Tag: Zeitzeugen

  • Revolution von 1989: Wie nimmt die junge Generation die historischen Ereignisse wahr?

    Revolution von 1989: Wie nimmt die junge Generation die historischen Ereignisse wahr?

     

     

    Seit 1989 gedenken die Menschen in Rumänien im Dezember der antikommunistischen Revolution. Fast ein halbes Jahrhundert hatte ihnen das kommunistische Regime ihrer Rechte und Freiheiten und sogar ihrer menschlichen Würde beraubt. Im Unterschied zu anderen Ostblockstaaten wurde die Rückkehr zur Demokratie und zur Normalität im Dezember 1989 außerdem durch Blutvergießen erreicht.

    35 Jahre später lässt die emotionale Aufladung des Gedenkens nach, und die zeitliche Entfernung trägt zu einer zunehmend distanzierten Berichterstattung über die damaligen Ereignisse bei. Die neuen Generationen blicken auf den Dezember 1989 zwar mit der Neugierde für Ereignisse, die sich nicht hautnah erlebt haben. Doch besorgniserregend ist die Tatsache, dass viele junge Menschen heute nicht begreifen, was das totalitäre politische Regime für das Land und das Leben ihrer Eltern und Großeltern bedeutete.

     

    Die Historikerin und Schriftstellerin Alina Pavelescu entstammt der Generation, die die Revolution von 1989 erlebt und an ihr mitgewirkt hat. Sie hat ein Buch veröffentlicht, mit dem sie den Jugendlichen von heute vermitteln will, wie das Leben der Jugendlichen von damals war und wie es zur Revolution kam. Das Buch trägt den Titel „Die Revolution von 1989 – ein Nacherzählung für jene, die sie nicht erlebt haben“, und wir haben die Autorin gefragt, ob es eine Botschaft des Jahres 1989 für die Nachwelt gibt und ob es ihrer Generation gelungen ist, sie zu entziffern.

    Natürlich hätten wir das Vermächtnis des Jahres 1989 weitertragen müssen, um uns selbst zu finden und zu verstehen, was in den letzten 35 Jahren mit uns geschehen ist. Das ist uns bisher nicht gelungen, und wir können nur hoffen, dass wir von nun an weiser werden. Ich kann nur ein persönliches Zeugnis ablegen, und das ist die Bekundung eines Zeitzeugen, der auch 35 Jahre später noch eine große emotionale Belastung im Zusammenhang mit der Revolution verspürt. Dieser emotionale Ballast hindert uns daran, die Dinge klar zu sehen. Aber zumindest können wir unsere Geschichten so ehrlich erzählen, dass Menschen, die jünger sind als wir, heute begreifen, wie die Revolution von 1989 auch ihr Leben verändert hat. Und ich meine, dass sie ihr Leben zum Besseren verändert hat. Wenn meine Generation den Sinn der Ereignisse von 1989 nicht eruieren kann, schafft es vielleicht die junge Generation von heute, die Bedeutung dieser historischen Veränderung für ihr Leben zu begreifen.“

     

    Alina Pavelescu hatte das Gefühl, dass sie der heutigen und der kommenden Generation etwas über 1989 zu sagen hat. Ein Buch sei der geeignetste Weg gewesen, dies zu tun.

    Ich habe mir vor allem vorgenommen, junge Menschen zum kritischen Denken anzuregen. Mir ist klar, dass sie mit verschiedenen Geschichten und verschiedenen Versionen konfrontiert sind und sich wahrscheinlich fragen, wo die Wahrheit bei all den unterschiedlichen Darstellungen liegt. Deshalb habe ich im Buch zunächst alle Theorien und Hypothesen, die ich in den Diskursen über die Revolution identifiziert habe, mit ihren Pro- und Contra-Argumenten Revue passieren lassen. Aber ich gebe zu, dass ich es mir nicht verkneifen konnte, den Lesern im Nachwort zu dieser Abhandlung ausdrücklich zu sagen, dass die Revolution von 1989 tatsächlich eine solche war, weil sie unser aller Leben radikal verändert hat. Wir verdanken ihr die Freiheit der letzten 35 Jahre, auch wenn wir damals nicht wirklich wussten, was wir mit dieser Freiheit anfangen sollten, und wir stets das Gefühl hatten, dass sie uns jemand vor der Nase wegschnappt. Heute haben wir diese Freiheit immer noch, und das verdanken wir der Revolution von 1989 und den Menschen, die sich damals auf der Straße vor die Gewehrläufe gestellt und ihr Leben geopfert haben.“

     

    Doch wie ist Alina Pavelescu beim Schreiben ihres Buchs vorgegangen? War ihre Herangehensweise eher die einer Historikerin oder die subjektive Wahrnehmung der Schriftstellerin?

    Ein Historiker sollte eine kohärente und soweit wie möglich wahre Geschichte liefern, so nah wie möglich an der Schnittmenge der Wahrheit unterschiedlicher Ereignisse. Er muss nicht notwendigerweise Lektionen erteilen oder Interpretationen liefern, die über das persönlich Erlebte hinausgehen, auf das wir alle ein Recht haben. Aber ich fürchte, dass in Osteuropa und besonders in Rumänien, wo die Geschichte viel zu oft das Terrain politischer Kämpfe ist, die Historiker es nie wirklich schaffen werden, im Elfenbeinturm der abstrakten Geschichtsschreibung zu bleiben. Folglich denke ich, das Ehrlichste, was wir tun können, ist, zu versuchen, das Beste aus unserer Perspektive und aus der Perspektive des historischen Kontextes zu liefern. Ich glaube nicht, dass wir uns im Elfenbeinturm einschließen sollten, und ich glaube auch nicht, dass der Elfenbeinturm eine realistische Option ist. Gleichzeitig sollten wir aber auch nicht zulassen, dass Politiker unser Studienfach, nämlich die Geschichte, als Schlachtfeld für ihre ideologischen Grabenkämpfe missbrauchen.“

  • 1946: Wie die Kommunisten und ihre Handlanger die demokratische Parteienlandschaft aufmischten

    1946: Wie die Kommunisten und ihre Handlanger die demokratische Parteienlandschaft aufmischten

    Über die Kollaboration in der Politik wurde viel geschrieben, insbesondere über die Kollaboration der Intellektuellen. Kollaboration bedeutete aber auch die Zusammenarbeit einiger Fraktionen der demokratischen Parteien mit den kommunistischen Parteien in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre, um an den Wahlen teilzunehmen. Dies war eine der grundlegenden Strategien der Kommunisten bei den Wahlen: Dissidenten aus traditionellen Parteien zu gewinnen, um die Wählerschaft zu verwirren und dazu zu bringen, ihre Stimme den Handlangern der Kommunisten zu geben.



    Kurz vor den Wahlen vom November 1946 in Rumänien trennten sich von allen traditionellen rumänischen Parteien, der Nationalen Bauernpartei, der Nationalen Liberalen Partei und der Sozialdemokratischen Partei, Fraktionen, die mit ihren Führern nicht einverstanden waren und die von den Kommunisten geführte Koalition unterstützten. Von der Nationalen Bauernpartei trennte sich die Nationale Bauernpartei-Anton Alexandrescu, von der National-Liberalen Partei die National-Liberale Partei-Gheorghe Tătărescu-Gruppe, während die Sozialdemokratische Partei vollständig in der Kommunistischen Partei aufging. Der am meisten respektierte Anführer der Sozialdemokraten, Constantin Titel Petrescu, mussten deswegen eine neue Partei — die unabhängige sozialdemokratische Partei gründen. Diese Partei stellte auch die wahre Sozialdemokratie in Rumänien dar.



    Der Rechtsanwalt Dan Amedeo Lăzărescu, ein politischer Gefangener in den 1950er Jahren, war Mitte der vierziger Jahre Mitglied der Jugendorganisation der Liberalen und war Zeuge all dieser politischen Machenschaften. Lăzărescu, der 1996 vom Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des rumänischen Rundfunk interviewt wurde, erinnerte sich daran, wie der Anführer der liberalen Dissidenten der Tătărescu-Gruppe, Petre Bejan, bei dem Treffen, bei dem die Wahlstrategie der Nationalliberalen Partei etabliert werden sollte, alle Liberalen aufforderte, sich den Kommunisten bei den Wahlen anzuschlie‎ßen:



    Man hat uns gesagt, dass die kommunistische Partei eine Null bei den Wahlen sein wird, dass das ganze Land Maniu [den Chef der Bauernpartei — Anm. d. Red.] wählen wird. Unsere Partei war auch eine Null. Folglich hätten die uns in Grund und Boden gestampft. Es hie‎ß, nur wenn wir zusammen kandidieren, könnten wir es schaffen. Da ergriff das Wort der gro‎ße Anwalt Patriciu Popescu, mein guter Freund, der sehr beredsam war. Er sagte: »Herr Präsident, Sie haben sich für eine Handlung eingesetzt, die nicht sehr logisch ist. Sie sagten: Aus Sicht der Wähler ist die Kommunistische Partei gleich Null. Aus der Sicht der Wähler ist unsere Partei gleich Null. Aber wenn sie diese Parteien zusammenführen, bedeutet das, dass sie die parlamentarische Mehrheit gewinnen werden? Aber was kann sich ergeben, wenn eine Null zu einer anderen Null addiert wird? Etwas, das sehr schlecht riecht!« Es folgte Beifall und erneut wurde eine geheime Abstimmung gefordert. Petre Bejan verlangte aber nachdrücklich eine offene Abstimmung und mehr als zwei Drittel stimmten für gemeinsame Listen.“




    Liberale, die ihre Wahlbeteiligung an der Seite der Kommunisten ablehnten, traten der Nationalen Liberalen Partei unter der Führung von Dinu Brătianu bei. Dieser war der wahre Vertreter des rumänischen politischen Liberalismus. Dan Amedeo Lăzărescu berichtet weiter:



    Sie entschieden sich für Dinu Brătianu. Da ich mit allen befreundet war, insbesondere mit Dumitru Alimăneşteanu, Bentoiu und vor allem mit Costel Tătăranu und Aznavorian, vermittelte ich ihre Wiederaufnahme in der Partei. Es gab aber heftigen Widerstand der Brătianu-Anhänger gegen die Wiederaufnahme der Abtrünnigen. Alexandrescu Guranda, der Chef der Partei-Filiale im Landkreis Neamţ, war zum Beispiel ein erbitterter Gegner der Liberalen, die mit den Kommunisten paktiert hatten. Dinu Brătianu war aber klug genug, sich mit ihnen zu versöhnen, so dass Tătărăscu mit seinen Leuten sich für gemeinsame Listen mit den Kommunisten entschieden, und die anderen gingen zu Dinu Brătianu über.“




    Die Sozialdemokraten hatten ein hartes Schicksal, ihre Partei wurde einfach durch einen internen Putsch konfisziert und mit den Kommunisten zwangsvereinigt. Dan Amedeo Lăzărescu dazu:



    Titel Petrescu beschloss, auf getrennten Listen zu kandidieren, und hielt eine berühmte Rede im Athenäum. Ich habe gehört, wie er die Vereinigten Staaten, die den Krieg mit Hilfe der Sowjetunion gewonnen hatten, pries. Da war eine gro‎ße Begeisterung, der Saal war voll, und auf dem Schlossplatz vor dem Athenäum skandierte die sozialdemokratische Jugend: »Sozialismus und Titel / Alle Leute stehn ihm bei!« Titel Petrescu, der fest entschlossen war, keine gemeinsamen Listen mit den Kommunisten zu führen, organisierte einen Parteitag und war überzeugt, dass er die Mehrheit hinter sich haben würde. Er hatte seinen Freund, Voitec, zum Minister für öffentliche Bildung genannt, obwohl Maniu ihm dieses Amt nur unter der Bedingung zugesprochen hatte, dass er ihn persönlich bekleiden würde. Er verlie‎ß sich weniger auf [den kommunistischen Politiker] Pătrăşcanu, noch weniger auf Tudor Ionescu, der aus der Radikalen Partei stammte. Die Radikale Partei um Grigore Iunian bestand aus sechs Mitgliedern, und jedes dieser sechs Mitglieder entschied sich für eine andere politische Partei: Ion Gheorghe Maurer lief zu den Kommunisten über, Mişu Paleologu, der Generalsekretär der Partei, blieb bei der Bauernpartei, und Tudor Ionescu, mein ehemaliger Physiklehrer am Spiru-Haret- Gymnasium, später Universitätsprofessor und Minister für Minen und Erdöl in der Regierung von Petru Groza, wechselte zu den Sozialdemokraten über.“




    Das Ergebnis der Wahlen vom 19. November 1946 bewies, dass die rumänischen Wähler nicht getäuscht werden konnten. Die Nationale Bauernpartei und die Nationale Liberale Partei bekamen zusammen 78% der Stimmen, während die von den Kommunisten geführte Koalition zusammen mit ihren Handlangern trotz der gemeldeten gro‎ßen Betrugsfälle nicht mehr als 22% der Stimmen gewannen. Aber am Ende wurde das Ergebnis auf den Kopf gestellt, und bis 1989 waren die politischen Wahlen in Rumänien eine Reihe von Maskeraden.

  • Rumänischer Gulag: Der „Schlangenplatz“ im Jilava-Gefängnis

    Rumänischer Gulag: Der „Schlangenplatz“ im Jilava-Gefängnis

    Die Strafvollzugsanstalt Jilava wurde im Fort Nr.13 gebaut, das Teil eines Befestigungssystems ist. Dieses System wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts vom ersten rumänischen König, Karl I., gebaut und diente zur Verteidigung Bukarests. Die kommunistische Regierung, die 1945 in Rumänien von den Sowjets durchgesetzt wurde, begann die demokratische politische Opposition zu vernichten. Alle Bürger, die sich dem Regime widersetzten, mussten mindestens mit einer Haftstrafe rechnen. Jilava wurde ein Transit-Gefängnis, eine Insel des rumänischen Gulags, wo Gefangene verhört und inhaftiert wurden, bis eine Entscheidung über den Ort, wo sie ihre Strafe abbü‎ßen mussten, getroffen wurde.



    Die Gefangenen von Jilava berichteten von grausamen Episoden. Schon bei der Ankunft wurden sie von den Wächtern mit Knüppeln und Peitschen geschlagen. Es folgte eine körperliche Durchsuchung. Die Zellen, in denen die Gefangenen untergebracht wurden, waren überfüllt, in manchen lebten sogar 200 Menschen. Neulinge wurden mit dem sogenannten Schlangenplatz“ nahezu ritualistisch in den Knastalltag eingeweiht. Es handelte sich dabei um den Platz zwischen dem Boden und dem unteren Bett. Dieser war nur 50 Zentimeter hoch. Hier mussten die neuen Gefangenen schlafen. Um da rein zu kommen, mussten diese wie Schlangen kriechen.



    Constantin Ion wurde 1949 verhaftet. Es war damals Schüler in Bukarest und Mitglied eines Schüler-Verbandes, der antikommunistische Manifeste druckte und verteilte. Sein Zeitzeugenbericht wurde im Jahr 2000 vom Zentrum für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks aufgenommen.



    Die warmen Sommermonate Juni, Juli und August habe ich mit weiteren 160 Leuten in einem Zimmer in Jilava verbracht. Und ich erinnere mich an die Stockbetten, in denen wir schliefen. Wir schliefen dicht aneinander und konnten uns nur alle auf einmal von der einen Seite auf die andere drehen, weil wir keinen Platz hatten. Neulinge mussten den Schlangenplatz einnehmen, das war die Regel. Im Zimmer, in Anwesenheit so vieler Seelen, musste man auch seine Notdurft verrichten. Wir hatten eine improvisierte Toilette, einen Holzkübel, der voll wurde. Der Urin lief über. Viele von uns mussten auch im Urin schlafen. Wir litten zudem an Hautkrankheiten.“




    Alexandru Marinescu aus Nucşoara wurde 1949 wegen Waffenbesitzes verhaftet. Er war Schüler und gehörte der antikommunistischen Partisanen-Gruppe Arsenescu-Arnăuţoiu an. Er kam auch nach Jilava und wurde mit dem Schlangenplatz vertraut gemacht.



    Man schlief unter dem Bett. Im Winter 1950 oder 1951 blieben oft 15-20 Leute über, die überhaupt keinen Schlafplatz hatten. Es war alles komplett voll. Wenn die Wächter Schichtwechsel hatten, haben diese Gefangenen mit anderen 15-20 Gefangenen die Plätze getauscht, um zu schlafen. Es gab keine Matratzen, es gab keine Bettwäsche, keine Decken, überhaupt nichts, nur Holz-Bretter. Unsere Hüften sahen wie die Nacken der Ochsen am Karren aus. Sie waren dunkel und die Haut war hart. Derjenige, der neu im Zimmer war, auch wenn er 5 oder 10 Jahre Gefängnis hinter sich hatte, wurde als Neuling behandelt. Folglich bekam er den schlechtesten Schlafplatz. Als ich kam, gab es Platz neben der improvisierten Toilette. Man musste aber mit dem Rücken zu dieser schlafen, um nicht bespritzt zu werden.“




    Ion Preda wurde 1949 verhaftet, weil er der Partisanen-Gruppe Arnăuţoiu Lebensmittel geliefert hatte. Er berichtet auch über die Bedingungen in Jilava:



    Wir krochen zum Schlangenplatz und schliefen mit dem Kopf auf unseren Schuhen. Es gab kein Kissen, keine Bettwäsche, nichts. Wir schliefen auf dem Zement. Manche hatten Hautausschläge, andere aufgeschwollene Augen. Wir hatten nur ein sehr kleines Fenster. Und wenn es in der Zelle zu laut wurde, schloss der Wächter das Fenster, als Strafe. Und wir hatten keine Luft mehr. Er hielt das Fenster für eine halbe Stunde geschlossen, dann öffnete er es wieder. So war es in Jilava.“




    Der Schlangenplatz“ war nur eine Methode von vielen, das Individuum zu demütigen, tierische Instinkte zum Vorschein zu bringen. Ziel war es, das Selbstwertgefühl und den Respekt gegenüber Mitmenschen zu zerstören.

  • Auschwitz: Zeitzeugenberichte von Überlebenden aus Rumänien

    Auschwitz: Zeitzeugenberichte von Überlebenden aus Rumänien


    Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war ein fester Bestandteil der Nazi-Ideologie, ein Programm zur systematischen Vernichtung der europäischen Juden. Die Anzahl der Opfer der grö‎ßten national-sozialistischen Todesfabrik ist schwer einzuschätzen. Die Angaben unterschiedlicher Autoren schwanken zwischen 1-1,5 Millionen Juden. Die ungarischen Machthaber im infolge des Zweiten Wiener Schiedsspruchs abgetretenen Nordsiebenbürgen schickten ab dem Frühjahr 1944 150.000 Juden nach Auschwitz. Vor dem 70. Jahrestag der Befreiung des Lagers am 27. Januar 1945 hat Steliu Lambru einige Zeitzeugenberichte von Überlebenden aus dem Archiv des rumänischen Rundfunks zusammengetragen.




    Die Klausenburgerin Eva Berger wurde gemeinsam mit ihrer Mutter in mindestens 10 Arbeitslager geschickt. In Auschwitz verbrachte sie nur drei Tage, was aber lange genug war, um verstehen zu können, was dort geschah. Im Interview mit Radio Rumänien 1996 erinnerte sie sich an die furchtbaren Erlebnisse:



    Rechts war das Leben und links lauerte der Tod! Ich war mit meiner Mutter dort und sie haben uns nicht an den Händen gepackt, auch wenn wir uns ähneln. Wahrscheinlich haben sie nicht gemerkt, dass wir Mutter und Tochter sind und uns deshalb auf die rechte Seite gestellt. Wir wussten nicht, was es bedeutete, und die ganze Familie ging auf die linke Seite, denn es waren noch Tanten, Cousins, mit Kleinkindern dort, und wer kleine Kinder hatte, konnte nicht für die Arbeit eingesetzt und musste vernichtet werden. Und was ich beobachten konnte, und das habe ich auch meiner Mutter gesagt, dass dort überhaupt kein Vogel zu hören war, dort gab es eine Art Wald. Das geschah im Mai oder Juni, und kein Vogel war zu hören. Wie kann es sein, ein Wald, in dem kein Vogel singt? Später habe ich dann verstanden, dass dort die Gaskammern waren und der Wind wahrscheinlich das Gas oder den Rauch weitertrug und es deshalb keine Tiere und Vögel dort gab, sie hätten dort nicht überleben können. Anschlie‎ßend habe ich auch meinen Vater gesehen, denn ihn hatten sie auf die linke Seite gestellt, also auf der Seite der zu Vergasenden. Aber die sagten immer: Geht ruhig, denn ihr werdet euch wiedertreffen, die Alten werden gemeinsam mit den Kindern getrennt untergebracht, alles wird gut. Dann gingen wir durch das Tor, auf dem »Arbeit macht frei« stand, und ich dachte, dass muss was Gutes sein. Wir mussten arbeiten und dann werden wir frei sein, wenn wir arbeiten. Sie haben uns in eine Baracke gebracht, uns die Haare geschnitten und dann habe ich meine Mutter nicht wiedererkannt. Sie stand genau neben mir und ich erkannte sie nur an ihrer Stimme, weil sie wie ein Mann ohne Haare aussah. Ich hielt immer ihre Hand, damit wir nicht getrennt wurden. Ich hatte das Glück, nur drei Tage in Auschwitz zu verbringen. Das bedeutet, dass wir nach nur drei Tagen dem Elend dort entkommen konnten, dem Hunger, man kann alles kaum in Worte fassen.“




    Im Mai 1944 wurde Mauriţiu Sabovici aus Sighetu Marmaţiei infolge der Besetzung Nordsiebenbürgens durch das Horthy-Regime in das Ghetto in Vişeu gebracht. 1997 erzählte er im Interview mit Radio Rumänien, wir er in der Nähe des KZ Auschwitz dem Tod in die Augen schaute. Als gelernter Schlosser durfte er in einer Fabrik au‎ßerhalb des Lagergeländes arbeiten.



    Ein Tag im Lager sah wie folgt aus: Um fünf Uhr standen wir auf, duschten schnell oder wuschen uns, danach mussten wir bei der Inspektion stramm stehen und anschlie‎ßend gab es das Frühstück. Da gab es 100 Gramm Brot und Tee oder schwarzen Kaffee und Margarine. Und um sechs mussten wir uns fertigmachen für den Gang nach Gleiwitz. Die Fabrik war nicht in der unmittelbaren Nähe, wir mussten etwa einen, zwei Kilometer gehen. Und während dieses Fu‎ßmarsches kassierten diejenigen, die seitlich gingen, Schläge, die in der Mitte wurden geschont. Deshalb versuchte jeder in der Mitte zu stehen und nicht seitlich. In der Fabrik wurde man nicht von ihnen geschlagen, dort schlugen uns die Zivilisten. Die SS-Soldaten standen rund um das Fabrikgebäude, damit wir nicht flüchten konnten, aber sie hatten drin nichts zu suchen. Im Gebäude selbst waren die Kapos. Das waren ebenfalls Häftlinge, deutsche Kommunisten, in die die SS mehr Vertrauen hatte. Und sie passten auf uns auf, dass wir arbeiten und nicht umsonst rumstehen. Dann waren noch polnische Juden dort, die uns schlecht behandelten wie die Deutschen. Sie achteten nicht drauf, dass wir Juden waren wie sie, sie waren sauer auf uns und warfen uns vor, dass wir erst ’44 und nicht schon ’39 wie sie im Lager gelandet waren. Sie warfen uns vor, dass wir erst dann gekommen waren, als die Fronten bereits zusammenbrachen, also zu spät. Sie machten uns das Leben zur Hölle, anstatt uns zu helfen. Wir gingen unserer Arbeit nach und sorgten dafür, dass wir keine Schläge einsteckten.“




    Auch der Elektriker Otto Scharudi aus Baia Mare berichtete in einem Gespräch 1997 von ähnlichen Erlebnissen. Im Juni 1944 wurden die Juden aus Baia Mare in einem Ghetto versammelt, bevor sie in einen Güterzug nach Auschwitz verladen wurden.



    Von Auschwitz aus fuhren wir etwa 6 Kilometer mit dem Zug weiter bis zur Haltestelle Birkenau, wo das Vernichtungslager stand. Dort waren wir in einem Zigeunerlager untergebracht, die Kommandanten des Lagers waren ebenfalls Zigeuner. Als wir raus mussten zum Appell, mussten wir durch eine kleine Tür hindurch. Sie trieben uns mit Stöcken, damit wir ganz schnell gingen. Sie können sich 1000 Menschen in einem Stall vorstellen, die alle rauswollen. Dort war ich etwa eine Woche lang, denn inzwischen waren die Deutschen gekommen, die SS also. Sie fragten, wer eine Ausbildung im Bauwesen gemacht habe, also wer Maurer, Tischler, Mechaniker oder Elektriker war. Und wir meldeten uns. Und dort sollten wir bleiben, jeder hat auch eine Nummer bekommen, ich hatte die 13034. Von dort aus wurden wir die 6 Kilometer zurück nach Auschwitz gebracht. Drau‎ßen wurden wir alle nach unseren Berufen sortiert. Wir waren insgesamt 16 Elektriker und wurden in die Werkstatt gerufen. Es war eine ganz gro‎ße Werkstatt mit vielen Masten, man musste auf die Masten klettern und die Kabel nach drau‎ßen ziehen. Sie lie‎ßen einen so testen. Und von 16 sind wir dann nur noch zwei übriggeblieben, die den Beruf ausüben durften. Ich bekam die Aufgabe, die Stacheldrahtzäune zu kontrollieren, denn es waren Hochspannungszäune.“




    Wenigen Ideologien ist es gelungen, in einem einzigen Wort das Wesen der Verbrechen gegen die Menschlichkeit so zu erfassen, wie es der Nationalsozialismus tat. Dieses Wort lautet Auschwitz und jedem menschlichen Wesen mit Vernunft graut es davor.

  • Erinnerungen an Brâncuşi

    Erinnerungen an Brâncuşi

    Constantin Brâncuşi ist wahrscheinlich der weltweit bekannteste rumänische Künstler. Kein anderer Rumäne hat so viele Auszeichnungen bekommen. Brâncuşi ist einer der wichtigsten Künstler aller Zeiten.



    Constantin Brâncuşi selbst liebte jedoch nicht die Berühmtheit. Im Gegenteil. Er war ein asketischer Mann, vertieft in seiner Kunst und ziemlich zurückhaltend in der Beziehung zu den Menschen und zu den Medien. Deshalb gibt es auch keine aufgenommenen Interviews mit ihm. Filmaufnahmen mit ihm gibt es wenige. Brâncuşi lebte aber in den Erinnerungen derer weiter, die ihn gekannt haben. Einige dieser Menschen wurden vom Zentrum für mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks interviewt. Das Zentrum ist zudem im Besitz einiger Aufnahmen aus anderen Archiven.



    Der Kunstkritiker George Oprescu hat Brâncuşi kennengelernt. 1963 berichtete er dem Rumänischen Rundfunk über seine beiden Treffen mit Brâncuşi. Das erste Treffen fand nach dem 1. Weltkrieg, in der Werkstatt des Künstlers in Paris, auf der Impasse-Ronsin-Stra‎ße, statt. Hier lebte der Künstler ein halbes Jahrhundert, von 1907 bis zu seinem Tod 1957.



    Die Werkstatt von Impasse Ronsin, sehr gro‎ß, war mit alten Holzbalken gefüllt. Manche waren 50-60 cm breit und ein paar Meter lang. Sie waren aus einem Dorf aus der Bretagne, in dem mehrere Häuser abgerissen wurden, gebracht worden. Diese Holzbalken warteten auf die geschickte Hand des Künstlers. Du dachtest, du befindest dich in einer unterirdischen Höhle, in der ein Zyklop aus Holz Sachen schuf, die die Welt entzückte. Zu der Zeit hatte ich eine Leidenschaft für Wagner und für die wagnersche Mythologie, nichts schien mir fremd.“



    1937 reiste Oprescu wieder nach Paris und besuchte erneut den Künstler in seiner Werkstatt.



    Diesmal waren es nicht die riesigen Holzbalken, die in der Werkstatt für einen besonderen Anblick sorgten. Brâncuşi arbeitete in dieser Periode mit Stein und poliertem Metall. Solche Werke, die auf mobilen Plattformen standen und die von elektrischen Mechanismen in Bewegung gesetzt wurden, überraschten mich und nicht gerade positiv. Es folgte ein Essen, das vom Künstler vorbereitet wurde, und ein Gespräch über das, was ich sah. Die Diskussion dauerte mindestens zwei Stunden. Was bei ihm verblüffend war, daran erinnerte ich mich von meinem ersten Treffen mit ihm, war seine rustikale Vornehmheit, die Anmut seiner Bewegungen, sein starker Körper, auch wenn er eher kleinwüchsig war. Die Augen waren unglaublich. Klein, aber flink, mal lächelnd, mal ernst, mal ironisch, aber nicht übertrieben, wechselhaft. Es reichte aus, um dir seinen Seelenzustand zu übertragen. Er sprach langsam, klar, durchdacht. An dem Abend herrschte um ihn die Gelassenheit des Künstlers, der letzten Endes die oberste Wahrheit der Kunst erreicht hat.“




    Dyspré Paleolog war während des Zweiten Weltkriegs Journalist bei Radio Rumänien. Nach der sowjetischen Besatzung flüchtete er nach Paris. Als Student begann er Brâncuşi, einen Studienkollegen seines Vaters, zu besuchen.



    Er fühlte sich mit meinem Vater stark verbunden. Ihre Studienzeit hatten sie zusammen verbracht und sie waren enge Freunde. Mein Vater war ein Exeget von Brâncuşi, er hat die ersten Bücher über ihn geschrieben, 4-5 Bücher waren es, das letzte habe ich auf Französisch selbst verlegt. Es hat im Kulturleben in Paris für Aufruhr gesorgt und wurde von Spezialisten sehr geschätzt. Brâncuşi bot seine Freundschaft einem verhungernden jungen Studenten an, der versuchte, sich in Frankreich ein Leben aufzubauen. Er sagte mir: ‚Junge, sei klug, halte Abstand von der rumänischen Botschaft‘. Brâncuşi hat mich 5-6mal empfangen, wegen des Studiums und wegen der Freundschaft zu meinem Vater. Ich habe mit ihm sehr interessante Diskussionen geführt. Brâncuşi hatte wenig Kontakt zu Rumänen. Er hielt Abstand von der rumänischen Kolonie. Diese, wie auch die anderen Gemeinschaften, erlebte eine Periode der Neuanpassung und war gespalten: Es hier Menschen, die sich für Antikommunisten erklärten, andere, die eher demokratisch waren, und die Linksorientierten. Sehr wenige waren eifrige Kommunisten. Wie Brâncuşi hielt auch ich Abstand von den rumänischen Aussieldern.“




    Der Offizier und Professor Virgil Coifan erinnerte sich an ein Fest von 1938 in der Stadt Târgu Jiu. Damit verbunden ist auch eine Anekdote über die Entstehung des monumentalen Skulpturen-Ensembles von Brâncuşi im heutigen Stadtpark von Târgu Jiu:



    Wir gingen in den Park in Târgu Jiu und warteten auf den Präfekten. Der Leiter der Grundschule in Tismana, Chiţiba, traf Brâncuşi und unterhielt sich mit ihm. Ich wei‎ß nicht mehr, ob sie Verwandte oder gute Freunde waren. Er sagte Brâncuşi: ‚Unsere Leute hier im Landkreis Gorj meinen, du hättest dich mit diesen Werken über sie lustig gemacht!‘ Und Brâncuşi antwortete: ‚Das sagen die Feinde von Tătărescu.‘ Und er erklärte, die Familie Tătărescu hätte ihm bei der Arbeit sehr geholfen. Aretia Tătărescu wäre diejenige gewesen, die darauf bestanden hätte, dass er ein Monument schafft.“




    Es kommt nicht selten vor, dass Künstler von ihren Zeitgenossen nicht verstanden werden. Das aber vermindert nicht ihren Wert, im Gegenteil.



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  • Die öffentliche Wahrnehmung der rumänischen Revolution von 1989

    Die öffentliche Wahrnehmung der rumänischen Revolution von 1989

    Eine Obsession der rumänischen Revolution vom Dezember 1989 waren die sogen. Terroristen. Die mutma‎ßliche Verwicklung ausländischer Geheimdienste im Verlauf der Ereignisse hat zudem tief enttäuscht. Die Terroristen wurden zu einer wahrhaften Neurose, die die Wahrnehmung des wichtigsten Moments in der jüngeren Geschichte Rumäniens beeinflusst hat. Die Opfer vom Dezember, der nachfolgende langwierige Wandel und die enttäuschten Erwartungen brachten einige dazu, die rumänische Revolution mit Bedauern oder sogar mit Verachtung zu betrachten.



    Der Historiker Adrian Cioroianu von der Fakultät für Geschichte in Bukarest hat versucht zu erläutern, wer die sogenannten Terroristen waren, die damals aus dem Hinterhalt auf Menschen schossen:



    Es ist ein Begriff, an den viele damals geglaubt haben. Was wir heute als Terroristen bezeichnen, hätten Söldner-Truppen aus mehr oder weniger arabischen Ländern, es hätten die berüchtigten sowjetischen ‚Touristen‘ sein können. Was wir jetzt geschichtlich mit Gewissheit sagen können, ist, dass ein gro‎ßer Teil derjenigen, die bis zum 25. Dezember und sporadisch auch nach diesem Datum geschossen haben, Ceauşescu treu gebliebene Elemente der internen Sicherheitspolizei Securitate gewesen sein könnten. Wenn wir die Verschwörungstheorie befolgen, können wir natürlich Vermutungen anstellen, dass alles gro‎ßartig in Szene gesetzt wurde, um den Eindruck einer Revolution zu erwecken. Das ist eine Interpretation, vor der ich Angst habe, und ich wünsche mir, dass diese in Zukunft nicht bestätigt wird. Es würde zynisch sein, bei den Gefechten sind Menschen ums Leben gekommen.“



    Von Historikern erwartet man gewöhnlich eine klare Antwort betreffend die Terroristen. Aber ihre wohlüberlegten Erklärungen besitzen nicht die Überzeugungskraft der Verschwörungstheorien. Adrian Cioroianu über die Schwierigkeiten, auf die Historiker bei der Deutung geschichtlicher Ereignisse sto‎ßen:



    Solange wir keine glaubwürdigen Berichte von den Zeitzeugen bekommen, die damals die Situation kontrolliert haben, ist die Aufgabe des Historikers eine ziemlich undankbare. Wir können nur Zeugenaussagen von damals sammeln, ihre Glaubwürdigkeit ist aber streitbar. Damals, im Schock und Chaos, war es schwer, zwischen tatsächlich Erlebtem und Eingebildetem, zwischen wahren Eindrücken und falschen Wahrnehmungen zu unterscheiden. Der Historiker ist aber dazu verurteilt, nach der Wahrheit zu suchen. In einer chaotischen Periode ist es praktisch unmöglich, die Wahrheit zu finden, wenn diejenigen, die die Situation verwaltet haben, ihren Teil der Wahrheit nicht sagen. Veteranen der Geheimdienste, diejenigen, die im Dezember 1989 die Macht verloren haben, sprechen von einem Komplott, das vorbereitet gewesen wäre, manche sagen in der Sowjetunion. Wir können nur spekulieren, so lange wir keine minimale Dokumentations-Basis haben.“



    In der Geschichte der Revolutionen spricht man von konterrevolutionären Bewegungen, die sich der Revolution widersetzen. Manche Historiker meinen, die rumänische Revolution sei wegen der Anwesenheit der Terroristen atypisch gewesen. Adrian Cioroianu ist anderer Meinung:



    Ich glaube nicht, dass die rumänische Revolution atypisch war. Sie unterscheidet sich von den anderen in Osteuropa, wenn wir uns mit der Tschechoslowakei, mit Ungarn oder mit der DDR vergleichen. Wir müssen akzeptieren, dass die Existenz eines kommunistischen nationalen Regimes, so wie dieses in Ungarn, Polen oder der Tschechoslowakei nicht existierte, uns von Anfang an zu solchen Auseinandersetzungen verurteilte: Menschen, die gegen Ceauşescu ein Komplott schmiedeten, und Menschen, die Ceauşescu verteidigten. Wenn wir das heute mit klaren Augen betrachten, hätten wir diese Polarisierung und diese Trennung in zwei Konflikt-Parteien erwarten müssen. Und ich möchte dabei nur auf den Fall Jugoslawien verweisen: Dort gab es auch einen nationalen Kommunismus, und wir wissen, wie lange die Trennung von dem noch als kommunistisch angesehenen Regime von Milošević gedauert hat. Der National-Kommunismus hat immer solche Probleme verursacht und hat zu internen Konflikten geführt.“



    Gibt es eine Chance, dass die Rumänen den wahren Wert der Revolution vom Dezember 1989 erkennen werden? Adrian Cioroianu ist optimistisch:



    Ich bin mir sicher, dass immer mehr Rumänen zu der vernünftigen Schlussfolgerung kommen werden, dass diese Energiefreisetzung vom Dezember 1989 — zumindest aufgrund ihrer Folgen — eine Revolution war. Neutral sprechen wir ja von den ‚Dezember-Ereignissen‘, gerade weil wir vermeiden möchten, einen generischen Namen zu finden. Ich glaube, wir müssten es Revolution nennen, weil die Folgen denen einer Revolution entsprechen, ungeachtet dessen, was sich diejenigen vorgestellt haben, die möglicherweise einen Putsch gegen Ceauşescu vorbereitet hatten. Wenn solche Ereignisse in einem Land passieren, treten normalerweise die Geheimdienste der Nachbarländer in Alarmbereitschaft. Wir dürfen uns nicht vorstellen, dass die sowjetischen Geheimdienste, die Geheimdienste Jugoslawiens und Ungarns die Ereignisse in Rumänien nicht aufmerksam verfolgten. Das war ihre Pflicht. Natürlich muss man zwischen Aufmerksamkeit und Verwicklung unterscheiden. Für uns ist es aber noch nicht klar, inwieweit die Sowjetunion verwickelt war. Ich bin mir aber sicher, dass die Zeit alles heilt, auch in der Geschichte.“



    Die Revolution vom Dezember 1989 hat nach 45 Jahren Kommunismus die Freiheit und die Demokratie zurückgebracht. Die heutige Unzufriedenheit der Rumänen ist unbedeutend gegenüber dem Leben unter der kommunistischen Tyrannei.



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