Tag: Antisemitismus

  • Rumänischer Bauernaufstand von 1907 hatte vielschichtige Hintergründe

    Rumänischer Bauernaufstand von 1907 hatte vielschichtige Hintergründe

    Im Zuge des Wandels der rumänischen Agrarwirtschaft von einem pastoralen Gewerbe zu einem exportorientierten Geschäft war am Anfang des 19. Jahrhunderts die Leibeigenschaft praktisch wieder eingeführt worden. Diese feudale Form der Abhängigkeit der Bauern von Grundbesitzern war diesmal jedoch kurzlebig und wurde mit der Agrarreform von 1864 wieder abgeschafft. Doch auch nach 1864 gehörten fast 60% der Agrarflächen wenigen Gro‎ßgrundbesitzern, die den Boden dann weiter verpachteten. Die Pächter bezahlten einen festen Pachtzins und versuchten später durch eine gezielte Ausbeutung der Bauern ihre Erträge zu maximieren. Das war der grobe Kontext des Aufstands, sagt der Historiker Alin Ciupală:



    Der Aufstand von 1907 war ein echter Schock für die Gesellschaft — nicht nur aufgrund seiner Ausma‎ße, sondern auch deshalb, weil er in einer sehr gewaltgeladenen Form der Gesellschaft den Spiegel des eigenen Versagens im Prozess der Modernisierung vorhielt. Interessant ist, dass ein knappes Jahr früher eine Ausstellung im Karlspark in Bukarest sowohl die Bürger Rumäniens als auch ausländische Besucher auf die gro‎ßen Modernisierungsleistungen unter der Herrschaft Karls dem Ersten zwischen 1866-1906 begeistern wollte. Es gibt also zwei gegensätzliche Momente: Die Jubiläumsausstellung pries die Errungenschaften, der Aufstand von 1907 zeigte, dass es auch viele Widersprüche und Missstände gab.“




    Die Hintergründe des Aufstands sind differenzierter, auch eine antisemitische Komponente spielte eine Rolle. Die Einstellung, nach der jüdische Pächter die rumänischen Bauern ausbeuteten, war verbreitet, aber vereinfachend und mit Daten nicht zu belegen.



    Aus einer breiteren Perspektive sind die Ursachen vielfältiger und komplizierter. Es kann keine Rede sein von Übergriffen jüdischer Pächter als Hauptursache. Auch zeigt die Statistik, dass Juden keineswegs das Pachtsystem dominierten. Es sind genauso viele rumänische oder auch einige westeuropäische Pächter, die sich hier bereichern wollten. Das Pachtsystem war in der hauptsächlich ländlich geprägten Wirtschaft Rumäniens eine kapitalistische Form der Ausbeutung des Bodens.“




    Der Aufstand von 1907 gibt allerdings umgekehrt betrachtet Aufschluss über das Ausma‎ß des Antisemitismus in der rumänischen Gesellschaft, sagt Alin Ciupală:



    Es ist gewisserma‎ßen eine Art Dreyfus-Affaire. Der Fall Dreyfus hatte einige Jahrzehnte früher den Antisemitismus in Frankreich offenbart – in Rumänien spielte der Bauernaufstand von 1907 diese Rolle. Er ist deshalb nicht nur wichtig, um die verschiedenen Aspekte der Landwirtschaftsfrage in Rumänien zu beleuchten — die hier damals das zentrale gesellschaftliche Problem war. Der Aufstand hilft uns, den Antisemitismus in Rumänien besser zu verstehen.“




    Auch eine andere, klassenorientierte Auslegung der damaligen Ereignisse wurde versucht, meint der Historiker.



    Diese Perspektive kam im Kommunismus zur Sprache. Nach damaliger Lesart war 1907 ein Moment des generellen Aufstands von Ausgebeuteten gegen Ausbeuter. Das ist falsch — es ist ein streng landwirtschaftlich geprägter Aufstand gewesen. Zudem rebellierten nicht die Armen am Dorf, sondern eher der Mittelstand des Bauerntums, also nicht mittellose Leute, Menschen, die schon etwas Boden hatten. Das zeigt uns eigentlich, dass die Ursachen nicht mit den Eigentumsverhältnissen zu tun hatten. Nicht mangelnder Grundbesitz war die Hauptursache.“




    Wie der Historiker weiter ausführt, kam es nach dem 21. Februar 1907, als der Aufstand in der Gemeinde Flămânzi nahe Botoşani im Nordosten Rumäniens ausbrach, schnell zu Blutvergie‎ßen im ganzen Land. Auf der einen Seite wüteten Lynchmobs, auf der anderen Seite schossen Soldaten der Regierung auf die Bauern. Zwischen Februar und März 1907 wurden 140 Tausend Soldaten mobilisiert. Mehrere westeuropäische Historiker gehen von 11 Tausend Toten aus, andere setzen diese Zahl nicht so hoch an. Alin Ciupală zufolge ist aber nicht die genaue Zahl der Opfer relevant, sondern die unverhältnismä‎ßig brutale Reaktion der Regierung. So gesehen erinnert der Konflikt eher an eine mittelalterliche Welt:



    Bauern und Behörden sind die wichtigsten Akteure im Konflikt gewesen. Die Behörden gerieten in Panik und griffen extrem hart durch. Die Gesellschaft war vollkommen überrumpelt, weil der Aufstand urplötzlich ausbrach. In der Moldau, wo sich der Aufstand schnell verbreitete, brach allgemeine Panik aus. Die Psychose erklärt die Gewaltexzesse der Behörden. Als Innenminister hat Ionel Brătianu dann versucht, die Exzesse zu beruhigen, er hat in den betroffenen Bezirken neue Regierungsvertreter ernannt, um die Gemüter zu beruhigen und den Militäreinsatz zu beendigen.“




    Der Bauernaufstand von 1907 hat letztendlich komplexe Gründe, unter denen die Fehlentscheidungen der Kommunalverwaltung — auch aufgrund von Korruption — zu zählen sind. Deutungsperspektiven wie Antisemitismus und Klassenkampf sind dahingehend weniger relevant.

  • Iosif Berman – der Star-Fotoreporter der Zwischenkriegszeit

    Iosif Berman – der Star-Fotoreporter der Zwischenkriegszeit

    Einer der wichtigsten Fotoreporter und Fotografen der Zwischenkriegszeit in Rumänien war Iosif Berman. Der Künstler jüdischer Abstammung verkehrte in Kreisen der rumänischen Avantgarde, fotografierte für bekannte Tageszeitungen und illustrierte Publikationen, begleitete den Soziologen Dimitrie Gusti während seiner Feldforschung und schaffte es bis zum offiziellen Fotografen des rumänischen Königshauses. Mit den Rassengesetzen von 1938 wurde ihm jede Tätigkeit als Fotograf untersagt. Wenige Jahre später starb der erkrankte Berman in gro‎ßer Verbitterung. In “Pro memoria” gingen wir dem filmreifen Leben Iosif Bermans nach.



    Vor der Erfindung der Fotografie wurden die Zeitungen mit Zeichnungen illustriert. Die Fotografie hat die Presse verändert und ihr mehr Glaubwürdigkeit verliehen. Dadurch entstand auch eine neue Kategorie von Journalisten: die Fotoreporter. In der Geschichte des 20. Jahrhunderts gibt es zahlreiche legendäre Bilder, die eine Mischung von alltäglichem Leben, bildender Kunst, Symbolik, Gesten und Erlebnissen darstellen.



    Einer der ersten rumänischen Fotoreporter war Iosif Berman. Er wurde 1892 im nordrumänischen Dorohoi, in der Familie eines jüdischen Kaufmanns geboren. Sein Vater kämpfte im Krieg für die Unabhängigkeit Rumäniens in den Jahren 1877-1878 und wurde dafür per königlichem Erlass eingebürgert. Bis dahin hatten die Juden in Rumänien keine rumänische Staatsbürgerschaft. Es scheint, dass Berman während eines Besuchs in Czernowitz sein Interesse am Fotografieren entdeckte. Das erklärte zumindest seine Tochter.



    1912 kommt Berman nach Bukarest, um seiner Leidenschaft nachzugehen. Die Journalistin Adina Stefan ist Biographin von Iosif Berman und hat das Foto-Album Iosif Bermans Rumänien“ veröffentlicht. Im folgenden sprach sie über die Anfänge der Karriere des wichtigsten Fotoreporters der Zwischenkriegszeit in Rumänien:



    Seine Kollegen sagten, er habe die Begabung eines amerikanischen Fotojreporters gehabt, dass er sogar besser als diese war. 1912 kam er nach Bukarest und wurde angestellt. Er arbeitete zunächst bei einer illustrierten Zeitung. Später stellte ihn der Journalist Constantin Mille bei den linken Zeitungen »Adevărul« und »Dimineaţa« ein. Dort hat er etwa 20 Jahre lang gearbeitet. Weiter war er Mitarbeiter der Zeitschrift »Realitatea ilustrată« und hat zusammen mit gro‎ßen zeitgenössischen Avantgarde-Künstlern Kunst-Fotos in der Zeitung »Cuvântul liber« veröffentlicht. Berman war ein Star in der Zwischenkriegszeit und leistete nur qualitätsvolle Arbeit. Er führte kein mondänes Leben, war aber eine sehr präsente und unwiderstehliche Person. Er hinterlie‎ß ein paar Dutzend Tausend Fotos.“




    Per Definition muss ein Journalist ein Suchender, eine Person sein, die die Wahrheit und die Menschen liebt. Gerade das trifft auf Berman zu. Der Krieg stellte für Journalisten eine sehr gute Gelegenheit dar, ihre Qualitäten zu beweisen. Im Ersten Weltkrieg hatte Berman die Gelegenheit, seine Begabung und seinen Mut zu beweisen. Während des Ersten Weltkriegs lernte er auch seine zukünftige Frau kennen. Biographin Adina Ştefan:



    1917 wurde Berman mit einem Regiment nach Russland geschickt, um die Kämpfe dort zu fotografieren. Es handelte sich dabei um den Ersten Weltkrieg und um die bolschewistische Revolution. Da setzt er sein Leben aufs Spiel und verliert seine Fotos. Mal schnappen ihn die Wei‎ßen, mal die Roten und zerstören seine Glas-Fotoplatten. Von der Schwarzmeer-Küste, von Odessa, kommt er bis zum Fu‎ße des Kaukasus, bis nach Noworossijsk. Was folgte, ist filmreif: Er geht in ein Café rein, wo sich mehrere junge Leute unterhielten. Ihm werden Essen und Getränke angeboten und ein junger Mann bietet ihm auch Unterkunft an. Berman akzeptiert und wacht am zweiten Tag im Haus einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Auf einem Balkon erblickt er ein schönes Mädchen, das sich gerade die Haare kämmte. Es war Liebe auf den ersten Blick, sie hie‎ß Raissa und war 20 Jahre alt, er war 27 Jahre alt. Sie haben schnell beschlossen, zu heiraten.“




    Bis 1923 haben Berman und seine Frau in Konstantinopel gelebt. Hier war er als Korrespondent für die Zeitungen Dimineaţa“ und Adevărul“ tätig. Berman hat auch eng mit dem Soziologen Dimitrie Gusti zusammengearbeitet und diesen auf seinen Feldforschungsreisen in den ländlichen Gebieten Rumäniens begleitet. Er wurde sehr bekannt und hat auch mit der New York Times“ und mit den Nachrichtenagenturen Associated Press und Scandinavian Newspapers Press zusammengearbeitet. In kurzer Zeit wird er zum Fotografen des Königs Karl II. Adina Ştefan erzählt weiter aus dem Werdegang Bermans:



    Berman war von Anfang an ein innovativer Fotograf. Er fotografierte alles. Er fotografierte das Leben, die Gestalten sind lebendig. Seine Tochter Luiza berichtete, dass er offizieller Fotograf des Königs Karl II. wurde. Ihm gelang es, den König aus allen Winkeln zu fotografieren, und immer sah der König souverän aus. Das gelang den anderen Profi-Fotografen nicht.“




    Der Zweite Weltkrieg, die rumänischen Rassengesetze von 1938 und die antisemitische Verfolgung waren harte Schläge für Berman, der seine Tätigkeit nicht mehr ausüben durfte. Er musste seinen jüdischen Namen ändern, die Zeitungen, für die er arbeitete, mussten ihre Tätigkeit einstellen, sein Studio wurde gesperrt und seine Kameras und seine Fotos wurden beschlagnahmt. Bis 1940 durfte er ab und zu noch arbeiten, danach wurde ihm als Jude die Tätigkeit gänzlich untersagt. Am 17. September 1941 verstarb der verbitterte und nierenkranke Iosif Berman im Alter von 49 Jahren in Bukarest.

  • Der 9. Oktober ist Holocaust-Gedenktag in Rumänien

    Der 9. Oktober ist Holocaust-Gedenktag in Rumänien

    Rumänien ist heutzutage ein Land, das wichtige Fortschritte im Bereich der Anerkennung und der Übernahme der Verantwortung für den Holocaust gemacht hat.“ Dies erklärte Rumäniens Staatspräsident Klaus Iohannis am Donnerstag in Bukarest, anlässlich des Nationalen Holocaust-Gedenktages. Es war ein schwieriger Proze‎ß, aber wir haben bewiesen, dass wir die harte Lektion der Vergangenheit vollkommen gelernt haben. Wir haben beschlossen, wachsam zu sein, und jede Form von Hass, Diskriminierung und Beleidigung der Erinnerung an die Holocaust-Opfer durch Holocaustleugnung oder Herabmindern des Völkermordes gegen das jüdische Volk zu bekämpfen“, sagte noch der rumänische Staatschef.



    Der Präsident des israelischen Parlaments, Juli-Joel Edelstein, der zur Zeit einen offiziellen Besuch in Bukarest unternimmt, hat am Mittwoch in einer Rede vor dem rumänischen Parlament für Toleranz plädiert und gesagt, dass die Rumänen von den harten Lektionen der Vergangenheit lernen müssen und sicher werden sollten, dass solche Ereignisse sich nicht wiederholen. Leider vergi‎ßt Europa zur Zeit diese Lektionen, Antisemitismus erweist eine steigende Tendenz und die Juden in Europa machen sich immer mehr Sorgen, betonte der israelische Parlamentsprasident, Juli-Joel Edelstein:



    Im Europa des Jahres 2015, einer sogenannten Kollektion von aufgeklärten Ländern, besteht immer noch eine solche Situation — und das kann ich nicht verstehen. Die Ambivalenz gegenüber Vorurteilen wird uns auf eine gefährliche Schiene zu mehr Gewalt, mehr Ha‎ß und weiteren gemeingefährlichen Vorfällen führen.”



    Ferner sagte der israelische Parlamentspräsident, Juli-Joel Edelstein, er sei stolz darüber, dass Rumänien ein so starker Aliierter des Staates Israel im globalen Kampf gegen Antisemitismus war.



    Der Präsident der rumänischen Abgeordnetenkammer, Valeriu Zgonea, sprach über die wichtigen Fortschritte Rumäniens im Kampf gegen den Antisemitismus:



    Rumänien war das erste Land in Südosteuropa, das eine Gesetzgebung gegen Diskriminierung angenommen hat. Heute können wir voller Verantwortung sagen, dass in punkto Schutz der Minderheiten Rumänien ein regionales und europäisches Modell ist, ein Land, das Diversität und Toleranz fördert, das effizient gegen Rasismus, Völkerhass, Antisemitismus und Intoleranz kämpft.”



    Seit 2004 wird jedes Jahr in Rumänien am 9. Oktober der nationale Holocaust-Gedenktag begangen. Während der kommunistischen Diktatur wurde der Holocaust in Rumänien systematisch ignoriert. Aufgrund der Schlu‎ßfolgerungen nach der Uberprüfung der Deportationen im Zweiten Weltkrieg, die von einer Sonderkommission geleitet vom Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel formuliert wurden, beschlo‎ß die Bukarester Regierung vor 11 Jahren, den Holocaust anzuerkennen und den 9. Oktober zum nationalen Gedenktag des Holocaust in Rumänien zu erklären. Dieser Tag hat eine besondere Bedeutung für Rumänien: Am 9. Oktober 1941 begann das mit Nazi-Deutschland allierte Regime des Marschalls Ion Antonescu mit den Deportationen der Juden aus dem Osten Rumäniens in die besetzten sowjetischen Territorien. Laut Statistik starben mehr als 250.000 Juden während und nach ihrer Deportation im Jahr 1941 aus Bessarabien und dem Norden der Bukowina nach Transnistrien.

  • Rumänien unterzeichnet 14 Abkommen mit Israel

    Die rumänische und die israelische Regierungen nehmen sich vor in den Bereichen externe Angelegenheiten, Verteidigung, Sicherheit, Wirtschaft und Kultur zusammen zu arbeiten. Das ist, im Wesentlichen, das Ergebnis der gemeinsamen Sitzung von Dienstag in Jerusalem, die von den Ministerpräsidenten Victor Ponta und Benjamin Netanjahu geleitet wurde. Der Chef der rumänischen Exekutive erklärte:




    Wir sind stolz die Tradition der bilateralen politischen Beziehungen fortzusetzen. Ich bin sehr froh, dass heute 14 bilaterale Abkommen von den Mitgliedern der zwei Regierungen unterzeichnet wurden. Es ergibt sich eine positive Perspektive für die Zusammenarbeit im Bereich des Umweltschutzes, der Technologie und der Forschung. Israel stellt in puncto Innovation und Investitionen in neue Technologien ein Modell für die ganze Welt dar.“




    Beim Treffen wurde, unter anderem, auch ein Abkommen betreffend die Rekrutierung von rumänischen Arbeitern im Bausektor, unterzeichnet. Victor Ponta dazu:




    1000 Arbeiter werden sofort nach dem Inkrafttreten im Bausektor arbeiten können, sie werden unter sehr guten Bedingungen Zugang zum israelischen Arbeitsmarkt haben




    Rumänien und Israel werden auch gemeinsam die rumänische Produktionskapazität der Flug-und Verteidigungindustrie entwickeln. Weitere Bereiche in denen die beiden Ländern kooperieren werden sind Energie, Chemie, Petrochemie, Logistik, Infrastruktur und IT. Rumäniens Wirtschaftsminister Constantin Niţă stellte seinem israelischen Gegenüber Naftali Bennett die Kooperations-und Entwicklungsmöglichkeiten von gemeinsamen Projekten vor:




    Einer der Bereiche, die uns interessieren, ist die Luftfahrt, weil Israel in diesem bereich erfahren ist. Wir verfügen über ein paar Unternehmen in Rumänien die ebenfalls erfahren sind: Romaero, Avioane Craiova, IAR Ghimbav. Diese Unternehmen können zusammen mit den israelischen Unternehmen bestimmte Projekte entwickeln. Zudem haben wir Projekte im Bereich der unkonventionellen und erneuerbaren Energien.“




    Kelemen Hunor, Vize-Ministerpräsident und Kulturminister, sprach über ehrgeizige gemeinsame Projekte im Kulturbereich:




    Es wurden etwa 50 Bücher aus dem Hebräischen ins Rumänische übersetzt, leider wenigere Bücher aus dem Rumänischen ins Hebräische. Im Theater-, Tanz-, Kunst-und Show-Bereich gibt es eine sehr enge Zusammenarbeit. Im Filmbreich verfügen wir über ein Abkommen für die Förderung der Film-Koproduktionen. Das ist sehr wichtig, weil die rumänische Filmindustrie und die israelische Filmindustrie erleben gute Zeiten, sogar bemerkenswerte Erfolge.“




    Beide Regierungen, sowohl die rumänische, als auch die israelische haben die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenlebens Israels mit seinen Nachbarn geäussert. Sie haben ihr Engagement für die Stabilisierung der Region und der friedlichen Lösung der Konflikte wieder beteuert. Rumäniens Ministerpräsident Victor Ponta versicherte seinen israelischen Amtskollegen Benjamin Netanjahu, Rumänien werde die Findung von Lösungen, die zum Dialog, Sicherheit und Frieden im Nahen Osten führen können, unterstützen. Rumänien und Israel werden zugleich zusammen arbeiten, um jedwelche Form des Antisemitismus, der Rassendiskriminierung, der Xenophobie und der Intoleranz zu bekämpfen.

  • Der umstrittene rumänische Philosoph Nae Ionescu

    Der umstrittene rumänische Philosoph Nae Ionescu

    Die starken Persönlichkeiten sind gewöhnlich Meinungsbildner, sie sind kontrovers und einflussreich. In Rumänien war in der Zwischenkriegszeit der Philosoph, Logiker und Professor Nae Ionescu eine der umstrittensten Persönlichkeiten im rumänischen Kulturleben. Er war ein Theoretiker des rumänischen Nationalismus und des Antisemitismus. Er gehörte der philosophischen Strömung des Existentialismus an. Nae Ionescu war Leiter der Zeitschrift Cuvântul“ (Das Wort“). Er hat einige der wichtigsten Intellektuellen Rumäniens in der Zwischenkriegszeit beeinflusst: Mircea Eliade, Mircea Vulcănescu, Mihail Sebastian, Emil Cioran. Er wurde auch in der Politik aktiv, unterstützte König Karl II., wurde dann aber zum Mentor der Eisernen Garde.



    Nae Ionescu wurde 1890 in Brăila geboren. Bis 1912 studierte er an der Bukarester Universität und wurde dann Gymnasiallehrer. In seiner Jugend war er ein Sozialist, wechselte dann zum italienischen Faschismus. In den 1920er und -30er Jahren wurde er dem Publikum bekannt. In dieser Periode veröffentlichte er auch viel. Nae Ionescu äu‎ßerte sich gegen die Tradition der akademischen und offiziellen Kultur in Rumänien. Sowohl von den Rechten als auch von der Linke wurde er widersprüchlich eingeschätzt. Der Historiker Florin Müller von der Bukarester Geschichts-Fakultät dazu:



    Er wurde von Mircea Eliade gepriesen, aber auch von der marxistischen Linke oder von rationalistischen Intellektuellen wie Tudor Vianu, Şerban Cioculescu und Mihail Ralea scharf kritisiert. Für Eliade war Ionescu ein philosophisches Hirn, ein echter reflexiver Geist, der sich der Philosophie des Lehrstuhls widersetzte. Ohne populär zu sein, war Nae Ionescu immer auf der Seite der schöpferischen, dynamischen und heldenhaften Elemente. Für Mihail Sebastian, ein enger rumänisch-jüdischer Mitarbeiter von Nae Ionescu bei der Zeitschrift »Cuvântul«, war der Philosoph ein echter Gewissensleiter. Ionescu hatte die Befreiung der schöpferischen Energien der jungen Intellektuellen erlaubt. Die linken Intellektuellen und die Rationalisten sowie die Akademiker hatten ein anderes Bild von Nae Ionescu. Lucreţiu Pătrăşcanu, ein radikaler Kommunist, sah in Ionescu ein typisches Beispiel der Degeneration der rumänischen Intellektuellen. Ionescu verforme das Denken und fördere die peinlichste nationalistische und antisemitische Politik, so die Auffassung Pătrăşcanus. Es gab auch Anhänger der radikalen Rechten wie Nichifor Crainic, die der Ansicht waren, dass Nae Ionescu sich unlauterer Mittel bedient habe, um Leiter der Zeitung »Cuvântul« zu werden.“




    Nae Ionescu wurde auch als Plagiator enttarnt, so der Historiker Florin Müller:



    Zevedei Barbu hat unter anderen die Filiationen, das knappe Plagiat von Nae Ionescu nach Werken einiger westlicher Denker wie Spengler bemerkt und analysiert. Barbu hat bemerkt, dass einige Themen und Absätze, sogar einige Ausdrücke und Beispiele abgeschrieben wurden. Max Scheler ist ein anderer Autor, von dem Nae Ionescu fast betrügerisch abkupfert. Wenn wir uns das Ganze nach heutigen technischen Kriterien ansehen, werden wir bemerken, dass Nae Ionescu ein ziemlich sichtbares Plagiat praktiziert hat. Es hat praktisch nichts Akademisches in sich und diesem Unterfangen sollte komplett mit Ablehnung begegnet werden. Zugleich war für Nae Ionescu wichtig, dass diese Ideen, Konzepte und spirituelle Konfiguration in die intime Struktur seines eigenen Schöpfens eindringen. Nur dann konnte man von einer Verinnerlichung sprechen und von einem legitimen Transfer in das Gewissen anderer. Nae Ionescu befindet sich in einer Zone der parallelen Spiegel. Er wurde als Gewissens-Schöpfer betrachtet, aber auch als Mentorgeist des Nationalismus, Antisemitismus und als anti-demokratisch angesehen.“




    Das Denken von Ionescu war nicht linear. Historische Ereignisse haben, wie auch in anderen Fällen, Meinungen und politische Einstellungen beeinflusst. Der Historiker Florin Müller:



    Welcher ist eigentlich der Grundriss des politischen Denkens des Theoretikers und des Philosophen in der Periode 1924 bis 1940, dem Jahr seines Todes? Das Denken von Nae Ionescu umfasst drei wichtige Etappen. In einer ersten Etappe versucht er ein Modell der Massen-Demokratie, das die Wurzeln auf dem Lande hat, aufzubauen. Die zweite Etappe sieht die Begründung der Monarchie von Gottes Gnaden, eine peripherische Theorie im rumänischen politischen Denken, vor. Diese gehört eher dem Mittelalter als der Modernität an. Die letzte Etappe beginnt 1933 und umfasst das totalitäre, kollektivistische und sogar krypto-sozialistische Modell der Eisernen Garde. Warum die drei Etappen wichtig sind? Weil man den Antisemitismus in unterschiedlicher Form in allen drei Etappen wiederfindet.“




    Nae Ionescu ist 1940 unten ungeklärten Umständen gestorben, was zu vielen Gerüchten und zum Entstehen eines Mythos rund um den Philosophen beitrug. Seine starke Persönlichkeit hat auch in den folgenden Jahrzehnten polarisiert: Manche waren von ihm fasziniert, andere verabscheuten ihn.



    Audiobeitrag hören:



  • Rumäniens Staatschef besucht Israel

    Rumäniens Staatschef besucht Israel

    Rumäniens Staatschef Traian Băsescu hat eine offizielle Reise nach Israel unternommen. Am Montag wurde er von seinem israelischen Amtskollegen Shimon Peres empfangen. Zudem ist der rumänische Präsident mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu und dem Au‎ßenminister Avigdor Liberman zusammen gekommen. Laut dem Radio Rumänien-Korrespondenten in Jerusalem erklärte Traian Băsescu in seiner Rede, die ununterbrochenen rumänisch-israelischen diplomatischen Beziehungen, die seit 65 Jahren andauern, seinen ein Grund, stolz zu sein. 1967 hat Rumänien als einziges Land des Warschauer Paktes die diplomatischen Beziehungen zu Israel nicht abgebrochen. Rumänien sei auch an Israel gebunden, weil etwa 500.000 Israelis Rumänisch sprechen, fügte Rumäniens Staatschef hinzu. Viele dieser haben zum Aufbau Israels beigetragen und seien heute Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Israel.



    Shimon Peres erklärte, die derzeitigen israelisch-palästinensischen Friedensgespräche seien kritisch. Das Scheitern dieser Gespräche wäre eine Tragödie für den Nahen Osten, so Peres. Israels Präsident sprach auch über die Entwicklung Rumäniens. Die Rumänen hätten jetzt eine bessere Zukunft. Er gratulierte Rumänien zur Verbesserung der Wirtschaftslage und zum wichtigen Platz, den Rumänien innerhalb der EU und NATO einnehme.



    Traian Băsescu hat auch die Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust Yad Vashem“ besucht. In der Halle der Errinerung hat er einen Kranz niedergelegt und die ewige Flamme des Gedächtnisses gezündet. In Yad Vashem wurde zudem zwischen dem rumänischen Präsidialamt und Yad Vashem die Kooperations-Erklärung zur Bekämpfung der Diskriminierung, der Intoleranz und des Antisemitismus unterzeichnet.



    Der rumänische Staatschef wurde anschlie‎ßend vom orthodoxen Patriarchen von Jerusalem Theophilus III. empfangen. Traian Băsescu erhielt von diesem den Orden des Heligen Grabes. Die beiden besuchten anschlie‎ßend das Heilige Grab in der Jerusalemer Altstadt. Der rumänische Staatschef besuchte danach auch die Klagemauer, wo er, wie viele andere Gläubige, einen persönlichen Gebetszettel in die Mauerspalten steckte.

  • Der Holocaust in Rumänien

    Der Holocaust in Rumänien

    Der Holocaust ist die höchste Hass-Stufe, die der Mensch im Laufe der Geschichte erreicht hat. Von Verachtung und der Rhetorik der Rassen-Inferiorität sind die Hass-Experten zur Deportation und Massenmord übergegangen. Die Opfer waren zum Gro‎ßteil Juden und Roma. Rumänien trägt seinen Teil der Schuld am Holocaust. Die Verantwortung wurde durch den Wiesel-Bericht von 2003 übernommen. Damals wurde auch der 9. Oktober zum Nationalen Holocaust-Gedenktag in Rumänien ernannt.



    Im Archiv des Zentrums für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks gibt es wertvolle Zeugenaussagen aus der Zwischenkriegszeit und während des 2. Weltkriegs. Der Arzt Radu Petre Damian errinerte sich in einem Interview im Jahr 1999 an die antisemitischen Kundgebungen bei der Medizin-Fakultät in Cluj/Klausenburg.



    Im ersten Jahr führten wir Sezierungen durch, man lernte über Muskulatur, Osteologie und Myologie. Du schaust dir die Eingeweide an und beginnst zu schneiden, um die inneren Organe zu sehen. Am unseren Tisch waren auch zwei Juden, der eine war Davidson. Und einer von uns sagte: ‚Du, hör mal, ich habe hier noch nie die Leiche eines Juden gesehen!‘ Und Davidson antwortete: ‚WIr schänden unsere Leichen nicht!‘ Das reichte aus, es folgte etwas Unglaubliches. Auf einmal wurde der Saal wütend, alle Knochen, alle Oberschenkelknochen, die wir auf den Brettern hatten, wurden in ihre Richtung geworfen. Sie standen in einer Ecke und zitterten am ganzen Leibe. Es dauerte lange, bis sich die Gemüter beruhigten. ‚Wie kannst Du so etwas sagen?! Also schänden wir unsere Leichen, was?!‘ Die Studenten kammen auf der Anhöhe im Hof zusammen und man diskutierte, wie wir handeln sollten: Sollen wir in Streik treten oder nicht, welche Ma‎ßnahmen sollen wir treffen. Letzen Endes, ich wei‎ß auch nicht mehr wie, kühlte sich die Stimmung ab und man beschloss, das Ganze zu vergessen, vorausgesetzt, die beiden würden so etwas nicht mehr sagen.“



    Der Kunsthistoriker Radu Bogdan wurde schon als junger Mann Mitglied der kommunistischen Bewegung. Er war aber kein Dogmatiker, auch wenn er Überlebender eines Arbeitslagers war. In einem Interview von 1995 errinert er sich an den Kommandanten des Lagers, ein echter Retter, einer der Menschen, die vor absurden Befehlen noch gerade stehen konnten.



    Echte Retter sind wie dieser Kommandant meines Arbeitslagers, den ich geliebt und sehr respektiert habe und zu dem ich nachher freundschaftliche Beziehungen gepflegt habe. Es war ein besonderer Mensch, sein Name war Petre N. Ionescu. Das sagt nichts. Er war in Bukarest Berater beim Berufungsgericht in Bukarest, gehörte einer angesehen Magistraten-Familie aus Jassy an. Als wir nach Osmancea gebracht wurden, war dieser Magistrat, von dem ich erzähle, präsent. Keiner kümmerte sich um ihn! Sein Spitzname war Mickey Mouse: Er war kleinwüchsig und man konnte nicht ahnen, was für moralische Ressourcen dieser Mann hatte. Er war ein aufrechter und stolzer Mann. Ich kann mich erinnern, dass eines Tages Oberst Corbu auf unangekündigtem Besuch kam und ihn mit offenem Hemdkragen erwischte. Es war Sommer und er erwischte ihn in einer Pause. Er begann ihn anzuschreien, dass sein Hemd offen ist und er keine Krawatte trägt. Wir machten gro‎ße Augen, als Herr Unterleutnant ihm sagte: ‚Herr Oberst, es ist wahr, dass ich nur ein Unterleutnant bin und sie Oberst, aber ich gestatte Ihnen nicht, mit mir so zu reden und ihre Stimme zu erheben. Bitte vergessen Sie nicht, das ich im Zivilleben Magistrat bin, ein hoher Magistrat, ich bin Berater beim Berufungsgericht und Sie müssen Respekt vor mir haben!‘. Dieser Mann hat niemals Schmiergeld akzeptiert. Als die Leute wissen wollten, was mit ihren Höfen, die sie verlassen mussten, passiert ist, hat er ihnen gestattet, diese zu besuchen. Er hat den Gefangenen gestattet, Gasflaschen ins Lager mitzubringen, um etwas aufwärmen zu könnnen. Kein Haar wurde ihnen gekrümmt! Es gab keine Ungerechtigkeiten. Ich habe den Mut und das Gewissen dieses Menschen bewundert.“



    Sonia Palty verbrachte einige Kriegsjahre in einem Lager und war Zeugin einer erschütternden Episode während der Überquerung des Bug-Flusses. Die Aufzeichnung ihres Augenzeigenberichts stammt aus dem Jahr 2001.



    An einem Morgen kam der Unterpräfekt Aristide Pădure mit seiner Peitsche in der Hand auf dem Pferd ins Lager rein uns sagte: ‚Alle Juden zum Bug-Ufer! Wir schicken euch herüber zu den Deutschen!‘ Wir wussten, das würde unseren Tod bedeuten! Mein Vater hatte drei Arsenik-Kapseln, so wie auch die Familie Brauch. Herr Brauch hat eine Kapsel meinem Freund Fritz gegeben. Er war damals 20, ich 15. Und er sagte uns: ‚Kinder, wenn wir auf dem Floss sind, werden wir die Kapsel schlucken, es hat keinen Sinn, dass uns die Deutschen kriegen.‘ Wir haben die Kapseln in die Hand genommen und Fritz und ich haben uns geeinigt, sie nicht einzunehmen, weil wir leben wollten. Wir nahmen am Bug-Ufer Platz und, als wir unseren Blick nach vorne richteten — wir blickten nur zum Boden –, sahen wir in etwa 40-50 Meter Entfernung Zigeuner, viele Zigeuner, die ihre Wagen mit den eigenen Körpern zogen, weil ihnen die Pferde weggenommen worden waren. Aus den Wagen stiegen Frauen mit vielen, vielen Kindern aus und die Überquerung des Bug-Flusses begann. Es war ein Alptraum: Als die Zigeunerinnen, die mit ihren Kindern das Floss betreten hatten, die Flussmitte erreichten, hoben sie die Kinder in die Luft und warfen sie ins Wasser. Uns dann folgten sie ihnen. Auf dem Ufer begannen die Männer und der Rest der Familie, die anderen Kinder, zu schreien, sich ihre Haare auszurei‎ßen. Als wir sie anschauten, sahen wir uns in derselben Lage.“



    Der Holocaust war ein Ausdruck des Hasses und der Besessenheit, der allgemeinen Blendung. Die Lektion der Geschichte ist hart und die Botschaft ist deutlich. Die Menschheit hat trotzdem noch nicht gelernt, der Versuchung des Radikalismus zu widerstehen.

  • Rumänisch-polnische Beziehungen im 14. Jh. Aufstand der Eisernen Garde (1941)

    Rumänisch-polnische Beziehungen im 14. Jh. Aufstand der Eisernen Garde (1941)


    In unserer Reihe Pro Memoria bringen wir heute zwei Beiträge zur Geschichte Rumäniens, über Ereignisse, die am 20. Januar, allerdings in unterschiedlichen Jahrhunderten, stattgefunden haben. Als erstes sprechen wir über die rumänisch-polnischen Beziehungen im 14. Jh., versiegelt mit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen der Walachei und Polen, in Lublin, am 20. Januar 1390. Anschlie‎ßend bringen wir ein bitteres Ereignis der rumänischen Gegenwartsgeschichte in Erinnerung: DenAufstand der Eisernen Garde vom 20. Januar 1941.


    Die Geschichtsschreibungen der zweiten Hälfte des 14. Jhs notierten die Präsenz des zukünftigen Osmanischen Reiches in Südosteuropa. Zwischen 1500 und 1900 wurde das Osmanische Reich zur grö‎ßten Macht der Region. Die christlichen Nationen auf dem Balkan versuchten mit allen Kräften, der osmanischen Invasion standzuhalten, was aber ihnen nur für kurze Zeit gelang. Im letzten Viertel des 14. Jhs suchte der Fürst der Walachei, Mircea der Alte, der zw. 1386 und 1418 herrschte, nach Allierten im Kampf gegen die Türken; diese hatten die Donau, die Grenze seines Fürstentums, erreicht. Da zu jener Zeit die Beziehungen zum ungarischen Herrscher Sigismund von Luxemburg (1387-1437) nicht besonders gut waren, konnte die Walachei keine Hilfe vom benachbarten Ungarn erwarten; daher versuchte Mircea der Alte eine Beziehung zu Polen aufzubauen, das damals vom König Wladislaw II. Jagello (1386-1434) regiert wurde.


    Nach der Niederlage der serbischen Armee in der Schlacht am Amselfeld (Kossovopolje), im Jahre 1389, geriet Mircea der Alte in eine noch schwierigere Lage. Durch Vermittlungen geführt vom moldauischen Fürst Petru Muşat (1375-1391), einem Vassalen des polnischen Königs, schlo‎ß Mircea der Alte am 10. Dezember 1389 eine Vereinbarung mit Polen, wodurch der Fürst der Walachei und der König Polens sich verpflichteten, einander Unterstützung su sichern, sowohl gegen den ungarischen König als auch gegen andere Feinde. Der Fürst der Walachei wurde von den Brüdern Manea und Roman Herescu vertreten; bei der Unterzeichnung des Abkommens war auch der Palatin Dragoi, als Vertreter des moldauischen Fürsten, anwesend. Die Ratifizierung dieser Vereinbarung fand am 20. Januar 1390 im polnischen Lublin statt. Die Bedingungen der Vereinbarung waren aber sehr vage, nicht präzise, und die wenigen existierenden Dokumente, wie zum Beispiel das Schreiben Mircea des Alten an Wladislaw II. Jagello, wodurch das bilaterale Abkommen paraphiert wurde, bieten auch nicht genügend Details. Das Schreiben des polnischen Königs, wodurch dieser seinerseits das Abkommen ratifizierte, ist leider nicht erhalten.


    Dem Abkommen von Lublin, unterzeichnet am 20. Januar 1390, folgte nach kurzer Zeit eine dreiseitige Vereinbarung zwischen dem walachischen Fürsten Mircea dem Alten, dem polnischen König Wladislaw II. Jagello und dem ungarischen König Sigismund von Luxemburg. Laut diesem neuen Abkommen vom 17. März 1390 verpflichteten sich Polen, Ungarn und die Walachei, sich gegenseitig im Kampf gegen den gemeinsamen Feind zu unterstützen. Durch das Beitreten des ungarischen Königs an dieser Allianz gewann Mircea der Alte einen Vorteil, da die geographische Lage Ungarns eine Beteiligung dieses Landes an einer militärischen Kampagne gegen das Osmanische Reich viel wahrscheinlicher war, als eine Beteiligung Polens.


    Obwohl die Beziehung zu Ungarn gut war — 1395 hatte sich Mircea der Alte zum Vasallen des Königs Sigismund von Luxemburg erklärt — erneuerte der Fürst der Walachei die Allianz mit dem polnischen König in 1404, 1410 und 1411, um sich vor der ungarischen Expansion zu schützen. Die Allianz zwischen dem polnischen König und dem walachischen Fürst funktionierte während der Schlacht bei Tannenberg (Grünwald), am 15. Juli 1410. Ein walachisches und ein moldauisches Kontingent trugen zum Sieg der polnisch-litauischen Armeen gegen das Heer des Deutschen Ordens bei.



    Die Eiserne Garde (rumänisch Garda de Fier), auch Legionärbewegung genannt (rumänisch Mişcarea Legionară) war eine terroristische, faschistische und antisemitische Bewegung bzw. eine politische Partei in Rumänien. Sie wurde am 24. Juli 1927 von Corneliu Zelea Codreanu als Legion des Erzengels Michael (rumänisch Legiunea Arhanghelului Mihail) gegründet. Codreanu blieb bis zu seiner Ermordung 1938 unter dem Titel Capitanul“ (Kapitän) der Führer der Bewegung. Nach seinem Tod wurde Horia Sima der neue Führer der Legion. Von Ende Juni 1940 bis Anfang September 1940 beteiligte sich die Legion erstmals an einer rumänischen Regierung. Am 4. September 1940 errichtete die Legion unter Führung Horia Simas gemeinsam mit General Ion Antonescu eine faschistische nationallegionäre“ Diktatur, die Rumänien an die Seite der Achsenmächte führte. Antonescu hoffte, durch die Machtbeteiligung der Legionäre, das neue Regime populär zu machen. Diese erzwang die Abdankung Carol II. zugunsten seines Sohns Mihai und neigte noch mehr den Achsenmächten zu. Horia Sima wurde Vizepräsident des Kabinetts. Formal trat Rumänien dem Dreimächtepakt im November 1940 bei.


    An die Macht gelangt, verschärfte die Eiserne Garde die ohnehin harten antisemitischen Gesetze und verfolgte straflos eine Kampagne der Pogrome und politischen Morde. Mehr als 60 vormalige Würdenträger und Funktionäre wurden am 26./27. November 1940 im Gefängnis von Jilava bei Bukarest hingerichtet, während sie auf ihren Prozess warteten. Der Historiker und frühere Premierminister Nicolae Iorga und der Ökonom Virgil Madgearu, ebenfalls Minister in einer früheren Regierung, wurden ohne Verhaftung ermordet.


    Nach nur fünf Monaten an der Macht überwarf sich Marschall Ion Antonescu mit der ebenfalls seit September 1940 an der Regierung beteiligten faschistischen Eisernen Garde, auch »Legionäre« genannt. Neben allgemeinen Machtkämpfen führte vor allem die Frage über die Methoden der Vertreibung und Enteignung der rumänischen Juden zu Konflikten. Die Eiserne Garde entfesselte seit September 1940 erbarmungslosen Terror gegen Juden durch Gewalt, Vertreibung und Enteignung. Antonescu strebte dagegen ein staatlich organisiertes, schrittweises und bürokratisches Vorgehen gegen die Juden an. Zudem befürchtete er, die Eiserne Garde und ihre Verbündeten könnten durch die Anhäufung von jüdischem Besitz zu mächtig werden. Nach Antonescus Wunsch sollte das geraubte jüdische Vermögen allein dem Staat und nicht einzelnen Organisationen zukommen.


    Bei einem Treffen mit Adolf Hitler in Deutschland am 14. Januar 1941 versicherte sich Antonescu dessen stillschweigender Zustimmung zu einem Vorgehen gegen die Eiserne Garde; seine Gegenleistung war das Versprechen einer rumänischen Beteiligung am bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion.


    Antonescu entlie‎ß am 20. Januar 1941 den Innenminister sowie weitere Amtsträger der Eisernen Garde. Dies nahm die Eiserne Garde als Anlass zum Aufstand: Ihre Anhänger bewaffneten und verschanzten sich in strategisch wichtigen Gebäuden in Bukarest, vor allem in Polizeirevieren. Die Propaganda der Eisernen Garde richtete sich — wie auch zuvor — gezielt gegen Juden, die sie für die Regierungskrise verantwortlich machten. In den folgenden Tagen nutzten die »Legionäre« die chaotischen Zustände in Bukarest für brutale antijüdische Ausschreitungen. Ihre Anhänger schlugen, misshandelten und töteten Juden. Am 22. Januar gab der Innenminister den Befehl, die jüdischen Stadtbezirke von Bukarest anzugreifen. Mindestens 120 Juden wurden bei dem Pogrom getötet. Die rumänische Armee griff nicht ein. Erst am 23. Januar 1941 führte die Armee schlie‎ßlich einen Angriff gegen die Eiserne Garde und schlug deren Aufstand am 24. Januar 1941 nieder.


    Nachdem ihr Putsch Ende Januar 1941 von Antonescu blutig niedergeschlagen wurde, wurde die Legion in Rumänien verboten. Tausende Mitglieder der Eisernen Garde wurden inhaftiert. Horia Sima und viele seiner Gefolgsleute flüchteten nach Deutschland. Unter seiner Führung sollte im Wiener Exil eine rumänische Nazi-Marionettenregierung gebildet werden, die in den noch nicht von der Sowjetunion besetzen Teilen Rumäniens aktiv werden sollte. Dieser Plan wurde wegen des raschen Vormarsches der sowjetischen Truppen aufgegeben.