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  • Zeichentrickfilm redivivus: Grafiker bildet Kinder zu Animationskünstlern aus

    Zeichentrickfilm redivivus: Grafiker bildet Kinder zu Animationskünstlern aus

    Der rumänische Animationsfilm hat seinen Ursprung in der journalistischen Grafik. Sämtliche berühmte rumänische Animationsfilmemacher stammen aus den Reihen der Karikaturisten. Zwischen 1920 und 1948 erschienen die ersten rumänischen Animationen. Einige Filmemacher haben sich damals einen Namen gemacht — z.B. Aurel Petrescu. Er war sehr produktiv und die damaligen Medien hatten 11 seiner Animationsfilme unter das Publikum gebracht. Darüber hinaus hatte er weitere 70 Animationen in seinem Portfolio, die meisten davon waren Werbung. Der Karikaturist Ion Popescu-Gopo brachte allerdings die Animationen auf ein höheres Niveau. Mit seinen Karikaturen und Zeichentricks schaffte er den Durchbruch in eine bisher geschlossene Welt für die rumänischen Zeichner.



    Somit wurde 1964 das Trickfilmstudio Animafilm“ in Bukarest gegründet. Es war eine natürliche Entwicklung und gleichzeitig die Folge der zahlreichen Auszeichnungen, die Ion Popescu-Gopo bei internationalen Festivals erhalten hatte. Animafilm“ entwickelte sich schnell zu einer vertrauenswerten, bewährten Marke. Etwa 60 Animationsfilme pro Jahr wurden im Studio Animafilm“ produziert. 40% der in US-Dollar eingetriebenen Exporteinnahmen kamen aus dieser Branche. Der Tod von Gopo 1989 zog das Ende der rumänischen klassischen Animation hinter sich.



    Der Grafikprofessor Liviu Acasandrei nahm sich vor, die Animation wieder zu beleben. Demnach öffnete er ein 2D-Animationsstudio, das sich hauptsächlich an Kinder richtet. Mehr dazu erzählte uns der Professor Liviu Acasandrei:



    Ich wollte das Trickfilmstudio wieder ins Leben rufen, denn ich hatte das gro‎ße Interesse der Kinder für Animationen bemerkt. Ich wollte ihnen helfen, die Animationen besser zu verstehen. Animation ist viel mehr als digitale Grafik. Es ist ein viel komplexerer Bereich. Als ich das Studio eröffnete, nahm ich mir vor, so viele Jugendliche wie möglich für die digitale Kunst zu gewinnen. Digitale Kunst in der Form der zweidimensionalen Animation — das ist ein spezielles Konzept. Ich biete ihnen eine ausführliche Ausbildung an. Nachdem sie die Ausbildung — sprich alle 3 Lernniveaus — abhaken, können sie weiter mit mir im Rahmen verschiedener Animationsprojekte arbeiten.“




    Liviu Acasandrei bildet seine Schüler in Bereichen wie Szenographie, Text, Bild aus. An den Kursen beteiligen sich viele Teilnehmer, so Liviu Acasandrei:



    Derzeit arbeite ich vielmehr online mit meinen Schülern, in Gruppen von 3–4 Jugendlichen. Ich arbeite aber auch mit einer Klasse von 30 Schülern. Sie machen weiter mit, weil sie es lieben. Bei den meisten handelt es sich nicht um einer geerbte Begabung von den Eltern, sie kommen auch nicht von der Kunstschule. Allerdings zeigen sie hohes Interesse für den Bereich. Und das ist wunderbar, ich freue mich besonders, festzustellen, dass zweidimensionale Animationsfilme noch gefragt sind. Dieses Interesse stellte ich nicht nur in Bukarest fest, sondern auch in Temeswar. Dort hatte ich eine Klasse von 27 Schülern. Das hat mir zu denken gegeben. Ich freue mich, das zweidimensionale Animationen immer noch Interesse wecken.“




    Der Kurs ist in drei Modulen eingeteilt. Allerdings müssen sich die Teilnehmer wünschen, etwas dazuzulernen. Liviu Acasandrei:



    Der Kurs an und für sich reicht nicht. Die Schüler müssen auch zu Hause weiter arbeiten. Ich rege sie immer diesbezüglich an. Nur so können sie mehr Erfahrung sammeln. Manche Kinder haben eine Leidenschaft fürs Zeichnen, sie arbeiten aus Spa‎ß. Das ist der Ausgangspunkt. Mit der Animation beginnen wir bei Null. Denn Animationen sind viel komplexer als digitale Grafik. Die digitale Grafik ist mit einer digitalen Zeichnung gleichzusetzen. Die Animation ist allerdings viel komplexer, sie bedarf gro‎ßer Kreativität und Aufmerksamkeit. Die Kinder von heute kapieren aber alles sehr schnell, sie sind sehr schlau.“




    Über die Animationstechnik hinaus, die auf einem Tablet erlernt wird, sei es wichtig, dass die Schüler verstehen, was der Animation zugrunde liegt. Das erklärte uns Liviu Acasandrei:



