Tag: Weltraumfahrt

  • Weltraumfahrt: NASA will bemannte Raumkapsel zum Mond schicken

    Weltraumfahrt: NASA will bemannte Raumkapsel zum Mond schicken





    Die US-amerikanische Weltraumagentur NASA hat im Herbst dieses Jahres Artemis 1, die erste Mission im Rahmen des Programms der US-Raumfahrtbehörde zur Rückkehr auf den Mond gestartet. Dieser erste Testflug fand ohne Astronauten an Bord statt: Am 16. November schoss die neue Riesenrakete der NASA, das sogenannte Space Launch System (SLS), die Orion-Kapsel nach mehreren gescheiterten Versuchen gen Mond.



    Am 21. November, also fünf Tage nach dem Start, hatte sich die Kapsel nach einer Reise von etwa 400 000 Kilometern dem Mond genähert, genauer gesagt lag sie im Orbit 128 Kilometer von der Mondoberfläche entfernt. Bei ihrer Rückkehr zur Erde landete sie vor der mexikanischen Insel Guadalupe. Artemis, wie die Raumsonde getauft wurde, hatte mehrere Ziele: die Fähigkeit der Orion-Kapsel zu demonstrieren, vom Mond zurückzukehren und im tiefen Weltraum zu operieren, wo die Temperaturen viel niedriger sind als in der Erdumlaufbahn, sowie die erfolgreiche Bergung der Rakete zu sichern.



    Der Schriftsteller und Wissenschaftsjournalist Alexandru Mironov erläutert gegenüber Radio Rumänien die Bedeutung dieser Raumfahrt-Mission:



    Ein halbes Jahrhundert nach dem ersten Schritt auf den Mond ist der nächste Schritt die Rückgewinnung des Mondes als greifbares Ziel für die Menschheit. Mit dem Artemis-Programm soll sichergestellt werden, dass wir erfahren, wie wir ein Raumschiff ins Weltall schicken können, das stark genug ist, um die Reise von der Erde zum Mond zu bewältigen. Die Kapsel startete von der Erde, umkreiste unseren Planeten zwei- oder dreimal, um eine gewisse Beschleunigung zu erreichen, und begab sich anschlie‎ßend auf eine Flugbahn, die den Mond umkreiste. An Bord: Puppen oder Dummys, die mit allen möglichen Sensoren ausgestattet waren, die nach 26 Tagen mit vielen, von Wissenschaftlern noch auszuwertenden Daten, zurückkamen.“



    In einer zweiten Etappe soll allerdings auch eine bemannte Mission geplant sein, wei‎ß Alexandru Mironov:



    Artemis 2 wird nächstes Jahr starten. Es wird genau die gleiche Route wie Artemis 1 fahren und vier unserer Erdlinge an Bord haben, darunter eine Frau. Sie werden den Mond umrunden — und hier versuche ich immer, wenn ich diese Geschichte erzähle, mir die Frustration vorzustellen, die die Astronauten empfinden werden, wenn sie den Mond umkreisen: Sie werden den Mond in greifbarer Nähe erleben, sie werden die Erde hinter dem Mond aufgehen sehen, aber sie werden keinen Fu‎ß auf den Mond setzen dürfen. Dies ist der zweite Teil des Projekts zur Rückeroberung des Mondes. Der dritte Teil soll in zwei oder drei Jahren kommen, wenn die Astronauten endlich wieder auf dem Mond landen werden. Denn die Menschheit wird nicht länger ein Experiment durchführen, wie sie es mit dem Apollo-Programm getan hat, sondern wird den Mond erobern, in dem Sinne, dass unzählige Mineralien, die wir brauchen, dass vielleicht die Gletscherstücke, die sich unter der Mondkruste befinden, genutzt werden können, indem man das Wasser abschöpft. Vieles an diesem Projekt deutet darauf hin, dass es ein gro‎ßer Gewinn für die Menschheit sein wird. Und es wird möglicherweise einen Gateway geben, eine Weltraumstation, die ich als eine Art planetarische Werft sehe, denn dort wird der eigentliche Bau von Raumschiffen beginnen, die mit sehr geringem Energieaufwand in Richtung Mars, unserem nächsten Schritt, starten könnten. Die Orion-Raumsonde, die den weiten Weg zurückgelegt hat, ist von der Spitze eines riesigen Raumschiffes aus in den Kosmos gestartet. Im Moment ist es ein NASA-Raumschiff, und nächstes Jahr wird es auch ein NASA-Raumschiff sein, doch ist auch eine Zusammenarbeit zwischen Regierungen und Privatwirtschaft denkbar, beispielsweise mit Unternehmern wie Elon Musk, die hier einspringen würden. Dann wäre ein permanentes Pendeln mit dem Shuttle zum Mond durchaus vorstellbar.“



