Category: Terra XXI – das Ökomagazin

  • Globalisierung bringt neue Käferarten nach Rumänien

    Globalisierung bringt neue Käferarten nach Rumänien

    Die Studie zur Katalogisierung der Käferarten (Coleoptera) in Rumänien wurde von Andreea Cătălina Drăghici verfasst – sie ist als Museografin am Grigore-Antipa-Nationalmuseum für Naturgeschichte tätig. Zunächst beleuchten wir die Hintergründe der Entdeckung.

    Käfer (Coleoptera) spielen eine zentrale Rolle im Ökosystem und sind für die Natur von besonderer Bedeutung. Doch im Zeitalter des Anthropozäns, geprägt von rasantem Artenrückgang, sind globale Veränderungen, Urbanisierung und die zunehmende Vernetzung durch internationalen Handel entscheidende Faktoren. Unsere Studie zeigt, dass fünf Käferarten auf diesem Weg nach Rumänien gelangt sind. Diese nicht einheimischen, opportunistischen Arten siedeln sich bevorzugt in der Nähe menschlicher Aktivitäten an. Besonders urbane Gebiete, Häfen und Zollstationen gelten als Hotspots für die Einschleppung neuer Spezies. 

    Drei der fünf entdeckten Käferarten wurden in der Dobrudscha nachgewiesen, erklärt Andreea Cătălina Drăghici und unterstreicht die Bedeutung einer genauen Erfassung neuer Coleopterenarten.

    Die Dobrudscha ist ein trockenes Steppengebiet und bietet ideale Bedingungen für diese nicht einheimischen Käferarten, die höhere Temperaturen bevorzugen. Daher spielt das Hafengebiet eine zentrale Rolle als Einfallstor nach Rumänien.

    Die Erforschung dieser Arten ist essenziell – nicht nur für die wissenschaftliche Gemeinschaft, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt. Vereinzelt wurden solche Käfer bereits in Küchenmehl nachgewiesen. Neben diesen wirtschaftlichen Schäden,  durch Lebensmittelverderb, bergen sie auch ökologische Risiken. Sie können die Artenvielfalt lokaler Ökosysteme stören, was sich oft nur durch aufwendige Studien belegen lässt.

    Ein weiteres potenzielles Problem ist die genetische Auswirkung: Durch Hybridisierung mit einheimischen Arten könnte es zu Konkurrenz oder gar zur Verdrängung lokaler Populationen kommen. Ein direkter Beweis dafür steht noch aus, doch langfristig besteht die Gefahr, dass einige heimische Arten dadurch aussterben.

     Ein internationales Forschungsteam führte die Untersuchung der Käferarten im Rahmen einer europäischen Verordnung zur Prävention und Bekämpfung invasiver gebietsfremder Arten durch.

     „Erst 2022 wurde eine nationale Liste erstellt, die 52 nicht heimische oder gebietsfremde Käferarten umfasst. Dabei zeigte sich das Potenzial, weitere Arten nachzuweisen – ein Prozess, der bereits zur Entdeckung von fünf neuen Spezies geführt hat. Ein umfassendes nationales Monitoring ist jedoch schwierig umzusetzen, da es erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen erfordert. Die jüngsten Entdeckungen basieren auf zufälligen Funden, die derzeit eine zentrale Rolle spielen. Bis ausgefeiltere Überwachungsmechanismen etabliert sind, bleibt diese Methode entscheidend für die Erfassung neuer Arten.

    Zu den fünf neu entdeckten Arten zählt Cis chinensis, die in Bukarest identifiziert wurde – ein Beweis dafür, dass sich neue Spezies nicht nur in abgelegenen Gebieten verstecken, sondern auch in städtischer Umgebung vorkommen. Diese Käferart wurde in Pilzen gefunden, die auf einem Amerikanischen Ahorn gediehen – einer kleinen Baumart, die ursprünglich aus China stammt.

    Neben den fünf neuen Käferarten für die rumänische Fauna haben wir 19 weitere Coleoptera-Arten dokumentiert, für die bisher nur unzureichende Verbreitungsdaten vorlagen. Zwar war ihre Präsenz in Rumänien bekannt, doch genaue Informationen über ihre Ausbreitung fehlten. Unsere Studie hat diese Daten aktualisiert, ein wichtiger Schritt für das Verständnis der heimischen Biodiversität.

     Dank seines abwechslungsreichen Klimas und seiner vielfältigen Ökosysteme beherbergt Rumänien eine beeindruckende Insektenvielfalt. In den letzten Jahrzehnten wurden jedoch vermehrt Arten eingeschleppt, die wirtschaftliche, ökologische und landwirtschaftliche Schäden verursachen – meist unbeabsichtigt durch den internationalen Handel mit Pflanzen, Obst oder Holz.

    Um ihre negativen Auswirkungen zu begrenzen, sind Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen unerlässlich. Die jüngst entdeckten Käferarten stellen jedoch keinen Grund zur Sorge dar, betont Andreea Cătălina Drăghici, Museografin am Grigore-Antipa-Nationalmuseum für Naturgeschichte.

    Nicht jede neue oder nicht-einheimische Art wird zwangsläufig invasiv. Damit sich eine Art massiv ausbreitet und in großer Zahl auftritt, müssen mehrere komplexe Faktoren zusammenkommen. Tatsächlich wird nur ein kleiner Teil der eingeschleppten Arten invasiv, da sie spezifische klimatische Bedingungen und ausreichende Nahrungsquellen benötigen.

    Ein wichtiger Ansatz zur Überwachung ist Citizen Science – eine Plattform, die Forschern wertvolle Unterstützung bietet, insbesondere in einem Land wie Rumänien, wo es in diesem Fachbereich nur wenige Experten gibt. Besonders wenig Aufmerksamkeit erhalten Schaben, da sie schwer zu identifizieren sind: Sie sind sehr klein und weisen ähnliche Merkmale auf. Umso wichtiger ist es, wissenschaftliche Informationen über invasive Arten in einem leicht zugänglichen Format bereitzustellen und das öffentliche Bewusstsein für dieses Problem zu schärfen. Denn derzeit ist das Thema in Rumänien noch wenig präsent.

    „Citizen Science“ bezeichnet die Beteiligung von Bürgern an wissenschaftlichen Forschungsprojekten. Dies kann von der reinen Informationsvermittlung über wissenschaftliche Erkenntnisse und deren gesellschaftliche Auswirkungen bis hin zur aktiven Mitarbeit im Forschungsprozess reichen. Freiwillige können Daten sammeln, analysieren oder sogar Forschungsprojekte finanziell unterstützen.

  • Life for Falcons: Projekt zum Schutz der Donaufalken vor Stromschlag

    Life for Falcons: Projekt zum Schutz der Donaufalken vor Stromschlag

     

     

    Ciprian Fântână ist Naturschutzmanager bei der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft und Koordinator der rumänischen Aktivitäten für das internationale Projekt „LIFE for Falcons“, das in Bulgarien und Rumänien läuft. Zunächst erörtert er, wie das Projekt in Rumänien begann.

    Das Projekt ist 2021 angelaufen. Es wird bis 2026 laufen und hat zum Ziel, die Population des Donaufalken in Südrumänien und Bulgarien zu erhalten. Der Donaufalke ist eine gefährdete Falkenart, die typisch für Steppengebiete ist und in Rumänien in zwei verschiedenen Populationen vorkommt. Es gibt die pontische Population in der Dobrudscha und die pannonische Population in der westlichen Tiefebene, eine Fortsetzung der ungarischen Population. Die pontische Population, mit der wir arbeiten, ist Teil einer Population, die auch in Südmoldawien und der Ukraine verbreitet ist und sich bis in den Süden Russlands erstreckt. In Rumänien haben die beiden Populationen eine unterschiedliche Dynamik. Der pannonischen Population im Westen des Landes scheint es gut zu gehen, weil sie von mehreren Schutzprogrammen profitiert hat, während die pontische Population einen ganz anderen Trend aufweist. Sie ist im Rückgang begriffen. In der pontischen Population gibt es nur noch sieben bis neun Falkenpaare, und deshalb berücksichtigen wir in diesem Projekt nur die pontische Population, also jene im Schwarzmeerraum.“

     

    Vor der Abwicklung des Projekts wurde eine Studie durchgeführt, deren Ergebnisse für die Erhaltung der biologischen Vielfalt von wesentlicher Bedeutung sind. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung wirksamer Schutzmaßnahmen zur Minimierung der Risiken für die gefährdete und auf der Roten Liste stehende Population des Donaufalken – sowohl in Rumänien als auch in Bulgarien. Laut Ciprian Fântână ist das zentrale Dobrudscha-Gebiet die Region, in der die meisten Raubvögel durch Stromschlag sterben. Daher hilft die Rumänische Ornithologische Gesellschaft gerade hier, die Stromleitungen zu isolieren.

    Die Studie erstreckte sich auf die bekannten Gebiete der pontischen Population der Donaufalken, d. h. in einem Umkreis von 10 Kilometern um das Nest untersuchten wir jede Stromleitung auf die Gefahr von Stromschlägen. Dazu haben wir rund 3 700 Masten analysiert und untersucht, welche Arten in welcher Zahl durch Stromschlag getötet werden. Es waren mehrere tausend Vögel. Bei etwa 13 Prozent der untersuchten Masten gab es mindestens ein Stromschlagopfer. Auf der Grundlage dieser Untersuchung haben wir kritische Bereiche erfasst, in denen wir mit Schutzmaßnahmen eingreifen müssen, um gefährliche Masten zu isolieren. Zur Isolierung werden im Bereich der Isolatoren Gummimanschetten angebracht, die das Risiko eines Stromschlags erheblich verringern. Wir haben die kritischen Bereiche identifiziert und konnten dann in Zusammenarbeit mit dem Stromversorgungsunternehmen die Arbeiten durchführen. Wir haben die gefährlichen Masten identifiziert, die isolierenden Ummantelungen gekauft, und dann hat der Strombetreiber (Rețele Electrice România) mit eigenen Mitteln zur Installation dieser Ummantelungen an den Isolatoren der Masten beigetragen. In diesem Jahr werden wir damit beginnen, die Auswirkungen dieser Maßnahmen auszuwerten. Wir glauben, dass sie das Risiko von Stromschlägen deutlich verringern werden, aber das muss erst noch mit Daten belegt werden. Wir sind zuversichtlich, denn diese Technik hat ihre Wirksamkeit bereits in vielen Naturschutzprojekten bewiesen.“

     

    Insgesamt waren 30 Fachleute, aufgeteilt in 10 Teams, mit ebenso vielen Spezialmaschinen vor Ort, um die Arbeiten in der Höhe auszuführen. Anschließend wurden auch andere Aktivitäten durchgeführt, sagt Ciprian Fântână, Naturschutzmanager bei der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft und Koordinator der rumänischen Aktivitäten für das internationale Projekt „LIFE for Falcons“.

    Für die Donaufalken wurden 60 künstliche Nester eingerichtet. Einige werden videoüberwacht, um das Risiko des Verschwindens von Küken zu minimieren. Diese Falken sind besonders wichtig für die Falknerei. Manchmal gibt es Fälle, vor allem in Bulgarien, aber auch in der Ukraine, in denen die Küken für diese Aktivitäten aus dem Nest genommen werden. Um diese Populationen im Südosten Rumäniens zu schützen, haben wir Überwachungskameras installiert, um das Geschehen rund um das Nest zu beobachten.“

     

    Das Projekt „Life for Falcons“ wird durch das Programm LIFE von der Europäischen Union mitfinanziert.

  • Kreislaufwirtschaft: nachhaltige Nutzung von Ressourcen und Ökodesign

    Kreislaufwirtschaft: nachhaltige Nutzung von Ressourcen und Ökodesign

     

     

    Wenn wir über die Kreislaufwirtschaft sprechen, denken wir in der Regel an Abfall, doch die circular economy, wie sie auf englisch genannt wird, sei viel mehr als das, erklärt Liliana Nechita, Leiterin des Interkommunalen Entwicklungsverbunds für Abfallwirtschaft:

    Es stimmt, dass zunächst die Abfälle sichtbar sind, und es sind die Abfälle, die vielleicht in größerem Umfang bewirtschaftet werden können, um in diese Kreislaufwirtschaft zu passen. Doch Kreislaufwirtschaft bedeutet, dass die Ressourcen so lange wie möglich im Kreislauf bleiben. Wir sprechen von festen Ressourcen, und da kommt uns der Abfall in den Sinn, aber wir sprechen auch von Wasser und Boden. Im herkömmlichen, linearen Modell des Wirtschaftens haben wir uns daran gewöhnt, Ressourcen abzubauen, Güter zu produzieren, sie zu verbrauchen und dann wegzuwerfen, was wir nicht mehr brauchen. Im Grunde genommen haben wir der Natur Ressourcen entnommen, und die daraus resultierenden Abfälle beanspruchen dann durch ihre Lagerung das Land und verursachen gleichzeitig Umweltverschmutzung.“

     

    Die Kreislaufwirtschaft sei als Konzept nicht vom Himmel gefallen, sondern inspiriere sich direkt aus der Natur, führt Liliana Nechita weiter aus:

    Im Grunde genommen basierte die Kultur der alten Zivilisationen auf Kreislaufwirtschaft. Die Menschen lebten früher in Harmonie mit der Natur, und in unserer heutigen Gesellschaft kamen viel später, erst in den 1960er und 70er Jahren, die ersten Sorgen um die Umwelt, um die Erschöpfung der Ressourcen auf. In dieser Zeit entstanden auch die ersten Abfallvorschriften der Europäischen Union. Erst viel später, um das Jahr 2000 herum, wurde der Grundsatz des recycelbaren Designs der Produkte eingeführt. Das bedeutet, dass bereits in der Design- und Prototypenphase Waren entstehen, die wiederverwendet und recycelt werden können. Zehn weitere Jahre später definiert die Ellen MacArthur Foundation die Kreislaufwirtschaft als ein System, das auf drei Prinzipien beruht. Das war im Grunde die Geburtsstunde dieses Konzepts der Kreislaufwirtschaft, das von dieser Dame und der von ihr gegründeten Stiftung gefördert wird. Als Seglerin hatte Ellen MacArthur die Gelegenheit, die negativen Auswirkungen wahrzunehmen, die Abfälle, vor allem Plastikmüll, auf die biologische Vielfalt und die Natur im Allgemeinen haben.“

     

    Die Ellen MacArthur Foundation definiert die Kreislaufwirtschaft als ein System, in dem Güter niemals zu Abfall werden und die Natur sich in der Praxis selbst regeneriert. Sehr wichtig sind die Grundsätze, die schon in der Entwurfsphase berücksichtigt werden, erläutert weiter unsere Gesprächspartnerin.

    Es geht um Ökodesign, der Grundsatz ist, Produkte und Materialien in einen Kreislauf zu bringen, ob wir nun von einem technischen Kreislauf oder einem biologischen Kreislauf sprechen. Im Grunde ist das Ziel, den inhärenten Wert eines Produkts zu erhalten. Worauf zielt dieser Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft eigentlich ab? Zunächst einmal geht es darum, für die europäischen Unternehmen und für die Bürger der Europäischen Union den Übergang zu einer Wirtschaft zu gewährleisten, in der die Ressourcen nachhaltig genutzt werden. Nicht alle Ressourcen, die wir heute in Europa verwenden, stammen aus Europa. Einige kommen aus sehr weit entfernten Ländern, andere Ressourcen sind für uns aus verschiedenen Gründen nicht zugänglich oder nicht ausreichend verfügbar. Um unsere Unabhängigkeit und letztlich unseren Fortbestand zu sichern, ist es daher sehr wichtig, dass wir diese Ressourcen hier behalten, sie hier bewirtschaften und sie ebenfalls hier nutzen. Die Pläne, die diesem Aktionsplan untergeordnet sind, zielen im Wesentlichen darauf ab, die Rohstoffe optimal zu nutzen, die Energieeinsparung zu fördern und gleichzeitig die Treibhausgase zu reduzieren, die sich auf den Klimawandel auswirken.“

     

    Es geht also um einen Ansatz, der sich radikal von dem traditionellen Modell der linearen Wirtschaft (auch Wegwerfwirtschaft genannt) unterscheidet. Dieses traditionelle Modell basiert auf großen Mengen an billigen Materialien und Energie, die heute zunehmend knapp werden. Daher gibt es gibt auch ein wachsendes Interesse an grüner Energie, an Energie aus erneuerbaren Quellen, erklärt zum Schluss Liliana Nechita, Direktorin des Interkommunalen Entwicklungsverbunds für Abfallwirtschaft.

    Der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft unterstützt den Wandel der Wirtschaft, indem er alle verfügbaren Instrumente nutzt, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu entwickeln und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Wenn man sich vornimmt, die Umweltkosten in die eigene Produktion oder in den Preis seiner Produkte einzubeziehen, wirkt sich das natürlich auf die Wettbewerbsfähigkeit aus, insbesondere im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften, die dies nicht tun. Doch die Kreislaufwirtschaft schafft auch neue Arbeitsplätze in Sektoren, die im Wachstum begriffen sind, etwa in neuen Sektoren wie der grünen und erneuerbaren Energie. Die Kreislaufwirtschaft schont auch wertvolle Ressourcen, die entweder sehr weit von Europa entfernt oder sehr schwer zugänglich sind, vor allem, weil sie in sehr geringen Mengen vorhanden sind.. Derzeit wird in der Öffentlichkeit immer häufiger von kritischen Rohstoffen gesprochen. Und diesen kritischen Rohstoffen gilt unsere besondere Aufmerksamkeit, weil sie in die Produktion von Gütern einfließen, auf die wir nur sehr schwer verzichten können. Dies erfordert jedoch einen korrekteren und besser organisierten Umgang mit diesen Rohstoffen, die aus wertvollen und knappen Quellen stammen. Die Verringerung der Umweltauswirkungen scheint nur ein Nebeneffekt zu sein, ist aber in Wirklichkeit eines der Hauptziele der Kreislaufwirtschaft.“

  • Der städtische Wärmeinseleffekt: alarmierende Auswirkungen auf die Gesundheit

    Der städtische Wärmeinseleffekt: alarmierende Auswirkungen auf die Gesundheit

    Darüber hinaus hat sich die Situation in Rumänien in den letzten sieben Jahrzehnten verschärft, infolgedessen ist das Phänomen der „städtischen Wärmeinsel“ entstanden. Nach gemeinsamer wissenschaftlicher Arbeit einer Gruppe von 11 Autoren wurde ein Bericht veröffentlicht, in dem der gesamte Klimawandel und seine Auswirkungen in Rumänien im Detail analysiert werden. Laut dem Bericht „Klimastatus. Rumänien, 2024“ hätten zwischen 1950 und 2023 die Dauer und Häufigkeit von Hitzewerten erheblich zugenommen, wobei die meisten Regionen eine Verlängerung von 10-15 Tagen und der Südwesten und Osten des Landes mehr als 25-30 Tage verzeichnen.

     

     

    Dieser Trend wird sich voraussichtlich bis zum Ende des Jahrhunderts fortsetzen und Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und die Wirtschaft haben. Neben den Hitzewellen ist die Trockenheit eine weitere große Herausforderung für Rumänien. Die von mäßigen, schweren und extremen Dürren betroffenen Gebiete haben zugenommen, mit Spitzenwerten in den Jahren 2018-2020 und 2021-2023. Die Dürreperiode 2018-2021 ist die längste seit Beginn der Aufzeichnungen, mit verheerenden Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit. Die Aridisierung hält an und hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Ökosysteme und die landwirtschaftliche Produktion. Auch andere extreme Wetterereignisse wie schwere Stürme tauchen immer häufiger auf. Zwischen 1940 und 2023 wurde eine Zunahme der günstigen Bedingungen für solche Ereignisse beobachtet, insbesondere im Osten und Norden des Landes. Die Prognosen für 2025-2050 und das Ende des Jahrhunderts deuten auf eine Intensivierung dieser Ereignisse hin, mit negativen Auswirkungen auf die Landwirtschaft und Infrastruktur. Bogdan Antonescu, einer der Autoren des Berichts, ist Forscher auf dem Gebiet der Meteorologie und Klimatologie,  mit Fachkenntnissen auf dem Gebiet der Untersuchung schwerer Stürme und extremer Wetterphänomene im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Zu seinen Beiträgen gehören die Entwicklung des ersten Tornado-Gutachtens in Rumänien und ein detailliertes Gutachten der Tornados in Europa. Das liegt daran, dass die globale Durchschnittstemperatur weiter ansteigt.

     

     

    Europa erwärmt sich stärker als andere Regionen, und dann werden wir die Auswirkungen dieser Klimaveränderungen immer stärker spüren. Wir werden mehr Hitzewellen haben, die länger andauern und intensiver sind. Ein gutes Beispiel ist das, was dieses Jahr in Rumänien passiert ist, als wir eine sehr ausgedehnte Hitzewelle hatten.  “Dieses Phänomen wird sich direkt auf die Bevölkerung der Stadt auswirken. Das liegt daran, dass es in Städten die so genannte „städtische Wärmeinsel“ gibt. Die Tatsache, dass es dort Beton und Asphalt gibt, führt dazu, dass sich die städtischen Gebiete stärker aufheizen als die umliegenden ländlichen Gebiete. Jede Hitzewelle, die über eine Stadt kommt, wird also durch die Stadt selbst verstärkt. Daraus ergeben sich Auswirkungen auf die Gesundheit und die Wirtschaft, aber ganz allgemein werden Hitzewellen noch größere Auswirkungen haben, da sich die Hitzewellen mit Dürren überschneiden werden, was wiederum Auswirkungen auf die Landwirtschaft hat. In den nächsten Jahren werden sich die Dinge also weiter in diese Richtung entwickeln. Es wird mehr Hitzewellen, mehr Trockenperioden und leider auch mehr Stürme in Rumänien geben, als wir bisher gesehen haben”.

     

     

    In der Vergangenheit gab es Perioden mit schweren Dürren und übermäßiger Hitze. Diese sind nun mit mehr Treibhausgas in der Atmosphäre gekoppelt, was zu einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen führt. Die natürliche Variabilität, d. h. die Phänomene, die früher auf natürliche Weise auftraten, werden nun verstärkt. Die Häufigkeit der Ereignisse, ihre Dauer und vor allem ihre Intensität ändern sich, erklärt der Forscher Bogdan Antonescu. „Zum Beispiel eine Verstärkung von Stürmen, wie beim Sturm Boris, der in Mitteleuropa Niederschläge verursachte. Dieser Sturm wurde im Detail analysiert, und die Niederschlagsmenge wäre um 20 % geringer gewesen, wenn es diese Klimaveränderungen nicht gegeben hätte.Auch die Gletscher sind ein kritischer Punkt im Klimasystem. Wenn sie erst einmal schmelzen, können sie sich nicht mehr selbst regenerieren, d. h. die Gletscher verschwinden, was einen Anstieg des Meeresspiegels und Überschwemmungen in den Küstengebieten zur Folge hat. Das wird sich zunächst auf die aquatischen Ökosysteme auswirken, aber auch auf die Bauwerke an den Küsten. Leider ist dies die Richtung, aber die Gletscher werden über einen sehr langen Zeitraum schmelzen. Selbst wenn sie einen kritischen Punkt erreichen, wie z. B. die Grönlandgletscher, wird der Schmelzprozess über einen langen Zeitraum erfolgen, wir sprechen hier nicht von ein paar Jahren. Ein weiterer kritischer Punkt sind die Korallen. “Korallen werden durch höhere Meerestemperaturen stark beeinflusst. Dann erreichen sie schnell einen Kipppunkt. Aber bei den anderen Phänomenen geht es um Jahrzehnte, wenn nicht Hunderte von Jahren.Leider sind technische Lösungen in der Entwicklung.

     

     

    Zum Beispiel, um Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen. Was wir aber tun können, ist, die Ursache zu bekämpfen, d. h. zu versuchen, die Treibhausgase zu reduzieren, damit wir das Klimasystem nicht weiter verändern. Die Veränderung ist bereits eingetreten, und daher gibt es nur noch Lösungen, um sich an Hitzewellen und Dürreperioden anzupassen. Zum Beispiel müssen wir in der Landwirtschaft andere Pflanzenarten anbauen, die sich besser an Dürreperioden anpassen können, um die Treibhausgasemissionen in großem Maßstab und nicht nur regional zu senken.” Die Autoren des Berichts „Klimastatus. Rumänien 2024“ zeigen, dass auf nationaler Ebene Maßnahmen zur Energieeffizienz und zur Förderung erneuerbarer Energien ergriffen wurden, aber das Fehlen eines nationalen Klimagesetzes und die mangelhafte Umsetzung unterstreichen die Notwendigkeit einer integrierten Vision.

     

     

    Der Energiesektor ist für diesen Übergang von zentraler Bedeutung. Obwohl fossile Brennstoffe dominieren, ist geplant, die Kapazitäten für erneuerbare und nukleare Energien bis 2050 zu erhöhen. Die Elektrifizierung der Wirtschaft und die Entwicklung von Energiespeicherinfrastrukturen sind ebenfalls von zentraler Bedeutung, um Klimaneutralität zu erreichen. Darüber hinaus ist die öffentliche Wahrnehmung gemischt. Obwohl der Klimawandel als Problem erkannt wird, betrachten ihn nur 4 % der Rumänen als nationale Priorität, wobei wirtschaftliche Belange dominieren. Das Bewusstsein für die Auswirkungen auf Landwirtschaft, Wasser, Wirtschaft und Gesundheit spiegelt sich noch nicht in einer starken Nachfrage nach Klimaschutzmaßnahmen wider.

  • Green Report: Wenn Klimawandel zur Klimakrise wird

    Green Report: Wenn Klimawandel zur Klimakrise wird

    Die Veranstaltung, die 2024 bereits zum vierten Mal stattfindet, steht jedes Jahr unter einem Motto. In der Regel ist es eine Metapher für die Beziehung des Menschen zur Natur. In diesem Jahr lautete der Titel der Gala „Wasser, das Lebenselixier“ und war der Reise des Wassers in einer durstigen Welt gewidmet.

    Eine Lösung für die beispiellose Klimakrise, die den Planeten austrocknet, sei die Bildung, glaubt Raluca Fișer, die Vorsitzende des Verbandes Green Revolution.

    Die Green Report Gala ist eine Initiative der Green Report-Publikation, die seit 17 Jahren nicht nur über Probleme, sondern auch über Chancen in der Umweltpolitik in Rumänien und im Ausland berichtet. Da es sich um eine Wirtschaftspublikation handelt, haben wir beschlossen, uns nicht nur über alles zu beschweren, was in Rumänien passiert, sondern zu zeigen, dass es auch hervorragende Leistungen, Innovationen und Menschen gibt, die Visionen haben und Gutes tun wollen. Dahinter mögen natürlich Profitinteressen stehen, aber die Unternehmer hätten auch anders handeln können. Wenn ein Projekt den Umweltschutz als eines seiner Hauptziele hat, dann sind wir interessiert und wollen der Öffentlichkeit zeigen, dass es solche Projekte in Rumänien gibt.

    Die Green Report Gala ist ein transparenter Wettbewerb mit einer unparteiischen Jury und objektiven Bewertungskriterien. Sponsoren dürfen sich nicht beteiligen. Das Thema der diesjährigen Gala richtet die Aufmerksamkeit auf das Wasser und ist eigentlich ein Warnzeichen, erklärt Raluca Fișer.

    Dieses Mal befassen wir uns mit dem blauen Planeten unter dem Motto „Wasser, dem Lebenselixier“, denn es war noch nie so wichtig, über unsere Probleme zu sprechen. Am Anfang der Umwelt-Debatte sprach man über den Klimawandel, heute sprechen wir von einer Klimakrise. Der Aufruf zur Aufklärung und Bewusstseinsbildung in Rumänien uns sonstwo ist wichtig, denke ich. Unser diesjähriges Thema ist ein Weckruf, den einige von uns mehr oder weniger noch gar nicht erlebt haben, sei es durch Dürre oder Überschwemmungen, in denen wir über die Auswirkungen des Wassers auf unser Leben sprechen. Wir weisen darauf hin, dass Trinkwasser nur 3% des weltweit verbrauchten Wassers ausmacht. Daher zählt jeder Tropfen, jede Geste bei jedem Projekt, das die Jury bewertet, und daher auch das Thema der diesjährigen Ausgabe.

     An der Anzahl der eingereichten Projekte der Zivilgesellschaft gemessen, ist die Gala ein Erfolg, behauptet Fișer vom Verband Green Revolution. Der Wettwerb umfasst nicht nur NGOs, sondern auch Unternehmen und Behörden. Insgesamt können sich die Projekte für eine der 11 Exzellenz-Kategorien anmelden.

    Wir sprechen über Spitzenleistungen bei der Finanzierung von Umweltprojekten, in Sachen Energieeffizienz, Umweltinnovation und öffentlicher Verwaltung. Die letztere ist eine Kategorie für sich, und ich würde mir wünschen, dass  die lokalen Behörden noch mehr hochwertige Projekte einreichen. Die Kreislaufwirtschaft ist ein weiterer Bereich, den wir sehr genau verfolgen und in dem jedes Jahr viele Projekte angemeldet sind. Dann haben wir die Umweltkampagnen, das Wassermanagement, den nachhaltigen Verkehr, die Landwirtschaft, die Erhaltung des Naturerbes und nicht zuletzt, weil ich dies für eine der wichtigsten Kategorien halte, herausragende Leistungen in der Umwelterziehung.

    Es sei sehr erfreulich zu beobachten, wie die Zivilgesellschaft in Rumänien im Umweltschutzbereich professioneller werde, sagt Fișer. Auf der Internetseite des Verbandes www.green-report.ro sind auch weitere Projekte zu finden. Darunter auch der Green Report Podcast.

     „Wir versuchen, Umweltthemen für Menschen einfacher zu erklären, so dass sie sich damit identifizieren können. Etwa bei der Kreislaufwirtschaft: da geht es nicht nur darum, die Auswirkungen oder Vorteile zu verstehen, sondern auch darum, wie wir uns im Alltag verschiedene Gewohnheiten aneignen können, die nicht nur gesund für uns und unseren Geldbeutel, sondern auch für die Umwelt sind. Der Green Report Podcast ist also eines unserer erfolgreichen Projekte. Dann haben wir die Green-Report-Konferenzen, auch in diesem Bereich, und nicht zu vergessen die Projekte des Vereins Green Revolution, von denen es unzählige gibt. Unter ihnen möchte ich mit großem Stolz das Bike-Sharing-Projekt erwähnen, das wir nun schon seit 17 Jahren betreiben, denn ich sehe, dass sich die Mentalität der Rumänen ändert. Etwa 1,8 Millionen Nutzer haben das Fahrrad als alternatives Verkehrsmittel akzeptiert.

     Das Fazit ist, dass die Verantwortung für den Umweltschutz nicht allein bei einem Menschen oder einer Nation liegt, sagt Raluca Fișer, die den Verband Green Revolution leitet.

    Ich denke, es ist eine gemeinsame Anstrengung, nicht nur um das Bewusstsein zu schärfen, sondern auch um zu handeln. Ich denke, wir sind in unserem Leben an einem Punkt angelangt, an dem wir nicht mehr nur zuschauen können, sondern handeln müssen. Und ich denke, die Green Report Gala ist eines der Beispiele dafür, dass es Menschen gibt, die das tun. Aber es liegt an uns, jeden Tag die Entscheidungen zu treffen, die wir treffen müssen.

     Die Jury der Green Report-Preise setzt sich aus hochkarätigen Fachleuten zusammen, darunter Führungskräfte der Big-4-Unternehmen und Nachhaltigkeitsexperten – sie bewerten die Projekte nach ihren Umweltauswirkungen, ihrer Innovation und ihrer Nachhaltigkeit.

  • Via Danubiana: Die Ökotourismus-Route entlang der Donau

    Via Danubiana: Die Ökotourismus-Route entlang der Donau

    Die Donaukessel, das Eiserne Tor, die Inseln und Werder, die der Fluss entlang seines Laufs bildet, das Donaudelta und die spektakulären Gebiete im Mündungsbereich am Schwarzen Meer – das sind nur einige der Attraktionen. Das Projekt wird von dem Verein „Mai Mult Verde“ (zu dt. Mehr Grün) entwickelt. Wir haben uns mit der Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit, Alexandra Damian, über die Projekte des Vereins unterhalten.

    Seit 2008, dem Jahr unserer Gründung, führen wir Projekte in verschiedenen Bereichen durch. Wir wollen eine Kultur der Verantwortung und des ehrenamtlichen Engagements für Mensch und Natur in Rumänien aufbauen. Wir pflanzen Bäume, wir engagieren uns im Kampf gegen die Plastikverschmutzung der Donau, wir haben ein großes Programm „Mit sauberen Gewässern“, in dem wir Aktionen zur Säuberung der Ufer der Donau und ihrer Nebenflüsse durchführen. Wir haben eine Reihe von schwimmenden Barrieren auf den Nebenflüssen der Donau installiert, um zu verhindern, dass Abfälle den Fluss und seine Nebenflüsse hinunterfließen, und wir fördern grundsätzlich Naturgebiete in Rumänien, um der Natur auf eine Weise näher zu kommen, die wir in letzter Zeit vergessen haben.

     Durch die Entwicklung einer langen Ökotourismus-Route entlang der Donau werden naturbegeisterte Touristen das enorme Potenzial des Gebiets entdecken. Gleichzeitig profitiert die lokale Bevölkerung von einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung, sagt Alexandra Damian vom Verein „Mai Mult Verde“. Doch wie kam das Projekt Via Danubiana zustande?

    Die Idee zu diesem Projekt liegt schon seit mehreren Jahren in der Schublade. Wir wollten diese Ökotourismus-Route unbedingt schaffen, denn wir alle wissen, dass die Donau einzigartige Erlebnisse bietet. Vom Beginn des rumänischen Abschnitts bis zum Schwarzen Meer gibt es viele schöne Orte, Natur- und Kulturerbe, einzigartige Landschaften in Europa, weshalb wir dieses Gebiet, das in Rumänien weniger bekannt ist, hervorheben wollten.

     In dem Gebiet wurden eine Reihe von Schutzgebieten und Natura-2000-Gebieten ausgewiesen, und die Route führt durch Uferwälder, Inseln, Kanäle und Werder. Diese sind derzeit für die breite Öffentlichkeit nicht zugänglich, da es an Infrastruktur und Werbung fehlt. Als Nächstes sollen über tausend Kilometer der Donau in Rumänien kartiert werden, berichtet Alexandra Damian vom Verein „Mai mult verde“.

    Es geht darum, die natürlichen, kulturellen und historischen Orte, oder die lokale Gastronomie auf einer Karte zu erfassen. In der ersten Phase haben wir eine 100 Kilometer lange Strecke im Kreis Giurgiu markiert, mit weniger bekannten Naturschutzgebieten und Sehenswürdigkeiten. Im September haben wir den ersten Kilometerstein in der Gemeinde Găujani aufgestellt. Es ist einer der Endpunkte dieser Route. In Kürze werden wir zwei weitere Kilometersteine an zwei anderen strategischen Punkten der Route aufstellen.

     Nur eine Stunde von Bukarest entfernt bietet dieser Abschnitt eine Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten. Naturliebhaber können die Region für die Vogelbeobachtung und die Betrachtung der spezifischen Tier- und Pflanzenwelt der Donau generell nutzen.

