Tag: Vogelarten

  • Das Văcărești-Delta: Ein Vogelparadis mitten in Bukarest

    Das Văcărești-Delta: Ein Vogelparadis mitten in Bukarest

    Der Naturpark Văcărești hat sein 5-jähriges Jubiläum gefeiert! Am 11. Mai 2016 wurde durch einen Regierungsbeschluss der erste Naturpark in einer städtischen Umgebung in Rumänien eingerichtet. Der im südlichen Teil der rumänischen Hauptstadt gelegene Văcărești-Naturpark ist ein Beispiel für die Anpassungskraft der Natur, die ein seit 30 Jahren unvollendetes Projekt aus der kommunistischen Zeit in ein Wildtierreservat verwandelt hat.



    Der heutige Naturpark erstreckt sich über rund 190 Hektar und entstand vor hundert Jahren in einem sumpfigen Gebiet am Stadtrand von Bukarest, wohin der Müll aus Bukarest mit Karren oder Lastwagen gebracht wurde. Die schweren Gerüche hier kombinierten sich mit denen, die vom Schlachthof, der Tierkörperbeseitigungsanstalt und dem Krematorium kamen, die alle relativ nahe gelegen sind. Diese kleine Senke, auch Tal der Trauer genannt, wurde von der Silhouette des Văcărești-Klosters dominiert, einem wertvollen Denkmal mittelalterlicher Kunst, das vom Herrscher Nicolae Mavrocordat 1724 gegründet und Mitte des 19. Jahrhunderts in ein Gefängnis umgewandelt wurde. Ende der 1980er Jahre beschloss Nicolae Ceaușescu (der kommunistische Diktator in Bukarest), das gesamte Gebiet zu systematisieren. Das Văcărești-Kloster wurde abgerissen, um Platz für einen Justizpalast und eine Mehrzweckhalle zu schaffen, beide von beeindruckender Größe, während die Văcărești-Grube ein See mit Betonbänken werden sollte, der vom Fluss Argeș gespeist wird. Während der antikommunistischen Revolution im Dezember 1989 war am künftigen Stausee Lac Văcărești nur der Beton des umliegenden Dammes gegossen worden, der das Gebiet von Müll und Unrat abgrenzte. Die Văcărești-Grube blieb intakt, während um sie herum mehrere Gebäude errichtet wurden.



    Rund um den derzeitigen Văcăreşti-See ist im Laufe der Zeit ein natürliches, deltaspezifisches Ökosystem entstanden, mit zahlreichen Wasserkanälen, einem Sumpfgebiet, das vom Grundwasser gespeist wird, und schließlich eine reichhaltige Flora mit Hunderten von Pflanzenarten sowie mehr als 100 Vogel- und Säugetierarten. In dem, was später das Văcărești-Delta genannt wurde, siedelten sich ein paar arme Leute an. Das Leben einer Familie, die hier 20 Jahre lang lebte, bis das Gebiet zum Văcărești-Naturpark wurde, ist das Thema des Dokumentarfilms Home My Home, der Anfang letzten Jahres herausgegeben wurde.



    Angesichts der Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten drängten Umweltaktivisten die Behörden, dieses Gebiet zu schützen, denn es war zu einer grünen Lunge der rumänischen Hauptstadt geworden. Gegründet als Vereinigung Naturpark Văcărești gelang es Umweltaktivisten vor fünf Jahren, die Regierung davon zu überzeugen, dem Gebiet den Status eines geschützten Naturgebiets zu verleihen. Seit 2016 verwaltet der Verein den Park, sorgt für wissenschaftliche Forschung und führt Bildungsaktivitäten durch, insbesondere für Kinder. Im Jahr 2018 erließ die damalige Regierung eine Dringlichkeitsverordnung, mit der der Begriff Hüter von Schutzgebieten aus der Umweltgesetzgebung gestrichen wurde und somit NGOs von der Verwaltung von Naturgebieten ausgeschlossen wurden. Gleichzeitig wurde eine staatliche Struktur, die Nationale Agentur für geschützte Naturgebiete, ins Leben gerufen. Umweltaktivisten wiesen darauf hin, dass der Naturpark Văcărești zwei Jahre nach der Übernahme durch die Nationale Agentur für Naturschutzgebiete keinen wissenschaftlichen Rat, keinen Beirat und kein für die Bewachung zuständiges Rangerkorps mehr hatte und die Besucherinfrastruktur sich verschlechtert hatte. Im November 2020 griff die nächste Regierung ein und übertrug die Verantwortung für die Verwaltung des Naturparks Văcărești an das Rathaus von Bukarest.



    Fünf Jahre nach seiner Gründung wurden im Naturpark Văcărești durch tägliches Monitoring 331 Pflanzenarten und 336 Tierarten identifiziert. Die Informationen wurden von der Vereinigung Naturpark Văcărești zur Verfügung gestellt. Der Verein gab an, dass er in den letzten fünf Jahren mehr als 4.500 Erwachsene und Kinder im Park geführt habe und dass Zehntausende von Menschen den Park, dessen Artenvielfalt zunimmt, besuchten. In einem Beitrag auf dem Facebook-Account des Vereins, der den 5. Jahrestag des Naturparks Văcărești markiert, wird darauf hingewiesen, dass es sich um (ich zitiere) ein ehrgeiziges und visionäres Projekt handelt, das aus der Hartnäckigkeit von Naturliebhabern entstanden ist und das einen Misserfolg der 1980er Jahre Rumäniens in die größte Grünfläche der Hauptstadt verwandelt hat.

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  • Schneegans in Rumänien beobachtet

    Schneegans in Rumänien beobachtet

    Vogelkundler haben eine neue Wildgans-Spezies in Rumänien entdeckt. Es handelt sich um die Schneegans (Anser caerulescens), eine der Gattung der Feldgänse zugehörige Gans. Am häufigsten ist sie in Nordamerika anzutreffen. In Rumänien wurde die Schneegans in der Gro‎ßinsel von Brăila, im Osten des Landes entdeckt. Die Ornithologen stie‎ßen auf die Schneegans während einer Überwachungsaktion der Wildgänse in der genannten Region bei Brăila. Die Aktion war Teil des Projektes zur Erhaltung der Rothalsgans entlang der gesamten Migrationsroute.



    Das Projekt wird durch das LIFE-Programm der Europäischen Kommission gefördert. Im Mittelpunkt des Projekts steht die Rothalsgans, eine Wildgans, die in Sibirien brütet, den Winter aber in Rumänien, Bulgarien und in der Ukraine verbringt. Im Rahmen des Projekts sollen die Areale erkannt werden, die die Vögel zur Ernährung und zum Schlafen verwenden. Darüber hinaus soll mit Hilfe der Jäger der Wilderei ein Ende gesetzt werden. Da sich die Schneegans durch ihr wei‎ßes Gefieder auszeichnet, war sie einfach zu erkennen in einer Schar von grauen Gänsen. Allerdings müssen die Vogelkundler noch herausfinden, wo der Vogel herkam. Denn Rumänien liegt nicht auf der Migrationsroute der Vogelarten in Amerika. Mehr Einzelheiten dazu lieferte uns Ovidiu Bufnilă, PR-Beauftragter bei der Rumänischen Ornithologen- Gesellschaft:



    Die Schneegans brütet im nordwestlichen Grönland, im nördlichen Kanada und nordöstlichen Sibirien, verbringt als Zugvogel aber den Winter weiter südlich, vor allem in den Vereinigten Staaten, gelegentlich aber auch noch weiter im Süden. Selten findet man sie auch in Westeuropa, wenn sie von starken Winden oder Stürmen dahin getragen wird. Einige Exemplare wurden in Gro‎ßbritannien entdeckt, andere in den Niederlanden oder Dänemark. Aber niemals in Mitteleuropa und noch weniger in Rumänien. Es ist also unbekannt, wie die Schneegans in Rumänien ankam. Es könnte sich um einen Irrgast handeln, was aber eher unwahrscheinlich ist. Oder sie flüchtete aus einer Gänse-Zucht. Dennoch trug sie keinen Ring an den Fü‎ßen, der die Angehörigkeit zu irgendeiner Kolonie in Gefangenschaft nachgewiesen hätte. Darüber hinaus wies der Vogel auch keine Alterungszeichen an den Flügeln, die für einen Gefangenschaftsflüchtling typisch gewesen wären. In Rumänien gibt es nur eine einzige Wildgans-Spezies — die Sommergans, die hierzulande auch brütet. Der Rest sind Wildgänse, die nach Rumänien ziehen, um hier den Winter zu verbringen. Sie kommen von Sibirien angeflogen. Oder von der Skandinavischen Halbinsel.“




    Die Biologen der Rumänischen Ornithologen-Gesellschaft entdeckten im Laufe der Zeit mehrere neue Spezies, sowohl von Vögeln wie auch von Insekten oder Krebstieren, die normalerweise hierzulande nicht anzutreffen sind.

  • Naturpark Comana: Habitat für viele Tierarten

    Naturpark Comana: Habitat für viele Tierarten

    Der Naturpark Comana ist ein Schutzgebiet im Landkreis Giurgiu, 35 km entfernt von der Hauptstadt Bukarest. Der Naturpark erstreckt sich über 25.000 Hektar und ist Teil des zusammenhängenden Netzes der Schutzgebiete innerhalb der Europäischen Union Natura 2000“ und der Ramsar-Konvention, ein Übereinkommen über Feuchtgebiete als Lebensraum für Wasservögel. Das Schutzgebiet im Süden Rumäniens weist eine besondere Biodiversität auf. Über eine Fläche von mehr als 8.000 Hektar erstrecken sich Eichen-, Linden-, Akazien- und Ulmenwälder, die für eine reiche Tierwelt einen Lebensraum darstellen: Hier leben Fasane, Rehe, Wildkaninchen, Wildschweine und Füchse. Der Naturpark enthält drei Schutzgebiete: das Reservat für stechende Mäusedorne (Ruscus aculeatus), das Reservat für byzantinische Pfingstrosen (Paeonia peregrina) und das Delta Comana. Der Direktor des Naturparks, Valentin Grigore, kommt zu Wort mit Einzelheiten:



    Im Monat Mai blühen die Pfingstrosen im Naturpark Comana. Dieser Winter war mild und der Frühling kam auch früher, deswegen blühen sie bestimmt in der ersten, und nicht in der zweiten Maiwoche wie bisher. Hier gibt es auch das Reservat für stechende Mäusedorne, diese Pflanze bleibt das ganze Jahr grün, das ist eher eine exotische Pflanze aus dem Mittelmeerraum mit sehr schönen Früchten, die auch im Winter rot bleiben. Hier lebt auch der Frühlings-Krokus und auf einer Fläche von 20 Hektar sind nur Wiesen-Margeriten zu sehen, ich verrate nicht genau wo, denn diese Blume ist zu schön und kommt selten vor.“




    Das Delta Comana erstreckt sich über 1200 Hektar und stellt aus Sicht der Biodiversität das drittgrö‎ßte Feuchtgebiet im Land dar, nach der kleinen Insel von Brăila und dem Donaudelta, sagt unser Gesprächspartner:



    Wir haben hier 141 Vogelarten identifiziert, 78 davon stehen unter Naturschutz. Dieser Naturpark ist ein kleines Juwel in der Nähe von Bukarest, sehr bekannt ist das Delta Văcăreşti bei Bukarest, aber hier, in Comana, ist die Biodiversität viel grö‎ßer und beeindruckender. Hier leben endemische Fischarten wie der europäische Hundsfisch oder der Comana-Döbel. Hier leben zudem 10 Amphibien-Arten, Frösche, Reptilien und Schildkröten. Wir beobachten zudem die Ausweitung der Schakal-Bevölkerungen in diesem Gebiet. Der Schakal steht nicht unter Naturschutz, zeigt aber dieses Potenzial, weil hier keine Wölfe leben. Jetzt im Frühling kehren die Zugvögel zurück, und die Kinder sind davon fasziniert. Neben dem wei‎ßen Storch kann man hier auch den schwarzen Storch bemerken, der als seltene Vogelart gilt. Auf EU-Ebene lebt rund ein Achtel der schwarzen Störche in Rumänien, sie stehen unter Naturschutz und sind meistens hier in Comana zu finden. Der schwarze Storch ist abhängig von der Existenz der alten Bäume mit gro‎ßen Kronen, so zum Beispiel der alten Eichen, und hier werden all diese Bedingungen erfüllt. Es gibt auch ein Waldhabitat in diesem Gebiet und die Zahl der Vögel ist sehr hoch. Hier lebt der gro‎ße Kormoran, der kleine Kormoran sowie die Moorente, die Tafelente, der Eisvogel, der Höckerschwan, der Nachtreiher sowie der Purpurreiher. Hier kommen viele Begeisterte der Vogelbeobachtung, einige suchen schnell nach dem Vogel, den sie sehen möchten, andere warten hingegen einen ganzen Tag auf das perfekte Foto mit dem Lieblingsvogel. Um das Delta Comana herum gibt es vier Tonaufnahmegeräte für Vogelbeobachter.“




    Im Naturpark Comana leben die schwarzen Störche (Ciconia nigra), diese Vogelart wird aber vom Aussterben bedroht. Um das zu vermeiden, haben unlängst Experten des Rumänischen Ornithologischen Vereins Stieleichen gepflanzt. Ovidiu Bufnilă vom Ornithologischen Verein kommt zu Wort mit Einzelheiten über dieses Projekt:



    Der schwarze Storch baut hier im Comana-Park sein Nest. Diese Vogelart würde ich als besonders charismatisch und schüchtern beschreiben. Im Unterschied zu den wei‎ßen Störchen, die ihr Nest in Dörfern, manchmal auf dem Leitungsmast vor einem Haus oder auf dem Schornstein bauen, sind die schwarzen Störche eher zurückgezogen und sie bauen ihr Nest im Wald, weit weg von den Menschen. Manchmal nisten sie sogar in den Nestern von Adlern, aber was sie vorziehen, ist, ihr Nest in hohen und starken Bäumen, am Abzweig zwischen zwei Ästen zu bauen. Deswegen haben wir Stieleichen gepflanzt, diese Art von Eiche ist sehr verbreitet in Rumänien, sie bietet sowohl den kleinen Insekten als auch den Vögeln einen passenden Lebensraum. Auch der Eichelhäher baut hier sein Nest und die Eicheln dieser Art von Eiche werden von den Wildschweinen und anderen Waldtieren gefressen. 120 Freiwillige vom Unternehmen DB Schenker haben mitgemacht, an einem einzigen Tag haben wir über 1000 Eichen gepflanzt.“




    Der Naturpark Comana bietet den Besuchern zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung: Wanderungen, Bootsfahrten, Radwandern oder einen Besuch beim Kloster Comana, das Im Auftrag des Fürsten der Walachei Vlad Ţepeş im Jahr 1461 errichtet wurde.

  • Vogelarten: Wüsten-Steinschmätzer in Rumänien gesichtet

    Vogelarten: Wüsten-Steinschmätzer in Rumänien gesichtet

    Es geht um den Wüsten-Steinschmätzer, ein Wandervogel, der in den trockenen Gebieten in Ägypten und Afrika zu Hause ist, oder in buschigen Gegenden an Wasserläufen und trockenen Ebenen mit steinigen Hügellandschaften. Der Wüsten-Steinschmätzer kann zufällig auch nach Europa gelangen. Zuletzt wurde der Vogel auch in Bulgarien, Ungarn, Deutschland oder Frankreich gesichtet. Bislang dachten Vogelkundler, in Rumänien lebten vier Steinschmätzer-Arten — der Schwarze, der Graue, der Mittelmeer- und der Östliche Steinschmätzer. Die neue Vogelart wurde im Rahmen eines europäischen Projekts der Rumänischen Ornithologie-Gesellschaft auf dem Techirghiol-See entdeckt, einem der Dreh- und Angelpunkte für Rumäniens Vogelwelt. Hier seien bislang 262 Arten entdeckt worden, das entspricht 65% der in Rumänien angetroffenen Vogelarten, sagt Ovidiu Bufnilă, Öffentlichkeitsarbeiter bei der Ornithologie-Gesellschaft.



    Diese Vogelart ist spezifisch für die Mongolei und Asien allgemein, aber auch für den Nahen Osten und den Norden Afrikas — unsere Biologenkollegen konnten diese Art beim Nisten in Ägypten beobachten. Sie verstehen schon, von dort aus müssten sie eine relativ lange Strecke hierher zurücklegen, aber es ist nicht unmöglich. Wenn der Vogel nach Asien fliegt oder andersrum, wenn die Bevölkerung von der Krim nach Nordafrika fliegt, kann es sein, dass sie auf einen Sturm trifft, auf starke Winde, die sie dann in unser Land bringen. So, wie viele von uns es erwartet hätten, wurde diese Vogelart in der Dobrudscha entdeckt. Dieses Gebiet ist äu‎ßerst vogelfreundlich. Von den 400 unterschiedlichen Vogelarten, die wir in Rumänien haben, sind knapp drei Viertel in der Dobrudscha anzutreffen. Ich sagte, das Gebiet sei vogelfreundlich, und dabei beziehe ich mich nicht nur auf das Donaudelta und den Lagunenkomplex Razim-Sinoe, ich meine das ganze Dobrudschaer Gebiet, die Landkreise Tulcea und Constanţa. Zum Glück für uns wurde die Art auf dem Techirghiol-See gesichtet, der von der Ornithologie-Gesellschaft verwaltet wird. Meine Kollegen waren gerade bei der Arbeit, sie beobachteten Wasservögel und sahen den Steinschmätzer. Sie fanden es seltsam, dass man ihn im Dezember in Rumänien finden kann, denn die Migration ist irgendwie zu Ende. Nach mehreren Forschungsarbeiten ist man zum Schluss gekommen, dass es eine für Rumänien neue Vogelart ist.“




    Die Entdeckung der Biologen von der Ornithologie-Gesellschaft verbreitete sich rasch im Internet. Nach einigen Stunden wurde klar, dass sie nicht die ersten waren, die den Vogel beobachtet hatten. Vor zehn Jahren hatte ein Fotograf bereits mehrere Exemplare abgelichtet. Das hei‎ßt, dass der Steinschmätzer schon seit längerer Zeit in Rumänien präsent ist.



    Und abschlie‎ßend noch weitere Vogelarten, die in diesem Jahr in Rumänien gesichtet wurden: der Häherkuckuck, der vor allem im Mittelmeerraum vorkommt, wurde zum ersten Mal im Frühling entdeckt. Gegen Herbst sichtete man zum ersten Mal einen Blauschwanz, der normalerweise in den alten Fichtenwäldern der sibirischen Taiga nistet. Er ist einer der wenigen Vögel, die im Winter singen. Und schlie‎ßlich: Im Landkreis Olt, in Slatina, wurde zum ersten Mal eine Präriemöwe gesichtet. Es ist eine der wenigen ursprünglich aus Amerika stammenden Arten, die in Rumänien entdeckt wurden.

  • Der Naturpark Balta Mică a Brăilei

    Der Naturpark Balta Mică a Brăilei

    Den Naturpark Balta Mică“ (zu dt. etwa Kleiner Teich) von Brăila finden wir in den Donauauen. Das natürliche Einzugsgebiet ist das Zuhause von zahlreichen Pflanzen- und Tierarten. Für über 200 Vogelarten ist das der ideale Ort für den Nestbau, die Ernährung und Erholung während der Zugzeiten. Überhaupt ist das Gebiet entlang der wichtigsten Migrationsroute der Vögel zu finden: am niederen Einzugsgebiet der Donau, etwa in der Mitte der Wanderroute zwischen den Brutstätten in Nordeuropa und den Winterquartieren in Afrika. Gut 170 der hier anzutreffenden Vogelarten stehen unter internationalem Artenschutz, der durch die Berner, Bonner und Ramsarer Konventionen geregelt ist. Diese Arten machen etwa die Hälfte der in Rumänien aufgeführten Zugvogelarten aus.



    Weil ein Gro‎ßteil davon Wasservögel sind, wurde die sogenannte Kleine Insel von Brăila 2001 zum Ramsar-Gebiet erklärt, dem zweiten rumänischen Gebiet auf der Liste der Konvention nach dem Donaudelta. Wie ausgeprägt die biologische Vielfalt hier sei, fragten wir Radu Moisei, den Leiter des Naturparks Balta Mică a Brăilei“:



    Von den Tierarten sind die Vögel sicherlich die wichtigsten. Hier haben wir etwa 52% der Vogel-Fauna Rumäniens, hier leben drei Familien von Seeadlern, das sind die grö‎ßten Vogelarten des Landes, die Spannweite ihrer Flügel beträgt 2,5 Meter; sie stehen am oberen Ende der Nahrungskette. Dann leben die Wildkatze hier und weitere seltene Vogelarten, etwa der Eisvogel und die Zwergscharbe. Das ist eine sehr seltene Art, davon gibt es weltweit nur noch 14.000 Exemplare, davon haben 48% im Donaudelta und in unserem Park ihren Lebensraum. Für viele Vögel ist Rumänien ein Transitland, sie fliegen hier entweder im Frühjahr oder im Herbst vorbei. Es sind Vogelarten, die bei uns ihr Winterquartier haben, etwa der Singschwan, der normalerweise irgendwo an den nördlichen Seen Finnlands oder der Masurischen Seenplatte in Polen seine Eier legt. Es gibt dann noch den Höckerschwan… und viele andere Arten.“




    Zurzeit läuft ein europäisches Projekt, mit dem das Interesse von Touristen und Naturliebhabern geweckt werden soll. Die Parkverwaltung hat einige Millionen Euro in die touristische Infrastruktur an Land und im Wasser investiert, und zwar für die ökologische Rekonstruktion der 215 Hektar Land, über die sich einst das Marschland und die Wälder der Insel von Brăila erstreckten. Auch sollen mit den Fördermitteln der EU Studien zur Biodiversität in dem Naturschutzgebiet durchgeführt werden. Au‎ßerdem will man das Publikum für die Bedeutung des Naturerbes auf der Kleinen Insel von Brăila sensibilisieren. Im Rahmen einer Informationskampagne wurden Ratgeber für ein umweltgerechtes Verhalten, Broschüren und ein Film über den Park produziert.



    Der Film Das Ökosystem von Chiriloaia, das grüne Wunder bei Brăila“ ist bereits mit einem Preis für das beste Bild beim 2. Internationalen Festival des Ethnographischen Films in Zlatna belohnt worden. Radu Moisei zieht eine Bilanz des europäischen Projektes in dem von ihm geleiteten Naturpark.



    Es geht um den Bau von vier Vogelwarten, von denen aus die Vogelkolonien überwacht werden sollen. Dort, wo es gemischte Kolonien von Kormoranen, Graureihern und Reihern gibt, werden wir Beobachtungstürme aufstellen, von denen Touristen die Vögel beobachten können. Die gemeinte Zielgruppe bilden auf Birdwatching spezialisierte Touristen und sogar Ornithologen, die Forschungsarbeit betreiben. Die Türme werden in die Landschaft integriert, das hei‎ßt wir werden sie mit Schilf und Rohrkolben bedecken, darunter ist eine Metallstruktur, die auch dem Winter problemlos standhält. Ein weiterer Projektpunkt ist ein schwimmendes, mobiles Besucherzentrum. Das Besucher- und Informationszentrum wird einen Konferenzraum, ein Museum, Schlafräume für die Freiwilligen und eine Bücherei beherbergen. Wir werden also mit diesen Zentren alle 24 Dorfgemeinschaften auf dem Parkgelände besuchen und den Einheimischen dabei beibringen, was die Natur für eine Bedeutung hat, was der Umweltschutz ist und was es hei‎ßt, die Parkregeln zu beachten. Das Zentrum ist ein wassertaugliches Gebilde, eine Art Steg, nur grö‎ßer, mit einer Gesamtlänge von 30 Metern und einer Breite von 14 Metern, dazu zwei Stockwerke. Und dieses Zentrum wird von einem Schiff gezogen… Der Park erstreckt sich über ein Areal, das entlang eines 62-Kilometer langen Donau-Abschnittes zu finden ist, an der Niederen Donau, zwischen der Brücke Giurgeni-Vadu Oii flussaufwärts und der Stadt Brăila flussabwärts. Praktisch besteht er aus sieben Donauarmen, einer Gruppe von sieben Inseln und Werdern, die überschwemmt werden und so im Inneren 52 Seen bilden. Auf vier dieser Seen werden die schwimmenden Beobachtungstürme aufgestellt. Zusätzlich zu dieser Infrastruktur für Besucher haben wir auch an Land etwas verwirklicht. Und zwar wurden dort weitere 6 Türme gebaut, ebenfalls für die Beobachtung der Vögel, zusätzlich zu den bereits existierenden 6 Türmen, die zuvor im Rahmen eines Life-Projekts der Uni Bukarest aufgestellt worden waren, noch vor der Gründung des Nationalparks im Jahr 2000.“




    Mit den Aufstauungsarbeiten der 1960er Jahre wurden auch die einheimischen Pappel- und Weidenarten durch euro-amerikanische Arten ersetzt, die schneller wuchsen und für die Herstellung von Zellulose verwendet wurden. Allerdings stellte man später fest, dass die Wurzeln der amerikanischen Pappel der Bodenbefestigung nicht sehr dienlich waren. Bei starkem Hochwasser wurde der Wald von der Flutwelle mitgerissen. Deshalb hat man beschlossen, in die langwierige Rekonstruktion der Donauwälder zu investieren. Dabei wurden auf Hunderten von Hektar kanadische Pappeln durch wei‎ße und schwarze Pappeln sowie Trauerweiden ersetzt. Zurzeit belegen die Waldflächen etwa 6000 Hektar der Parkfläche.



    Das Projekt begann 2011, inzwischen wurden einige Ziele erreicht. Weil immer mehr Touristen ihr Interesse an der unberührten Natur der Region bekundet haben, wollen die Lokalbehörden den Parkbesuch in ein Reiseangebot integrieren. Geplant sind in diesem Zusammenhang der Bau eines 60 Hektar gro‎ßen Feriendorfes, unterschiedliche Reiserouten, bei denen Wanderungen mit Sportangeln kombiniert werden, sowie die Einrichtung eines Touristenhafens.

  • Das Văcăreşti-Delta und seine Bewohner

    Das Văcăreşti-Delta und seine Bewohner

    Mitte der 1980er Jahre beschloss das kommunistische Regime, ein symbolisches Denkmal der Hauptstadt Bukarest niederzurei‎ßen: das Kloster Văcăreşti, das Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde. In der Nähe des ehemaligen Klosters sollte ein künstlich angelegter See eingerichtet werden, die Bauarbeiten hatten bereits früher begonnen. Als der antikommunistische Aufstand 1989 ausbrach, verzichteten die Behörden auf das geplante Projekt und das 190 Hektar breite Gelände wurde indes zu einem Feuchtgebiet, das ebenfalls einen gro‎ßen wissenschaftlichen Wert aufwies. Es handelte sich um ein wahres Ökosystem mit einer Tier- und Pflanzenwelt, die jener eines Deltas ähnlich sind. Über 90 Vogelarten (Reiher, Kormorane, Möwen, Schwäne, Blässhühner, Wildenten — viele davon durch internationale Regelungen geschützt), Säugetiere, Fische, Amphibien fanden hier ein Zuhause. Es gibt zudem klare Beweise dafür, dass im Văcăreşti-Delta“ auch der Otter lebte.



    Die Nichtregierungsorganisation Rettet die Donau und das Delta“ hat ein Projekt angesto‎ßen, das den Văcăreşti-Sumpf zu einem Naturpark in der Stadt umwandeln soll. Um ein deratiges Projekt zu entwickeln, müsste man nicht nur bürokratische, sondern auch soziale Schwierigkeiten aller Art überwinden. Der Leiter der Organisation Rettet die Donau und das Delta“, Dan Bărbulescu, erläutert:



    In diesem Gebiet üben viele die Wilderei aus. Wir sind der Meinung, dass sich die rumänischen Behörden mehr dagegen einsetzen müssten. Wir haben eine gute Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium entwickelt. Wir kommen mit Vertretern des Ministeriums regelmä‎ßig zu Gesprächen über dieses Projekt zusammen. Das Projekt ist auf den ersten Blick leicht umzusetzen, in Wirklichkeit müssen wir aber viele Schwierigkeiten überwinden. Selbst mit der Unterstützung des Umweltministeriums legt uns die Mentalität verschiedener Beamten zahlreiche Hindernisse in den Weg. Das Areal hat zudem das Interesse einiger Immobilieninvestoren erweckt, die hier Wohnblocks und Shopping Malls bauen wollen.“



    Der Văcăreşti-Sumpf gehört derzeit niemanden, das Areal bietet obdachlosen Menschen eine Beherbergung. Andere fischen oder sammeln Abfall, der hier in gro‎ßer Menge existiert. Die meisten erwarten Spenden von Wohltätigkeitsorganisationen. So ist der Fall von Aurelia, die in der Gegend in einer improvisierten Baracke wohnt. Sie ist nicht die einzige, die hier eine Unterkunft gefunden hat.



    Wir sind eine Familie — ich, der Ehemann, die Kinder und die Schwiegermutter — und neben uns wohnt sein Bruder, mit ihm auf dem selben Hof wohnen noch weitere 5-6 Familien. Etwas weiter vor leben noch drei Familien, sie haben sieben Kinder. In einer anderen Baracke lebt noch eine Familie mit 12 Kindern. Es ist sehr schwer für uns, so zu leben. Vor allem für die Kinder ist es schwer in der Schule, sie haben ja kein Licht, um ihre Hausaufgaben zu machen. Wir haben auch keine Heizung.“



    Die widrigen Bedingungen machen es den Familien sehr schwer, die Kinder zur Schule zu schicken. Und dennoch besuchen die zwei älteren Jungen und die zwei Mädchen ziemlich regelmä‎ßig den Unterricht. Weil ihre Familie seit geraumer Zeit über keine eigene Wohnung verfügt, konnte die mittlere Tochter, Alina, nicht rechtzeitig eingeschult werden. Sie ist jetzt 12 Jahre alt und erst in der dritten Klasse. Wenn sie manchmal danach gefragt wird, warum sie mit 12 erst die dritte Klasse besucht, antwortet Alina:



    Weil mich meine Mutter spät zur Schule geschickt hat. Es hätte mir gefallen, wenn ich früher dorthin gegangen wäre und mehr gewusst hätte. In Zukunft würde ich gerne gut lernen.“



    Die Familie muss seit vielen Jahren unter diesen Umständen leben, erzählt Aurelia.



    Seit 15 Jahren leben wir so, wie Sie sehen können, in Baracken. Wir hatten auch im Metalurgiei-Viertel früher Baracken; dort haben wir 13 Jahre lang gewohnt, auf einem Grundstück, das verkauft wurde. Hierher bin ich auf Empfehlung meines Bruders gekommen. Er hat mich hierher gebracht, weil er ebenfalls hier wohnt. Ich wei‎ß gar nicht, wem dieses Grundstück gehört. Wir gehen durch die Plattenbauten, sammeln wiederverwertbares Material ein, von Plastikflaschen bis hin zu Altpapier, Konservendosen und Kupferkabeln. Wir kennen uns mit dem Angeln nicht aus. Wir kommen über die Runden, wie wir das bereits seit Jahren tun. Und wir werden so weitermachen, bis wir einen Arbeitsplatz gefunden haben.“



    Mit der Verbesserung der Lebensbedingungen und der Berufssituation befasst sich seit einigen Jahren der Verein Samusocial. Die angebotene Unterstützung besteht aus der Besorgung von Personalausweisen, Schulsachen, Kleidung und Schuhen und der Hilfe bei der Arbeitssuche. Und das ist aus mehreren Gründen problematisch, wie Monica Tăutul von Samusocial berichtet:



    Wir finden Arbeitsplätze für diese Menschen, die meisten sind aber Saisonjobs. Wir müssen leider über Schwarzarbeit reden. In kurzer Zeit kommen sie zu ihrem alten Leben zurück und verlangen unsere Hilfe. Wir als Verband nehmen uns vor, nebst einem Arbeitsplatz auch eine Wohnung für diese Menschen zu finden. Eine Person, die auf der Stra‎ße schläft, kann natürlich nicht gut arbeiten, weil sie sich nicht gut ausruht. Die Ernährung ist nicht sehr bedeutend. Wesentlicher ist die Hygiene. Der Arbeitgeber denkt, dass diese Personen nicht einmal die Grundpflichten erfüllen können und verzichtet deshalb auf ihre Arbeit.“



    Wohnungen in Bukarest zu finden, ist allerdings keine leichte Aufgabe. Ideal wäre es für die Bewohner des Văcăreşti-Sumpfs, weiterhin hier leben zu dürfen. Die Gründer des Projekts für die Erklärung Văcăreşti-Sumpfs zum geschützten Naturpark haben konkrete Vorstellungen. Dan Bărbulescu, Exekutivdirektor des Verbandes Salvaţi Dunărea şi Delta“ (Rettet die Donau und das Delta) dazu:



    Wir wissen, dass hier zahlreiche Familien leben. Wir wollen sie nicht von hier vertreiben. Sie leben im Delta und sie müssen ihr Leben weiterhin hier verbringen. Die Lebensbedingungen müssen aber verbessert werden. Es gibt Sozialfälle und sie brauchen die Hilfe des Staates. Wir kommen mit den Ideen, eine davon wäre, dass diese Menschen eine Art Rangers, Reiseleiter oder Wächer werden könnten. Wir kommunizieren miteinander. Vor zwei Tagen hat uns ein Bewohner angerufen und gesagt, man hacke Bäume ab. Das ist ein weiteres Problem. In jedem Herbst braucht man Holz für das Feuer. Der Park muss besser überwacht werden. Die Berwohner könnten sich daran beteiligen.“



    Das Projekt erfreut sich der Unterstützung des Umweltministeriums und der Rumänischen Akademie und die Betreiber kämpfen heute gegen die Bürokratie der Lokalverwaltung und die Rückerstattungen an. Danach soll die Initiative vom Parlament gebilligt werden.



    Audiobeitrag hören: