Ich würde Unternehmern Rumänien vorbehaltlos empfehlen“

    Emanuele Musa ist ein sozialer Unternehmer und kommt aus Italien, genauer gesagt aus Sardinien. Er studierte Elektrotechnik am Polytechnikum in Turin und absolvierte anschlie‎ßend eine Reihe von europäischen Masterstudiengängen in Business Management. Er hat Erfahrung im Innovationsmanagement und in der Beratung von Start-ups. Er ist auch Co-Autor eines Buches über Crowdsourcing oder die Suche nach finanziellen Ressourcen im Bereich des sozialen Wandels. Im Jahr 2013 gründete er zusammen mit seiner rumänischen Frau ein Unternehmen, das er immer noch leitet, ein Unternehmen, das sich auf die Beratung für Unternehmensführung spezialisiert hat. Seit 2014 lebt er in Bukarest, hat Rumänisch gelernt und Rumänien ist seine zweite Heimat geworden. Er erzählt uns, wie er hierher kam und was ihn zum Bleiben bewegt hat:



    Meine Frau und ich haben in Paris gearbeitet und irgendwann habe ich beschlossen, ein soziales Unternehmen zu gründen. Es wäre komplizierter gewesen, dies an einem Ort zu tun, an dem wir keine Familienmitglieder oder Verwandten haben, und wir sagten uns: Lass uns nach Sardinien gehen — wo ich aus Italien herkomme –, oder wir gehen nach Bukarest in Rumänien — wo sie herkommt. Das Ziel war es, an einem Ort zu sein, an dem wir mehr Möglichkeiten haben, die Unterkunftskosten am Anfang zu decken, wenn wir in diese Firma investieren müssen, und in Paris wäre das viel schwieriger gewesen. Nachdem man seinen Job gekündigt hat und kein gutes Gehalt mehr bekommt, wäre es viel schwieriger gewesen, die Lebenshaltungskosten in Paris zu decken und in ein Unternehmen zu investieren. Und dann haben wir uns entschieden, nach Rumänien zu ziehen, denn Sardinien ist sehr schön, aber nur, wenn man ein Geschäft mit Käse starten will. Auf Sardinien zu leben, ist auch für Italiener eher nebenrangig und nur strategisch, wenn man im Tourismus arbeiten will. Dann zogen wir nach Rumänien und begannen mit dem Aufbau dieser Firma, mit dem Ziel, nach einem Jahr nach Frankreich zurückzukehren. Aber ich mochte die Atmosphäre, die ich vorfand, die sehr kosmopolitischen Menschen und den Lebensstil, den ich mit der Gründung dieser Firma geschaffen habe, sehr. Dann haben wir uns praktisch in den Lebensstil verliebt, den wir uns leisten konnten, und in die Tatsache, dass wir die Freiheit hatten, ein Projekt zu entwickeln, das uns sehr nah am Herzen lag.“




    Also blieb Emanuele Musa in Bukarest und baute zusammen mit seiner Frau dieses Beratungsunternehmen im Bereich Unternehmensführung auf. Bevor er hierher kam, lebte Emanuele in mehreren Ländern auf der ganzen Welt, und wir fragten ihn, ob Rumänien mittlerweile seine Heimat geworden sei:



    Es ist uns damals recht einfach gefallen. Mir scheint, wenn ich nicht hier hätte leben wollen, hätte ich die Sprache nicht gelernt und mich nicht so gut integriert. Also ja, ich fühle mich zu Hause. Ich habe in vielen Ländern gelebt und Rumänien ist zu Hause, wie Frankreich zu Hause ist, wie England und Belgien und Brasilien zu Hause sind. In jedem dieser Länder habe ich den Eindruck, dass ich etwas von mir zurückgelassen habe und dass ich etwas von diesem Land mitgenommen habe, und das habe ich auch im Fall von Rumänien getan. Jetzt ist Rumänien nach Italien das Land geworden, in dem ich am meisten in meinem Leben gelebt habe.“




