Tag: Waisenkinder

  • Nachrichten 29.07.2024

    Nachrichten 29.07.2024

    Rumänien begeht am Montag den Tag der Nationalhymne. In seiner traditionellen Botschaft zu diesem Anlass, sprach Präsident Klaus Iohannis von „einer guten Gelegenheit, das kollektive Engagement unserer Generation für die weitere Entwicklung Rumäniens zu bekräftigen“. Der Staatschef erklärte, dass die Hymne „die Einheit der Nation zum Ausdruck bringt und nicht nur die bedeutenden Momente unserer Geschichte definiert, sondern vor allem die Erfüllung der hohen Ideale, die wir uns im Laufe der Jahre gesetzt haben – die Gewährleistung von Freiheit und Souveränität, die Einführung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, die Mitgliedschaft Rumäniens in der Europäischen Union und der NATO“. Der Tag der Nationalhymne wird heute mit militärischen Zeremonien in allen rumänischen Garnisonen begangen. In Bukarest standen ein Gottesdienst und ein Konzert des Orchesters des Verteidigungsministeriums auf dem Programm. Der Tag der rumänischen Nationalhymne wurde 1998 ausgerufen und wird jedes Jahr am 29. Juli zelebriert. Die Hymne „Deșteaptă-te române!“ (Erwache, Rumäne!) wurde von Anton Pann komponiert, der Text stammt von dem Dichter Andrei Muresanu.

    Das Außenministerium rät rumänischen Staatsbürgern von Reisen in den Libanon ab. Dies angesichts der jüngsten bewaffneten Zusammenstöße an der libanesisch-israelischen Grenze. Rumänische Staatsangehörige, die sich bereits im Land aufhalten, werden aufgefordert, verantwortungsvoll zu prüfen, ob sie im Libanon bleiben müssen, während denjenigen, die sich im Süden aufhalten, dringend empfohlen wird, die Region unverzüglich zu verlassen. Das Außenministerium rät rumänischen Staatsbürgern, die sich im Libanon aufhalten, ihre Anwesenheit bei der rumänischen Botschaft in Beirut zu melden. Israelische Militärflugzeuge hatten in der Nacht zum Samstag mehrere Ziele der Hisbollah im Nordlibanon angegriffen, nachdem bei einem Raketenangriff auf einen Fußballplatz in einem drusischen Dorf auf den israelisch besetzten Golanhöhen 12 Menschen, darunter auch Kinder, getötet worden waren.

    Ende März lag die Zahl der Kinder in Rumänien, bei denen beide Elternteile im Ausland arbeiten, bei rund 9.000. Das sind 719 weniger als Ende des Vorjahres, so die Daten der Nationalen Behörde für Kinderschutz und Adoption. Davon befanden sich etwa 8.300 in der Obhut von Verwandten bis zum vierten Grad, ohne Schutzmaßnahmen, während die übrigen bei einer mütterlichen Hilfskraft, in Heimen oder bei anderen Familien oder Personen untergebracht waren. Die Quelle sagte, dass mehr als 44.600 Kinder einen Elternteil haben, der im Ausland arbeitet, die meisten von ihnen in der Obhut von Verwandten. Etwa 7 000 Kinder stammten ebenfalls aus Familien, in denen der allein erziehende Elternteil im Ausland arbeitete, die meisten von ihnen in der Obhut von Verwandten. Mehr als 2 200 Kinder befanden sich im besonderen Schutzsystem, die Hälfte von ihnen in der Obhut von Verwandten, die übrigen in der Obhut von Pflegeeltern, in Heimen, in der Obhut anderer Familien oder Personen.

    Olympia-News: Im Rudern hat sich Rumäniens Frauen-Achter am Montag für das A-Finale A qualifiziert. Das Boot gewann den zweiten Lauf in 6 Minuten 12 Sekunden und 31 Hundersteln. Der rumänische Tischtennisspieler Ovidiu Ionescu musste sich am Montag bei den Olympischen Spielen im Herreneinzel dem Kroaten Andrej Gacina mit 1:4 geschlagen geben, während der rumänische Schwimmer Vlad Stefan Stancu die Qualifikation für das Finale über 800 m Freistil verpasste. Am Sonntag qualifizierte sich der Schwimmer David Popovici im Halbfinale über 200 m Freistil mit der besten Zeit von 1 Minute 44 Sekunden und 53 Hundersteln für das Finale. Der 19-jährige Popovici, zweifacher Weltmeister und vierfacher Europameister, hatte zuvor auch in den Vorläufen mit 1 Minute 45 Sekunden und 65 Hundersteln die beste Zeit erzielt. Vor drei Jahren war er bei den Olympischen Spielen in Tokio im Finale über 200 m Freistil Vierter geworden. Ebenfalls am Sonntag qualifizierte sich Rumänien für das Mannschaftsfinale der Frauen im Kunstturnen, 12 Jahre nach seiner letzten Teilnahme.

