Tag: Bessarabien

  • Moldaurepublik: Feierlichkeiten zum 105. Jahrestag der Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien

    Moldaurepublik: Feierlichkeiten zum 105. Jahrestag der Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien





    Spitzenpolitiker aus Bukarest haben am gestrigen Montag in der Republik Moldau an den Feierlichkeiten zum 105. Jahrestag der Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien teilgenommen. Ein wichtiger Moment wurde in der Stadt Ialoveni begangen, wo die Büsten von Alexandru Marghiloman, dem damaligen rumänischen Premierminister, und von Ion Inculeț, dem Präsidenten des Landesrates in Chișinău im Jahr 1918, enthüllt wurden. Der Präsident der Abgeordnetenkammer des rumänischen Parlaments, Marcel Ciolacu, versicherte bei der Zeremonie, dass Rumänien wie vor 105 Jahren für seine Pflicht einstehen und die Souveränität und territoriale Integrität der Republik Moldau verteidigen werde:



    Am 27. März 1918 sagte Alexandru Marghiloman vor dem Landesrat in Chișinău: »Als die Gefahr aufkam, die die Integrität des Landes bedrohen würde, beeilte sich Rumänien, die Unabhängigkeit und Unteilbarkeit dieses Landes zu garantieren.« Heute, 105 Jahre später, sind wir hier, und erlauben Sie mir, Ihnen klar und deutlich zu sagen, dass sich nichts geändert hat. Rumänien wird dort sein, wo die Pflicht und die Stimme des Blutes es befehlen. Rumänien wird die Souveränität und territoriale Integrität der Republik Moldau verteidigen.“



    Ciolacu bezeichnete ferner die jüngste Wiedereinführung des Rumänischen als Amtssprache in der Republik Moldau durch eine Entscheidung des Verfassungsgerichts als einen Akt des Mutes. Zuvor galt Moldauisch“ als Amtssprache, eine Bezeichnung, die sich die sowjetischen Machthaber ausgedacht hatten und die nach 1991 von prorussischen Politikern am Leben gehalten worden war. Igor Grosu, Präsident des Parlaments in Chișinău, sagte seinerseits: In Europa und in der heutigen Welt muss man wissen, welche Sprache man spricht, man muss wissen, welcher Nation man angehört, man muss seine Geschichte kennen, und nur so, durch solche Entscheidungen, auch wenn sie lange verzögert wurden, werden wir in der Lage sein, ein Teil der zivilisierten Welt zu werden, der Welt des Friedens, und nicht der Welt des Krieges und der Welt der Lügen.“ Grosu würdigte auch die Hilfeleistungen Rumäniens für die Republik Moldau und drückte seine Hoffnung aus, dass die derzeitige politische Klasse in entscheidenden Momenten auch die Kraft haben werde, historische Entscheidungen zu treffen:



    In schwierigen Zeiten treten starke Persönlichkeiten in den Vordergrund, und diese beiden Vorväter, Alexandru Marghiloman und Ion Inculeț, haben eine historische Entscheidung getroffen. Deshalb wünschen wir uns, dass wir, die heutige politische Klasse, mit Gottes Hilfe und zum richtigen Zeitpunkt den Charakter und die Entschlossenheit haben, historische Entscheidungen zu treffen. Ich danke allen Rumänen und Rumänien für alles, was sie für die Republik Moldau getan haben und immer noch tun.“



    In Bukarest sagte Ministerpräsident Nicolae Ciucă: Die Geschichte lehrt uns, dass militärische Aggressionen, unrechtmä‎ßige Herrschaftsansprüche und die Diskriminierung von Nationen keinen Bestand haben können. Das beweist das seit langem bestehende Streben der Völker, einschlie‎ßlich des rumänischen Volkes, nach einem Leben in Freiheit, Würde, Einheit und Demokratie. Und dieses Streben fand seinen konkretesten Ausdruck in der Gro‎ßen Vereinigung von 1918, die am 27. März mit der Rückkehr Bessarabiens zum Mutterland Rumänien begann.“



    Dieses Ereignis war tatsächlich ein Schlüsselmoment im historischen Jahr 1918, das am 1. Dezember mit der Vereinigung Siebenbürgens mit dem Königreich Rumänien seinen Höhepunkt erreichte. In der Geschichte sind die beiden durch den Fluss Pruth getrennten Gebiete jedoch nur 22 Jahre lang als ein einziger Staat verzeichnet. Nach einem Ultimatum aus Moskau zur Umsetzung des von Hitler und Stalin unterzeichneten Paktes wurde Bessarabien 1940 erneut von Rumänien abgetrennt und in die Sowjetunion einverleibt.

  • Nachrichten 27.03.2023

    Nachrichten 27.03.2023

    Der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, hat am Montag in Bukarest Gespräche mit dem rumänischen Staatspräsidenten Klaus Iohannis geführt. Der rumänische Staatschef erklärte, sie hätten einen Meinungsaustausch über den Beitritt Rumäniens zum Schengen-Raum und die Rolle des Landes bei der Gewährleistung der Sicherheit der EU-Außengrenzen geführt. Er stellte die Schritte vor, an denen Rumänien konstruktiv beteiligt war, um die im Februar vereinbarten Schlussfolgerungen zur Migration rasch umzusetzen. Der Präsident des Europäischen Rates unterstrich seinerseits seine Unterstützung für die Bemühungen Rumäniens um einen Schengen-Beitritt: Wir müssen so schnell wie möglich eine Entscheidung über den Beitritt Rumäniens zum Schengen-Raum treffen, sagte Charles Michel. Er sei überzeugt, dass die Europäische Union sicherer werde, wenn Rumänien, das alle Bedingungen erfüllt habe, dem Raum der Freizügigkeit beitrete. Am Dienstag wird Charles Michel laut offiziellem Programm die benachbarte Republik Moldau besuchen, die überwiegend rumänischsprachig ist. Der Besuch folgt auf das Gipfeltreffen von letzter Woche in Brüssel, bei dem die Staats- und Regierungschefs der EU ihre Unterstützung für die Republik Moldau, ihre Sicherheit und ihren europäischen Kurs bekräftigt haben.



    Rumänien werde dort sein, wo seine Pflicht und die Stimme des Blutes es rufen. Es werde die Souveränität und territoriale Integrität der Republik Moldau verteidigen, sagte der Präsident der Abgeordnetenkammer in Bukarest, Marcel Ciolacu, am Montag. Er fügte hinzu, dass Rumänisch zu sprechen in der Republik Moldau bedeutet, westlich zu sein und die europäischen Werte anzunehmen. Ciolacu nahm gemeinsam mit dem Präsidenten des moldauischen Parlaments Igor Grosu an der Enthüllungszeremonie der Büsten von Alexandru Marghiloman und Ion Inculț teil, die im Park Sfatul Țării in der Gemeinde Ialoveni in der Nähe von Chisinau stehen. Die Veranstaltung findet im Rahmen des 105. Jahrestages der Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien statt. Alexandru Marghiloman war während der Vereinigung vom 27. März 1918 rumänischer Ministerpräsident, während Ion Inculeț Präsident des Landesrates in Chisinau war. Aus Bukarest sagte Ministerpräsident Nicolae Ciucă: Die Geschichte lehrt uns, dass militärische Aggression, unrechtmäßige Herrschaft und Diskriminierung von Nationen keinen Bestand haben können. Dies beweist das seit langem bestehende Streben der Völker, einschließlich des rumänischen Volkes, nach einem freien, würdigen, geeinten und demokratischen Leben.



    Laut den von Eurostat veröffentlichten Daten stieg die Zahl der elektrischen Personenkraftwagen in der Europäischen Union im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 um 76 %. Alle EU-Mitgliedsstaaten meldeten Zuwächse. Die größten Zuwächse der elektrischen Pkw-Flotte wurden in Finnland, Kroatien und Italien verzeichnet. Rumänien, Dänemark und Deutschland meldeten Zuwächse zwischen 100 % und 120 %. Laut Eurostat wurden in Rumänien im Jahr 2021 12.133 Elektro-Pkw zugelassen. Die niedrigsten Wachstumsraten wurden in der Tschechischen Republik und Spanien verzeichnet.



    In Rumänien ist das Wetter im Südosten warm, in den übrigen Regionen aber kühl. Die Tageshöchsttemperaturen lagen am Montag zwischen 8 und 23 Grad Celsius. Am Mittag war es in Bukarest 13 Grad Celsius warm.

  • Nachrichten 06.06.2022

    Nachrichten 06.06.2022

    Bukarest: Die rumänische Regierung in Bukarest bespricht die vom Finanzministerium vorgeschlagenen umfangreichen Änderungen der Abgabenordnung, mit denen die Einnahmen des Staatshaushalts erhöht werden sollen. Das Dokument, über das derzeit öffentlich debattiert wird, enthält einige Ma‎ßnahmen, die ab dem 1. August gelten würden, andere sollen Anfang nächsten Jahres in Kraft treten. Dazu gehören die Erhöhung der Steuern auf Glücksspielgewinne, die Anhebung der Verbrauchssteuern auf Zigaretten und alkoholische Getränke, die Senkung der Obergrenze für Steuererleichterungen im Baugewerbe, in der Landwirtschaft und in der Lebensmittelindustrie oder die Abschaffung der spezifischen Steuer in der Gastwirtschaft und die Rückkehr zur Umsatzbesteuerung. Die Einführung neuer Steuern und Gebühren für die Bevölkerung wird nicht in Betracht gezogen, und ein neuer Sparplan als Reaktion auf die Wirtschaftskrise wurde ausgeschlossen, so Präsident Klaus Iohannis.



    Chişinău: Der 73. Jahrestag der grö‎ßten stalinistischen Deportationswelle wird heute in der Republik Moldau (ex-sowjetisch, überwiegend rumänischsprachig) begangen. In der Nacht vom 5. auf den 6. Juli 1949 deportierte das kommunistische Sowjetregime Zehntausende von Bauernfamilien, darunter Frauen, Kinder und ältere Menschen. Ihr Vermögen wurde vom bolschewistischen Regime beschlagnahmt. Die so genannte Operation Süd war der Höhepunkt des Massenterrors in Bessarabien und betraf etwa 40.000 Menschen. Im vergangenen Monat jährte sich zum 81. Mal die erste sowjetische Deportationswelle aus Bessarabien und der nördlichen Bukowina, bei der 25.000 Menschen nach Sibirien und Kasachstan verschleppt wurden. Weniger als ein Jahr nach der Annexion vertrieben die Repressionsorgane nach einem Ultimatum in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 1941 bis zum 22. Juni 1941 Zehntausende von Bessarabiern, die meisten von ihnen ethnische Rumänen. Die wohlhabendsten Menschen sowie diejenigen, die als Bedrohung für die UdSSR angesehen wurden, wurden in die entlegensten Regionen der ehemaligen Sowjetunion gebracht. Historikern zufolge zielten die Deportationen darauf ab, die lokalen Eliten zu vernichten, damit die Besatzer später die Daheimgebliebenen dazu bringen konnten, die Kollektivierung und Enteignung der Güter zu akzeptieren.



    Bukarest: In Bukarest finden derzeit Online-Wahlen für die Führung der oppositionellen Union zur Rettung Rumäniens (USR) statt. Es sind noch sechs Kandidaten im Rennen, darunter der Interimspräsident Catalin Drula, der Stellvertreter Catalin Tenita und der ehemalige Leiter der Umweltgarde, Octavian Berceanu. Die erste Runde, an der alle Parteimitglieder teilnehmen können, wird bis Sonntag stattfinden. Erhält keiner der Kandidaten mehr als 50 % der Stimmen, wird nächste Woche eine zweite Runde abgehalten. Der Validierungskongress ist für den 16. Juli angesetzt, ebenfalls online. Im vergangenen Jahr verlie‎ß die Union zur Rettung Rumäniens die Regierungskoalition und war seitdem von zahlreichen internen Skandalen geprägt, die mit dem Austritt ihres ehemaligen Vorsitzenden, des EMP Dacian Ciolos, der seine eigene Partei, REPER, gründete, ihren Höhepunkt erreichten.



    London: Das Vereinigte Königreich befindet sich in einer Regierungskrise. Zwei wichtige Sekretäre – Finanz- und Gesundheitsminister – traten gestern Abend zurück und erklärten, sie vertrauten Premierminister Boris Johnson als Regierungschef nicht mehr. Er ersetzte die beiden Sekretäre sofort, ein Zeichen dafür, dass er nicht einfach zurücktreten würde, aber der politische Druck auf ihn nahm zu, zusammen mit den Fragen, die er heute im Unterhaus und dann vor einem Sonderausschuss des Parlaments über die Notwendigkeit der Integrität im öffentlichen Leben beantworten muss. Boris Johnson ist seit zweieinhalb Jahren im Amt, und in dieser Zeit wurde seine Regierung von einer Reihe von Skandalen erschüttert, darunter auch Korruption. Am häufigsten wird der Premierminister jedoch der Lüge und der Charakterlosigkeit bezichtigt. Laut dem Korrespondenten von Radio Rumänien in London zeigt die politische Geschichte Gro‎ßbritanniens, dass es für den Premierminister äu‎ßerst schwierig ist, an der Macht zu bleiben, wenn wichtige Minister eine Revolte gegen ihn anzetteln.



    Sport: Die Stadt Otopeni bei Bukarest ist Gastgeber der Junioren-Europameisterschaften im Schwimmen. Am gestrigen ersten Wettkampftag holte die Medley-Staffel der Männer, bestehend aus David Popovici, Vlad Stancu, Ştefan Cozma und Patrick Sebastian Dinu, nach einem spannenden Duell mit dem zweitplatzierten Gro‎ßbritannien die erste Goldmedaille im Finale über 4×100 m Freistil für Rumänien. Bis zum 10. Juli haben 494 Athleten aus 42 Ländern an den Junioren-Europameisterschaften im Schwimmen teilgenommen. Rumänien ist mit 26 Athleten vertreten – 14 Jungen und 12 Mädchen, angeführt vom zweimaligen Weltmeister David Popovici (17 Jahre alt).

  • Nachrichten 27.03.2021

    Nachrichten 27.03.2021

    Die neuen Beschränkungen, die von den rumänischen Behörden nach dem alarmierenden Anstieg der Fälle von Kontamination mit dem neuen Coronavirus angekündigt wurden, treten ab Sonntag in Kraft. Ein entsprechender Regierungsbeschluss wurde am Freitagabend im Amtsblatt veröffentlicht. In den Regionen, in denen die Infektionsrate höher als 4 Fälle pro tausend Einwohner ist, wird der Personenverkehr an Freitagen, Samstagen und Sonntagen bis 20 Uhr erlaubt und die Geschäfte schlie‎ßen um 18 Uhr. Übersteigt die Infektionsrate 7,5 Fälle pro tausend Einwohner, gelten die Einschränkungen für die gesamte Woche. Am Samstag meldete Rumänien 5.800 neue Infektionsfälle von 37.000 durchgeführten Tests, die meisten davon in Bukarest. In der Zwischenzeit läuft die Impfung in Rumänien weiter, wobei die Zahl derer, die mindestens eine der beiden obligatorischen Dosen des Impfstoffs erhalten haben, bei fast 1,9 Millionen liegt. Davon hat die Hälfte zwei Dosen des Impfstoffs erhalten.




    Die Bukarester Metro hat am Samstag den Betrieb wieder aufgenommen, nachdem der Spontanstreik am Freitagnachmittag ausgesetzt wurde. Die Behörden behaupten, dass diese Bewegung illegal war und dass sie durch einen älteren Konflikt im Zusammenhang mit den in den Metrostationen geöffneten Läden angeheizt wurde. Die Behörden beschuldigen die Demonstranten auch, gegen die Gesundheitsbeschränkungen zu versto‎ßen, indem sie die Passagiere zwingen, sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu drängen. Die Gewerkschafter behaupten hingegen, dass der spontane Protest durch die Absicht der Führung der U-Bahngesellschaft ausgelöst wurde, Lohnkürzungen vorzunehmen.




    Das moldauische Parlament tagt am Samstag in feierlicher Sitzung – dabei wird die 103. Jährung der Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien gefeiert. Die Präsidenten der wissenschaftlichen Akademien beider Länder, Kulturschaffende und Abgeordnete sind ebenfalls dabei. Am 27. März 1918, als sich der Erste Weltkrieg dem Ende zuneigte und das Russische Reich zerfiel, stimmte das gesetzgebende Organ Bessarabiens für die Vereinigung dieser überwiegend rumänischsprachigen Provinz mit dem Königreich Rumänien. Dies war ein erster Schritt zur Schaffung des einheitlichen Nationalstaates Rumänien. Ende 1918 wurde der Prozess durch den Austritt der Provinzen Bukowina, Siebenbürgen, Banat, Crisana und Maramures aus dem Kaiserreich Österreich-Ungarn und der Vereinigung mit Rumänien abgeschlossen. Im Sommer 1940 annektierte die UdSSR nach einem Ultimatum Bessarabien und die Nordbukowina. Diese Gebiete gehören heute zur Republik Moldau und zur Ukraine.




    Rumänien stellt in der Nacht zum Sonntag auf Sommerzeit um. Sonntag, der 28. März, wird somit zum kürzesten Tag des Jahres. In diesem Jahr könnte es seit 1932 das letzte Mal sein, dass in Rumänien die Zeit umgestellt wird. Zukünftig soll es jedem Land überlassen sein, ab 2021 zu entscheiden, welche Zeit es als offizielle Zeit einführt: die Sommer- oder die Winterzeit. Für die Länder, die die Sommerzeit wählen, findet die letzte Umstellung heute Abend statt, für die anderen im Oktober.





    Die Präsidialverwaltung in Bukarest nimmt an der Earth Hour teil. Am Samstagabend gehen für eine Stunde die Lichter innerhalb und au‎ßerhalb des Cotroceni-Palastes aus. Die “Earth Hour” ist mittlerweile eine der grö‎ßten Umweltbewegungen der Welt, die jedes Jahr Millionen von Menschen mobilisiert, das Licht für eine Stunde auszuschalten, um ihre Unterstützung für den Planeten zu zeigen. Die Veranstaltung begann 2007 in Australien und seither ist die Zahl der Teilnehmer auf über 190 Länder angewachsen.


    p { margin-bottom: 0.1in; line-height: 115%; background: transparent }

  • Erster Weltkrieg: Bolschewistische Revolution brachte Ostfront durcheinander

    Erster Weltkrieg: Bolschewistische Revolution brachte Ostfront durcheinander

    Russische Soldaten betraten während des Ersten Weltkriegs rumänisches Territorium als Verbündete, nachdem Rumänien am 16. August 1916 an der Seite Frankreichs, Gro‎ßbritanniens und Russlands in den Krieg eingetreten war. Russlands Hilfe kam nicht sofort, und selbst als sie kam, war sie schwach und nicht überzeugend. Die rumänische Armee wurde von den Truppen der Mittelmächte besiegt, und im Dezember 1916 sah sich die Regierung gezwungen, die Hauptstadt zu verlassen und in der Moldau, im Osten des Landes, Zuflucht zu suchen. Erst Anfang 1917 schickte Russland eine grö‎ßere Verstärkung, die aus 1 Million Soldaten bestand. Die rumänisch-russische Zusammenarbeit funktionierte gut, auch dank der direkten Beteiligung der Franzosen, und so gelang es den Mittelmächten 1917 nicht, in die Verteidigung einzudringen. Das Jahr sollte jedoch nicht so gut enden, wie es begann, im Gegenteil.



    Die Revolutionen in Russland zerstörten die Moral der russischen Truppen und der Zerfall der russischen Armee gefährdete nicht nur die Front in den Karpaten, sondern auch die bestehende Gesellschaftsordnung. Als Lenin und seine Gruppe im November 1917 triumphierten und das bolschewistische System einführten, geriet die Situation in Rumänien au‎ßer Kontrolle. Die russischen Soldaten verhielten sich nicht mehr wie Verbündete, sondern wie Feinde. Unter gro‎ßen Anstrengungen gelang es der rumänischen Armee, den Aufstand der russischen Soldaten zu unterdrücken und die Lage zu stabilisieren.



    Der Historiker Șerban Pavelescu vom Institut für politische Studien, Verteidigungs- und Militärgeschichte ist Herausgeber des Buches Aliatul inamic“ (Feindlicher Verbündeter“), das die Memoiren der beiden russischen Generäle Nikolai A. Monkewitz und Aleksandr N. Vinogradski enthält. Die beiden waren 1917 und 1918 an der rumänischen Front und erinnern sich, wie Rumänien mit der bolschewistischen Revolution fertig wurde:



    Viele dieser Truppen befanden sich hinter der Frontlinie, wobei sich eine gro‎ße Gruppe russischer Truppen in der Gegend von Nicolina, in der Nähe von Iași, befand. Der bolschewistische Aufruhr, der dort von den nach dem Oktober 1917 gegründeten revolutionären Komitees geschaffen wurde, bedrohte die politischen und administrativen Strukturen des rumänischen Staates. Ende 1917 und Anfang 1918 kam es zu einem Konflikt, bei dem die rumänischen Truppen schlie‎ßlich gezwungen waren, gegen den ehemaligen Verbündeten einzuschreiten, um ihn von rumänischem Territorium zu vertreiben. So kam es 1918 zu regelrechten Kämpfen zwischen den rumänischen und den russischen Truppen, wobei erstere versuchten, letztere daran zu hindern, die Front mit den Waffen und der Munition zu verlassen. Hinter der Front verwandelten der Mangel an Disziplin, das Chaos und die revolutionären Wirren die russischen Truppen in Plünderer, die alles zerstörten.“




    Einige russische Soldaten verübten extreme Gewalttaten, vor allem in Bessarabien, der heutigen Republik Moldau. Der Historiker Șerban Pavelescu beschreibt die Ereignisse:



    Diese Truppen, die von den rumänischen Truppen besiegt und mit Gewalt vertrieben wurden, überquerten den Fluss Pruth und entfesselten dort Terror. Die Intervention der rumänischen Truppen in Bessarabien im März 1918 war nichts anderes als ein Versuch, die Ordnung wiederherzustellen, als Leben und Eigentum, ganz zu schweigen von den Entscheidungen der demokratisch gewählten Strukturen der zwischen Prut und Dnjestr lebenden Rumänen, durch die bolschewistischen Hegemonialbestrebungen bedroht waren.“




    Die Memoiren der beiden russischen Generäle enthalten viele Details darüber, wie die Menschen den Krieg und die Veränderungen, die unter ihren Augen stattfanden, wahrnahmen. Der Historiker Șerban Pavelescu dazu:



    Es gibt viele interessante Details über die Situation innerhalb der russischen Armee zu dieser Zeit. Wir können nachvollziehen, wie General Schtscherbatschow, der letzte Befehlshaber der russischen Truppen an der rumänischen Front, schlie‎ßlich von einer rumänischen Infanterieeinheit vor seinen eigenen Truppen geschützt wurde. Die Memoiren beschreiben auch, wie nach verschiedenen Wegen gesucht wurde, um die Truppen zum Weiterkämpfen zu motivieren. Die provisorische Regierung akzeptierte nur widerwillig, ihre eigenen Truppen zu motivieren und sie zum Weiterkämpfen zu bewegen, wie sie es ihren westlichen Verbündeten versprochen hatte. Was die Bolschewiki betraf, so lagen die Dinge völlig anders, und sie wären, wie man an der rumänischen Front sehen konnte, zu jedem Kompromiss bereit, um die gerade eroberte Macht zu behalten.“




    Trotz dieser Situation und des enormen Schadens, den die Russen anrichteten, sagt der Historiker Șerban Pavelescu, dass das Eingreifen der rumänischen Armee für viele von ihnen entscheidend war. Einige von ihnen änderten ihre Ansichten und gaben ihre revolutionären Ideen auf:



    Es ist erwähnenswert, dass aufgrund der Entfernung der rumänischen Front von Moskau und dem Zentralkommando, der Art und Weise, wie die russischen Truppen agierten, sogar des Beispiels der rumänischen Truppen, die sich nicht vom Bolschewismus anstecken lassen wollten, der Grad der Überläufer und der Bolschewisierung unter den russischen Truppen der niedrigste an der gesamten Ostfront war. Die meisten Truppen, die an der Seite der Wei‎ßen Armee kämpfen sollten, wurden aus den Truppen der rumänischen Front rekrutiert. Ich meine damit nicht nur Einheiten aus Offizieren, Unteroffizieren und Kadetten, sondern auch reguläre Truppen, die sich der Wei‎ßen Armee anschlie‎ßen würden.“




    Während des Ersten Weltkriegs war Rumänien gezwungen, sich sowohl dem Feind vor als auch dem Feind hinter den eigenen Linien zu stellen. Die bolschewistische Revolution war aber der unerwartete Feind.

  • Rumänisch-russische Beziehungen: Zankapfel Bessarabien

    Rumänisch-russische Beziehungen: Zankapfel Bessarabien

    Mit Zustimmung von Nazi-Deutschland stellte die Sowjetunion am 26. und 27. Juni 1940 Rumänien zwei Ultimaten, Bessarabien und die nördliche Bukowina abzutreten. Diese Aggressionen bestätigten die Gewalttätigkeit der beiden Arten des Totalitarismus, der Nazis und der Kommunisten. Für die Rumänen zwischen dem Pruth und dem Dnister folgte bis Juni 1941, als die rumänische Armee Bessarabien kurzzeitig befreien konnte, ein Jahr voller Morde, Raubüberfälle und Deportationen.



    Die Beziehungen Rumäniens zu Russland waren im Laufe der Zeit kurvenreich. Die politische Russophilie im rumänischen Raum beginnt im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts mit dem moldauischen Fürsten und Humanisten Dimitrie Cantemir, einem Bewunderer und Verbündeten des russischen Zaren Peter der Gro‎ße. Die Annäherung an Russland wird in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fortgesetzt, als die Rumänen ihren Weg suchten, um einen modernen Staat aufzubauen und dem osmanischen Einfluss mehrerer Jahrhunderte zu entkommen. Russland war somit der beste militärische Verbündete und ein Vorbild für die Modernisierung. Nach der Revolution von 1848, nach dem Krimkrieg von 1853 bis 1856 und insbesondere nach dem russisch-rumänisch-türkischen Krieg von 1877 bis 1878, durch den Rumänien seine Unabhängigkeit erlangte, wurde Russland in der Wahrnehmung der Rumänen ein Feind, sogar der am meisten gefürchtete Feind. Ab dem 20. Jahrhundert kommt es jedoch zu einer leichten Erwärmung der rumänisch-russischen Beziehungen: Zar Nikolaus II. besuchte 1914 Rumänien mit seiner gesamten Familie und die beiden Königshäuser planten die Hochzeit des Kronprinzen von Rumänien, Karl, mit der Gro‎ßherzogin Olga von Russland. Auch die Übergabe der rumänischen Goldreserve an Russland zwecks sicherer Aufbewahrung im Jahr 1916 und das Militärbündnis an der Front im Jahr 1917 waren Schritte, die die beiden Länder näher zusammenbrachten. Aber was vielversprechend aussah, würde sich um 180 Grad drehen.



    Die Revolutionen vom Februar 1917 und insbesondere die sozialistische vom Oktober 1917 in Russland waren der Moment des Bruchs in den russisch-rumänischen Beziehungen. Die bolschewistische russische Armee auf rumänischem Gebiet sollte von der rumänischen Regierung wegen des Chaos, das sie verursachte, gewaltsam evakuiert werden. Rumäniens legitimer Akt der Wiederherstellung der Ordnung wurde jedoch als feindselig angesehen, und am 13. Januar 1918 beschloss die Sowjetregierung, die Beziehungen zu Rumänien abzubrechen. Hinzu kam, dass Bessarabien, das 1812 von Russland annektiert worden war, im März 1918 aus eigenem Willen und aufgrund des leninistischen Prinzips der nationalen Selbstbestimmung mit Rumänien vereinigt wurde. Zweitens war die rumänische Militärkampagne im Sommer 1919 gegen das Räterepublik-Regime in Ungarn, das Rumänien im Frühjahr angegriffen hatte, von der UdSSR als neuer feindlicher Akt eingestuft worden. Die Intervention Rumäniens im Norden zur Unterstützung der Polen gegen die rote Armee und die Blockierung der Verbindung zwischen der russischen und der ungarischen roten Armee vereitelten den leninistischen Plan der sozialistischen Revolution. Der Historiker Ioan Scurtu erklärte, dass das Ende des Ersten Weltkriegs den Beginn der Spannungen zwischen Rumänien und Russland einläutete.



    Dann kam der Friedenskongress in Paris und die Unterzeichnung des Vertrags zwischen Rumänien und den USA, Gro‎ßbritannien, Italien und Japan am 28. Oktober 1920, in dem die Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien anerkannt wurde. Die Sowjetregierung gab am nächsten Tag eine Erklärung ab, in der sie bekannt gab, dass sie weder die Legitimität der ‚Entführung‘ Bessarabiens am 27. März 1918 noch den ‚imperialistischen‘ Akt vom 28. Oktober 1920 anerkannte, so dass sich die Beziehungen verschlechterten. Es gab Versuche, sie wieder aufzunehmen, einige Verhandlungen begannen 1924 in Wien, wurden aber nicht fortgesetzt, und erst nach 1928–1929 begannen sich diese Beziehungen zu verbessern, und die diplomatischen Beziehungen wurden am 4. Juni 1934 wieder aufgenommen.“




    In der Zwischenkriegszeit versuchte Rumänien wiederholt, die Beziehungen zur UdSSR zu normalisieren, wurde jedoch abgelehnt. Und die gescheiterten Verhandlungen in Wien im Jahr 1924 sind ein Beweis dafür. Darüber hinaus setzte die UdSSR die feindlichen Aktionen gegen Rumänien fort. 1924 lie‎ß Moskau am linken Ufer des Dnisters eine Art Arbeiterstaat für Propagandazwecke, die Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik gründen. Ebenfalls 1924 infiltrierten sowjetische Agenten das Gebiet Tatar-Bunar in Südbessarabien und provozierten einen Bauernaufstand, der die Errichtung der Sowjetmacht in Bessarabien proklamierte. Es wurde immer deutlicher, dass die Sowjetunion die Beziehungen zu Rumänien erst dann normalisieren wollte, wenn sie die Gebiete annektieren würde, die zuvor das zaristische Russland annektiert hatte. Aber Rumänien hat die Idee der Versöhnung nicht aufgegeben. Weitere Schritte in diese Richtung unternahm der rumänische Au‎ßenminister Nicolae Titulescu Anfang der 1930er Jahre. Der Historiker Ioan Scurtu dazu:



    Die Sowjetregierung, die die Erklärung von 1920 nicht aufgegeben hatte, stimmte nicht zu, die Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien anzuerkennen. Auf der anderen Seite vertrat Titulescu den Standpunkt, dass Rumänien nicht um die Genehmigung der Sowjetunion für die Vereinigung von Bessarabien mit Rumänien bitten sollte, da dies ein Willensakt der Rumänen gewesen war und die Sowjets diese Realität berücksichtigen mussten. Titulescu versuchte, von den Sowjets die Anerkennung der Grenzen zwischen Rumänien und der Sowjetunion am Dnister zu erhalten. Infolgedessen verhandelte er mit dem sowjetischen Au‎ßenminister Maxim Litwinow und erhielt einen Entwurf eines gegenseitigen Hilfspakts, in dem der Dnister viermal als Grenze zwischen Rumänien und der Sowjetunion erwähnt war.“




    Titulescus Illusion zerplatzte im Sommer 1940. Nach dem Zusammenbruch Frankreichs und dem Rückzug Englands aus Europa teilten sich die Nazis und die sowjetischen Kommunisten den Kontinent. Es war eine echte Tragödie für die Rumänen, Polen, Litauer, Letten und Esten, die unter die Besatzung der Sowjetunion fielen, ein echtes Gefängnis für die Völker, aus dem sie 1941 zeitweilig befreit wurden.

  • Rundfunkgeschichte: Radio Bessarabien als Gegenmittel zur sowjetischen Propaganda

    Rundfunkgeschichte: Radio Bessarabien als Gegenmittel zur sowjetischen Propaganda

    Radio Rumänien war von Anfang an ein nationales Projekt. Das war Teil der Bemühungen der rumänischen Gesellschaft, die Bürger zu informieren und zu erziehen. Die Abdeckung des gesamten Territoriums war auch Teil der Strategie zur Konsolidierung des rumänischen Staates in einer neuen Form nach der Vereinigung der Gebiete mit mehrheitlich rumänischer Bevölkerung, die den multinationalen Imperien angehört hatten, mit dem Königreich Rumänien im Jahr 1918. So entstanden neben dem Rundfunksender in Bukarest, der am 1. November 1928 mit der Ausstrahlung begann, die regionalen Rundfunksender Cluj, Iaşi und Chişinău. Der Regionalsender in Chişinău, Radio Bessarabien, sollte die antirumänische Propaganda bekämpfen, die über den Radiosender Tiraspol aus der Moldauischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (teilweise deckungsgleich mit dem heutigen Transnistrien) seit 1930 über den Dnjestr ausgestrahlt wurde.



    Chişinău war der erste regionale Sender des Rumänischen Rundfunks, da die Programme aus Bukarest dort einen schwächeren Empfang hatten. Das Programm war das gleiche wie beim zentralen Rundfunksender in Bukarest, hinzu kamen mehrere Stunden pro Woche mit Regionalprogramm. Der Verwaltungsrat der Rumänischen Rundfunkgesellschaft genehmigte in seiner Sitzung vom 29. Oktober 1937 die Gründung des Senders in Chişinău, der unter dem Namen Radio Basarabia wirken und auf einer Wellenlänge von 291,2 Metern mit einer Leistung von 20 Kilowatt senden sollte.



    In den 1930er Jahren war Gheorghe Crisbășanu Techniker bei Radio Rumänien und arbeitete an der Einrichtung des Rundfunksenders in Chişinău. In einem Interview mit dem Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des rumänischen Rundfunks vom Jahr 1997 erinnerte er sich an den Stand der Arbeiten bei der Einweihung des Senders Radio Basarabia.



    Der 20-Kilowatt-Sendeanlage wurde auseinander gelegt und nach Chişinău gebracht. Die Reise dauerte etwa zwei Tage. Wir fuhren einen Tag lang bis Bacău, danach von Bacău nach Iaşi, wo wir auf einem Hof Halt machten, um aufzutanken. Wir fuhren mit mehreren 4 Tonnen schweren Lastwagen, International, Ford, Plymouth und Dodge, da wir bei der Rundfunkgesellschaft nur amerikanische Autos hatten. Von Iaşi fuhren wir weiter nach Chişinău. Wir luden alle Geräte ab und die Rundfunktechniker begannen, den Rundfunksender aufzubauen. Das Gebäude war bereits für die Antenne vorbereitet. Wir waren zu zweit in jedem Lastwagen, plus zwei Autos, für den Generaldirektor Ionescu und den technischen Direktor Lohan. Nachdem die Montagearbeit abgeschlossen war, kehrten alle nach Bukarest zurück. In Chişinău blieben nur einige Rundfunktechniker.“




    Im Einklang mit dem Fortschritt der Arbeiten gab die Zeitschrift Radio Universul“ vom 1. Oktober 1938 bekannt: Ab 1. Januar 1939 können die Funker in Bessarabien rumänische Nachrichten und rumänische Musik hören, ohne dass Gro‎ßgeräte benötigt werden, sondern nur mit einfachen Geräten, die allen zugänglich sind. Der Rundfunksender in Chişinău ist fertig und die Einwohner der Region können darauf stolz sein. Die technischen Montagearbeiten stehen kurz vor dem Abschluss, ebenso die Einrichtung des Studios im Zentrum von Chişinău, in der Puschkin-Stra‎ße.“



    Am 8. Oktober 1939 hatte Radio Basarabia seine erste Sendung und am 3. November 1939 schrieb die gleiche Zeitschrift Radio Universul“ voller Zufriedenheit: Bei der Inbetriebnahme des Senders in Chişinău ist ein deutlicher Anstieg der Abonnentenzahlen in Bessarabien und der Moldau zu verzeichnen. Natürlich können jetzt auch die Besitzer von Kristall-Detektor-Radios und die Besitzer von Radiogeräten mit einer oder zwei Lampen jetzt rumänische Sendungen hören, die auch von ihren kleinen Geräten laut und deutlich zu empfangen sind.“



    Die Tätigkeit des Radiosenders Basarabia endete aber abrupt im darauffolgenden Jahr. Nach dem Ultimatum an Rumänien im Juni 1940 besetzte die Sowjetunion das rumänische Gebiet zwischen den Flüssen Pruth und Dnjestr, also Bessarabien. Unter den Verlusten, die Rumänien erlitt, gehörten damals auch die Mitarbeiter und die Ausrüstung des Radiosenders Chişinău. 90.000 Abonnenten und 150 Millionen Lei gingen verloren, das waren etwa 50% des gesamten Budgets von 300 Millionen Lei. Im Juni 1941 befreite Rumänien das vor einem Jahr verlorene Bessarabien, und am 25. Juni 1941 hatten die Zerstörungsbataillons“ des NKWD unter anderem den Auftrag, viele wichtige Gebäude, die nicht evakuiert werden konnten, komplett zu zerstören. Darüber hinaus erschossen die Sowjets alle ehemaligen Angestellten des Radiosenders Basarabia in Chişinău standrechtlich. Ihnen wurde angelastet, Verräter und Agenten des rumänischen Imperialismus“ zu sein. Die Leichen der hingerichteten Rundfunkmitarbeiter wurden später in einem verlassenen Brunnen gefunden. Gheorghe Crisbășanu erinnerte sich, was er bei nach der Befreiung von 1941 auf dem Gelände von Radio Basarabia vorfand:



    Als der Krieg begann, war ich in der Panzerdivision I, und wir besetzten Chişinău. Nachdem wir mit der Besetzung von Chişinău fertig waren, nahm ich am nächsten Tag zwei bewaffnete Soldaten mit und wir gingen zum Radiosender. Wir orientierten uns an einer Säule, die noch stand, denn die zweite Säule war bereits zerstört worden. Wir gingen zu Fu‎ß dorthin und als wir dort ankamen, fanden wir die Rundfunkstation. Das ganze Gebiet war vermint, aber die Rundfunkstation war nicht komplett zerstört. Ich informierte den Generaldirektor des Rundfunks über einen Motorradfahrer, der zum Generalstab nach Bukarest fuhr. Wir baten den Direktor, mehrere Wagen zu schicken, um den Rundfunksender und alle restlichen Teile abzuholen. Etwa vier Tage später gingen wir wieder dorthin, um zu sehen, was passiert war. Der Generaldirektor Ionescu war mit vier Lastwagen, zwei Autos und den notwendigen Leuten gekommen. Anschlie‎ßend ging ich zu meiner Militäreinheit zurück und wir nahmen die Verfolgung der Sowjets in Richtung Odessa auf.“




    Nach 1941 konnte der Rundfunksender Radio Basarabia nicht mehr wiedereingerichtet werden, sein Auftrag wurde von Radio Iaşi übernommen. Seit Dezember 2011 ist der rumänische Rundfunk in der heutigen Moldaurepublik (die aus einem Teil der ehemaligen Region Bessarabien besteht) mit dem Radiosender Chişinău auf dem Medienmarkt vertreten.

  • Kultureller Widerstand in der Moldawischen Sowjetrepublik: nationale Akzente gegen Russifizierung

    Kultureller Widerstand in der Moldawischen Sowjetrepublik: nationale Akzente gegen Russifizierung

    Ideologisch und national unterdrückt, entwickelten die Schriftsteller in Bessarabien verschiedene Taktiken, um der Ideologisierung und Entnationalisierung durch kulturelle Opposition zu widerstehen. Dies bedeutete einerseits die Unterwerfung unter offizielle kulturelle Richtlinien, aber auch die Entwicklung subversiver Praktiken, um Texte au‎ßerhalb des politischen und ideologischen Kanons zu verfassen. Die kulturelle Opposition in der Moldawischen Sozialistischen Sowjetrepublik wurde von Schriftstellern vorangetrieben. Sie ergriffen die Initiative, um den Geist der Rebellion gegen die ideologische Einspannung durch das Regime zu zeigen. Und der Ort, an dem sich kulturelles Aufbegehren manifestierte, war das institutionalisierte Umfeld des Schriftstellerverbandes, das Mitte der 1950er Jahre nach Stalins Tod zum Austragungssort ideologischer Divergenzen wurde.



    Andrei Cuşco ist Professor an der Fakultät für Geschichte der Staatlichen Universität Chişinău. Er erläutert, wie in der Zeit nach Stalins Tod Spannungen in der Welt der bessarabischen Schriftsteller entstanden sind:



    Dies ist die Zeit unmittelbar nach der von Chruschtschow eigeläuteten Tauwetter-Periode. In dieser Zeit können wir von der Schaffung von Räumen der relativen Autonomie sprechen, sowohl auf institutioneller als auch auf persönlicher Ebene, die im intellektuellen Umfeld in der Moldawischen Sozialistischen Sowjetrepublik vorangetrieben wurde. Diese Räume wurden in dem Ma‎ße geschaffen, in dem sich die Dynamik des Regimes veränderte und die bis dahin offene und eher harte Unterdrückung, die die stalinistische Periode charakterisierte, durch viel diffusere Formen der Gängelung ersetzt wurde. Es handelt sich um ein Kontinuum von Druckausübung und Kollaboration, das einher ging mit Widerstand und Opposition.“




    Der Schriftstellerverband war nach 1945 umgekrempelt worden, im Sinne einer Tilgung aller Merkmale, die die rumänische Kultur repräsentiert hatten. Die Spannungen nach Stalins Tod entstanden um zwei Pole der Macht herum, so Andrei Cuşco:



    In der zweiten Hälfte der 1940er Jahre hatten die Machtverhältnisse innerhalb der Schriftstellerunion der Moldawischen Sozialistischen Sowjetrepublik eine starke politische Bedeutung, die in erster Linie auf den Prinzipien der geografischen Zugehörigkeit beruhte. Mit anderen Worten gab es Reibereien zwischen der so genannten Transnistrien-Gruppe, den Schriftstellern der ehemaligen Moldawischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik am linken Ufer des Dnjestr, und den Schriftstellern aus dem historischen Bessarabien. Zu diesem geografischen Gegensatz kam eine politische Gegnerschaft zwischen den kommunistischen Schriftstellern, die auch Parteimitglieder waren, und den Schriftstellern, die nicht in die Partei eingetreten waren.“




    Die sich gegenüberstehenden Schriftstellerkreise waren von deutlich unterschiedlichen Bildungstraditionen geprägt und hatten ebenso divergierende politische Optionen. Andrei Cuşco erklärt, dass das Bündnis zwischen zwei Generationen von rumänienfreundlichen Schriftstellern zur Bildung einer kulturellen Opposition führte.



    Der Schriftstellerverband der Moldawischen Sozialistischen Sowjetrepublik wurde von zwei Generationen dominiert, die in jener Dekade und in den 1970er Jahren um Herrschaft und Vormachtstellung kämpften. Es gibt eine interessante Dynamik zwischen den Generationen. Es ist einerseits die Generation derjenigen, die sich nach der Entstalinisierung durchsetzten, die aus in den 1920 er Jahren geborenen Schriftstellern bestand, wobei viele von ihnen in rumänischen Bildungseinrichtungen studiert hatten und solide Kompetenzen im Bereich der rumänischen Kultur aufwiesen. Auf der anderen Seite ist es die Generation der 1960er Jahre, die sich aus einer Gruppe jüngerer, aufstrebender Schriftsteller zusammensetzte, die in den späten 1920er und der ersten Hälfte der 1930er Jahre geboren und in sowjetischen Institutionen ausgebildet worden waren. Sie waren auf den ersten Blick Anhänger des Regimes. Das war ein Unterschied, der später zählen sollte. Obwohl beide Gruppen im Zusammenhang mit dem literarischen Stil, der Definition des sozialistischen Realismus sich häufig auf Konfrontationskurs befanden, einigten sie sich gegen die Gruppe der transnistrischen Schriftsteller, die aufgrund ihrer Nähe zur politischen Macht und zur Partei zunächst eine dominante Position in der Union eingenommen hatten. In gewisser Weise wurde diese zweite Generation der 1960er Jahre von der vorherigen Generation erzogen, die vom symbolischen Kapital der rumänischen Kultur noch profitiert hatte. Diese Schriftsteller der 1960er Jahre assimilierten einigerma‎ßen und eher oberflächlich sowjetische Slogans, entwickelten aber gleichzeitig ein gewisses Ma‎ß an kritischem Denken.“




    Die kulturelle Opposition Bessarabiens bildete sich Mitte der 1960er Jahre nach einem entscheidenden Ereignis heraus. Andrei Cuşco dazu:



    Der entscheidende Punkt innerhalb der Institution ist der dritte Kongress der moldawischen Schriftsteller, der 1965 stattfand. Dieser Moment markierte eine deutliche Entwicklung und Veränderung der Machtdynamik im Schriftstellerverband. Dieser Kongress, der in der Anfangszeit der Breschnew-Ära stattfand, wird in der Regel als Höhepunkt in der Manifestation des Widerstands lokaler Intellektueller gegen das Regime angesehen. Er markierte in gewisser Weise den endgültigen Durchbruch der Schriftsteller der 1960er Generation. Sie waren die ersten, die ihre Werke auf Standard-Rumänisch schrieben. Beginnend mit 1957 war die sogenannte »moldawische« Sprache durch Standard-Rumänisch ersetzt geworden, allerdings in kyrillischer Schrift geschrieben, und das war auch die letzte Sprachreform in der Moldawischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Die Qualität der literarischen Produktion dieser Menschen war jener der meisten ihrer Vorgänger deutlich überlegen und synchronisiert mit den Liberalisierungstendenzen, die damals in der gesamten Sowjetunion zu beobachten waren. Hier möchte ich einige Vertreter dieser Generation nennen: Grigore Vieru, Ion Druţă, Aureliu Busuioc, Pavel Boţu und andere. Der dritte Kongress des Schriftstellerverbandes war die erste klare Manifestation einer nationalbewussten Agenda und die erste Veranstaltung von Bedeutung, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Moldawischen Sozialistischen Sowjetrepublik auf Rumänisch stattfand.“




    Die kulturelle Opposition in Bessarabien war ein stiller, aber hartnäckiger Kampf zur Verteidigung des nationalen Geistes. Sie hat schlie‎ßlich gewonnen, aber ihr Erbe braucht Zeit, um in den Gesamtkanon der rumänischen Kultur integriert zu werden.

  • Republik Moldau: zwischen Ost und West

    Republik Moldau: zwischen Ost und West

    Am 27. März 1918, am Ende des Ersten Weltkrieges und vor dem Hintergrund der Auflösung des russischen Zarenreiches stimmte eine Mehrheit des Parlaments in Bessarabien für die Vereinigung mit Rumänien und legalisierte damit nachträglich die faktisch bereits vollzogene Eingliederung Bessarabiens in den rumänischen Staat. Es war der erste Schritt zur Bildung des einheitlichen rumänischen Nationalstaats, der Ende des gleichen Jahres mit dem Beitritt der damals zum Habsburgerreich gehörenden Provinzen Bukovina, Siebenbürgen, Banat, Maramuresch und Kreischgebiet unter der Autorität von Bukarest vervollständigt wurde. Im Gegensatz zu den Staaten des Völkerbunds erkannten die Bolschewiki die Rechtmä‎ßigkeit dieser Abstimmung und des Anschlusses nicht an. Auch die 1922 gegründete Sowjetunion erkannte die Abtretung Bessarabiens nicht an.



    Die Zeremonien, die Bessarabien gewidmet werden, sind nicht euphorisch – sie haben einen evokativen Charakter und eine gewisse Traurigkeit. Die Vereinigung mit Rumänien dauerte nur 22 Jahre. Im Sommer 1940, nach einem Ultimatum, annektierte Stalins Moskau sowohl Bessarabien als auch die nördliche Bukowina, die heute zu den ehemaligen Sowjetrepubliken Moldau und Ukraine gehören. Hunderttausende von Bessarabiern flohen damals nach Rumänien, Zehntausende wurden nach Sibirien oder Kasachstan deportiert. An ihrer Stelle brachten die Sowjets Kolonisten, die aus allen Teilen des ehemaligen russischen Imperiums rekrutiert wurden.



    “Die seit 1991 unabhängige Republik Moldau ist nicht das Bessarabien von 1918, weder im Hinblick auf die nationale Zusammensetzung noch auf Territorium und Grenzen. Die Republik Moldau ist politisch, administrativ, ethnisch, sprachlich und religiös viel gespaltener als das Bessarabien von 1918. Die schwerste Folge der 50-jährigen sowjetischen Besatzung ist, dass die Republik Moldau zwar aus der Sowjetunion ausgetreten ist, aber auf Mentalitätsniveau die Sowjetunion die Republik Moldau noch nicht verlassen hat”, sagte der Botschafter der Republik Moldau in Bukarest, Mihai Gribincea.



    Der pro-westliche Premierminister Pavel Filip, der die Republik Moldau und Rumänien als “verbruderte Herzen” bezeichnete, und der philorussische sozialistische Staatspräsident Igor Dodon, der öfter nach Moskau als in die moldauische Provinz reist, sind repräsentativ für das politische, geopolitische und kulturelle Zerwürfnis in der bessarabischen Gesellschaft.



    Bei den Parlamentswahlen im letzten Monat gab es keinen deutlichen Sieger, der eine neue Mehrheit hätte bilden können; es wurde dagegen die gleiche Zersplitterung zwischen den Anhängern des Statspräsidenten, der Regierung und den proeuropäischen Rechtsparteien bestätigt. In den letzten Jahren demonstrierten in den Hauptstädten Chisinau und Bukarest Zehntausende von Menschen unter dem Motto “Bessarabien ist Rumänien!” und organisierten unionistische Märsche. Sie sind davon überzeugt, dass die einzige Lösung für die Republik Moldau, das ärmste Land Europas, die Vereinigung mit dem EU- und NATO-Mitglied Rumänien sei, mit einem Land, in dem der Rechtsstaat funktioniere und das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner etwa 20mal höher sei.

  • 160 Jahre seit der Vereinigung der rumänischen Donaufürstentümer

    160 Jahre seit der Vereinigung der rumänischen Donaufürstentümer

    Als Erklärung für die Ereignisse des Jahres 1859 können die Erkenntnisse über die Bedeutung der Donau dienen, des gro‎ßen paneuropäischen Flusses. Vor allem europäische Mächte wie Frankreich und Deutschland waren darauf aufmerksam geworden. Diese gro‎ße Fluss-Magistrale Europas, die von West nach Ost führt, erlangte in der geographischen und kulturellen Vorstellungswelt neue Dimensionen. Die Donau sollte ein Fluss der europäischen Zivilisation sein, in der Demokratie, Freiheit und die Selbstbestimmung der Nationen auf dem Festland dem orientalischen Despotismus entgegengesetzt werden sollte. Die Offensive des Westens zur Befreiung der Donau führte zur Vereinigung von 1859 und zur Gründung Rumäniens.



    Allerdings ist die Vereinigung der Moldau mit der Walachei, insbesondere die künftige Organisationsform des rumänischen Staates, auf eine lebhafte Kontroverse zurückzuführen. Historiker haben dargelegt, dass der Akt vom 24. Januar 1859 eine recht schwierige Angelegenheit war, das daraus entstandene Identitätsdilemma habe hartnäckig bis in die Zwischenkriegszeit hinein Bestand gehabt. Der Historiker Adrian Cioflâncă erklärt, wie in den späten 1850er Jahren zwei wichtige Gesellschaftsvorstellungen aufeinander trafen.



    Um das Jahr 1859 herum kam es zur Konvergenz zweier Themen: die Modernisierung und die Vereinigung, die bis zur Revolution von 1848 unabhängig voneinander kursiert hatten. Bis 1859 bedeutete die Vereinigung nicht notwendigerweise Modernisierung, und die Modernisierung beinhaltete nicht automatisch eine Vereinigung. Nach dem Scheitern der Revolution von 1848 wurden die revolutionären Energien zu einem politischen Projekt, dem der Vereinigung, neu gebündelt. Diesem Projekt wurde das Modernisierungsprojekt untergeordnet. Dieses nationale Projekt forderte eine Übereinstimmung der politischen und nationalen Einheit. Die Vereinigung wurde als Allheilmittel für alle Probleme der rumänischen Gesellschaft angesehen. Diese verzweifelte und übergro‎ße Investition erklärt die weitgehende Akzeptanz, die dieses Projekt zu dem Zeitpunkt genoss, aber auch die anschlie‎ßenden Enttäuschungen. Die Vereinigung hat die interne Situation nicht automatisch verbessert.“




    Einige Historiker sind der Ansicht, dass die zaristische Expansion nach Südosteuropa zusammen mit der Annexion Bessarabiens, also jenes Teils des mittelalterlichen Fürstentums Moldau, das sich den zwischen Flüssen Pruth und Dnjestr erstreckte, durch Russland im Jahr 1812 zu den entscheidenden Faktoren gehörten. Sie veranlassten die moldauischen Eliten, sich vermehrt und ernsthafter mit der Idee einer Vereinigung mit der Walachei auseinanderzusetzen. Der Historiker Andrei Cuşco von der Staatlichen Universität in Chişinău (Moldaurepublik) schlie‎ßt diese Möglichkeit nicht aus.



    Es gab vielfache Alternativen. Was passiert ist, stellte nur eine der möglichen Alternativen dar. Können wir unter Berücksichtigung dieser Alternativen darüber spekulieren, was passiert wäre, wenn die Russen die gesamte Moldau annektiert hätten? Man kann nicht ausschlie‎ßen, dass sich das gesamte rumänische nationale Projekt in der heute bekannten Formel nicht konkretisiert hätte. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Russen am Dnjestr Halt gemacht hätten, das war die Grenze, die sie bereits 1792 erreicht hatten. Diese Version der Ereignisse schuf eher ein Dilemma für die Eliten, weniger für die Bevölkerung. Ab 1812 tendierte der Rest der Moldau, als Gegengewicht zu Russland zur Vereinigung mit der Walachei. Irgendwie beschleunigte die Annexion von 1812 die Vereinigung der Walachei mit der Moldau, und aus dieser Sicht haben wir eine positive Auswirkung. Aus bessarabischer Sicht hat diese Version der Ereignisse jedoch neue und schwere Komplikationen geschaffen.“




    Wie hätte der zukünftige Staat funktionieren sollen? Eine zentralistische Konstruktion nach französischem Modell oder eher ein Länderbund oder ein Konföderationsmodell nach deutschem Vorbild? Diese Fragen beschäftigten die Befürworter der Vereinigung auf beiden Ufern des Milcov-Flusses, der die beiden Regionen trennt. Schlie‎ßlich habe sich der Zentralismus durchgesetzt, berichtet Adrian Cioflâncă.



    Nach 1859 wurde bei der Gründung des neuen staatlichen Gebildes eine politisch-administrative Entscheidung zugunsten einer radikal-zentralistischen Formel getroffen. Aus kultureller Sicht hat man die Vereinheitlichung der Identität angestrebt. Der Zentralismus war jedoch nicht die einzige Organisationsform des frühen 19. Jahrhunderts. Separatisten entschieden sich für eine Konföderation, d.h. für ein Staatsmodell, das regionale Identitäten und Interessen beachtet. Interessanterweise wurden konföderative Projekte in einer ersten Phase vor allem in revolutionären Umfeldern entwickelt und verbreitet, die sich später für die Vereinigung aussprachen. Der Föderalismus war ein Versuch, die osteuropäischen nationalen Identitäten aus der Kontrolle der Reiche zu befreien und sie als neue politische Formeln zu organisieren. Vor 1859 gab es einige wichtige Autoren sogenannter »Politogramme«, von denen die meisten Unionisten waren. Sie waren es, die Argumente für die Dezentralisierung der Verwaltung vorbrachten. Ich würde darunter Mihail Kogălniceanu, Nicolae Suţu, Ion Heliade Rădulescu, Constantin Heraclide und vor allem Vasile Boerescu erwähnen.“




    Die beiden Lager, Unionisten und Föderalisten, die auch als Separatisten“ bezeichnet werden, haben in ihrem Kampf starke Argumente für die jeweiligen Standpunkte verwendet. Während die Unionisten der Ansicht waren, dass die zentralisierende Form dem künftigen Staat Kohärenz und Kraft verleihen würde, glaubten die Föderalisten, dass die Kraft in der Dezentralisierung lag. Die Dezentralisierung sollte ein Gleichgewicht zwischen den beiden Regionen des neuen Staates, der Moldau und der Walachei herstellen, erklärt der Historiker Adrian Cioflâncă.



    Die beiden Fürstentümer hatten bereits einen Zentralisierungsprozess durchlaufen, der in den sogenannten organischen Reglements von 1831–32 einen Höhepunkt fand. Zur Zeit der Vereinigung war der Zentralismus die einzige Praxis mit einer gewissen Tradition. Das Thema Modernisierung hat dazu geführt, dass die neu gebildete Gemeinschaft vor dem Hintergrund einer mangelnden politischen Debatte über die innere Organisation des Staates entstand. Drittens gab es einen Druck und Bedrohungen von au‎ßerhalb. Die wichtigsten zentralisierenden Ma‎ßnahmen während der Regierungszeit von Alexandru Ioan Cuza überschneiden sich mit den Anstrengungen um die internationale Anerkennung der Vereinigung.“




    Am 5. und 24. Januar 1859 wurde in Iaşi und Bukarest Alexandru Ioan Cuza zum Herrscher über die Moldau und die Walachei gewählt. Es war der Anfang dessen, was 1918 fortgesetzt wurde: die Entstehung des modernen rumänischen Staates.

  • Massaker in Galatz 1940: Hasserfülltes Klima und Verwirrung

    Massaker in Galatz 1940: Hasserfülltes Klima und Verwirrung

    Im Sommer 1940 begann der Zerfall Gro‎ß-Rumäniens mit zwei Ultimatums-Notizen der sowjetischen an die rumänische Regierung. Die Sowjetunion forderte darin die Abtretung Bessarabiens, das Moskau als sein eigenes, von Rumänien 1918 besetztes Gebiet betrachtete. Als sogenannte Entschädigung“ wurde ferner der nördliche Teil der Bukowina in die Forderung eingeschlossen. Vor dem Hintergrund der territorialen Spannungen kam es in der Donau-Stadt Galatz zu einem Massaker.



    Die sowjetischen Forderungen von 1940 waren absurd, weil Bessarabien im Zuge der bolschewistischen Revolution von seinem Selbstbestimmungsrecht Gebrauch gemacht hatte — gemä‎ß dem Wunsch der auf dem Gebiet lebenden Rumänen hatte sich die Provinz mit Rumänien vereinigt. Die relativ kurze Ultimatumsfrist von zwei Tagen, die die Sowjets für den Rückzug der rumänischen Militär- und Zivilbehörden aus Bessarabien festgelegt hatten, führte zu allgemeinen Spannungen und Verwirrung in der rumänischen Bevölkerung. Einer der negativen Höhepunkte war das Massaker an einer Gruppe von Bewohnern der Stadt Galatz, von denen viele jüdischer Herkunft waren. Historiker betrachten diese Episode als weiteren Ausdruck des hass- und gewaltgefüllten Klimas im Europa Ende der 1930er Jahre.



    Adrian Cioflâncă ist der Leiter des Zentrums für das Studium der Geschichte der rumänischen Juden. Er erklärt das Massaker an den Juden in Galatz am 30. Juni 1940 mit dem allgemeinen Klima nach den Gebietsverlusten in Bessarabien und der Nordbukowina.



    Die Abtretung der Gebiete 1940 war eine Folge des Hitler-Stalin-Paktes, und es ist interessant, dass auf die beiden Ultimaten der Sowjets eine interessante Episode folgt, die auch während des Dorohoi-Pogroms eine Rolle spielt. Dieses Pogrom fand einen Tag nach dem Massaker in Galatz und auch während des Massakers in Galatz statt. Der rumänische bevollmächtigte Gesandte in Moskau, Gheorghe Davidescu, wollte die Karte mit den Grenzen der von den Sowjets beanspruchten Gebiete nicht annehmen. Diese Verweigerung führte vor allem in Nord-Rumänien zu Verwirrung, weil die Behörden in Dorohoi nicht wussten, ob die Sowjets vor der Stadt anhalten oder in die Stadt vordringen würden. Die Panik trug zu den Spannungen bei, die zum Pogrom vom 1. Juli führten. In Galatz, wie wir den Geheimdienstberichten entnehmen können, bestand in ähnlicher Weise die Überzeugung, dass die Stadt von den Sowjets besetzt werden sollte, das Gerücht war von den bessarabischen Flüchtlingen von Mund zu Mund übertragen worden. Diese Panik ist entstanden, weil man nicht von Beginn an die Grenzen mitgeteilt hat, vor denen die Sowjets Halt machen wollten.“




    Die Berichte des Innenministeriums schildern die chaotischen Zustände während des Rückzugs, der mit Plünderungen, aus fahrenden Zügen geworfenen Juden und Massenhinrichtungen einherging. Aber die Archive erwähnen auch die Demütigungen, denen die rumänische Armee während des Rückzugs ausgesetzt war, mit degradierten Offizieren, angespuckten und geschlagenen Militärs, wobei einige der Soldaten sogar getötet wurden. Vor diesem Hintergrund gab es in den Medien lediglich eine sachlich-trockene Berichterstattung über das Massaker von Galaţi. Darin war die Rede von einem vermeintlichen Übergriff der Kommunisten in der Nähe des Bahnhofs, wodurch die militärische Intervention gerechtfertigt gewesen sei.



    Abgesehen von dem antisemitischen Klima der Zeit zählt der Historiker Adrian Cioflânca auch eine andere Ursache des Massakers von Galatz. Die infolge der schnellen Bewegungen der sowjetischen Armee entstandene Panik und das hasserfüllten Verhalten einiger Einheimischer habe auch eine Rolle gespielt.



    Der zweite Grund, der die Panik vor Ort erklärt, war, dass die Sowjets schneller vorrückten, als sie im militärischen Offensivplan für die nördliche Bukowina und Bessarabien angekündigt hatten. Die rumänischen Truppen, die sehr schlecht mechanisiert waren, benutzten überwiegend Wagen und Pferde oder gingen zu Fu‎ß und wurden deshalb von mechanisierten sowjetischen Einheiten oder von Fallschirmspringern eingeholt. Bereits am 29. Juni hatten die Sowjets die südbessarabischen Städtchen Reni und Bolhrad überfallartig besetzt, während sich die rumänischen Truppen noch in den zentralen Gebieten von Bessarabien befanden. Dies führte zusätzlich zu Panik bei den Flüchtlingen, da am Bahnhof von Bolhrad der gesamte Konvoi mit Flüchtlingen, mindestens 4 Züge, eingeholt wurde. Im Hafen von Reni waren zudem mehrere Schiffe von den Sowjets abgefangen worden. Die Einheimischen haben beim Anblick der neu installierten Machthaber Mut gefasst, einige übten sich in Raubüberfällen oder in der Kritik der rumänischen Behörden. Die Sowjets stoppten die Züge, was eine noch grö‎ßere Panik auslöste. Alle Ängste, Gerüchte, Fehlinformationen, die durch Mundpropaganda übertragen wurden, kommen nach Galatz und führen zu einem Anstieg der Spannungen.“




    Unter diesen Voraussetzungen gab es in der Stadt Galatz eine Bewegung sich kreuzender Menschenströme, die den Pruth in entgegengesetzte Richtungen überqueren wollten, Flüchtlinge aus Bessarabien gingen nach Rumänien, während andere nach Bessarabien gelangen wollten, das von den Sowjets besetzt war. Im Bahnhofsbereich sammelten sich Flüchtlingsströme, und den örtlichen Behörden gelang es, rechtzeitig einen Grenzübergang einzurichten.



    Nachdem dieser Grenzübergang eingerichtet worden war, beschlossen die Behörden, denjenigen, die Rumänien verlassen wollten, Zollgebühren abzuverlangen. Auf einem brach liegenden Grundstück wurde eine Art Sammellager eingerichtet für diejenigen, die unter Bewachung eines Marineregiments in die UdSSR gehen wollten. Nach einem spontanen Konflikt zwischen einer Familie und einem Seemann feuerte der letztere einen Warnschuss ab, und der Lagerwächter befand, dass aus dem Lager auf ihn geschossen wird. Hierauf wird der Befehl erteilt, das Feuer auf die Lagerinsassen zu eröffnen, und die Folge ist, laut den unterschiedlichen Berichten, die Tötung von einigen Dutzend bis 400 Menschen, unter denen viele Juden waren.



    Historiker scheinen sich über die Ursachen einig zu sein: Das Massaker in Galatz war die tragische Folge der Kombination eines hasserfüllten Klimas, Gerüchten und spontanen Ereignissen. Es bedeutete für alle Beteiligten das Ende der Menschlichkeit.

  • Nachrichten 26.03.2018

    Nachrichten 26.03.2018

    Das Bukarester Außenministerium hat am Montag bekanntgegeben, dass ein in Bukarest akkreditierter russischer Diplomat zu persona non grata erklärt und aus Rumänien ausgewiesen wird. Die Entscheidung des rumänischen Außenministeriums ist eine Reaktion auf den Giftanschlag auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien. Dazu erklärte der rumänische Außenminister Teodor Melescanu, es sei notwendig, ein Signal der Solidarität mit Großbritannien zu geben, vor allem im Brexit-Kontext, um zu beweisen, dass die Europäische Union weiterhin eine enge Beziehung zu Großbritannien in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit pflegen will. Als Konsequenz aus dem Giftanschlag auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien weisen 14 EU-Länder russische Diplomaten aus. Dieses abgestimmte Vorgehen gegen Moskau gab EU-Ratspräsident Donald Tusk am Montag im bulgarischen Warna bekannt. Darüber hinaus beteiligen sich auch Länder außerhalb der EU an den Sanktionen gegen Moskau, die zuerst Großbritannien verhängt hatte, das Russland für den Giftanschlag verantwortlich macht. Die USA kündigten die Ausweisung von 60 Mitarbeitern von diplomatischen Vertretungen Russlands an. Auf Anweisung von Präsident Donald Trump wird auch das russische Konsulat in der Westküstenstadt Seattle geschlossen. Die Ukraine kündigte die Ausweisung von 13 russischen Diplomaten an. Die britische Premierministerin, Theresa May, begrüßte die Reaktionen und sagte, es sei damit ein starkes Signal an Moskau gegeben worden, dass die internationale Gesetzgebung nicht verletzt werden könne. Der Kreml-Sprecher Dmitri Peskov erklärte, die Antwort aus Moskau werde sich nach dem Gegenseitigkeitsprinzip richten. Vorhin hatte Russland jede Verwicklung im Giftanschlag gegen Sergei Skripal abgestritten. Der frühere Doppelagent Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März im englischen Salisbury vergiftet worden. Sie liegen seither im Koma. London zufolge wurden beide mit dem militärischen Nervengift Nowitschok vergiftet, das in der Sowjetunion entwickelt wurde.



    Das Parlament in Bukarest kommt am Dienstag in einer gemeinsamen feierlichen Sitzung zum 100. Jahrestag der Vereinigung Rumäniens mit Bessarabien zusammen. An dieser Sitzung beteiligen sich auch Staatschef Klaus Iohannis, Ministerpräsidentin Viorica Dancila, ihre Majestät Margareta, Hüterin der rumänischen Krone, der Patriarch der Rumänischen Orthodoxen Kirche (mehrheitlich in Rumänien), eine Delegation des Parlaments der Republik Moldau, geleitet vom Parlamentspräsident Andrian Candu und eine Delegation der prowestlichen moldauischen Regierung. Ebenfalls am Dienstag werden Te Deum Gottesdienste gehalten und die Glocken in allen Kirchen der Rumänischen Partiarchie geläutet. Am Montag hat die rumänische Akademie-Gesellschaft eine Veranstaltung zum 100. Jahrestag der Vereinigung Rumäniens mit Bessarabien organisiert. Im Rahmen des Events von Montag, das den Namen Rumänien und die Moldaurepublik – Gestern, heute, morgen“ trug, kamen mehrere rumänische und moldauische Persönlichkeiten zu Wort. Am Ende des 1. Weltkriegs, am 27. März 1918 vereinigte sich die ehemalige Provinz des Tzarenreichen mit mehrheitlich rumänischer Bevölkerung mit Rumänien. Im Juni 1940 hat die Sowjetunion das Gebiet wieder annektiert. 1991 wurde dann die unabhängige Moldaurepublik gegründet. Am Sonntag haben Zigtausend moldauische und rumänische Bürger in einer Massenkundgebung in Kischinew für die Wiedervereinigung der Republik Moldau mit Rumänien demonstriert.



    Das Oberste Gericht in Bukarest hat am Montag entschieden, das Korruptionsverfahren gegen den ehemaligen Präsidenten des Kreisrates im südrumänischen Prahova Mircea Cosma und seinen Sohn, den ehemaligen Abgeordneten Vlad Cosma, an das Gericht zurückzuweisen. Der wegen Einflussnahme erstinstanzlich zu fünf Jahren Haft verurteilte frühere Abgeordnete Vlad Cosma, Sohn des wegen Bestechlichkeit und Amtsmissbrauch zu acht Jahren Haft verurteilten sozial-demokratischen Ex-Kreisratschefs von Prahova, Mircea Cosma, warf der Nationalen Antikorruptionsbehörde DNA Ploieşti vor, mit verfälschten Beweismitteln gegen ihn, seinen Vater, den sich nach Belgrad abgesetzten umstrittenen Unternehmer Sebastian Ghiţă sowie den Ex-Premier Victor Ponta vorgegangen zu sein. Dies verursachte einen enormen politischen und Medienskandal in Rumänien.



    Rumäniens Justizminister Tudorel Toader ist am Montag in Belgrad mit seiner serbischen Amtskollegin, Nela Kuburović, zusammengekommen. Toader erklärte, sie würden, unter anderem, auch über den rumänischen Ex-Abgeordneten Sebastian Ghita, der nach Serbien flüchtete, diskutieren. Gegen diesen wird in Rumänien strafrechtlich ermittelt. Vor kurzem hatte der rumänische Justizminister erklärt, die rumänische Seite hätte alle ihre Verpflichtungen erfüllt und alle für das Auslieferungsverfahren notwendigen Informationen nach Belgrad geschickt. Sebastian Ghita flüchtete im Dezember 2016 nach Serbien und wurde dort im April 2017 verhaftet.



    WETTER: Es bleibt regnerisch und kalt für diese Jahreszeit in Rumänien. Es regnet im Westen, Norden und in der Landesmitte. Die TT liegen zw –5 und +5 Grad C, die THT werden zw 5 und 12 Grad erreichen. Bis Ende des Monats gelten entlang der Donau Wetterwarnungen Stufe Orange und Gelb wegen Hochwassergefahr. Auch für einige Flüße, insbesondere im Süden des Landes, gilt die Warnstufe Gelb für Überschwemmungen.

  • 100 Jahre seit der Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien

    100 Jahre seit der Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien

    Der östliche Teil des mittelalterlichen Fürstentums Moldau war 1812 infolge der russisch-türkischen Kriege an das Kaiserreich Russland gefallen und wurde fortan Bessarabien genannt. Durch den Anschluss wurde eine historische Ungerechtigkeit, die sich vor 106 Jahren ereignet hatte, wieder gut gemacht.



    Die Umstände waren während des Ersten Weltkriegs kompliziert gewesen. Die Lage in Russland war nach drei Jahren Krieg katastrophal. Die soziale Spannung war wegen der gescheiterten Reformen und der unvollständigen Modernisierung besonders hoch. Die Revolutionen im Jahr 1917, jene in Februar-März und Oktober-November, brachten die Hoffnungen eines neuen Anfangs. Vor diesem Hintergrund veränderte sich die politische Karte Russlands. Alte Staaten wie Polen erschienen wieder auf der Landkarte, einige haben ihre neue politische Identität bekanntgemacht, während andere Territorien sich mit Nachbarstaaten vereinigten. Bessarabien gehört zu dieser zu Letzt erwähnten Kategorie.



    Die Vereinigung der Republik Moldau mit dem Königreich Rumänien war ein Werk der Elite. Der Historiker Ioan Scurtu spricht über die Entstehung der bessarabischen Elite in den Jahren vor 1917:



    Die bessarabische politische Elite hat sich besonders nach der russischen Revolution von 1905 entwickelt. Damals wurden neue Reformen eingeführt. Man hatte Zugang zu Kultur, Bildung — allerdings nicht in rumänischer Sprache. Es gab die Möglichkeit, dass junge Moldauer in Russland studieren. Dadurch entstand eine Elite, die eine bedeutende Rolle in dem Entwicklungsprozess des nationalen Bewusstseins der Rumänen hatte. Die Intellektuellen, die nach Bessarabien zurückkamen, gaben Zeitungen heraus und veröffentlichten Bücher, die illegal verbreitet wurden. Constantin Stere, der wegen seiner nationalen Aktivität nach Sibirien deportiert wurde, hatte die Idee gefördert, nach Jugendliche die Universität in Jassy besuchen und somit in Rumänien studieren zu lassen, um eine solide rumänische Kultur zu verinnerlichen.“




    Die gro‎ßen politischen Veränderungen fanden nicht nur dank der Intellektuellen statt. Sie seien ebenfalls das Ergebnis der Anstrengungen organisierter, disziplinierter Verbände, sagt der Historiker Ioan Scurtu weiter:



    Als die russische Revolution im Jahre 1917 begann, gab es eine bessarabsiche intellektuelle Elite. Hinzu kamen auch die Militärs. Es war ja Krieg, Russland trat Juli 1914 in den Krieg ein. Die jungen Männer aus Bessarabien wurden in die russische Armee eingezogen. 1917 brach die Revolution in Petrograd aus. Es wurde eine Interims-Regierung eingesetzt, geleitet von dem Prinzen Lwow, der zwei wichtige Ma‎ßnahmen für die Armee getroffen hat. Die erste bezog sich auf das Recht der Soldaten, ihre Führungskräfte nicht mehr zu grü‎ßen. Für eine Armee, die vor allem Hierarchie und Disziplin bedeutete, war das etwas Besonderes. Man bildete Soldatenausschüsse, die ihre Führer aus den Reihen der Soldaten wählten, so dass eine Instabilität in der Armee herrschte. Die zweite Ma‎ßnahme war, dass die Soldaten der russischen Armee sich nach nationalen Kriterien organisieren durften. So entstand eine Bewegung in der russischen Armee, es war Winter, die Soldaten verlie‎ßen ihre Einheiten und gründeten eigene militärische Verbände mit nationalen Strukturen. Die moldauischen Soldaten wurden ein sehr aktiver und dynamischer Faktor der nationalen Bewegung. Die sozialdemokratische interimistische Regierung hatte bekanntgegeben, sie erkenne die autonome Organisierung der russischen Territorien nach nationalen Kriterien an. So entstanden nationale Bewegungen in Finnland, im Baltikum, in Polen und natürlich Bessarabien.“




    Das Parlament Bessarabiens, der Landesrat, stimmte am 27. März 1918 durch namentliche Abstimmung für den Anschluss an das Königreich Rumänien. Von den 135 anwesenden Abgeordneten haben 86 für die Vereinigung und 3 dagegen gestimmt. 13 Abgeordnete waren abwesend und weitere 36 haben sich enthalten. Es gibt Stimmen, die behaupten, Rumänien habe sich durch Wahlbestechung eingemischt. Der Historiker Ioan Scurtu kommentiert diese Interpretierung:



    Es sind einfache Legenden. Die Dokumente beweisen die damalige Stimmung. Beim Kongress der Soldaten im Juli 1917 hat man die Organisierung eines Parlaments unter dem Namen Landesrat beschlossen. Hauptziel der Wahlen war die Autonomie Bessarabiens im Zarenreich und später der Anschluss an Rumänien. Die Wahlen fanden auf Berufsebenen statt: Lehrer, Arbeiter, Priester, Studenten, Soldaten. Als der Landesrat am 21. November 1917 zusammenkam, wusste man schon, was man damit erzielen will. Es ging um eine komplizierte Struktur, es waren nicht nur ein paar Individuen, die man hätte bestechen können. Es war eine positive Atmosphäre. Man könnte die Zahl der Enthaltungen kommentieren. Es waren Abgeordnete der nationalen Minderheiten, die sich aber nicht gegen den Anschluss ausdrückten. Sie haben erklärt, sie wurden einberufen, um für die Autonomie zu stimmen. Beratungen für den Anschluss wurden allerdings nicht organisiert.“




    Der Anschluss Bessarabiens an das Königreich Rumänien am 27. März 1918 war nur die erste Folge einer Reihe von Ereignissen nach dem Ersten Weltkrieg, die am 1. Dezember 1918 mit der Vereinigung Siebenbürgens mit dem Altreich und der Entstehung Gro‎ßrumäniens endete.

  • Nachrichten 25.03.2018

    Nachrichten 25.03.2018

    In Kischinew, der Hauptstadt der mehrheitlich rumänischsprachigen Republik Moldau gab es am Sonntag eine Kundgebung anlä‎ßlich des 100-Jahre-Jubiläums seit der Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien. An der Kundgebung beteiligten sich mehrere rumänische Politiker, darunter der ehemalige Staatspräsident Traian Basescu, Mitglied der Partei Volksbewegung und der Vorsitzende der National-Liberalen Partei, Ludovic Orban. Am Ende des Ersten Weltkrieges schlo‎ß sich die mehrheitlich von Rumänen bewohnte ex-zaristische Provinz Bessarabien Rumänien an. Am 27. März 1918 stimmte der Landesrat offiziell über eine Vereinigung mit Rumänien ab. 1940, infolge eines Ultimatums, wurde Bessarabien von der Sowjetunion annektiert; auf einem Teil Bessarabiens entstand die jetzige Republik Moldau.



    In der südfranzösischen Stadt Trebes ist mit einem Trauergottesdienst den vier Opfern des Terroranschlags vom Freitag gedacht worden. Der von einem islamistischen Angreifer getötete französische Polizist Arnaud Beltrame soll mit einer nationalen Trauerfeier geehrt werden. Das teilte das französische Präsidialamt mit. Der 44-jährige Gendarm wird in Frankreich als Held gefeiert, weil er sich bei der Geiselnahme in einem Supermarkt am Freitag gegen eine Geisel austauschen lie‎ß. Er wurde vom Täter niedergeschossen und erlag in der Nacht zum Samstag seinen Verletzungen. “Er starb als Held und gab sein Leben, um das mörderische Werk eines islamistischen Terroristen zu stoppen”, erklärte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Die rumänische Regierung hat die Terroranschläge entschlossen verurteilt und sich Frankreich und allen anderen Staaten im Kampf gegen Terrorismus und Radikalisierung angeschlossen. Die Bukarester Exekutive sprach den Familien der Opfer und dem französischen Volk Beileid und Solidarität aus.



    Mehr als eine Million Menschen haben bei Demonstrationen quer durch die USA Verschärfungen im laxen US-Waffenrecht gefordert. Allein an der zentralen Kundgebung in der Hauptstadt Washington nahmen am Samstag hunderttausende Menschen teil. Die Demonstrationen liefen unter dem Titel “Marsch für unsere Leben”. Ein Gro‎ßteil der Teilnehmer waren Schüler und Lehrer. Sie prangerten die Bedrohung durch Schusswaffengewalt an den Schulen und den Einfluss der mächtigen Waffenlobby NRA auf die Politik an. Angeführt wurde der Protest in der Hauptstadt von Schülern der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland im Bundesstaat Florida, wo ein ehemaliger Mitschüler am Valentinstag 17 Menschen erschossen hatte. Insgesamt fanden in den USA und im Ausland mehr als 800 Demonstrationen statt. In Florida wurde unter dem Druck der Bewegung bereits ein verschärftes Waffenrecht in Kraft gesetzt, das unter anderem das Mindestalter für den Waffenerwerb von 18 auf 21 Jahre heraufsetzte. In Washington hat sich hingegen bislang wenig im Waffenrecht bewegt. (AFP)



    Am letzten Sonntag vor Ostern, dem Palmsonntag, erinnern evangelische und katholische Christen an den Einzug Jesu in Jerusalem, mit dem sein Leidensweg begann. Den Berichten der Evangelien zufolge ritt Jesus auf einem Esel in die Stadt hinein und wurde vom Volk als Friedenskönig jubelnd empfangen. Palmsonntag ist zugleich Beginn der Karwoche, in der Christen des Leidens und Sterbens Jesu am Kreuz gedenken und sich auf Ostern vorbereiten, das älteste und höchste Fest der Christenheit.



    In Rumänien wurden die Uhren am Sonntag, den 25. März, in der Früh, von 3 Uhr, auf 4 Uhr, auf Sommerzeit umgestellt. Die Differenz zwischen der rumänischen Uhrzeit und der UTC beträgt ab Sonntag demnach drei Stunden. Die Sommerzeit gilt dieses Jahr vom Sonntag, den 25. März bis Sonntag, den 28. Oktober. Wie überall, sehen die Menschen auch in Rumänien der Sommerzeit mit gemischten Gefühlen entgegen – am Abend ist es für längere Zeit hell, Frühaufsteher müssen dafür länger auf das Tageslicht warten. Rumänien hat die Sommerzeit 1932 eingeführt.



    Die rumänischen Tennisspielerinen Simona Halep (1 WTA) und Monica Niculescu (70 WTA) sind am Samstag in der 3. Runde des WTA-Turniers in Miami ausgeschieden. Simona Halep wurde von der Polin Agnieszka Radwanska in drei Sätzen mit 3-6, 6-2, 6-3 besiegt. Im Spiel gegen Sloane Stephens mu‎ßte Monica Niculescu im 3. Satz bei 6-7, 6-3, 4-0 für die Amerikanerin wegen Rückenschmerzen aufgeben.

  • Chişinău: Unionitische Bewegung gewinnt an Zulauf

    Chişinău: Unionitische Bewegung gewinnt an Zulauf

    Lokalverwaltungen von über 120 moldauischen Gemeinden und Städten haben am Wochenende symbolische Erklärungen über die Wiedervereinigung zu Rumänien unterzeichet. Die Erklärungen erfolgen vor dem bevorstehenden Nationalfeiertag der benachbarten Republik Moldau, den 27. März. 1918, am Ende des Ersten Weltkries, erfolgte an diesem Datum die Vereinigung der mehrheitlich von Rumänen bewohnten aber unter zaristischer Herrschaft stehenden Provinz Bessarabien mit Rumänien. 1940 wurde Bessarabien von der Sowjetunion durch Ultimatum an Rumänien annektiert. Ein Teil des Territoriums gehört heute der benachbarten Republik Moldau. Am Samstag fand ein Treffen zwischen dem sozial-demokratischen Bürgermeister des südostrumänischen Buzău Constantin Toma und Vertretern der unionistischen Bewegung in Moldau statt.



    Der Bürgermeister von Buzău sagte dazu: Wir teilen eine gemeinsame und lebendige Geschichte. Ich hoffe, dass wir das Projekt dieser mutigen Menschen in der Republik Moldau auch hier, in Rumänien, umsetzen können und dass wir gemeinsam eine Welle auslösen, die nicht mehr zu stoppen ist.” Der Bürgermeister des Dorfes Sadova, wo der Präsident Igor Dodon geboren wurde, Vladimir Susarenco sagte seinerseits: In meinem Dorf wurden 600 Unterschrifte gesammelt, als ich das feststellte, habe ich gesagt: das Dorf von Dodon zeigt sich für die Vereinigung zu Rumänien. Selbt wenn es um eine symbolische Erklärung geht, gilt sie als die Erklärung des ganzen Dorfes und seiner Menschen. Heute wird die Geschichte von den einfachen Menschen geschrieben, ihre Stimme wird gehört.”



    Am Sontag sind die moldauischen Bürgermeister mit Vertretern der Opposition im rumänischen Parlament zu Gesprächen zusammengekommen. Wenn die Mehrheit der moldauischen Bürger sich für die Vereinigung mit Rumänien äu‎ßert, sollte diese erfolgen, sagte der Vorsitzende der national-liberalen Partei Ludovic Orban: Ich bin fest davon überzeugt, dass Rumänien für diese Vereinigung bereit ist. Die national-liberale Lokalverwaltung pflegt ständig sehr gute Beziehungen und eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den Lokalverwaltungen in Republik Moldau, wir haben uns auf gemeinsame Projekte geeinigt, die wir demnächst umsetzen werden.”



    Der Vorsitzende der Union Rettet Rumänien USR, Dan Barna sagte seinerseits, dass die beiden Staaten auch innerhalb der Europäischen Union eine gute Kooperation pflegen können. Diesbezüglich, betonte Barna, unterstütze Rumänien, nach wie vor, die europäischen Bestrebungen seines Nachbarlandes: Wir betrachten diese Annäherung zwischen Rumänien und Republik Moldau im europäischen Kontext, weil wir ehrlich glauben, dass Republik Moldau, genau wie Rumäninen, zur EU gehört. Beide sind demokratische Staaten, die ihren Platz in einer modernen Europäischen Union haben. In den aktuellen Zeiten bleibt die Demokratie ein Grundwert beider Staaten”.



    Die Anhänger der unionistischen Bewegung werden am Sonntag in der moldauischen Hauptstadt Chişinău erwartet. Dort findet eine gro‎ße Volksversammlung zum 100. Jahrestag der Vereinigung Bessarabiens zu Rumänien. Bei der von Bürgerorganisationen aus beiden Staaten organisierten Veranstaltung möchten Anhänger der Vereinigung ihre Überzeugung erneut zum Ausdruck bringen, dass dieser Schritt die einzige Lösung sei, für eine historische Wahrheit zu kämpfen.