Tag: Brasilien

  • Ariel Pontes aus Brasilien: „Rumänien ist etwas konservativ, aber auch kosmopolitisch“

    Ariel Pontes aus Brasilien: „Rumänien ist etwas konservativ, aber auch kosmopolitisch“

     

    Ariel Pontes kommt aus Rio de Janeiro, Brasilien. Er hat an der Katholischen Universität in seiner Heimatstadt Technische Informatik studiert und arbeitet heute als Programmierer. Später hat er ein Masterstudium in analytischer Philosophie an der Bukarester Universität belegt. Er hat auch an mehreren Projekten der Vereinten Nationen und der EU-Kommission im Zusammenhang mit dem Klimawandel mitgearbeitet. In der rumänischen Hauptstadt hat er einen kleinen Verein namens Effective Altruism Romania gegründet und – als bekennender Atheist – ist er auch als Volontär beim Säkular-Humanistischen Verein Rumäniens (ASUR) tätig.

    Zunächst wollten wir von Ariel Pontes wissen, wie seine rumänische Geschichte begonnen hat.

    Ganz kurz gefasst – meine ehemalige Frau ist Rumänin, und so bin ich hier gelandet. Die längere Geschichte ist etwas komplizierter. Wir lernten uns 2009 kennen, 2010 begannen wir eine Beziehung und 2014 kamen wir nach Cluj (Klausenburg), wo wir eine Zeitlang auch blieben. Danach zogen wir nach Bukarest für mein Masterstudium. Ich träumte schon lange davon, aus Brasilien wegzuziehen, wollte viel reisen. Ein Jahr habe ich in Schweden als Austauschstudent gelebt. Ich wollte zunächst nach Schweden, weil das Land so unterschiedlich zu Brasilien ist – es ist kalt im Winter, und es gibt viele Atheisten und Heavy-Metal-Bands dort – das hat mich angezogen! In Brasilien, vor allem in Rio, ist es ganz anders – dort haben wir Tanz, Farbenfröhlichkeit und Glücksversprechen, warmes Wetter, Strände und viele Schönheits-OP. Doch in Schweden fiel es mir schwer, mich mit den Einheimischen zu befreunden. Die meisten ausländischen Studenten blieben unter sich, wurden Freunde, und so hatten wir eine große internationale Clique, die sich kaum für die schwedische Gesellschaft interessierte. Nach meiner Auffassung gibt es immer mehr Abkapselung und Segregation in unseren Gesellschaften – in Schweden leben viele Einwanderer in gesonderten Vierteln, und auch dort gibt es dann weitere Subkulturen.

    Mein ursprünglicher Plan war, nach Kanada zu ziehen, doch aufgrund der Beziehung zur meiner rumänischen Frau beschloss ich, nach Rumänien zu kommen. Mein erster Eindruck war, dass Rumänien im Vergleich zu Brasilien und zu Schweden irgendwo dazwischen liegt: Die Alltagskultur ist nicht so oberflächlich wie in Rio, aber es ist auch nicht so kalt wie in Schweden oder Kanada. Also habe ich mich recht schnell eingelebt, und das war auch nicht schwer, weil mich das Neue begeisterte. Da ich Französischunterricht in der Schule gehabt hatte, konnte ich relativ schnell Rumänisch lernen. Auch in Schweden hatte ich viel Gelegenheit gehabt, mit französischen Kommilitonen zu sprechen, was mir beim Spracherwerb geholfen hat – und natürlich auch die Nähe des Rumänischen zum Portugiesischen.“

    Ariel Pontes lebt nun seit 10 Jahren in Rumänien. Was hat sich für ihn in dieser Zeit verändert?

    Es gibt gute und weniger gute Entwicklungen. Was mir kompliziert vorkommt, ist, dass Rumänien in einigen Aspekten konservativer ist. Gleichgeschlechtliche Ehen beispielsweise sind hier gesetzlich nicht erlaubt, in Brasilien gibt es die Ehe für alle. In Brasilien sieht man zwar auf der Straße gleichgeschlechtliche Menschen Händchen halten, aber gleichzeitig gibt es auch mehr Extremismus, also auch eine offen gelebte Homophobie. Es gibt also eine stärkere Polarisierung in Brasilien. Hier sind Schwule nicht so sichtbar, daher sieht man auch nicht so krasse Fälle von Homophobie. Generell scheinen die Menschen hier kontroverse Debatten zu vermeiden, auch in der Familie.“

    Was gefällt dem Brasilianer am meisten in Rumänien?

    Es ist schwer, zu sagen, was mir hier gefällt, wenn ich vorher nicht überlege, was mir in Brasilien und vor allem in Rio nicht gefällt: Dort gibt es in meiner Auffassung eine viel zu oberflächliche Lebenskultur. Statistisch gesehen gibt es in Rio sehr viele Schönheits-OP, und der ganze Bereich boomt regelrecht. Es gibt auch toxische Maskulinität und eine ausgeprägte Pick-up-Kultur in Brasilien. Unter Männern scheint es eine Art Wettbewerb zu geben, wer von ihnen mehr Frauen aufreißt. Männer unter sich reden oft offen über ihre Seitensprünge und prahlen damit. In Rumänien sind die Männer etwas zurückhaltender. In Brasilien sind die Menschen auch viel abergläubischer als hier. Sicherlich gibt es auch in Rumänien Aberglaube, doch in Brasilien ist es extrem. Dort glauben die Menschen jeden Unfug, und selbst wenn sie gläubige Katholiken sind, gehen sie auch zu irgendwelchen Zauberern.

    Hier ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern viel entspannter, Männer wie Frauen verhalten sich natürlicher. Generell sind die Menschen freundlicher und offener. Und es gibt ein größeres Interesse für geistige Debatten, ich habe sehr interessante Philosophen an der Uni erlebt. Als EU-Land ist Rumänien auch kosmopolitisch. Ich bewege mich in einem international geprägten Milieu, habe Freunde aus unterschiedlichen Ländern, bei unseren Treffen im Verein reden wir oft auf englisch untereinander. In Brasilien wäre dies unvorstellbar. Hier sprechen viele Menschen sehr gut Englisch – das hat mich wirklich überrascht. Zumindest im städtischen Milieu sprechen alle Englisch, in Brasilien – kaum jemand.

    Wie viele andere Ausländer stört sich Ariel Pontes an der Korruption und den konservativen Ansichten in Rumänien, aber auch am Verkehr in der Hauptstadt Bukarest.

    Abgesehen von der Korruption, die in Brasilien ein vielleicht noch größeres Ausmaß hat, erscheint mir hier ein gewisser Konservatismus als problematisch. Beispielsweise müsste die öffentliche Politik sich mehr an Fakten und erwiesenen Tatsachen orientieren, anstatt auf Emotionen oder religiöse Überzeugungen zu setzen. Das lässt meiner Meinung nach Rumänien etwas nachhinken.

    Und in Bukarest gibt es viel zu viele Autos – die Gehsteige sind regelrecht zugeparkt! In Klausenburg hat mich das nicht so gestört, aber hier in Bukarest kann man wirklich kaum einen Fuß vor den anderen setzen, ohne sich an Autos vorbeischlängeln zu müssen. Es bräuchte mehr Parkplätze, und neue Gebäude müssten von vorne rein mit dazugehörenden Parkanlagen errichtet werden.“

    Zum Schluss wollten wir von Ariel Pontes noch wissen, ob er etwas aus seiner alten Heimat Brasilien vermisst.

    Mir fehlt manchmal das brasilianische Essen, insbesondere bestimmte Gerichte; aber jedes Mal, wenn ich dort bin, kann ich das nachholen; und ich gönne mir jede Speise und jedes Getränk, die ich vermisst habe. Und natürlich vermisse ich auch meine Familie, doch so ist es nun mal, wenn man fern der Heimat lebt. Im Alltag denke ich nicht an eine Rückkehr. Demnächst möchte ich noch eine unbestimmte Zeit in Rumänien bleiben.“

  • Rückblick auf die wichtigsten Ereignisse vom 24.04. – 28.04.2023

    Rückblick auf die wichtigsten Ereignisse vom 24.04. – 28.04.2023


    Nein zu Schengen


    Die Regierung in Wien kann keinen konkreten Termin für den Beitritt Rumäniens zum europäischen Freizügigkeitsraum anbieten, weil dessen die Umsetzung nicht funktioniert. Dies war das Fazit der kalten Dusche, die der österreichische Innenminister Gerhard Karner am Donnerstag den politischen Entscheidungsträgern in Bukarest verpasste. Für Karners Amtskollegen aus Rumänien sollte der Besuch die bilateralen Beziehungen aufwärmen. Dazu ist es nicht gekommen. Kroatien ist am 1. Januar 2023 dem Schengen-Raum beigetreten. Im Dezember 2022 stimmten die Innenminister der Mitgliedstaaten in Brüssel der Aufnahme der erst 2013 der EU beigetretenen ehemaligen jugoslawischen Republik in den Schengenraum zu, in dem rund 400 Millionen Menschen ohne Kontrollen an den Binnengrenzen frei reisen können. Die Anträge von Rumänien und Bulgarien, die bereits seit 2007 Mitglied der EU sind, wurden abgelehnt. Österreich war gegen sie, während die Niederlande ihr Veto nur für Bulgarien erklärt hat. Die bedauerliche und ungerechtfertigte Haltung Österreichs birgt die Gefahr, dass die europäische Einheit und der Zusammenhalt, die wir so dringend brauchen, beeinträchtigt werden, insbesondere im aktuellen geopolitischen Kontext“, sagte der rumänische Präsident Klaus Iohannis. Premierminister Nicolae Ciucă, äu‎ßerte seine tiefe Enttäuschung“ über den fehlenden Konsens im Rat für Justiz und Inneres“. Die Opposition sagte, die Entscheidung sei zutiefst ungerecht und forderte den Rücktritt des Innenministers. Der Vorsitzende der ultranationalistischen AUR-Partei, George Simion, forderte sogar den Rücktritt des gesamten Kabinetts und bezeichnete die Entscheidung als durchschlagenden Misserfolg für die gesamte rumänische Diplomatie. Fast ein halbes Jahr später hat sich nichts geändert. Rumänien befindet sich immer noch au‎ßerhalb des Raums der Freizügigkeit, und niemand in Bukarest hat Konsequenzen gezogen. Stattdessen nimmt der Euroskeptizismus im Lande zu.




