Tag: Zahnarzt

  • Ab 16. Mai beginnt in Rumänien die schrittweise Lockdown-Lockerung

    Ab 16. Mai beginnt in Rumänien die schrittweise Lockdown-Lockerung

    Die letzten zwei Monate waren untypisch für die Rumänen. Am 16. März wurde infolge der Coronavirus-Epidemie in Rumänien der Notstand ausgerufen, der den Alltag der Bürger stark veränderte. Damit verbunden waren in den letzten Wochen belastende Einschränkungen der Freizügigkeit und anderer Rechte und Freiheiten. Die Kinder gehen nicht mehr zur Schule. Viele Eltern müssen von zu Hause aus arbeiten, wurden von Kurzarbeitma‎ßnahmen betroffen oder verloren sogar ihren Arbeitsplatz. Theater, Kinos oder Geschäfte sind geschlossen, man darf auch nicht in den Parks spazieren gehen. Senioren über 65 Jahren dürfen nur kurz aus ihren Wohnungen heraus — zweimal am Tag, je drei Stunden, morgens und abends. Wer unbedingt reisen mu‎ß, darf dies nur mit einer ernsthaften Begründung tun, zu deren Überprüfung auf Aufforderung der Polizei der Personalausweis, der Dienstausweis, eine Bescheinigung des Arbeitgebers oder eine eigenverantwortliche Erklärung vorgelegt werden mu‎ß.



    Die Leute dürfen zur Zeit keine Kirchen betreten, die Gottesdienste werden ohne Gläubige abgehalten. Deshalb wurde das diesjährige Osterfest nur noch vor Fernsehbildschirmen, Computern oder Smartphones gefeiert, die Ostermesse wurde ausschlie‎ßlich über die Medien oder online übertragen. Ungewöhnlich für die Rumänen war auch der 1. Mai, ein Feiertag, der in normalen Zeiten mit Familie und Freunden bei Grillpartys im Grünen gefeiert wurde. Nach den zweimonatigen strengen Restriktionen warten alle Leute ungeduldig darauf, in die zweite Phase überzugehen – d.h. in den Warnzustand und damit in die Lockdown-Lockerung.



    Mitte Mai läuft der Notstand aus, der in Rumänien am 16. März aufgrund der COVID-19 Epidemie ausgerufen wurde. Schon letzte Woche hatten die Behörden gewarnt, dass eine Aufhebung gewisser Verbote nicht bedeutet, dass die Gesellschaft zum Leben vor der Krise zurückfindet. In dieser Perspektive hat das Nationale Institut für Öffentliche Gesundheit mehrere Vorschläge zur öffentlichen Debatte unterbreitet, auf deren Grundlage Verfahren oder Regeln erlassen werden sollen. So sollten die Hotels Unterbringungsdienste anbieten, aber nur für Geschäftsreisen. Die Salons für Körperpflege (Friseur, Maniküre, Pediküre und Kosmetik) werden wieder eröffnet, wobei eine Mindestfläche von 4 Quadratmetern für jeden Kunden und ein Mindestabstand von 2 Metern zwischen zwei Personen gewährleistet wird. Auch die Wiedereröffnung von Zahnarztpraxen wird erwogen. Patienten, die älter als 65 Jahre sind oder an einer chronischen Pathologie leiden, werden Termine in den ersten Stunden des Arbeitsprogramms bekommen.



    In den Kliniken und Krankenhäusern, die keine Covid-19-Patienten behandeln, sollten Krankenhausaufenthalte so weit wie möglich vermieden werden. Die medizinische Behandlung sollte meistens zu Hause erfolgen. Das Nationale Institut für Öffentliche Gesundheit hat auch Ma‎ßnahmen für den Bildungsbereich, im Hinblick auf die Ablegung der Prüfungen von Schülern in den Abschlussklassen der Mittelschule und des Gymnasiums, und für den Personentransport vorgeschlagen.



    Die Behörden bestehen aber darauf, dass das Datum des 15. Mai, an dem der Notstand aufgehoben und mit dem Warnzustand ersetzt wird, nur einen administrativen Wert hat. Die durch das Coronavirus (Sars-CoV-2) verursachten Probleme bleiben nach wie vor aktuell.

  • Merci Charity Boutique: Wohltätigkeit für benachteiligte Kinder

    Merci Charity Boutique: Wohltätigkeit für benachteiligte Kinder

    Ein Kind lächelt im Durchschnitt 370 mal am Tag, ein Erwachsener siebenmal während ein krankes Kind zehnmal am Tag lächelt“ — das hat die Wohltätigkeitsorganisation Merci Charity Boutique“ festgestellt. Die Organisation, die sich selber als Laden für gute Taten und soziales Engagement“ bezeichnet, hat sich vorgenommen, das Lachen aller Kinder und vor allem der kranken Kinder schöner zu machen. Im Fall von krebskranken Kindern, deren Zahngesundheit besonders wichtig ist, erweist sich die Aufgabe der Organisation als besonders schwierig. Ein Lächeln auf das Gesicht von Kindern in ländlichen Regionen zu zaubern, ist ebenfalls keine einfache Aufgabe. Dort gibt es keine staatliche Zahnarztpraxis und 75% der Kinder im Alter von 6–11 Jahren haben Karies auf Milchzähnen. Alina Ţiplea und Daniela Staicu von Merci Charity Boutique“ haben sich infolgedessen vorgenommen, eine mobile Zahnarztpraxis einzurichten, die die rumänischen Dörfer bereist. Und sie haben es geschafft. Alina Ţiplea erläutert:



    Dieses Projekt haben wir im Jahr 2014 gestartet. Die Kinder vom Onkologischen Institut, für welche die Mundgesundheit sehr wichtig ist, wurden in einer Zahnarztpraxis behandelt, die sich unserem Projekt angeschlossen hat, die aber leider in einem anderen Teil Bukarests liegt. Diese Variante der mobilen Zahnarztpraxis gibt es schon seit vorigem Jahr, wie wir darauf gekommen sind? Weil einige der krebskranken Kinder schwer mit dem Auto durch die Stadt transportiert werden können. Darüber hinaus, hatten wir in den vergangenen Jahren zahlreiche Bildungsprojekte im ländlichen Raum angesto‎ßen und so konnten wir feststellen, dass die Kinder, die auf dem Lande leben, die medizinischen Dienstleistungen als ein Muss empfinden, aber es fehlt ihnen leider an Ressourcen. Wir haben also in einem Lieferwagen eine Zahnarztpraxis eingerichtet, die wie jede andere Praxis funktioniert.“




    Mit dem Projekt Die Zahnfee“ ist die Wohltätigkeitsorganisation durch das ganze Land gefahren. Somit haben sie festgestellt, dass es mehrere Zahnarztpraxen auf dem Papier gibt als in Wirklichkeit. Nicht selten stellte das engagierte Team fest, dass es vor Ort keine Praxis gab oder dass es doch eine gab, wo kein Arzt anwesend war. Da es sich meistens um sozial benachteiligte Gemeinden handelt, haben viele Menschen keine Möglichkeit, ein paar Kilometer bis zur nächsten Klinik zu fahren. Daniela Staicu kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    In den ländlichen Schulen gib es auch keine Kinderarztpraxis, meistens weil es keinen Platz dafür gibt, denn die Schulen funktionieren in Gebäuden mit einem oder zwei Räumen. Die Kinderkliniken, die es auf dem Lande gab, mussten ihr Personal abbauen und haben in vielen Fällen auf die Dienstleistungen des Zahnarztes verzichtet. Es kam auch vor, dass die Ärzte keine finanzielle Motivation hatten, denn eine zahnärztliche Behandlung ist meistens aufwendig und viele Menschen auf dem Lande können es sich nicht leisten. Es gibt ein nationales Programm, das den Kindern und Teenagern unter 18 Jahren kostenlose zahnärztliche Behandlung ermöglicht, aber nur wenn der behandelnde Arzt einen Vertrag mit der nationalen Krankenversicherungskasse abgeschlossen hat, sonst müssen die Eltern aus der eigenen Tasche bezahlen.“




    Die aktuelle Situation sei nicht nur auf die unzulängliche medizinische Fürsorge zurückzuführen, sondern auch auf die mangelnde Bildung in diesem Bereich, glaubt Daniela Staicu:



    Viele Kinder haben keine Zahnpasta und keine Zahnbürste, andere wissen nicht, dass man die Zahnbürste einmal in drei Monaten wechseln soll. Man sollte zumindest am Anfang des Schuljahres den sozial benachteiligten Kindern eine Zahnbürste schenken. Ich habe persönlich nie vorher so viel Karies bei Kindern wie hier gesehen, es gibt acht- und neunjährige Kinder, die ihre Zähne verlieren, ganz davon zu schweigen, dass viele schiefe Zähne haben und das nicht korrigiert wird oder dass viele zahnärztliche chirurgische Eingriffe brauchen. Niemand sieht diese Kinder, niemand macht sie darauf aufmerksam, dass sie als Erwachsene gro‎ße Probleme bekommen können, niemand ermöglicht ihnen den Zugang zu einer zahnärztlichen Grundbehandlung.“




    Dafür sorgt jetzt die Wohltätigkeitsorganisation Merci Charity Boutique“ und ihr engagiertes Team, dem sich auch freiwillige Ärzte angeschlossen haben. Alina Ţiplea:



    Nicht nur unserem Bukarester Team haben sich freiwillige Ärzte angeschlossen, sondern auch in anderen Städten. So bleiben die Ärzte in Kontakt mit den Menschen in Dörfern, die nicht leicht zu erreichen sind. Es gibt Kinder, die langandauernde Behandlungen brauchen, und in dieser Art treten Ärzte und Eltern in Kontakt miteinander, damit die Behandlung fortgesetzt wird. Wir werden zudem eine zweite mobile Zahnarztpraxis einrichten, eine Bank hat uns einen Gro‎ßwagen dafür gespendet. Auf unserer Webseite sind die Namen aller Sponsoren zu finden, wir haben au‎ßerdem auch Finanzierungen von Privatpersonen erhalten. Die Ärzte bieten ihre Dienstleistungen freiwillig an, wir müssen ihnen aber alle Ressourcen zur Verfügung stellen, damit sie das jeweilige Dorf erreichen können. Die mobile Praxis ist sehr gut ausgestattet, wir kümmern uns natürlich auch um die Wartung des Wagens und um Benzin.“




    Um ihr Projekt fortsetzen zu können, werden Alina Ţiplea und Daniela Staicu weitere Spendenaktionen starten.

  • Rumänischer Zahnarzt mit Wurzeln im Iran: „Ich bin hier zuhause“

    Rumänischer Zahnarzt mit Wurzeln im Iran: „Ich bin hier zuhause“

    Saeed Safavi ist Zahnarzt. Er kommt aus Iran und lebt seit vielen Jahren in Rumänien, wo er sich sehr gut integriert hat — er spricht perfekt Rumänisch, hat hier eine Familie gegründet und eine Zahnarztpraxis eröffnet. Rumänien ist in der Tat seine zweite Heimat geworden. Wie hat er sich entschieden, hierher zu kommen? Saeed Safavi:



    Ich lebe seit mehr als 20 Jahren in Rumänien. 1990 kam ich hierher, um Zahnmedizin an der Medizinhochschule »Carol Davila« in Bukarest zu studieren. Nach dem Studienabschluss vertiefte ich meine Kenntnisse zwei Jahre lang im Ausland, dann kehrte ich nach Rumänien zurück. Anfangs wollte ich hier nur studieren — in Iran war die Konkurrenz sehr stark, im Bereich Zahnmedizin gab es etwa 300 Bewerber für einen Studienplatz. Ich erkundigte mich und entdeckte in Rumänien eine Medizinhochschule, wo das Studium alle europäische Standards erfüllte und auch nicht sehr teuer war. So kam ich nach Rumänien und nahm ein Studium im Fach Zahnmedizin auf. Wenn ich aber darüber nachdenke, studiere ich seitdem ununterbrochen, auch wenn ich schon lange mein Diplom habe. Als Zahnarzt muss man auf dem Laufenden bleiben, in diesem Bereich gibt es immer etwas dazu zu lernen.“




    Der Zahnarzt Saeed Safavi wurde in Rumänien sehr gut aufgenommen, er hatte keine Schwierigkeiten, sich an das hiesige Leben anzupassen. Er erinnert sich gern an seine ersten Erfahrungen in Rumänien:



    Es war eine schöne Zeit, damals, 1990, gleich nach der Wende. Ich fühlte mich in Rumänien willkommen. Die Rumänen haben damals die ausländischen Studenten mit offenen Armen empfangen, sie waren warmherzig und hilfsbereit, vielleicht weil sie so lange Zeit so gut wie keinen Kontakt zu Ausländern hatten. Sie waren sehr offen und ehrlich, man fühlte, dass sie keinen versteckten Grund hatten, so freundlich und nett zu sein. Meine schönsten Erinnerungen stammen von 1990, als ich nach Rumänien kam. Beim Lebensmitteleinkaufen auf dem Markt war es wirklich lustig. Ich werde es nie vergessen, ich hatte damals so witzige Erfahrungen. Ich wohnte im Studentenheim und ging auf einen gro‎ßen Bukarester Markt einkaufen. Damals gab es noch keine Supermärkte — ich kann mich heute noch erinnern, wie ich auf dem Markt Schlange gestanden habe, um Salami zu kaufen.“




    Inzwischen hat sich Saeed Safavi in Rumänien niedergelassen, hat die rumänische Staatsangehörigkeit, ist mit einer Rumänin verheiratet und hat auch Kinder. Rumänien ist jetzt sein Zuhause, er ist ein europäischer Bürger. Wie hat sich sein Leben verändert und wie fühlt er sich in seiner zweiten Heimat, Rumänien?



    Anfangs, wenn es darum ging, gewisse Genehmigungen zu bekommen, die Arbeitserlaubnis zu verlängern oder die Gewerbeanmeldung zu machen, da gab es schon Probleme, ich musste stundenlang Schlange stehen. Ich habe sehr viel Zeit bei verschiednen Schaltern verloren. Seitdem ich die rumänische Staatsangehörigkeit habe, geht alles viel leichter, viele dieser Probleme haben sich erledigt, es gibt weniger Bürokratie, und ich kann das tun, was ich liebe — das hei‎ßt, ich kann ungehindert meinen Beruf ausüben. 1991 habe ich meine Ehefrau kennengelernt, seitdem sind wir eine Familie. Ich war der Ansicht, dass meine rumänischen Familienmitglieder sich hier wohler fühlen, dass sie ihre Heimat nicht verlassen möchten, und deshalb beschloss ich, hier zu bleiben. Rumänien ist ein sehr schönes Land — wir haben einen Spruch, wir sagen, dass wenn man irgendwo in Rumänein einen Stock in die Erde steckt, dann wird der Stock bald Zweige treiben und blühen. Überall, wo man hinschaut, ist alles grün, es gibt so viel Wasser. Manche Regionen sind sehr gut gepflegt, andere nicht so sehr, aber das ist nicht so schlimm. Wenn meine Verwandten aus Kanada, aus den USA, aus Gro‎ßbritannien, aus Italien oder aus dem Iran hierher kommen, sind sie tief beeindruckt. Alle haben sich gewundert, wie schön Rumänien ist. Bleibt noch zu sehen, ob wir, die Menschen, die hier leben, dankbar dafür sein können, ob wir dieses schöne Land zu schätzen und zu pflegen wissen. Als ich meine Familie im Iran besuchte, brachte ich ihnen alte rumänische Trachten, handgearbeitet von alten Omas aus der Moldau-Gegend. Meine Ehefrau kommt nämlich aus der Moldau. Ich brachte hauptsächlich Frauentrachten nach Iran, damit meine Verwandten sehen können, wie fantasiereich und bunt die Frauentrachten in Rumänien sind. Aus dem Iran brachte ich nach Rumänien unseren speziellen Reis und das entsprechende Geschirr, um unsere traditionellen Reisgerichte zu kochen. Meine Kinder wachsen mehrsprachig auf, sie sprechen Rumänisch als Muttersprache, sie können perfekt Englisch, sie lernen Deutsch und Türkisch. Persisch können sie noch nicht hundertprozentig, aber sie machen Fortschritte. Ich empfinde es als Privileg, als eine Ehre, Rumäne zu sein. Ich möchte als Rumäne betrachtet werden, das ist normal. Nach mehr als 20 Jahren in Rumänien, nachdem ich jeden Tag alles getan habe, die Sitten und Bräuche zu lernen, den Lebensstil meiner neuen Heimat anzunehmen, mich in die rumänische Gesellschaft zu integrieren, werde ich als Rumäne betrachtet — und das ist ein sehr gutes Gefühl.“