Tag: Volontäre

  • Schulen im ländlichen Milieu auf NGO und Privatinitiativen angewiesen

    Schulen im ländlichen Milieu auf NGO und Privatinitiativen angewiesen

    Laut Spiru Haret, dem gro‎ßen rumänischen Gelehrten und Gründervater des modernen rumänischen Bildungswesens im 19. Jahrhundert, wird das Land morgen so aussehen, wie die Schule heute aussieht. In den vergangenen Jahren stand das rumänische Bildungssystem jedoch vor zahlreichen Herausforderungen, und die gegenwärtige Pandemie hat diese Probleme noch verschärft. Die Schule auf dem Lande trägt derzeit die Hauptlast der aktuellen Situation.



    BookLand, eine NGO, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Situation zu verbessern und Kindern auf dem Land eine Chance auf qualitativ hochwertige Bildung zu bieten. Neben einer wandernden Buchmesse, Kulturcamps und verschiedenen Konferenzen für die jungen Leute hat sich die genannte Organisation auch an der Sanierung mehrerer Schulen beteiligt und sie mit der für die Ausbildung der Schüler notwendigen Ausstattung versehen.



    Mihaela Petrovan, die Gründerin von BookLand, hat uns mehr über die Errungenschaften, Herausforderungen und zukünftigen Projekte dieser Organisation erzählt:



    Ich glaube an Bildung, ich glaube, dass Bildung für den Gesundheitszustand der Rumänen von Vorteil ist. Und ich übertreibe nicht. Wir, das Team von BookLand, sind eine Gruppe ehrlicher, hart arbeitender Menschen, die ihr Wort halten und sogar die Extrameile gehen, um unsere Versprechen zu erfüllen. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel versprochen, 10 Schulen zu sanieren, und haben stattdessen 14 saniert. Warum Schulen und warum auf dem Lande? Nun, ich kann sagen, dass ich eine gro‎ße Leidenschaft für Bücher und Bildung im Allgemeinen habe. Ich bin auf dem Land geboren, in einem Dorf, und ich bin stolz darauf. In einem Dorf aufzuwachsen, gab mir Kraft, Stärke… Und diese Leidenschaft für Bildung kommt irgendwie von selbst zu mir. Ich möchte erzählen, dass wir die Idee, zu helfen und uns zu engagieren, von den Lehrern einer bestimmten Schule bekamen, die uns anriefen und um Hilfe bei einer Aktivität baten. Es war nicht kompliziert, in einer Excel-Tabelle zu schreiben, dass eine bestimmte Schule Türen und Fenster oder ein Dach oder Tische oder was auch immer braucht… Was kompliziert war, war, zu bestimmten Firmen zu gehen und sie zu bitten, Materialien und Fachkräfte zur Verfügung zu stellen. Solche Sanierungsarbeiten können nicht von Drohnen oder Robotern durchgeführt werden. Was man braucht, sind Arbeiter. Und das war die gro‎ße Herausforderung — genug Geld für diese Tätigkeit zu finden.“



    Doch Mihaela Petrovan und ihre Kollegen von BookLand gaben nicht auf und schafften es trotz der Geldknappheit, zunächst eine Schule zu sanieren, dann noch eine und noch eine. Firmen und Unternehmen beteiligten sich mehr und mehr an diesem Projekt, und schlie‎ßlich wurden den Schulen im Durchschnitt jeweils fast 31 Tausend Euro zugeteilt. Innerhalb von einem Jahr und drei Monaten wurden 14 Schulen saniert. Die wichtigsten Errungenschaften? Eine Schule hat ein neues Dach, eine andere eine brandneue Heizungsanlage, berichtet Mihaela Petrovan mit Stolz:



    Wir konzentrierten uns auf die ärmsten Regionen Rumäniens und gingen in die am meisten benachteiligte Region des Landes, die Moldau, die, obwohl sie von gro‎ßartigen, hart arbeitenden Menschen bewohnt wird, nicht die Chance wie Siebenbürgen hatte, Investitionen anzuziehen. Ich bin in Siebenbürgen geboren, aber wir haben die Moldau gewählt, weil dort unsere Bemühungen am meisten gebraucht werden. Natürlich haben wir auch in Südrumänien gearbeitet, denn hier gibt es einige der ältesten Schulen des Landes, von denen einige dringend renovierungsbedürftig sind. Einige dieser Schulen wurden vor 100 Jahren gebaut. Man kann keine Leistung von Schülern verlangen, die gezwungen sind, in Schulen zu lernen, die wie Scheunen aussehen, Schulen, die auseinanderfallen. Und es ist eine Freude, in einer Schule zu lernen, in der alles neu ist und frisch riecht, nicht nach Schimmel und Feuchtigkeit. Wenn wir unsere Kinder respektieren, werden sie auch dem Land Respekt entgegenbringen.“



    Laut den statistischen Daten, die auf dem Facebook-Profil von BookLand gepostet wurden, wurden 82% der rumänischen Schulen vor 1970 gebaut, 16% vor der antikommunistischen Revolution von 1989 und nur 2% nach 1989. Einige dieser Bildungseinrichtungen haben immer noch Au‎ßentoiletten, kein flie‎ßendes Wasser oder Abwassersysteme. Aufgrund der Armut gehen oft nur 77 von 100 Dorfkindern zur Schule, und 21% der Landbevölkerung haben nur eine Grundschulbildung genossen. Nur 4,74% dieser Menschen haben einen Schulabschluss und über 42% der Schüler sind bei der Abiturprüfung durchgefallen. Au‎ßerdem haben 40 von 100 Haushalten auf dem Land keinen Zugang zum Internet und das ist sehr traurig, denn aufgrund der derzeitigen Pandemie hat Rumänien auf Online-Bildung umgestellt. Mihaela Petrovan zu diesem Thema:



    Mancherorts kann man sehen, wie Schulen sozusagen aus dem Nichts instand gesetzt werden. Diese Leute haben wahre Wunder vollbracht, z.B. haben sie die Lehrerpulte mit Stoffen abgedeckt, damit man die Löcher nicht sieht. Es ist herzzerrei‎ßend! Heutzutage kann man Menschen ohne Internetverbindung nicht unterrichten. Es gab Schulen ohne Tafeln, sie hatten einfach nur ein paar bemalte Holzbretter. Den Schülern fehlen grundlegende Einrichtungen, und wir reden über Online-Unterricht, Tablets und so weiter. Seien wir ehrlich, wir sind ein Haufen ignoranter Heuchler, wenn wir uns nicht um die Bildung im ländlichen Raum kümmern, denn die meisten von uns kommen von dort. Dorfkinder haben nicht die Bildungsmöglichkeiten wie ihre Stadtkollegen, und das ist nicht fair. Wir kritisieren niemanden, sondern haben angefangen, etwas zu tun, weil wir glauben, dass wir es können. Und jeder kann das tun, was wir gerade tun!“



