Tag: Artenschutz

  • Life for Falcons: Projekt zum Schutz der Donaufalken vor Stromschlag

    Life for Falcons: Projekt zum Schutz der Donaufalken vor Stromschlag

     

     

    Ciprian Fântână ist Naturschutzmanager bei der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft und Koordinator der rumänischen Aktivitäten für das internationale Projekt „LIFE for Falcons“, das in Bulgarien und Rumänien läuft. Zunächst erörtert er, wie das Projekt in Rumänien begann.

    Das Projekt ist 2021 angelaufen. Es wird bis 2026 laufen und hat zum Ziel, die Population des Donaufalken in Südrumänien und Bulgarien zu erhalten. Der Donaufalke ist eine gefährdete Falkenart, die typisch für Steppengebiete ist und in Rumänien in zwei verschiedenen Populationen vorkommt. Es gibt die pontische Population in der Dobrudscha und die pannonische Population in der westlichen Tiefebene, eine Fortsetzung der ungarischen Population. Die pontische Population, mit der wir arbeiten, ist Teil einer Population, die auch in Südmoldawien und der Ukraine verbreitet ist und sich bis in den Süden Russlands erstreckt. In Rumänien haben die beiden Populationen eine unterschiedliche Dynamik. Der pannonischen Population im Westen des Landes scheint es gut zu gehen, weil sie von mehreren Schutzprogrammen profitiert hat, während die pontische Population einen ganz anderen Trend aufweist. Sie ist im Rückgang begriffen. In der pontischen Population gibt es nur noch sieben bis neun Falkenpaare, und deshalb berücksichtigen wir in diesem Projekt nur die pontische Population, also jene im Schwarzmeerraum.“

     

    Vor der Abwicklung des Projekts wurde eine Studie durchgeführt, deren Ergebnisse für die Erhaltung der biologischen Vielfalt von wesentlicher Bedeutung sind. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung wirksamer Schutzmaßnahmen zur Minimierung der Risiken für die gefährdete und auf der Roten Liste stehende Population des Donaufalken – sowohl in Rumänien als auch in Bulgarien. Laut Ciprian Fântână ist das zentrale Dobrudscha-Gebiet die Region, in der die meisten Raubvögel durch Stromschlag sterben. Daher hilft die Rumänische Ornithologische Gesellschaft gerade hier, die Stromleitungen zu isolieren.

    Die Studie erstreckte sich auf die bekannten Gebiete der pontischen Population der Donaufalken, d. h. in einem Umkreis von 10 Kilometern um das Nest untersuchten wir jede Stromleitung auf die Gefahr von Stromschlägen. Dazu haben wir rund 3 700 Masten analysiert und untersucht, welche Arten in welcher Zahl durch Stromschlag getötet werden. Es waren mehrere tausend Vögel. Bei etwa 13 Prozent der untersuchten Masten gab es mindestens ein Stromschlagopfer. Auf der Grundlage dieser Untersuchung haben wir kritische Bereiche erfasst, in denen wir mit Schutzmaßnahmen eingreifen müssen, um gefährliche Masten zu isolieren. Zur Isolierung werden im Bereich der Isolatoren Gummimanschetten angebracht, die das Risiko eines Stromschlags erheblich verringern. Wir haben die kritischen Bereiche identifiziert und konnten dann in Zusammenarbeit mit dem Stromversorgungsunternehmen die Arbeiten durchführen. Wir haben die gefährlichen Masten identifiziert, die isolierenden Ummantelungen gekauft, und dann hat der Strombetreiber (Rețele Electrice România) mit eigenen Mitteln zur Installation dieser Ummantelungen an den Isolatoren der Masten beigetragen. In diesem Jahr werden wir damit beginnen, die Auswirkungen dieser Maßnahmen auszuwerten. Wir glauben, dass sie das Risiko von Stromschlägen deutlich verringern werden, aber das muss erst noch mit Daten belegt werden. Wir sind zuversichtlich, denn diese Technik hat ihre Wirksamkeit bereits in vielen Naturschutzprojekten bewiesen.“

     

    Insgesamt waren 30 Fachleute, aufgeteilt in 10 Teams, mit ebenso vielen Spezialmaschinen vor Ort, um die Arbeiten in der Höhe auszuführen. Anschließend wurden auch andere Aktivitäten durchgeführt, sagt Ciprian Fântână, Naturschutzmanager bei der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft und Koordinator der rumänischen Aktivitäten für das internationale Projekt „LIFE for Falcons“.

    Für die Donaufalken wurden 60 künstliche Nester eingerichtet. Einige werden videoüberwacht, um das Risiko des Verschwindens von Küken zu minimieren. Diese Falken sind besonders wichtig für die Falknerei. Manchmal gibt es Fälle, vor allem in Bulgarien, aber auch in der Ukraine, in denen die Küken für diese Aktivitäten aus dem Nest genommen werden. Um diese Populationen im Südosten Rumäniens zu schützen, haben wir Überwachungskameras installiert, um das Geschehen rund um das Nest zu beobachten.“

     

    Das Projekt „Life for Falcons“ wird durch das Programm LIFE von der Europäischen Union mitfinanziert.

  • Euro Large Carnivores: WWF-Projekt für Konfliktprävention und Koexistenz mit großen Raubtieren

    Euro Large Carnivores: WWF-Projekt für Konfliktprävention und Koexistenz mit großen Raubtieren

    Die Erhaltung der Artenvielfalt hat manchmal auch unerwünschte Folgen. Wie zum Beispiel, dass manche Raubtiere immer näher an Wohngebiete oder an Gebiete kommen, wo Menschen ihre Arbeit verrichten. Es gibt ausreichend Beispiele von Wildschweinen, die das Ackerland betraten und gro‎ße Schäden anrichteten. Oder von Wölfen und Bären, die abgelegene Schafherden überfielen, Schafe rissen und manchmal sogar den Schäfer angriffen. Raubtiere zu beseitigen, kann nur in Extremfällen akzeptiert werden. Daher ist die zutreffendste Lösung die Konfliktverhütung. In diesem Zusammenhang entwickelte World Wide Fund Rumänien das Projekt Euro Large Carnivores“ — ein EU-gefördertes Projekt. Das Projekt hat zum Ziel, die Koexistenz mit gro‎ßen Beutegreifern durch offene Kommunikation, grenzübergreifenden Erfahrungsaustausch und Kooperation zu verbessern. In diesem Zusammenhang belieferte WWF Rumänien mehrere Tierzüchter im Apuseni-Gebirge mit Elektrozäunen sowie mit Wach- und Schutzhunden. Livia Cimpoeru ist die Kommunikationszuständige bei World Wide Fund Rumänien. Sie lieferte uns mehrere Einzelheiten zum Thema:



    Wir möchten beweisen, dass es möglich ist in den Karpaten, mit gro‎ßen Beutegreifern — sprich mit Bären, Wölfen und Luchsen — unter besseren Umständen zusammenzuleben. Die herkömmlichen Methoden zum Schutz der Herden, die Hirten seit Jahrhunderten anwenden, sind ein ausdrücklicher Beweis hierfür. Die Schäfer setzen seit eh und je Wachhunde ein. Hinzu kommen moderne Schutzmethoden wie die Elektrozäune. Eben das wollten wir durch unsere Initiative in den Monaten Juli, August und September zeigen. Die genannte Aktivität ist eben zu Ende gegangen. Wir besuchten mehrere Tierzüchter im Apuseni-Gebirge, um die Schafherden zu erkennen, bei denen es die meisten wunden Stellen gab und die am meisten Schutzma‎ßnahmen bedürften. Wir haben Elektrozäune montiert und den Schäfern Wachhunde angeboten.“




    Das Projekt ist derzeit in einer Pilotphase. Die Tierzüchter haben jeweils 5 Paar rumänische Schäferhunde bekommen. Zweck der Sache ist, diese anzuregen, rumänische Rassen zu bevorzugen, wenn sie Wachhunde aussuchen. Der rumänische Karpatenschäferhund bewies bereits seine Schutz- und Bewachungsfähigkeiten. Mehr dazu von Livia Cimpoeru:



    Wir setzen auf diese Hunderasse, weil sie im Laufe der Jahrhunderte ihre Schutz- und Bewachungsfähigkeit bewiesen hat. Der Karpaten-Schäferhund ist eine einheimische Rasse, die die Zeit gut überstanden hat. Sie hat sich vor Ort weiter entwickelt und sich an das lokale Relief und an den örtlichen Gegebenheiten bestens angepasst. Die Hirtenhunde der Karpaten zeichnen sich durch besondere Eigenschaften aus: Sie sind sehr klug und sind als Schutz- und Wachhunde besonders geeignet. Schutz bedeutet, dass sich der Hund ständig in der Umgebung der Herde bewegt, um potenzielle Beutegreifer aufzuspüren. Der Schäferhund der Karpaten bewacht die Herde und greift seinerseits die potenziellen Angreifer an. Das zeichnet einen guten Hund aus: Ein guter Wachhund ist der, der die Beutegreifer nicht an die Herde heranlässt.“




    Im Rahmen des gleichen Projekts, Euro Large Carnivores“, werden demnächst Treffen der Tierzüchter in Rumänien, Österreich und Deutschland organisiert. In Österreich und Deutschland sind in letzter Zeit wieder gro‎ße Raubtiere und Beutegreifer erschienen. In diesen Staaten waren die gro‎ßen Beutegreifer kein Thema mehr gewesen, also verzichteten sie auf die herkömmlichen Schutzmethoden, die allmählich in Vergessenheit gerieten. In Rumänien dagegen wurden diese Methoden von einer Generation auf die andere übertragen.

  • Artenschutz: Abwehreinrichtungen gegen Begegnungen von Mensch und Braunbär

    Artenschutz: Abwehreinrichtungen gegen Begegnungen von Mensch und Braunbär

    In den Wäldern im Kreis Braşov (Kronstadt) treiben sich viele Wildtiere herum. Durch diese Wälder zieht allerdings auch die Nationalstra‎ße DN1, die den Ferienort Predeal (130 Km nördlich von Bukarest) mit der hochtouristischen Stadt Kronstadt verbindet. Um mögliche Unfälle zu vermeiden und die Wildtiere — insbesondere die Braunbären — von der Stra‎ße fernzuhalten, montierte die Stadtverwaltung mehrere Wildtier-Abwehrvorrichtungen entlang der genannten Strecke. Das Pilotprojekt will die Wildtiere abschrecken, um sie in dieser Weise zu schützen. In letzter Zeit wurden mehrere Bären von Autos angefahren und schwer verletzt. Sie wurden nämlich beim Überqueren der Stra‎ße erwischt.



    Anfang Juli fand in der Nähe der Stadt Miercurea Ciuc (Szeklerburg) im Zentrum Rumäniens ein solcher Unfall statt, bei dem ein Braunbär ums Leben kam. Die Ultraschall- und Licht-Abwehrsysteme sind während der Nacht wirksam. Sie werden durch die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos aktiviert. Falls erfolgreich, soll das Projekt auch auf andere Strecken innerhalb des Kreises Braşov ausgeweitet werden. Laut Behörden seien solche Abwehrvorrichtungen schon seit Jahren in Ländern wie Österreich, Australien oder Kanada im Einsatz.



    Die meisten Schwierigkeiten bereitet der Braunbär. In Rumänien leben derzeit rund 7000 Braunbären. Weil ihr Lebensraum durch den exzessiven Holzeinschlag zunehmend zerstört wurde, verlässt er häufig den Wald auf der Suche nach Nahrung. Somit gelangt er auch in von Menschen bevölkerten Gegenden, da er oft auch in Mülltonnen nach Nahrung sucht. Andererseits leistet die EU Druck auf Rumänien, um die Zahl der Bären zu reduzieren. Andererseits gilt innerhalb der EU die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, die Braunbären in die Gruppe geschützter Wildtiere einstuft. Demnach dürfen sie nicht frei gejagt werden. Nichtsdestotrotz sieht die Richtlinie einige Ausnahmen vor, die manche Staaten geltend machen, um eine bestimmte Anzahl von Bären für die Jagd freizugeben.



    Um den Zugang von Wildtieren in bevölkerte Gegenden einzuschränken, stellte das Umweltministerium ein Programm zum genannten Thema zur öffentlichen Debatte. Das Programm hei‎ßt Erhaltung der Artenvielfalt durch das Zusammenleben von Mensch und Gro‎ßraubtieren“. Die Bevölkerung hat demnach die Möglichkeit, über das Programm elektrifizierte Schutzzäune anzuschaffen, um ihren Haushalt, die Viehweiden oder Obstgärten zu schützen. Die Antragsteller können bis zu 400 Euro für den Einbau von elektrifizierten Schutzzäunen erhalten. Die Beträge werden durch die Verwaltung des Umweltfonds bereitgestellt und decken zu 100% die Investition ab. Dieses Jahr wurden dem Projekt fast 310.000 Euro zugesagt.

  • WWF ermuntert Unternehmen, Artenschutz zu fördern

    WWF ermuntert Unternehmen, Artenschutz zu fördern

    Die Umweltorganisation WWF Rumänien (World Wide Fund for Nature) startete diesen Sommer die Kampagne Vom Aussterben bedrohte Naturfarben“. Die Initiative weist auf die Umweltschädigung hin und regt die Menschen zum Handeln an, um den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen. Die Unternehmen werden ersucht, die Farben der Natur durch ihre Warenzeichen zu fördern, um die Botschaft an ihre Verbraucher in betonter Weise weiterzuleiten. Künstler und Designer werden ihrerseits aufgefordert, Arbeiten zu schaffen, die Geschichten über die Farben der Natur zum Ausdruck bringen. Die Arten und Ökosysteme verschwinden mit alarmierender Geschwindigkeit — 60% der Bevölkerung sämtlicher Wirbeltierarten verschwanden in den letzten 40 Jahren. Mit ihnen sterben auch die Farben aus.



    Umweltfreunde warnen davor, dass auch die Bären gefährdet seien. Ihr Lebensraum wird immer enger und au‎ßerdem legte auch die Wilderei zu. Auch diese Farbe ist leider am Verschwinden. Die Marke Pegas schloss sich der genannten Kampagne an und widmete der guten Sache zwei ihrer Fahrradmodelle — hergestellt in limitierter Ausgabe. 15% des aus dem Verkauf dieser Modelle erwirtschafteten Umsatzes sollen für WWF-Projekte gespendet werden. Die somit zusammengetragenen Mittel werden für die Pflege elternloser Bärenjungen eingesetzt werden. Die Organisation will darüber hinaus die bereits gestarteten Aktionen zur Vorbeugung der Konflikte zwischen Menschen und Tieren fortsetzen. Au‎ßerdem soll ein innovatives System zur Zählung der Bärenbevölkerung und zur Überwachung der genannten Tierart entwickelt werden.



    Auch die Farben des Donaudeltas sind vom Aussterben bedroht. Etwa 80% der Feuchtgebiete entlang der Donau sind zerstört. Mittels dieser Kampagne wollen die Naturschützer die Menschen im Hinblick auf die Zerstörung der Lebensräume der Tiere sensibilisieren. Denn auch die Sü‎ßwasserarten seien gefährdet. Dieser Zerstörung soll endlich Einhalt geboten werden. Darüber hinaus sollen die geschädigten Ökosysteme wieder aufgebaut werden, um somit die Verwüstung der Region vorzubeugen und die lokalen Fischergemeinschaften zu unterstützen.



    Im Donaubecken leben die letzten wilden Störpopulationen in Europa. Fünf von insgesamt sechs Donaustörarten befinden sich auf der Liste der Fischarten, die vom Aussterben stark bedroht sind. Der illegale Fischfang und die Vernichtung ihrer Reproduktionshabitate führten zu diesem Zustand. Auch die Biermarke Zăganu schloss sich der Umweltkampagne Vom Aussterben bedrohte Naturfarben“ an. Demzufolge brachten sie das Bier Sturionul“ (dt. Stör“) auf den Markt — das Flaschenetikett ist in den für diese Fischart typischen Farben gehalten. 2% des durch den Verkauf des Biers erwirtschafteten Umsatzes sollen zielgerichtet zur Rettung des Störs ausgegeben werden. Mehr Einzelheiten dazu lieferte Laurenţiu Bănescu, Mitbegründer von Zăganu, dem ersten Craft-Bier in Rumänien:



    Wir wollen unseren Beitrag zum Naturschutz und zur Rettung gefährdeter Tierarten leisten. Zumal auch der Name des von uns hergestellten Biers — Zăganu — vom Lämmergeier — einer ausgestorbenen Tierart — stammt. Vor 80 Jahren wurde nämlich der letzte Lämmergeier gejagt. Unser Bier trägt den Namen dieses Geiers und wir wünschen uns, dass der Stör nicht das gleiche Schicksal erleidet. Daher vereinbarten wir mit den Vertretern von WWF, dieses neue Bier in limitierter Produktion herzustellen. Das Bier fördert die Farbe des Störs, also blau. Wir hoffen, durch den Verkauf dieses Biers zum Schutz dieser Fischart beizutragen.“




    Auch die Farben der Wälder verschwinden. Die Fachleute von WWF Rumänien wollen auch die auf mehr als 300.000 Hektar geschätzten Urwälder in Schutz nehmen. Demnach wollen sie das nationale System der Rückverfolgbarkeit von Holz überwachen und das illegale Abholzen verhindern.



    Der Wisent, das grö‎ßte Landsäugetier in Europa, verschwand aus unserem Land vor 200 Jahren. Die Tierart ist europaweit vom Aussterben bedroht. In Rumänien gibt es Bemühungen zur erneuten Auswilderung der Tierart.

  • Wildstöre: WWF setzt sich für Schutzmaßnahmen im Donaubecken ein

    Wildstöre: WWF setzt sich für Schutzmaßnahmen im Donaubecken ein

    Staudämme oder Wasserkraftwerke haben die Habitate dieser Fische fragmentiert; Fischerei, Verschmutzung und die Zerstörung von Lebensräumen führten zudem zu Ungleichgewichten im marinen Ökosystem. Von den sechs Störarten gibt es heute nur noch vier — und sie stehen alle auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der Internationalen Union zum Schutz der Natur (IUCN). Die Störfischerei wurde 2006 in Rumänien erstmals für einen Zeitraum von 10 Jahren verboten, und 2016 wurde das umfassende Störverbot um weitere fünf Jahre verlängert.



    Um zur Erhaltung der Störbestände beizutragen, hat die Organisation WWF Rumänien verschiedene Projekte im Zusammenhang mit dem Problem der Überfischung durchgeführt, der grö‎ßten direkten Bedrohung für das Überleben der letzten lebensfähigen wilden Störpopulationen in der Donau. Experten dieser Organisation behaupten jedoch, dass noch mehr Engagement erforderlich ist. Es bedarf einer europäischen Zusammenarbeit, der Schaffung von Systemen zur Unterstützung der Fischer, um Einkommen aus alternativen Quellen zu erzielen und sich an der Erhaltung, dem Schutz der Lebensräume und der Erhaltung wesentlicher Migrationsrouten zu beteiligen. Derzeit ist in Rumänien die kommerzielle Fischerei auf Störe, aber auch der Verkauf von Fleisch und Kaviar aus den Wildstören der Donau verboten, sagt Cristina Munteanu, nationale Leiterin des Projekts bei WWF-Rumänien:



    Störe sind immer noch relativ stark betroffen. Wir haben keine genaue Anzahl von Individuen bei den Arten, die in der Donau oder im Schwarzen Meer verblieben sind, da die Überwachungsmethoden recht teuer und zeitaufwendig sind. Soweit wir jedoch aus einer Teilüberwachung wissen, können wir nicht über Populationen sprechen, die beispielsweise die kommerzielle Fischerei aushalten könnten. Das Verbot gilt bis April 2021, und dann wird voraussichtlich im Vorjahr eine Entscheidung getroffen, die auf den neuesten uns vorliegenden wissenschaftlichen Daten beruht.“




    Der WWF Rumänien arbeitet mit der World Conservation Society of Sturgeons zusammen, einem globalen Netzwerk von Forschern, sowie mit einem gesamteuropäischen Aktionsplan für diese Fische. Der Plan wurde Ende letzten Jahres von der Berner Naturschutzkonvention verabschiedet und soll als Rahmen für alle Staaten in der Störregion unseres Kontinents dienen. Im vergangenen Jahr haben 10 europäische Länder (Deutschland, Österreich, Slowakei, Slowenien, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien und die Ukraine) ein dreijähriges Projekt zur Erhaltung gefährdeter Wanderfische im Donaubecken gestartet, führt Cristina Munteanu von WWF Rumänien weiter aus:



    Das Projekt wird von der Europäischen Union über das Transnationale Donauprogramm finanziert und wurde im Juni letzten Jahres begonnen. Ziel ist es, gemeinsame Methoden für die Einrichtung von Störhabitaten zu ermitteln, demonstrative Wiederbesiedlungen durchzuführen und eine Methodik für Aquakulturanlagen zu entwickeln, mit denen Störe wieder in der Donau oder dem Schwarzen Meer angesiedelt werden können. Schlie‎ßlich werden wir auf der Grundlage der aktuellen Politikanalyse einige Empfehlungen haben, wie der Schutz dieser Arten in verschiedenen Plänen umgesetzt wird, wie z.B. Schifffahrtsplänen, Kies- und Sandgewinnungsplänen in der Donau. Es gibt 10 Länder in diesem Projekt, und wir sind in Arbeitspaketen zusammengefasst. Je nach Erfahrung ist jeder Partner an einem oder zwei Arbeitspaketen beteiligt. Ein Arbeitspaket dient der Habitatsidentifikation, das andere der Erhaltung von Aquakulturanlagen, die die Wiederbevölkerung von Störarten gewährleisten, ein weiteres Paket hat mit der Politik zu tun und ein weiteres mit einer Datenbank aller Daten und Informationen. Das Projekt befindet sich in einem frühen Stadium, aber es wurden schon einige Dinge getan. So gibt es beispielsweise den Entwurf eines Handbuchs für Habitate, um sie zu ermitteln, wir haben mit der Politikanalyse begonnen und sind dabei, den Bericht über diese Politiken zu erstellen. Im Rahmen dieses Projekts gab es am 18. April in Isaccea, Kreis Tulcea, eine Aktion zur Wiederherstellung der Störpopulation in der Donau. Das Event war eher demonstrativ, nicht unbedingt zur Ersetzung der Bestände, die wir nicht mehr haben. Etwa 1500 Jungfische wurden freigesetzt und markiert und werden überwacht, um ihr Verhalten von der Donau bis zum Schwarzen Meer aber auch später im Schwarzen Meer zu beobachten.“




    Störe sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, in Rumänien gibt es deshalb auch regulierte Fischfarmen — der Kaviar gezüchteter Störe kostet zwischen 130 und 215 € pro Hundert Gramm.

  • Lerchenjagd: Vorwand für illegale Jagd auf Singvögel?

    Lerchenjagd: Vorwand für illegale Jagd auf Singvögel?

    Vor kurzem hat das Ministerium für Gewässer und Wälder für die Jagdsaison in diesem Jahr das Abschie‎ßen von etwa 440.000 Lerchen genehmigt. Umweltschützer stemmen sich gegen diese Entscheidung und fordern die Behörden auf, die Lerche in die Liste der gesetzlich geschützten Tiere aufzunehmen. Innerhalb weniger Tage wurde die Petition von über 10.000 Rumänen unterzeichnet. Der Vertreter der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft, Ovidiu Bufnilă, dazu:



    Wir müssen sagen, dass das Schie‎ßen auf Lerchen in Rumänien, obwohl es legal ist, eine Wilderei und ein Geschäft darstellt. Bis 1996 hat man in Rumänien nie Feldlerchen gejagt. Dann gab es eine sehr starke Lobby von denen, die diese Art jagen wollten, und ich beziehe mich hier besonders auf ausländische Jäger. Es gab natürlich rumänische Vermittler und es gibt immer noch Unternehmen, die Ausländer zur Jagd nach Rumänien bringen, aber was im Moment mit der Lerche passiert, ist keine Jagd. Das Schie‎ßen auf Lerchen in Rumänien ist ein Geschäft und es ist Wilderei. Es ist ein Geschäft, weil die Lerchen Zugvögel sind, die nicht uns gehören. Sie kommen aus allen europäischen Ländern und ziehen weiter nach Afrika. Aber in Rumänien werden viele von ihnen gejagt. Das Schie‎ßen auf Lerchen stellt Wilderei dar, weil man die Lerche im Flug nicht unterscheiden kann, so dass andere gesetzlich geschützte Vögel auch erschossen werden. Die Lerchenjagd ist eine Art Täuschungsmanöver. Unter dem Vorwand, Lerchen jagen zu wollen, machen ausländische Jäger in Rumänien Jagd auf alle Singvogelarten. Es ist keine Überraschung, dass wir jahrelang Nachrichten über Vogeltransporte bekommen haben. Und nicht nur Lerchen wurden getötet, sondern auch viele andere Singvögel. Aus unserer Sicht bleibt das Jagen von Lerchen in Rumänien Wilderei, es bleibt ein Geschäft.“




    Laut Ornithologen gibt es in Rumänien nicht mehr als 850.000 Feldlerchenpaare. Die vom Minister für Gewässer und Wälder jährlich festgelegten Jagdquoten sind in den letzten Jahren leicht zurückgegangen, nachdem zahlreiche Kampagnen gestartet wurden, für die Zehntausende Unterschriften gesammelt wurden. Laut Gesetz darf ein Jäger täglich 50 Lerchen töten. Aber niemand kontrolliert, was und wie viel er jagt. Der Lerchengesang wird immer seltener gehört, warnen Naturschutz-Aktivisten. In Italien gilt die Lerche als eine sehr leckere Delikatesse.

  • Tag der Vögel im Bukarester Naturpark Văcăreşti

    Tag der Vögel im Bukarester Naturpark Văcăreşti

    Der Naturpark Văcăreşti in Bukarest hat am 7. April den Tag der Vögel gefeiert. Die Bukarester wurden eingeladen, einen Tag in der Natur zu genie‎ßen und an der grö‎ßten Vogelbeobachtung in Rumänien teilzunehmen. Es gab Führungen durch den Park, Workshops zum Nestbauen, Spiele für Kinder, und es wurden interessante Informationen über verschiedene Vogelarten vermittelt. Diejenigen, die sich für Fotos interessieren, haben Informationen über bestimmte Vogelarten erhalten, über deren Verhalten und wie man diese Vögel am besten fotografieren kann. In Rumänien gibt es etwa 100 sesshafte Vogelarten und 150 Zugvogelarten, Vögel, die im Winter bei uns bleiben und Vögel die über Rumänien zu anderen Regionen fliegen. Mehr dazu von Ovidiu Bufnilă, Kommunikationsbeauftragter der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft (SOR):



    Meiner Meinung nach hatten bei der diesjährigen Veranstaltung im Naturpark Văcăreşti in puncto Vögel viel zu zeigen, einschlie‎ßlich der Störche, die den Naturpark Văcăreşti vom Süden in Richtung Norden überflogen haben. Die Störche befinden sich noch in der Migrationszeit, sie kommen immer noch zu den Nestern in Rumänien zurück, aber auch in den Ländern nördlich unseres Landes. Am Tag der Vögel konnte man viele Vogelarten beobachten: Weihen, Habichte, Sperber, Adler, die über den Park geflogen sind. Am besten konnte man sie mit den Fernröhren beobachten, die wir an verschiedenen Stellen angebracht hatten, um die Vögel nicht zu stören. Es war ein sehr erfolgreiches Event. Wir hatten mehrere Informationsstände für Kinderstände, mit einzigartigen Informationen über Vogelarten, ob Kuckuck, Kormoran oder Krähe. Jeder kann diesen Park betreten, es gibt keine Eintrittsgebühr, es ist ein öffentlicher Ort, an dem man verschieden Vogelarten beobachten kann. Es ist immer gut, ein Fernglas dabei zu haben. Unsere Gäste haben die Möglichkeit, die Vögel aus nächster Nähe zu sehen. Von den ornithologischen Hochsitzen im Naturpark Văcăreşti kann man die Nester der Vögel während dieser Zeit sehen. Und man kann den Chor der vielen Singvögel hören, beginnend mit dem Laubsänger und der Amsel bis zum Rohrschwirl. Wenn Sie ein Summen hören, das wahrscheinlich einer Grille ähnelt, handelt es sich tatsächlich um einen Rohrschwirl, einen kleinen braunen Vogel, der sich gut im Schilf tarnt. Der Rohrschwirl ist schwieriger zu sehen, weil er sehr klein ist, aber sein lautes Singen oder Summen ist sehr gut zu hören.“




    Der Naturpark Văcăreşti in Bukarest ist ein Ökosystem bestehend aus Sümpfen, Wasserteichen, Rohr- und Schilfflächen, Büschen und Pappeln, das sich über 190 Hektar erstreckt. 2016 wurde der Park Văcăreşti zum Naturschutzgebiet erklärt; seitdem ist dieser ein Ort der Entspannung, aber auch das beste Ziel für Vogelbeobachtung in der rumänischen Hauptstadt. In diesem Naturschutzgebiet gibt es mehr als 140 Vogelarten: Wald-, Wasser-, Feld-, Greif- und Nachtvögel.

  • Kormorane: Fischzüchter und Vogelschützer im Clinch

    Kormorane: Fischzüchter und Vogelschützer im Clinch

    Nach Angaben der rumänischen Fischzüchter entstehen ihnen durch Kormorane immense Schäden. Fischfarmen verlieren jährlich tausende Tonnen Fisch wegen artgeschützter Tiere wie Kormorane, Pelikane oder Otter. Experten zufolge verzehrt ein Kormoran täglich rund 600 Gramm Fisch, also rund 150 kg Fisch im Jahr.



    Vogelschützer gehen allerdings sofort dagegen in Stellung — solange Fische im Ökosystem der Vögel gezüchtet werden, also in Seen, wird es Probleme geben, sagt Ovidiu Bufnilă, Sprecher der Ornithologischen Gesellschaft:



    Kormorane sind nun einmal fischfressende Vögel, es gab sie schon immer hier. Vor 1950 waren es noch viel, viel mehr, weil die Fischzucht damals auch anders aussah. Die Feuchtgebiete wurden im Kommunismus trockengelegt, um Ackerland zu schaffen und dadurch wurden die stillen Gewässer auf engstem Raum eingepfercht. Natürliche, halbnatürliche und künstliche Seen auf kleinster Fläche sind der Lebensraum für den gesamten Sü‎ßwasserfischbestand. Natürlich zogen dann alle fischfressenden Vögel dorthin um, weil sie nur dort genug Nahrung fanden.“




    Nach Ansicht der Vogelschützer schlägt heute das Pendel wieder zurück — die im Kommunismus stark zurückgegangenen Vogelbevölkerungen nehmen jetzt wieder zu. Das sei völlig normal, denn die Fischzüchter haben einfach für mehr Nahrung gesorgt, was zu einer stärkeren Vermehrung geführt hat. Wenn Fisch in kleineren Farmen gezüchtet werden, kommen auch weniger Vögel. Auf riesigen Wasserflächen ist es unmöglich, sich vor den Kormoranen zu schützen.



    Für die Fischzüchter ist die Situation zu einem Problem geworden. Kormorane sind durch eine EU-Richtlinie geschützt, und die Farmer sind machtlos. Jetzt verlangen sie Entschädigungen. Auf jeden Fall aber wäre ein extremer Ansatz keine echte Lösung, glaubt der Ornithologe Ovidiu Bufnilă:



    Wir können keine Lösung unterstützen, bei der hunderte und tausende Exemplare einfach so getötet werden. Sie wurden nicht nur in Rumänien gejagt. Viele Länder haben es versucht, und wissenschaftliche Studien zeigen, was passiert: Sie ziehen einfach ab, nesten anderswo, kommen aber immer wieder zurück, um Fisch zu fressen. Au‎ßerdem erholt sich der Kormoranbestand sehr, sehr schnell wieder.“



    Jetzt will das Landwirtschaftsministerium handeln. Minister Petre Daea hat versprochen, einen Plan zum Umgang mit der Kormoranbevölkerung vorzulegen.

  • Artenschutz: Überbevölkerung ist auch keine Lösung

    Artenschutz: Überbevölkerung ist auch keine Lösung

    Eine Säugetierspezies von vier und eine Vogelspezies von acht sind vom Aussterben bedroht. Darauf lenkte vor vier Jahren der Bericht einiger Spezialisten die Aufmerksamkeit, laut denen die pflanzlichen und tierischen Spezies heute tausendmal schneller erlöschen als vor der Entstehung des Menschen auf Erden. Die Ursache dafür ist die schädigende Tätigkeit des Menschen. Die Situation ist umso ernster, je mehr sich dieses Phänomen beschleunigt. Dieses sei so intensiv, dass Experten über das sechste massive Aussterben“ sprechen, das dem Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren folge. Zahlreiche Säugetierspezies werden in den kommenden fünf Jahrzehnten aussterben, hei‎ßt es in einer Studie, die von dänischen und schwedischen Wissenschaftlern durchgeführt und neulich in der Fachpublikation Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurde. Die nordischen Wissenschaftler haben bewiesen, dass das sechste Massenaussterben derzeit stattfindet und dass dieses nicht von Naturkatastrophen, sondern vom Menschen verursacht wird. Die Ausrottungen erfolgen in einem so schnellen Rhythmus, dass der Evolutionsvorgang mit diesem Phänomen nicht schritthält, behaupten Forscher.



    Was kann man tun? Gemä‎ß dem optimistischsten Szenario werden die Menschen aufhören, die Tierhabitate zu zerstören und zur Ausrottung der Spezies beizutragen. Aber auch in dem Fall, dass dieses optimistische Szenario wahr wird, würden die Säugetiere drei bis fünf Millionen Jahre benötigen, um sich genug zu vervielfältigen, damit der Evolutionsbaum seine Äste regeneriert, die er laut Schätzungen in den kommenden 50 Jahren verlieren wird. Rumänien zählt zu den Ländern, die dank seiner geografischen Lage und seines Reliefs sich einer reichen Tierwelt erfreut. Der Versuch, diese Speziesvielfalt zu erhalten, hat zur Verabschiedung von Gesetzen geführt, wodurch mehrere Tierarten wie der Bär, der Hirsch oder der Karpatenluchs, die Gämse, das Auerhuhn, der Fuchs, der Echte Marder, der Biber, das Wildschwein und der Wisent geschützt werden.



    Ein übertriebener Artenschutz kann allerdings zur exzessiven Vermehrung führen, die schwer zu bewältigende Situationen hervorrufen kann. Das trifft in Rumänien auch im Falle der Bären zu. Laut offiziellen Angaben gibt es hier rund 6800 Exemplare. Wenn man andere Statistiken in Betracht zieht, belaufe sich die wahre Zahl auf rund 8000 Exemplare, also deutlich über die offizielle Zahl von 6000, für die sich Rumänien vor der Europäischen Kommission verpflichtet hat, diese in den Forstämtern zu pflegen. Universitätsprofessor Mircea Duţu, Präsident der Ökologischen Universität Bukarest, erläutert:



    Immer muss es in der Natur ein Gleichgewicht geben. Wenn dieses Gleichgewicht auseinanderfällt, befinden wir uns in keinem natürlichen Zustand mehr. Wir befinden uns in einem beschädigten Zustand, der für die beiden Partner, in diesem Fall der Mensch und die Biovielfalt, nicht mehr günstig ist. Was diese allgemeine Frage anbelangt, würde ich da anfangen, dass der Bär und sogar der Wolf bei uns in erster Linie ein natürliches und kulturelles Symbol darstellen. Dieses ist die Quelle der lokalen Konflikte und der Medienkampagnen zur Steigerung des Bewusstseins über die Notwendigkeit der Rettung seines natürlichen Habitats. Folglich ist das ein europäisches und internationales Problem aus Sicht der Seltenheit und der Bedrohung des Aussterbens einiger Spezies, einschlie‎ßlich des Bären, und aus dieser Sicht leitet sich die Notwendigkeit seines Schutzes durch den Menschen ab. Folglich haben eine schlechte ökologische Wahrnehmung und die Haltung, die wir in dieser Hinsicht entwickeln müssen, in Rumänien zu einem umgekehrten Problem geführt — die Überbevölkerung mit einer bestimmten Spezies bewirkt die Störung des ökologischen Gleichgewichts. Somit erhalten die anderen Elemente, die in Betracht gezogen müssen, auch einen unterschiedlichen Anteil. Diese sind wirtschaftliche Aspekte, der Schutz der Menschen und die Beseitigung einer Gefahr.“




    Der Bär ist eine Spezies von gemeinschaftlichem Interesse. Um zu überleben, brauchen diese Tiere günstige Artenerhaltungsbedingungen. Allerdings befinden wir uns in Rumänien in einer offenbar absurden Situation, fügt Professor Duţu hinzu. Dies nicht unbedingt infolge eines übertriebenen Artenschutzes, sondern wegen einer Reihe von Faktoren. Somit wurde man in die Situation versetzt, in der diese Spezies sich über ihre natürliche Kapazität hinaus entwickelt hat, die ein derma‎ßen wichtiges Gleichgewicht sichern kann. Universitätsprofessor Mircea Duţu erneut am Mikrophon:



    Wir befinden uns in einer Krise. Seit 2016 hat man nicht mehr die jährlich festgelegte Anzahl von Tieren gejagt, die ein Gleichgewicht innerhalb der Spezies gewährleisten könnte. Wenn sich die Lage weiterhin so entwickelt, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese au‎ßer Kontrolle gerät. Folglich benötigt man eine Studie, die den aktuellen Zustand schildern soll, sowie die Ursachen, die zu einem solchen Zustand geführt haben und die Konsequenzen dieses Zustands. Darüber hinaus muss man einen kurz-, mittel- und langfristigen Plan zur Verwaltung dieses Problems erarbeiten, sodass man dieses innerhalb kurzer Zeit löst. Es ist absurd — ganz Europas ist besorgt, dass es keine Bären hat, und Rumänien hat zu viele Bären. Diese werden zu einer Bedrohung für das ökologische Gleichgewicht, für die Wirtschaft und gleichzeitig sogar für die Bevölkerung.“




    In den letzten Jahren machten in einigen Gebieten Rumäniens die Bären ihre Anwesenheit täglich auf den Höfen der Dorfbewohner bemerkbar. Sie verursachten beträchtliche Schäden und verletzten sogar Menschen. Ihre Zahl steigt besorgniserregend und genauso nimmt die Angst der Einwohner vor au‎ßer Kontrolle geratene Tierbestände zu. Die Menschen in den betroffenen Gebieten fordern die Verlagerung der Bären und weitere Ma‎ßnahmen zur Wiederherstellung des Gleichgewichts.

  • Braunbären in den Karpaten: Gratwanderung zwischen Artenschutz und Gefahrenabwendung

    Braunbären in den Karpaten: Gratwanderung zwischen Artenschutz und Gefahrenabwendung

    In vielen europäischen Ländern ist der Braunbär aus den von Menschen zerstörten Habitaten verschwunden. Dafür gibt es in den rumänischen Wäldern immer noch widerstandsfähige Braunbär-Bevölkerungen, die aber schwer kontrollierbar sind. Seit einigen Jahren wird über Fälle von Bären berichtet, die aus den Wäldern ins Stadtgebiet hinunterwandern und schwere Schäden hinterlassen. Viele Menschen wurden verletzt und Dutzende Haus- und Hoftiere getötet. Auch im landwirtschaftlichen Anbaugebiet, in Schafshütten oder Bienenstöcken hinterlie‎ßen die Bären erheblichen Schaden.



    Die Lokalbehörden in den Gebirgs-Landkreisen scheinen überwältigt und fordern Hilfe vom Umweltministerium. Wir fragten Cristian Papp, den Regionalleiter für Naturschutzgebiete von WWF Romania, wie es dazu kommen konnte.



    Mehrere Faktoren haben zu der Entwicklung beigetragen, einschlie‎ßlich die Fragmentierung und Einschränkung der Lebensräume der Braunbären. Wir beobachten seit Jahren massive Baumfällungen in den Wäldern, und das in allen Gebirgsregionen des Landes. Dann geht es um die verminderten natürlichen Nahrungsquellen, das hei‎ßt, es gibt immer weniger Arten, die als Beute für Bären und andere gro‎ße Fleischfresser in Frage kommen. Auch die Waldbeeren werden immer weniger, vor allem im Herbst wandern die Sammler 1-2 Monate lang durch den Wald und sammeln Beeren. Indes steigen die Bären in die Ortschaften hinab, weil sie von den schlecht gelagerten Abfällen und dem Obst in den Gärten angelockt werden. Jedoch kann ihr verändertes Verhalten auch auf das derzeitige Management der Jagdgebiete zurückgeführt werden. Es gibt Jäger, die die Bären rund um die Uhr ernähren, um sie möglichst auf ihrem Jagdgebiet zurückzubehalten.“




    In diesem Sommer haben 12 der 18 Jagdverbände im Kreis Harghita Anträge für die Jagd von 73 Bären und 12 Wölfen gestellt. Dennoch wurde lediglich Genehmigungen für sechs Bärenexemplare erteilt, auch wenn seit Beginn des Jahres allein in diesem Landkreis über 340 Zwischenfälle mit von Wildtieren verursachten Sachschäden gemeldet wurden. Dabei waren 80% der Fälle von Bären verursacht worden. Im Herbst hat das Umweltministerium per Verordnung den Fang von höchstens 140 gefährlichen Exemplaren landesweit gestattet. Die Vertreter der Jagdverbände sagen jedoch, man müsse mehr tun. Zum Bespiel wird für den Landkreis Covasna davon ausgegangen, dass ein Bestand von circa 700 Bären optimal wäre. Doch ihre reelle Anzahl ist fast doppelt so hoch.



    Während die Lokalbehörden Jagdgenehmigungen im Eilverfahren bekommen wollen, sagen Tierschützer, dass es auch nichttödliche Methoden gibt, die für den Artenschutz förderlich sind. Das Erlegen der Bären als Konfliktprävention im Ausnahmefall sei nicht hinzunehmen, die Jäger wollten dahinter nur ihre Jagd nach Trophäen verbergen, wie Umweltschützer Gabriel Păun sagt:



    Die Trophäenjagd ist die Hauptursache für die aktuelle Hysterie, die aus unserer Sicht künstlich erzeugt wurde. Wenn wir uns die Geschichte Rumäniens anschauen, bis in den 80ern und 90ern, da gab es ein gut funktionierendes Zusammenleben von Menschen und wilden Tieren. Sobald die Industrie der Trophäensammlung sich weiter entwickelt und in Rumänien bewährt hat, begann es zum Problem zu werden und alles artete in eine Hysterie aus. Die Industrie kam mit eigenen Dienstleistungen, eigentlich waren es Hochsitze für das Erschie‎ßen der Bären in der unmittelbaren Nachbarschaft der lokalen Gemeinschaften. Die meisten davon sind in den Landkreisen Covasna und Harghita wo auch die grö‎ßten Braunbär-Bevölkerungen vermutet werden. Und dort gibt es auch die grö‎ßten Probleme, weil die Bären aus dem Wald geholt und an den Waldrand gebracht wurden. Und wenn ihnen die Nahrung an den Hochsitzen entzogen wird, kommt es zu den Problemen, die wir heute haben.“




    Umweltaktivisten sind der Ansicht, dass Braunbären gro‎ße Lebensräume brauchen, in denen sie sich frei bewegen können, ohne Menschen über den Weg zu laufen. Das könnte durch Übergangskorridore erreicht werden. WWF Romania führt bereits eine Reihe von Projekten und Kampagnen für den Schutz der natürlichen Habitate und der Braunbären in den Karpaten durch, berichtet Cristian Papp, der Regionalleiter für Naturschutzgebiete:



    Wir hatten im Zeitraum 2012-2014 ein Projekt in der Maramuresch, das hie‎ß »Offene Grenzen für die Bären aus den rumänischen und ukrainischen Karpaten«. Da ging es um Lösungen zum Erhalt der Biodiversität, vor allem der gro‎ßen Fleischfresser, durch den Erhalt der ökologischen Kontinuität in den Karpaten und der Reduzierung des Fragmentierungsrisikos in den Habitaten. Wir haben einschlie‎ßlich den Bedarf des ökologischen Wiederaufbaus für diese Korridore ermittelt und dabei gleichzeitig auf die Nachhaltigkeit der natürlichen Ressourcen geachtet. All unsere Konservierungsma‎ßnahmen sind eng mit dieser nachhaltigen Entwicklungskomponente in den Gemeinschaften verbunden. Sicherlich gab es auch viele andere Projekte, einschlie‎ßlich in den südwestlichen Karpaten. Dort wollten wir die kritischen Zonen für die Bärenhabitate identifizieren — die Wildgebiete praktisch. Zurzeit haben wir das »Transgreen«-Projekt am Laufen, ein internationales Projekt, das Lösungen für den Aufbau von umweltfreundlicher Transport-Infrastruktur bietet. Wir bieten gemeinsam mit den Behörden konkrete Lösungen an, die sowohl den entwicklungstechnischen Teil decken, als auch den Erhalt der ökologischen Konnektivität sichern. Also, es geht dabei um eine grüne Infrastruktur, die sowohl für den Menschen als auch für die Tiere von wesentlicher Bedeutung ist. Gleichzeitig haben wir auch ein anderes Projekt am Laufen, das den »EU Large Carnivores« dient und auch so hei‎ßt. Es ist ein Life-Projekt, mit dem wir die Konflikte zwischen den Fleischfressern und Menschen reduzieren wollen. Weil die Konnektivität in bestimmten Gebieten fehlt, entstehen diese Konflikte. Weil es keine ökologischen Korridore gibt, die ihnen den Übergang aus einem Gebiet in das nächste ermöglichen, können Bären ins Stadtgebiet gelangen, wo es dann leider zu Zwischenfällen kommen kann. Das muss vermieden werden.“




    Die Umweltorganisationen schlagen unter anderem den Bau von Elektrozäunen vor sowie die Einrichtung eines Notdienstes für Wildtiere und ein besseres Abfallmanagement in den Ortschaften am Fu‎ße der Berge. Es wurden auch Stimmen laut, die die Rückversetzung der Bären in das Auffanggebiet forderten.



    Unterdessen arbeitet das Umweltministerium an einem Managementplan für die Braunbär-Bevölkerung. Dieses soll spätestens im Januar zur Debatte stehen. Au‎ßerdem erwägen die Verantwortlichen eine Bestandsaufnahme der gesamten Bärenbevölkerung in den Karpaten.

  • Artenzählung: Pelikane finden Zuflucht in Osteuropa

    Artenzählung: Pelikane finden Zuflucht in Osteuropa

    Anfang Mai hat sich die Ornithologische Gesellschaft Rumäniens an einem internationalen Projekt zur Zählung der Pelikane in Südosteuropa beteiligt. Es ist zum zweiten Mal, dass eine Zählung der Pelikane auf dem Balkan und in Rumänien gleichzeitig stattfindet. Die Pelikane sind Zugvögel — sie ziehen nach Rumänien um den Frühlingsanfang herum und wandern zurück in Richtung tropisches Afrika zu Herbstbeginn. Das Projekt wurde in der Brutzeit der Wasservögel durchgeführt, um eine genaue Zählung der in diesem Teil Europas lebenden Pelikane zu ermöglichen. Beobachtet wurden etwa 118 Brutzonen der Pelikane. Der Pressesprecher der Ornithologischen Gesellschaft, Ovidiu Bufnilă, bringt weitere Details:



    In Rumänien nisten zwei Pelikanarten: der Krauskopfpelikan (Pelecanus crispus) und der gewöhnliche Pelikan (Pelecanus onocrotalus). Das sind die grö‎ßten flugfähigen Wasservögel, die in Rumänien leben, und gelten als gefiedertes Wahrzeichen des Donaudeltas. Die Biologen von der Ornithologischen Gesellschaft Rumäniens beobachteten das Donaubecken und die angrenzenden Seen, den Razelm-Sinoe-See und einen Teil des Donaudeltas. Ein weiterer Teil des Donaudeltas und des lagunenartigen Areals wurde vom Personal der Verwaltung des Biosphäre-Reservats Donaudelta beobachtet. Und wir haben gute Nachrichten, vor allem über die gewöhnlichen Pelikane. In Rumänien befindet sich die grö‎ßte Kolonie der gewöhnlichen Pelikane, und die Zahl der Vögel hat sich erhöht: 2016 zählten unsere Biologen 18.633 Individuen, und 2017 wurden in der Kolonie 28.799 gewöhnliche Pelikane gesichtet. Der gro‎ße Unterschied zwischen den zwei Jahren kann dadurch erklärt werden, dass Anfang Mai die Pelikane ihre Migration noch nicht abgeschlossen hatten, sie waren noch nicht zu ihren Brutorten in der Ukraine geflogen. Das Resultat zeigt aber, dass in Rumänien, in der ältesten Kolonie, die von Ornithologen bestätigt wurde, die gewöhnlichen Pelikane eine Rekordzahl erreicht haben.“




    Die Anzahl der Krauskopfpelikane ist in Rumänien relativ stabil geblieben. Gelegentlich gibt es auch mehr Paare, die im Donaudelta nisten. Ovidiu Bufnilă dazu:



    Vor zwei Jahren starben leider 121 Krauskopfpelikane an Vogelgrippe in den Kolonien Ceaplace und Lejai, im Biosphärenreservat Donaudelta. Dieses Jahr zählten die Biologen von der Ornithologischen Gesellschaft Rumäniens und der Verwaltung des Biosphäre-Reservats Donaudelta 563 Krauskopfpelikane, im Vergleich zu 534 im letzten Jahr. Die gute Nachricht ist, dass im Jahr 2017 eine neue Kolonie mit mehreren Dutzend Krauskopfpelikanen-Paaren im nördlichen Teil des Donaudeltas gesichtet wurde, auf einem See im inneren Teil des Schutzgebietes Roşca Buhaiova.“




    Die Pelikane stehen in ganz Europa unter dem strikten Artenschutz der Berner Konvention. In West- und Mitteleuropa hat sich aber die Zahl der Pelikane drastisch verringert; einen letzten Zufluchtsort fanden sie in Osteuropa, vor allem im Donaudelta.

  • Vogelkundler setzten sich für Naturschutz ein

    Vogelkundler setzten sich für Naturschutz ein

    Die Ma‎ßnahmen des Projektes umfassen eine Auswertung der Fauna (Vögel, Säugetiere, Insekten, Fische, Reptilien und Amphibien), die Bestandsaufnahme der Lebensräume sowie Ma‎ßnahmen für den Artenschutz. Eine Zusammenfassung des Projekts hat Ovidiu Bufnilă, Öffentlichkeitsarbeiter bei der Ornithologie-Gesellschaft.



    Es geht um ein Projekt, das in Verwaltungsbezirke aufgeteilt ist. Zurzeit verfügt die Rumänische Ornithologie-Gesellschaft über stolze 17 Bezirke landesweit, das entspricht ungefähr 2,2% der gesamten Naturschutzgebiete in Rumänien und 0,5% der gesamten Landesoberfläche. Es sind Gebiete, für die es momentan keinen Management-Plan gibt. Im Rahmen dieses Projektes werden wir mit Biologen und allerlei Experten vor Ort alles erfassen und einstudieren, was wir vorfinden — die Fauna, die Flora usw. Danach werden wir ein Regelwerk erstellen, das in dem Naturschutzgebiet zur Geltung kommen soll. Die Regeln wollen wir mit allen Interessenvertretern besprechen: den Fischzüchtern, Jägern und Landwirten. Denn schlie‎ßlich geht es um Natura-2000-Gebiete, in denen menschliche Tätigkeit erlaubt ist und im Einklang mit der Natur stehen sollte. Das Regelwerk wird zum Beispiel vorsehen, dass man keine Abfälle in den See oder die Flussbetten werfen sollte. Es geht um Erhaltungsma‎ßnahmen, die mit dem Start dieses dreijährigen Projektes getroffen werden. Es ist eines der ehrgeizigsten Projekte, die wir derzeit umsetzen.“




    Durch dieses Projekt könnten gefährdete Vogelarten des Landes gute Chancen auf einen Fortbestand haben. Darunter etwa der Krauskopfpelikan, der Würgfalke oder die Rothalsgans. Ovidiu Bufnilă erklärt, in welchen Naturschutzgebieten die Managementpläne wirken sollen.



    Es geht um den Berg-See Călăraşi, der vor allem dafür bekannt ist, dass hier auch Krauskopfpelikane überwintern. Zurzeit leben in Rumänien circa 500 Krauskopfpelikane, also ist dieses Gebiet extrem wichtig für diese Art. Dann geht es um die Steppe Săraiu Horea in Constanţa, die sehr wichtig ist als Einzugsgebiet für den Würg- oder Donaufalken. Es leben in Rumänien nur noch 20 Paare von dieser Vogelart, also insgesamt 40 Exemplare. Die Gebiete sind also wichtig für anfällige Vogelarten, die beschützt werden müssen. Dann haben wir noch den Techirghiol-See, der ein wunderbares Gebiet für Vögel ist. Eine der wichtigsten Haltestellen entlang der Migrationsrouten, wenn sie möchten. Jedes Frühjahr und jeden Herbst können hier seltene Vogelarten beobachtet werden. Sogar in den letzten Monaten haben wir hier einen Terekwasserläufer hier gesehen, einen Schnepfenvogel, der sehr selten nach Rumänien kommt. Und schlie‎ßlich die Seen rund um Fălticeni, ein wunderbares Feuchtgebiet.“




    Das Projekt wird durch das Operationelle Programm für Gro‎ße Infrastruktur abgewickelt und durch den Europäischen Fonds für Regionalentwicklung mitfinanziert.

  • Ökogruppe Milvus: Seit 25 Jahren für Umwelt- und Artenschutz

    Ökogruppe Milvus: Seit 25 Jahren für Umwelt- und Artenschutz

    Der Verband für Vogel- und Naturschutz Grupul Milvus“ (Milvus-Gruppe) in Klausenburg setzt sich seit 25 Jahren für die Bewahrung der Artenvielfalt und der Umwelt ein. All diese Jahre haben die Umweltaktivisten der Milvus-Gruppe zahlreiche Aktivitäten zur Erforschung der Vögel unternommen: Beringung mehrerer Vogelarten, Beobachtung der Migration der Raubvögel im Măcin-Gebirge oder am Bosporus, einer der wichtigsten Stationen der Zugvögel.



    Zu Gast haben wir den Leiter der Milvus-Gruppe, den Biologen Tamaş Papp. Während seiner 25-jährigen Tätigkeit hat der von ihm geführte Umweltverband auch zur Erklärung von schutzbedürftigen Arealen zu Naturschutzgebieten beigetragen:



    Denn die Fläche der Naturschutzgebiete Rumäniens ist im Vergleich zum Naturreichtum Rumäniens sehr klein gewesen. Diese betrug 7% und ist nach dem EU-Beitritt Rumäniens auf 23% gestiegen. Ich denke wirklich, dass auch unser Verband einen großen Beitrag geleistet hat. Das ist unser größter Erfolg in den letzten 10 Jahren. Wir haben sehr viele Naturschutzgebiete, anhand der Studien, die wir über Vögel, Säugetiere und Habitate durchgeführt haben. Insgesamt gelangten über 200 Schutzbereiche, von kleinen bis zu größeren, auf die Karte der Naturschutzgebiete mithilfe unseres Beitrags. Wir sind aber weiter gegangen und verwalten derzeit 12 Schutzgebiete. Außerdem haben wir recht viel zu den Managementplänen der Schutzgebiete beigetragen.“




    Der Gründer des Klausenburger Umweltverbandes. Tamaş Papp. glaubt, dass Umweltschutz in Rumänien noch keine Priorität ist. Mehr noch: Rumänien sei das einzige EU-Land, das keine Gelder für die Naturschutzgebiete außer dem Donaudelta-Reservat zuweist. Außerdem gibt es noch keine Nationalagentur der Naturschutzgebiete, um die natürlichen Ökosysteme und Habitate zu verwalten. Papp zählt die wichtigsten Projekte der Milvus-Gruppe in puncto Natur- und Vogelschutz auf:



    Zum Beispiel haben wir sehr viel im Bereich der Raubvögel gearbeitet und sehr viele Ergebnisse erzielt. Wir haben etliche Projekte für den Donaufalken, den Rotfußfalken, den Schelladler abgeschlossen. Einige davon wurden von der Europäischen Kommission finanziert. Das vielleicht spektakulärste Projekt bezog sich auf den Donaufalken, denn dieser war vor 10 Jahren aus der Landesfauna beinahe verschwunden. Nachdem wir das Projekt und die Konservierungsmaßnahmen umgesetzt haben, können wir sagen, dass wir diese Vogelart vor dem Aussterben gerettet haben. Genauso hat sich der Rotfußfalke in der rumänischen Westebene, der auch bedroht war, nach unseren Eingriffen und einem internationalen EU-finanzierten Projekt erholt. Die Zahl dieser Vögel steigt wieder. Wenn wir uns auf den Schelladler beziehen, eine emblematische Vogelart für Siebenbürgen, hoffen wir, dass wir auch den Rückgang dieser Art stoppen werden. Wir haben auch sehr viel für Störche getan. Für diese haben wir die Einrichtung von Haltern für ihre Neste auf den Stromleitungen initiiert. Im Jahr 2000 haben wir dieses Vorhaben ins Leben gerufen. 2014 gab es bereits 2000 solcher Halter in Rumänien. Es gibt aber immer noch viel zu tun. Nicht nur für den Storch, sondern auch für andere Vogelarten, die auf den Spannungsleitungen Stromschläge erleiden. Jährlich sterben tausende Vögel auf diese Weise.“




    Die Umweltschutzgruppe Milvus ist die einzige rumänische Organisation, die sich mit der Pflege und Wiederauswilderung der verletzten Vögel in die Natur beschäftigt. Sie haben auch eine Nulltarif-Telefonlinie eingerichtet, um die Kommunikation mit denen zu erleichtern, die verletzte Tiere finden. Tamaş Papp:



    Vor 15-20 Jahren hatten wir das nicht geplant. Wir mussten es aber tun, denn die Menschen kannten unsere Vogelschutztätigkeit. Wenn sie einen verletzten Vogel fanden, brachten sie diesen zu uns. Und weil sich niemand um diese verletzten Tiere kümmerte, haben wir dieses Zentrum eingerichtet, das heute eine erfolgreiche Tätigkeit hat. Wir arbeiten mit Vets4Wild zusammen, einem Verband der Tierärzte. Wir verfügen bereits über zwei Standorte und haben ein nationales Rettungsnetzwerk der Wildtiere auf die Beine gestellt. Wir haben versucht, in jedem Landkreis einen Tierarzt einzusetzen, denn es ist wichtig, dass man schnell handelt. Wenn man einen verletzten Vogel findet, muss man ihm die erste Hilfe in dem Landkreis gewähren, wo er gefunden wird. Jetzt haben wir ein sehr gut ausgestattetes Zentrum in einem Dorf, in Sânsimion. Hier haben wir große Volieren, um die verletzten Vögel zu rehabilitieren.“




    Wir fragten den Leiter des Klausenburger Umweltverbandes Milvus, Tamaş Papp, welche Ziele sich der Verband für das Jahr 2017 vorgenommen hat.



    Für 2017 haben wir einige laufende Programme. Eine große Errungenschaft wird für uns die Herausgabe eines Atlasses der Nestvögel in Rumänien, gemeinsam mit der Rumänischen Ornithologie-Gesellschaft sein. Wir bereiten uns bereits seit einem Jahr darauf vor. Es ist ein alter Traum von uns, so etwas zu verwirklichen. Denn in Rumänien gibt es keinen solchen Atlas mit den neuesten Informationen. Wir wollen, dass man genau die Verteilung der Arten in Rumänien kennt. Wir haben auch zwei weitere Projekte am Laufen. Eines befasst sich mit der Blauracke, der ein sehr schöner blauer Vogel ist und in Rumänien nestet. In der Westebene ist diese Bevölkerung stark zurückgegangen. Deshalb haben wir ein Projekt zur Rettung dieser Vogelart ins Leben gerufen. 2017 werden wir unsere Tätigkeiten zur Konservierung der Raubvögel, aber auch der Säugetiere fortsetzen. Wir hatten auch viele Projekte, die sich mit Säugetieren befassen, einschließlich mit großen Fleischfressern, aber auch mit weniger bekannten Arten. Ein Projekt befasst sich z.B. mit der Ziesel, und es gibt noch viele andere.“




    Die Milvus-Gruppe befasst sich auch mit der Erziehung der Kinder in den Schulen. Ihre Mitglieder werden oft eingeladen, um den Kindern über Tiere, Habitate und deren Schutz zu erzählen. Die Milvus-Gruppe hat auch das Milvus-Stipendium ins Leben gerufen. Dieses ist eine Unterstützung für Jugendliche und Studenten, die sich für den Umweltschutz einsetzen. Ziel des Stipendiums ist, den jungen Forscher bei der Durchführung individueller Bewertungs- und Forschungsprojekte zu helfen.

  • Umweltfreundliche Schulen: Artenschutz früh gelernt

    Umweltfreundliche Schulen: Artenschutz früh gelernt

    Rumäniens Ornithologen-Gesellschaft hat ein neues Naturschutzprojekt ins Leben gerufen. Zielgruppe sind diesmal Schüler und Lehrer, die im Rahmen von Schulprojekten die Biodiversität fördern wollen. Ein ähnliches Projekt war im Frühjahr unter dem Motto Umweltfreundliche Gärten“ angelaufen — dabei waren Garteneigentümer an der Rettung bestimmter Vogelarten und kleiner Säugetiere beteiligt.



    Das neue Projekt hei‎ßt dementsprechend Umweltfreundliche Schulen“ und verfolgt die Rettung der Stadtfauna. Vögel, Insekten, Reptilien und Amphibien sollen am Ende ihre Nahrungsquellen, Nestplätze und Unterschlupfmöglichkeiten leichter finden, erklärt Ovidiu Bufnilă, Öffentlichkeitsarbeiter der Ornithologen-Gesellschaft.



    Wir wollen den Kleinen helfen, die Natur rundherum zu entdecken. Es gibt in Rumänien Schulen, in denen die Natur sich wie zu Hause fühlt, dort finden wir alles, von Insekten, Reptilien über Amphibien bis hin zu Vögeln und Säugetieren. Recht häufig bekamen wir unterschiedliche Fragen über die Vogelnester in den Schulen oder über die Futterplätze. Eben deshalb stellen wir ihnen alle Informationen und unsere gesamte Erfahrung zur Verfügung, wir versuchen ein Projekt durchzuführen, das den Schülern und ihren Lehrern ein naturbewusstes Verhalten ermöglicht, sie zum Mitmachen anregt. Es ist eine unterschiedliche Zielgruppe im Vergleich zu unserem Projekt vom April, aber der Inhalt ist grö‎ßtenteils ähnlich. Das, weil ein künstlicher Nistplatz genauso eingerichtet wird, oder ein Unterschlupf für Igel im Winter, ebenso ein Steinhaufen für Eidechsen und Frösche.“




    Am Projekt teilnehmende Schulen werden eine Reihe von Aktivitäten absolvieren müssen. Am Ende des Schuljahres werden sie dann mit einer Plakette mit der Inschrift Umweltfreundliche Schule“ belohnt, die sie am Schultor oder am Zaun aufhängen dürfen. Im Projekt hätten vor allem die Schüler selbst eine Eigenverantwortung zu tragen, erklärt Ovidiu Bufnilă von der Ornithologen-Gesellschaft.



    Sie müssen die Vögel im Winter füttern und eine Liste mit den Arten führen, die den Futterplatz aufsuchen. Sie müssen ferner an unserem Programm »Spring Alive« teilnehmen, bei dem es darum geht, dass Kinder uns die Präsenz von fünf Vogelarten in ihrem Ort melden müssen. Es sind leicht erkennbare Arten, etwa der Kuckuck, der Storch oder die Schwalbe. Drittens geht es um das Aufkleben von Greifvogelsilhouetten auf den Fenstern der Schulklassen, um Vogelschlag vorzubeugen. Wandervögel laufen stets Gefahr, auf gro‎ße Glasflächen zu prallen, und wenn sie aus einer beträchtlichen Höhe dann auf den Boden fallen, sterben sie meistens. Diese Vogelsilhouetten dienen dann als Orientierungshilfe. Die vierte Aufgabe steht den Schülern zur Wahl: Sie können eine Blume pflanzen, einen Baum, einen Strauch als freundlichen Lebensraum, ein künstliches Nest oder Nistmaterial herrichten, ein Brett unter ein Schwalbennest nageln oder Vogeltränken für die Sommerzeit oder eine Unterkunft für überwinternde Igel bauen. Nicht zuletzt können sie ein Insektenhotel bauen, auf unserer Homepage gibt es eine Anleitung dazu.“




    Auf der Internetseite der Ornithologen-Gesellschaft http://sor.ro/ kann man tatsächlich sehen, woraus ein Insektenhotel besteht: Es sind Häuschen aus Holz, Schilf und Lehm, die von Bienen, Marien- oder Maikäfern bewohnt werden können. Leider ist die Webseite zurzeit nur in rumänischer Sprache. Das Programm umweltfreundliche Schulen“ erstreckt sich über das ganze laufende Schuljahr. Eine Verlängerung ist möglich. Die Teilnahme ist kostenlos, dafür ist nur eine formelle Anmeldung notwendig.

  • Der Geopark auf dem Gebirgsplateau Mehedinţi

    Der Geopark auf dem Gebirgsplateau Mehedinţi

    Ein gewaltiger Kontrast zwischen den Gebirgsplateus mit Ausblick auf die umliegenden Berge und den tiefen Tälern mit Klammabschnitten oder Kalkhöhlen. Hier treffen wir Valentin Jujea, er ist Mitglied der Bergwacht Mehedinţi und Caraş Severin sowie im Geopark. Der leidenschaftliche Bergliebhaber kennt sich in der Gegend am besten aus.



    “Über das Gebirgsplateau Mehedinţi kann man Vieles erzählen. Es ist die perfekte Kombination aus Geologie, Mensch und Klima. Daraus sind spezifische Habitate und Mikrohabitate entstanden. Am wichtigsten ist das gemä‎ßigt-kontinentale Klima mit submediteranen Einflüssen und einem vielfältigen Relief. Insbesondere die Kalkformationen waren ein geeignetes Umfeld für die Entstehung seltener und sehr seltener Pflanzenarten aus dem Roten Buch der rumänischen Flora. Dieses Erbe der Fauna und Botanik wird im Rahmen von 17 Naturreservaten geschützt. Nicht nur Touristen, auch Wissenschaftler und ganz einfache, neugierige Menschen sind hier willkommen. Denn neben den Naturschätzen können hier auch kulturelle und historische Ziele, Traditionen und Bräuche, sowie Volkshandwerk entdeckt werden. Sie müssen wissen, dass es hier noch Eisenschmiede, Töpfer und Weber gibt. Das Plateau nährt sich ferner aus einem gut definierten Wassernetz. Alle Flüsse flie‎ßen aus westlicher Richtung gen Osten oder Süden. Dieses Wasserbecken schuf eine hohe Anzahl an Höhlen und Karsthöhlen, die ihrerseits über ein besonderes Mikrofauna verfügen. Es handelt sich dabei um die Karstkomplexe bei Ponoare, mit den Seen Zătonul Mare und Zătonul Mic, sowie der Ponoare-Höhle, weiter nördlich finden wir die Bulba-Höhle und den Karstkomplex Topolniţa Epuran. Der Karstkomplex in Ponoarele grenzt im Süden an das gleichnamige Naturreservat, das den Wildflieder schützen soll. Dabei kann der Wildflieder nicht ohne andere Arten gedeihen, etwa die Traubeneiche, die Flaumeiche oder die Zereiche. Hier wurde au‎ßerdem im Rahmen eines Projekts die Wasserschläuche entdeckt, eine fleischfressende Pflanze, die in einem Torfmoor bei Buseşti wächst. Dieses ist eines der südlichsten Moore in Europa. Auch die Sumpfschildkröte ist hier zu Hause. Zu den weiteren seltenen Pflanzenarten gehören die Orchideen. Gerade vor kurzem haben wir eine weitere neue Orchideenart entdeckt, auf einer Heuwiese, von der man nicht dachte, dass es sie dort gibt.”



    Eine der spektakulärsten Höhlen in Rumänien hei‎ßt Topolniţa, heute ein späologisches Naturreservat, das geschützt ist. Entlang der 11.000 Meter langen Gallerien sind einzigartige Formationen zu bestaunen. Das ist die zweitgrö‎ßte Höhle Rumäniens, in der Höhlen-Weltrangliste steht sie auf Platz 17. Die Gallerien erstrecken sich auf fünf Ebenen, die beeindruckendste davon trägt den Namen des bekanntesten rumänischen Höhlenforschers Racoviţă. Valentin Jujea kennt die repräsentativsten Reservate der Region.



    “Es sind insgesamt 17 Reservate, ganz bekannt sind aber Cornetul Obârşiei und die Reservate an der Nordseite des Geoparks Mehedinţi, Izvoarele Coşuştei und die Höhle Izverna, Camăna, Cornetele Cerboanei und Babei. Und dann gibt es noch den Wald Drăghiceanu mit ganz schönen Baum-Hasel-Sträuchen und Kastanien. Im Süden, an der Grenze zur Severin-Senke, haben wir einen schwarzen Pinienwald in Păuneşti. Au‎ßer den Pflanzen ist die Gegend berühmt berüchtigt für die Reptilien. Hier leben Hornotter, Kreuzotter und Skorpione, die allerdings nicht tödlich sind. Es ist eine ganze Nahrungskette, all diese Lebewesen sind an die Karstgebilde gebunden, die einzigartige Reliefformen entstehen lie‎ßen. Es sind tiefe Täler, die an der Oberfläche sehr unregelmä‎ßig scheinen, es sind Auen, die das Plateau von West nach Ost durchkreuzen. Gleichzeitig sieht man Grenzlinien in nord-südlicher Richtung, die durch menschliche Siedlungen entstanden sind. Hier hat sich der Mensch an die Umwelt angepasst, es war nicht die Umwelt, die sich an seine Bedürfnisse anpasste. Die Einwohner hier lieben ihre Dörfer noch, ihre Grundstücke, ihre Häuser. Nicht nur, dass sie den Boden nicht verkaufen, sie zerstören ihn auch nicht.”



    Derzeit läuft im Geopark in der Mehedinţi-Gebirgsplatte ein EU-Projekt im Wert von über 300.000 Euro. Dabei sollen ein Plan für das integrierte Management des Geoparks und eine Folgeabschätzung erarbeitet werden. Hört sich bürokratisch an, aber das alles ist notwendig für die Effizientisierung der Erhaltungsma‎ßnahmen im Naturschutzgebiet.



    Das Projekt wird in allen 17 anerkannten Naturschutzgebieten abgewickelt. Dort entstehen gerade 11 Wanderrouten sowie mehrere Rastplätze. Au‎ßerdem wurde eine Bestandsaufnahme der Natur- und Kulturdenkmäler auf dem Parkgebiet gemacht, die Naturreservate wurden dabei klar definiert. Die Lokalbehörden wollen dass der Geopark in Zukunft zu den internationalen Reisezielen gehört und dass die hier lebenden Arten, die auf der Roten Liste der Gefährdeten Tierarten der Internationalen Union zur Erhaltung der Natur stehen, auch geschützt werden.