Tag: Wisent

  • Wisente in freier Wildbahn im Fogarasch-Gebirge

    Wisente in freier Wildbahn im Fogarasch-Gebirge

    Der Wisent (Bison bonasus), das grö‎ßte Landsäugetier Europas, das vor Jahrhunderten weite Teile des Kontinents bevölkerte, ist heute ein gefährdetes, geschütztes Tier. Auch in Reservaten ist er nur noch sehr selten und nur an wenigen Stellen in freier Wildbahn anzutreffen. Einer davon ist seit kurzem das Gebiet des Făgăraș-Gebirges, im Zentrum Rumäniens, wo die Carpathia Conservation Stiftung ein Programm zur Wiedereinführung dieser majestätischen Pflanzenfresser in die Natur betreibt, die einst ein Symbol unseres Landes waren. Den Rumänen eher aus Märchen und historischen Geschichten bekannt, hält der Wisent in der öffentlichen Wahrnehmung einen Hauch von Legende und ist sehr beliebt. Aber nicht nur aus Nostalgie oder wegen der Schönheit werden Wisente wieder in die Freiheit entlassen, wie Adrian Aldea, Biologe für Fauna-Management bei Carpathia Conservation, betont:



    Das Făgăraș-Gebirge ist ein Gebiet, das noch weitgehend unbeeinflusst von menschlichen Eingriffen ist. Die einzigen Arten, die im ursprünglichen Mosaik fehlen würden, wären der Wisent und der Biber, und daher die Idee ihrer Wiedereinführung, in diesem Projekt, »Life«, das darauf abzielt, ein Wildgebiet im Südosten des Făgăraș-Gebirges zu schaffen. Von den Teilprojekten, um die Wisente wieder einzuführen, haben wir soweit zwei umgesetzt und bereits eine erste Gruppe von Wisenten ausgewildert; wir sind mit dem dritten Teil noch unterwegs und wollen es mit kleinen Gruppen von bis zu fünf Exemplaren jährlich vervollständigen. Am Ende des Projekts wollen wir mindestens 75 freilebende Wisente haben. Der Wisent ist eine Schirmart im Ökosystem, d.h. dass durch seine Existenz, durch seine Eingriffe in die Natur bestimmte Nischen geschaffen werden, in denen verschiedene andere Arten oder Teilpopulationen einiger Arten ebenfalls zum Gedeihen kommen. Zum Beispiel durch seine Ernährung: Er frisst sowohl Gras- als auch Baumvegetation, Sprossen u.a.m. So hält er die Weiden und Wiesen offen, die einen Lebensraum mit einer gro‎ßen spezifischen Vielfalt darstellen. Auch durch sein Verhalten, sich zu waschen, bestimmte Badeorte zubevorzugen, in denen sich verschiedene andere Arten wie etwa Froschlurchen und Reptilien ansiedeln, trägt der Wisent zur Biodiversität bei.“




    Ein weiterer Grund, warum die Anwesenheit des Wisents an seinen ursprünglichen Orten wichtig ist, ist die Tatsache, dass er durch seine Grö‎ße und sein Gewicht (Männchen können sogar eine Tonne erreichen), durch die Entfernungen, die er zurücklegt, dazu beiträgt, Wege für andere kleinere Säugetiere wie Rehe, Dachse oder Marder zu schaffen. Au‎ßerdem sammelt der Wisent durch seine Hygienegewohnheiten, zu denen Staubbäder“ und das Kratzen an Bäumen und Sträuchern gehören, Samen im Fell anhäuft und in die Gebiete, die er erkundet, befördert und somit hilft, Wiesen und offene Flächen zu regenerieren. Er hat also eine sehr wichtige Rolle für das Ökosystem, aber er kann auch die Entwicklung der lokalen Gemeinschaften unterstützen.



    Wir fragten Andrei Aldea, ob der Wisent zur Förderung des Tourismus beitragen kann und wie die Stiftung, bei der er arbeitet, die in das Făgăraș-Gebirge gebrachten Exemplare angeschafft hat.



    In den Gebieten und in den Ländern, in denen die Wiederansiedlung des Wisents seit einigen Jahren erfolgt, hat sich der Tourismus in dieser Richtung sehr gut entwickelt. Vor allem Polen ist sehr bekannt, aber auch in unserem Land — im Gebiet Neamț. Auch in Brașov haben wir ein Reservat mit Wisenten, zwar nicht in freier Wildbahn, und auch in Vama Buzăului, wo das Konzept ganz gut klappt. Sie werden von verschiedenen Orten und Zentren in die Reservate gebracht, entweder aus Zuchtzentren oder aus Reservaten aus Europa, aber auch aus dem Land. Das Problem der Kosten ist sehr vielfältig. Jeder Züchter versteht es, seine Kosten zu decken. Wir haben ein Budget innerhalb des Projekts und wir müssen dieses einhalten, aber es gibt auch Länder oder Zentren, die uns kostenlos Wisente überstellt haben — so überlappt sich das mit dem Konzept der Wiedereinführung in der Natur.“




    Die Stiftung verfügt über europäische Fördermittel, setzt aber auch eigene Mittel ein. Was die Interaktion mit dem Menschen angeht, so stellen Wisente keine unmittelbare Gefahr dar, aber sie können aggressiv werden, wenn sie sich bedroht fühlen. Deshalb sollten sich Touristen den Wisenten nicht nähern, um Fotos zu machen, sie nicht füttern und einen Abstand von mindestens 100 m zu ihnen einhalten. Gleichzeitig können Wisente aber auch Schaden anrichten, wenn sie sich auf der Suche nach Nahrung Dörfern, landwirtschaftlichen Flächen oder Heuwiesen nähern. Deshalb wurden die Auswilderungsgebiete abseits von menschlichen Siedlungen gewählt, um Interaktionen zu vermeiden. Um jeden möglichen Konflikt mit diesem mächtigen Tier zu vermeiden, patrouillieren die Ranger der Stiftung durch das Gebiet und überwachen ständig die Bewegungen der Wisente, ihren Gesundheitszustand, ihre Anwesenheit und die Interaktionen mit anderen Wildtieren. Die Ranger greifen ein, um die Wisente zu vertreiben, wenn sie der Gemeinde zu nahekommen.



    Bei extremen Wetterbedingungen legen die Ranger au‎ßerdem zusätzliches Futter an Stellen aus, die häufig von diesen Tieren aufgesucht werden. Um jegliche Unzufriedenheit der Einheimischen zu vermeiden, bietet Conservation Carpathia Elektrozäune an, die den Menschen zur Verfügung gestellt werden, die Probleme mit sich nähernden Wisenten haben. Eine äu‎ßerst angenehme Überraschung gab es im Herbst 2020, als im Făgăraș-Gebirge ein erstes in freier Wildbahn geborenes Wisentkalb beobachtet wurde, das ohne Probleme wächst und sich entwickelt. Es hat noch keinen Namen und darf auch keinen haben, um seine Identität als Wildtier zu bewahren.

  • WWF ermuntert Unternehmen, Artenschutz zu fördern

    WWF ermuntert Unternehmen, Artenschutz zu fördern

    Die Umweltorganisation WWF Rumänien (World Wide Fund for Nature) startete diesen Sommer die Kampagne Vom Aussterben bedrohte Naturfarben“. Die Initiative weist auf die Umweltschädigung hin und regt die Menschen zum Handeln an, um den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen. Die Unternehmen werden ersucht, die Farben der Natur durch ihre Warenzeichen zu fördern, um die Botschaft an ihre Verbraucher in betonter Weise weiterzuleiten. Künstler und Designer werden ihrerseits aufgefordert, Arbeiten zu schaffen, die Geschichten über die Farben der Natur zum Ausdruck bringen. Die Arten und Ökosysteme verschwinden mit alarmierender Geschwindigkeit — 60% der Bevölkerung sämtlicher Wirbeltierarten verschwanden in den letzten 40 Jahren. Mit ihnen sterben auch die Farben aus.



    Umweltfreunde warnen davor, dass auch die Bären gefährdet seien. Ihr Lebensraum wird immer enger und au‎ßerdem legte auch die Wilderei zu. Auch diese Farbe ist leider am Verschwinden. Die Marke Pegas schloss sich der genannten Kampagne an und widmete der guten Sache zwei ihrer Fahrradmodelle — hergestellt in limitierter Ausgabe. 15% des aus dem Verkauf dieser Modelle erwirtschafteten Umsatzes sollen für WWF-Projekte gespendet werden. Die somit zusammengetragenen Mittel werden für die Pflege elternloser Bärenjungen eingesetzt werden. Die Organisation will darüber hinaus die bereits gestarteten Aktionen zur Vorbeugung der Konflikte zwischen Menschen und Tieren fortsetzen. Au‎ßerdem soll ein innovatives System zur Zählung der Bärenbevölkerung und zur Überwachung der genannten Tierart entwickelt werden.



    Auch die Farben des Donaudeltas sind vom Aussterben bedroht. Etwa 80% der Feuchtgebiete entlang der Donau sind zerstört. Mittels dieser Kampagne wollen die Naturschützer die Menschen im Hinblick auf die Zerstörung der Lebensräume der Tiere sensibilisieren. Denn auch die Sü‎ßwasserarten seien gefährdet. Dieser Zerstörung soll endlich Einhalt geboten werden. Darüber hinaus sollen die geschädigten Ökosysteme wieder aufgebaut werden, um somit die Verwüstung der Region vorzubeugen und die lokalen Fischergemeinschaften zu unterstützen.



    Im Donaubecken leben die letzten wilden Störpopulationen in Europa. Fünf von insgesamt sechs Donaustörarten befinden sich auf der Liste der Fischarten, die vom Aussterben stark bedroht sind. Der illegale Fischfang und die Vernichtung ihrer Reproduktionshabitate führten zu diesem Zustand. Auch die Biermarke Zăganu schloss sich der Umweltkampagne Vom Aussterben bedrohte Naturfarben“ an. Demzufolge brachten sie das Bier Sturionul“ (dt. Stör“) auf den Markt — das Flaschenetikett ist in den für diese Fischart typischen Farben gehalten. 2% des durch den Verkauf des Biers erwirtschafteten Umsatzes sollen zielgerichtet zur Rettung des Störs ausgegeben werden. Mehr Einzelheiten dazu lieferte Laurenţiu Bănescu, Mitbegründer von Zăganu, dem ersten Craft-Bier in Rumänien:



    Wir wollen unseren Beitrag zum Naturschutz und zur Rettung gefährdeter Tierarten leisten. Zumal auch der Name des von uns hergestellten Biers — Zăganu — vom Lämmergeier — einer ausgestorbenen Tierart — stammt. Vor 80 Jahren wurde nämlich der letzte Lämmergeier gejagt. Unser Bier trägt den Namen dieses Geiers und wir wünschen uns, dass der Stör nicht das gleiche Schicksal erleidet. Daher vereinbarten wir mit den Vertretern von WWF, dieses neue Bier in limitierter Produktion herzustellen. Das Bier fördert die Farbe des Störs, also blau. Wir hoffen, durch den Verkauf dieses Biers zum Schutz dieser Fischart beizutragen.“




    Auch die Farben der Wälder verschwinden. Die Fachleute von WWF Rumänien wollen auch die auf mehr als 300.000 Hektar geschätzten Urwälder in Schutz nehmen. Demnach wollen sie das nationale System der Rückverfolgbarkeit von Holz überwachen und das illegale Abholzen verhindern.



    Der Wisent, das grö‎ßte Landsäugetier in Europa, verschwand aus unserem Land vor 200 Jahren. Die Tierart ist europaweit vom Aussterben bedroht. In Rumänien gibt es Bemühungen zur erneuten Auswilderung der Tierart.

  • Reservat im Ţarcu-Gebirge: Auswilderung von Wisentherden

    Reservat im Ţarcu-Gebirge: Auswilderung von Wisentherden

    Die Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) und Rewilding Europe starteten vor gut 6 Jahren ein weitreichendes Projekt zur Auswilderung von Wisentherden in den Südwestkarpaten. Als Lebensraum für die Wisente wurde das Țarcu-Gebirge ausgewählt, ein Natura-2000-Schutzgebiet mit einer wunderschönen Landschaft und eher hügeligen Bergen mit weichen Hängen. 59.000 Hektar stehen den Wisenten dort zur Verfügung. Die letzten Tiere, die hier in freier Wildbahn lebten, sind vor etwa 200 Jahren ausgestorben. Mittlerweile gibt es Bestrebungen, die Tierart wiederzubeleben. Auch im Gebirge Poiana Ruscă, in der Nähe der Ortschaft Densuş, sollen Wisente ausgewildert werden. Bis 2020 geht die Finanzierung eines EU-Projekts zur Wiederbesiedlung der zwei Regionen mit Wisenten. Mehr Einzelheiten dazu lieferte Bianca Ştefănuţ, die PR-Beauftragte bei WWF Rumänien:



    Die insgesamt 73 Wisente, die hierher gebracht wurden, stammen aus verschiedenen Zuchtstationen, Zoos und Wildparks in Europa. 59 Wisente leben derzeit in der Umgebung vom Ţarcu-Gebirge, weitere 14 fanden einen Lebensraum im Gebirge Poiana Ruscă, in der Nähe der Ortschaft Densuş. In freier Wildbahn leben im Moment etwa 50 Wisente. Dieses Jahr kam ein weiterer Transport an — am 20. Juni. Weitere 7 Wisente wurden nach Armeniş gebracht. Die Rangers, die das Gehege regelmä‎ßig besuchen, sahen bei Armeniş 5 Wisent-Kälber. Vermutlich sind es sogar mehr. Weil sie in freier Wildbahn leben und ihnen eine weite Fläche zur Verfügung steht, ist es schwierig, alle Wisent-Gruppen zu erreichen, um ihren Nachwuchs nachzuzählen.“




    WWF-Spezialisten erwähnen die Vorteile der Wiederbelebung der Tierart. In wenigen Jahren sollen hunderte Wisente durch die Berge ziehen und Naturtouristen aus aller Welt anziehen. Natur und Ortsgemeinschaften würden gleicherma‎ßen davon profitieren, wei‎ß unsere Gesprächspartnerin.



    Der Wisent ist das grö‎ßte Landsäugetier in Europa. Er spielt eine wichtige Rolle innerhalb des Ökosystems. Wisente legen lange Wege durch die Natur zurück. Dank ihrem Gewicht und ihrer Grö‎ße schlagen sie somit den Weg für kleine Säugetiere frei. Wisente sind Wiederkäuer, sie fressen Baumrinde und Setzlinge, grasen auf Wiesen und Weiden und schaffen somit Waldlichtungen im Wald. Diese sind wesentlich sowohl für Rehe, Wildschweine und andere kleinere Säugetiere wie auch für Vögel, Insekte und Kriechtiere. Denn sie finden in diesen Lichtungen bei Bedarf einfacher Futter und Zuflucht. Der Wisent ist ein Landschaftsgestalter, er schafft günstige Lebensräume für andere Tiere. Wir setzen hohen Wert in unserem Projekt auf die Entwicklung der örtlichen Gemeinschaften. In den mit Wisenten wiederbesiedelten Umgebungen wollen wir ökotouristische Aktivitäten entwickeln. Somit kommen wir der örtlichen Gemeinschaft entgegen. Die Einheimischen bieten den Touristen Unterkunft, Verpflegung und Ortsgeschichten an. Au‎ßerdem starteten wir ein Bildungsprojekt in der Region, an dem wir örtliche Schulen mitbeteiligten. Derzeit sind es 5 Schulen, mit denen wir zusammenarbeiten und gemeinsame naturbezogene Projekte umsetzen. Wir begleiten die Teilnehmer durch den Wald, erzählen ihnen über die Bedeutung der Wisente und über den Naturschutz und seine Relevanz allgemein für unsere Welt.“




    In Rumänien gibt es weitere 4 Naturschutzgebiete, in denen Wisente in freier oder halbfreier Wildbahn leben: Bucşani, Dâmboviţa, Valea Zimbrilor in Vama Buzăului, Haţeg und Dragoş Vodă im Kreis Neamţ.

  • Land der Wisente: Naturpark Vânători-Neamţ beherbergt majestätische Tiere

    Land der Wisente: Naturpark Vânători-Neamţ beherbergt majestätische Tiere

    Das Land der Wisente (rum. Ţinutul Zimbrului) ist ein ökotouristisches Reiseziel. 2016 wurde es zertifiziert und gleich danach, im Jahr 2017, wurde es in die Rangliste der besten 100 nachhaltigen Reiseziele der Welt aufgenommen. Das Land der Wisente ist die einzige Region in Rumänien, die den Einstieg in eine solche, von internationalen Fachleuten erarbeitete Rangliste schaffte. Das Naturschutzgebiet liegt im Norden des Landkreises Neamţ, an der Grenze zum Kreis Suceava. In der Umgebung befinden sich wichtige Klöster wie z.B. Văratec, Agapia und Neamţ. Die Landschaft ist ebenfalls wunderschön.



    In der Region kann der Naturpark Vânători-Neamţ“ besichtigt werden. Im Naturpark leben mehrere vom Aussterben bedrohte Tierarten — wie der Braunbär, der Luchs, der Otter, der Wisent, die Wildkatze, der Hirsch. Doch am aller spannendsten ist, dass hier Wisente in freier oder halbfreier Wildbahn leben. Derzeit gibt es im Naturpark insgesamt 40 Wisente, davon kamen 10 in freier Wildbahn zur Welt. In halbfreier Wildbahn leben etwa 12 Wisente. Wir erfuhren, dass die Wisente im Winter einfacher zu beobachten sind. Ob in freier oder halbfreier Wildbahn, die Wisente werden nach den hinterlassenen Spuren am frühen Morgen aufgespürt, damit sie die Touristen später beobachten können.



    Nicolae Dolhescu arbeitet bei der Verwaltung des Naturparks Vânători-Neamţ. Er erzählte uns mehr über die Hängebrücke im Naturpark, die eine Einladung zur Erforschung der Natur hinaus schickt:



    Wir haben eine Hängebrücke gebaut. Sie ist so hoch wie die Baumkronen. Sie ist 250 m lang und 13 m hoch. Informationsschilder unterrichten die Gäste über die Baum- und Tierarten im Schutzgebiet. Manchmal kann von der Hängebrücke auch ein Blick auf die Wisente erhascht werden. Allerdings ist der Tiergarten ziemlich gro‎ß, also ist das zu dieser Jahreszeit weniger wahrscheinlich. Die Wisente müssen gesucht werden.“




    Nicolae Dolhescu, der Vertreter der Naturparkverwaltung, sagte uns auch, wo die meisten Besucher herkommen:



    Sie kommen von überall, aus dem ganzen Land — Schülerausflüge, Klassenfahrten, aber auch Einzelgäste. Alle, die die Region besuchen — einschlie‎ßlich des Zoos –, kommen im Nachhinein auch zu uns. Die meisten gehen über die Hängebrücke spazieren, sie besuchen auch das Wisent-Museum sowie das Besucherzentrum. Das Besucherzentrum ist täglich zwischen 10 und 18 Uhr offen. Um Wisente zu beobachten, müssen sich die Besucher mindestens 48 Stunden vor dem Besuch anmelden. Die Wisent-Beobachtungen finden nur in Begleitung eines Rangers statt, und wir müssen sicher sein, dass irgendeiner frei ist. Im Tiergarten kann ein Besuch 2, 3 bis 4 Stunden dauern. Der Naturpark erstreckt sich über 110 Hektar. Die Wisente werden manchmal in einer halben Stunde aufgespürt, ein anderes Mal muss man sie mehrere Stunden lang suchen.“




    Um die in halbfreier Wildbahn lebenden Wisente zu beobachten, ist eine passende Wanderausrüstung notwendig. Der Weg führt bergauf durch den Wald bis zum Gipfel, wo sich die Wisente üblicher Weise aufhalten. Die Tiere werden aus der Ferne beobachtet — denn, obwohl der Wisent kein aggressives Tier ist, mag er es nicht, gestört zu werden.

  • Hörerpostsendung 12.5.2019

    Hörerpostsendung 12.5.2019

    Herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Zunächst möchte ich mich an die Hörer bedanken, die wegen meines Ausfalls letztes Wochenende besorgt waren. Ich war nicht im eigentlichen Sinne krank, sondern mich hat eine schlimme Migräne dahingerafft, die mit den derzeitigen Wetterkapriolen in Bukarest zusammenhängt. Ich bin nämlich sehr wetterfühlig, und wenn das Wetter von einem Tag auf den anderen extrem schwankt, bin ich zu nichts zu gebrauchen. Daher die Notlösung, eine Wiederholung auszustrahlen.



    Doch dafür haben sich Zuschriften für mindestens zwei weitere Hörerpostsendungen angesammelt, und heute möchte ich zu Beginn eine Frage beantworten.



    Unser Hörer Frank Bresonik (aus Gladbeck in NRW) fragte uns in einem Postbrief, ob es in Rumänien Tier- und Pflanzenarten gibt, die vom Aussterben bedroht sind und daher unter Naturschutz stehen. Vielen Dank für Ihr Interesse, lieber Herr Bresonik. Ja, es gibt bedrohte Tier- und Pflanzenarten, schlie‎ßlich ist Rumänien Teil unseres planetarischen Öko-Systems und auch hierzulande haben verschiedene Faktoren, darunter auch die menschliche Einwirkung, die Tier- und Pflanzenwelt beeinflusst. Ich habe verschiedene Quellen zum Thema im Internet gefunden und werde Ihre Frage aus Zeitgründen in zwei Teilen beantworten. Heute soll es um die Tierwelt gehen, in einer der folgenden Hörerpostsendungen wird es um bedrohte Pflanzen und Blumen gehen.



    Zu den grö‎ßeren Tieren, die bedroht sind, gehört der Wisent. Der Wisent war im Mittelalter nahezu überall in Europa anzutreffen, danach wurde das grö‎ßte Landsäugetier Europas fast ausgerottet. In Rumänien galt der Wisent schon lange als ausgestorben, bis man 1958 zwei Exemplare aus Polen nach Rumänien brachte. Seit mehr als 10 Jahren versucht man, das Tier in Reservaten wieder anzusiedeln, wo sie in freier oder halbfreier Wildbahn leben. Mittlerweile hat man mit Hilfe von internationalen Organisationen wie dem WWF und Tierschützern insgesamt fünf Reservate für Wisente in Rumänien eingerichtet, wo ein paar Dutzend dieser majestätischen Tiere leben.



    Auch dem Luchs, der grö‎ßten Raubkatze Europas, geht es nicht besonders gut, da Ausnahmeregelungen teilweise immer noch eine Jagd auf dieses Tier erlauben. In Rumänien wird die Population von Luchsen auf ca. 1300 Exemplaren geschätzt, und sie bildet somit den grö‎ßten Bestand Europas.



    Die Saigaantilope, die ursprünglich aus Zentralasien stammt, war auch in Ostrumänien, am unteren Lauf der Flusses Pruth anzutreffen, doch seit den 1960er Jahren wurden nur noch wenige Exemplare in der Moldau und im Donaudelta gezählt. Sie leben heute hauptsächlich noch in einem Reservat im nordöstlichen Landkreis Botoşani.



    Der Tigeriltis (wissenschaftliche Bezeichnung: Vormela peregusna) ist eine Raubtierart aus der Familie der Marder (Mustelidae). Er lebt in Osteuropa, Vorder- und Zentralasien und ist nach seinem gemusterten Fell benannt. In Rumänien gibt es als einziges EU-Land noch etwa 500 Exemplare und das Tier steht seit 1993 unter Artenschutz. Der Tigeriltis lebt in Rumänien in den Steppengebieten der Dobrudscha.



    Der Rumänische Hamster oder Rumänische Goldhamster (Mesocricetus newtoni) ist ein Säugetier aus der Unterfamilie der Hamster. Das kleine europäische Verbreitungsgebiet der Art ist auf die rechtsseitige Niederung der Donau in Bulgarien und Rumänien beschränkt. Die Tiere bewohnen überwiegend trockene und steinige Bereiche mit wenig Vegetation, aber auch Gemüsekulturen, Gärten und Weinberge. Auf Grund der intensiven Landwirtschaft und der damit einhergehenden Zerstörung der Habitate dieses Tiers ist der Rumänische Hamster vom Aussterben bedroht. Die aktuelle Population wird auf ca. 2000 Exemplaren geschätzt.



    Der Europäische Nerz (Mustela lutreola), vormals auch Sumpfotter, ist eine Raubtierart aus der Familie der Marder. Er zählt zu den am meisten bedrohten Säugetierarten Europas. In Rumänien lebt er nur noch im Donaudelta, wo etwa 1000 Exemplare gezählt wurden.



    Zu weiteren bedrohten Tierarten zählt der WWF auch den Wolf (in Rumänien leben noch etwa 3000 Exemplare, das sind 30% der gesamteuropäischen Population) und den Braunbären, wovon in Rumänien noch 5–6000 Exemplare leben. Im Jahr 2008 wurden noch 7500 Exemplare gezählt. Obwohl der Braunbär in Rumänien unter striktem Artenschutz steht, wird hin und wieder die Jagd aus Gründen der Populationskontrolle erlaubt. Um diese umstrittene Ma‎ßnahme zu rechtfertigen, sprechen manche Experten von einer Überpopulation, was das Überleben dieser Tiere gefährde und sie auch für den Menschen gefährlich mache. Tatsächlich haben hungernde Bären in den letzten Jahren mehrmals ihr Habitat in den Karpatenwäldern verlassen, um in besiedelten Gebieten beispielsweise in Mülltonnen nach Futter zu suchen. Dabei verlief das zufällige Treffen von Bär und Mensch für den letzten nicht immer glimpflich aus, es wurden auch einige Touristen getötet. Tierschützer kritisieren allerdings die kontrollierte Jagd — wer dabei Recht hat, kann ich nicht sagen, da ich kein Experte auf dem Gebiet bin.



    Auch Fisch- und Vogelarten sind bedroht. Der Groppenbarsch (Romanichthys valsanicola), in romanischen Sprachen auch Asprete genannt, ist ein kleiner flussbewohnender Barsch, der in Mittelrumänien nördlich der Donau, im Flusssystem des Argeș und seiner Nebenflüsse als endemische, also nur hier verbreitete Art anzutreffen war. Inzwischen ist sein Lebensraum auf einen kleinen Abschnitt des Flusses Vâlsan beschränkt. Die Spezies wurde laut National Geographic erst 1957 entdeckt und ist durch Fischfang und den Bau von Wasserkraftwerken bedroht. Nur noch 100 Exemplare wurden im erwähnten Gebiet gezählt, das im Jahr 2004 zum Reservat erklärt wurde. Die Störe gelten europaweit als eine der am meisten bedrohten Fischgattungen, in den letzten 15 Jahren habe sich die Population um 93% reduziert, nur noch wenige Tausend Exemplare leben noch in Rumänien.



    Der Pelikan, einst der König unter den Vögeln im Donaudelta, ist mit über 20.000 Exemplaren zwar nicht direkt bedroht, gerät aber auf Grund der Touristen, die sich immer näher an ihre Nistplätze heranwagen, in Bedrängnis. Die Rothalsgans mit europaweit rund 55.000 Exemplaren ist während der Winterzeit überwiegend in der Küstenregion am Schwarzen Meer in Rumänien und Bulgarien anzutreffen. Und der Schmutzgeier, ein Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen, zählt in Europa nur noch weniger als 5000 Exemplare, davon werden im Winter 1–2 in der rumänischen Küstenregion Dobrudscha gesichtet.



    Und schlie‎ßlich ist auch eine Schlangenart bedroht. Die Vierstreifennatter, eine gro‎ße und kräftige Natter, erreicht eine Länge von bis zu 2,50 Metern. Der Körper ist zusammengedrückt, im Querschnitt höher als breit. In Rumänien wird diese Schlange auch Dobrudscha-Drachen genannt und ist in freier Wildbahn nur noch in einigen Dutzend Exemplaren anzutreffen. Obwohl sie unter Artenschutz steht und nicht giftig ist, töten die Menschen immer noch die Vierstreifennatter — aus Ignoranz oder Habgier, denn ihre Haut ist auf dem illegalen Markt gefragt.



    Soviel zu den bedrohten Tierarten in Rumänien — die Liste dürfte sicherlich nicht vollständig sein, aber ich hoffe, dass meine Recherche zumindest eine Übersicht bieten konnte. Über bedrohte Pflanzenarten werde ich in einem der kommenden Funkbriefkästen berichten.



    Zeit noch für zwei E-Mails von ebenso vielen neuen Hörern, beide aus Deutschland. Dejan Berndt (aus Erlangen-Tennenlohe, Bayern) schickte uns folgende Zeilen:



    Sehr geehrte RRI-Deutsch-Redaktion,



    am 29. April 2019 habe ich auf der Frequenz 9600 kHz von 14:00 UTC bis 15:00 UTC Ihr deutsches Programm empfangen.



    Zunächst wurde das Funkjournal gesendet. Unter anderem mit diesen Themen: Rumänische Soldaten, Kredite für Junglandwirte und den Wahlkampf für die Europawahl. Dann in der Rubrik Pro Memoria — zur Geschichte Rumäniens“ wurde über die Künstlerjugend um 1900 berichtet, die laut dem Interview mit Erwin Kessler als Reaktion auf den offiziellen Kanon und als rumänischer Ausdruck der neuen europäischen Strömungen“ entstand. Danach wurde über das christlich-orthodoxe Osterfest in Rumänien berichtet. Es wurde berichtet, dass die orthodoxe Kirche den julianischen Kalender nutzt und die katholische Kirche den gregorianischen Kalender nutzt. Die Kalender haben jeweils einen Zeitunterschied von 13 Tagen. Dass die Rechnung des Osterfestes nach dem Mond erfolgt, wurde auch erwähnt. Das rumänisch-orthodoxe Osterfest erinnert sehr stark an das serbisch-orthodoxe Osterfest, welches ich sehr gut kenne, da meine Mutter aus Serbien stammt. Anschlie‎ßend wurde noch über eine Recycling-Patrouille in Bukarest berichtet, die Elektroschrott sammelt. Darauf folgte die Musikrubrik.



    Zu meiner Person möchte ich noch anmerken, dass ich erst 16 Jahre alt bin und immer mit Begeisterung die Sendungen von RRI verfolge. Ich habe erst im November 2018 angefangen, mich für den Kurzwellenrundfunk zu interessieren. Als ich dann mein erstes Kurzwellenradio zu Weihnachten bekommen habe, gab es kaum deutsche Radiosender, die ich gut empfangen konnte — au‎ßer RRI. RRI hat immer ein sehr starkes Signal hier in Deutschland, was sehr gut ist. Ich bin froh, dass Sie als eine der wenigen internationalen Radiostationen noch auf der Kurzwelle bleiben, ich hoffe, Sie werden das auch noch viele Jahre weiterhin so beibehalten. Über eine Bestätigung meines Empfangsberichtes mittels QSL-Karte an die unten stehende Adresse würde ich mich sehr freuen. Gerne dürfen Sie meinen Brief auch in der Hörerpost vorlesen.



    Mit freundlichen Grü‎ßen

    Dejan Berndt



    Lieber Dejan, vielen Dank für das Feedback, es freut uns, dass sich auch sehr junge Hörer noch für den Rundfunkfernempfang interessieren. Zu den QSL-Karten habe ich leider keine Neuigkeiten, wir wissen immer noch nicht, ob und wann wir Zuwendungen für das Drucken der neuen Serie erhalten. Sie ist — in virtueller Form — bereits auf der ukrainischsprachigen Variante unserer Webseite zu sehen und besteht aus Abbildungen von Volkstrachten aus dem Banat im Westen Rumäniens. Und auf der deutschsprachigen Webseite ist inzwischen auch die komplette Serie für 2018 — Wahrzeichen der Stadt Alba Iulia — mit ausführlichen Erläuterungen zu sehen.



    Ein weiterer Hörer aus NRW entdeckte uns durch Zufall im Äther. Folgende Zeilen erhielten wir von Werner Samjeske:



    Sehr geehrte Damen und Herren,



    durch Zufall habe ich heute, am 5.5.2019 nachmittags, Ihre Sendung in deutscher Sprache auf 7355 KHz gehört.



    Der Empfang war sehr stark: 5/9+10db. Mein Empfänger ist ein Icom R75 an einer 50-Ohm-40-m-Langdrahtantenne. Ich konnte rumänische Jazz-Musik hören.



    In den letzten Jahren habe ich Rumänien mehrfach geschäftlich (Spezialstahl) besucht, z.B. Bukarest, Craiova, Sibiu, Timişoara, Schä‎ßburg…



    Mit freundlichen Grü‎ßen aus Kerpen im Rheinland


    Werner Samjeske



    Vielen Dank für das Feedback, auch Ihnen willkommen im mittlerweile kleinen, aber feinen Kreise der RRI-Hörer und herzliche Grü‎ße aus Bukarest!



    Zeit für die Postliste. Neue Postbriefe lasse ich mir kommende Woche zukommen, falls welche da sind. E-Mails erhielten wir in den letzten zwei Wochen bis einschlie‎ßlich vergangenen Freitag von Beate Hansen, Petra Kugler, Bernd und Willi Seiser, Stephan Lipsius, Werner Schubert, Norbert Hansen, Gerd Brüschke, Dejan Bernd, Torsten Rhode, Heinz Günter Hessenbruch, Werner Samjeske, Helmut Matt, Michael Willruth, Michael Lindner und Carsten Fenske (alle aus Deutschland) sowie von Paul Gager (Österreich) und Jurij Aleksandrowitsch Timofejew (Kasachstan).




    Audiobeitrag hören:




  • Artenschutz: Überbevölkerung ist auch keine Lösung

    Artenschutz: Überbevölkerung ist auch keine Lösung

    Eine Säugetierspezies von vier und eine Vogelspezies von acht sind vom Aussterben bedroht. Darauf lenkte vor vier Jahren der Bericht einiger Spezialisten die Aufmerksamkeit, laut denen die pflanzlichen und tierischen Spezies heute tausendmal schneller erlöschen als vor der Entstehung des Menschen auf Erden. Die Ursache dafür ist die schädigende Tätigkeit des Menschen. Die Situation ist umso ernster, je mehr sich dieses Phänomen beschleunigt. Dieses sei so intensiv, dass Experten über das sechste massive Aussterben“ sprechen, das dem Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren folge. Zahlreiche Säugetierspezies werden in den kommenden fünf Jahrzehnten aussterben, hei‎ßt es in einer Studie, die von dänischen und schwedischen Wissenschaftlern durchgeführt und neulich in der Fachpublikation Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurde. Die nordischen Wissenschaftler haben bewiesen, dass das sechste Massenaussterben derzeit stattfindet und dass dieses nicht von Naturkatastrophen, sondern vom Menschen verursacht wird. Die Ausrottungen erfolgen in einem so schnellen Rhythmus, dass der Evolutionsvorgang mit diesem Phänomen nicht schritthält, behaupten Forscher.



    Was kann man tun? Gemä‎ß dem optimistischsten Szenario werden die Menschen aufhören, die Tierhabitate zu zerstören und zur Ausrottung der Spezies beizutragen. Aber auch in dem Fall, dass dieses optimistische Szenario wahr wird, würden die Säugetiere drei bis fünf Millionen Jahre benötigen, um sich genug zu vervielfältigen, damit der Evolutionsbaum seine Äste regeneriert, die er laut Schätzungen in den kommenden 50 Jahren verlieren wird. Rumänien zählt zu den Ländern, die dank seiner geografischen Lage und seines Reliefs sich einer reichen Tierwelt erfreut. Der Versuch, diese Speziesvielfalt zu erhalten, hat zur Verabschiedung von Gesetzen geführt, wodurch mehrere Tierarten wie der Bär, der Hirsch oder der Karpatenluchs, die Gämse, das Auerhuhn, der Fuchs, der Echte Marder, der Biber, das Wildschwein und der Wisent geschützt werden.



    Ein übertriebener Artenschutz kann allerdings zur exzessiven Vermehrung führen, die schwer zu bewältigende Situationen hervorrufen kann. Das trifft in Rumänien auch im Falle der Bären zu. Laut offiziellen Angaben gibt es hier rund 6800 Exemplare. Wenn man andere Statistiken in Betracht zieht, belaufe sich die wahre Zahl auf rund 8000 Exemplare, also deutlich über die offizielle Zahl von 6000, für die sich Rumänien vor der Europäischen Kommission verpflichtet hat, diese in den Forstämtern zu pflegen. Universitätsprofessor Mircea Duţu, Präsident der Ökologischen Universität Bukarest, erläutert:



    Immer muss es in der Natur ein Gleichgewicht geben. Wenn dieses Gleichgewicht auseinanderfällt, befinden wir uns in keinem natürlichen Zustand mehr. Wir befinden uns in einem beschädigten Zustand, der für die beiden Partner, in diesem Fall der Mensch und die Biovielfalt, nicht mehr günstig ist. Was diese allgemeine Frage anbelangt, würde ich da anfangen, dass der Bär und sogar der Wolf bei uns in erster Linie ein natürliches und kulturelles Symbol darstellen. Dieses ist die Quelle der lokalen Konflikte und der Medienkampagnen zur Steigerung des Bewusstseins über die Notwendigkeit der Rettung seines natürlichen Habitats. Folglich ist das ein europäisches und internationales Problem aus Sicht der Seltenheit und der Bedrohung des Aussterbens einiger Spezies, einschlie‎ßlich des Bären, und aus dieser Sicht leitet sich die Notwendigkeit seines Schutzes durch den Menschen ab. Folglich haben eine schlechte ökologische Wahrnehmung und die Haltung, die wir in dieser Hinsicht entwickeln müssen, in Rumänien zu einem umgekehrten Problem geführt — die Überbevölkerung mit einer bestimmten Spezies bewirkt die Störung des ökologischen Gleichgewichts. Somit erhalten die anderen Elemente, die in Betracht gezogen müssen, auch einen unterschiedlichen Anteil. Diese sind wirtschaftliche Aspekte, der Schutz der Menschen und die Beseitigung einer Gefahr.“




    Der Bär ist eine Spezies von gemeinschaftlichem Interesse. Um zu überleben, brauchen diese Tiere günstige Artenerhaltungsbedingungen. Allerdings befinden wir uns in Rumänien in einer offenbar absurden Situation, fügt Professor Duţu hinzu. Dies nicht unbedingt infolge eines übertriebenen Artenschutzes, sondern wegen einer Reihe von Faktoren. Somit wurde man in die Situation versetzt, in der diese Spezies sich über ihre natürliche Kapazität hinaus entwickelt hat, die ein derma‎ßen wichtiges Gleichgewicht sichern kann. Universitätsprofessor Mircea Duţu erneut am Mikrophon:



    Wir befinden uns in einer Krise. Seit 2016 hat man nicht mehr die jährlich festgelegte Anzahl von Tieren gejagt, die ein Gleichgewicht innerhalb der Spezies gewährleisten könnte. Wenn sich die Lage weiterhin so entwickelt, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese au‎ßer Kontrolle gerät. Folglich benötigt man eine Studie, die den aktuellen Zustand schildern soll, sowie die Ursachen, die zu einem solchen Zustand geführt haben und die Konsequenzen dieses Zustands. Darüber hinaus muss man einen kurz-, mittel- und langfristigen Plan zur Verwaltung dieses Problems erarbeiten, sodass man dieses innerhalb kurzer Zeit löst. Es ist absurd — ganz Europas ist besorgt, dass es keine Bären hat, und Rumänien hat zu viele Bären. Diese werden zu einer Bedrohung für das ökologische Gleichgewicht, für die Wirtschaft und gleichzeitig sogar für die Bevölkerung.“




    In den letzten Jahren machten in einigen Gebieten Rumäniens die Bären ihre Anwesenheit täglich auf den Höfen der Dorfbewohner bemerkbar. Sie verursachten beträchtliche Schäden und verletzten sogar Menschen. Ihre Zahl steigt besorgniserregend und genauso nimmt die Angst der Einwohner vor au‎ßer Kontrolle geratene Tierbestände zu. Die Menschen in den betroffenen Gebieten fordern die Verlagerung der Bären und weitere Ma‎ßnahmen zur Wiederherstellung des Gleichgewichts.

  • Wisente in freier Wildbahn

    Wisente in freier Wildbahn

    Europas grö‎ßtes und schwerstes Landsäugetier, der Wisent, wurde im Laufe der Zeit durch zunehmende menschliche Besiedlung, Jagd und die Rodung der Wälder bedroht. Seit Beginn des 11. Jahrhunderts wurde der Wisent fast ausgerottet. Nur 50 Exemplare haben europaweit überlebt. Seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurden Wisente allmählich in europäischen Wäldern wieder angesiedelt. Seit 1958, als das erste Reservat im Landkreis Haţeg, Ortschaft Slivuţ gegründet wurde, wird die grö‎ßte Tierart Europas auch in Rumänien wieder angesiedelt.



    Zehn Jahre später wurde ein zweites Reservat im Naturpark Vânători-Neamţ in der ostrumänischen Moldau eröffnet. 1983 wurde im südrumänischen Bucşani, Landkreis Dâmboviţa, ein neues Reservat eingerichtet, wo heute einer der grö‎ßten Wisentbestände landesweit lebt. Voriges Jahr wurden in Bucşani 32 Erwachsen- und 5 Baby-Wisente angesiedelt. Ein weiteres Reservat wurde im Jahr 2008 im ostrumänischen Vama Buzăului eingerichtet, vier Jahre später haben die Umweltschutzorganisationen Word Wide Fund for Nature Rumänien und Rewilding Europe die Initiative gestartet, Wisente im Ţarcu-Gebirge anzusiedeln. Der erste Transport erfolgte demnach 2014. Anschlie‎ßend wurden mehrere Exemplare jedes Jahr im Frühling oder Sommer aus Belgien, Deutschland, Italien und Schweden nach Rumänien gebracht. Demnächst steht die Ansiedlung von Wisenten auch im Poiana Ruscă-Gebirge, in der Nähe des Ţarcu-Gebirges in Aussicht.



    Die Zahl der in freier Wildbahn lebenden Wisente im Ţarcu-Gebirge liegt bei 25, weitere 29 leben in Freiheit in den Wäldern in der ostrumänischen Moldau. Vor 6 Jahren hat sich der Naturpark Vânători-Neamţ zum Ziel gesetzt, Wisente in die Freiheit zu entlassen. Das Projekt sei erfolgreich abgelaufen, sagt der Direktor Sebastian Cătănoiu:



    Unser Naturpark ist der einzige Ort landesweit, wo Wisente sowohl in freier Wildbahn als auch in Halbfreiheit leben und zudem auch in Tierparks gehalten werden. In unserem Zoo gibt es 7 Wisente, die jeder Zeit vom Publikum bewundert werden können, 13 werden im Gehege gehalten, wo sie sich akklimatisieren, damit sie wieder ausgewildert werden. Im Frühjahr haben wir weitere vier in die Freiheit entlassen und somit ist die Zahl der freilebenden Wisente auf 29 gestiegen. Seit 2012 wildern wir jedes Jahr Wisente aus. In diesen Jahren streiften Wisente über rund 60.000 Hektar durch die Wälder au‎ßerhalb des Parks. Einige haben den Stausee Bicaz erreicht, andere den ostrumänischen Landkreis Suceava. Die in Halbfreiheit lebenden Wisente werden in einem 180 Hektar gro‎ßen Gehege gehalten, dort werden sie auf das Auswildern vorbereitet, zum Beispiel werden sie nur im Winter gefüttert. Im Sommer werden sie gezwungen das zu fressen, was sie im Gehege finden, damit sie dann, wenn sie ausgewildert werden, imstande sind, ihre Nahrung in der Pflanzenwelt und im allgemeinen in der Natur zu finden. Unter den 29 in Freiheit lebenden Wisenten sind sechs in freier Wildbahn auch geboren worden, sie sind zu 100% wild, sie kamen nie in Kontakt mit den Menschen.




    Neben dem Wisent-Reservat gibt es in der Nähe des Naturparks Vânători-Neamţ den sogenannten Silberne Wald“, ein Reservat, wo Wald und Landschaft gepflegt und gemeinsam bewirtschaftet werden. Das Reservat erstreckt sich über 2,4 Hektar und besteht aus 100 Jahre alten Birken sowie aus jüngeren Bäumen, zwischen 20 und 50 Jahren. Nicht weit entfernt liegt auch das Naturschutzgebiet und Waldreservat Codrii de aramă“ (Der Kupferwald“), das sich über 10,2 Hektar erstreckt und zum grö‎ßten Teil aus mehreren hundert Jahre alten Traubeneichen und Pflanzenarten besteht, die durch ihre Schönheit einzigartig sind. Hier liegt auch das Waldreservat Pădurea de smarald“ (Der Smaragdwald“), ebenfalls bekannt als das Eichenreservat Dumbrava“), mit einer Fläche von 56,6 Hektar, wo mehrere hundert Jahre alte Eichen und über 200 Arten von Gefä‎ßpflanzen bewahrt werden.



    In der Ortschaft Vama Buzăului, die am Fu‎ße der Ciucaş-Berge im Landkreis Braşov liegt, gibt es das neueste Wisentreservat Rumäniens. Die Wisente, die hier leben, sollen in den nächsten Jahren ausgewildert werden, sagt der Bürgermeister von Vama Buzăului, Tiberiu Chirilaş:



    Wie jedes Reservat, wurde auch das Reservat Vânători-Neamţ aus der Notwendigkeit eingerichtet, diese Tierart zu retten und mehrere Exemplare in diesem Gebiet anzusiedeln. Darüber hinaus gibt es auch den touristischen Aspekt, der sehr erfolgreich funktioniert. Voriges Jahr haben rund 14.000 Menschen das Reservat besucht. Es wurde Ende 2008 mit zehn Exemplaren dieser bedrohten Tierart gegründet, 2017 zählt der Wisentbestand in unserem Reservat 37 Exemplare. Einige Fachorganisationen haben sich an uns mit der Bitte gewendet, dass wir ihnen ein paar Exemplare zur Verfügung stellen, damit sie sie in anderen Gebieten des Landes auswildern. Word Wide Fund for Nature Rumänien ist eine dieser Organisationen, sie möchte Wisente in der Region Caraş-Severin ansiedeln. Darüber hinaus möchten wir unser Reservat, das derzeit 11 Hektar misst, um weitere 80 Hektar erweitern. Der Grund dafür liegt nicht darin, dass die Zahl der Exemplare dieser Tierart grö‎ßer geworden ist, sondern weil wir ihnen mehr Raum anbieten möchten. Auf dieser Fläche werden sie in Halbfreiheit leben können und das gilt als Vorbereitung auf das Leben in freier Wildbahn.“




    Mit Hilfe von EU-Fonds möchte der Bürgermeister von Vama Buzăului den Touristen die Gelegenheit anbieten, in einigen Haushalten hier Dorftourismus zu betreiben. Die Touristen werden von einheimischen Familien eingeladen, um dort Urlaub zu verbringen, und die Gäste werden im Gegenzug in ihren Städten die traditionellen Produkte dieser Region fördern: Ich möchte, dass es mehrere Gasthäuser bei uns in Vama Buzăului gibt, damit sich die Gäste des Reservats ein paar Tage bei uns aufhalten können. Nicht nur das Reservat lockt hier viele Touristen an, sondern auch der Wasserfall Urlătoarea und die Wanderwege, die durchs Ciucaş-Gebirge führen. Beim alten Zoll, nach dem die Ortschaft Vama Buzăului eigentlich benannt wurde, möchten wir ein Zollmuseum einrichten“, sagt noch der Bürgermeister.



    Das Ciucaş-Gebirge ist ein beliebtes Reiseziel in den Ostkarpaten Rumäniens. Das Gebiet zeichnet sich durch eine gro‎ße Biodiversität und spezifische Felsformationen aus. Hier gibt es 22 natürliche Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse, mehr als 1.200 Pflanzenarten und mehrere Hektar Urwald. Hier sind auch 22% des gesamten Waldbestands Rumäniens zu finden.

  • Bison redivivus: WWF betreibt Wisent-Reservate in Rumänien

    Bison redivivus: WWF betreibt Wisent-Reservate in Rumänien

    Ein gro‎ßes, schweres Landsäugetier — das Symbol der rumänischen Geschichte — geriet für mehrere Jahrhunderte in Vergessenheit. Es verging viel Zeit, bis das das erste Wisent-Reservat in Rumänien gegründet wurde — das Reservat von Haţeg, einer Ortschaft im Zentrum des Landes. Inzwischen gibt es Wisent-Reservate auch in der Ortschaft Vânători, im Kreis Neamţ, im Osten des Landes. Dort lebten Wisente eine lange Zeit in Halbfreiheit. Seit 2012 grasen sie in freier Wildbahn im Schutzgebiet. Weitere Wisent-Reservate gibt es in der Ortschaft Neagra Bucşani im Landkreis Dâmboviţa, im Süden des Landes, sowie in Vama Buzăului im Kreis Braşov/Kronstadt, im Zentrum Rumäniens, und neuerdings auch in der Ortschaft Plopu, in der Gemeinde Armeniş, im südwestlich gelegenen Kreis Caraş-Severin.



    Mehr Einzelheiten zur Geschichte des rumänischen Wisents sowie über seinen Weg in die Freiheit, erfahren wir von Adrian Hăgătiş und Alexandru Bulacu, zweier Vertreter der Organisation WWF, zuständig für das Programm Donau-Karpaten. Alexandru Bulacu, Project Officer bei WWF Rumänien, erzählte uns über die Tradition des Wisents in Rumänien und über die Versuche, die Tierart wiederzubeleben.



    Es gibt viele Ortsbezeichnungen, die den Wisent erwähnen, wie z.B. Măgura Zimbrului (Wisent-Hügel) oder Avenul Zimbrului (Wisent-Doline). Das beweist, dass der Wisent seit eh und je in Rumänien lebt. Wir wollen den Wisent nach 200 Jahren wieder auf rumänischen Boden bringen. Auf den Gedanken der Wiederbesiedlung des Areals mit Wisenten kamen wir vor gut 15 Jahren. Mehrere kluge Köpfe taten sich im Laufe der Zeit zusammen, um den Wisent wieder in sein natürliches Habitat leben zu lassen. Das Projekt, worüber wir im Moment sprechen, nimmt sich vor, neue passende Habitate für den Wisent zu finden und somit die Zahl der in ein natürliches Umfeld wiederintegrierten Tiere zu erhöhen. Wir haben schon 29 Wisente im Kreis Caraş-Severin, in der Ortschaft Plopu, die für ein freies Leben in den Wäldern vorbereitet werden.“




    Adrian Hăgătiş, Project Manager bei WWF Rumänien teilte uns die im Hinblick auf die Wiederbesiedlung der Gegend mit Wisenten unternommenen Schritte mit:



    In Polen gab es vor allem in den 1960er und 70er Jahren Programme, die eine Wiederbelebung der Tierart anstrebten. Demnach errichteten die Polen mehrere Schutzgebiete und starteten einen Prozess der Reintegration. Dazu gibt es in Polen ein Europäisches Zentrum zur Erhaltung des Wisents. Das Zentrum verfügt über ein Register, in dem sämtliche Wisente eingetragen sind. Somit kann die Inzucht innerhalb einer Herde vermieden werden. In Vielen Schutzgebieten in Europa, wie auch in Rumänien, in Haţeg oder Neagra Bucşani, kommt der Vorgang der Inzucht oft vor. Die Erhaltungszucht muss sorgfältig betrieben werden, es müssen zahlreiche Aspekte berücksichtigt werden. Es geht um die Reintegration einer Tierart in ein natürliches Habitat, das seinerseits geschaffen werden muss. Die Wisentbevölkerungen brauchen für ihre Lebensart weite Wald- und Heidegebiete. Sie brauchen ein wildes natürliches Habitat mit möglichst wenigem menschlichem Eingriff. Was schwierig in Europa zu erlangen ist. Auch in Rumänien besteht die Gefahr der Habitatfragmentierung und das gefährdet die Erhaltungszucht dieser gro‎ßen Landsäugetiere. Nicht nur der Wisent, auch andere Tierarten sind aus diesem Grund gefährdet. Das stellt ein gro‎ßes Problem hierzulande dar. Wir versuchen derzeit zwei Naturgebiete freizumachen — eines liegt im Ţarcu-Gebirge und ein zweites im Poiana-Ruscă-Gebirge. Unser Ziel ist, Unterbevölkerungen zu schaffen, die die Migration überstehen können. Es soll ein natürlicher Genaustausch erfolgen. Wir hoffen, alles so weit zu entwickeln, bis unser Eingriff nicht mehr notwendig ist. Wir versuchen, ein funktionierendes Wisent-Management-System auf die Beine zu bringen.“




    Die Säugetiere werden einem gro‎ßen Stress ausgesetzt — angefangen mit dem Ruhigstellen des Wisents bis hin zu seinem Transport, der mehrere Tage dauern kann. Dazu kommt noch die Anpassung an das neue Habitat. Mehr Details dazu bringt Adrian Hăgătiş:



    Unser Programm sieht eine schrittweise Anpassung vor. Wir verfügen über drei Typen von Rindgehege. Im ersten Gehege wird das Tier einer tierärztlichen Untersuchung unterzogen. Denn die Gesundheit der Wisente, die aus allen Ecken Europas eintreffen, muss gecheckt werden. Darüber hinaus versuchen wir die Inzucht zu vermeiden, daher müssen wir Tiere zu uns zukommen lassen, die sich genetisch unterscheiden. Die eingetroffenen Wisente brauchen eine einmonatige Anpassungszeit. Diese Zeit überstehen sie in einem grö‎ßeren Gehege. In einem dritten Schritt werden sie in ein noch grö‎ßeres Gehege frei gelassen, um sich wieder an die Wildnis anzupassen. Das letzte Gehege erstreckt sich auf ein Gebiet von mehr als 100 Hektar. Hier sind alle Bedingungen erfüllt, damit sie sich an das Naturhabitat anpassen.“




    Wir wollten von Alexandru Bulacu erfahren, ob die Wisente, soweit sie frei in der Natur leben, irgendwelche Schwierigkeiten bereiten könnten:



    Ich wei‎ß nicht, ob sie Probleme schaffen würden. Viele Menschen fürchten sich vor einem so gro‎ßen Tier, das ist klar. Doch wir müssen bedenken, wir haben es mit einem Wiederkäuer zu tun. Und wie jedes Wildtier, vermeidet es jeglichen Kontakt mit den Menschen. Vor allem im Winter, wenn sie nicht mehr so einfach Nahrung finden, könnten die Wisente schon näher an bevölkerte Gegenden treten. Doch wir treffen die entsprechenden Ma‎ßnahmen, um derartige mögliche Konfliktsituationen zu vermeiden.“




    Die Projektträger hoffen, dass in den kommenden 20 Jahren rund 500 Wisente in Rumänien frei leben und den Weg zueinander finden werden.