Tag: Bildung

  • PISA-Test: 40% der rumänischen Schüler leistungsschwach

    Ende letzten Jahres hatte die rumänische Gesellschaft die Gelegenheit, aufgrund der PISA-Studien den Kenntnisstand der rumänischen Schüler mit dem der Schüler aus weiteren 64 Staaten aus der ganzen Welt zu vergleichen.



    Die PISA-Studien sind Schulleistungsuntersuchungen, die seit 2000 alle drei Jahre durchgeführt werden. Sie haben als Ziel, die Kenntnisse und Fähigkeiten 15-Jähriger in Schüsselbereichen — Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften — zu messen. 2012 nahmen alle 34 Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und weitere 31 Partnerstaaten an den PISA-Studien teil. Diese Staaten machen über 80% der gesamten Weltwirtschaft aus.



    Für die rumänischen Behörden und Bürger waren die Ergebnisse nicht erfreulich. 40% der Schüler wurden als schwach eingestuft und nur 3,2% als leistungsfähig. Rumänien nahm den 45. Platz in der Rangliste der teilnehmenden 65 Staaten ein. Bildungsminister Remus Pricopie äu‎ßerte sich zu diesem Thema:



    Wenn Sie eine einfache Antwort hören möchten, sage ich Ihnen, dass die Ergebnisse schwach sind. Wenn sie eine ausführliche Antwort möchten, sage ich Ihnen, dass wir weiter unter dem EU-Durchschnitt liegen. Eine gro‎ße Zahl von Kindern ist nach 8 Schuljahren nicht im Stande, einen durchschnittlichen Kenntnisstand in Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen zu erreichen. Um aber objektiv zu bleiben, müssen wir zugeben, dass es einen kleinen Fortschritt gibt: Gegenüber der letzten PISA-Studie von 2009 hat Rumänien 4 Punkte mehr in der Rangliste erzielt. Und das ist ein erfreuliches Zeichen.“




    Um diese schwachen Ergebnisse zu erklären, geht der rumänische Bildungsminister auf die Art und Weise ein, in der die Schüler im rumänischen Bildungssystem auf die unterrichteten Kenntnisse geprüft werden. Bildungsminister Remus Pricopie:



    Es gibt zwei mögliche Erklärungen. Erstens wird in der Schule nicht das Nötige unterrichtet. Die zweite Erklärung betrifft die Prüfungs-Methodologie. Es ist sehr einfach, die Schuld auf die Methodologie zu schieben, während eigentlich in der Schule nicht das Nötige unterrichtet wird. Wir prüfen den Stand der erworbenen Kenntnisse und wenn wir das tun, dann nur oberflächlich. Es gibt Schulen, in denen ein Schüler die Note 9 bekommt, in Wirklichkeit entspricht aber sein Kenntnistand einer 6 (in einem Notensystem von 1 bis 10). Durch die im Notenheft eingetragenen Zensuren teilen wir den Eltern mit, dass die Kinder gute Ergebnisse haben. Bei der Prüfung merken wir dann, dass das nicht der Wahrheit entspricht. Deshalb werden wir beginnend mit diesem Jahr einige Bestimmungen, die schon im Bildungsgesetz verankert waren, befolgen. Dadurch werden Auswertungen in der 2., der 4. und der 6. Klasse eingeführt, um ein Bild zu haben und rechtzeitig zu erfahren, ob in einer Klasse die Entwicklung gut oder schlecht ist. Man kann so rechtzeitig eingreifen und korrigieren.“




    Zukünftig möchte man die Tests in Rumänien nach den PISA-Studien gestalten. Sie sollten folglich fachübergreifend sein. Daran sind die rumänischen Schüler nicht gewohnt. Der Lehrplan soll ebenfalls geändert werden. Daran arbeitet man schon. Der Lehrplan gilt auch als Teil des Problems. Ciprian Ciucu, Bildungsexperte beim Rumänischen Zentrum für Europa-Politiken, erläutert:



    Unser Lehrplan ist nicht zeitgemä‎ß. Er ist veraltet, auch wenn europäische Fonds für seine Abänderung ausgegeben wurden. Die Wissenschaft macht in allen Bereichen Fortschritte. Normalerweise sollte eine Lehrplansänderung alle zwei Generationen, also alle etwa acht Jahre stattfinden. Die letzte Änderung, die aber nicht den Inhalt betraf, sondern die Ziele, fand Ende der 1990er Jahre, Anfang der 2000er statt. Die Änderung war damals partiell, man sprach von einer nachfolgenden tiefgreifenderen Änderung. Uns das geschah nicht.“




    Ein anderer wichtiger Aspekt, der von den PISA-Studien hervorgehoben wurde, betrifft die Motivation. Das Motivations-Niveau der rumänischen Schüler ist das niedrigste unter den im Rahmen der Studie getesteten Ländern. Es liegt auf der Hand, dass die Erklärungen für dieses Motivations-Problem der Schüler nicht au‎ßerhalb des Bildungssystem gesucht werden müssen. Bildungsminister Remus Pricopie:



    Die Motivation entspringt nicht nur dem Unterricht in der Schulklasse, sondern aus allen täglichen Tätigkeiten. Es gibt viele Kinder, die aufs Lernen verzichten, weil sie den Sinn der Schule nicht erkennen. Betreffend die Lehrer es ist wahr, es gibt einen Zusammenhang zwischen Leistung im Bildungswesen und — ich würde nicht gerade Entlohnung sagen — aber Respekt-Niveau gegenüber den Lehrkräften, und dieses Niveau schlie‎ßt auch die Entlohnung ein. Es reicht nicht, einen motivierenden Lohn zu haben, es muss auch eine bestimmte Atmosphäre in der Schule herrschen.“




    Ciprian Ciucu meint, das Fehlen der Motivation unter Schülern würde die mangelhafte Motivation der Lehrer widerspiegeln.



    Das Bildungswesen ist eng an die Motivation gebunden. Bei den Kindern kommt die Motivation von au‎ßen. Sein Interesse muss vom Lehrer stimuliert werden. Andererseits sind die Lehrer demotiviert. Der Status des Lehrers ist nicht mehr das, was es mal war. Es ist nichts Besonderes, Lehrer zu sein. Die Auswahl der Lehrkräfte ist mangelhaft. Die besten Absolventen arbeiten nicht im Bildungswesen. Sie wandern aus oder arbeiten in anderen Bereichen des öffentlichen oder privaten Sektors. Die Rekrutierungsmöglichkeiten im Bildungswesen sind folglich eng. Das ist nicht nur für Rumänien typisch, sondern auch für andere europäische Staaten.“




    Sowohl die Regierung als auch die Zivilgesellschaft sehen ein, dass tiefgreifende Änderungen durchgeführt werden müssen. Diese sollten das System grundsätzlich ändern. Das Lehren und das Lernen sollten wieder ihr früheres Prestige und ihren Sinn wiedererlangen.



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  • Programme gegen Kinderarmut auf dem Land

    Programme gegen Kinderarmut auf dem Land

    In Rumänien leben 47,2% der Bevölkerung auf dem Lande. Auf den ersten Blick könnte man glauben, dass die Menschen hier sich selbst versorgen könnten. Man sollte hier folglich nicht auf extreme Armut sto‎ßen. Die Statistiken zeigen aber ein anderes Bild. Auf dem Lande Leben sechsmal so viele Menschen, die sich unter der Armutsgrenze befinden, als in der Stadt. Und, wie es auch zu erwarten war, sind die Kinder am meisten davon betroffen. Und das nicht nur auf dem Lande: Mehr als die Hälfte aller Kinder in Rumänien (52,2% in 2011) sind den Risiken der Armut und der sozialen Ausgrenzung ausgesetzt. Das ist die höchste Zahl der Kinderarmut in der EU. Sehr viele Kinder sind unterernährt und ihre Gesundheit hat darunter zu leiden. Weiter brechen sehr viele Kinder die Schule ab. Natürlich findet man solche Fälle öfter auf dem Lande vor. Daniela Buzducea von der rumänischen Filiale der Stiftung World Vision“ erklärt:



    Die Kinder in Rumänien leiden an Unterernährung. Viele Studien bestätigen, dass eines von zehn Kindern unter drei Jahre unterernährt ist. Die Mutter ernährt sich nicht gut und ernährt ihr Kind mangelhaft. Man verzeichnet ein niedriges Eisen-Niveau im Körper. Im Rahmen einer Studie, die wir vor zwei Jahren durchgeführt haben, wurden die Kinder gefragt, wie gut sie essen. Einer von 10 sagte, er würde hungrig zu Bett gehen. Die Folgen einer solchen Ernährung werden in einigen Jahren im Gesundheitswesen spürbar sein, nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Erwachsenen.“



    Der Schulabbruch senkt die Chancen, später einen anständigen Arbeitsplatz auf dem europäischen Gemeinschaftsmarkt zu finden. Daniela Buzducea:



    In den letzten Jahren ist die Zahl der Kinder, die keine Schule besuchen, gestiegen. Jährlich brechen in Rumänien etwa 40.000 Kinder die Schule trotz Schulpflicht ab. Die Lage ist insbesondere auf dem Lande gravierend. Infolge der Word-Vision-Studie konnten wir erkennen, dass die Entfernung zur nächtsgelegenen Schule einen Grund für den Schulabbruch darstellt. Die Kinder auf dem Lande bekommen erheblich kleinere Zensuren bei den nationalen Prüfungen. In 2011 haben etwa 30% der Kinder auf dem Lande eine Durchschnittsnote von unter 5 (in einem Benotungssystem von 1 bis 10) bei der nationalen Prüfung nach dem Abschluss der 8. Klasse bekommen. In der Stadt waren nur 13% der Kinder in dieser Lage. Folglich gibt es auch einen Qualitätsunterschied zwischen der Bildung auf dem Lande und in der Stadt.“



    Welche ist dann die Lösung? Nichtregierungsorganisationen wie die Stiftung World Vision“ wickeln Programme für arme Kinder ab. Die kleine Gemeinschaft, aus der sie stammen, aber auch die breitere Gesellschaft soll diesen Kindern dabei helfen. Ein solches Programm ist Zukunfts-Spender“. Oana Şerban, Presse-Sprecherin von World Vision, erläutert:



    Der Zukunfts-Spender ist ein Programm, mit Hilfe dessen wir den Bürgergeist in unser Leben zurückzuholen versuchen. Wir arbeiten mit den lokalen Behörden zusammen, mit anderen Nichtregierungsorganisationen, auch mit Unternehmen. Es ist sehr einfach, an diesem Programm teilzunehmen. Jeder Spender gibt 68 Lei (umgerechnet etwa 15 Euro) im Monat. Dieses Geld hilft den Kindern und der Gemeinschaft. Mit diesem gesammelten Geld wird ein Fonds gegründet und es werden dann unterschiedliche Projekte in der Gemeinschaft finanziert. Die Schulen müssen zum Beispiel ausgestattet werden, mit PCs, Schreibwaren, oder sie müssen ans Stromnetz oder an die Wasserleitung angeschlossen werden. Man kann vieles für diese Kinder machen. Im Programm sind 600.000 Kinder registriert und wir haben 160.000 Spender gefunden. Wir müssen also noch daran arbeiten.“



    Das Programm Zukunfts-Spender“ fördert die Beziehung zwischen dem Spender und dem Kind, das dieser unterstützt. Die beiden tauschen Briefe aus und viele Male besucht der Spender das Kind und die Gemeinschaft, in der dieses lebt. Der Spender kann dann auch selbst sehen, wofür das Geld ausgegeben wird. Der Pianist Nicolae Dumitru ist Spender und begründet sein Engagement:



    Das Programm »Zukunfts-Spender« hat als Ziel, die Gleichgültigkeit zu brechen, die Menschen zu erschüttern. Es ist eine Sache, Geld für Schulbücher oder Schuhe oder Pakete mit Kleidung zu schicken. Ich glaube, dass wir, die die Gemeinden besuchen, diejenigen, mit denen wir in Kontakt treten, viel mehr beeinflussen werden. Diese Kinder brauchen ab und zu mal einen Energie-Impuls, der ihnen helfen soll, ihr Schicksal zu ändern.“



    Zurzeit wird das Programm Zukunfts-Spender“ nur in einigen ländlichen Gemeinden im Landkreis Dolj abgewickelt. Dort gibt es die meisten extrem armen Kinder. Sollten mehrere Spender Interesse zeigen, könnte man das Programm auch in anderen Regionen des Landes implementieren.



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  • Nachrichten 23.12.2013

    Nachrichten 23.12.2013

    BUKAREST: Der Ministerpräsident der ex-sowjetischen, mehrheitlich rumänischsprachigen Republik Moldawien, Iurie Leancă, der einen Bukarest-Besuch unternommen hat, bedankte sich bei der rumänischen Regierung für ihre Unterstützung im Jahr 2013. 2013 sei ein sehr gutes Jahr für die bilateralen Beziehungen zwischen Rumänien und der Republik Moldawien, sagte Leancă, und äu‎ßerte die Hoffnung, da‎ß mit der Unterstützung Rumäniens, die Republik Moldawien sich wirtschaftlich und politisch im europäischen Raum integrieren werde. Dies erklärte der moldawische Ministerpräsident bei der Sitzung des Bukarester Regierungskabinetts, an der er als Gast des rumänischen Premiers Victor Ponta teilgenommen hatte. Im Rahmen dieser Regierungssitzung, der letzten des Jahres 2013, gewährte das rumänische Regierungskabinett der Regierung in Kischinew eine finanzielle Unterstützung von 20 Millionen Euro für die Entwicklung des Bildungssystems der Republik Moldawien. Der Betrag ist Teil eines umfangreichen nichtrückzahlbaren Finanzpakets von 100 Millionen Euro. Rumänien ist der stärkste Befürworter der europäischen Integration der benachbarten Republik Moldawien. Wir erinnern daran, das die Republik Moldawien Ende November die EU-Freihandels- und Asoziierungsabkommen paraphiert hat.



    BUKAREST: Die Absorptionsrate von EU-Geldern für die Landwirtschaft und ländliche Entwicklung hat dieses Jahr 67% erreicht, so Ministerpräsident Victor Ponta. Er gab an, dass auch bei den Kohäsionsfonds Fortschritte verzeichnet wurden, von 7% im Jahr 2012 auf ungefähr 30% 2013. Die beiden Bereiche brachten dem Staatshaushalt insgesamt 5,5 Milliarden Euro an nichtrückzahlbaren EU-Geldern, so Ministerpräsident Ponta.



    BUKAREST: Der Internationale Währungsfonds ist der Meinung, dass Ersatzma‎ßnahmen notwendig sind, um die Einnahmensverluste zu begleichen, die die Verschiebung der Verbrauchssteueranhebung bei Kraftstoffen bewirkt. Dadurch soll das Haushaltsdefizitziel von 2,2% des BIP erreicht werden, verlautbarte aus einer Pressemitteilung des IWF-Vertreters für Rumänien und Bulgarien Guillermo Tolosa von Montag. Ebenfalls am Montag gab das rumänische Finanzministerium bekannt, es werde keine neue Steuern und Gebühren einführen, um die Einnahmensverluste, die durch die Verschiebung der Verbrauchssteueranhebnung bei Kraftstoff entstehen werden, zu kompensieren. Die existierenden Steuern und Gebühren bleiben auch unverändert. Wir erinnern daran, dass Staatspräsident Traian Basescu den Haushalt 2014 promulgierte, nachdem die Regierung beschlossen hatte, die für den 1. Januar 2014 geplante Einführung einer zusätzlichen Verbrauchssteuer von 7 Eurocent für Kraftstoffe zu verschieben. Präsident Basescu hat die besagte Steuer angefochten und behauptet, dass die Einhaltung des Haushaltsdefizitziels auch durch andere Mittel erreicht werden könne.



    BUKAREST: Der rumänische Aussenminister, Titus Corlatean, der am Montag einen 4-tägigen offiziellen Besuch in Israel begann, hat mit seinem israelischen Gegenüber, Avigdor Liebermann, über die Flexibilisierung und Beschleunigung des Verfahrens für die Ausstellung von langfristigen Visa für rumänische Staatsangehörige gesprochen. Die zwei Aussenminister diskutierten auch über die bilaterale Kooperation in mehreren Bereichen, darunter Investitionen, Forschung, Energie und Ausbildung. Ein weiteres Thema der Gespräche war das nächste Treffen der zwei Regierungen, das 2014 in Bukarest stattfinden wird. Auf dem Besuchsprogramm des rumänischen Aussenministers stehen unter anderen Treffen mit dem israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres und mit dem Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. In Israel leben etwa 100.000 Juden rumänischer Abstammung; dazu zählen bedeutende Persönlichkeiten der israelischen Kultur, Wirtschaft und Politik.



    BUKAREST: In Bukarest wurde am Montag eine religiöse und Militärzeremonie zum Gedenken der Gendarmenhelden gehalten, die am Morgen vom 23. Dezember 1989 im Dienst gefallen sind. Rumänien makierte am Sonntag 24 Jahre seit dem Fall des kommunistischen Regimes am 22. Dezember 1989. Dieser gilt als der Tag an dem Rumänien befreit wurde.

  • Parlamentarier billigen  Rumäniens Haushalt für 2014

    Parlamentarier billigen Rumäniens Haushalt für 2014

    Die Mitglieder des rumänischen Parlaments in Bukarest brauchten für die Debatte über den Staats- und Sozialhaushalt für 2014 nur eineinhalb Tage. Für die Billigung waren nur drei Minuten notwendig. Dieser absolute Rekord ist kein Zufall. Die Hegemonie der regierenden mitte-links gerichteten Sozial-Liberalen Union (USL), die eine Mehrheit von 70% in der Legislative hat, und die naheliegende Frist für die Billigung des Haushalts haben diese Eile möglich gemacht. Für die Billigung des Haushaltes stimmten rund 350 Parlamentarier. Dagegen äu‎ßerten sich rund 50 Stimmen. Der Haushalt für das Jahr 2014 fu‎ßt auf einem Wirtschaftsanstieg von 2,2% , einer Inflation von 2,4% sowie auf einem Wechselkurs von 4 Lei und 45 Bani für einen Euro.



    230 Milliarden Lei, das hei‎ßt rund 50 Milliarden Euro, sollen den verschiedenen öffentlichen Bereichen zugeteilt werden. Eine gute Nachricht für die Arbeitnehmer stellt die Erhöhung des Mindestlohns in zwei Schritten bis auf 900 Lei dar, das bedeutet umgerechnet 200 Euro, die Rentenerhöhung um 4% und die 10% -ige Lohnerhöhung für die Lehrer, die am Anfang ihrer Karriere sind.



    Die Fiskalität wird aber im kommenden Jahr neue Spitzenwerte erreichen, besonders wegen der um 7 Eurocents pro Liter höheren Verbrauchssteuer für Brennstoff. Die Exekutive will die Ma‎ßnahme am 1. Januar in Kraft treten lassen. Natürlich bringt diese Ma‎ßnahme neue Preiserhöhungen mit sich. Staatspräsident Traian Băsescu ist aber dagegen. Er werde den Haushaltsentwurf dem Parlament zurückschicken, sollte die Erhöhung der Verbrauchssteuer darin vorgesehen sein, drohte vor kurzem Rumäniens Staatschef.



    In der gebilligten Form sieht der Haushaltsentwurf unter anderen 120 Milliarden Lei für Löhne, Renten und Sozialschutz vor sowie 40 Milliarden Lei für Investitionen, weitere 40 Milliarden Lei für die Verwaltung und 6 Milliarden Lei für die Subventionen, besonders im landwirtschaftlichen Sektor. Die Institution der Präsidentschaft, das Parlament, der Rumänische Nachrichtendienst, die Ministerien für Entwicklung und Verwaltung, das Verteidigungsministerium, das Landwirtschafts- und das Transportministerium bekommen mehr Geld im Vergleich zu 2013. Die Bildung und die Gesundheit erhalten hingegen unausreichende Zuwendungen, obwohl sie wesentliche Bereiche darstellen.

  • Die rumänischen Lehrer gehen erneut auf die Straßen

    Die rumänischen Lehrer gehen erneut auf die Straßen

    In einem neuen Versuch eine günstige Antwort auf ihre Forderungen zu erhalten, haben die Gewerkschaftler aus dem rumänischen Bildungswesen in Bukarest eine Gro‎ßkundgebung und einen Protestmarsch organisiert. Sie setzen somit die Aktion fort, die sie Ende Oktober begonnen hatten. Damals versammelten sich rund 400 Mitglieder des Freien Gewerkschaftsverbandes im Bildungswesen drei Tage lang vor dem Sitz der Regierung und der regierenden Sozial-Liberalen Union. Ihre Hauptforderung betrifft die Zuweisung von höheren Beträgen für die Bildung.



    Der Vorsitzende des Gewerkschaftsverbandes im Bildungswesen Simion Hăncescu (track): Laut dem Nationalen Bildungsgesetz, genauso wie laut dem alten, au‎ßer Kraft gesetzten Gesetz, hätte das Bildungswesen 6% des BIP erhalten müssen. Das ist eigentlich der Schlüssel dieses Problems. Alles geht von der Finanzierung aus. Ein System wie das Bildungssystem kann bei Unterfinanzierung nicht normal funktionieren. Es gibt auch weitere Dinge, die die Leute wollen. Es handelt sich um die Abänderung des Nationalen Bildungsgesetzes.



    Besagtes Gesetz hat für gro‎ße Unzufriedenheit unter den Angestellten des Bildungswesens gesorgt. Wir müssen ein Nationales Bildungsgesetz erarbeiten, dass den Gegebenheiten im heutigen Rumänien entspricht. Wir haben eine weitere Forderung, die derzeitige Entlohnung im heutigen Bildungssystem. Überwiegend die jungen Lehrkräfte haben Nettolöhne unter 800 Lei (umgerechnet 180Euro). Wie kann man dabei noch Leistung in der Klasse bringen? Die Qualität des Lehrprozesses sinkt leider auch darum, dass die Entlohnung vollkommen unmotivierend ist.“



    Die Protestteilnehmer behaupten, dass sie sich mit minimalen Einkommenserhöhungen nicht zufrieden geben werden. Sie fordern die Anhebung der Löhne um mindestens 50% für die debütierenden Lehrer und schlie‎ßen einen Generalstreik während der Europaparlamentswahlen 2014 oder vor dem Ende des Schuljahres nicht aus, unter dem Risiko das Bildungsjahr zu blockieren.



    Weitere Änderungen sind erforderlich, so die Lehrer, wie die Wiedereinführung der Lehrnorm von 16 Stunden in der Woche für Lehrkräfte, die über 25 Jahre Dienstalter im Bildungswesen haben, die Abrechnung der Transportkosten für die pendelnden Lehrer, die Wiedereinführung des Doktoratszuschlags oder die Möglichkeit einer vorzeitigen Pensionierung, mindestens drei Jahre vor Erreichung des Standardrentenalters, ohne Beeinträchtigung der Rente. Die Entpolitisierung des Bildungswesens und die Überarbeitung des Lehrplans sowie des Bewertungssystems der Schüler gehören auch zu den Forderungen.



    Als Solidaritätszeichen für die Proteste der Lehrkräfte, hat der Rumänische Landesverband der Studentenorganisationen seine Unterstützung ausgedrückt.

  • Nachrichten 29.10.2013

    Nachrichten 29.10.2013

    BUKAREST: Mehrere Personen wurden in Rumänien in einem Fall von vermuteter Korruption und Steuerhinterziehung festgenommen. Der Schaden beziffere sich laut Angaben der Behörden auf über 50 Millionen Euro. Die Verdächtigen koordinierten laut den Ermittlern ein Netz, das die Monopolisierung der Produktion und des Vertriebs von Fleischprodukten durch Scheinfirmen als Ziel hatte. Unter den Festgenommenen ist auch der angebliche Anführer des Rings, ein ausländischer Geschäftsmann und ein leitender Staatsanwalt bei der Generalstaatsanwaltschaft. In diesem Fall wird zudem gegen einen sozialdemokratischen Senator wegen Einflussnahme ermittelt.



    BUKAREST: Rumäniens Verfassungsrichter haben am Dienstag die Dringlichkeitsverordnung der Regierung über das neue Insolvenzrecht für verfassungswidrig erklärt. Das Eilverfahren für die Verabschiedung des Insolvenzrechts sei ungerechtfertigt und versto‎ße gegen das Grundgesetz, so das Verfassungsgericht. Die Regierung dürfe nur dann Dringlichkeitsverordnungen verabschieden, wenn sie die Grundordnung wichtiger Institutionen des Staates nicht verletzen. Die Opposition bezeichnete das neue Insolvenzrecht als beispiellosen Angriff gegen die Pressefreiheit und das Geschäftsumfeld. Die Exekutive behauptet hingegen, der Rechtsakt sei für die effiziente Bekämpfung der Steuerhinterziehung und der unterlassenen Beitragszahlungen an den Staat entworfen worden.



    BUKAREST: Die rumänischen Gewerkschafter aus dem Bildungswesen setzen ihren Warnstreik von Montag fort. Die Lehrer wollen, dass beginnend mit 2014 der Bildungssektor 6 % vom BIP bekommt. Zudem soll das Bildungsgesetz geändert werden und ein Entlohnungsgesetz angenommen werden. Dadurch sollen die Löhne der Lehrer am Anfang ihrer Karriere um 50 % angehoben werden. Die Löhne der anderen Lehrer soll um 15 % steigen. Für den 6. November haben die Gewerkschafter eine Massendemonstration und einen Protestmarsch angekündigt.



    BUKAREST: Die Donauraumstrategie der EU braucht sowohl während der aktuellen Haushaltsperiode als auch für den Zeitraum 2014-2020 Ressourcen. Das erklärte am Dienstag in Bukarest der EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, der Rumäne Dacian Ciolos. Er nahm am Jahresforum der EU-Donauraumstrategie in Bukarest teil. Die 14 Anrainerstaaten des zweitgrö‎ßten Flusses in Europa teilen gemeinsame Sorgen und haben deshalb die Fähigkeit, gemeinsame Lösungen zu finden, sagte Ciolos noch. Die Donauraumstrategie ist ein Projekt, das von Rumänien und Österreich eingeleitet und 2011 von der EU-Kommission angenommen wurde.



    ISTANBUL: Rumänien und die Türkei haben eine Geste für die Versöhnung und die Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte getan, erklärte am Dienstag in Istanbul der rumänische Ministerpräsident Victor Ponta. Im Yedikule-Museum enthüllte er eine Gedenktafel für den wallachischen Fürsten Constantin Brâncoveanu und seine vier Söhne. Sie waren 1714 während der Dominanz des Osmanischen Reiches in Istanbul hingerichtet worden. Ponta erinnerte in Istanbul daran, dass Brâncoveanus Herrscherzeit von der Entstehung einer neuen Richtung in der Kultur und Architektur des Landes geprägt war, sowie von bemerkenswerten Wirtschaftsreformen. Rumäniens Regierungschef hatte davor auf Einladung seines türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan an der Einweihungs-Zeremonie des ersten Eisenbahntunnels unter dem Bosphorus teilgenommen.

  • Alternative Schulsysteme in Rumänien

    Alternative Schulsysteme in Rumänien

    In Rumänien konfrontierte sich das traditionelle Bildungssystem in den letzten Jahren mit einer System-Störung: In den letzten beiden Jahren haben wenig über 50% der Schüler die Abitur-Prüfung bestanden. In diesem Kontext könnten die Bildungs-Alternativen interessanter scheinen.



    Der Verband C4C hat im Jahr 2011 das Projekt Entdecken wir die Schule wieder“ eingeleitet. Ein Etappe des Projekts stellte das Treffen in diesem Herbst der Vertreter der Bildungs-Alternativen dar, die vom rumänischen Bildungsministerium genehmigt sind. Ziel des Treffens war es, Verbesserungs-Möglichkeiten der Bildung normaler Kinder und von Kindern mit Defiziten zu erkennen.



    Daniela Vişoianu ist Managerin des Projekts Entdecken wir die Schule wieder“. Von ihr haben wir erfahren, was dieses Projekt bezweckt:



    Im Rahmen des Projekts »Entdecken wir die Schule wieder« wollten wir unbedingt mit dem Paar Eltern-Kind arbeiten. Eltern, die ein behindertes Kind haben, leiden täglich und pausenlos unter gro‎ßem Stress, und darunter hat auch das Kind zu leiden. Ein Kind mit einer körperlichen Behinderung kann in der Beziehung mit den Eltern, von denen er abhängt, auch eine affektive Störung entwickeln, weil die Eltern dem Kind täglich vorhalten, dass sie zum Beispiel auf den Arbeitsplatz oder auf andere Sachen verzichten mussten. Wir haben versucht, diesen Mechanismus zu durchbrechen.“



    Die Bildungs-Alternativen, die vom rumänischen Bildungsministerium eine Zulassung erhalten haben, sind Jena, Freinet, Montessori, Step by Step und Waldorf.



    Der Jena-Plan wünscht sich eine freie Schule, in der die Wunschbilder der Erwachsenen nicht existieren, in der die Kinder kreativ sind und Entscheidungen treffen können. Monica Cuciureanu, Vorsitzende des Verbandes Jena-Plan, erläutert:



    Die Alternative Jena-Plan ist bei uns sehr wenig bekannt. Im Moment funktioniert die Alternative nur in der Provinz, insbesondere in ruralen Regionen. Diese Alternative erschien infolge eines sehr interessanten Experiments. Die Schule hält nicht mehr Schritt mit der Gesellschaft. Eine Schule, die als eine komplexe Bildung konzipiert wurde, die auf natürliches Lernen beruht. Spezifisch dieser Bildungs-Alternative ist, dass die Gruppen aus Kindern unterschiedlichen Alters gebildet sind. Die Annahme ist, dass ein Kind genauso viel von einem anderen Kind als von einem Erwachsenen lernen kann. Die Altersunterschiede sind auf drei Jahre begrenzt. Die Gespräche, das Spiel, die Arbeit und die Feier. Das traditionelle Programm wird durch einen Tätigkeits-Plan ersetzt, in dem diese vier Basis-Tätigkeiten alternieren. Der Lehrplan ist der traditionelle, die Umwelt spielt aber eine grö‎ßere Rolle.“



    Eines der bekanntesten alternativen Bildungs-Systeme in Rumänien, das seit 20 Jahren präsent ist, ist Step by step. Was diese Alternative anbietet, sagt uns Elena Mihai, Programm-Leiterin Step by step.



    Warum Step by step so erfolgreich ist? Weil es den nationalen Lehrplan verfolgt, der lokalen Kultur angepasst ist und die besten Praktiken im Bereich der Vorschulerziehung integriert. Das Modell von Step by step basierte auf die Einbindung der Eltern, anders als das bislang erfolgte. Wir wollen Bürger erziehen, die die Gesellschaft weiter bringen, die persönliche Initiative und Selbstvertrauen haben. Wir verfügen über ein sehr starkes berufliches Netzwerk, über Bildungszentren und organisieren periodisch Treffen mit den Lehrkräften aus dem Netzwerk. Wir sind in 40 Landkreisen tätig, haben 280 Kindergärten mit 690 Gruppen und arbeiten mit mehr als 15.000 Kindern.“



    Mariana Bândea ist Vorsitzende des rumänsichen Verbandes für eine moderne Gesellschaft und hat bei dem Treffen die Bildungs-Alternative Celestin Freinet“ vertreten. Über diese erzählte sie:



    Wir können nur von wenigen Freinet-Schulen sprechen, es ist aber ein System, das von vielen Lehrern angewendet wird. Im Schulnetz sind die Freinet-Klassen spät erschienen. Wir beschäftigen uns mit lehrplanunabhängigen Tätigkeiten, es gibt Sommer-Schulen, wie die in Reghin, sowie auch den Kalender der lehrplanunabhängigen Tätigkeiten, der vom Bildungsministerium genehmigt wurde. Wir haben ein Projekt namens »Freinet-Universum« eingeleitet. Dieses beginnt am Schulanfang und endet mit der Sommerschule.“



    Über die Montessori-Methode erzählte Dana Crainic, Montessori-Lehrerin in Timişoara/Temesvar:



    Der Pädagoge ist wie ein Ober, der die Kinder bei Bedarf bedient. Die Montessori-Klase umschlie‎ßt fünf Bereiche: Sprache, Sinnesentwicklung, Mathematik, Natur und Kultur. Die Materialien sind geordnet, das Kind wird aufgefordert, das, was er möchte, auszusuchen. Der Pädagoge stellt das Material dann in wenigen Worten dar. Was uns von anderen unterscheidet, ist, dass unsere Gruppen gemischt sind, sie umschlie‎ßen Kinder zwischen 3 und 6. Die kleinen Kinder lernen von den gro‎ßen und die gro‎ßen lernen, den kleinen Kindern zu helfen. Unser Motto lautet ‚Hilf mir, es alleine zu schaffen!‘“



    Seit 23 jahren bietet auch Waldorf eine Bildungs-Alternative an. Zenovia Ungureanu, Lehrerin beim Waldorf-Gymnasium in Bukarest:



    Die Waldorf-Bildung beginnt mit dem Kindergarten und endet in Rumänien am Ende der 12. Klasse. Es gibt viele Waldorf-Gruppen auch bei staatlichen Kindergärten. Waldorf-Gymnasien gibt es jeweils eines in Bukarest, Cluj, Timişoara und Iaşi. Die Absolventen der 8. Klasse bevorzugen ein Waldorf-Gymnasium, manche besuchen aber andere Gymnasien, weil wir nur philologische Ausbildung anbieten.“



    Auch wenn es sich um eine Minderheit handelt, gewinnen die Bildungs-Alternativen immer mehr Anhänger. Diese bieten eine andere Perspektive und eine andere Bildungsmethode für Kinder an.



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  • Roma-Integration durch Bildungsmaßnahmen

    Roma-Integration durch Bildungsmaßnahmen

    In Rumänien stellen die Roma die zweitgrö‎ßte Minderheit, nach der ungarischen Minderheit, dar. Laut der letzten Volkszählung leben in Rumänien etwa 600.000 Roma. Vielen Nichtregierungsorganisationen zufolge sei die Roma-Minderheit in Rumänien aber viel zahlreicher. Mit der sozialen Problematik der Roma sowie mit Integrationsfragen setzte sich eine kürzlich in Bukarest stattgefunde Konferenz auseinander.



    90% der Roma in Europa leben unter der Armutsgrenze und sind Opfer unterschiedlicher Diskriminierungsformen. Insbesondere Kinder und alte Personen sind davon betroffen. Und viele dieser müssten, ihren Aussagen zufolge, betteln, um zu überleben. 51% der befragten Roma-Familien erklärten, sie würden mindestens 1-2 Tage im Jahr an Hunger leiden, 15% sagten, das sei ein permanentes Leiden. Die Statistiken zeigen, dass in manchen Ländern bis zu 30% der Roma-Familien dank der Sozialhilfe überleben und bis zu 24% dank des Kindergeldes.



    In Bukarest wurde vor kurzem im Rahmen einer Konferenz erneut über die Probleme der Roma diskutiert. Arbeitsministerin Mariana Câmpeanu erklärte anlässlich dieser Konferenz, die Bildung sei die Hauptlösung für die Integration der Roma und für die Verbesserung ihrer Lebensqualität. Es sei zu viel Zeit ohne konkrete Fortschritte vergangen, fügte Arbeitsministerin Câmpeanu hinzu:



    Hätten wir uns in diesen 20 Jahren insbesondere auf die Bildung der Kinder konzentriert, hätten wir jetzt eine Generation gehabt, die gro‎ße Integrationschancen in jede europäische Gesellschaft gehabt hätte. Sie hätten gro‎ße Chancen gehabt, gut bezahlte Stellen zu bekommen, und das hätte ihnen einen höheren Lebensstandard ermöglicht. Ihre Kinder hätten alle Vorteile einer modernen Gesellschaft genossen.“



    Die Lebensauffassung der Roma ist einfach. Im Rahmen einer Umfrage erklärten sie, eine Person benötige Gesundheit, Glück und Emsigkeit, um im Leben erfolgreich zu sein. Die Sozialhilfe steht auf dem 4. Platz. 90% der Roma werden diskriminiert. Und nicht nur in Rumänien, sondern in der ganzen EU. Das zeigen die Daten der EU-Kommission. Es gebe auch Zahlen, in denen Rumänien besser stehe, meint Gelu Duminică, der Vorsitzende der Agentur für gemeinschaftliche Entwicklung Împreună“ (Zusammen“), generell sei aber ein eher langsamer Wandel zu verzeichnen. Gelu Duminică:



    Vor 20 Jahren gab es 0,1% junge Roma mit Hochschulstudium. Jetzt sind es 1,2%. Die Zunahme der Roma mit Hochschulabschluss ist sehr gro‎ß, bleibt aber klein im Vergleich zum nationalen Durchschnitt von etwa 10%. Auch in anderen Bereichen hat sich die Lage verbessert, etwa im Zugang zum Gesundheitssystem.“



    Gelu Duminică schaut sich das Problem auch aus einem anderen Blickwinkel an. Man müsse nicht mehr über die Roma als soziales Problem sprechen, sondern sie als eine Opportunität für Rumänien in puncto demographische Entwicklung betrachten. Gelu Duminică:



    Laut Eurostat wird Rumänien 2050 etwa 16 Millionen Bürger haben. Die Anzahl der Roma wird dieselbe sein, 1-1,3 Millionen. Die junge Roma-Bevölkerung im Alter von 16-45 Jahren wird aber verhältnismä‎ßig zahlenstark sein. Und das ist ja die aktive Bevölkerung. Mit anderen Worten wird sie meiner Generation, die jetzt 35 Jahre alt ist, die Renten zahlen, den Zugang zum Gesundheitssystem, zum Bildungssystem.“



    Die Integration der Roma ist EU-weit eine gro‎ße Herausforderung. Fachbehörden und Dutzende Nichtregierungsorganisationen beschäftigen sich mit diesem Problem. Auch in Rumänien und Bulgarien, wo gro‎ße Roma-Gemeinschaften leben. Arbeitsministerin Mariana Câmpeanu erkennt die Rolle der nationalen Politiken in puncto Roma-Integration an. Sie fordert aber auch die Einbindung europäischer Behörden, um Lösungen EU-weit zu finden:



    Die Europäische Union muss die Idee akzeptieren, dass die Probleme der Roma-Bevölkerung eine Herausforderung für die EU ist, so wie sie eine Herausforderung für jeden EU-Staat sind. Nur gemeinsamen, durch Zusammenarbeit und die Erkennung der besten Lösungen, werden wir diesen Menschen helfen können, damit sie nicht mehr von der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Umsonst bietet man einer Person Geld an, um in sein Herkunftsland zurückzukehren. Nach einiger Zeit kommt sie zurück.“



    Die Idee wurde in Bukarest auch vom EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, László Andor, vertreten. Die Roma-Integration müsse sich nicht auf eine Gemeinde, eine Stadt, eine Region oder ein Land beziehen. Wenn die Roma-Integration irgendwo in der EU scheitere, dann habe die ganze europäische Gesellschaft darunter zu leiden. Um wirklich etwas im Alltagsleben der Roma zu ändern, bedürfe es einer langfristigen Strategie. Man müsse sowohl EU-weit, als auch auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene arbeiten, so EU-Kommissar László Andor.



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  • Bildungswesen: 145.000 rumänische Schüler gehen ab Herbst in Gymnasien oder Berufsschulen

    Bildungswesen: 145.000 rumänische Schüler gehen ab Herbst in Gymnasien oder Berufsschulen

    Rund 145 Tausend Hauptschulabsolventen haben erfahren, wie die nächste Etappe ihres Weges durch das rumänische Bildungssystem aussehen wird, nachdem das Ressortministerium die erste Phase des automatischen Verteilungsverfahrens abgeschlossen hat. Die vom besagten Ministerium veröffentlichten Daten weisen darauf hin, dass rund 52% der Schüler ihren Weg in Gymnasien fortsetzen möchten. Die anderen möchten auf die Berufschule gehen. Dies kommt, nachdem dem rumänischen Bildungswesen vorgeworfen wurde, sogenannte Theoretiker“ am laufenden Band zu produzieren, und dass die sogenannten Berufschulen nicht in normalen Paramtern funktionieren würden, so wie es einst, zur Kommunistenzeit war.



    Die Rangliste der besten 10 Gymnasien, die die höchsten Durchschnittsnoten bei der Aufnahmeprüfung aufwiesen, wird offensichtlich von Bukarest dominiert. Die Hauptstadt ist hier mit 5 Gymnasien vertreten, gefolgt vom südostrumänischen Constanţa mit zwei Gymnasien, dem mitterumänischen Braşov (Kronstadt), dem südlichen Craiova und dem nordwestlichen Cluj (Klausenburg) mit jeweils einem Gymnasium. Die rund 500 Schüler, die nach Abschätzungen des Ministeriums drau‎ßen geblieben sind, haben die Möglichkeit, sich für die zweite Verteilungssitzung zu bewerben. Die Bewerbungen erfolgen zwischen dem 17. und dem 22. Juli und das tatsächliche Verfahren wird am 25. Juli stattfinden.



    Für das Ministerium ist der Sommer zweifelsohne die heikelste Zeit des Jahres. Besonders weil die beiden Abitursitzungen, die in den letzen Jahren zum Mühlstein in Sachen Organisation geworden sind, in diesem Zeitintervall stattfinden. Bei der ersten Abitursitzung 2013 kontrastierten die guten Ergebnisse, die durch die Abiturientenquote von 55% widerspiegelt wurden, verglichen mit 43% in der ersten Sitzung 2012, stark mit den Skandalen um die Prüfung herum, die brisanter als je zuvor waren. Somit sind die Entlassungen und die Handgreiflichkeiten zwischen Eltern und Polizisten infolge des Einsatzes der Staatsanwälte an den Gymnasien und der Einbeziehung der Geheimdienste sehr aussagend dafür, wieviel Anlass für Launeneinfälle die sogenannte Reifeprüfung dem Ministerium gibt. Dabei zeigen die Vorfälle, dass scharfe Überwachungsma‎ßnahmen die Betrugsversuche der Schüler und Lehrer zugleich nicht entmutigen.



    Aus diesem Grund blieb die Tatsache, dass die Gymnasiumabsolventen scheinbar verstanden haben, dass das Abitur keine Formalie mehr ist, fast unbemerkt. 55% ist eine akzeptable Abiturientenquote, vor dem Hintergrund, dass die schwachen Ergebnisse der vorigen Sitzungen den Eindruck hinterlassen hatten, dass sie der Beginn einer unerwünschten und für ein Bildungswesen mit europäischen Ansprüchen unwürdigen Tradition seien.