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  • Bernsteinmuseum nach technischer Modernisierung neueröffnet

    Bernsteinmuseum nach technischer Modernisierung neueröffnet

    Gut 40 Jahre nach seiner Ersteröffnung am 14. Juni 1980 öffnete das Bernsteinmuseum in der Ortschaft Colţi im Kreis Buzău seine Tore wieder. Es geschah am 21. August des laufenden Jahres. Zwischendurch besuchten schon 6000 Gäste das Bernsteinmuseum.



    Das Rumänit oder der rumänische Bernstein ist ein fossiles Harz, das in den Südkarpaten vorkommt. Das Rumänit hat ein Alter von 40–60 Millionen Jahren. Im Vergleich dazu ist der berühmte Baltische Bernstein um etwa 40.000 Jahre jünger. Der schwarze Bernstein wurde zum Symbol Rumäniens nach seiner Präsentation im Rahmen der Pariser Weltausstellung im Jahre 1867. Der dort ausgestellte Schatz von Pietroasa — der die Bezeichnung Cloşca cu Puii de Aur“ (dt. die Henne mit den goldenen Küken) hat — gewann die Goldmedaille im Rahmen der Weltausstellung. Rumänit kommt noch in Russland vor, auf der Insel Sachalin.



    Die Besucher des Bernsteinmuseums können hier wunderschöne Bernstein-Exponate bewundern. Etwa 300 Teile — blassgelbe, lichtdurchsichtige bis dunkelschwarze Edelsteine werden hier ausgestellt. Im Museum kann der zweitgrö‎ßte Bernstein der Welt bewundert werden. Der Edelstein wiegt etwa 2 Kilo. Ebenfalls hier können verschiedene Bernstein-Schmuckstücke gesichtet werden. Au‎ßerdem werden im Bernsteinmuseum in Colţi auch weitere Gesteine, Erze und Minerale ausgestellt. Auch ein fossiler Mammut-Oberschenkelknochen, der im Kreismuseum Buzău ausgestellt war, ist derzeit im Bernsteinmuseum in Colţi zu sehen. Daniel Costache, Leiter des Kreismuseums Buzău, hat Einzelheiten über die Ausstellung parat:



    Im Bernsteinmuseum in Colţi ist eine einmalige Rumänit-Ausstellung untergebracht. Allerdings können im Museum auch weitere Ausstellungen besucht werden, nicht nur Edelsteinkollektionen. Ein Raum ist der Felsenhöhle gewidmet. Das ist ein Denkmal prähistorischer Kunst, einmalig in Rumänien — eine Grotte, die noch Lebenspuren aus der Bronzezeit bewahrt. In einem anderen Raum können verschiedene Exponate des Museums in Buzău betrachtet werden. Es sind Teile fossiler Tiere, wie z.B. Mammut-Unterkiefer oder Oberschenkel. Im ersten Stockwerk gibt es drei Räume. Im ersten Saal können Gesteine, Minerale und Erze gesehen werden. Im zweiten Raum ist die Bernstein-Ausstellung untergebracht. In einem dritten Saal sind Werkzeuge ausgestellt, die bei der Gewinnung und Bearbeitung des Bernsteins eingesetzt wurden.“




    Das Museum hat alle notwendigen Sicherheitsma‎ßnahmen getroffen, um auch während der Pandemie Besucher willkommen hei‎ßen zu können. Die Im Museum ausgestellten Teile seien entweder das Ergebnis eigener Forschungsarbeit oder stammen aus Spenden. Und einige seien erworben worden, sagte Daniel Costache, der Leiter des Museums:



    Eines muss klargestellt werden. Letztes Jahr war das Museum in einem verkommenen Zustand. Es gab weder flie‎ßendes Wasser noch Toiletten oder Zentralheizung. Auch die Ausstellungen sahen veraltet aus. Das Museum wurde allerdings modernisiert und entspricht nun den letzten Standards auf dem Gebiet. Die Exponate werden entsprechend ausgestellt, moderne Technik wurde eingesetzt. Auch ein Souvenirladen wurde eingerichtet — zum ersten Mal, seit es das Museum gibt. Das Museum ist derzeit mit Sicherheit einen Besuch wert.“




    Daniel Costache betonte im Laufe unseres Gesprächs die Einmaligkeit des Bernsteinmuseums in Colţi:



    Das Bernsteinmuseum ist wirklich einmalig. Es ist das einzige Bernsteinmuseum in Rumänien. Auch die eingesetzte Technik ist überraschend modern. Wir verfügen über ein interaktives Schaufenster, das aus mehreren Elementen besteht. Das Schaufenster erzählt von selbst die Geschichte der ausgestellten Exponate. Es ist mit Motoren ausgestattet, die auf sich drehenden Trägern angebracht sind. Die Besucher können das Schaufenster berühren und somit die ausgestellten Exponate zum Drehen bringen. Diese können auch in vergrö‎ßerter Form auf einem Bildschirm gesehen werden. Auf dem gleichen Bildschirm können auch zusätzliche Informationen zu den ausgestellten Objekten angefragt werden. In einem anderen Saal wurde der Innenraum einer Höhle rekonstruiert. Auch dort gibt es moderne Elemente, die den Besuch interessanter machen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass das Museum auf einem Berggipfel liegt, daher ist alles umso wertvoller.“




    Ein wichtiges Sammlungsstück im Bernsteinmuseum in Colţi ist ein Schmuckset, das Elena Ceauşescu, der Frau des ehemaligen Diktators Nicolae Ceauşescu, gehört hatte. Nachdem das Schmuckset der Frau des Diktators geschenkt worden war, gelangte es nach deren Tod zurück ins Museum. Die Kuratoren konnten allerdings nicht herausfinden, ob Elena Ceauşescu die Juwelen jemals getragen hat oder nicht.

  • Brutaler Schlächter als Held verkauft

    Brutaler Schlächter als Held verkauft

    Der von der Kommunistischen Partei aufgestellte Innenminister Teohari Georgescu gründete ein Sonderkommando, das mit der Bandenkriminalität abrechnen sollte. Ihm stand ein Kommissar vor, der zum Mythos wurde — Eugen Alimănescu. Das Regime konstruierte für den Mann das Image eines unbestechlichen Haudegens, der von dem Weg der Gerechtigkeit nicht abzubringen war — so wie sich die Kommunisten gerne selbst inszenieren wollten. Doch in Wirklichkeit war Eugen Alimănescu fast das genaue Gegenteil — ein Werkzeug des Terrors in den Händen des kommunistischen Regimes. Der Historiker Dumitru Lăcătuşu hat in den letzten Jahren den Mythos Alimănescu demontiert: Eugen Alimănescu ist eine extrem umstrittene Persönlichkeit und wurde leider als Held der rumänischen Polizei dargestellt. Bei der Gründung der Miliz wurde Alimănescu zum Chef der Abteilung Bandenkriminalität bei der Kripo ernannt. Alimănescu war eigentlich Buchhalter, hatte im Krieg gekämpft und suchte nach 1945 die Nähe der Kommunisten. Dann trat er in die Polizeiarbeit ein“, wei‎ß der Historiker zu berichten.



    Alimănescus Sonderkommando ging besonders brutal gegen die Kriminellen vor — diese wurden gar nicht mehr verhaftet und aufs Revier zum Verhör gebracht. Sie wurden erschoss, am öftesten unter Vorwand des Fluchtversuchs. Zeitungsberichte über die Vorfälle trugen zu diesem Heldenimage bei. Wie der Historiker Dumitru Lăcătuşu weiter ausführt, lie‎ßen die Berichte etwas aus: Zur gleichen Zeit war Alimănescu nicht nur mit dem Ausmerzen der Verbrecher beschäftigt, wie es im Wortschatz der Kommunisten hie‎ß. Die Polizisten lie‎ßen einen Teil der Beute der Kriminellen mitgehen und Alimănescu hatte in kurzer Zeit eine eigene mehrstöckige Villa im Zentrum von Bukarest. Ein kaltblutiger Killer UND ein korrupter Polizist also“, stellt der Historiker klar.



    Doch Alimănescu war mehr als das — er war instabil. Aus seiner Geheimdienstakte geht hervor, dass im Jahr 1945 der stark alkoholisierte Alimănescu auf der Stra‎ße mit seiner Pistole wild um sich herumschoss und ein Kind tötete. An einem anderen Tag war er im Zug nach Timişoara. Er geriet in Streit mit einem anderen Fahrgast und erschoss ihn kurzerhand. Somit war der Polizist auch perfekt für die Jagd nach antikommunistischen Widerstandskämpfern: Wenn wir über den Partisanenkrieg in den Karpaten sprechen, beziehen wir uns in der Regel nur auf die Securitate, den Geheimdienst. Aber die Miliz, die Polizei also, spielte eine genauso wichtige Rolle, wobei das Sonderkommando Bandenkriminalität sich genau damit befasste. Sie durchkämmten das Land nach Widerstandskämpfern und folterten und mordeten“, sagt der Bukarest Geschichtswissenschaftler.



    Alimănescu und sein Team gingen so brutal vor, dass selbst die nicht gerade zimperlichen Geheimdienstler schockiert waren. Im Gebiet von Argeş griff sich Alimănescu beispielsweise die Tochter und Schwester von flüchtigen Verdächtigen, schlug sie zusammen und fragte sie ständig, wo ihr Vater und Bruder seien. Die 15jährige wollte nichts sagen und Alimănescu überschüttete sie mit Benzin und zündete sie an. In ihren Berichten führen die Geheimdienste an, dass er nicht nur Verdächtige zusammenschlug, sondern auch die eigenen Informanten. Mit Unterstützern der Widerstandsbewegung machte er kurzen Prozess und die Frauen vergewaltigte er.



    Das rabiate Vorgehen wurde ihm schlie‎ßlich zum Verhängnis, weil er für das Regime nicht mehr zweckdienlich war, so Dumitru Lăcătuşu: Weil er au‎ßer Kontrolle geraten war, wurde er 1951 verhaftet — mitten in einer Besprechung bei der politischen Abteilung im Innenministerium — von ihm wurde dann behauptet, er sei als Klassenfeind in die Partei eingesickert. Er wurde dann zu Zwangsarbeit verurteilt, verschwand aber von der Bildfläche. Über sein Ende ist nichts Genaues bekannt — 1954 lebte er auf jeden Fall noch, weil er im Verfahren gegen den Innenminister verhört wurde, der ihn angestellt hatte, nämlich Teohari Georgescu. Er berichtete auch ausführlich über die berüchtigten Todeszüge, in denen 1949 antikommunistische Widerstandskämpfer ermordet wurden, ohne dass die kommunistische Justiz ein offizielles Todesurteil ausgesprochen hatte“, sagt Lăcătuşu.



    Polizeikommissar Alimănescu stand Jahrzehnte später Modell für einen Filmhelden — Starregisseur Sergiu Nicolaescu erschuf in den 1970er Jahren die Filmfigur des Kommissars Moldovan und lie‎ß sich dabei u.a. von Alimănescu inspirieren.