Tag: Abholzung

  • Kontroversen um neues Forstgesetz

    Kontroversen um neues Forstgesetz

    Infolge von illegalen Abholzungen und willkürlichen Rückerstattungen — oftmals nicht an die rechtmä‎ßigen Eigentümer — hat Rumänien Hunderttausende Hektar Wald verloren. Hunderte Millionen Kubikmeter Schnittholz werden im Ausland von österreichischen und deutschen Unternehmen verarbeitet. Jeden Tag verlässt ein mit Rundholz geladenes Schiff den rumänischen Schwarzmeerhafen Constanţa in Richtung China. Das Abholzen ist ein wichtiges Umweltproblem in Rumänien, das von der Bevölkerung beklagt wird. In den letzten Jahren gab es immer mehr Überschwemmungen und fortschreitende Desertifikation, viele lokale Kleinunternehmen sind verschwunden und die Biodiversität hatte schwer zu leiden.



    Das neue Waldgesetz, das vom Bukarester Parlament angenommen wurde, enthält einige Verbesserungen, aber auch einige umstrittene Normen. Diese beziehen sich auf die Regelungen betreffend die Verwertung und Regenerierung der Wälder und die Beschränkung der Holzmengen, die von den Unternehmen verarbeitet werden dürfen. Staatspräsident Klaus Iohannis hatte dem Parlament einen Antrag zur erneuten Untersuchung dieser Punkte vorgelegt. Die Abgeordnetenkammer hat aber den Antrag des Präsidenten auf eine Überarbeitung des Entwurfs zum neuen Forstgesetz abgelehnt. Damit wurde das Forstgesetz in seiner ursprünglichen Fassung verabschiedet. Nach Ansicht des Staatschefs könnten die neuen Regelungen in dieser Form die Tätigkeit der Unternehmen einschränken und diskriminierendes Verhalten zulassen.



    Damit Rumänien ein grünes Land bleiben kann, muss man noch viele Probleme lösen und viel Arbeit leisten, meinen die Nichtregierungsorganisationen. Die Reaktion der Bevölkerung lie‎ß nicht lange auf sich warten: Viele empörte Rumänen gingen auf die Stra‎ße und protestierten gegen die Zerstörung der Umwelt. Sie demonstrierten gegen die illegalen Waldabholzungen, für die Beibehaltung, Verbesserung und Umsetzung des Programms Forstradar“, für eine intensivere Korruptionsbekämpfung in der Forstwirtschaft, für die Erarbeitung einer Nationalen Strategie im Forstbereich und für die Finanzierung des nationalen Aufforstungsprogramms. Nach der Ablehnung des Antrags über die Neubesprechung des Waldgesetzes sagte der Programmdirektor der Umweltorganisation Green Revolution, Gabriel Belciug:



    Politisch betrachtet war diese Entscheidung der Abgeordnetenkammer zu erwarten. Wenn wir aber daran denken, was das neue Waldgesetz für die rumänischen Wälder bringt, ist das ein guter Anfang, der schon vor vielen Jahren hätte stattfinden sollen. Hätte man in Rumänien schon vor 20 Jahren ein solches Waldgesetz verabschiedet, hätten wir vielleicht heute nicht so viele Abholzungen. Die Quote, von der man redet, die Eingrenzung auf 30% könnte eine Barriere für gewisse Unternehmen darstellen, die durch ihr Verhalten in Rumänien ein vollkommen schädliches Phänomen verbreitet haben. Das neue Waldgesetz löst aber keineswegs alle Probleme, mit denen Rumänien zurzeit konfrontiert wird. Illegales Abholzen, Holzdiebstahl, das Zerstören der rumänischen Wälder können nicht so leicht gestoppt werden. Meiner Meinung nach müssen wir bei den Normen und Regelungen im Forstbereich einen Schritt weiter gehen. Wir brauchen unbedingt eine Umorganisierung der staatlichen Forstverwaltung Romsilva — es ist nicht normal, dass Romsilva den Forstbereich verwaltet und gleichzeitig als Unternehmen funktioniert. Das ist eine merkwürdige Situation. Andererseits sollte der Staat die Waldrodungen, die Holztransporte, die Holzexporte aktiver kontrollieren. Wir können noch so viele Gesetze haben, aber wenn der Staat sich nicht aktiv durch seine Einrichtungen einsetzt, bleibt jedes Gesetz ohne Folgen.“




    Ende des 19. Jh. war Rumänien zu 80% bewaldet; zurzeit werden nur noch 27% der Landesfläche von Wald bedeckt.

