Tag: Arbeitgeber

  • Generation Z: Wandel in der Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Dynamik

    Generation Z: Wandel in der Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Dynamik

     

     

    Interessant sind auch die veränderte Einstellung der Arbeitgeber gegenüber Autorität und die Art und Weise, wie Organisationen Leadership neu interpretieren. Man könne nicht mehr von autoritären, befehlshabenden Führungskräften sprechen, weil die jüngere Generation von einer solchen Selbstinszenierung weder überzeugt noch beeindruckt ist, sagt Tudor Țiclău, Dozent am Fachbereich für öffentliche Verwaltung und Management der auftraggebenden Hochschule:

    Unter dem Gesichtspunkt der Auswahlkriterien für die Stellensuche haben wir 9 Faktoren in der Reihenfolge ihrer Bedeutung für die Arbeitnehmer getestet. An erster Stelle steht die Sicherheit des Arbeitsplatzes, 87 % halten sie für ein wichtiges oder sehr wichtiges Kriterium, an zweiter Stelle die Art der Arbeit, an dritter Stelle die Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten und an vierter Stelle die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sehr interessant ist, dass die gleichen Kriterien auch für Studenten gelten (wir haben diese Hochrechnungen auch unter Studenten durchgeführt, mit der Einschränkung, dass für Studenten die Arbeitsplatzsicherheit an vierter Stelle steht und die Work-Life-Balance das wichtigste Kriterium ist). Die Entwicklungsmöglichkeiten und die Art der ausgeübten Tätigkeit stehen an zweiter bzw. dritter Stelle. Ein weiteres wichtiges und interessantes Element ist das Gehalt und die Sozialleistungen, die auf Platz 5 und 6 liegen, d. h. es handelt sich nicht um ausschlaggebende Auswahlkriterien. Sie werden nur dann wichtig, wenn sie untergewichtet sind. An letzter Stelle kommen die Arbeit von zu Hause aus (Homeoffice) oder die Fernarbeit, die Werte des Unternehmens und – am wenigsten wichtig (nur die Hälfte der Befragten hält dies für ein wichtiges Kriterium) – die Arbeit mit Spitzentechnologie. Das Gleiche gilt für Studenten.“

     

    Die Studie habe auch hervorgehoben, dass Organisationen und Unternehmen heute zunehmend auf eine viel offenere Kommunikation mit den Mitarbeitern und Arbeitnehmern setzen, sagt weiter Professor Tudor Țiclău:

    In der Tat sind die Work-Life-Balance und das Wohlbefinden, die ein Unternehmen bietet, zunehmend wichtige Elemente. Ich würde nicht sagen, dass Top-Manager und Führungskräfte sich darüber aufregen, im Gegenteil, wir haben beobachtet, dass die Unternehmen diesen Wandel, der sich bei den Mitarbeitern vollzieht, sehr gut verstehen. Wohlbefinden und Work-Life-Balance sind mittlerweile wichtigere Kriterien für die neue Generation von Arbeitnehmern, die Generation Z, und wir glauben, dass sie in ein breiteres Paradigma der Beziehung zwischen Organisationen und Mitarbeitern integriert werden sollten. Wir haben es nämlich mit einer Transformation der beruflichen Identität zu tun, die im Moment irgendwie einen kleineren Raum in der persönlichen Identität im Vergleich zu anderen Generationen einnimmt. Mit anderen Worten: Der Einzelne identifiziert sich nicht mehr mit seinem Arbeitsplatz. Außerdem muss der Arbeitsplatz auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer zugeschnitten sein. Wir sehen diese Abgrenzung zwischen Privat- und Berufsleben, wobei die jüngere Generation großen Wert darauf legt, dass diese Grenze nicht überschritten wird. Ein einfaches Beispiel: Wenn der Arbeitstag vorbei ist, erwarten junge Arbeitnehmer, dass sie nicht vervollständigte Aufgaben erst am nächsten Arbeitstag erledigen dürfen und das Arbeitsleben nicht in das Privatleben einfließt.“

     

    Wir erleben also einen noch nie dagewesenen Wandel in der Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Dynamik, und das haben wir der jungen Arbeitnehmergeneration zu verdanken, führt zum Schluss Professor Tudor Țiclău von der Babeș-Bolyai-Universität in Cluj (Klausenburg) aus:

    Es gibt auch eine Verschiebung in der Akzeptanz des Führungsstils. Klar ist, dass der traditionelle Führungsansatz, der sich auf die formale Autorität der Führungskraft stützt, die Anweisungen gibt und erklärt, wie die Dinge zu tun sind, heute in kaum einer Situation noch funktioniert. Heute ist Leadership mit viel komplexeren Fähigkeiten verbunden. Zunächst einmal muss eine Führungskraft, unabhängig vom Unternehmen und von der Position, über herausragende menschliche Qualitäten verfügen, vor allem über Einfühlungsvermögen, Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit, die individuellen Bedürfnisse des Mitarbeiters zu verstehen, und auf dieser Grundlage bauen die anderen Führungsfähigkeiten auf: technische Fähigkeiten, die Fähigkeit, eine Vision zu entwickeln und diese Vision zu vermitteln, also Fähigkeiten, die sich auf die Besonderheiten der Aufgabe beziehen. In erster Linie suchen neue Mitarbeiter bei den Führungskräften, mit denen sie zu tun haben, die Fähigkeit, sie als Individuen wahrzunehmen, ihre Bedürfnisse zu erkennen und sie auf Augenhöhe zu behandeln. Im Grunde genommen reagieren sie auf jede Form der Anwendung formaler Autorität mit Widerstand, und das ist spezifisch für die Generation Z, nicht nur am Arbeitsplatz. Es ist im Grunde eine Ablehnung der traditionellen Werte.“

     

  • Integrationsbetriebe: vulnerable Menschen schwer vermittelbar auf freiem Arbeitsmarkt

    Integrationsbetriebe: vulnerable Menschen schwer vermittelbar auf freiem Arbeitsmarkt





    Soziale Unternehmen, die seit mehreren Jahren in Rumänien tätig sind, erweisen sich als äu‎ßerst nützlich für die gesellschaftliche Eingliederung von sogenannten vulnerablen“ (auf gut deutsch: gefährdeten) Personen. So etwa beschäftigt der Verein Ateliere fără frontiere“ (Werkstätten ohne Grenzen“) über seine Sozialunternehmen Menschen, die anderswo nur schwer eine Arbeit finden würden: Obdachlose, alleinerziehende Mütter, die Opfer häuslicher Gewalt waren, ehemalige Strafgefangene und Menschen, die sich in einer Suchttherapie befinden. Die Beschäftigung ist befristet, der Mindestlohn ist garantiert, und einige Arbeitnehmer erhalten auch Beratung und Umschulungen, um sie auf den Wiedereintritt in den freien Arbeitsmarkt und ein unabhängiges Leben vorzubereiten.



    Doch wer sind diese vulnerablen Menschen oder gefährdeten Arbeitnehmer? Eine komplexe Antwort liefert eine aktuelle Studie im Auftrag von Werkstätten ohne Grenzen“ — die Ergebnisse stellt Claudia Petrescu vor, Soziologin am Institut für die Erforschung der Lebensqualität, das die Studie durchführte.



    Wir haben uns ein wenig mit dem Bildungsniveau dieser Menschen befasst. Das Bildungsniveau ist immer sehr wichtig, wenn wir von Gefährdung sprechen. 28 % der Gesamtstichprobe haben höchstens einen Sekundarschulabschluss. Was das Einkommen anbelangt, so verfügen 39 % unserer Gesamtstichprobe über Einkommen aus Löhnen und Gehältern. Das ist zwar eine gute Nachricht, doch 25 % dieser Einkommen stammen aus Integrationsbetrieben oder geschützten Unternehmen, was ziemlich viel ist. Nur 14 % haben ein Einkommen aus einer Beschäftigung auf dem freien Markt, also von anderen Arbeitgebern. 55 % haben kein regelmä‎ßiges Einkommen oder überhaupt kein Einkommen. Wenn wir uns die Probleme unserer Befragten anschauen, erfahren wir, dass ihr Hauptproblem der Mangel an Arbeitsplätzen ist. 40 % gaben an, dass dies ihr Hauptproblem sei. Danach folgen gesundheitliche Probleme (34 %) und Obdachlosigkeit (13 %). An vierter Stelle stehen Schwierigkeiten mit der Kinderbetreuung. Das zuletzt erwähnte Problem ist keine Nebensache, denn wir haben es in vielen Fällen mit Opfern von Gewalt zu tun. Wir haben auch recht viele Frauen, die während ihres 8-Stunden-Jobs keinen Betreuungsplatz für ihre Kinder finden oder sich keinen leisten können. Von allen Teilnehmern an der Studie, die angaben, ihr Hauptproblem sei das Fehlen eines Arbeitsplatzes, hatten 22 % höchstens einen Sekundarschulabschluss. Deshalb habe ich anfangs gesagt, dass das Bildungsniveau dieser Menschen eine wichtige Rolle in der sozialen Gefährdung spielt.“




    Ein weiteres Problem der schutzbedürftigen Menschen ist der schlechte Gesundheitszustand. Dabei handelt es sich nicht um eine Behinderung, da Menschen mit Behinderungen in eine andere Kategorie fallen, sondern häufig um eine chronische Krankheit. In diesem Fall verringert sich nicht nur die Chance, eine Arbeit zu finden, sondern auch die Möglichkeit, den Arbeitsplatz zu behalten, weil der Gesundheitszustand es ihnen oft nicht erlaubt, sich dauerhaft anzustrengen. Deshalb sorgen Sozialunternehmen dafür, dass diese Menschen ihren Arbeitsplatz behalten können. Die Soziologin Claudia Petrescu mit weiteren Einzelheiten:



    Für Schutzbedürftige es nicht allein wichtig, ihnen einen Arbeitsplatz zu verschaffen, sondern auch die Unterstützungsleistungen beizubehalten, um sie langfristig an einen Job zu binden. Das ist nicht sehr einfach. Es gibt Menschen, die keine Ausbildung haben, die es aber trotzdem geschafft haben, durch die Beschäftigung in einem Integrationsbetrieb einen Beruf zu erlernen. Das sind aber nicht die einzigen Dinge, die wichtig sind. Die Beratung ist in diesen sozialen Integrationsbetrieben extrem wichtig. Die Betreiber solcher Eingliederungsbetriebe wissen, wie viele Stunden sie allein für die Information und Beratung dieser Menschen aufwenden. Es gibt Härtefälle, in denen eine Person heute zur Arbeit kommt und morgen plötzlich nicht mehr, und man wei‎ß nicht, was geschehen ist, und man versucht, sich zu erkundigen und herauszufinden, was passiert ist und was dieser Mensch braucht, um stabile Arbeitsverhältnisse aufzubauen. Und es kann von einem Monat bis zu einem Jahr oder sogar bis zu zwei Jahren dauern, bis einige von ihnen einen Job auf dem freien Markt finden können.“




    Der freie Markt braucht tatsächlich mehr Arbeitskräfte, wie eine andere Untersuchung des Arbeitgeberverbands Concordia“ zeigt. Radu Burnete, Geschäftsleiter bei Concordia, führt aus:



    Wir haben oftmals festgestellt, dass wir zwar kein armes Land mehr sind, aber manchmal wie eines aussehen. Und genau das ist das Problem. Aber warum soll Rumänien ein armes Land sein? Wir sind die zehntgrö‎ßte Volkswirtschaft in Europa. Wir haben Volkswirtschaften wie die Tschechische Republik, Finnland, Portugal und Griechenland überholt. Knapp vor uns liegen Dänemark und Österreich. Ich spreche nicht über das Pro-Kopf-Einkommen, sondern über die rumänische Wirtschaft als Ganzes. Kapital ist hierzulande ebenfalls vorhanden, auch inländisches Kapital. Es gibt eine ganze Menge Geld in Rumänien, und wir haben auch ausländische Investitionen. Es gibt also Geld, es gibt auch neueste Technologien. Au‎ßerdem produzieren wir in Rumänien eine ganze Menge gro‎ßartiger Dinge. Aber wir haben ein Problem mit den Menschen, und zwar in dem Sinne, dass wir zu wenig Menschen an diesem Wirtschaftswachstum teilhaben lassen. Wenn wir so weitermachen wie bisher, kommen wir nicht dahin, wo wir hinwollen, weil wir nicht genug Arbeitnehmer haben, die dieses Wachstum weiterhin tragen.“




    Die Statistiken scheinen den Mangel an Arbeitskräften zu bestätigen. Doch muss man sich fragen, wo sind eigentlich die Arbeitnehmer, die auf dem Arbeitsmarkt aktiv sein könnten? Es stimmt zwar, dass viele sich im Ausland verdingen, doch Radu Burnete vom Arbeitgeberverband Concordia“ weist auf ein Rätsel in der Statistik hin:



    Nach Angaben des Nationalen Instituts für Statistik gab es in Rumänien im Zeitraum 2020–2021 etwa 12 Millionen erwerbsfähige Personen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren. Von diesen 12 Millionen Menschen sind etwa 8 Millionen erwerbstätig. Das sind aktive Menschen, die einer Arbeit nachgehen und Einkommen erzielen. Es gibt aber auch 4 Millionen Menschen, die dem Arbeitsmarkt völlig fernbleiben. Sie sind zwischen 15 und 64 Jahre alt. Theoretisch könnten sie arbeiten, aber sie tun es nicht. Das bedeutet, dass die Zahl der Erwerbstätigen in Rumänien viel niedriger ist als im Durchschnitt in dieser Region Europas. Und das ist eine Frage, über die wir uns meiner Meinung nach Gedanken machen müssen, denn ein Teil dieser vier Millionen Menschen fällt sicherlich in die Kategorie gefährdete Personen.“




    Die Situation vulnerabler Menschen ist folglich verbesserungsbedürftig. Integrationsbetriebe sind sicherlich wichtig, doch die Anpassung an die Bedingungen des freien Marktes bleibt oft schwierig.

  • Viertägige Arbeitswoche: Ist das machbar in Rumänien?

    Viertägige Arbeitswoche: Ist das machbar in Rumänien?





    Mehr als zwanzig Länder auf der ganzen Welt haben in letzter Zeit Pilotprojekte durchgeführt, um die Wirksamkeit der Vier-Tage-Woche zu untersuchen. Einige Länder haben sogar formell die Vier-Tage-Woche als Dauerlösung eingeführt.



    Die ersten Daten, die zur Vier-Tage-Woche erhoben wurden, sind meistens vielversprechend, da die Verkürzung der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit den Arbeitnehmern hilft, ihre Work-Life-Balance besser zu kontrollieren, ihr Stressniveau zu reduzieren und ihre allgemeine Zufriedenheit zu verbessern. In Ländern wie Australien, Island, Belgien, Irland, Spanien, Kanada, Japan, Schweden, Dänemark, den Niederlanden, Deutschland und den USA wurde die Vier-Tage-Woche bereits erfolgreich getestet.



    Doch was bedeutet die Vier-Tage-Woche konkret? Es gibt einige Varianten, die zur Erfüllung der 40-Stunden-Norm vier Wochentage à jeweils zehn Stunden Arbeitszeit anstelle von fünf Tagen mit jeweils acht Stunden Arbeit vorschlagen. Das Experiment hat jedoch gezeigt, dass viele Arbeitnehmer mit dieser Formel sehr unzufrieden sind, weil sie ein hohes Ma‎ß an Stress mit sich bringt. Andere Optionen gehen von 38 oder 36 Stunden pro Woche statt 32 aus. Während in den meisten überprüften Varianten der Vier-Tage-Woche der Freitag zum Ruhetag wird, soll nach anderen Überlegungen der Montag ein zusätzlicher freier Tag sein. In einigen Fällen des Pilotprojekts wurde sogar ein geteilter Zeitplan verwendet, bei dem die Hälfte der Arbeitnehmer freitags und die andere Hälfte montags frei hatte.



    In Gro‎ßbritannien planen 92 % der Unternehmen, die die Arbeitswoche mit vier statt fünf Arbeitstagen getestet haben, ohne die Anzahl der täglichen Arbeitsstunden zu erhöhen, dies fortzusetzen, während 30 % sie dauerhaft einführen würden. In Rumänien würden derzeit hingegen nur 4 von 10 Unternehmen diese Arbeitsformel guthei‎ßen, wie eine aktuelle Umfrage der Personalvermittlungsplattform BestJobs ergab. Nach schwierigen Jahren, in denen der Arbeitsmarkt von Kündigungen, Arbeit im Homeoffice oder Silent Quitting geprägt war, wäre diese neue Ma‎ßnahme zu begrü‎ßen, um die Mitarbeiterbindung zu erhöhen, hei‎ßt es in den Schlussfolgerungen der Umfrage. Darüber hinaus, so die Autoren der Studie, erlauben die Bestimmungen der rumänischen Arbeitsgesetzgebung eine Umverteilung der Arbeitspensen je nach den Besonderheiten des Betriebs oder der ausgeführten Arbeit. So wäre auch eine ungleiche Aufteilung der Arbeitszeit möglich, wobei die Norm von 40 Stunden pro Woche eingehalten werden könnte.



    Laut der BestJobs-Umfrage würden 80 % der Arbeitnehmer gerne nur vier Tage pro Woche arbeiten, selbst wenn dadurch das Arbeitspensum auf zehn Stunden pro Tag erhöht werde. 40 % der Arbeitgeber befürchten jedoch, dass sich dieser Zeitplan negativ auf die Konzentrationsfähigkeit und damit auf die Produktivität der Angestellten auswirken würde. Fast 35 % der Unternehmensvorstände bangen, dass die Mitarbeiter auf lange Sicht durch die erhöhte tägliche Arbeitsbelastung erschöpft sein werden, obwohl die Ergebnisse des internationalen Experiments das Gegenteil zeigen.



    Doch ob nun der Freitag oder der Montag zum zusätzlichen freien Tag wird — was würden rumänische Arbeitnehmer am liebsten in dieser Auszeit unternehmen? Ca. 60 % der Umfrage-Teilnehmer gaben an, dass sie sich mehr in Familienaktivitäten involvieren würden; 45 % sagten, sie würden sich vermehrt um Verwaltungsaufgaben kümmern, die sie während der Arbeitszeit nicht erledigen können, und jeweils etwa 40 % würden mehr Zeit für Hobbys und Freizeitbeschäftigungen aufwenden oder sich einfach nur ausruhen. Mit anderen Worten: Der freie Tag würde zu einem ausgewogeneren Lebensstil beitragen.



    Ana Vișian, Marketing-Managerin bei BestJobs, wei‎ß, wie es zu dieser Änderung in der Einstellung zur Arbeit gekommen ist:



    So wie die Telearbeit vor der Pandemie als Ausnahme galt, scheint es jetzt die kurze Arbeitswoche zu sein. Kein Wunder, dass ein solcher Trend bei den Arbeitnehmern so gut ankommt, vor allem nach den Auswirkungen der letzten Jahre auf das psychische Wohlbefinden. Die Arbeitnehmer wünschen sich mehr freie Zeit, um vom Arbeitsdruck abzuschalten, sich der Familie und ihren Lieben zu widmen und in Aktivitäten zu investieren, die sich auf die körperliche und geistige Gesundheit auswirken, so die Schlussfolgerungen unserer Umfrage. Die Arbeitgeber sollten einer solchen Ma‎ßnahme gegenüber aufgeschlossen sein, denn sie wird mindestens so viel Wertschätzung erfahren wie die heutige Flexibilität; sie würde auch dazu beitragen, wertvolle Mitarbeiter anzuwerben und an das Unternehmen zu binden. Darüber hinaus können flexible Formeln für die Arbeitsteilung gefunden werden, die sicherstellen, dass ein Teil der Mitarbeiter an jedem Arbeitstag im Büro ist, um sich an die Zeitpläne der Kunden anzupassen.“



    Die Ergebnisse der BestJobs-Umfrage zeigen, dass vier von zehn Arbeitnehmern in einem hybriden System arbeiten, während 29 % vollständig aus der Ferne arbeiten und 28 % nur vom Büro aus. Das hybride System wird von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich umgesetzt, wobei die meisten Arbeitnehmer (ca. 37 %) einen Tag im Büro und 4 Tage von zu Hause aus arbeiten. Weitere 20 % gehen an drei Tagen pro Woche ins Büro, 28 % an zwei Tagen pro Woche und 14 % arbeiten nur einen Tag von zu Hause aus.



    Ana Călugăru, Kommunikationsbeauftragte einer anderen Personalvermittlungsplattform, eJobs Group, bestätigt zum Schluss die Ergebnisse der Umfrage ihrer Kollegen, meint jedoch, dass rumänische Arbeitgeber noch eher zurückhaltend sind:



    Die Unternehmen in Rumänien begeistern sich nicht gerade für die Idee, die viertägige Arbeitswoche einzuführen. Vereinzelt wurde dieses Modell schon vor der Pandemie erprobt, aber leider hat es sich nicht als sehr effektiv erwiesen — im Gegenteil: Die Leistung der Arbeitnehmer war beeinträchtigt, weshalb man wieder zur klassischen Fünf-Tage-Woche zurückgekehrt ist. Die hiesigen Arbeitgeber schauen sicherlich auf die Ergebnisse der Unternehmen im Ausland, die diese Arbeitsformel schon eingeführt haben, vor allem wenn die Arbeitnehmer sich dieses Leistungsverhältnis tatsächlich wünschen. Doch nur die wenigsten Unternehmen hierzulande erwägen tatsächlich die Umsetzung einer solchen Ma‎ßnahme. Zumindest in naher Zukunft wird es nicht dazu kommen.“

  • Arbeitsmarktdynamik 2022: Arbeitssuchende waren im Vorteil

    Arbeitsmarktdynamik 2022: Arbeitssuchende waren im Vorteil





    Ende März 2022 waren beim Nationalen Arbeitsamt 230 300 Arbeitslose registriert, was einer Arbeitslosenquote von 2,64 % entspricht. Das war bemerkenswert wenig, wenn man bedenkt, dass die Zahl der freien Stellen praktisch von Monat zu Monat gestiegen ist. Unterdessen war die Arbeitslosenquote bis Oktober 2022 leicht auf 2,96 % gestiegen. Die Personalvermittlungsplattform ejobs zum Beispiel hat die meisten Stellen in den letzten zwanzig Jahren ausgeschrieben. Ana Călugăru, Leiterin der Kommunikationsabteilung bei ejobs, erläutert:



    Das Jahr 2022 war das bisher beste Jahr für den Arbeitsmarkt, und damit meinen wir in erster Linie die Zahl der Möglichkeiten, die sich den Bewerbern auf dem Markt boten. Es war das Jahr mit der höchsten Anzahl an Stellen in den letzten 20 Jahren, d.h. rund 420 000 Stellen wurden von Anfang des Jahres bis jetzt auf ejobs.ro ausgeschrieben. Die Bereiche mit den meisten freien Stellen sind Einzelhandel, Dienstleistungen, Lebensmittelindustrie, Tourismus, Callcenter, BPO (Business Process Outsourcing) und Transportlogistik. Die meisten Bewerber haben ihre Lebensläufe für Stellen im Einzelhandel, in Call-Centern, BPO, IT, Telekommunikation, Dienstleistungen und Banken eingereicht. Insgesamt wurden mehr als 10 Millionen Bewerbungen registriert. Die von den Arbeitgebern am stärksten nachgefragten Qualifikationen waren — mit einem recht starken Anstieg das ganze Jahr über — digitale Fähigkeiten, aber wir sprechen hier nicht von einem exklusiven Qualifikationssegment. Im Jahr 2022 wurden Bewerber aus absolut allen Berufsfeldern, auf allen Erfahrungsebenen und für alle Bereiche gesucht.“



    Es war also ein günstiges Jahr für Arbeitssuchende. Und sie haben an der Feinabstimmung des Arbeitsmarktes mitgewirkt, denn die potentiellen Arbeitnehmer waren wählerischer und hatten klare Vorstellungen von dem, was ein Arbeitgeber bieten muss. Dabei waren vielfältige Kriterien wichtig — vom Arbeitsklima über die bautechnische Sicherheit des Arbeitsplatzes bis hin zur Entfernung vom Wohnort. Folglich war nicht mehr nur das Gehalt ausschlaggebend. Die erhöhten Ansprüche der Arbeitnehmer haben somit auch die Aufgaben der Personaler und Rekrutierungsagenturen erschwert, wei‎ß Ana Călugăru von der Vermittlungsplattform ejobs:



    Es war, sagen wir mal, ein etwas schwieriges Jahr für die Personalvermittler, denn es war nicht so einfach, Bewerber für die seit 2021 und sogar seit 2020 freien Stellen zu finden, aber die Tatsache, dass so viele neue Stellen auf den Markt kamen, zeigt, dass es doch ein gutes Jahr für die Unternehmen war, denn die Geschäfte liefen auf Hochtouren.“




    Es ist interessant zu beobachten, wie sich die Dynamik des Arbeitsmarktes manchmal radikal ändert. Wir haben, so sagen es Personalvermittler, einige wirklich unerwartete Wendungen erlebt. Diese neu justierten Machtverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt haben 2022 klare Vorteile für die Arbeitnehmer gebracht, doch Experten wie Ana Călugăru prognostizieren auch eine Umkehr dieser Entwicklung:



    Es stimmt — die Dynamik zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern hat sich eindeutig verändert. Leider haben wir in den letzten zwei bis drei Jahren sehr plötzliche Umschwünge und Kreisläufe mit einer recht kurzen Umkehrzeit erlebt. Wenn der Arbeitsmarkt 2019 eher ein Bewerbermarkt war, wurde er 2020 zu einem Arbeitgebermarkt, 2021 begann die Umkehr zu einem Bewerbermarkt, und 2022 war ein Jahr, das fast nur für die Arbeitnehmer günstig war. Die Signale aus der Wirtschaft lassen vermuten, dass sich das Gleichgewicht 2023 ein wenig zugunsten der Unternehmen verschieben wird. Das sind nicht unbedingt gute Vorzeichen für den Markt, denn solche kurzzeitige Bewegungen schaffen Ungleichgewichte, die letztendlich alle Teilnehmer am Arbeitsmarkt betreffen.“




    Nach der Pandemie haben viele Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Büro zurückbeordert. Nach den Erfahrungen mit der Fernarbeit haben nur wenige damit gerechnet. Am glücklichsten waren die Arbeitnehmer, denen es gelang, eine hybride Arbeitsweise auszuhandeln. Ana Călugăru kennt die Zahlen:



    Nach der Arbeit im Home Office während der Pandemie war 2022 tatsächlich ein Jahr, in dem die Unternehmen ihre Mitarbeiter an ihre Schreibtische zurückriefen, allerdings nicht in dem von uns erwarteten Umfang. Im Jahr 2022 waren 7,3 % der insgesamt ausgeschriebenen Stellen, d.h. konkret 30 000, immer noch in der Fernarbeit angesiedelt. Das ist immer noch eine hohe Zahl. Gleichzeitig war zu beobachten, dass gegen Ende des Jahres die Zahl der Jobs, die von zu Hause aus erledigt werden können, zu sinken begann, ein Anzeichen dafür, dass wir 2023 bereits eine massive und vielleicht sogar dauerhafte Rückkehr ins Büro erleben werden.“




    Zum Schluss noch einige Statistiken. Die Bewerber waren 2022 bei der Suche nach neuen Stellenangeboten wesentlich aktiver als 2021 und bewarben sich auf durchschnittlich 6 Stellen pro Monat, doppelt so viele wie 2021, wie Daten einer anderen Online-Vermittlungsplattform, BestJobs Romania, zeigen. Darüber hinaus war die Gesamtzahl der Bewerber im Jahr 2022 um 62 % höher als im Vorjahr. Von den Bewerbern, die ihren Lebenslauf auf dieser Plattform hinterlegten, gaben 54 % mindestens eine frühere Berufserfahrung an. 35 % von ihnen gaben an, mindestens eine Fremdsprache zu beherrschen, und 14 %, einen Führerschein zu besitzen. Fast die Hälfte (47 %) wollte von Personalvermittlern mit Stellenangeboten kontaktiert werden, auch wenn sie nicht aktiv auf Stellensuche waren, und 5 % waren bereit, für die neue Stelle umzuziehen. 98 % der Bewerber gaben an, dass sie die Höhe des Gehalts oder die Gehaltsspanne für die Stelle, auf die sie sich bewerben, im Voraus erfahren wollten, und die meisten von ihnen bewarben sich vor allem auf Stellen, bei denen die in Aussicht stehende Bezahlung offen dargelegt war.

  • Wirtschaftskrise: Regierung will Geschäftsumwelt unter die Arme greifen

    Wirtschaftskrise: Regierung will Geschäftsumwelt unter die Arme greifen

    Aufgrund des Kriegs in der Ukraine konfrontiert sich Rumänien — wie viele andere Länder auch — mit Inflation, Preiserhöhungen bei Energie und Sprit sowie einer beispiellosen Teuerungswelle in nahezu allen Bereichen. Doch auch die Sanktionen gegen Russland bewirken in Tausenden von Fällen Produktionsdrosselung und Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit.



    Premierminister Nicolae Ciucă traf am Donnerstag mit Vertretern der Privatwirtschaft zusammen, darunter mit Vertretern des Arbeitgeberverbandes Concordia“, der mehr als ein Viertel des rumänischen Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet. Dabei sollen Ma‎ßnahmen erörtert werden, um der Geschäftsumwelt unter die Arme zu greifen. Wir möchten die Wirtschaft insgesamt unterstützen, denn es ist auch für die Haushaltseinnahmen wichtig, die Arbeitsplätze beizubehalten“, sagte der Ministerpräsident und eröffnete, dass die rumänische Regierung bereits hohe Summen für Investitionen budgetiert habe. Darüber hinaus gebe es auch gro‎ßzügige Finanzierungsprogramme, die von der EU bereitgestellt werden und sich auf mehrere Zehn Milliarden Euro bezifferten. Eine integrierte Vorgehensweise für die Unterstützung der Geschäftsumwelt kommt letztendlich allen rumänischen Bürgern zugute, und dies ist eine Priorität für die Regierung“ so Premierminister Ciucă.



    Ferner sei auch Rumänien bemüht, unabhängig von russischen Gaslieferungen zu werden — im Investitions- und Modernisierungsfonds seien hierbei besondere Zuwendungen für die Weiterentwicklung von erneuerbaren Energiequellen einkalkuliert. Auch wolle man den Zusammenschluss der Pipeline-Systeme Rumäniens, Bulgariens und Griechenlands beschleunigen, so dass Rumänien auf zusätzliche Gaslieferungen zugreifen kann. Hierzu sei es notwendig, ein Gesetzespaket zu verabschieden, mit dem auch die Speicher- und Weiterverarbeitungskapazitäten des Landes erhöht werden sollen.



    Die Vertreter der Gro‎ßhändler versicherten ihrerseits, dass die Rücklagen landesweit ausreichend sind, um die Endverbraucher zu versorgen, forderten allerdings auch Ma‎ßnahmen von der Regierung, um die Kaufkraft der Bevölkerung beizubehalten. Auch die Landwirte und Produzenten von Sonnenblumenkernen und Speiseöl lie‎ßen den Premierminister wissen, dass die Branche ausreichend eingedeckt sei und im Falle zusätzlicher Nachfrage die Produktion sogar erhöhen könne. Das nahm Ministerpräsident Ciucă wiederum zum Anlass, seine Hoffnung auszudrücken, dass Rumänien in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle auf dem EU-Binnenmarkt spielen könne. Unter entsprechenden Voraussetzungen könnte Rumänien den Ausfall von Speiseöl-Importen aus der kriegsgebeutelten Ukraine kompensieren und somit entscheidend zur Ernährungssicherheit der EU-Länder sowie einiger Drittstaaten beitragen, sagte noch Premierminister Ciucă bei seinem Treffen mit der rumänischen Geschäftsumwelt.

  • Preislawine: Riskiert Rumänien eine Lebensmittelkrise?

    Preislawine: Riskiert Rumänien eine Lebensmittelkrise?





    Nach der weltweiten Gesundheitskrise, die durch die Covid-19-Pandemie ausgelöst wurde, befürchten einige Experten eine Lebensmittelkrise, die durch den explosiven Preisanstieg verursacht werden könnte, aber auch wegen der nur halbherzigen Unterstützung der Landwirte. Die rumänischen Arbeitgeberverbände und die Gewerkschaften der Lebensmittelindustrie versichern dennoch, dass ein solches Szenario in Rumänien kaum Chancen hat, Wirklichkeit zu werden. Doch vor diesem Hintergrund sind auch Stimmen in der Politik laut geworden, die eine Deckelung der Lebensmittelpreise und eine Rationierung der Grundnahrungsmittel fordern. Dragoş Frumosu, Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes in der Lebensmittelindustrie, hält das für keine gute Idee. In einem Interview mit Radio Rumänien erläuterte er, dass eine solche Ma‎ßnahme die Versorgungsketten gefährden würde und zu Wucherpreisen auf dem so entstehenden Schwarzmarkt führen könnte:



    Eine Rationierung der Grundnahrungsmittel wäre meiner Meinung nach ein gro‎ßer Fehler, denn dass würde erstens zu Panik führen, die zweitens zu Hamsterkäufen führen würde, um im Endeffekt nur eine Lebensmittelverschwendung zu erzeugen.“



    Die Lebensmittelindustrie fordert statt dessen Stabilität, Vorhersagbarkeit und Unterstützung seitens der Behörden, umso mehr die Energiepreiskrise und die erhöhten Rohstoffpreise auch der Wirtschaft erheblich zugesetzt haben.



    Landwirtschaftsminister Adrian Chesnoiu schlie‎ßt seinerseits eine Lebensmittelkrise in Rumänien aus. Die Regierung würde nach den richtigen Lösungen suchen, um sowohl die Konsumenten als auch die Landwirte zu unterstützen:



    Wir analysieren mehrere Eingriffsmöglichkeiten, um sowohl die Produzenten von landwirtschaftlichen Erzeugnissen als auch die Konsumenten zu unterstützen. Wir erwägen bereits Ma‎ßnahmen, um sozial Schwachen zu helfen, den täglichen Bedarf an Lebensmitteln zu decken; andererseits könnten wir auch an eine Preisdeckelung oder eine Stabilisierung der Preise innerhalb bestimmter Lieferungsketten denken.“



    Der Minister hält es wohl nicht von ungefähr so vage — in der Regierungskoalition ist man sich alles andere als einig darüber, wie man die Gefahr einer Lebensmittelkrise abwenden könnte. PNL-Chef Florin Cîţu hält nichts von einer Preisdeckelung — sie würde nur zu Engpässen führen, denn die Produzenten würden unter diesen Umständen keine Investitionen mehr tätigen wollen. Die Sozialdemokraten sind gegenteiliger Meinung — sie schlagen eine zeitlich begrenzte Preisdeckelung für Grundnahrungsmittel vor, ähnlich wie sie derzeit auf dem Strom- und Gasmarkt in kraft ist. PSD-Chef Marcel Ciolacu beschwichtigte indessen, eine Entscheidung werde erst nach Beratungen zwischen Regierung, Produzenten und Handel getroffen.



    Auf EU-Ebene macht man sich schon seit Ausbruch der Pandemie Gedanken über mögliche Lebensmittelengpässe als Folge von Krisen aller Art. Ende vergangenen Jahres hat die EU-Kommission einen Notfallplan für Lebensmittelversorgung und Ernährungssicherheit in der EU angenommen. Diesem soll bald ein EU-Krisenreaktionsmechanismus zur wirksamen Vorbereitung und Reaktion auf kritische Ereignisse folgen, die die Ernährungssicherheit in der EU gefährden könnten.

  • Arbeitsmarkt in der Pandemie: sichere Jobs, mehr Homeoffice und Flexibilität gesucht

    Arbeitsmarkt in der Pandemie: sichere Jobs, mehr Homeoffice und Flexibilität gesucht

    2020 liegt hinter uns — ein Jahr voller Überraschungen, geprägt von Veränderungen und gro‎ßen Problemen. Es gab Umwälzungen sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch in der Art und Weise, wie die Menschen ihren Job und ihre berufliche Entwicklung wahrnehmen. Doch nun stellt eine kürzlich durchgeführte Umfrage der Online-Rekrutierungs- und Bewerbungsplattform eJobs einen durchaus hohen Grad an Optimismus fest. So besteht Hoffnung, dass der Druck am Arbeitsplatz abnimmt, sagt der Direktor von eJobs, Bogdan Badea, der den Stress am Arbeitsplatz als Ergebnis einer Kombination von Faktoren sieht:



    Es ist ein Gemisch, dieser Stress aus der Gesundheitskrise: Arbeitgeber haben in einem schwierigen Jahr, das durch die Pandemie und Einschränkungen gekennzeichnet war, Leistungsdruck auf die Menschen ausgeübt. Und die Krise hat den Menschen Angst gemacht, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Wer einen stabilen Arbeitsplatz hatte, schaute sich nicht mehr andere Stellen an, um zu sehen, ob es etwas Besseres gibt, sondern hielt am aktuellen Arbeitsplatz fest. Aber aus Sicht der Gesamtanmeldungen auf der Plattform war das Jahr 2020 für uns ein absoluter Rekord. Fünf Monate des Jahres 2020 waren der beste Zeitraum in der 21-jährigen Geschichte der Plattform. Aber es ging vor allem um Menschen, die einen Job brauchten: Entweder hatten sie ihren bisherigen verloren, oder sie standen kurz davor, arbeitslos zu werden, weil es ihrem Unternehmen nicht gut ging. Deshalb ist die Zahl der Anmeldungen um eine Million pro Monat gestiegen, was weit über dem normalen Durchschnitt liegt, d.h. mehr als 40 % oder sogar 50 % mehr als 2019.“




    Diese Zahlen zeigen nicht nur, dass viele Menschen aufgrund der Gesundheitskrise ihren Job verloren haben, sondern auch, dass viele Menschen im Jahr 2021 einen sicheren Arbeitsplatz haben wollen, falls eine ähnliche Situation wieder eintritt, sagt Bogdan Badea. Ein Beweis dafür ist der Anstieg des Bedarfs an beruflicher Umschulung und der Rückgang der Nachfrage nach Jobs im Ausland, wo die Situation noch unsicher ist, meint der Personaler:



    Im Jahr 2020 ist die Nachfrage nach Umschulungen gestiegen. Zwischen 10 und 15 % der Teilnehmer an der Umfrage machten so etwas durch, und nach Abschluss der beruflichen Umschulungskurse war es für sie glücklicherweise viel einfacher, eine Arbeit zu finden. Auf der anderen Seite, was die Nachfrage nach Jobs im Ausland betrifft, sehen wir hier einen spektakulären Rückgang. Im Jahr 2019 zielten von den insgesamt 10 Millionen auf der Plattform registrierten Bewerbungen rund zwei Millionen auf Jobs im Ausland ab. Zu diesem Zeitpunkt war der Wunsch der Rumänen, im Ausland zu arbeiten, also gro‎ß. Aber im Jahr 2020 sank dieser Anteil von 20 % auf 2 %. Ein spektakulärer Rückgang, und im Jahr 2021, sogar im Januar, können wir sehen, dass dieser Prozentsatz ziemlich niedrig bleibt.“




    Arbeitgeber im Jahr 2021 sollten sich als Folge der Pandemie auf mehr Flexibilität der Arbeitszeiten einstellen, glaubt Bogdan Badea von eJobs:



    Flexible Arbeitszeiten sind ein Muss. Diese Flexibilität gab es schon vorher in vielen Unternehmen, vor allem in multinationalen Konzernen. Ich denke, so wie die Heimarbeit in der hybriden Variante ausgeweitet wird, im Wechsel mit der Arbeit im Büro, so wird auch die Flexibilität hinsichtlich des Beginns und des Endes der Arbeitszeit weitergehen, und beide Seiten sind dazu bereit. Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer wollen das, und die meisten Bewerber suchen nach Jobs, die eine flexible Arbeitszeitgestaltung haben und es ihnen erlauben, von zu Hause aus zu arbeiten.“




    Flexibilität geht Hand in Hand mit Berechenbarkeit nach einem extrem schwierigen Jahr wie 2020, glaubt auch Petru Păcuraru, Chef eines Personalunternehmens:



    Ich denke, das Wichtigste, wonach die Mitarbeiter in diesem Jahr gesucht haben, war Planungssicherheit. Obwohl es in vielerlei Hinsicht ein sehr schwieriges Jahr war, litten die Menschen besonders unter der Unsicherheit, was in naher Zukunft passieren würde: ob ein Impfstoff erscheint oder nicht, wie lange man von zu Hause aus arbeiten kann oder ob man sich isolieren muss. Andererseits hatten die Menschen das Bedürfnis nach Flexibilität. Da sie von zu Hause aus arbeiteten und ihre Kinder nicht zur Schule oder in den Kindergarten gehen konnten, mussten sie mit all diesen Faktoren jonglieren. Das kostet enorm viel an Energie und erfordert einen weniger starren Arbeitsplan, um irgendwann auch Zeit für das Privatleben einzuplanen.“




    Am Anfang mit viel Hoffnung und Enthusiasmus aufgenommen, zeigte das Arbeiten von zu Hause aus schnell seine Grenzen. Dennoch bleibt es eine praktikable Option sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber, die wahrscheinlich ein hybrides System bevorzugen: eine Woche Fernarbeit und den Rest der Zeit im Büro, sagt Păcuraru:



    Ich denke, dass Telearbeit etwas ist, über das wir auch in 50 Jahren noch reden werden. Telearbeit bedeutet, dass ein Teil der Kosten, die mit dem Geld- und Zeitaufwand für die Fahrt ins Büro verbunden sind, umverteilt werden. Natürlich macht das eine Reihe von Fähigkeiten erforderlich, die die Menschen zunächst nicht haben. Ein Aspekt bezieht sich auf die Trennung von Berufs- und Privatleben im gleichen Raum des eigenen Zuhauses. Das ist die gro‎ße Lektion, die wir in Bezug auf die Fernarbeit lernen müssen. Und weil wir nicht wussten, wie man damit umgeht, haben wir die höchste Burnout-Rate zu verzeichnen, seit so etwas gemessen wird. Aber in Zukunft kann diese Fähigkeit auch dank Kursen zu diesem Thema entwickelt werden. Nach und nach werden die Menschen in diesem Sinne weiter diszipliniert werden, im Jahr 2021, das ein Hybrid-Jahr sein wird: Das hei‎ßt, viele Unternehmen werden sich dafür entscheiden, dass ihre Mitarbeiter zwei oder drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten.“

  • Heimarbeit immer beliebter

    Heimarbeit immer beliebter

    Die Beratungsfirma HPDI (Human Performance Development International) hat die Teilnehmer an ihren Online-Fortbildungen befragt und herausgefunden, dass in grö‎ßeren Unternehmen die Arbeit im Verhältnis von 60% im Büro und 40% zuhause stattfinden wird — zumindest im nächsten halben Jahr. Nicht alle sind zufrieden: 36% der Befragten klagten über eine mangelhafte Empathie als grö‎ßtes Minus, 28% beschwerten sich über eine schlechte Informationsübermittlung, weitere 23% über längere Reaktionszeiten. Über den Daumen gepeilt kann man aber behaupten, dass die Heimarbeit beliebt ist, stellte Petru Păcuraru, Geschäftsführer der Personalfirma HPDI, fest:



    Wir hatten eigentlich erwartet, dass nach der Quarantäne die Menschen es kaum erwarten, auszubrechen, weil sie es satt haben, von zuhause zu arbeiten. Aber nein, die Leute wollen ein Mixtum Compositum an Büro- und Heimarbeit, wobei das Homeoffice noch beliebter ist, als wir es erwartet haben.“




    Noch überraschender war jedoch, dass die Arbeitgeber von der Fernarbeit begeistert waren. Ihnen ist aufgefallen, dass die Arbeitnehmer noch produktiver sind — au‎ßerdem sind Einsparungen bei Transport-, Miets- und anderen Betriebskosten möglich, erläutert Petru Păcuraru:



    Wenn wir an den Verkehr denken, vor allem in Bukarest und der Umgebung, wo Menschen einen guten Teil ihrer Zeit allein dafür aufbrachten, ins Büro und wieder nach Hause zu kommen, dann reden wir im Schnitt von zwei eingesparten Stunden täglich. Diese Zeit gehört wieder dem Arbeitnehmer. Und auch für den Arbeitgeber ist alles besser, als dass sein Mitarbeiter Zeit im Stau vergeudet. Wenn der Angestellte sich in diesen zwei Stunden ausruht, profitiert auch die Firma. Und die Leute konnten nach der ersten epidemiebedingten Panikwelle das genie‎ßen, was sie haben — ihre Wohnung, die Zeit mit ihrer Familie, mit ihren Haustieren: Kurz gesagt, sie konnten die Früchte ihrer Arbeit genie‎ßen. Und weil trotz Prognosen die Effizienz nicht nachgelassen hat, war es ein Gewinn für alle.“




    Der Personaler Petru Păcuraru wei‎ß, dass das eine einzigartige Situation ist. Er macht sich auch Gedanken um die Zukunft:



    Ich kann über 2020 nur sagen, dass es voll im Schatten von Pandemie und Teleworking steht. Natürlich ist alles branchenabhängig, aber tendenziell werden Firmen wohl versuchen, irgendwann zu vorpandemischen Zuständen zu finden. Die Telearbeit werden wir nicht mehr los, aber ihre Bedeutung wird abnehmen, denke ich. Nicht weil es die Arbeitnehmer so wollen, sondern weil die Firmen aus Gründen der Kontrolle darauf drängen werden. Wir werden auf längere Sicht wahrscheinlich etwa 80% im Büro arbeiten und 20% von zuhause. Heute ist alles anders. Wir glaubten, dass die meisten Kunden nach der ersten Lockerung am 15. Mai ins die Büros strömen werden. Es war nicht der Fall, die meisten rechnen mit einem Comeback im September.“




    Eine wichtige Voraussetzung für eine gute Heimarbeit ist eine schnelle und belastbare Internetverbindung. Laut Berechnung des britischen Portals BroadbandDeals ist Bukarest am besten geeignet für ein Home Office — die italienische Hauptstadt Rom ist umgekehrt der schlechteste Standort, wobei für Bukarest nicht nur die hohe Internetgeschwindigkeit von durchschnittlich 52 MB/s eine gro‎ße Rolle spielt, sondern auch die guten Heimzustelldienste in der Gastronomie und die relativ geringen Lebenskosten. Als langjähriger Korrespondent der Nachrichtenagentur EFE in Bukarest und Mitarbeiter des Internetportals Balkan Insight kann der spanische Journalist Marcel Gascón Barberá das nur bestätigen:



    Bukarest ist eine Superstadt für Homeoffice oder Teleworking. Was die britischen Kollegen behaupten, kann ich nur bejahen — ich kann zwar keinen Vergleich mit einer anderen Stadt anstellen, aber aus meiner Erfahrung gibt es hier eine tolle Internetgeschwindigkeit bei belastbaren und preiswerten Verbindungen. Bars und Restaurants haben Superangebote, die sie mithilfe der Zustelldienste auch nach Hause liefern. Und das Leben ist billiger als in anderen Städten. Jeder, der hier arbeitet oder zumindest ins Internet geht, kann das Ranking nur bestätigen. Ich persönlich brauche keine sehr hohe Geschwindigkeit, aber Internet-Designer oder Leute, die mit Videodateien arbeiten, brauchen ein leistungsstärkeres Netz — und da ist die Internetqualität sehr wichtig. In Bukarest sind wir wirklich zufrieden.“




    Für den Journalisten Marcel Gascón Barberá ist Heimarbeit seit eh und je eine Konstante, Beschäftigte aus anderen Bereichen entdecken erst jetzt, wie das geht.



    Aufgrund der Pandemie erschlie‎ßt sich die Heimarbeit immer mehr Menschen. Vielleicht nicht für immer, aber die Leute haben gesehen, dass sie das, was sie im Büro erledigten, oft auch von zuhause leisten können — und vielleicht pendeln sie mit ihrem Pensum von nun an zwischen Büro und Wohnung, Auf jeden Fall geht das, vor allem hier in Bukarest“, findet der spanische Kollege.




    Und wenn aufgrund der geringeren Verkehrsdichte auch die Luftverschmutzung abnimmt, könnte sich die Lebensqualität noch weiter verbessern.

  • Gesetz zur einheitlichen Entlohnung erneut geändert

    Gesetz zur einheitlichen Entlohnung erneut geändert

    Das Kabinett Dăncilă hat das Gesetz zur einheitlichen Entlohnung erneut geändert. Der Grund dafür war, dass das besagte Gesetz in seiner neuesten Form niedrigere Geldsummen für die Zahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsurlaub gegenüber dem Vorjahr vorsah. Die Situation ist auf die Übertragung der Beitragspflicht zu den Sozialversicherungen vom Arbeitgeber zum Arbeitnehmer zurückzuführen und betrifft die Lohnfortzahlung im Fall von temporärer Arbeitsunfähigkeit, Mutterschaftsurlaub und Pflegefreistellung. In all diesen Fällen soll die Zahlung genau wie in den Vorjahren erfolgen, verspricht die Premierministerin Viorica Dăncilă: Wer sich in temporärer Arbeitsunfähigkeit oder Mutterschaftsurlaub befindet wird dieselben Rechte wie bis zum 1. Januar 2018 genie‎ßen. Dasselbe gilt auch für die Zahlung des entsprechenden Geldes.”



    In seiner neuesten Form sieht das Gesetz zur einheitlichen Entlohung vor, dass für den Mutterschaftsurlaub bis zum 1. Oktober dieselben Summen wie im Vorjahr ausgezahlt werden sollen, das Geld im Krankheitsfall bleibt auf derselben Ebene wie im Vorjahr bis zum 1. Juli 2018. Die Übertragung der Beitragspflicht zu den Sozialversicherungen vom Arbeitgeber zum Arbeitnehmer hat für heftige Debatten in der Öffentlichkeit gesorgt. Nachdem sie feststellten, dass ihre Löhne niedriger ausfallen, haben einige Kategorien von Arbeitnehmern dagegen protestiert. Die Nationalliberalen aus der Opposition hatten allerdings eine Ministerrüge gegen die Arbeitsministerin Lia Olguţa Vasilescu eingeleitet. Die Liberalen forderten auch den Rücktritt der Arbeitsministerin, weil angeblich mehr als 2 Millionen Rumänen Lohnverluste hinnehmen mussten, nachdem die Beitragspflicht zu den Sozialversicherungen vom Arbeitgeber auf den Arbeitnehmer überging.



    Diese Entscheidung habe das ganze Entlohnungs-und Steuersystem auf den Kopf gestellt, kritisiert die Opposition. Die Ministerrüge ist diese Woche im Plenum des Parlaments abgelehnt worden. Laut der Arbeitsministerin Vasilescu sollte das Gesetz hingegen das öffentliche Entlohnungssystem ins Gleichgewicht bringen, nachdem erhebliche Gehaltsunterschiede festgestellt worden seien. Staatsbedienstete, die dieselbe Stelle besetzten und dieselben Aufgaben erfüllten seien unterschiedlich bezahlt worden.


  • Die National-Liberale Partei stellt Ministerüge gegen die Arbeitsministerin

    Die National-Liberale Partei stellt Ministerüge gegen die Arbeitsministerin

    Die Übertragung der Sozialbeiträge vom Arbeitgeber zum Arbeitnehmer beginnend mit dem 1. Januar 2018 verursachte Einkommenssenkungen für einen Großteil der Arbeitnehmer in Rumänien. Laut inoffiziellen Einschätzungen gibt es etwa 2 Millionen Betroffenen: einerseits in der Privatwirtschaft, wo der Staat keine Gehaltserhöhungen zur Kompensierung der Minus-Differenz erzwingen kann, und andererseits staatliche Bedienstete, bei denen das neue Entlohnungsgesetz in Kraft getreten ist. Letztes Jahr versicherte die Arbeitsministerin, die Sozialdemokratin Lia Olguţa Vasilescu, dass die Wahlkampfversprechen, die die Sozialdemokratische Partei zur Wahlsiegerin machten, genau eingehalten werden. Laut besagter Wahlversprechen sollten alle Rumänen im allgemeinen höhere Gehälter bekommen. Die Realität sieht aber anders aus. Für die Staatsbedienstete wurden die Bruttogehälter in der Tat um 25% höher, aber diese Erhöhung wurde sofort annuliert durch die erhöhten Sozialbeiträge, die infolge der neuen Gesetze vom Arbeitnehmer entrichtet werden. Abgesehen davon wurden bei den Staatsbediensteten auch gewisse Bonusse gestrichen. Für viele Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft sieht die Lage noch komplizierter aus. Ein Teil der Arbeitgeber waren nicht einverstanden, die Gehälter ihrer Angestellten zu erhöhen; diese mußten die erhöhten Sozialbeiträge von ihren bisherigen Bruttogehältern entrichten, was zu niedrigeren Nettogehältern führte.



    Auf dem Hintergrund der Unzufriedenheiten reichten 60 Abgeordnete von der National-Liberalen Partei (von der Opposition) eine Ministerrüge gegen die Arbeitsministerin Lia Olguta Vasilescu in der Abgeordnetenkammer des Bukarester Parlaments. Durch die jüngsten Gesetze und Regierungsbeschlüsse hätte Lia Olguta Vasilescu sowohl im öffentlichen als auch im privaten System für Chaos gesorgt. Die National-Liberalen forderten den Rücktritt der Arbeitsministerin. Dazu der Abgeordnete Dan Vâlceanu:



    Frau Arbeitsministerin, Sie wurden durch ihre eigene Inkompetenz demaskiert; dann ging es weiter mit der Verachtung der Bevölkerung. Erklären Sie bitte den mehr als 2 Millionen Arbeitnehmer, die im Januar weniger Geld bekommen haben, wie es dazu kommen konnte, dass Ihre Initiativen auf dem Papier so gute Ergebnisse haben, aber im Geldbeutel der Arbeitnehmer so schlecht sind.



    Bei der Parlamentsdebatte über die Ministerüge am Montag sagte die Arbeitsministerin, die Einschätzungen der National-Liberalen Partei seien nicht korrekt. Sie sagte, das Entlohnungsgesetz sei nicht perfekt, aber es würde das Prinzip gleicher Lohn für gleiche Arbeit respektieren. Lia Olguta Vasilescu:



    “In der Tat mußten wir bei weniger als 3% der Staatsbediensteten Gehaltsanpassungen vornehmen. Vergessen wir aber nicht, dass die restlichen 97% durch dieses Gesetz dazu gewinnen werden.“



    Die Opposition ist aber der Meinung, dass die Maßnahmen des Arbeitsministeriums Vertrauensmangel und Instabilität im Wirtschaftsumfeld verursachen. Als Reaktion sagten die Vertreter der Regierungskoalition PSD-ALDE, im Jahr 2009 hätten die National-Liberalen auf dem Hintergrund der Wirtschaftskrise die Gehälter aller Staatsbediensteten um 25% gekürzt.

  • Die Woche 05.02.-09.02.2018 im  Überblick

    Die Woche 05.02.-09.02.2018 im Überblick

    Neues Lohngesetz sorgt für Unzufriedenheit




    Hunderttausende Löhne sinken trotz der Versprechen aus dem Regierungsprogramm, dass die Löhne steigen werden, so die Liberalen in Rumänien. Auch die Gewerkschaftsleiter meinen, die Nettolöhne würden in mehreren Bereichen, wie Gesundheitswesen, Kultur, Polizei und Justiz sinken.


    Manche Angestellte privater Unternehmen sind ebenfalls unzufrieden, denn nicht alle Arbeitsgeber haben ihre Bruttolöhne erhöht, um die Senkung des Nettolohns zu vermeiden. Zudem sind die Löhne von 3 % der staatlichen Angestellten durch das Inkrafttreten des neuen Lohngesetzes für Angestellte, die aus öffentlichen Fonds bezahlt werden, gesunken.


    Laut der rumänischen Arbeitsministerin sei das Ziel dieses Gesetzes die Ausgleichung des öffentlichen Entlohnungssystems gewesen. Es habe große Ungleichheiten im System gegeben, so das Arbeitsministerium. Aber es gibt auch frohe Rumänen. Diese bekommen im Februar 10 % mehr Spesen, nachdem der Mindestlohn beginnend mit dem 1. Januar gestiegen ist.


    Die rumänische Regierung hat am Donnerstag durch einen Dringlichkeitserlass Maßnahmen getroffen, so dass den Arbeitnehmern aus den Bereichen IT, Forschung, Entwicklung und Innovation, den Angestellten mit besonderen Bedürfnissen, oder denjenigen, die part-time Jobs haben, das Nettoeinkommen wenigstens gleich mit jenem im Dezember 2017 sein soll. Die wichtigste rumänische Oppositions-Partei, die nationalliberale Partei PNL, hat am Montag beschlossen, einen einfachen Misstrauensantrag gegen die Arbeitsministerin Olguta Vasilescu einzubringen. Die Liberalen kritisieren die Übertragung der sozialen Beiträge vom Arbeitgeber auf den Anbeitnehmer. Diese Bestimmung ist Anfang dieses Jahres in Kraft getreten und hat noch mehr Chaos im Entlohnungssystem verursacht. Der Vorsitzende des Verbandes der Geschäftsleute Florin Pogonaru erklärte, die wirtschaftlichen Maßnahmen, die 2017 umgesetzt wurden, hatten keine Logik. Florin Pogonaru dazu:




    Wenn ich das Jahr 2018 charakterisieren würde, so könnte ich sagen, es sei das Jahr der Rache des Populismus. Was wir 2017 gesehen haben, waren nur populistische Maßnahmen, die vielleicht viel zu früh getroffen wurden. Meistens werden sie vor den Wahlen getroffen. Was wir heute erleben, die Tatsache, dass die Löhne nicht erhöht wurden, sondern gesunken sind, ist eine Form des Racheaktes des Populismus. Der Populismus sei gar nicht logisch, er zerstöre in beiden Richtungen, sowohl wenn er wache als auch wenn er sich räche, so Florin Pogonaru.




    Prognosen für die rumänische Wirtschaft




    Die Prognosekommission in Bukarest hat am Sonntag das BIP nach oben auf 6,1% revidiert. Gleichzeitig hält sie aufrecht die Prognosen von 5,7% für 2019 und 2020, beziehungsweise von 5% für das Jahr 2021. Obwohl die Aussichten außerhalb der Grenzen gut sind, können wir nicht behaupten, dass sie optimistisch seien. Die Europäische Kommission schätzt, dass sich die Wirtschaft Rumäniens bis auf 4,5%, 2018 und bis auf 4%, 2019 verlangsame. Dies verlautet aus den wirtschaftlichen Zwischenvorhersagen des Winters 2018, die am Mittwoch von der Gemeinschaftsexekutive veröffentlicht wurden. Laut den Schätzungen wird die Steigerung des Privatkonsums dieses Jahr gemäßigt, denn die Inflation beeinträchtigt die realen Einkommen und die Steigerung der Löhne verlangsamt sich. Dennoch könnte der Privatkonsum auch weiterhin der Hauptantrieb des Wirtschaftswachstums 2018 und 2019 bleiben. Die Investitionen sollen auch steigen, gestützt von EU-finanzierten Vorhaben, heißt es weiter. Die Europäische Kommission geht von einem weiteren Anstieg der Inflation an, der auf die große Nachfrage zurückzuführen ist. Folglich soll die Inflation 2018 4,1% und 2019 3% betragen.


    Die Europäische Kommission behauptet, die Lage auf dem Arbeitsmarkt habe sich verbessert. Die Arbeitslosenquote ist die niedrigste in den letzten 20 Jahren, der Durchschnittsmindestlohn ist um rund 13% gestiegen.


    Die Nationalbank BNR hat gleich bei der ersten Sitzung des Verwaltungsrates in diesem Jahr eine Anhebung des Leitzinses auf 2% beschlossen. Und jetzt wurde der Zinssatz bei der jungsten Sitzung erneut erhöht – auf 2,25%. Die Entwicklung ist im Einklang mit den Schätzungen der meisten Ökonomen und findet vor dem Hintergrund der erhöhten Inflation statt. Der Leitzins ist vor allem für die Geschäftsbanken wichtig, denn sie leihen Geld von der Zentralbank zu diesem Zinssatz. Auch für ausländische Investoren spielt der Leitzins eine wichtige Rolle, da sie Länder mit möglichst hohen Zinsen bevorzugen, wo sie die höchstmöglichen Renditen erzielen.


    Die Maßnahme soll die Inflation bändigen, erklärte Notenbank-Gouverneur Mugur Isărescu. Dadurch sollte die Erhöhung der Preise die Bevölkerung und die Firmen nicht beeinträchtigen. Außerdem werde der angehobene Leitzinssatz eine Erhöhung des Dreimonats-Referenzzinssatzes ROBOR im Interbankengeschäft nach sich ziehen. Der Index beeinflusst die Raten bei Krediten in der Landeswährung Leu. Demnach werden die Monatsraten auch steigen, allerdings wird man einen gemäßigten Anstieg erleben, schätzt Mugur Isărescu.




    DIICOT gibt Billanz bekannt




    Die Generaldirektion zur Untersuchung von Organisierter Kriminalität und Terrorismus (kurz: DIICOT) hat vielschichtige Zuständigkeiten: von der Bekämpfung des Drogenhandels bis hin zur Monitorisierung des Extremismus.


    Am Dienstag kamen die Antimafia-Staatsanwälte in einer Sitzung zur Analyse der Tätigkeit im vergangenen Jahr zusammen. Aufgrund ihrer Anklageschriften seien 2017 insgesamt 3210 Angeklagte rechtskräftig verurteilt worden. Einen bedeutenden Anteil an der organisierten Kriminalität hatten die auf Menschen- und Kinderhandel spezialisierten Banden – in den meisten Fällen wurde die sexuelle Ausbeutung in Westeuropa als Tatmotiv nachgewiesen. Die DIICOT verweist ferner explizit auf Verbrechen gegen das Kulturerbe, die Schlepperei oder den Tabakschmugger, die mit nicht vernachlässigbarer Häufigkeit auftraten.


    Im letzten Jahr hatten Staatsanwälte insgesamt gut zwei Tonnen Rauschgift beschlagnahmt, fast drei Mal weniger als 2016. Rumänien sei dabei nach wie vor ein Transitland für die Drogenschmuggler entlang der sogenannten Balkanroute für Heroin, Kokain und Ecstasy. Am häufigsten wird in Rumänien mit Cannabis gehandelt, das auf dem Landweg vor allem aus Spanien und den Niederlanden eingefahren wird. Im Vergleich zu den meisten westeuropäischen Staaten habe es in Rumänien 2017 keine konkrete und beständige Terrorismus-Bedrohung gegeben, hieß es weiter in der Bilanz der DIICOT. Der Leiter der Antimafia-Staatsanwaltschaft Daniel Horodniceanu warnt jedoch davor, dass die islamische Radikalisierung derzeit eines der größten Risiken in Rumänien sowie überall darstelle. Auch wenn sie nicht das Ausmaß eines Phänomens angenommen habe, sei die Radikalisierung in den letzten Jahren verschärft aufgetreten, vor allem bei den Personen, die aus Ländern mit aktiver Terrorismus-Problematik stammen, sagen die Staatsanwälte. Auch bei rumänischen Staatsbürgern, die zum Islam übergetreten sind, habe man Radikalisierung feststellen können.




    Europäisches Parlament debattiert in Brüssel über das rumänische Justizsystem




    Die EU-Justizkommissarin Věra Jourová hat am Mittwoch im Europäischen Parlament in Straßburg die Aufforderung der Europäischen Kommission wiederholt, dass das Rumänische Parlament die Beratungen über die Änderungen der Justizgesetze entsprechend den Empfehlungen Brüssels einleitet und Einvernehmen erlangt. Věra Jourová sagte, dass die Gemeinschaftsexekutive bereit seo den Dialog mit den Bukarester Behörden fortzusetzen und ihre Unterstützung anzubieten. Sie verwies darauf, dass Rumänien nach 10-jährigen kontinuierlichen Anstrengungen eines der besten Justizsysteme habe. Die europäische Justizkommissarin erinnerete außerdem daran, dass im Dezember 2017, als der jüngste Zusammenarbeits- und Verifizierungsbericht im Justizbereich veröffentlicht wurde, die Europäische Kommission darin ihre Besorgnis betreffend die Änderungen der Justizgesetze gäußert hat. Seitdem wurde die Debatte fortgesetzt. Die Debatte in Straßburg bezüglich des Standes der Rechtsstaatlichkeit und des Justizsystems in Rumänien wurde am 18. Januar in der Gemeinschaftslegistlative beschlossen. Dies geschah infolge der Änderungen der Justizgesetze, die Ende letzen Jahres von der Regierungskoalition PSD-ALDE durchgeführt wurden. Die Änderungen wurden von Richter- und Staatsanwälteverbänden, von der Opposition, aber auch von der EU scharf kritisiert.

  • Gesetz der einheitlichen Entlohnung  sorgt für Unzufriedenheit

    Gesetz der einheitlichen Entlohnung sorgt für Unzufriedenheit

    Während die Koalitionsregierung PSD-ALDE erklärt, dass die zwei Gesetze riesige Unregelmäßigkeiten verbessern, sprechen die Gewerkschaften über Lügen und Manipulation. Am Dienstag hatte die rumänische Arbeitsministerin Lia Olguţa Vasilescu in einer Pressekonferenz erklärt, als im Juni 2017 das Gesetz der einheitlichen Entlohnung gebilligt wurde, war das Verhältnis zwischen dem Mindestlohn und dem Höchstlohn, jenem des Staatspräsidenten, von 1 zu 18. Die Regierung wollte aber ein Verhältnis von 1 zu 12. Die Lohnangleichung war unbedingt notwendig, weil die Staatsbediensteten unterschiedliche Löhne für gleiche Pflichten und gleiche Jobs hatten.




    Es gibt Staatsbedienstete, die behaupten, ihre Löhne wurden gekürzt, ihre Einkommen seien ab dem 1. Januar gesunken. Die Arbeitsministerin antwortet darauf, nur die besonders hohen Löhne seien nun niedriger. Nur 3% der Staatsbediensteten werden kleinere Einkommen haben. Lia Olguţa Vasilescu dazu:




    Ich will hervorheben, dass man schon im Mai gewusst hat, dass rund 3% der Staatsbediensteten niedrigere Löhne haben werden. Ich habe das in allen Gesprächen und in allen Parlamentskommissionen, als man über das Gesetz debattierte, gesagt. Wir gingen nicht von der Idee der Kürzung einiger Löhne aus. Wir wollen aber das korrekte Verhältnis von 1 zu 12, wie in anderen EU-Ländern, einhalten. Es waren Kategorien, die höhere Löhne als der Staatspräsident hatten, andere hatten doppelt so hohe Löhne als die Referenzlohntabelle für 2022 es erlaubt.



    Die Nationalliberale Partei in der Opposition will einen Misstrauensantrag gegen die rumänische Arbeitsministerin einleiten. Der liberale Abgeordnete Dan Vâlceanu ist der Meinung, Lia Olguţa Vasilescu habe nichts über die echten Auswirkungen der getroffenen Maßnahmen erwähnt. Sie habe nur Texte und Gesetze angereiht und vorgestellt. Dan Vâlceanu dazu:




    “Die Arbeitsministerin hat uns nur die Texte der Gesetze vorgelesen. Sie hat uns aber nicht erklärt, was praktisch mit den Polizisten, den Gerichtsbediensteten, den Angestellten der Kreisabteilungen für Statistik, Lehrer und andere Personalkategorien, die Geld von zu Hause bringen müssen, und nicht Geld für ihrere geleistete Arbeit bekommen, geschieht. Die Frau Ministerin erzählt uns Sachen über die Renten, sie vergisst aber, dass die Renten nicht indexiert wurden und meint, sie könne für die privaten Unternehmen nichts tun. Ich habe nichts verstanden, ich habe nur Artikel aus den Gesetzen und eine letzte Aufforderung gehört, man solle das Gesetz durchlesen.




    Für die Löhne hat der Staat im Jahre 2016 57 Milliarden Lei (circa 12,4 Milliarden Euro) ausgegeben, 2017 – 70 Milliarden und im Jahre 2018 werden es mehr als 80 Milliarden sein. Laut der Regierung beweise dies, dass die Löhne der Rumänen höher sein werden.

  • Nachrichten 19.11.2017

    Nachrichten 19.11.2017

    Der Arbeitgeberbund CONCORDIA, einer der grö‎ßten in Rumänien, hat die rumänische Regierung aufgefordert, auf eine gerade erlassene Vorschrift zu verzichten, nach der in Unternehmen innerhalb von 30 Tagen Tarifverhandlungen mit den Belegschaften zu beginnen haben. Die Organisation protestiert gegen die völlig untransparente Verabschiedung einer Ma‎ßnahme, die gravierende Auswirkungen auf die Arbeitsbeziehungen haben werde. Hintergrund ist die Abwälzung fast aller Sozialabgaben auf die Arbeitnehmer, deren Nettolöhne so bei gleichbleibenden Bruttoentgelten in der Regel sinken würden. Laut CONCORDIA habe die Regierung sich nicht mit den Sozialpartnern abgestimmt.



    Die Bürger der moldauischen Hauptstadt Chisinau entscheiden am Sonntag in einem Referendum, ob sie den Bürgermeister Dorin Chirtoacă absetzen. Gegen ihn läuft ein Strafverfahren wegen Bestechlichkeit. Rund 650.000 Bürger sind wahlberechtigt. Das Referendum, eine Premiere für die Republik Moldau, ist von der Partei der Sozialisten angesto‎ßen worden. Der prorussische Präsident Igor Dodon rief die Bürger auf, sich am Referndum zu beteiligen, um dem Chaos und der Unsicherheit in der Stadt ein Ende zu setzen. Die Liberalen, die den Bürgermeister unterstützen, boykottieren das Referendum, das sie als Plebiszit gegen Dorin Chirtoacă betrachten.



    Das rumänische Rugby-Nationalteam hat am Samstag Samoa mit 17-13 in einem Testspiel in Bukarest besiegt. Es ist zum zweiten Mal, dass die beiden Mannschaften in einem Länderspiel aufeinandertreffen — das letzte Mal war es 1989, als Rumänien sich mit 32-24 durchsetzen konnte. Beide Länder kämpfen um eine Qualifizierung für die Weltmeisterschaft in Japan in 2019. Am 25. November trifft Rumäniuen in einem weiteren Freundschaftsspiel auf Tonga — im Falle eines Sieges winkt ein Aufstieg auf Platz 13 der Weltrangliste.


  • Die Woche 06.-10.11.2017 im Überblick

    Die Woche 06.-10.11.2017 im Überblick

    Sozialdemokratische Regierung leitet umstrittene Steuerreform ein



    Die rumänische Regierung hat am Mittwoch trotz aller Kritik und der Straßenproteste mehrere geplante Steuermaßnahmen per Eilverordnung verabschiedet – u.a. wird die Einkommensteuer von 16% auf 10% gesenkt; die Beiträge zur Sozialversicherung werden um zwei Prozentpunkte auf 35% des Bruttolohns gedrückt, sollen jedoch allein beim Arbeitnehmer anfallen. Die Unternehmen werden einen Beitrag von 2,25% des gesamten Lohnfonds entrichten müssen. Ferner fallen die Beiträge zu den Privatrenten von 5,1% auf 3,7%. Die Maßnahme ist an eine Erhöhung der Mindestrente um umgerechnet 26 Euro gekoppelt. Firmen mit einem Jahresumsatz von unter einer Million Euro werden nicht mehr 16% Steuern auf ihre Gewinne bezahlen, sondern 1% auf die Umsätze. Vor dem Sitz der Regierung kam es vor diesem Hintergrund kurzzeitig zu Protesten, an denen sich nach Medienberichten etwa 1000 Personen beteiligten. Gewerkschaften, Arbeitgeber und parlamentarische Opposition kritisieren einstimmig die fiskalpolitischen Ansätze der Regierung. Die Gewerkschaften drohen mit Generalstreik, die Nationalliberale Partei strebe nun einen Misstrauensantrag gegen die Regierung an, sagte Parteichef Ludovic Orban. Jedoch laut Ministerpräsident Mihai Tudose werden dank der neuen Maßnahmen sowohl die Einkommen der Rumänen steigen als auch die Investitionen für Infrastruktur, Gesundheit und Bildung verwirklicht werden. Eine weitere positive Wirkung wäre, dass die ausländischen Unternehmen, die in Rumänien tätig sind, und dank des günstigen Geschäftsumfeldes hohen Profit gemacht haben, ihre Steuer in Rumänien bezahlen werden, und keine Gelder mehr ins Ausland verlagern, sagte der rumänische Premierminister noch.



    Wachstums- und Inflationsprognosen nach oben korrigiert



    Die Europäische Kommission hat die Einschätzungen über das Wirtschaftswachstum und das Defizit Rumäniens für 2017 und 2018 nach oben korrigiert. Die Europäische Kommission warnte, dass die Unsicherheit wegen der Regierungspolitik negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben könnte. Laut den Herbstprognosen, die am Donnerstag von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurden, könnte die rumänische Wirtschaft im Jahr 2017 ein Wachstum von 5,7% erreichen, etwas mehr über der Frühjahrsprognose von 4,3%. Die Europäische Kommission hat auch die Prognose für 2018 nach oben korrigiert, und zwar von 3,7% auf 4,4%. Der reale Anstieg des BIPs wurde in diesem Jahr vor allem vom privaten Konsum unterstützt. Was das Defizit betrifft, so könnte dieses sich im Jahre 2017 auf 3% des BIP beziffern; 2018 und 2019 könnte das Defizit 3,9%, bzw. 4,1% des BIP erreichen.



    Auch in Bukarest wurden neue Prognosen über die Entwicklung wirtschaftlicher Kennzahlen veröffentlicht. Die Landeswährung Leu bewege sich auf einem Abwärtstrend, bestätigte Notenbankchef Mugur Isarescu nach dem erreichten Rekordtief des Wechelkurses für die letzten fünf Jahre. Er machte darauf aufmerksam, dass die Enwicklung auf die unausgeglichene Handelsbilanz zurückzuführen sei.



    Generell beobachten wir eine längerfristige Abwertung des Leu, es sind keine großen Sprünge festzustellen, lediglich kleine Abwertungen, die aber langfristig sind. Und da gibt einen klaren Zusammenhang zur rumänischen Handelsbilanz. Diese fällt langsam auseinander. Heute wurden die Zahlen genannt, allein in den ersten acht oder neun Monaten haben wir ein Handelsdefizit im Wert von acht Milliarden Dollar verzeichnet. Hier lässt sich ein Problem feststellen!



    Er fügte hinzu, die Rumänische Nationalbank habe die Inflationsprognose für das Jahresende 2017 nach oben von 1,9% auf 2,7% korrigiert. Für 2018 schätzt die Rumänische Nationalbank eine Inflationsrate von 3,2%.



    Gesetzespaket für Justizreform stößt auf Kritik der Justizangestellten



    Der Oberste Rat der Richter und Staatsanwälte hat am Donnerstag eine negative Stellungnahme über die vorgeschlagenen Änderungen der Justizgesetze, die von der Abgeordnetenkammer eingereicht wurden, abgegeben. Die Generalversammlung der Staatsanwälte von DIICOT (der Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft) hatte am Dienstag gegen den Gesetzentwurf abgestimmt. Als Grund nannten die Staatsanwälte die Inkohärenz der Debatten und der profesionellen Beratungen mit Richtern und Staatsanwälten. Auch die Antikorruptions-Staatsanwaltschaft DNA und die Generalstaatsanwaltschaft sprachen sich gegen den Entwurf aus. Ähnliche Standpunkte vertraten die Berufsverbände der Richter und Staatsanwälte. Präsident Klaus Iohannis sprach von einigen “guten, angebrachten und notwendigen Maßnahmen, während andere wie etwa die Mindestschwelle für den entstandenen Schaden beim Amtsmissbrauch das Gegenteil darstellten.



    Laut dem aktuellen Entwurf würde der Staatschef beim Verfahren zur Ernennung leitender Staatsanwälte in Rumänien in Zukunft doch eine Rolle spielen. Zuvor war er vollständig aus dem Verfahren gezogen worden. Allerdings würde er bei der Abberufung von Staatsanwälten nicht mitentscheiden können. Außerdem soll eine Gerichtsinspektion an der Oberstaatsanwaltschaft gegründet werden, die gegen Richter ermitteln soll. Damit würden die Zuständigkeiten der DNA eingeschränkt. Das Gesetzespaket befand sich auch auf der Agenda der Gespäche in Brüssel zwischen dem rumänischen Justizminister Tudorel Toader und dem Ersten Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, Frans Timmermans.

  • Die Gewerkschaften kritisieren die neuen Steuermaßnahmen der Regierung

    Die Gewerkschaften kritisieren die neuen Steuermaßnahmen der Regierung

    Die positiven Einschätzungen der Nationalen Kommission für Prognose, die von der Europäischen Kommission, vom Internationalen Währungsfonds, von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und von der Weltbank unterstützt wurden, sind eine Aufmunterung für die Bukarester Koalitionsregierung PSD-ALDE. Die EU-Kommission hat die Einschätzungen über das Wirtschaftswachstum und das Defizit Rumäniens für 2017 und 2018 nach oben korrigiert. Laut den Herbstprognosen, die am Donnerstag von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurden, könnte die rumänische Wirtschaft im Jahr 2017 ein Wachstum von 5,7% haben, etwas mehr als die Frühjahrsprognose von 4,3%. Die EU-Kommission hat auch die Prognose für 2018 nach oben korrigiert, und zwar von 3,7% auf 4,4%.



    “Am wichtigsten ist, dass dieses Wachstum sich in den Taschen der Rumänen widerspiegelt, und wir sind auf den richtigen Weg war die Facebook-Reaktion des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Mihai Tudose. Nach den Aufmunterungen folgte aber auch eine kalte Dusche von der Europäischen Kommission: Der reale Anstieg des BIP wurde in diesem Jahr vor allem vom privaten Konsum unterstützt. Die Europäische Kommission warnte, dass die Unsicherheit infolge der Politik der Regierung negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben könnte. Was das Wirtschaftsdefizit betrifft, so könnte dieses sich im Jahre 2017 auf 3% des BIP beziffern – das ist die Höchstgrenze, die von der Europäischen Kommission akzeptiert wird. Und infolge der Gehaltserhöhungen für Staatsbedienstete könnte das Wirtschaftsdefizit 2018 und 2019 3,9%, bzw. 4,1% des BIP erreichen. Die angekündigten Gehaltserhöhungen sind unmittelbar mit der neuen Änderung des Steuergesetzbuches per Eilverordnung der Regierung verbunden, nämlich dass ab 1. Januar 2018 die Sozialbeiträge vom Arbeitnehmer und nicht mehr vom Arbeitgeber entrichtet werden.



    Laut Ministerpräsident Mihai Tudose werden dank der neuen Maßnahmen sowohl die Einkommen der Rumänen steigen als auch die Investitionen für Infrastruktur, Gesundheit und Bildung verwirklicht werden. Eine weitere positive Wirkung wäre, dass die ausländischen Unternehmen, die in Rumänien tätig sind, und dank des günstigen Geschäftsumfeldes hohen Profit gemacht haben, ihre Steuer in Rumänien bezahlen werden, und keine Gelder mehr ins Ausland transferieren, sagte noch der rumänische Premierminister.



    In diesem Zusammenhang präzisierte die Arbeitsministerin, Lia-Olguţa Vasilescu, dass nach dem Inkrafttreten des geänderten Steuergesetzbuches am 1. Januar eine verbesserte Steuereinnahme für den Haushalt erwartet wird. Dazu sagte die Arbeitsministerin:



    “Wie waren bis jetzt die Arbeitgeber vorgegangen? Sie bezahlten lediglich die Sozialbeiträge der Arbeitnehmer, nicht aber die Beiträge des Unternehmens. Von jetzt an ist so etwas nicht mehr möglich, es drohen Strafverfahren. Die Strafverfolgung wird aber nicht im Steuergesetzbuch verankert, dazu gibt es andere Gesetze, und die Gelder werden von den Unternehmen bezahlt, nicht von den Arbeitnehmern. Gemäß des neuen Steuergesetzbuches werden die Unternehmen verpflichtet, die entsprechenden Summen zu entrichten.



    Die Gewerkschaften sind mit den neuen Bestimmungen des Steuergesetzbuches unzufrieden und äußern lautstark ihre Empörung. Der Führer des Nationalen Gewerkschaftsblocks, Dumitru Costin, hat bekanntgegeben, er werde sich an den Ombudsmann richten, damit dieser einen Antrag beim Verfassungsgericht einreicht:



    “Lange Zeit blieben wir in Kontakt mit Vertretern der Regierung und versuchten ihnen klarzumachen, dass Rumänien zwei wichtige Abkommen ratifiziert hat: Die Europäische Ordnung der Sozialen Sicherheit und die revidierte Europäische Sozialcharta. Beide Dokumente enthalten klare Vorschriften, die besagen, inwieweit ein System der sozialen Sicherheit in einem Land von den Arbeitnehmern getragen oder finanziert werden kann. Dazu gibt es eine Höchstgrenze. Der Text der Eilverordnung der rumänischen Regierung geht weit über die Vorschriften der erwähnten EU-Normen.



    Gemäß Statistiken des rumänischen Finanzministeriums hätten in September 2017 mehr als 157.000 Arbeitgeber die Sozialbeiträge für ihre Arbeitnehmer nicht bezahlt.