    BookLand will in diesem Jahr 20 Schulen im ländlichen Rumänien sanieren und möchte auch sonst noch etwas erreichen. Mihaela Petrovan über die Zukunftspläne der NGO:



    Unser Traum in diesem Jahr ist es, einige Partnerschaften zu schlie‎ßen und die erste Referenzschule für Rumänien zu bauen; von Grund auf neu gebaut, nach finnischem Vorbild, eine Schule, wie alle Schulen in Rumänien sein sollten, natürlich angepasst an unsere balkanischen Traditionen, mit unseren Lehrern und einem von uns vorgeschlagenen Lehrplan… alles kostenlos.“

  • International Midwinter Count: Zählung der Wasservögel auch in Rumänien durgeführt

    International Midwinter Count: Zählung der Wasservögel auch in Rumänien durgeführt

    Die Rumänische Ornithologen-Gesellschaft und der Verein für Vogel- und Naturschutz Grupul Milvus“ wirken im genannten Programm mit. Die Zählaktion wird auf internationaler Ebene durchgeführt. Demnach spielt die Synchronisierung eine wichtige Rolle. Es soll nämlich vermieden werden, dass die gleichen Exemplare an mehreren Orten mitgezählt werden. Deshalb sollten die mitzählenden Freiwilligen am 16. und 17. Januar die Vögel beobachten und die entsprechenden Daten erheben. Cristian Domşa ist Mitglied der Rumänischen Ornithologen-Gesellschaft. Er lieferte uns mehr Einzelheiten zur Zählaktion:



    Die Zählaktion gibt es schon seit vielen Jahren. Schon in den 1970er–80er Jahren wurden Daten über die Seevögel erhoben und in einem nationalen Programm zusammengefasst. Dieses Jahr war etwas besonders, denn wir haben das Programm auf alle Wintervögel ausgeweitet. Wir versuchen, alle Gro‎ßgebiete zu erfassen. Das bedeutet, dass wir sämtliche Flussbecken, Seen, Stauseen, das Donaudelta, die Schwarzmeerküste beobachten. Die Freiwilligen, die mitzählen, können aber auch andere Areale bei der Zählung berücksichtigen.“




    An der diesjährigen Zählaktion beteiligten sich mehr als 10 Volontäre. Diese lieferten Informationen über mehr als 500 Wasserzonen. Die Informationen werden derzeit zentralisiert. Angaben über die in Rumänien lebenden Seevögel sollen in Kürze verfügbar sein:



    Die Zahlen verändern sich stark von einem Jahr zum anderen. Es müssen Informationen entlang der gesamten Migrationsroute berücksichtigt werden. Es ist eine internationale Zählaktion und sie wird in allen Ländern entlang der Migrationsstrecke im Monat Januar synchron durchgeführt. Es soll nämlich ein Überblick über den gesamten artenspezifischen Bestand entlang der Migrationsroute, von Skandinavien bis Südafrika verschafft werden. Wenn in Rumänien z.B. schwere Winterbedingungen herrschen, dann sind hierzulande weniger Seevögel zu beobachten. Denn sie sind in Richtung Süden gezogen und können dort wiedergefunden werden. Ist der Winter mild, so verbringen mehrere Wasservögel den Winter in den nördlichen Staaten. Dann erreichen weniger Exemplare unser Land. Das hei‎ßt aber nicht, dass ihre Anzahl gestiegen oder zurückgegangen ist. Deshalb müssen die entlang der gesamten Migrationsroute erhobenen Informationen abgeglichen und im richtigen Kontext betrachtet werden.“




    Die Winterzählung fand heuer bei besonders niedrigen Temperaturen statt. Die Vogelbeobachtung bereitet den Ornithologen manchmal allerdings auch Überraschungen, wei‎ß Cristian Domşa:



    Es war schlechtes, frostiges Wetter — typisch für Mitte Januar. An vielen Beobachtungsstellen waren weniger Vögel zu beobachten als erwartet. Doch es gab auch Überraschungen. Als die Kälte ein bisschen nachlie‎ß, konnten wir sogar ganz viele Vögel beobachten. Vor allem im Donaudelta und dem benachbarten Wassergebiet. Wir sind immer noch am Bearbeiten der Daten. Doch ich kann Ihnen sagen, dass wir den Krauskopfpelikan gesichtet haben. Der Krauskopfpelikan ist eine vom Aussterben gefährdete Vogelart, die in der Regel in wärmeren Gebieten überwintert. Als die Temperaturen nachlie‎ßen, konnten wir aber mehrere Krauskopfpelikane im Donaudelta beobachten. Wir hatten einen milderen Winter in Rumänien bis gegen Mitte Januar, deshalb sind mehrere Pelikane hierzulande zum Überwintern geblieben. Vermutlich sind mehr als 800 Exemplare hier geblieben, was sehr viel ist. Eine weitere Überraschung dieses Jahr war die Ringschnabelmöwe, die wir heuer in Bukarest sichteten. Sie ist eine nordamerikanische Vogelart, die per Zufall Europa erreichte.“

  • Hörerpostsendung 19.4.2020

    Hörerpostsendung 19.4.2020

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Zunächst einmal vielen Dank an alle Hörerfreunde, die uns Grü‎ße zum heutigen Ostersonntag in der Orthodoxen Kirche gesendet haben. Stellvertretend für alle verlese ich die Worte auf einer elektronischen Gru‎ßkarte, die uns Beate Hansen am heutigen Sonntagmorgen per E-Mail zukommen lie‎ß:



    Liebe deutschsprachige RRI-Redaktion,



    zum heutigen Ostersonntag sende ich Ihnen herzliche Grü‎ße mit den besten Wünschen für Gesundheit und einen schönen Frühling.



    Vielen Dank, liebe Frau Hansen. Das diesjährige Osterfest war — bzw. ist — recht sonderbar hierzulande. Aufgrund der geltenden Ma‎ßnahmen zur Bewegungseinschränkung und sozialen Distanz hatten die Behörden zunächst von einer Beteiligung des Kirchenvolkes an der Samstagabend stattfindenden Ostermesse abgeraten bzw. den Klerus aufgefordert, die Messen ohne Kirchengänger hinter verschlossenen Türen abzuhalten und stattdessen die Messe — wenn möglich — im Internet zu übertragen und auf die Eucharistie am besten ganz zu verzichten. Das hatten manche Vertreter der Kirche aber nicht hinnehmen können oder wollen und daher nahegelegt, dass die Messen doch mit Beteiligung der Gläubigen stattfinden würden — allerdings mit besonderen Schutzma‎ßnahmen und Einhaltung der sozialen Distanz. Wie das zu gewährleisten gewesen wäre, blieb allerdings ungeklärt. Vermutlich auf Druck der Orthodoxen Kirche war Anfang der Karwoche unser Innenminister und Corona-Krise-Stabschef auf einer Pressekonferenz dann mit der Ankündigung vorgeprescht, das Innenministerium habe ein Zusammenarbeitsabkommen mit der Kirche getroffen, laut dem Polizisten für Ordnung auf den Ostermessen zu sorgen hätten. Au‎ßerdem hätten Mitarbeiter des Innenministeriums die eucharistischen Gaben den Menschen auch nach Hause bringen müssen.