    Seit sieben Jahren lebt Emanuele nun in Bukarest. Er ist sowohl von rumänischen als auch von ausländischen Freunden umgeben, und der Lebensstil hier hat ihn erobert. Die Menschen und ihr Lebensstil haben Emanuele dazu bewogen, hier zu bleiben. Wir haben ihn gefragt, was ihm Rumänien als Land geboten hat:



    Das erste, was Rumänien mir bot, war ein Haus. Die Eltern meiner Frau boten uns eine Wohnung in Bukarest an, und das war der Beginn unseres Abenteuers hier. Wir verliebten uns in unser Haus, wir mochten unsere Nachbarn und vor allem schätzten wir die Tatsache, dass wir eine Stabilität hatten, die man, wenn man am Anfang auf dem Weg zum Unternehmertum steht, wirklich braucht. Dann begannen wir in den Co-Working-Spaces, in denen wir arbeiten, immer mehr Menschen zu schätzen, die ebenfalls im Bereich des Unternehmertums und der Freiberufler tätig sind. Wir stellten fest, dass die Menschen, die wir trafen, weltoffen und sehr freundlich waren, und wir haben in kürzester Zeit viele Freunde gefunden.“




    Wie überall gibt es auch neue Probleme, Dinge, die nicht ideal funktionieren. Wir haben Emanuele gefragt, was er gerne in Rumänien geändert sehen würde:



    Das Problem, das ich mit Rumänien habe, ist, dass es kein Land für 99% seiner Menschen ist. Wer in Bukarest Geld hat, geht in private Gesundheitsvorsorge, weil alle, die ein besseres Einkommen haben, nicht ins öffentliche Gesundheitssystem gehen wollen. Und das Gleiche scheint mir auch in anderen Gegenden zu passieren. Was ich ungerecht finde, ist, dass die Menschen, wenn sie die finanziellen Mittel dazu haben, zu bestimmten Dienstleistern gehen, die ein Privileg für diejenigen sind, die es sich leisten können. Und alle anderen tun das Beste, was sie aus der gegebenen Situation machen können. Ich finde es schade, dass wir zu einer Gesellschaft werden, in der viele Dinge privatisiert werden, die besser in öffentlicher Hand bleiben sollten.“




    Emanuele mag die Gegend um den Sankt-Ana-See sehr und würde gerne mehr Zeit dort verbringen, weil es ein schöner Ort ist. Wir fragten ihn, ob er etwas aus seiner Heimat Sardinien vermisse:



    Artischocken oder Spargel und natürlich das sardische Meer. Aber mit einem Direktflug nach Sardinien kann ich hin, wann immer ich will, und ich habe auch die Flexibilität, von dort aus zu arbeiten. Und dann kann ich nicht sagen, dass ich es furchtbar vermisse, nach Sardinien zu reisen oder dort zu leben.“




    Zum Schluss haben wir Emanuele gebeten, jemandem einen Rat zu geben, der in Rumänien in ein Unternehmen investieren oder ein Start-up gründen möchte, und wir haben ihn auch gefragt, ob Rumänien unter diesem Gesichtspunkt attraktiv sei:



    Es kommt sehr auf den Bereich an. Rumänien ist sicherlich sehr interessant, weil es ein Steuerparadies für Programmierer ist, was viele Programmierer aus dem Ausland hierher kommen lässt. Au‎ßerdem gibt es viele Absolventen des Polytechnikums, die programmieren können, und es ist sehr einfach, gute und wettbewerbsfähige Programmierer für den IT-Bereich der Unternehmen zu finden. Mir scheint, dass sich alle gro‎ßen Städte sehr gut entwickeln, was die Unterstützung von Unternehmern angeht, von Cluj (Klausenburg) bis Oradea (Gro‎ßwardein). Es gibt eine sehr interessante Entwicklung in dieser Hinsicht, also ja, ich würde Rumänien vorbehaltlos empfehlen.“

