Tag: Armut

  • Hörerpostsendung 20.10.2019

    Hörerpostsendung 20.10.2019

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Heute möchte ich zu Beginn erneut die Frequenzen durchgeben, die ab kommenden Sonntag für unsere Sendungen gelten. In der Zeit vom 27. Oktober 2019 bis 28. März 2020 sind wir über folgende analoge und digitale Frequenzen zu empfangen:










    UTC

    Frequenzen (kHz)

    Zielgebiet

    07.00 – 07.30

    6175 (DRM); 7345

    Mittel- und Westeuropa

    15.00 — 16.00

    6040; 7330 (DRM)

    Mittel- und Westeuropa

    19.00 – 20.00

    6180; 7235

    Mittel- und Westeuropa



    Das ist die gute Nachricht, nämlich dass wir nach wie vor unsere Programme auch über Kurzwelle ausstrahlen. Eine schlechte Nachricht haben wir hingegen von Radiocom erhalten, dem Betreiber unserer Kurzwellensender. In einer Mitteilung hei‎ßt es, dass der Schaden bei einem der Sender immer noch nicht behoben ist und dass es folglich weiterhin zu Sendeausfällen auf bestimmten Frequenzen kommen kann. Betroffen davon sind nicht allein unsere deutschsprachigen Programme, sondern auch die Sendungen in Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Hebräisch, Russisch und Spanisch. Wenn also auf einer Frequenz nichts reinkommt, versuchen Sie es auf der jeweils anderen.



    Und jetzt zu Hörerzuschriften. Von Manfred Schida (aus Wien) erhielten wir gleich drei Postbriefe, die auf Mitte September, Ende September bzw. Anfang Oktober datiert sind. Herrn Schida hat der Senderausfall besonders hart getroffen, denn er hat weder Internetzugang noch einen DRM-Empfänger und konnte dadurch die Abendsendung gar nicht mehr empfangen. Die einzig funktionierende Frequenz für die Nachmittagssendung, 9600 kHz, kommt nur sehr schlecht in Österreich an, die analoge Frequenz 9700 kHz für die Morgensendung ist an manchen Tagen auch ausgefallen, sodass Herr Schida unseren Sender praktisch nicht mehr hören kann. Was uns sehr leid tut, zumal Herr Schida ein ausgesprochener Fan unserer Sendungen und des Funkbriefkastens ist. Zum Glück hat ihm ein Nachbar weitergeholfen, der Internet hat und ihm die Programmpunkte von Interesse von unserer Webseite ausgedruckt hat. Das ist sicherlich nur schwacher Trost im Vergleich zum richtigen Radiohören, wir können in der Redaktion leider nichts machen, wenn die Technik streikt. Vielleicht bitten Sie Ihren Nachbarn, Ihnen zu erlauben, unsere Programme auf der Webseite radio360.eu nachzuhören — die Nachmittagssendung wird nach wie vor aufgezeichnet und meistens schon am selben Abend zur Verfügung gestellt. Sie kann auch heruntergeladen werden, falls Sie irgendein Gerät haben, dass mp3-Dateien wiedergibt. Oder vielleicht hilft Herrn Schida ein anderer Hobbykollege aus Wien, der mit moderner Technologie ausgestattet ist und die Mühe nicht scheut. Vorstellbar wäre z.B., die Sendungen auf eine CD zu brennen, falls Herr Schida einen CD-Player hat. Auf jeden Fall ist Herr Schida leicht zu kontaktieren, seine Adresse und Telefonnummer stehen im Online-Telefonbuch.



    Herr Schida teilt uns au‎ßerdem mit, dass er mir ein Buch über die Geschichte des Rundfunks in Österreich sowie eine Schallplatte mit Volksmusik vom früheren deutschen Feriensender Radio Maritim zugeschickt hat. Vielen Dank, lieber Herr Schida, alles ist unversehrt angekommen, ins Buch habe ich noch nicht reingeschaut, die Platte werde ich bei Gelegenheit bei meinen Eltern hören, da ich selber keinen Plattenspieler mehr habe.



    Einen Mitte September verfassten Brief erhielten wir von Frank Bresonik aus Gladbeck:



    Werte deutschsprachige Redaktion von RRI!



    Es freut mich, Ihnen heute wieder einmal zu schreiben, und ich grü‎ße Sie alle aus der noch recht jungen Stadt Gladbeck, die in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden ist. Anlässlich dieses Geburtstages fanden und finden in meiner Heimatgemeinde Monat für Monat zahlreiche Veranstaltungen statt.



    Der Höhepunkt war ein gro‎ßer Festtagsumzug durch die Gladbecker Innenstadt, dem tausende Menschen aus Gladbeck und anderen Ortschaften beiwohnten. Das geschah im Rahmen des grö‎ßten traditionellen Stadtfestes, des Appeltatenfestes im 31. Jahre der Neuzeit. Dann wird auch immer eine Apfelkönigin von unserem Bürgermeister gekrönt, die zuvor einige Aufgaben bestehen muss, damit sie zur Königin nominiert werden kann. Dazu gehört unter anderem, dass die Dame die längste Apfelschale eines Apfels vorweisen muss. In diesem Jahr betrug die Länge 2,75 Meter. Unglaublich, oder?



    Mit Ihrer Trachten-QSL-Karte haben Sie mir wieder viel Freude bereitet, ebenso mit den auf Ihrer Postsendung geklebten Briefmarken und dem netten Aufkleber. Vielen Dank für alles, und ich finde es super toll, dass Sie mir stets antworten und unsere langjährige Freundschaft einen hohen Stellenwert hat.



    Die Zeichen des Herbstes werden hierzulande sichtbar. Die Blätterkleider der Bäume verfärben sich langsam, es wird zunehmend windig, regnerisch und die Tage werden kürzer.



    In einem so reichen Staat wie Deutschland geht die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr auseinander. Fast jeden Tag sehe ich Menschen, die in Mülleimern nach leeren Pfandflaschen suchen. Ich finde, dass auch dieses Tun ein gro‎ßes Armutszeugnis für unseren Industriestaat ist, der andererseits mit seinen Geldern herumschleudert, was das Zeug hält, und die Waffenindustrie immer mehr finanziert. Mit diesem politischen Kurs kann man wirklich nicht zufrieden sein.



    Wie gro‎ß ist eigentlich die Armutssituation bei Ihnen in Rumänien? Sicherlich gibt es auch bei Ihnen arme Menschen, oder?



    Alles erdenklich Gute für Sie alle und Glück auf aus Gladbeck!



    Ihr Stammhörer


    Frank Bresonik



    Vielen Dank für Ihre freundlichen Zeilen und für die Einblicke in das Leben in Ihrer Heimatstadt, lieber Herr Bresonik!



    Selbstverständlich gibt es auch in Rumänien arme Menschen. Armut ist nebst Korruption eines der gravierendsten Probleme in Rumänien. Laut Daten von Eurostat aus dem Jahr 2014 liegt die sogenannte relative Armutsrate in Rumänien bei 25,4%, womit das Land einen unrühmlichen ersten Platz in der Europäischen Union belegt. Daten des Rumänischen Statistikinstituts (INS) zeigen, dass in Rumänien 8,5 Mio. Menschen armutsgefährdet sind oder dem Risiko der sozialen Exklusion ausgesetzt sind. Ein Drittel der Bevölkerung setzt sich mit schwerer materieller Deprivation auseinander, dass hei‎ßt, dass diese Menschen sich nicht leisten können, bestimmte wünschenswerte oder gar notwendige Gegenstände und Leistungen zu erwerben, die für ein dezentes Leben erforderlich sind. Rumänien ist au‎ßerdem das Land in der EU, wo die Schere zwischen Arm und Reich am weitesten auseinanderklafft: 20% der wohlhabendsten Rumänen haben siebenmal höhere Einkommen als die 20% ärmsten. Rumänien hat au‎ßerdem EU-weit den grö‎ßten Anteil an ländlicher Bevölkerung (45%) und das Armutsrisiko ist im ländlichen Milieu viermal so hoch im Vergleich zu den Städten (8,8% vs. 2,2%). Was regionale Unterschiede anbelangt, ist das höchste Armuts- und Exklusionsrisiko im Nordosten, Südwesten, Südosten und Süden des Landes zu finden. Die wohlhabendsten Regionen sind hingegen Westrumänien sowie Bukarest und sein Umland. Doch auch Kleinstädte sind immer mehr von Armut betroffen. Zu den Ursachen gehören die demographische Alterung und die Entvölkerung sowie monoindustrielle Wirtschaft (wie ehemalige Bergbaustädte) und schlechte Infrastruktur. In urbanisierten Regionen liegt die durchschnittliche Armutsrate bei 13,8%, in ländlichen Gebieten bei 38%.



    Ich hoffe, mit diesen Zahlen Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet zu haben, lieber Herr Bresonik.



    Zeit für die Postliste. Weitere Postbriefe mit Empfangsberichten und/oder Postkarten erhielten wir von Wolfgang Waldl (ebenfalls aus Wien und ebenfalls ein reiner Kurzwellenhörer), Renate und Günter Traunfellner (aus Salzburg), Michael Lindner (mit einer Postkarte aus dem Urlaub kurz vor einer Kreuzfahrt auf der Ostsee), Albert Pfeffer und ein paar andere Hörer aus Deutschland, deren Briefe ich mir für kommenden Sonntag aufhebe.



    E-Mails erhielten wir bis einschlie‎ßlich Freitagnachmittag von Nektarios Manousos (der uns auf der griechischen Insel Kreta empfangen konnte), Muhammad Aqeel Bashir (Pakistan), Gerd Brüschke, Helmut Matt, Anna, Maria und Bernd Seiser sowie Petra Kugler (alle aus Deutschland). Das Internet-Formular nutzte Paul Gager (aus Österreich).



    Audiobeitrag hören:



  • Jugendliche in Rumänien: armutsgefährdet und politisch unterrepräsentiert

    Jugendliche in Rumänien: armutsgefährdet und politisch unterrepräsentiert

    Die 2018 durchgeführte Umfrage zeigt die Einstellung, Perspektive und das Selbstbild der Rumänen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren zu Themen wie Familie, Bildung, Lebensstil, Religion und Demokratie. Sie wurden mit jungen Menschen aus anderen europäischen Ländern, EU- und Nicht-EU-Mitgliedern, verglichen.



    Alle wirtschaftlichen und sozialen Indikatoren, die sich auf junge Menschen in Rumänien beziehen, sehen sehr schlecht aus, sagt Gabriel Bădescu, einer der Autoren der Umfrage, die zusammen mit Daniel Sandu, Daniela Angi und Carmen Greab erstellt wurde. Einige dieser Indikatoren müssen jedoch in einem breiteren europäischen Kontext angewendet werden. So stimmen beispielsweise mehr als die Hälfte der rumänischen Befragten zu, dass Demokratie eine gute Regierungsform ist, aber 23% glauben immerhin, dass Diktatur unter bestimmten Umständen eine bessere Regierungsform als Demokratie sein könnte. Im Vergleich zu den anderen neun in die Erhebung einbezogenen Ländern Südosteuropas genie‎ßt die Demokratie in Rumänien die geringste Unterstützung, ungeachtet der in allen europäischen Ländern sichtbaren autoritären Tendenzen.



    Bemerkenswert ist, dass der Generationswechsel allein schon bessere, demokratieliebendere Bürger mit sich bringt, sagt Gabriel Bădescu:



    Dieser Rückgang der Bindung der Menschen an die Demokratie ist nicht gleichmä‎ßig über alle Altersgruppen verteilt. Tatsächlich hängt es sehr stark vom Alter des Befragten ab. Wenn wir von der Qualität der Demokratie sprechen, sollten wir wissen, dass junge Menschen eine gefährdete und problematische Kategorie sind. Problematisch, denn Studien zufolge ist es äu‎ßerst schwierig, bestimmte Einstellungen, sobald sie in jungen Jahren geprägt sind, später zu ändern; sie bleiben verwurzelt und verselbstständigen sich.“




    Die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung untersuchte neben den Mentalitäten auch das Ausma‎ß der Unterstützung von Minderheiten in Rumänien und den anderen neun Ländern. Gabriel Bădescu erzählt uns, was die Ergebnisse sind:



    Die Unterstützung für Minderheitenrechte ist bei jungen Menschen gering. Rumänien hat bei mehreren Kategorien von Minderheiten aus allen zehn Ländern die niedrigste Unterstützung. Sie hat auch die zweitniedrigste Unterstützung für die ethnischen Minderheiten und die drittniedrigste, wenn es um die Rechte der Armen geht.“




    Die Studie hat auch ein Gefälle zwischen den Regionen Rumäniens sowie zwischen den ländlichen und städtischen Gebieten festgestellt. Das Gefälle zwischen jungen Menschen in den städtischen Gebieten und denen in den ländlichen Gebieten widerspiegelt eine Benachteiligung der letzteren. Nach anderen Umfragen lag die Armutsgefährdungsquote im Jahr 2017 im ländlichen Raum bei 37,3% und damit sechsmal höher als in städtischen Gebieten. Die 2018 durchgeführte Umfrage unter Jugendlichen zeigt, dass 23% der Jugendlichen in ländlichen Regionen unter der Kategorie NEET fallen, die für Not in Education, Employment or Training“ (dt. nicht in Ausbildung, Arbeit oder Schulung“) steht, was bedeutet, dass sie keine formale Ausbildung absolvieren und auch nicht beschäftigt sind. Diese Zahl ist in den ländlichen Gebieten doppelt so hoch wie in den städtischen Gebieten, ein Unterschied, der in anderen EU-Ländern nicht zu finden ist.



    Die wirtschaftliche Situation wird von den Autoren der Umfrage zum Anlass genommen, um den relativ hohen Anteil junger Menschen zu erklären, die auswandern wollen. Im Gegensatz zu 2014, als eine ähnliche Umfrage durchgeführt wurde und 60% der 14- bis 29-Jährigen emigrieren wollten, sank diese Zahl 2018 auf fast 30%. Der Soziologe Daniel Sandu weist darauf hin, dass diese Zahl den Wünschen und nicht unbedingt konkreten Plänen entspricht, das Land zu verlassen:



    Es ist nicht entscheidend, wie intensiv dieser Wunsch ist, um festzustellen, ob sie das Land tatsächlich verlassen werden. Der Wunsch, zu gehen, kann vielmehr als Antwort auf die Frage interpretiert werden: Wie beurteilen Sie Ihre Chancen auf Selbstentfaltung in Ihrem eigenen Land? Wenn die wirtschaftliche Situation in Ihrem eigenen Land schwierig ist, wie im Jahr 2014, und wenn es weniger Möglichkeiten gibt, dann besteht die Tendenz, Ihre Abreise zu planen oder das Land verlassen zu wollen.“




    Zur Frage, wer das Land am stärksten verlassen will, zeigt die Umfrage einige überraschende Antworten, sagt der Soziologe Daniel Sandu:



    Wenn wir genauer hinsehen, bemerken wir eine bimodale Verteilung der Migrationsabsichten. Es gibt zwei sehr unterschiedliche Gruppen, an den gegenüberliegenden Enden. Eine Gruppe besteht aus jungen Menschen aus begünstigten Familien, die ein Auslandsstudium planen. Die Gruppe besteht aus jungen Menschen aus Familien, die Zugang zu materiellen Gütern haben, aber nicht aufgrund des Wohlstands ihrer Familien, sondern weil verschiedene Familienmitglieder bereits im Ausland sind. Sie schicken Geld zurück ins Land und geben diesen jungen Menschen Zugang zu Gütern, aber sie geben ihnen keine Stabilität und keine wirklichen Zukunftsaussichten in diesem Land.“




    Die Wahrnehmung der Zukunft basiert in der Tat darauf, wie die Gegenwart wahrgenommen wird. In diesem Zusammenhang bestätigt die Umfrage andere Statistiken. Die Vertreterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien, Victoria Stoiciu, erklärt:



    Wie aus unserer Umfrage und anderen Studien hervorgeht, sind junge Menschen eindeutig eine unterprivilegierte Kategorie, in erster Linie wirtschaftlich. Wenn wir uns die Armutsquote unter jungen Menschen ansehen, und da meine ich die Jugendlichen zwischen 14 und 25 Jahren, werden wir sehen, dass sie sehr hoch ist, höher als in anderen Altersgruppen. Wir beziehen uns in der Regel auf ältere Menschen oder Rentner, wenn wir solche Vergleiche anstellen. Das bedeutet nicht, dass ältere Menschen keine Probleme haben, sondern dass die wirtschaftliche Situation junger Menschen viel schlechter ist. Au‎ßerdem sind junge Menschen politisch unterrepräsentiert.“

  • World Vision hilft armutsbetroffenen Kindern auf dem Land

    World Vision hilft armutsbetroffenen Kindern auf dem Land

    In Rumänien gibt es zahlreiche Menschen, die von Armut bedroht sind. Laut den Statistiken eines sozialen Projektes der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien verdienen mehr als 1,5 Millionen Personen weniger als 3 Euro pro Tag. Mit diesen Zahlen ist Rumänien Schlusslicht in der EU in Sachen Sozialschutz. Die Einkommen der 10% der ärmsten Rumänen betragen nur ein Zehntel von dem, was 10% der ärmsten Europäer verdienen. Auf dem Lande gibt es sogar ganze Gemeinschaften, die sich mit zahlreichen Nöten und Unzulänglichkeiten konfrontieren.



    Das fand die Stiftung World Vision Rumänien durch die soziologische Studie Bunăstarea copilului din mediul rural“ (Der Wohlstand des Kindes im ländlichen Milieu“) heraus. Oana Şerban, Zuständige für die Kommunikation im Rahmen der Stiftung World Vision, erläutert:



    Es gibt viele Probleme. Wir haben viele Schulabbrecher auf dem Land. Diese Kinder haben kein Geld, um eine Schule zu besuchen. Sie bekommen keine materielle und seelische Unterstützung. Sie haben keine Kleider, keine Schuhe. Die Erwachsenen können auch nicht viel tun. Die Eltern finden in Rumänien keine Arbeit, deshalb fahren nicht wenige ins Ausland, wo sie auch nicht viel verdienen. Die Leute auf dem Dorf haben viele Kinder, und es ist sehr schwer, sie mit allem Nötigen zu versorgen.“




    Eines von 11 Kindern, die auf dem Land leben, geht abends hungrig ins Bett. Eine der Folgen ist der Schulabbruch, von dem 19% der Gesamtzahl der Schüler in Rumänien betroffen sind. 74% der Schulabbrecher sind vom Dorf. Deshalb orientieren Organisationen wie World Vision ihre Projekte in Richtung Vorbeugen des Phänomens, das von der Armut hervorgerufen wird. Eines der Projekte hei‎ßt Pâine şi mâine“ (Brot und der morgige Tag“). Oana Şerban dazu:




    Wir versuchen, durch das Programm »Brot und der morgige Tag« die Zahl der Schulabbrüche zu vermindern. Wir bieten ein warmes Mittagessen und zwei Nachhilfestunden am Tag. Eingeschrieben sind 1250 Kinder aus drei Landkreisen: Dolj, Vâlcea und Vaslui. Anfang 2019 wollen wir unser Projekt auch auf Cluj (Klausenburg) ausweiten. Wir haben das Programm vor zwei Jahren gestartet, weil wir erfahren hatten, dass es auf dem Dorf Probleme hinsichtlich der Ernährung der Kinder gibt. Entweder essen die Kinder gar nicht, oder sie essen wenig und ungesund. Unser warmes Mittagessen wurde von den Schülern und Lehrern gut aufgenommen. Die Kinder versuchen, nicht mehr zu fehlen, sind gut integriert und fühlen sich glücklicher in der Schule.“




    Dieses Programm ergänzt ein 10 Jahre altes Projekt, das die Schüler als Ziel hatte. Es geht um Ich will in die neunte Klasse“. Oana Şerban dazu:



    Praktisch bieten wir den Kindern Stipendien, die aus sehr armen Familien stammen und lernen wollen. Wir bieten ihnen Hilfe. Es geht nicht nur ums Geld. Ein Teil davon geht zu ihnen, so dass sie alleine die Summe verwalten können, während der andere Teil für die Aktivitäten verwendet wird, die im Rahmen des Projekts durchgeführt werden. Die Kinder werden dadurch unabhängiger. Es ist aber nicht leicht, das Dorf zu verlassen, um in die Stadt zu kommen. Wir organisieren verschiedene Aktivitäten für Sozialisierung und helfen ihnen bei den Hausaufgaben. Es geht um ein komplexes Programm. Wir haben für jeden einzelnen Schüler einen Plan. Sie sind nicht alle gleich. Wir handeln unterschiedlich. In diesen 10 Jahren hatten wir 1395 Absolventen, 74% haben die Reifeprüfung bestanden. 260 haben auch eine Hochschule besucht. Sie werden durch individuelle Spender oder Partnerschaften mit Unternehmen unterstützt.“




    Und weil der Winter typische Probleme mit sich bringt, wurde eine Kampagne gestartet, die als Ziel das Spenden von Schuhen und Stiefeln hat. Die Kinder aus armen Verhältnissen, die auf dem Dorf leben, haben im Winter oft keine Winterschuhe. Oana Şerban dazu:



    Es ist eine traurige Realität, aber das ist die Wirklichkeit. Ein Paar Stiefel wird von einem Bruder zum anderen weitergegeben, so dass die Kinder in die Schule gehen können. Deshalb haben wir uns vorgenommen, etwas Konkretes zu tun. Wir sammeln Geld für alle Kinder der Gemeinden, wo wir tätig sind. Es geht um rund 14.500 Kinder. Wie können sie unterstützt werden? Durch Spenden, natürlich. Mit jeder SMS an die Nummer 8849 mit dem Text »GHETE« (»Winterschuhe«) spendet man 4 Euro. Die Kampagne dauert bis Ende Januar.“




    Um das Leben dieser benachteiligten Menschen nachhaltig zu verbessern, braucht man konstante und systematische Hilfe.

  • Problem-Viertel Ferentari: Soziale Projekte für benachteiligte Kinder

    Problem-Viertel Ferentari: Soziale Projekte für benachteiligte Kinder

    Ferentari — das ärmste und problematischste Viertel von Bukarest. Bekannt für häusliche Gewalt, Prostitution, Drogenkonsum und -handel, Armut und Analphabetismus. Welche Chancen auf ein normales Leben haben die hier geborenen und aufgewachsenen Kinder? Im Stadtteil Ferentari gibt es mehrere soziale Projekte zur Unterstützung dieser Kinder, aber auch der erwachsenen Roma.



    Ionuţ Oprea ist Schauspieler. Vor sechs Jahren begann er, als Freiwilliger für den Klub für alternative Bildung der NGO Policy Center for Roma and Minorities“ zu arbeiten. Der Klub wurde für Kinder in Risikosituationen, die in den Ghettos wie Ferentari leben, geschaffen. Ionuţ Oprea hat es im Laufe der Zeit geschafft, die kulturellen Unterschiede zu überwinden und näher an diese Kinder heranzukommen. Für diese ist das Theater Therapie geworden.



    Ich kam mit meinen Werten, meinem Wissen und meiner Bildung, und ich kam an einen Ort, an dem meine Werte nicht allzu gültig waren. Hier ist die Welt irgendwie auf den Kopf gestellt. Da, wo ich herkomme, wird Bildung als etwas Gutes angesehen, von dem man so viel wie möglich haben sollte. Hier muss man sowohl die Kinder, mit denen man arbeitet, als auch ihre Eltern davon überzeugen, dass die Bildung ein Weg und eine Lösung sein kann, um aus einer schwierigen Situation herauszukommen. Ich wei‎ß nicht, ob ich sie schon überzeugt habe. Alles, was ich tun kann, ist jeden Tag hierher zu kommen und dieselben Dinge zu sagen. Und darauf bestehen. Niemand garantiert mir den Erfolg, niemand garantiert, dass ich etwas verändert habe.“




    Der Erfolg wird jedoch sichtbar, und man sieht schon, dass die Tätigkeit von Ionuţ Oprea etwas bringt:



    Insbesondere Nicoletas Fall bringt mir Freude. Von Anfang an bemerkte ich in ihr eine Einstellung gegenüber dem Leben, mir selbst, und dem Theater, die mich denken lie‎ß, dass sie eine Anführerin werden könnte. Ich habe gesehen, wie andere mit ihr umgehen, wie sie mit anderen umgeht. Sie gibt mir die grö‎ßte Hoffnung, denn sie hat angefangen, zu schreiben, sich zu informieren, Musik zu komponieren, ein Theaterstück zu schreiben. Und sie ist nur ein Beispiel. Es gibt in der Truppe noch weitere Jugendliche, die jetzt, nach einigen Jahren, anfangen, verschiedene Fähigkeiten zu entdecken und einen Platz in der Gruppe zu finden. Einer spielt den technischen Leiter, ein anderer beschäftigt sich mit dem Poster und dem Bild, einer ist für die Probendisziplin zuständig. Jeder entdeckt seine Rolle in der Gruppe. Und das bringt mich dazu, weiter zu machen.“




    Nicoleta Ghiţă, einer der gro‎ßen Erfolge von Ionut Oprea, ist 18 Jahre alt und hatte Theaterkurse besucht, bevor Ionuţ Oprea nach Ferentari kam. Als Kleinkind fühlte sie schon, dass das Theater ihre Leidenschaft ist, und sie hat bereits gezeigt, wie talentiert sie ist. Sie hat eine harte Kindheit hinter sich und fing an, mit 15 Jahren zu arbeiten.



    Jetzt kann ich sagen, dass ich mich irgendwie erfüllt fühle, weil ich mich sehr weiterentwickelt habe. Von diesem elenden Kind, das niemand mochte und auch selber niemanden mochte, zu einer Person mit Freunden und Bekannten, die überall gut aufgenommen wird. Jetzt mag ich auch Leute! Es ist eine totale Veränderung. Und ich kann sagen, dass, wenn ich sehe, dass Ionuţ stolz auf mich ist, ich mich auch stolz fühle. Nach drei oder vier Monaten hat mich Ionuţ überredet, mit dem Geschichtenerzählen anzufangen. Ich bemerkte, dass ich mich dadurch aussprach, dass ich mich dadurch entspannte. Oft sind es ein paar Geschichten, die ich auf Facebook schreibe und poste. Dann gibt es andere, die ich für mich selbst schreibe, um meine Probleme los zu werden. Au‎ßerdem liebe ich die Musik und ich würde gerne in den Musik- und Theaterbereich gehen.“




    Daniela Vlăsceanu ist 34 Jahre alt und hat drei Kinder. Sie wurde in Ferentari geboren und ist dort aufgewachsen. Seit über acht Jahren hilft sie Menschen in Not. Im Juni 2016 trug sie zur Gründung eines Gemeinschaftszentrums bei. Hier organisiert sie Freizeitaktivitäten für Kinder, hilft ihnen bei den Hausarbeiten, organisiert Feste, sammelt Spenden. Jetzt will sie Geld für ein Ferienlager sammeln, sie arbeitet mit ungefähr 25 Kindern, die meisten von ihnen im Alter von 6 bis 12 Jahren. Sie hat sich vorgenommen, mit ihnen bis zum Ende“ zu gehen, das hei‎ßt, sie möchte sehen, dass die Kinder weiter das Gymnasium und eine Hochschule besuchen.



    Zum Gemeinschaftszentrum kommen auch Erwachsene. Viele haben keine Identitätspapiere, manche haben Kinder, die Drogen nehmen. Das Hauptproblem? Die Armut, natürlich. Daniela Vlăsceanu dazu:



    Wegen der Armut haben sie keine Krankenversicherung, sie können nicht zum Arzt gehen, sie können nicht ins Krankenhaus gehen. Sie haben kein Einkommen. Krank und arm. Ich habe und werde das Ferentari-Viertel nicht ändern können, aber ich denke schon, dass wir alle ein kleines Bisschen tun können. Entweder haben wir jemanden mit den Papieren geholfen, oder es gab Projekte von anderen Organisationen. Jetzt bekommen fünf ältere Menschen einmal in der Woche Essen von einer anderen Organisation. Es ist nicht viel, aber wenn ich wei‎ß, dass jemand einmal in der Woche zu ihnen geht und ihnen zwei Tüten Lebensmittel bringt, ist es besser als nichts. Oder wenn sie keine Papiere haben, und du hilfst ihnen, ein Zertifikat, einen Personalausweis zu bekommen, und sie können dann medizinische Hilfe oder eine Rente bekommen…“




    Ebenfalls von Daniela Vlăsceanu erfuhren wir, dass es im Ferentari-Viertel mehrere NGO gibt, die Drogenkonsumenten helfen und bei der Beschaffung von Papieren helfen. Wie könnte sich die Lage in Ferentari noch mehr ändern?



    Ich wei‎ß nicht einmal, womit ich anfangen soll… Arbeitsplätze, damit sie etwas zum Leben haben. Besser ausgestattete Schulen, wo die Decken nicht mehr einstürzen. Wir haben ein paar Schulen in der Nachbarschaft, aber sie sind auf dem Standard von… Ferentari eben. Kinder kommen zur Schule, aber sie scheinen nicht allzu viel zu lernen. Ich denke, es besteht ein Bedarf an besser ausgebildeten Lehrern. Polikliniken… Von einem Krankenhaus kann nicht die Rede sein, für Ferentari wäre das schon zu viel.“

  • Armutsbekämpfung: bescheidene Fortschritte, widersprüchliche Statistiken

    Armutsbekämpfung: bescheidene Fortschritte, widersprüchliche Statistiken

    10 Jahre nach dem EU-Beitritt Rumäniens werden wie am Flie‎ßband Bilanzen gezogen. Laut Statistiken hat Rumänien in Sachen Armutsbekämpfung erhebliche Fortschritte verzeichnet. Lebten 2007 noch 47% der Rumänen unter der Armutsgrenze, so waren 2015 nur noch 37% der Bürger davon betroffen. Die sogenannte AROPE-Kennzahl dient der Berechnung in diesem Fall, in die sowohl die Jahreseinkommen als auch die eigenen Güter flie‎ßen. Doch der Schein trügt teilweise, wie wir von unseren Gesprächspartnern erfahren werden.



    Die verbesserte Armutsstatistik bedeutet, dass sich immer mehr Rumänen in den letzten Jahren elektronische Haushaltsgeräte und Handys leisten konnten sowie alle zwei Tage mindestens ein Fleischgericht essen oder einmal im Jahr in Urlaub fahren. Die Rumänien-Vertretung der Friedrich Ebert“-Stiftung untersuchte im Rahmen eines Projekts die Zahlen seit dem EU-Beitritt des Landes. Dabei sei die Organisation zu eigenen Schlussfolgerungen in Sachen Armut gekommen, erzählt die Programmdirektorin Victoria Stoiciu.



    Es ist offensichtlich, dass heute viel mehr Menschen ein Handy und einen Farbfernseher besitzen als 2007. Einerseits sind derartige Artikel billiger geworden und andererseits werden den Verbrauchern viel einfacher Kredite gewährt. Wenn wir also diese Kennzahl betrachten, kann davon ausgegangen werden, dass die Armut zwischen 2007 und 2015 erheblich gesunken ist und es den Rumänen besser geht.“




    Andererseits lässt sich aus der Erhebung auch eine widersprüchliche Aussage ableiten: Auch wenn sich die Missstände im Allgemeinen verringert haben, ist die Not in bestimmten Fällen grö‎ßer. Wenn nur die Einkommen betrachtet würden, das hei‎ßt ausschlie‎ßlich das Geld, über das die Menschen verfügen, dann würde man überrascht feststellen müssen, dass die Armut weiter zugenommen hat. Genauer gesagt ist die Anzahl der Personen gestiegen, deren Einkommen um 60% weniger als der Landesdurchschnitt betragen. 2015 machte diese Kategorie knapp 25% der Gesamtbevölkerung aus, während ihr Anteil 2007 noch 18% betragen hatte. Victoria Stoiciu von der Friedrich Ebert“-Stiftung ergänzt:



    Die ärmsten 10% der rumänischen Bevölkerung leben nach wie vor in ländlichen Gebieten. Es sind generell Menschen, die eine Subsistenz-Landwirtschaft betreiben. Auf diesem Gebiet ist überhaupt kein Fortschritt verzeichnet worden. 2007 verdienten die ärmsten 10% der Rumänen 556 Euro im Jahr. Und damit sind Einkommen gemeint, keine Gehälter oder Löhne, also Verdienste, die auch aus dem Verkauf kleiner Eigenerzeugnisse erzielt werden können, etwa Eier, Käse usw. 2015 erreichten die Einkommen der Ärmsten 714 Euro im Jahr, also eine unerhebliche Verbesserung. Geschätzte 2 Millionen Rumänen leben von 714 Euro im Jahr.“




    Über die Mängel der auf dem Lande und vor allem über die in Bergregionen lebenden Menschen wollten wir uns mit Iulian Angheluţă unterhalten. Seine Stiftung Free Mioriţa“ hat sich seit Jahren im Rahmen eines Projekts einem ehrgeizigen Ziel verpflichtet: die letzten nicht elektrifizierten Gemeinden Rumäniens mit Strom zu versorgen. Diese Regionen sind noch recht zahlreich, und am härtesten getroffen sind die isolierten Gemeinden und Weiler in den Bergen. Von Iulian Angeluţă wollten wir als erstes wissen, wie der Alltag in den entsprechenden Regionen derzeit aussieht.



    Dort sind einige Waldwege. Es gibt Wasserquellen, es flie‎ßt dort Quellwasser aus den Bergen. Aber Elektrizität gibt es keine. Fast überall im Apuseni-Gebirge in den Westkarpaten, im Hochland um Hunedoara, in der Maramuresch und um Bistritz, dort sieht man kaum Überlandleitungen. Es gibt nur Pläne und sogenannte Machbarkeitsstudien. Darüber hinaus fehlen an vielen Orten die obligatorischen Anhaltspunkte einer zivilisierten Gesellschaft — etwa Schulen oder Krankenhäuser. Die Menschen kommen mit ihrer Subsistenz-Landwirtschaft über die Runden. Ein jeder hat Tiere auf seinem Hof, vor allem Schafe und Kühe. Aus dem Wald in der Nähe wird das Holz für die Heizung besorgt, und dort pflücken die Einwohner unterschiedliche Früchte und Pilze.“




    Der Anschluss an das Stromnetz würde für diese Menschen ein Mindestkomfort bedeuten, aber auch die Möglichkeit, der Isolation zu entkommen. Einige von ihnen haben das elektrische Licht dank der Photovoltaik- oder Solarstromanlagen erblickt. Iulian Angheluţă und seine Kollegen von Free Mioriţa“ haben die notwendigen Spenden dafür gesammelt. Es seien vor allem die Kinder in den isolierten Gemeinschaften, denen sie mit ihrer Aktion helfen wollten.



    Jeder Haushalt braucht Arbeitskräfte. Ob wir es mögen oder nicht, Kinder werden im Haushalt eingesetzt. Sie gehen mit den Schafen auf die Weiden oder sie helfen ihren Eltern bei anderen Aktivitäten. Sie haben ein sehr schweres Leben, die Bildung bleibt im Hintergrund. Deshalb scheint mir die Elektrizität wichtig. Sie ist wichtig für die Kinder beim Erledigen der Hausaufgaben, aber sie ist auch wichtig für den Zugang zu Informationen und die Bildung im Allgemeinen. Man bekommt Zugang zum Radio oder zum Telefon, mit dem man etwa den Notarzt rufen kann.“




    Die Situation der Kinder und Jugendlichen im Verhältnis zu den älteren Personen ist eben einer der Widersprüche der errechneten Armutsreduzierung, berichtet Victoria Stoiciu von der Friedrich Ebert“-Stiftung.



    Während Rumänien bei der Bekämpfung von Armut und der sozialen Ausgrenzung älterer Personen Fortschritte erzielt hat, waren diese Fortschritte bei den Jugendlichen viel bescheidener. Bei den jungen Rumänen im Alter von bis zu 16 Jahren ist die Armut um nur 6% zwischen 2007 und 2015 gesunken. Bei den über 64-Jährigen nahm die Armut um 24% ab. Für das beschleunigte Tempo könnte es auch eine Erklärung geben. 2009 hat die damalige Regierung eine Ma‎ßnahme getroffen, die zur Armutsreduzierung bei den älteren Personen entscheidend beigetragen hat: die Einführung der sozialen Mindestrente. Und dieser Pauschalbetrag liegt derzeit bei etwa 415 Lei, nicht einmal 100 Euro. Seien wir ehrlich! 100 Euro bieten kein anständiges Leben, aber es ist doch eine Verbesserung gegenüber vorigen Jahren.“




    Angesichts fehlender Strategien der für den sozialen Schutz zuständigen Behörden versucht die Zivilgesellschaft Abhilfe zu schaffen. Allein im vergangenen Jahr gelang es Free Mioriţa“ Solarstrom-Anlagen für 78 Haushalte in 15 Landkreisen zu liefern. Damit trug die Stiftung zur Elektrifizierung von vier Schulen und zwei Kirchen bei.

  • Licht ins Dunkel: Freiwillige helfen Bedürftigen zum Elektrizitätsanschluss

    Licht ins Dunkel: Freiwillige helfen Bedürftigen zum Elektrizitätsanschluss

    Die Kampagne Licht für Rumänien“ erlebte 2014 ihren Start. Eine Gruppe von Freiwilligen der NGO Free Mioriţa“ hat begonnen, Licht in das Leben der Menschen zu bringen, die in isolierten Gebieten leben. Dort gab es keinen Strom, kein warmes Wasser, kein Gas, keinen Asphalt, keine Kanalisierung. Mithilfe eines Sonnenkollektors und eines Stromkastens, eines Akkus, eines Trafos und mit Glühbirnen kann man die notwendige Elektrizität für kleine Hausgeräte wie Fernseher und Radioapparat gewinnen. Die Volontäre waren bislang in der Dobrudscha, in der Bukowina, in Bistritz und in kleinen Dörfern im Westgebirge tätig, sagte uns Iulian Angheluţă, Koordinator der Kampagne Licht für Rumänien“:



    Wir haben vor drei Jahren begonnen. Den ersten Einsatz hatten war in der Gemeinde Ursici, im Landkreis Hunedoara. Dort gibt es ein Dorf mit 14 Häusern, die allesamt keinen Strom haben. Es ist ein Gebirgsdorf, wo die Häuser zerstreut liegen. Danach folgten vier Schulen. Wir waren dort im Jahr 2015 und diese Schulen hatten alle keine Stromversorgung. Von Computern war dort überhaupt nicht die Rede. So haben wir erfahren, dass in Rumänien zehntausende Behausungen und Familien keinen Zugang zu Elektrizität haben. Bis jetzt haben wir für 4 Schulen, 83 Haushalte und zwei Kirchen gearbeitet.“




    Die notwendigen Photovoltaikanlagen werden durch Sponsoren, Spenden und durch die 2% der Einkommensteuer finanziert, die man dem Verein zukommen lassen kann. Iulian Angheluţă mit Einzelheiten:



    Ich arbeite viel mit den Behörden, besonders mit den lokalen Behörden zusammen. Sie informieren mich über die Situation in ihrer Gemeinde. Danach gehe ich selbst hin, um zu sehen, wie die vor Ort Lage ist. Wir informieren uns, ob es Pläne oder Absichten gibt, diese Häuser mit Strom zu versorgen. Wir sammeln dann das Geld und kaufen diese Photovoltaik-Anlagen. Dadurch können auch diese Menschen Zugang zu Bildung und Erziehung haben. Wir transportieren die Anlagen, im Winter helfen uns auch die Dorfbewohner mit Pferdeschlitten, während die lokalen Behörden uns Traktoren oder einen Wagen mit Allradantrieb zur Verfügung stellen. Unsere nächste Aktion wird in der Moldau sein, in den Kreisen Botoşani und Vaslui, in Bistriţa-Năsăud und Hunedoara. Wir werden auch in der Umgebung von Iaşi zum Einsatz kommen. Dort gibt es ein Dorf, wo fünf Familien noch am Kerzenlicht leben.“




    Laut Statistiken waren im Jahre 2011 mehr als 100 Tausend rumänische Haushalte ohne Strom.

  • Rumänische Rentner bekommen höhere Renten

    Rumänische Rentner bekommen höhere Renten

    In Rumänien leben zur Zeit rund 5 Millionen Rentner. Ab dem 1. März bekommen mehr als 1. Million davon um 120 Lei (27 Euro) höhere Renten, weil die garantierte Mindestrente um 30 % von 400 Lei (89 Euro), auf 520 Lei (115 Euro) gestiegen ist. Die Boc-Regierung hatte die garantierte Rente 2009 eingeführt, um die Einkommen der Personen, die schwarz gearbeitet, oder die notwendigen Arbeitsjahre nicht haben, auszugleichen. Das Arbeitsministerium erklärte, die garantierte Mindestrente werde vom Haushalt bezahlt, als Differenz zwischen der sozialen Höchstgrenze von 520 Lei und der Summe, die auf Grund der Beiträge bezahlt werden sollte. Die garantierte Mindestrente ist keine distinkte selbstständige Kategorie von Rente, die man unter jedwelcher Bedingung zahlt, sondern eine Grenze, die die Rente, die auf Grund des Beitrags berechnet wird, nicht erreicht. Der Begünstigte muss die gesetzliche Rente vom rumänsichen Staat bekommen und muss den Wohnsitz in Rumänien haben. Ebenfalls müssen seine Einkommen aus Renten und anderen Rechten, die auf Grund einiger Sondergesetze festgelegt wurden, kleiner als die garantierte Mindestrente sein.




    Diese Maßnahme ist eine Priorität des Regierungsprogramms für die Zeitspanne 2016 – 2020 und soll die Armutsquote in Rumänien vermindern und den Lebensstandard der rumänischen Bevölkerung erhöhen. Das Rumänische Arbeitsministerium machte desweiteren bekannt, ab dem 1. Juli werde ein Rentenpunkt 1.000 Lei (222 Euro) betragen. Wir erinnern daran, dass der Rentenpunkt am 1. Januar 2017 um 5,25 %, bis auf 917,5 Lei (204 Euro) erhöht wurde. Die Rentenerhöhung war auch im militärischen Sektor gültig.




    Die Nationalliberale Partei kam mit einem neuen Vorschlag, der die Investitoren ermutigen sollte und zwar die Reduzierung der Kosten der Arbeitskraft. Die Liberalen haben die Veränderung der Abgabenordnung vorgeschlagen. Die Interims-Vorsitzende Raluca Turcan kommt mit Einzelheiten:




    Es geht um die Reduzierung der Sozialversicherungsbeiträge bei Arbeitgeber und Arbeitnehmer von 39,25% auf 32,25%, die Verminderung der Einkommensteuer von 16% auf 10%, die Reduzierung der Gewinnsteuer von 16% auf 10%, das Zahlen der Arbeitslosenversicherung vom Arbeitnehmer sowie von einer Reduzierung der Beiträge für Urlaube und Entschädigungen.




    Wenn die Abgabenordnung verändert wird, könnte diese Initative zum Staatshaushalt rund 8 Milliarden Lei (1,8 Milliarden Euro) bringen, behauptet die Nationalliberale Partei.

  • Bauernaufstand 1907: Reformunfähigkeit des Staates in der Agrarfrage

    Bauernaufstand 1907: Reformunfähigkeit des Staates in der Agrarfrage

    Rumänien befand sich Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Wege der Modernisierung und Europäisierung. Bereits im 19. Jh. hatten die Eliten und die Bürger den Weg der politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Emanzipierung eingeschlagen, was einer allmählichen Verabschiedung von den Gepflogenheiten des Mittelalters gleichkam. Doch Gro‎ßgrundbesitzer waren weniger reformbereit, ein Gro‎ßteil der Bauernschaft lebte in Armut und Abhängigkeit. Vor diesem Hintergrund fand der Bauernaufstand von 1907 statt, der in seiner Heftigkeit und Brutalität für gro‎ßes Aufsehen in Europa sorgte.



    Der Historiker Alin Ciupală, Professor für moderne Geschichte der Rumänen an der Fakultät für Geschichte der Bukarester Universität, erläutert den Schock des Bauernaufstandes von 1907, der im krassen Gegensatz zum Wunsch Rumäniens stand, ein modernes europäisches Land zu werden:



    Der Bauernaufstand von 1907 war in der damaligen Epoche ein gro‎ßer Schock. Es war das grö‎ßte derartige Ereignis in der Geschichte. 1906 hatte Rumänien eine Jubiläumsausstellung organisiert, die im Ausland für Echo sorgte. Es war eine Ausstellung, die Europa die wirtschaftlichen Fortschritte Rumäniens in den 40 Jahren seit dem Amtsantritt von Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, dem späteren König Carol I., der 1866 nach Rumänien gekommen war und die Verfassung eingeführt hatte, die das politische System der konstitutionellen Monarchie untermauerte. Einerseits gab es die Fortschritte, die in 40 Jahren erzielt worden waren, und andererseits die Misserfolge, ein Beweis der Grenzen dieses Systems.“




    Die Zustände in der Landwirtschaft wurden unterschätzt, die Produktionserträge waren schwach. Hinzu kamen der Mangel an einer Ethik der Arbeit, der Analphabetismus und der Alkoholismus im bäuerlichen Milieu. Der Aufstand begann im Norden der Moldau am 8. Februar 1907 in der Gemeinde Flămînzi. Am 9. März weitete sich der Aufstand nach Süden aus, in der Gro‎ßen und Kleinen Walachei (Muntenien und Oltenien). Ende März wurde der Bauernaufstand mithilfe der Armee unterdrückt. Die Bauern haben die Eigentümer der Pächter und die Bojarenhäuser angegriffen. Sie setzten Häuser und Güter in Brand. Der Schriftsteller I. L. Caragiale schrieb, dass sich der Bauernaufstand zu einer terroristischen Revolution, fast zu einem Bürgerkrieg entwickelt hatte. Es kam auch zu Zusammenstö‎ßen zwischen den aufständischen Bauern und den Bauern, die an den Gewaltaktionen nicht teilnehmen wollten. Das chronische Agrarproblem war aber nicht die Hauptursache des Bauernaufstandes von 1907, meint der Historiker Alin Ciupală:



    Die rumänische Historiographie nennt als Hauptursache die Tatsache, dass die Bauern keinen Grundbesitz hatten. Meiner Meinung nach hängen die Ursachen des Bauernaufstandes von einem komplexen Phänomen ab, und zwar von der Tatsache, dass das System auf keinem Niveau richtig funktionierte. Die Lokalverwaltung, die den Bauern eigentlich unterstützen sollte, war korrupt. Der Bauer stand allein vor einem bürokratischen System, das er nicht verstand und dem er nicht gewachsen war. Die Bauern machten ihrer Unzufriedenheit Luft, der Bauernaufstand war ein Akt der Verzweiflung. Sie wollten die Aufmerksamkeit der Elite durch Gewalt gewinnen. Es ist ein Paradox der rumänischen Gesellschaft: Das Problem ist bekannt, doch das System ist unfähig, die schon gefundenen Lösungen umzusetzen.“




    Alin Ciupală kommentierte einige historische Deutungen des Bauernaufstandes, die ihm z.B. auch einen antisemitischen Charakter attestierten oder gar seine Ursachen in einem Anzetteln durch ausländische Kräfte sahen:



    Als eine Erklärung für den Bauernaufstand gesucht wurde, sprach man sehr viel über die Rolle der Juden. Ähnlich wie die Dreyfuss-Affäre in Frankreich ist der Bauernaufstand von 1907 ein Moment, das den rumänischen Antisemitismus ans Licht brachte. Die Juden wurden als schuldig an den Zuständen gesehen, weil jüdische Pächter in der Moldau Missbräuche gegen die Bauern begangen hätten. Niemand wollte die Tatsache wahrnehmen, dass die meisten Pächter eigentlich keine Juden waren, sondern Rumänen. Andere Interpretierungen sind ziemlich hirnrissig. Man sagte, der Bauernaufstand sei von den österreich-ungarischen oder von den russischen Geheimdiensten organisiert worden, um Spannungen in Rumänien zu verursachen. Dieses Szenario ist falsch. Der Aufstand fu‎ßt auf einem rumänischen Problem, das nicht einmal in der Zwischenkriegszeit gelöst wurde.“




    Es gibt auch Schätzungen, dass die Repression des Bauernaufstandes von 1907 11 Tausend Opfer gefordert habe. Der Historiker Alin Ciupală bezweifelt die Zahl und macht eine realistischere Einschätzung:



    Die Zahl 11.000 kam damals in den linken Zeitungen »Adevărul« und »Dimineaţa« vor, die von dem Sozialisten Constantin Mille geleitet wurden. Es geht um eine Zahl, die in Wirklichkeit auf nichts basiert. Das kommunistische Regime hat diese Zahl einfach übernommen und sie nicht überprüft. Nicolae Ceauşescu hat im Jahr 1977 einen Bauernkongress organisiert, zu dem er 11.000 Delegierte einlud, um der Opfer des Bauernaufstandes von 1907 propagandistisch zu gedenken. Es ist schwer zu sagen, wie viele Menschen wirklich damals ihr Leben verloren haben, vielleicht werden wir es nie wissen. Die Dokumente über den Aufstand wurden von Ionel Brătianu, dem damaligen Innenminister, unter Verschluss gestellt. Später gab er sie dem König, als die Nationalliberale Partei die Regierungsgeschäfte beendete und ihr Mandat niederlegte. Brătianu wusste, dass seine konservativen Gegner die betreffenden Unterlagen als Waffe gegen ihn einsetzen würden. Leider sind diese Dokumente verschollen. Ich persönlich schätze rund 2.000 Opfer. Es spielt eigentlich keine Rolle, ob 11.000 oder 2.000 Menschen ums Leben kamen. Bedeutend ist, dass in einer Gesellschaft, die sich modernisierte, Menschen ihr Leben verloren haben, weil der bürokratische Apparat unfähig war, ein ernstes Problem zu lösen.“

  • Nachrichten 03.12.2016

    Nachrichten 03.12.2016

    Valetta: Der rumänische Außenminister Lazăr Comănescu hat am Freitag in Valletta seinem maltesichen Gegenüber George Vella und der Präsidentin Marie-Louise Coleiro Precade die volle Unterstützung Rumäniens gegenüber den Prioritäten und Zielen der maltesischen EU-Ratspräsidentschaft zugesichert. Malta übernimmt den Vorsitz im Rat der Europäischen Union im Januar 2017. Einen Themenschwerpunkt bildeten bei Gesprächen zwischen Comănescu und dem maltesischen Außenminister George Vella die wichtigsten Herausforderungen des europäischen Projektes. Einen besonderen Akzent legten die Gesprächspartner diesbezüglich auf die Migration, Brexit und die europäische Nachbarschaftspolitik. Lazăr Comănescu zeigte sich darüber hinaus fest davon überzeugt, dass während der maltesischen EU-Ratspräsidentschaft eine positive Lösung für den von Bukarest angestrebten Beitritt zum Schengen-Raum gefunden wird. Lazăr Comănescu und George Vella haben zudem in der maltesischen Hauptstadt ein Kooperationsabkommen zwischen dem Rumänischen Diplomatischen Institut und der Mittelmeer-Akademie für Diplomatische Studien unterzeichnet.



    Brüssel: Rumänien liegt EU-weit auf dem zweiten Platz hinsichtlich der Zahl der Menschen, die dem Risiko von Armut und der sozialen Ausgrenzung ausgesetzt sind. Jeder dritte Rumäne sei davon betroffen, stellt die neueste Studie des Europäischen Statistikamtes EUROSTAT heraus. 2015 seien demnach in Bulgarien 41,3% der Bevölkerung dem Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung ausgesetzt gewesen, während der Anteil in Rumänien bei 37,3% lag. Griechenland belegte mit 35,7% die dritte Stelle. Die Studie zeigt anschließend, dass Rumänien den ersten Platz hinsichtlich der Zahl der Kinder belegt, die vom Armutsrisiko und sozialer Ausgrenzung betroffen werden. 46,8% der Bevölkerung, d.h. fast jedes zweite Kind konfrontiere sich mit dieser Situation in Rumänien. Auf dem zweiten Platz liegt mit 43,7% Bulgarien, gefolgt von Griechenland mit 37,8%, Ungarn mit 36,1%, Spanien (34,4%) und Italien (33,5%). EU-weit seien 2015 der besagten Studie zufolge 26,9% der Bevölkerung der Altersgruppe 0-17 Jahre, bzw 25 Millionen Kinder dem Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung ausgesetzt gewesen. 2010 lag der Anteil bei 27,5%.



    Rom: Italien steht vor einem Referendum zur weitreichendsten Verfassungsänderung seiner Geschichte. Regierungschef Matteo Renzi hat sein politisches Schicksal an den Ausgang der Volksabstimmung geknüpft. Die Italiener stimmen über eine Verfassungsreform ab, die das bisherige System zweier gleichberechtigter Parlamentskammern abschaffen und für mehr politische Stabilität sorgen soll. Das Hauptziel der vom Parlament bereits gebilligten Reform ist es, die Zuständigkeiten des Senats stark zu beschränken, um die Gesetzgebung zu beschleunigen und zu vereinfachen. Bisher waren das Abgeordnetenhaus und Senat gleichberechtigt und blockierten einander immer wieder gegenseitig. Italien gilt als drittgrößte Volkswirtschaft in Europa, die Staatsschulden zählen dennoch zu den größten europaweit.



    Sport: Die rumänische Handball-Nationalmannschaft der Frauen ist am Samstag in Schweden eingetroffen. Die rumänischen Handballerinnen beteiligen sich an der Europäischen Meisterschaft, die zwischen dem 4. und dem 18. Dezember stattfindet. In der Vorrunde trifft Rumänien am 5. Dezember auf Norwegen, am 7. Dezember auf Russland und am 9. auf Kroatien. Die ersten drei Teams der Gruppe steigen direkt in die zweite Runde der EM ein. In dieser Phase werden weitere 2 Serien mit jeweils sieben Mannschaften gebildet. Rumänien wird vom spanischen Trainer Ambros Martin geleitet, der seit vorigem Monat als Nachfolger des Schweden Tomas Ryde gilt. Unter der Leitung des schwedischen Trainers haben die rumänischen Handballerinnen bei der WM 2015 in Dänemark die Bronzemedaille gewonnen. Ambros Martin wurde 2013 und 2014 zum besten Trainer der Welt gewählt. In diesen Jahren hat er mit der ungarischen Mannschaft Győr, die er gleichzeitig leitete, die Champions League gewonnen.




  • Nachrichten 18.10.2016

    Nachrichten 18.10.2016

    Der rumänische Premierminister Dacian Cioloş hat am Dienstag in Bukarest die Armut im Land als Ergebnis von Korruption und missratener Nutzung öffentlicher Mittel dargestellt. Cioloş sagte auch, dass die Bürger ihr Verhalten ändern müssten, um die Armut zu beseitigen. Der Premierminister sprach dabei auf einer Konferenz über ein Regierungspaket von 47 Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut in Rumänien. Über 37% der rumänischen Bürger riskieren Armut und soziale Ausgrenzung, zeigen Daten von Eurostat. Eins von drei Kindern gilt als armutsgefährdet. Damit ist Rumänien das zweitärmste Land in der EU.



    Das Bukarester Parlament hat am Dienstag einen Antrag der Antikorruptionsbehörde (DNA) zur Einleitung der Strafverfolgung gegen die Abgeordnete Elena Udrea angenommen. Elena Udrea wird der Anstiftung zu Bestechungsannahme in zwei Fällen verdächtigt. Die Beschuldigungen beziehen sich auf den Wahlkampf vor der Präsidentschaftswahl im Jahr 2009; damals war Elena Udrea Ministerin für Regionale Entwicklung und Tourismus. Ebenfalls am Dienstag hat die Antikorruptionsbehörde ein Strafverfahren gegen den ehemaligen Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Bogdan Olteanu, eingeleitet, der sich zur Zeit unter Hausarrest befindet. Bogdan Olteanu soll im Zeitraum Juli-November 2008 in seiner ehemaligen Eigenschaft als Präsident der Abgeordnetenkammer die Ernennung des Journalisten Liviu Mihaiu zum Gouverneur des Donaudeltas begünstigt haben. Als Gegenleistung habe er vom Geschäftsmann Sorin Ovidiu Vântu eine Million Euro und Unterstützung im Wahlkampf gefordert und erhalten, behauptet die Staatsanwaltschaft.



    Das Abgeordnetenhaus des rumänischen Parlaments hat am Dienstag einen Antrag der sozialdemokratischen Fraktion zur Rüge der Justizministerin Raluca Prună angenommen. Sie hatte im Plenum des Selbstverwaltungsorgans der Justiz eingeräumt, Richter am EGMR dahingehend angelogen zu haben, dass Rumänien eine Milliarde Euro für sieben Haftanstalten zur Verfügung habe. Das Geld bestünde aber nur auf dem Papier, hatte die Ministerin später angedeutet. Die Verabschiedung des Antrags hat keine Konsequenzen für die Amtsinhaberin, die sich in der Debatte das Recht vorbehielt, auf die Missstände in der Justiz – auch auf die schlechte Finanzierung – hinzuweisen.



    Acht pakistanische Migranten sind am Dienstag beim Versuch der illegalen Einreise aus Serbien nach Rumänien aufgegriffen worden. Sie gaben bei der Festnahme an, in ein westeuropäisches Land gelangen zu wollen. Die Anzahl solcher Vorfälle an der serbisch-rumänischen Grenze ist in letzter Zeit gestiegen.

  • Leiter der Nationalbank plädiert für mehr Investitionen in Infrastruktur

    Leiter der Nationalbank plädiert für mehr Investitionen in Infrastruktur

    Rumänien brauche Strukturreformen, hat der Leiter der Nationalbank, Mugur Isărescu, am Jahresforum für Mittel-und Osteuropa, organisiert in Bukarest vom englischsprachigen Wirtschaftsmagazin Forbes erklärt. Isărescu forderte im Anschluß eine bessere Abrufquote für EU-Finazmittel, da diese die Strukturreformen stimulieren könne, sagte der Gouverneur der rumänischen Nationalbank. Die Konsolidierung des makroökonomischen Gleichgewichts sei zudem von großer Bedeutung und die Investitionen in Infrastruktur sowie im Bildungssektor müssten mit höchster Priorität behandelt werden, weil diese Art von Investitionen einen Produktivitätszuwachs mit sich bringen können.



    Die Produktivitätssteigerung sei wichstigste Voraussetzung für die Erhöhung des Lebensstandars der rumänischen Bürger, erläuterte der Gouverneur der Nationalbank. Dazu Mugur Isărescu: “Die rumänische Wirtschaft kann ein schnelleres Wachstumstempo erreichen. Das möchte ich jetzt klarstellen. Meiner Ansicht nach soll der Wirtschaftsaufschwung Rumäniens den aktuellen Zustand von 3-4% überschreiten. Dieses schnelle Tempo müsste aber auch nachhaltig sein. Die Wiederakurbelung öffentlicher Investitionen und die Umsetzung von Strukturreformen werden in die Länge gezogen und das lässt sich auf das Wachstumspotenzial rumänischer Wirtschaft negativ auswirken. Daher müssten die Bukarester Behörden die Behebung der Probleme, die die schnellen Fortschritte in diesen zwei Bereichen vehindern, als prioritär behandeln.



    Im seinem jüngsten Bericht zeigt das Nationale Statistikamt, dass die Armut nach wie vor ein beachtliches Problem der Rumänen sei. Knapp 50% rumänischer Bürger können demnach die monatlichen Ausgaben kaum decken. Als Grundlage für diese Studie diente die Situation im Vorjahr, als laut Statistik, über 32% rumänischer Familien sich mit dieser Situation konfrontierten. Vom monatlichen Netto-Einkommen entfällt der größte Anteil auf Hypotheken-Zahlung und laufende Kosten für den Haushalt. Über 13% der Haushalte konnten im Vohrjahr die Heizkosten nicht zahlen, während mehr als 69% der Rumänen sich eine Woche Urlaub nicht leisten konnten.



    Der Soziologe Codrin Scutaru vom Nationalen Institut für Lebensqualität erläutert: Eine aus wirtschaftlicher und sozialer Sicht schwere Situation betrifft auch die Kategorien, die ihre Beiträge zu Sozialversicherungen lange gezahlt haben und anschließend von der Versicherung einen Geldbetrag zurückbekommen, der ihnen einen anständigen Lebensstandard nicht gewährleisten kann. Der Lebensstandard ändert sich nicht beachtlich von Jahr zu Jahr. Die Lebensqualität der Bürger bekommt das Wirtschaftswachstum meistens erst nach einigen Jahren zu spüren und das ziemlich bescheiden. Mit der schwierigsten Situation konfrontieren sich laut dem Nationalen Statistikamt die alleinerziehenden Mütter, die Menschen über 65 und die vier-oder fünfköpfigen Familien.


  • Rumänien: Trotz rasanten Wirtschaftswachstums, Armut auf hohem Niveau

    Rumänien: Trotz rasanten Wirtschaftswachstums, Armut auf hohem Niveau

    Die Wirtschaft Rumäniens dürfte in den nächsten zwei Jahren stärker als im vergangenen Jahr wachsen. Für 2016 sagen Wirtschaftsexperten ein Wachstum zwischen 4,4%-4,8% vorher, für 2017 rechen sie mit einem Wirtschaftsaufschwung zwischen 5,2-5,7%. Der Aufschwung rumänischer Wirtschaft sei hauptsächlich von der internen Nachfrage angetrieben worden, die den Maßnahmen zur Steuererleichterung zu verdanken sei. In ihrer Prognose zur europäischen Wirtschaft hatte die Europäische Kommission im Frühjahr mit einem Wachstum rumänischer Wirtschaft um 4,2% im Jahr 2016 gerechnet, das ebenfalls von einer starken Nachfrage angetrieben werden soll. 2017 soll die rumänische Wirtschaft jedoch an Schwung verlieren. Die Europäische Kommission erwartet ein Wachstum rumänischer Wirtschaft von 3,7%.



    Paradoxerweise bleibt die Armut weiterhin auf hohem Niveau, selbst wenn das BIP, in erster Linie von Handel angetrieben, im Aufschwung sei. Die Aussichten für die rumänische Wirtschaft sind offiziell gut, zeigt auch das Nationale Statistikamt in seinem jüngsten Bericht. Das BIP sei im ersten Jahresquartal um 5,2% gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres gewachsen, während der Verbrauch der einzelnen Haushalte um 10,4% gestiegen sei. Der effektive Verbrauch einzelner Haushalte in Rumänien habe im ersten Jahresquartal einen Beitrag von 80% zum BIP gebracht. Zum Wachstum des BIP hätten laut dem Rumänischen Statistkamt alle Industriezweigen beigetragen, die größte Rolle spielten dennoch der Großhandel und der Einzelhandel, die Reparatur von Fahrzeugen, der Transport und die Lagerlogistik, die Gastronomie und Hotellerie.



    Die Wirtschaftsexperten warnen jedoch, dass ein gesundes Wirtschaftswachstum auf Produktion beruhe. Ohne Produktion, gute Ergebnisse der Industrie und einen starken Export, reagiere die Wirtschaft sensibel auf die externe Konjunktur. Sollte unter diesen Bedingungen eine neue Wirtschaftskrise ausbrechen, hätten wir verheerende Folgen zu erwarten, weil der Verbrauch die negativen Auswirkungen der Krise am stärksten zu spüren bekommen wird, warnen die Wirtschaftsexperten. Trotz des rasanten Wirtschaftswachstums im ersten Jahresquartals 2016, erreicht die Armutsquote in Rumänien einen Rekordwert im Vergleich zu den letzten Jahren. 2015 lag sie bei über 25%. D



    er bisherige negative Rekordwert wurde im Jahr 2007 erreicht. Laut dem Nationalen Statistikamt seien in Rumänien rund 8,5 Millionen Menschen von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen. Die Daten der Europäischen Statistikbehörde Eurostat besagen, dass im Jahr 2014 40% der rumänischen Bevölkerung dem Armutssrisiko und sozialer Ausgrenzung ausgesetzt worden seien. Somit nahm Rumänien den größten Anteil auf europäischer Ebene ein, indem EU-Weit 122 Millionen Menschen, also 24% der gesamtem Bevölkerung sich in dieser Situation befanden. Die Europäische Statistikbehörde bestätigt jedoch, dass im zweiten Jahresquartal 2016 Rumänien das größte Wirtschaftswachstum EU-weit verzeichne. Das BIP sei um 1,5% gegenüber den letzten drei Monaten gestiegen. Auch gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres schaffte Rumänien mit 5,9% das größte Wirtschaftswachstum in der Europäischen Union, teilt Eurostat mit.

  • Simon Suitner aus Österreich lebt in Bukarest Solidarität vor

    Simon Suitner aus Österreich lebt in Bukarest Solidarität vor

    Das Geschäft ist Teil des gemeinnützigen Vereins SOMARO, der Lebensmittel, Kleidungsstücke, Schuhwerk oder Haushaltsgegenstände von verschiedenen Firmen kauft und sie dann zu signifikant niedrigeren Preisen an bedürftige Personen abgibt. Das einzige Problem der Produkte ist, dass sie wegen einer beschädigten Verpackung im sozusagen normalen Handel nicht weiter verkauft werden können. Die Lebensmittel werden ihrerseits kurz vor dem Verfallsdatum auf der Packung verkauft. Für die ärmeren Menschen sind sie aber eine wichtige Hilfe. Und irgendwie ahnte Simon Suitner, der seit 2009 hier lebt, dass es viele solche Menschen gab. Er ist nicht der typische Expat. Als sozial engagierter Mensch hat er einen aufmerksamen und geübten Blick für die rumänische Gesellschaft. Ihm fallen bestimmte Dinge auf, und nicht immer sind es die schönen Dinge, die in Reiseprospekten stehen. Und genau diese Situation trägt auch dazu bei, dass Simon Suitner Rumänien nicht verlassen will er hat sich hier eingelebt und will seinen Mitbürgern helfen.



    In der unten stehenden Audiodatei erzählt Simon Suitner, wie er zum ersten Mal nach Rumänien kam, wie er sich an die hiesigen Realitäten anpasste und woraus seine gemeinnützigen Aktivitäten bestehen.





  • Nachrichten 02.04.2016

    Nachrichten 02.04.2016

    Die rumänische Regierung will zur Bekämpfung der Armut auch europäische Fördermittel einsetzen. In diesem und nächsten Jahr werden sich die zuständigen Behörden beim Ministerium für EU-Mittel um die Finanzierung von entsprechenden Ma‎ßnahmen aus dem Regierungsprogramm zur Armutsbekämpfung bewerben. Geld soll es für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, zur Förderung von Familien mit Kindern und für Kleinunternehmen geben. Das Paket umfasst 47 Ma‎ßnahmen, darunter auch ein Pilotprojekt, durch das Schulabbrecher kostenlos ihre Ausbildung abschlie‎ßen können. Arme Kinder bekommen dabei auch eine kostenlose warme Mahlzeit angeboten.



    Über 50 Weltpolitiker haben beim Atomgipfel in Washington die Verantwortung für die Sicherheit von Atomanlagen und Kernmaterial vor dem Hintergrund der terroristischen Bedrohungen unterstrichen. Der rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis erklärte, dass Rumänien zu den wenigen Ländern gehöre, in denen der volle Kreislauf des Nukleartreibstoffs sichergestellt wird. Rumänien stehe zu seinen Verpflichtungen und habe sich auch engagiert, die Kapazitäten für Strafermittlungen im Nuklearbereich zu stärken und die Sicherheit des Transports von Kernmaterial zu verbessern. Ein System für die Erkennung der Nukleartransporte werde zukünftig getestet, so Iohannis. Anlässlich seiner USA-Reise besuchte Iohannis die Holocaust-Gedenkstätte in Washington und traf sich mit Vertretern der rumänischen Gemeinde in den USA.



    In Rumänien geht der Protest der Hausärzte auch am Montag weiter — sie sind unzufrieden, dass die Krankenkasse ihre Dienstleistungen nicht mehr abrechnet, weil der Rahmenvertrag zwischen Kasse und Ärzten nicht verlängert wurde. Wie auch am Freitag stellen Hausärzte am Montag dementsprechend keine Rezepte für subventionierte Arzneimittel aus und schicken keine Patienten zu den Fachärzten an Krankenhäusern. Ihr Protest richtet sich gegen die unzureichende Finanzierung und die Tatsache, dass Hausärzte die Fehler im System der elektronischen Gesundheitskarten aus eigener Tasche bezahlen müssen. Sollte ihren Forderungen nicht nachgekommen werden, wollen sie in zehn Tagen in einen grö‎ßeren Warnstreik treten. Letzte Woche haben die Hausärzte Mahnwachen vor dem Arbeitministerium aufgestellt.



    Der rumänische Seehafen Constanţa ist der am meisten besuchte Kreuzfahrthafen am Schwarzen Meer. Die Rangordnung wurde auf dem 30. Weltkongress der Kreuzfahrtveranstalter in Florida präsentiert. Zum zweiten Jahr in Folge setzte sich Constanţa gegen Konkurrenten wie Sotschi in Russland und Burgas in Bulgarien durch — sowohl hinsichtlich der Passagiere, als auch der Schiffe, die in den Hafen einlaufen. Im Jahr 2015 legten Kreuzfahrtschiffe mit 31.856 Passagieren an — in Sotschi waren es 19.501, in Burgas 7.575 Kreeuzfahrtreisende.



    Der Brüssler internationalen Flughafen Zaventem könnte am Sonntag seinen Betrieb teilweise wiederaufnehmen. Er war fast zwei Wochen geschlossen worden, weil eine Bombe im Zuge der Attentate in der belgischen Hauptstadt das Abflugterminal zerstört hatte. Die Wiederaufnahme des Betriebs wurde möglich, nachdem die Gewerkschaften der Flughafenpolizisten und die Regierung schärfere Sicherheitskontrollen vereinbart hatten. Der Flughafen fertigt jährlich über 23 Millionen Passagiere ab, die Schlie‎ßung verursachte Verluste von täglich 5 Mio Euro.

  • Die Woche 07.03-.11.03.2016 im Überblick

    Die Woche 07.03-.11.03.2016 im Überblick

    Wirtschaftswachstum und Armut schlie‎ßen einander nicht aus



    Rumänien hat im letzten Quartal des vorigen Jahres neben Schweden, Tschechien und der Slowakei das drittgrö‎ßte Wirtschaftswachstum in der EU registriert — so Eurostat. Analysten zufolge sei das Wachstum vom Konsum getrieben – dieser habe vor dem Hintergund höherer Löhne und niedrigerer Steuern um 15% zugenommen. Seit mehreren Jahren erreicht Rumänien Spitzenwachstumswerte — dass das Land auch bei der Armut führend ist zeigt aber, so die Europäische Kommission in ihrem Länderbericht, dass das Wachstum nicht bei den Menschen ankommt «Das aktuelle Wachstumsmodell ist nicht im Interesse des Bürgers — die Menschen bleiben arm. Das ist kein Wachstumsmodell, das wir als nachhaltig unterstützen könnten, das zu mehr Wohlstand führt», so die Vertreterin der Kommission in Rumänien, Angela Filote. Die Kommission mahnt die Behörden, sich auf drei Kernbereiche zu konzentrieren: mehr Investitionen, Strukturreformen und verantwortliche haushaltspolitische Ma‎ßnahmen.




    Verfassungsgericht stellt Korruptionsbekämpfung ein Bein



    Am Mittwoch hat das Verfassunsgericht mehrere Vorschriften der Strafprozessordnung als verfassungwidrig erklärt — betroffen ist die Möglichkeit, dass an der Strafverfolgung neben dem Staatsanwalt auch Beamte der Kriminalpolizei und anderer staatliche Fachstellen mitwirken dürfen. Den Verfassungsrichtern war der Begriff “andere staatliche Fachstellen” zu unklar bestimmt. Sie seien weder unmittelbar noch indirekt definiert. Die Geheimdienste, die bisher den Staatswanwälten Amtshilfe geleistet haben, dürfen das nicht mehr. Der Präsident des Verfassunsgerichts, Augustin Zegrean, tröstete die beunruhigten Behörden — sie müssen nur die Situation in rechtmä‎ßige Bahnen lenken, Schuldige werden ihrer Strafe schon nicht entkommen: “In England können Abhörungen nicht als Beweismittel vor Gericht gelten. Niemand wird nur aufgrund einer Abhörung verurteilt, wenn sie nicht mit anderen Beweisen untermauert wird,” versicherte Zegrean. Die Staatsanwaltschaften müssen nun eigene technische Überwachungsabteilungen einrichten. Mittlerweile kündigte Justizministerin Raluca Prună an, dass die Regierung auf einen Lösungsansatz gekommen sei: “Dabei soll zwar weiterhin die Technik des Geheimdienstes eingesetzt werden — doch nur Staatsanwälte und Krininalpolizisten dürfen sie bedienen.” Menschenrechtsschützer haben die Entscheidung grundsätzlich begrü‎ßt — die Auswirkungen auf die laufenden Strafverfahren würden nur zeitweilig sein, die Probleme könnten überwunden werden.




    Premierminister Cioloş auf Europatour



    Nachdem er sich am EU-Türkei-Gipfel beteiligte, besuchte der rumänische Premierminister Dacian Cioloş das NATO-Hauptquartier und unterhielt sich mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Rumänien hofft, dass die NATO ihre Position an der Ostflanke und somit am Schwarzen Meer verstärkt — mit dieser Botschaft trat er dann vor die Presse. Er sagte auch, dass Rumänien eine engere Kooperation mit seinen Nachbarn innerhalb der NATO anstrebt — Bulgarien und der Türkei. Die Hoffnung besteht, dass diese regionalen Zusammenarbeit zu einer internationalen wird und nach dem Rotationsprinzip auch andere NATO-Staaten anzieht. Premierminister Cioloş bekräftigte au‎ßerdem die Absicht der Regierung in Bukarest, schon ab dem nächsten Jahr 2% des BIP für die Verteidigung auszugeben. Seinem holländischen Amtskollegen Mark Rutte, mit dem er sich anschlie‎ßend zu Gesprächen traf, sicherte Cioloş zu, dass die rumänische Gesellschaft fähig sei, auch ohne Beaufsichtigung gegen die Korruption anzukämpfen. Holland gehört zu den EU-Ländern, die immer wieder vor dem Hintergrund der mangelnden Justizreform Bedenken gegenüber einem Schengenbeitritt Rumäniens äu‎ßerten.




    Staatspräsident Iohannis in Israel und Palästina



    In Jerusalem sicherte Iohannis seinem israelischen Amtskollegen Reuven Rivlin zu, dass Bukarest den Beziehungen zu seinem Land eine besondere Aufmerksamkeit schenke. Sein Besuch finde im Zeichen der 68-Jahre langen Tradition ununterbrochener diplomatischer Beziehungen statt und ziele darauf ab, die bilaterale Kooperation zu verstärken, so der rumänische Präsident. Rumänien und Israel pflegen einen ausgezeichneten Dialog zu internationalen Themen und bei der Sicherheit Israels seien keinerlei Kompromisse zu schlie‎ßen, fügte Iohannis hinzu. Am Donnerstag reiste Präsident Iohannis nach Ramallah. Dort kam er mit dem Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde Mahmoud Abbas zu Gesprächen zusammen. Präsident Iohannis sagte dabei, dass in den von politischen Krisen und Konflikten betroffenen Gebieten nur durch politische Lösungen Hoffnung für die Menschen möglich sei. Klaus Iohannis: Die wichtigste Angelegenheit ist in diesem Augenblick, den richtigen Weg zu finden, um das Vertrauen auf beiden Seiten wiederherzustellen. Das berechtigte Streben des palästinensischen Volkes nach einem Leben in Sicherheit und Wohlstand im eigenen Land kann lediglich durch einen friedlichen Prozess, durch Lösungen erreicht werden, die von beiden Seiten akzeptiert und in die Praxis umgesetzt werden können.” Auch der Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde Mahmoud Abbas mahnte eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konfliktes auf der Basis von Gerechtigkeit und Wahrheit an. Abbas sprach sich gegen jede Form von Gewalt und Extremismus ungeachtet ihrer Motivation aus.