    Ja zu Südamerika


    Präsident Klaus Iohannis hat seine Lateinamerikareise am Dienstag in Argentinien beendet. Er begann diese in Brasilien, wo er mit seinem Amtskollegen Luiz Inácio Lula da Silva und Vertretern lokaler Behörden in Rio de Janeiro zusammentraf. Beide Staatschefs unterzeichnete eine gemeinsame Erklärung über die Entwicklung der bilateralen Beziehungen in verschiedenen Bereichen. Der brasilianische Präsident wies darauf hin, dass die Beziehungen seines Landes zu Rumänien auf politischen und wirtschaftlichen sowie auf zwischenmenschlichen Ebenen von gro‎ßer Bedeutung seien. In Brasilien leben mehr als 40.000 Bürger rumänischer Herkunft. Die zweite Station der Reise war Chile. Dort traf Iohannis mit Präsident Gabriel Boric zusammen, mit dem er die Ausweitung der bilateralen Zusammenarbeit u. a. in den Bereichen Handel, Investitionen vereinbarte. Die beiden Länder unterzeichneten eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit bei Notfällen wie Erdbeben und Waldbränden. Der rumänische Staatspräsident Iohannis kündigte an, dass bis Ende dieses Jahres die erste rumänischsprachige Lehrstelle an einer Universität in Lateinamerika eingerichtet wird. In Buenos Aires erörterte der rumänische Präsident mit seinem argentinischen Amtskollegen die Stärkung des bilateralen politischen und diplomatischen Dialogs. Zusätzlich wurde eine Erklärung im Bereich der Notlagen und eine im Bereich der Agrarforschung und des Umweltschutzes unterzeichnet.




    Rumänische Presse schwächelt


    Die rumänische Regierung hinkt in Europa bei der Gewährleistung der Pressefreiheit und des ungehinderten Zugangs zu Informationen von öffentlichem Interesse hinterher. Dies beklagt Liana Ganea, Präsidentin der Nichtregierungsorganisation ActiveWatch. Ihre Erklärung ist die Folge der Aussage der Vizepräsidentin der Europäischen Kommission für Werte und Transparenz, Vera Jourova, dass die Situation der Presse in Rumänien nicht sehr rosig ist und es viel Raum für Verbesserungen gibt“. Das Hauptproblem der Medien ist, dass die gro‎ßen politischen Parteien die Presse auf undurchsichtige Weise finanzieren, was zu dem begründeten Verdacht führt, dass die öffentliche Agenda in den Medien verzerrt wird. Während die wenigen journalistischen Stimmen, die der politischen Macht kritisch gegenüberstehen, zum Ziel von Verleumdungen werden, die entweder von politischen Akteuren oder von Medien mit langer Geschichte professionellen Fehlverhaltens initiiert werden. Au‎ßerdem sind Journalisten weiterhin Ziel von Drohungen und Morddrohungen. Im Jahr 2022 verhängten die Gerichte zwei Strafen gegen Personen, die gegen Journalisten vorgingen. Einer dieser Fälle, der noch nicht rechtskräftig ist, betraf die Planung des Mordes an einer Journalistin.




    Neue Regeln für ukrainische Geflüchtete


    Ab dem 10. Februar 2022 kamen mehr als vier Millionen ukrainische Bürger aus dem kriegsgebeutelten Nachbarland nach Rumänien. Die meisten von ihnen setzten ihre Reise in westliche Länder fort, aber mehr als hunderttausend entschieden sich, hierzubleiben. Die Regierung in Bukarest hat beschlossen, dass die Kosten für Unterkunft und Verpflegung für Geflüchtete aus der Ukraine nur noch bis Ende dieses Monats übernommen werden. Danach gelten neue Bestimmungen, die per Dringlichkeitsverordnung genehmigt wurden. Die Personen, die aus dem Konfliktgebiet in der Ukraine nach Rumänien kommen, erhalten ab dem 1. Mai vier Monate lang einen monatlichen Pauschalbetrag zur Deckung des unmittelbaren Bedarfs, d. h. Unterkunft und Verpflegung. Nach vier Monaten deckt die Unterstützung nur noch die Kosten für die Unterbringung bis Ende des Jahres ab. Die Geflüchteten werden aufgefordert, sich bei Arbeitsagenturen zu melden, um Zugang zu allen Unterstützungsma‎ßnahmen für Beschäftigung und Erwerbslosigkeit zu erhalten.




    Medaillen im Ringen


    Die Mannschaft Sepsi OSK Sfântu Gheorghe bestreitet das diesjährige Finale des rumänischen Fu‎ßballpokals gegen Universitatea Cluj. Im Halbfinale besiegte Sepsi den amtierenden Landesmeister CFR, ebenfalls aus Cluj, mit 3:0 und Universitatea mit 1:0 gegen UTA Arad. Der Rumäne Denis Mihai gewann bei den Europameisterschaften in Kroatien in Zagreb die Bronzemedaille im griechisch-römischen Ringen. Es war die einzige Medaille, die Rumänien in der Männerkonkurrenz gewonnen hat. Bei den Frauen ist die Bilanz der rumänischen Delegation deutlich besser: Zwei Goldmedaillen, gewonnen von Andreea Ana und Alexandra Anghel, sowie zwei Bronzemedaillen, gewonnen von Celina Axente und Kriszta Incze.


  • Staatspräsident Klaus Iohannis auf Südamerikareise

    Staatspräsident Klaus Iohannis auf Südamerikareise

    Das rumänische Staatsoberhaupt Klaus Iohannis hat seine einwöchige Lateinamerikatournee am Dienstag in Argentinien beendet. Er begann mit einem offiziellen Besuch in Brasilien, wo er mit seinem Amtskollegen Luiz Inacio Lula da Silva und in Rio de Janeiro mit Vertretern der lokalen Behörden zusammentraf. Die zweite Etappe war der Besuch in Chile, bei dem das rumänische Staatsoberhaupt mit dem Präsidenten Gabriel Boric zusammentraf. Zum Abschluss des Turniers, in Argentinien, zog Klaus Iohannis Bilanz.



    Klaus Iohannis: “Ich hatte die Gelegenheit, nach vielen Jahren, in denen dies nicht auf der Ebene des Präsidenten geschah, mit traditionellen Freunden Rumäniens zu diskutieren. Diese Kontakte sind äu‎ßerst wichtig. Rumänien wird gut gesehen, aber mein Ziel ist es, dass es wirklich gesehen wird und dass unsere Freunde verstehen, dass wir eine echte Vertiefung der Beziehungen wollen. Ich glaube, dass ich mit diesem Besuch zu einem wichtigen Bewusstsein beigetragen habe. Rumänien existiert, ist präsent und will diese Beziehungen vertiefen. Wir wurden überall sehr gut aufgenommen, natürlich auch hier in Buenos Aires, und ich möchte mich auf diese Weise bei allen für den Empfang und die Offenheit bedanken, mit der wir behandelt wurden”.



    Der Besuch des rumänischen Präsidenten in Argentinien ist der erste Besuch auf dieser Ebene in den letzten 30 Jahren. In Buenos Aires zielten die Gespräche des Bukarester Staatschefs Klaus Iohannis mit seinem argentinischen Amtskollegen Alberto Fernández auf eine Intensivierung des bilateralen politisch-diplomatischen Dialogs ab, insbesondere zu Themen, die sowohl für Rumänien als auch für Argentinien von gro‎ßer Bedeutung sind. Es geht um Umweltschutz, Klimawandel, Bildung, Forschung und Innovation, aber auch um Digitalisierung, Landwirtschaft, grüne Energie, Kernenergie, Kultur und Tourismus.



    Au‎ßerdem wurden zwei Absichtserklärungen unterzeichnet: eine im Bereich der Notsituationen und die andere im Bereich der Agrarforschung und des Umweltschutzes. In Brasilien verabschiedeten der rumänische Präsident Klaus Iohannis und sein Amtskollege Luiz Inacio Lula da Silva eine gemeinsame Erklärung über die Entwicklung der bilateralen Beziehungen in verschiedenen Bereichen. Klaus Iohannis sicherte Luiz Inacio Lula da Silva seine Unterstützung zu, um die Agenda EU-Brasilien voranzubringen. Der brasilianische Präsident erklärte seinerseits, dass neben den politischen und handelspolitischen Beziehungen, die sein Land mit Rumänien unterhält, auch die zwischenmenschlichen Beziehungen von gro‎ßer Bedeutung sind, da in Brasilien mehr als 40.000 Bürger rumänischer Herkunft leben.



    In Chile vereinbarten Klaus Iohannis und sein Amtskollege Gabriel Boric, die bilaterale Zusammenarbeit in den Bereichen Handel, Investitionen und anderen wichtigen Tätigkeitsfeldern auszubauen. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Memorandum über die Zusammenarbeit zwischen den für die Bewältigung von Notsituationen zuständigen Institutionen der beiden Länder unterzeichnet. Das Dokument betrifft die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Erdbeben- und Waldbrandbekämpfung. Au‎ßerdem kündigte Klaus Iohannis an, dass bis Ende dieses Jahres an der Universität von Chile die erste rumänische Sprachdozentur in Lateinamerika eingerichtet werden soll.