  • Forstgesetzentwurf ändert sich nicht

    Forstgesetzentwurf ändert sich nicht

    Der Antrag des Präsidenten Klaus Johannis
    zur Überarbeitung des Fortsgesetzes wurde in der unteren Kammer des bukarester
    Parlaments abgewiesen. Die Abgeordneten verabschiedeten das kontroverse Gesetz
    in der ursprünglichen Fassung. Vor zwei Monaten begründete der Staatschef den
    Überarbeitungsantrag dadurch, dass die Eingriffe der Legilslative in den Inhalt
    des besagten Gesetzes, die Tätigkeit der Gesellschaften willkürlich
    einschränken würden. Dies würde einigen Unternehmern Vorteile verschaffen und
    andere benachteiligen. Außerdem könnte es Auswirkungen auf den Wettbewerb haben
    und die Verpflichtungen des rumänischen Staates in seiner Eigenschaft als
    EU-Mitglied verletzen.






    Die Einführung einer Höchstschwelle von 30%
    für den Erwerb und für die Verarbeitung des Rohholzes aus dem nationalen
    Forstbestand und das Vorzugsrecht für die Möbelhersteller beim Erwerb von
    Roholz sollen die Grundsätze der Wirtschafts- und Vertragsfreiheit antasten,
    die das wesentliche Fundament der Marktwirtschaft bilden, meint Präsident
    Johannis. Unter der Begründung, dass man ihr nicht erlaubt hat,
    Änderungsvorschläge einzureichen, schlug die liberale Opposition im Laufe der
    Debatten im Plenum der Abgeordnetenkammer vor, das Forstgesetz zurück zum
    Fachausschuss zu schicken.






    Erfolglos aber, denn die regierenden
    Sozial-Demokraten und der Ungarnverband unterstützen die ursprüngliche Fassung
    des Entwurfs. Welche Begründungen hatten die Parteien, die immerhin behaupten,
    dass sie sich der Abholzung widersetzen? Der Leiter der Abgeordneten der
    National-Liberalen Partei, Ludovic Orban, verwies darauf, dass die Vorschriften
    des besagten Artikels 20 die Sicherheit der Bürger gefährden würden:






    Wir wollen Artikel 20 neu besprechen,
    der es praktisch ermöglicht, die rumänischen Wälder zu zerhacken, ohne eine
    Neubewaldung. Das gilt für jeden Waldbesitzer, nicht nur für diejenigen, die
    heute unter 10 Ha besitzen, sondern für jeden Waldbesitzer, der seinen Wald
    abholzen möchte. Der gibt fünf Ha seinem Bruder, fünf Ha seiner Frau, zehn Ha
    wer weiß wem, seinem Neffen und kann somit ohne Neubewaldung abholzen.






    Die ehemalige Ministerin für Wasser- und
    Forstwirtschaft, die sozial-demokratische Abgeordnete Doina Pană sagt, dass das
    Forstgesetz einen korrekten rechtlichen Rahmen bietet, der den einschlägigen
    europäischen Regelungen entspricht und im Einklang mit der Verfassung ist:






    Es ist nichts anderes als ein
    verzweifelter Kampf gegen die Inkraftsetzung dieses Fortsgesetzes. Eigentlich
    wollen sie die Abholzung vorantreiben! Jeder der etwas anderes sagt, als dass
    dieses Forstgesetz promulgiert werden soll, verfolgt nicht das nationale
    Interesse sondern ein parteiliches oder monetäres Interesse!







    Der Staatschef kann
    die Rechtsnorm dem Parlament nicht mehr erneut zurückschicken. Er kann diese
    aber bei Verfassungsgericht anfechten. Anfang der Woche hatte Klaus Johannis
    aber mitgeteilt, er habe nicht die Absicht diese Möglichkeit in Anspruch zu
    nehmen.