    Aus kulturhistorischer Sicht gibt es mehrere Sehenswürdigkeiten, die der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt und nicht ausgeschildert sind, wie die Ruinen der Festung von Mircea dem Älteren in Giurgiu, eine historische Grubenhütte oder der Bunker-Komplex in Slobozia. Auch einige kulinarische Traditionen können wiederbelebt werden, wie die für den rumänisch-bulgarischen Donauraum spezifischen Pasteten, Paprika- oder Auberginensalate oder Gänsesuppe. Alle Details sind bereits in einem Reiseführer auf der Internetseite viadanubiana.ro veröffentlicht.

    Wir haben die Website bereits eingerichtet. Es gibt GPS-Koordinaten für diejenigen, die die Route auf viadanubiana.ro verfolgen wollen. Wir haben auch einen Reiseführer für den Kreis Giurgiu veröffentlicht. Wir sind sehr daran interessiert, dass Naturliebhaber, Liebhaber von Wanderungen in der Natur, Liebhaber der Donau und natürlich des Deltas zu uns kommen und sich uns anschließen. Da wir nur einen kleinen Teil, 100 km von 1000 km, kartieren, können sie sich auf verschiedene Weise einbringen, damit wir diese Route erweitern können. Besucher können auch spenden, sie können Produkte aus dem speziell für die Via Danubiana eingerichteten Shop kaufen. Sie können sich natürlich auch als Freiwillige an den Aktionen beteiligen, die sie organisieren werden, und natürlich Botschafter der neuen Route werden.

     Auf der Website viadanubiana.ro finden Sie alle Möglichkeiten, wie sich Naturliebhaber für das Projekt engagieren können. Bislang waren die Aufrufe zur Mitarbeit erfolgreich, sagt Alexandra Damian, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit beim Verein „Mai Mult Verde“. Auch Freiwillige von außerhalb Rumäniens haben sich gemeldet.

  • Russlands Ukraine-Krieg hat verheerende Umweltfolgen

    Russlands Ukraine-Krieg hat verheerende Umweltfolgen

    Die Studie wird auf der rumänischen Website Infoclima vom Forscher Vlad Zamfira zusammengefasst: “Brände, der Angriff auf die Energieinfrastruktur, Tausende von zusätzlichen Flugkilometern durch die Umwege der Luftfahrt verursachen Klimakosten. Milliarden Liter verbrannter Brennstoffe, Berge von Stahl und Frischbeton für Befestigungen auf beiden Seiten der Front, aber auch der eventuelle Wiederaufbau der Ukraine, die Hunderte von Schlägen gegen die Energiesysteme – all das zeichnet ein düsteres Klimabild, in dessen Folge Russland für Entschädigungen in Milliardenhöhe verantwortlich gemacht werden könnte. Abgesehen von den verheerenden Auswirkungen auf die soziale und wirtschaftliche Infrastruktur und den Verlusten an Menschenleben sind Kriege und übermäßige Militarisierung eine Hauptquelle der Umweltverschmutzung. Durch die absichtliche oder unbeabsichtigte Zerstörung natürlicher Ressourcen wie Wälder oder Wasserbecken gehört die globale Militärmaschinerie zu den größten Umweltverschmutzern. Was sind die Hauptemissionsquellen des Kriegs in der Ukraine? Satellitenbilder zeigen, dass etwa 27.000 Brände fast eine Million Hektar Land verbrannt haben, fast drei Viertel davon in der Nähe der Frontlinien, wo ein Eingreifen der Feuerwehr fast unmöglich ist. Im ganzen Land wurden jedoch Brände mit höherer Intensität beobachtet, da Förster, Feuerwehrleute und Ausrüstung mobilisiert oder in die Städte verlegt wurden, wodurch sich die Reaktionszeiten verlangsamten. Die Energieinfrastruktur ist zu einem Ziel mit gravierenden Folgen für das Klima geworden. In den ersten Wochen des Krieges führte Russland dramatische Angriffe auf fossile Brennstoffvorkommen in der Ukraine durch, aber die Klimakosten dieser Angriffe werden von der Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines überschattet, die zu einem Unterwasser-Methanausbruch führte, der eine Woche andauerte und verheerende Auswirkungen auf das Klima hatte. Es wird angenommen, dass ein monatelanges unkontrolliertes Feuer auf einer Bohrinsel im Schwarzen Meer mehr als 150 Millionen Kubikmeter Erdgas verbrannt hat.”

    Eine ungewöhnliche Auswirkung hatte das stärkste Treibhausgas, Schwefelhexafluorid (SF6), das während des Konflikts in ungewöhnlich großen Mengen entwich. Es wird zur Isolierung elektrischer Schalter verwendet und hat ein fast 23-tausend-mal höheres Heizpotenzial als Kohlendioxid. Es wird angenommen, dass etwa 40 Tonnen SF6, das entspricht etwa einer Million Tonnen CO2, in die Atmosphäre entwichen sind, nachdem mehr als tausend russische Angriffe etwa die Hälfte der ukrainischen Hochspannungsnetzanlagen beschädigt hatten. Auf der anderen Seite haben Beschränkungen oder Vorsichtsmaßnahmen der Luftfahrt über 18 Millionen Quadratkilometern über der Ukraine und Russland weitgehend unverkehrbar gemacht. Reisezeiten zwischen Europa und Asien wurden um Stunden verlängert, was zusätzlichen Treibstoff verbraucht.

     

    Lennard de Klerk, Initiative on Greenhouse Gas Accounting for War: “Russland schadet der Ukraine, aber auch unserem Klima”

     

    Außerhalb der Ukraine hat die Invasion zu einem starken Anstieg der Militärausgaben geführt, insbesondere in Europa, was die Nachfrage nach Sprengstoffen, Stahl und anderen kohlenstoffreichen Materialien erhöht hat. Die gesamten weltweiten Militärausgaben erreichten im Jahr 2023 2,4 Billionen US-Dollar, was einem realen Anstieg von 6,8 % gegenüber 2022 entspricht, dem stärksten jährlichen Anstieg seit 2009. Neben der Produktion tragen auch Langstreckenlieferungen schwerer Waffen zu den erzeugten Emissionen bei, schreibt Infoclima weiter. Russland könnte laut Bericht gezwungen sein, eine Rechnung von 32 Milliarden Dollar für Klimareparationen aus den ersten 24 Monaten des Krieges zu zahlen, nach einer Methodik, die Kosten für jede Tonne ausgestoßenen Kohlenstoffs festlegt. “Russland schadet der Ukraine, aber auch unserem Klima. Dieser Konflikt ist beträchtlich und wird aufgrund der Kohlenstoffemissionen weltweit zu spüren sein. Die Russische Föderation sollte gezwungen werden, dafür zu zahlen, eine Schuld, die sie der Ukraine und den Ländern des globalen Südens schuldet, die am meisten unter den Klimaschäden leiden werden”, sagt Lennard de Klerk, Leitautor bei der Initiative on Greenhouse Gas Accounting for War. Die Gesamtemissionen könnten drastisch reduziert werden, wenn der Krieg schnell beendet würde.

  • Urbane Nachhaltigkeit: die 15-Minuten-Städte

    Urbane Nachhaltigkeit: die 15-Minuten-Städte

     

     

    Immer mehr Menschen leben heutzutage in Städten, und dies muss bei der Planung und Verwaltung von urbanen Siedlungen ernsthaft berücksichtigt werden. Metropolen stehen vor großen wirtschaftlichen, sozialen, gesundheitlichen, ökologischen, Ernährungs- und Verkehrsproblemen. Ein altes Konzept wird heute wiederbelebt: die sogenannte „15-Minuten-Stadt“. Ziel dieses Planungskonzeptes ist es, dass die Menschen alles, was sie brauchen, innerhalb von maximal 15 Minuten erreichen können. Vlad Zamfira, Experte in Klimawandel und Fragen der nachhaltigen Umweltpolitik, erläutert das Konzept:

     

    Die Städte auf unserem Planeten nehmen nur 2 % der Erdoberfläche ein, beherbergen aber die Hälfte der Weltbevölkerung. Auf sie entfallen 75 % des weltweiten Energieverbrauchs, 80 % der Kohlenstoffemissionen und 80 % des weltweiten BIP. Schätzungen zufolge werden bis 2050 fast 70 % der Bevölkerung in Städten leben. Gleichzeitig haben Städte einen großen Einfluss auf das Leben ihrer Bewohner und auf die natürlichen Ökosysteme, so dass es wichtig ist, ihre Entwicklung nachhaltig zu gestalten, d. h., dass wir unsere gegenwärtigen Bedürfnisse befriedigen können, ohne die Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu gefährden. Sind »15-Minuten-Städte« eine realisierbare Option? Und was ist das überhaupt? Es handelt sich um ein einfaches Konzept, einen prägnanten und einprägsamen Begriff, der für eine Reihe von Grundsätzen steht, nach denen Städte gebaut werden sollten. Kurz gesagt bedeutet dieses Modell, dass alle grundlegenden Dienstleistungen und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten wie Geschäfte, Parks, Schulen und Kindergärten, in kurzer Zeit, d. h. in weniger als 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad, erreichbar sind.

    Carlos Moreno, der Erfinder dieses Konzepts, sprach von vier Grundprinzipien, nach denen sich 15-Minuten-Städte richten sollten. Erstens: Ökologie für eine grüne und nachhaltige Stadt. Zweitens: Nähe – Wohnen in fußläufiger Entfernung zu allen anderen Aktivitäten. Drittens: Solidarität, um Verbindungen zwischen den Menschen zu schaffen. Viertens: Partizipation – die Bürger sollten in die Planung einbezogen werden. In solchen Städten wird die Priorisierung der Verkehrsträger im Vergleich zur heute geltenden Ordnung umgekehrt. Wenn heute das Auto die Grundlage für den Verkehr und die Art und Weise ist, wie wir Städte planen und bauen, stünde es in den »15-Minuten-Städten« an letzter Stelle. Fußgänger und Mikromobilität stehen im Vordergrund. Als nächstes kommen die öffentlichen Verkehrsmittel und dann das Carsharing, das dazu beiträgt, die Zahl der Nutzer pro Fahrzeug zu erhöhen und die Abhängigkeit vom eigenen Auto zu verringern.“

     

    Das Schlüsselwort ist „Nachhaltigkeit“. Damit Nachhaltigkeit in den Städten der Zukunft entstehen kann, müssen laut Experten drei Faktoren berücksichtigt werden. Erstens: die Menschen – um nachhaltig zu sein, muss eine Stadt eine positive soziale Wirkung haben, die Gesundheit ihrer Bewohner und alle sozialen Schichten berücksichtigen. Zweitens: die Umwelt – nachhaltige Städte schaden nicht nur nicht der Umwelt, sondern wirken sich positiv auf die Klimabilanz aus. Drittens: eine gesunde Rentabilität – der wirtschaftliche Aspekt darf nicht vernachlässigt werden, denn auf lange Sicht können Städte nicht nachhaltig sein, wenn sie sich finanziell nicht selbst tragen können.

    Die 15-Minuten-Städte wirken sich auch auf die Gesundheit ihrer Bewohner positiv aus. Studien zufolge besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Anzahl der täglich zurückgelegten Schritte und Fettleibigkeit. Eine Studie zeigt auch, dass Städte, die fußgängerfreundlicher sind, auch eine niedrigere Fettleibigkeitsrate aufweisen. Aus verschiedenen Quellen geht hervor, dass die Fettleibigkeitsrate in Rumänien zwischen 20 und 25 % liegt – im Jahr 1997 lag sie noch bei 14 %. Der nächste Punkt: weniger Lärmbelästigung. Viele Autos sind sehr laut. In einer ruhigen Stadt sind die Menschen produktiver und geistig gesünder. Auch die Unternehmen profitieren davon: Wenn man zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, hält man viel eher an einem Geschäft an, als wenn man mit dem Auto vorbeifährt. Studien zeigen, dass in Straßen, in denen Fußgängern Vorrang eingeräumt wird, die Umsätze der örtlichen Gastronomie und der Geschäfte stärker gestiegen sind als erwartet.