    Orion war bereits 2014 im Weltraum, angetrieben von einer Delta-IV-Rakete. Damals umkreiste die Kapsel zweimal die Erde, hauptsächlich um den Hitzeschutzschild beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zu testen. Jetzt aber war die Geschwindigkeit viel höher — der Wiedereintritt erfolgte mit einer Geschwindigkeit von fast 40 000 Stundenkilometern. Auch diesmal ging es um den Hitzeschutzschild von Orion, der beim Wiedereintritt Temperaturen von 2 800 Grad Celsius — fast halb so hei‎ß wie auf der Sonnenoberfläche — standhalten musste. Der Wissenschaftsjournalist Alexandru Mironov erläutert weiter:



    Durch die Reibung mit der Luft steigt die Temperatur sehr stark an. Der Hitzeschutzschild wird aus speziellen Keramiken hergestellt, an denen die Wissenschaftler lange tüfteln. Hier versucht man, Probleme zu lösen, die man bei früheren Raumfähren nicht wirklich bewältigt hatte. Deshalb hatten wir ja die beiden gro‎ßen Unfälle in der Geschichte der Weltraumfahrt. Und ich glaube, dass die Leute bei der NASA, die Astrophysiker und die Astrophysik-Ingenieure, nach und nach die Lösung in den Griff bekommen werden. Wir sind folglich auf dem richtigen Weg zum Mond und darüber hinaus.“



    Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre konnten die Kameras Orion und das spektakuläre Bild der sich nacheinander öffnenden 11 Fallschirme einfangen, was beweist, dass alles nach Plan verlief. Die Mission stellte auch einen Rekord auf: Am 28. November übertraf Orion die Entfernung, die das Raumschiff Apollo 13 im Jahr 1970 zurückgelegt hatte: Mit 430 000 Kilometern begab sich die Raumkapsel an den weitesten Punkt, der jemals von einem bemannten Raumschiff erreicht wurde.

  • Hörerpostsendung 27.6.2021

    Hörerpostsendung 27.6.2021

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Wie vergangene Woche angekündigt, sind wieder ein paar Postbriefe eingetroffen — und damit möchte ich heute auch beginnen.



    Von Joachim Verhees (aus Krefeld) erhielten wir gleich zwei Postbriefe mit mehreren Empfangsberichten sowie eine schön bemalte Postkarte mit einem Kolibri-Motiv und folgenden Worten:



    Sehr geehrte Damen und Herren,



    mit einem herzlichen Gru‎ß melde ich mich mal wieder.



    Hoffe, gesundheitlich ist alles bei Ihnen im Lot. Zwischenzeitlich habe ich auch meine zweite Impfung bekommen und ich fühle mich gut. Zu meinem Bedauern ist der Empfang der Sendungen sehr unterschiedlich. Na ja, das Wetter und die Lage sind nicht ideal…



    Danke für die Sendebeiträge, für die QSL-Karten und hoffe auf viele neue Informationen.




    Lieber Herr Verhees, vielen Dank für Ihre Zeilen, und es freut uns, dass es mit der Impfung geklappt hat. Herzliche Grü‎ße und bleiben Sie gesund!




    Weiter geht es nach Wien. Von dort erreichte uns ein Postbrief von Manfred Schida, der sich als ausgesprochener Fan unseres Senders bezeichnet. Er hört au‎ßerdem weitere Auslandsdienste und Hörerpostsendungen, wie etwa die Stimme der Türkei, insbesondere die Hörerpostsendung unserer Kollegen, gestaltet von der dortigen Redaktionsleiterin Ufuk Geçim. Was unseren Sender anbelangt, schrieb uns Herr Schida nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt Mitte Mai folgendes:



    Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein und wieder Ihre Sendungen zu hören. Aber gro‎ßer Jammer: Jetzt sind seit längerer Zeit Ihre Morgen- und Abendsendungen nicht zu empfangen. Und auf 11880 kHz konnte ich Sie nur gelegentlich von 14 bis 15 Uhr UTC in Deutsch hören. Mit etwas Rauschen und etwas Fading. Aber jetzt habe ich Sie auf 7375 kHz von 0 bis 1 Uhr UTC mit SINPO 55555 in Englisch entdeckt. Sehr gut! Die Sendung ist zwar für die Ostküste in Nordamerika gedacht, aber wenigstens ist es eine Möglichkeit, Sie gut zu empfangen.



    Ich liebe Ihren Sender und könnte ohne ihn nicht sein. Hoffentlich geht er bald besser. Angeblich sind einige Ihrer Sender kaputt.



    Herzliche Grü‎ße!



    Ihr gro‎ßer Fan


    Manfred Schida




    Vielen herzlichen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Schida. Ihnen ist vermutlich entgangen, dass wir tatsächlich seit geraumer Zeit — es sind mittlerweile schon mehrere Monate — Probleme mit zwei unserer Sender haben. Momentan sind wir digital nur auf der Frequenz 11880 kHz zu empfangen, die in Ostösterreich allerdings nur schwankend ankommt. Es bleibt auch die Möglichkeit des DRM- und Satellitenempfangs vorhanden, aber Sie haben uns ja erzählt, dass Sie keinen digitalen Empfänger haben. Daher kann ich Ihnen nur nahelegen, sich eventuell hin und wieder an den ferner im Brief erwähnten Nachbarn zu wenden, mit der Bitte, Ihnen unsere Podcasts von der Webseite radio360.eu herunterzuladen. Auch wenn Sie kein Smartphone besitzen, gibt es die Möglichkeit, einen portablen mp3-Player zu erwerben — die günstigsten sind schon zu Preisen von 10 bis 20 € zu haben. Herzliche Grü‎ße nach Wien und bleiben Sie gesund, lieber Herr Schida!



    Weitere Postbriefe erhielten wir von Detlef Jurk (D) sowie von Georg Feichtinger und Paul Gager (beide aus Österreich) — danke für die beigelegten Zeitungsausschnitte und für die Fotos aus Wien, lieber Herr Gager.



    Bevor es mit Feedback über elektronische Wege weitergeht, habe ich eine kleine Überraschung aus unserem Audioarchiv parat. Herr Schida hatte in seinem Brief unsere Kollegen von TRT (Stimme der Türkei) und namentlich die dortige Redaktionsleiterin und Gestalterin der Hörerpostsendung Ufuk Geçim erwähnt. In unserem Archiv habe ich ein Telefongespräch mit unserer Kollegin aus der Türkei gefunden. Anfang 2012 hat unsere Kollegin Irina Adamescu, damals Chefredakteurin der Fremdsprachendienste, ein telefonisches Interview mit Ufuk Geçim geführt. Die beiden Kolleginnen unterhielten sich über den Auftrag der Auslandsdienste, die Situation der Kurzwelle u.a.m. Das Gespräch dauerte über 15 Minuten, soviel Zeit haben wir allerdings in der heutigen Sendung nicht zur Verfügung, also hören Sie jetzt nur die ersten etwa fünfeinhalb Minuten.



    Track: Audiofragment Telefon-Interview Irina Adamescu (RRI) Ufuk Geçim (TRT)



    Das war ein Auszug aus einem Telefongespräch zwischen Irina Adamescu (RRI) und Ufuk Geçim (TRT), aufgezeichnet im Januar 2012. Das gesamte Interview werden wir während der Sommerpause an einem Sonntag anstelle des Funkbriefkastens senden.




    Und jetzt noch zwei Hörermeldungen. Aus Hamburg erhielten wir ein kurzes Feedback vom Ehepaar Horst und Monika Kuhn:



    Auch wenn wir zur Zeit wenig schreiben, dennoch bleiben wir RRI fast täglich treu und lauschen Ihren Berichten. Sehr zu loben sind immer die Reiseberichte, au‎ßerdem bin ich ein gro‎ßer Fan der rumänischen Folklore.



    Mit der Bitte um eine QSL-Karte verbleiben wir mit freundlichen Grü‎ßen



    Horst und Monika Kuhn




    Vielen Dank für die Hörertreue und herzliche Grü‎ße nach Hamburg!




    Lutz Winkler (aus Schmitten im Taunus) meldete sich Anfang des Monats per E-Mail:



    Liebe Freunde der deutschen Redaktion in Bukarest,



    haben wir nicht neulich erst den Jahreswechsel gefeiert? Und jetzt ist schon wieder Juni — und zum Glück gibt es hier doch ein paar Tage mit sommerlichen Temperaturen. Der April und Mai waren wesentlich zu kühl und es hat immer wieder geregnet und bis in den Mai hinein auch geschneit. Doch jetzt ist scheinbar alles gut und wir sitzen wieder oft auf der Terrasse und genie‎ßen die warmen Tage und den Sonnenschein. Wir blicken auf die üppig gewachsenen Blumen und genie‎ßen einfach die Zeit.



    Der Urlaub ist wieder etwas anders als geplant. Eigentlich wollten wir an die Ostsee, dann wurde die Öffnung der Ferienziele erst Mitte Juni und später dann doch Anfang Juni angekündigt. Trotzdem bleiben die regelmä‎ßigen Tests, da ich noch nicht vollständig geimpft bin. Nun ja: Nicht jammern, sondern das Beste daraus machen. Wir besuchen in der Zeit jetzt Verwandte und Freunde. Auch das ist wichtig, und wir können uns etwas mehr Zeit lassen. Langsam normalisiert sich das Leben wieder, das ist schön. Vorsicht ist aber trotzdem noch geboten.



    Die Sendung war mit sehr gutem Signal und verständlich zu empfangen. Zu meinen Top-Favoriten gehört Pro Memoria“. Den Beitrag über Dumitru Prunariu, den ersten Rumänen im Weltraum, fand ich sehr interessant. Wie wird denn die Leistung von Dumitru Prunariu heute in Rumänien bewertet? In Halle an der Saale sollte eine Sternwarte nach Sigmund Jähn — den ersten Deutschen im Weltraum — benannt werden. Dies ist jedoch gescheitert, da eine Menge Leute die Systemkonformität von Sigmund Jähn mit dem DDR-Regime herausstellten. Ich fand das schade, waren doch solche Menschen — unabhängig von der Politik — Vorbilder für viele Kinder und Jugendliche. Wir haben damals Kosmonautenanzüge und kleine Mondautos gebastelt — ohne den Gedanken an eine Partei oder Ideologie, einfach aus Begeisterung.



    Ich möchte an dieser Stelle wieder schlie‎ßen — ich wünsche Ihnen allen in der deutschen Redaktion von RRI alles Gute und bleiben Sie bitte alle gesund! Viele Grü‎ße aus Deutschland!



    Ihr Hörer


    Lutz Winkler




    Vielen Dank für das ausführliche Feedback, lieber Herr Winkler. Der Zufall will es, dass ich in der Zeit, als Sigmund Jähn zusammen mit seinem sowjetischen Kollegen Waleri Bykowski in den Weltraum startete, die Schulbank in Ostberlin drückte. Nach der erfolgreichen Mission hingen überall in Ostberlin Konterfeis der beiden Kosmonauten, sie wurden wie Volkshelden gefeiert, und wir durften in der Schule Aufsätze über Weltraumfahrten und über die sowjetisch-deutsche Freundschaft schreiben. Das war im Herbst 1978. Zwei Jahre später, 1980, zogen meine Eltern und ich wieder nach Bukarest, meine Begeisterung für Weltraumfahrt lie‎ß nicht nach, so dass ich mich bei einem Astronomie-Zirkel in der Schule anmeldete, der immer am Wochenende stattfand.







    dumitru-prunariu-leonid-popov-1981-captura-tv-foto-sgeorgescu-rri.jpg Im Mai 1981 flog dann Dumitru Prunariu als Mitglied einer Gastmannschaft zu einer sowjetischen Orbitalstation ins Weltall. Auch in Rumänien war die Begeisterung gro‎ß, der rumänische Kosmonaut wurde überall enthusiastisch empfangen und gefeiert.

    Dumitru Prunariu (r.i.B), sein sowjetischer Kollege Leonid Popow und ihre Raumkapsel (Bild zum Vergrö‎ßern anklicken)


    Foto: Sorin Georgescu, TV-Schnappschuss



    Und er sollte sogar den Astronomie-Zirkel unserer Schule besuchen, um seine Erlebnisse zu schildern. Doch hatte ich in jener Woche irgendeine krumme Sache in der Schule gedreht — ich wei‎ß nicht mehr genau, was ich angestellt hatte: eine Schubserei, einem Lehrer frech geantwortet oder die Pionierkrawatte bekleckert — auf jeden Fall eine Belanglosigkeit. Die Klassenlehrerin hatte mich daraufhin bestraft, am Treffen mit dem rumänischen Astronauten nicht teilnehmen zu dürfen.



    Ein zweiter Zufall in meinem Leben wollte es, dass ich den berühmten Mann Jahrzehnte später doch noch persönlich kennenlernen durfte — das war allerdings in einem privaten Umfeld, nämlich auf einer Hochzeit im erweiterten familiären Umkreis. Ich habe ihm über den Vorfall in der Schule erzählt, der gute Mann war prächtig amüsiert, konnte sich aber partout nicht mehr an meine Schule erinnern, es war vermutlich nicht die einzige, die er damals besuchte.







    Doch zurück zu Ihrer Frage, lieber Herr Winkler. Nach seinem Weltraumflug hat Dumitru Prunariu eine Diplomatenlaufbahn eingeschlagen, er war z.B. von 2004 bis Juli 2005 Botschafter Rumäniens in Russland, danach Ehren-Präsident der Rumänischen Raumfahrtagentur (ROSA). Und im Mai dieses Jahres, als sich der erste Weltraumflug eines Rumänen zum 40. Mal jährte, war Dumitru Prunariu so ziemlich auf allen Fernsehkanälen zu sehen — als Gast im Studio erzählte er von der einmaligen Erfahrung und den damaligen Erlebnissen. src=/files/dumitru-prunariu-2021-300px-captura-tv-foto-sgeorgescu-rri.jpg

    Dumitru Prunariu im Mai 2021 im Studio eines rumänischen Nachrichtensenders (Bild zum Vergrö‎ßern anklicken)



    Foto: Sorin Georgescu, TV-Schnappschuss



    Ich finde es auch schade, dass man Sigmund Jähn nicht entsprechend ehrt — natürlich musste man damals auch Kompromisse mit dem Regime eingehen, sofern er aber niemandem Schaden zugefügt hat, schmälert das seine Leistung keineswegs, finde ich.




    Liebe Freunde, das war’s für heute. Die Briefpost habe ich schon erwähnt, elektronische Botschaften erhielten wir in der vergangenen Woche noch von Alfred Albrecht, Peter Günzel-Jugel, Anna und Willi Seiser, Ralf Ladusch, Michael Lindner, Carsten Fenske, Stefan Hahne, Ernst Meinhardt, Walter Grube, Gerd Brüschke, Simon Heinrich und Oliver Fülla (D) sowie von Paul Gager (A).



    S.G. sagt: Danke fürs Zuhören, bleiben Sie gesund und bis demnächst!



    Audiobeitrag hören:



  • Dumitru Prunariu, der erste Rumäne im Weltraum

    Dumitru Prunariu, der erste Rumäne im Weltraum

    Die Raumfahrt hat Menschen aus verschiedenen Kulturen, verschiedenen Ethnien auf entgegengesetzten Seiten geopolitischer Interessen näher zusammengebracht. Als Ideal der Menschheit, die Grenzen der physischen Welt zu kennen, hat die Raumfahrt Isolationismus und Barrieren angesichts der geistigen und körperlichen Stärke des Menschen zum Schmelzen gebracht. Der Luftfahrtgeneral und Ingenieur Dumitru Prunariu ist der einzige Rumäne, der jemals in den Weltraum geflogen ist, und das war am 14. Mai 1981, also vor 40 Jahren. Zusammen mit Oberst Leonid Popov bildete Prunariu die Besatzung des Raumschiffs Sojus 40“, das den Orbitalkomplex Saliut 6 – Sojus T-4“ erreichte. Es war der Höhepunkt einer langen Ausbildungszeit, der wichtigste Moment im Leben des 29-jährigen rumänischen Fliegers.



    Die Mission von Prunariu und Popov war eine erfolgreiche, zumal sie für beide gut ausging. Der Moment vor 40 Jahren wurde in den rumänischen Medien hervorgehoben und das öffentliche Fernsehen hatte als Gast Dumitru Prunariu, dem es fast eine Stunde Programm widmete. Das Geheimnis des Erfolgs einer solchen Mission sei die Kompatibilität der Besatzungsmitglieder, sagte Prunariu.



    Leonid Popov nahm mich als seinen jüngeren Bruder auf, wir begannen zusammen zu arbeiten und stellten fest, dass wir uns sehr gut verstanden. Der Altersunterschied war nicht so gro‎ß zwischen uns, etwa 7 Jahre. Ich kannte mich in der Theorie sehr gut aus, er kombinierte die Praxis sehr gut und wir ergänzten uns und wir bestanden die Abschlussprüfungen, die die Hauptmannschaft bestätigten. Ich habe in allen Prüfungen die maximale Punktzahl erreicht.“



    Vor einem Mann, der ins Weltall geflogen ist, flie‎ßen unzählige Fragen. Eine davon bezog sich auf die Schwerelosigkeit.



    Am Anfang hat man einen Zustand der Euphorie, wenn man sieht, dass alles schwebt, man hat die Hände frei und sie schweben. Die Borddokumentation liegt vor Ihnen und schwebt. Langsam treten jedoch Veränderungen im Körper auf und es stellt sich ein Unwohlsein ein, das sich in den ersten zwei Tagen verschlimmert, Kopfschmerzen, Schwindel, das Gleichgewichtssystem wei‎ß nicht mehr, wo oben und unten, links und rechts ist. Der Blutkreislauf verändert sich, die Verspannungen in den Gelenken und Muskeln erzeugen Unbehagen.“



    Über das Spektakel eines solchen Moments wie dem eines Fluges im Weltraum hinaus gibt es noch die üblichen Details. Eines davon war, dass die Besatzung der Sojus 40 einen Strau‎ß grüner Zwiebeln für die beiden Kosmonauten auf dem Orbitalkomplex mitbrachte.



    Dumitru Prunariu: Ich muss Ihnen sagen, dass diese Menschen, die im Weltraum fliegen, ganz normale Menschen sind, die ihre Familien haben, die ihre Bedürfnisse haben, die das Bedürfnis haben, ein bisschen zu trinken, etwas Gutes zu essen. Der Kommandant der Raumstation Wladimir Kowalionok wollte nach zwei Monaten im Kosmos ein paar frische grüne Zwiebeln essen. Er erzählte es seiner Frau am Telefon, sie wusste, dass wir in Kosmos ankommen würden, sie gab die Zwiebel dem Mannschaftsarzt Ivan, der uns zum Fu‎ß der Rakete begleitete. Ivan nahm eine Handvoll Zwiebeln, eingewickelt in Zeitungspapier, aus dem Medizinkoffer und sagte uns, dass die Zwiebel Volodea erreichen muss. Wir sahen uns an, Popov sagte mir, dass ich eine leere Tasche von einem Handschuh habe. Und in diese Tasche stopfte ich die Zwiebel, die nach eineinhalb Tagen Wladimir Kowalionow erreichte.“



    Neben Frühlingszwiebeln brachte Prunariu seinen sowjetischen Kollegen ein kleines Geschenk mit, eine Flasche rumänischen Schnaps.



    Wir haben die Hauptmannschaft besucht. Klopfen an die Tür, kommen rein und machen ein paar Geschenke. Die rumänische Tradition ist es, etwas zu schenken, eine Flasche Wein, eine Flasche Brandy. Nun, ich nahm eine flache Flasche reinen rumänischen Cognac mit, und es war mir eine Freude, den Kosmonauten dieses Geschenk zu machen. Cognac wird mit Strohhalm getrunken, man kann ihn nicht in etwas hineinschütten, weil er schwerelos ist und nichts flie‎ßt. Meine Kollegen riefen: Wo ist das Glas?“ und ich dachte, mit dem frisch eingeweihten Geist des Kosmos, welches Glas werden sie trinken? Und sie nahmen einen Schlauch aus einer Maschine, steckten ihn in die Flasche und tranken.“



    Dumitru Prunariu kehrte nach 8 Tagen zur Erde zurück und der Wissenschaftsjournalist Alexandru Mironov erinnerte sich, wie er empfangen wurde.



    Ich sah ihn nach seiner Rückkehr auf die Erde zu einem Treffen mit uns, den Journalisten, im Marmorsaal der Casa Scânteii. Ich hatte postfaktisch Angst um ihn. Dieses Kind wurde in eine leere Dose gesponnen und durch den Weltraum getragen. Er war schüchtern, er sah tot aus vor Angst, aber so war er nur vor den Journalisten. Er ist aus Stahl gefertigt. Es gab eine klare Anweisung, die uns verbot, zu viel über ihn zu reden, weil wir nur zwei Helden“ hatten (den kommunistischen Führer jener Zeit, Nicolae Ceaușescu und seine Frau Elena Ceaușescu – Anm. d. Red.) und nur über sie sprachen. In der Tat geriet er aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit und der Medien. Aber er verstand seine Rolle und ging zu Tausenden von Treffen mit der Öffentlichkeit und war sehr einfühlsam.“



    Die Auszeichnung von Leonid Popov und Dumitru Prunariu mit rumänischen und sowjetischen Orden war die Belohnung für die Bemühungen und den professionellen Einsatz der beiden. Dumitru Prunariu hat 40 Jahre lang die wichtigste Leistung der rumänischen Raumfahrt erbracht. Die Kapsel des Raumschiffs, mit dem er zur Erde zurückkehrte, ist im Nationalen Militärmuseum in Bukarest ausgestellt.



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  • Rumänien beteiligt sich an internationalen Weltraumfahrtprojekten

    Rumänien beteiligt sich an internationalen Weltraumfahrtprojekten

    Anfang des Monats haben in Luxemburg die Vertreter der Mitgliedsländer der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) eine sogenannte historische Vereinbarung“ über den Bau einer neuen Ariane-6-Rakete getroffen. Es handelt sich um ein wettbewerbsfähigeres Raumfahrzeug als die bisherigen, das 2020 lanciert werden soll. Die Mission beinhaltet die Beförderung wissenschaftlicher Satelliten und Raumsonden sowie die Platzierung von Kommunikations- und Fernsehsatelliten auf die Erdumlaufbahn. Dafür hat Europa eine Finanzierung von 4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. In dieser Summe sind auch der Bau einer neuen Startanlage in Französisch-Guyana und die Entwicklung einer kleineren Startrampe inbegriffen. Insgesamt hat die Europäische Union ein globales Budget für seine Raketenstartanlagen in Höhe von 8 Milliarden Dollar für die nächsten zehn Jahre. Das Ziel ist einem immer stärkeren Wettbewerb auf dem internationalen Satellitenbeförderungsmarkt standzuhalten.



    Zurzeit startet die amerikanische Privatgesellschaft SpaceX Satelliten mithilfe der Falcon-9-Raketen zu Preisen zwischen 49 und 68 Millionen Euro. Darüber hinaus werden China und Indien zu wichtigen Wettbewerbern im kommenden Jahrzehnt. China hat es geschafft, mit dem Jadehasen auf dem Mond zu Landen. Indien hat seine Raumsonde Mangalyaan auf die Umlaufbahn des Mars gebracht, und das zu Preisen, die 10mal niedriger sind als die von der NASA für die Mission MAVEN.



    Es ist ein gro‎ßer Erfolg“, erklärte Jean-Jacques Dordain, Generalleiter der Europäischen Raumfahrtagentur. Er erinnerte daran, dass die Vereinbarung nach mehrmonatigen Verhandlungen im Rahmen der ESA, insbesondere zwischen Frankreich und Deutschland, den Hauptbeitragenden des Projekts, getroffen wurde. Paris verpflichtete sich, 52% und Deutschland 22% der Kosten der Ariane 6 zu tragen. Die aktuelle Rakete, Ariane 5, wurde 1996 in Betrieb genommen. Sie schaffte es, 50% des Marktes im Bereich der Satellitenbeförderung zu gewinnen, und brachte 62 Missionen erfolgreich zu Ende. Ariane 6 soll mehrere Technologien einschlie‎ßen, die von den europäischen Partnern entwickelt wurden. Hauptziel wird die Entwicklung einer modularen Rakete sein, die entsprechend den Anforderungen der jeweiligen Mission konfiguriert werden soll.



    Zu diesen Partnern zählt auch Rumänien, das 1992 das erste Abkommen mit der Europäischen Raumfahrtagentur geschlossen hat. Seit 2011 ist Rumänien Mitglied der ESA. Die besagte Organisation hat ihren Sitz in Paris und zählt 20 Mitgliedsländer — Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Gro‎ßbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Norwegen, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Schweden, die Schweiz und Tschechien. Neben der Beteiligung an der Entwicklung der Ariane 6 Rakete, ist Rumänien beim neuesten Treffen in Luxemburg, durch den Beitritt zu diesem Programm auch zum Miteigentümer der Station, gemeinsam mit anderen 11 europäischen Ländern und den internationalen Partnern — USA, Kanada, Russland und Japan. Laut dem delegierten Minister für Forschung, Mihnea Costoiu, bietet dieses Programm eine Chance für die rumänische Raumfahrtindustrie. Der ehemalige Kosmonaut Dumitru Prunariu, zurzeit Mitglied des Verwaltungsrates der Rumänischen Raumfahrtagentur, erklärte für Radio Rumänien die Bedeutung dieses Ereignisses:



    Der Vorteil ist, eigene Experimente durchführen zu können, die europaweit ausgeschöpft werden können. Diese können nicht nur wissenschaftliche, sondern eines Tages sogar für Rumänien bedeutende monetäre Vorteile bringen. Durch unsere Anwesenheit dort, treten wir einem Klub bei, der Entscheidungen über die Zukunft der internationalen Raumstation trifft.“




    Die Beteiligung Rumäniens an diesen Programmen ist der Beweis dafür, dass das rumänische Potential im Bereich Forschung und Entwicklung bereits konkrete Ergebnisse liefert und dass die Investitionen, die hier getätigt werden, legitim und gerechtfertigt sind“, so die rumänischen Vertreter. Laut dem Präsidenten der Rumänischen Raumfahrtagentur, Marius-Ioan Piso, wird die internationale Raumstation ein exzellentes Labor darstellen, um Technologien für Weltraummissionen auf niedrigem Orbit, aber auch für Erkundungsmissionen des Sonnensystems zu testen. Welche sind die nächsten Projekte der ESA, an denen sich Rumänien beteiligen wird? Marius-Ioan Piso:



    Es wird einige Missionen geben. Es handelt sich um Missionen wie Proba-3, bei der man im Weltraum ein 144 m langes Teleskop bauen wird. Dieses soll dazu verwendet werden, um die möglichen gefährlichen Gegenstände, die von der Sonne kommen, zu erkennen. Dieses Projekt soll also die Sonne unter Beobachtung halten. Es gibt ein weiteres Projekt, das in der Umlaufbahn eines Doppelasteroiden abgewickelt werden soll. Ein Teil des Asteroiden soll umgelenkt werden. Dabei wird Rumänien einen beträchtlichen Beitrag von 40-45% des Aufwandes leisten.“




    Rumänien kann ein wichtiger Spieler auf dem Markt der kommerziellen Nanosatelliten werden, die eine immer wichtigere Rolle für Raum- und Landanwendungen spielen. Das erste Raumfahrtexperiment mit rumänischer Beteiligung fand 1972 im Rahmen des Programms Intercosmos statt. Am 14. Mai 1981 entsandte Rumänien seinen ersten Kosmonauten, Dumitru Prunariu, in den Weltraum. Es wurde somit zum 11. Land der Welt, das diese Leistung geschafft hat.