Tag: Volksbräuche

  • Marmaroscher Festtage: Tradition wird großgeschrieben

    Marmaroscher Festtage: Tradition wird großgeschrieben

    Im Zeitraum vom 6. bis zum 8. Mai fanden heuer zum zweiten Mal die Marmaroscher Festtage statt. Die Feierlichkeiten wurden in mehreren Institutionen in Baia Mare veranstaltet. Herkömmliche Traditionen, Volksmusik und örtliche Gastronomie verlockten die Gäste in die Region — diesmal in die Marmarosch (rum. Maramureş). Die Marmaroscher Festtage brachten die Volkstracht in den Vordergrund — es gab eine Vorstellungsparade, dazu Nähwerkstätte und Textilmalerei sowie spezifische Speisen und Verkostung traditioneller Produkte. Volksmusik ergänzte das verlockende Angebot.



    Im Mineralogischen Museum Victor Gorduza“ in Baia Mare wurden verschiedene Studien und Arbeiten über Naturschutzgebiete, Bio- und Geodiversität, sowie über das EU-weite Netz von Schutzgebieten Natura 2000“ vorgestellt. Akademiker, Forscher, Wissenschaftler, Museographen und Ethnologen tauschten sich im Verwaltungspalast in Baia Mare über die regionale Volkstracht, ihre Symbolik und Hauptmerkmale aus. Dana Buzura Gagniuc, die Sprecherin des Kreisrates Marmarosch, lieferte uns einige Einzelheiten zum diesjährigen Fest:



    Die Festtage wurden dieses Jahr unter dem Zeichen der Volkstracht organisiert. Ab dieses Jahr dürfen wir laut Gesetz die Volkstracht offiziell zelebrieren. Demnach gab es zu Beginn der Festtage ein Symposium zu diesem Thema. Am zweiten Tag begaben wir uns ins Dorfmuseum in Baia Mare. Wir veranstalteten ein Festival der freien Daker und stellten verschiedene Traditionen und Bräuche aus den Marmaroscher Dörfern vor. Wir stellten eine traditionelle Hochzeit wie im Dorf Groşii-Ţibleşului nach, es gab Kochdemonstrationen — alles in allem war es sehr interessant. Viele Aufführungen, von früh am Morgen bis spät in den Abend. Es gab auch ein Kunsthandwerker- und ein Mineralienmarkt. Die Marmarosch ist eine Bergbauregion und hat eine lange Tradition diesbezüglich.“




    Veranstalter waren das Museum für Ethnografie und Volkskunst in der Marmarosch und der Kreisrat Marmarosch. Sie teilten den Event in zwei Teilen auf — eine erste Etappe fand im Kreisrat Marmarosch statt, wobei ein zweiter Teil im Dorfmuseum organisiert wurde. Ein Höhepunkt der Marmaroscher Festtage war mit Sicherheit das Festival der Freien Daker, ausgetragen im Dorfmuseum. Dazu Dana Buzura Gagniuc, die Sprecherin des Kreisrates Marmarosch:



    Das Festival der Freien Daker bringt 2000 Jahre alte Traditionen auf die Bühne: die Kunst der Töpferei wie vor 2000 Jahren, Weberei, Herstellung von Eisenketten. Eine Gruppe von Historikern in Baia Mare und Klausenburg verkleideten sich, sie trugen Kostüme wie die Daker vor 2000 Jahren und führten kunsthandwerkliche Demonstrationen vor. Auch Kämpfe zwischen Dakern und Römern wurden nachgestellt. Die Kinder haben besonders Spa‎ß daran.“




    Doch es gab auch viele andere interessante Momente während der Festtage. Dazu Dana Buzura Gagniuc, die Sprecherin des Kreisrates Marmarosch:



    Die traditionelle Hochzeit! In der Marmarosch werden in manchen alten Dörfern traditionelle Hochzeitsbräuche immer noch beachtet. Am Samstag stellten wir eine traditionelle Hochzeit, so wie sie bei Groşii Ţibleşului, also in der Region Lăpuşului ausgetragen wird, nach. Am Sonntag führten wir die Hochzeitsbräuche im Dorf Petrova vor. Das hei‎ßt, unterschiedliche Bräuche wurden gezeigt und verschiedene Volkstrachten getragen. In der Umgebung von Groşii Ţibleşului wurden einige Bräuche und Sitten aus der Region Bistritz übernommen. Die Musik ist demnach anders, so wie auch die Hochzeitsrufe, die Glückwünsche für das Brautpaar zum Ausdruck bringen. Die Braut trägt in dieser Gegend einen unterschiedlich verzierten Brautschleier als bei Petrova. Und auch die üblichen Volkstänze unterscheiden sich. In der Umgebung von Groşii Ţibleşului wird gewöhnlich paarweise getanzt, wobei bei Petrova der Reigentanz üblich ist.“




    Die Marmaroscher Festtage verwöhnten ihre Gäste auch mit Kochdemonstrationen. Örtliche traditionelle Speisen wurden zur Verkostung angeboten. Es gab auch zahlreiche Kunstaufführungen im Dorfmuseum, so unsere Gesprächspartnerin:



    Es wurden viele leckere traditionelle Speisen zubereitet: Krautwickel, Balmusch — die Hauptspeise der Schäfer — besteht aus Polenta, wobei Milch und verschiedene Käsesorten dazu gegeben werden. Die Nachspeisen durften selbstverständlich nicht fehlen. Die Krapfen nach Marmaroscher Art waren sehr gefragt unter den Teilnehmern. In den Haushalten im Dorfmuseum wurden unterschiedliche Werkstätten organisiert. Es beteiligte sich eine Kinderkruppe vom Kinderpalast. Ihnen wurden vielfältige Aktivitäten wie z.B. handwerkliche Arbeiten, Nähen, Schnitzen, Glasmalerei usw. angeboten. Wir hatten auch eine Schülergruppe von der Kunstvolksschule in Baia Mare zu Gast. Sie begeisterten das Publikum mit Volksliedern. Auch auf einer im Dorfmuseum parallel hegerichteten Bühne gab es Volksmusik und -tänze. Am Samstagabend wurde eine Parade der Volkstrachten in den Stra‎ßen der Stadt Baia Mare präsentiert.“




    Zahlreiche Gäste aus Marmarosch, aber auch aus Bukarest, Klausenburg, Zalău und Sathmar beteiligten sich an den Marmaroscher Festtagen. Sie stellten wissenschaftliche Studien vor oder aber genossen die spannenden Aufführungen, die Volksmusik und die leckeren Speisen.

  • Der Naturpark Maramureş-Gebirge

    Der Naturpark Maramureş-Gebirge

    Die Maramureş (auch: Marmarosch) ist eine ursprüngliche, eher abgeschiedene Gegend im äu‎ßersten Norden Rumäniens, charakterisiert durch kleine, alte Holzkirchen, kunstvoll gefertigte Holztore sowie kleine Dörfer mit landwirtschaftlichen Betrieben. Die Einwohner sind berühmt für ihre Kunstfertigkeit in der traditionnellen Holzbearbeitung, die Holzkirchen und die Holztore aus der Maramureş sind praktisch zu Symbolen der Region geworden. Umgeben von Bergen, Wäldern und Flüssen liegen die kleinen Dörfer mitten in der wilden Natur, die die Ortsansässigen liebevoll schützen.



    Der Naturpark Maramureş-Gebirge wurde 2004 gegründet, mit dem Zweck, die Biodiversität in der Region zu schützen. Der Park erstreckt sich auf 133.354 Ha; davon sind 19.000 Ha Naturreservate. Es gibt 11 Typen von Habitaten (Lebensräumen) im Naturpark Maramureş-Gebirge; hier wurden 24% der Pflanzenarten Rumäniens identifiziert. Auch die Tierwelt ist in der Maramureş sehr gut vertreten. Neulich identifizierten die Fachleute von der Weltnaturschutzunion (IUCN) 137 Zonen aus 34 Ländern, die unersetzbar sind und besondere Aufmerksamkeit verdienen. Auf dieser Liste steht auch der Naturpark Maramureş-Gebirge, wo die Tatra-Wühlmaus (Microtus tatricus) lebt. Cătălina Bogdan, Verwaltungsleiterin des Naturparks Maramureş-Gebirge, bringt weitere Details:



    Die Tatra-Wühlmaus ist ein kleines Säugetier, ein Nagetier, das in Bergregionen, genauer gesagt in feuchten steinigen Gebieten und in Tannenwäldern lebt. Das ist eine für Europa typische, seltene Tierart, die auf begrenzten Arealen der Karpaten in der Slowakei, der Ukraine, Polen und Rumänien lebt. In Rumänien gibt es schätzungsweise 500 Exemplare in der Maramureş, im Norden der Ortschaft Borşa, im Rodna-Gebirge, im Tal des Flusses Mara sowie in der Moldau, in den Kreisen Suceava und Botoşani. Eine weitere Tierart, auf die wir sehr stolz sind, ist ein Fisch, der Huchen (Hucho hucho), auch Donaulachs oder Rotfisch genannt. Der Huchen besiedelt die Äschen- und Barbenregion von Flüssen, vor allem der Donau und vieler ihrer Nebenflüsse. Der Huchen ist auch ein Speisefisch, allerdings ist er selten und stark vom Aussterben bedroht. Aus diesem Grund wurde er 2012 vom Österreichischen Naturschutzbund zum Fisch des Jahres gekürt. Bei uns, in der Maramureş, lebt der Huchen in den Flüssen Theiss, Vişeu und Ruscova; gemä‎ß der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist das eine seltene, sehr wertvolle Tierart — die Grenzen des Naturparks wurden dem Lebensraum des Huchens entsprechend festgelegt. Eine weitere für die Maramureş emblematische Tierart ist das Birkhuhn (Lyrurus tetrix) — in Rumänien leben etwa 60 bis 80 Paare. Das Auffinden dieser seltener Spezies in der Maramureş führte zur Gründung des Wildtierreservats Cornu Nedeii — Ciungii Bălăsânii.“



    Neben den rumänischen Dörfern gibt es im Naturpark Maramureş-Gebirge auch ukrainische Gemeinden — Ukrainer und Rumänen pflegen zusammen die Biodiversität, ihre spezifischen Volksbräuche und die traditionelle Handwerkskunst. Cătălina Bogdan dazu:



    Es gibt bei uns in Maramureş mehrere Gemeinden, die die traditionellen Handwerke pflegen. Eine davon ist die Gemeinde Vişeu de Jos (Unterwischau), mit mehrheitlich rumänischer Bevölkerung, wo die Ortsansässigen seit eh und je auf traditionellen Bauernhöfen leben und die alten Leute immer noch ihre berühmte Volkstracht tragen. In Vişeu de Jos leben viele Kunsthandwerker — Holzschnitzer, Weber, Schmiede; hier funktionieren noch traditionelle Holzanlagen zum Waschen und Verarbeiten von Schafswolle. Ebenfalls in Vişeu de Jos (Unterwischau) befindet sich die wichtigste Kürschnerei der Gegend Vişeu-Ruscova, wo die Kunsthandwerker Leder- und Schafspelzwesten mit bunten Stickereien und Metallverzierungen herstellen.“



    In der Maramureş gibt es nicht viele touristische Stra‎ßen, und das ist vielleicht einer der Gründe, warum die Naturlandschaft hier in ihrem unberührten, ursprünglichen Zustand aufbewahrt wurde. Das Dorf Repedea ist berühmt für seine einmalige Narzissenwiese, die im Monat Mai in voller Blüte steht. Das Reservat befindet sich hoch auf dem Berg, und deshalb trauen sich nur wenige Touristen dorthin. Einzigartig und sehr selten ist auch das Alpen-Edelwei‎ß — schon seit 1933 wurde diese Pflanze als gefährdet erklärt und steht seitdem unter strengem Naturschutz. Sie blüht auf den höchsten Gipfeln und Bergwiesen, wo nur die ebenfalls naturgeschützten Steinböcke gelangen.



    Eine besondere Sehenswürdigkeit, die von vielen Touristen im Maramureş-Gebirge aufgesucht wird, ist Valea Vaserului (das Wassertal) mit der Waldbahn (Schmalspurbahn von Maramureş). Das Wassertal wurde bereits im 18. Jahrhundert von der österreichischen Monarchie als Wasserweg durch die dichten Wälder genutzt, um Holz von den Bergen ins Tal zu befördern. Die im Vişeu de Sus (Oberwischau) angesiedelten deutschsprachigen Holzarbeiter haben mit der Holzverarbeitung in den unberührten Wäldern angefangen. Das Holz wurde bis 1933 mit Flö‎ßern ins Tal gebracht.



    Die Eisenbahnlinie wurde zwischen 1930-1933 als Schmalspurbahn mit einer Breite von nur 760 mm für die Holzindustrie erbaut und führt durch ein wildromantisches Waldgebiet in den Karpaten, entlang des Valea Vaserului (Wassertal), bis an die ukrainische Grenze. Die Waldbahn legt auf ihrer Fahrt durch das Wassertal knapp 43 Kilometer zurück. Sie wird von einer Dampflokomotive angetrieben und ist eine der letzten Schmalspurbahnen weltweit.



    Neben der wunderschönen Landschaft kann man entlang der Strecke viele Brücken und Tunnels bewundern. Die Gegend ist fast unbesiedelt und ein gro‎ßer Teil ist bewaldet. Als Rumänien noch ein Königreich war, wurde das Wassertal als geschütztes königliches Gebiet bekannt. Seit 2007 ist das Wassertal ein Teil des Naturparks Munţii Maramureşului (Marmarosch-Gebirge) und genie‎ßt somit den Schutz eines solchen Naturreservats.



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