    In einem positiven Szenario geht die Entstehung von „15-Minuten-Städten“ mit dem Rückgang der Abhängigkeit vom Auto einher. Um auf Bukarest zurückzukommen: Es ist eine Stadt der Kontraste, und das gilt auch für den Verkehr. Es gibt Strecken, die leicht mit Metro, Straßenbahn oder Bus zurückgelegt werden können, was sie vorhersehbar und oft die schnellste Option macht. Gleichzeitig gibt es viele andere Strecken, auf denen man, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B zu gelangen, mehrmals umsteigen muss, was die Fahrtzeit verlängert. Derzeit werden in der rumänischen Hauptstadt die Straßen in jedem Stadtbezirk von den insgesamt sechs Bezirksbürgermeistern nach Gutdünken umgestaltet, ohne dass es ein Gesamtkonzept oder eine Strategie für die Entwicklung der Stadt gibt. Dieses Problem gibt es nicht nur in Bukarest, sondern im gesamten Verwaltungsapparat – fehlende oder schlechte Kommunikation zwischen den Entscheidungsträgern.

    Das Fehlen einer angemessenen Infrastruktur für öffentliche Verkehrsmittel, der schlechte Zustand der meisten Verkehrsmittel und das Fehlen effizienter Verbindungen sind die Hauptgründe, warum viele Großstädter in Rumänien es vorziehen, ihr eigenes Auto zu benutzen – selbst für kurze Strecken. Auch spielen Klassendenken und Statussymbole immer noch eine wichtige Rolle. Im Unterschied zu entwickelteren Städten Westeuropas ist in Rumänien immer noch die Mentalität weit verbreitet, dass die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln etwas für Geringverdiener sei, während jeder, der etwas auf sich hält, sein eigenes Auto fahren muss.

  • SUPERB-Projekt gegen Monokulturen: Wiederherstellung zusammenhängender Waldgebiete

    SUPERB-Projekt gegen Monokulturen: Wiederherstellung zusammenhängender Waldgebiete

     

    Im vergangenen Jahr machte sich das Team der Umweltstiftung Conservation Carpathia daran, im Rahmen eines langfristigen Prozesses Verbindungen zwischen alten Waldgebieten wiederherzustellen. In diesem Zusammenhang wurden Anpflanzungen in Gebieten getätigt, die von früheren, heute als schädlich geltenden Fällungen betroffen waren. Ziel ist es, die Zusammensetzung der vorhandenen Baumarten zu diversifizieren, und es wird weiter daran gearbeitet, in den bisherigen Fichtenmonokulturen wieder natürliche Waldtypen entstehen zu lassen.

    Eine besondere Schwierigkeit stellte die Anpflanzung einiger Baum- und Straucharten dar, die in einer Höhe von über 1 700 Metern wachsen, nämlich Zirbelkiefer, Bergkiefer und Wacholder. Hier ging es um die Wiederherstellung von seltenen, streng geschützten Lebensräumen wie Waldwiesen mit Fichten und Zirbelkiefern sowie subalpinen Gewächsarealen mit Bergkiefern und Wacholdergebüsch. Außerdem wurde mit Hilfe von Fachleuten der Universität Prag eine Studie zur Überwachung der ökologischen Wiederaufbaupunkte und deren Etappen begonnen.

    Über die Ergebnisse und bewährten Verfahren haben sich Vertreter von Forstämtern und Behörden im Rahmen eines Workshops ausgetauscht. Insgesamt wurden 2 900 Wacholder-, Bergkiefer- und Zirbelkieferschösslinge am Rande der alpinen Zone gepflanzt. Für die Arbeiter und Förster der Stiftung war der Einsatz eine Herausforderung, die sie letztendlich erfolgreich bewältigten. Sie waren jeden Tag fast drei Stunden zu Fuß unterwegs und setzten auch Esel ein, die den Transport der Setzlinge erleichterten, weil das Gebiet für Maschinen unzugänglich ist. Die Zirbelkiefer wurde zum ersten Mal von der Conservation Carpathia gepflanzt. Es ist ein Baum, der in Hochgebirgsregionen in den Alpen und den Karpaten eine wichtige Rolle spielt – er schützt den Boden vor Erosion und trägt zur Bodenbildung auf Gelände mit Gesteinsschutt und Klippen bei. Pinus cembra lautet der wissenschaftliche Name des Baums, im Deutschen ist er auch als Zirbenkiefer, Arbe oder Zirbe bekannt und er ist der einzige Nadelbaum in Europa, der seine Baumform auch in großen Höhenlagen beibehält und bis zu 300 Jahre alt werden kann.

    Mihai Zota ist Naturschutzbeauftragter bei Conservation Carpathia und spricht im folgenden über das SUPERB-Projekt:

    Es handelt sich um ein europäisches Projekt im Rahmen der Förderlinie »Horizon 2000«, an dem 36 öffentliche und private Partnerorganisationen aus 16 EU-Ländern und drei Nicht-EU-Ländern beteiligt sind. Es ist ein interessantes Projekt, bei dem wir zusammen mit 13 anderen Partnern aus verschiedenen Ländern eine Art Vorzeigegebiet sind. In diesen Vorzeigegebieten testen wir im Grunde genommen, auch als Pilotmodell, verschiedene Ideen des ökologischen Wiederaufbaus, die auf dem gleichen Prinzip beruhen, nämlich der Wiederherstellung der Funktionalität von Waldökosystemen, die in der Vergangenheit durch menschliche Aktivitäten beeinträchtigt worden sind. Die Waldbewirtschaftung war in der Vergangenheit also eher gewinnorientiert und sah von einer naturnahen Forstwirtschaft ab.

    Die Erfahrungen, die wir in Europa schon seit mehr als 150 Jahren gemacht haben, zeigen, dass wir dort, wo wir dachten, wir seien schlauer als die Natur, wir so ziemlich überall versagt haben. Denn die natürlichen Wälder in der Form, wie sie jetzt existieren, sind ein Ergebnis einer Evolution von Hunderttausenden, vielleicht Millionen von Jahren, und wir Menschen können niemals bessere Ingenieure als die Natur sein. Überall in Europa gab es diese Fichten- und Kiefernmonokulturen, die ab einem bestimmten Alter durch Windwurf und Insektenbefall beeinträchtigt wurden. Es ist also bereits eine mehr oder weniger stillschweigend allgemein anerkannte Tatsache in Europa, dass wir zu einer Forstwirtschaft übergehen müssen, die näher an der Funktionsweise der Natur ist. In diesen Vorführungsgebieten werden dann ökologische Umbauideen so naturnah wie möglich umgesetzt.“

    Weitere Arbeiten betrafen Ergänzungen in Gebieten, in denen zwischen 2005 und 2010 Holzeinschläge unter Missachtung der forstwirtschaftlichen Vorschriften stattgefunden hatten. Im Oberen Dâmbovița-Tal wurden im Frühjahr mehr als 15 000 Fichten-, Buchen-, Tannen- und Bergahornstecklinge gepflanzt, und im Herbst kam das Team zurück für eine weitere Pflege des bepflanzten Gebiets. Ebenfalls im Rahmen des SUPERB-Projekts führte die Stiftung Conservation Carpathia auf einer Fläche von mehr als 77 Hektar im Tămaș-Tal Maßnahmen zur Umstellung von Fichtenmonokulturen durch. Die Umstellung ist ein langfristiger Prozess in mehreren aufeinanderfolgenden Phasen, der bis zu zwanzig Jahre dauern kann und darauf abzielt, die Mischwälder, die in diesem Gebiet bis in die 1950er Jahre existierten, schrittweise wiederherzustellen.

    Diese ökologischen Wiederaufbaumaßnahmen sind notwendig, weil künstliche Fichtenmonokulturen eine geringere Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten beherbergen, anfälliger gegenüber Stürmen, Schnee und Insektenbefall sind und die Bodenstruktur und den Säuregehalt negativ beeinflussen. SUPERB ist ein von der Europäischen Union unterstütztes und vom Europäischen Forstinstitut koordiniertes Projekt mit einer Laufzeit von 2021 bis 2025. Es ist das größte grenzüberschreitende Projekt zur Wiederherstellung von Waldlandschaften auf dem Alten Kontinent. Das Vorführungsgebiet in Rumänien ist etwa 2 300 Hektar groß.

  • Windenergie: Potenzial höher als Ist-Verbrauch

    Windenergie: Potenzial höher als Ist-Verbrauch

    Die in Rumänien vorhandene Onshore-Windkapazität könnte doppelt so viel Strom erzeugen wie derzeit verbraucht wird. Selbst unter bestehenden räumlichen Beschränkungen und mit einem Ansatz, der auf die Optimierung der finanziellen Effizienz von Projekten ausgerichtet ist, könne Rumänien allein durch die Nutzung des Potenzials in fünf Landeskreisen rund 123 TWh erzeugen. Diese Daten sind in einer aktuellen Studie enthalten, die sich die Expertin Ioana Csatlos angeschaut hat – die Geschäftsführerin der auf Stadterneuerung, Energieeffizienz und grüne Architektur spezialisierten NRO EfdeN findet, dass der Energiemix für die Stromerzeugung in Rumänien recht ausgewogen aussieht: 32 % werden aus Wasserkraft gewonnen, gefolgt von Kernkraft (20 %), Gas (17 %), Kohle (15 %), Windkraft (13 %), Solarenergie (2 %) und Biomasse (1 %). Diese von Transelectrica vorgelegten amtlichen Daten zeigen, dass der Anteil der fossilen Brennstoffe an der Stromerzeugung immer noch recht hoch ist: Kohle- und Gaskraftwerke machen insgesamt etwa 32 % aus. Allerdings ist auch ein recht hoher Anteil an Strom aus Windkraft zu verzeichnen. Dies ist auf die bestehenden Windkraftkapazitäten Rumäniens und die rumänischen Ziele für die Stromerzeugung aus Windkraft von 54 % im Jahr 2030 zurückzuführen. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll zu fragen, inwieweit wir die Windenergieerzeugung noch steigern können und wo diese Ressourcen liegen. Eine vom Austrian Institute of Technology (AIT) im Oktober 2023 veröffentlichte Studie zeigt genau auf, wo die Aufstellung von Windturbinen nicht nur die Nutzung eines beträchtlichen Energiepotenzials ermöglichen würde, sondern auch räumliche Beschränkungen (wie Naturschutzgebiete, bebaute Umgebungen, Netzanschlusspunkte usw.) berücksichtigen würde, sagt Ioana Csatlos: “Die Diskussion dreht sich darum, wie wir das machen, wie wir Energie erzeugen, ohne der Umwelt zu schaden. Erstens geht es um einen berechenbaren und transparenten Rechtsrahmen, der Investitionen anziehen kann. Er würde eine wichtige Rolle bei der Entscheidung spielen, in Rumänien in solche Projekte zu investieren. Zweitens darf der Schutz der biologischen Vielfalt nicht vernachlässigt werden. Die Einbeziehung von Experten muss sicherstellen, dass wir diese negativen Auswirkungen auf die Natur minimieren, zum Beispiel hinsichtlich Vogelzugkorridore. Drittens ist die Einbeziehung der einzelnen Gemeinden sehr wichtig, denn hier können wir über die Belastung dieser Projekte sprechen, vielleicht auch über die visuelle Belastung. Je mehr die Gemeinde am Projekt einen direkten Nutzen hat, beiderseits wirtschaftlich und sozial, desto stärker würde sie sich engagieren. Dann würden die Menschen besser verstehen, worum es geht. Und um Entscheidungen zu treffen, die von der Mehrheit mitgetragen werden, müssen natürlich alle Beteiligten einbezogen werden und sie müssem sowohl die Zwänge als auch die Vorteile verstehen. Wenn wir uns an einen Tisch setzen, können wir meiner Meinung nach Lösungen für den langfristigen Einsatz moderner Technologien finden, ohne die Zukunft der Generationen zu beeinträchtigen. Schlie‎ßlich geht es hier um Nachhaltigkeit.”