  • Hörerpostsendung 9.11.2014

    Hörerpostsendung 9.11.2014

    Liebe Freunde, zunächst möchten wir uns erneut für die rege Teilnahme am Hörertag bedanken. Ihre Erfahrungen mit dem Thema technische Neuerungen waren sehr divers und interessant. Nachträglich erhielten wir noch Gedanken zur Sendung vom 2. November. So etwa schrieb Michael Lindner (aus Gera, Thüringen):



    Der Hörertag 2014 war wieder ein voller Erfolg, wofür ich Ihnen danken möchte. Die Sendeminuten gingen wie im Flug vorüber, da die Beiträge alle interessant waren. Es ist schon erstaunlich, dass ein einziges Thema aus so verschiedenen Perspektiven diskutiert werden kann. Jeder hatte da so seine eigenen Vorstellungen und Erfahrungen. Ob nun kurze oder längere Beiträge, alle hatten eines gemeinsam: Die RRI-Hörer machten sich ernsthaft Gedanken zum vorgegebenen Thema. Auch Dankbarkeit kam zum Ausdruck, dass den Hörerfreunden eine so inspirierende Höreraktion seitens RRI geboten wurde. Das ist nicht selbstverständlich. Also nochmals vielen Dank und machen Sie bitte weiter so, dann wird bei unzähligen Hörerfreunden RRI ganz oben in der Liste der Lieblingsstationen rangieren.



    Einen schönen Herbst noch aus dem sonnigen Gera



    Ihr Hörerfreund



    Michael Lindner




    Und auch Siegbert Gerhard (aus Frankfurt am Main) fand das diesjährige Thema des Hörertags spannend. Er schrieb:



    Liebe Freunde von Radio Rumänien International,



    der RRI-Hörertag am 02.11.2014 zum Thema “wichtigste technische Neuheiten” war ein toller Event mit zahlreichen informativen und interessanten Hörerbeiträgen. Vielen Dank an RRI für die Idee und die jährlich wiederkehrende Ausrichtung des Hörertages anlässlich des Jubiläums des rumänischen Rundfunks.



    Die Morgensendung ist in Frankfurt am Main wegen eines häufigen Fadings nur in mittlerer Qualität, alle anderen deutschsprachigen RRI-Sendungen sind derzeit gut zu empfangen.




    Liebe Hörerfreunde, vielen Dank für Ihr Feedback. Wir werden uns bemühen, auch nächstes Jahr ein interessantes Thema zu finden, das Ihre Gedanken beflügelt.




    Auf eine Frage von Dieters Feltes (aus Pyrbaum, Bayern) reagierend sei noch gesagt, dass am Montag, den 3. November, und am Mittwoch, den 5. November, nur gekürzte Zusammenschnitte von Fragmenten der Hörertagsendung vom 2. November zu hören waren. In diesen gekürzten Fassungen konnten natürlich nicht alle Hörerbeiträge berücksichtigt werden. Die gesamte, knapp 50-minütige Sendung zum Hörertag können Sie aber auf unserer Homepage nachhören, und zwar im Abschnitt Hörerecke, Unterabschnitt Höreraktionen.




    Und jetzt haben wir noch einen Hinweis auf eine Sendung, die ebenfalls mit unserem Sender zu tun hat. Kuno Taufenbach, der sehr aktiv an diversen Online-Archiven zum Thema Radio arbeitet, hat ein Portrait des Senders Radio Vacanţa (alias Ferienfunk) erstellt. Dabei wurden auch Ausschnitte aus unserem Audioarchiv verwendet. Zu hören ist die Sendung im Medienmagazin des Rhein-Main-Radio-Clubs (RMRC), und zwar am heutigen Sonntag, den 9. November, ab 18:00 Uhr UTC (bzw. 19:00 Uhr MEZ). Den Beitrag können Sie live via Internet hören, dafür müssen Sie in ihrem Browser die Adresse laut.fm/jukebox eingeben und dann den Play-Button im oberen Bereich betätigen. Nach Ausstrahlung des Beitrags im RMRC-Medienmagazin werden wir ihn auch auf unserer Homepage in der Online-Fassung dieser Hörerpostsendung zum Nachhören anbieten, Kuno hat uns die Erlaubnis dazu erteilt, allerdings — wie gesagt — erst nach der Erstausstrahlung an der vorhin erwähnten Internetadresse.




    Update 10.11.2014:






    Portrait des Senders Radio Vacanţa


    von Kuno Taufenbach hören:




    Und nun weitere Zuschriften von unseren Hörern. Lutz Winkler (aus Schmitten im Taunus) schrieb unlängst:



    Im Deutschlandfunk habe ich einen Beitrag über die rumänischen Wälder gehört: Es ging im Wesentlichen um die Abholzung der Wälder durch internationale Konzerne und die Korruption. Es wird wohl mehr Holz aus dem Wald herausgeholt, als auf den offiziellen Papieren steht. Und so steht es wohl nicht sehr gut um den rumänischen Wald: Es wird nicht genug aufgeforstet und es wurden Gebiete beschrieben, die einfach nur abgeholzt wurden — eine Bewirtschaftung findet nicht statt. Aber es regt sich was in Rumänien: Einzelne Gruppen formieren sich und protestieren gegen die Abholzungen ganzer Landstriche.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Winkler. Es stimmt, dass um den Waldbestand nicht sehr gut geht. Die Waldflächen in Rumänien haben sich laut Experten sich in den letzten Jahren unter dem europäischen Durchschnitt verringert. Rumänien hat heute eine Waldfläche von nur noch 6,4 Millionen Hektar. Das sind 27% der Fläche des Landes. Der Europäische Durchschnitt beträgt 32%.



    Und gerade weil wir wissen, dass bei unserer Hörerschaft Interesse für das Thema Umwelt vorhanden ist, haben wir nebst dem Ökomagazin Terra 21, das jede zweite Woche gesendet wird, auch noch die wöchentliche Rubrik Es grünt so grün — drei Minuten für die Umwelt“ eingeführt. Und zum Thema illegale Rodung haben wir auch eben in dieser Rubrik berichtet. Konkret ging es um die Einführung eines Informationssystems namens Radar der Wälder“, womit der Weg des Holzes von der Baumfällung an bis hin zur Verarbeitung und zum Export in Echtzeit mitverfolgt werden kann. Nach den Anweisungen der Ministerin für Wasser- und Forstwirtschaft sollen alle Förster ein Smartphone mit sich führen, auf welchem die kostenlose App installiert ist. Bei einer Kontrolle müssen die Förster ihre Bescheinigung mit einem eingetragenen Code vorzeigen, ansonsten wird ihre Holzladung beschlagnahmt. Ein derartiges System gibt es in Rumänien zwar seit dem Jahr 2008, allerdings wurde bis jetzt der Weg des Holzes nicht in Echtzeit verfolgt. Diese Fehlende Funktion hat den Betrug sogar gefördert.




    Martin von Gierke (aus Göttingen) hatte in einem älteren Postbrief eine Frage:



    Ich habe eine Frage für die Hörerpostsendung: Ist die Popgruppe ABBA auch in Rumänien populär?




    Vielen Dank für die Frage. Die Frage kann man eindeutig mit Ja beantworten. In den 1970er und 80er Jahren war sie wie überall auf der Welt auch in Rumänien sehr beliebt. Der Film ABBA — The Movie, der 1977 unter der Regie von Lasse Hallström während der Australien-Tournee der schwedischen Popgruppe ABBA gedreht wurde, kam damals auch in die rumänischen Kinos. Und im Juni 2014 gab es in Bukarest die sogenannte Tribute to Abba Show“, genau 40 Jahre nach dem die Schweden mit ihrem Titel Waterloo“ den Eurovision Song Contest gewannen. Unter dem Motto 40th Year Anniversary Tour“ traten mehrere Musiker mit bekannten Abba-Hits auf. Nebst den zwei Sängerinnen der Gruppe Waterloo“ wirkten Ulf Andersson und Roger Palm vom ursprünglichen Backstage-Team der ABBA sowie mehrere Mitglieder des National Symphony Orchestra of London mit. Der internationale ABBA-Fanclub fand die weltweite Tournee und die Auftritte überzeugend und beschrieb sie mit den Worten Absolutely the best ABBA since ABBA!“



    In den 1990er Jahren machten sich allerdings Fans härterer Musikgenres (wie etwa Hardrock und Heavy Metal) über melodiösen Pop mit folgenden Worten lustig: ABBA, triluri, melodii“ (zu deutsch in etwa: ABBA, Trällereien, Melodeien).




    Hans-Joachim Pellin (aus Lübz, Mecklenburg-Vorpommern) hat einen Beitrag über die rumänische Energiepolitik im Wirtschaftsmagazin gehört und stellte fest:



    Ich war erstaunt, dass die Atomenergie in Rumänien noch eine so gro‎ße Bedeutung hat. Ich finde es richtig, dass bei uns der Anteil der Atomenergie immer weiter zurückgeht. Die Atomenergie kann aus meiner Sicht niemals sicher sein, aber da gehen die Ansichten wohl auseinander.




    Vielen Dank für Ihre Meinung, lieber Herr Pellin. In Rumänien setzt man zurzeit auf einen Energiemix, zum dem nicht nur, aber auch Atomenergie zählt. Dabei geht es nicht um Ansichten, sondern um die Tatsache, dass die Erschlie‎ßung erneuerbarer Energiequellen einen nicht unbeträchtlichen Initialaufwand benötigt. Momentan kann sich Rumänien nicht leisten, auf Atomenergie zu verzichten. Und wenn man sich an die Zeit des Atomausstiegs in Deutschland erinnert, so wurde dieser auch dort zum Teil als übereilt kritisiert, und zwar nicht allein von der betroffenen Branche oder von Lobbyisten. Folglich sind erneuerbare Energien zwar wünschenswert, sie lassen sich aber nicht immer leicht erwirtschaften. Rumänien setzt aber nicht nur auf Atomenergie. Ein gutes Beispiel ist der Windpark in Fântânele-Cogealac (in der Dobrudscha). Mit einer Gesamtleistung von 600 MW ist er der grö‎ßte seiner Art in Rumänien und einer der grö‎ßten Windparks in der Welt.




    Zeit für die Posteingangsliste. Postbriefe für unsere Redaktion sind noch nicht aussortiert worden. E-Mails erhielten wir in den vergangenen zwei Wochen bis einschlie‎ßlich Freitagabend von: Arman Sabciyan (aus Istanbul, Türkei), Dmitrij Kutusow (aus Russland), Paul Gager, Gerald Kallinger und Georg Pleschberger (alle drei aus Österreich) sowie von Anna, Bernd und Willi Seiser, Petra Kugler, Birgit Denker, Klaus Nindel, Günter Jacob, Fritz Andorf, Michael Lindner, Carsten Jäger, Wolfgang Büschel, Herbert Jörger, Stefan Lipsius, Martina Pohl, Siegbert Gerhard, Hendrik Leuker, Dieter Feltes und Helmut Matt (alle zuletzt genannten aus Deutschland).



    Au‎ßerdem erhielten wir einen Empfangsbericht von einer Radioprojektgruppe der Wirtschaftsakademie Dr. P. Rahn & Partner“ in Halle an der Saale mit der Bitte um das Rezept einer Weihnachtsspezialität aus Rumänien. Die Bitte haben wir an Irina Adamescu weitergeleitet, in einer der kommenden Hörerpostsendungen dürfen wir mit einer leckeren Weihnachtsspezialität aus dem Familienrezeptheft rechnen.



    Das Internetformular nutzten Hans Rudolf Strebel (aus der Schweiz), Paul Gager und Frank Miehlich Lutz Schiemann (beide aus Österreich) sowie Udo Scherbaum, Lutz Schiemann, Hendrik Leuker und Claus Bothe (alle aus Deutschland).




    Audiobeitrag hören:




  • Forstbestand: Volontäre gegen Abholzung

    Forstbestand: Volontäre gegen Abholzung

    Die Wälder bedeuten nicht nur frische Luft oder Biodiversität, sondern auch Arbeitsplätze, Lebensmittel oder Rohstoffe für bestimmte Industrien. In Rumänien nehmen sie zurzeit nur noch 27% der gesamten Oberfläche des Landes ein — genauer sind es 6,4 Millionen Hektar. Davon wird etwa die Hälfte staatlich verwaltet, durch den sogenannten Forstverwaltungs-Betrieb Romsilva, während die übrigen Waldflächen in Privatbesitz sind. Und hier beginnen die Probleme.



