Tag: Antisemitismus

  • Nahost: Gaza wird zum globalen Krisenherd

    Nahost: Gaza wird zum globalen Krisenherd





    Der Raketenbeschuss, die Zerstörung des Grenzzauns, der den Gazastreifen von Israel trennt, das Eindringen in israelisches Hoheitsgebiet — aus der Luft, zu Lande und zu Wasser — und die Massaker in mehreren Kibbuzim und bei einem Musikfestival, das einem jüdischen Feiertag gewidmet war, haben die internationale Gemeinschaft schockiert, denn die Offensive der Terrororganisation Hamas war so hart und überraschend wie nie zuvor. Der 7. Oktober 2023, als die Terroristen bei ihrem Überfall rund 1200 Menschen in Israel töteten, darunter Frauen, Kinder und ältere Menschen, mehrere Tausend verwundeten und mehr als 200 Geiseln nahmen, wird als schwarzer Tag in die Geschichte eingehen. Zudem löste er eine umfassende israelische Reaktion aus, die ihrerseits und zu einer humanitären Krise im Gazastreifen führte.



    Israel hat zum ersten Mal seit dem Jom-Kippur-Krieg von 1973 den Kriegszustand erklärt und 300.000 Reservisten einberufen, und Premierminister Benjamin Netanjahu sagte ausdrücklich, das Ziel Israels sei, die Hamas vollständig zu vernichten. Hunderttausende Palästinenser sind aus dem Norden des nur 365 Quadratkilometer langen Gazastreifens in den Süden der Enklave geflohen, während die übrigen entweder auf der Suche nach einer Unterkunft sind, oder unter Strom-, Wasser-, Lebensmittel- und Medikamentenknappheit leiden. Die muslimische Welt ist über das Vorgehen Israels empört und hat in vielen Ländern des Nahen Ostens sowie in Europa und den USA mit zum Teil gewalttätigen Demonstrationen reagiert. Der Antisemitismus in den USA habe nach der Gewalt in Israel und im Gazastreifen historische Ausma‎ße“ erreicht, sagte der Direktor des FBI, während andere Länder, darunter Gro‎ßbritannien und Frankreich, ebenfalls vor einem starken Anstieg antisemitischer Vorfälle gewarnt haben.



    Die Krise im Nahen Osten wird als Riss im regionalen Sicherheitsgefüge gesehen, und laut einigen Analysten sei deutlich geworden, dass die EU bei der Bewältigung der geopolitischen Krise in ihrer Nachbarschaft nur begrenzte Einflussmöglichkeiten hat, nicht zuletzt aufgrund der Erschöpfung der Ressourcen nach der russischen Aggression gegen die Ukraine. Nach Ansicht von Ștefan Ciochinaru, Universitätsprofessor für Politikwissenschaft, lie‎ßen sich die beiden Kriege in Bezug auf die Reaktion Europas zwar vergleichen, jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt, da die politischen Ziele der Aggressoren unterschiedlich seien:



    Im Falle der Ukraine ist das Ziel des Aggressors die Zerstörung der europäischen Ordnung und die Vertreibung der USA aus Europa. Denn das ist der Grund, warum Moskau die Integration der Ukraine in die EU und die NATO ablehnt. Putin will, wie er auch unverhohlen erklärt hat, eine Rückkehr zur Situation von 1994, er will Länder in Europa in seiner Einflusssphäre halten, wie es zu Zeiten der Sowjetunion der Fall war. Im Falle der Aggression gegen Israel hingegen richtet sich das Ziel der Hintermänner des Aggressors Hamas wie beim Billard ebenfalls auch gegen die USA. Daher das riesige Netzwerk der Komplizenschaft, das eine Vielzahl arabischer Staaten mit der antiamerikanischen Linken in Europa, mit Russland, mit dem Iran und seinen Vasallen und nicht zuletzt, wenn auch viel subtiler, mit China verbindet. Sie versuchen einfach, die gesamte muslimische Welt gegen die Vereinigten Staaten, gegen den Westen aufzubringen, denn in der strategischen Konzeption derjenigen, die die Weltordnung um jeden Preis umkrempeln wollen, ist Amerika das Hauptziel. Wenn man Amerika zu Fall bringt, kann man den Rest leicht erledigen. Europa ist, strategisch gesehen, ein Zwerg. Japan, Südkorea und Australien würden isoliert bleiben. Der glorreiche Westen würde dann wie eine Sandburg zusammenfallen. Und die Reaktion Europas ist, wie so oft, sehr, sehr kurzsichtig. Seit einem Jahr erleben wir die Folgen der Inkonsequenz in der Haltung und der Reaktion gegenüber dem Krieg in der Ukraine. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Krieg in der Ukraine vor unserer Haustür auf europäischem Territorium geführt wird, und dessen Ausgang wird die Zukunft des europäischen Kontinents mitbestimmen. Was die Reaktion auf den Angriff auf Israel und auf die in unterirdischen Tunnels geplanten Terroraktionen betrifft, so ist die Lage noch schlimmer. Die europäische politische Linke hat sich mit Rechtsextremisten und der eingewanderten muslimischen Bevölkerung verbündet und verurteilt in einer Täter-Opfer-Umkehr den Staat Israel als Aggressor. Währenddessen hat Europa seine eigenen Katakomben, in denen die alte und neue Rhetorik des Antisemitismus, des Antiamerikanismus und der antidemokratischen Gesinnung mehr oder weniger sichtbar weiter schwelt.“



    Man könnte sich zu Recht fragen, in was für einer Welt wir heute leben. Vielen Menschen sei klar, führt Professor Ștefan Ciochinaru weiter aus, dass wir in einer Welt leben, die von einem hybriden Krieg heimgesucht wird, der nichts Heiliges an sich hat.



    Wir sehen, wie nach dem Flächenbrand im Nahen Osten Lehrer in Frankreich ermordet werden, wie Bahnhöfe und Flughäfen in ganz Europa mit Bomben bedroht werden, wie Davidsterne auf die Häuser von Juden in Berlin gemalt werden, wie jüdische Friedhöfe geschändet werden, wie es in Ländern mit lange bestehenden demokratischen Traditionen zu Kundgebungen kommt, die das Opfer verurteilen und sich mit dem Angreifer solidarisieren. Wir sehen, wie die demokratische Presse in Europa die Verbrechen der Russen auf der Krim, die Verbrechen der Hamas in Israel vergessen zu haben scheint, aber stattdessen sehr besorgt ist über die sogenannten Vergeltungsma‎ßnahmen der israelischen Armee.“



    Unter Verweis auf den seit Beginn des Krieges mit der Hamas deutlich gestiegenen Antisemitismus in der Welt riet Ministerpräsident Netanjahu indessen den israelischen Bürgern, nicht ins Ausland zu reisen. Diese Aufforderung ist jedoch nur schwer zu befolgen, da es an vielen Orten der Welt israelische Unternehmen und Betriebe gibt und der wirtschaftliche Faktor eine wichtige Rolle spielt. Zum anderen hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zustände in Gaza als unsäglich“ bezeichnet. Es ist zu spät, den Toten zu helfen, aber wir können den Lebenden helfen“, sagte WHO-Chef Tedros Ghebreyesus und rief zu einer humanitären Feuerpause bei den Kämpfen in Gaza auf.

  • Aufstand der faschistischen Legionäre vor 80 Jahren: Gewalt, Chaos, Mordkommandos

    Aufstand der faschistischen Legionäre vor 80 Jahren: Gewalt, Chaos, Mordkommandos

    Vor 80 Jahren, vom 21. bis 23. Januar 1941, begannen paramilitärische Kräfte der Eisernen Garde, Rumäniens faschistischer Partei der Zwischenkriegszeit, den Aufstand gegen die von General Ion Antonescu geführte Regierung, die von der Wehrmacht unterstützt wurde. General Ion Antonescu, der auch von Hitler als Verbündeter angesehen wurde, entlie‎ß die faschistischen Legionäre aus der Regierung, nachdem er im September 1940, also viereinhalb Monate zuvor mit ihnen zusammen die Regierung gebildet hatte.



    Die unter Beteiligung der Legionäre gebildete Regierung Antonescus behielt die Gesetzgebung von 1938 bei, nach der die Juden die rumänische Staatsbürgerschaft verloren und ihre Geschäfte enteignet und an rumänische Unternehmer vergeben wurden. Die Spannungen zwischen Antonescu und den Legionären begannen Anfang Dezember 1940. Ein Jahr später, 1941, als der Innenminister der Legionäre, Constantin Petrovicescu, aus der Regierung entlassen wurde, schlugen die Spannungen in Stra‎ßenkämpfe um. Die Rebellion bestand aus Angriffen der Legionäre gegen die wichtigsten Institutionen des Staates, wie die Armee und die Gendarmerie, Angriffen auf Synagogen und der Ermordung von 120 Juden. Chaos und Gewalt herrschten für einige Tage in Bukarest und vielen anderen Städten.



    Die Historikerin Eliza Campus, die 1999 vom Zentrum für Mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks interviewt wurde, erinnert sich an die damaligen Ereignisse. Als Jüdin hatte Eliza Campus das Glück, von Menschen umgeben zu sein, die den Fanatismus der Legionäre nicht teilten:



    Während des Aufstandes wohnte ich in der Stra‎ße, die heute Bela Breiner hei‎ßt, und mein Vermieter war ein Legionär namens Niculescu. Er hatte aber eine gewisses Faible für mich. Hinten gab es ein Reihenhaus und vorne eine Wohnung. Ich sprach mit ihm und fragte ihn, ob er dachte, dass es irgendwelche Razzien geben würde. Er sagte mir, wenn das passieren würde, würde er sagen, dass nur Christen auf seinem Grundstück leben. Und das war’s. Er war ein anständiger Mann. Aber die Legionäre taten meinen Schülern und ihren Eltern schreckliche Dinge an. Und als der Aufstand vorbei war, lebten die Menschen immer noch in Angst. Die Leute gingen normal auf der Stra‎ße herum, es war nichts Besonderes los, aber in den Häusern lebten sie in Angst und wussten nicht mehr, wie sie sich verteidigen könnten. Wir gingen wie immer die Stra‎ße entlang, das tat ich jeden Tag. Aber die Legionäre drangen in die Häuser ein, schnappten sich die Leute, nahmen sie als Geiseln oder töteten sie geradewegs. Mit Gewehren in der Hand übernahmen sie die Schule, in der ich unterrichtete, und führten uns mit vorgehaltener Waffe auf den Hof, alle 800 Schüler. Zum Glück war es ein geräumiger Innenhof. Sie besetzten nur die Schule und lie‎ßen uns auf dem Hof allein. Aber sie haben alle Unterlagen aus der Schule mitgenommen. Am Ende habe ich alles im Staatsarchiv gefunden und konnte sie zurückbekommen.“




    Constantin Matei arbeitete als Techniker bei Radio Rumänien und war Leiter der Legionärszelle in dieser Einrichtung, der kleinsten Organisationsform der Faschisten an der Parteibasis. Er war im September 1940 der Eisernen Garde beigetreten. 1994 gab er folgendes Zeugnis ab:



    Ich ging zur Arbeit ins Studio. In der Sendung sprach ein Armeesprecher, dann der Vertreter des Ministerrats, dann die Leute von der Legionärsbewegung. Ich wurde in das Büro des Vorsitzenden, des Generaldirektors Mînzatu, bestellt. Ich war dort im Auftrag der technischen Abteilungen. Es war Mitternacht, Ion Antonescu war im Pyjama da, sein Stellvertreter Mihai Antonescu war da, er lehnte an einem Bücherregal und fragte: »Wer hat Ihnen den Befehl gegeben, die Kommuniqués der Legionäre zu senden?« Das fragte er Minzatu, der antwortete: »Sie waren es, Sie haben angeordnet, dass alles, was vom Präsidialamt oder der Legionärsbewegung kommt, gesendet wird.« Und dann sagte Antonescu: »Will [Faschistenführer] Horia Sima mir weismachen, dass das Land auf seiner Seite ist, weil die Arbeiter der Malaxa-Werke hinter ihm stehen? Ich werde Ihnen morgen zeigen, dass die Intellektuellen und die Armee auf der Seite von General Antonescu sind, und damit basta! Keine weiteren Kommuniqués, keine Unruhen! Ihr werdet nur noch das senden, was ihr vom Präsidialamt bekommt!« Ich ging zum Sendeturm in Băneasa, Truppen der Wehrmacht waren da. Ein deutscher Hauptmann, der sehr gut Rumänisch sprach, sagte uns: »Horia Sima hat keine Ahnung von. Es tut mir leid für Sie, gehen Sie Ihrer Arbeit nach, Antonescu hat diese Runde gewonnen.«“




    Mihail Baron, ein General der Gendarmerie, wurde 1995 fürs Archiv des Rumänischen Rundfunks aufgezeichnet, als er sich an die Unruhen während des Legionärsaufstandes vom Januar 1941 erinnerte und wie er seine Befehle ausführte:



    Am Morgen des 21. Januar begannen sie, die Sitze der lokalen und zentralen Behörden im ganzen Land anzugreifen. Mit dem Vorteil des Überraschungseffekts übernahmen sie das Justizministerium, das Amtsblattbüro und alle anderen zentralen Stellen, wie die Nationalbank, die Nationale Sparkasse und das zentrale Postgebäude. Das Gebäude des Zentralen Rundfunks konnten sie nicht einnehmen. Es gelang ihnen aber, den Radiosender in Bod (nahe Kronstadt) zu besetzen, nicht jedoch in Bukarest, weil dort Gendarmerie-Wachen aufgestellt waren, die sofort reagierten. Und dann, um mit der Bevölkerung und ihren Anhängern kommunizieren zu können, kappten sie das unterirdische Kabel und richteten ein mobiles Studio ein, das in der Hauptstadt herumfuhr und Geschichten verbreitete, wie zum Beispiel dass die Regierung gestürzt worden sei und dass die Legionäre die Macht übernommen hätten. Sie hängten auch Plakate auf. Es waren rote oder gelbe Plakate, einige griffen die Freimaurer an, andere die Kommunisten, um eine angespannte Atmosphäre zu schaffen. Am 21. Januar waren die Stra‎ßen voll von Legionären, die Getöse veranstalteten und »Legionärssieg!« brüllten. Sie blockierten die Stra‎ßen mit Lastwagen, Stra‎ßenbahnen, Bussen, Benzinkanistern, bereit, sie anzuzünden, wenn es nötig gewesen wäre. Am 22. Januar befahl Marschall Antonescu gegen 14 Uhr, nachdem er all diese Grausamkeiten und all die Menschen, die verletzt worden waren, gesehen hatte, der Armee, den Aufruhr zu zerschlagen und die Aufständischen zu verhaften.“




    Nach dem Aufstand wurden etwa 8.000 Legionäre verhaftet, angeklagt und verurteilt. Etwa 700 flüchteten nach Deutschland, darunter auch ihr Anführer Horia Sima. In der Folgezeit blieb Ion Antonescu als Alleinherrscher auf der politischen Bühne Rumäniens zurück.

  • Verhängnisvolle 1940er Jahre in Rumänien: Auf Faschisten folgt personalisierte Militärdiktatur

    Verhängnisvolle 1940er Jahre in Rumänien: Auf Faschisten folgt personalisierte Militärdiktatur

    Die Hauptakteure, die diesen Moment ermöglichten, waren — in dieser Reihenfolge — König Karl II., General Ion Antonescu und die von Horia Sima angeführte Legionärsbewegung. König Karl II, ein abenteuerlustiger Geist mit autoritären Tendenzen, gilt als Hauptverantwortlicher für die territorialen Verluste, die das rumänische Volk 1940 erlitt. Im Juni wurden Bessarabien und die Nordbukowina von der Sowjetunion annektiert, und im August übernahm Ungarn durch den Zweiten Wiener Schiedsspruch Gebiete im Norden Siebenbürgens. Am 5. September dankte Karl II. unter dem Druck der Stra‎ße ab und überlie‎ß General Ion Antonescu das Kommando. Dieser zweite Hauptdarsteller hatte an den König ein virulentes Memo gerichtet, in dem er gegen diese kampflose Kapitulation gegenüber der Sowjetunion protestierte, die zu seiner Verbannung ins Exil führte, ihm aber auch gro‎ßes Ansehen in den Augen der Streitkräfte einbrachte.



    Der dritte Hauptdarsteller dieses Politdramas war die sogenannte Legionärsbewegung (offizielle Bezeichnung: Legion des Erzengels Michael). Diese Organisation war 1927 von Corneliu Zelea Codreanu als faschistische Organisation ins Leben gerufen worden. Die Bewegung war in den 1930er Jahren unter verschiedenen Namen wie Eiserne Garde, Gruppe Corneliu Zelea Codreanu und Partei Alles für das Vaterland“ Teil des rumänischen politischen Lebens. Die persönliche autoritäre Herrschaft von König Karl II., die von Februar 1938 bis September 1940 dauerte (auch als Königsdiktatur bekannt), bedeutete andererseits auch für die Legionäre eine Zeit der Verfolgung, wobei ihr Anführer Codreanu selbst ermordet wurde.



    Als die wichtigsten demokratischen Parteiführer, Dinu Brătianu (National-Liberale) und Iuliu Maniu (Nationale Bauernpartei), sich weigerten, eine Regierungskoalition zu bilden, wurde eine weitere Regierungskoalition gebildet, mit Legionären auf der einen Seite und zivilen und militärischen Mitarbeitern von Ion Antonescu auf der anderen. Wir sprachen mit dem Historiker Ioan Scurtu über den daraus entstandenen so genannten Nationalen Legionärsstaat“:



    Dies war das erste Mal in der Geschichte Rumäniens, dass das Land nach einer bestimmten Ideologie geführt wurde. Die Legionäre kamen mit dem Willen an die Macht, Rumänien nach ihren eigenen Vorstellungen umzukrempeln. Deshalb gelang es ihnen auch, das Land zu einem sogenannten »Nationalen Legionärsstaat« zu erklären. Es war kein regulärer Staat mehr, es war eine Diktatur. Sie begannen mit der Umgestaltung des Landes, angefangen bei der Wirtschaft. Sie ernannten sogenannte »Rumänisierungskommissare«, um in erster Linie jüdische Unternehmer zu enteignen und ihre Geschäfte zu übernehmen, aber auch rumänische Wirtschaftsunternehmen, die politischen Gegnern gehörten, wie die Papierfabrik Letea in Braşov (Kronstadt), die dem Führer der Nationalliberalen Partei Dinu Brătianu selbst gehörte. Im Einklang mit der Legionärsideologie musste ein Entwicklungsplan aufgestellt werden, der in erster Linie die Landwirtschaft und dann die anderen Wirtschaftszweige im Auge hatte, da 80% der Rumänen damals Bauern waren.“




    Auf die undemokratischen Wirtschaftsma‎ßnahmen folgten die Bereinigung“ von Kultur und Bildung. Der Historiker Ioan Scurtu dazu:



    Ideologisch und kulturell versuchten die Legionäre durch die Übernahme des nationalen Bildungsministeriums und des nationalen Propagandaministeriums die Idee durchzusetzen, dass das Individuum nur ein Zahnrad in dem riesigen Mechanismus sei, der vom Staat verkörpert werde. Der Einzelne hätte sich an die von den Legionären erlassenen Richtlinien halten müssen. Au‎ßenpolitisch orientierte man sich eindeutig an Deutschland und Italien, denn bereits im Dezember 1937, während des Wahlkampfes für die Parlamentswahl, sagte Corneliu Zelea Codreanu, dass Rumänien innerhalb von 48 Stunden nach dem Wahlsieg seiner Legionäre ein Bündnis mit Rom und Berlin eingehen würde. Auf Drängen der Faschisten und aus eigenem Willen unterzeichnete Ion Antonescu am 23. November 1940 das Bündnis Rumäniens mit Deutschland, Italien und Japan.“




    Der Historiker Ioan Scurtu führt weiter aus, dass sich Rumänien von einem geschwächten Staat in einen Staat in Aufruhr verwandelt habe:



    Es herrschte allgemeine Verwirrung, weil eine solche Umkrempelung keine greifbaren und unmittelbaren Ergebnisse bringen konnte. Der Wechsel im Management der Unternehmen, bei denen erfahrene Menschen durch Mitglieder der Legion ersetzt wurden, von denen die meisten keine Fähigkeiten zur Führung der Wirtschaft hatten, bedeutete, dass die Unternehmen schlecht geführt wurden. Fähige Lehrer und angesehene Professoren wurden aus dem Klassenzimmer oder den Unis entfernt und durch faschistische Sympathisanten ersetzt, um ihre Ideologie zu fördern. Ein ganzer Propagandaapparat wurde eingerichtet, um die Legionärsbewegung, angeführt von Codreanu und Sima, zu lobpreisen und Deutschland und Italien zu verherrlichen. Rumänien war bis dahin eng mit Gro‎ßbritannien und Frankreich verbündet gewesen, um seine territoriale Integrität zu verteidigen, au‎ßerdem konnte niemand darüber hinwegsehen, dass der Zweite Wiener Schiedsspruch [mit dem Nordsiebenbürgen an Ungarn abgetreten werden musste] auf Hitlers und Mussolinis Druck verhängt worden war. Dieses Debakel im rumänischen Staat konnte zu nichts Gutem führen, denn ein Staat ist eine sehr schwerfällige Maschinerie mit einer gro‎ßen Trägheit, die nicht von heute auf morgen verändert werden kann.“



    Der faschistische Staat der National-Legionäre dauerte bis Januar 1941, als er durch die militärische Diktatur des Generals Ion Antonescu ersetzt wurde. Antonescu sah die Legionäre als seine Rivalen an, war aber auch Befürworter einer gewissen staatlichen Raison. Mit Hilfe Nazi-Deutschlands, das ebenfalls Interesse an einem stabilen und regierbaren Rumänien hatte, entledigte sich Antonescu der Legionäre und errichtete seine persönliche Diktatur.

  • Rumänien gedenkt der Opfer des Holocausts

    Rumänien gedenkt der Opfer des Holocausts

    Vor einem dreiviertel Jahrhundert, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, wurden die letzten Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau in besetzten Südpolen befreit. Dieses Lager, das als die finsterste Fabrik des Todes gilt, war 1940 speziell dafür konzipiert worden, reale oder imaginäre Feinde der Nazis auszuschalten. Es war zum Aushängeschild der sogenannten Endlösung“ geworden, mit der Hitlers Regime die Juden Europas zu vernichten suchte. Laut Statistik wurden in weniger als fünf Jahren in Auschwitz-Birkenau mehr als eine Million Menschen, meist Juden, getötet. Sechs Millionen Juden kamen im Zweiten Weltkrieg um, als Opfer Deutschlands und seiner Satelliten-Staaten. Mehrere Hunderttausend stammten aus Rumänien. Einige wurden vom deutschlandfreundlichen Regime des Marschalls Ion Antonescu nach Transnistrien deportiert. Andere wurden von ungarischen Faschisten, die einen Teil Siebenbürgens besetzten, direkt in die nationalsozialistischen Vernichtungslager geschickt. Religiöse und säkulare Zeremonien, Symposien, Filmvorführungen und Ausstellungen ehrten in diesem Jahr die Opfer des rumänischen Holocaust in Bukarest und in anderen Städten des Landes.



    Der rumänische Ministerpräsident Ludovic Orban betonte am Montag bei der Teilnahme an den Auschwitz-Zeremonien, die unter der Schirmherrschaft des polnischen Präsidenten Andrzej Duda stattfanden, dass diese Zeremonien eine notwendige Übung des Gedenkens, des Mitgefühls und zur Aufrechterhaltung eines lebendigen Gewissens“ seien. Der rumänische Regierungschef ist der Ansicht, dass heute, 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, die Welt im Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz vereint sein kann“. Er fügte hinzu, dass Rumänien allein, aber auch als Mitglied der Europäischen Union eine Politik der Toleranz, der Nichtdiskriminierung und des Friedens verfolgt und sich weiterhin aktiv für die Bewahrung der Erinnerung an den Holocaust einsetzt“. Aus aller Welt angereist, schlossen sich mehr als 200 Holocaust-Überlebende den politischen Vertretern vor Ort an.



    Letzte Woche nahm der rumänische Präsident Klaus Iohannis, als einer von mehr als 50 Staats- und Regierungschefs, an dem internationalen Forum in Israel teil, das dem Gedenken an die Opfer des Holocaust gewidmet war. Präsident Iohannis hatte auch ein bilaterales Treffen mit seinem israelischen Amtskollegen Reuven Rivlin, den er versicherte, dass Rumänien sich weiterhin für die Bewahrung der Erinnerung an den Holocaust, den Kampf gegen Antisemitismus, die Bekämpfung der Diskriminierung und alle Formen von Gewalt einsetzen werde. Die Teilnahme des Präsidenten an dieser Veranstaltung ist Teil einer Reihe von Schritten, die der rumänische Staat unternommen hat, um europäische Werte, Toleranz und die Achtung der Grundrechte und -freiheiten zu fördern, sagte die Präsidialverwaltung in Bukarest.


  • Nachrichten 18.01.2020

    Nachrichten 18.01.2020

    Der rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis unternimmt von Dienstag bis Donnerstag einen Besuch in Israel, gab die Präsidialverwaltung bekannt. Der Besuch hat zum Anlass die 5. Ausgabe des Internationalen Holocaust-Forums und der 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Das Holocaust-Forum findet am 23. Januar in Jerusalem statt, unter dem Motto Gedenken an den Holocaust, Kampf gegen den Antisemitismus. Die Teilnahme von Präsident Iohannis an diesem internationalen Forum ist Teil einer Reihe von Aktionen, die der rumänische Staat zur Stärkung der Erziehung zum Thema Holocaust, zur Bewahrung der Erinnerung an den Holocaust, zur Bekämpfung von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, zur Förderung der europäischen Werte, der Toleranz, der Achtung der Grundrechte und Grundfreiheiten unternimmt. Am Rande des Forums wird Präsident Klaus Iohannis mit seinem israelischen Amtskollegen Reuven Rivlin zusammentreffen.



    Am Sonntag wird der rumänische Außenminister Bogdan Aurescu in Brüssel an der Ministertagung der Internationalen Allianz für das Holocaust-Gedenken (IHRA) teilnehmen. Dabei wird Aurescu eine Rede halten und an einem Meinungsaustausch mit seinen Amtskollegen teilnehmen, über die Zunahme von Antisemitismus und Diskriminierung, aber auch über die konkreten Möglichkeiten, diesen Tendenzen entgegenzuwirken. Die Veranstaltung wird von der luxemburgischen Präsidentschaft der Internationalen Allianz für das Holocaust-Gedenken IHRA organisiert. Die in Berlin ansässige internationale Organisation IHRA hat 31 Mitgliedsstaaten, 11 Beobachterstaaten und 7 ständige internationale Partner. Die IHRA wurde 1998 gegründet und setzt sich für die Stärkung der Erinnerung, Forschung und Aufklärung über den Holocaust ein. Rumänien hatte von März 2016 bis März 2017 den derzeitigen Vorsitz der IHRA inne.



    Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat Rumänien wegen Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung eines Bürgers verurteilt. Der Kläger soll vom Staat 5.000 Euro Schadensersatz erhalten – wurde am Samstag in Bukarest bekannt gegeben. Im Januar 2012 schloss sich der Rumäne einer Kundgebung gegen das damalige Mitte-Rechts-Regime von Präsident Traian Basescu an, wurde aber wegen Störung der öffentlichen Ordnung durch das Schreien von Parolen in der Nacht, wenn die Menschen schliefen, zu einer Geldstrafe verurteilt. Nach Ansicht der Richter in Straßburg kann eine Person, die während einer Kundgebung gegen politische Entscheidungsträger protestiert hat, nicht von den Gendarmen bestraft werden, weil sie die öffentliche Ordnung und Ruhe durch das Aufrufen von Parolen gegen die jeweilige politische Macht gestört hätte. Das Urteil des EGMR ist endgültig.



    London wird nach Brexit nicht automatisch europäische Bürger ausweisen, die keinen britischen Aufenthaltsstatus beantragt haben – sagte der Brexit-Koordinator des Europäischen Parlaments, Guy Verhofstadt. Er erklärte, er habe die Zusicherung erhalten, dass diejenigen, die keinen solchen Status beantragt haben, in den Genuss einer Gnadenfrist kommen werden, in der sie ihre Situation lösen können. Nach dem britischen Legalisierungsprogramm nach Brexit erhalten europäische Bürger, die nachweisen, dass sie sich mindestens fünf Jahre in diesem Land aufgehalten haben, den Status eines Daueraufenthalts, während andere den Status eines vorübergehenden Aufenthalts erhalten können, der nach Ablauf der fünf Jahre dauerhaft umgewandelt werden kann. Bislang haben über 2,4 Millionen Bürger der Europäischen Union das Recht erhalten, nach Brexit im Vereinigten Königreich zu leben und zu arbeiten. Von der Gesamtzahl der Anträge wurden die meisten – über 500 Tausend – von Polen gestellt. Es folgen die Rumänen mit über 435 000 Anträgen und die Italiener mit etwa 290 000.

  • 02.08.019

    02.08.019

    Der Verdächtige im Fall der beiden vermissten Mädchen aus Caracal, Südrumänien, ist am Donnerstag abend etwa 9 Stunden lang in der Zentrale der Direktion zur Untersuchung von organisierter Kriminalität und Terrorismus DIICOT in Bukarest verhört worden. Er bestätigte seine erste Aussage, dass er die beiden Jugendlichen ermordet habe. Am Freitag war der der Verdächtige Gheorghe Dincă bei den Durchsuchungen in seinem Haus in Caracal anwesend. Der Fall wird ab sofort von Generalstaatsanwalt Felix Bănilă von DIICOT-Bukareast koordiniert. Bănilă erklärte, dass die Übertragung auf das DIICOT-Büro in Bukarest auf die Komplexität des Falles, die umfangreiche Berichterstattung in den Medien und auch auf die technischen Ausstattungen und Personalressourcen zurückzuführen sei, die erforderlich seien, um die Wahrheit zu finden. Ebenfalls am Freitag wurden die ersten Ergebnisse der gerichtsmedizinischen Untersuchungen an den Knochenfragmenten, die am Wohnort des Verdächtigen gefunden wurden, bekanntgegeben. Gemä‎ß der ersten anthropologischen Untersuchungen handelt es sich um verbrannte Knochenreste eines Mädchens im Alter von 12 bis 17 Jahren. In der Zwischenzeit wurde der Staatsanwalt, der ursprünglich den Fall Caracal bearbeitet hat, suspendiert. Vor einer Woche hatte er die Polizei nicht ermächtigt, das Haus des Verdächtigen vor 6 Uhr morgens zu durchsuchen. Gegen die Direktion zur Untersuchung von organisierter Kriminalität und Terrorismus DIICOT Craiova wird nun wegen grober Fahrlässigkeit von Justizinspektoren ermittelt, die sagen, dass sie auch prüfen werden, wie Untersuchungen im vergangenen Jahr durchgeführt wurden. Die Unzufriedenheit der Menschen mit der Art und Weise, wie die Behörden mit dem Fall umgegangen sind, wächst jedoch. Sie geben dem Sondertranmissionsdienst, der für den Betrieb der Notrufnummer 112 zuständig ist, sowie der Polizei und der Staatsanwaltschaft die Schuld. Die inakzeptable Abfolge von Fehlschlägen in dieser Hinsicht hat bereits zu mehreren Entlassungen und Rücktritten geführt. Gheorghe Dincă, ein 60-jähriger Mechaniker, gestand, zwei Mädchen im Alter von 15 und 18 Jahren ermordet zu haben, nachdem er sie zu Zwecken der sexuellen Ausbeutung entführt, festgenommen und vergewaltigt hatte. Die Leichen wurden noch nicht gefunden.



    Die rumänische Bildungsministerin Ecaterina Andronescu ist am Freitag von Premierministerin Viorica Dăncilă wegen Aussagen im Fall Caracal aus ihrem Amt entlassen worden. Dies gab Premierministerin Dancila auf Facebook bekannt. Dancila schrieb, dass sie beschlossen habe, die Bildungsministerin Ecaterina Andronescu wegen der zutiefst falschen Aussagen, die sie kürzlich in einer Fernsehsendung gemacht hatte, zu entlassen. Nach Ansicht der Premierministerin handele es sich Aussagen, die mangelndes Mitgefühl und Verständnis insbesondere für den Fall Caracal und generell dafür zeigen, wie Kinder vor Entführungen, Aggressionen, Missbrauch und Menschenhandel geschützt werden sollten. Ecaterina Andronescu sagte während der Fernsehshow, dass sie von zu Hause aus gelernt habe, nicht mit einem Fremden in dessen Auto einzusteigen. Am Freitag erklärte die entlassene Bildungsministerin, sie hätte nicht die Absicht gehabt, eines der beiden vermissten Mädchen in Caracal oder ihre Eltern der Nutzung illegaler Transportmittel zu beschuldigen. Sie wollte nur die Schüler vor Kriminellen schützen, so Ecaterina Andronescu. Zum Interimsunterrichtsminister wurde Kultusminister, Daniel Breaz ernannt.



    Der rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis hat am Freitag, dem Tag des Gedenkens an den Roma-Völkermord, eine Botschaft übermittelt, in der er betonte, dass das Bewusstsein für die Bedeutung der Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus ständig wachsen müsse. An diesem Tag gedenken wir den fast einer halben Million Roma-Kinder, -Frauen und -Männer, die während des Zweiten Weltkriegs Opfer des Völkermords wurden, so die Botschaft des Präsidenten. Rumänien sah sich mit einigen der grausamsten Formen von Hass und Intoleranz konfrontiert, als 25.000 Roma, deren Eltern im Ersten Weltkrieg für die nationale Einheit des Landes gekämpft hatten, gewaltsam als “gefährlich und unerwünscht” nach Transnistrien geschickt wurden. Die rumänische Regierung gedenkt auch den Opfern des Roma-Völkermords in Rumänien. Es ist wichtig, dass die Generationen von heute und morgen die Wahrheit über den Völkermord gegen die Roma erfahren, ebenso wie über die Fortschritte, die Rumänien bei der Bewahrung dieser Wahrheit und bei der Förderung kohärenter Rechtsvorschriften zur Bekämpfung von Diskriminierung, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit gegen die Roma gemacht hat, steht in einer Pressemitteilung der Regierung.



    INF Russland und die USA haben am Freitag die Beendigung des Vertrages über nukleare Zwischenkapazitäten (INF) angekündigt. Washington kündigte an, sich am 2. Februar aus dem INF zurückzuziehen, und Moskau reagierte sofort mit einem ähnlichen Schritt. Der US-Au‎ßenminister Mike Pompeo warf Russland vor, “in erheblichem Ma‎ße gegen den Vertrag zu versto‎ßen”, obwohl Moskau die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen hat. Der 1987 von den USA und der Sowjetunion unterzeichnete INF-Pakt verbot Raketen mit Reichweiten zwischen 500 und 5.500 km.



    Im Ferienort Mamaia an der rumänischen Schwarzmeerküste findet diese Tage die 11. Auflage der Gaudeamus-Buchmesse statt, die vom Radio Rumänien veranstaltet wird. Mehr als 30 Verlage nehmen daran teil. Laut dem Präsidenten der Rumänischen Rundfunkgesellschaft Georgică Severin ist Gaudeamus eine Gro‎ßveranstaltung zur Förderung einer der wichtigsten rumänischen Massenmedienmarken, Radio Romania. Die Buchmesse Gaudeamus Seaside 2019 endet am 5. August.



    Mehr als 200 Künstler werden auf 10 Bühnen beim UNTOLD, dem grö‎ßten Festival für elektronische Musik in Rumänien, auftreten. Es findet vom 1. bis 4. August in Cluj statt. Eine der grö‎ßten Bühnen Europas wurde im Stadion der Cluj Arena aufgebaut. Sie ist 90 m breit und 30 m hoch, mit LED-Bildschirmen auf einer Fläche von 1.500 Quadratmetern. Einer der am meisten erwarteten Gäste ist der britische Pop-Star Robbie Williams, der am Sonntag auftreten wird. Besondere Leistungen werden auch von Armin van Buuren, David Guetta und 3 Are Legend geboten. Die Organisatoren erwarten rund 350.000 Menschen aus 100 Ländern.



    Der rumänische Fu‎ßballvizemeister FCSB (ehemals Steaua Bukarest) qualifizierte sich am Donnerstag für die dritte Vorrunde der Europa League, verlor aber zu Hause gegen die armenische Mannschaft Alashkert FC mit 3:2. FCSB gewann das Hinspiel der Runde in Eriwan mit 3:0. Ebenfalls am Donnerstagabend stieg die CSU Craiova in die dritte Vorrunde der Europa League ein, nachdem sie die Honved Budapest in den Schie‎ßereien mit 3:1 besiegt hatte. Der rumänische Pokalsieger Viitorul Constanta hingegen wurde trotz seines 2:1-Sieges gegen den Belgier KAA Gent aus dem europäischen Wettbewerb ausgeschlossen.



    Das Wetter wird in der westlichen Landeshälfte von Freitag Abend bis Sonnabend Morgen unbeständig. Unbeständig ist das Wetter am Sonnabend auch im Norden, in der Landesmitte, Südosten und vereinzelt im Gebrige. Die Tageshöchsttemperaturen werden am Sonnabend zwischen 19 und 27 Grad Celsius liegen.

  • Doku-Filmfestival „One World Romania“ zeigt Ruth-Beckermann-Retrospektive

    Doku-Filmfestival „One World Romania“ zeigt Ruth-Beckermann-Retrospektive

    Ausgewählt wurden diesmal Filme, die sich mit Totalitarismus, Postkommunismus und Übergang zur Demokratie befassen. Der gro‎ßen österreichischen Dokumentarfilm-Regisseurin Ruth Beckermann, deren Filme sich mit der Zeit des Nationalsozialismus bzw. der verdrängten Erinnerung an diese auseinandersetzen, widmete die diesjährige Ausgabe des Festivals eine Retrospektive.



    Mit Unterstützung des österreichischen Kulturforums nahm die Regisseurin vom 16. bis zum 19. März an dem diesjährigen Internationalen Dokumentarfilmfestival One World Romania“ in Bukarest teil. Im Rahmen der Retrospektive wurden ihre Filme Waldheims Walzer“ (2018), Jenseits des Krieges“ (1996), Homemad(e)“ (2001) und Die Papierene Brücke“ (1987) vorgeführt.



    Irina Adamescu sprach mit Ruth Beckermann über ihre Filme, ihre persönlichen Erfahrungen und über Antisemitismus.




    Audiobeitrag hören:



  • Nachrichten 23.01.2019

    Nachrichten 23.01.2019

    Bukarest: Rumänien feiert am Donnerstag den 160. Jahrestag seit der Vereinigung der rumänischen Fürstentümer Moldau und der Walachei. Am 24. Januar 1859 war der bereits zum Fürsten der Moldau gewählte Alexandru Ioan Cuza von der Bukarester Wahlversammlung einstimmig auch zum Herrscher über die Walachei gewählt worden. So wurde Cuza zum Fürsten der vereinigten Rumänischen Fürstentümer ausgerufen. Drei Jahre später, am 24. Januar 1862, wurde die Vereinigung der rumänischen Fürstentümer auch international anerkannt und der somit entstandene Staat bekam den Namen Rumänien. 59 Jahre später, im Jahr 1918 wurde der moderne Staat Rumänien durch die Vereinigung des Rumänischen Königreichs mit Bessarabien (Basarabia), der Bukowina (Bucovina) und Siebenbürgen (Transilvania) gegründet. Die Herrscherzeit Cuzas gilt aufgrund der eingeleiteten radikalen Reformen als Beginn der Moderne in Rumänien. Präsident Klaus Iohannis präsentiert heute am Grab Alexandru Ioan Cuza im ostrumänischen Iasi einen Blumenkranz. Das Staatsoberhaupt wird eine Rede auf der Veranstaltung halten, die anlässlich der Erklärung der Stadt Iaşi als Historische Hauptstadt Rumäniens organisiert wird



    Brüssel:Rumänien
    bleibt ein vertrauensvoller Alliierter der NATO, erklärte die rumänische Premierministerin
    Viorica Dăncilă nach dem Treffen mit dem NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
    Dieser sagte seinerseits, die NATO und die EU arbeiten
    immer besser in Bereichen wie Cyber- und
    Seesicherheit. Die beiden haben die Hauptthemen auf der Agenda
    des Bündnisses geprüft und sich auf Themen konzentriert, die für Rumänien von
    Interesse sind, sowie auf die Beiträge Bukarests zur Umsetzung der alliierten
    Politiken und Beschlüsse. Die Bekämpfung des Antisemitismus sei eine der
    Prioritäten auf der Tagesordnung der rumänischen EU-Ratspräsidentschaft. Das
    sagte die rumänische Ministerpräsidentin Viorica Dăncilă in Brüssel bei der
    offiziellen Zeremonie zum Internationalen Tag der Erinnerung an die
    Holocaust-Opfer, der vom Europäischen Jüdischen Kongress unter der
    Schirmherrschaft des Präsidenten des EU-Parlaments, Antonio Tajani veranstaltet
    wurde. Die rumänische Regierungschefin betonte die Notwendigkeit, gemeinsame
    europäische und internationale Anstrengungen zur Bekämpfung des Antisemitismus
    und zur Verbreitung aller Formen der Diskriminierung zu verstärken. Viorica
    Dăncilă ist bis Donnerstag in Brüssel zu einem Arbeitsbesuch, wo sie auf der
    Plenartagung des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses die
    Prioritäten der rumänischen EU-Ratpräsidentschaft vorstellt.



    Brüssel: In Brüssel stellen die Minister des Regierungskabinetts in Bukarest in den Fachausschüssen des Europäischen Parlaments, die Prioritäten der rumänischen EU-Ratspräsidentschaft. Im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) des EU-Parlaments, erklärte Justizminister Tudorel Toader, dass eine Priorität der rumänischen Präsidentschaft des EU-Rates, die Stärkung des Vertrauens der Bürger in die Justiz, sei. Er sagte, Rumänien werde nicht von den Grundsätzen der Rechtsstaatlichkeit abweichen. Weitere Prioritäten seien laut Toader die Gründung der europäischen Staatsanwaltschaft und die Ernennung des europäischen Chefanklägers. Rumänische Präsidentschaft des EU-Rates handelt für ein wohlhabendes, sicheres, geeintes und bürgernahes Europa, das zugleich ein wichtiger globaler Akteur sein muss, sagte Innenministerin Carmen Dan. Sie wies darauf hin, dass für die rumänische Präsidentschaft des EU- Rates die Stärkung der inneren Sicherheit, das Sicherheitsmanagement der EU-Außengrenzen, das Migrationsmanagement, die Visapolitik und Asylpolitik und der Katastrophenschutz der EU prioritär seien. Man brauche mehr Einheit und Zusammenhalt um besser auf die Ängste und Interessen der europäischen Bürger reagieren zu können.



    Wetter: In Rumänien wird der Himmel in den nächsten 24 Stunden bewölkt sein. Im Nordosten und Zentrum des Landes wird es schneien, im Rest wird es regnen. Die Tageshöchsttemperaturen werden zwischen -6 und 11 Grad liegen.

  • Rumänien, Nazi-Deutschland und die antisemitische Politik der 1940er Jahre

    Rumänien, Nazi-Deutschland und die antisemitische Politik der 1940er Jahre

    Deutschland betrieb im Zweiten Weltkrieg eine Politik der schrittweisen Vernichtung der Juden, die ab 1942 immer radikaler wurde. Sie fand ihren negativen Höhepunkt in der sogenannten Endlösung“, durch die die Juden in die Lager auf dem Gebiet des heutigen Polen deportiert und dort hingerichtet wurden. Auf der anderen Seite hat Rumänien eine sprunghafte antisemitische Politik angewandt, zunächst mit einer radikalen Haltung und später mit der Ablehnung der Inhaftierung von Juden in Lagern.



    Der Historiker Ottmar Traşcă vom George-Bariţiu-Institut für Geschichte in Cluj (Klausenburg) beschrieb im Interview mit Radio Rumänien die Beziehungen zwischen Rumänien und Deutschland in der Haltung zu den Juden in der ersten Hälfte der vierziger Jahre. Ende der 1930er Jahre und Anfang der 1940er Jahre habe Rumänien eine durchwegs antisemitische Politik geführt, so der Historiker. Bei der Gestaltung seiner Rassenpolitik sei das Antonescu-Regime auch von der deutschen Seite beraten worden.



    Das Antonescu-Regime hatte ursprünglich während der Regierung der rechtsextremen Eisernen Garde von 1940 eine Politik der Rumänisierung eingeführt, die nach dem Sturz der Regierung im Januar 1941 fortgesetzt wurde. Ab März 1941 wurde in Rumänien, an der deutschen Gesandtschaft in Bukarest, ein Berater für jüdische Fragen angestellt, der SS-Kapitän Gustav Richter. Was war dessen ursprünglicher Auftrag? Er war auf Ersuchen der Antonescu-Regierung zusammen mit anderen Beratern aus anderen Bereichen gekommen, und sein Auftrag bestand darin, die antisemitischen Gesetze in Rumänien mit denen Deutschlands zu harmonisieren. Ab Herbst 1941 und besonders ab 1942 musste er die Anwendung der Endlösung in Rumänien vorbereiten. Bei allen wichtigen antisemitischen Gesetzen, die zwischen 1941 und 1942 erlassen wurden, war Gustav Richters Rolle ausschlaggebend.“




    Die Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Rumänen bei der Beseitigung der Juden aus Bessarabien, der nördlichen Bukowina, Transnistrien und Odessa verlief sehr gut. Ottmar Traşcă hat in deutschen Militärarchiven recherchiert und dort eindeutige Beweise für die Annäherung zwischen den Deutschen und den Rumänen entdeckt.



    Mit dem Ausbruch des deutsch-sowjetischen Krieges geht die jüdische Angelegenheit in eine andere Phase über. Und zwar findet jetzt eine Zusammenarbeit zwischen den deutschen Vernichtungseinheiten, den sogenannten »Einsatzgruppen«, auf rumänischem Gebiet statt, worunter wir Bessarabien, die nördliche Bukowina und Transnistrien verstehen. An der Südflanke standen 4 Einsatzgruppen hinter den deutschen und rumänischen operativen Einheiten. Die Einsatzgruppe D wurde von Oberst Otto Olendorf angeführt. Die Vernichtungsbilanz dieser Einsatzgruppe D ist schockierend, sie ermordete mehr als 90.000 Menschen. Als ich mir die Berichte ansah, die täglich an die Berliner Zentrale geschickt wurden, gab es dort Verweise auf die Zusammenarbeit mit den rumänischen Behörden. Und überall hei‎ßt es, ‚die Zusammenarbeit ist sehr gut‘, einschlie‎ßlich mit der Armee, der Gendarmerie und der Polizei. Die Art und Weise, in der die rumänischen Behörden und das Antonescu-Regime mit den Juden aus Bessarabien, der nördlichen Bukowina und Transnistrien umgegangen sind, hat auf der Ebene der deutschen Führung Bestürzung ausgelöst, und ich beziehe mich hier sogar auf Adolf Hitler. Am 19. August 1941 sagt Hitler zu Goebbels: ‚In der jüdischen Frage handelt ein Mann wie Antonescu viel radikaler als wir es bisher getan haben.‘ Eine solche direkte Anerkennung von Hitler sagt sehr viel aus.“




    Im Juni 1942 stimmte die rumänische Regierung der Deportation der rumänischen Juden zu, die sich damals im Ausland befanden. So wurden 5.000 Juden überwiegend aus Frankreich nach Auschwitz deportiert, wo sie ihr Ende fanden. Die Vorgehensweise der Antonescu-Regierung sollte sich jedoch bald ändern, berichtet der Historiker Ottmar Traşcă.



    Die Situation ändert sich im Herbst 1942. Wir wissen sehr wohl, dass die Regierung von Antonescu im August 1942 die Deportation aller rumänischen Juden beschlossen hatte, angefangen mit den Juden aus den westlichen Landkreisen Temesch, Turda und Arad. Warum wurden sie letzten Endes aber nicht deportiert? Vor allem dank der Einflussnahme von Wilhelm Filderman, eines jüdischstämmigen rumänischen Politikers und Anwalts, der Antonescu kannte. Seine Stellungnahmen waren sehr gut konstruierte, argumentierte Interventionen. Filderman war sehr geschickt darin, einen äu‎ßerst sensiblen Punkt Antonescus zu berühren, nämlich die siebenbürgische Frage. Filderman fragte, wozu die Deportation der Juden überhaupt nutzen würde, solange Ungarn nicht das Gleiche tat. Die Deportation der Juden hätte Rumänien Kopfzerbrechen bereitet und Nachteile im Wettbewerb zwischen Rumänien und Ungarn um die Zugehörigkeit Siebenbürgens geschaffen. Ungarn hatte keinen einzigen Juden deportiert, jeglicher Druck aus Deutschland war zurückgewiesen worden. Fildermans Argument hatte Wirkung. Wir kennen au‎ßerdem die Interventionen des Barons Francisc Neumann, die Interventionen von Iuliu Maniu, die der Königinmutter Elena. Zusätzlich zu diesen Interventionen haben wir im Oktober 1942 durch die Gesandtschaft der Schweiz in Rumänien eine drastische diplomatische Stellungnahme der US-Regierung erhalten, in der die US-Regierung mit Vergeltungsma‎ßnahmen gegen rumänische Bürger in Amerika drohte, wenn die Deportationen von Juden nicht gestoppt würden. Und vor allem haben wir Stalingrad, das für die Haltungsänderung entscheidend war. Antonescu war pragmatisch, er war kein schwacher Heerführer, spätestens nach Stalingrad verstand er, dass Deutschland den Krieg verloren hatte. Anstelle der Deportation der rumänischen Juden in die Todeslager in Polen gab es im Dezember 1942 einen Wendepunkt in der Politik von Antonescu, nämlich die Zustimmung für die Auswanderung der Juden nach Palästina.“




    Doch das Belastende bleibt: Rumänien und Deutschland gingen in der Politik der Vernichtung europäischer Juden in den Jahren des Zweiten Weltkrieges einen gemeinsamen Weg. Obwohl sie letztendlich unterschiedliche Ansichten über die Endlösung“ hatten, geht die Verantwortung beider Länder in die Geschichte ein.

  • Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche und der Holocaust: überwiegend belastende Geschichte

    Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche und der Holocaust: überwiegend belastende Geschichte

    In Europa hatten die christlichen Kirchen in den 1930er Jahren widersprüchliche Haltungen gegenüber den jüdischen Gemeinden. Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche machte keine Ausnahme von der Regel, sie übernahm die unterschiedlichsten Einstellungen gegenüber den Juden in Rumänien. Ion Popa ist der Autor des Bandes Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche und der Holocaust“, in dem alle Arten von Antisemitismus und die Einstellungen innerhalb der Rumänisch-Orthodoxen Kirche in den Jahren des Holocausts aufgeführt sind:



    Der erste Patriarch der Rumänisch-Orthodoxen Kirche, Miron Cristea, machte 1936–1937 einige der giftigsten antisemitischen Äu‎ßerungen, die ihm die Wahl zum Premierminister einer der ersten diktatorischen Regierungen von König Karl II. sicherstellten. ›Es gibt Städte und ganze Regionen‹, sagte er 1937, ›wo nichts mehr rumänisch ist, au‎ßer der Armut, dem tiefsten Elend und dem Schatten des Dornbuschs. Man könnte bittere Tränen vergie‎ßen, aus Mitleid mit dem armen rumänischen Volk, dem die Juden sogar das Mark aus den Knochen quetschen. Uns zu verteidigen, ist eine nationale und patriotische Pflicht und kein Antisemitismus. Nicht zu reagieren, nicht aktiv zu handeln, um diese Pest loszuwerden, bedeutet, feige und träge zu sein und uns bei lebendigem Leibe in die Grube zu tragen und in die Vernichtung zu stürzen, die uns erwartet.‹ Die heilige Synode der Kirche hatte seit 1937 ihre Unterstützung für sämtliche Politiken zur Beseitigung der Ausländer erklärt, darunter verstand man zu 99% Juden. Im März 1938 beschloss dieselbe Synode, jedem Juden, der die rumänische Staatsbürgerschaft nicht belegen konnte, den Übertritt zum orthodoxen Glauben zu verbieten. Dies vor dem Hintergrund, dass die Staatsbürgerschaft der rumänischen Juden bestritten wurde.“




    In den 1940er Jahren sollte sich die Lage noch mehr verschlechtern. Während der Regierungszeit von Patriarch Miron Cristea verloren mehrere hunderttausend Juden ihre rumänische Staatsbürgerschaft. Doch auch sein Nachfolger wich nicht von der allgemeinen antisemitischen Ausrichtung der Zeit ab, wie Buchautor Ion Popa berichtet:



    Nach der Wahl von Nicodim Munteanu zum Patriarchen stimmte die Heilige Synode 1939 erneut für ein Verbot der Konversion von Juden, die ihre Staatsbürgerschaft nicht nachweisen konnten, und führte drakonische Ma‎ßnahmen für die Bekehrung der Juden ein. Die Botschaft war deutlich: Die Kirche interessierte sich nicht für die Juden und wollte, dass sie so schnell wie möglich aus dem Land vertrieben werden. Obwohl die Patriarchen Miron Cristea und Nicodim Munteanu aus politischen Gründen gegen einen Schulterschluss mit der rechtsextremen Eisernen Garde waren, haben andere Führungsmitglieder der Kirche, Hunderte und sogar Tausende orthodoxer Kleriker die faschistische Legion des Erzengels Michael offen unterstützt. Die Verbindungen der Metropoliten Nicolae Bălan von Siebenbürgen und Visarion Puiu der Bukowina mit der Eisernen Garde sind bekannt. Was den Klerus angeht, so reicht ein Beispiel. Bei den Parlamentswahlen von 1937 waren 33 der 103 Kandidaten der Partei »Alles für die Heimat« [Nachfolgeorganisation der Eisernen Garde nach deren Auflösung 1933 — Anm. d. Red.] orthodoxe Priester, also fast ein Drittel. Nach dem Einmarsch der Sowjetunion im Jahr 1941 und dem Beginn der physischen Vernichtung der jüdischen Gemeinde in Rumänien war die orthodoxe Kirche sowohl gleichgültig als auch aktiv an der Zerstörung der jüdischen Gemeinde und — vereinzelt — auch an einigen Rettungsaktionen der Juden beteiligt.“




    In den 1940er Jahren kam der Antisemitismus der rumänisch-orthodoxen Kirche mit theologischen Argumenten zum Ausdruck, die hauptsächlich über die Presse verbreitet wurden, sagt Ion Popa.



    Die Kirchen-Presse ist zu einem Mittel zur Verbreitung eines virulenten Antisemitismus geworden. In den Zeitschriften der Kirche der Bukowina, Bessarabiens und Transnistriens, den Gebieten, in denen es die meisten Opfer gab, wurde der Tod von Juden mit Freude wahrgenommen. In verschiedenen Artikeln, die zwischen 1941 und 1943 veröffentlicht wurden, wurden die Juden als ›von Jesus verfluchte Söhne Satans‹ beschrieben, die ›ohne Heimat herumwandern, weil sie mit göttlichen Strafen bestraft worden sind, als Menschen, die den Bund mit Gott verletzt haben‹. In anderen Artikeln war der deutliche Aufruf enthalten, ›das Schwert in die Hand zu nehmen und die Juden zu vernichten‹. Diese Artikel waren in der kirchlichen Presse zu lesen, sie waren nicht marginal. Im April 1942 gab Patriarch Nikodemus selbst dem wilden Antisemitismus freien Lauf, als er in einer Predigt, dem Wort zur Fastenzeit, sagte: ›Die Juden sind böse Seelen, Söldner des Bolschewismus, Satans Soldaten, ein Volk, das den Fluch über sich selbst und seine Söhne heraufbeschwor, als es den Sohn Gottes, den Erlöser unserer Seelen, am Kreuz aufhing.‹ Diese Worte wurden in der offiziellen Zeitschrift der Heiligen Synode, der wichtigsten Zeitschrift der orthodoxen Kirche, genau zum Zeitpunkt veröffentlicht, als Zehntausende von Juden von den rumänischen Behörden in Transnistrien getötet wurden.“




    Aber manche Mitglieder der Obersten Hierarchie der orthodoxen Kirche und auch gewöhnliche Geistliche waren zugleich an Aktionen zur Rettung der Unglücklichen beteiligt, erzählt Buchautor Ion Pop.



    Patriarch Nikodemus selbst leitete 1942 Briefe einiger konvertierter Juden, die an ihn gerichtet waren, an verschiedene staatliche Institutionen weiter. Nikodemus bestand jedoch in keiner Weise darauf, dass die Rechte dieser Menschen geachtet werden, und umso weniger verteidigte er die Rechte nichtkonvertierter Juden. Alexandru Safran, der damalige Chef-Rabbiner der jüdischen Gemeinde, erwähnt Nikodemus mehrmals in seinen Memoiren. Er wird dabei jedes Mal kritisiert, im Gegensatz zu den Bemühungen des katholischen Erzbischofs und Nuntius Andrea Casulo, der der jüdischen Gemeinde während des Holocausts half. Dafür findet Safran in seinen Memoiren lobende Wort für den Metropolit von Siebenbürgen Nicolae Balăn. Safran sagt, dass Bălan mit Antonescu gesprochen habe, um die Deportation von etwa 230.000 Juden aus dem Alten Reich in das Vernichtungslager Bełżec im Sommer 1942 zu stoppen.“




    Das Verhalten der Rumänisch-Orthodoxen Kirche während des Holocausts war also von Schwankungen geprägt, vom offenen und gewaltbereiten Antisemitismus über die Rettungsaktionen bis hin zu politischem Kalkül.

  • Bauernaufstand 1907: Reformunfähigkeit des Staates in der Agrarfrage

    Bauernaufstand 1907: Reformunfähigkeit des Staates in der Agrarfrage

    Rumänien befand sich Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Wege der Modernisierung und Europäisierung. Bereits im 19. Jh. hatten die Eliten und die Bürger den Weg der politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Emanzipierung eingeschlagen, was einer allmählichen Verabschiedung von den Gepflogenheiten des Mittelalters gleichkam. Doch Gro‎ßgrundbesitzer waren weniger reformbereit, ein Gro‎ßteil der Bauernschaft lebte in Armut und Abhängigkeit. Vor diesem Hintergrund fand der Bauernaufstand von 1907 statt, der in seiner Heftigkeit und Brutalität für gro‎ßes Aufsehen in Europa sorgte.



    Der Historiker Alin Ciupală, Professor für moderne Geschichte der Rumänen an der Fakultät für Geschichte der Bukarester Universität, erläutert den Schock des Bauernaufstandes von 1907, der im krassen Gegensatz zum Wunsch Rumäniens stand, ein modernes europäisches Land zu werden:



    Der Bauernaufstand von 1907 war in der damaligen Epoche ein gro‎ßer Schock. Es war das grö‎ßte derartige Ereignis in der Geschichte. 1906 hatte Rumänien eine Jubiläumsausstellung organisiert, die im Ausland für Echo sorgte. Es war eine Ausstellung, die Europa die wirtschaftlichen Fortschritte Rumäniens in den 40 Jahren seit dem Amtsantritt von Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, dem späteren König Carol I., der 1866 nach Rumänien gekommen war und die Verfassung eingeführt hatte, die das politische System der konstitutionellen Monarchie untermauerte. Einerseits gab es die Fortschritte, die in 40 Jahren erzielt worden waren, und andererseits die Misserfolge, ein Beweis der Grenzen dieses Systems.“




    Die Zustände in der Landwirtschaft wurden unterschätzt, die Produktionserträge waren schwach. Hinzu kamen der Mangel an einer Ethik der Arbeit, der Analphabetismus und der Alkoholismus im bäuerlichen Milieu. Der Aufstand begann im Norden der Moldau am 8. Februar 1907 in der Gemeinde Flămînzi. Am 9. März weitete sich der Aufstand nach Süden aus, in der Gro‎ßen und Kleinen Walachei (Muntenien und Oltenien). Ende März wurde der Bauernaufstand mithilfe der Armee unterdrückt. Die Bauern haben die Eigentümer der Pächter und die Bojarenhäuser angegriffen. Sie setzten Häuser und Güter in Brand. Der Schriftsteller I. L. Caragiale schrieb, dass sich der Bauernaufstand zu einer terroristischen Revolution, fast zu einem Bürgerkrieg entwickelt hatte. Es kam auch zu Zusammenstö‎ßen zwischen den aufständischen Bauern und den Bauern, die an den Gewaltaktionen nicht teilnehmen wollten. Das chronische Agrarproblem war aber nicht die Hauptursache des Bauernaufstandes von 1907, meint der Historiker Alin Ciupală:



    Die rumänische Historiographie nennt als Hauptursache die Tatsache, dass die Bauern keinen Grundbesitz hatten. Meiner Meinung nach hängen die Ursachen des Bauernaufstandes von einem komplexen Phänomen ab, und zwar von der Tatsache, dass das System auf keinem Niveau richtig funktionierte. Die Lokalverwaltung, die den Bauern eigentlich unterstützen sollte, war korrupt. Der Bauer stand allein vor einem bürokratischen System, das er nicht verstand und dem er nicht gewachsen war. Die Bauern machten ihrer Unzufriedenheit Luft, der Bauernaufstand war ein Akt der Verzweiflung. Sie wollten die Aufmerksamkeit der Elite durch Gewalt gewinnen. Es ist ein Paradox der rumänischen Gesellschaft: Das Problem ist bekannt, doch das System ist unfähig, die schon gefundenen Lösungen umzusetzen.“




    Alin Ciupală kommentierte einige historische Deutungen des Bauernaufstandes, die ihm z.B. auch einen antisemitischen Charakter attestierten oder gar seine Ursachen in einem Anzetteln durch ausländische Kräfte sahen:



    Als eine Erklärung für den Bauernaufstand gesucht wurde, sprach man sehr viel über die Rolle der Juden. Ähnlich wie die Dreyfuss-Affäre in Frankreich ist der Bauernaufstand von 1907 ein Moment, das den rumänischen Antisemitismus ans Licht brachte. Die Juden wurden als schuldig an den Zuständen gesehen, weil jüdische Pächter in der Moldau Missbräuche gegen die Bauern begangen hätten. Niemand wollte die Tatsache wahrnehmen, dass die meisten Pächter eigentlich keine Juden waren, sondern Rumänen. Andere Interpretierungen sind ziemlich hirnrissig. Man sagte, der Bauernaufstand sei von den österreich-ungarischen oder von den russischen Geheimdiensten organisiert worden, um Spannungen in Rumänien zu verursachen. Dieses Szenario ist falsch. Der Aufstand fu‎ßt auf einem rumänischen Problem, das nicht einmal in der Zwischenkriegszeit gelöst wurde.“




    Es gibt auch Schätzungen, dass die Repression des Bauernaufstandes von 1907 11 Tausend Opfer gefordert habe. Der Historiker Alin Ciupală bezweifelt die Zahl und macht eine realistischere Einschätzung:



    Die Zahl 11.000 kam damals in den linken Zeitungen »Adevărul« und »Dimineaţa« vor, die von dem Sozialisten Constantin Mille geleitet wurden. Es geht um eine Zahl, die in Wirklichkeit auf nichts basiert. Das kommunistische Regime hat diese Zahl einfach übernommen und sie nicht überprüft. Nicolae Ceauşescu hat im Jahr 1977 einen Bauernkongress organisiert, zu dem er 11.000 Delegierte einlud, um der Opfer des Bauernaufstandes von 1907 propagandistisch zu gedenken. Es ist schwer zu sagen, wie viele Menschen wirklich damals ihr Leben verloren haben, vielleicht werden wir es nie wissen. Die Dokumente über den Aufstand wurden von Ionel Brătianu, dem damaligen Innenminister, unter Verschluss gestellt. Später gab er sie dem König, als die Nationalliberale Partei die Regierungsgeschäfte beendete und ihr Mandat niederlegte. Brătianu wusste, dass seine konservativen Gegner die betreffenden Unterlagen als Waffe gegen ihn einsetzen würden. Leider sind diese Dokumente verschollen. Ich persönlich schätze rund 2.000 Opfer. Es spielt eigentlich keine Rolle, ob 11.000 oder 2.000 Menschen ums Leben kamen. Bedeutend ist, dass in einer Gesellschaft, die sich modernisierte, Menschen ihr Leben verloren haben, weil der bürokratische Apparat unfähig war, ein ernstes Problem zu lösen.“

  • Aufstand der faschistischen Legionäre 1941: Chaos, Gewalt und antijüdische Pogrome

    Aufstand der faschistischen Legionäre 1941: Chaos, Gewalt und antijüdische Pogrome

    Es ging dabei um einen Kampf um die vollständige Machtergreifung im Staat zwischen der Eisernen Garde einerseits, der faschistischen Partei aus der Zwischenkriegszeit, und dem General Ion Antonescu auf der anderen Seite, der von der Armee und Hitler unterstützt wurde. Die Rebellion der Nationalen Legion war eine Reihe von Übergriffen der Eisernen Garde gegen die wichtigsten Staatsbehörden, das Militär und die Gendarmerie sowie gegen einen Teil der jüdischen Gemeinde. Die Stra‎ßen der Hauptstadt Bukarest und weiterer Städte des Landes waren für einige Tage von Chaos und Gewalt beherrscht.



    Die Historikerin Eliza Campus erinnerte sich 1999 im Interview mit dem Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks an jene Tage zurück. Die Schulleiterin jüdischer Abstammung habe laut eigener Aussage das Glück gehabt, Menschen zu begegnen, die vom Fanatismus der Legionäre nicht berührt gewesen seien.



    Während der Rebellion wohnte ich in der damaligen Bela-Breiner-Stra‎ße, der Hausbesitzer war Legionsmitglied, er hie‎ß Niculescu. Aber er hegte eine gewisse Sympathie mir gegenüber. Es gab ein Haus im hinteren Bereich und vorne war ein Apartment. Ich habe ihn angesprochen. ‚Hören Sie mal, ich habe gehört, dass es Kontrollen geben wird. Was haben Sie vor?‘ Und er antwortete: ‚Ich werde dann sagen, dass in dem Haus hier nur Christen wohnen.‘ Und das war’s. Der Mann war in der Tat anständig. Aber die Legionäre haben damals meinen Schülern, ihren Eltern schreckliche Dinge angetan. Und auch nachdem die Rebellion vorbei war, lebten die Leute weiterhin in Angst und Schrecken. Jetzt kann ich nicht behaupten, dass sich das Stra‎ßenbild unbedingt verändert hatte, die Leute gingen weiter normal ihren Dingen nach. Aber in den Häusern selbst hatte man sein Bestes getan, um sich zu verbarrikadieren. Auf der Stra‎ße ging man wie sonst auch, ich bin selbst täglich rausgegangen. Aber die Legionäre gingen direkt in die Häuser hinein und nahmen die Menschen als Geiseln mit oder töteten sie direkt an Ort und Stelle. Sie besetzten die Schule in der ich unterrichtete, sie rückten ihre Pistolen und bedrohten uns, da sind wir alle auf den Hof gegangen. Wir standen alle dort, mit 800 Schülerinnen, zum Glück war es ein sehr gro‎ßer Hof. Sie hatten nur die Schule besetzt, auf den Hof durfte ich gehen. Aber sie nahmen mir die Notenhefte weg, sie nahmen alles mit, es blieb einfach nichts. Später fand ich sie im Staatsarchiv wieder, denn sie hatten sie dorthin gebracht, ich nahm alle Dokumente wieder mit.“




    Constantin Matei arbeitete als Techniker beim Rumänischen Rundfunk, er leitete ferner die Radiozelle der Legion. Er war im September 1940 der Legionärsbewegung beigetreten. Im Interview mit Radio Rumänien erinnerte auch er sich an die Rebellion.



    Ich hatte gerade Dienst und war im Studio. Es trat auch die Armee vor das Mikrophon, es wurden die Mitteilungen vom Vorsitz des Ministerrates durchgegeben, es sprachen auch die vom Sekretariat der Legionärsbewegung. Ich wurde zum Präsidenten bestellt, zum Generaldirektor Mînzatu, von den Sprechern wurde Dan Andronescu eingeladen und ich vom technischen Dienst. Es war 12 Uhr Mitternacht. Ion Antonescu stand im Schlafanzug vor dem Schreibtisch, ebenso sein Stellvertreter, Mihai Antonescu, der sich gegen ein Bücherregal lehnte. Antonescu fragte: ‚Wer hat euch den Auftrag gegeben, die Mitteilungen im Radio zu senden?‘ Er sprach dabei Mînzatu an, der ihm antwortete: ‚Sie haben angeordnet, dass alle Mitteilungen vom Vorsitz und der Legionärsbewegung direkt an die Radiosprecher weitergegeben werden.‘ Und da hat Antonescu gesagt: ‚Will mir Horia Sima [der Anführer der Legionäre — Anm. d. Red.] mit den Arbeitern von den Malaxa-Werken beweisen, dass er das Land hinter sich hat? Ich zeige euch morgen, dass die Intellektuellen und die Landesarmee mit dem General Antonescu sind und ihr euch lieber um eure Sachen kümmern sollt! Sendet keine Mitteilungen mehr, hört mit der Agitation auf! Sendet nichts anderes als das, was wir euch vom Vorsitz des Ministerrates schicken!‘ Ich bin zur Sendeanlage in Băneasa gefahren und dort war die deutsche Armee. Ein Kapitän, der sehr gut Rumänisch konnte, sagte uns: ‚Horia Sima kennt sich nicht aus in der Politik. Ihr tut mir leid, regt euch ab, denn Antonescu hat die Partie gewonnen!‘“




    Der damals leitende General der Gendarmerie, Mihail Baron, gab 1995 selbst ein Interview für das Zentrum für Mündliche Geschichte. Vor allem die Ausführung der erhaltenen Befehle sei ihm in Erinnerung geblieben.



    Am Morgen des 21. Januar haben sie den Angriff auf die Lokal- und Zentralbehörden landesweit gestartet. Dank der überraschenden Aktion konnten sie das Justizministerium, den Sitz des Amtsblattes und andere Institutionen besetzen, darunter die Nationalbank, die Sparkasse, die zentrale Poststelle. Nur den Rundfunk haben sie nicht bekommen. Sie konnten zwar den Radiosender in Bod [bei Kronstadt] besetzen, aber in Bukarest gelang ihnen das nicht, weil der Rundfunk von der Gendarmerie bewacht wurde und sie auch entsprechend reagierten. Und weil sie doch mit den restlichen Landesteilen kommunizieren wollten, haben sie dann die unterirdischen Kabelleitungen abgeklemmt und die Verbindung zu einem mobilen Sender hergestellt, mit dem sie angeblich aus der Hauptstadt berichteten und Geschichten verbreiteten, wonach die Regierung gefallen sei und die Legionäre gesiegt hätten. Auch haben sie überall Plakate geklebt. Einige waren gelb oder rot, auf anderen wurden die Freimaurer angegriffen, auf weiteren die Kommunisten — dadurch wollten sie noch mehr Spannungen erzeugen. Am 21. Januar marschierten auf allen Stra‎ßen die Legionäre. Sie riefen laut ›Sieg der Legion!‹. Sie versperrten die Stra‎ßen mit geparkten LKWs, mit Stra‎ßenbahnen, mit Bussen, mit Betonmischern, mit Benzinfässern, die sie bei Bedarf anzünden wollten. Am 22. Januar, gegen 14 Uhr, als Marschall Antonescu sah, wie viele Gewaltverbrechen begangen worden waren, dass es hunderte Verletzte gab, erteilte er der Armee den Befehl, einzugreifen, den Widerstand zu brechen und die Rebellen festzunehmen.“




    Nach der Rebellion wurden etwa 8000 Legionäre festgenommen, angeklagt und zu verschiedenen Strafen verurteilt. Rund 700 von ihnen, allen voran Horia Sima, suchten in Deutschland Zuflucht. Infolge der Ereignisse blieb Ion Antonescu der alleinige Herrscher über die politische Szene in Rumänien.

  • 135 Jahre seit dem zionistischen Kongress in Focşani

    135 Jahre seit dem zionistischen Kongress in Focşani

    Die Versammlung von Focşani wurde auch unter den Namen Der zionistische Kongress von Focşani“ oder Der gro‎ße Kongress von Focşani“ bekannt. Das Treffen der Anführer der jüdischen Gemeinden präsentierte eine Alternative der jüdischen Minderheit zur zunehmend antisemitischen Politik. Die Alternative war die Auswanderung nach Palästina und die Gründung von Kolonien.



    Der Historiker und Politologe Liviu Rotman von der Nationalen Hochschule für Politische und Administrative Studien in Bukarest zögert, den Begriff zionistisch“ für den Kongress, der vor 135 Jahren stattfand, zu benutzen.



    Den Begriff, den ich vorschlage und für den ich mich einsetze, ist »vorzionistischer Kongress«. Um besser zu verstehen, worum es sich gehandelt hat und warum ich ihn nicht als zionistischen Kongress bezeichnen würde, muss ich sehr kurz den historischen Kontext der Epoche schildern. Es ist das Ende des Jahres 1881, als eine starke antisemitische Welle in Europa, insbesondere in Osteuropa, spürbar wird. Im zaristischen Russland herrscht eine Pogrom-Atmosphäre und in Rumänien wird eine Reihe von Ma‎ßnahmen mit antisemitischem Charakter getroffen. So nimmt die Rückkehr-Bewegung nach »Eretz Israel«, nach Palästina, in den Reihen der Juden zu. Vergessen wir nicht, dass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts diese Bewegung sich konsolidiert und die Integrationstendenz der Juden in den europäischen Gesellschaften ersetzt. Die Integrationsbewegung startete im 18. Jahrhundert mit Moses Mendelsohn, aber der Misserfolg dieser Bewegung steigerte den Willen, nach Palästina zurück zu kehren. Insbesondere in Osteuropa wird es immer mehr als eine Notlösung angesehen, eine Lösung zur gravierenden Lage der jüdischen Bevölkerung. In Osteuropa, insbesondere im zaristischen Russland, befanden sich die Juden sogar physisch in Gefahr.“




    Die Geburt der Auswanderungs-Bewegung führte zur Gründung von Organisationen und Gesellschaften, die konkrete Pläne für die Ausführung der Idee erstellt haben. Liviu Rotman dazu.



    Es fand eine Reihe von Veranstaltungen statt, es wurden mehrere Organisationen gegründet, auch in Rumänien, insbesondere in der Moldau. Diese setzen sich für die Rückkehr nach Palästina ein und für die Gründung von landwirtschaftlichen Kolonien. Das ist eine Neuheit, denn die landwirtschaftlichen Tätigkeiten waren nicht charakteristisch für die jüdischen Gemeinden. Jüdische Gesellschaften gab es auch im Süden, insbesondere in Bukarest und in Hafenstädten wie Galaţi, Brăila und Turnu Severin. Die meisten gab es natürlich in der Moldau-Region, die stärksten davon in Bârlad und in Moineşti. In diesen jüdischen Ortschaften, in diesen Schtetl suchte man nach Lösungen. Die Integration war nicht gelungen. Die Verfassung von 1866 lehnte die Erteilung der Staatsbürgerschaft der jüdischen Bevölkerung ab. Von einer zionistischen Bewegung können wir aber erst im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, nach dem Kongress in Basel und der Veröffentlichung der Texte von Theodor Herzl sprechen. Der bekannteste davon handelt vom »neuen-alten Staat«. Welcher war aber der Unterschied zwischen ihnen, denn auch die alten Organisationen und auch Herzl hatten dasselbe Ziel. Herzl bringt als erster die politische Lösung, und zwar den Staat. Er bezeichnet ihn als »nationales Heim«. Der Kongress von Focşani, ein gro‎ßer Erfolg der veranstaltenden Organisationen, forderte nur die Auswanderung der Juden nach Palästina und die landwirtschaftliche Arbeit, ohne von einer politischen Struktur zu reden.“




    Laut Historikern war die Beteiligung am Kongress bedeutsam. Die Delegierten vertraten etwa 70.000 Aktivisten, etwa ein Drittel aller rumänischen Juden. Liviu Rotman über den Kongress:



    56 Delegationen aus 29 Ortschaften, die 50 Gesellschaften vertraten, die sich für die Auswanderung nach Palästina einsetzten, haben am Kongress von Focşani teilgenommen. 1882, ein paar Monate nach dem Kongress, wanderten 228 Juden, die meisten aus Moineşti, mit dem Schiff »Tethis« aus. Sie kamen in Palästina an und gründeten zwei Ortschaften, Rosh Pina und Zihron Jakov. Diese gibt es auch heute noch in Israel. Das zeigt, dass es nicht nur eine theoretische Debatte gab, sondern man unternahm auch etwas Konkretes. Der Weg war schwierig, und sie wanderten in ein Land aus, das nicht dem einladenden Israel von heute, mit einer leistungsfähigen Wirtschaft, ähnelt. Es war damals eine Wüste. Die meisten Auswanderer waren arme Leute.“




    Wir haben Liviu Rotman gefragt, welche die politische Orientierung der Kongress-Teilnehmer war.



    Zum Gro‎ßteil waren sie linksorientiert, sie als Sozialisten zu bezeichnen, wäre allerdings übertrieben, obwohl manche wirklich Sozialisten waren. Andere waren liberal, aber generell waren sie links- und mittelinksorientiert. Damals waren sie aber mit der politischen Orientierung der Ortschaften, in denen sie weiter lebten, wenig beschäftigt. Sie wollten weg und die landwirtschaftliche Tätigkeit in Palästina aufnehmen. Und das haben sie auch gemacht.“




    Der gro‎ße Kongress der Juden in Rumänien, der am 30.-31. Dezember 1881 in Focşani stattfand, war eine der ersten öffentlichen Veranstaltungen, die als Ziel die Rückkehr in die einst verlorene Heimat hatten. In der Zionismus-Geschichte gelten die rumänischen Juden als Vorreiter des heutigen israelischen Staates.

  • Rumänien begeht Nationalen Holocaust-Gedenktag

    Rumänien begeht Nationalen Holocaust-Gedenktag

    Elie Wiesel, ein Überlebender des Nazi-Konzentrationslagers und Friedens-Nobelpreisträger wäre er am 30. September 88 Jahre alt geworden. Leider starb er dieses Jahr am 2. Juli in den Vereinigten Staten. Schriftsteller und Journalist rumänischer Abstammung, Essayist und humanistischer Philosoph, Aktivist im Bereich des Menschenrechte kämpfte sein ganzes Leben lang für ein Ideal: niemand soll je vergessen, was im Zweiten Weltkrieg geschah, damit Grausamkeiten wie der Holocaust sich nicht wiederholen sollen. Eine von ihm geleitete internationale Kommission, hat 2004 einen Bericht herausgegeben, in dem Rumänien offiziell seine Teilnahme an dem Holocaust erkannt hat. David Liberman, Vorsitzender der judischen Gemeinschaft in Sighetul Marmaţiei, im Norden Rumäniens, wo Elie Wiesel geboren wurde, sprach über den berühmten Aktivisten:




    Elie Wiesel war ein Vertreter jener, die im Holocaust ihr Leben verloren haben, indem er die Lage in den 40iger Jahren beschrieb. Meiner Meinung nach beginnen sich die Erinnerungen zu löschen und das ist schade, weil die heutige Jugend den Judaismus, das Judentum nicht kennt. In ein paar Jahren wird sie dieses tragische Ereignis des judischen Volkes, das Holocaust heißt, auch nicht mehr kennen.




    2016 ist für Rumänien ein bedeutendes Jahr: 75 Jahre seit der Judenverfolgung im Januar 1941 durch die extrem Rechtsgerichteten in Bukarest, 75 Jahre seit dem Judenpogrom in Jassy im Juni 1941 und seit den Deportierungen im Oktober 1941 in Transnistrien, im Westen der Ukraine, das damals unter rumänischer militärischer Verwaltung war.




    Anlässlich des Nationalen Holocaust-Gedenktages in Rumänien hat das Rumänische Außenministerium den Opfern des Holocaust gedacht und drückte seine Solidarität mit den Überlebenden der tragischen Ereignisse aus. Das Verständnis und der Respekt sind heutzutage sehr bedeutend, weil in zahlreichen Staaten antisemitische Vorfälle stattfinden, so das Rumänische Außenministerium, das seine Entschlossenheit hervorhebt, weiterhin durch die Mittel der Diplomatie, die Gesetze und die Institutionen zu verstärken, um den Antisemitismus, Rassismus, die Xenofobie und die Intoleranz vorzubeugen und zu sanktionieren. Rumänien hat sich in den letzten Jahren angestrengt, für seine Vergangenheit geradezustehen. Die Bildung, die akademische Forschung über den Holocaust sind seine Hauptrichtungen. Rumänien hat im März den Vorsitz der Internationalen Allianz für das Gedächtnis des Holocaust von Ungarn übernommen.

  • Nachrichten 13.03.2016

    Nachrichten 13.03.2016

    BERLIN: Der Vorsitzende der Bukarester Abgeordnetenkammer, Valeriu Zgonea, hat sich am Sonntag in Berlin an einer internationalen Parlamentstagung zur Bekämpfung des Antisemitismus beteiligt. Er leitete die Plenarsitzung zum Thema Offizielle Antworten und Antworten von der Regieung auf den Antisemitismus“. An dem Treffen beteiligten sich auch der Erstvizepräsident der Europäischen Kommission Frans Timmermans, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert und UNESCO-Generlaleiterin Irina Bokova. Zu den Themen der Konferenz zählte auch die antisemitistische Rede im Internet und Beispiele zur Bekämpfung des Antisemitismus in den Moslemgemeinden.



    BUKAREST: Eine neue rumänische Mannschaft ist den Patrouillemissionen im Mittelmeer zur Bekämpfung der illegalen Migration beigetreten. Laut dem Innenministerium wird sich ein Eurocopter Hubschrauber des Generalinspektorats für Luftfahrt mit 4 Piloten an dem gemeinsamen Einsatz Poseidon Rapid Intervention“ der europäischen Agentur FRONTEX gemeinsam mit weiteren Boden-, See- und Lufteinsatzkräften aus 26 Ländern beteiligen. Die rumänische Mannschaft wird in den nächsten zwei Wochen auf der griechischen Insel Samos im Einsatz sein. Rumänien leistet einen beträchtlichen Beitrag zu den FRONTEX Einsätzen zur Sicherung der EU-Grenzen. Es beteiligt sich an Missionen zur Bekämpfung der Illegalen Einwanderung im maritimen Bereich Italiens und Griechenlands sowie an der Grenze zwischen Serbien und Mazedonien.



    BUKAREST: Der ungarische Spielfilm Son of Saul“, in dem der rumänische Schauspieler ungarischer Abstammung Levente Molnár mitspielt und der einen Oscar für den besten ausländischen Film erhalten hat, hatte an diesem Wochenende seine rumänische Premiere. Der Debutfilm des jungen Regisseurs László Nemes gewann zahlreiche internationale Preise und stellt die Geschichte eines iudischen Gefangenen aus Ungarn, der im Konzentrationslager Auschwitz von den Nazis zur Arbeit gezwungen wurde. Der Schauspieler des Ungarischen Staatstheaters in Klausenburg, Levente Molnár hat eine Schlüsselrolle in diesem Film, wo er Sauls besten Freund darstellt.