    Das Windpotenzial hat zwei wichtige technische Aspekte: erstens wie viel Wind weht und zweitens wie viele Betriebsstunden für Energieerzeugung es in einem Jahr gibt – im Fachjargon also die Volllaststunden. Auf der Grundlage dieser und vieler anderer Indikatoren hat das Austrian Institute of Technology fünf rumänische Landeskreise ermittelt, die ein erhebliches Potenzial für die Entwicklung von Projekten dieser Art aufweisen. Selbst im pessimistischsten Szenario ist das Produktionspotenzial hier doppelt so hoch wie der heutige Stromverbrauch von ganz Rumänien. Dies zeigt, dass wir über die Nutzung des Onshore-Windpotenzials in einer Weise sprechen können, die alle wichtigen Aspekte (Vogelzugrouten, Naturschutzgebiete, landwirtschaftliche Regeneration) berücksichtigt und dennoch eine erhebliche Steigerung der Erzeugung ermöglicht. Au‎ßerdem, so Ioana Csatlos, zeigen Preissimulationen, dass die Priorisierung und Nutzung des Windkraftpotenzials den erzeugten Strommix billiger macht. Wohlgemerkt – alle Berechnungen beziehen sich auf Onshore-Windkraft, ohne das Offshore-Potenzial im Schwarzen Meer zu berücksichtigen. Kürzlich hat die Regierung in Bukarest aber einen weiteren wichtigen Schritt zur Förderung erneuerbarer Energien unternommen, indem sie den Gesetzesentwurf zur Offshore-Windenergie angenommen hat, der jetzt ins Parlament geht. Dies stellt auch eine Verpflichtung im Rahmen des Nationalen Plans für Wiederaufbau und Resilienz dar. Das Energieministerium spricht davon, dass laut Daten der WeltbankRumänien über ein Offshore-Windpotenzial von 76 GW installierter Kapazität verfügt. Mit diesem Projekt macht Rumänien Fortschritte bei der Verwirklichung seiner Ziele in Bezug auf die Energiewende und die Dekarbonisierung sowie bei der Konsolidierung seines Status als regionaler Marktführer im Energiesektor. Wir sprechen hier von Investitionen in Milliardenhöhe”, so neulich Energieminister Sebastian Burduja. Er sagte, dass rumänische Fachleute sich bei der Ausarbeitung des Gesetzes mit dem US-Au‎ßenministerium und europäischen Ländern wie den Niederlanden beraten hätten.

  • Karpatenbecken: Erosion nimmt im Hochgebirge seit 100 Jahren zu

    Karpatenbecken: Erosion nimmt im Hochgebirge seit 100 Jahren zu





    Die Bodenerosion wird zu einem dringenden Umweltproblem in den Karpaten, die bereits an biologischer Vielfalt und natürlichen Lebensräumen eingebü‎ßt haben. Dies ist das Fazit der rumänischen Forscherin Aritina Haliuc, Postdoktorandin an der Universität Bordeaux, Frankreich. Sie verweist auf zwei kürzlich veröffentlichte Studien, in denen die Bodenerosion in zwei Karpatenbecken untersucht wurde: Am Roten See in den Ostkarpaten im Landkreis Harghita und am Ighiel-See im Westgebirge im Landkreis Alba. Konkret wurde gemessen, wie viel Sediment über einen Zeitraum von 100 Jahren den Grund dieser Seen erreicht und wie dies mit dem Klima und der Anwesenheit des Menschen zusammenhängt. Beide Studien haben gezeigt, dass sich die Erosion mit zunehmenden menschlichen Aktivitäten beschleunigt. Neben den Auswirkungen auf das Ökosystem, insbesondere am Roten See, hat der erhöhte Sedimenteintrag auch zu einer beschleunigten Ablagerung geführt, ein Prozess, der die Lebensdauer des Sees beeinträchtigt. Vlad Zamfira, Klima-Experte und Autor auf dem Umweltportal Infoclima, wo die beiden Studien veröffentlicht wurden, erläutert, was Erosion genau ist:



    In den letzten 100 Jahren haben wir in den Gebirgsbecken beobachtet, dass sich die Erosion mit der Intensivierung der menschlichen Aktivitäten, insbesondere der Abholzung und Überweidung, beschleunigt. In den Karpaten führt die Umwandlung natürlicher Ökosysteme in Grasland zu weniger Pflanzen und damit zu instabilen, erosionsanfälligen Böden, was zu einer Degradierung der Landschaft führt. Vor dem Hintergrund des derzeitigen Klimawandels, zu dem Temperaturschwankungen, Dürren und Überschwemmungen beitragen, beschleunigt sich die Bodenerosion. Prognosen zeigen, dass dieser Prozess bis 2050 in der Europäischen Union um 13 % bis zu über 22 % zunehmen wird.



    Was aber ist Erosion genau? Die Landformen — Berge, Hügel, Ebenen, Täler –, die wir heute sehen, sind das Ergebnis von Erosionsprozessen, die das Land im Laufe der Zeit abgetragen haben. Erosion ist der geologische Prozess, bei dem der Boden durch natürliche Kräfte wie Wasser, Eis und Wind abgebaut, zerkleinert und abgeführt wird. Es gibt zwei Hauptarten von Erosion: die chemische und die physikalische Erosion. Chemische Erosion liegt vor, wenn sich die chemische Zusammensetzung eines Gesteins verändert, während physikalische Erosion vorliegt, wenn Gesteine zerbrechen, ihre chemische Zusammensetzung aber gleich bleibt. Erdrutsche oder Schlammlawinen werden beispielsweise durch physikalische Erosion verursacht. Die Hochgebirgsregionen der Karpaten sind aufgrund ihres zerklüfteten Geländes und der starken Regenfälle anfällig für Bodenerosion. Abholzung, Überweidung und Vegetationsbrände führen zu Bodendegradation, Verlust der biologischen Vielfalt und der Fruchtbarkeit sowie zu einem erhöhten Risiko von Erdrutschen und Überschwemmungen in tiefer gelegenen Gebieten.“




    Durch Erosion werden die Gesteine kleiner, glatter und leichter abtragbar durch weitere Einwirkungen wie Wasserströme. Sowohl Wasser als auch Eis tragen zur physischen Erosion bei, da ihre Bewegung Felsen zum Auseinanderbrechen oder Zusammensto‎ßen bringt. Auch der Wind ist ein starker Erosionsfaktor, der Staub, Sand, Asche und andere Trümmer über weite Strecken befördert, erklärt die Forscherin Aritina Haliuc. Die Erosion hängt von Klima, Gelände, Vegetation, tektonischen Aktivitäten und menschlichem Handeln ab. Das Klima trägt durch Niederschläge, Wind und Frost-Tau-Wechsel zur Erosion der Landschaft bei. Die Vegetation kann die Auswirkungen der Erosion verlangsamen. Die Wurzeln von Bäumen, Sträuchern und anderen Pflanzen stabilisieren den Boden, verhindern den Sedimenttransport und können die Auswirkungen von Erdrutschen begrenzen. Im Karpatenhochland, wo die Vegetationsdecke dünn und lückenhaft ist, führt selbst eine geringe Erosion zu einem irreversiblen Bodenverlust, was zu einer Verschlechterung der Landschaft und einem Verlust der natürlichen Ökosystemleistungen führt.



    Andererseits sind die rumänischen Karpaten auch für Vegetationsbrände anfällig. Diese können verheerende Auswirkungen auf Ökosysteme im Hochland haben und zum Verlust natürlicher Lebensräume sowie zur Zerstörung der biologischen Vielfalt führen und sogar die Sicherheit der Gemeinden in der Nähe der betroffenen Gebiete gefährden. Darüber hinaus erhöhen Brände, vor allem in Hochgebirgsregionen, das Risiko von Naturkatastrophen wie Erdrutschen, Überschwemmungen und Murenabgängen. In den Karpaten, so zeigen uns die Klimamodelle, sollten die Zunahme der Niederschläge in kurzer Zeit sowie der Anstieg der Temperaturen und die Verlängerung der warmen Jahreszeiten als Folge des Klimawandels Anlass zur Sorge sein, schlie‎ßt die rumänische Forscherin von der Universität Bordeaux.



    Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene gibt es eine Reihe von Initiativen und Strategien, die darauf abzielen, die Bodenerosion zu begrenzen und — so gut es geht — zu verhindern. Da gibt es zum Beispiel das Bodenschutzgesetz, das eine Reihe von Ma‎ßnahmen zur ordnungsgemä‎ßen Bodennutzung, zur Verringerung der Erosion und zur Verhinderung von Degradation vorschreibt. Oder das Nationale Programm zur Entwicklung des ländlichen Raums — ein nicht rückzahlbares EU-Förderprogramm, das die Umsetzung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken unterstützt.



    Auf europäischer Ebene gibt es die EU-Bodenstrategie, die darauf abzielt, eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung zu gewährleisten und zu fördern. Auf regionaler Ebene schlie‎ßlich zielt die Karpatenkonvention, ein 2003 von Polen, der Slowakei, der Ukraine, Ungarn, Rumänien und der Tschechischen Republik angenommener internationaler Vertrag, auf die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung und des Umweltschutzes in den Karpaten ab. Darüber hinaus gibt es lokale Stiftungen und Organisationen, die sich für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen einsetzen, indem sie die Abholzung einschränken, Naturparks einrichten, betroffene Gebiete überwachen und bewerten und die lokale Bevölkerung aufklären.

  • Strandverbreiterung: Können Sandaufschüttungen und Eindeichung die Erosion eindämmen?

    Strandverbreiterung: Können Sandaufschüttungen und Eindeichung die Erosion eindämmen?





    Im Rahmen eines 800-Millionen-Euro-Projekts wurden Tausende von Tonnen Sand aus dem Meer herangeschafft und auf die betroffenen Abschnitte ausgeschüttet, um die Breite der Strände auf bis zu 100 Metern zu erweitern. Die Sanierung betraf auch zwei Deiche, die besondere Umweltverbesserungen mit sich brachten und einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der biologischen Vielfalt im Meer und zur Verringerung des Risikos der Beschädigung oder des Verlusts von Lebensräumen leisteten.



    Zusätzlich zu den Arbeiten zur Anreicherung der Sandstrände wurden auch hydrotechnische Strukturen gebaut, um zusätzlichen Schutz zu bieten und den Schlick zurückzuhalten, sowie Arbeiten zur Verstärkung der Klippen durchgeführt. Auch die Arbeiten zur Belebung und Wiederherstellung des Meeresökosystems spielen eine wichtige Rolle. Laut einer Pressemitteilung des rumänischen Amtes für Wasserwirtschaft planen Fachleute, auf einer Fläche von fast 800 000 Quadratmetern Seegras anzupflanzen, um die Artenvielfalt im Schwarzmeerbecken zu schützen und die Qualität des Schwarzmeerwassers zu verbessern.



    Die Idee stammt von einer Gruppe britischer Wissenschaftler und wird weltweit angewandt und gefördert. Seegras ist die einzige blühende Pflanze der Welt, die unter Wasser bestäubt werden kann. Es bietet nicht nur einen Lebensraum für viele Meerestiere, sondern bindet auch 35mal schneller Kohlenstoff als ein Regenwald, sagen Experten. Warum diese Arbeiten notwendig sind, erläutert im Folgenden der Forscher Florin Zăinescu:



    Mehr als ein Drittel der erodierenden Strände am Schwarzen Meer liegen in Rumänien, und die Pläne zur Sandausschüttung an der rumänischen Küste beziehen sich eher auf den klimatischen Faktor, der diese Erosion begünstigen würde. Betrachtet man jedoch die Daten und die Dynamik der Sedimente, so stellt man fest, dass die Erosion durch anthropogene (menschliche) Eingriffe eher noch verstärkt wird. Was hat zu dieser Situation geführt? Zunächst einmal hat der Bau gro‎ßer Häfen wie Midia-Năvodari, nördlich von Mamaia, oder der Ausbau des Hafens von Constanța die Sedimentdynamik beeinflusst. An der rumänischen Küste bewegen sich die Sedimente aufgrund der Wellen aus dem Nordosten von Norden nach Süden, und ein gro‎ßer, ins Meer ragender Deich blockiert diese Ablagerungen, so dass die Strände nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden und nicht mehr natürlich wachsen können. Denn die Sedimente sind wie Nahrung für diese Strände. Ein weiterer menschlicher Eingriff, der zu diesem Phänomen führt, ist die Landgewinnung und Raumgestaltung, z.B. wenn Klippen mit Erdwallungen umgeben oder einbetoniert werden. Die Klippen sind eine natürliche Sedimentquelle für den Strand, und wenn wir sie einbetonieren oder eindeichen, um sie zu stabilisieren, werden die Strände automatisch nicht mehr mit diesem natürlich vorkommenden Sediment gespeist.“




    Sobald das Projekt zur Sandaufschüttung abgeschlossen ist, werden die Bewohner der rumänischen Küste besser geschützt sein, und die Touristen werden einen breiteren und modernen Strand genie‎ßen können. Darüber hinaus werde das Projekt auch positive Auswirkungen im sozialökonomischen Bereich haben, denn auch die Wirtschaftsakteure und Tourismusunternehmen in der Küstenregion werden davon profitieren, so die Verantwortlichen des rumänischen Amtes für Wasserwirtschaft. Der Forscher Florin Zăinescu sagt jedoch, dass Sandaufschüttungen nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile mit sich bringen können. Im Folgenden wägt er sie ab:



    Dadurch, dass wir breitere Strände mit mehr Ablagerungen bekommen, entsteht eine Art Pufferzone, die Gebäude und menschliche Aktivitäten vor dem Meer schützen kann. Ein weiterer Vorteil ist der Raum, der für die Menschen zu Erholungszwecken geschaffen wird. Mehr Strand bedeutet auch mehr Urlauber, denn schmale Strände sind nicht gerade ein Renner unter Touristen. Als Nachteil kann man die geringere Attraktivität der Strände nennen, denn am Strand von Eforie zum Beispiel hat man sowohl mit Deichen als auch mit Sand eingedämmt. Wenn man auf die Klippe von Eforie Nord steigt und gen Süden blickt, sieht man jetzt eine Menge Deiche, statt einen freien Blick aufs Meer zu genie‎ßen. Mir gefällt das nicht, aber vielleicht finden einige Touristen Gefallen an einem Spaziergang auf den Deichen. Au‎ßerdem wurden einige dieser Sandbänke mit einem Sand von minderwertiger Qualität aufgeschüttet, einem gröberem Sand, der manchmal auch voller Muscheln ist. Es scheint, dass solche Eingriffe auch eine Veränderung der Morphologie des Strandes bewirken. Vorher war der Abhang viel sanfter, das hei‎ßt, wir gingen ins Wasser und die Wassertiefe nahm allmählich zu. Jetzt ist er viel steiler und viel tiefer, was selbst für erfahrene Schwimmer gefährlich werden kann, denn steile Ufer begünstigen auch ein wenig die Entstehung stärkerer Strömungen. Und nicht zuletzt haben diese Eingriffe auch erhebliche ökologische Auswirkungen, d. h. es handelt sich um eine stark gestörte Umwelt: sowohl dort, wo das Sediment entnommen wird, als auch dort, wo es sich absetzt.“




    Neben der Anpflanzung von Seegras umfasst der Teil des Projekts, der sich mit der biologischen Vielfalt befasst, eine weitere Komponente, nämlich die Erhaltung und Entwicklung von Lebensräumen für zwei Muschelarten (Donacilla cornea und Donax trunculus). Zunächst wurde ein Pilotversuch durchgeführt, um zu sehen, ob die Muscheln einer Umsiedlung standhalten können, und die Erfolgsquote lag bei 100 %. Schlie‎ßlich hofft man, das Gebiet, in dem diese Muscheln wachsen, ausweiten zu können. Wir haben Strände, die künstlich unterstützt werden müssen, wie ein kranker Mensch, der ständig an den Maschinen angeschlossen ist, die seine lebenswichtigen Funktionen sicherstellen, weil die natürlichen Sedimentquellen durch menschliche Aktivitäten abgeschnitten wurden. Wir behandeln weiterhin die Auswirkungen und nicht die Ursachen der Krankheit. Das bringt enorme zusätzliche Kosten und Auswirkungen mit sich, die für Touristen unerwünscht sein könnten, sowie eine Anfälligkeit für den Klimawandel“, schlie‎ßt der Forscher Florin Zăinescu.

  • Agroforstsysteme gegen Klimawandel

    Agroforstsysteme gegen Klimawandel

    Im Süden Rumäniens, in der Nähe von Dăbuleni – der Heimat der Wassermelonen – gibt es mehr als hunderttausend Hektar ausgetrocknetes Land. Rumäniens “Sahara” wird das Gebiet genannt. Es bedeckt bereits einen Gro‎ßteil des östlichen Kreises Dolj, und Förster und Nichtregierungsorganisationen bemühen sich nach Kräften, das Vordringen des Sandes aufzuhalten, vor allem mit Hilfe von Akazienpflanzungen. In der Gemeinde Cârcea, in der Nähe des internationalen Flughafens von Craiova, leiden die landwirtschaftlichen Kulturen im Sommer. Und die Sommer in Oltenia sind lang. Aber die Stiftung Forest of Tomorrow hat eine neue Idee und führt ein Experiment durch. “Wir haben hier einen rötlich-braunen Boden, eine halb-lehmige Struktur”, erklärt Marian Mechenici von einem Unternehmen, das bei der Einrichtung dieser Versuchspflanzung hilft. “In der Trockenzeit reagiert er nicht sehr gut. Er ist sehr rissig.” Seine Teams betreuen 1,3 Hektar Land vor, das mit Getreide und Gemüse eingesät wurde, sowie die umliegenden Felder. Das Besondere an diesem Grundstück ist jedoch, dass es gleichzeitig mit Bäumen und Obstbäumen bepflanzt wurde. Immer auf der Suche nach neuen Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel, finanziert die Stiftung hier eine Studie über die Leistungsfähigkeit von sogenannten Agroforstsystemen. “Wir wollen so aktiv wie möglich gegen den Klimawandel kämpfen und die bewaldeten Flächen in Rumänien vergrö‎ßern”, erklärt Mihail Caradaică, der Direktor der Stiftung. “Vor allem im Tiefland, wo etwa 6 % der rumänischen Wälder liegen, bringen Agroforstsysteme zahlreiche Vorteile mit sich: eine Verringerung des Kohlendioxidgehalts in der Atmosphäre, die Steigerung des wirtschaftlichen Potenzials der Kulturen durch die von den Bäumen bereitgestellte Feuchtigkeit und die Düngung des Bodens sowie Schutz für Haustiere, wenn Agroforstsysteme in landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt werden”, fügt er hinzu.


    Aber was ist ein Agroforstsystem? n der Literatur finden sich zahlreiche Definitionen, die jedoch alle die Integration von Bäumen und anderen Gehölzen (in verschiedenen Kombinationen) in landwirtschaftliche Kulturen oder Weiden betonen, um zusätzliche Vorteile aus derselben Fläche zu ziehen.



    Forstwirtschaftliche Hecken zum Schutz von Getreidekulturen oder Einzelbäume bzw. Baumgruppen auf Viehweiden sind Beispiele, die für Rumänien praktisch sind, aber das Konzept ist noch viel vielfältiger anwendbar. Es ist vielleicht das älteste Modell der nachhaltigen Landbewirtschaftung, das bis in die Jungsteinzeit zurückreicht, als die Menschen begannen, im Schutz der Wälder Pflanzen anzubauen. Im 20. Jahrhundert wurden die agroforstwirtschaftlichen Systeme im Westen jedoch fast vollständig durch die intensive Landwirtschaft verdrängt: Pflanzen, die auf ununterbrochenen Flächen angepflanzt, mechanisch gepflegt und chemisch unterstützt werden, um Schädlinge zu bekämpfen oder die Produktivität zu steigern.


    In den letzten 40 Jahren hat sich das Bild jedoch gewandelt, und die Rolle integrierter forstwirtschaftlicher Strukturen in der Ackerbau- und Viehzucht wird zunehmend verstanden und in die Praxis umgesetzt. Nach Angaben der European Association for Agroforestry Systems (EURAF) werden in Europa über 8 Millionen Hektar mit solchen Systemen bewirtschaftet. Bäume liefern Bau- und Energieholz, essbare Früchte, Schatten und Nahrung für Tiere. Gleichzeitig stabilisieren sie den Boden und sorgen für ein Gleichgewicht seiner chemischen Zusammensetzung, schützen die Pflanzen vor Witterungseinflüssen oder Schädlingen, reinigen die Luft und erhalten die Wasserqualität in einem Gebiet. Wälder unterstützen die landwirtschaftlichen Kulturen, machen sie produktiver und erhöhen ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel. Wir hoffen, dass unsere Forschung der erste Schritt zu einer gro‎ß angelegten Entwicklung der rumänischen Agroforstwirtschaft ist”, so die Experten der Stiftung Forest of Tomorrow. Der Projektmanager Mihai Enescu, Forschungsleiter an der Universität für Agrarwissenschaften und Veterinärmedizin in Bukarest, spricht in einer Präsentation über die Idee: “Wir haben ein Grundstück, das wir in 20 quadratische Parzellen von 24 Metern Breite unterteilt haben, auf denen wir sowohl gängige Waldarten anbauen werden wie Eiche, Esche, Palindrom, Ahorn , als auch solche, die derzeit in Rumänien weniger verbreitet sind. Vor allem Arten, die trockenen Bedingungen widerstehen, wie die einheimischen Arten – die Flaumeiche – oder solch aus anderen Länder, wie die Gladiole oder die türkische Ulme (Ulmus pumila – lat.). Wir werden auch Obst-Sträucher pflanzen. Hier, hinter mir, sehen wir bereits Himbeeren, in einem intensiven System. Wir werden auch Maulbeerbäume pflanzen, aber auch Parzellen mit landwirtschaftlichen Arten. Es wird Parzellen mit Mais und Sonnenblumen verschiedener Dichten und mit moderner Anbautechnologien geben. Wir werden auch andere Ansätze testen, die vor allem in mittel- und westeuropäischen Ländern, also in grö‎ßerer Entfernung, bereits gute Ergebnisse erzielt haben. Wir werden auch bewässerte Reihen, unbewässerte Reihen, gedüngte Reihen und ungedüngte Reihen vorschlagen, um über zwanzig Forschungsfragen zu beantworten. Ich rechne mit schnellen Ergebnissen, vielleicht nicht im ersten Jahr, aber in den Jahren zwei, drei und vier, denn es ist ein Vierjahresprojekt. Ich rechne zumindest mit interessanten Ergebnissen, die wir unbedingt bekannt machen wollen”.



    Das Endziel des Projekts ist die Erstellung eines Leitfadens für bewährte Verfahren für rumänische Land- und Forstwirte. Ein “Handbuch” für den Einsatz von Agroforstsystemen in Rumänien, das den lokalen Besonderheiten Rechnung trägt: welche Arten können wo, wie und wann kombiniert werden – und mit welchen Auswirkungen.

  • „Bear Smart Community“: WWF-Projekt für Koexistenz von Menschen und Bären

    „Bear Smart Community“: WWF-Projekt für Koexistenz von Menschen und Bären





    In Rumänien sind Nachrichten über Bären, die in bewohnte Gebiete eindringen, in den letzten Jahren fast alltäglich geworden. Sie verursachen Schäden und greifen manchmal sogar Menschen an. Es gab auch schon einige Begegnungen, etwa mit ahnungslosen Touristen, die tödlich für den Menschen endeten. Die Behörden versuchen, das Problem zu lösen, indem sie die aufdringlichen Tiere entweder umsiedeln oder — als letztes Mittel — zur Jagd freigeben.



    Das Problem wurde kürzlich auch vom Minister für Umwelt, Wasser- und Waldwirtschaft, Barna Tánczos, öffentlich angesprochen, der selber aus einem Landkreis stammt, wo besonders viele Bären in freier Wildbahn anzutreffen sind. Die Anwesenheit von Menschen im Lebensraum von Bären und die stetig wachsende Anzahl von Bären verursachen immer mehr Probleme bei Sennereien, in landwirtschaftlichen Betrieben oder auf Bauernhöfen mit Viehzucht. Das sind auch die Hauptgründe dafür, dass die Zahl der Vorfälle seit 2021 im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen hat“, sagte der Minister. Er wies darauf hin, dass die Kommunalbehörden in Ortschaften wie Sinaia und Bad Tuschnad sowie in anderen Urlaubsorten aufgrund der getroffenen gesetzlichen Ma‎ßnahmen in der Lage waren, die Bären oder Bärenfamilien, die sich in den Touristenorten aufhielten, ohne Genehmigungen aus Bukarest und ohne komplizierte Verfahren umzusiedeln. Der Minister hob allerdings noch hervor, dass das Problem nicht allein durch Intervention, sondern auch durch Prävention gelöst werden könne.



    Genau in diesem Sinne führt die Umweltorganisation WWF Rumänien in Bad Tuschnad, Landkreis Harghita, Zentral-Rumänien, ein einzigartiges Projekt durch, um die Koexistenz von Mensch und Bär zu gewährleisten. Cristian-Remus Papp, Experte für Wildtierarten bei der Natur- und Tierschutzorganisation, sagt im Folgenden, worum es dabei geht:



    Dieses Konzept basiert letztendlich auf der Zusammenarbeit mit allen Beteiligten: Wir haben die Unterstützung der örtlichen Behörden, die Unterstützung der Organisationen in der Region, einschlie‎ßlich der Wildhüter, aber auch des Tourismussektors, denn sie alle tragen in gewissem Ma‎ße zum lokalen Bärenmanagement bei. Und so haben wir eine Partnerschaft gebildet, in der wir versuchen, eine sogenannte »Bear Smart Community« zu entwickeln. Dieses Modell wurde in den USA entwickelt, und zwar in Gebieten mit ähnlichen Problemen, und diese Gemeinden entwickeln gerade einige Beispiele für bewährte Praktiken, um zu zeigen, dass eine Koexistenz von Menschen und Bären möglich ist. Durch die Anwendung bestimmter Methoden versuchen Gemeinschaften, die dem Bären gegenüber nicht negativ eingestellt sind, sondern im Gegenteil Probleme in den Griff bekommen wollen, die Bären auf Distanz zu halten, um der Einheimischen, aber auch den Touristen in unserem Fall, unangenehme Begegnungen zu ersparen und die allgemeine Sicherheit zu gewährleisten.“




    Der Schutz der Bären und die Sicherheit der Menschen ist unser aller Anliegen, und dafür brauchen wir nachhaltige Lösungen, die auf der Einbeziehung und Beteiligung aller Interessengruppen beruhen. Der Braunbär war in unserer Gegend schon immer präsent — er ist ein Wahrzeichen der Region. Die Lösung, die wir umsetzen wollen, soll die Sicherheit der Einwohner und Touristen gewährleisten und gleichzeitig den Braunbären schützen“, sagt dazu auch Zsolt Butyka, der Bürgermeister des Kurortes Bad Tuschnad in den Ostkarpaten.



    Das hier entwickelte Projekt von WWF Rumänien will eine Komplettlösung anbieten. Mit welchen konkreten Mitteln beschreibt erneut Cristian-Remus Papp, WWF-Experte für Wildtiere:



    Wir bieten sogar zusätzliche Schutzvorrichtungen an, damit exponierte Grundstücke gesichert sind. Und dabei handelt es sich z.B. um Elektrozäune, die praktisch harmlos sind. Natürlich verursachen sie gewisse Elektroschocks im Kontakt mit den Bären, aber sie schaden dem Tier auf Dauer nicht, d.h. die Bären werden dadurch nicht verletzt getötet. Andererseits denken wir auch über ein System nach, das Bären warnt, wenn sich Autos nähern, denn es gab Vorfälle, bei denen Bären an beiden Einfahrten zu Bad Tuschnad von Autos angefahren wurden. Wir denken an einen ökologischen Korridor , der nichts anderes tut, als den Bären einen sicheren Übergang von einer Seite des Olt-Flusses zur anderen zu erleichtern. Und natürlich können einige Lösungen sofort umgesetzt werden, andere erst im Laufe der Zeit, je nach dem verfügbaren Budget. Was wir bisher tun konnten, ist die Anschaffung einiger Geräte für das bereits vor Ort tätige Interventionsteam. Wir wollen auch eine Studie erstellen, in der die Interaktion zwischen Bären und Menschen dokumentiert wird, um zu sehen, unter welchen Bedingungen sich Bären in der Gegend aufhalten, was sie anlockt — ob es sich nun um eine schlechte Abfallentsorgung handelt oder um die Zufütterung, die in den Wäldern rund um den Ort praktiziert wird. Au‎ßerdem werden wir GPS-Halsbänder verwenden, d.h., wir werden die Tiere über Satellit überwachen können. Wir wollen auch zwei Videohalsbänder anschaffen, um Interaktionen zwischen Bären, aber auch zwischen Bären und anderen Arten sowie zwischen Bären und Menschen zu dokumentieren.“




    Rumänien beherbergt die grö‎ßte Bärenpopulation in Europa — laut einer Fachstudie leben etwa 8 000 Exemplare in den rumänischen Karpaten.

  • Schakale: Wölfe sollen ihre Überpopulation verhindern

    Schakale: Wölfe sollen ihre Überpopulation verhindern





    In verschiedenen ländlichen Gebieten des Landes beschweren sich die Einwohner, dass die Schakale Tiere auf ihren Höfen angreifen und fressen. Experten sagen, dass aufgrund der Schakale die Zahl der Kaninchen, Feldnager, Rehe und sogar Hirsche drastisch abnimmt. In Arad im Westen des Landes zum Beispiel sind die Anwohner von Waldgebieten in der Nähe des Flusses Mureș (dt. Marosch) verängstigt, nachdem Tiere aus ihren Höfen verschwunden sind. Einem Fernsehbericht zufolge traut sich niemand mehr, nach Einbruch der Dunkelheit nach drau‎ßen zu gehen, am meisten gefährdet sind kleine Kinder.



    Im südrumänischen Landkreis Dolj wurden vor kurzem zwei Schafzuchtbetriebe von Schakalrudeln angegriffen, die über hundert Schafe rissen. Nach Angaben der örtlichen Behörden sind die Schakale in die Dörfer gekommen, weil sie die Wildtiere auf den Feldern bereits vertilgt haben und nun von weggeworfenen Lebensmittelabfällen angelockt werden. Die Präfektur des Landkreises Dolj hat beim Umweltministerium eine Genehmigung beantragt, die Jagdquote zu erhöhen und Schakale nachts jagen zu dürfen.



    Im Südosten Rumäniens hat die Verwaltung des Biosphärenreservats Donaudelta einen Finanzierungsvertrag für die kontrollierte Entnahme von 400 Schakalen aus dem Gebiet unterzeichnet. Der Auftrag wurde an den Kreisverband der Jäger und Sportfischer vergeben, nachdem sich die Bewohner des Deltas darüber beschwert hatten, dass Schakale ihre Nutztiere töten und ihre Gemüsegärten zerstören. Die kontrollierte Entnahme der Schakale ist nun ist in vollem Gange.



    Probleme mit den Schakalen gibt es auch in den Măcin-Bergen in der Nähe des Donaudeltas. Die Verwaltung des Nationalparks Măcin-Gebirge verfolgt jedoch einen anderen, ökologischeren Ansatz — dort will man ein Wolfsrudel in das Reservat bringen, um die Zahl Schakale zu begrenzen. Die Entscheidung stützt sich auf Studien von Fachleuten, die die unkontrollierte Vermehrung der Schakale für die Ausrottung der Wolfspopulation im Laufe der Zeit verantwortlich machen. Darüber hinaus spielt auch das reichhaltige Nahrungsangebot in der Region eine Rolle, sagt Parkdirektor Viorel Roșca:



    Schakale haben hier offenes Gelände gefunden, mit reichlich Nahrung und hervorragenden Unterschlupf-, Futter- und Paarungsplätzen, und dadurch haben sie sich in den letzten Jahren exponentiell vermehrt. Und das wird durch dieses vorteilhafte Umfeld begünstigt. Und der Schaden ist sichtbar, er zeigt sich in der Verarmung und Abnahme der natürlichen Fauna, und ich könnte Beispiele vor allem aus der Kleinsäugerpopulation der Dobrudscha nennen, wobei insbesondere die Steppenregion betroffen ist. Ich möchte hier den Ziesel (auch als Erdhörnchen bekannt) und den Dobrudscha-Goldhamster erwähnen, und unter den betroffenen bodenbrütenden Vögeln befindet sich eine seltene, gefährdete und auf europäischer Ebene bedrohte Art — der Triel. In den letzten Jahren hat man erst dann reagiert, wenn der Mensch von Verlusten betroffen war, die er an Nutz- und Haustieren in lokalen Gemeinschaften erlitten hat. Es ist eine traurige Tatsache, es wird endlos darüber diskutiert, verschiedene Leute geben ihre Meinung ab, oft solche, die nicht vor Ort leben und die wirkliche Situation in dem Gebiet nicht kennen, und man muss keinen Doktortitel in Biologie haben, um zu erkennen, dass es eine alarmierende Situation ist und Lösungen gefunden werden müssen.“




    Doch wie können Wölfe helfen, die Schakalpopulation zu regulieren? Das wei‎ß wiederum Viorel Roșca, Leiter des Nationalparks Măcin-Gebirge:



    Wölfe greifen Schakale zwar nicht direkt und physisch an, doch die blo‎ße Anwesenheit eines Wolfsrudels, und wir denken hier an fünf oder sechs Individuen, hemmt sie besonders während der Paarungszeit. Der Wolf und der Schakal haben die gleiche Paarungszeit von Februar bis März, die gleiche Tragezeit, und die blo‎ße Anwesenheit des Wolfes hemmt das Schakalweibchen aus hormoneller Sicht während der Paarungszeit. Das hei‎ßt, das Schakalweibchen wird nicht mehr acht Jungen werfen, wie es in unberührten und geschützten Gebieten mit reichlich Nahrung vorkommt, sondern nur noch zwei oder keines. Irgendwie ändert sich also die Zusammensetzung der Nahrungskette, und ein Gleichgewicht wird erreicht. Niemand will, dass eine Art verschwindet, jede Art hat ihre Rolle in diesem Kreislauf und in dieser natürlichen Regulierung zwischen den Arten. Die Anzahl der Individuen, in der diese Arten vorhanden sind, ist aber auch von Bedeutung. Und durch die Ansiedlung der Wölfe hoffen wir, dass es zu einer Gewichtung kommt und dass die Schakalpopulation eingedämmt wird.“




    Nach Ansicht der Nationalparkverwaltung ist der Wolf die einzige Lösung, um die Schakalrudel zu kontrollieren, die den Gemeinden im Gebiet des Măcin-Gebirges Schaden zugefügt haben. Direktor Viorel Roșca sagt, dass in vielen Gegenden Europas nachgewiesen wurde, dass dort, wo sechs einzelne Schakale erlegt wurden, 12 weitere auftauchten, weil es dort gute Nahrungsbedingungen und keine Konkurrenz durch anderen Arten oder natürliche Feinde gab. Die Jagd löst das Problem also nicht.



    Der Goldschakal sieht wie eine Mischung aus Wolf und Fuchs aus, er ist klein bis mittelgro‎ß, mit einer Körperlänge von bis zu einem Meter und einem Gewicht von 10 Kilo. Laut der Website Ungezähmtes Rumänien“ ernährt er sich von Kaninchen, Nagetieren, jungen Rehen, Vögeln und deren Eiern, Fröschen, Fischen, Eidechsen, Schlangen und Insekten. In Bulgarien und Rumänien greifen sie häufig Schafherden an.