  • Weibliches bürgerliches Engagement: Frauen-Empowerment nimmt zu

    Weibliches bürgerliches Engagement: Frauen-Empowerment nimmt zu

    Das gemeinschaftliche Engagement von Frauen hat in letzter Zeit zugenommen, ebenso wie sich der Unternehmergeist von Frauen entwickelt hat, aber auch ihre Präsenz auf der politischen Bühne. Der Buchmarkt hat diesen Fortschritt bemerkt. In dieser Hinsicht wurde 2011 ein Projekt gestartet. Dabei handelt es sich um drei Bände, koordiniert von der Ökonomin und Politikerin Andreea Paul-Vass und veröffentlicht im Verlag Polirom. In diesen erzählen mehrere Frauen ihre Erfolgsgeschichten in der Politik, Wirtschaft und im Bereich des Bürger-Aktivismus. Der letzte Band mit dem Titel Die bürgerliche Kraft der Frauen“ wurde dieses Jahr veröffentlicht und zeigt, dass Frauen die Mehrheit in den NGO darstellen. Andreea Paul-Vass dazu:



    Im Jahr 2011 erschien »Die Politische Kraft der Frauen«, das über weibliche Akteure aus allen politischen Parteien berichtete. Im Jahr 2106 erschien der zweite Band, »Die wirtschaftliche Kraft der Frauen«, zu dem absolut au‎ßergewöhnliche Unternehmerinnen beitrugen, und im Jahr 2018 war es notwendig, dem bürgerlichen Geist des weiblichen Geschlechts Wert zu verleihen. Jedes Mal, wenn einer der Bände veröffentlicht wurde, war ich in den jeweiligen Bereichen aktiv. Deshalb fand das Projekt sofort Anklang bei mir und ich und hörte den Geschichten der anderen Damen zu, die so wagemutig waren, ihren bürgerlichen Geist zu aktivieren. Wir Frauen haben einen angeborenen Reflex, Dinge neu auszugleichen, die Gesellschaft zu verschönern, Ungerechtigkeiten zu korrigieren. In der Zivilgesellschaft dominieren Frauen. Auf der Karte der sozialen Erneuerer tragen Frauen zu 53% zur Gründung und zur Führung von NGO bei. Im Unternehmertum sind die Dinge nicht so gut, aber auch nicht gerade schlecht. Was die wirtschaftliche Macht der Frauen angeht, ist heute in Rumänien einer von drei Unternehmern weiblich. In der Politik ist die Situation weit entfernt von den wirtschaftlichen und zivilen Bereichen. Als das Buch »Die Politische Kraft der Frauen« erschien, hatten wir etwa 10%–11% Frauen im Parlament. Hier hat sich in weniger als einem Jahrzehnt die Zahl der Frauen im rumänischen Parlament verdoppelt.“




    Die Empathie der Frauen kann eine Erklärung dafür sein, dass sie an vielen Sozialhilfeaktionen, gemeinschaftlichen Hilfsprojekten, medizinischen oder Umweltprojekten beteiligt sind. Aber im Falle Rumäniens gibt es noch eine Erklärung, die jetzt von der Journalistin Daniela Palade Teodorescu, Chefredakteurin der Zeitschrift Cariere“ (dt. Karrieren“), erläutert wird.



    Diese Frauen zeigen praktisch, dass es Bürgerstärke gibt, und es gibt gute Beispiele von Menschen — besonders von Müttern –, die sich nie beschwert haben, dass sie ein krankes Kind haben und der Staat nichts tut, dass sie kranke Eltern oder behinderte Kinder haben. Sie sagten einfach: ‚Ich bin die Veränderung! Es hat keinen Sinn, auf etwas vom System zu erwarten, darauf zu warten, dass die Veränderung von oben kommt. Ich werde für die Rechte meiner Kinder, meiner Eltern oder der Leidenden kämpfen.‘ In der Tat beschäftigt sich dieses Buch mit dem, was ich gerne ‚die Kraft der Verwundbarkeit‘ nenne. Das sind Frauen, die einst am Limit waren, überwältigt wurden und deshalb sagten, sie wollten etwas für andere in derselben Situation tun. Es gibt viele anonyme Helden, Frauen, die in einer unverdienten Anonymität gearbeitet haben und nicht verstehen, warum man über sie spricht. Sie meinen, dass sie tun, was sie tun, weil sie ihre Not überwinden mussten. Aber nachdem sie ins Rampenlicht gerückt sind, hat man sie noch mehr motiviert, sie sahen sich darin bestätigt, dass das, was sie tun, richtig ist, also machen sie weiter und setzen ihre Arbeit fort.“




    Die Geschichten der 100 Frauen, die in dem Buch Die bürgerliche Kraft der Frauen“ veröffentlicht wurden, zeigen ebenfalls weibliche Solidarität. Der Wert einer Frau ergibt sich auch aus der Anzahl anderer Frauen, denen sie hilft, aufzustehen“, sagt eine der Protagonistinnen des Buches. Daniela Palade Teodorescu hat weitere Details:



    Wenn du ein Kind mit Autismus hast und von einer Praxis zur anderen gehst, von einem Krankenhaus zum anderen, wenn dieses Kind nicht korrekt diagnostiziert wird, sagst du dir: ‚Du kannst so nicht weitermachen, du musst etwas für das Kind tun! Irgendwann werde ich verschwinden, aber in welcher Welt wird das Kind leben? Wer wird sich um dieses Wesen kümmern? Wie wird es selbstständig leben?‘ Dank sozialer Netzwerke gelingt es ihnen, Gemeinschaften von Menschen mit ähnlichen Bedürfnissen aufzubauen, die wiederum sehr viel Kraft haben.“




    Im Allgemeinen ist der nichtstaatliche Sektor in Rumänien gut entwickelt, was nach Ansicht einiger Experten nur die Ineffizienz des Staates in bestimmten Bereichen zeige. Der Staat beteiligt sich nicht allzu sehr in den Bereichen, die für das Interesse der Gesellschaft am wichtigsten sind, und finanziert sie nicht genug, sagt Mihaela Miroiu, Universitätsprofessorin an der Nationalen Schule für politische und administrative Studien:



    Ein anderer Prozess, der in Rumänien stattfindet und in diesem Buch sichtbar wird, betrifft die Tatsache, dass eine Nichtregierungsorganisation mit der Zeit professionell wird. Dies bedeutet, dass Menschen, die dort arbeiten, immer mehr Experten in ihren Tätigkeitsfeldern werden. Während in der Politik Pfuscherei, Schwindel und Dilettantismus exponentiell ansteigen, steigt im unpolitischen oder nichtstaatlichen Sektor das Fachwissen exponentiell. Wir haben ein Gefälle in der Gesellschaft. Die gute Nachricht ist, dass zumindest ein Teil der Gesellschaft gut funktioniert: das bürgerliche Engagement.“




    Im Jahr 2017 zeigte eine von der Stiftung für die Entwicklung der Zivilgesellschaft durchgeführte Studie zum nichtstaatlichen Sektor in Rumänien, dass von den 88.000 bestehenden NGOs nur 42.000 tatsächlich aktiv waren.

  • Nachrichten 01.11.2017

    Nachrichten 01.11.2017

    Radio Rumänien feiert am 1. November 2017 sein 89. Jubiläum. Die erste Sendung von Radio Rumänien wurde am 1. November 1928 um 17 Uhr auf dem Frequenzband von 401,6 Metern mit einer Stärke von 0,15 KW ausgestrahlt. Die Sendung wurde von Prof. Ing. Dragomir Hurmuzescu, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates, eröffnet. Nach dem Krieg kaufte man neue Ausrüstungen aus den sozialistischen Ländern, insbesondere aus Ungarn und der DDR. Man benutzte aber weiterhin auch die Vorkriegsausrüstungen. Beginnend mit den 1970er Jahren erwarb Rumänien Ausstattung aus dem Westen. Mitte der 1990er Jahre begann dann die Digitalisierung des Rumänischen Rundfunks. Das Netzwerk der Rumänischen Rundfunkgesellschaft besteht heute aus drei National- und mehreren Regionakanälen, einen Auslandssender, der in 10 Fremdsprachen ausstrahlt, sowie in rumänischer Sprache und im aromunischen Dialekt. Auch dieses Jahr fand ein Jubiläumskonzert im Radiosaal Bukarest statt. Außerdem hat die Rumänische Rundfunkgesellschaft den heutigen Mittwoch zum Tag der Offenen Türen erklärt.