    Die Nutzungsbeschränkungen in der Forstwirtschaft, insofern sie gesetzlich geregelt sind, werden von den privaten Waldbesitzern weniger in die Praxis umgesetzt. Eigentlich würden sie so gut wie gar nicht umgesetzt, behauptet Alin Uşeriu-Uhlman, Vorsitzender der Nichtregierungsorganisation Tăşuleasa Social“. Er glaubt, dass die illegale Abholzung in den letzten Jahren ein unerwünschtes Rekordausma‎ß erreicht hat.



    Wenn wir auf die vergangenen 25 Jahre zurückblicken, glaube ich, dass es in der gesamten Geschichte Rumäniens keinen ähnlich weitreichenden Missbrauch der Wälder gegeben hat. Unser Verband ist inmitten der Karpaten tätig, aber, weil es kein nachhaltiges Programm zugunsten der 850.000 Haushalte in den Gebirgsorten gibt, zielt der einzige angewandte Plan auf die Ausplünderung der Berge ab. Und daran sind sehr viele Menschen beteiligt, sie werden allerdings von denjenigen unterstützt, die den Wald bewachen müssten. Ich denke, wir stehen aus dieser Sicht betrachtet sehr schlecht da. In den letzten 25 Jahren wurden die Wälder ständig missbraucht.“



    Die massive Abholzung in den rumänischen Wäldern hat mehrere Nichtregierungsorganisationen aufmerksam gemacht. Sie sind bemüht, das Problem durch spezifische Aktionen zu bekämpfen: Lobby-Arbeit, Protestaktionen, Pflanzung von Jungbäumen. Neben Tăşuleasa Social“ macht der World Wide Fund auf die Bedeutung der Erhaltung von Wäldern aufmerksam. Csibi Magor, Direktor von WWF România, glaubt, dass die Waldrodungen der letzten Jahre nicht unbedingt auf die mangelhafte Gesetzgebung, sondern eher auf die fehlerhafte Umsetzung der Gesetze zurückzuführen sind.



    Die in Rumänien geltende Gesetzgebung die Wälder betreffend sowie die Grundsätze, auf denen das Forstgesetz stützt, sind angemessen und gut. Eben aus diesem Grund haben wir immer noch natürliche Wälder, mit einer gro‎ßen Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren. Die Tatsache, dass dieses Forstgesetz nicht angewandt oder mangelhaft umgesetzt wird, stellt eine ganz andere Diskussion dar. Und es reicht nicht aus, in dieser Debatte nur auf das Umwelt- und Waldministerium zu verweisen, sondern hier muss auch das Justizministerium mit einbezogen werden. Solange 95% der Verfahren infolge von strafrechtlichen Verstö‎ßen gegen das Forstrecht nicht beendet sind, ist es schwierig, von einem Kampf gegen die Korruption in der Forstverwaltung zu sprechen.“



    Eine weitere gesetzliche Lücke hängt mit der Tatsache zusammen, dass in Rumänien die EU-Fördermittel nicht ausreichend ausgeschöpft werden. Die EU stellt den Mitgliedsstaaten — zum Beispiel durch ihre Gemeinsame Agrarpolitik bzw. den Europäischen Fonds für Ländliche Entwicklung — Finanzmittel für Projekte zur Verfügung, die der Aufforstung, der Erhaltung von Ökosystemen oder der Entwicklung der ländlichen Gemeinschaften aus Waldregionen dienen. Csibi Magor vom WWF erklärt:



    Die EU verfügt über Sonderfonds, die den Wäldern gewidmet sind, aber das hei‎ßt noch lange nicht, dass es diese Fonds auch in Rumänien gibt. Aus meiner Sicht haben wir vor dem Beitritt 2007 in diesem Bereich schlecht verhandelt, weil bei uns der Fonds für ländliche Entwicklung die Wälder nicht miteinbezieht. Wir hätten beinahe denselben Fehler in der Haushaltsperiode 2014-2020 begangen und damit für weitere sieben Jahre keine Gelder für den Waldbestand erhalten. Es hat aber eine Protestaktion in Bukarest gegeben, die Waldbesitzer sind dafür nach Bukarest gekommen. Wir haben den Protest ebenfalls unterstützt und am Ende hat uns das Landwirtschaftsministerium versprochen, die Wälder in den neuen Plan zur ländlichen Entwicklung einzuschlie‎ßen.“



    Bürgerproteste und soziales Engagement scheinen also Teil der Lösungsansätze zu sein, zumindest solange die Behörden nicht entschlossen auf dem Gebiet agieren. Und das wissen die Mitglieder von Tăşuleasa Social“ nur allzu gut. Der 2001 gegründete Verein stützt sich auf die Arbeit von Freiwilligen, die im Laufe der Jahre Zehntausende von Jungbäumen gepflanzt haben. Dabei waren sie vor allem in Siebenbürgen tätig, aber auch in der Nähe der Hauptstadt Bukarest.



    Die Freiwilligentätigkeit wird in Rumänien verkehrt wahrgenommen und, sie kann ohnehin nicht erklärt, sondern nur gefühlt werden. Au‎ßerdem ist es die Pflicht eines Menschen, etwas für die Artgenossen zu tun“, glaubt Alin Uşeriu-Uhlman, der Vorsitzende von Tășuleasa Social“. Dank seiner Überzeugungskraft konnte er für jede Aufforstungs-Aktion Tausende Freiwillige mobilisieren. Wir fragten Uşeriu-Uhlman, wie gro‎ß die von dem Verein bewaldete Fläche ist und ob die Anzahl der Jungbäume ausreichend ist.



    Es sind leider nicht viele. Wir haben insgesamt 115 Hektar aufgeforstet, uns haben über 5000 Jugendliche unterstützt. Leider werden in Rumänien ebenfalls 115 Hektar Wald täglich abgeholzt. Also können wir nicht tatenlos zusehen. Und diese Initiative war unsere einzige Kampfwaffe. Die rumänischen Wälder sind ein europäisches Gut, nicht nur ein Gut Rumäniens. Deshalb sage ich, dass das Holz nicht nur das Eigentum derjenigen ist, die es nutzen, sondern ein kollektives Eigentum. Wenn die Natur sich aber nicht irgendwie selbst regelt, wei‎ß ich wirklich nicht, was wir Bürger unternehmen werden. Unsere Aktion ist ein Anfang, aber leider müssten die Hüter dieser Wälder, die sich gegen den Missbrauch stemmen sollten, einen viel grö‎ßeren Resonanzkörper haben.



    Das soziale Engagement ist ausschlaggebend und muss weitergeführt werden, zumal im Rumänischen Parlament gerade über ein neues Forstgesetz verhandelt wird, meint Csibi Magor, WWF-Direktor in Rumänien.



    Das soziale Engagement kann einen Unterschied machen. Das Forstgesetz strebte in seiner ersten Fassung eine völlige Öffnung gegenüber den Anforderungen des Marktes in Sachen Abholzungen an. Wir haben dann sofort reagiert und haben alle Anhänger von WWF-Rumänien gebeten, ihren Abgeordneten zu schreiben oder sie anzurufen, um ihnen zu erklären, dass diese nicht die von den Bürgern erwünschte Zukunft für ihr Land sein kann. Was passierte dann? Am ersten Tag danach haben 9 Abgeordnete ihre Unterstützung für den Gesetzentwurf zurückgezogen. Hinterher wurden vier Fassungen des Forstgesetzes, nach wiederholten Kampagnen, an den verantwortlichen Parlamentsausschuss zurückgeschickt. Zurzeit haben wir ein Forstgesetz, das nach Beratungen mit der Zivilgesellschaft verfasst wurde, das aber noch im Parlament blockiert ist. Aber Tatsache ist, dass jene schädliche Fassung nicht durchgekommen ist. Dieser Druck muss ständig ausgeübt werden.“



    Fazit: nicht nur bei Waldrodungen, sondern auch bei anderen sozialen Problemen, bleiben soziales Engagement und Freiwilligenarbeit als Lösungsalternativen gültig.



    Audiobeitrag hören: