Tag: Zweiter Wiener Schiedsspruch

  • 80 Jahre seit dem Zweiten Wiener Schiedsspruch

    80 Jahre seit dem Zweiten Wiener Schiedsspruch

    Auf Druck Nazi-Deutschlands und des faschistischen Italiens musste Rumänien Nordsiebenbürgen an Ungarn abtreten. Das dritte Schicksalsschlag folgte im September 1940, als die Süddobrudscha an Bulgarien abgetreten wurde. Professor Marius Turda lehrt Geschichte der Eugenik, des Rassismus und der Biopolitik an der Oxford Brookes University. Wir fragten ihn, ob der Verlust Nordsiebenbürgens Ende der 1930er Jahre vorhersehbar war:



    Es war einigerma‎ßen vorhersehbar, wenn wir an die Propaganda denken, die das Nazi-Regime seit den 1930er Jahren verbreitet hat. Sie basierte ganz klar auf der Revision der Pariser Friedensverträge, die nach dem Ersten Weltkrieg unterzeichnet wurden. Wenn wir uns die Schriften der Nazi-Ideologen ansehen, insbesondere die Schriften Adolf Hitlers, wird es klar, er sagte in seinem Buch »Mein Kampf« sehr deutlich, dass eines der Hauptziele der neuen Nazi-Revolution die Rückkehr Deutschlands zur internationalen Lage vor 1914 sein würde. Jeder, der die politischen Entwicklungen und ideologischen Debatten in Deutschland in den 1930er Jahren aufmerksam verfolgte, wusste, dass Hitler irgendwann auf eine Lösung der Probleme im mitteleuropäischen Raum nach seiner Vorstellung drängen würde.“




    Rumänien unterzeichnete am 30. August 1940 den sogenannten Zweiten Wiener Schiedsspruch (in der rumänischen Geschichtsschreibung als Wiener Diktat bezeichnet), mit dem Nordsiebenbürgen widerstandslos abgetreten wurde, und viele Historiker fragen sich, ob das Land etwas anderes hätte tun können, als die Gebietsabtretung hinzunehmen. Der Historiker Marius Turda zu dieser Frage:



    Rumänien hätte Widerstand leisten können, es war ja ein unabhängiger und souveräner Staat und hatte die Macht, zu entscheiden. Welche Folgen ein bewaffneter Widerstand gehabt hätte, ist eine andere Debatte. Aber unter dem Gesichtspunkt der nationalen Würde hätte sich Rumänien mit Waffen gegen die 1940 in Wien getroffene Entscheidung wehren und verteidigen können. Wir müssen auch über die Auswirkungen auf die Bevölkerung nachdenken. Es ist sehr wichtig zu sagen, dass zum Beispiel die historische Provinz Marmarosch (Maramureş) nach sieben Jahrhunderten Geschichte im Jahr 1945 verschwand. Sie wurde 1940 in Ungarn eingegliedert, und 1945, als sie wieder Rumänien zugesprochen wurde, war es nur noch die Hälfte der historischen Provinz. [Der nördliche Teil der historischen Marmarosch wurde der Karpatenukraine angeschlossen — Anm. d. Red.] Es war eine direkte Folge davon, dass Rumänien 1940 nicht eingriff, um für Nordsiebenbürgen zu kämpfen. Ganz zu schweigen von den Folgen für die jüdische Bevölkerung der Marmarosch, der Region Gro‎ßrumäniens mit der höchsten Anzahl von Juden, etwa 30% der Bevölkerung der Region.“




    Vor dem 30. August 1940 versuchte Rumänien, Ungarn Alternativen vorzuschlagen, aber Ungarn akzeptierte sie nicht. Marius Turda:



    Es muss gesagt werden, dass die Regierungen in Bukarest und Budapest in gewisser Weise versucht haben, eine biopolitische Lösung für Nordsiebenbürgen durch einen Bevölkerungsaustausch zu finden. In Bukarest war [der Statistiker, Demograph und Arzt] Sabin Manuilă an diesem Programm zur Lösung des so genannten Problems der ethnischen Enklaven im Westen Rumäniens sehr stark beteiligt. Die Regierung in Bukarest wusste jedoch, dass Ungarn niemals seine Gebietsansprüche aufgeben würde, und so bestand die einzige Möglichkeit darin, die in Nordsiebenbürgen lebenden Rumänen nach Rumänien zu transferieren und damit Nordsiebenbürgen ethnisch homogener zu machen. Das Problem war aber die Marmarosch, wo es eine rumänische Bevölkerung gab, die als emblematisch für das Rumänentum galt, und eine jüdische Bevölkerung. Aber die Marmarosch wäre somit geopfert worden. Der rumänische Historiker Nicolae Iorga sagte in den 1930er Jahren, dass die Marmarosch in wenigen Jahrzehnten jüdisch werden würde.“




    Nachdem Ungarn das Gebiet in Besitz genommen hatte, wechselte es zu einer Politik der ethnischen Uniformität. Marius Turda berichtet weiter:



    Darauf folgte 1940 die Einführung von Rassengesetzen in Nordsiebenbürgen durch das Budapester Regime, das dritte antisemitische Gesetz, ein Gesetz, das Ehen zwischen Juden und Ungarn verbot. Seit Ende der 1930er Jahre gab es in Ungarn ein gro‎ßes Programm zur Förderung ungarischer Familien, um den Ungarn zu helfen, zahlreicher zu werden. Es gab ein Programm, in dessen Rahmen ihnen Landstücke zum Bau von Häusern zur Verfügung gestellt wurden. Nach dem Zerfall Jugoslawiens wurden Szekler und Ungarn aus der Bukowina nach Ungarn umgesiedelt. Die ungarische Regierung unternahm viel, um die Gebiete wieder zu besiedeln, die als ethnisch gefährlich galten, weil die Ungarn nicht in der Mehrheit waren. Auch in Transsylvanien wurden wirtschaftliche und soziale Programme eingeführt. Ebenfalls in Siebenbürgen wurde 1940 im ungarisch besetzten Cluj (Klausenburg) das erste Institut für Rassenhygiene gegründet. Es wurde eine Abteilung für Anthropologie und eine weitere für Humangenetik geschaffen. Die Idee war, zu sehen, welche Auswirkungen die sogenannte 20-jährige rumänische Besetzung Nordsiebenbürgens auf die ungarische Bevölkerung gehabt habe. Es wurden Untersuchungen der Rassenstruktur, der Sitten und der ungarischen Sprache durchgeführt, um festzustellen, ob die ungarische Nation aus ethnischer Sicht in irgendeiner Weise durch die Zeit, in der sie sich in Gro‎ßrumänien befand, beeinträchtigt worden war.“




    Die ungarische Besetzung Nordsiebenbürgens dauerte bis März 1945, als die kommunistische Regierung das Amt übernahm und die Sowjetunion die rumänische Verwaltung wieder in die lokalen Institutionen einziehen lie‎ß. Die viereinhalb Jahre der ungarischen Regierung bedeuteten eine humanitäre Tragödie: 1000 Rumänen wurden getötet, zehntausende weitere gefoltert, verhaftet und in Konzentrationslager eingesperrt. Etwa 500.000 flüchteten nach Rumänien. Im Norden Siebenbürgens wurde auch eine der schrecklichsten Seiten der menschlichen Tragödie geschrieben: der Holocaust. Aus dem besetzten Nordsiebenbürgen und der Marmarosch schickten die ungarischen Behörden etwa 166.000 Juden in Nazi-Lager, von denen 130.000 dort ums Leben kamen.

  • Der Zweite Wiener Schiedsspruch (1940)

    Der Zweite Wiener Schiedsspruch (1940)

    In den 40er Jahren führte Rumänien eine Aussenpolitik, die dem Land die Integrität seiner Grenzen garantieren sollte. Ab 1938 begann Deutschland in Europa die politischen Fäden zu ziehen, während Frankreich und Grossbritanien eine defensive Politik führten. Rumänien rückt näher an Deutschland, das einzige Land, das seine Grenzen garantieren konnte. Die Annäherung erfolgt jedoch spät, nach der Kapitulation Frankreichs im Sommer 1940. Ungarn und Bulgarien, die Alliierten Deutschlands, die teritorielle Ansprüche gegenüber Rumänien hatten, haben von ihrer günstigen Position profitiert.




    Gheorghe Barbul nahm an den Verhandlungen teil, infolge derer Rumänien im Sommer 1940 gezwungen wurde Nordsiebenbürgen an Ungarn überzugeben. In einem Interview von 1995 für das Zentrum für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks errinert er sich an die Umstände der Annäherung Rumäniens an Deutschland:




    Der Brief Hitlers vom 15. Juli 1940 ist eine Antwort auf den Brief von König Karl, in dem dieser die Freundschaft Rumäniens anbot. In diesem Brief spricht er über die teritoriellen Probleme. Rumänien hätte von den Nachbarn Gebiete annektiert, als ihre Machtposition ihr das erlaubt hatte. Jetzt, als diese Machtposition verschwunden war, schien es normal für Hitler, dass ein Abkommen zwischen Rumänien und Ungarn einerseits und Rumänien und Bulgarien andererseits ausgehandelt wird. Bessarabien hatten wir schon verloren. Hitler sagte, dass Deutschland das Interesse an Südost Europa verlieren werde, sollte eine Abmachung nicht erreicht werden. Deutschland war stark genug, um auch auf unser Erdöl zu verzichten. Es war eine Art Ultimatum. Hitler sagte praktisch, ihr werdet alleine auskommen müssen, wenn ihr mit euren Nachbarn nicht verhandeln wollt. Da gab es in erster Reihe die Feindseligkeit Russlands, dann Ungarns und Bulgariens. Es war eine sehr schwierige Situation.




    In der gegebenen Lage, zeigt sich Rumänien bereit Verhandlungen mit Ungarn und Bulgarien einzuleiten. Am 16. August 1940 beginnen in der südwestlichen rumänischen Stadt Turnu Severin die rumänisch-ungarischen Verhandlungen. Die ungarische Delegation forderte von der rumänischen Delegation unter Leitung von Valer Pop ein Gebiet von 69 Tausend Quadratkilometern, mit einer Bevölkerung von 3,9 Millionen Einwohnern. Gheorghe Barbul, Sekretär der rumänischen Delegation errinert sich an die Stimmung:




    Wir hielten uns auf einem Schiff im Hafen von Turnu Severin auf ung gingen zur Prefäktur oder zum Rathaus um die Ungarn zu treffen. Die ungarische Delegation wurde von Graf Horthy geführt. Die Gespräche dauerten 3 oder 4 Tage. Jeden Tag geschah dasselbe. Die Ungarn fragten: Welche Territorien seid ihr bereit uns zu übergeben? Valer Pop, der Chef der rumänischen Delegation antwortete immer: Es gibt keine territorielle Angelegenheit zwischen Rumänien und Ungarn, es ist eine Sache der Nationalitäten. Wir übergeben ein Territorium, das für den Bevölkerungstausch zwischen Rumänien und Ungarn ausreicht. Das bedeutete die Ungarn aus dem Zentrum Siebenbürgens, die Ungarn in Targu Mures und aus anderen Gebieten hätten an unsere Westgrenze übersiedelt werden sollen. Weiter hätte man die Rumänen aus den westlichen Gebieten in die von den Ungarn verlassenen Gebieten versetzt. Das war die rumänische These, die die Ungarn nicht akzeptierten und am kommenden wiederholten sie die Frage: Auf welche Territorien verzichtet ihr? Und Valer Pop gab dieselbe Antwort. Nachher zog er sich zusammen mit Horthy in ein Zimmer zurück. Am Tisch standen die Ungarn auf einer Seite und die Rumänen auf der anderen Seite und wir diskutierten. Diese Gespräche haben zu keinem Ergebnis geführt. Die Verhandlungen in Turnu Severin wurden dann abgebrochen ohne etwas Positives zu erreichen.




    Ungarn war mit dem Ergebnis des Treffens unzufrieden und forderte Deutschland und Italien auf einzugreifen und zu schlichten. Am 26. August 1940 laden die Aussenminister Deutschlands und Italiens, Ribbentrop und Ciano, die beiden Seiten zur Schlichtung ein. Das Treffen fand in Wien statt. Rumänien wurde von seinem Aussenminister Mihail Manoilescu vertreten. Gheorghe Barbul dazu:




    Es gab keine Verhandlungen. Manoilescu, der unsere Delegation leitete, wurde die neue Landkarte Rumäniens vorgestellt. Manoilescu wurde ohnmächtig. Er österreichischer Arzt mass seinen Blutdruck. Er konnte nicht weiteres tun, als Bukarest zu informieren. Bukarest zögerte in einem ersten Moment. Es dauerte bis die Zustimmung aus Bukarest kam. In der Zwischenzeit erklärten die Deutschen, dass es eine Vereinbarung zwischen der Sowjetunion und Ungarn gab. In Falle eines Scheiterns der Schlichtung in Wien, sollte ein gemeinsamer Militäreinsatz gegen uns stattfinden sollen. Die Russen sollten bis zu den Ostkarpaten vorrücken und die Ungarn tief in Siebenbürgen. Am 24. August haben uns schon die Deutschen informiert auf dem Pruth gebe es einen Aufmarsch von sowjetischen Truppen. Das scheint war gewesen zu sein, aber auch heute kann man nicht genau sagen, ob es sich um eine Erpressung gehandelt hat oder es der Wirklichkeit entsprach.




    Ribbentrop und Ciano warnen Manoilescu, eine neue Verweigerung seitens Rumänien würde schwerwiegende Folgen für Rumänien haben. Der Kronrat kam in Bukarest zusammen und entschied mit 19 Stimmen dafür und 10 dagegen das Schiedsspruch der Achse zu akzeptieren. Am zweiten Tag, haben die vier Delegationen im Belvedere-Schloss den Schiedsspruch unterzeichnet. Durch diesen ging Nordsiebenbürgen an Ungarn über. Vier Jahre später, infolge noch härterer Verhandlungen gewann Rumänien Nordsiebenbürgen wieder zurück.

  • 70 Jahre seit der Deportation der Juden aus Nordsiebenbürgen

    70 Jahre seit der Deportation der Juden aus Nordsiebenbürgen

    Am 19. März 1944 befahl Hitler der Wehrmacht, Ungarn zu besetzen und eine Regierung der rechtsextremen, faschistischen und antisemitischen Pfeilkreuzler-Partei durchzusetzen. Die Operation trug den Namen Unternehmen Margarethe I“ und wurde geplant, um einen möglichen Ausstieg Ungarns aus dem Krieg, so wie es mit Italien 1943 passiert war, zu verhindern. Ein ähnlicher Besatzungsplan Rumäniens war im Besitz des deutschen Botschafters in Bukarest, Manfred von Killinger, und hie‎ß Unternehmen Margarethe II“.



    Die Einführung der Pfeilkreuzler-Regierung unter der Leitung von Ferenc Szálasi brachte mit sich eine Welle antisemitischer Verfolgungen in Nordsiebenbürgen. Diese Region wurde infolge des sogen. Zweiten Wiener Schiedsspruchs vom 30. August 1940 von Ungarn besetzt. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge wurden 150.000 – 200.000 Juden aus Ungarn und Nordsiebenbürgen innerhalb von vier Monaten, zwischen Mai und Oktober 1944, in den Nazi-Konzentrationslagern getötet. Etwa 15.000 waren zwischen 1941 und 1944 deportiert worden. In Ungarn selbst überlebten zudem Hunderte Juden nicht einmal den Weg in die Vernichtungslager: Sie wurden auf der Stelle erschossen und in die Donau geworfen.



    Seit den schlimmen antisemitischen Verfolgungen in Nordsiebenbürgen sind 70 Jahre vergangen. Die rumänische und ungarische Zivilbevölkerung hat so weit wie möglich versucht, die Verfolgten zu schützen. Gheorghe Moldovan war 1941 Schüler in Braşov (Kronstadt). 1997 berichtete er dem Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks, wie im unbesetzten, rumänischen Teil Siebenbürgens eine Organisation für die Verteidigung der Juden gegründet wurde.



    Nach der Abtretung Nord-Siebenbürgens an Ungarn flüchteten aus Gherla (dt. Neuschloss od. Armenierstadt) ins Haus des Priesters Macavei in Blaj (Blasendorf) der Geschichtsprofessor Semproniu Mihali, seine Frau Natalia und der Französischlehrer Gheorghe Pop. Wir wohnten alle in diesem zentralgelegenen Gebäude. Sie waren au‎ßerordentliche Menschen, patriotisch eingestellte Rumänen, und kurz nachdem ich in ihrem Haus gewohnte hatte, erfuhr ich, dass sie einer Organisation angehörten. Es handelte sich um einen gegenseitigen Hilfeverein für die jüdische Bevölkerung aus dem abgetretenen Teil Siebenbürgens und Rumänien. Diese Organisation war vom Professor Semproniu Mihali geleitet und ich diente ihr als Verbindungsmann. Ich sollte vier Familien zu den Treffen der Organisation aufrufen, es handelte sich um die Familien Veiss, Grun, Holtzinger und Menden. Insgesamt gab es selbstverständlich mehrere Familien, die sich meistens bei Professor Mihali zu Hause trafen.“




    Die Organisatoren des Hilfsvereins gingen auch über die Grenze, um mit den Hilfsbedürftigen ständig in Verbindung zu bleiben. Zu den kleinen Erfolgen der Organisation zählte auch der Schutz der Juden in Rumänien, die unter Rassenverfolgung viel zu leiden hatten. Gheorghe Moldovan mit Einzelheiten:



    Der Priester Macavei war damals Rumäniens Vertreter in Budapest, weil wir keine Botschaft hatten. Dort gab es eine von ihm geleitete Priestergruppe, die uns ständig über die Situation der Rumänen und Juden aus dem abgetretenen Siebenbürgen informierte. Ein Jude, an dessen Namen ich mich jetzt nicht mehr erinnere, kam regelmä‎ßig heimlich über die Grenze aus Nordsiebenbürgen nach Blaj, um zusammen mit Professor Mihali und den anderen die Flucht der Juden aus Ungarn über Rumänien und weiter nach Palästina (nach 1947: Israel) zu planen. Diese Organisation existierte von 1940 bis 1948. Es gab ziemlich viele Juden in Blaj, weil es dort auch eine Synagoge gab. Alle wurden von dieser Organisation geschützt. Keinem ist etwas Böses geschehen, sie konnten ihre Tätigkeiten fortsetzen, sie wurden nicht deportiert. Professor Mihali war sehr aktiv. Wenn jemand ein Problem hatte, ging er mit Hilfe des Priesters Macavei zu allen Behörden, um Unterstützung zu finden. Frau Mihali fuhr nach Nordsiebenbürgen. Sie hatte ein Haus in Gherla, das sie gegen eines in Bukarest eingetauscht hatte. Sie verbrachte viel Zeit auch in Sângeorgiu de Pădure, wo sie verschiedene Kuren machte. So hatte sie Kontakt zu den Juden in Nordsiebenbürgen und konnte ihnen helfen.




    Gheorghe Moldovan hatte die Chance eines Treffens mit einer legendären Gestalt. Es geht um den schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg. Er war der Retter von Tausenden Juden aus Ungarn, die über die Grenze nach Rumänien kamen.



    In erster Linie ging es um die Rettung vor der Deportation. In anderen Landesgegenden wurden die Juden gesammelt und in Arbeitslager gebracht. Die Juden aus Nordsiebenbürgen wurden also nicht nach Auschwitz geschickt. Man konnte illegale Grenzüberquerungen organisieren. Ich traf diesen Menschen, der zahlreiche Male bei uns war und sich bei mir persönlich bedankte. Ich habe nachträglich die Beschreibungen gelesen. Es scheint Wallenberg gewesen zu sein. Er war ein hochgewachsener Mann, ein au‎ßerordentlicher und mutiger Mensch.“




    Der Albtraum der Juden in Nordsiebenbürgen ging am 25. Oktober 1944 zu Ende, als die sowjetische und die rumänische Armee Nordsiebenbürgen befreiten.



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