    Für Südrumänien gilt heute noch eine Hitzewellenwarnung der Stufe Gelb. In den anderen Regionen werden die Temperaturwerte im Vergleich zum Vortag sinken und in der Nähe der mehrjährigen Durchschnittswerte für dieses Datum liegen. Der Himmel wird wechselhaft sein, mit zeitweiliger starker Bewölkung, Schauern und Gewittern am Nachmittag über begrenzten Gebieten in den Gebirgsregionen und insbesondere in den Südkarpaten und den Kurvenkarpaten. Der Wind wird im Bergland, örtlich und zeitweise im Westen, Südwesten, in der Mitte und im Osten stärker werden, im Allgemeinen mit Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 25 und 37 Grad Celsius.

  • Funkbriefkasten 10.04.2022

    Funkbriefkasten 10.04.2022

    Willkommen, liebe Hörer*innen, zum heutigen FBK – ich heiße Alex Sterescu und freue mich, dass sie heute wieder dabei sind. Zu Beginn unserer Rubrik möchte ich erneut ein wenig auf den Ukraine-Konflikt eingehen, diesmal geht es mir um die sozialen Netzwerke und die dort abgebildete Anteilnahme mit den Opfern. Es geht mir nämlich genauso wie unserem Hörer Hans-Joachim Pellin, der feststellt, dass der Krieg bereits mehr als einen Monat dauert und möchte, dass alles möglichst schnell vorbei ist. Auch Herr Dieter Feltes brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass das Blutvergießen bald ein Ende findet.



    Allerdings merke ich, dass viele der Menschen, die sich im Internet solidarisch mit dem ukrainischen Volk zeigen, gleichzeitig Wut- und Hasstiraden auf das russiche Volk verbreiten. Vor allem meine rumänischen Mitbürger fallen in diese Kategorie, wie ich finde. Da ich doch ein friedfertiger Mensch bin, muss ich immer auch an russische Soldaten denken, die einfach gezwungen sind, Befehle auszuführen. Für mich ist diese Gewaltspirale der Auslöser weiterer Angstgefühle. Vor diesem Hintergrund habe ich recherchiert und herausgefunden, dass META, das Unternehmen, dem Facebook und Instagram gehören, die Spielregeln der unterschiedlichen Veröffentlichungen verändert hat.



    Wie die NY Times schreibt, setzte META einige der Qualitätskontrollen aus, die sicherstellen, dass Beiträge von Nutzern aus Russland, der Ukraine und anderen osteuropäischen Ländern ihren Regeln entsprechen. Meta habe seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im vergangenen Monat mehr als ein halbes Dutzend Änderungen an den Inhaltsrichtlinien vorgenommen. Das Unternehmen hat Beiträge über den Konflikt zugelassen, die es normalerweise gelöscht hätte – einschließlich einiger, die zum Tod des russischen Präsidenten Wladimir Putin und zu Gewalt gegen russische Soldaten aufriefen -, bevor es seine Meinung änderte oder neue Richtlinien aufstellte, hieß es aus Angestelltenkreisen.



    Dies habe zu interner Verwirrung geführt, insbesondere bei den Moderatoren, die auf Facebook und Instagram nach Texten und Bildern mit blutigen Inhalten, Hassreden und Aufrufen zur Gewalt suchen. Meta hat seine Regeln manchmal täglich geändert und damit einen Peitscheneffekt verursacht.



    Die Verwirrung über die Inhaltsrichtlinien sei dabei nur einer der Wege gewesen, auf denen Meta durch den Krieg in der Ukraine in Aufruhr geraten ist. Das Unternehmen habe auch mit dem Druck der russischen und ukrainischen Behörden wegen der Informationsschlacht über den Konflikt zu kämpfen. Und intern hat es mit Unzufriedenheit über seine Entscheidungen zu kämpfen, unter anderem von russischen Mitarbeitern, die um ihre Sicherheit besorgt sind, und ukrainischen Mitarbeitern, die wollen, dass das Unternehmen härter gegen Kreml-nahe Organisationen im Internet vorgeht, so die Quellen.



