Tag: Ärzte

  • Shaving the caterpillar: Ausstellung zur Anatomie des weiblichen Körpers

    Shaving the caterpillar: Ausstellung zur Anatomie des weiblichen Körpers

    Sie ist bildende Künstlerin und Kunsthistorikerin und verbindet ihre künstlerischen und theoretischen Interessen mit dem gemeinsamen Ziel, die Geschichte des menschlichen Körpers, insbesondere des weiblichen Körpers, zu erforschen. Wir sprachen mit Ileana Pașcalău über das Konzept der Ausstellung und wie es dazu kam:



    <Shaving the Caterpillar> ist der Titel der Ausstellung, die ich mit der Kuratorin Valentina Iancu auf Einladung der Galerie Mobius realisiert habe. Der Titel würde übersetzt <Die Raupe rasieren> bedeuten, und die Ausstellung bietet einen Streifzug durch die Geschichte des weiblichen Körpers aus medizinischer Sicht. Das Projekt ist Teil eines größeren Forschungsprojekts, das ich seit 2017 verfolge, als ich auf der Suche nach einem Promotionsthema war. Es handelt sich also um eine theoretische Untersuchung, die sich über mehrere Jahre erstreckte und sich auf die weibliche Anatomie konzentrierte, wie sie von Ärzten, vornehmlich männlichen Ärzten, zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert betrachtet wurde.


    Wenn ich über diese Ausstellung spreche, möchte ich immer wieder darauf hinweisen, wie wichtig mein familiärer Hintergrund für die Entwicklung dieser Ideen war. Ich stamme aus einer Familie, in der meine Mutter, eine Internistin, mir alle möglichen medizinischen Instrumente und Zubehörteile als Spielzeug schenkte. Meine Großmütter, Krankenschwestern oder Krankenpflegerinnen auf gynäkologischen und geburtshilflichen Stationen, haben mir irgendwie diese Vorliebe für die Anatomie der Frau und eine Art Neugierde eingeflößt, sie aus künstlerischer Sicht zu untersuchen.



    Wie beschreibt die Künstlerin ihren kreativen Prozess? Von welchen Fragen geht sie aus bzw. welche Fragen möchte sie bei den Besuchern der Ausstellung aufwerfen? Ileana Pașcalău antwortet:



    Meine Arbeit bringt einige ziemlich schmerzhafte Geschichten hervor. Mein künstlerischer Prozess basiert auf der Symbolisierung von Informationen aus einer Recherche, Informationen, die ich oft als schockierend und schmerzhaft erlebt habe und die, wenn man sie Besuchern zeigt, retraumatisierend sein können. Aber weit entfernt von einer wissenschaftlichen Expertise im medizinischen, psychiatrischen, psychologischen Sinne, ist meine Forschung eine künstlerische, eine geschichtliche Forschung, die das Thema der weiblichen Anatomie erschließt, ohne die Fähigkeit oder den Anspruch, es zu erschöpfen. Und obwohl ich in diesem theoretischen und praktischen Unterfangen in medizinischen Begriffen spreche, hoffe ich, dass die Besucher eine ähnliche Erfahrung machen werden wie beim Abtasten einer großen Narbe. Das heißt, Fragen zu stellen und den Wunsch zu wecken, Antworten zu finden:


    Was geschah dort in der Geschichte, bei der Konstruktion der weiblichen Anatomie durch Ärzte und Männer? Wie schmerzhaft sind die medizinischen Theorien für Frauen? Welche schwerwiegenden Folgen hatten sie? Oder andere Fragen wie <Ist die Narbe verheilt?>. Was ist davon übrig geblieben? Selbst der im Volksmund verwendete Ausdruck <sie ist hysterisch> ist noch eine Fiktion des 19. Jahrhunderts. Wir sollten also vorsichtig sein, wenn wir jemals wieder jemanden als <hysterisch> bezeichnen, weil er ein Instrument der Manipulation und Folter war. Und nicht zuletzt eine Frage wie: <Wie können wir Verletzungen mit solchen Folgen vermeiden?>. Was lernen wir daraus? Wie können wir immer stärker werden?



    Am Ende unseres Gesprächs analysierte Ileana Pașcalău die Ausstellung, die verwendeten Materialien und den Weg, dem die Besucher folgen können:



    Ein erster Erzählstrang der Ausstellung konzentriert sich auf die Frage: <Wie wurde das zweite Geschlecht geboren?> In einer ersten Phase der Ausstellung sind Zeichnungen zu sehen, die sich auf medizinische Diskurse und Illustrationen aus wissenschaftlichen Abhandlungen des 17. und 18. Jahrhunderts beziehen, Zeichnungen, die eine Geschichte der weiblichen Anatomie nachzeichnen, die von der Besessenheit der Ärzte vom weiblichen Fortpflanzungsapparat geprägt ist. Die Richtung der Visualisierung zielt daher in erster Linie darauf ab, zu zeigen, wie die Ärzte das anatomische Bild der Frau ausgehend von der Gebärmutter konstruierten, die als Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen den Geschlechtern angesehen wurde. Darüber hinaus galt die Gebärmutter als ein launisches und gefährliches Organ, das Wahnsinn und große Abweichungen im Verhalten seiner Trägerinnen hervorrufen konnte.


    In einer zweiten Etappe der Ausstellung wird dieser medizinische Faden durch die Zeit der Aufklärung weitergeführt, in der erstmals ein weibliches Skelett dargestellt wurde. Hier erleben wir also den Moment, in dem das zweite Geschlecht einen eigenen Brustkorb und eine eigene Wirbelsäule bekommt. Es ist ein wichtiger Moment, den ich mit Installationen aus Kunstleder und Metall künstlerisch markiert habe, wobei das Leder mit seinen organischen Konnotationen ein Material ist, mit dem ich speziell für die Ausstellung gearbeitet habe. Ich schnitt, lochte und klebte Schichten von Leder wie ein Chirurg. Daher dieser Vergleich, der mich bei meiner Herangehensweise geleitet hat: der Künstler, der als Arzt fungieren kann.


    Schließlich endet die Ausstellung mit einem Höhepunkt: Es ist der Moment der <Hysterie>, und ich verwende dieses Wort mit Anführungszeichen, weil die Ausstellung darauf besteht, dass die Hysterie ein Konstrukt, eine Fiktion war, und vielleicht wünsche ich mir, dass das Publikum wenigstens bei dieser Idee bleibt und das Wort <Hysterie> nicht in seinem Wortschatz verwendet.

  • Persönlichkeit des Jahres 2020 bei RRI: Gesundheitsmitarbeiter der ganzen Welt

    Persönlichkeit des Jahres 2020 bei RRI: Gesundheitsmitarbeiter der ganzen Welt

    Die Persönlichkeit des Jahres 2020 bei Radio Rumänien International ist erwartungsgemä‎ß keine Einzelperson, sondern eine Gruppe von Menschen. Unsere Hörerinnen und Hörer haben als Persönlichkeiten des Jahres 2020 die Gesundheitsmitarbeiter der ganzen Welt bestimmt — Menschen, die an der Spitze des Kampfes gegen die COVID-19-Pandemie stehen.



    Zu den Hörern, die auf die Gesundheitsmitarbeiter getippt haben, gehören David Iurescia aus Argentinien, Terruhiko Kachi aus Japan, Javier Gonzalez Nungaray aus Mexiko oder Miodrag Ristić aus Serbien, der folgendes dazu schrieb:



    Das Gesundheitspersonal kämpft seit Beginn der Pandemie bis heute an vorderster Front. Sie sind sehr engagiert, um Menschen mit COVID-19 zu helfen. Leider erkrankten viele von ihnen während dieses Kampfes und einige starben sogar an COVID-19. Der Titel »Persönlichkeiten des Jahres 2020« gebührt ihnen.“



    Die Persönlichkeiten des Jahres 2020 sind die Opfer des neuen Coronavirus und ihre Angehörigen, die in vielen Fällen nicht einmal die Möglichkeit hatten, sich von ihnen zu verabschieden“, schrieb RRI-Hörer Giovanni Frassineti aus Italien.




    Ebenfalls als Persönlichkeit des Jahres 2020“ nominiert wurden die beiden türkischstämmigen deutschen Forscher Uğur Şahin und Özlem Türeci, Gründer der BioNTech-Labore; der berühmte amerikanische Arzt und Immunologe Dr. Anthony Fauci; der rumänische Arzt Virgil Musta, für die schnelle Einführung von Antikoagulantien bei der Behandlung von Patienten mit COVID-19; der italienische Arzt Gino Strada und die Freiwilligen der Humanitarian Emergency Association; Tedros Adhanon Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO; Prof. Dr. John Ioannidis, Forscher der medizinischen Fakultät der Universität Stanford; Prof. Didier Raoult, französischer Spezialist für Infektionskrankheiten.




    Unter den vorgeschlagenen Spitzenpolitikern waren der gewählte US-Präsident Joe Biden, der amtierende US-Präsident Donald Trump, Papst Franziskus, die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen, die neue moldauische Präsidentin Maia Sandu, die wei‎ßrussische Oppositionsführerin Svetlana Tichanowskaja (Zichanouskaja), der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro, der pro-demokratische Aktivist Joshua Wong aus Hongkong und die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern.



    Ebenfalls zu den Nominierten gehörten der verstorbene Fu‎ßballstar Maradona, die Schauspielerin Kira Hagi, Tochter der ehemaligen rumänischen Fu‎ßballgrö‎ße Gheoghe Hagi, die japanische Tennisspielerin Naomi Osaka und der Vlogger/YouTuber CSYON, für seine Live-Übertragungen in Zeiten der Pandemie, nominiert von Adrian Heinrich, einem 9-jährigen Jungen aus Deutschland, der mit seinem 15-jährigen Bruder Simon RRI hört.

  • Aufruf des rumänischen Präsidenten

    Aufruf des rumänischen Präsidenten

    In Rumänien stieg die Zahl der mit dem neuen Coronavirus infizierten Personen an, wie erwartet traten auch die ersten Todesfälle ein. Wie in anderen Ländern sind tödliche Fälle bei älteren Menschen, Menschen über 65, die eine geringere Immunität haben und an anderen Gesundheitsproblemen leiden, viel höher. In einem Fernsehaufruf an seine Mitbürger forderte Präsident Klaus Iohannis die Rentner auf, sich nicht unnötig einem gro‎ßen Risiko auszusetzen und ihre Wohnungen so weit wie möglich nicht zu verlassen. Nur so können Sie sich und andere vor den durch dieses Virus verursachten Krankheiten und Leiden schützen, sagte das Staatsoberhaupt.



    Klaus Iohannis: Liebe Rumänen, in einer schrecklichen Ironie des Schicksals können sie heute und in den kommenden Wochen, anderen zu helfen, indem sie sich von ihnen fernhalten. So grausam und paradox dies auch klingen mag, es ist wahr. Die Wahrung der sozialen Distanz ist der Weg, der uns nach dieser unglaublich schwierigen Zeit ans Licht bringt. Lasst uns jetzt sehr auf unsere Eltern und Gro‎ßeltern aufpassen, aber aus der Ferne. Die gesamte Menschheit macht eine schwere Zeit durch, die keiner von uns für möglich gehalten hätte. Es folgen kritische Wochen, die alle Fähigkeiten des Staates, aber auch unsere moralische und emotionale Standfestigkeit auf die Probe stellen. Jetzt ist die Zeit gekommen, stark zu sein und zu unterstützen. Die wahre Stärke einer Nation ist die Fähigkeit, für einander zu sorgen und niemanden in Stich zu lassen. “



    Er forderte die Bürger erneut auf, sich strikt an die Regeln und Empfehlungen der Behörden zu halten, um wertvolle Zeit zu gewinnen, in der das medizinische System die Infizierten behandeln könne. Wenn wir zu Hause bleiben, helfen wir den Ärzten, die wirklich Pflegebedürftigen zu unterstützen. Lassen Sie uns die Arbeit derer, in diesen kritischen Momenten unter enormem Druck stehen, nicht weiter erschweren, forderte Klaus Iohannis. Er erklärte, dass die bisherigen restriktiven Ma‎ßnahmen schrittweise ergriffen wurden, je nachdem, in welchem Stadium der Übertragung des Virus auf die Gemeinschaft wir uns befanden. Es ist keine leichte Entscheidung, aber sie ist notwendig, um die Gesundheit der Rumänen und ihrer Familien zu schützen, sagte das Staatsoberhaupt. Er versicherte, dass die Behörden alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Situation gut zu überwinden. Klaus Iohannis :



    Alles, was wir zur Verfügung haben, alle steuerlichen und wirtschaftlichen Instrumente, alle Ressourcen, einschlie‎ßlich derjenigen, die wir auf EU-Ebene erhalten können, werden im Dienste der Gesundheit der Rumänen und der Unterstützung der Unternehmen und der Arbeitnehmer gestellt, die in diesen Tagen dramatische Momente durchmachen. Heute haben wir den Vorteil, zur gro‎ßen europäischen Familie zu gehören und mit unseren Partnern zusammenzuarbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass wir den durch diese Krise verursachten sozialen und wirtschaftlichen Schock überwinden werden. In Momenten der Kameradschaft, in denen wir vor den grö‎ßten Herausforderungen stehen, zeigen wir, wer wir wirklich sind. “ Es ist Zeit für Mitgefühl, Gro‎ßzügigkeit und Altruismus, appellierte der rumänische Präsident.

  • Aufruf des rumänischen Präsidenten

    Aufruf des rumänischen Präsidenten

    In Rumänien stieg die Zahl der mit dem neuen Coronavirus infizierten Personen an, wie erwartet traten auch die ersten Todesfälle ein. Wie in anderen Ländern sind tödliche Fälle bei älteren Menschen, Menschen über 65, die eine geringere Immunität haben und an anderen Gesundheitsproblemen leiden, viel höher. In einem Fernsehaufruf an seine Mitbürger forderte Präsident Klaus Iohannis die Rentner auf, sich nicht unnötig einem gro‎ßen Risiko auszusetzen und ihre Wohnungen so weit wie möglich nicht zu verlassen. Nur so können Sie sich und andere vor den durch dieses Virus verursachten Krankheiten und Leiden schützen, sagte das Staatsoberhaupt.


    Klaus Iohannis: Liebe Rumänen, in einer schrecklichen Ironie des Schicksals können sie heute und in den kommenden Wochen, anderen zu helfen, indem sie sich von ihnen fernhalten. So grausam und paradox dies auch klingen mag, es ist wahr. Die Wahrung der sozialen Distanz ist der Weg, der uns nach dieser unglaublich schwierigen Zeit ans Licht bringt. Lasst uns jetzt sehr auf unsere Eltern und Gro‎ßeltern aufpassen, aber aus der Ferne. Die gesamte Menschheit macht eine schwere Zeit durch, die keiner von uns für möglich gehalten hätte. Es folgen kritische Wochen, die alle Fähigkeiten des Staates, aber auch unsere moralische und emotionale Standfestigkeit auf die Probe stellen. Jetzt ist die Zeit gekommen, stark zu sein und zu unterstützen. Die wahre Stärke einer Nation ist die Fähigkeit, für einander zu sorgen und niemanden in Stich zu lassen. “



    Er forderte die Bürger erneut auf, sich strikt an die Regeln und Empfehlungen der Behörden zu halten, um wertvolle Zeit zu gewinnen, in der das medizinische System die Infizierten behandeln könne. Wenn wir zu Hause bleiben, helfen wir den Ärzten, die wirklich Pflegebedürftigen zu unterstützen. Lassen Sie uns die Arbeit derer, in diesen kritischen Momenten unter enormem Druck stehen, nicht weiter erschweren, forderte Klaus Iohannis. Er erklärte, dass die bisherigen restriktiven Ma‎ßnahmen schrittweise ergriffen wurden, je nachdem, in welchem Stadium der Übertragung des Virus auf die Gemeinschaft wir uns befanden. Es ist keine leichte Entscheidung, aber sie ist notwendig, um die Gesundheit der Rumänen und ihrer Familien zu schützen, sagte das Staatsoberhaupt. Er versicherte, dass die Behörden alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Situation gut zu überwinden. Klaus Iohannis :


    Alles, was wir zur Verfügung haben, alle steuerlichen und wirtschaftlichen Instrumente, alle Ressourcen, einschlie‎ßlich derjenigen, die wir auf EU-Ebene erhalten können, werden im Dienste der Gesundheit der Rumänen und der Unterstützung der Unternehmen und der Arbeitnehmer gestellt, die in diesen Tagen dramatische Momente durchmachen. Heute haben wir den Vorteil, zur gro‎ßen europäischen Familie zu gehören und mit unseren Partnern zusammenzuarbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass wir den durch diese Krise verursachten sozialen und wirtschaftlichen Schock überwinden werden. In Momenten der Kameradschaft, in denen wir vor den grö‎ßten Herausforderungen stehen, zeigen wir, wer wir wirklich sind. “ Es ist Zeit für Mitgefühl, Gro‎ßzügigkeit und Altruismus, appellierte der rumänische Präsident.

  • Gesundheitswesen: informelle Zahlungen immer noch verbreitet

    Gesundheitswesen: informelle Zahlungen immer noch verbreitet

    Informelle Zahlungen an Ärzte oder, wie man sie üblicherweise nennt, Bestechungsgelder oder Umschläge“ sind seit langem eine Gei‎ßel, die dem öffentlichen Gesundheitssystem schaden. Laut einer Meinungsumfrage aus dem Jahr 2013 gaben über 60% der Rumänen an, dass sie den Ärzten Geld oder Geschenke gegeben haben. Von ihnen entschieden sich 66% für die Belohnung von Gesundheitspersonal aus eigenen Stücken, während 31,4% aufgefordert wurden, solche Zahlungen zu leisten. Mehr als 57% der Befragten hielten es für notwendig, den Ärzten Geld zu geben, um eine qualitativ hochwertige Versorgung zu erhalten, während 42% von ihnen angaben, dass eine angemessene Versorgung nicht von vorherigen informellen Zahlungen abhängig sei.



    Nur widerwillig und nach langem Zögern erkannten die Behörden diese bekannte und weit verbreitete Praxis schlie‎ßlich an und erst vor wenigen Jahren begannen sie, offen darüber zu sprechen. Derzeit sendet das Gesundheitsministerium ein Feedbackformular an die Patienten, die öffentliche Krankenhäuser verlassen, und fragt sie unter anderem, ob sie zu Unrecht bezahlt wurden.



    Ein kürzlich durchgeführtes unabhängiges Journalismus-Projekt namens Inclusive“ brachte die Gesundheitsministerin Sorina Pintea und Florin Chirculescu, Leiter der Thoraxchirurgie im Universitätsklinikum Bukarest, zusammen, um mit Studenten und ehemaligen und zukünftigen Patienten über Bestechung in Krankenhäusern zu sprechen. Die Gesundheitsministerin räumt ein, dass dieses Phänomen eine Tatsache ist, und glaubt, dass die Krankenhausmanager sich seiner Existenz bewusst sein müssen, wenn sie Ma‎ßnahmen dagegen ergreifen wollen. Sorina Pintea:



    Der erste, der wei‎ß, dass dies passiert, ist der Leiter eines Krankenhauses. Jeder spricht darüber, jeder wei‎ß es, aber wenn man konkrete Fragen stellt, sagt niemand etwas. Zum Beispiel habe ich den neuesten Bericht gelesen, der auf Patienten-Feedbackformularen basiert. Eine der Fragen, die wir den Menschen stellen, wenn sie aus dem Krankenhaus gehen, ist: ‚Wurden Sie von Ärzten und Krankenschwestern um Geld oder Geschenke gebeten?‘ Wir erhielten 153 ‚Ja‘-SMS, gegenüber 4.265, die ‚Nein‘ sagten. Von den Personen, die das gleiche Formular online eingereicht haben, antworteten 400 mit Ja und 13.564 mit Nein. Eine weitere Frage war, ob sie bereit waren, die Bestechungsversuche an die Anti-Korruptionsabteilung des Ministeriums zu melden. Es gab 120 ehemalige Patienten, die ‚Ja‘ zurückgeschrieben haben, im Gegensatz zu 4.166, die abgelehnt haben, während wir auf der Website 358 positive und 13.359 negative Antworten erhielten.“




    Was ist es, das die Menschen widerstrebend zugeben lässt, dass sie Ärzten die berüchtigten Umschläge geben? Es kann ein Gefühl der Komplizenschaft für eine illegale Handlung sein, oder vielleicht das Gefühl, dass es sich um etwas handelt, wofür wir keine Verantwortung tragen. Oder eher die Vorstellung, dass im rumänischen öffentlichen Gesundheitswesen Patienten und ihre Angehörigen in mehrfacher Hinsicht Opfer sind: Einerseits sind sie Opfer der Krankheit, die sie ins Krankenhaus bringt, andererseits sind sie Opfer eines Teufelskreises der Korruption, der während der kommunistischen Epoche begann, als Verbindungen und ausgeklügelte Überlebensstrategien die Voraussetzungen für ein kaum menschenwürdiges Leben waren, und der seitdem immer stärker geworden ist. Öffentliche Krankenhäuser, die in den meisten Fällen baufällig, unterausgestattet und kaum den minimalen Hygienestandards entsprechen, vertiefen nur das Gefühl der Unsicherheit und die Notwendigkeit, möglichen Risiken mit allen Mitteln zu begegnen.



    Aber vielleicht ist die vorherrschende Emotion in solchen Situationen die Angst. Und wiederum führt Angst zu weiteren irrationalen Reaktionen. Schlie‎ßlich: Nach der Behandlung und wenn alles gut endet, haben die Menschen das Gefühl, dass sie ihre Dankbarkeit gegenüber den Ärzten ausdrücken müssen. Diese Mischung aus Angst, Unsicherheit, die durch ein minderwertiges Gesundheitssystem hervorgerufen wird, und dem Wunsch, etwas Dankbarkeit auszudrücken, fördert das Ganze.



    Aber wie werden die Dinge auf der anderen Seite wahrgenommen? Was empfinden Ärzte, wenn ihnen etwas zugesteckt wird? Lange Zeit haben die wenigen, die offen darüber sprachen, alles auf die niedrigen Gehälter zurückgeführt. Was nicht mehr der Fall ist, da die Gehälter im Gesundheitswesen in den letzten Jahren deutlich erhöht wurden. Und trotzdem wechselt das Geld immer noch den Besitzer in den Krankenhäusern. Der Chirurg Florin Chirculescu gibt zu, dass er oft Geld akzeptiert hat, obwohl er seine Dienste nie davon abhängig gemacht hat:



    Das passierte, als ich 2100 Lei im Monat verdiente, und das war das einzige Einkommen in der Familie. Und ich habe 80 Stunden die Woche gearbeitet. Also freute ich mich über die Gehaltserhöhungen, über jede Gehaltserhöhung, die Ärzte bekamen, denn jede von ihnen brachte mich der Freiheit näher, ‚Nein‘ zu sagen, wenn mir jemand etwas zustecken wollte, und zu glauben, was ich sage. Ich muss zugeben, dass ich solche informellen Zahlungen manchmal abgelehnt habe, obwohl ich sie gewünscht und gebraucht hätte. Es ist schwer, die ganze Zeit im Krankenhaus zu verbringen und von 2.100 Lei zu leben.“



    Obwohl er zugibt, dass er sich bei der Entgegennahme des Geldes schämte, sagt der Arzt Florin Chirculescu, dass er der Versuchung nicht widerstehen konnte, besonders wenn die Gefahr bestand, den Spender“ zu verärgern:



    Mir ging es nicht gut. Ich glaube, meine Ohren brannten, das ist es, was ich fühlte. Nun, da ich die finanzielle Unabhängigkeit habe, die es mir erlaubt, dies mit anderen Augen zu sehen, geschieht etwas anderes: Die Menschen scheinen enttäuscht, wenn man sie ablehnt. Wenn man ihr Geld nicht nimmt, denken die Leute, dass es daran liegt, dass die Dinge für den betreffenden Patienten nicht gut laufen. Und wenn dies in Anwesenheit des Patienten geschieht, ist es noch schlimmer. Ich mache keine Ausreden, es ist nur eine Tatsache.“



    Deshalb, so Chirculescu, sei es die Pflicht des Gesundheitspersonals, die Beziehung zu den Patienten in einem ethischen Rahmen zu definieren:



    Wenn ein Mensch krank ist, verliert er viel von seiner Freiheit, viel von seinem Vertrauen in sich selbst und in den Rest der Welt. Wenn sie zum Arzt kommen, entsteht ein Machtverhältnis, bei dem sich der Arzt in einer Machtposition befindet. Wenn ein Arzt in dieser Situation davon profitiert — und ich meine nicht unbedingt Geld, sondern auch Ego und Eitelkeit –, dann ist dieser Arzt ein Schwein.“



    Selbst wenn die Gehälter im Gesundheitswesen gestiegen sind, ist das Geben und Nehmen von informellen Zahlungen in Krankenhäusern nach wie vor eine Praxis, die nicht so leicht auszumerzen sein wird, glaubt Gesundheitsministerin Sorina Pintea:



    Ich glaube, dieses Phänomen wird nicht so schnell verschwinden. Wenn wir diese Art von Botschaft vermitteln, dass ‚in diesem Krankenhaus Bestechung nicht akzeptiert wird‘, kann sie sich schlie‎ßlich in den Köpfen der Menschen verankern. Aber es wird eine Weile dauern. Auch die Veröffentlichung der Gehälter von Ärzten kann helfen. Die Menschen wissen, dass die Gehälter erhöht wurden, aber sie wissen nicht genau, wie viel sie verdienen. Krankenhäuser müssen Nettoeinkommen auf ihrer Homepage ausweisen, nicht nach einzelnen Namen, sondern nach Position und Qualifikation.“



    Die Beendigung der Korruption im öffentlichen Gesundheitswesen hängt auch davon ab, ob sowohl Patienten als auch Ärzte zur Einsicht gelangen, auf die unehrenhaften Umschläge“ zurückzugreifen.

  • Umfrage zur Migration: Jugendliche sind Euro-Pendler

    Umfrage zur Migration: Jugendliche sind Euro-Pendler

    Eine weitere Untersuchung bestätigt, was auf informeller Ebene in privaten Diskussionen seit Langem diskutiert wird: Junge Menschen beabsichtigen ebenfalls auszuwandern. Die internationale Studie zur Jugendmobilität verarbeitete Daten aus einer Umfrage unter 30.000 jungen Menschen in neun EU-Ländern: Deutschland, Schweden, Gro‎ßbritannien, Irland, der Slowakei, Lettland, Italien, Spanien und Rumänien. Ende 2015 und Anfang 2016 haben 2000 Menschen in Rumänien an dieser Umfrage teilgenommen. Die Schlussfolgerung ist jedoch noch heute gültig: Fast die Hälfte der rumänischen Jugendlichen zwischen 16 und 35 Jahren würde auswandern. Professor Dumitru Sandu von der Fakultät für Soziologie der Universität Bukarest trug zur Forschung bei und zog die Schlüsse.



    Sie wollen nicht einfach das Weite suchen, sie haben geordnete Pläne, zu gehen. Zu sagen, dass man weg gehen möchte ist eines — denn Wünsche sind unterschiedlich in der Intensität und im Grad der Gestaltung der Zukunft –, aber wir arbeiten niemals nur mit Fragen, was die Menschen wollen. Wir gehen ins Detail. 47% ist also der Anteil der rumänischen Jugendlichen im Alter von 16 bis 35 Jahren, die zum Zeitpunkt der Umfrage sehr gut strukturierte Absichten, sogar Pläne haben, das Land in den nächsten fünf Jahren zu verlassen.“




    Für die rumänische Öffentlichkeit ist das soweit keine Überraschung. Beim Vergleich zwischen den Ländern treten jedoch Überraschungen auf. In Bezug auf die Gründe für die Auswanderung sind die Rumänen beispielsweise den Italienern sehr ähnlich. Professor Dumitru Sandu:



    Die Liste der Gründe ist lang. Es fängt fast immer mit Löhnen, Jobs und Wohlstand an. Aber nicht nur das sind die Gründe. Und zwischen Rumänien und Italien ist der gemeinsame Punkt: Korruption und die schlechte Verwaltung. Da sich die Situationen und die Motivationen im Moment unterscheiden, ist es angemessen, von dem auszugehen, was wir kennen: die Situation der Ärzte. Da die Hauptgründe für die Auswanderung wirtschaftliche Gründe sind, würde man erwarten, dass Gehaltserhöhungen ein wichtiger erster Schritt sind, um die Auswanderung zu stoppen. Das ist aber nicht der Hauptgrund. Seitdem sich die Situation verbessert hat — nämlich seit der Anhebung der Gehälter –, ist sicherlich nicht viel vergangen, aber aus den vorläufigen Daten ergibt sich auch etwas anderes: Die Kluft zwischen dem Privatsektor und dem öffentlichen Bereich hat zugenommen, und die Ärzte in der privaten Krankenpflege wollen so hohe Gehälter wie jene, die im staatlichen Gesundheitswesen arbeiten. Finden sie diese in Rumänien nicht? Dann ist das Ausland nahe. In diese Gleichung muss unverzüglich der Stabilisierungsfaktor eingeführt werden, die Stabilisierung junger qualifizierter Leute. Darüber hinaus müssen Faktoren wie die Qualität des Arbeitsumfelds und des Berufslebens eingeführt werden. Dies gilt auch für andere Tätigkeitsbereiche, nicht nur für die Medizin. Junge Menschen wünschen sich nicht nur gute Arbeitsbedingungen, sondern auch entsprechend ihrer Leistung beruflich gefördert zu werden, wie in anderen Teilen Europas.“




    In den Diskussionen von Professor Dumitru Sandu mit den 2000 jungen rumänischen Teilnehmern an der Studie zur Jugendmobilität wurde die Frage der Rückkehr in das Land angegangen.



    Wenn wir das Thema des Exodus der jungen Menschen nur anhand von wirtschaftlichen Gesichtspunkten beurteilen, werden wir es niemals lösen. In der vorhin erwähnten Umfrage fragte ich die 2000 jungen Leute — einige von Ihnen waren bereits ausgereist und kehrten zurück –, warum sie ausgereist sind, als sie das erste Mal ausreisten, und wie oft sie das getan haben. Beim Vergleich zwischen den neun Ländern hinsichtlich der Lebenserfahrungen, die zur Migration führen, stellt man fest, dass es im Falle Rumäniens wichtig ist, dass man sich bereits im Ausland aufgehalten hat. Der typische, junge oder weniger junge Rumäne wird bei seinen Migrationsabsichten stark davon beeinflusst, ob er das schon mal getan hat oder nicht. Migration ist ein Kreislauf.“




    Die Kreislaufmigration wurde bereits in den Fachstudien als Euro-Pendeln“ definiert und umfasst das Austreten aus dem Arbeitsleben, die Rückkehr in die Heimat für einen bestimmten Zeitraum und die Rückkehr zu den Arbeitsplätzen im Ausland. Dieses Pendeln ist jedoch nur auf der Grundlage sehr fester Arbeitsverträge möglich. Ein Vergleich mit anderen Ländern kann auch andere Aspekte der Arbeitsmigration klären: die Möglichkeit und die Bedingungen für eine Rückkehr in die Heimat. Professor Dumitru Sandu schlussfolgert:



    Wie aus anderen Studien hervorgeht, besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen dem durchschnittlichen rumänischen und beispielsweise dem polnischen Migranten darin, dass der letztere aufgrund von vertraglichen oder institutionellen Grundlagen migriert, die wesentlich günstiger für die Kreislaufmigration sind. Die Rumänen hingegen verlassen sich eher auf Familienbeziehungen. Wenn wir einen durchschnittlichen rumänischen Migranten mit dem schwedischen oder deutschen vergleichen, kehren die Nordeuropäer nach Hause zurück, weil sie ihren Plan erfüllt haben, den sie vor der Abreise aufgestellt haben. Der in die Heimat zurückkehrende Rumäne kommt aus Zwang oder Verpflichtung zurück: Zwang im Falle einer eigenen Erkrankung und Verpflichtung gegenüber den Angehörigen, etwa bei einer Scheidung oder dadurch, dass er die zu Hause zurückgelassenen Kinder besucht. Es ist eine erzwungene Rückkehr, die daher seltener stattfindet.“




    Die Institutionalisierung der Kreislaufmigration wäre eine Lösung für die Rückkehr der jungen Menschen, die jedoch mit dem Wunsch ausreisen, einmal zurückzukehren, um nicht vollständig zu entwurzeln. Die geht auch aus der Studie von Professor Dumitru Sandu hervor.



    Sie reisen jedoch mit dem Gedanken aus, unter bestimmten Umständen zurückzukehren. Die Entscheidung, zurückzukommen, hängt von einer Art permanenten Vergleichs ab — sie behalten ihr Heimatland im Auge und vergleichen die Geschehnisse im Westen mit jenen in der Heimat. Darüber hinaus leiten einfache Menschen ihr Verhalten nicht nur anhand objektiver Indikatoren ab, sondern auch anhand subjektiver Faktoren wie das Vertrauen. Ich spreche von Vertrauen in das Parlament, die Regierung und andere öffentliche oder private Institutionen. Ein weiterer Aspekt dabei ist, dass junge Menschen sowohl im Inland als auch im Ausland ein starkes Misstrauen gegenüber den öffentlichen Einrichtungen haben, insbesondere gegenüber der öffentlichen Verwaltung in Rumänien.“




    Folglich sei die Hauptvoraussetzung für die Rückkehr der Euro-Pendler die der Änderung der Umstände in der Heimat, so dass erneut Vertrauen gegenüber den öffentlichen Institutionen entsteht, sagt Professor Dumitru Sandu.

  • Nach zähen Verhandlungen im Gesundheitswesen: Arbeitskonflikt geschlichtet

    Nach zähen Verhandlungen im Gesundheitswesen: Arbeitskonflikt geschlichtet

    Nach den Verhandlungen zwischen der Regierung und den Gewerkschaften gab es eine einzige Gewissheit: Der Generalstreik im rumänischen Gesundheitswesen, der für Freitag angekündigt worden war, findet nicht mehr statt. Zuvor hatten im April spontane Protestbewegungen in den Krankenhäusern landesweit stattgefunden – gefolgt von einem zweistündigen Warnstreik am Montag. Das waren die zumindest paradoxalen Folgen der Gesundheits-Reformen der Regierungskoalition aus PSD und ALDE.



    Die Regierung hatte großzügige Gehaltserhöhungen in Aussicht gestellt – mit dem Ziel, die gut 15.000 rumänischen Ärzte im Ausland wieder in die Heimat zu locken. In der Tat wurden Anfang des Jahres spektakuläre Gehaltserhöhungen für Ärzte beschlossen, von einigen Hundert Euro auf einige Tausend Euro im Monat. Auch die Krankenpfleger beziehen jetzt erheblich angehobene Gehälter.



    Allerdings hat die Deckelung der Zulagen auf maximal 30% des Grundgehalts der Anweisungsbefugten zu drastischen Einkommenskürzungen bestimmter Kategorien von Angestellten geführt. Das sind etwa die Krankenpflegehelfer, Krankenträger, Biologen oder Apotheker. Jetzt reagierte Gesundheitsministerin Sorina Pintea auf die Proteste im Gesundheitswesen und kündigte eine erneute Änderung des Gesetzes über die Entlohnung von Staatsbediensteten an. Die Änderungen würden vor allem die Berechnungsgrundlage der Zulagen betreffen, fügte Arbeitsministerin Lia Olguţa Vasilescu hinzu. Sie sagte, der Bereitschaftsdienst von Ärzten und Krankenpfleger sollte von nun an nicht mehr von der Obergrenze von 30% bei Zulagen betroffen werden.



    Ferner würden Hebammen und Krankenschwestern in Zukunft in die Berufsgruppe der Krankenpfleger aufgenommen werden. Fachkliniken und einige der Rettungsdienste sollten bei ausreichend begründeten Entscheidungen die Zulagen erhöhen können. Die Vereinbarung zwischen Regierung und Gewerschaften sieht außerdem vor, dass alle Angestellten, die unter den Folgen des Entlohnungsgesetzes leiden, Kompensationssummen erhalten. Auch sollen die Tarifverhandlungen neu ausgerollt werden.



    Der Abschluss der aktuellen Vereinbarung werde den Arbeitskonflikt löschen, kündigte der Vorsitzende der stärksten Gewerkschaft im Gesundheitswesen SANITAS, Leonard Bărăscu. Beobachter verweisen jedoch darauf, dass die Vereinbarung kein Heilmittel für die chronischen Krankheiten des Systems darstelle: altmodische Krankenhäuser mit mangelhafter Ausstattung und Infektionen in den Salons, die zudem einen verschäften Medikamentenmangel beklagen. Außerdem sei in den Krankenhäusern ein Mangel an Personal festzustellen, zudem sei das verfügbare Personal in der Beziehung zu den Patienten lustlos, ja sogar feindlich gesinnt.



    Relevant ist in diesem Zusammenhang eben die Wahrnehmung der Patienten. Laut einem Bericht der Europäischen Kommission haben 60% der Rumänen innerhalb einer Umfrage angegeben, von der Korruption betroffen zu sein – und diese sei insbesondere im öffentlichen Gesundheitswesen grassierend. Die Oberstaatsanwältin der Antikorruptionsbehörde DNA, Laura Codruţa Kovesi, behauptete unlängst, die Korruption sei vor allem bei den medizinischen Dienstleistungen, der Haushaltsplanung der Krankenhäusern und dem Zugang des Personals zu den Planstellen weit verbreitet. Demzufolge müsse ein Kandidat für die Anstellung als Krankenpflegehelfer 1500 Euro Bestechungsgeld zahlen, für eine Krankenpflegerstelle 2500 Euro, Rettungsfahrer würden 1000 Euro Schmiergeld hinlegen müssen – so die Beispiele der Oberstaatsanwältin. Und das seien genug Argumente für die These, dass das System eigentlich nicht an Unterfinanzierung leidet, sondern intern übermäßig bestohlen würde.

  • Israelischer Medizinstudent: „In Rumänien ausgebildete Ärzte haben einen guten Ruf“

    Israelischer Medizinstudent: „In Rumänien ausgebildete Ärzte haben einen guten Ruf“

    Die Universität in Oradea (dt. Gro‎ßwardein) wurde im Jahre 1991 gegründet und befindet sich im Zentrum der Stadt, in einem wunderschönen Gebäude. Hier studieren sowohl Studenten aus Rumänien als auch Studenten aus dem Ausland. Mazen Bayadsi kommt aus Israel und studiert Medizin in der englischsprachigen Abteilung. Der Viertsemester erzählt, wie er sich für Rumänien entschieden hat:



    Ich habe Rumänien gewählt, weil ich mir eine neue Erfahrung als internationaler Student in diesem Land wünsche. Ich will die Ärzte aus meinem Land, die hier studiert haben und gute Fachleute sind, kennenlernen. Ein Mitglied meiner Familie hat ebenfalls in Oradea studiert. Er hat mit empfohlen, in Rumänien weiter zu studieren. Das israelische Unterrichtssystem gleicht dem rumänischen. Nur die Unterrichtssprache ist eine andere.“




    Die erste nationale Medizin- und Pharmaziehochschule in Rumänien wurde vor einem Jahrhundert gegründet. Die Tradition des Medizinunterrichts wurde erfolgreich in unterschiedlichen rumänischen Universitätszentren fortgesetzt. Oradea zählt unter den Städten mit den meisten ausländischen Studenten. Vielleicht werden sie auch von der mittelalterlichen Burg herangelockt. Mazen Bayadsi dazu:



    Oradea ist eine ruhige Stadt. Sie ist wunderschön, hat viele Parks und touristische Sehenswürdigkeiten. Ich habe auch andere Städte besucht wie Cluj (Klausenburg), Sibiu (Hermannstadt), Timişoara (Temeswar), Sighişoara (Schä‎ßburg). Alle haben mir gefallen, aber am meisten gefiel mir Sighişoara, weil sie in einer Gebirgsregion liegt. Die engen Gassen haben mich sehr beeindruckt.“




    Obwohl Mazen Bayadsi in English studiert, spricht er auch Rumänisch. Wie hat er Rumänisch gelernt?



    Ich habe mit einer Kollegin studiert. Es ist sehr schwer, nur aus Büchern zu lernen. Ich habe auch mit den Leuten in der Stadt geübt. Fremdsprachen zu lernen, ist mein Hobby. Rumänisch ist eine ganz schöne Sprache. Die Rumänen sind gastfreundlich. Wenn man um Hilfe bittet, dann bekommt man sie. Ich habe Freunde unter den Kollegen. Über die Speisen kenne ich fast nichts. Ich habe bis jetzt keine traditionellen Speisen gegessen, aber ich möchte die mit Hackfleisch gefüllte Weinblätter probieren.“




    Über seine Zukunftspläne sagte uns unser Gesprächspartner folgendes:




    Ich will meine Zeit als Assistenzarzt hier verbringen und werde danach darüber nachdenken, was ich weiter tun werde. Ich fühle mich in Rumänien wie zu Hause. Die Stimmung ist ganz gut, es gefällt mir sehr. Als ich kam, sprach ich überhaupt kein Rumänisch. Das war mein einziges Problem. Aber jetzt ist alles gelöst. Ich will mich bei der Leitung der Fakultät bedanken, weil sie uns sehr viel unterstützt. Gleichzeitig bedanke ich mich bei RRI für das Gespräch.“




    Mazen Bayadsi fährt zweimal im Jahr, in den Winter- und Sommerferien, nach Israel, wo er seine Familie und die alten Freunde wiedersieht.

  • Nachrichten 01.03.2018

    Nachrichten 01.03.2018

    Der Erste-Vizepräsident der Europäischen Kommission und EU-Kommissar für Bessere Rechtssetzung, interinstitutionelle Beziehungen, und Rechtsstaatlichkeit, Frans Timmermans, hat am Donnerstag einen offiziellen Besuch in Bukarest unternommen. Im Mittelpunkt der Gespräche mit den rumänischen Verantwortlichen stand die Situation des rumänischen Justizwesens. Der Erste EU-Vizepräsident Frans Timmermans kam zu Diskussionsrunden mit dem rumänischen Staatspräsidenten, Klaus Iohannis, mit der Ministerpräsidentin Viorica Dancila, und mit den Vorsitzenden der beiden Kammern des Parlaments und der Koalitionsparteien PSD und ALDE, Calin Popescu-Tariceanu und Liviu Dragnea, zusammen. Ferner traf der Erste-Vizepräsident der Europäischen Kommission auch die Parlamentsmitglieder des Ausschusses für die Änderung der Justizgesetze und führte Gespräche mit den Vertretern der Justizbehörden. Nach diesen Treffen sagte der EU-Verantwortliche bei einer Pressekonferenz, die EU-Kommission werde engere Kontakte mit den Bukarester Behörden zum Thema Justiz pflegen. Timmermans lobte die Fortschritte Rumäniens im Justizbereich nach dem EU-Beitritt 2007. Die EU-Kommission wünsche die Finalisierung des Überprüfungs- und Kontrollmechanismus zur Monitorisierung der Justiz in Rumänien bis 2019 finalisieren, da Rumänien im ersten Semester des nächsten Jahres die sechsmonatige EU-Ratspräsidentschaft übernehmen wird. Der offizielle Besuch Frans Timmermans’ in Rumänien fand vor dem Hintergrund eines Skandals um die Leiterin der Antikorruptionsbehörde, Laura Codruta Kövesi statt. Justizminister Tudorel Toader hatte ihren Rücktritt gefordert und ihr unter anderem schwerwiegende Übertretungen der Befugnisse und die absichtliche Verzögerung bestimmter Strafverfahren vorgeworfen. Das Ersuchen des Justizministers bekam ein negatives Gutachten seitens des Richterrates. Die endgültige Entscheidung wird jedoch Präsident Iohannis treffen, der sich wiederholt zugunsten der Antikorruptionsbehörde und ihrer Leitung geäu‎ßert hatte.



    In Rumänien steigen ab 1. März die Gehälter aller Ärzte und Krankenpfleger bis auf den für 2022 in der Lohntabelle vorgesehenen Höchstbetrag. Arbeitsministerin Lia Olguta Vasilescu hatte die Ma‎ßnahme vor dem Hintergrund der schwerwiegenden Abwanderung rumänischer Ärzte in den vergangenen Jahren angekündigt. Dadurch soll der Ärztemangel im Gesundheitswesen bekämpft werden. Infolge der beschlossenen Gehaltserhöhung würde ein Oberarzt etwa ein um ein vierfaches erhöhtes Einkommen beziehen. Ebenfalls ab dem 1. März wurden die Gehälter der Schullehrer und Universitäts-Lehrkräfte angehoben. Im Vergleich zum Gesundheitswesen fallen die Gehaltserhöhungen im Bildungssystem allerdings viel geringer aus.



    In Rumänien lag die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Januar bei 4,6% und damit auf dem gleichen Niveau wie im Dezember, teilte das Nationale Statistikinstitut (INS) in einer Pressemitteilung mit. Die Arbeitslosenquote der Männer lag bei 5% und damit um 0,9 Prozentpunkte höher als die der Frauen. Bei den Erwachsenen (zwischen 25-74 Jahren) wurde die Arbeitslosenquote für Januar 2018 auf 3,5% geschätzt (3,9% bei den Männern und 2,9% bei den Frauen). Nach Angaben des INS machte im Januar die Zahl der Arbeitslosen im Alter zwischen 25 und 74 Jahren circa 70% der Gesamtzahl der Arbeitslosen aus.

  • „Ich will nicht im Traum sterben“: Dokudrama thematisiert Gesundheitssituation der Romabevölkerung

    „Ich will nicht im Traum sterben“: Dokudrama thematisiert Gesundheitssituation der Romabevölkerung

    Der Film entstand aus dem Wunsch heraus, den Menschen eine sich verändernde Wirklichkeit näherzubringen. Diese Wirklichkeit bezieht sich auf der Tatsache, dass eine erste Generation von Ärzten erschienen ist, die der Roma-Minderheit angehören und sich zu ihrer Volksgruppenzugehörigkeit offen bekennen. Ursprünglich war es schlicht ein soziales Projekt. Doch dann lernten die Filmmacherinnen zahlreiche Roma-Angehörige kennen, sie unterhielten sich mit ihnen, tauschten sich aus. Să nu mor în vis“ (dt. Ich will nicht im Traum sterben) ist ein lebendiger, wirklichkeitsgetreuer Film. Jede neue Bekanntschaft bereichert das Projekt um einen Hauch Lyrismus, um ein bisschen Vertraulichkeit.



    Wir unterhielten uns über die Entwicklung des Projektes mit Ana Ciutu, der PR-Verantwortlichen der Menschenrechtsorganisation Active Watch und Initiatorin des Films.



    Im Jahr 2014 kam das akademische Stipendienprogramm von Active Watch für Roma-Angehörige, die Medizin studierten, zu einem Ende. Trotz dieser Tatsache bestand die Möglichkeit, das Programm zu verlängern. Darüber hinaus war das Programm fast unbekannt. Niemand wusste etwas über die Stipendien, die den Roma für das Medizinstudium ab 2008 zugesprochen wurden. Demnach beschloss ich, unsere Aktivität bekannt zu machen. Es ist sehr wichtig, dass die Menschen wissen, dass einige Roma-Angehörige Medizin studieren. Und dass es ganz selbstverständlich ist. Wir sollten eigentlich alle erkennen, dass es eine beispiellose Entwicklung innerhalb der rumänischen Gesellschaft ist: das Aufkommen der ersten Generation von Roma-Ärzten, die es nicht für notwendig halten, ihre Herkunft zu verheimlichen.“




    Ana Ciutu lieferte uns mehr Einzelheiten zum Film, um unser Interesse zu erwecken:



    Wir haben den Film aus reiner Neugierde produziert. Unsere Neugierde war derma‎ßen gro‎ß, dass sie sogar im Film erkennbar ist. Den Zuschauern fällt es schwer zu glauben, dass die Darsteller nicht im Voraus ausgewählt wurden. Wir haben kein Auswahlverfahren für den Film organisiert. Doch auf einen ersten Blick scheint es, als ob wir jeden Darsteller einzeln ausgewählt hätten. Unser Auswahlverfahren verlief in folgender Weise: Wir setzten uns vor einer Karte Rumäniens und versuchten, so viele Regionen wie möglich abzudecken. Wir wählten Gemeinden aus verschiedenen Ecken des Landes aus und machten uns auf dem Weg. Alle Menschen, die im Film auftreten, sind Menschen, die uns während unserer Reise über den Weg gelaufen sind.“




    Dennoch handelt es sich nicht um einen Dokumentarfilm. Zu Beginn hatten die Filmmacher jedoch den Eindruck, dass er sich in Richtung eines Dokumentarfilms entwickeln werde — sagte Anelise Sălan, Kamerafrau des Filmteams.



    Ich dokumentierte mich und änderte meinen Stil einigerma‎ßen. 2016 machten wir vielmehr eine Reportage. Diesmal dokumentierten wir uns ganz gründlich, wir verbrachten mehr Zeit unter den Leuten, unterhielten uns mit ihnen. Es gab keinen Grund zur Eile. Wir haben uns reichlich Zeit genommen. Das Ergebnis war viel vollkommener und auch lyrisch konnotiert. Das diesjährige Thema war die Angst vor Ärzten, die wir alle empfinden. Die Erfahrung des ersten Arztbesuches, mit den guten und den schlechten Erinnerungen. Es ging um die Dinge, die die Menschen unternehmen, um gesund zu bleiben. Und es ging auch um die vier Medizinstudenten, die für die Erfüllung ihres Traums gekämpft haben, ungeachtet der Schwierigkeiten, verursacht durch Geldmangel, Familienbeziehungen oder ethnische Zugehörigkeit.“




    Ana Ciutu von der Menschenrechtsorganisation Active Watch erzählt, wie der Titel des Films während der Dreharbeiten gefunden wurde:



    Als wir das Projekt starteten, bezeichneten wir es »Sunt doctor rom« (dt. »Ich bin ein Roma-Arzt«). Unsere Dokumentierungsarbeit begann nämlich mit der Geschichte der Roma-Ärzte, die wir kannten. Dieses Jahr haben wir unsere Dokumentierungsarbeit auf den gesamten Zusammenhang erweitert. Das bedeutet, wir sind in Roma-Gemeinden gegangen und haben uns dort mit den Leuten unterhalten. Wir haben total überraschende Lebensgeschichten entdeckt. Wir haben auch persönlich viel dazugelernt. Letztendlich erkannten wir, dass wir auf die Weisheit der Roma-Gemeinschaft zurückgreifen und dort den Titel unseres Projektes suchen müssen.“




    Să nu mor în vis“ (dt. Ich will nicht im Traum sterben“) ist die Geschichte einer Gemeinschaft. Sie legt Wert auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Leben, so wie wir es als Mehrheit kennen, und dem Leben der Roma innerhalb ihrer Volksgruppe. Dazu Ana Ciutu:



    Auf einen ersten Blick scheint es gewagt, den Gesundheitszustand der Roma als getrenntes Thema zu betrachten. Letztendlich werden wir alle von verschiedenen Krankheiten geplagt. Der Film veranschaulicht allerdings sowohl die Gemeinsamkeiten wie auch die Unterschiede zwischen einer Mehrheit und einer Minderheit, die zusammenleben. Wir erkennen, dass die Unterschiede meistens mit dem Einkommen, dem Zugang zu ärztlichen Dienstleistungen, zur Ausbildung und zur Infrastruktur in Verbindung stehen. Das macht einen gro‎ßen Unterschied. Wir sprachen mit Menschen, die den Arzt nur schwierig erreichen können, denn sie müssen zwei Stunden zu Fu‎ß bis zur nächstliegenden Praxis laufen. Die Leute haben einfach keine Transportmittel, um dahin zu kommen. Wenn wir an all diese Dinge denken, sehen wir den Unterschied. Und dieser Unterschied entscheidet manchmal zwischen Leben und Tod.“




    Wer den Film sieht, lernt das Leben einer Gemeinschaft kennen, findet sich zu Hause bei den Leuten wieder, so Kamerafrau Anelise Sălan:



    Das Feedback der Leute, die sich den Film angeschaut haben, war, dass der Film kein Dokumentar- sondern ein Spielfilm sei. Der Schnitt, die Art und Weise, in der Kamera geführt wurde — alles erhielt eine persönliche Note. Die verwendete Filmtechnik erfasste viel von der inneren Struktur der Gestalten. Der Film führt uns durch Roma-Gemeinschaften, begleitet uns in ihre Häuser hinein, lädt uns ein, auf dem Sofa zusammen mit ihnen und ihren Familienangehörigen zu sitzen. Ich glaube, persönlicher geht es nicht.“




    Gefühle, Lebensgeschichten und… ein in Erfüllung gegangener Traum: Ich will nicht im Traum sterben“.

  • Oberhaus des rumänischen Parlaments billigt günstige Wohnungskredite für Ärzte und Lehrer

    Oberhaus des rumänischen Parlaments billigt günstige Wohnungskredite für Ärzte und Lehrer

    Die EU-Freizügigkeit hat dazu beigetragen, dass Rumänien konstant Ärzte verloren hat. Viele Krankenschwestern, Krankenpfleger und Ärzte haben nach dem EU-Beitritt beschlossen, nach Westen zu ziehen. Sie haben Rumänien für Frankreich, Deutschland und Gro‎ßbritannien verlassen, wo bessere Arbeitsbedingungen herrschen. Die Ausgaben des Gesundheitssystems pro Einwohner sind von EU-Staat zu EU-Staat sehr unterschiedlich. Die Arbeitnehmer suchten sich bessere Arbeitsbedingungen und entschieden sich für Arbeitsplätze, die über eine höhere Finanzierung verfügten. Rumänien hat im Zeitraum 2009-2015 fast die Hälfte der Ärzte verloren. Mehr als 4.000 rumänische Ärzte arbeiten in Frankreich. In Deutschland sprechen wir fast über die gleiche Anzahl. In Gro‎ßbritannien leben 3.000 rumänische Ärzte, in Belgien rund 600, während in Italien und Spanien 800 tätig sind.




    Andrerseits haben auch die rumänischen Lehrkräfte niedrige Löhne, so dass dieser edle Beruf für die Jugendlichen, die begabt sind und die es lieben, mit Kindern zu arbeiten, unattraktiv ist. Egal ob wir über Grundschule oder Universität sprechen, bemerken wir einen Mangel an Lehrkräften. Die Lehrer verlassen das rumänische Unterrichtssystem, um im Ausland zu arbeiten. Wer im System bleiben will, unterrichtet eher an Privatschulen, wo die Löhne fünfmal höher sind. In den letzten Jahren hat man immer wieder versucht, die Situation zu verbessern. Man versprach Lohnerhöhungen und die notwendige Logistik.




    Der Senat in Bukarest hat vergangene Woche eine Gesetzesabänderung gebilligt, die ermöglicht, dass Ärzte und Lehrer, die älter als 35 Jahre sind, Kaufanträge für Wohnungen, die von der Landesagentur für Wohnungsbau ANL gebaut werden, stellen können. Senator Marcel Vela von der Nationalliberalen Partei (PNL) kritisiert diesen Zustand:



    Der rumänische Staat investiert riesige Summen, damit ein junger Student Arzt werden kann. Wir öffnen ihnen aber die Türen gar nicht. Sie müssten einfach in ihrer beruflichen Welt aufgenommen werden und Aufstiegschancen haben. Diese jungen Ärzte werden dann von den anderen Staaten abgeworben, weil sie dort die Chance bekommen, beruflich zu wachsen.“




    Ecaterina Andronescu, Professorin und ehemalige Bildungsministerin, zurzeit Senatsabgeordnete der regierenden Sozialdemokraten (PSD), plädierte für die Lehrkräfte und appellierte an ihre Kollegen im Senat, auch die Lehrer mit höheren Löhnen zu bedenken:



    Ich möchte sie bitten, die Abänderung des Gesetzes zu ergänzen. Nach den Fach- und Assistenzärzten müssen wir die Lehrer berücksichtigen. In allen Gemeinschaften sind die Lehrer von wesentlicher Bedeutung.“




    Die Abänderung wurde im Oberhaus einstimmig gebilligt und muss nun auch von der Abgeordnetenkammer angenommen werden.

  • Reform im Gesundheitswesen: Vorstellungen gehen teils auseinander

    Reform im Gesundheitswesen: Vorstellungen gehen teils auseinander

    Rumäniens Gesundheitswesen gleicht einem Schlachtfeld. Oder einer Baustelle. Mehrere Medien- und Justizskandale hatten die Branche unlängst erschüttert. Etwa der Skandal um die verdünnten Desinfektionsmittel oder diverse Korruptionsvorwürfe gegenüber Krankenhausleitern. Der einstimmige Tenor lautet: Das System muss überdacht oder reformiert werden. Doch wie und wann soll die Reform Konturen annehmen?



    Die Meinungen gehen erst dann auseinander, wenn es um die Strukturierung der Reform im rumänischen Gesundheitswesen geht. Der erste logische Schritt einer Lösungsfindung, die Befragung der Systemteilnehmer selbst, ist bereits getan. Patienten und das medizinische Personal waren die Zielgruppe einer Umfrage der Europäischen Stiftung für Fortschrittliche Studien in Brüssel, der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien und der Stiftung der Demokratischen Linken. Laut der Studie seien 54% aller Rumänen zufrieden mit den staatlichen Krankenhäusern, die restlichen 46% bezeichneten sich als unzufrieden.



    Der höchste Zufriedenheitsgrad war bei den Personen im Alter zwischen 50 und 80 Jahren anzutreffen. Nur 43% der jungen Rumänen sind indes zufrieden mit der Versorgung in den staatlichen Krankenhäusern. Nach den Hauptursachen der Unzufriedenheit haben wir uns beim Soziologen Iulian Stănescu erkundigt.



    Das erste Kriterium ist die Sauberkeit, die Desinfektion, die für über 80% der Umfrageteilnehmer ein Problem darstellt. Ebenfalls 80% haben auf die mangelhafte Qualität der Versorgung in den staatlichen Krankenhäusern hingewiesen. Hinzu kommt auch das Problem der inoffiziellen Zahlungen. Weniger als ein Fünftel aller Befragten ist völlig oder teilweise mit der Aussage einverstanden, dass eingelieferte Patienten gut beraten seien, dem Personal Gefälligkeiten oder Geschenke anzubieten. Trotzdem zeigen Daten der qualitativen Erhebung, dass es sich dabei um ein weit verbreitetes Phänomen handelt und dass die Bürger die Situation stillschweigend hinnehmen, mit der Begründung, dass es gang und gäbe sei.“




    Aus den detaillierten Gesprächen mit den Befragten sei auch ihre Wahrnehmung der Probleme im Gesundheitswesen hervorgegangen, bzw. die Art, wie sie die Ursachen dafür sehen, sagt Iulian Stănescu.



    Aus der qualitativen Erhebung sind mehrere Probleme hervorgegangen. Das fehlende medizinische Personal und dessen fehlende Motivation, die fehlende Ausstattung, die Überbelegung, die Wartezeiten, die Bürokratie, das schlechte Management, die Entlohnung. All diese Probleme haben nach Ansicht der Befragten eine Ursache: die Unterfinanzierung. Im vergangenen Jahr konnten etwa einem Drittel aller Patienten nicht die benötigten Untersuchungen angeboten werden. Das, weil die Labore überbelegt waren oder über keine Finanzmittel mehr verfügten.“




    Ein Teil dieser Probleme könne als fehlender Zugang zur medizinischen Handlung“ zusammengefasst werden, bestätigt auch Vasile Barbu, der Vorsitzende des Landesverbandes für Patientenschutz.



    Die grö‎ßten Probleme treten dann auf, wenn man nach einer Erkrankung nach Anbietern von medizinischen Diensten suchen und Zugang zur medizinischen Handlung haben möchte. Das ist für einen Patienten das grö‎ßte Problem. Viele Ärzte sind ausgewandert und es sind nur wenige Fachkräfte geblieben. Nach der ärztlichen Untersuchung durch einen Facharzt müssen die diagnostischen Tätigkeiten bei einem weiteren Fachmann fortgesetzt werden. Und das kostet in diesem Fall viel Geld, es handelt sich um Summen, die unsere Möglichkeiten sprengen. Da wird die medizinische Handlung automatisch beeinträchtigt.“




    Dank dem System der staatlichen Krankenversicherung hat ein rumänischer Staatsbürger Anspruch auf ein festgelegtes Paket an medizinischen Dienstleistungen. Dafür müssen die Versicherten und ihre Arbeitgeber jeweils einen Beitrag aus dem Bruttolohn an die Krankenkasse abführen: 5,5% beträgt der Anteil der Arbeitnehmer und 5,2% der Beitrag der Arbeitgeber. Allerdings reichen die Beiträge oftmals nicht aus. Die Patientenverbände beabsichtigten dennoch nicht, das aktuelle System zu verändern, erklärt Vasile Barbu vom Patientenschutzverband.



    Theoretisch gibt es ein äu‎ßerst gro‎ßzügiges Dienstleistungspaket. Doch in Wirklichkeit hat man keinen Zugang dazu. Es gibt unterschiedliche Hindernisse für den Patienten, bürokratischer oder finanzieller Art, dadurch wird ihm der Zugang zu den Dienstleistungen verwehrt, für die er versichert ist. Es ist sehr wichtig, dass wir ein Krankenversicherungssystem haben, das vor allem auf soziale Solidarität gestützt ist.“




    Derweil hat das medizinische Personal seine ganz eigenen Vorstellungen. Das Thema haben wir gemeinsam mit der Ärztin Eleodor Cârstoiu angeschnitten, der Vertreterin der Ärztegewerkschaft ROMEDICA.



    Das erste Problem hängt mit unserer Tätigkeit zusammen, die Arbeitsnormen für einen Arzt, einen Assistenten oder eine Pflegekraft erforderlich macht. In Rumänien gibt es diese Arbeitsnormen nicht. Derzeit arbeiten wir entsprechend der Anzahl der Betten, was mit der medizinischen Tätigkeit im heutigen Rumänien nichts mehr zu tun hat. Die medizinische Tätigkeit hat sich in den letzten 30 Jahren weiterentwickelt, wobei in den letzten 10 Jahren die bürokratische Arbeit hinzugekommen ist, was unsere Arbeit erschwert. Die Anzahl der auszufüllenden Dokumente ist zumindest in den letzten Jahren exponentiell gestiegen.“




    Laut Angaben der Gewerkschaften der Branche könnten derartige Probleme allein durch eine Überarbeitung der Gesetzgebung behoben werden. Dabei müsste man auch den Kunstfehler genauer definieren, glaubt Dr. Eleodor Cârstoiu.



    Die geltende Gesetzgebung ist völlig unbefriedigend und lässt Missbrauchssituationen zu, in denen die Ärzte unter einer ständigen Bedrohung leben. Deshalb müssen Kunstfehler in einem eigenen Gesetz gemä‎ß europäischen Standards erfasst sein. Und das dritte Problem, das uns beschäftigt, ist die Ausbildung des medizinischen Personals. Nach dem sechsjährigen Studium wird den Absolventen überhaupt keine Qualifikation eingeräumt. Nach dem Medizin-Studium erhält man ein Diplom aus Pappe, mit dem man seinen Beruf nicht ausüben darf. Wir wollen, dass sich das ändert. Nach dem Studium folgt eine Vorbereitungszeit zwischen 3 und 7 Jahren, in der man sich als Assistenzarzt auf einen bestimmten Fachbereich der Medizin spezialisiert. Und diese Vorbereitung ist völlig unbefriedigend. Darüber hinaus muss ein Arzt sein Leben lang lernen. Die berufliche Fortbildung erstreckt sich über die gesamte Karriere und wir glauben, dass sie besser organisiert werden sollte.“




    Ungeachtet der möglichen gesetzlichen Veränderungen dürfe die Finanzierung des Gesundheitswesens nicht darunter leiden, glauben die Interessenvertreter der Patienten. Laut der Studie der Europäischen Stiftung für Fortschrittliche Studien glauben 44% der Befragten, dass sich das Gesundheitswesen grö‎ßtenteils über öffentliche Gelder finanzieren sollte. Weniger als ein Viertel der Umfrageteilnehmer gab an, dass eine überwiegend oder ganz private Finanzierung der Gesundheit förderlich sei. Damit gibt es dreimal so viele Anhänger des staatlichen Gesundheitswesens als Befürworter eines privaten Systems.

  • Hörerpostsendung 22.1.2017

    Hörerpostsendung 22.1.2017

    Von unserem Hörer Georg Schafheitle (aus Singen am Hohentwiel, Baden-Württemberg) erreichte uns ein Postbrief, in dem er sich Gedanken über die Zukunft der Kurzwelle und das weltweite Geschehen in Politik und Gesellschaft macht:



    Werte Damen und Herren,



    Radio Rumänien ist nun noch der einzige KW-Sender in den gewöhnlichen KW-Bändern, der hier im Haus noch gut empfangbar ist. Sonst muss ich z.B. mit dem Auto auf einen Parkplatz am Stadtrand fahren, um mit einen kleinen Welt-Taschenempfänger die KW-Stationen empfangen zu können, z.B. TRT Ankara oder VOV aus Hanoi bzw. IRIB aus Teheran. Grund dafür ist stromnetzbezogenes Internet (Power Line) als Infoträger. Mit dieser Technologie werden sämtliche KW-Bänder verrauscht und verseucht. Mir ist nicht klar, weshalb man das zulassen konnte. Es ist eine enorme Beeinträchtigung des KW-Radiohörens.



    Die zeitgenössische Welt steht vor gro‎ßen Problemen. Dazu zählt auch der gefährliche globale Klimawandel, mitverursacht durch eine wahnsinnige und übertriebene Evolution. Es gibt auch zu viele Ungerechtigkeiten in der Welt, von denen der Frieden bedroht ist. Im Jahr 1945 ist Deutschland zusammengebrochen, und ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass vergleichbare Katastrophen in Syrien und im Irak entstehen können. Mit der Lernfähigkeit scheint es nicht zum Besten bestellt zu sein. Das stimmt mich sehr traurig, ebenso die vielen und unsinnigen Terrorakte des IS.



    Ich wünsche Ihrem Land alles Gute, viel Prosperität, Humanität und den Frieden.




    Herzlichen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Schafheitle. Es tut mir leid, dass Sie Empfangsprobleme wegen der Power-Line-Infrastruktur in Ihrem Wohngebiet haben. Offenbar hält man die Kurzwelle für ein Auslaufmodell und daher hat man sich keine Gedanken gemacht, dass das stromnetzbezogene Internet Störungen verursacht. In Rumänien ist diese Art der Internetversorgung nicht gebräuchlich, in Gro‎ßstädten bekommen wir Zugang zum weltweiten Netz überwiegend durch Glasfaserkabel.




    Gedanken zum neuen Jahr macht sich auch Lutz Winkler (der in Schmitten, Taunus, zu Hause ist). Folgende Zeilen schickte er uns per E-Mail:



    Das Jahr 2017 hat nun begonnen und ich bin sehr skeptisch, was dieses Jahr bringen wird. Wenn ich die Statements des neuen amerikanischen Präsidenten höre, dann läuft es mir kalt den Rücken runter. Ihn interessiert nicht das Land, er sieht die USA als Wirtschaftsunternehmen. Und mit Verlaub: Einige Aussagen sind einfach dumm. Daher war ich schon etwas schockiert über die Wahl der Persönlichkeit des Jahres 2016 bei RRI. Nicht viel besser sieht es aber in Europa aus: Die Wahlen in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland werden einen Rechtsruck bringen. Also: Das neue Jahr wird spannend.



    Im Sozialreport berichteten Sie über die Pflegebranche in Rumänien. Das ist auch in Deutschland ein hei‎ßes Eisen. Eine ganze Pflegeindustrie aus Osteuropa zieht durch Deutschland und bietet ein 7-Tage- und 24-Stunden-Service an. Ohne Urlaub und mit doch recht bescheidenem Gehalt. Wenn ich die Frauen in unserem Ort sehe, wenn sie sich zu einem Kaffee treffen, dann sehe ich immer erschöpfte und traurige Gesichter. Ich bin da immer verwundert: Bei jedem anderen Arbeitnehmer müssen recht viele Vorschriften eingehalten werden — nicht mehr als 10 Stunden am Tag arbeiten, Pausenregelungen, Mindestlohn usw. Für diese Gruppe der ausländischen Pflegerinnen scheint dies nicht zu gelten, diese Frauen machen den härtesten Job der Welt und werden (auch von den jeweiligen Vermittlern) schäbig behandelt. Meine Frau arbeitet derzeit in einem Pflegeheim. Dort arbeitet sie auch mit vielen rumänischen Kräften zusammen. Leider sind die Erfahrungen nicht immer positiv — das grö‎ßte Problem: die Sprache. So arbeiten die Pflegehilfskräfte stumm an den Pflegebedürftigen. Was gerade in der Pflege nicht sinnvoll ist.



    Solange die gesellschaftliche Stellung dieser Menschen nicht geändert wird, solange wird sich auch an den katastrophalen Zuständen in dieser Branche nichts ändern.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Winkler. Zur Persönlichkeit des Jahres bei RRI muss ich sagen, dass sie von den Hörern aller Sprachredaktionen bestimmt wird, es ist also eine einfache Sache der mathematischen Mehrheit. Wir schlagen keine Persönlichkeit vor, die Hörer selbst reichen ihre Vorschläge ein, und der Name, der am häufigsten genannt wird, wird schlie‎ßlich zur Persönlichkeit des Jahres. Es liegt auf der Hand, dass die Hörer aus dem deutschsprachigen Raum da mit hoher Wahrscheinlichkeit überstimmt werden, denn die englische, französische und spanische Redaktion haben da viel mehr Hörer, dazu noch in der ganzen Welt. Vergangenes Jahr war ja die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Persönlichkeit des Jahres 2015 gekürt worden — allem Anschein nach aufgrund vieler Hörerstimmen aus dem arabischen Raum.




    Unser Hörer Fritz Andorf (aus Meckenheim, NRW) meldete sich ebenfalls per E-Mail, gleich nach dem Funkbriefkasten von vergangener Woche. Unter anderem bezog er sich ebenfalls auf das Thema Altenpflege in Rumänien:



    Liebes RRI-Team,



    zu Beginn des neuen Jahres wünsche ich Ihnen und Ihren Familien alles Gute, beste Gesundheit, viel Glück und privaten und beruflichen Erfolg.



    Nun habe Sie, lieber Sorin Georgescu, Ihren Weihnachtsurlaub beendet, und heute gab es endlich wieder eine neue Ausgabe der beliebten Hörerpostsendung. Ich litt schon fast unter Entzugserscheinungen. Und Sie haben den Hörern Mut gemacht, trotz ausbleibender Empfangsbestätigungen weiter zu schreiben, denn auch für 2017 haben Sie wieder eine attraktive QSL-Karten-Serie angekündigt. Jetzt bin ich erst einmal gespannt auf die in Aussicht gestellten Bestätigungen für die monatlichen Empfangsberichte des letzten Jahres. Nach meinen Aufzeichnungen wurden bisher nur die Berichte von Januar und März bestätigt. Da dürfte ja einiges an Arbeit auf Ihre Postbearbeiterin zukommen. Nun, bei den Sammelbestätigungen in einem Umschlag spart man wenigstens einiges an Porto ein.



    Gut gefallen hat mir das Gedicht des mir persönlich bekannten Erfurter Hörers Hermann Heyne-Pietschmann. Und auch der von ihm gewünschte flotte Reigentanz (Kusstanz“) war ganz nach meinem Geschmack. Apropos Musik: Das heutige Programm war wieder einmal wie in früheren Zeiten durch einige schöne Musikeinlagen aufgelockert. Neben dem Kusstanz gefiel mir besonders der flotte Song am Schluss der Sendung.



    In der Sonntagsstra‎ße“ wurde u.a. die Misere in der Altenpflege Rumäniens thematisiert, wo sich vermehrt Illegale tummeln und schwarz arbeiten, weil ihnen die nötige Qualifizierung fehlt. Beteiligt sich denn auch in Rumänien der Staat bzw. die Versicherung an den Kosten der Altenpflege, und gibt es auch eine entsprechende Pflegeversicherung?




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Andorf, und für die Wünsche zum neuen Jahr, die wir gerne erwidern. Der rumänische Staat tut tatsächlich nur sehr wenig im Bereich der Alterspflege. Zwar steht pflegebedürftigen Personen kraft des Gesetzes Unterstützung durch qualifiziertes Personal zu, doch in Wirklichkeit ist diese Aktivität überwiegend an Privatfirmen abgetreten worden, die — wie in unserem Bericht im Sozialreport erwähnt — Verträge mit den Kommunalbehörden abschlie‎ßen. Doch oft fehlt es den Kommunen am Geld, und so sind die Senioren meistens auf die Familie und private Einrichtungen angewiesen. Die staatlichen Pflegeeinrichtungen sind chronisch unterfinanziert, im vergangenen Jahr war die staatliche Zuwendung pro pflegebedürftige Person auf umgerechnet gerad mal 132 € im Monat angehoben worden. Dass das vorne und hinten nicht reicht, liegt auf der Hand. Wer sich also keinen privaten Service in diesem Bereich leisten kann, ist schlicht existenziell bedroht.




    Passend zum Thema hatte auch unser Hörer Siegbert Gerhard (aus Frankfurt am Main) einige Fragen:



    Liebe Freunde von Radio Rumänien International, lieber Sorin Georgescu,



    ich höre sehr gerne das RRI-Programm am Sonntag, weil hier meine Lieblingsprogramme ausgestrahlt werden: Neben der touristischen Radiotour und dem Funkbriefkasten gibt es mit der Sonntagsstra‎ße den idealen Streifzug durch die RRI-Programmhöhepunkte der Woche, eine elegante Möglichkeit, verpasste Programme zu hören!



    Heute habe ich einige Fragen zu Medizin, Gesundheit und ärztlicher Versorgung.



    Erfahrungsgemä‎ß dürfte es — wie in Deutschland auch — in Ballungsgebieten die meisten Kliniken, Ärzte und Fachärzte geben. Wie aber sieht es mit der Ärzteversorgung auf dem Lande aus?



    Schulmedizin, Homöopathie oder traditionelle Hausmittel — was bevorzugen die Rumänen?



    Apotheken und Medikamente: In Ballungslagen gibt es in Deutschland in manchen Einkaufsstra‎ßen bis zu fünf Apotheken. Dennoch gilt: Konkurrenz gibt es kaum — im Hinblick auf Medikamente zählt Deutschland zu den hochpreisigen Ländern. Einzig im Internet gibt es für frei verkäufliche Arzneimittel mit bis zu 70 Prozent erhebliche Nachlässe. Wie ist das mit den Apotheken und den Medikamentenpreisen in Rumänien?



    Der Empfang der RRI-Kurzwelle ist signalstark und in bester Audioqualität möglich. RRI hat in allen Wellenbereichen sehr gute Kurzwellensignale im Funkäther. Die QSL-Serie 2017 mit Burgen und Schlössern interessiert mich sehr. Vielen Dank im Voraus für Ihre freundliche QSL-Bestätigung.




    Lieber Herr Gerhard, vielen Dank für Ihre Zeilen. Die ärztliche Versorgung auf dem Lande ist in vielen Gebieten katastrophal. Fachärzte gibt es dort kaum, wenn es eine Arztpraxis überhaupt gibt, dann nur eine für mehrere Gemeinden, die vielleicht zweimal in der Woche von einem Arzt aus der Stadt aufgesucht wird. Doch selbst in Ballungsräumen und Gro‎ßstädten werden die Ärzte rar, denn viele ziehen aufgrund besserer Einkommensverhältnisse ins Ausland — nicht wenige davon nach Deutschland. Nach einer Statistik der deutschen Bundesärztekammer vom 31. Dezember 2015 stammten die meisten ausländischen Ärzte, die in Deutschland tätig sind, aus Rumänien. Konkret steht dort: Die grö‎ßte Zahl ausländischer Ärzte kommt aus Rumänien (4.062), Griechenland (3.017) und Österreich (2.573), gefolgt von Syrien (2.149).



    Was die Apotheken und Medikamentenversorgung anbelangt, ist es ziemlich ähnlich mit der Situation, die Sie für Deutschland beschrieben haben. Es gibt mehrere gro‎ße Apotheken-Ketten, die überproportional vertreten sind. So ist es dann auch hier so, dass an gro‎ßen Hauptstra‎ßen fünf oder sogar mehrere Apotheken in unmittelbarer Nähe zu finden sind. Die Preise unterscheiden sich da nicht wesentlich, die Apotheken bieten zwar sogenannte Ermä‎ßigungskarten, mit denen man Preisreduzierungen von 5-10% erhalten kann, einen merkbaren Unterschied gibt es aber nicht. Und — wiederum ähnlich wie in Deutschland — gibt es auch einige Online-Apotheken, wo man tatsächlich Nachlässe um bis zu 70% erhält, bzw. ist das der korrekte Preis im Vergleich zum Preisaufschlag der gro‎ßen Apotheken-Ketten. Also nichts Neues unter der Sonne, die Pharma-Industrie und die Apotheken sind einfach nur profitable Geschäfte.




    Zum Schluss die Posteingangsliste. Postbriefe erhielten wir von Georg Schafheitle, Christoph Paustian, Hermann Staiger, Jürgen Wegner und Günter Schulz (alle aus Deutschland). E-Mails erhielten wir von Lutz Winkler, Bernd und Willi Seiser, Georg Barth, Bernd Beckmann, Andreas Pawelczyk, Fritz Andorf, Siegbert Gerhard, Dieter Feltes, Klaus Albert, Volker Willschrey, Herbert Jörger, Alexander Buşneag, Marco Hommel und Michael Reiffenstein (alle aus Deutschland) sowie von Friedrich Albert (aus Österreich) und Dmitrij Kutusow (aus Russland). Das Internetformular nutzten Roger Weber, Klaus Albert und Dieter Sommer (alle drei aus Deutschland) sowie Paul Gager (aus Österreich).




    Audiobeitrag hören:




  • Die Woche 5.12.-9.12.2016 im Überblick

    Die Woche 5.12.-9.12.2016 im Überblick

    Am Sonntag wählt Rumänien ein neues Parlament

    Am Samstag ruhen die Waffen im rumänischen Wahlkampf – nach geltender Rechtslage ist es den Parteien und Kandidaten am Tag vor den Wahlen verboten, um Stimmen zu werben. Die Bürger sind aufgeordert, sich das Angebot zu überlegen und zu entscheiden, wen sie am Sonntag wählen. Die technischen Vorbereitungen laufen allerdings auf Hochtouren. 466 Mandate werden im ganzen Land ausgeschrieben – 136 im Oberhaus, 312 in der Abgeordnetenkammer. Darum bewerben sich 6500 Kandidaten in 43 Wahlbezirken. Die Vertreter der Bürger werden nach einem neuen Gesetz gewählt, das nach zwei Legislaturen die Listenwahl wieder einführt. Zum ersten Mal durften Rumänen im Ausland auch per Briefwahl ihre Stimme abgeben – am Donnerstag, den 8. Dezember, lief der Termin für die Übermittlung der Stimmzettel aus. Die Wahlen sind ebenfalls im digitalen Zeitalter angekommen – ein IT-System meldet automatisch der Polizei jeden Versuch einer doppelten Stimmabgabe, die Auszählung der Stimmzettel wird mit Videokameras aufgenommen, die Ergebnsiprotokolle nach der Auszählung werden elektronisch verfasst und automatisch veröffentlicht.



    NATO-Außenministrer vereinbaren mehr Kooperation mit EU

    Die neue vertiefte Zusammenarbeit zwischen der NATO und der EU müsste nach Auffassung des rumänischen Außenministers Lazăr Comănescu auch für die Nachbarschaft gelten – dabei sollten die Fähigkeiten der jeweiligen Organisation berücksichtigt werden, sagte er beim NATO-Ministertreffen in Brüssel. Zu Russland meinte er, dass es unter ihnen zwar Schattierungsunterschiede gebe, dass aber sämtliche Allierten die Kombination zwischen Entmutigungs- und Verteidigungsmaßnahmen parallel zu Dialogbereitschaft unterstützten: Eine Kooperation mit Russland in der Lösung bestimmter Fragen wie beispielsweise der Syrien-Krise sollte nicht das eventuelle Risiko schaffen, dass vor diesem Hintergrund die notwendige Aufmerksamkeit gegenüber der östlichen Nachbarschaft abnimmt, sagte Lazăr Comănescu. Anlässlich des Ministertreffens bekräftigte er die klare Unterstützung Rumäniens für die Unabhängigkeit und teritorielle Integrität der Ukraine sowie für den Ausbau der Kooperation zwischen der Ukraine und der NATO. Die Teilnehmer prüften auch die Situation in Afghanistan, wobei der rumänische Außenminister den signifikanten Beitrag Rumäniens zum NATO-Engagement im Gebiet ansprach. Die Außenminister der NATO-Länder verabschiedeten ein Paket von über 40 Maßnahmen zur vertieften Kooperation mit der EU in sieben Kernbereichen, darunter bei der Bekämpfung von hybriden und digitalen Bedrohungen unde bei der Führung von Marineeinsätzen.



    Woche der Korruptionsbekämpfung in Rumänien

    Der 9. Dezember war der internationale Tag gegen Korruption – und zu diesem Anlass ist in Rumänien die Woche der Korruptionsbekämpfung an den Grenzen organisiert worden. Die Antikorruptionsbehörden DNA informierte über ein verantwortungsvolles Verhalten der Bürger, die die Grenze Rumäniens passieren. Reisende wurden an den Grenzen Rumäniens zur Moldau und zur Ukraine, an den Grenzübergangspunkten Sighet, Halmeu, Galaţi, Oancea, Albiţa, Siret sowie am internationalen Flughafen Otopeni aufgeklärt, wie sie es vermeiden können, der Korruption Vorschub zu leisten. Besonders für ein proaktives Anzeigen von Korrurption der Grenzbeamten warb die DNA. Parallel dazu ging auch der Fiskus in dieser Woche verstärkt gegen Steuersündern unter Firmen vor.



    Neue Strategie soll Ärzte zum Bleiben motivieren

    auswanderung Rumäniens Gesundheitsminister Vlad Voiculescu hat in dieser Woche eine Strategie vorgelegt, die Ärzte dazu ermutigen soll, nicht mehr auszuwandern – in den zehn Jahren seit dem Beitritt Rumänien zur EU sind 43 Tausend Mediziner ausgewandert oder haben Unterlagen angefordert, die sie zu einer Ausübung des Berufs im Ausland befähigen. Der Plan ist auf vier Jahre ausgelegt und soll die aktuelle Schieflage erleichtern. Rumänische Krankenhäuser leiden an Personaldefizit, ganze Städte haben keine Hausärzte mehr, klagte der Minister – er will die Ärzte mit einer neuen, leistungsorientierten Lohnpolitik und finanziellen Anreizen motivieren, in Rumänien zu bleiben. Erste lohnpolitische Schritte wurden bereits unternommen, die Geschäftsführer der Krankenhäuser werden korrekter beurteilt, die Ausschreibung von Stellen ist durch die Veröffentlichung im Internet transparenter geworden. Der Maßnahmenplan ist vom Gesundheitsministerium mit Unterstützung der Staatspräsidentschaft und der WHO erstellt worden und sieht neben Lohnerhöhungen auch mehr Chancen zur beruflichen Entwicklung vor.


  • Rumänische Ärzte bekommen mehr Geld

    Rumänische Ärzte bekommen mehr Geld

    Allein in diesem Jahr will die Regierung umgerechnet etwa 22 Millionen Euro aufwenden, um den Ärzten mehr Geld für den Bereitschaftsdienst auszuzahlen. Berücksichtigt wird dabei, dass das Grundgehalt ab dem 1. August gestiegen ist und die Bereitschaftszuschläge vom Grundgehalt abhängig sind. Gesundheitsminister Vlad Voiculescu bezeichnete die Ma‎ßnahme als eine der wichtigsten, die in den letzten Jahren zugunsten der Ärzteschaft getroffen wurden. Somit steigen die Einkommen der Mediziner — und ihre niedrigen Einkommen waren einer der wichtigsten Auswanderungsgründe dieser Berufsgruppe. Die höheren Zahlungen treten ab dem 1. Oktober in Kraft, das Geld soll durch ein wirkungsvolleres Mittelmanagement bereitgestellt werden.



    Die Ärzte unterschreiben für den Bereitschaftsdienst einen Vertrag über Teilzeitarbeit. Neben dem höheren Einkommen haben die Ärzte so auch den Vorteil, dass die Bereitschaft auf ihr Arbeitsalter und Dienstalter angerechnet wird und auch Urlaubsansprüche entstehen. Möglich wird damit, dass Ärzte Bereitschaftsdienstschichten auch an anderen Krankenhäusern übernehmen können, nicht nur an ihrem regulären Arbeitsplatz. Die so genannte Pflichtbereitschaft, die zu den Kernaufgaben der Mediziner gehört, bringt auch dadurch mehr Geld, dass die Nachtstunden mit 25% Aufschlag bezahlt werden. Wer seit 2010 promoviert hat, bekommt einen gesetzlichen Doktorzuschlag von 15 Prozent.



    Aber nicht nur Ärzte bekommen mehr Geld. Zum 1. August bekommen rund 163 Tausend Beschäftigte zwischen umgerechnet 70 und 200 Euro mehr. Berufsanfänger erhalten zwei Prozent Bonus. Die Einkommen hängen wie in anderen Bereichen vom Beschäftigungsniveau, dem Fachbereich und dem Dienstalter ab. Verschiedene Zuschläge ergänzen das Grundgehalt. Das Einstiegsgehalt eines Arztes soll umgerechnet zwischen 525 und 650 Euro betragen, eine Krankenschwester kriegt zwischen 430 und 540 Euro. Ein Oberazt beim Notfalldienst kann bis 1.200 Euro verdienen.



    Höhere Gehälter werden alleine nicht langfristig Wirkung zeigen. Staatssekretären Dr. Raed Arafat, der aus dem Innenministerium die Rettungsdienste koordiniert, findet es nicht normal, dass in den letzten 25 Jahren nicht mindestens vier neue Krankenhäuser gebaut wurden, die die alte Infrastruktur ersetzen sollen — Rumänien braucht deshalb einen langfristigen Investitionsplan, sagte er.