  • Der rumänische Präsident zu Besuch in Brasilien

    Der rumänische Präsident zu Besuch in Brasilien


    Der rumänische Präsident Klaus Iohannis wurde am Montag von seinem brasilianischen Amtskollegen Luiz Inácio Lula da Silva in Brasilien empfangen. Der Besuch in Brasilien, dem wichtigsten Handelspartner Rumäniens in Lateinamerika, ist der Erste seit 23 Jahren.




    Iohannis stellte seinem Amtskollegen die Folgen des Krieges in der Ukraine auf zahlreichen Ebenen vor, von der Flüchtlingskrise bis zur Nahrungsmittel- und Energiekrise. Er äu‎ßerte sich zu regionalen und globalen Entwicklungen und erläuterte die rumänische Sicht auf die Sicherheitslage an der rumänischen Grenze und den von Russland entfesselten Angriffskrieg. Die Botschaft Rumäniens als Nachbarstaat mit der längsten Grenze zwischen der Ukraine und der EU- und NATO-Staaten ist klar und deutlich und muss von unseren Partnern verstanden werden: Wie sehr Moskau auch versucht, seine Handlungen zu rechtfertigen, Russland ist ein Aggressorstaat, der die territoriale Souveränität der Ukraine gewaltsam verletzt und versucht hat, ihre Unabhängigkeit aufzuheben, wobei er sogar gegen die UN-Charta versto‎ßen hat. Die Ukraine ist das Opfer russischer Aggression. Alle negativen Auswirkungen dieser Aggression sind die direkte Folge des völkerrechtswidrigen Vorgehens Russlands. Die internationale Gemeinschaft ist verpflichtet, die Ukraine dabei zu unterstützen, die Aggression abzuwehren und den Krieg zur Befreiung des Landes zu gewinnen. Rumänien wird die Ukraine auch weiterhin uneingeschränkt unterstützen und jede Unterstützung für die Sicherheit der Ukraine ist auch eine Unterstützung für die Sicherheit Rumäniens und seiner Bürger.“




    Präsident Lula da Silva wies seinerseits darauf hin, dass neben den politischen und handelspolitischen Beziehungen seines Landes zu Rumänien auch die zwischenmenschlichen Beziehungen wichtig seien, da in Brasilien mehr als 40.000 Bürger rumänischer Herkunft lebten. Auch der brasilianische Präsident äu‎ßerte sich zum Krieg in der Ukraine. Meine Regierung verurteilt die Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine, aber wir sind für eine politische Lösung des Konflikts. Wir haben unsere Besorgnis über die Auswirkungen des Krieges zum Ausdruck gebracht, die auch den europäischen Kontinent betreffen. Ich habe meine Besorgnis über die globalen Folgen des Konflikts, insbesondere im Hinblick auf die Nahrungsmittel-, Wirtschafts- und Energiesicherheit, erneut zum Ausdruck gebracht. Wir müssen dringend eine Gruppe von Ländern einrichten, die sich mit Russland zusammensetzt und Gespräche führt, um eine friedliche Lösung zu finden …“




    Die beiden Staatsoberhäupter unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung zum Ausbau der bilateralen Beziehungen in mehreren Bereichen. Sie legten dar, wie die bestehende Zusammenarbeit vertieft, aber auch auf neue Bereiche wie Agrarforschung, Digitalisierung, Klimawandel, Bildung, Gesundheit und Erziehung ausgeweitet werden soll.

  • Nachrichten 18.04.2023

    Nachrichten 18.04.2023


    – Der rumänische Präsident Klaus Iohannis reist heute nach Brasilien, dem ersten Teil einer Lateinamerikareise, die auch Chile und Argentinien umfasst. Der Zweck der Besuche ist es, den hochrangigen Dialog mit diesen Ländern wieder aufzunehmen und die Position Rumäniens als EU- und NATO-Mitglied zu dem von Russland ausgelösten Krieg in der benachbarten Ukraine darzustellen. Der Besuch in Brasilien ist der Erste seit 23 Jahren auf der Ebene eines Staatschefs. Klaus Iohannis wird mit seinem Amtskollegen Luiz Inácio Lula da Silva über die bilateralen Beziehungen und über die aktuellen Themen der regionalen und internationalen Agenda sprechen. Der Besuch zielt darauf ab, die Beziehungen zu Brasilien, dem wichtigsten Handelspartner Rumäniens in Lateinamerika, zu stärken, was sich in der Verabschiedung einer gemeinsamen Erklärung der beiden Präsidenten niederschlagen wird. Beide Seiten verpflichten sich, die bilateralen Beziehungen durch einen intensiveren politischen Dialog und eine dynamischere Zusammenarbeit in Bereichen wie Handel, Investitionen, Industrie, wissenschaftliche Forschung und Innovation, Cybersicherheit, Digitalisierung, Klimawandel, nachhaltige Landwirtschaft, Bildung und Kultur zu verbessern.




    – Heute debattiert die Abgeordnetenkammer über einen Antrag der Opposition gegen den Landwirtschaftsminister, Petre Daea. Dieser wird für die mangelnde Unterstützung der von Importen aus der Ukraine betroffenen Landwirte verantwortlich gemacht. Landwirtschaftsminister Petre Daea zeigte sich überzeugt, dass die europäischen Mittel zur Entschädigung der Landwirte aufgestockt würden. Der ursprünglich vorgesehene Etat wurde durch einen Beitrag aus dem Staatshaushalt verdoppelt. Dieses Geld wird nur den Landwirten zugutekommen, die am 1. Februar Getreide auf Lager hatten. Händler werden hiervon nicht profitieren.




    – Die Regierung in Bukarest prüft in dieser Woche Vorschläge der Ministerien zur Kürzung der Haushaltsausgaben. Der Premierminister hatte zuvor wegen der prognostizierten Defizitüberschreitung zu weniger Ausgaben aufgerufen. Es werden Kürzungen bei Waren und Dienstleistungen, Reisen und Beschaffungen erwartet, aber der Regierungschef betonte, dass es keine Kürzungen bei Gehältern und Investitionen geben werde. Laut Finanzminister Adrian Câciu plant das Schatzamt zudem ein Ma‎ßnahmenpaket, das ein Verbot der Kumulierung von staatlichen Renten und Gehältern oder einen Gehalts- und Einstellungsstopp im öffentlichen System beinhalten könnte. Gleichzeitig sollen die Einnahmen verbessert werden.




    – Die Europäische Kommission überprüft, ob die staatlichen Beihilfen, die die rumänische Regierung der privaten Fluggesellschaft Blue Air gewährt hat, den EU-Vorschriften entsprechen. Im Jahr 2020 erhielt Blue Air staatliche Beihilfen, um die durch die Coronavirus-Pandemie verursachten Schwierigkeiten zu überwinden. Im November 2022 stellte Blue Air den Flugbetrieb ein, weil die rumänischen Behörden die Betriebsgenehmigung aufgrund der finanziellen Situation des Unternehmens vorübergehend ausgesetzt haben. Anstatt die Beihilfen zurückzufordern und das Unternehmen umzustrukturieren, unterstützte der rumänische Staat Blue Air weiterhin, indem er sogar die Schulden des Unternehmens bezahlte und 75 % seiner Anteile übernahm, was die Europäische Kommission veranlasste, eine eingehende Untersuchung einzuleiten.




    – Die G-7-Au‎ßenminister haben sich darauf geeinigt, die Wirtschaftssanktionen gegen Russland wegen des Krieges in der Ukraine zu verschärfen. Dies geht aus einer Erklärung hervor, die von den Teilnehmern des Treffens in Japan verabschiedet wurde. Die G-7-Au‎ßenminister bekräftigten, dass sie die Verschärfung, die vollständige Koordinierung und die Durchsetzung der Sanktionen gegen Russland weiterhin unterstützen werden, ebenso wie die anhaltende starke Unterstützung für die Ukraine“, hei‎ßt es in dem Dokument. Ferner kamen sie überein, die Koordinierung zur Bekämpfung der Umgehung von Sanktionen und von Waffenlieferungen an Russland durch Drittländer zu intensivieren.


  • Leandro Ferreira aus Brasilien: “In Rumänien soll man mehr mit dem Fahhrad fahren”

    Leandro Ferreira aus Brasilien: “In Rumänien soll man mehr mit dem Fahhrad fahren”

    Bevor er sich für Rumänien entschied, lebte und arbeitete Leandro mehr als zehn Jahre lang in Dublin, wo er seine Frau, eine Rumänin, kennenlernte. Das ist auch der Grund, warum er nach Rumänien kam: Ich war habe in Irland fast 11 Jahre lang gelebt. Ich besuchte dort eine englischsprachige Universität, wo ich eine rumänische Frau kennenlernte. Sind gemeinsam nach Bukarest gekommen. Es ist eine wunderschöne Stadt, aber am Anfang war es etwas schwierig für mich, weil ich an das Leben in Dublin gewöhnt war. Dublin ist die Hauptstadt Irlands, aber es ist eine kleine Stadt, in der viele Menschen mit dem Fahrrad oder zu Fu‎ß unterwegs sind. Als ich hierher kam, war es schwer für mich, weil es so viele Autos und so viel Verkehr gab. Leandro Vasconcelos Ferreira hat sich inzwischen an das etwas hektischere Leben in Bukarest angepasst und schnell Rumänisch gelernt. Jetzt sagt er, er fühle sich in Rumänien zu Hause und in Brasilien fast wie zu Hause. Ich spreche nicht sehr gut, aber Rumänisch und Portugiesisch sind romanische Sprachen und daher sehr ähnlich. Mir gefällt besonders, dass in Bukarest im Sommer sehr hei‎ß ist, wie in Brasilien. Ich bin nicht hundertprozentig an den Verkehr gewöhnt und wenn ich irgendwo hin muss, gehe ich lieber zu Fu‎ß oder fahre mit dem Fahrrad. Ich habe ein Auto, aber ich benutze es nicht. Ich glaube, ich fahre ein oder zwei Tage im Monat. Mein Auto steht die ganze Zeit auf dem Parkplatz”.