    Ein kleines Fazit für mich: Ich werde mich nach wie vor bemühen, relevante Berichterstattung selber auszumachen und mich nicht mehr am Newsfeed zu orientieren – denn der Newsfeed wird seit eh und je von einem Logarithmus vorgegeben.



    Und jetzt zu den Zuschriften unserer Hörerschaft: Herr Ernst Witibschlager schreibt uns aus Wels in Österreich. Er ist ein wenig enttäuscht darüber, dass er bislang noch keine QSL-Karte bekommen hat und stellt uns außerdem die wichtige Frage über die Zukunft der deutschsprachigen KW-Sender. Um ganz ehrlich zu sein, setzen wir uns mit dieser Frage seit meinen Anfängen bei RRI auseinander, das war um das Jahr 2003 herum. Kurz nach meiner Anstellung, musste RRI auch einige Fremdsprachen-Redaktionen schließen, etwa die türkische, die griechische oder portugiesische Abteilung. Zum Glück gibt es die deutsche Abteilung heute noch, und wir senden tatsächlich noch auf Kurzwelle. Wie es um die Zukunft des Senders bestellt ist, das steht immer noch in den Sternen – wichtig ist es aber wohl für die Chefetage, dass wir eine zahlreiche Hörerschaft nachweisen können. Das ist nur dann möglich, wenn wir genügend Zuschriften mit Empfangsberichten bekommen und auch unsere Postings im Internet gut verfolgt werden.



    Unser Hörer Michael Lindner muss wohl besonders gut gelaunt gewesen sein, trotz der winterlichen Bedingungen in seiner Region, als er uns folgende Zeilen schrieb: Es gibt auch eine wundervolle Nachricht am heutigen 01. April zu vermelden. Wie ein Wunder ist es mir gelungen, Ihr deutschsprachiges Programm auf der UKW-Frequenz 99,9 MHz in Stereoqualität zu empfangen. Die atmosphärischen Bedingungen des 01. Aprils ließen es zu, dass Ihre Signale bis nach Gera reichten. Leider ist es aber so, dass solche UKW-Weitempfänge nur einmal im Jahr möglich sind, immer nur am 01. April! Natürlich haben wir uns alle über diese Zeilen gefreut.



    Dann schrieb uns Siddhartha Bhattacharjee aus dem fernen Kharagpur in Indien, seine Email war auf Englisch verfasst. Seine Frage lautete: Gibt es in Ihrem Land verwaiste Straßenkinder? Gibt es Pläne der Regierung, das Problem der Waisenkinder zu beseitigen?



    Leider sind die Straßenkinder nach wie vor ein Teil des Alltags in den größten Städten des Landes. In Bukarest gab es 2016 ungefähr 1500 Straßenkinder. Laut einer anderen Quelle sollen 2018 landesweit 9000 Kinder auf der Straße gelebt haben.



    Dafür gibt es viele Ursachen, wie mehrere NGOs herausgefunden haben.


    Unter den allgemeinen Ursachen, die zur Existenz von Straßenkindern geführt haben, ist die Verstädterung. Die Entwicklung der Industrie und die Abwanderung der Bevölkerung vom Land in die Städte haben zur Entstehung von Vorstädten, zu sozialer Desorganisation und zum Zerfall der traditionellen Familie (durch Fehlanpassung) geführt, was Trennung, Scheidung, misshandelte, verlassene und auf die Straße geworfene Kinder zur Folge hatte.



    Eine weitere Ursache für das Auftreten des Phänomens der Straßenkinder ist die rumänische Bevölkerungspolitik bis Dezember 1989. Es ist allseits bekannt, dass die rumänische Bevölkerungspolitik bis 1989 eine geburtenfördernde Politik war, um die Zahl der Arbeitskräfte zu erhöhen. Es wurde viel Wert auf Quantität gelegt und nicht auf die Qualität der Nachkommen. Um die Bevölkerungszahl zu erhöhen, wurden Abtreibungen verboten und von der Verwendung von Verhütungsmitteln so weit wie möglich abgeraten. Dies führte dazu, dass viele ungewollte Kinder geboren wurden, die von ihren eigenen Eltern sehr leicht im Stich gelassen wurden.



    Ein weiterer Faktor, der dazu geführt hat, dass Straßenkinder obdachlos wurden, war und ist die Armut. Die meisten Straßenkinder stammen aus kinderreichen Familien ohne Einkommen und leben in extremer Armut. Sie haben kein Zuhause, weil es entweder von ihren Eltern verkauft wurde, um Geld zu verdienen, oder weil es durch Katastrophen zerstört wurde. Dieser Zustand extremer Armut veranlasst die Eltern meist dazu, ihre Kinder von klein auf zum Arbeiten zu schicken, um ihr Einkommen aufzubessern.



    Die Regierung versucht bereits seit Anfang der 2000er, durch verschiedene Programme die soziale Inklusion der Straßenkinder voranzutreiben. Die Zivilgesellschaft bescheinigt derartigen Initiativen kleinere oder größere Fortschritte. Mein persönlicher Eindruck vom Straßenbild in Bukarest ist, dass die Anzahl der Straßenkinder in den letzten 10 Jahren doch abgenommen hat. Dazu könnte auch die Nationale Strategie für die soziale Inklusion und Armutsbekämpfung für den Zeitraum 2015-2020 ihren Beitrag geleistet haben. Allerdings bin ich der Ansicht, dass das Interesse und die Initiativen von NGOs wie SOS Kinderdorf oder Rettet die Kinder (Salvati copiii) präsenter sind.



    So, wir nähern uns dem Ende des heutigen FBKs, hier noch eine Auflistung der Zuschriften, die wir bekommen haben: Vergangene Woche erreichten uns Emails von Bernd Seiser, Michael Reiffenstein, Michael Willruth, Heinz Günter Hessenbruch, Reinhard Westphal, Paul Gager, Ralf Urbanczyk mit einem ausführlichen Kommentar zur Ukraine-Krise, Lutz Winkler, Karin Zimmermann, Dieter Feltes, Alfred Albrecht, Horst Kuhn, Martina Pohl und Gerd Brüschke.



    Auch die Schneckenpost bescherte uns einige Zuschriften, über die wir uns gefreut haben, etwa von: Manfred Schida, Georg Feichtinger, Wolfgang Waldl, Thomas Becker, Johann Ruff, Klaus Huber, Michael Lindner, Christian Paustian, Erhard Lauber, Peter Möller, Detlef Jurk und Harald Süß.


    Fragen aus diesen Briefen werden wir in den folgenden Ausgaben unseres FBKs zitieren und beantworten.



    Die heutige Ausgabe ist hiermit zu Ende, danke, dass Sie bis zum Ende dabei waren. Ich wünsche ihnen ein angenehmes Restwochenende, bleiben sie gesund und bis zum nächsten Mal!

  • Begabt, aber benachteiligt: Mentoren helfen Heimkindern mit künstlerischem Talent

    Begabt, aber benachteiligt: Mentoren helfen Heimkindern mit künstlerischem Talent

    In Rumänien erreicht die Zahl der in Sozialeinrichtungen aufgenommenen Kinder 60.000. Diese Kinder, die von Geburt an oder in der frühen Kindheit verlassen wurden, werden in Heimen (ehemaligen Waisenhäusern) untergebracht, wo sie bis zum Alter von 18 Jahren meistens ohne Zuneigung, Familie, ohne angemessene Ausbildung und ohne die Möglichkeit leben, ihr kreatives und intellektuelles Potenzial zu entwickeln. Es ist daher nicht überraschend, dass nur 0,1% der Waisenkinder eine abgeschlossene Hochschulausbildung haben.



    Lajos Kristoff ist einer von ihnen, der es geschafft hat. Er hat die Fakultät für Internationale Beziehungen und Europäische Studien abgeschlossen und hat einen Master in klinischer Psychologie. Im Alter von 3 Jahren wurde Lajos Kristoff in einem Heim im zentralrumänischen Landkreis Mureş aufgenommen. Er hat die Hindernisse des Systems überwunden und sein Potenzial ausgeschöpft. Lajos Kristoff erzählt, wie ihm das gelungen ist:



    Ich glaube, ich war sehr verträumt und doch ziemlich reif. Ich war mutig genug für meine Träume und bereit, dafür zu kämpfen. In meinem Leben gab es Menschen, die mir meinen Horizont öffneten und mich ermutigten, in dem sie mir sagten, dass ich, wenn ich etwas erreichen will, dies auch erreichen kann, wenn ich mir meinen Lebensweges wähle. Von Kindesbeinen an wollte ich Medizin studieren, um mich auf pädiatrische Neurochirurgie zu spezialisieren, aber das war nicht möglich. Aber ich sagte mir, wenn ich das nicht schaffe, werde ich etwas tun, das mit der Erziehung und der Arbeit mit Kindern zu tun hat. Und ich beschloss, sagen wir mal so, ein Doktor der Seelen zu werden.“




    Doktor der Seelen“ oder Genie-Ausbilder“, so wird Lajos Kristoff inzwischen genannt. Nach einer beruflichen Laufbahn in der Gesellschaft für begabte Kinder, dem Gifted Education Center, legte er den Grundstein für ein Exzellenzzentrum für die Entdeckung und Entwicklung des Talentes eines jeden Kindes, sowohl derjenigen, die in einem Heim untergebracht sind, als auch derjenigen, die in Familien leben. Aus diesem Grund arbeitet das Exzellenzzentrum sowohl mit Aufnahmeeinrichtungen, als auch mit normalen Bildungseinrichtungen zusammen. Für die Kinder, die sich im Kinderschutzeinrichtungen befinden, ist diese Betreuung oft lebenswichtig, sagt Lajos Kristoff.



    Die meisten Kinder und Jugendlichen in Einrichtungen wachsen mit der Angst vor der Zukunft auf. Aus diesem Grund können sie ihre Ziele nicht erreichen, und all ihre Träume enden vor der Tür des Heimes. Ohne Eltern, Liebe und all das, was einfühlsame menschliche Interaktion bedeutet, können sie nicht in die Zukunft blicken, können sie ihr Lebensziel nicht erreichen und ihre Lebensaufgabe nicht sehen.“




    Vor drei Jahren startete Lajos Kristoff ein weiteres Projekt, das dem Exzellenzzentrum ähnlich ist, aber ein intensiveres und ehrgeizigeres Programm zur Entdeckung des latenten Potenzials umfasst: Mentor in Rumänien.



    Es handelt sich um ein nationales Netzwerk von Mentoren und Kindern, innerhalb dessen die Kleinen Einzel- oder Gruppenunterricht erhalten. Das Netzwerk ist seit 2017 tätig. Wir nehmen die Verbindung mit diesen Kindern über Jugendämter, Bürgermeisterämter und natürlich über das Bildungsministerium auf. Dadurch können wir in Schulen gehen und die Lehrer über unsere Tätigkeit informieren. Die Betreuung umfasst 16 Stunden pro Monat an formellen und informellen Treffen. Formell, weil sie innerhalb der Einrichtung, normalerweise in der Schule, stattfinden, während die informelle Treffen in Familien abgehalten werden. Ich betreue mehrere Kinder, die alle überdurchschnittlich intelligent sind. Eines davon lebt in Oneşti. Die anderen sind Teil einer Theatergruppe, sie alle verfügen über künstlerische, aber auch über wissenschaftliche und mathematische Fähigkeiten.“




    Das Projekt Mentor in Rumänien“ richtet sich an alle Kinder unter 12 Jahren, die in Heimen sowie in Familien leben, verliert aber nicht aus den Augen, dass Heim- und benachteiligte Kinder mehr Hilfe brauchen. Lajos Kristoff:



    Seit 12 Jahren organisiere ich auch Bildungscamps im Gebirge. Es ist ein gemeinnütziges Camp. Eines Tages schlug ich meinem Team vor, eine Betreuung aufzunehmen: die Schule der kleinen Mentoren, die hauptsächlich den Kindern aus der Jugendfürsorge gewidmet ist. Die erste Ausgabe der Sommer-Betreuung dauerte einen Monat und wir arbeiteten mit 20 Kindern aus den Kindertagesstätten des 3. und 4. Bukarester Stadtbezirks zusammen. Unser System der Einzel-, aber auch der Gruppenbetreuung wurde in die Praxis umgesetzt und hatte ausgezeichnete Ergebnisse. Wir arbeiteten als Team und konnten drei Wochen lang Kindern, die sich keine Träume leisten konnten und Probleme mit dem Selbstwertgefühl hatten, durch Gespräche, Theaterunterricht und verschiedene innovative Methoden helfen, sich selbst zu entdecken. Die Kinder wählten ihre Betreuer selbst aus.“



    Das Theater hilft den Kindern, sich auszudrücken, und bietet ihnen gleichzeitig finanzielle Hilfe. Deshalb organisiert Lajos Kristoff im Rahmen seiner Projekte auch Theaterkurse für Kinder. Und mit der Aufführung von Alice im Weihnachtsland“, einer Adaption des klassischen Textes von Lewis Caroll, die von Kindern und für Kinder aufgeführt wurde, hatte er gro‎ßen Erfolg. Die Erlöse aus dem Verkauf der Eintrittskarten werden einigen Kindertagesstätten in benachteiligten Landesregionen zugutekommen. Die Aufführung, die mit Unterstützung des Staatlichen Jüdischen Theaters und dem SARIDA-Verband produziert wurde, wurde von Ioan Păduraru geleitet. Ioan Păduraru, ebenfalls ein Freiwilliger in den von Lajos Kristoff organisierten Exzellenz-Camps, hob die Vorteile hervor, die sich aus der Annäherung zwischen Kindern, die in Familien leben, und denen, die in Heimen leben, entwickeln.



    Als wir die Zusammenarbeit aufnahmen, kamen sich die Kinder aufgrund ihrer künstlerischen Affinität näher. Wir alle sind Künstler, wir alle haben mehr oder weniger eine künstlerische Seite, unabhängig vom künstlerischen Bereich, in dem wir uns ausdrücken können. Meiner Meinung nach ist das Heimkind extrem empfindlich und hat viel Potenzial. Da es beim Ausdrücken seiner Gefühle kein elterliches Vorbild hat, klammert er sich an alles und jeden und drückt seine Sensibilität spontan und vollständig aus. Es gibt auch einige, die sich hinter künstlichen Mauern verstecken, und unsere Aufgabe als Mentoren ist es, die Sensibilität hinter diesen Mauern zu erkennen. Unter diesem Gesichtspunkt haben wir in der Sommerschule bemerkt, dass nicht wir zuerst auf diese Kinder zugegangen sind, sondern sie auf uns, um ihnen zu helfen, sich zu öffnen.“




    Das Programm Mentor in Rumänien“ wird auch 2020 fortgesetzt, und für dieses Jahr haben Lajos Kristoff und sein Team sich vorgenommen, mehr als 250 Kindern zu helfen, ihr Potenzial zu entdecken.

  • Adoptionsgesetz: Abgeordnete wollen schlankere Verfahren

    Adoptionsgesetz: Abgeordnete wollen schlankere Verfahren

    Unmittelbar nach der antikommunistischen Revolution von 1989 gingen grausame Bilder von schwer vernachlässigten Heimkindern aus Rumänien um die Welt. Es folgte eine beispiellose Welle der Solidarität: Zahlreiche ausländische Familien kamen in den anschließenden Wochen und Monaten nach Rumänien um Kinder zu adoptieren. Die ihnen im Ausland angebotenen Lebensstandards waren unvergleichbar höher.



    Dennoch gab es auch Fälle von Missbrauch. Dagegen übte vor allem die Baronin Emma Nicholson Kritik, die Berichterstatterin für Rumänien im EU-Parlament vor dem Beitritt des Landes zur Staatengemeinschaft. Vor dem Hintergrund eines Skandals um den Handel mit Kindern, untersagte Bukarest 2001 die Auslandsadoptionen, trotz der Lobbyarbeit mehrerer Staaten. Zehn Jahre später gaben die Verantwortlichen ausländischen Staatsbürgern erneut grünes Licht für die Adoption von rumänischen Kindern, allerdings unter bestimmten Auflagen.



    Gleichzeitig wurde an einer Verbesserung der nationalen Gesetzgebung im Bereich gearbeitet, angesichts der fast 60.000 Waisenkinder in Rumänien. Das extrem komplizierte Adoptionsverfahren, Personalmangel, fehlendes Interesse, Vorurteile, fehlende Jugendgerichte – all das führt dazu, dass die meisten Kinder und Jugendliche bis zum Erwachsenenalter in den Heimen bleiben. Manchen von ihnen bleibt jegliche Möglichkeit adoptiert zu werden verwehrt, obwohl sie theoretisch, unabhängig von Alter, Gesundheitszustand oder Volkszugehörigkeit, das Recht auf eine Familie haben.



    Derweil hat der Arbeits- und Sozialausschuss der Abgeordnetenkammer einen Gesetzentwurf zur Ermutigung der Adoptionen verabschiedet. Dadurch sollen Fristen gekürzt und Verfahren schlanker werden, damit ein Kinder schneller zur Adoption freigegeben werden kann. Die sogenannte Gewöhnungszeit für die Adoptiveltern wurde von 3 auf 12 Monate verlängert, damit sich das Kind besser mit seiner neuenFamilie vertraut machen kann. Die liberale Abgeordnete Cristina Pocora war für den betreffenden Änderungsantrag zuständig.



    Je älter das Kind ist, das adoptiert wird, desto größer sind seine Deprivationsschäden und emotionalen Probleme, vor allem wenn es in einem Heim oder bei einer Pflegefamilie gelebt hat.



    Die Gewöhnungszeit ist mit der Elternzeit zu vergleichen und wird auf Antrag gewährt, zusätzlich bekommen die Adoptiveltern einen monatlichen Zuschuss in Höhe von etwa 400 Euro. Der Sozialdemokrat Adrian Solomon erklärt den Unterschied:



    Für Kinder unter zwei Jahren kommt das Elterngeld- und Elternzeitgesetz zur Anwendung. Für Kinder, die älter sind als zwei Jahre, soll diese Regelung betreffend eine Gewöhnungszeit zur Anwendung kommen.



    Für zukünftige Adoptiveltern wird ferner die Gültigkeitsdauer des Eignungszeugnisses um ein weiteres Jahr verlängert. Sollten Antragsteller also nach einem Jahr noch kein Kind adoptiert haben, steht ihnen ein weiteres Jahr zur Verfügung. Das Hauptargument für die Gesetzesänderungen lieferte die niedrige Anzahl von Adoptionen im Falle von Kindern über zwei Jahren. Von den 1700 vorliegenden Anträgen betreffen die meisten Kinder unter zwei Jahren. Und von den 3800 zur Adoption freigegebenen Kindern sind nur 200 unter zwei Jahren.

  • Projekt für Waisenkinder: „Sei der Chef deines eigenen Schicksals“

    Projekt für Waisenkinder: „Sei der Chef deines eigenen Schicksals“

    Die alten Waisenhäuser hei‎ßen heute in Rumänien Einweisungszentren“, gerade um ihren transitorischen Charakter hervorzuheben. Theoretisch werden Kinder von hier entweder adoptiert oder bei Pflegeeltern untergebracht. Oft aber haben diese Kinder kein Glück und das Einweisungszentrum wird zu ihrem Zuhause von der Kindheit bis ins Alter von 18 Jahren. Ab diesem Zeitpunkt sind sie auf sich allein gestellt, in einer unbekannten Welt, ohne materielle Unterstützung. Oft haben sie keine besondere Ausbildung und müssen einen Arbeitsplatz finden. Au‎ßerdem müssen sie ohne Geldressourcen eine Wohnung finden, obwohl sie im Einweisungszentrum nicht darauf vorbereitet wurden.



    Um der Auswegslosigkeit der Waisen und der möglichen Ablehnung der späteren Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt vorzubeugen, hat der Verband zur Aktivierung der Menschenrechte (ADO Rumänien) ein Projekt ins Leben gerufen. Zwölf Jugendliche vom Eiweisungszentrum Nr. 5 in Periş, Landkreis Ilfov, werden kostenfrei eine Kochlehre besuchen. Anschlie‎ßend setzen die Projektveranstalter sie mit potentiellen Arbeitgebern in Verbindung. Rechtsanwältin Elena Corciu, Gründerin von ADO Rumänien, beschreibt das Projekt Sei der Chef deines eigenen Schicksals“ — die Bezeichnung des Projekts spielt auch auf die Bedeutung des Wortes Chef“ (rum. șef) im Englischen (chef = Küchenchef) an:



    Wir wollen dem Leben einiger Teenager, die gezwungen sind, bis ins Erwachsenenalter hinein in einem Weisenhaus zu leben, Sinn geben. Wenn sie da drau‎ßen sind, schlägt ihnen das reale Leben ins Gesicht, brutal und ungerecht, wo Drama, Ohnmacht und der Misserfolg die natürlichen Meilensteine ihres Schicksals sind. ‚Sei der Chef deines eigenen Schicksals‘ hat die Motivations- und Berufsberatung, die Berufseinweisung einer ersten Gruppe von 12 Jugendlichen als Ziel. Diese bereiten sich vor, das Einweisungszentrum Nr. 5 in Periş, Landkreis Ilfov, zu verlassen. Die Leistung eines Beratungsdienstes und der kostenlosen Rechtshilfe bezweckt die Aufstellung einer direkten Beziehung zu den Arbeitgebern aus der Gesellschaft, hinsichtlich der Einstellung der jungen Leute.“



    Sei der Chef deines eigenen Schicksals“ ist ein Projekt, das von dem berühmten Chefkoch Cezar Munteanu ins Leben gerufen wurde. Er ist nicht bei dem ersten Humanitärprogramm in seiner Karriere. Chef Cezar hat auch für die Kinder in Afrika gekocht und sich an Hilfsaktionen in den USA beteiligt. In Rumänin hat er die Drogenabhänigen, die aufhören wollten, und die Romakinder unterstützt. Nun hat er seine Aufmerksamkeit auf Periş gerichtet:



    Wir befinden uns in der zweiten Phase, in der unser ganzes Meisterkönnen ihnen zugute kommen wird. Unabhängig davon, ob es sich um psychologische Beratung oder Gastronomie handelt, werden die Kinder später auch Teil eines Überwachungsprogramms sein. Denken Sie nicht, dass wir uns nach Abschluss dieses Programms von ihnen abwenden. Das endgültige Ziel dieses Projekts ist die Einrichtung des ersten rumänischen Sozialrestaurants, der benachteiligten Kindern gewidmet werden soll.“



    Sei der Chef deines eigenen Schicksals“ erfreut sich auch der Unterstützung der Lokalbehörden. Bodgan Pantea, Exekutivleiter der Generaldirektion für Sozialhilfe und Kinderschutz des Landkreises Ilfov, hofft, dass diese Art von Programmen ein Beispiel für zukünftige Partnerschaften werden:



    Diese Art von Motivations- und Berufsberatung wird durch eine Arbeitsplatzberatung ergänzt. Es handelt sich um Kinder, die Eingliederungsprobleme haben, denn das Umfeld, in dem sie bis zum 18. Lebensjahr aufwachsen, das Einweisungszentrum, stellt ein Umfeld dar, von dem man sich nur schwer trennen kann. Die Generaldirektion für Sozialhilfe und Kinderschutz Ilfov hofft, dass sie in Zukunft gemeinsam mit ADO Rumänien oder anderen Verbänden in Projekten zusammenarbeiten wird, die eine regelrechte Eingliederung, zum Wohle der 18-jährigen Jugendlichen bieten sollen.“



    Nicu ist 16 und geht in die neunte Klasse des Eiweisungszentrum Nr. 5 in Periş. Er hat nicht immer dort gelebt, sondern blo‎ß nach dem Tod seiner Mutter. Im Zentrum hat er Flötespielen gelernt, aber er ist sich dessen bewusst, dass er eine vielseitige Ausbildung braucht, um sich im Leben durchzusetzen. Was er wohl von Kochen hält?



    Es zieht mich an. Im Leben musst du nicht einen einzigen Weg wählen, denn du wei‎ßt nicht, was dir im Leben weiterhilft. Du musst viel ausprobieren. Ich habe in der Küche zusammen mit den Damen dort gekocht, Pommes frites. Ich habe auch gelernt, Gemüse in den Suppentopf zu geben.“



    Dennoch ist das Erste, das er nach Verlassen des Zentrums tun möchte, den Rest seiner Familie wieder zu sehen, vor allem seinen 21-jährigen Bruder. Nicu:



    Ich möchte mit Ihnen in Verbindung treten, denn es fällt mir schwer, fern von ihnen zu sein. Besonders meinen Bruder möchte ich sehen. Er hat mich drei, vier mal besucht… Wenn er die Gelegenheit hat, besucht er mich.“



    Im Gegensatz zu Nicu kennt Nicoleta ihre Familie nicht. Sie ist 18 Jahre alt und bald wird sie das Einweisungszentrum verlassen. Seit wann sie hier lebt, erzählt sie selbst:



    Ich bin hier, seitdem ich acht war. Ich war in der Stadt Buftea und dort ging es mir schlecht. Meine Mutter hat mich verlassen. Ich habe versucht, sie zu suchen, habe sie aber nicht gefunden. Zwei Jahre lang habe ich aus Sehnsucht nach meiner Mutter gelitten. Aber ich habe mir gesagt, dass ich das auch überwinden kann und mir ein eigenes Leben gestalten werde. Ich habe einen Bedienerkurs abgeschlossen und nun nehme ich an diesem Kochkurs teil.“



    Nicoleta wei‎ß bereits wie man Rindfleischsalat, Auberginensalat, Fleischklö‎ßchen und Fleischklö‎ßchensuppe zubereitet. Sie hat das nicht nur mit dem Gedanken an einen künftigen Beruf gelernt.



    Schlie‎ßlich heiratet man und man muss kochen können, wenn dir der Mann sagt, er möchte eine Fleischklö‎ßchensuppe. Sowohl für dein Kind als auch für deinen Mann. Ich werde mein Kind nie im Leben in ein Waiseheim einliefern, denn ich habe gelitten und möchte nicht, dass es ihm auch so geht. Ich werde es bei mir behalten, ich werden nett zu ihm sein und ihm vieles über das Leben beibringen.“



    Das Projekt Sei der Chef deines eigenen Schicksals“ hat mit der psychologischen Beratung der 12 Kinder begonnen. Der Kochkurs soll bis September stattfinden.



    Audiobeitrag hören: