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  • Die Odyssee der gestohlenen Meisterwerke

    Die Odyssee der gestohlenen Meisterwerke

    Kurz nach Beginn des Gerichtsverfahrens am Dienstag in Bukarest wurde der Proze‎ß gegen die sechs Angeklagten, die in dem Raub von sieben Gemälden aus der Rotterdamer Kunsthalle verwickelt waren, auf den 10. September vertagt. Es müssten Fragen zu den Nebenklägern überprüft werden, hie‎ß es zur Begründung. Au‎ßerdem würden Anträge mehrerer Verdächtigen auf eine Freilassung unter Auflagen geprüft. Sechs Verdächtige werden angeklagt, sie hätten sich direkt oder als Komplizen an dem sog. Kunstraub des Jahrhunderts“ beteiligt.



    Bei dem Einbruch in die nur unzureichend gesicherte Rotterdamer Kunsthalle waren in der Nacht auf den 16. Oktober 2012 sieben Werke gestohlen worden, darunter Gemälde von Picasso, Matisse, Monet und Gauguin. Ihr Gesamtwert wird von der Staatsanwaltschaft mit 18 Millionen Euro angegeben, Kunstexperten gehen von bis zu 100 Millionen Euro aus. Die Meisterwerke seinen vermutlich nach Rumänien gebracht worden; einige sollen verbrannt worden sein. Die ebenfalls angeklagte Mutter des Hauptverdächtigen hatte im März gestanden, die gestohlenen Gemälde in ihrem Ofen verbrannt zu haben, um nach der Festnahme ihres Sohnes alle Beweise zu vernichten. Später zog sie die Aussage zurück, doch eine Analyse der Asche deutete darauf hin, dass sie mehrere Gemälde verbrannt hatte. Unklar blieb, ob es sich dabei um die gesuchten Meisterwerke handelte. Auch die in der Asche gefundenen Nägel bieten weitere Indizien, da‎ß es sich bei den verbrannten Gemälden um Werke vom 19. Jh. gehandelt habe. Der Direktor des Museums, bei dem die Beweisstücke untersucht wurden, sagte aber, er könne nicht sicher sein, ob die Überreste von den gestohlenen Gemälden abstammen.



    Die Verteidiger der Angeklagten reichten Beschwerde gegen das Bukarester Gutachten ein und forderten eine weitere Expertise vom Louvre-Museum in Paris. Die Rechtsanwälte behaupten, ihre Mandanten hätten ihnen gesagt, da‎ß die Gemälde nicht verbrannt worden seien, und da‎ß sie ein korrektes Gerichtsverfahren erwarten, um später die in Rotterdam gestohlenen Gemälde an die niederländischen Behörden zurückzugeben. Laut dem rumänischen Rechtsanwalt Cătălin Dancu habe sein Mandant Radu Dogaru den niederländischen Ermittlern ein Angebot gemacht. Dogaru hätte gesagt: Schicken Sie mich zurück in die Niederlande und ich gebe Ihnen fünf der Gemälde“, so Dancu. Die Strafen in den Niederlanden für schweren Raub seien niedriger als in Rumänien. Allerdings könne er nicht bestätigen, da‎ß sein Mandant im Besitz der kostbaren Werke sei, präzisierte Cătălin Dancu, ein Staranwalt in Rumänien.



    Trotz der bestehenden Unsicherheit vermehren sich die Chancen, da‎ß wenigstens ein Teil der gestohlenen Meisterwerke gerettet werden könnten. Das Schicksal von zwei Gemälden bleibt aber weiterhin unbekannt, und die Ermittler haben ernste Befürchtungen, da‎ß die Kunstwerke verbrannt wurden. Der Kunstraub von über 18 Millionen teueren Gemälden wirft auch Fragen betreffend die Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Ausstellungstücke in der Rotterdamer Kunsthalle auf. Die Antworten auf diese Fragen sollten die Ermittlungen der niederländischen Behörden liefern, erklärte noch der rumänische Star-Anwalt. Seiner Meinung nach sollten diejenigen, die sich für die unausreichende Sicherheit der Kunstwerke schuldig machen, genauso wie die Kunsträuber vor Gericht zur Verantwortung gezogen werden. Der Kunstraub des Jahrhunderts wird somit fast zum Kriminalroman und könnte zu einem Jahrhundertproze‎ß führen.