    Leandro ist ein sehr aktiver Mensch, der gerne Sport treibt. Bukarest ist jetzt sein Zuhause und er hat sich in der rumänischen Hauptstadt schnell eingelebt. Abgesehen vom chaotischen Verkehr, was würde er in der Hauptstadt und sogar in Rumänien ändern, wenn er die Möglichkeit hätte? Ich habe jetzt eine Art Roadtrip gemacht und war in Sibiu, Cluj, Oradea, Timisoara, Iasi und Suceava. Es ist nicht schwer festzustellen, dass Rumänien eine bessere Infastruktur braucht. Wenn ich an der Macht wäre, würde ich mehr Autobahnen bauen und ich denke, dass sich die Mentalität der Menschen in Bukarest ein wenig ändern sollte. Die Leute sollten mehr Fahrrad fahren, denn die Stadt ist flach, es gibt nicht viele Hügel und man kann auf zwei Rädern fahren. Seitdem ich hier bin, habe ich gesehen, dass sich die Dinge ein wenig verändert haben. In letzter Zeit wurden mehrere Fahhradwege gebaut und es war früher nicht so. Jetzt kann man auch andere Stadtteile mit dem Fahhrad erreichen. An Wochenenden sind die Stra‎ßen gesperrt und die Leute können in aller Ruhe mit ihren Fahrrädern fahren oder einfach auf der Stra‎ße zu Fu‎ß gehen, nicht nur auf dem Gehsteig, dieses Projekt finde ich toll”.



    Unser Gesprächspartner hat viel Spa‎ß mit seinen neuen Freunden in Bukarest. Zu seinem Umfeld gehören Ausländer, aber auch Rumänen, mit denen er eng befreundet ist. Wir haben ihn gefragt, was er an seinem Leben in Bukarest am meisten schätzt: Hier kann man im Sommer viel Sport treiben. Ich jogge jeden Tag. Wenn es regnet, laufe ich drinnen auf dem Laufband, wenn es nicht regnet, gehe ich hier, wo ich wohne, in der Gegend von Unirii, auf den Boulevard. Zwei oder drei Mal gehe ich mit einem Freund zu einem Fu‎ßballspiel, mit einer Gruppe von Ausländern und Rumänen und ich fahre auch mit dem Fahrrad. Ich gehe gerne in Restaurants und liebe die rumänische Küche, aber auch die internationale Küche, die italienische und die chinesische.”



    In Irland ging Leandro oft in Restaurants oder Geschäfte mit brasilianischem Essen, was er in Rumänien vermisst. Am meisten vermisst er natürlich seine Familie und seine Freunde. Wie hat ihn die Reise nach Rumänien verändert und was würde er mitnehmen, wenn er von hier weggehen müsste? Wie ich schon sagte, war es für mich schwierig mit dem Verkehr, aber für mein Berufsleben war es eine sehr gute Veränderung, hierher zu kommen. Ich habe viel gelernt und einen sehr guten Job gefunden. Ich habe hier viele Freunde gefunden. Ich glaube, die Rumänen sind ein bisschen offener als die Iren, die eine etwas verschlossenere Kultur gegenüber Menschen haben, die nicht aus ihrem Land kommen. Sollte ich gehen, dann würde ich meine Freunde und alles, was ich hier gelernt habe, mitnehmen.”



    Die Zukunft ist für alle ungewiss, besonders zu diesem Zeitpunkt und Leandro wei‎ß nicht, ob er langfristig in Rumänien bleiben wird. Schlie‎ßlich erzählte er uns, was er gerne aus Brasilien nach Rumänien bringen würde: Ein brasilianisches Barbecue-Restaurant, denn hier in Rumänien mögen die Leute Barbecue, aber sie essen hauptsächlich Schweinefleisch und Hühnchen. In Brasilien bevorzugen wir Rindfleisch. Ich glaube, letztes Jahr wurde in Cluj ein brasilianisches Restaurant eröffnet, aber wir wir waren nicht dort. Die Rumänen sind den Brasilianern ähnlich. Ich habe einen Freund, der aus Italien hierher gekommen ist. Ich wartete auf ihn an der Bushaltestelle und als er ankam, sagte er: Dieser Ort ist Brasilien sehr ähnlich. Und die Menschen, die Häuser und der Sommer sind genau wie in Brasilien”.



  • Brasilianischer Musiker und Übersetzer: „In Rumänien bin ich ein besserer Mensch geworden“

    Brasilianischer Musiker und Übersetzer: „In Rumänien bin ich ein besserer Mensch geworden“

    Im Bundestaat Paraná, Brasilien, hat Raul Passos die Musikhochschule absolviert. Der ausgebildete Komponist und Dirigent hat seine Studien in Bukarest fortgesetzt. In der rumänischen Hauptstadt lebt er seit 2017. Er übersetzt gerne und hat zahlreiche Artikel in einer brasilianischen Musikzeitschrift veröffentlicht. Er hat Klavier unterrichtet und war auch Chordirigent. Wegen der geographischen Entfernung konnte er Rumänien vorher nicht näher kennenlernen:



    Aus kultureller Sicht liegen Rumänien und Brasilien trotzdem sehr nah beieinander. Unsere Sprachen sind auch verwandt, sie gehören beide der Familie der romanischen Sprachen. Schon als Kind war ich von Osteuropa fasziniert. Mein Vater erzählte mir viel über den Ostblock, und seine Geschichten fand ich immer verlockend. Ich habe selber auch viel im Internet über Osteuropa nachgeschaut, und Rumänien war das Land, das mein Interesse besonders erweckt hat. Später lernte ich an der Musikhochschule den Dirigenten und Professoren Harry Crowl kennen, er hatte die Welt bereist und kannte auch rumänische Musiker, unter ihnen den Komponisten Sorin Lerescu. In diesem Kontext habe ich erwähnt, dass dieses Land auf mich eine gewisse Anziehungskraft ausübt. Der Professor hat mir geholfen, nach Rumänien zu kommen, um mein Masterstudium hier zu machen. Ich habe die rumänische Sprache gelernt und eine kulturelle Brücke zwischen Brasilien und Rumänien gebaut. Jedes Mal, wenn ich in Brasilien ein Konzert hielt, spielte ich auch Stücke rumänischer Komponisten, so zum Beispiel Enescu, Constantinescu, Marţian Negrea, damit das brasilianische Publikum mit der rumänischen Kultur vertraut wird.“




    Unser Gesprächspartner hat auch rumänische Literatur ins Portugiesische übersetzt, seine Übersetzungen von Werken rumänischer Dichter wie Tudor Arghezi und Octavian Goga wurden in seinem Heimatland in literarischen Zeitschriften veröffentlicht. 2016 erhielt er eine Einladung vom Präsidenten der Stiftung, wo er derzeit beschäftigt ist, nach Rumänien zu ziehen, um die rumänische Vertretung der Organisation hier zu leiten. April 2017 ist er zusammen mit seiner Frau nach Bukarest gezogen. Raul Passos ist der Ansicht, dass jedes Land mehr zu bieten hat, als man beim ersten Blick feststellt:



    Hier in Rumänien hatte ich eine Professorin, Frau Verona Maier, die meinte, die Neugier sei eine Art Liebe. Das erklärt auch meine Neugier für Rumänien. Unsere Länder sind sehr ähnlich, nicht nur weil die Sprachen verwandt sind, sondern auch was die Lebenseinstellung unserer Völker angeht. Die Rumänen behalten ihren Humor in schlimmen Situation, und dasselbe tun auch die Brasilianer. Unsere Völker sind so ähnlich — schade, dass uns diese geographische Entfernung trennt.“




    Raul und seine Frau haben sich schnell in Rumänien eingelebt, weil sie beide die Sprache beherrschen und weil sie Freunde in Bukarest haben. Rumänien habe ihn trotzdem verändert, sagt unser Gesprächspartner:



    Ich vermisse natürlich die Freunde, die in Brasilien geblieben sind, aber das ist der Preis, den ich zahlen muss, selbst wenn ich nicht bereue, dass ich mein Land verlassen habe. Ich liebe mein Leben hier. Ich vermisse zudem die brasilianische Küche, auch das Obst, dass hier in Rumänien als exotisch gilt. Dank meinem Leben hier bin ich einfach ein besserer Mensch geworden. Ich musste auch Schwierigkeiten überwinden, meine Integration ist nicht 100% reibungslos gelaufen, aber so bin ich gewachsen und zu dem Menschen geworden, der ich heute bin.“

  • Die Rumänische Tourismusmesse

    Die Rumänische Tourismusmesse

    Die wichtigsten Tourismusagenturen und Reiseveranstalter in Rumänien, aber auch die traditionellen Tourismusregionen des Landes, waren für vier Tage auf der Rumänischen Tourismusmesse vertreten. Über 230 Reiseagenturen aus Albanien, Österreich, Bulgarien, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Indien, Israel, Italien, Japan, der Republik Moldau, Palästina, Rumänien, Sri Lanka, der Türkei und der Ukraine haben ihre touristischen Angebote vorgestellt. Mit 21 % internationale Teilnehmern, verdeutlicht die Messe das steigende Interesse der ausländischen Reiseagenturen an den rumänischen Touristen. Diese versuchen potenzielle Kunden mit Bekannten oder neue hinzugekommen Urlaubsziele zu begeistern.