    Daraufhin entstand ein riesiges Hype in den sozialen Medien, unzählige sogen. Memes und Karikaturen machten sich lustig über uniformierte Ordnungshüter, die nun für kirchliche Zwecke missbraucht würden. Kritik gab es auch aus der Zivilgesellschaft und von Vertretern anderer Glaubensgemeinschaften: Warum sollte man den orthodoxen Gläubigen erlauben, was man eine Woche zuvor römisch-katholischen und evangelischen Kirchgängern verweigert habe? Schlie‎ßlich meldete sich auch der Staatspräsident offiziell zur Sache und ermahnte mit eindringlichen Worten: Man solle unbedingt zu Hause bleiben, sonst werde man nach der Osterfeier auf Beerdigungen gehen müssen.



    Letztendlich ruderten sowohl die Regierung als auch die Orthodoxe Kirche zurück: Die Messen wurden hinter verschlossenen Türen und ohne Kirchenvolk abgehalten, die vom Patriarchen zelebrierte Messe in der Metropolitankirche wurde gleich von mehreren TV-Sendern übertragen und auch die unsinnige Idee des Polizei-Einsatzes für die Verteilung der Eucharistie bzw. des sogen. Heiligen Lichts wurde verworfen. In der Orthodoxen Kirche gibt es nämlich folgenden — an sich schönen — Brauch: Die Ostermesse beginnt in der Regel um 11 Uhr abends, um Mitternacht kommt der Pfarrer mit einer angezündeten Kerze aus der Kirche heraus und sagt die Worte: Kommt und nehmet Licht!“ Die nächststehenden Kirchenmitglieder zünden daraufhin die eigens mitgebrachten Kerzen von der Kerze des Pfarrers an, und das Licht wird von Mensch zu Mensch weitergegeben, bis ein richtiges Lichtermeer entsteht. Dann ruft der Pfarrer dreimal: Christus ist auferstanden!“ — und die Gemeinde antwortet jedes Mal: Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Im Anschluss wird ein entsprechendes Kirchenlied angestimmt und ebenfalls dreimal gesungen und erst danach geht die Messe weiter, unter gewöhnlichen Umständen mehrere Stunden lang. Tiefgläubige Menschen harren aus bis zum Schluss, die meisten aber gehen nach dem Lichtritual mit angezündeter Kerze nach Hause und feiern in weltlicher Stimmung in der Familie weiter.



    All das war unter den derzeitigen Bedingungen der Pandemie nicht möglich, und nachdem die Abmachung zwischen Kirche und Innenministerium auch zerrissen worden war, hat man sich auf ein anderes Procedere geeinigt: Kirchenhelfer oder Volontäre aus den jeweiligen Pfarreien waren bereits am Samstagnachmittag in Schutzmontur (also mit Maske und Handschuhen) mit dem Heiligen Licht ausgerückt, sind von Haus zu Haus gezogen und haben das brennende Licht bzw. die Eucharistie über den Zaun gereicht — dies im Fall von Ein- oder Mehrfamilienhäusern. In grö‎ßeren Plattenbau-Siedlungen oder Hochhäusern wie in meinem Quartal wurde einfach ein brennendes Grablicht mit dem Segen des Bistums im Eingangsbereich hingestellt, und jeder, der wollte, konnte am Abend schnell herunter, um seine eigene Kerze von der gesegneten Feuerquelle anzuzünden. (Ich kann mir durchaus vorstellen, dass so etwas z.B. in Deutschland durch die Feuerwehr strikt verboten gewesen wäre…) Bei mir im Viertel haben auf jeden Fall viele Anwohner ihre brennenden Kerzen ans Fenster gestellt, und nach Mitternacht haben einige auch das einschlägige Kirchenlied vom Balkon aus angestimmt. Nachdem aber nicht alle Gesangskünste draufhaben, hörte sich das eher skurril als andächtig an. Ich bin auf jeden Fall froh, dass man eine vernünftige Lösung gefunden hat.



    So, mit meinen Eindrücken zum diesjährigen orthodoxen Osterfest habe ich schon nahezu die Hälfte der Sendezeit aufgebraucht, die Beantwortung von Fragen darf noch bis nächstes Mal waren, nun verlese ich noch ein paar Rückmeldungen von unseren Hörern — wohlgemerkt in der Reihenfolge ihres Eintreffens.



    Klaus Nowack (aus dem Münsterland) meldete sich per E-Mail mit folgendem kurzen Feedback:



    Liebes Team von Radio Rumänien International,



    seit einigen Jahrzehnten (über 30 Jahre) höre ich Ihren Sender auf Kurzwelle, so auch grade auf 9600 kHz.



    Ich möchte einfach nur ein Danke sagen für diese — für mich — wichtige Informationsquelle. Und ich liebe die Jazzmusik, die immer wieder bei Ihnen zu hören ist!



    Vom ganzen Herzen hoffe ich, dass Ihr Sender noch viele Jahre auf Kurzwelle zu hören sein wird, ist es doch völlig unproblematisch für mich, ohne PC eine tolle Sendung zu hören.



    Nochmals vielen Dank und bleiben Sie alles gesund!


    Ihr Klaus Nowack



    Vielen Dank für das Lebenszeichen, lieber Herr Nowack, herzliche Grü‎ße und bleiben auch Sie gesund!



    Ausführliches Feedback erhielten wir von Fritz Andorf aus Meckenheim (NRW):



    Liebes RRI-Team,



    nun ist die Coronavirus-Pandemie leider auch mit Macht über Ihr schönes Land hereingebrochen, und der Tourismus dürfte inzwischen völlig am Boden liegen. So freue ich mich, dass ich Rumänien noch im vergangenen Jahr besuchen konnte. Die Zahl der Infizierten und Toten steigt auch bei Ihnen täglich, wie aus den Nachrichten hervorging. Und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Inzwischen wurden auch in Rumänien ähnliche, teilweise sogar schärfere Ma‎ßnahmen (wie im Landkreis Suceava) als bei uns getroffen, um die Zahl der Erkrankten etwas einzudämmen. Bei uns ist das Leben fast ganz zum Erliegen gekommen. Man sieht nur noch wenige Menschen auf der Stra‎ße, die in die noch offenen Lebensmittelläden gehen, daneben einige Spaziergänger, einzeln oder zu zweit. Leider ist auch das kulturelle Leben völlig zusammengebrochen: also keine Filme in den Kinos, keine Konzerte, Theateraufführungen und keine sonstigen Veranstaltungen, nicht einmal mehr Gottesdienste, und das zum hohen Osterfest. Auch Gaststätten und Friseure mussten ihren Betrieb einstellen. So kann man nur im Haus bleiben, fernsehen, im Internet surfen, spazieren gehen und natürlich Radio hören, wobei die Kurzwelle wieder mehr Bedeutung erlangt hat.



