Tag: Wildfang

  • Störbestände im Donaudelta: trotz Fangverbot gefährdet

    Störbestände im Donaudelta: trotz Fangverbot gefährdet

    Die Umweltorganisation WWF Romania hat neulich ein Handbuch mit Informationen über die Donau, das Donaudelta und die Störarten in der Donau veröffentlicht. Das Handbuch Exploratori ai Dunării și ai Sturionilor din Dunăre“ (Forschungsreisende der Donau und der Donau-Störarten“) ist in drei Teilen strukturiert. In den ersten zwei Teilen geht es um den Grünen Korridor an der Unteren Donau und um das Donaudelta, und der dritte Teil enthält Informationen über die zukünftigen WWF-Jugendklubs für die Donau und die Donau-Störarten. Der dritte Teil des Handbuchs sollte dazu helfen, bei den neuen Generationen von jungen Erwachsenen das Verantwortungsgefühl für die Umwelt zu erwecken, damit sie die Umweltprobleme in ihren Gemeinden identifizieren und Lösungen dafür finden. Die dramatische Situation der acht europäischen Störarten war das Thema einer internationalen Konferenz im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft und der Internationalen Konvention für den Donauschutz in Juli 2018. Infolge der Konferenz werden mehrere Ma‎ßnahmen zum Schutz der europäischen Störarten getroffen, durch die Koordination und Kooperation der Staaten der Region.



    In der Unteren Donau, im Donaudelta und im Schwarzen Meer leben noch vier Störarten: der Beluga-Stör, der Sternhausen, der russische Stör und der Sterlet. In Rumänien und Bulgarien leben heutzutage die einzigen nachhaltigen Wildstör-Bestände Europas. Es handelt sich dabei um seltene Fischarten, die unter Naturschutz stehen. Nach Russland und dem Iran war Rumänien zu kommunistischen Zeiten einer der wichtigsten Kaviar-Lieferanten für den Westen. Die Störe waren die wertvollsten Fische an der Unteren Donau, aber nachdem sie jahrelang intensiv gefischt wurden, ist der Bestand stark gesunken. Heute sind vier der sechs Donau-Störarten gefährdet. Zwei weitere Störarten — der Europäische Stör und der Glattdick — sind ausgestorben.



    Im Jahr 2006 leitete die rumänische Regierung ein Wiederbesiedlungs-Programm ein, etwa 430.000 junge Störe wurden in der Donau freigelassen. Zugleich wurde der Störfang für 10 Jahre verboten; 2016 wurde dann das Störfangverbot um weitere 5 Jahre verlängert. Und doch werden die Störbestände weiterhin durch Wilderei und illegalen Handel mit Stör und Kaviar gefährdet. Die Fachleute haben immer noch keine klare Angaben über die Effekte des Fangverbots, weil die Wilderei nicht gestoppt werden konnte. Mehr dazu von Cristina Munteanu, Managerin für Sü‎ßwasser bei der Umweltstiftung WWF Romania:



    Die Situation ist immer noch unklar, weil wir noch keine integrierten Daten über die Störbestände in der Unteren Donau haben. Von den Informationen, die wir bis jetzt gesammelt haben, und von den Projekten zur Beobachtung der Störarten in gewissen Zonen können wir aber sagen, dass die Situation sich nicht verbessert hat. Es gibt vielleicht mehr Exemplare von Beluga-Stör, Sternhausen und Sterlet, aber beim russischen Stör bleibt die Lage immer noch dramatisch. Als das Störfangverbot verhängt wurde, war die Anzahl der russischen Störe um 99% gesunken, und es ist noch keine Verbesserung zu spüren.“




    Die Umweltorganisation WWF Romania und die Internationale Gesellschaft zum Schutz der Störe haben neulich in Wien eine Erklärung zum Internationalen Schutz der Störe unterzeichnet. Das Dokument fordert alle Behörden und Entscheidungsträger auf, sofortige Ma‎ßnahmen zu treffen, um die extrem gefährdeten Störarten zu schützen. Es geht dabei um 22 Empfehlungen zum Schutz der Störe. Die Grundlagen dieser Erklärung wurden beim 8. Internationalen Stör-Symposium gelegt, zu dem sich 300 Experten aus aller Welt, darunter Wissenschaftler, aber auch Züchter und Händler, in Wien eingefunden haben. Die Mitglieder der World Sturgeon Conservation Society kamen dabei erstmals mit der Naturschutzorganisation WWF zusammen, um einen umfassenden globalen Aktionsplan für den Schutz der Störe zu entwickeln.



    Auch die Fachleute vom Zentrum für die Forschung und Entwicklung der Störarten, Wasserhabitate und Biodiversität an der Universität Untere Donau“ in Galaţi werden zwei EU-finanzierte Projekte für Forschungen und Beobachtung der gefährdeten Störarten durchführen. Geplant ist auch ein Dokumentarfilm mit Informationen über die Bedeutung der letzten 100 Jahre für die Störbestände in der Unteren Donau.

  • Donaustör: illegaler Fischfang bedroht seine Existenz

    Donaustör: illegaler Fischfang bedroht seine Existenz

    Das Donaubecken beherbergt die grö‎ßten Störpopulationen der Welt. In Rumänien und Bulgarien leben entwicklungsfähige wilde Störe, die einzagrtig in der Europäischen Union sind. Dennoch geht deren Zahl vor dem Hintergrund des einst erlaubten, heute illegalen Fischfangs zurück. Diese Wanderfischbevölkerungen sind vor rund 200 Millionen Jahren entstanden. In der Vergangenheit schwammen 6 Störarten in der Donau. Mittlerweile wurden Vertreter zweier davon seit langem nicht mehr in den Flussgewässern gesichtet. Eine Studie des Kaviarmarktes in Rumänien und Bulgarien, die von der Umweltschutzorganisation WWF Rumänien veröffentlicht wurde, bringt besorgniserregende Angaben über das Überleben dieser alten Bewohner der Donau zum Vorschein. Trotz des zufriedenstellenden Rechtsrahmens mit einer geregelten Vollprohibition in beiden Ländern hat man illegal gewonnenen Kaviar zum Verkauf angeboten. Magor Csibi, Leiter von WWF Rumänien:



    Wir haben 14 Stichproben in Rumänien und 14 in Bulgarien sowie zwei in Österreich genommen, von Kaviar, der angeblich von bulgarischen Störzüchten stammen sollte. Wir haben festgestellt, dass 33%, also 10 aller Stichproben, legal waren, richtig beschriftet waren usw. 66%, also zwei Drittel aller Stichproben, waren illegal. Das hei‎ßt, wenn jemand aus unserer Region Kaviar kaufen möchte, bestehen 66% Chancen, dass er keine echte Ware erhält. Es handelt sich also um Wilderei oder illegalen Verkauf am helllichten Tage, denn im Falle von fünf Stichproben gab es von Anfang an Informationen darüber, dass diese von Wildstören stammen. Das ist aus allen Gesichtspunkten illegal und trotzdem hat es diese Stichproben gegeben. Von den fünf Stichproben wurde bestätigt, dass vier von Hausen, einer besonders bedrohten Fischart, stammen. Au‎ßerdem waren 8 Stichproben nicht gemä‎ß der CITES-Regelung beschriftet und durften somit nicht innerhalb der EU vermarktet werden.“



    Um bei der Konservierung dieser Fischart beitzutragen, hat WWF Rumänien das Informationsprojekt Life+ ins Leben gerufen, wodurch die Fischer entlang der Donau, alle Entscheidungsträger und sogar die Kaviarhersteller und –händler ihre Meinung über die Lage der Störe äu‎ßern durften. Cristina Munteanu, Projektleiterin:



    83% der Fischer sind der Meinung, dass man sie weiterhin fischen lassen soll, denn dies würde die Störbevölkerungen nicht beeinträchtigen. Dennoch sind sich 67% von ihnen bewusst, dass die Störpopulation eine fallende Tendenz und nicht eine steigende verzeichnen. Hauptursache für diese Denkweise ist, dass sie keine andere Einkommensquelle haben und sich auch nicht erdenken können. Sie denken also nur ans Fischen. Dennoch geben 65% von ihnen zu, dass jene Fischer, die zufällig Störe fangen und nicht befreien oder wildern, die Störpopulationen beeinträchtigen können. Sie würden schon mit den Behörden zusammenarbeiten, doch sie sind nicht überzeugt, dass dies zu Ergebnissen im Sinne einer Problemlösung führen würde. Über 80% von ihnen würden sich wünschen, dass die Prohibition so bald wie möglich aufgehoben wird, denn der Fischfang ist eine Traditionsbeschäftigung für sie und ihre Einnahmen sind seit Einführung dieser Ma‎ßnahme 2006 gesunken.“



    Die Kontrollbehörden und die Entscheidungsträger empfinden das Fischereiverbot als notwendige Ma‎ßnhame, die durch schärfere Strafen effizienter sein würde. Wenn während der kommunistischen Zeit Rumänien einer der Hauptexporteure von Kaviar, im Wettbewerb mit der UdSSR und China war, scheint die Situation nun, nach 6 Jahren Prohibition, au‎ßer Kontrolle geraten zu sein. Auch dass Wiederbevölkerungsprogramm der Donau mit Fischen, das einige Jahre lang gelaufen ist, brachte keine Ergebnisse und es gibt keine Effizienzbewertung des besagten Programms, hei‎ßt es aus Behördenkreisen.


    Die delegierte Ministerin für Gewässer, Wälder und Fischfang, Lucia Varga, ist der Meinung, dass die Störe in Rumänien geschützt werden können. Die Fischart, könnte durch die Aufrechterhaltung des Fischereiverbots und durch andere Ma‎ßnahmen, wiederblebt werden:



    Unsere Bemühungen, die der Behörden, des Ministeriums und der NGOs reichen nicht aus. Man muss sich europaweit, aber auch regional anstrengen. Ich spreche über unsere Vorhaben im Rahmen der Ministerräte, wodurch wir die Bedeutung der Förderung der Aquakultur, um den Druck auf die Naturressourcen zu senken, hervorgehoben haben. Au‎ßerdem haben wir auf die Wichtigkeit der Gründung eines Schwarzmeerrates hingewiesen. Erfreulicher Weise beschäftigt sich Kommissarin Maria Damanaki damit. Wir hoffen Diskussionen einzuleiten, um eine Sitzung in Rumänien zu diesem Thema zu halten. Wir verfügen über Informationen, dass man im Donauraum stark wildert. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, die Fischerei- und Aquakulturbehörde neu zu gestalten. Wir wollen die Kontrolle und die Überwachung veschärfen, denn es mangelt an Personal und Ausstattung.“



    Die Kaviarnachfrage hat zur Ausschöpfung und folglich zur dramatischen Senkung der Störbevölkerung geführt. Aus diesem Grund wurden 1998 alle Störarten auf die Liste der Internationalen Handelskonvention mit wilden Tier- und Pflanzenarten (CITES) aufgenommen.



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