    Angebote gab es für alle Jahreszeiten, Geschmäcker, aber auch für alle Geldbeutel, wobei Urlaubsrabatte auf bis zu 50 % stiegen, zumal in diesem Jahr die Frühbucherangeboten mit speziellen Rabatten für den Black Friday überlagert wurden. Rumänen, die Schnäppchen machen wollten, konnten sich in diesem Jahr auch für einen Urlaub auf den griechischen Inseln mit nur 1 Euro Übernachtungskosten entscheiden, während andere für exotische Ziele mehrere Tausend Euro in Mexiko, Brasilien oder Thailand hinblättern mussten.



    Nachfrage, gab es auch für Skiurlaube in Österreich, Italien, der Schweiz oder Bulgarien, Weihnachts- und Neujahrsferien im In- oder Ausland, Aufenthalte im Donaudelta, in Kurorten, in den traditionsreichen Gebieten und touristischen Städten in Rumänien oder im europäischen Ausland. Bukarest festigte seine Position als Touristenattraktion, einschlie‎ßlich für die inländischen Touristen, dank der Angebote für Städtereisen, die Besuche in Wellenesszentren beinhalten.



    Auch die Weihnachtsmärkte in europäischen Städten sind nicht zu kurz gekommen. Die meisten Rumänen interessierten sich für Athen, Istanbul, Prag, Wien, Barcelona, Rom oder Lissabon. Wer etwas grundsätzliche Neues in den Ferien wünschte, konnte abgelegene Orte wie Playa Bonita in Panama, die Halbinsel Yucatan und Cancún im Mexiko sowie Angebote für Lapplandreisen buchen. Ein weiteres besonderes Angebot — eine Islandrundreise, auf der Touristen einige einzigartige Landschaften der Welt besuchen können, an der Überschneidung zweier gro‎ßer tektonischer Platten: Nordamerikas und Eurasiens. Im Angebot befanden sich auch Reisen für kleine Gruppen in au‎ßergewöhnlichen Destinationen auf der ganzen Welt wie Laos, Vietnam, Kambodscha, Costa Rica, Botswana oder Uganda, Wallfahrten zu Orten, die von Geschichte und Spiritualität geprägt sind, medizinische und Spa & Wellness-Urlaube, begleitet von Ermä‎ßigungen für Zug- oder Flugreisen und Online-Buchungsportalen.

  • José Walter Pereira aus Brasilien: „Rumänien ist meine zweite Heimat“

    José Walter Pereira aus Brasilien: „Rumänien ist meine zweite Heimat“

    Mein Name ist José Walter Pereira de Araújo Júnior, ich komme aus Brasilien, aus dem Bundesstaat Alagoas, mit der Hauptstadt Maceió. Ich wurde in einer kleineren Stadt geboren, Piranhas, die so genannt wird, weil sie in der Nähe des Flusses São Francisco liegt, wo die berühmten Piranha-Fische leben. Nach einigen Jahren zogen wir in die Hauptstadt Maceió.“




    In Brasilien studierte José Walter Pereira Design und Innenarchitektur an der Tiradentes Universität in Aracaju, der Landeshauptstadt von Sergipe, am Atlantischen Ozean. Ein Freund und Kollege seines Vaters arbeitete eine Weile in Rumänien und empfahl dem jungen José Walter Pereira, eine Universität in unserem Land zu besuchen. Der junge Mann beantragte ein Stipendium, das der rumänische Staat über das Au‎ßenministerium für ausländische Staatsbürger anbietet. Seit 2016 lebt er in Bukarest, wo er an der Technischen Universität für Bauwesen im Bereich Städtebau studiert.



    Ich habe immer davon geträumt, in ein anderes Land zu kommen, neue Leute kennenzulernen und im Ausland zu leben. Der Kollege meines Vaters, der hier lebte und arbeitete, sagte mir, dass Rumänien ein sehr geeignetes Land ist, kleiner und ruhiger als Brasilien, und dass man hier gut zurechtkommen kann. Ich fühle mich sehr wohl in Rumänien, ich habe den Eindruck, dass ich hier schon lange lebe, ich fühle mich schon zu Hause. Ich bin schon seit drei Jahren hier, ich verstehe mich gut mit den Leuten, ich spreche bereits Rumänisch und Rumänien ist jetzt mein zweites zu Hause.“




    An der Bukarester Uni studiert José Walter Pereira auf Rumänisch. Anfangs sei es schwierig gewesen, sagte er. Das Studium nimmt viel Zeit in Anspruch, aber José versucht sich auch zu entspannen und er reist sehr gern durchs Land:



    Ja, ich bin durch Rumänien herumgereist, ich war schon in Sinaia, in Braşov, in Constanţa an der Schwarzmeerküste. Ich glaube aber, dass ich die Hauptstadt Bukarest am liebsten habe. In meiner Freizeit spiele ich gerne Computerspiele und gehe in den Parks spazieren. In Bukarest gibt es viele wunderschöne Parks, ich war schon in den Parks Herăstrău, Cişmigiu und Carol.“




    Seit 2016, seit er in Rumänien lebt, ist es José Walter Pereira noch nicht gelungen, nach Brasilien zu reisen, um seine Familie zu besuchen, die er sehr vermisst:



    Ich vermisse meine Familie, meine Eltern und meine jüngere Schwester, die in Brasilien Jura studiert. Also ja, ich vermisse sie alle sehr, aber ich habe das Gefühl, dass Rumänien im Vergleich zu Brasilien etwas weiterentwickelt ist, und vor allem ist es ein sicheres Land. In Brasilien ist es etwas komplizierter mit der Sicherheit, dort muss man etwas immer aufpassen. Hier kann ich etwas friedlicher leben.“




    Ab 2018 kam auch die brasilianische Freundin von José Walter Pereira nach Rumänien. Sie hei‎ßt Bárbara Caren und studiert Marketing an der Universität Dimitrie Cantemir“ in Bukarest.



    Wir haben uns in Brasilien kennengelernt, während des Studiums. Ich kam als erster mit einem Stipendium hierher, und jetzt hatte Barbara auch die Gelegenheit, nach Rumänien zu kommen, und sie blieb hier bei mir. Ich schätze Barbara sehr, ich liebe alles an ihr, vor allem ist sie eine sehr gute Freundin, sie ist die ganze Zeit bei mir, sie unterstützt mich sehr bei allem, was ich hier in Bukarest tue, sie ist immer gut gelaunt, voller Leben, und sie hat ein sehr schönes Lächeln.“




    José Walter Pereira und seine Freundin Bárbara Caren haben vor, in Rumänien zu bleiben:



    Ja, ich habe bereits einen klaren Plan für die Zukunft. Ich werde mein Studium im Bereich Bauwesen fortsetzen, ich denke daran, hier einen Magister-Abschluss zu machen, und wenn ich neue Berufschancen bekomme, möchte ich weiterhin in Rumänien bleiben, hier leben und arbeiten. Das scheint eine sehr gute Perspektive zu sein. Im Bereich Bauwesen bin ich für alle Möglichkeiten offen, aber vor allem gefällt mir das Design. Wenn ich an einem Projekt arbeite, habe ich viel Geduld und kalkuliere alles sehr genau.“

  • Architektur-Studentin aus Brasilien: „Rumänien ist ein sicheres Land“

    Architektur-Studentin aus Brasilien: „Rumänien ist ein sicheres Land“

    Hallo, ich hei‎ße Nayara Suila Santiago Sacramento, ich bin Brasilianerin und komme aus der Stadt Salvador da Bahia. Zurzeit lerne ich die rumänische Sprache an der Technischen Universität für Bauingenieurwesen in Bukarest. Ab nächsten Jahr werde ich an der Ion-Mincu-Universität für Architektur und Stadtplanung in Bukarest studieren. Nayara Suila ist ein alter brasilianischer Eingeborenen-Name, der ‚sensible Frau, gut für die Seele, wie man sie wünscht‘ bedeutet. Santiago, der Nachname meiner Mutter, ist spanischer Herkunft, und Sacramento ist der Familienname meines Vaters. Seine Familie stammt von den afrikanischen Sklaven, die von portugiesischen Kolonisten nach Brasilien gebracht wurden.“




    Bis 2018 studierte Nayara Suila Santiago Sacramento Architektur und Stadtplanung in Brasilien an der Universidade Federal da Bahia. Während einer postgradualen Spezialisierung erfuhr sie von einer Kollegin, wie es möglich sei, in Rumänien durch das Stipendiensystem zu studieren, das der rumänische Staat ausländischen Staatsbürgern zu Verfügung stellt.



    In meiner Kindheit, als ich spielte, stellte ich mir immer vor, ich wäre Architektin. Ich zeichnete sehr viel. Ich liebe es, den Raum zu strukturieren, zu organisieren. Durch eine optimale Raumverteilung kann man viele Probleme lösen, damit sich die Menschen wohl fühlen. Ich mag die Art, wie ein Architekt bei der Gestaltung eines Gebäudes das Licht und den Wind einbeziehen muss.“




    Rumänien ist das erste fremde Land, das Nayara kennengelernt hat. Wie findet sie Rumänien?



    Sicherheit ist das Erste, was mir hier aufgefallen ist, Rumänien ist ein sicheres Land. Für mich ist das besonders wichtig, denn in Brasilien, in fast jeder kleinen oder gro‎ßen Stadt, fühlt man sich wegen der Gewalt nicht sicher. Brasilien ist ein sehr schönes Land, aber dort gibt es viel Gewalt. In Rumänien ist das nicht der Fall. Au‎ßerdem sind die Leute hier sehr höflich zueinander, ich bemerke kleine Gesten, die den Unterschied ausmachen, zum Beispiel, wie jemand die Tür öffnet, um einen anderen hereinzulassen. Gleichzeitig gibt es Unterschiede zu Brasilien. Wir Brasilianer sind offener für alles Neue. Ein Beispiel: Wenn wir einfach Schlange stehen oder auf den Zug warten, kommen wir sofort ins Gespräch und aus dieser einfachen Unterhaltung kann sich eine langjährige Freundschaft entwickeln.“




    In ihrer Freizeit hört Nayara Suila Santiago Sacramento gerne Musik, geht mit Freunden in die Stadt oder liest Bücher:



    Ich liebe die Musik, für mich ist das eine Möglichkeit, meine Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern. Die Musiktexte haben mir geholfen, Englisch zu lernen, und sie helfen mir auch, Rumänisch zu lernen. Ich höre rumänische Sänger und Musikgruppen wie Ioana Ignat, Andra, Carla‘s Dreams — ganz besonders mag ich ein Lied, »Forever«, es ist sehr romantisch. Ich lese gern brasilianische Schriftsteller, zum Beispiel Machado de Assis, einen romantischen Autor. Er hat »Senhora« geschrieben, ein Buch über eine Frau, die unabhängig wird. Ich habe immer die Unabhängigkeit bei einer Frau bewundert.“




    Im Sommer 2019 wird Nayara höchstwahrscheinlich nach Brasilien fliegen, um ihre Familie zu besuchen. Sie vermisst ihre Familie, aber gleichzeitig genie‎ßt sie jede neue Erfahrung in Rumänien:



    Ich möchte reisen und im Ausland arbeiten. Das habe ich mir schon immer gewünscht. Mit jedem Tag fühle ich mich immer stärker. Ich lebe sehr intensiv und fühle, wie ich mich von Tag zu Tag entwickle. Meine Familie vermisse ich sehr. Meine Mutter ist Psychologin und mein Vater arbeitet auf dem Gebiet der technischen Chemie. Ich habe zwei Schwestern, eine ist neun Jahre älter als ich, und die andere ist ein Jahr jünger. Meine ältere Schwester ist Geographielehrerin, und meine jüngere Schwester ist Chemieingenieurin. Und ich vermisse auch meinen Hund, einen Labrador namens Sol (»Sonne« auf Portugiesisch). Ich schaue mir immer wieder Fotos und Videos mit meinem Hund an. Ich vermisse sie alle.“




    Im Jahr 2022 sollte Nayara Suila Santiago Sacramento ihr Magisterstudium im Bereich Architektur an der Ion-Mincu-Universität für Architektur und Stadtplanung in Bukarest abschlie‎ßen. Wie sehen ihre Zukunftspläne aus?



    Ich möchte arbeiten, finanziell unabhängig sein, und dies kann entweder hier in Rumänien oder in Brasilien geschehen. Wir erleben ziemlich schwierige Zeiten, in Brasilien ist es nicht einfach, im Architekturbereich zu arbeiten, umso mehr, dass es in unserer Familie keine Architekten gibt. Ich würde sehr gern in dem Bereich arbeiten, wofür ich mich vorbereitet habe. In meiner Heimat Brasilien habe ich bereits ein wenig in diesem Bereich gearbeitet, ich habe Praktika absolviert, aber ich würde auch gerne hier in Rumänien als Architektin in einem Unternehmen arbeiten, es wäre schon interessant. Oder ich könnte auch Lehrerin werden, weil ich gerne unterrichte, ich mag alles, was mit Pädagogik und Unterricht zusammenhängt.“

  • Brasilianerin findet neues Zuhause in Rumänien

    Brasilianerin findet neues Zuhause in Rumänien

    Ouça Rádio Romênia Internacional!“ (Portugiesisch für Sie hören Radio Rumänien International!“) Hallo, mein Name ist Thaynara Knupp Abboud und ich bin Brasilianerin, komme aus Rio de Janeiro, Thaynara bedeutet Sonnenaufgang“, Knupp ist der Familienname meiner Mutter und Abboud ist der Familienname meines Vaters, beide wurden in Brasilien geboren, ihre Familien stammen aber aus der Schweiz und dem Libanon.“



    2014 hat unsere Gesprächspartnerin in ihrer Heimatstadt das Gymnasium mit Schwerpunkt Bautechnik absolviert. Als sie sich für das Architekturstudium in ihrem Heimatland vorbereitete, fand sie heraus, dass der rumänische Staat den ausländischen Gymnasialabsolventen zahlreiche Stipendien bereitstellt. Thaynara erhält ein solches Stipendium und 2015 zieht sie nach Piteşti, im Süden Rumäniens, wo sie ein Vorbereitungsjahr für das Studium der rumänischen Sprache absolviert. Neben Rumänisch spricht unsere Gesprächspartnerin auch Englisch und lernt derzeit Arabisch:



    Das, weil mein Verlobter, Mustafa, aus dem Irak kommt. Wir haben uns in Rumänien kennengelernt, wir waren Kollegen beim Rumänischkurs in Piteşti. Er hat seine Mutter sehr lieb, sie sind gute Freunde, er wird bestimmt auch ein guter Ehemann sein. Die Hochzeit wird höchstwahrscheinlich in Piteşti stattfinden, dort, wo wir uns kennengelernt haben, wir wissen noch nicht, wann, weil wir zuerst die Universität absolvieren müssen. Er war bei mir in Brasilien und hat dort um meine Hand angehalten. Irak werde ich aber nicht besuchen, weil seine Familie nicht mehr dort wohnt, sie leben in Jordanien. Wir sind beide in Rumänien verliebt und möchten hier bleiben.“




    Thaynara Knupp Abboud wusste nicht viel über Rumänien, als sie hier ankam.



    Rumänien war das erste fremde Land, das ich besuchte. Dieses Land war eine schöne Überraschung für mich, mir hat hier alles gefallen, die Preise sind viel günstiger, eine Busreise kostet in Rio de Janeiro 5 Lei (umgerechnet rund 1 Euro), hier kann man mit 5 Lei hin- und zurückfahren. Ich habe Braşov, Bran und Constanţa besucht. Bukarest finde ich eine ganz grüne Stadt mit vielen Parks, man kann gute Luft einatmen, man kann inmitten der Stadt mit dem Boot fahren oder Fahrrad fahren. In Bukarest kann man sich als Frau alleine auf der Stra‎ße sicher fühlen, in Rio hingegen nicht. Die Rumänen beschweren sich bekanntlich viel über korrupte Politiker, in Brasilien finde ich die Situation sogar schlimmer, unsere Politiker kümmern sich überhaupt nicht um das Volk, sondern nur um die eigene Tasche. Wenn man nicht stiehlt, kann man in meinem Heimatland nichts besitzen. Leider kümmert sich in Brasilien niemand um die Sozialbenachteiligten; wenn man aus benachteiligten Verhältnissen stammt, hat man in Brasilien so gut wie keinen Zugang zum Studium, wie es normal wäre.“




    Thaynara Knupp Abboud hat sich in Rumänien schnell eingelebt, sie hatte hier auch einen Teilzeitjob im Bereich Kundendienst. Selbst wenn sie sich in Rumänien sehr gut fühlt, vermisst sie manchmal ihr Heimatland — Brasilien besuchte sie zum letzten Mal 2017:



    Ich vermisse meine Familie, meinen Bruder Felipe habe ich besonders lieb, er wird bald ein Biomedizinstudium absolvieren. Die Brasilianer finde ich wärmer als die Rumänen, selbst wenn ihr hier in Rumänien viel feiert, glaube ich, dass wir in diesem Bereich besser sind. Selbst wenn wir viele Schwierigkeiten durchmachen müssen, vergessen wir nie zu lächeln. Rumänien hat im Vergleich zu Brasilien deutlich mehrere Fortschritte gemacht und die Rumänen sollen stolz darauf sein, sie beschweren sich aber zu oft und das sollten sie nicht. Rumänien ist ein schönes und reiches Land, ich verstehe nicht, warum so viele Rumänen ihr Land verlassen.“




    Thaynara Knupp Abboud studiert im dritten Jahr Bautechnik an der Bukarester Universität. Nach Studienabschluss möchte sie in Rumänien bleiben:



    Ich möchte einen Job in diesem Bereich finden und mein Leben hier in Rumänien führen. Ich würde gerne nach Piteşti ziehen, wo ich ein Jahr lang Rumänisch studiert habe, diese kleine Stadt finde ich ruhig und entspannt.“

  • Nachrichten 25.06.2017

    Nachrichten 25.06.2017

    Die parlamentarischen Parteien haben am Sonntag ihre Vorbereitungen auf die für Montag angesetzten Beratungen mit Präsident Klaus Iohannis über die Bildung einer neuen Regierung abgeschlossen. Indes sind nach Medienberichten mehrere Führungsmitglieder der Parteien zu Verhandlungen über die Konsolidierung der Mehrheit im Parlament zusammengekommen. Die sozialdemokratische Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Sorin Grindeanu war über ein Misstrauensvotum der eigenen Parlamentsmehrheit gestürzt worden. Die sozialdemokratische PSD und ihr Juniorpartner ALDE hatten dem Kabinett die Unterstützung entzogen. Aufgrund ihrer Mehrheit im Parlament wollen die beiden Parteien erneut einen Ministerpräsidenten aus ihren Reihen vorschlagen. Die bürgerliche Opposition schließt eine Zusammenarbeit mit der PSD aus, während der Ungarnverband sich noch nicht festlegen wollte.



    Die zukünftige Regierung müsse sich für ein Abkommen über den Umzug der Europäischen Arzneimittel-Agentur nach Rumänien anstrengen, glaubt Präsident Iohannis. Um den Sitz der Agentur, die sich derzeit in London befindet, buhlen derzeit Schweden, Frankreich, Dänemark, Ungarn und Bulgarien. Diese Staaten hätten vor dem Hintergrund des Brexits bereits konkrete Angebote gemacht, so der Staatschef nach Ende des EU-Gipfels in Brüssel. Auch müsse sich die zukünftige Exekutive mit der Wiederbelebung der Verteidigungsindustrie beschäftigen, der durch den neuen EU-Verteidigungsfonds neue Fördermittel zur Verfügung stünden. Präsident Iohannis forderte beim Europäischen Rat, dass die neuen Instrumente für die interne Sicherheit in der Staatengemeinschaft einheitlich zur Anwendung kommen. Dabei sollte nicht zwischen Schengen-Staaten und Nicht-Schengen-Staaten, die die Schengener Kriterien in einem großen Ausmaß erfüllten, unterschieden werden. Der Schengener-Raum stand auch im Mittelpunkt der bilateralen Gespräche zwischen Iohannis und seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron. Macron zeigte sich offen gegenüber den Perspektiven des Beitritts Rumäniens zum grenzkontrollfreien Raum. Allerdings werde Rumänien in diesem Bereich keine erheblichen Fortschritte vor den Wahlen in Deutschland und einer Regierungsbildung in den Niederlanden erzielen, sagte Iohannis noch. Auf die Situation der rumänischen Staatsbürger in Großbritannien nach dem Brexit angesprochen, bezeichnete Iohannis die Äußerungen der britischen Premierministerin Theresa May als vielversprechend. Dennoch müsse man abwarten, bis die Vorschläge in schriftlicher Form festgelegt würden, so der Präsident.



    Im nordwest-rumänischen Campia Turzii ist eine Militärübung der rumänischen und amerikanischen Luftstreitkräfte angelaufen. Daran beteiligen sich rund 200 rumänische Piloten und technische Assistenten sowie 300 US-Militärs. Die rumänische Seite nimmt mit Kampfflugzeugen vom Typ MiG-21 LanceR und Hubschraubern vom Typ IAR-330 Puma an der Übung teil, während die US-Lufstreitkräfte F-15-Flieger und die entsprechende Bedienungstechnik einsetzen. Die Übung soll bis Ende August dauern und den rumänischen Streitkräften die Möglichkeit einer technisch-taktischen Übung nach NATO-Standardverfahren bieten.



    SPORT: Rumäniens Rugby-Herren haben im letzten Testspiel im Juni die brasilianische Auswahl in Bukarest mit 56:5 bezwungen. Die beiden Nationalmannschaften waren sich bislang noch nie begegnet. Rumänien ist im internationalen Vergleich zweitklassig und nimmt regelmäßig an Weltmeisterschaften teil, während der brasilianische Rugby-Sport noch am Anfang steht. Vor der Partie gegen Brasilien hatten die rumänischen Spieler eine Tournee in Asien und Nordamerika bestritten. Dabei setzten sie sich mit 25:9 gegen Kanada durch und unterlagen Japan mit 21:33.

  • Olympische Spiele: Bislang Ernüchterung für Rumänien

    Olympische Spiele: Bislang Ernüchterung für Rumänien

    Bescheidenheit lautete das Schlagwort beim Rumänischen Olympia- und Sportkommittee vor der Abreise nach Brasilien. Der Vorsitzende Alin Petrache hatte dem rumänischen Kader zwischen sechs und acht Medaillen als Ziel vorgegeben. Angesichts der historischen Olympia-Erfolge der Rumänen ein minimalistisches Ziel. Dank der insgesamt 301 Medaillen bei den Sommerspielen befindet sich Rumänien noch unter den ersten 15 Sportnationen der Welt. Allerdings weiß der Vorsitzende des Olympia-Kommittees nur zu gut, dass sich der Sport hierzulande auf einem deutlichen Abwärtstrend bewegt. Pessimisten sprechen sogar von einem totalen Einbruch der sportlichen Infrastruktur.



    Auch die Wettbüros sind sich der prekären Lage bewusst: Wer einen Euro auf den Gewinn von mindestens zwei Goldmedaillen für Rumänien setzt, würde mit mehr als drei Euro belohnt werden, wenn dies auch eintreten würde. Mit anderen Worten, es gilt als recht unwahrscheinlich, dass die Osteuropäer das Ergebnis von vor vier Jahren in London ausgleichen. 2012 hatte der Kader ebenfalls nur zweimal Gold errungen. Die Sportzeitung Prosport verweist auf mögliche Überraschungen, wie etwa den Sportschützen Alin Moldoveanu, der in London mit dem Luftgewehr im 10-Meter-Wettbewerb Olympia-Sieger wurde. Für die diesjährigen Spiele hat er sich zwar nicht qualifizieren können, er erhielt jedoch eine Wild-Card von den Organisatoren und ist mit dabei.



    Die Journalisten von Prosport zählen anschließend die wenigen Hoffnungsträger für Rumänien auf. Da wären als erstes die Degendamen, die es bei den Welt- und Europameisterschaften stets auf das Siegertreppchen schaffen. Im Mannschaftswettbewerb wird ihnen nach China die zweitgrößte Chance auf die Goldmedaille eingeräumt. Sie treffen als erstes auf die Mannschaft der USA. Im Einzel sind die stärksten Spielerinnen aus Rumänien aber bereits ausgeschieden. Die größte Enttäuschung erlebte wohl die vielfache Welt- und Europameisterin Ana Maria Popescu (vor der Eheschließung als Ana Maria Branza bekannt). Die Olympia-Zweite von 2008 unterlag in der dritten Runde der Südkoreanerin Choi In-jeong. Chancen auf ein Edelmetall hatte sich wohl auch Simona Gherman ausgerechnet. Sie verlor gleich zum Auftakt gegen Lauren Rembi aus Frankreich.



    Eine herbe Enttäuschung musste auch die Judoka Andreea Chițu in der Kategorie 52 Kilogramm hinnehmen. Als hohe Favoritin ins Olympia-Turnier gestartet unterlag sie bereits im Achtelfinale der 21-Jährigen Italienerin Odette Giuffrida. Und es sollte noch schlimmer kommen: Im Platzierungsturnier um die Bronzemedaille dominierte die Rumänin den Kampf gegen die Brasilianerin Erika Miranda bis knapp 40 Sekunden vor Schluss. Aufgrund einer Unachtsamkeit kassierte Chițu den entscheidenden Ippon und verließ tränenüberströmt die Halle. Einen Trost für den rumänischen Judosport könnte die Silbermedaillengewinnerin von 2012 Corina Căprioriu bringen. Die 30-Jährige tritt in der Kategorie 57 Kilogramm an.



    Hoffnungsvoll blickten die rumänischen Fans dem Debüt der Handball-Damen entgegen, die bei der Europameisterschaft im Dezember mit teilweise starken Leistungen Bronze gewonnen hatten. Doch auch hier erwischten die Sportlerinne einen schlechten Start. In der Startbegegnung gegen den vermeintlich leichtesten Gruppengegner aus Angola zogen die Rumäninnen überraschend den Kürzeren. Bei der 19:23-Niederlage sahen die Schülerinnen des Schweden Tomas Ryde wie ausgelaugt aus. Jetzt ist die Stimmung im Kader denkbar schlecht, zumal mit Gastgeber Brasilien und dem amtierenden Olympiasieger Norwegen nicht gerade die leichtesten Gegner folgen.



    Gute Chancen auf einen Medaillengewinn haben sich indes die Tennisprofis Horia Tecau und Florin Mergea ausgerechnet. Sie stehen bereits in der zweiten Runde des Doppelturniers der Herren, nach einem ungefährdeten Auftaktsieg gegen das argentinische Duo Delbonis/Duran. Bei den Damen hat im Einzel allein Monica Niculescu die erste Runde überstanden, sie bezwang Cepede Royg aus Paraguay und trifft als nächstes auf die Russin Swetlana Kusnezowa. Im Doppel stehen Andreea Mitu und Raluca Olaru noch im Wettbewerb, sie spielen nach dem Auftaktsieg gegen das ungarische Doppel Babos/Jani gegen die Russinen Makarowa/Wesnina.



    Aussagekräftig für die Misäre der rumänischen Olympia-Disziplinen ist die gescheiterte Qualifikation der Turnerinnen. Zum ersten Mal nach 1968 findet ein Mannschaftswettkampf bei den Olympischen Spielen ohne die rumänische Turnriege statt. Der einstige Seriensieger verpasste den Sprung in die Teamentscheidung nach einem Debakel am Stufenbarren und einem siebten Platz unter acht Teams im Qualifikationsturnier. Damit durfte Rumänien mit Cătălina Ponor eine einzige Turnerin für den Einzelwettkampf nach Rio entsenden. Die Olympiasiegerin von 2004 am Schwebebalken kehrte damit mit 29 Jahren zurück. Und sie ist inzwischen den Erwartungen auch gerecht geworden: Dank der fünftbesten Wertung in der Qualifikation steht sie erneut im Finale am Schwebebalken. Bei den Männern erhofft sich der 35-jährige Marian Dragulescu eine Medaille. Der mehrfache Europa- und Weltmeister am Boden und im Springen, und der Olympiazweite von 2004 am Boden war vor vier Jahren für eine Teilnahme nicht berücksichtigt worden. Jetzt will er um jeden Preis wieder im Rampenlicht stehen.



    Weitere Überraschungen könnten laut den Journalisten von Prosport eventuell im Rudern, vom rumänischen Achter mit Steuerfrau, im gemischten Doppel des Tennisturniers, von Horia Tecău und Monica Niculescu, oder von den rumänischen Tischtennisdamen kommen.

  • Nachrichten 06.08.2016

    Nachrichten 06.08.2016

    Die Bukarester Regierung hat für den 13. August, den Tag der Beisetzung der am Montag im Alter von 92 Jahren verstorbenen Königin Anna von Rumänien, der Ehegattin von König Michael I., Staatstrauer angeordnet. Laut dem angekündigten Programm wird der Sarg nach der Ankunft in Rumänien am 9. August zum Schlo‎ß Pelesch in Sinaia und dann nach Bukarest, in den Thronsaal des königlichen Palastes, überstellt. Das rumänische Königshaus hat mitgeteilt, dass Königin Anna von Rumänien am Samstag, den 13. August im Kloster Curtea de Arges, wo die rumänischen Könige bestattet wurden, zur Ruhe gelegt wird. Drei Kondolenzbücher wurden für das Publikum bereitgestellt — eines im Schloss Pelesch und zwei in Bukarest. Am 13. August wird auch in der Republik Moldau Staatstrauer ausgerufen. Ein entsprechendes Dekret unterschrieb Präsident Nicolae Timofti am Freitag.



    Zwei Offiziere, einer aus Rumänien und einer aus Tschechien, werden zeitweilig im NATO-Verbindungsbüro in der Ukraine tätig sein. Die beiden Offiziere beteiligen sich an einem Programm zur Anpassung der ukrainischen Streitkräfte an die Standards der Nordatlantischen Allianz. Dies gab der Generalstabschef der ukrainischen Streitkräfte, Wiktor Muschenko, bekannt, meldet die Nachrichtenagentur Interfax. Die zwei Offiziere sind mit den postsowjetischen Verteidigungssystemen vertraut und haben Erfahrung mit den Ma‎ßnahmen zur Streitkräftereform in den eigenen Ländern, so Wiktor Muschenko. Die Ukraine beabsichtigt, bis 2020 ihre Streitkräfte an die NATO-Standards anzupassen.



    Ein Schülerteam aus Rumänien hat bei der 27. Auflage des Wettbewerbs Junior Achievement Europe Company of the Year in Luzern den IT-Exzellenz-Preis gewonnen. Das rumänische Schülerteam Oculus entwickelte eine intelligente Brille für Sehbehinderte. Die Brille ist mit Sensoren versehen, die Informationen über die umgebenden Gegenstände analysieren und dem Brillenträger in Form von akustischen Signalen unterschiedlicher Frequenz und Stärke übertragen. Der Company of the Year Competition von JUNIOR ACHIEVEMENT Europe (JA Europe) ist der Wettbewerb der besten Schülerfirmen aus allen Mitgliedsländern von JA Europe. Das Gewinner-Team SubReader aus Dänemark entwickelte eine App, mit der Untertitel im Fernsehen vorgelesen werden. Dadurch wird unter anderem Legasthenikern ermöglicht, die Untertitel des Fernsehprogramms zu verfolgen. In diesem Jahr traten 36 Teams gegeneinander an, um ihr Land beim Wettbewerb in Luzern (Schweiz) zu vertreten.



    In den rumänischen Schwarzmeerhäfen Constanta und Mangalia finden diese Woche Veranstaltungen und Events im Vorfeld des Tages der rumänischen Marine statt, der traditionsgemä‎ß am 15. August gefeiert wird. Das breite Publikum hat unter anderen die Gelegenheit, Militärschiffe zu besuchen und dabei die Technik, die Ausstattungen und die Ausrüstungen der rumänischen Seekräfte zu besichtigen. Ferner werden interaktive Workshops, Schauwettbewerbe mit Matrosenübungen und thematische Wettbewerbe mit Preisauszeichnungen veranstaltet. Das Musikkorps der rumänischen Marine wird mit ausgesuchten Musikprogrammen für gute Stimmung sorgen.



    Überschattet von Protesten und der politischen Krise in Brasilien sind die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro mit einer farbenfrohen Zeremonie eröffnet worden. Als der brasilianische Interimspräsident Michel Temer am Freitagabend zum Abschluss der Feier im berühmten Maracanã-Stadion die Spiele für eröffnet erklärte, wurde er von den Zuschauern ausgepfiffen. Über 11.000 Hochleistungssportler aus 207 Ländern nehemn an der Olympia 2016 teil. Mit mehr als 100 Sportlern ist Rumänien bei den Olympischen Spielen vertreten, die zwischen dem 5. und 21. August in Rio de Janeiro stattfinden. Die Rumänen kämpfen in 15 Disziplinen und hoffen auf mindestens sechs Medaillen. Die 31. Auflage der Spiele liefert mehrere Premieren: zum ersten Mal richtet eine südamerikanische Stadt die Spiele aus, zum ersten Mal nehmen Kosovo und der Südsudan teil, zum ersten Mal tritt ein Team von Flüchtlingen an. Der Dopingskandal um die russischen Sportler, die Bedrohung des Zika-Virus und die politisch-finanziellen Skandale im Gastgeberland überschatten allerdings die Olympia 2016.

  • WHO ruft wegen Zika globalen Notstand aus

    WHO ruft wegen Zika globalen Notstand aus

    Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die europäischen Länder aufgefordert, sich angesichts des nahenden Frühlings und Sommers schon jetzt auf eine mögliche Zika-Epidemie vorzubereiten. Die Infektion scheint auf einen ersten Blick eher relativ harmlos zu verlaufen, doch verdächtigen Ärzte, dass sie im Falle von schwangeren Frauen schwere Gehirnschäden der ungeborenen Kinder verursacht. Das Virus hat besonders Südamerika und dort Brasilien getroffen, doch Erkrankungen wurden auch in Europa bei Personen gemeldet, die Südamerika besucht hatten. Für Rumänien stellt Zika vorerst keine gro‎ße Gefahr dar, versichert der Präsident der rumänischen Gesellschaft für Mikrobiologie, Alexandru Rafila:



    Es ist für uns momentan kein angsterregendes Virus. Es verursacht Erkrankungen in den tropischen Gebieten auf dem amerikanischen Kontinent; die Krankheit verläuft leicht und verheilt ohne Behandlung. Was den Gesundheitsbehörden in den betroffenen Ländern zu bedenken gibt, ist die eventuelle Verbindung zwischen der Zika-Infektion und den angeborenen Gehirnanomalien bei von kranken Müttern geborenen Kindern. Die Zahl der Schädelfehlbildungen hat alarmierend zugenommen.”




    Der Zika-Erreger wurde zum ersten Mal 1947 in Uganda bei Rhesusaffen entdeckt. 1952 wurde er bei Menschen in Uganda und Tansania festgestellt. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Erkrankungen jetzt verbreiten, ist allerdings alarmierend. Die ersten Fälle wurden im Mai letzten Jahres gemeldet, heute sind offenbar rund 1,5 Millionen Menschen angesteckt worden. Eine bestimmte Art Mücke soll den Erreger übertragen, sagt Alexandru Rafila:



    Die Moskitos übertragen die Krankheit von einem angesteckten auf einen nicht angesteckten Menschen. Bei den weitaus meisten Infizierten erscheinen keine Symptome, Patienten, die die aggressivere Form kriegen, haben Fieber, Gelenkschmerzen und entzündete Augen — doch die Infektion vergeht in wenigen Tagen ohne Behandlung. Dokumentiert ist zudem die Übertragung von der Mutter auf den Fötus.”




    Doch brasilianische Forscher vermuten, dass Zika sich auch anders übertragen lässt. Sie haben bereits das aktive Virus in Speichel- oder Urinproben von Patienten entdeckt — das könnte bedeuten, dass die Krankheit sich auch über Niesen, Husten oder Küssen verbreiten kann. Gegenwärtig gibt es noch keinen Impfstoff gegen Zika, Experten rechnen, dass es ein weiteres Jahr dauert, bis einer entwickelt wird. Mehrere Pharmakonzerne haben angekündigt, an einem Antidot zu arbeiten. Die Europäische Arzneibehörde EMA hat ein Elite-Team einberufen, um den Pharmabetrieben und Ärzten beizustehen, die nach einem Impfstoff suchen oder Kranke behandeln. Zika wäre anderen tropischen Viren ähnlich — Dengue, Amaryl oder West Nile. Für diese gibt es bereits Impfstoffe oder die Forschung steht kurz vor einem Durchbruch. Die hohe Verbreitungsgeschwindigkeit setzt jetzt die Wissenschaftler unter Druck. Die WHO schätzt, dass in 2016 rund vier Millionen Menschen auf dem amerikanischen Kontinent angesteckt werden können. WHO-Chefin Margaret Chan nannte Zika ein “au‎ßerordentliches Ereignis”, eine globale Bedrohung, die eine entsprechende Reaktion erfordert:



    Wir brauchen einen koordinierten internationalen Ansatz, um das Risiko in den bereits betroffenen Ländern zu reduzieren und eine eventuelle Verbreitung aufzuhalten. Unsere Experten sind zu Schluss gekommen, dass die Voraussetzungen erfüllt sind, um Zika zu einem globalen Gesundheitsnotfall zu erklären.”




    Parallel zu den Versuchen, einen Impfstoff zu entwickeln, haben die Länder in Süd- und Lateinamerika zur Bekämpfung des Erregers mobilgemacht. Brasilien setzt in einem Pilotprojekt genmodifizierte Mücken ein. Bei der Paarung übertragen sie ein tödliches Gen, so dass ihre Nachkommen sterben, bevor sie ihrerseits geschlechtsreif sind. In der Dominikanischen Republik rückte das Militär gegen die Tigermoskitos an und versucht, die Luftfeuchtigkeit zu reduzieren. In Frankreich haben Gesundheitsbehörde neulich beschlossen, dass Reisende aus den betroffenen Gebieten 28 Tage nach der Rückkehr nicht Blut spenden dürfen, um das Risiko der Übertragung durch Blutkonserven zu minimieren. Inzwischen brodelt es aber auch in der Gerüchteküche. Eine Theorie besagt beispielsweise, dass die gegenwärtige Zika-Seuche ausgebrochen ist, nachdem in Brasilien genmodifizierte Moskitos freigesetzt wurden, um Dengue Fieber und andere Infektionskrankheiten zu bekämpfen.