    Und was die Kurzwelle angeht, so haben die Techniker von RRI bei der Wahl der Frequenzen für die Sommersendeperiode wieder einmal ins Schwarze getroffen. Denn der Empfang der Nachmittags- und Abendsendung ist hier im Rheinland auf den neuen Frequenzen wirklich hervorragend (Die Frühsendung habe ich noch nicht eingeschaltet). Offenbar wurde auch der zweite Sender nach der Reparatur wieder in Betrieb genommen, denn am Nachmittag kommt das Programm analog wieder auf zwei Frequenzen herein, wobei das Signal auf 7355 kHz etwas stärker ist als auf 9600 kHz. Und die Abendsendung auf 9570 kHz kann man fast wie von einem Ortssender empfangen.



    Im heutigen Programm fand ich die Rubrik Pro Memoria“ über die Wiederherstellung des Mehrparteiensystems Anfang 1990 besonders interessant. Dabei wurde auch das seitdem stark differierende Parteienspektrum gut dargestellt. Nun, der Wähler muss ja auch die Wahl haben zwischen verschiedenen politischen Richtungen.



    Von der Schlagermusik des beliebten Sängers Dieter Petrescu gefiel mir besonders gut der flotte Song Liebe das Leben“. Übrigens verzeichnet mein alter Sendeplan von RRI am Montag noch die rumänische Volksmusik. Offenbar wurde sie auf einen anderen Werktag verlegt oder etwa ganz gestrichen.



    Die genannten Umweltschutzprojekte klingen sehr gut, doch wird es jetzt wohl attraktiver sein, alte Schrottkarren von Deutschland nach Rumänien zu verschieben, weil sie dort erneuert werden können. Die Stra‎ßenbeleuchtung mit LED-Lampen wurde bei uns schon vor einigen Jahren durchgeführt, das ist wirklich eine gute Sache.



    Doch soweit für heute. Ich wünsche Ihnen allen und Ihren Familien beste Gesundheit und ein frohes Osterfest.



    Mit herzlichen Grü‎ßen von


    Ihrem Fritz Andorf



    Vielen herzlichen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Andorf. Die Volksmusik wurde nicht gestrichen, nur die jeweiligen Musiksparten-Rubriken in ihrer Reihenfolge verändert. Montags gibt es Pop, dienstags Klassik, Volksmusik gibt es mittwochs und freitags und donnerstags ist Jazz dran.



    Auch bei uns gibt es selbstverständlich keine Massenveranstaltungen im Kultur- oder Sportbereich mehr, der Trend zu Online-Übertragungen ist auch hier — dank schnellen Internets — zu bemerken. Da habe ich auch gleich einen Tipp für Opernliebhaber, den wir auch in der Sendereihe Rumänien einmal anders“ vergangenen Donnerstag unterbreitet haben: Das Bukarester Opernhaus stellt zweimal in der Woche Archiv-Aufführungen aus dem eigenen Haus online unter folgender Adresse zur Verfügung: www.operanb.ro/operaonline. Auch von uns herzliche Grü‎ße ins Rheinland und bleiben Sie gesund, lieber Herr Andorf!



    Zeit noch für ein kurzes Feedback von unserem Stammhörer Péter Lakati aus dem zentralnordungarischen Szokolya:



    Liebe Freunde!




    Ich freue mich sehr, dass ich in Ihrer Sendung vom 10.04.2020 um 14.00 Uhr UTC einen Beitrag über Herrn Prof Neagu Djuvara hörte. Ich lese eben sein gro‎ßartiges Buch Eine kurze Geschichte der Rumänen für Jugendliche nacherzählt“, in ungarischer Übersetzung in einem Klausenburger Verlag erschienen. So ein interessantes Buch habe ich schon lange nicht mehr gelesen! Es lässt sich nicht weglegen!



    Viele liebe Grü‎ße aus Szokolya/Ungarn, sănătate bună!

    Ihr

    Péter Lakati




    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Lakati! Ja, der vor wenigen Jahren im Alter von 101 Jahren verstorbene Historiker Neagu Djuvara (1916–2018) war ein Medienstar und auf jeden Fall ein begnadeter Erzähler; unter Historikern sind seine Thesen allerdings umstritten. Die Lektüre ist aber sicherlich spannend. Herzliche Grü‎ße nach Ungarn und bleiben auch Sie in bester Gesundheit, lieber Herr Lakati!



    Ich habe schon wieder etwas überzogen — zum Schluss ganz g’schwind noch die elektronische Postliste, denn der Luftpostverkehr dürfte ja eingestellt sein. Folgende Hörer meldeten sich in der vergangenen Woche auf elektronischem Wege: Dieter Feltes, Jörg-Clemens Hoffmann, Daniel Kähler, Anna und Bernd Seiser, Reinhold Meyer, Christian Siebert, Gerd Brüschke, Lutz Winkler, Herbert Jörger, Carsten Fenske, Helmut Matt, Michael Lindner und Beate Hansen (D) sowie Paul Gager (A).



    S.G. sagt: Danke fürs Zuhören, bleiben Sie gesund und bis nächstes Mal!



    Audiobeitrag hören:



  • Die Volontären-Schmiede – Jugendliche setzen grüne Projekte um

    Die Volontären-Schmiede – Jugendliche setzen grüne Projekte um

    Die Jugend in Rumänien zeigt sich immer mehr daran interessiert, an der Lösung der Probleme in ihren Gemeinden teilzunehmen. Um ihre Ideen und Projekte umsetzen zu können, brauchen sie aber Unterstützung, Orientierungshilfe und Mentoren. Die Volontären-Schmiede“ ist eine Initiative des Verbandes Wald der Kinder“ (www.padureacopiilor.ro), die Jugendlichen zwischen 15 und 25 Jahren hilft, ihre Projekte umzusetzen. Die Managerin Teodora Pălărie gibt uns Auskunft:



    Im Rahmen des Programms lernen sie in zwei Monaten und 16 Workshops, ein Projekt von der Idee bis hin zur Bewertungsetappe und Berichterstattung und Monitoring umzusetzen. Gelehrt werden sie von Mentoren, die Erfahrung in puncto Projekt-Abwicklung sowohl in der Geschäftswelt als auch bei NGOs haben. Bis jetzt haben 20 Jugendliche an der Schulung teilgenommen. Jetzt werden die Jugendlichen der 2. Auflage vor einer kleinen Expertengruppe ihre Projektideen vorstellen, um Feedback zu bekommen und ihre Ideen anzupassen. So sollten ihre Projekte effektiver werden. Wichtig ist, dass die Jugendlichen Seite an Seite mit den Trainern arbeiten. Zudem bekommen sie bis zu 200 Euro, um ihre Idee umzusetzen. Wenn dieses Geld nicht ausreicht, sieht eine Komponente des Projekts die Beschaffung von Geldmitteln vor.“




    Die Interessenten können sich bis zum 20. April anmelden. Sie müssen in den Monaten April, Mai und Juni mindestens 4 Stunden wöchentlich an den Workshops teilnehmen. Teodora Pălărie gibt weiter Auskunft:



    Das Projekt umfasst 3 Schulungsperioden, jede Periode dauert 3-4 Monate, so dass wir in einem Schuljahr drei Auflagen der »Schmiede« abhalten können. Das Programm fing im September 2016 an und wir beenden jetzt die zweite Auflage. Wir rekrutieren jetzt die Jugendlichen für die 3. Auflage. Bis jetzt haben 20 Judengliche am Programm teilgenommen und 7 Projekte befinden sich in unterschiedlichen Implementierungs-Etappen. Manche Projekte wurden schon abgewickelt, andere sollen jetzt vorgestellt werden und manche sollen mit Hilfe der Trainer getestet werden, so dass sie bis Ende April umgesetzt werden können.“




    Die Projektideen, die Im Rahmen der Volontären-Schmiede“ vorgestellt wurden, sind sehr unterschiedlich. Eine Idee war zum Beispiel, schon benutzte U-Bahn-Karten zu sammeln und daraus in ein Kunstobjekt mit erzieherischen Botschaften zu basteln. Die Jugendlichen sollen dabei lernen, dass auch kleine und bedeutungslose Gegenstände einen Nutzen bringen können. Recycling und Mülltrennung war eine andere Idee. Ein anderes interessantes Projekt hatte als Ziel, den kleinen Garten einer Bukarester Schule in einen Gemüsegarten umzugestalten.

  • Volontariat: Hilfe für Pflegeheimkinder auf dem Weg ins Erwachsenenalter

    Volontariat: Hilfe für Pflegeheimkinder auf dem Weg ins Erwachsenenalter

    Gleich nach der Wende hat die ganze Welt erfahren, wie katastrophal die Verhältnisse in den rumänischen Waisenhäusern waren. Die Lage hat sich seitdem enorm verbessert. Probleme gibt es aber nach wie vor in den jetzigen Pflegeheimen. NGOs versuchen den Kindern zu helfen, ein normales Leben als künftige Erwachsene zu führen.



    Das Bildungsprogramm Ajungem mari“ — Wir werden gro‎ß“ wurde vor einem Jahr ins Leben gerufen. Ziel des Programms ist es, den Kindern aus den Pflegeheimen Bukarests zu helfen, verantwortliche, unabhängige und selbstbewusste Erwachsene zu werden. Durch langfristige und an ihre Bedürfnisse angepasste Bildungsprogramme können sie das Trauma ihres Lebens im Pflegeheim oder in einer Problemfamilie überwinden. Iarina Ştefănescu hat das Programm eingeleitet und erläutert:



    Das Bildungsprogramm »Wir werden gro‎ß« startete, nachdem ich in einem Englisch-Projekt in den sozialen Einrichtungen involviert war. Und ich sah, dass zwei Stunden spielerischer Bildung in der Woche für die Kinder, die von Volontären unterstützt werden und denen interaktiv neue Sachen beigebracht werden, sehr viel bedeuten. Es zählen sowohl die angeeigneten Kenntnisse und Werte als auch das Vertrauen und die Offenheit, die sie dann zeigen.“




    Iulia Blaga und Andreea Dumitru arbeiten als Volontärinnen für das Programm Wir werden gro‎ß“. Mit den Kindern sind sie ins Kino gegangen, sie haben Museen und Büchereien besucht, Blumen gepflanzt und gemalt, sind in den Park gegangen und haben ihnen die Stadt gezeigt. Das Fehlen der Motivation der Kinder und des Personals in den Pflegeheimen sei eines der grö‎ßten Probleme des Systems. Andreea Dumitru dazu:



    Die Kinder sind nicht motiviert, in die Zukunft zu blicken, vielleicht weil die nicht allzu viele Alternativen haben, im Pflegeheim oder au‎ßerhalb des Heimes. Mit 18 Jahren verlassen sie das Heim und gehen ins Unbekannte. Wir als Volontäre versuchen, ihnen zu zeigen, dass jeder von uns es irgendwie im Leben geschafft hat, dass jeder von uns letzten Endes seinen Weg gefunden hat. Ich möchte, dass diese Kinder verstehen, dass nicht alles vorherbestimmt ist, dass es auch andere Sachen au‎ßerhalb der Institutionen gibt, dass sie sich auch au‎ßerhalb dieses Systems entwickeln können. Manchmal haben wir den Eindruck, dass wir, die Volontäre, ein Tropfen im Ozean sind und dass alles, was wir mit den Kindern in der einen Stunde unternehmen, umsonst ist.“




    Iulia Blaga berichtet auch über ihre Erfahrung mit den Kindern aus den Pflegeheimen:



    Man muss mit ihnen viel arbeiten, aber mein Eindruck ist, dass sie sehr rezeptiv sind. Manchmal glaube ich, dass sie morgen alles wieder vergessen, aber andererseits denke ich, dass das, was wir ihnen sagen, für immer bleibt. Ich habe ihnen mal den Film »Der Vagabund« und »Das Kind« von Charlie Chaplin gezeigt, die haben ihnen sehr gefallen.“




    Andreea Dumitru erzählt über das nicht immer reibungslose Verhältnis zum Pflegepersonal und zu den Kindern selbst:



    Ich habe viel gegen die Einstellung des Personals und der Kinder gekämpft. Man sagt den Kindern oft: ‚Du wei‎ßt nichts, du kannst nichts, aus dir wird nichts.‘ Und ich habe mich gefreut, wenn ich eine Geste in die entgegensetzte Richtung gesehen habe. Manche Kinder habe ich lieb gewonnen, insbesondere zwei, die fast keine Familie haben, und ich möchte mit ihnen langfristig arbeiten. Es ist eine Herausforderung mit einem Kind zu arbeiten, dem man von Anfang an keine Chance eingeräumt hat. Ich möchte mit den Kindern so viel Zeit wie nur möglich au‎ßerhalb der Heime verbringen. Ich bin mir sicher, dass sie in ein paar Jahren viel nachholen werden.“




    Die Volontärin Iulia Blaga achtet im Umgang mit den Kindern auch auf die richtige Grammatik und vermittelt nicht selten soziale Kompetenzen:



    Sogar die kleinen Fortschritte in der Grammatik können als Fortschritte angesehen werden. Wenn man ihre Fehler ein paar Mal berichtigt, begreifen sie, wie es richtig hei‎ßt. Ich versuche, an die kleinen Sachen, die klappen, zu denken. Ich bringe einem Jungen Lesen und Schreiben bei. Ich habe ihn gebeten, die vereinbarten Stunden einzuhalten, und ich habe gemerkt, dass er begonnen hat, sein Wort zu halten. Wir haben das Naturkundemuseum »Grigore Antipa« und die Bücherei »Cărtureşti Carusel« besucht. Da hat er viele Leute gesehen und er hatte Angst, er wusste nicht, wie er reagieren soll. Ihm schienen alle Kinder schlauer, netter, beliebter und mit mehr Wertschätzung bedacht. Letztendlich haben wir uns hingesetzt und haben uns ein Motorrad-Album angeschaut. Jeder wählte sich ein Motorrad aus, so wie die Kinder das machen. Als ich mit ihm zum Internationalen Film-Festival »Next« gegangen bin, habe ich gemerkt, dass er handwerklich begabt ist. Eine Künstlerin bastelte Röcke aus Draht, so wie diese im Film zu sehen waren. Er bastelte auch einen Rock und hat ihn mir geschenkt. Ich möchte ihm helfen, dieses Talent zu entwickeln.“




    Iarina Ştefănescu, die Gründerin und Koordinatorin des Bildungs-Programms Wir werden gro‎ß“, hält die Förderung von Begabungen für besonders wichtig:



    Ich finde es sehr nützlich, wenn wir auch die Talente und Fähigkeiten der Kinder entdecken, um ihnen langfristig zu helfen. Der nächste Schritt ist das Projekt »Wage, zu träumen!«. Wir möchten sie in unterschiedliche Fabriken, Unternehmen bringen, um mit Menschen aus unterschiedlichen Bereichen in Kontakt zu kommen. In vielen Fällen haben sie keine Vorbilder und sie wissen nicht, was ein Beruf voraussetzt. Natürlich fällt es ihnen dann schwer, ihren eigenen Weg zu finden. Sie brauchen Menschen, die ihnen erzählen können, was sie erlebt haben, dass sie auch unsicher waren und Schwierigkeiten bewältigen mussten, es aber bis zuletzt geschafft haben.“




    Das Bildungsprogramm Wir werden gro‎ß“ wird in Zukunft auch au‎ßerhalb von Bukarest implementiert. Timişoara, Iaşi, Cluj und Buzău sind die nächsten Städte, wo die Volontäre des Programms demnächst tätig sein werden.

  • Wohltätigkeit: Schräge Aktionen für gute Zwecke

    Wohltätigkeit: Schräge Aktionen für gute Zwecke

    Gro‎ßangelegte Spendenkampagnen werden in Rumänien durch das soziale Engagement und den einfühlsamen Geist von Freiwilligen möglich, die sich zum Ziel setzen, den Bedürftigen zu helfen. Die Initiativen der Stiftungen Beard Brothers“ und Free Mioriţa“ stie‎ßen auf ein gro‎ßes Interesse und ihre Mitglieder machen auf nonkonformistische Weise die anderen darauf aufmerksam.



    Spenden, die die medizinische Behandlung von Krebskranken möglich machen, öffentliche Sammelaktionen zur Ausstattung von Schulen mit Büchern und Rechnern sowie von Krankenhäusern mit Geräten der neuesten Generation — all dies wurde in den letzten Jahren mithilfe von Spendenkampagnen unter Privatpersonen möglich. Junge und engagierte Menschen mit einem starken Wunsch nach Änderungen, die gleichzeitig keine Geduld mehr haben, um von den Behörden Unterstützung zu erwarten, leisten ehrenamtliche Arbeit bei Wohltätigkeitsstiftungen. Viele davon wurden von ihnen selbst gegründet. Diese Stiftungen werden, wie erwartet, von der Persönlichkeit ihrer Gründer stark geprägt. So zum Beispiel die Stiftung Beard Brothers“ aus im mittelrumänischen Cluj (Klausenburg). Gegründet wurde die Stiftung von einer Gruppe bärtiger und tätowierter Motorradfahrer, die aus ihrem Image ein Markenzeichen gemacht haben. Eines der Mitglieder der Gruppe, Cornel Hoza, kommt zu Wort mit Einzelheiten:



    Wir haben die Stiftung im November 2013 gegründet. Wir haben ambitionierte Pläne, wir wollen uns möglichst viel in der Gesellschaft engagieren und möglichst vielen Mitmenschen helfen. Wir haben bislang sieben gro‎ßangelegte Spendenkampagnen, begleitet von verschiedenen Veranstaltungen, organisiert. Wir engagieren uns in jeder Art von Wohltätigkeitsaktionen, wir folgen keinem Muster. Unser soziales Engagement wird einfach von Gefühlen ausgelöst. Wir haben Spenden für ein krebskrankes Kind gesammelt, wir haben einem Kindergarten für Kinder mit Behinderungen einen Bus besorgt.“




    Bei anderen Projekten hat die engagierte Gruppe Müll gesammelt und durch Spendenkampagnen bedürftigen Menschen geholfen. Inwieweit hat ihr Nonkonformismus zum Erfolg der Kampagnen beigetragen? Auf diese Frage antwortet unser Gesprächspartner Cornel Hoza:







    Das hat mit Sicherheit eine wichtige Rolle dabei gespielt. Ich kann mir nur vorstellen, wie man einen gro‎ßen und bärtigen Mann betrachtet, der im Park von Cluj Kuchen verkauft… Das muss bestimmt stark wirken. Wir haben zudem auch Kampagnen angesto‎ßen, wobei wir uns selber die Haare im Stadtzentrum abrasierten, damit wir die Passanten auf uns und unsere Initiative aufmerksam machen. Man kann bestimmt sagen, dass wir die Sachen anders machen. Alles hat mit neun Freunden angefangen, aber mit der Zeit ist unsere Gruppe gewachsen und die Initiative stie‎ß auf immer grö‎ßeres Interesse. Viele Menschen unterschiedlicher Berufe haben sich unserem Verband angeschlossen. Uns bringt aber ein gemeinsamer Wunsch zusammen: etwas für unsere Mitmenschen zu tun. Wir arbeiten rein ehrenamtlich, niemand verdient etwas dabei.“ src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg

    Bärtige Motorradfahrer mit gro‎ßem Herz:


    die Beard Brothers aus Klausenburg


    (Foto: facebook.com/beardbrotherscluj)



    Die Bärte, die Tattoos, die Motorräder und vor allem ihr einfühlsamer Geist haben die Beard Brothers“ zu einer immer grö‎ßer werdenden Gruppe gemacht. Die Stiftung zählt jetzt 29 bärtige Männer, denen sich auch 30 Frauen anschlossen, die nun die Sparte Sisterhood“ bilden.




    Dank ihres Umweltbewusstseins und des Interesses für Reisen haben die Mitglieder des Verbands Free Mioriţa“ ihre Hobbys und den Wunsch, anderen in nonkonformistischer Weise Gutes zukommen zu lassen, auf einen gemeinsamen Nenner gebracht. Wie die Initiative entstand, erläutert Iulian Angheluţă:



    Am Anfang haben wir Strände gereinigt und Kleider für Bedürftige gesammelt. Einer besonderen Popularität hat sich unsere Aktion »Unterwegs mit dem rumänischen Dacia-Auto bis in die Mongolei« erfreut. Das war im Sommer 2012, das Jahr, in dem wir den Verband gründeten. Es handelte sich um eine humanitäre Rallye. Es war eine echte Herausforderung, bis in die Mongolei mit dem Dacia zu fahren, dann haben wir das Auto am Zielort, genau wie alle Teilnehmer, einer Nichtregierungsorganisation gespendet. Die Organisation hat dann alle Autos der Teilnehmer versteigert. Ziel des Projektes war es, den mongolischen Nomadenkindern Tablets oder jede Art von digitalen Geräten anzubieten, die ihnen den Zugang zur Ausbildung ermöglichen.“




    Das engagierte Team wollte sich an der Rallye mit einem rumänischen Auto beteiligen. Nicht zufällig gaben sie dem Auto den Namen einer berühmten rumänischen Volksballade: Mioriţa“ (zu dt. Das Schäflein“). Nach der Rückkehr aus der Mongolei stie‎ßen Iulian Angheluţă und seine Freunde eine neue Initiative an: Rumänische Dörfer, die noch nicht elektrisch beleuchtet waren, mit Strom zu versorgen. Der Mangel an elektrischer Beleuchtung betrifft zahlreiche Familien. Iulian Angheluţă kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:






    Nach der Volkszählung aus dem Jahr 2011 stellte sich heraus, dass es in Rumänien 284.000 Haushalte gibt, die am Stromnetz nicht angeschlossen sind. Das ist die offizielle Zahl.







    Es kann wohl sein, dass viele davon nicht bewohnt sind, kann auch sein, dass nur 100.000 davon bewohnt sind, als durchaus wichtig erweist sich dennoch die Zahl der Menschen, die dort wohnen. Es handelt sich um bedürftige Menschen, die zu fünft oder sogar zu zehnt in einem Haushalt ohne Strom leben.“ src=/files/Panoramice/RO

    Bringt Licht ins Dunkel:


    Iulian Angheluţă vom Verein “Free Mioriţa”


    Foto: Codruţa Angelescu, facebook.com/freemiorita



    Diese Kampagne fand ihren Startpunkt im westrumänischen Dorf Ursici, Landkreis Hunedoara, später wurde sie auch in den Landkreisen Suceava, Maramureş, Caraş-Severin und Braşov (Kronstadt) organisiert. Mioriţa-Mitglieder haben dort mobile Solaranlagen eingebaut. Das machten ebenfalls zahlreiche Spenden der Unternehmen und Privatpersonen möglich. Ihr Transport erfolgte auch unter den bestehenden Bedingungen, die nicht immer mild sind: In der Winterzeit haben die Freiwilligen die isolierten Dörfer mit dem Schlitten, in der Sommerzeit mit dem Pferdewagen erreicht. Der Einbau der Photovoltaikanlagen auf dem Dach der Dorfschulen hat den Stromanschluss möglich gemacht. Iulian Angheluţă dazu:



    Als wir den Veband gründeten, setzten wir uns zum Ziel, unseren Mitmenschen zu helfen und zugleich durch unsere Aktionen umweltfreundlich zu bleiben. Wir wollen von diesem Weg nicht abweichen. Das hat zahlreiche Vorteile: Wir geben weniger Geld aus, wir haben keine Bäume gefällt, die Sonne ist immer noch kostenfrei. Für die Wartung dieser Einrichtungen muss man nicht viel bezahlen. Im Frühjahr haben wir bei vier Schulen für die elektrische Versorgung gesorgt und das Bildungsministerium hatte keine Ahnung davon. Wir haben uns vor Ort erkundigt, wieviele Haushalte und Dörfer es noch gibt, die sich mit dieser Situation konfrontieren. Wir müssen Sponsoren überreden, aber viel schwieriger ist der Kampf gegen die Trägheit der Behörden. Der Staat hat Verpflichtungen gegenüber der EU und eine moralische Verpflichtung gegenüber seinen Bürgern. Meinen Schätzungen zufolge gibt es über ein dutzend tausend Menschen in Rumänien, die im Dunkeln leben. Und es gibt tausende Familien, die somit auch keinen Zugang zur Information haben. Das hei‎ßt, ihre Kinder haben keinen Zugang zur hochwertigen Ausbildung. Nicht zuletzt kommen infolgedessen auch Gesundheitsprobleme vor, denn die Kinder schreiben ihre Hausaufgaben im Licht einer Gaslampe oder einer Kerze. Sie haben daher richtige Augenprobleme.“




    Die Familien, die in solchen Dörfern leben, könnten sich weder leisten, ihre Haushalte an die bereits existierenden Stromnetze anzuschlie‎ßen, noch die monatlichen Stromkosten zu bezahlen. Für ihr Engagement erwarten Iulian Angheluţă und die Freiwilligen des Verbands Free Mioriţa“ keine Belohnung. Sie hoffen nur darauf, dass sie auch künftig genug Energie haben werden, um mehr bedürftigen Menschen zu helfen.

  • Forstbestand: Volontäre gegen Abholzung

    Forstbestand: Volontäre gegen Abholzung

    Die Wälder bedeuten nicht nur frische Luft oder Biodiversität, sondern auch Arbeitsplätze, Lebensmittel oder Rohstoffe für bestimmte Industrien. In Rumänien nehmen sie zurzeit nur noch 27% der gesamten Oberfläche des Landes ein — genauer sind es 6,4 Millionen Hektar. Davon wird etwa die Hälfte staatlich verwaltet, durch den sogenannten Forstverwaltungs-Betrieb Romsilva, während die übrigen Waldflächen in Privatbesitz sind. Und hier beginnen die Probleme.



    Die Nutzungsbeschränkungen in der Forstwirtschaft, insofern sie gesetzlich geregelt sind, werden von den privaten Waldbesitzern weniger in die Praxis umgesetzt. Eigentlich würden sie so gut wie gar nicht umgesetzt, behauptet Alin Uşeriu-Uhlman, Vorsitzender der Nichtregierungsorganisation Tăşuleasa Social“. Er glaubt, dass die illegale Abholzung in den letzten Jahren ein unerwünschtes Rekordausma‎ß erreicht hat.



