Tag: Wildtiere

  • Toplița im Landkreis Harghita: idealer Ort für Winterurlauber

    Toplița im Landkreis Harghita: idealer Ort für Winterurlauber

     

     

    Wir fahren zu den Ausläufern des Călimani-Gebirges im ostsiebenbürgischen Landkreis Harghita und schauen uns in der Ortschaft Toplița um. Der Ort liegt im überwiegend von den sogenannten Székler-Ungarn bevölkerten Ostsiebenbürgen und hat daher auch einen ungarischen Namen: Maroshévíz. Die Kleinstadt hat auch eine deutsche Bezeichnung, nämlich Töplitz. Allerdings ist sie mit einem Anteil von ca. 70 % rumänischsprachiger Bevölkerung von insgesamt rund 16 000 Einwohnern eine Ausnahme in der Region und bei Winterurlaubern aus dem ganzen Land beliebt. Warum das so ist und was die Stadt zu bieten hat, erzählt im folgenden Gabriela Hosszú vom örtlichen Amt für Tourismusförderung und Information (CNIT):

     

    Wir laden Sie herzlich nach Toplița ein, einem attraktiven und sehr abwechslungsreichen Winterurlaubsziel. Hier können Sie Skikurse nehmen oder Ihre bereits vorhandenen Schilauf-Künste auf der örtlichen Skipiste oder im Skigebiet im Gurghiu-Gebirge mit einem herrlichen Blick auf das benachbarte Călimani-Gebirge trainieren. Das Skigebiet besteht aus drei Pisten, eine mit mittlerem und zwei mit leichtem Schwierigkeitsgrad, die von zwei Skiliften und einem Förderband bedient werden. Außerdem haben wir eine Rodelbahn, eine Skipiste, die mit Beleuchtung bis spät in den Abend betrieben wird, ein Reitzentrum, ein Restaurant und ein Sportgeräteverleih.

    Die bekannte alpine Bobbahn ist immer noch beliebt und das ganze Jahr über in Betrieb. Sie ist die modernste und längste Bobbahn des Landes. Auf der Piste arbeiten über 40 zugelassene und geprüfte Skilehrer. Auf der Website der Piste können Sie sich den gewünschten Lehrer aussuchen und sich über die saisonalen Tarife und Öffnungszeiten informieren oder die Webcams nutzen, um den Zustand der Piste und die laufenden Aktivitäten zu beobachten. In diesem Jahr wird der 7. Alpine Skicup für Sportvereine und Amateure organisiert. Toplița hat eine Tradition im Skilanglauf. Auch Tourenskilauf ist in unserem Gebiet möglich, vor allem auf den langen und sehr attraktiven Loipen in den Călimani-Bergen mit der Möglichkeit, in der Wetterstation Călimani zu übernachten.“

     

    Doch auch wer kein Fan von Schilaufen ist, kann seine winterliche Urlaubszeit in Toplița (alias Maroshévíz oder Töplitz) mit anderen Aktivitäten gut verbringen. Gabriela Hosszú vom örtlichen Amt für Tourismusförderung mit weiteren Einzelheiten:

     

    Auch Motorschlitten- oder Quad-Ausflüge werden in der Gegend unter den gesetzlich vorgeschriebenen Bedingungen durchgeführt, ebenso wie Pferdeschlittenfahrten oder Hundeschlittenfahrten. Auch Schlittschuhlaufen auf der Oberfläche des örtlichen Sees, der im Sommer zum Sportfischen genutzt wird, ist beliebt. Es gibt drei Eislaufplätze mit einer Gesamtfläche von 3 000 Quadratmetern. Hier kann man auch Schlittschuhe und Ausrüstung ausleihen, und die Eisbahn bietet auch abends, bei Nacht und in angenehmer Atmosphäre mit guter Musik sehr gute Bedingungen zur Entspannung. Empfehlenswert sind auch Ausflüge in die Natur und Spaziergänge auf den Wanderwegen, die aus Sicherheitsgründen allerdings unbedingt mit Führer gebucht werden sollten, weil man auf wilde Tiere wie Bären, Rehe und Hirsche treffen kann. In dieser Zeit sind auch Füchse zu sehen, und im Februar ist die Paarungszeit der Wölfe.“

     

    Am Laufe des Flusses Mureș (ung. Maros, dt. Mieresch) können Naturliebhaber ferner auch Wildenten und andere Vogelarten wie Reiher nisten sehen. Eine kulinarische Besonderheit der Region ist die Eselsmilch, der besondere genesende Kräfte nachgesagt werden. Und schließlich kann man mit einem Besuch im Thermalbad einfach nur die Seele baumeln lassen.

  • Eisenbahnromantik: Mit der Schmalspurbahn durch das Harbachtal

    Eisenbahnromantik: Mit der Schmalspurbahn durch das Harbachtal

     

     

    Seit einigen Jahren hat ein Verein von Volontären eine Schmalspurbahn-Strecke wieder in Betrieb gesetzt, die Hermannstadt mit den Ortschaften im Harbachtal verbindet. Das Harbachtal (rum.: Valea Hârtibaciului) rührt als Bezeichnung vom gleichnamigen Fluss her und wird auf deutsch auch Haferland benannt. Das Netz der örtlichen Schmalspurbahn wurde beginnend mit Ende des 19. Jh., damals noch zu Zeiten der K.u.k-Monarchie, ausgebaut, und in den letzten Jahrzehnten bis zur Stilllegung des Regelverkehrs 1965 bzw. teilweise noch bis 2001 von der staatlichen Eisenbahn CFR betrieben. Die komplette Strecke mit einer Länge von 64 km führte von Hermannstadt über Agnita (Agnetheln) bis nach Sighișoara (Schäßburg) durch ein Naturreservat mit einer wunderbaren Landschaft entlang der majestätischen, schneebedeckten Südkarpaten.

     

    Seit 2015 wurde eine 7 km lange Strecke von einem privaten Förderverein namens „Prietenii Mocăniței“ („Freunde der Schmalspurbahn) wiederbelebt. Sie führt von der Ortschaft Cornățel (dt. Harbachsdorf) bis Hosman (dt. Holzmengen). Von den deutschsprachigen Siebenbürger Sachsen wurde die Schmalspurbahn allerdings nicht Harbachtalbahn genannt, sondern umgangssprachlich und liebevoll als Wusch bezeichnet – vermutlich ein lautmalerisches Dialekt-Wort.

     

    Mihai Blotor, Vorsitzender des Vereins „Freunde der Schmalspurbahn“, erzählt im Folgenden über die heute betriebene Strecke, auf der regelmäßig Dieselloks und gelegentlich auch Dampfloks fahren:

    Fahrkarten können Sie auf der Webseite sibiuagnitarailway.com kaufen. Dort machen Sie auch Ihre Reservierung, denn, um die Eisenbahnromantik noch zu steigern, erhalten Sie Ihre Fahrkarte beim Einsteigen in den Zug, da es sich wie früher um ein Pappticket handelt, das nicht elektronisch verschickt werden kann. Fahrkarten kann man auch direkt am Bahnhof in Harbachsforf kaufen. Vom Bahnhof aus geht es ab ins Harbachtal. Auf dem ersten Teil der Strecke fahren wir parallel zur Straße. Die Fahrgäste werden oft von Autofahren gegrüßt, manche hupen sogar. Dann geht es bergauf und wir fahren mitten durch das Tal, durch Hügel voller Eichenwälder, an Sennereien vorbei, die Karpaten immer zu unserer Rechten.“

     

    Das Harbachtal ist eines der landschaftlich schönsten und touristisch am wenigsten erschlossenen Gebiete des Kreises Sibiu (Hermannstadt). Nachdem man zwei Brücken überquert hat, erreicht man ein wirklich wildes Gebiet, erzählt Mihai Blotor weiter:

    Wir sehen dort normalerweise Rehe und Wildschweine in freier Wildbahn. Ich habe gehört, dass es dort auch Bären gibt, aber ich habe sie vom Zug aus noch nicht gesehen. Wir fahren durch ein Naturschutzgebiet für Vögel, das zweitgrößte in Rumänien nach dem Donaudelta, ein Natura-2000-Gebiet. Normalerweise sehen wir Störche, Reiher, Graumeisen, Schreiadler und viele andere kleine Vögel. In den Waggons der Schmalspurbahn hängen Informationsplakate. Dann erreichen wir den Bahnhof von Hosman (Holzmengen). Der Bahnhof selbst liegt etwa einen Kilometer außerhalb des Dorfes, bietet aber auf der rechten Seite einen sehr schönen Blick auf das Dorf. Wir können die befestigte Kirche sehen, die auf einem Hügel in der Mitte des Dorfes erbaut wurde, und die normalerweise schneebedeckten Făgăraș (Fogarasch)-Berge im Hintergrund. Es ist ein Anblick, mit dem Reiseanbieter auf internationalen Plakaten für Siebenbürgen und generell für Rumänien werben. So werden Sie das Dorf Hosman erkennen. Die Kirche können Sie mit fachkundigen Führern besichtigen. Auch die Kinder werden sich nicht langweilen. Für sie wird eine Schatzsuche organisiert. Im Dorf gibt es auch eine alte Mühle, die noch mit einem Ölmotor betrieben wird, wie es um 1900 üblich war. Im Harbachtal gibt es viele Kirchenburgen, auch Wehrkirchen genannt. Hier lebten einst viele Sachsen, und jede Gemeinde hatte ihre eigene Kirche, die sich von anderen unterschied, doch alle waren von einer Mauer umgeben. Von der Endstation der Bahn in Hosman aus wären noch die Kirchenburgen in Alțâna (dt. Alzen), Nocrich (dt. Leschkirch) in der Nähe und dadurch leicht zu erreichen.“

     

    Die größte und bekannteste Veranstaltung im Harbachtal findet direkt in Hosman (Holzmengen) statt, an der Endstation der Schmalspurbahn. Es handelt sich um ein Musikfestival, das in Anlehnung an Woodstock und dem deutschen Namen der Ortschaft „Holzstock“ genannt wird und in der Regel jedes Jahr im Juli oder August stattfindet. In dieser Zeit gibt es Sonderfahrten der Schmalspurbahn für die Besucher des Festivals. Aber das sei nicht die einzige Veranstaltung, die einen Besuch der Region lohnenswert macht, sagt Mihai Blotor, Vorsitzender des Vereins „Freunde der Schmalspurbahn“:

    Weitere sehenswerte Veranstaltungen sind die jeweiligen Dorftage. Jedes Dorf organisiert dann einen Volksumzug. Darüber hinaus gibt es einige Veranstaltungen, die von uns Einheimischen übersehen werden, die aber vor allem bei ausländischen Touristen sehr beliebt zu sein scheinen: Viehmärkte, die jeden Monat in einem anderen Dorf im Tal stattfinden. Die Ausländer sind sehr froh, all die Tiere, die landwirtschaftlichen Geräte und das Geschirr für Pferde und Kutschen zu sehen, die im Westen meistens nur noch in Museen aufbewahrt werden. Hier bei uns haben Touristen die Möglichkeit, sie in echt zu sehen.“

     

    Zum Schluss empfiehlt unser heutiger Reiseführer, eine Fahrt mit der Harbachtalbahn rechtzeitig zu buchen. Gerade während der „Tage der Schmalspurbahn“, die jährlich im September stattfinden, sei besonders viel los:

    Es ist unsere wichtigste Veranstaltung, die 2015 ins Leben gerufen wurde. Das war auch der Grund, eine Dampflok zu besorgen, da wir normalerweise mit Diesel fahren. Da wir jetzt auch zu anderen Zeiten des Jahres mit Dampf fahren, haben wir sie beibehalten. Die Tage der Schmalspurbahn sind nach wie vor unsere meistgebuchte Veranstaltung, denn neben der Zugfahrt bieten wir alle möglichen anderen Aktivitäten an, auch für Kinder. Sie finden jedes Jahr im September statt, am letzten Wochenende der Schulferien. Dieses Jahr werden wir mit der Dampflok und fünf Waggons fahren. Etwa fünfmal am Tag finden Rundfahrten durch die herrliche frühherbstliche Natur des Harbachtals statt, wenn sich die Farben verändern, und ich finde, das ist die schönste Zeit des Jahres. Bei den letztjährigen Tagen der Schmalspurbahn hatten wir sogar Touristen aus Südafrika, die nichts von der Veranstaltung wussten, aber durch die Gegend radelten. Sie sahen einen Zug am Bahnhof stehen und stiegen einfach ein. Danach sagten sie, es sei das bisher beste Abenteuer ihrer gesamten Reise mit dem Fahrrad kreuz und quer durch Rumänien gewesen, weil es auch so unerwartet war. Wir machen nicht viel Werbung für uns, wir sind eine Art Geheimtipp in Siebenbürgen. Viele Leute erfahren zufällig von uns, und das macht die Erfahrung noch angenehmer.“

     

    Von Mihai Blotor erfuhren wir noch, dass der Verein „Freunde der Schmalspurbahn“ plant, die Strecke zu verlängern, damit die Touristen so viele Gemeinden wie möglich erreichen können und so deren nachhaltige Entwicklung gefördert wird. Darüber hinaus wurden und werden die Gemeinden in die Gestaltung eines umfassenden Tourismusangebots einbezogen. Letztes Jahr waren eine geführte Besichtigung des Dorfes Hosman (Holzmengen) und seiner Sehenswürdigkeiten sowie Besuche bei örtlichen Käseherstellern im Eintrittspreis enthalten. In diesem Jahr ist ein integriertes Paket mit der sogenannten Bauernhofschule in Cornățel (Harbachsdorf) geplant, wo Kinder viel über die Tiere auf dem Hof eines Dorfes lernen oder auf einem Pony reiten können.

    Die Harbachtalbahn (auch als „Wusch“ bekannt) ist die einzige funktionierende Schmalspurbahn in Rumänien, die ausschließlich von Freiwilligen betrieben wird. Im Harbachtal beginnt die Touristen-Saison 2024 in der ersten Aprilhälfte.

  • „Bear Smart Community“: WWF-Projekt für Koexistenz von Menschen und Bären

    „Bear Smart Community“: WWF-Projekt für Koexistenz von Menschen und Bären





    In Rumänien sind Nachrichten über Bären, die in bewohnte Gebiete eindringen, in den letzten Jahren fast alltäglich geworden. Sie verursachen Schäden und greifen manchmal sogar Menschen an. Es gab auch schon einige Begegnungen, etwa mit ahnungslosen Touristen, die tödlich für den Menschen endeten. Die Behörden versuchen, das Problem zu lösen, indem sie die aufdringlichen Tiere entweder umsiedeln oder — als letztes Mittel — zur Jagd freigeben.



    Das Problem wurde kürzlich auch vom Minister für Umwelt, Wasser- und Waldwirtschaft, Barna Tánczos, öffentlich angesprochen, der selber aus einem Landkreis stammt, wo besonders viele Bären in freier Wildbahn anzutreffen sind. Die Anwesenheit von Menschen im Lebensraum von Bären und die stetig wachsende Anzahl von Bären verursachen immer mehr Probleme bei Sennereien, in landwirtschaftlichen Betrieben oder auf Bauernhöfen mit Viehzucht. Das sind auch die Hauptgründe dafür, dass die Zahl der Vorfälle seit 2021 im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen hat“, sagte der Minister. Er wies darauf hin, dass die Kommunalbehörden in Ortschaften wie Sinaia und Bad Tuschnad sowie in anderen Urlaubsorten aufgrund der getroffenen gesetzlichen Ma‎ßnahmen in der Lage waren, die Bären oder Bärenfamilien, die sich in den Touristenorten aufhielten, ohne Genehmigungen aus Bukarest und ohne komplizierte Verfahren umzusiedeln. Der Minister hob allerdings noch hervor, dass das Problem nicht allein durch Intervention, sondern auch durch Prävention gelöst werden könne.



    Genau in diesem Sinne führt die Umweltorganisation WWF Rumänien in Bad Tuschnad, Landkreis Harghita, Zentral-Rumänien, ein einzigartiges Projekt durch, um die Koexistenz von Mensch und Bär zu gewährleisten. Cristian-Remus Papp, Experte für Wildtierarten bei der Natur- und Tierschutzorganisation, sagt im Folgenden, worum es dabei geht:



    Dieses Konzept basiert letztendlich auf der Zusammenarbeit mit allen Beteiligten: Wir haben die Unterstützung der örtlichen Behörden, die Unterstützung der Organisationen in der Region, einschlie‎ßlich der Wildhüter, aber auch des Tourismussektors, denn sie alle tragen in gewissem Ma‎ße zum lokalen Bärenmanagement bei. Und so haben wir eine Partnerschaft gebildet, in der wir versuchen, eine sogenannte »Bear Smart Community« zu entwickeln. Dieses Modell wurde in den USA entwickelt, und zwar in Gebieten mit ähnlichen Problemen, und diese Gemeinden entwickeln gerade einige Beispiele für bewährte Praktiken, um zu zeigen, dass eine Koexistenz von Menschen und Bären möglich ist. Durch die Anwendung bestimmter Methoden versuchen Gemeinschaften, die dem Bären gegenüber nicht negativ eingestellt sind, sondern im Gegenteil Probleme in den Griff bekommen wollen, die Bären auf Distanz zu halten, um der Einheimischen, aber auch den Touristen in unserem Fall, unangenehme Begegnungen zu ersparen und die allgemeine Sicherheit zu gewährleisten.“




    Der Schutz der Bären und die Sicherheit der Menschen ist unser aller Anliegen, und dafür brauchen wir nachhaltige Lösungen, die auf der Einbeziehung und Beteiligung aller Interessengruppen beruhen. Der Braunbär war in unserer Gegend schon immer präsent — er ist ein Wahrzeichen der Region. Die Lösung, die wir umsetzen wollen, soll die Sicherheit der Einwohner und Touristen gewährleisten und gleichzeitig den Braunbären schützen“, sagt dazu auch Zsolt Butyka, der Bürgermeister des Kurortes Bad Tuschnad in den Ostkarpaten.



    Das hier entwickelte Projekt von WWF Rumänien will eine Komplettlösung anbieten. Mit welchen konkreten Mitteln beschreibt erneut Cristian-Remus Papp, WWF-Experte für Wildtiere:



    Wir bieten sogar zusätzliche Schutzvorrichtungen an, damit exponierte Grundstücke gesichert sind. Und dabei handelt es sich z.B. um Elektrozäune, die praktisch harmlos sind. Natürlich verursachen sie gewisse Elektroschocks im Kontakt mit den Bären, aber sie schaden dem Tier auf Dauer nicht, d.h. die Bären werden dadurch nicht verletzt getötet. Andererseits denken wir auch über ein System nach, das Bären warnt, wenn sich Autos nähern, denn es gab Vorfälle, bei denen Bären an beiden Einfahrten zu Bad Tuschnad von Autos angefahren wurden. Wir denken an einen ökologischen Korridor , der nichts anderes tut, als den Bären einen sicheren Übergang von einer Seite des Olt-Flusses zur anderen zu erleichtern. Und natürlich können einige Lösungen sofort umgesetzt werden, andere erst im Laufe der Zeit, je nach dem verfügbaren Budget. Was wir bisher tun konnten, ist die Anschaffung einiger Geräte für das bereits vor Ort tätige Interventionsteam. Wir wollen auch eine Studie erstellen, in der die Interaktion zwischen Bären und Menschen dokumentiert wird, um zu sehen, unter welchen Bedingungen sich Bären in der Gegend aufhalten, was sie anlockt — ob es sich nun um eine schlechte Abfallentsorgung handelt oder um die Zufütterung, die in den Wäldern rund um den Ort praktiziert wird. Au‎ßerdem werden wir GPS-Halsbänder verwenden, d.h., wir werden die Tiere über Satellit überwachen können. Wir wollen auch zwei Videohalsbänder anschaffen, um Interaktionen zwischen Bären, aber auch zwischen Bären und anderen Arten sowie zwischen Bären und Menschen zu dokumentieren.“




    Rumänien beherbergt die grö‎ßte Bärenpopulation in Europa — laut einer Fachstudie leben etwa 8 000 Exemplare in den rumänischen Karpaten.

  • Bär, Wolf und Luchs: Wildtiere brauchen ihre Habitate

    Bär, Wolf und Luchs: Wildtiere brauchen ihre Habitate





    In den letzten fünf Jahren hat man durch grenzüberschreitende Kooperation und Informationskampagnen nach den besten Lösungen für eine Koexistenz der Menschen und gro‎ßer Tiere wie der Bär, der Wolf und der Luchs gesucht. Es galt, zu beweisen, dass die Anwesenheit dieser Tiere in freier Wildbahn eine Bereicherung darstellt, und kein Problem, sofern man ihnen ermöglicht, ungehindert in ihren Habitaten zu leben.



    Entlang der Jahrhunderte hat die unmittelbare Nähe des Menschen die Lebensräume dieser Tiere beeinflusst und ihr Verhalten verändert. Die schlagartige Entwicklung der Siedlungen und der Infrastruktur in den letzten 100 Jahren hatte eine dramatische Begrenzung der natürlichen Habitate gro‎ßer Wildtiere als Folge. Wie ein Bericht der Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) zeigt, haben menschliche Aktivitäten wie die Forstwirtschaft, die Erschlie‎ßung von weiteren landwirtschaftlichen Flächen und Tourismusgebieten, die Erweiterung der Verkehrsinfrastruktur, aber auch das intensive Einsammeln von Waldfrüchten und die exzessive Jagd auf Tiere, die den gro‎ßen Fleischfressern als Nahrung dienen, das Leben und das Verhalten der Bären, Wölfe und Luchse massiv gestört. Mit welchen Problemen Rumänien in dieser Hinsicht konfrontiert ist, wei‎ß Marius Berchi, WWF-Experte und Manager des Programms Life — Euro Large Carnivores“ in Rumänien:



    Die meisten Probleme rühren von der kontinuierlichen Ausweitung menschlicher Aktivitäten her, die immer mehr in die Wildnis eindringen und somit die Habitate der Wildtiere stören. Und so kommt es immer wieder zu unangenehmen Begegnungen oder sogar zu Angriffen der Tiere gegen Menschen. Oder aber auch zu Sachschäden oder wirtschaftlichen Verlusten. Au‎ßerdem gibt es unsachgemä‎ße Eingriffe wie die komplementäre Fütterung, die dazu führt, dass die Wildtiere sich an die Menschen gewöhnen, statt sie zu vermeiden. Und sicherlich spielt auch das schlechte Abfallmanagement eine negative Rolle. Die meisten Zwischenfälle verzeichnen wir mit den Bären — sie greifen Menschen an und töten sie sogar. Hingegen von Wölfen haben wir keine neueren Informationen, die Angriffe auf Menschen belegen würden.“




    Um die Zahl der Zwischenfälle und Konflikte zwischen Wildtieren und Menschen gering zu halten, ist eine breite Kooperation und Einvernehmen zwischen allen Akteuren erforderlich. Es geht dabei um Kommunalverwaltungen, Umweltämter und Forstämter, Jagdaufsicht, Nutztierhalter, Forschungsinstitute, NGO, Tourismusbüros u.a.m. Marius Berchi erzählt, was WWF Rumänien in dieser Hinsicht bislang erreichen konnte:



    Was die Schäden aus unfriedlichen Begegnungen zwischen Wildtieren und Menschen anbelangt, haben wie es geschafft, eine Finanzierung im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU zu beantragen. Damit soll den Nutztierhaltern geholfen werden, ihre Schutz- und Präventionsma‎ßnahmen auszuweiten. Es geht beispielsweise um die Anschaffung von Elektrozäunen, Schäferhunden und sogar Abfallcontainern, die für Bären nicht einfach zu öffnen sind. Im Westgebirge haben wir eine regionale Plattform für die Koexistenz von Menschen und Raubtieren gegründet. Hier arbeiten Nutztierhalter, Jäger, kommunale und staatliche Behörden zusammen. Wir haben auch mehrere Trainingsveranstaltungen organisiert, etwa im letzten Herbst, als es um die Erfassung und Evaluierung der Wolfspopulation in Rumänien ging. Gerade in diesen Tagen findet eine weitere Veranstaltung statt — hier geht es um die Ausbildung von Teams für den schnellen Einsatz, die sich aus Kommunalbehörden, Gendarmen, Jägern und Tierärzten zusammensetzen. Wir haben auch Informationskampagnen unter Nutztierhaltern durchgeführt, damit sie von der Möglichkeit erfahren, finanzielle Entschädigung im Fall von Schäden durch Zwischenfälle mit Wildtieren zu erhalten. Und wir haben auch Schutzausrüstung gespendet, beispielsweise Elektrozäune oder spezielle, nicht tödliche Abwehrsprays gegen Bären. Letztendlich haben wir uns auch für gesetzliche Initiativen stark gemacht, damit wir ein Gleichgewicht etwa im Management der Bärenpopulation erzielen. Auch in der Erarbeitung des Internationalen Aktionsplans zur Erhaltung der gro‎ßen Fleischfresser im Karpatenraum haben wir einen relativ wichtigen Beitrag erbracht.“




    In ganz Europa ist in der letzten Dekade der Bestand an Wölfen, Bären und Luchsen kontinuierlich gewachsen. Statistiken zufolge leben auf unserem Kontinent über 18.000 Bären, davon mehr als 6.700 allein in Rumänien. Von den auf rund 9.000 geschätzten Luchsen bevölkern 1.200 rumänische Wälder. Um die Wölfe hingegen steht es nicht so gut. In den meisten europäischen Regionen wurde der Wolf in den vergangenen 200 Jahren gnadenlos gejagt und bis Mitte des 20. Jh. nahezu ausgerottet. In Rumänien gibt es allerdings noch eine relativ stabile Wolfspopulation, die auf 2.500 bis 2.900 Exemplare geschätzt wird.

  • Welt-Wildtier-Tag:  Meerestiere besonders schutzbedürftig

    Welt-Wildtier-Tag: Meerestiere besonders schutzbedürftig

    Die Vereinten Nationen haben den 3. März als Welt-Wildtier-Tag erklärt. Der 3. März ist nämlich der Tag, an dem das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten frei lebenden Tieren und Pflanzen unterzeichnet wurde. Ungefähr 38.700 Tier- und Pflanzenarten stehen derzeit unter seinem Schutz. Dieses Jahr steht der Welt-Wildtier-Tag im Zeichen der Meerestiere. Adriana Trocea, Brand Manager bei World Wide Fund Rumänien, bringt uns mehr Einzelheiten zum Thema:



    Mehrere NGO und Unternehmen haben beschlossen, vorübergehend auf die Wildtier-Repräsentation in ihren Logos zu verzichten. WWF Rumänien hat sich diesem Trend angeschlossen und zum ersten Mal seit der Gründung der Organisation vor 60 Jahren auf den Pandabär in ihr Logo verzichtet. Es ist eine Initiative, die darauf hinweist, dass die Natur und die Wildtiere in Gefahr sind und im besorgniserregenden Tempo verschwinden. Gleichzeitig stellt die genannte Geste ein Engagement dieser Unternehmen und NGO dar, die sich dadurch verpflichten, alles Mögliche zu tun, um den Rückgang der Artenvielfalt zu stoppen.“




    Anlässlich des Welt-Wildtier-Tages verschwanden der Pandabär, der Braunbär, der Löwe, die Möwe, der Adler, die Biene und viele andere Wildtiere aus den Logos bekannter Marken in Rumänien. Glücklicherweise sind diese Tierarten noch nicht verschwunden, doch sie sind stark vom Aussterben bedroht. NGO und Unternehmen vereinen ihre Kräfte, um darauf hinzuweisen, dass die Wildtier-Bevölkerung der Welt in den letzten 50 Jahren bereits um zwei Drittel geschrumpft ist. In Bezug auf die in Rumänien lebenden Wildtiere, die vom Aussterben bedroht seien, sagte uns Adriana Troncea Folgendes:



    Es leben sehr viele vom Aussterben bedrohte Tierarten in Rumänien. Auch viele Pflanzenarten sind gefährdet. WWF bemüht sich, die Stör-Population in der Donau oder die Wisente-Bevölkerung in den Karpaten zu schützen und zu erhalten und ihre Lebensräume wiederherzustellen. Wir versuchen auch die aus verschiedenen Gründen verwaisten Bärenjungen zu schützen. Das sind nur ein paar für Rumänien wichtige Tierarten, für dessen Erhaltung wir uns hierzulande stark einsetzen. Wildtierarten sind rückgängig — das zumindest besagt der Living Planet Report, laut dem in den letzten 50 Jahren die Wildtierpopulation weltweit um zwei Drittel zurückgegangen sei. Die Ursachen dafür sind ganz vielfältig — die Zerstörung des Lebensraums der Wildtiere, die Wilderei, die Art und Weise, in der wir die Naturressourcen verbrauchen oder unsere Nahrung erzeugen — das alles trug zur heutigen Lage bei. Das ist auch in Rumänien ersichtlich, im Hinblick auf einige Tierarten. Den Stören in der Donau zum Beispiel wurde der Lebensraum stark eingegrenzt. Und auch ihr Fortpflanzungshabitat wurde zerstört.“




    Gegründet im Jahre 1961, ist der WWF eine Naturschutzorganisation, die sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt in mehr als 100 Ländern, darunter auch Rumänien, einsetzt. Um auf den katastrophalen Niedergang der Natur hinzuweisen, entfernt der WWF am Weltnaturschutztag zum ersten Mal in seiner Geschichte den ikonischen Panda aus seinem Logo. Die Bemühungen zur Erhaltung der Panda-Population beginnen allmählich Früchte zu tragen. Die Panda-Population hat sich nämlich in den letzten 50 Jahren fast verdoppelt.

  • Wisente in freier Wildbahn im Fogarasch-Gebirge

    Wisente in freier Wildbahn im Fogarasch-Gebirge

    Der Wisent (Bison bonasus), das grö‎ßte Landsäugetier Europas, das vor Jahrhunderten weite Teile des Kontinents bevölkerte, ist heute ein gefährdetes, geschütztes Tier. Auch in Reservaten ist er nur noch sehr selten und nur an wenigen Stellen in freier Wildbahn anzutreffen. Einer davon ist seit kurzem das Gebiet des Făgăraș-Gebirges, im Zentrum Rumäniens, wo die Carpathia Conservation Stiftung ein Programm zur Wiedereinführung dieser majestätischen Pflanzenfresser in die Natur betreibt, die einst ein Symbol unseres Landes waren. Den Rumänen eher aus Märchen und historischen Geschichten bekannt, hält der Wisent in der öffentlichen Wahrnehmung einen Hauch von Legende und ist sehr beliebt. Aber nicht nur aus Nostalgie oder wegen der Schönheit werden Wisente wieder in die Freiheit entlassen, wie Adrian Aldea, Biologe für Fauna-Management bei Carpathia Conservation, betont:



    Das Făgăraș-Gebirge ist ein Gebiet, das noch weitgehend unbeeinflusst von menschlichen Eingriffen ist. Die einzigen Arten, die im ursprünglichen Mosaik fehlen würden, wären der Wisent und der Biber, und daher die Idee ihrer Wiedereinführung, in diesem Projekt, »Life«, das darauf abzielt, ein Wildgebiet im Südosten des Făgăraș-Gebirges zu schaffen. Von den Teilprojekten, um die Wisente wieder einzuführen, haben wir soweit zwei umgesetzt und bereits eine erste Gruppe von Wisenten ausgewildert; wir sind mit dem dritten Teil noch unterwegs und wollen es mit kleinen Gruppen von bis zu fünf Exemplaren jährlich vervollständigen. Am Ende des Projekts wollen wir mindestens 75 freilebende Wisente haben. Der Wisent ist eine Schirmart im Ökosystem, d.h. dass durch seine Existenz, durch seine Eingriffe in die Natur bestimmte Nischen geschaffen werden, in denen verschiedene andere Arten oder Teilpopulationen einiger Arten ebenfalls zum Gedeihen kommen. Zum Beispiel durch seine Ernährung: Er frisst sowohl Gras- als auch Baumvegetation, Sprossen u.a.m. So hält er die Weiden und Wiesen offen, die einen Lebensraum mit einer gro‎ßen spezifischen Vielfalt darstellen. Auch durch sein Verhalten, sich zu waschen, bestimmte Badeorte zubevorzugen, in denen sich verschiedene andere Arten wie etwa Froschlurchen und Reptilien ansiedeln, trägt der Wisent zur Biodiversität bei.“




    Ein weiterer Grund, warum die Anwesenheit des Wisents an seinen ursprünglichen Orten wichtig ist, ist die Tatsache, dass er durch seine Grö‎ße und sein Gewicht (Männchen können sogar eine Tonne erreichen), durch die Entfernungen, die er zurücklegt, dazu beiträgt, Wege für andere kleinere Säugetiere wie Rehe, Dachse oder Marder zu schaffen. Au‎ßerdem sammelt der Wisent durch seine Hygienegewohnheiten, zu denen Staubbäder“ und das Kratzen an Bäumen und Sträuchern gehören, Samen im Fell anhäuft und in die Gebiete, die er erkundet, befördert und somit hilft, Wiesen und offene Flächen zu regenerieren. Er hat also eine sehr wichtige Rolle für das Ökosystem, aber er kann auch die Entwicklung der lokalen Gemeinschaften unterstützen.



    Wir fragten Andrei Aldea, ob der Wisent zur Förderung des Tourismus beitragen kann und wie die Stiftung, bei der er arbeitet, die in das Făgăraș-Gebirge gebrachten Exemplare angeschafft hat.



    In den Gebieten und in den Ländern, in denen die Wiederansiedlung des Wisents seit einigen Jahren erfolgt, hat sich der Tourismus in dieser Richtung sehr gut entwickelt. Vor allem Polen ist sehr bekannt, aber auch in unserem Land — im Gebiet Neamț. Auch in Brașov haben wir ein Reservat mit Wisenten, zwar nicht in freier Wildbahn, und auch in Vama Buzăului, wo das Konzept ganz gut klappt. Sie werden von verschiedenen Orten und Zentren in die Reservate gebracht, entweder aus Zuchtzentren oder aus Reservaten aus Europa, aber auch aus dem Land. Das Problem der Kosten ist sehr vielfältig. Jeder Züchter versteht es, seine Kosten zu decken. Wir haben ein Budget innerhalb des Projekts und wir müssen dieses einhalten, aber es gibt auch Länder oder Zentren, die uns kostenlos Wisente überstellt haben — so überlappt sich das mit dem Konzept der Wiedereinführung in der Natur.“




    Die Stiftung verfügt über europäische Fördermittel, setzt aber auch eigene Mittel ein. Was die Interaktion mit dem Menschen angeht, so stellen Wisente keine unmittelbare Gefahr dar, aber sie können aggressiv werden, wenn sie sich bedroht fühlen. Deshalb sollten sich Touristen den Wisenten nicht nähern, um Fotos zu machen, sie nicht füttern und einen Abstand von mindestens 100 m zu ihnen einhalten. Gleichzeitig können Wisente aber auch Schaden anrichten, wenn sie sich auf der Suche nach Nahrung Dörfern, landwirtschaftlichen Flächen oder Heuwiesen nähern. Deshalb wurden die Auswilderungsgebiete abseits von menschlichen Siedlungen gewählt, um Interaktionen zu vermeiden. Um jeden möglichen Konflikt mit diesem mächtigen Tier zu vermeiden, patrouillieren die Ranger der Stiftung durch das Gebiet und überwachen ständig die Bewegungen der Wisente, ihren Gesundheitszustand, ihre Anwesenheit und die Interaktionen mit anderen Wildtieren. Die Ranger greifen ein, um die Wisente zu vertreiben, wenn sie der Gemeinde zu nahekommen.



    Bei extremen Wetterbedingungen legen die Ranger au‎ßerdem zusätzliches Futter an Stellen aus, die häufig von diesen Tieren aufgesucht werden. Um jegliche Unzufriedenheit der Einheimischen zu vermeiden, bietet Conservation Carpathia Elektrozäune an, die den Menschen zur Verfügung gestellt werden, die Probleme mit sich nähernden Wisenten haben. Eine äu‎ßerst angenehme Überraschung gab es im Herbst 2020, als im Făgăraș-Gebirge ein erstes in freier Wildbahn geborenes Wisentkalb beobachtet wurde, das ohne Probleme wächst und sich entwickelt. Es hat noch keinen Namen und darf auch keinen haben, um seine Identität als Wildtier zu bewahren.

  • SaveGREEN: länderübergreifendes Projekt für die Schaffung von Grünkorridoren für Wildtiere

    SaveGREEN: länderübergreifendes Projekt für die Schaffung von Grünkorridoren für Wildtiere

    Die meisten Wildunfälle sind auf die Zerstörung der Ökosysteme sowie auf den Mangel eines Plans für eine sektorübergreifende Entwicklung zurückzuführen. Ein derartiger Entwicklungsplan müsste grüne Korridore und Mittel für den Schutz der Wildtiere vorsehen. In Rumänien sowie in mehreren europäischen Staaten startete diesbezüglich vor kurzem das Projekt SaveGREEN. Ziel des Vorhabens ist, die wilde Fauna zu schützen vor dem Hintergrund zunehmender menschlicher Aktivitäten in der Nähe ihres Lebensraumes. Cristian-Remus Papp, Vertreter von World Wide Fund Rumänien und Leiter des Projekts SaveGREEN, erläuterte die Bedeutung der genannten Initiative:



    Die Planung der Verkehrsinfrastruktur wird nicht entsprechend durchgeführt. Das wirkt sich oft negativ auf den Wildbestand aus. Oft passieren Wildunfälle auf den Stra‎ßen in Europa. Am Projekt beteiligen sich gemeinnützige Umweltschutzorganisation und Forschungsinstitute aus acht europäischen Staaten. Das Projekt soll die ökologische Anbindung zwischen mehreren Gebirgsketten sicherstellen, nämlich zwischen den Karpaten, dem Balkangebirge und den Alpen. Wir sto‎ßen hierzulande auf gro‎ße Schwierigkeiten im Hinblick auf die Entwicklung der Infrastruktur, wie Sie wohl wissen. Die Entwicklungspläne sehen eine kontinuierliche Ausweitung der Transportinfrastruktur vor, deshalb müssen wir uns entsprechend vorbereiten. Gleichzeitig müssen wir zu unseren Nachbarn hinüber schauen und aus ihren Fehlern lernen. Es wäre empfehlenswert, die besten Praktiken aus anderen Ländern hinsichtlich der Infrastrukturentwicklung zu übernehmen und an den örtlichen Gegebenheiten anzupassen.“




    Grüne Korridore müssen in Bezug auf kritische Gebiete geplant und gezielt geschaffen werden. Unser Gesprächspartner erklärte uns, wie diese kritischen Bereiche definiert werden:



    Unser erstes Projekt mit Schwerpunkt auf den nachhaltigen Verkehr in Rumänien ging 2018 zu Ende. Im Rahmen des Projektes veröffentlichten wir mehrere Leitfäden, die sogar vom Transportministerium gebilligt wurden. Damals ging es viel mehr um die Autobahnstrecke zwischen den Ortschaften Lugoj und Deva. Wir schafften es, in der genannten Umgebung drei Grünbrücken zu bauen. Künftig sollen auch Tunnels gebaut werden. Diese werden den gro‎ßen Wildtieren ermöglichen, sich zwischen dem Apuseni-Gebirge und den Südkarpaten zu bewegen, ohne gro‎ßen Unfallgefahren ausgesetzt zu werden. Danach folgte das Projekt ConnectGREEN. Im Rahmen dieses Projekts begannen wir, kritische Grünkorridore zu erkennen. Das Projekt läuft immer noch. Wir arbeiten mit dem Umweltministerium und dem Transportministerium zusammen und versuchen gemeinsam, alle kritischen Zonen zu identifizieren. Durch diesen konstanten Dialog tragen wir zur Verbesserung der Stra‎ßeninfrastrukturplanung bei. Wir berücksichtigen nämlich sämtlich Daten, die wir vor Ort erfassen, einschlie‎ßlich der Angaben über die Mortalität entlang bestimmter Strecken. Au‎ßerdem haben wir eine App entwickelt, die für das breite Publikum zugänglich ist. Über die App können verschiedene Ereignisse gemeldet werden. All diese Angaben müssen danach bei der Planung der Infrastruktur in Erwägung gezogen werden.“




    Grüne Korridore müssen allerdings nicht nur bei der Planung der Verkehrsinfrastruktur berücksichtigt werden. Derartige Korridore sind auch im Umfeld landwirtschaftlicher Betriebe und in der Nähe von Wasserläufen wichtig. Dazu Cristian Remus Papp, der Leiter des Projekts SaveGREEN:



    Gro‎ße Monokulturen schaden der Fortbewegung der Tiere. Daher wurden Empfehlungen formuliert in Bezug auf die Schaffung grüner Streifen und Inseln, die es den Wildtieren ermöglichen, sich durch die Landschaft fortzubewegen. Auch im Hinblick auf die Gewässer gilt das Gleiche: Der Eingriff der Menschen in die Natur sollte so harmlos wie möglich für die dort lebenden Wildtiere sein. Auch im aquatischen Ökosystem kann ein Ungleichgewicht durch menschliche Intervention verursacht werden. Dabei geht es sowohl um die Längen-Konnektivität entlang der Flüsse als auch um die Konnektivität innerhalb der Landschaft, die verschiedenen Säugetieren, Reptilien und sogar wirbellosen Tieren schaden kann.“




    Das Projekt SaveGREEN wird in 8 Pilotbereichen in Österreich, Bulgarien, Tschechien, der Slowakei, der Ukraine und Rumänien umgesetzt. Das Vorhaben soll im Dezember 2022 zu Ende gehen.

  • Bear Again: Pflegestation für verwaiste Bärenjungen

    Bear Again: Pflegestation für verwaiste Bärenjungen

    Über ein Video-Streaming soll künftig den verwaisten Bärenjungen geholfen werden. Die breite Öffentlichkeit sowie die Spender werden sich von nun an über die Plattform Bearflix aktuelle Videos mit den im Waisenhaus lebenden Braunbärenjungen anschauen können. Die Videos zeigen den Alltag der Jungbären, die in der Auffangstation für Braunbärenwaisen in den rumänischen Karpaten leben. Alle Videos, die über Bearflix gesehen werden können, erzählen Geschichten verwaister Bärenjungen. Und die drei möglichen Abos für den steten Zugang zur Plattform stellen eigentlich Spendenmöglichkeiten zur Unterstützung des genannten Projekts dar.



    Die Auffangstation für verwaiste Braunbären in Rumänien — kurz Bear Again — wurde vor 16 Jahren ins Leben gerufen. Alles fing mit drei kleinen Braunbären-Jungen an, die ihre Mutter verloren hatten und nun als Waisen zu sterben drohten. Die Jungbären hatten Glück im Unglück. Sie trafen auf Leo Bereczky, der sich der Kleinen annahm, sie fütterte und pflegte, bis sie stark genug waren, um alleine für sich zu sorgen. Leo fand auch den abgelegenen Ort in den Bergen, wo er für die Gründung der Auffangstation sorgte. Seit ihrer Gründung wurden fast 150 Braunbärenjungen dahin gebracht und praktisch gerettet. Mehr Einzelheiten über das bislang einzige Bärenwaisenhaus in Europa lieferte uns Livia Cimpoeru, Kommunikationszuständige bei WWF Rumänien:



    Die Bärenjungen, die in die Auffangstation ankommen, werden zunächst in einem Bärenhäuschen gepflegt und betreut. Mit der Zeit, innerhalb von 2 Jahren, werden sie sie in immer grö‎ßere Bärengehege verlegt. Die Auffangstation erstreckt sich auf einer Oberfläche von 20 Hektar. Etwa 2,5 Km Elektrozäune grenzen das Betreuungsgebiet für Bären vom restlichen Wald ab. Die Kosten sind ziemlich hoch, die Elektrozäune müssen letztendlich instandgehalten werden. Sie müssen alljährlich geprüft und repariert werden. Derzeit finden Wartungsarbeiten statt. Vor kurzem passierte es, dass ein paar Bärenjungen eine Lücke im Zaun fanden und in den Wald flohen. Die Jungbären sind stark genug, allerdings soll sie der Elektrozaun vor gro‎ßen Bären schützen. Leider gelingt es ab und zu einem erwachsenen Bären, in das abgezäunte Gebiet einzudringen. Deshalb muss es so gut wie möglich abgeriegelt werden.“




    Die Bären sind ein Hinweis auf eine gesunde Umwelt. WWF erkannte die Bedeutung der Aktivität der Auffangstation von verwaisten Bärenjungen in Rumänien und unterstützte sie. Denn das Projekt hilft verwaisten Bärenkindern zu überleben. Livia Cimpoieru, Kommunikationsverantwortliche bei WWF Rumänien, erklärte uns Folgendes:



    Die Interaktion mit Menschen ist fast total abwesend. Die Bärenjungen kommen in direktem Kontakt mit Menschen nur im Wald, wenn sie aufgefunden werden. Danach werden sie zum Tierarzt gebracht und dann gelangen sie in die Auffangstation. Je nach dem Zustand des Kleinen wird er zunächst mit einer Milchflasche ernährt. Danach kommen die Bärenjungen in ein kleines Gehege, später müssen sie dann alleine zurechtkommen. Sie werden aus sicherer Distanz gefüttert. Leonard besitzt eine Drohne, mit der er die Braunbärenjungen füttert, damit der Kontakt mit den Menschen aufs Geringste reduziert wird. Doch manchmal geht die Drohne kaputt. Um sie zu reparieren, ist Geld notwendig.“




    Im Waisenhaus werden die Bärenjungen wieder aufgepäppelt, gefüttert, gepflegt — bis sie schlie‎ßlich wieder in die Wildnis zurückkehren können. Wenn sie bereit sind, ein selbständiges Leben zu führen, werden sie aus dem Gehege entlassen.

  • Grean Deal – die europäische Strategie für Biodiversität

    Grean Deal – die europäische Strategie für Biodiversität

    Auf die Coronavirus-Pandemie werden wahrscheinlich noch tödlichere und zerstörerische Epidemien folgen, wenn wir ihrer Ursache — der endemischen Zerstörung der natürlichen Welt — nicht ein Ende setzen. Die Warnung kommt von weltbekannten Biodiversitätsexperten, die argumentieren, dass die jüngsten Pandemien eine direkte Folge menschlicher Aktivitäten sind, insbesondere unserer globalen Finanz- und Wirtschaftssysteme, die um jeden Preis wirtschaftliches Wachstum anstreben. Wir haben ein kleines Zeitfenster, um die Herausforderungen dieser Krise zu überwinden, damit wir nicht die Saat zukünftiger Krisen sähen.“



    Die Professorinnen Sandra Diaz, Josef Settele und Eduardo Brondizio koordinierten das grö‎ßte jemals durchgeführte Projekt zur Gesundheitsbewertung, dessen Ergebnisse 2019 von der Wissenschaftspolitischen Plattform für Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen veröffentlicht wurden. Ihre Schlussfolgerung ist, dass die menschliche Gesellschaft aufgrund des beschleunigten Verfalls der natürlichen Lebenserhaltungssysteme der Erde in Gefahr ist. In einem Artikel, der vor kurzem zusammen mit Dr. Peter Daszak, der an der nächsten Gesundheitsbewertung arbeitet, veröffentlicht wurde, warnen sie: Zügellose Entwaldung, unkontrollierte landwirtschaftliche Expansion, intensive Landwirtschaft, Bergbau und die Ausbeutung wildlebender Arten haben einen »perfekten Sturm« für das Übergreifen von Krankheiten geschaffen“.



    Forscher sagen, dass die von den Regierungen zur Verfügung gestellten Konjunkturpakete in Höhe von Billionen von US-Dollar zur Stärkung und Durchsetzung des Umweltschutzes eingesetzt werden müssen und dass ein globaler, einheitlicher One Health“-Ansatz erforderlich ist. Denn die menschliche Gesundheit ist untrennbar von der Gesundheit von Wildtieren, der Gesundheit von Haustieren und der Gesundheit der Umwelt verbunden. Sie ist in der Tat eine einzige Gesundheit“.



    Die Coronavirus-Krise hat uns gezeigt, wie verwundbar wir sind und wie wichtig es ist, das Gleichgewicht zwischen menschlicher Aktivität und der Natur wiederherzustellen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des European Green Deal, Frans Timmermans, seinerseits.




    Im Mai verabschiedete die Europäische Kommission zwei neue Strategien, von denen sich die eine auf die biologische Vielfalt und die andere auf das Ernährungssystem konzentriert. Die neue Biodiversitätsstrategie sieht unter anderem vor, dass bis 2030 30% der Land- und Meeresflächen Europas in effizient bewirtschaftete Schutzgebiete umgewandelt werden und mindestens 10% der landwirtschaftlich genutzten Fläche verschiedene Landschaften wie Hecken, Bäume und Teiche umfassen, die die Kohlenstoffbindung verbessern, Bodenerosion und Wasserknappheit verhindern.



    Die Strategie, die inmitten der COVID-19-Pandemie verabschiedet wurde, ist ein zentrales Element des Wiederaufbauplans der EU, das für die Verhütung künftiger Epidemien und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen mögliche Epidemien von wesentlicher Bedeutung ist, erklärt Frans Timmermans.



    Eine andere von der Kommission verabschiedete Strategie, Farm to Fork“ (Von der Farm in die Gabel), sieht vor, den Einsatz von Pestiziden um 50% zu reduzieren, den Einsatz von Düngemitteln um mindestens 20% zu verringern, den Verkauf von antimikrobiellen Mitteln, die in Tierfarmen und in der Fischerei eingesetzt werden, um 50% zu reduzieren sowie 25% der landwirtschaftlichen Nutzfläche ökologisch zu bewirtschaften. Die Strategie zielt auf ein neues, besseres Gleichgewicht zwischen Natur, Lebensmittelsystemen und biologischer Vielfalt ab, um die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Bürger zu schützen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit der Union zu erhöhen, sagt Frans Timmermans.



    Die beiden Strategien verstärken sich gegenseitig und bringen Natur, Landwirte, Unternehmen und Verbraucher zusammen, um eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Zukunft zu schaffen. Laut Brüssel lanciert die EU im Rahmen des Europäischen Grünen Deals ehrgeizige Aktionen und Verpflichtungen, um den Rückgang der biologischen Vielfalt in Europa und weltweit zu bekämpfen und unsere Lebensmittelsysteme zu globalen Benchmarks für wettbewerbsfähige Nachhaltigkeit, den Schutz der menschlichen und planetarischen Gesundheit sowie für den Lebensunterhalt aller Beteiligten in der Lebensmittelwertschöpfungskette zu machen.

  • Ţarcu-Gebirge: Wisente in freier Laufbahn

    Ţarcu-Gebirge: Wisente in freier Laufbahn

    Der fast ausgestorbene europäische Bison, der Wisent, fand vor ein paar Jahren den Weg zurück in die Wildnis. Die in der Region Măgura Zimbrilor, in der Nähe der Gemeinde Armeniş (im Südwesten Rumäniens) ausgewilderten Wisente passten sich gut den gegebenen Bedingungen an. Davon zeugt die jüngste Mitteilung der örtlichen Ranger: Die grö‎ßte in Rumänien frei lebende Population von Wisenten nimmt derzeit zu. Derzeit leben dort 57 Wisente, davon kamen 12 in freier Wildbahn zur Welt. Marina Drugă leitet das von WWF-Rumänien koordinierte Projekt LIFE-Bison. Sie lieferte uns mehr Einzelheiten über die Überwachung der Wisente in der Region Munţii Ţarcului:



    Die Wisente, die hier in freier Wildbahn leben, werden ständig überwacht. Mehrere Ranger-Teams gehen zwei–dreimal pro Woche hinaus, um die Wisente oder die von ihnen hinterlassenen Spuren zu überprüfen. Die Wisente sind mit GPS-Geräten ausgestattet. Also können wir sie leicht orten. Wir wissen, wo sie sich aufhalten, in welche Richtung sie gehen, durch welche Wälder sie ziehen. Dieses Jahr vermehrte sich die Herde um mindestens zwei Kälber. Wahrscheinlich sind es mehr, doch die Überwachung war heuer sehr schwierig, wegen der vielen Niederschläge. Allerdings sind diese Kälber nicht die ersten, die nach der Auswilderung hier im Wald zur Welt gebracht wurden. Bislang gebaren die Wisent-Kühe schon 12–13 Kälber hier in der Wildnis.“




    Die Jungtiere gehören zur grö‎ßten Wisent-Herde, die in den letzten 200 Jahren in Rumänien in freier Wildbahn gesichtet wurde. Die Herde besteht aus 24 Tieren. Bei der Geburt wiegen die Kälber zwischen 24 und 27 Kilo. In den ersten drei Lebensmonaten verdoppelt sich das Gewicht und beträgt am Ende des ersten Lebensjahres durchschnittlich 175 Kilo bei Kühen und 190 Kilo bei Bullen. Die Bullen können ein Körpergewicht von bis zu 920 Kilogramm erreichen. Wisent-Kühe bringen die Kälber in der Regel im Sommer zur Welt. Somit bleibt den Jungtieren genug Zeit, um sich an die Umweltbedingungen anzupassen und den nächsten Winter zu überleben. Kälber sind unmittelbar nach der Geburt rotbraun. Erst wenn sie im dritten oder vierten Lebensmonat erstmals das Haarkleid wechseln, weisen sie eine ähnliche Fellfarbe wie ausgewachsene Tiere auf. Die heute angesprochene Herde lebt in freier Wildbahn im Gebirge Munţii Ţarcului. Das Gebirge ist Teil eines Natura-2000-Schutzgebietes, das sich auf Tausende Hektar erstreckt. Die hiesigen Herden wandern durch die Wälder. Sie legen kürzere oder längere Strecken zurück, je nach Jahreszeit und Wetterbedingungen. Mehr dazu erzählte uns Marina Drugă, die Leiterin des Projekts LIFE-Bison



    Wie viel die Herden wandern, hängt von der Jahreszeit ab. Während der vegetationsreichen Saison bewegen sich die Wisente relativ wenig — 1 Km, 2–3 Km, je nachdem, wie viel und wo sie Nahrung finden. Au‎ßerdem wollen Wisente ihre Ruhe haben, also halten sie sich fern von den Gegenden, wo sich Menschen herumtreiben. Im Winter müssen sie sich mehr fortbewegen, sie suchen länger nach Futter. Wir stellten fest, dass Wisente gerne die in der Natur aufgespürte Nahrung verzehren. Lieber als das, was wir ihnen an bestimmten Orten lassen. Deshalb kann es sein, dass sie im Winter manchmal sogar 10 Km am Tag zurücklegen.“




    Vor vielen Jahren war der Wisent europaweit verbreitet. Das änderte sich mit der Zeit und im 20. Jahrhundert war der Europäische Wisent vom Aussterben bedroht. Vor wenigen Jahren wurde ein Auswilderungs-Programm gestartet — ein Versuch, die Wisente zu retten. 2018 wurden 23 Wisente im Ţarcu-Gebirge ausgewildert. Letztes Jahr wurden weitere 11 Tiere in die Region gebracht. Hauptziel des Projekts LIFE-Bison ist, eine wilde, gut entwickelte und definierte Wisent-Population in den Südkarpaten zu erreichen. Ende des laufenden Monats sollen weitere Wisente aus Deutschland nach Rumänien übersiedelt werden. Im Zusammenhang mit dem Auswilderungsprogramm entstanden auch touristische Ökoprojekte. Demnach wird den Touristen ein Programm zur Beobachtung der Wisente in freier Wildbahn im Ţarcu-Gebirge angeboten.

  • Sicherheit für Wildtiere: WWF fordert Passagen über Autobahnen für Säugetiere

    Sicherheit für Wildtiere: WWF fordert Passagen über Autobahnen für Säugetiere

    Das Überleben der Bären hängt von mehreren Faktoren ab — der Nahrungsaufnahme, der Möglichkeit der Bewegung, aber auch von der Existenz von Lebensräumen und Korridoren ab, die es ihnen ermöglicht, sich zwischen den Revieren zu bewegen. Durch menschliche Aktivitäten und die sozioökonomische Entwicklung wurden die Lebensräume dieser gro‎ßen Tiere jedoch fragmentiert. Das gefährdet nicht nur ihre Lebensart, sondern das Leben an sich: Allein in den letzten Monaten wurden drei Bären bei der Überquerung der Autobahn A1, die Sibiu (Hermannstadt) mit Sebeş (Mühlbach) verbindet, tödlich verletzt. Die Autobahn stö‎ßt auf einen ökologischen Korridor für gro‎ße Fleischfresser, die versuchen, von einer Seite zur anderen zu gelangen. Für Bären ist Bewegung eine Überlebensbedingung: Sie brauchen Mobilität, um Nahrung und Unterkunft und weite Reviere zu finden. Die Organisation World Wildlife Fund -Rumänien fordert die Behörden auf, sichere Passagen für Säugetiere zu gewährleisten, indem ökologische Korridore nach Vorbild anderer Länder geschaffen werden, damit Bären es von einer Stra‎ßenseite zur anderen schaffen. Solche Passagen sollten eine ziemlich gro‎ße Breite von 120 Metern haben und gut in die Landschaft eingebettet sein, um den Tieren das Gefühl der Kontinuität der bekannten Umgebung zu geben. Es können auch Zäune entlang der Autobahn gebaut werden, um die Bären daran zu hindern, die Stra‎ße zu erreichen — solche Zäune müssen aber eine Höhe von 2 Metern haben.



    Cristian Remus Papp, Experte für gro‎ße Fleischfresser und grüne Infrastruktur bei WWF, kennt die Probleme:



    Leider deuten diese Vorfälle darauf hin, dass zum Zeitpunkt der Autobahnplanung keine ökologischen Korridore für gro‎ße Säugetiere, in diesem Fall für Bären, berücksichtigt wurden. Deshalb erleben wir jetzt diese tragischen Ereignisse für die Biodiversität. Wir hoffen, dass diese wiederholten Autobahn-Überquerungen der Bären keine Menschen gefährden. Die Autobahn A1 fragmentiert einen wichtigen ökologischen Korridor, und die Bären brauchen vor allem in dieser Zeit gro‎ße Bewegung — sie sind lange unterwegs, um genügend Fettvorräte für den Winter zu sammeln. Die Autobahn ist ihnen dabei im Weg. Es gibt eine Passage, eine Unterführung, aber sie ist nicht für Bären geeignet, sondern eher für kleine Tiere, vielleicht Füchse oder Rehe. Es wäre wichtig zu prüfen, wie wirksam sie sind, welche Tiere da durchlaufen.“




    Rumänien ist ein Partner im Transgreen-Projekt. Es zielt ab auf die Entwicklung einer Autobahn- und Schieneninfrastruktur, die geringere Auswirkungen auf die Umwelt in der Karpatenregion haben soll. Das Projekt wurde Anfang letzten Jahres mit dem Fertigstellungsdatum 30. Juni 2019 gestartet und hat eine Finanzierung von rund 2,48 Millionen Euro.

  • Bukarester Zirkus: Vorführungen mit Wildtieren untersagt

    Bukarester Zirkus: Vorführungen mit Wildtieren untersagt

    Genauer gesagt entzweite dieser unglückliche Unfall die rumänische Gesellschaft. Die einen wollen alle Vorführungen untersagen, bei denen Tiere eingesetzt werden, mit der Begründung, man beeinträchtige ihre Würde und ihr Platz sei in der Wildnis. Die anderen meinen, dass diese Vorführungen einen Erziehungszweck für die Kinder hätten und deren Untersagung zum Verschwinden des Zirkus führen würde.



    Die Tierschutzverbände nahmen gegen den Einsatz von Tieren im Zirkus Stellung. Diese fordern, dass sich Rumänien den zivilisierten Ländern anschlie‎ßt, die keine Wildtiere mehr bei Zirkusvorführungen einsetzen. Laut dem Vertreter von WWF Rumänien, Magor Csibi, seien die Tiere, die in Gefangenschaft leben, zu einem kontinuierlichen Leid verdammt, das auf den Platzmangel und auf die schlechte Behandlung während der Dressur zurückzuführen ist. Z.B. verfüge ein Löwe in der Wildnis über mehr als 400 qkm Raum, wo er sich frei bewegen kann, beim Zirkus verfügt er nur über ein Paar qm:



    Da sie sehr weite Räume benötigen, Vegetation, da sie Sonderbedürfnisse haben, kann man sie nicht in Gefangenschaft halten. In sehr wenigen Fällen können die Zoos diese Bedürfnisse befriedigen, aber ein Zirkus mit Sicherheit nicht. Z.B. darf ein Tiger nicht mit anderen Tigern zusammen in einem Käfig gehalten werden, denn sie können aggressiv werden, sie können sich gegenseitig verletzen. Der Tiger braucht viel Wasser und ein Zirkus kann ihm so etwas nicht bieten. Sie verbringen 94% ihrer Zeit in Käfigen. Im Übrigen trainieren sie, das hei‎ßt Schauspiel, sie müssen bei den Shows anwesend sein. Unter diesen Bedingungen ist es offensichtlich, dass diese Tiere die meiste Zeit leiden.“




    Die Zahl der Wildtiere in den rumänischen Zirkussen ist unbekannt, da die meisten davon Wanderzirkusse sind. Man wei‎ß aber, dass diese Tiere sowohl aus speziellen Zuchthöfen stammen, als auch aus der Wildnis. Magor Csibi sagt, dass solange es legal ist, Tiger zu dressieren und man Profit daraus erzielt, wird es auch eine Marktnachfrage geben, was einen zusätzlichen Druck auf die Wildtierbevölkerung darstellt.



    In diesem Augenblick haben wir ungefähr 2000 Tiger in der Wildnis. Ihre Anzahl in Gefangenschaft ist dreimal so hoch. Dann die verschiedene Affenarten, die im Zirkus eingesetzt werden. Die Hauptbedrohung für diese Arten, neben der Abholzung der Wälder, ist der Handel. All das trägt entscheidend zum Aussterben dieser Arten bei. Z.B. ist es unserem Team vor 6 Jahren gelungen, in Thailand einen Transport von 12 Tigerjünglingen aufzufangen. So etwas passiert wegen der Zirkusse, der Zoos und der Menschen, die auf ihrem Privatgrund Wildtiere haben möchten. Alle Unterarten des Tigers sind vom Aussterben bedroht. Solange es eine Nachfrage gibt, steigt auch der Druck auf diese Tiere.“




    Die Tierschutzverbände sagen au‎ßerdem, dass die Jagd- und Renninstinkte der Tiere in Zirkussen vollkommen unterdrückt werden. Sie werden gezwungen, Tricks durchzuführen, die ihrer Natur nicht entsprechen. Magor Csibi:



    Wenn die Raubkatzen sich instinktiv sehr stark vor Feuer fürchten und Dompteure sie hingegen dazu bringen, durch einen Feuerzirkel zu springen, ist positive Motivation, also Belohnung, nicht ausreichend. Somit gibt es allerlei Strafen, Methoden, die Tiere zu terrorisieren, um etwas zu tun, was ihrer Natur zuwiderläuft. Kinder sollten schon über Tiere lernen, aber nicht in dieser Weise. Wir leben in einem Technologiezeitalter, wir haben gute Dokumentarfilme, 3D-Filme, bald auch virtuelle Realität. Somit wird jedes Kind die Gelegenheit haben, Wildtiere in ihrem Habitat zu sehen. Es setzt sich den Helm auf und sieht diese Tiere fast wirklichkeitsgetreu. Wenn wir diese Tiere sehen wollen, müssen sie sich nicht in Käfigen quälen. Sie verhalten sich sowieso total anders als in der Wildnis. Wir wollen auch nicht den Eindruck hinterlassen, dass diese Tiere unsere Freunde sind und dass wir ihnen nahe treten können. Denn das ist nicht wahr. Man kann seinen Kopf nicht ins Maul eines Löwen oder eines Tigers stecken. Man kann nicht neben einem Bären stehen, denn diese sind Wildtiere, die nicht an Menschen gewöhnt sind. Mit Sicherheit könnten wir im Wald keinen Bären sehen, der Fahrrad fährt, und keinen Tiger, der sich einem Feuer nähert. Die Tiere würden so etwas niemals aus eigenen Stücken tun.“




    Umweltverbände fordern ein Gesetz, das in Rumänien Wildtiervorführungen in Zirkussen verbietet. Magor Csibi stellt einige Initiativen vor, diese Praktik zu stoppen.



    Im Generalrat der Hauptstadt Bukarest hat man das Regelwerk des Globus-Zirkus geändert. Somit ist es nun untersagt, dass da noch Tiere während der Vorführungen eingesetzt werden. Ein weiterer geplanter Beschluss, der noch besprochen wird, schlägt vor, in Bukarest alle Wildtiershows zu untersagen. Drittens befindet sich bereits seit der vorigen Legislaturperiode ein Gesetzentwurf im Parlament, der diese Shows landesweit untersagen soll. Bis zum Frühling wird man dieses Gesetz hoffentlich verabschieden. Wenn wir es so nicht schaffen, dann werden wir Abgeordnete zu überzeugen versuchen, einen neuen Entwurf einzureichen. Wir wollen, dass diese Praktiken aus Rumänien verschwinden. Es gibt bereits 14 EU-Länder, in denen solche Schauspiele vollkommen untersagt sind, und 19 weitere Länder, wo diese teilweise verboten sind.“




    WWF Rumänien hat auch eine Online-Petition zum Verbot des Tiereinsatzes im Zirkus ins Leben gerufen. Diese wurde bereits von über 30.000 Menschen unterzeichnet. Im Globus-Zirkus in der Hauptstadt hat am letzten Sonntag die letzte Vorführung stattgefunden, bei der Wildtiere eingesetzt wurden.

  • Notdienst für Wildtiere: Kein willkürliches Erschießen mehr

    Notdienst für Wildtiere: Kein willkürliches Erschießen mehr

    In den letzten 8 Jahren wurden in Rumänien infolge der Aufhebung des Jagdverbots rund 5.000 geschützte Wildtiere erschossen. Jetzt will das Umweltministerium einen Notdienst für Situationen einrichten, in denen jemand sich von einem Wildtier bedroht fühlt. Somit versuchen die rumänischen Behörden, solche Situationen im Einzelnen zu betrachten und zu lösen.



    Das Umweltministerium hat das Verfahren der Rechtsverordnung über die Aufhebung des Jagdverbots im Fall von Bären, Wölfen und Wildkatzen abgebrochen, nachdem die Rumänische Akademie diesbezüglich eine negative Stellung nahm. Der Gesetzentwurf blieb bis Ende September in der öffentlichen Debatte und löste heftige Kontroversen aus. Wäre das Gesetz verabschiedet worden, hätte es der Jagd von 17.000 geschützten Wildtieren freies Licht gegeben. Laut einigen Jägerverbänden müssten jedoch die Wildtiere getötet werden, da sie Schäden anrichten würden. Die Jäger managen die Situation, erzielen Profit mit der Jagd von Wildtieren, der Wert einer Bären-Trophäe liegt im Durchschnitt bei 8.000 Euro. Unter diesen Bedingungen sprechen sich Umweltschützer für alternative Lösungen aus. Die Umweltministerin Cristiana Paşca Palmer spricht über die Ma‎ßnahmen, die das Ressortministerium vorschlägt:



    Wir werden so schnell wie möglich einen Notdienst einrichten, an den sich jeder wenden kann, wenn ein wildes Tier Schäden angerichtet hat oder wenn sich jemand von einem Wildtier zu Recht bedroht fühlt. Dieser Notdienst würde in beiden Fällen einen schnellen Einsatz ermöglichen. Man soll den allgemeinen Notruf 112 wählen, infolge des Anrufs wird einen Krisenstab eingerichtet und in erster Linie versucht man, das Tier mit einem Narkosegewehr ruhigzustellen, ohne es zu töten. Nur wenn die Situation wirklich ernst ist und schwerwiegende Folgen zu befürchten sind, darf man das Tier töten. Nur unter solchen Bedingungen darf das Umweltministerium vom Artikel 16 der Habitate-Richtlinie Gebrauch machen und die Tötung des Wildtieres erlauben. In dieser Art und Weise werden wir die Habitate-Richtlinie richtig anwenden. Also sollte es ein ernstes Problem geben, nur dann dürfen wir das Tier erschie‎ßen, das das Problem verursacht hat. Durch diesen Notdienst versuchen wir, für die Sicherheit der Bevölkerung zu sorgen und solche Situationen im Einzelnen zu behandeln und zu lösen. Zeitgleich müssen wir auch eine klare und nachvollziehbare Methodologie umsetzen. Die Methodologie gibt’s schon, ihre Kosten können sich bei 2-3 Millionen Euro beziffern, weil dazu auch genetische Untersuchungen gehören. Nur wenn wir eine klare Übersicht über die Zahl der Wildtiere haben werden, können wir eine andere Management-Methode in Aussicht nehmen. Das Innenministerium unterstützt uns bei diesem Notdienst. Wir haben zudem beschlossen, ein ständiges Komitee für solche Fragen im Umweltministerium zu gründen. Also einige unserer Mitarbeiter im Umweltministerium werden 24 Stunden dafür zuständig sein, wenn erforderlich, das Jagdverbot aufzuheben, also den legalen Rahmen für einen Noteinsatz zu sichern. Gleichzeitig werden wir eine Arbeitsgruppe gründen, der sich Experten der Wald- und Landwirtschaft sowie Vertreter der Jagdverbände anschlie‎ßen werden. Wir wollen uns auf die beste Lösung in Einzelfällen einigen, anstatt an einem Studium festzuhalten, das vor vier Jahren in einem Rahmenvertrag festgeschrieben wurde.“




    Laut offiziellen Angaben seien in Rumänien zwischen 2007 und 2015 infolge der vom Umweltministerium beschlossenen Aufhebung des Jagdverbots auf Grundlage des Artikels 16 der EU-Habitate-Richtlinie rund 5.000 geschützte Wildtiere gejagt worden (2.374 Bären, 1.586 Wölfe und 898 Wildkatzen). Im Fall der Luchse wurde die entsprechende Quote bereits ab 2013 angehoben, infolgedessen wurden im Zeitraum 2007-2012 120 Exemplare erschossen.

  • WolfLife: NGO und Umweltschutzämter für den Erhalt der Wolfspopulation in den Ostkarpaten

    WolfLife: NGO und Umweltschutzämter für den Erhalt der Wolfspopulation in den Ostkarpaten

    Rumänien muss sich mit der Struktur und Dynamik der Wolfpopulation auseinandersetzen. Die Umsetzung falscher Managementma‎ßnahmen könnte die Existenz des Wolfes in Gefahr setzen. Die Umweltschutzagentur Vrancea entwickelt zusammen mit den Umweltschutzagenturen in Harghita, Covasna sowie mit einer lokalen NGO das europäische Projekt WolfLife. Das Projekt erstreckt sich auf vier Jahren (2014-2018) und beschäftigt sich mit dem Wolfsbestand der Ostkarpaten in sechs Landkreisen. Die Wölfe werden auf nationaler und internationaler Ebene durch Gesetze und Konventionen geschützt, darunter die Berner Konvention, die CITES Konvention, die europäische Richtlinie, das Jagdgesetz. Seit dem Anfang des Projektes WolfLife sind schon bedeutende Daten über das Leben der Wölfe in den Karpaten gesammelt worden. Silviu Chiriac, Projektmanager und Experte für Konservierung der Fleischfresser (Umweltschutzagentur Vrancea), dazu:




    In erster Linie haben wir festgestellt, dass Streunerhunde, die ins Habitat der Wölfe eindringen, eine echte Bedrohung für das Leben ihrer Artenverwandten sind. Die Hunde können Krankheiten übertragen, und dann gibt es noch Territorialkämpfe. Die Wölfe verursachen den Landwirten viel Schaden, was zu Konflikten zwischen Farmern und Wolf und sogar zu einer verstärkten gezielten Tötung der Wölfe durch die Landwirte führen kann. Eine weitere Ursache für die Intensivierung der Konflikte ist das negative Image des Wolfes in den Reihen der rumänischen Dorf- und Stadtbevölkerung. Wir haben uns vorgenommen, konkrete Konservierungs- und Schutzaktionen in den Landkreisen Vrancea, Bacău, Mureş, Covasna, Harghita und Neamţ umzusetzen.“




    Mithilfe des Projektes WolfLife wurden die Wolfsrudel gezählt, die Fläche ihrer Territorien, die Bewegung der Wolfsrudel, die Gewohnheiten, die Sterblichkeit beobachtet und studiert. Silviu Chiriac dazu:



    Wir haben erfahren, dass die Wolfsrudel in der südlichen Gruppe der Ostkarpaten aus weniger Individuen bestehen als die Rudel im Norden des amerikanischen Erdteils. Während des Winters zählten wir 3-4-5 Individuen. In Amerika spricht man von 24. Die Grö‎ße eines Rudels und die Nahrung sind direkt proportional. Bezüglich der Fressgewohnheiten konnten wir feststellen, dass die Wölfe auch Hunde fressen. Praktisch decken diese Hunde wenigstens 20% der Beute des Wolfes. Daher zwei Hypothesen: die erste — es gibt sehr viele Hunde im Wald; und die zweite — es gibt nicht genug Wildtier, und der Wolf muss Hunde jagen.“




    Die im Rahmen des Projektes WolfLife gesammelten Informationen zeigen, dass die streunenden Hunde und die von den Schäfern freigelassenen Schutzhunde einen bedeutenden Einfluss auf das Leben der Wildtiere haben. Eine Lösung des Problems wäre, dass die Schäfer nur traditionelle Schäferhunde haben sollen. Silviu Chiriac dazu:



    Das Rumänische Umweltministerium wird ab März einen eigenen Zuchtbetrieb haben, wo nur der rumänische Karpaten-Schäferhund gezüchtet werden soll. Dieser ist zahm, greift keine Menschen und kein Wildtier an. Wir versuchen den Schäfern zu helfen, um ihre Herden besser zu schützen. Wir wollen ein Netz der Besitzer des Karpaten-Schäferhunds gründen, die in einer ersten Etappe von uns kostenlos eine Hündin und einen Rüde bekommen. Die Schäfer müssen die Hundefamilie pflegen und, wenn sie Jungen bekommt, einen anderen Schäfern gratis geben. Wir hoffen, dass sich unser Netz entwickeln wird.“




    Das Projekt WolfLife hat als weiteres Ziel, ein besseres Zusammenleben zwischen Tier und Mensch herbeizuführen. Silviu Chiriac erläutert, wie man Schäfern und Landwirten dabei hilft:



    Wir haben in den sechs Landkreisen eine Gegend geschaffen, wo wir den Schäfern zeigen, wie sie die von Wölfen, Bären und Luchsen verursachten Schäden vermindern können. 6 Landwirte haben elektrifizierte Zäune bekommen, die sie kostenlos gebrauchen. Im Sommer 2017 werden wir Landwirte aus anderen Landregionen in unsere Gegend bringen, wir werden zusammen Ausflüge unternehmen und Erfahrungen austauschen.“




    Die Wölfe spielen eine wesentliche Rolle in der Erhaltung der Lebensfähigkeit der wilden Tiere und eines natürlichen gesunden Ökosystems. In den rumänischen Karpaten leben mehr als 2700 Wölfe.

  • Mikrowasserkraftwerke: Umweltschützer erachten sie als naturschädigend

    Mikrowasserkraftwerke: Umweltschützer erachten sie als naturschädigend

    Am Lauf der Flüsse in den Karpaten haben in den letzten Jahren Eingriffe mit beträchtlichen Auswirkungen auf die natürlichen Ökosysteme stattgefunden. Diese betreffen den Bau von Mikrowasserkraftwerken. Die Investoren suchen tief im Herzen der Gebirge günstige Orte, wo sie grüne Energie erzeugen können. Der Preis ist die Vernichtung der wilden Natur. In anderen europäischen Ländern wurde die Gebirgsbiovielfalt unumkehrbar durch den Eingriff des Menschen betroffen.



    In den rumänischen Karpaten gibt es immer noch eine bemerkenswerte Biovielfalt, mit Arten, die einst über den ganzen Kontinent verbreitet waren. Mit Ausnahme Russlands finden wir in den rumänischen Karpaten die zahlreichste Bevölkerung von gro‎ßen Fleischfressern Europas — Bären, Wölfe, Luchse — sowie weite Flächen unberührter Wälder. Durch die Karpaten flie‎ßen Bäche, die reich an vielfältigen Fischarten sind. Leider wird durch den Bau von Mikrowasserkraftwerken das kristallklare Wasser der Bergflüsse und –bäche eine Mischung aus Schlamm und Geröll und es verschwinden jegliche Lebensformen. Die Fauna der wirbellosen Wassertiere, aber auch die Unterkünfte zur Vermehrung der Fische sind betroffen. Es werden Zugangswege durch die Wälder bis zu den Flüssen gebaut, man bringt Bulldozer und Bagger, die die Konfiguration des Bodens ändern und die Entstehung von Betonbauten führt zur Unterbrechung des natürlichen Laufes der Gewässer. Die Habitate werden fragmentiert und nichts kommt dem, was einst war, gleich. Wenn die Durchflussgeschwindigkeit höher ist, ist auch der Gewinn höher. Meistens werden diese Mikrowasserkraftwerke in Schutzgebieten gebaut oder an der Grenze dieser, die sich unter dem Schutz interner und europäischer Gesetze befinden.



    Die Umweltschutzorganisationen wiedersetzen sich solchen Energievorhaben, die in Schutzgebieten gebaut werden. Der Verband Coaliţia Natura 2000“ gewann neulich ein Verfahren gegen das Umweltministerium und stoppte somit den Bau von vier Mikrowasserkraftwerken im Ţarcu-Gebirge (Bistra Mărului, Şucu und Olteana). Der Leiter dieses Umweltverbandes, Liviu Cioineag, erläutert die Ziele der Organisation:



    Es ist ein Kampf, den wir seit Jahren durch unsere Mitglieder führen. Es handelt sich um WWF Rumänien und um den ehemaligen Treuhänder des Standortes — den Verband »Altitudine« aus Temeswar. Der besagte Verband verlor sogar seinen Treuhänderstatus, weil er diesem Energievorhaben nicht zugestimmt hat. Leider hat die Umweltschutzbehörde des Landkreises Caraş Severin weder den Standpunkt des Treuhänders beachtet noch die Beschwerden des Umweltverbandes, und da waren wir gezwungen, sie vor Gericht zu bringen. Das Verfahren hat mehr als ein Jahr gedauert. Wir haben jede Etappe gewonnen. Am Ende hat das Berufungsgericht ein unwiderrufliches Urteil verkündet und die Umweltgenehmigungen für die vier Energievorhaben au‎ßer Kraft gesetzt. Diese Energievorhaben sind einige Mikrowasserkraftwerke, die mehr erzeugen, als wir gedacht haben. Sie haben eine starke Auswirkung auf die Habitate um die Flüsse herum und leider einen sehr niedrigen Beitrag zum Energiemix. Der Energiebeitrag, den es zum Landesnetzwerk leistet, ist sehr niedrig.“




    Das Ţarcu-Gebirge bildet ein kompaktes natürliches Gebiet, ohne Menschensiedlungen, mit Ausnahme der Ortschaft Poiana Mărului und des Ferienortes Muntele Mic. Über 10.000 Ha sind Wildwälder und rund 2.000 Ha sind mit Bäumen bewaldet, die zwischen 165-185 Jahren alt sind. Die Gegend wurde zu einem Areal von gemeinschaftlicher Bedeutung erklärt, zum Schutz einiger empfindlicher Arten und Habitate, die spezifisch für die Flüsse sind, einschlie‎ßlich der Fisch-, Krebs- und Otterarten, die europaweit geschützt sind. Die Fische können unter den Folgen der Habitatwandlungen leiden. Für ihre Entwicklung benötigen sie ein recht gro‎ßes Wasservolumen und auch eine gro‎ße Vielfalt an Mikrohabitaten. Die Mikrowasserkraftwerke stellen eine Bedrohung für diese Fische dar. Liviu Cioineag:



    Derartige Vorhaben, wenn sie gebaut werden, sind nicht nur einige Turbinen, die die Wasserkraft ausnutzen. Es werden kilometerlange Rohre verlegt, die das Bett eines Flusses durchqueren. Wenn diese Bauwerke errichtet werden, werden unvermeidlich Bäume gefällt, Landschaften, Pflanzen, Tiere, Fische vernichtet und vertrieben, da diese Wassersammelanlagen das ganze Wasser aus dem Fluss wegnehmen. Ich wei‎ß nicht, ob Sie einen Fluss gesehen haben, von dem nur die Steine übrig geblieben sind, er ist vollkommen ausgetrocknet. Das passiert, wenn es bergauf eine Sammelanlage, ein Mikrowasserkraftwerk gibt, das das ganze Wasser aufgesaugt hat, um Energie zu erzeugen. Wenn solche Vorhaben gebaut und genehmigt werden, lassen sie die Flüsse ohne Wasser.“




    Auf den Flüssen im Ţarcu-Gebirge gibt es noch einige Mikrowasserkraftwerke, die in den vorigen Jahren gebaut wurden, als die Umsetzung der europäischen Gesetzgebung noch am Anfang war und keiner vorhergesehen hatte, welche Auswirkung diese auf einen Fluss haben können. Liviu Cioineag:



    Obwohl solche Investitionen im Westen nicht mehr genehmigt werden, denn man hat bewiesen, dass sie keinen Nutzen haben, ist die Auswirkung auf die Umwelt äu‎ßerst gravierend, während die Energieleistung sehr niedrig ist. Die Investoren sind weiterhin nach Rumänien gekommen, um in unerforschten Gegenden, wo das Flussgefälle gro‎ß ist, zu bauen. Hier gibt es einen kleinen Durchfluss, aber eine gro‎ße Kraft. Somit ist die Investition recht klein. Durch Subventionen und nicht durch die erzeugte Energie bringen diese Kraftwerke den Investoren sehr viel Geld ein. Diese Subventionen werden aus unserer Tasche durch die Stromrechnung gezahlt. Wir bezahlen für die grünen Zertifikate, die diesen Investoren vergeben werden, die nur theoretisch grüne Energie erzeugen.“




    Einige Flüsse im Retezat-Gebirge, dort, wo es den ältesten Nationalpark Rumäniens und einen Standort von Natura 2000 gibt, wurden bereits gesammelt und umgelenkt. In anderen Landkreisen Rumäniens haben sowohl die lokale Bevölkerung als auch die öffentlichen Institutionen die Auswirkungen verstanden und sich den Investitionen in Mikrowasserkraftwerke wiedersetzt. Gemeinsam mit diesen veranstalten die Umweltschützer Seminare und Tagungen für den Stopp dieser Bauten. Bis dato wurden auf den Flüssen der Karpaten bereits 200 Mikrowasserkraftwerke gebaut.