Tag: Weine

  • Weinroute im Landkreis Prahova: Kulinarik, Weingenuss und Sehenswürdigkeiten

    Weinroute im Landkreis Prahova: Kulinarik, Weingenuss und Sehenswürdigkeiten

    Wir laden Sie heute auf eine Reise durch den Landkreis Prahova ein. Dabei wollen wir auch einige Haltestellen einschalten, unter anderem bei verschiedenen Herrenhäusern, Fürstenhöfen und berühmten Weinkellern. Während der Reise besteht die Möglichkeit, Weine zu verkosten und traditionelle rumänische Gerichte zu genie‎ßen. Unsere heutige Reise trägt einen generischen Namen: der Weinweg. Das Weingebiet Dealu Mare im Landkreis Prahova wird als Heimat der Rotweine“ betrachtet. Die Feteasca Neagra“ (dt. Schwarze Mädchentraube) ist die wohl bekannteste und vermutlich hochwertigste Weinsorte in Rumänien — ein Botschafter“ der rumänischen Weine. Adrian Voican arbeitet bei einem Reisebüro im Landkreis Prahova. Er stellte uns den Weinweg vor:



    Der Weinweg ist ein wesentlicher Bestandteil zahlreicher touristischer Angebote in der Region. Wir laden die Touristen zu einem Ausflug entlang des Weinwegs ein. Die Tour umfasst einen angenehmen Spaziergang durch die Weinreben sowie eine Weinverkostungen in den Weinkellern. Und Vieles mehr. Touristen, die zum ersten Mal die Region besuchen, wird empfohlen, sich an einem Reisebüro zu wenden. Die Reisebüros bieten touristische Programme für organisierte Gruppen an. Die Ausflüge können einen halben oder einen ganzen Tag in Anspruch nehmen, oder sogar mehrere Tage, falls der Wunsch hierfür besteht. Wir fahren zum Beispiel in Bukarest ab und erreichen der Reihe nach die Ortschaften Ploieşti, Valea Călugărească, Urlaţi, Ceptura, Tohani. Das Gebiet hei‎ßt allgemein Dealu Mare. Es ist die Heimat der Rotweine in Rumänien. Während unserer Reise kommen wir auch an verschiedenen Sehenswürdigkeiten vorbei. Einen Besuch wert sind zum Beispiel das Herrenhaus Bellu oder der als Museum eingerichtete Weinkeller 1777 sowie die Klöster Vărbila und Jercălăi. Die Weinverkostungen in den verschiedenen Weinkellern sind allerdings der spannendste Teil der Reise. In diesem Zusammenhang sind folgende Aufenthalte nennenswert: der Weinkeller Basilescu, das Herrenhaus Urlăţeanu, das Weingut Dealu Mare, die Weinkeller Rottenberg, Serve, Budureasca. Das ist allerdings keine erschöpfende Aufzählung. Es gibt viele Weinkeller in der Region, die meisten sind gut gepflegt, haben Önologen herangezogen und stellen hochwertige Weine her.“




    Ein eintägiger Ganztagsausflug entlang der Weinroute kostet rund 80 Euro. Die Abfahrt ist in Bukarest. Der Preis gilt für eine Gruppe von 6-8 Personen. Je grö‎ßer die Gruppe ist, desto kleiner der Preis. Im Preis inbegriffen sind der Transport von Bukarest nach Sinaia und Dealu Mare und Retour, mehrere Weinverkostungen, das Mittagessen, der Eintritt zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten sowie der Reisebegleiter. Die Touristen werden um 9 Uhr morgens vom Hotel abgeholt und um 18 Uhr wieder im Hotel abgestellt. Eine zweitägige Reise kostet 130 Euro pro Person für eine Gruppe von 15-18 Personen. Die Reisenden werden in einer 3-Sterne-Pension bei Dealu Mare untergebracht. Doch was für Weine stehen zur Verkostung? Dazu Adrian Voican:



    Feteasca Neagră (dt. Schwarze Mädchentraube) ist der hochwertigste Wein im Landkreis Prahova. Die Winzer bieten aber auch einen sehr guten Cabernet oder Merlot an. Und viele andere wei‎ße Weinsorten. Oder auch einen schmackhaften Rosé. Es gibt unterschiedliche Methoden zur Weinherstellung, verschiedene Traubensorten werden kombiniert. Das Resultat ist einfach hervorragend. Ich kenne Leute, die ihr Geschäft im Ausland aufgegeben haben und hierher gezogen sind. Sie sind ihrer Leidenschaft gefolgt und haben hier ein kleines Geschäft angefangen. Um nur ein konkretes Beispiel anzuführen — ein IT-Fachmann aus Amerika kam nach Rumänien, lie‎ß sich in der Ortschaft Ceptura nieder und baute dort einen atypischen Weinkeller. Er verzichtete auf jegliche moderne Technologie und zog es vor, den Wein natürlich zu produzieren, so wie vor 100 Jahren.“




    Die von den Reisebüros angebotenen Programme sind nicht für den Massentourismus gedacht. Gewöhnlich sind es kleine Gruppen, die die Angebote in Anspruch nehmen. Viele ziehen es vor, im eigenen Wagen hinzufahren, manche sogar mit dem Fahrrad. Dazu Adrian Voican:



    Die Hügellandschaft ist sehr schön. Die Natur bezaubert die Reisenden, unabhängig von der Jahreszeit. Der Radtourismus erfährt neue Entwicklungen und Trends. Kulinarik, Weingenuss und Radfahren — diese drei Elemente lassen sich hervorragend kombinieren und ergeben ein einmaliges Erlebnis. Die Weinroute ist sehr gefragt in Rumänien. Sie stellt eine angenehme Erfahrung sowohl für Kenner wie auch für Nichtkenner dar. Die Leute verlieben sich in die Natur und in die rumänischen Weine.“

  • Der Franzose Frédéric Vigroux: eine Geschichte von Wein, Politik und Film

    Der Franzose Frédéric Vigroux: eine Geschichte von Wein, Politik und Film

    Als er Ende der Nuller Jahre nach Bukarest kam, war Rumänien für den Franzosen kein unbeschriebenes Blatt — er hatte Politikwissenschaften in Lyon studiert und legte dann einen Master in England im Filmbereich nach. Seltsamerweise brachte ihn genau diese Kombination nach Bukarest.



    In meiner Abschlussarbeit habe ich mich mit dem rumänischen Film auseinandergesetzt — genauer gesagt, mit dem Bild der Frau in rumänischen Filmen. Dafür musste ich einen Sommer lang recherchieren. Drei Monate lang war ich in Bukarest im Filmarchiv und schaute mir drei-vier Filme am Tag an… Es war eine lange und komplexe Recherche, es gab wenig Information und ich musste deshalb die Daten eher aus meiner eigenen Sicht auslegen… Dann fand ich hier auch einen Job — und noch einen. Ich blieb dann hier und gründete auch eine Firma…”



    Vor etwa zwei Jahren entschied sich Frédéric Vigroux zu einem plötzlichen Karrierewechsel — besser gesagt zu einem Sprung in ein vollkommen anderes Karriereboot. Die Idee war, aus seiner Leidenschaft ein Geschäft zu machen. Wein ist für den Wahlbukarester aus Frankreich eine Histoire d’amour”.



    Nachdem ich es in mehreren Fächern versucht habe — auch im Bereich der europäischen Förderprojekte — sah ich langsam ein, dass das alles nicht für mich geschaffen ist. Und ich wollte unbedingt, dass ich auch Spa‎ß an meinem Job habe. Nun war es so, dass ich schon drei Jahre auf Sommelier studiert hatte und mich in dieser Welt sehr gut auskannte. Deshalb gründete ich eine Weinimportfirma, die neben dem Wein selbst auch viel Beratung für Restaurants anbietet.”



    Vigroux hätte natürlich überall als Sommelier oder Weinimporteur arbeiten können. Aber er beschloss dennoch, das Geschäft in Rumänien aufzuziehen:



    Nachdem ich mich hier eingelebt hatte, kam ich drauf, dass mir dieses Land eigentlich gefällt. Ich hatte viele neue Freunde und ich fand das Leben einfach super. Dazu kommt natürlich, dass Rumänien selbst ein Weinland ist, das diesbezüglich also eine ausgeprägte Kultur und Tradition hat, wo aber relativ wenige Weinmarken importiert werden. Es gab zwar den Markt für rumänische Marken, aber die gro‎ßen Weine gab es nicht, die habe ich dann importiert.”




    Vigroux ist nicht nur Franzose, sondern kommt aus der Bourgogne, einem der renommiertesten Weingebiete. Bei Wein versteht er also keinen Spa‎ß. Einen Wein, erzählt er, empfiehlt er nicht, weil er einfach gut ist: Er muss genau auf den Geschmack und den Bedarf der Kunden zugeschnitten sein. Um sicher zu gehen, dass er das kann, probiert der Sommelier rund 2000 Weine im Jahr. Bei seinen persönlichen Vorlieben zögert er nicht lange:



    Wenn Sie mich fragen, was für Rotwein und was für Wei‎ßwein ich auf eine verlassene Insel mitnehmen würde – einen deutschen Moselwein und einen Burgunder für Wei‎ßwein und für Rotwein einen Burgunder, einen italienischen Piemont oder einen spanischen Xeres … und Champagner würde ich auch gerne mut dabei haben. Mit den rumänischen Produzenten ist das eher delikater. Nicht alle Hersteller sind richtig gut. Prince Stirbey, Serve, Avincis … das sind die Namen, die mir jetzt partout einfallen und die ich wirklich mag.”



    Frédérics Freunde waren am Anfang eher skeptisch — würde ihm in Bukarest nicht das französische Baguettebrot fehlen? Auf keinen Fall, sagte er ihnen, denn er hatte bereits die Erfahrung gemacht, dass er das auch hier problemlos und ohne Qualitätskompromisse kaufen kann:



    Überhaupt vermisse ich hier kaum etwas aus Frankreich. Ich will im Gegenteil mehr von Rumänien erleben. Ich war schon öfters in Siebenbürgen, das Meer liegt mir weniger. Ich würde gerne den Norden sehen, die Maramureş . Und was ich natürlich liebend gerne möchte, ist, mich mit rumänischen Weinherstellern auszutauschen.”