    Ich arbeite viel mit ihnen online, auf Tablets. Aber ich lege hohen Wert auch auf den traditionellen Teil, denn es ist wichtig, dass sie verstehen, wie die Animation entstand. Die Animation entstand nämlich mit Hilfe der Fotografie. Ein belgischer Professor hat in die Sonne für eine Minute geschaut, dann hat er seinen Blick auf eine andere Oberfläche gerichtet. Während einer Minute sah er gelbe Punkte vor den Augen. Danach verschwanden sie. Er begriff, dass man etwas mit den Augen sieht und dadurch eine kleine Animation entsteht. Und so begann alles.“




    Liviu Acasandrei sieht das Trickfilmstudio als eine Art Sprungbrett für die flei‎ßigsten und begabtesten Schüler:



    Die Schüler werden in meinem Trickfilmstudio nicht nur ausgebildet. Ich versuche, ihnen ständig neue Aufgaben zu geben, sie in verschiedenen Projekten mitwirken zu lassen. Die besten lade ich ein, mit mir im Studio weiter zu arbeiten. Ich hoffe, meine Werkstatt in ein wahrhaftes Animationsstudio zu verwandeln, so wie es im Jahre 1992 war. Ich biete nicht nur Kurse an, sondern versuche, die teilnehmenden Kinder zu fördern. Es ist schwer, den Durchbruch allein zu schaffen. In einem Team ist es einfacher.“




    Nach einer 20-jährigen Pause warten wir optimistisch darauf, dass wieder neue rumänische Animationsfilme produziert werden.

  • „Erzähl mir eine Geschichte“: Comics von Kindern vor dem Kunstmuseum ausgestellt

    „Erzähl mir eine Geschichte“: Comics von Kindern vor dem Kunstmuseum ausgestellt

    Im April und Mai 2019 haben sich Kinder und Teenager im Alter von 9–18 Jahren im Rahmen des Programms Erzähl mir eine Geschichte“ einen Einblick in die Welt der Comics, der bebilderten Geschichten, und der Technik Stop-Motion, bei der die Illusion einer Bewegung erzeugt wird, verschaffen. Im Anschluss haben die Teilnehmer ihre eigenen Comics geschaffen. Jetzt wurden diese vor dem Nationalen Kunstmuseum ausgestellt. Ein Projekt, das der jüngeren Generation nah am Herzen liegt und das den Teenagern von heute die Chance gab, Comics-Zeichner und Autoren zu werden. Die Projektkoordinatorin Judit Balint erzählt, wie das Projekt gelaufen ist:



    Wir haben mit zwei Gruppen von Kindern gearbeitet. Was wir uns zum Ziel genommen hatten, war, etwas mehr als Comics-Workshops zu organisieren. Wir wollten, dass am Ende sie selber zu Comics-Zeichner und Autoren werden, dass wir ihre Comics dem breiten Publikum zeigen können. Das ist auch passiert und jetzt kann man das Ergebnis sehen. Das Projekt haben wir in Partnerschaft mit der Bukarester Schule »Ferdinand I.« organisiert. Zusammen mit den Lehrern haben wir im ersten Schritt die Teilnehmer ausgewählt. Wir haben uns auch der Unterstützung des Kulturverbands »The Social Incubator« erfreut und zusammen mit ihnen haben wir Kinder auch in Heimen gefunden, die sich dem Projekt anschlie‎ßen wollten. Es war unser Ziel von Anfang an, alle Kinder in unser Projekt einzubeziehen und den Heimkindern dabei zu verhelfen, ihre Stimme zu entdecken.“




    Wir sind von Bildern und Geschichten umgeben, wir haben also auch unseren jungen Teilnehmern ihre Lieblingsmittel zur Verfügung gestellt, ihre Geschichten zu erzählen, die Stimmen ihrer eigenen Geschichten zu werden, sagte die Projektkoordinatorin Judit Balint. Das Ergebnis sei überraschend:



    Die Geschichten sind sehr unterschiedlich. Einige sind schwarz-wei‎ß, andere farbig, eine davon wurde auf Englisch geschrieben. Jede davon wird jetzt für das breite Publikum ausgestellt. Einige Geschichten sind lang, andere kurz, wir hatten keine Bedingung, wir wollten die Kinder nur dazu ermutigen, ihren eigenen Stil zu entdecken und zu entwickeln. Das Projekt ging weiter, wir haben auch Workshops bei der Nationalen Universität für Theater und Film organisiert. Wir haben dabei einen Animationsfilm mit der Technik Stop-Motion erzeugt. Es war sehr interessant für die Teilnehmer, das Ergebnis zu sehen, und zwar wie der Comic zum Animationsfilm werden kann. Die Kinder waren sehr begeistert und positiv überrascht vom Ergebnis ihrer Arbeit. Wir haben auch eine Webseite erstellt, sie hei‎ßt spuneopoveste.ro, (erzähleinegeschichte.ro), dort veröffentlichen wir die Comics und die Animationsfilme unserer Teilnehmer.“




    Rache gegen den roten König“ von Mihai T., Robby und die Unaufmerksamkeit“ von Diana R., Das perfekte Team“ und Der Hund“ von Vlad F., Im Leben soll man Risiken eingehen“ von Ioan V., Der Geheimagent 003“ von Maya M. und Der Riese“ von Floriana N. sind nur einige der Geschichten, die bis Ende August ihr Publikum vor dem Nationalen Kunstmuseum erwarten.