    Gut 600 Personen nehmen ab heute an einer Konferenz der frankophonen Frauen in Bukarest teil. Das Motto lautet Kreativität, Innovation, Unternehmergeist, Wirtschaftswachstum und Entwicklung: Frauen behaupten sich!“ – Offizielle aus 48 frankophonen Staaten erörtern bei der Konferenz Themen wie die Rechte und der Zugang von Frauen zum Arbeitsmarkt oder der Beitrag von Frauen zu Innovation und Unternehmertum. In seiner Ansprache zur Eröffnung der Konferenz erklärte Präsident Klaus Iohannis, dass die Rolle der Frauen in der Wirtschaft relevant für Gegenwart und Zukunft sei. Er begrüßte gleichzeitig den Vorschlag, dass bei der Konferenz in Bukarest ein Netzwerk der frankophonen Unternehmerfrauen gegründet wird. Die Schlussfolgerungen der Veranstaltung werden in eine Strategie der Frankophonie für die Gleichstellung einbezogen.



    Der Gesetzentwurf über den Erwerb des ersten Raketensystems vom Typ Patriot sollte noch am Mittwochabend von der Regierung in Bukarest abgesegnet werden. Das erklärte Verteidigungsminister Mihai Fifor. Das Dokument könnte in den kommenden zwei Wochen dem Parlament vorgelegt werden. Fifor sagte, dass das erste Raketensystem 764 Millionen US-Dollar kosten werde und dass die amerikanische Seite bereits den Annahmebrief unterzeichnet habe. Der Kauf ist Teil einer umfassenden Strategie zur Modernisierung der rumänischen Flugabwehr. Dazu müssten in den kommenden Jahren Patriot-Raketen im Wert von etwa 4 Milliarden Dollar erworben werden.



    Präsident Iohannis hat den Terroranschlag in New York am Dienstag scharf verurteilt. Er bekundete in einer Mitteilung die Solidarität mit den USA in diesen schwierigen Zeiten. Bukarest werde all die ihm verfügbaren Mittel zur Bekämpfung des Terrorismus einsetzen. Der Terrorismus könne in keinster Weise rechtfertigt werden, so Präsident Iohannis noch. Im New Yorker Stadtteil Manhattan hatte ein Autofahrer bei einer Amokfahrt auf einem Radweg acht Menschen getötet, mehr als zehn weitere wurden schwer verletzt. Bürgermeister Bill de Blasio sprach von einem feigen Terrorakt. Der Täter wurde angeschossen und festgenommen. Er soll zuvor Allahu Akbar (Gott ist groß) gerufen haben. Zu seiner Identität gab die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen bislang nur das Alter – 29 Jahre – bekannt. US-Präsident Donald Trump erklärte auf Twitter, er habe die Sicherheitsbehörden angewiesen, die Einreiseüberprüfungen zu verschärfen. Zuvor hatte er in einem Tweet vor der Rückkehr des Islamischen Staats gewarnt.

  • Weibliches Unternehmertun: Erfolgreiche Geschäftsfrauen in Rumänien

    Weibliches Unternehmertun: Erfolgreiche Geschäftsfrauen in Rumänien

    Das Institut für Unternehmertum und Globale Entwicklung (GEDI) hat eine Kennzahl des weiblichen Unternehmertums errechnet. Daran wird die Präsenz der Unternehmerinnen in 77 Ländern gemessen, in dieser Rangliste nimmt Rumänien den 33. Platz ein, mit 49 von 100 möglichen Punkten. Die Rangliste bezieht sich auf das allgemeine Umfeld und das Ausma‎ß der Ermutigung von Frauen in Richtung Selbstständigkeit.



    In diese Kategorie fallen Frauen, die bereits eine langjährige Berufserfahrung in unterschiedlichen Unternehmen gesammelt haben und anschlie‎ßend eine Existenzgründung anstreben. Oder junge Mütter, die von zu Hause arbeiten wollen, um ihre Zeit flexibel zu gestalten und dadurch länger für ihre Kinder zur Verfügung zu stehen. Und nicht zuletzt Frauen, die ihre Leidenschaft oder ihr Hobby zum Geschäft machen.



    Wir trafen Adina Filculescu zu einem Gespräch über rumänische Unternehmerinnen und ihre Besonderheiten. Sie selbst betreibt eine Werkstatt für Blumenarrangements. Frauen seien als Unternehmerinnen in bestimmten Branchen tätig, sagt Filculescu.



    Frauen bieten Dienstleistungen im kreativen Sektor, in der Bildung, im Gesundheitswesen, im Handel, dem Eventmanagement. Generell gehen sie von der Leidenschaft für einen bestimmten Bereich aus. Forschungen haben au‎ßerdem gezeigt, dass sie dazu geneigt sind, in dem Bereich selbstständig zu werden, auf den sie sich im Studium spezialisiert haben. Der finanzielle Aspekt ist gewiss sehr wichtig, aber ich kenne Fälle von Frauen, die auf sehr gut bezahlte Jobs bei privaten Unternehmen verzichtet haben, um das eigene Geschäft zu starten. Und das bei allen damit zusammenhängenden Risiken.“




    Und die Risiken und Schwierigkeiten bekomme man sofort zu spüren. Etwa beim Versuch, einen Kredit aufzunehmen. Die Banken seien auch heute noch recht zurückhaltend, wenn es um die Selbstständigkeit von Frauen gehe, sagt Adina Filculescu.



    Frauen sind eher an den kreativeren Industrien interessiert, sie werden eher aus Leidenschaft zu Unternehmerinnen und sind nicht unbedingt auf Möglichkeiten zur beschleunigten Gewinnmaximierung ausgerichtet. Demzufolge sehen die Banken gewisse Risiken hinsichtlich der Tilgung der Kredite.“




    Wahrscheinlich haben die Institutionen der EU auch aus diesem Grund mehrere Initiativen ins Leben gerufen, die das weibliche Unternehmertum und die von Frauen geführten KMUs zu ermutigen und zu finanzieren. Adina Filculescu fragten wir nach dem Nutzen der Finanzinstrumente.



    Das sind vor allem Finanzmittel, die aus den Struktur- und Kohäsionsfonds der EU stammen. Dann gibt es noch das Programm der sogenannten GmbHs für Anfänger, das eine Zuwendung in Höhe von 10.000 Euro und weitere Anreize für Start-Ups bietet, etwa niedrigere Sozialbeiträge für die Arbeitgeber. Allerdings erhält man nicht so einfach den Zugang zu diesen Programmen, weil es sehr viele bürokratische Hürden gibt. Deshalb sind sehr viele Frauen mit eigenen Ressourcen in das Unternehmertum gestartet.“




    Eine der bekannteren Unternehmerinnen aus Rumänien ist Bibiana Stanciulov. Ihr Unternehmen stellt mit dem Pflaumenmus Topoloveni das erste rumänische Produkt her, das offiziell mit dem europäischen Zertifikat Geschützte geografische Angabe“ (g.g.A.) auf dem Etikett versehen ist. Und das seit 2011. Der Anfang sei von Optimismus und von Schwierigkeiten geprägt gewesen, erinnert sich Bibiana Stanciulov.



    Ich habe 2001 eine zwangsaufgelöste Fabrik in Topoloveni übernommen. Nur die Abteilung für dehydrierte Marmeladen und Schnaps war noch in Betrieb. Die Anfänge waren furchteinflö‎ßend, denn ich hatte gehofft, dass wenigstens noch das eine oder das andere Zahnrad in der Fabrik funktionierte. Ich habe es schlie‎ßlich geschafft, dank eines Aufwinds, der mir heute ganz ehrlich fremd scheint, ich wei‎ß nicht, woher ich diese Kraft hatte. Vielleicht war ich von der Angst getrieben, dass etwas sehr Schlimmes passieren kann, und deshalb habe ich weiter gemacht und versucht, aus der Abteilung etwas zu machen. Ich hatte ja Soziologie und Philosophie studiert und hatte keine Ahnung von Geschäften oder der Lebensmittelindustrie.“




    Die rettende Idee kam mit der Rückkehr zur Tradition und der Wiederentdeckung eines ein hundert Jahre alten Pflaumenmus-Rezeptes aus der Region um das südrumänische Topoloveni. Jedoch reichte die Tradition nicht aus. Um die selbst gesteckten Ziele und Standards zu erreichen, brauchte Bibiana Stanciulov Geld — das auch für den Erhalt des Zertifikats geschützte geographische Angabe“. Und offensichtlich sei es nicht leicht gewesen, die notwendige Finanzierung zu bekommen, erzählt sie.



    Man hat mir versprochen, dass wir durch den Fonds für Landwirte Zugang zu weiteren europäischen Fördermitteln erhalten würden, bei einem Zins von 2-3%. Weil ich aber unabhängig war und keiner Partei oder irgendeiner Interessengruppe nahe stand, habe ich keine Subventionen aus dem Fonds für Landwirte zugewiesen bekommen. Und da haben mir die Banken einen Kredit zu einem Zinssatz von 7-8% angeboten, ich musste für eine Anzahlung von 20% aufkommen. Das war für mich eine übermenschliche Anstrengung. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich eine Frau bin. In Rumänien ist es nur wichtig, einer Partei oder einer Interessengruppe nahe zu stehen. Aber paradoxerweise konnte ich mich behaupten, ohne diese Nähe. Es stimmt schon, die Kreditaufnahme hat mich damals erdrückt, aber ich habe mich niemals nur am Gewinn orientiert. Ich dachte vor allem an die Fortsetzung einer 100 Jahre langen Tradition.“




    Heute hat sie diese Hürden hinter sich gelassen. Dafür sind neue Probleme aufgetreten. Dennoch ermutigt Stanciulov alle Frauen, die sich die Selbstständigkeit wünschen, ihren Weg weiter zu gehen.



    Wenn eine Frau irgendwann ihre Firma gründet, muss ihr das Geschäft voll und ganz gehören. Sie müssen dem Unternehmen ihren persönlichen Stempel aufdrücken und daran glauben. Wenn sie nicht daran glauben, sollten sie es lieber sein lassen. Es ist nicht einfach, Geschäftsfrau zu sein, aber die Unabhängigkeit bedeutet eine Genugtuung. Ich kann mit meinem Geld tun und lassen, was ich will.“

  • Benoît Pleska aus Belgien: „Mich zieht es immer wieder nach Rumänien“

    Benoît Pleska aus Belgien: „Mich zieht es immer wieder nach Rumänien“

    Benoît Pleska ist 47 Jahre alt und kommt aus der belgischer Stadt Mons, in der Region Wallonien, in der Nähe der französischen Grenze. Er hat einen Hochschulabschluss in Wirtschaftswissenschaft und Unternehmensmanagement und Anfang der 1990er Jahre dachte er, er könnte eine Berufskarriere in Rumänien starten. Wir fragten Benoît Pleska, wie sein rumänisches Abenteuer anfing:



    Meine rumänische Erfahrung begann im Jahr 1995. Ich war bereits 1990 nach Mitteleuropa gekommen, nach dem Fall der Berliner Mauer. Ich ging nach Ungarn und blieb zwei Jahre lang dort. Nach Ungarn ging ich nach Bulgarien — nach und nach begann diese Region für mich interessant zu werden. Ungarn und Bulgarien waren aber zu klein, die Bevölkerung der zwei Länder ist nicht besonders zahlreich. In Mitteleuropa hatte ich zwei Varianten, in zwei Ländern mit mehr Einfluss in der Region etwas zu unternehmen — Polen oder Rumänien. Ich beschloss, nach Rumänien zu kommen, vor allem weil Rumänisch eine lateinische Sprache ist. In beiden Ländern fand ich gute Geschäftsmöglichkeiten, aber ich entschloss mich für Rumänien, weil die rumänische Sprache viel leichter zu lernen war. Meine Muttersprache ist Französisch, an der Universität studierte ich auch Italienisch und Spanisch, Rumänisch ist, wie gesagt, eine lateinische Sprache, alles war leichter. Polnisch ist eine slawische Sprache, ich hätte es viel schwieriger gehabt, die Sprache zu lernen und mich in Polen zu integrieren.“




    Benoît Pleska brachte die Biersorte Bergenbier auf den rumänischen Markt. Er war oft auf Reisen und lernte viele Rumänen kennen. Wie brachte er das Lernen der rumänischen Sprache und die neuen Bekanntschaften in seiner beruflichen Karriere zusammen?



    Die rumänische Sprache erlernte ich in 6-7 Monaten, ohne eine Sprachschule zu besuchen. Damals, in den 1990er Jahren, kamen nur wenige ausländische Geschäftsleute nach Rumänien, und es gab noch keine geregelte Strukturen zum Lernen der rumänischen Sprache, wie heute. Darüber hinaus war ich mit der Entwicklung des Bergenbier-Unternehmens sehr beschäftigt, ich hatte keine Zeit, mit einem Sprachlehrer Rumänisch zu lernen. Ich war viel unterwegs und ich erlernte die rumänische Sprache auf meinen Reisen. In den ersten Monaten hatte ich einen Dolmetscher für Französisch. Da Französisch und Rumänisch relativ ähnlich sind, begann ich schnell, Rumänisch zu verstehen, und mit der Zeit traute ich mich, auch Rumänisch zu sprechen. Nach einem Monat brauchte ich den Dolmetscher nicht mehr. Jetzt spreche ich flie‎ßend Rumänisch, aber ich glaube nicht, dass ich einen Grammatiktest bestehen würde.“




    Viele Geschäftsleute haben in Rumänien Probleme mit der Ehrlichkeit ihrer Geschäftspartner, mit illegalen Machenschaften und mit Verwaltungsschwierigkeiten. Hatte Benoît Pleska auch solche Probleme, und wie hat er sie gelöst?



    Mit illegalen Machenschaften wurde ich nicht konfrontiert — das hängt von der persönlichen Einstellung ab. In den 1990er Jahren gab es aber echte Verwaltungsprobleme — in jeder gro‎ßen Stadt, wo ich eine Filiale eröffnen wollte, hatte ich enorme Schwierigkeiten mit der Verwaltung. Ansonsten hatte ich keine besonderen Probleme, weil ich immer eine klare Haltung gegenüber Illegalität und Korruption hatte — das ist eben entscheidend. Diejenigen, die mit Problemen konfrontiert wurden, hatten wahrscheinlich eine Tür für Gesetzeswidrigkeiten offen gelassen. Jedem das Seine.“




    Neben der Sympathie für Rumänien hat Benoît Pleska auch viel Erfolg in seinem Beruf:



    Nach Bergenbier brachte ich die Joghurtmarke Danone auf den rumänischen Markt und nach Danone gründete ich das Unternehmen Holcim, ein Zementunternehmen. Ich sammelte viel Erfahrung in Rumänien, ich arbeitete in verschiedenen Bereichen, von Bier und Milch bis zum Zement. Auf anderen, viel strukturierteren Märkten hätte ich solche Möglichkeiten nicht gehabt. In Rumänien ist der Markt noch offen, und ich finde es sehr angenehm, hier zu arbeiten. 2005 verlie‎ß ich aber Rumänien für zwei Jahre, um in den USA zu arbeiten; danach ging ich in die Ukraine und blieb fünf Jahre lang dort. Ich bin aber nach Rumänien zurückgekehrt, etwas hat mich immer wieder hierher zurückgezogen.“




    Benoît Pleska hatte auch unangenehme Erfahrungen in Rumänien, aber daran denkt er nicht mehr. Negative Erfahrungen kann man überall in der Welt haben, und die schlechten Erfahrungen in anderen Ländern zeigten ihm, dass Misserfolge nicht landesbedingt sind — sie sind eben das Resultat von schlechten Umständen. Benoît Pleska bezeichnet sich als gemä‎ßigter Europäer und möchte weiterhin in Rumänien leben und arbeiten.