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  • Weltjugendfestspiele in Bukarest 1953: realitätsferne Fassadeninszenierung

    Weltjugendfestspiele in Bukarest 1953: realitätsferne Fassadeninszenierung

    Das sowjetische Modell gab öffentliche Gro‎ßversammlungen vor, die Teilnehmer wurden mobilisiert, um den Beschlüssen der Partei widerstandslos zuzustimmen. Eigentlich war aber alles nur eine gro‎ße Farce, die die Bürger von den schweren Entbehrungen des Alltags ablenken sollte. Ihre Rechte und Freiheiten wurden von den Behörden brutal eingeschränkt, der Alltag war voller Entbehrungen. Die grotesk anmutenden Gro‎ßveranstaltungen sollten im Kommunismus als Mittel zur Ablenkung der Bevölkerung dienen. Eine solche Veranstaltung waren auch die Weltfestspiele der Jugend und Studenten. Die vierte Auflage fand vom 2.–16. August 1953 in Bukarest statt. Unter den vorgeschlagenen Themen — Der Kampf für den Frieden“ und Die Demokratisierung des akademischen Bereichs“.



    Die erste Auflage des Festivals hatte 1947 in Prag stattgefunden — 17.000 Jugendliche aus 17 Ländern waren dabei. Nach Bukarest reisten sechs Jahre später 30.000 Teilnehmer aus 111 Ländern — die grö‎ßte Teilnehmerzahl nach dem Teilnehmerrekord der Weltjugendspiele 1955 in Warschau. Der Slogan lautete in der rumänischen Hauptstadt Nein! Unsere Generation wird keinen Tod und keine Zerstörung mehr zulassen“. Aus der damaligen Zeit stammt auch der Ausdruck Fastenzeit des Festivals“, der zwar religiös anmutete, allerdings etwas Anderes bedeutete. Die wenigen Lebensmittel wurden von der Bevölkerung für die Festivalgäste gesammelt, den Rumänen stand also noch schlechteres Essen als sonst zur Verfügung. Im Stadtbild tauchten die gro‎ßen Warteschlangen vor den Lebensmittelgeschäften auf, die aufgrund eines verschärften Mangels an Grundnahrungsmitteln in den 1980er Jahren zurückkehren sollten. Die Lebensmittelkrise auf dem rumänischen Markt machte sich auch während der Universiade 1981 bemerkbar.



    Ştefan Bârlea war Mitglied im Organisationskomitee der Festspiele als damaliger Student der Polytechnischen Hochschule Bukarest. Im Interview mit dem Zentrum für Mündliche Geschichte des Rundfunks erinnerte er sich 2002 an die Vorbereitungen auf die Weltfestspiele.



    Da die Weltfestspiele uns ein wenig unvorbereitet trafen, mussten Lebensmittel und andere Dinge gesammelt, kurzfristig Einsparungen gemacht werden, und die Fastenzeit der Festspiele wurde eingeführt. In der Kantine schmeckte das Essen sehr schlecht. Abends a‎ßen wir Crêpes, so verspotteten wir das Gericht, das war eine Art Grie‎ßbrei. Weil ich Führungsmitglied der Kommunistischen Jugend UTC war, bin ich auch dem Komitee vom Polytechnischen Institut beigetreten. Zahlreiche Studenten waren in den Stadtrat berufen worden und es wurde eine Art Unterstützungskomitee für die Festspiele gebildet. Wir, die Hochschule »Politehnica«, haben die Mission erhalten, uns mit etwa 100 Leuten darauf vorzubereiten, frisches Gemüse und Obst aus den Gemeinden um Bukarest während des Festivals zu liefern. Wir wurden dafür für einen Monat oder so eingearbeitet, mit einigen Fahrzeugen gingen wir zunächst auf Erkundungsreise, um bereit zu sein. Ich konnte den Auftrag nicht ablehnen, es war eine Parteiaufgabe. Anderen wurde der Kunstbereich übergeben, die Aufgabe, Ensembles zu gründen, die auf den gro‎ßen Bühnen in Bukarest auftreten sollten, also ein ziemlich gro‎ß angelegter Plan.“




    Die kommunistischen Behörden unternahmen gro‎ße Anstrengungen, um anständige Unterkünfte für die Teilnehmer zu bieten, aber die prekäre Infrastruktur auf allen Ebenen führte zu gro‎ßen Mängeln. Am auffälligsten waren die Schlangen in den Kantinen, wo die Jugendlichen a‎ßen, die unzureichende Anzahl und der schlechte Zustand der Toiletten in den Kantinen und Schlafsälen, die schlechte Gesundheitsversorgung. Stefan Bârlea berichtete im Interview von 2002 von den Lösungen, die für das Unterkunftsproblem gefunden wurden, aber auch von der so genannten Zufriedenheit der Teilnehmer, beisammen zu sein, sowie dem Auftreten zukünftiger Künstler.



    Sie wurden in den Studentenwohnheimen untergebracht, die im Sommer leer standen. Auch die vielen oder wenigen verfügbaren Hotelzimmer in Bukarest wurden gebucht, alle waren für sie besetzt, denn es waren viele Teilnehmer! Bukarest war voll mit Jugendlichen. Natürlich waren sie besonders von linken Organisationen hierher gekarrt worden. Es waren die Weltfestspiele der Jugend und Studenten, die vom Weltbund der Demokratischen Jugend und dem Weltverband der Studenten organisiert wurden. Aber es gab auch Teilnehmer aus kapitalistischen Ländern, zusammengeführt unter der Führung der kommunistischen Parteien Frankreichs und Italiens, also von den unseren. Es war gro‎ßartig. Sehr schön, viele junge Talente sind aufgetreten, denn es musste gesungen werden, und viele Künstler hatten dabei ihr Debüt und stiegen später zu gro‎ßen Sängern auf. Nicolae Niţescu etwa, und einige weitere, die sehr in Mode waren, darunter Constantin später Drăghici, der nach Deutschland auswanderte.“




    Das Stadion des 23. August“ in Bukarest war der gro‎ße Schauplatz für die sportlichen Wettbewerbe und die Unterhaltungsdarbietungen. Doch ferner besuchten die Teilnehmer Seminare und Werkstätten zu den Hauptthemen der Festspiele, wie Ştefan Bârlea, ehemaliges Mitglied des Organisationskomitees, sich erinnert.



    Tanzaufführungen fanden statt, Feuerwerkskörper mit allem Drum und Dran wurden gezündet und dann wurden internationale Seminare organisiert, an denen Teilnehmer aus den verschiedenen Delegationen teilnahmen. Es wurde viel über die Universitätsreform und Demokratie geredet, das war das Thema Nummer eins, die Nachkriegszeit, und alle diskutierten diese Angelegenheit schwerpunktmä‎ßig. Die Eröffnungsfeier fand in der gro‎ßen Ausstellungshalle im Herăstrău-Park statt. Ziemlich gro‎ß war die Eröffnungsfeier der Jugend, sie haben das alles selber organisiert.“




    Die Weltfestspiele der Jugend in Rumänien wurden 1953 von der Mehrheit der Bevölkerung jedoch mit Gleichgültigkeit wahrgenommen. Es gab auch Fälle, in denen sich einfache Rumänen an westliche Jugendliche gewandt haben, um informell mit ihnen zu diskutieren und ihnen Texte zu übermitteln, die in der freien Welt ausgestrahlt werden und das wahre Gesicht des kommunistischen Regimes zeigen sollten. Wie jede derartig realitätsfremde Veranstaltung dienten die Weltfestspiele der Jugend in Rumänien nur als Fassade.

  • The Fourth World Festival of Youth and Students, held in Bucharest

    The Fourth World Festival of Youth and Students, held in Bucharest

    Staging gigantic events in order to legitimize the communist partys inflexible policy became common practice in Romania, too, shortly after March 6, 1945 in a bid to imitate the Soviet model, with huge public rallies ready to endorse unflinchingly any decision made by the party.



    Such events were actually cheap shows, smoke and mirrors aimed at diverting peoples attention from the lifes real shortages and the regimes blatant violation of human rights and liberties.



    One of these large-scale events was also the Fourth World Festival of Youth and Students, hosted by Bucharest over August 2-16, 1953. High on the festivals agenda were the “anti-war campaigns and the “democratization of the academic and university environments. The festivals first edition was held in Prague in 1947 and brought together 17,000 young people from 71 countries. The one in Bucharest was attended by 30,000 young people from 111 countries being, along the one in Poland in 1955, the second largest in terms of the number of participants. The slogan under which the aforementioned festival unfolded was “No! Our Generation wont allow death and destruction anymore.



    A new, funny syntagm with religious connotation had been coined during the event though. People referred to the authorities decision to channel basic food supplies towards the event as the “Festivals Lent, mocking a decision aimed at shortening the already poor food rations. The severe food shortages that followed also brought along the first big queues in cities across Romania, a phenomenon that would resurface back in the 1980s. The University Games of 1981 unfolded exactly against the same background of food shortages.



    As a student of the Polytechnic Institute in Bucharest, Stefan Barlea was a member of the organization committee. In an interview with the Oral History Centre of the Romanian Radio Broadcasting Corporation in 2002, Stefan Barlea recollected some of the efforts made to stage the festival: “As the decision to stage the event had been made quite on a short notice, we need to provide food supplies and other things and thats how the Festivals Lent syntagm appeared. Meals in our cafeteria were quite poor, I remember; we used to have some a sort of bad-tasting semolina for dinner and lunch. They had summoned us in large numbers in an attempt to forge a Support Committee for the festival. About 100 students from the Polytechnic Institute got the assignment to collect fresh vegetables and fruit from the surrounding villages for the festival. We had been trained on that for a month before the festival, during which they took us on reconnaissance missions to villages around Bucharest. We simply couldnt turn down a job assigned to us by the communist party. Others were asked to join music ensembles and entertain the participants in the festival. So, it was a pretty ample project, you see.



    Romanias communist authorities went to great lengths to provide proper accommodation conditions to the participants, but the poor infrastructure available took its toll on the events good functioning. Among the most visible shortcomings were the long queues in cafeterias and other places serving meals to the participants, the insufficient and improper toilets and baths as well as the precarious medical assistance.



    Stefan Barlea: “The participants were offered accommodation in student hostels around Bucharest and also in some hotels, because they had come in large numbers. Bucharest was teeming with young people, mostly invited by left-wing organizations of course. It was the Festival of Youth and Students, staged by the World Union of Democratic Youth and the International Students Union. There were also organizations from the West, like those affiliated to the French and Italian Communist Parties. The event enjoyed a tremendous success and it also proved to be a launching pad for many new talented artists. Some of them shot to fame shortly after the festival, like Nicolae Nitescu and Constantin Draghici who eventually emigrated to Germany.



    “The 23rd August Stadium in Bucharest venued the festival but the participants were also invited to attend seminars and workshops on the events sidelines.



    Stefan Barlea: “Dance shows and fireworks were commonplace during the festival, which also included international seminars on various topics. The topical issue back then was how to implement democratic reforms in universities as it was shortly after the war and everybody saw that as a key priority. There were also a couple of exhibitions mounted in the Herastrau Park.



    The Fourth World Festival of Youth and Students was received with indifference by the Romanians though, and there were situations in which Romanian citizens handed letters and notes to Western students in an attempt to make better known worldwide the real ugly face of communism.



    Just like any event that had lost its touch with reality the Fourth World Festival of Youth and Students of 1953 was only a façade, to divert public attention from the harsh realities of the communist regime.