Tag: Urbanismus

  • Urban Eye Festival: Architektur als Inspiration für Schmuckdesign

    Urban Eye Festival: Architektur als Inspiration für Schmuckdesign

    Geräusche, die an einer Schlosserwerkstatt erinnern: Ein Hammer schlägt in regelmä‎ßigem Takt auf ein Metallstück, ein Schleifgerät ist in Betrieb, eine Drahtbürste reibt das Metallteil. Das Ergebnis? Ein Schmuckstück. Oder besser gesagt, eine Juwelensammlung angeregt durch die Stadtlandschaft. Ganz genau — das war das Thema des Workshops Urbane Spuren im zeitgenössischen Schmuckgeschäft“, veranstaltet von der Organisation UrbanEye & Assamblage. Leiter des Workshops war der Designer David Sandu, der Stifter einer Schule für Schmuckmacher.



    Die Verbindung zur Architektur und zum Urbanismus im Rahmen des von Urban Eye veranstalteten Workshops ist sehr interessant. Es handelt sich eigentlich um ein Architekturfilmfestival, das heuer Kunst und Design in den Vordergrund bringt. Die Veranstalter des Festivals dachten, es sei interessant, auch Leute, die eine Leidenschaft für Architektur und zeitgenössischem Schmuck haben, zum Festival einzuladen. Ihnen sollte die Gelegenheit geboten werden, mit verschiedenen Texturen, Oberflächen und anderen Dingen zu experimentieren, die mit verschiedenen urbanen Elementen in Verbindung gebracht werden können.“




    Alma Levent ist 21 Jahre alt und studiert an der Universität für Architektur und Urbanismus Ion Mincu“. Sie meldete sich für diesen Workshop aus folgenden Gründen an:



    Die Idee, ausgehend von urbanen Elementen Schmucksachen zu fertigen, fand ich besonders attraktiv. Das bedeutet, ich muss von einem gro‎ßen Element ausgehen und es so stark synthetisieren, bis ich ein Detail, ein kleines Teilchen erreiche, das ich persönlich gerne tragen würde. Ich bin von einem für Bukarest definitorischen Element ausgegangen — und zwar von der U-Bahn. Ich wollte alles in einer vereinfachten Form darstellen, viel mehr eine Ahnung hervorrufen, als eine deutliche Erklärung. Zum Schluss werden Sie eine Struktur erkennen sowie zusammengefasste Formen und übertragene Architekturelemente.“




    Anca Croitoru ist 27 Jahre alt. Sie ist Architektin. Sie erzählte uns, warum sie am Workshop teilnahm:



    Das Thema war sehr spannend, meiner Ansicht nach. Ich habe mich in der Vergangenheit an einem Kurs für Schmuckdesign hier beteiligt und ich nehme auch weiterhin an verschiedenen Kursen teil. Es ist das erste Mal, dass ich die Verbindung zwischen Schmuck und Architektur ins Detail untersuche. Es besteht eine enge Verbindung auf ästhetischer Ebene, sowie was die Geometrie und die Stoffe anbelangt. Ein Unterschied, der mich immer wieder positiv überrascht, ist die Dimension, mit der gearbeitet wird. Bei der Schmuckherstellung gibt es immer ein Verhältnis von 1 zu 1 zum geschmiedeten Gegenstand. Der Gegenstand wird von einem selbst entworfen und handgemacht. Im Vergleich dazu arbeiten die Architekten mit Entwürfen im Kleinformat. Nachdem die Pläne feststehen, kümmern sich die Baumeister um ihre Umsetzung. Bei diesem Workshop versuchte ich, das Museum Kolumba, entworfen von Peter Zumthor in Köln, nachzustellen. Es ist ein einmaliges Museum, eine unwiederholbare Grabungsstätte. Es hat eine spannende Geschichte. Ursprünglich war es eine Kirche. Sie wurde bei einem Bombardement, zusammen mit der ganzen Stadt, zerstört. Mehrere Jahre wurde diesbezüglich nichts getan. Und dann wurde irgendwann die Errichtung des Museums in einem Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Der Architekt Peter Zumthor gewann den Wettbewerb und integrierte auch die Grabungsstätte in sein Projekt. Denn dort wurden auch romanische und gotische Ruinen aufgefunden, die nun zum Museum gehören. Das Museum umfasst auch eine Kapelle, die zur Erinnerung an die ehemalige Kirche gebaut wurde. Das Museum bietet eine neue architektonische Perspektive, ein einmaliges Bild. Denn indem sie sich das Museum anschauen, lesen die Besucher eigentlich die Geschichte der Stadt.“




    Was gibt denn das Schmuckstück wieder von der ganzen Geschichte? Dazu Ana Croitoru:



    Der von mir gefertigte Schmuck wird ein Fassadenelement wiedergeben. Ich glaube, es wird letztendlich eine Brosche werden. Wer so etwas herstellt, muss sich an alle richten, das Bild spricht für sich.“




    Auch von Zoran Popovici, einem 39-jährigen Architekten, wollten wir erfahren, warum er sich an dem Workshop beteiligte:



    Aus purer Neugierde. Ich wollte schauen, was die Juwelanfertigung an sich hat. Was es bedeutet, mit verschieden Stoffen zu arbeiten. Ich war angenehm überrascht festzustellen, dass sich die Stoffe anders anfühlen und bearbeiten lassen als erwartet. Sie haben ihre eigene Sprache, sie sind lebendig. Ich werde eine Brosche in Form eines Möbiusbands entwerfen. Ich versuche damit, die Bewegungen innerhalb der Stadt zu erfassen. Ich bemühe mich, das optimale Stadtbild wiederzugeben.“




    Wir erkundigten uns bei David Sandu, dem Leiter des Projektes, was für urbane Details als Arbeitsgegenstand ausgesucht werden und was wir durch ein Juwel ausdrücken können:



    Es gibt ganz viele Möglichkeiten! Es gibt berühmte Schmuckkollektionen. Es gibt Schmuckkollektionen, die auf Kanaldeckel aus Gusseisen in Italien oder Frankreich aufbauen. Es gibt Schmuckstücke, die den Umriss mancher Gebäude nachstellen oder berühmte Architekturpläne, die in den 1970er Jahren zu Juwelen bearbeitet wurden. Berühmte Designer und Architekten der Zeit arbeiteten zusammen und versuchten sich auch im Schmuckdesign.“




    Was die im Rahmen des Workshops angefertigten Schmuckstücke betrifft, habe der Projektleiter David Sandu überhaupt keine Erwartungen:



    Ich wünsche mir, dass die Teilnehmer ihren Spa‎ß daran haben. Es ist schön, die Möglichkeit zu haben, zu experimentieren. Das Endergebnis ist niemals das, was man ursprünglich erwartet hatte. Das bedeutet, die Teilnehmer entdecken neue Wege im Laufe der Arbeit, es gibt keinen vorgegebenen Plan. Die Herausforderung besteht darin, authentisch und kreativ zu sein, sich von gut einstudierten Lektionen zu entfernen.“




    Wer sich für Architektur und Urbanismus interessiert, kann zahlreiche Veranstaltungen im Rahmen des Urban Eye Festivals genie‎ßen. Das Festival findet im Bukarester Kulturhaus ARCUB statt. Ebenfalls dort erwartet die Ausstellung Understanding Design“ ihre Besucher. Die Ausstellung stellt die Ergebnisse des Architektur- und Schmuck-Workshops aus.

  • Urbane Projekte für Jugendliche: Be yourSelfie in Bukarest

    Urbane Projekte für Jugendliche: Be yourSelfie in Bukarest

    Die Hochschule für Politikwissenschaften an der Bukarester Universität setzt seit Februar das Projekt Be yourSelfie in Bukarest. Ausbildung und urbane Geschichte für Studenten und Jugendliche“ um. Be yourSelfie in Bukarest“ verfolgt einen doppelten Zweck: Es will die multikulturelle Dimension der Stadt fördern und gleichzeitig die Stadt Bukarest durch einen kulturellen Rechercheprozess den Einwohnern näherbringen. Das Projekt umfasst Ausbildungs-Module und Workshops zur Geschichte der Stadt. Die Studenten und die Bukarester Gymnasiasten (Schüler der 9.–12. Klasse) haben die Möglichkeit, an geführten Stadtrundgängen teilzunehmen. Dazu Alexandra Iancu, Lektorin an der Hochschule für Politikwissenschaften an der Bukarester Universität:



    Wir gingen von einigen einfachen Fragen aus: Was ist eine Stadt, wie wird sie gebaut, wie entwickelt sie sich. Wir wollen diese Fragen fachübergreifend betrachten. Dafür organisieren wir eine Reihe von Workshops für Studenten, an denen Ausbilder mitwirken, die verschiedene Fachrichtungen vertreten — Anthropologen, Historiker, Journalisten, Politologen, Werbeleute. Es sind Kurse zu allgemeinen Themen, die darauf abzielen, den Jugendlichen bewusst zu machen, in welchem Verhältnis wir zur Stadt, in der wir leben, stehen. Die Theorieblöcke werden durch praktische Workshops, in den Stra‎ßen der Stadt Bukarest ergänzt. Somit treten die Studenten direkt in Kontakt mit der Welt, in der sie leben, unabhängig davon, ob es um eine Umgebung wie das noble Villenviertel Cartierul Primăverii oder um ein etwas verkommenes Stadtviertel wie Rahova geht. Unabhängig davon, ob sie sich die Altstadt anschauen, mit ihren alten Gassen und den alten Bojarenhäusern, oder sich in den neuen Stadtvierteln aufhalten. Im Rahmen des Projektes wollen wir eben auf diese Vielfalt hinweisen.“




    Das Vorhaben geht von einfachen Fragen aus, wie die Projektleiterin Alexandra Iancu betonte. Es werden Fragen gestellt wie z.B.: Wie funktioniert eine Stadt? Dabei werden mehrere Aspekte erwägt — die soziale, politische, wirtschaftliche sowie kulturelle Dimension einer Stadt. Doch fragen sich die Projektinitiatoren auch, mit welchen Schwierigkeiten eine Gro‎ßstadt wie Bukarest zu kämpfen hat. Dazu Alexandra Iancu:



    Studenten und Gymnasial-Schüler gehen dieses Thema unterschiedlich an. Werden Studenten zum Auftakt eines Projektes zu den Schwierigkeiten, mit denen die Stadt konfrontiert wird, befragt, so sind sie dazu geneigt, Standardantworten zu geben, die sie vermutlich in den Massenmedien gelesen oder gehört haben. Sie erwähnen die Infrastruktur, den öffentlichen Verkehr, die Sauberkeit der Stadt bzw. die Tatsache, dass die Stadt nicht so sauber sei, kurz und gut die gleichen Probleme, die auch die Politiker auflisten. Ein Ziel des Projektes ist, über diese Aspekte hinaus zu schauen. Selbstverständlich dürfen diese nicht vernachlässigt werden, doch müssen auch andere Probleme erkannt werden. Wir wollen erkennen, was die Stadt über diese Klischees hinweg zu bieten hat.“




    Alexandra Iancu, Lektorin an der Hochschule für Politikwissenschaften an der Bukarester Universität, erzählte uns über die Erfahrung der Jugendlichen im Projekt und schilderte uns ihre ersten Eindrücke in Bezug auf die umgesetzte Initiative:



    Wir haben uns in einem ersten Schritt auf die Ausbildung von Studenten konzentriert. Ihr Feedback war positiv, vor allem wenn man berücksichtigt, dass wir viele Ausbildungsseminare hatten. Das Programm war voll, dennoch beteiligten sich viele Studenten an unseren Ausbildungen. Sie waren sehr enthusiastisch, denn es handelt sich um eine au‎ßerschulische Weiterbildungsmethode. Die Theorie wird durch praktische Erfahrungen ergänzt. Dazu unterzeichneten wir Verträge mit mehreren Gymnasien in Bukarest — wir arbeiten mit den Schulen Colegiul Naţional Cantemir, Sfântul Sava, Matei Basarab, Spiru Haret, Gheorghe Lazăr zusammen. Die Lehrer, die im Projekt mitwirken, erzählten, die Schüler seien ganz begeistert von unserem Vorhaben. Es gefalle ihnen besonders die spielerische Dimension des Projektes, die den informativen Teil ergänzt. Daher machen sie gerne mit. Wir organisieren z.B. eine Ausstellung mit Preisverleihung — eine öffentliche Ausstellung, die Bilder zusammenbringt, die von den Schülern in den Stra‎ßen von Bukarest geschossen wurden und die kulturelle Vielfalt der rumänischen Hauptstadt widerspiegeln. Denn sie sind sehr begeistert von dem, was sie in der Stadt entdecken. Nach jedem Workshop, nach jeder Stadtführung, unterhalten wir uns mit ihnen, um zu schauen, wie sie die urbanen Erfahrungen wahrgenommen haben. Die Ergebnisse geben uns Mut, weiter zu machen.“




    Das Projekt Be yourSelfie in Bukarest. Ausbildung und urbane Geschichte für Studenten und Jugendliche“ wird durch Fördermittel aus Norwegen, Island und Lichtenstein finanziert. Für die Co-Finanzierung trägt der rumänische Staat Sorge. Es ist ein Projekt der Hochschule für Politikwissenschaften, das ursprünglich von dem Gedanken ausging, eine au‎ßerschulische Alternative zum herkömmlichen Unterricht zu bieten. Dazu sollte eine Brücke zwischen Schulen und Hochschulen geschaffen werden. Zum Abschluss des Projektes soll ein Fotografie-Preisausschreiben und eine Ausstellung mit Bildern, die Bukarest abbilden und von den teilnehmenden Jugendlichen geschossen wurden, veranstaltet werden.