    Wenn wir auf die vergangenen 25 Jahre zurückblicken, glaube ich, dass es in der gesamten Geschichte Rumäniens keinen ähnlich weitreichenden Missbrauch der Wälder gegeben hat. Unser Verband ist inmitten der Karpaten tätig, aber, weil es kein nachhaltiges Programm zugunsten der 850.000 Haushalte in den Gebirgsorten gibt, zielt der einzige angewandte Plan auf die Ausplünderung der Berge ab. Und daran sind sehr viele Menschen beteiligt, sie werden allerdings von denjenigen unterstützt, die den Wald bewachen müssten. Ich denke, wir stehen aus dieser Sicht betrachtet sehr schlecht da. In den letzten 25 Jahren wurden die Wälder ständig missbraucht.“



    Die massive Abholzung in den rumänischen Wäldern hat mehrere Nichtregierungsorganisationen aufmerksam gemacht. Sie sind bemüht, das Problem durch spezifische Aktionen zu bekämpfen: Lobby-Arbeit, Protestaktionen, Pflanzung von Jungbäumen. Neben Tăşuleasa Social“ macht der World Wide Fund auf die Bedeutung der Erhaltung von Wäldern aufmerksam. Csibi Magor, Direktor von WWF România, glaubt, dass die Waldrodungen der letzten Jahre nicht unbedingt auf die mangelhafte Gesetzgebung, sondern eher auf die fehlerhafte Umsetzung der Gesetze zurückzuführen sind.



    Die in Rumänien geltende Gesetzgebung die Wälder betreffend sowie die Grundsätze, auf denen das Forstgesetz stützt, sind angemessen und gut. Eben aus diesem Grund haben wir immer noch natürliche Wälder, mit einer gro‎ßen Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren. Die Tatsache, dass dieses Forstgesetz nicht angewandt oder mangelhaft umgesetzt wird, stellt eine ganz andere Diskussion dar. Und es reicht nicht aus, in dieser Debatte nur auf das Umwelt- und Waldministerium zu verweisen, sondern hier muss auch das Justizministerium mit einbezogen werden. Solange 95% der Verfahren infolge von strafrechtlichen Verstö‎ßen gegen das Forstrecht nicht beendet sind, ist es schwierig, von einem Kampf gegen die Korruption in der Forstverwaltung zu sprechen.“



    Eine weitere gesetzliche Lücke hängt mit der Tatsache zusammen, dass in Rumänien die EU-Fördermittel nicht ausreichend ausgeschöpft werden. Die EU stellt den Mitgliedsstaaten — zum Beispiel durch ihre Gemeinsame Agrarpolitik bzw. den Europäischen Fonds für Ländliche Entwicklung — Finanzmittel für Projekte zur Verfügung, die der Aufforstung, der Erhaltung von Ökosystemen oder der Entwicklung der ländlichen Gemeinschaften aus Waldregionen dienen. Csibi Magor vom WWF erklärt:



    Die EU verfügt über Sonderfonds, die den Wäldern gewidmet sind, aber das hei‎ßt noch lange nicht, dass es diese Fonds auch in Rumänien gibt. Aus meiner Sicht haben wir vor dem Beitritt 2007 in diesem Bereich schlecht verhandelt, weil bei uns der Fonds für ländliche Entwicklung die Wälder nicht miteinbezieht. Wir hätten beinahe denselben Fehler in der Haushaltsperiode 2014-2020 begangen und damit für weitere sieben Jahre keine Gelder für den Waldbestand erhalten. Es hat aber eine Protestaktion in Bukarest gegeben, die Waldbesitzer sind dafür nach Bukarest gekommen. Wir haben den Protest ebenfalls unterstützt und am Ende hat uns das Landwirtschaftsministerium versprochen, die Wälder in den neuen Plan zur ländlichen Entwicklung einzuschlie‎ßen.“



    Bürgerproteste und soziales Engagement scheinen also Teil der Lösungsansätze zu sein, zumindest solange die Behörden nicht entschlossen auf dem Gebiet agieren. Und das wissen die Mitglieder von Tăşuleasa Social“ nur allzu gut. Der 2001 gegründete Verein stützt sich auf die Arbeit von Freiwilligen, die im Laufe der Jahre Zehntausende von Jungbäumen gepflanzt haben. Dabei waren sie vor allem in Siebenbürgen tätig, aber auch in der Nähe der Hauptstadt Bukarest.



    Die Freiwilligentätigkeit wird in Rumänien verkehrt wahrgenommen und, sie kann ohnehin nicht erklärt, sondern nur gefühlt werden. Au‎ßerdem ist es die Pflicht eines Menschen, etwas für die Artgenossen zu tun“, glaubt Alin Uşeriu-Uhlman, der Vorsitzende von Tășuleasa Social“. Dank seiner Überzeugungskraft konnte er für jede Aufforstungs-Aktion Tausende Freiwillige mobilisieren. Wir fragten Uşeriu-Uhlman, wie gro‎ß die von dem Verein bewaldete Fläche ist und ob die Anzahl der Jungbäume ausreichend ist.



    Es sind leider nicht viele. Wir haben insgesamt 115 Hektar aufgeforstet, uns haben über 5000 Jugendliche unterstützt. Leider werden in Rumänien ebenfalls 115 Hektar Wald täglich abgeholzt. Also können wir nicht tatenlos zusehen. Und diese Initiative war unsere einzige Kampfwaffe. Die rumänischen Wälder sind ein europäisches Gut, nicht nur ein Gut Rumäniens. Deshalb sage ich, dass das Holz nicht nur das Eigentum derjenigen ist, die es nutzen, sondern ein kollektives Eigentum. Wenn die Natur sich aber nicht irgendwie selbst regelt, wei‎ß ich wirklich nicht, was wir Bürger unternehmen werden. Unsere Aktion ist ein Anfang, aber leider müssten die Hüter dieser Wälder, die sich gegen den Missbrauch stemmen sollten, einen viel grö‎ßeren Resonanzkörper haben.



    Das soziale Engagement ist ausschlaggebend und muss weitergeführt werden, zumal im Rumänischen Parlament gerade über ein neues Forstgesetz verhandelt wird, meint Csibi Magor, WWF-Direktor in Rumänien.



    Das soziale Engagement kann einen Unterschied machen. Das Forstgesetz strebte in seiner ersten Fassung eine völlige Öffnung gegenüber den Anforderungen des Marktes in Sachen Abholzungen an. Wir haben dann sofort reagiert und haben alle Anhänger von WWF-Rumänien gebeten, ihren Abgeordneten zu schreiben oder sie anzurufen, um ihnen zu erklären, dass diese nicht die von den Bürgern erwünschte Zukunft für ihr Land sein kann. Was passierte dann? Am ersten Tag danach haben 9 Abgeordnete ihre Unterstützung für den Gesetzentwurf zurückgezogen. Hinterher wurden vier Fassungen des Forstgesetzes, nach wiederholten Kampagnen, an den verantwortlichen Parlamentsausschuss zurückgeschickt. Zurzeit haben wir ein Forstgesetz, das nach Beratungen mit der Zivilgesellschaft verfasst wurde, das aber noch im Parlament blockiert ist. Aber Tatsache ist, dass jene schädliche Fassung nicht durchgekommen ist. Dieser Druck muss ständig ausgeübt werden.“



    Fazit: nicht nur bei Waldrodungen, sondern auch bei anderen sozialen Problemen, bleiben soziales Engagement und Freiwilligenarbeit als Lösungsalternativen gültig.



    Audiobeitrag hören: