Tag: Eltern

  • Arbeitsmigration: Zurückgelassene Kinder oft belastet

    Arbeitsmigration: Zurückgelassene Kinder oft belastet





    Seit mehr als 20 Jahren, seit das Phänomen der Auswanderung von Arbeitskräften in Rumänien weit verbreitet ist, zeigt sich eine seiner dramatischsten Auswirkungen: Kinder, die in ihrem Heimatland in der Obhut von Gro‎ßeltern oder anderen Verwandten zurückgelassen werden. Einige Eltern nehmen zwar ihre Kleinkinder mit, wenn sie zu verschiedenen Arbeitsplätzen in der EU aufbrechen, doch gibt es nicht wenige Fälle von Familien, die durch die dauerhafte Niederlassung im Ausland auseinandergerissen werden.



    Die NGO Save the Children“ macht schon seit vielen Jahren auf diese Situation aufmerksam, die nun auch in einer statistischen Studie quantifiziert wurde. Auf der Grundlage von Daten, die zwischen Juli und September 2022 erhoben wurden, zeigt die Untersuchung, dass fast ein Viertel der rumänischen Kinder im Alter von 0 bis 17 Jahren mindestens einen Elternteil hat, der zum Zeitpunkt der Untersuchung dauerhaft im Ausland arbeitete. Bei 61,5 % dieser Kinder war nur der Vater weg, bei 20,4 % war nur die Mutter fernab von der Familie, und bei 18,1 % befanden sich beide Elternteile im Ausland.



    Landesweit befinden sich mehr als 500 000 rumänische Kinder in dieser Situation, die meisten von ihnen müssen schon in einem sehr frühen Alter ohne Eltern auskommen. Im Durchschnitt lässt die Mutter die Familie zurück, sobald das Kind 6 Jahre alt ist, während der Vater in der Regel schon einen Job im Ausland findet, wenn das Kind noch jünger ist. Wenn es um die Entscheidung geht, zwecks einer besser bezahlten Arbeit ins Ausland zu ziehen, so werden die Kinder bereits in jungen Jahren zu Rate gezogen, wie die Studie zeigt. Anca Stamin von der NGO Save the Children“ nuanciert jedoch das düstere Gesamtbild, das die Studie zeichnet:



    83 % der befragten Erwachsenen gaben an, dass ihr Kind an der Entscheidung, das Land zu verlassen, beteiligt war. Im Gegensatz dazu gaben die Kinder an, dass sie in deutlich geringerem Ma‎ße beteiligt waren (62 %), und wir neigen dazu, eher den Aussagen der Kinder zu glauben. Au‎ßerdem gab fast ein Drittel der befragten Kinder (31 %) an, dass sie mit dem Wegziehen ihrer Eltern ins Ausland nicht einverstanden waren, selbst wenn sie gefragt wurden. Au‎ßerdem hat die Umfrage gezeigt, dass die meisten Kinder, die sich in dieser Situation befinden, von den Sozialämtern nicht erfasst werden. Im Grunde gaben nur 39 % der Eltern an, dass das Sozialamt über die Situation des Kindes Bescheid wei‎ß. Was die Unterrichtung der Schulen betrifft, so gaben 57 % der Eltern an, dass sie die Schule über die Situation informiert hätten. Es liegt auf der Hand, dass keine der beiden Institutionen über vollständige Informationen verfügt. Daraus ergibt sich, dass die Eltern oder Betreuer zögern, den Wegzug der Eltern zu melden — weder der Schule noch den Behörden.“




    Die Tatsache, dass nicht alle Eltern die Situation ihrer zurückgelassenen Kinder den Behörden melden, erschwert es diesen oder NGOs, bei Problemen einzugreifen. Und die Studie von Save the Children“ weist auf die zusätzlichen Risiken für Kinder hin, die von Eltern zurückgelassen werden, die zum Arbeiten ins Ausland gezogen sind, führt Anca Stamin weiter aus:



    Bei einigen Risikoverhaltensweisen wurde ein sehr gro‎ßer Unterschied zwischen Kindern aus Migrantenfamilien und Kindern aus Familien ohne Migrationshintergrund festgestellt. Bei ersteren ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Internet expliziten sexuellen und pornografischen Inhalten ausgesetzt sind, um 38 % höher, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich aggressiv gegenüber anderen Kindern verhalten und Alkohol konsumieren, ist doppelt so hoch. Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit, verbotene Substanzen zu sich zu nehmen oder Zigaretten zu rauchen, wesentlich höher. All dies geschieht vor dem Hintergrund mangelnder elterlicher Kontrolle, des leichten Zugangs zu elektronischen Geräten, der schlechten Kommunikation mit Eltern oder Betreuern und der fehlenden Gesundheitserziehung. Und diese aggressiven Verhaltensweisen können eine Form der Externalisierung der negativen Gefühle, der emotionalen Erfahrungen sein, die das Kind nach dem Auszug der Eltern macht. In unserer Erfahrung in der Arbeit mit Kindern dieser Kategorie sind wir oft auf Kinder gesto‎ßen, die sich verlassen fühlen oder Schuldgefühle wegen des Wegzugs ihrer Eltern entwickeln. Selbst wenn die Eltern es gut gemeint haben, war es falsch, dem Kind zu sagen, dass sie weggehen, um ihnen durch ein höheres Einkommen ein besseres Leben zu ermöglichen, denn damit haben sie dem Kind eine zusätzliche Last aufgebürdet.“




    Kommunikation ist sehr wichtig, um die Familie zusammenzuhalten, und die digitale Revolution von heute macht dies viel einfacher. So kommuniziert die Mehrheit der im Ausland arbeitenden Eltern über Online-Videoplattformen mit ihren Kindern und nur 19 % ausschlie‎ßlich per Telefon. 45 % nehmen einmal am Tag Kontakt auf, und etwa 15 % der Familien kommunizieren mehrmals am Tag. Die Statistik zeigt aber, dass es auch Situationen gibt, in denen die Kommunikation seltener ist: 33 % der im Ausland lebenden Eltern sprechen einmal alle zwei bis drei Tage mit ihren Kindern und 7 % nur einmal pro Woche. Darüber hinaus sprechen 20 % der Jugendlichen, deren Eltern im Ausland arbeiten, einmal pro Woche oder seltener mit ihnen. Andreea ist 12 Jahre alt und geht in die sechste Klasse. Ihr Vater arbeitet seit ihrem zweiten Lebensjahr in der Schweiz.



    Wir sind telefonisch oder durch Kurznachrichten in Kontakt. Wenn er Urlaub hat oder sich die Möglichkeit ergibt, kommt er vorübergehend in die Heimat. Wir sehen uns also eher selten und halten den Kontakt übers Handy oder durch Messages auf. Es ist weder eine sehr herzliche noch eine distanzierte Beziehung. Es ist schon ok, aber ich muss sagen, dass ich meiner Mutter viel näher stehe.“




    Andreea eröffnete noch, dass sie ihren Vater noch nie in der Schweiz besucht hat, doch bestehe die Möglichkeit, dass sie ihn diesen Sommer dort besucht, um zwei Wochen zusammen zu verbringen. Obwohl die finanzielle Situation der Familie durch die Überweisungen des Vaters jetzt besser sei, hätte sie es trotzdem vorgezogen, dass sich die Familie nicht auf diese Weise trennt. Au‎ßerdem lehnt sie es ab, zum Vater in die Schweiz zu ziehen.



    Es geht nicht darum, dass es die Möglichkeit nicht gäbe, in die Schweiz zu ziehen. Doch ich will nicht wegziehen, und meine Mutter würde es auch nicht zulassen, denn wir haben uns hier in Rumänien ein Leben aufgebaut. Ich gehe hier in die Schule, habe Freunde, meine Mutter hat auch Freunde am Arbeitsplatz, es wäre einfach schwer, von vorne anzufangen, sich ein neues Leben in einem anderen Land mit einer anderen Sprache aufzubauen.“




    Obwohl Andreea mit ihrer derzeitigen Situation im Reinen zu sein scheint und in der Schule gute Leistungen bringt, zeigt die Studie von Save the Children“, dass die Migration eines Elternteils mit einer 62%-igen Wahrscheinlichkeit einhergeht, dass die Leistungen der Kinder in den ersten Schuljahren stagnieren.

  • „Congruent“: Zivilgesellschaftliche Partnerschaften gegen Mobbing in der Schule

    „Congruent“: Zivilgesellschaftliche Partnerschaften gegen Mobbing in der Schule

    Für die Bewusstmachung individueller Probleme, aber auch für deren Lösung, hat sich die Kunst schon immer als sehr effektiv erwiesen. Es scheint sogar so zu sein, dass sie auch auf einer breiteren gemeinschaftlichen oder sozialen Ebene zumindest dazu beitragen kann, Gruppen mit den Problemen ihrer Mitglieder vertraut zu machen und die Empathie zu erhöhen. Das hat kürzlich ein Projekt bewiesen, das der Verein Docuart in einer ländlichen Gemeinde im Kreis Gorj (Südwesten) durchgeführt hat. Daniela Apostol, Kulturmanagerin und Direktorin von Docuart, gibt uns Details:



    Wir dachten, es wäre besser, zu versuchen, ein Problem, das wir als sozialer Natur identifiziert hatten, mit Hilfe von Werkzeugen zu lösen, die mit Kultur und Bildung zu tun haben. Im Grunde haben wir das im Laufe der Zeit getan, und dann habe ich gesagt, wir versuchen jetzt, das zu tun, was wir am besten können. So entstand das Projekt »Congruent, notwendige Fähigkeiten für heterogene Gruppen junger Menschen«. Es ist ein Projekt, das wir für notwendig erachten, um die Ungleichheiten zwischen jungen Roma und Nicht-Roma in Europa zu verringern, und das auch darauf abzielt, die Eingliederung von gefährdeten Gruppen zu verbessern. Es ist ein Projekt, das wir in Partnerschaft mit der »Antonie Mogoș«-Schule aus einer Gemeinde im Kreis Gorj durchführen. Wir haben uns sehr gefreut, dass wir hier eine Offenheit der Schulleitung gefunden haben. Das Projekt zielt darauf ab, einen günstigeren Kontext für die Entwicklung von 200 Schülern zu schaffen, und wir dachten, wir könnten zu dieser Entwicklung beitragen, indem wir eine sehr wichtige Beziehung zwischen Schülern, Schule und Eltern schaffen.“



    Das Projekt begann im Februar mit Eltern und Schülern der vierten und fünften Klassen. Und die erste Aktivität beinhaltete ein Eltern-Erziehungsprogramm, um die Erwachsenen mit den emotionalen, mentalen und pädagogischen Entwicklungsbedürfnissen der Kinder vertraut zu machen, aber auch um ihnen zu helfen, ihre Beziehung zur Schule und zur Gemeinschaft zu verbessern. Bei den Treffen wurde kein Schwerpunkt auf die theoretische Seite gelegt, zumal die Eltern im Allgemeinen sehr kommunikationsfreudig waren und ihre sozialen, wirtschaftlichen und sogar elterlichen Probleme diskutierten, wie die Psychologin Alexandra Cojocaru feststellte:



    Ich war sehr beeindruckt von dem Zusammenhalt der Eltern der vierten Klasse. Sie stehen sich sehr nahe, reagieren gemeinsam auf die Probleme der Kinder und haben eine gemeinsame Strategie, um sie zu lösen. Die Lehrerin der Kinder spielt eine sehr wichtige Rolle, und die Eltern kamen auf ihr Drängen hin, eifrig mit uns zu arbeiten und sehr offen mit uns die Probleme zu kommunizieren, die sie auf individueller und familiärer Ebene haben. Die Vielfalt der Probleme ist recht gro‎ß: Es gibt zum Beispiel Kinder, die aus benachteiligten Familien kommen oder geschiedene Eltern haben.“



    Der Puls dieser besonderen ländlichen Gemeinschaft war auch deshalb zu spüren, weil die Projektaktivitäten trotz der Pandemie nicht online stattfanden, wie Daniela Apostol weiter ausführt.



    Ich habe persönliche Treffen bevorzugt. Sowohl während der Frühjahrsferien als auch während der Pandemie haben wir Online-Treffen vermieden, weil es sich um eine Aktivität handelt, bei der das direkte Treffen sehr wichtig ist. Im Grunde genommen fahren wir zwei- oder dreimal im Monat in das Dorf Ceauru, wo wir jedes Mal zwei oder drei Tage bleiben und uns mit jeder Schulklasse und den Eltern der jeweiligen Schüler treffen. Wir haben einen Psychologen, einen Direktor und einen Mentor, abhängig von der jeweiligen Aktivität. Jede Sitzung dauert zwischen 45 und 70 Minuten, je nach Thema. Wir versuchen, die Informationen aus der Psychologie und der Kunst in einem bestmöglichen Amalgam zu kumulieren und in einer für die Eltern möglichst leicht verdaulichen Formel zu präsentieren.“



    Neben der Erziehungskomponente enthält das Projekt Congruent“ auch ein Segment zur Bekämpfung von Mobbing oder Belästigung unter Kindern, ein Phänomen, mit dem die Gemeinschaft im Gorj-Dorf Ceauru vertraut war. Daniela Apostol:



    Die Kinder wussten sehr gut über dieses Phänomen Bescheid. Ich habe sie sogar gefragt, ob sie uns von einer Geschichte erzählen können, die sie im Fernsehen gehört haben oder ob sie Zeuge einer solchen Szene geworden sind. Ich habe das Gefühl, dass in dieser Schule die Schülergemeinschaft geschlossener ist, und das liegt in erster Linie an den Eltern. Ich könnte sagen, dass das Phänomen im Vergleich zur städtischen Umgebung in der ländlichen Umgebung vielleicht weniger zu spüren ist. Ihr grö‎ßtes Problem, wenn sie über dieses Phänomen sprechen, ist die mangelnde Glaubwürdigkeit, die sie vor den Erwachsenen haben, wenn sie über Mobbing sprechen, und sie leiden sehr darunter. Und ich erklärte den Eltern, dass bei Mobbing sowohl der Aggressor als auch das Opfer Opfer sind, denn der Aggressor verhält sich so, weil er in der Vergangenheit ebenfalls gemobbt wurde.“



    Nach den ersten Treffen folgt eine psychologische Beurteilung, um Fälle zu erkennen, die eine individuelle Therapie benötigen. Um das Bewusstsein zu schärfen und Mobbing auf Gruppenebene zu bekämpfen, haben sich die Initiatoren des Congruent-Projekts für die Kinotherapie entschieden. Dabei werden Filme oder Filmsequenzen angeschaut, die den Kindern, aber auch den Eltern helfen können, besser zu verstehen, was mit den Opfern, aber auch mit ihren Aggressoren geschieht. Alexandra Cojocaru:



    Ich persönlich halte die Verbindung zwischen Kunst und Psychologie für sehr wichtig. Die Filmtherapie bietet die nötigen Werkzeuge, um Begriffe zu erforschen und zu identifizieren, die in der klassischen Therapie schwieriger zu erkennen und zu besprechen sind, vor allem, wenn sie nur von kurzer Dauer ist. In diesem Projekt bieten wir mehrere Sitzungen für Kinder an. Es sind nicht viele an der Zahl, aber, ergänzt durch Filmtherapie-Sitzungen, hoffen wir, ein Ergebnis zu erzielen, das durch konventionelle Sitzungen vielleicht nur mit viel Zeitaufwand zu erreichen wäre.“



    Auch das Theater, genauer gesagt, die Umsetzung kleiner Szenen, in denen die Schüler bestimmte Rollen übernehmen, kann ihnen helfen, sich ihrer Probleme und der anderer besser bewusst zu werden. Das Congruent-Programm läuft bis Oktober 2022. Neben der Replikation in anderen Dörfern wünschen sich die Initiatoren auch die Gründung einer lokalen Aktionsgruppe, die die von Docuart konzipierten Aktivitäten übernimmt und nach dem Ende des Projekts weiterführt.



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  • Wochenrückblick 4.-9.04.2021

    Wochenrückblick 4.-9.04.2021

    Nach Impfung kommt Entspannung


    Nach einer Periode der Stagnation bei einer durchschnittlichen Rate von über 50 Tausend Dosen pro Tag, würde die Impfkampagne in Rumänien in naher Zukunft stark beschleunigen. Die Behörden fordern die Menschen auf, sich impfen zu lassen, aber zumindest im Moment scheint dies nicht das Problem zu sein, sondern das Tempo der Impfung. Viele Menschen beklagen sich, dass sie sich impfen lassen wollen, aber nirgendwo hingehen können, wobei es in der Bevölkerung eine gewisse Zurückhaltung bei der Wahl des Serums von Astra Zeneca gab. Auf jeden Fall werden im ganzen Land neue Impfzentren eröffnet, mobile Impfteams für ländliche Gebiete eingerichtet und Hausärzte in diesen Prozess mit einbezogen, damit sie auf Wunsch in ihren Praxen impfen können. Hier ist, was Premierminister Florin Cîţu sagt: “Dies sind zwei sehr wichtige Monate für uns, April und Mai, weil wir in diesen beiden Monaten fast 8,3 Millionen Dosen Impfstoff in Rumänien haben werden; dies sind sehr wichtige Monate, weil es Ende Mai bedeuten würde, im pessimistischsten Szenario sicherlich 5 Millionen geimpfte Menschen und in einem optimistischeren Szenario 6,3 Millionen geimpfte Menschen zu haben. 5 Millionen geimpfte Menschen stellen fast 35 % der erwachsenen Bevölkerung dar, die geimpft werden muss, und es ist, denke ich, wichtig, Ende Mai über die Erholung der Wirtschaft zu sprechen. Deshalb ist es sehr wichtig – und hier appelliere ich an alle Politiker, an die Regierungskoalition, an die gewählten Bürgermeister, an die Gemeinderäte, an die Vorsitzenden der Kreistage – dass alle hingehen und die Impfkampagne vorstellen, alle Rumänen müssen aktuelle Informationen über die Impfkampagne haben”. Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie haben die Behörden in Bukarest den Bürgern einen konkreten Zeithorizont für die Rückkehr zur Normalität angeboten. Sie soll schrittweise am 1. Juni beginnen, ist aber, das wurde sehr deutlich gemacht, untrennbar mit dem Erfolg der Massenimpfung verbunden. Zu diesem Zweck wurde ein interministerielles Komitee für die Rückkehr Rumäniens zur Normalität geschaffen, das die Interventionsbereiche und deren Koordinatoren, die vorrangigen Aktionen, die spezifischen Ma‎ßnahmen und den Zeitplan für die Umsetzung festlegen wird. Bis dahin wurde jedoch der Alarmzustand um einen weiteren Monat verlängert, ebenso wie die damit verbundenen Einschränkungen, mit einigen Ausnahmen während des orthodoxen Osterfestes.


    Mehr Geld für diejenigen, die auf Mutterschaftsurlaub verzichten


    Eltern, die in Elternzeit gehen, werden einen erhöhten Anreiz von 1.500 Lei (ca. 300 Euro) erhalten, wenn sie sich entscheiden, zur Arbeit zurückzukehren, bis das Kind das Alter von 6 Monaten erreicht hat, so eine Notverordnung der Regierung, die diese Woche verabschiedet wurde. Die bisherigen Anreize werden beibehalten, die neue Ma‎ßnahme zielt darauf ab, die Rückkehr zur Arbeit zu fördern. Laut der zuständigen Ministerin, Raluca Turcan, trägt die Entscheidung zur Erhöhung des Einkommens der Eltern bei, verringert das Risiko der Deprofessionalisierung und sorgt für eine notwendige Arbeitskraft im Moment auf der Ebene des Arbeitgebers. Die Verordnung bringt auch einen Einstellungsanreiz von 650 Lei (ca. 130 Euro) für Eltern, die während des Zeitraums, in dem sie berechtigt sind, von dem Urlaub für die Erziehung eines Kindes mit Behinderungen im Alter zwischen 3 und 7 Jahren zu profitieren, zur Arbeit zurückkehren.


    Aus Washington kommen gute Wirtschaftsaussichten für Rumänien


    Der Internationale Währungsfonds hat seine Schätzungen über die Entwicklung der rumänischen Wirtschaft deutlich verbessert, die in diesem Jahr ein Plus von 6% verzeichnen würde. Auch für das Jahr 2022 verbesserte der IWF seine Schätzungen auf 4,8%. Nach diesen Daten werden die Leistungen der rumänischen Wirtschaft sowohl 2021 als auch 2022 über dem europäischen Durchschnitt liegen. Auf dem Kontinent wird Rumänien in diesem Jahr nur von Spanien überholt werden, so der Bericht “World Economic Outlook”, der am Dienstag von der Finanzinstitution veröffentlicht wurde. Ende März verbesserte auch die Weltbank ihre Schätzungen über die Entwicklung der rumänischen Wirtschaft und gab ein BIP-Wachstum von 4,3% für dieses Jahr an. Die Bukarester Behörden haben den Staatshaushalt für das laufende Jahr aufgestellt und gehen dabei von einem Wirtschaftswachstum von 4,31% aus. In Bezug auf die Inflation revidierte der IWF seine Schätzungen nach oben und zeigte, dass Rumänien im Jahr 2021 einen durchschnittlichen jährlichen Preisanstieg von 2,8% erleben wird. Bezüglich des rumänischen Leistungsbilanzdefizits sagt der IWF, dass es in diesem Jahr stark reduziert werden wird, bis zu 5% des BIP.


    Rumänien und Italien sind sich einig in europäischen und transatlantischen Fragen


    Rumänien und Italien haben stets die Bedeutung einer starken, inklusiven und bürgernahen Europäischen Union unterstützt und werden dies auch weiterhin tun, sagte Au‎ßenminister Bogdan Aurescu am Mittwoch in Rom nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen auf der Halbinsel. Luigi Di Maio. Er bekräftigte die Ziele Rumäniens, der OECD und dem Schengen-Raum beizutreten, und dankte für die kontinuierliche Unterstützung in diesen Angelegenheiten. Es wurde auch bekräftigt, dass beide Länder die Stärkung der Rolle der NATO und der Abschreckungs- und Verteidigungskomponente, auch an der Ostflanke, unterstützen. Luigi Di Maio bedankte sich seinerseits noch einmal für die Solidarität, die Rumänien im letzten Jahr, in der ersten Phase der Pandemie, durch die Entsendung eines medizinischen Teams zur Unterstützung der italienischen Ärzte bei der Bekämpfung des Coronavirus gezeigt hat. Er sprach auch über die sehr wichtige Rolle der rumänischen Gemeinschaft in Italien, die offiziell etwa 1,1 Millionen Mitglieder hat. Sie ist die grö‎ßte ausländische Gemeinschaft in Italien, die grö‎ßte rumänische Gemeinschaft au‎ßerhalb der Landesgrenzen und ist ein wichtiges Bindeglied zwischen unseren Ländern, sagte Bogdan Aurescu.


    Rumänische Frauen erringen Medaillen in Moskau


    Rumänien gewann 13 Medaillen bei den Europameisterschaften im Gewichtheben in Moskau: 7 Gold, 4 Silber und 2 Bronze. Nur die Mädchen gewannen Gold: Monica Suneta Csengeri und Loredana Toma – je 3, und Raluca Olaru – eine. Die Jungen können nur 2 Silber vorweisen, durch Valentin Iancu-Ionadi.



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  • Schulwesen in Zeiten der Pandemie: Was Eltern über Online-Unterricht denken

    Schulwesen in Zeiten der Pandemie: Was Eltern über Online-Unterricht denken

    Der Unterricht wurde wegen des Corona-Virus unterbrochen. Deswegen mussten sich Schüler und Lehrer an die neue Situation anpassen, sodass PCs, Tablets oder Mobiltelefone das Klassenzimmer ersetzten und zu einem unerlässlichen Unterrichtsmittel wurden. Schüler, Studenten und ihre Eltern mussten mit dem neuen Kontext und die damit verbundenen Lehrmethoden klarkommen. Die Interaktion mit Klassenkameraden und Lehrern über einen Bildschirm hat die Schule in die eigene Wohnung gebracht. Dennoch fühlten sich viele Eltern die ganze Zeit über stark unter Druck gesetzt.



    Eine vom SuperTeach-Projekt organisierte Pressekonferenz stellte die Ergebnisse der jüngsten Umfrage in Bezug auf die Wahrnehmung des Online-Unterrichts durch die Eltern sowie auf die Herausforderungen, die der Notstand mit sich brachte vor. Felix Tătaru, Mitbegründer von SuperTeach, gibt Auskunft.



    Von den Informationen ausgehend, die wir von den Lehrern erhielten, begannen wir Webinare und Konferenzen zu organisieren und Themen sowie Gäste an ihre Anforderungen anzupassen. Aber jede Aktion, besonders im Unterrichtsbereich, braucht ein Feedback. Lehrerinnen und Lehrer brauchen Rückmeldungen von Eltern, Schülern bzw. Studenten. Deshalb haben wir zusammen mit Open-l Research und Adina Nica eine zweite Umfrage durchgeführt. Die Eltern beantworteten mehrere Fragen, anschlie‎ßend luden wir zwei Experten ein, welche die verschiedenen Perspektiven darlegten: die des Unterrichtessmanagements und die der Elternorganisationen — über Themen, die von den Eltern aufgeworfen wurden.“




    Im Rahmen dieser Umfrage analysierte Adina Nica, eine Beraterin und Forscherin bei Open-I Research, die psychologischen Auswirkungen des Online-Unterrichts und dessen Auswirkungen aus der Sicht der sozialen Interaktion:



    Ich möchte zunächst die positive Einstellung der Eltern gegenüber dem Online-Unterricht ansprechen. Der Druck auf die Eltern war in dieser Zeit gro‎ß, und wir erwarten, dass der Druck ebenso gro‎ß sein wird, wenn ihre Kinder wieder zur Schule gehen. Die Eltern waren sehr besorgt, als der Unterricht unterbrochen wurde, da die Kommunikation mit den Lehrern zu Beginn des Notstands stark verzögert war. Aus der Sicht der Kinder wurde mit dem Unterricht auch das soziale Leben unterbrochen.“




    Während der Zeit der häuslichen Isolation mussten sich die rumänischen Eltern an einen neuen täglichen Lebensrhythmus gewöhnen, während sie gleichzeitig versuchten, mit den neuen Herausforderungen an ihrem Arbeitsplatz fertig zu werden und ihre Kinder während des Online-Unterrichts zu unterstützen. Oftmals überlappten sich das Homeoffice der Eltern und der Online-Unterricht ihrer Kinder.



    Die Eltern waren von diesen Umstellungen sehr stark betroffen, weil sie nicht nur ihre Arbeit von zu Hause erledigten oder manche sogar ihren Arbeitsplatz verloren, sondern sich auch in einer neuen Situation befanden, mit ihren Kindern zu Hause und mit vielen Tätigkeiten, denen sie nachgehen mussten — häusliche Arbeiten sowie auf die Kinder aufpassen und ihnen bei den Hausaufgaben und beim Umgang mit den neuen Online-Plattformen helfen. Es war eine gro‎ße Umstellung für die Eltern, es lastete ein gro‎ßer Druck auf ihren Schultern.“




    Die SuperTeach-Umfrage untersuchte auch die psychologischen Auswirkungen des Notstandes auf die Eltern, da ihre Ängste oft mit einem Gefühl der sozialen Unsicherheit verbunden waren.



    Eltern hatten viele Ängste, wobei ihre grö‎ßte Angst mit der Gesundheit ihrer Kinder und ihrer eigenen Gesundheit oder mit der Gesundheit ihrer Eltern zusammenhing. Sie hatten auch Ängste in Bezug auf das Unterrichtssystem. Die Eltern waren sich nicht sicher, ob ihre Kinder den Lehrstoff nachholen können, insbesondere die der 8. und 12. Abgänger-Klassen und all diese Ängste kamen zu der finanziellen Unsicherheit hinzu.“




    Die Eltern waren verunsichert, sie fragten sich während des Notstandes, ob sie zu nachsichtig oder zu streng mit ihren Kindern seien. Adina Nica erklärt:



    Auf die Frage nach den grö‎ßten Schwierigkeiten in dieser Zeit gaben sie an erster Stelle das Gleichgewicht zwischen Autorität und Flexibilität zu halten an. Die Lehrer hatten sich in Luft aufgelöst. Sie wussten wohl selbst nicht, wie sie reagieren sollten, sodass sie sich erst einmal für eine Weile duckten. Die Eltern waren mit ihren Kindern zu Hause und wussten nicht, was sie tun sollten. Sie wussten nicht, ob sie ihre Kinder die Mini-Ferien genie‎ßen lassen sollten oder ob sie streng sein und sie zum Lernen zwingen sollten.“




    Den Schwierigkeiten zum Trotz fassten viele schnell wieder Fu‎ß. Die meisten Eltern entschieden sich, die Dinge von der positiven Seite zu betrachten, und waren der Ansicht, dass die vielen Herausforderungen, mit denen sie in dieser Zeit konfrontiert waren, ihnen geholfen haben, ihre Anpassungsfähigkeit zu trainieren.



    Überraschender Weise haben die meisten Eltern, nach den positiven Aspekten dieser Zeit gefragt, erklärt, dass die häusliche Isolation eine Gelegenheit für ihre Kinder dargestellt hat, sich dem Wandel anzupassen. Dann führten sie die Möglichkeit an, mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen und gemeinsam etwas zu unternehmen, und drittens die Möglichkeit, mit digitalen Plattformen zu experimentieren.“



    Die Gruppe EDUCATIVA und das Institut für persönliche Entwicklung SuperTeach fördern auf Betreiben der Stiftung Romanian Business Leaders“ eine Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer, die angepasst an den Bedürfnissen der Kinder im Sinne der Prinzipien der Aufgeschlossenheit ist.

  • Schulwesen: Hotline für Schüler, Lehrkräfte und Eltern eingerichtet

    Schulwesen: Hotline für Schüler, Lehrkräfte und Eltern eingerichtet

    Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Jeden Tag werden neue Alternativen für den klassischen Schulunterricht vorgeschlagen. Alternativen, die sowohl den Lehrern wie auch den Schülern und den Eltern entgegenkommen. Es besteht nämlich die Hoffnung, dass dadurch die Anpassung an die durch die Coronavirus-Pandemie verursachte Notlage erleichtert wird. Au‎ßerdem ist noch ungewiss, wie lange die Situation anhalten wird. Also wird nach Lösungen gesucht.



    Um die Familien in Rumänien zu unterstützen, startete der Verein Proacta EDU in Partnerschaft mit den Elternorganisationen, dem Bildungsministerium und dem Freien Gewerkschaftsbund der Lehrkräfte die erste Hotline für psychologische Beratung zu Zeiten der Pandemie. Die Hotline soll allerdings auch nach der Überwindung der Krise weiter in Betrieb bleiben. Die genannte Initiative trägt den Namen: Botschafter für die Gemeinschaft. Wir unterhielten uns über das Projekt mit der Psychologin Nicoleta Larisa Albert, Gründungsmutter der Organisation Proacta EDU. Sie erzählt, wie das Projekt zustande kam:



    Es ist ein umfangreiches Projekt und geht über die bewusstseinsbildende Kampagne, die wir starteten, hinaus. Es ist wichtig, einzusehen, dass wir zusammen ein Team bilden — Lehrer und Eltern arbeiten zusammen. Es ist ein konkretes Unternehmen. Wir bieten psychologische Beratung an, arbeiten mit mehreren Psychologen zusammen. Diese beraten sowohl Lehrkräfte als auch Eltern, je nach Bedürfnissen. Wir betrachten den Lehrer als einen Botschafter, der seine Botschaft an die Gemeinschaft weiterleitet. Unter den heutigen Umständen — Covid19-Pandemie — glauben wir noch fester an diese Aufgabe der Lehrkräfte. Die Lehrer sind unsere Verbündeten im Rahmen unseres Unternehmens. Sie werden die Familien erkennen, die sich in einer Gefahrlage befinden, und sie zu uns schicken. Wir bieten ihnen psychologische Beratung, Sozialhilfe, Rechtshilfe an, je nach dem, was sie brauchen. Andererseits arbeiten wir mit den Lehrern zusammen und unterstützen sie bei der Findung der besten Kommunikationswege in verschiedenen schwierigen Situationen.“




    Nicoleta Larisa Albert ist davon überzeugt, dass den Menschen auch aus der Ferne geholfen werden kann. Denn es sei überaus wichtig, das emotionale Gleichgewicht — falls verloren — wiederherzustellen.



    Seit dem Start der Initiative erreichten uns viele E-Mails und Kurzmitteilungen, ich nahm auch viele Anrufe entgegen. Einige beantragten direkt psychologische Beratung. Diese leitete ich weiter an unsere Mitarbeiter. Es kamen aber auch Fragen von Schülern der 12. Klasse. Oder manche Lehrer wollten eine Botschaft an die Institutionen vermitteln, mit denen wir zusammenarbeiten. Also wandten sie sich an uns, um ihre Botschaft weiterzuleiten. Andere suchten Empfehlungen für die Zeit, die wir derzeit erleben. Wir verfügen über verschiedene psychologisch-erzieherische Materialien, die wir gerne weitergeben. Die Leute haben unsere Botschaft richtig wahrgenommen — nämlich dass wir eine offene Gemeinschaft sind. Wir haben Beitrittsanträge für unsere Facebook-Gruppe bekommen. Die Tür steht offen — alle möglichen interessierten Personen sind willkommen.“




    Viele Fragen wurden von den Schülern der 12. Klasse gestellt. Das sind nämlich die Schüler, die jetzt ihr letztes Schuljahr beenden. Die Psychologin Nicoleta Larisa Albert wei‎ß, welche ihre Sorgen sind:



    Die 12 Klasse — also das letzte Schuljahr — ist ohnehin eine gro‎ße Herausforderung für die Teenager. Die heutigen Umstände, die Coronavirus-Pandemie, spitzt die ganze Lange nur noch mehr zu. Au‎ßer dem Abi, das die Jugendlichen ablegen müssen, stellen sie sich viele Fragen darüber, was danach kommt. Sie machen sich Sorgen um das soziale Leben, sie fragen nach der künftigen Wirtschaftsentwicklung. Sie fühlen sich irgendwie unsicher in diesem neuem Zusammenhang. Sie fragen nach dem Abitur, wissen nicht, wie es um ihre Abschlussprüfungen steht. Doch ihre Ängste und Gedanken haben einen tiefergehenden Grund — nämlich die Unsicherheit ihres künftigen Werdegangs. Manche schreiben uns unmittelbar, dass sie psychologische Unterstützung brauchen, weil sie nicht wissen, wie sie ihre Angstgefühle, ihre Aufregung alleine bewältigen können.“




    Die Psychologin Nicoleta Larisa Albert gibt auch einige Empfehlungen, die uns vielleicht helfen können, diese herausfordernde Zeit zu überbrücken:



    Es ist durchaus wichtig, unsere Anpassungsfähigkeit zu üben. Es ist die wichtigste Ressource, die uns zur Verfügung steht. Und die einzige, die kein Roboter übernehmen kann. Informationen sind überall zu finden — damit kommen wir schon klar. Mit oder ohne Coronavirus erleben wir nach wie vor dynamische Zeiten, also ist die Anpassungsfähigkeit ohnehin äu‎ßerst wichtig. Der Online-Bereich hat an Bedeutung zugelegt und dieser Trend wird wahrscheinlich anhalten. Doch die Offline-Welt werden wir mit Sicherheit auch weiterhin zu schätzen wissen. Denn wir sind soziale Wesen und brauchen Umarmungen und direkte Begegnungen. Das erleben wir derzeit nur in unserer Innenwelt. Doch es sind unsere Stützpunkte. Bis auf weiteres halten wir uns fest an ihnen und führen unser Leben weiter. Wir passen uns an den neuen Gegebenheiten an. Da wir aber nichts steuern können, kommen viele Fragen auf. Und deshalb gibt es uns. Wir sind ein Team. Wir lernen ebenfalls, uns anzupassen. Und wir dürfen nicht vergessen, dass die heutige Lage von den Menschen unterschiedlich wahrgenommen wird, denn wir sind nicht alle gleich.“

  • Gemeinnütziger Verein bietet psychologische Beratung für Abschlussklässler und ihre Eltern

    Gemeinnütziger Verein bietet psychologische Beratung für Abschlussklässler und ihre Eltern

    In diesem Jahr haben sich die Acht- und Zwölftklässler unter besonderen Bedingungen auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet. Darüber hinaus wurden ihnen aufgrund der Pandemie die traditionellen Feste vorenthalten, die gewöhnlich zum Abschluss ihres jeweiligen Ausbildungsabschnitts organisiert werden. Der Verein Proacta EDU“ startete in Partnerschaft mit dem Bildungsministerium die Kampagne Ich kann“, die sich an Schüler dieser Altersgruppen richtet. Nicoleta Larisa Albert, Gründungspräsidentin des Vereins Proacta EDU“, erläutert:



    Die Idee zur Gründung dieses Vereins folgt einem Projekt, das wir zu Beginn der Pandemie begonnen haben. Es trug den Titel »Botschafter für die Gemeinschaft« und zielte darauf ab, Lehrern, Eltern und Schülern im ganzen Land psychologische Unterstützung anzubieten. Als die Lehrtätigkeit im Klassenzimmer unterbrochen wurde, haben wir uns neu organisiert, um unseren Schülern auf andere Weise zu helfen. Im Laufe dieses Projekts schickten uns die Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberstufe die meisten Nachrichten in Form von E-Mails und Telefonanrufen. Konkret bestand dieses Projekt aus einem Videoclip, der eine Botschaft der Ermutigung vermittelte und von den Jugendlichen sehr gut aufgenommen wurde. Mit diesem Video, das sich an Schülerinnen und Schüler im letzten Jahr der Sekundarstufe richtete, wollten wir sie beruhigen, da sie, wie wir alle, eine atypische Phase durchleben mussten.“




    Als Psychologin hat Nicoleta Larisa Albert die Probleme der Anpassung an die neue Situation vor allem von Gymnasiastinnen und Gymnasiasten erfasst:



    Auf jeden Fall handelt es sich um die mit der Adoleszenz verbundenen Schwankungen. Hinzu kommt die Veranlagung zur Angst, die in dieser Lebensphase, in der wir nicht wissen, was die Zukunft für uns bereithält, ganz normal ist. Noch komplizierter war die Situation für Gymnasiasten im letzten Schuljahr, denn au‎ßerhalb des Abiturs mussten sie alle möglichen Fragen darüber beantworten, was sie danach tun würden. Sobald sie das Gymnasium, das ihnen einen Rahmen, eine gut definierte Struktur bietet, abgeschlossen haben, werden sie eine Gleichung mit vielen Unbekannten lösen müssen.“




    In schwierigeren Zeiten für Teenager sind die Erwachsenen ihre Hauptstütze, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen. Die beispiellose Situation, in der sich die Schulklassen des Jahres 2020 befindet, hat die Fähigkeit von Lehrern und Eltern, zu verstehen und angemessen zu reagieren, auf die Probe gestellt. Nicoleta Larisa Albert dazu:



    Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Präsenz der Erwachsenen unter den Jugendlichen, genauer gesagt das Vertrauen und das emotionale Gleichgewicht, das sie in dieser schwierigen Zeit vermittelt haben. Es ist bekannt, dass Erwachsene die ersten Vorbilder für junge Menschen sind. Bei der weiteren Analyse müssen alle Faktoren berücksichtigt werden. Sicherlich ist diese Pandemie die Spitze des Eisbergs, aber alles andere hätte an diesem Punkt im Leben der jungen Menschen passieren können. Im Hinblick auf eine wichtige Überprüfung stellten sie sich am häufigsten folgende Fragen: Was wird geschehen, habe ich die richtige Wahl getroffen, wie lange wird diese Situation andauern, wie kann ich mich vorbereiten? Vergessen wir nicht, dass dieser Generation im Gegensatz zu anderen Generationen die normalen Unterrichtsbedingungen vorenthalten wurden, die eine physische Präsenz im Klassenzimmer erfordern, das Gefühl des Zusammenseins. Es stimmt, dass sie online verbunden wurden, aber Jugendliche müssen zu einer Gruppe gehören.“




    Narcisa Ilie, Koordinatorin der Nachmittagsprogramme, bemerkte auch, dass die Schülerinnen und Schüler im letzten Jahr der Sekundarschule während der Sperre Schwierigkeiten hatten, mit dem Tempo Schritt zu halten, zumal sie sich gleichzeitig auf die Abschlussprüfung vorbereiteten:



    Sie standen im letzten Monat unter gro‎ßem Druck, da sie sich auch auf andere Fächer als die für die Abschlussprüfung geplanten vorbereiten mussten. Zwei Wochen vor den Prüfungen mussten die Schülerinnen und Schüler jedoch noch Projekte für den Biologieunterricht abgeben oder andere Schulfächer lernen, während sie meiner Meinung nach eine Pause gebraucht hätten, um sich auf die Prüfung konzentrieren zu können.“




    Narcisa Ilie ist der Ansicht, dass die besten Ergebnisse durch die direkte Einbeziehung der Familie garantiert werden, die aufgerufen ist, die Lernenden zum ständigen Lernen anzuleiten:



    Einige Schüler haben dem Lernen mehr Zeit gewidmet. Sie bestätigten mir, dass diese Zeit sehr heikel war, zumal sie ständig von den Eltern überwacht wurden. Auf der anderen Seite spielte das häusliche Umfeld eine positive Rolle. Die Ergebnisse sind sichtbar besser, wenn das Kind von Eltern umgeben ist, die sich kümmern, die es zum Lernen ermutigen, ohne zu vergessen, ihm Momente der Entspannung zu erlauben, kurz gesagt, die versuchen, ihm ein ausgewogenes Umfeld zu bieten.“




    Für jeden Erwachsenen ist Selbsterkenntnis wesentlich, um Teenager zu unterstützen und anzuleiten. In dieser Zeit der Anpassung an eine neue Realität mussten sie angesichts des Wandels und der emotionalen Widerstände die richtige Haltung einnehmen, sagt Nicoleta Larisa Albert:



    Die Begleitung von Jugendlichen muss mit der Introspektion beginnen. Erwachsene müssen sich fragen, wer sie sind und wie sie sich in Bezug auf diese oder jene Situation positionieren. Das sagen mir die Eltern, die ich am häufigsten treffe. Wenn z.B. Erwachsene einen schlechten Tag haben oder keine Energie haben, werden Jugendliche reizbarer. Dann treten sie aufs Gaspedal und verhalten sich provozierend. Es liegt jedoch nicht daran, dass sie gemein sind. Tatsächlich müssen sie die Bestätigung erhalten, dass mit Eltern oder Lehrern alles in Ordnung ist. Auch wenn sie manchmal über ihre Eltern hinauswachsen oder denken, sie seien allwissend, brauchen Teenager die Struktur, die Anleitung, die wir Erwachsenen ihnen bieten können. Niemand kann die Welt verändern, aber jeder von uns kann die angemessene, optimale Einstellung zum Wandel einnehmen.“




    Die Kampagne Ich kann“, die vom Verein Proacta EDU“ durchgeführt wird, richtete sich an alle Mittel- und Oberschüler, die in diesem für die gesamte Gesellschaft schwierigen Jahr das Ende ihrer Schulzeit erreicht haben. Das Motivationsvideo, zusätzliche Informationen zu diesem Ansatz und Kontaktinformationen waren auf der Facebook-Seite des Vereins Proacta EDU verfügbar. Die Nummern der gebührenfreien Hotlines der Kampagne Botschafter für die Gemeinschaft“ wurden auch für all jene eröffnet, die psychologische Unterstützung benötigten.

  • Das Drama des inneren Kindes: Über den Umgang mit Problemkindern

    Das Drama des inneren Kindes: Über den Umgang mit Problemkindern

    Mit neun Jahren ist die neunjährige Bernadette (genannt Benni“) das, was Sozialarbeiter bereits als Problemkind“ bezeichnen. Sie hat nur ein Ziel: nach Hause zu ihrer Mutter zu kommen, während die Sozialarbeiter ihr Bestes tun, um für sie ein stabiles Zuhause zu finden. Das Drama der sogenannten Problemkinder“ ist vom realen Leben inspiriert, von dem vieler Kinder in Rumänien und anderswo. Über die Debatte, die diesbezüglich stattgefunden hat, wei‎ß Sorin Lucaci, PR-Vertreter des Herald Verlags mehr:



    Die Experten, die wir ausgewählt haben, sind eingeladen, einige Grundbegriffe der zeitgenössischen psychologischen und pädagogischen Theorien zu vermitteln, die uns helfen können, ein besseres Verständnis, mehr Einfühlungsvermögen und Mitgefühl für unsere Kinder und ihre Probleme, eine bessere Kommunikation in der Kind-Eltern-Beziehung zu erreichen. Hier geht es um emotionale Wunden, Ablehnung, Verlassenheit, Angst, Trauma, Verletzlichkeit und Rebellion, Abhängigkeit und Herausforderung, Verbindung, Bindung und Empathie. Wir sollten auch die Wurzeln der Gewalt in der Kindheit diskutieren.“




    Bennis Geschichte in dem Film Systemsprenger“ spiegelt eine grausame Realität in der heutigen Welt wider. Tausende von Kindern leben jedes Jahr das Drama der Verlassenheit in einem sehr zarten Alter, und die meisten von ihnen leiden an emotionalen Wunden, die sehr schwer zu behandeln sind, so die Psychologin und Beraterin Iulia Feordeanu:



    Ich hatte die Gelegenheit, fünf Jahre lang mit Kinderschutzämtern in Rumänien zu arbeiten. Ich sah Kinder mit ähnlichem Verhalten wie Benni, aber auch Pädagogen, Psychologen, Sozialarbeiter, die jahrelang versuchen, diesen Problemkindern zu helfen. Das ist Realität, wir reden nicht von Fiktion. Leider haben viele Kinder, die schlie‎ßlich erwachsen werden, in ihrer Kindheit nicht genügend Sicherheit und nicht genug Verständnis für ihre Bedürfnisse von den Eltern bekommen.“




    Die Umgebung, in der sich ein Kind in den ersten Lebensjahren entwickelt, ist sehr wichtig für seine emotionale und geistige Entwicklung im Erwachsenenalter. Leider können die Kinderschutzsysteme die Genesung solcher Kinder mit Traumata in diesen Bereichen in Rumänien und in anderen Ländern nicht gewährleisten. Die Psychologin Iulia Feordeanu wei‎ß, warum das so ist:



    Ohne eine sichere Umgebung und verantwortungsvolle Eltern können sich Kinder nicht richtig entwickeln. Ihr emotionales Gleichgewicht ist stark beeinträchtigt. Leider muss ich sagen, dass sie sich meist nicht erholen, trotz der besten Absichten von Seiten der Erwachsenen. Ich hatte die Gelegenheit, an Projekten zur emotionalen Unterstützung sowohl in Rumänien, mit Kindern im System, als auch in anderen Ländern, wie der Ukraine und asiatischen Ländern, zu arbeiten. Überall, wo ich hinkam, sind institutionalisierte Problemkinder, verlassene Kinder, missbrauchte Kinder alle gleich.“




    Die Experten tun alles, was in ihrer Macht steht, um solche Kinder, die Opfer wiederholten Verlassenwerdens sind, wieder zu integrieren und versuchen, ihnen das zu geben, was für sie eine Familie werden kann. Leider bleiben bei vielen Bindungsängste zurück, sagt die klinische Psychologin Sorina Petrică:



    Heilung kann nur in einer Beziehung stattfinden. Die Systeme des Kinderschutzes überall auf der Welt sind eine unvollkommene Lösung für diese Kinder. Meistens werden sie von einem Zuhause in ein anderes verlegt, und jedes Mal, wenn sie eine Beziehung abbrechen, erleben sie erneut das Gefühl des Verlassenwerdens. Es ist, als ob sie mit jeder Beziehung, die sie gewinnen und dann verlieren, traumatisiert werden.“




    Sorina Petrică erklärt, warum die Behandlung und Heilung dieser Kinder gerade von den Erwachsenen erschwert wird, die nicht bereit sind, ein solches Problem richtig anzugehen:



    Heilung ist nur möglich, wenn es diesen Kindern endlich gelingt, sich mit gro‎ßer Anstrengung an einen Erwachsenen zu binden, denn sie brauchen eine ständige Präsenz in ihrem Leben. In dem Moment, in dem dies geschieht, ist nicht nur diese ständige Präsenz nötig, sondern es ist notwendig, dass diese Kinder das bekommen, was sie vorher nie hatten: Respekt für ihre eigene Person, für das, was sie wirklich sind, nicht für das, was ihre Eltern in sie hineinprojizieren. Sie brauchen Verständnis, Akzeptanz und bedingungslose Liebe. All diese Dinge sind im Falle von verlassenen Kindern sehr schwer zu erreichen. Verlassenheit lehrt, dass man anderen nicht trauen kann, dass Erwachsene eine Gefahr sind. Sie entwickeln eine Reihe von emotionalen Problemen, die sehr schwer zu bewältigen sind. Sie leben und erleben sehr intensive Gefühle und haben gro‎ße Schwierigkeiten, sich zu beruhigen.“




    Sabina Strugariu, eine integrative Therapeutin, erzählte uns von dem Bedürfnis der Erwachsenen, mit ihrem inneren Kind in Kontakt zu kommen, um mit institutionalisierten Kindern umgehen zu können:



    Ich hatte schon immer ein gro‎ßes Problem mit der Bezeichnung ‚Problemkind‘. Mir gefällt der Titel »Systemsprenger« viel besser, weil er den Schwerpunkt an eine andere Stelle verlagert, denn ich glaube nicht, dass das Kind das Problem ist. Die Kinder sind nie das Problem in Bezug auf den Bindungsstil, weil wir als Kinder den Bindungsstil unseres Betreuers, der uns in unserer Entwicklung hilft, kopieren. Diese Problemkinder im System und in den Heimen werden verteufelt, wir haben Angst vor ihnen, weil ihre Emotionen schwer zu beherrschen sind. Oftmals geschieht dies, weil wir als Erwachsene ein inneres Kind haben, das genauso beschädigt ist, vor dem wir Angst haben. Und da es uns schwer fällt, für uns selbst zu sorgen, projizieren wir auf unsere Kinder, was wir nicht für uns selbst tun können.“




    Bis Ende 2018 wurden in Rumänien jeden Monat etwa tausend Kinder bei der Geburt in Krankenhäusern ausgesetzt. Sie landen schlie‎ßlich bei Kinderpflegerinnen oder in Vermittlungszentren. Der Adoptionsprozess ist schwierig, und das Trauma, das diese Kinder erleiden, ist manchmal irreversibel.

  • Bürgerinitiativen der Eltern: Grow Up Romania

    Bürgerinitiativen der Eltern: Grow Up Romania

    Wenn es möglich ist, Bukarest in ein kinderfreundliches Umfeld zu verwandeln, hängt das im hohen Ma‎ße vom Engagement der Bürger ab, wie die Initiative Grow Up Romania“ zeigt. Das Projekt Grow Up Romania“ wurde 2016 von einer informellen Gruppe von engagierten Eltern ins Leben gerufen, die bestrebt sind, Bukarest zu einem familienfreundlichen Umfeld zu machen, und sich bewusst sind, dass die in privaten Kreisen geführten Gespräche über die Probleme der unzufriedenen Eltern nicht ausreichen, um Lösungen zu finden. Die Probleme müssen vor die Behörden gebracht werden, deren Aufgabe es ist, die Hauptstadt zum Besseren zu verändern. Zu diesen aktiven Eltern zählen Dana Ostacie und Alma Cazacu, junge Mütter, die neben ihrer regelmä‎ßigen Arbeit und ihren häuslichen Aktivitäten freiwillig andere Eltern mobilisieren, um Ma‎ßnahmen zur Lösung gemeinsamer Probleme zu ergreifen. Um welche Probleme es sich handelt, erfahren wir von Alma Cazacu:



    Die Bukarester haben es sehr schwer, die Stadt zu durchqueren, von Punkt A nach Punkt B zu gelangen, ohne Müll oder andere Hindernisse auf dem Bürgersteig zu finden, ohne über heruntergekommene Spielplätze zu gehen… Wir haben einen Fragebogen erarbeitet, und dieser wurde von Eltern aus unserer informellen Online-Gruppe ausgefüllt, die sich gegenseitig unterstützen. Das häufigste Problem sind Autos, die in der Fu‎ßgängerzone geparkt sind und es den Eltern unmöglich machen, mit dem Kinderwagen sicher zu passieren. 64% der Eltern, die den Fragebogen ausgefüllt haben, geben dies an. Dann sind 57% der Befragten unzufrieden mit dem Mangel an geeigneten, sauberen öffentlichen Toiletten mit hygienischen Wickeltischen für Kinder und mit Räumen, in die ein Kinderwagen passen kann. Das Fehlen von Rampen für Kinderwagen in öffentlichen Verkehrsmitteln wird von 48% der Befragten angegeben. Und 44% beschweren sich über beschädigte und verschmutzte öffentliche Spielplätze, die die Sicherheit und Gesundheit der Kinder gefährden. Wir versuchen, eine Art Brücke zwischen Bürgern zu schlagen, die das Gefühl haben, dass alles von den Behörden gelöst werden muss, ohne dass sie angeben, welche Probleme es gibt. Die Eltern müssen verstehen, dass jedes Problem auf eine bestimmte Weise angesprochen und an die Behörden gemeldet werden muss.“




    Es dauerte nicht lange, bis eine beträchtliche Anzahl von Eltern in Bukarest mobil machte und Benachrichtigungen an die Rathäuser der sechs Stadtbezirke der Hauptstadt schickte. Dana Ostacie dazu:


    Wir haben es geschafft, 7.000 Mitglieder in der Grow-Up-Romania-Community auf unserer Facebook-Seite zu erreichen. Wir haben auch eine Gruppe von Freiwilligen. Unsere Hauptaufgabe ist es, die Bürger zu mobilisieren, damit sie ihrerseits handeln können. Zunächst versorgen wir die Eltern mit Informationen, zum Beispiel wie man Gesuche oder Beschwerden einreichen kann. Als Erstes haben wir sehr viele Mitteilungen zum öffentlichen Raum eingereicht, und so haben wir herausgefunden, unter welche genaue Adresse jede Anfrage eingehen muss, damit das Schriftstück nicht monatelang von einer Einrichtung zur nächsten weitergeschickt wird. Um den interessierten Bürgern zu helfen, haben wir einen kleinen Leitfaden zusammengestellt, der online verfügbar ist, damit die Übermittlung von Mitteilungen oder Beschwerden vereinfacht wird. In nur fünf Minuten kann man eine E-Mail mit Fotos und Standort einsenden, und es besteht die Möglichkeit, dass das jeweilige Problem berücksichtigt und schnell behoben wird.“




    Die Bukarester, die in der Regel von Bürokratie entmutigt werden und gegenüber der Freundlichkeit der Beamten skeptisch sind, wurden doch vom Erfolg der Anfragen von Mitgliedern der Grow-Up-Romania-Community ermutigt. Hier sind einige Beispiele für Situationen, die auf diese Weise gelöst wurden: neu markierte Fu‎ßgängerüberwege, Entfernen einer Säule, die mitten in einer Bushaltestelle stand und das Vorbeifahren des Kinderwagens verhinderte, eine neue Beleuchtungsanlage für einen Spielbereich im Park Carol, wo im Winter die Kinder abends nicht spielen konnten, weil es sehr früh dunkel wurde. Mehr dazu von Dana Ostacie:



    Es ist wichtig, dass die Leute auf die Lösung ihrer Probleme bestehen. Im Idealfall sollten für dasselbe Problem so viele Meldungen wie möglich geschickt werden. Je mehr Meldungen es gibt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Angelegenheit Priorität bekommt. Mit der heutigen Technik ist es überhaupt nicht schwierig, eine Meldung oder eine Beschwerde einzureichen, insbesondere per E-Mail. Wir mussten nur die Eltern motivieren und ihnen durch positive Beispiele etwas Selbstvertrauen geben. Nachdem wir unsere Erfolge präsentiert und alle Kontaktdaten der Behörden veröffentlicht hatten, habe ich die interessierten Eltern an die jeweiligen Kontaktpersonen weitergeleitet und ihnen Muster von Meldungen für verschiedene Probleme gezeigt. Anschlie‎ßend sind immer mehr Meldungen an die betreffenden Stellen eingegangen. Wir sind sehr froh, dass die Leute sich engagieren und uns auch Fotos mit ihren Erfolgen schicken.“




    Nicht alle Meldungen oder Beschwerden werden schnell gelöst und nicht alle erhalten positive Antworten. Je nach Rathaus oder Abteilung variieren auch die Antworten. Es ist jedoch wichtig, dass der bürgerliche Geist, sobald er wach ist, nicht müde wird. Darüber hinaus müssen sich die Bürger durch bürgerschaftliches Engagement gegenseitig beraten und aufklären. Und zu diesem Zweck hat Grow Up Romania seine eigenen Kampagnen, wie zum Beispiel den Hundekot von der Stra‎ße zu entfernen, die Fahrer davor zu warnen, auf dem Bürgersteig zu parken, und grundlegende Hygienevorschriften immer wieder zu wiederholen, damit die Leute nicht vergessen, dass das Wohlergehen ihrer Familien von ihrem eigenen Verhalten, vom Verhalten jedes einzelnen Bürgers abhängt. Alma Cazacu:



    Wir haben unser Bestes gegeben, um in unseren Kampagnen nicht aggressiv vorzugehen. Die Meldungen von Eltern an Fahrer, die auf Bürgersteigen parken, sind leider sehr aggressiv. Wir glauben jedoch, dass Bildung nicht aggressiv betrieben werden sollte, und deshalb haben wir einen Handzettel entworfen, in dem erklärt wird, dass es für Eltern mit Kinderwagen und Menschen mit Behinderungen sehr schwierig ist, auf dem Bürgersteig zu laufen. Das Wichtigste ist, die Autofahrer daran zu erinnern, dass sie auch Fu‎ßgänger werden, sobald sie aus dem Auto aussteigen. Problematischer war es, mit den Hundebesitzern zu diskutieren, die die Häufchen ihrer Haustiere nicht von der Stra‎ße entfernen wollten. Deshalb haben wir Plakate gemacht, um direkte Diskussionen zu vermeiden, und um zu zeigen, dass wir nicht jemanden bestimmten beschuldigen wollten. Wir wollen niemanden beschuldigen, sondern nur den Leuten sagen, dass es nicht richtig ist, die Stra‎ßen mit Hundekot zu beschmutzen.“




    In naher Zukunft wird Grow Up Romania seine Bemühungen fortsetzen, um Bukarest in eine kinderfreundliche Stadt zu verwandeln, und die Bürger dazu zu bewegen, sich für die Lösung ihrer eigenen Probleme einzusetzen.

  • Städtische Ferienlager für wissbegierige Kinder

    Städtische Ferienlager für wissbegierige Kinder

    Alles begann mit Kurt Vonneguts berühmtem Spruch — Wissenschaft ist Magie, die funktioniert“. Die Idee eines städtischen Ferienlagers, das auf dieser Aussage basiert, erwies sich als sehr attraktiv, so dass die Organisatoren einen speziellen Bereich einrichteten, in dem Kinder experimentieren und mit Begriffen aus Physik, Mathematik, Logik, Ökologie und anderen spielen können. Die Experimente erleichtern das Verständnis abstrakter Begriffe. Das Gebiet ist in acht Teilbereiche gegliedert, die jeweils eigene Experimente in einem bestimmten Bereich umfassen.



    In einer Zeit, in der Kinder immer kreativer denken, Ferien immer länger und der Elternurlaub immer kürzer wird, sind Ferienlager in der Stadt eine interessante Alternative zu anderen Sommeraktivitäten. Wir unterhielten uns mit Ana-Maria Roată-Palade, der Gründerin des Vereins Procunoaştere“, über dieses Konzept:



    Das ist nicht unser erstes Ferienlager. Seit der Gründung des Vereins wollten wir den Kindern die Wissenschaft durch praktische Experimente näher bringen. Manche Eltern wissen nicht, was sie mit ihren Kindern während der Sommerferien anfangen können. Vor allem die, denen die Gro‎ßeltern nicht beistehen. Da dachten wir, es könnte eine gute Idee sein, so ein Ferienlager zu gründen, damit Eltern sich sorglos um ihr Geschäft kümmern und die Kinder diese Experimente ausprobieren können. So sind die städtischen Ferienlager entstanden.“




    Ana-Maria Roată-Palade erzählte uns, dass sich die ersten beiden Ferienlager Ende August 2016 entfalteten. Im nächsten Jahr organisierten sie drei Ferienlager, und im letzten Jahr waren es sogar vier. Denn die Nachfrage stieg von Jahr zu Jahr. In diesem Jahr haben die Organisatoren fünf einwöchige Stadtferienlager vorbereitet.



    Mit jedem neuen Lager machen die Kinder mehr Experimente. Jedes Ferienlager ist anders als die anderen, in dem Sinne, dass jeder Tag einem anderen Bereich gewidmet ist — an einem Tag werden Physik-Experimente gemacht, an einem anderen Tag geht es um Chemie, Biologie oder Erdkunde. Wir versuchen, Kinder zur Innovation zu ermutigen und alle Arten von Maschinen zu erfinden, die verschiedene Gesetze der Wissenschaft anwenden. An einem Ferienlager nehmen höchstens 20 Kinder teil. In diesem Jahr werden fünf Serien stattfinden. Die Eltern können ihre Kinder per E-Mail oder Telefon anmelden. Wir haben einen Innenhof. Dort tragen wir mehrere Aktivitäten am Vormittag aus. Später, wenn die Wärme unverträglich wird, gehen wir hinein.“




    Der Innenraum umfasst über 80 Spiel-Exponate, die jeweils Experimente an und für sich sind. Die Kinder müssen Bälle und Kugeln bewegen, Gegenstände zusammenstellen, berühren und anordnen, Knöpfe drücken, Windräder in Bewegung setzen und Vieles mehr. Die Experimente sind intuitiv, und es gibt viele Anweisungen darüber, was man tun muss, um das Experiment durchzuführen. Indem man zuschaut, zuhört, riecht und berührt — also über die Sinne –, kann man amüsante Experimente durchführen, aber gleichzeitig auch einen Vorgeschmack für die Wissenschaft bekommen. Der Zweck der Experimente ist, die motorischen Fähigkeiten und das Denkvermögen der Kinder zu entwickeln.



    Wir haben Ana-Maria Roată-Palade gebeten, einen typischen Tag im städtischen Ferienlager zu beschreiben.



    Die Eltern können die Kinder gegen 8 oder 9 Uhr morgens hierher bringen. Dann verbringen wir alle zusammen ein bisschen Zeit, so dass sich die Kinder gegenseitig kennenlernen. Zwischen 9 und 11 Uhr führen wir zwei Serien von Experimenten und Spielen durch. Dann folgt eine Snackpause, gefolgt von einem neuen Experiment. Das Mittagessen ist gegen 12:30 Uhr. Danach folgen noch drei weitere Serien von verschiedenen Experimenten. Wir versuchen, Kunst und Wissenschaft zu verbinden. Deshalb bieten wir Origami-Workshops an. Das sind Aktivitäten, die wir im Laufe der Jahre entwickelt haben. Origami und andere Bastelaktivitäten ermutigen die Kinder, ihre Feinmotorik zu entwickeln, die sie dringend brauchen. Dann, um 14:30 Uhr, haben wir neuerdings einen Workshop für gute Manieren eingeführt. Diesbezüglich arbeiteten wir mit dem Verein »Manierès« zusammen. Derartige Workshops sind im Moment sehr modisch. Bevor sie nach Hause gehen, nehmen sie zwischen 16 und 17 Uhr an Workshops zur persönlichen Entwicklung durch Theater teil. Die Kinder lieben sie. Jedes Jahr sind die Kinder sehr glücklich, wenn die Zeit kommt, mit unseren Freunden von »Carnaval Party« zu spielen. Es ist immer eine fantastische Aktivität für sie.“




    Die Organisatoren richten sich unter anderem nach dem Motto: Wissenschaft löst ein Problem, indem sie zehn weitere schafft“. Daher werden die Kinder ermutigt, einen aktiven Sommer zu verbringen und gleichzeitig den Geschmack für wissenschaftliche Entdeckungen zu entwickeln.

  • Pubertät: Schüler, Lehrer und Eltern lernen Umgang mit schwierigem Lebensabschnitt

    Pubertät: Schüler, Lehrer und Eltern lernen Umgang mit schwierigem Lebensabschnitt

    Ziel des Projekts ist eine Auseinandersetzung mit den Problemen der Pubertät bei Schülern der Sekundarstufe, insbesondere der 6. und 7. Klasse. Die Teilnehmer haben sich für diese Altersgruppe entschieden, weil sie unter den Schülerinnen und Schülern einen gro‎ßen Informationsmangel festgestellt haben, obwohl Jugendliche über ihren Körper, ihre Gefühle und altersbedingten Gefahren besser informiert sein sollten. Dasselbe Informationsdefizit wird auch als mitverantwortlich für bestimmte besorgniserregende Statistiken angesehen: Jährlich sind in Rumänien 10% der Frauen, die ein Kind auf die Welt bringen, minderjährig, und 6 von 10 jugendlichen Müttern hatten nie Zugang zu Informationen über die reproduktive Gesundheit. Obwohl die öffentliche Bildung ab 2004 einen fakultativen Kurs zum Thema Bildung für Gesundheit“ angeboten hat, der von der 1. bis zur 12. Klasse unterrichtet werden kann, nahmen im Schuljahr 2017–2018 nur 6–7% der Schülerinnen und Schüler an diesem Kurs teil.



    Dies ist der Kontext, in dem die Organisation Jugend für Jugend“ das Projekt Für Mädchen und Jungen“ abwickelt, um den Lehrern zu helfen, diese heiklen Fragen mit den Schülern zu lösen. Sie sind sowohl aus psychologischer als auch aus physiologischer Sicht sensible Themen, sagt Projektkoordinatorin Adina Manea:



    Das Programm richtet sich an Klassenlehrer, unabhängig davon, ob sie den Wahlkurs »Bildung für Gesundheit« bislang unterrichtet haben oder nicht. Was wir produziert haben, nämlich das Unterrichtsmaterial für die Lehrer und das Arbeitsbuch für Schüler, kann sowohl während der Klassenlehrer-Stunden, als auch während des Unterrichts »Bildung für Gesundheit« verwendet werden. Während der Pubertät tauchen nebst natürlichen hormonellen Veränderungen, die Jugendliche möglicherweise verstehen oder nicht verstehen, was ihnen erklärt werden kann oder nicht, eine neue Reihe von Emotionen auf. Es ist wichtig, dass sie lernen, mit diesen Themen umzugehen. Au‎ßerdem sind Kinder in diesem Alter sehr daran interessiert, mit den anderen zu kommunizieren und sich auf eine andere Weise zu verständigen, auch auf romantische Weise. Wie wir miteinander kommunizieren, was überzeugende Kommunikation bedeutet, wie wir uns schützen und was virtuelle Kommunikation bedeutet, wie das Selbstbild in der realen und virtuellen Umgebung aussieht, ist auch für Kinder von Interesse. Kinder sind in der Regel offener im Umgang miteinander, aber sie sind auch eine leichte Beute für böswillige Menschen, mit denen sie online kommunizieren. Junge Menschen müssen lernen, zwischen verschiedenen Einstellungen zu unterscheiden.“




    Lehrer und Schüler haben gelernt, wie sie in Bezug auf Themen wie den menschlichen Körper und seine Entwicklung während der Pubertät reagieren können, wie das Selbstwertgefühl und Beziehungen entstehen, wie man Gewalt verhindern kann und Werte, Familie und Zukunftspläne besser übermittelt. Während die Schüler zu diesen Themen schlecht informiert sind, stellt sich die Frage, wie bereit die Lehrer sind, über sie zu diskutieren. Adina Manea erläutert:



    Das Wichtigste ist, dass Lehrerinnen und Lehrer bereit sind, zum Wohl der Kinder beizutragen. Die Lehrer geben auch zu, dass ihnen ein tiefes Verständnis für bestimmte Themen der jüngeren Generation fehlt und dass sie Unterstützung durch Schulungen brauchen. Von Anfang an wollten wir Eltern in diese Diskussion einbeziehen. Nach einer Ausbildungszeit kehrten die Lehrer zu ihren Klassen zurück, wo sie das nutzten, was sie in unseren Kursen gelernt hatten. Darüber hinaus organisieren das Lehrpersonal, die am Projekt beteiligten Schüler und die Freiwilligen des Vereins »Jugend für Jugendliche« Aktivitäten, bei denen sie auch die Eltern einladen, über diese Themen zu sprechen. Eltern werden daher aufgefordert, sich an ihre Pubertät und an die Schwierigkeiten zu erinnern, die sie bei der Bewältigung der für dieses Alter typischen Probleme hatten. Dies, um zu erkennen, wie wichtig es ist, ihre Kinder durch diesen natürlichen Prozess zu unterstützen, von der Pubertät bis zur Adoleszenz.“




    Von den Schulen, die am Projekt Für Mädchen und Jungen“ teilnahmen, stammten 29 aus städtischen Gebieten und 16 aus ländlichen Gemeinden. Es ist allgemein bekannt, dass die ländlichen Gebiete Rumäniens in vielerlei Hinsicht sehr benachteiligt sind. Dazu sagte uns Adina Manea:



    Wir wollten die Reaktion der Eltern und Schüler aus ländlichen Gebieten sehen, die laut Statistik mit Armut, mangelnden Möglichkeiten und reduziertem Bildungsniveau konfrontiert sind. Zahlreiche Daten zeigen eindeutig, dass ländliche Gebiete derzeit gegenüber städtischen Gebieten benachteiligt sind. Wir wollten sehen, ob die Reaktion der Menschen in diesen Bereichen so schlecht ist, wie die Statistiken vermuten lassen, aber sie reagierten sehr gut. Alle waren mit den Auswirkungen dieser Kurse auf Kinder und der Art und Weise, wie sich die Treffen mit den Eltern entwickelten, sehr zufrieden.“




    Es bleibt abzuwarten, inwieweit das Kommunikationsmodell zwischen Lehrern und Kindern, das von der Vereinigung Jugend für Jugend“ umgesetzt wird, angewendet wird, um das Informations- und Selbstbewusstsein der Jugendlichen zu fördern.

  • Präventionsprogramme gegen Drogenkonsum bei Jugendlichen

    Präventionsprogramme gegen Drogenkonsum bei Jugendlichen

    Das Alter, in dem Kinder beginnen, Drogen zu konsumieren ist auf 10–11 Jahre gesunken, warnen die Spezialisten der Landesagentur für Drogenbekämpfung (ANA) in Bukarest, die im Januar auf Landesebene eine Reihe von Präventionsprojekten im schulischen und vorschulischen Umfeld neu aufgelegt hat. Laut Statistik liegt Rumänien bei den meisten Drogen unter dem europäischen Durchschnitt, doch steigt der Konsum in allen Altersgruppen. Die Zahlen der Agentur verdeutlichen, dass am häufigsten Drogen konsumiert werden, die inhaliert werden — Cannabis und solche mit psychoaktiven Wirkungen. Bei Jugendlichen, die Drogen konsumieren, wird nicht nur die Entwicklung des zentralen Nervensystems in Mitleidenschaft gezogen, sondern der ganze Körper, erklärt der Arzt Bogdan Gheorghe:



    In Folge eines lang anhaltenden Konsums sieht die betreffende Person wie ein Zombie aus. Die Folgen gehen über diesen Zustand der, sagen wir mal, Schläfrigkeit hinaus, es kommen unkontrollierte Bewegungen hinzu. Es sind chemische Substanzen, die im Labor hergestellt werden und weil viel kontrolliert wird, ändern die Dealer deren chemische Struktur, so dass eine neue Substanz entsteht, mit ähnlichen Wirkungen wie die herkömmlichen Drogen.“




    In Bezug auf die Auswirkungen von Cannabis wies der Arzt Bogdan Gheorghe darauf hin, dass auch diese Droge die Gesundheit der Verbraucher beeinflussen kann, insbesondere aber die psychische und soziale Anpassungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Drogen werden eingeteilt in Drogen, die das zentrale Nervensystem hemmen — dazu gehört Heroin, die das zentrale Nervensystem stimulieren — so etwa Kokain, und Drogen die zu Störungen im zentralen Nervensystem führen — wie Cannabis, erklärte der Arzt. Cannabis kann Herz-, Atemwegsstörungen und nicht zuletzt Störungen des Nervensystems hervorrufen. Der Cannabiskonsum beeinflusst auch das Autofahren, indem er die psychomotorischen Koordinationsreflexe reduziert.



    Um einem frühen Drogenkonsum vorzubeugen, führt die Nationale Anti-Drogen-Agentur Informationskampagnen in Kindergärten und Schulen durch, und zwar in einer Sprache, die für Kinder und Jugendliche zugänglich ist. Meine Anti-Drogen-Botschaft“ — für Grundschüler und Gymnasiasten, Das ABC der Emotionen“ — für Schüler der ersten und zweiten Klasse oder das Projekt How to Grow Healthy“ für Vorschulkinder und Schüler der ersten Klasse sind nur einige der von der Agentur initiierten Projekte.



    Der Teenager erhält Informationen, die Rolle des Präventionsexperten, des Lehrers, ist, ihm die richtigen Informationen zu übermitteln, darüber zu informieren, welche die kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen sind. Der Jugendliche erhält auf diese Weise die Möglichkeit, eine fundierte Entscheidung zu treffen. Wir können die richtigen Informationen liefern, gekoppelt an Programme, die darauf abzielen, gesunde Lebenskompetenzen aufzubauen und mit potenziellen Krisensituationen umzugehen, die aus dem Drogenkonsum entstehen können. Genau dies ist die Aufgabe der Projekte, die wir fördern — Schutzmechanismen für alle Altersgruppen zu entwickeln, sagt Diana Şerban, Psychologin bei der Landesagentur für Drogenbekämpfung. Diana Şerban erklärt uns, welche die am stärksten gefährdete Altersgruppe ist.



    Aus der Bevölkerungsstudie für die Altersgruppe 15–64 Jahre geht hervor, dass die am stärksten exponierte Altersgruppe 15–24 Jahre ist, also praktisch Teenager und Jugendliche. Wir haben auch die Ergebnisse einer Studie, die in EU- sowie Nicht-EU-Mitgliedstaaten durchgeführt wurde, auf 16-jährige Schüler bezogen, die auf eine Zunahme der Verbreitung des Drogenkonsums im Laufe des Lebens hinweist, was bedeutet, das in diesem Alter hauptsächlich experimentell konsumiert wird. Durch die Projekte, die wir bereits umsetzen, wollen wir unter anderem vermeiden, dass aus experimentellem Konsum regulärer Drogenkonsum, Missbrauch und Sucht entstehen.“




    In diesem Jahr wird die Landesagentur für Drogenbekämpfung auf nationaler Ebene das Projekt Ich und mein Kind“ zur Drogenprävention für Familien entwickeln, wodurch die affektiven Bindungen zwischen Familienmitgliedern sowie zwischen diesen und der Schule gestärkt werden sollen. Womit kann die Familie das Kind vor Drogenkonsum schützen? Laut der Psychologin Diana Şerban ist in erster Linie eine gute Kommunikation zwischen Eltern, Gro‎ßeltern und Kindern wichtig, eine sichere Bindung an das Kind sollte im Alter von 0–3 Jahren entstanden sein, sowie ein vernünftiges Selbstbild.



    Wenn Eltern offen sind und Drogenkonsum nicht als ein Tabu betrachten, als etwas, über das nicht diskutiert werden darf, so wie es oft auch beim Thema Sexualität vorkommt, wenn also diese Kommunikation offen ist und das Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt erkennen lässt, dass es einen schlechten Freundeskreis hat, dann kann die Familie eingreifen und helfen. Din Familie kann es in ein Programm einschreiben oder mit dem Kind Psychologen besuchen bzw. sich an einen Sozialarbeiter wenden. Man braucht eine offene Diskussion in der Familie, um aus einer schwierigen Situation herauszufinden.“




    Denn wenn die Eltern ihre Kinder als missraten abstempeln, haben wir es mit einem Risikofaktor zu tun, der die Kommunikation und weitere wichtige Faktoren beeinträchtigt, merkt die Psychologin Diana Şerban noch an.

  • Nachrichten 25.01.2019

    Nachrichten 25.01.2019

    Bukarest: Der größte Teil Rumäniens steht unter einer Wetterwarnung Stufe Gelb wegen Regen, gefrorenem Regen, Glatteis, Schneefall und Windböen. Die Autobahn A2 zwischen Bukarest und Constanta und weitere drei Landstraßen wurden auf bestimmten Abschnitten wegen Glatteis und Schneesturm gesperrt. Der Schienenverkehr wird wegen Eisbildungen auf den Hochspannungsleitungen beeinträchtigt. Der gefrorene Regen führte zu Verspätungen am Flughafen Otopeni in Bukarest. In den letzten 24 Stunden sind mehrere Bäume auf die Straßen und Autos gefallen. Dutzende von Menschen, die nach dem Ausrutschen auf dem Eis Brüche und Wunden erlitten hatten, wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Es bleibt weiterhin kalt und trüb in Rumänien, und es gibt Niederschläge im Südwesten, Süden und Osten. Im Norden und Osten Rumäniens, und im Gebirge schneit es. In der südlichen Hälfte des Landes verstärkt sich der Wind bis auf 55-60 km/h. Die Tageshöchsttemperaturenliegen zwischen -6 und 8 Grad C.



    Bukarest: Das Bukarester Gesundheitsministerium wird nächste Woche entscheiden, ob eine Grippe-Epidemie gemeldet werden soll oder nicht, nachdem die Zahl der Grippe-Erkrankungen und Todesfälle in der letzten Periode stetig zugenommen hat. Die Behörden haben angekündigt, dass 36 Menschen in dieser Saison durch das Virus ums Leben gekommen sind. Die Gesundheitsministerin Sorina Pintea forderte das Nationale Institut für öffentliche Gesundheit auf, es solle bis Dienstag die Situation auf nationaler Ebene veröffentlichen. Sollte der Bericht eine dritte aufeinander folgende epidemische Woche bestätigen, werde in Rumänien eine Grippe-Epidemie erklärt, so die Gesundheitsministerin. Die Ärzte empfehlen immer noch eine Impfung gegen Grippe; die Patienten sollten aber auch bei grippeähnlichen Symptomen einen Arzt aufsuchen. Mehr zu diesem Thema nach den Nachrichten.



    Bukarest: Die rumänische EU-Ratspräsidentschaft und das Europäische Parlament haben gemäß einer Pressemitteilung des Bukarester Arbeitsministeriums eine vorläufige politische Einigung über die Richtlinie zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Eltern und Betreuer erzielt. Mit der Richtlinie werden unionsweite Mindeststandards für Elternurlaub, Vaterschaftsurlaub oder die Erlaubnis zur Betreuung von nahen Angehörigen festgelegt. Die Mitarbeiter haben auch das Recht, flexible Arbeitsregelungen anzufordern. Eine europäische Regulierung würde auch zu einer gleichmäßigen Aufteilung der Verantwortlichkeiten zwischen Frauen und Männern in der Familie beitragen. Die Vereinbarung muss auch von den Mitgliedstaaten genehmigt werden.



    Chisinau: In der Republik Moldau (ex-sowjetisch, mehrheitlich rumänischsprachig) hat am Freitag der Wahlkampf für die Parlamentswahlen am 24. Februar begonnen. Die Abstimmung findet zum ersten Mal auf der Grundlage des gemischten Abstimmungssystems statt, bei dem 50 Abgeordnete auf Parteilisten und weitere 51 im Persönlichkeitswahlsystem in einer einzigen Wahl gewählt werden. Bisher wurden neun Parteien registriert, und sechs haben ihre Akten bei der Zentralen Wahlkommission eingereicht. Nach den Abstimmungen der Wähler sind die prorussischen Sozialisten von Präsident Igor Dodon bevorzugt, gefolgt von einem proeuropäischen rechtsgerichteten Wahlkartell und der regierenden Mitte-Links-Demokratischen Partei. Gleichzeitig mit den Wahlen ist ein Referendum über die Verringerung der Abgeordnetenzahl von 101 auf 61 sowie die Möglichkeit des Widerrufs durch die Bürger vorgesehen.

  • Digitale Revolution: Bleibt das Lesen von Büchern auf der Strecke?

    Digitale Revolution: Bleibt das Lesen von Büchern auf der Strecke?

    Schon im zarten Alter gewöhnen sich die Kleinen an die Fernbedienung, das Tablet oder den Laptop und verbringen viel Zeit vor den Bildschirmen — zum Nachteil von Spielen im Freien oder später, wenn sie im Schulalter ankommen, zum Nachteil von Lesen. Welche Auswirkungen hat die Nutzung von Bildschirmen bei Kindern? Diana Mocanu, Leiterin des Verlags Gama“ in Iaşi, der hauptsächlich Bildungsprojekte durchführt, fasst zusammen:



    Nach europäischen Statistiken verbringen Kinder unter 5 Jahren etwa 3 Stunden pro Tag vor dem Bildschirm, was viel ist, zu viel sogar. Meines Erachtens muss ein Kleinkind seine Feinmotorik, sein Vokabular entwickeln, die Schaffung neuer neuronaler Verbindungen durch Interaktion mit realen Objekten, und nicht virtuell fördern. Aus diesem Grund muss ein 3-jähriges Kind von den Bildschirmen ferngehalten werden und einigen Regeln unterliegen. Mit dem Wachstum nimmt das Digitale in seinem Leben immer mehr Platz ein. Teenager müssen sogar ihre Computerkenntnisse entwickeln, denn das ist die Zukunft. Es ist jedoch ebenso wichtig, einen Geschmack für das Lesen zu entwickeln, und aus diesem Gesichtspunkt haben Eltern eine sehr wichtige Rolle zu spielen, da sie die richtigen Bücher bereitstellen und die Kinder zum Lesen anregen und motivieren können.“




    Um das Lesen unter jungen Leuten zu fördern, startete der Gama Verlag in Iaşi die Kampagne Der Tag, an dem wir Zeit haben“ für Kinder und Eltern. Diana Mocanu dazu:



    Die Kampagne begann mit Rundtischgesprächen. Eines davon fand auf der Buchmesse Gaudeamus in Bukarest, das andere in Iaşi statt. Für beide Rundtischgespräche haben wir Experten aus den Bereichen Bücher, Erziehung und Informatik eingeladen, um das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Wir wollten Eltern helfen, die mit diesem Problem konfrontiert werde, und versuchen, praktische Lösungen zu finden.“




    Die Büchersammlungen, die von den Eltern gemeinsam mit den Kindern gelesen werden können, sind eine gro‎ße Hilfe. Das Kind kann ohne viel Aufwand leichter lesen. Diana Mocanu:



    Wenn wir das Buch mit dem Smartphone oder dem Tablet vergleichen, stellen wir fest, dass digitale Geräte attraktiver sind, mehr Spa‎ß machen und weniger Aufwand erfordern. Das Lesen ist dagegen eine komplexe Tätigkeit, die Anstrengung über mehrere Jahre voraussetzt. Im Wettbewerb mit dem Bildschirm wird das Buch nicht gewinnen, solange sich das Kind mit dem Lesen schwer tut.“




    Eine solche Kampagne ist jedoch nicht wirksam, wenn sie nicht gleichzeitig an die Eltern gerichtet ist, um sie zu erziehen — glaubt Dichter Robert Şerban, der an einem der unter dem Motto Der Tag, an dem wir Zeit haben“ organisierten Rundtischgespräche teilgenommen hat. Was antwortet er den Eltern, die besorgt sind, weil sie feststellen, dass ihre Kinder zu viel Zeit vor den Bildschirmen verbringen? Robert Şerban:



    Eltern vergessen, in den Spiegel zu schauen. Sie vergessen, den Fernseher auszuschalten; sobald sie zuhause sind, vergessen sie, ihre Laptops und Tablets beiseite zu legen. Mit anderen Worten, fordern sie die Kinder auf, das zu tun, was sie nicht selbst tun können, sie fordern von den Kindern Dinge an, die für sie selbst unmöglich erscheinen. Jetzt wissen wir es nur zu gut: Kinder übernehmen die Verhaltensweisen, die sie bei ihren Eltern sehen, bei Erwachsenen, die ihnen als Vorbilder dienen. Freunde, die Kinder haben, fragen mich seit Jahren, was zu tun ist, welche Strategien sie anwenden sollen, um ihre Kinder zum Lesen zu veranlassen. Und meine Antwort lautet immer: ‚Und was machen Sie, wenn Sie nach Hause gehen?‘, ‚Was ich mache? Ich setze mich aufs Sofa und schalte den Fernseher ein.‘, ‚Also, was erwartest du dann von deinem Kind? Sieht er dich oder deine Frau bzw. deinen Mann etwas lesen?‘ Das ist die Erklärung. Diese Kampagnen sind wichtig, aber damit es nicht nur bei Theorie oder guten Ansätzen und Slogans bleibt, müssen solche Kampagnen auch die Eltern und nicht nur die Kinder ansprechen.“




    Die Faszination des Internets und der elektronischen Spiele auf Kinder ist für Robert Șerban, selbst ein Elternteil, nicht unbekannt. Er wei‎ß nur zu gut, dass digitale Geräte gute Lernmittel sein können, wenn sie entsprechend eingesetzt werden. Robert Șerban:



    Wir benutzen diese nicht als Werkzeuge, sondern lassen uns von ihnen benutzen. Sie stehlen unsere ganze Zeit. Sie sind faszinierend, fabelhaft. Ich frage mich oft, was ich in den 70er–80er Jahren gemacht hätte, als ich noch ein Kind war, wenn ich solche Geräte in Reichweite gehabt hätte. Ich bin sicher, ich wäre genauso verführt worden wie meine Kinder jetzt. Ich habe einen 8-jährigen Jungen und ein 12-jähriges Mädchen. Auch ich muss mit den Werkzeugen kämpfen, zu denen sie Zugang haben. Ich versuche, sie zu schützen, und ich versuche zu verstehen, dass sie Werkzeuge sind, nicht mehr. Das Handy wird verwendet, um zu telefonieren, und nicht um den ganzen Tag am Bildschirm hängen zu bleiben. Wir sehen fern, wenn wir uns einen Film oder die Nachrichten anschauen wollen, wir wollen aber nicht süchtig werden. Das Lesen ist persönlichkeitsprägend. Egal, ob Sie einen Bildschirm, ein Blatt Papier oder ein Buch vor sich haben, es ist wichtig, dass Sie lesen. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Lesen uns beim Konzentrieren hilft, es entwickelt unser Nervensystem, es entwickelt das Gehirn und die Vorstellungskraft.“




    Die Kampagne, die von dem Gama Verlag ins Leben gerufen wurde, endete mit einem Tag, an dem Eltern und Kinder elektronische Geräte — Computer, Tablets, Smartphones — beiseitegelegt und den Fernseher ausschaltet haben, um denjenigen, die sie lieben, näher zu kommen, in Begleitung eines Buches, eines Spiels oder bei einer Wanderung.

  • Sexualkunde in rumänischen Schulen: Wahlfach zurückhaltend und kontrovers aufgenommen

    Sexualkunde in rumänischen Schulen: Wahlfach zurückhaltend und kontrovers aufgenommen

    Selbst wenn in anderen europäischen Schulsystemen Sexualkunde Pflichtfach ist, gibt es auch Länder wie Rumänien, wo das Thema in der Schule noch Tabu ist und heftige Debatten auslöst. Laut einem entsprechenden Gesetz über den Schutz und die Förderung der Rechte von Kindern, das 2014 im Amtsblatt erneut veröffentlicht wurde, seien die zuständigen Behörden sowie öffentliche oder private Institutionen verpflichtet, unter gesetzlichen Bedingungen alle Ma‎ßnahmen zu treffen, um in den rumänischen Bildungseinrichtungen die Sexualkunde als Prävention von Krankheiten und Teenager-Schwangerschaften zu fördern“.



    Ob die Sexualkunde zum Pflichtfach werden soll, ab wann soll sie den Schülern beigebracht werden, ob das Fach sexuelle Bildung oder Bildung für Gesundheit hei‎ßen soll, das löst zahlreiche Debatten in der rumänischen Gesellschaft aus. Es gibt auch Verbände, die gegen die Einführung dieses Faches in den Lehrplan plädieren, dies während sich das Land mit dem Problem der Teenager-Mütter konfrontiert. Ab 2004 gibt es in den öffentlichen Bildungseinrichtungen das Wahlfach Bildung für Gesundheit“, das ab der ersten bis zur zwölften Klasse unterrichtet werden kann.



    Das Projekt entstand 1999, aus Initiative einiger Nichtregierungsorganisationen in Partnerschaft mit dem Gesundheitsministerium und dem Bildungsministerium. Diese haben das Nationale Programm Bildung für Gesundheit in rumänischen Schulen“ in die Wege geleitet. Das Projekt hat anschlie‎ßend die Form eines Wahlfachs in den rumänischen Schulen genommen. Adina Manea ist Direktorin für Programme in der Stiftung Jugendliche für Jugendliche“ und eine der Initiatorinnen des Projektes:



    Sexualkunde wird in den rumänischen Schulen als Wahlfach unter der Bezeichnung »Bildung für die Gesundheit der Fortpflanzung und für Familienwerte« unterrichtet. Sie steht in enger Verbindung mit der mentalen Gesundheit, mit emotionaler Intelligenz, sie ist ein Ausdruck der Emotionen und deren Identifizierung. Hygiene, Anatomie und Physiologie, sogar die Prävention von Unfällen und Krankheiten haben etwas mit Sexualkunde zu tun. All diese Themen sind Teil der sogenannten Bildung für Gesundheit, wie sie von Anfang an geplant wurde, und diese Bereiche sind sehr harmonisch miteinander verschmolzen, in dieser Form stellen sie eine richtige Herangehensweise an einen gesunden und vernünftigen Lebensstil unserer Kinder dar.“




    Vierzehn Jahre nach Einführung der Sexualkunde als Wahlfach in den rumänischen Schulen sei die Zahl der Kinder, die den Unterricht auch besuchen, immer noch gering, sagt unsere Gesprächspartnerin von der Stiftung Jugendliche für Jugendliche“:



    Laut Statistik wird dieses Wahlfach von 5-6-7% der Schüler in den öffentlichen Bildungseinrichtungen besucht. Landesweit gilt das Fach als das langjährigste und zwischen 2001 und 2004 wurde es in den Schulplan in 15 Landkreisen eingeführt. Im voruniversitären Bildungssystem gibt es rund 3 Millionen Schüler, 150.000 Schüler besuchen den Kurs jährlich — für ein Wahlfach das ist nicht schlecht.“




    Der Vorsitzende des Nationalen Verbands der Eltern, Iulian Cristache, ist jedoch der Meinung, dass die Zahl der Schüler, denen in den rumänischen Schulen sexuelle Bildung beigebracht wird, sehr niedrig sei.



    Das ist nicht so, weil sich die Eltern weigern würden, dass ihre Kinder das Fach Sexualkunde besuchen, sondern einfach weil es ihnen nicht zur Kenntnis gebracht wird. Zudem sind die Wahlfächer so gedacht, dass sie den Lehrplan nur ergänzen, was nicht richtig ist, die Wahlfächer an sich sollten einfach im Lehrplan stehen. Unsere Kinder brauchen Bildung für Gesundheit, weil es so viele Teenager-Mütter in Rumänien gibt. Es gibt aber starke Widersprüche zwischen den Wünschen der Eltern. Wir wissen auch nicht klar, was wir wollen, deswegen brauchen wir die Unterstützung der Experten vom Institut für Bildungswissenschaften und des Instituts für öffentliche Gesundheit.“




    Wer unterrichtet aber Sexualkunde oder eben Bildung für Gesundheit“? Das ist ein weiteres heikles Thema, worüber in der rumänischen Gesellschaft heftig debattiert wird. Alle Lehrkräfte sind geeignet, sofern sie sich bereit zeigen, mit den Kindern darüber zu diskutieren, was in ihren Leben passiert, und den Kindern bewusst machen können, dass sie ein gesundes Leben führen sollen“, sagt Adina Manea:



    Diese Lehrer müssten aber extra dafür weitergebildet werden, denn es handelt nicht nur um die Vermittlung neuer Kenntnisse, sondern auch um die Berichtigung bereits erworbener Kenntnisse, die sich als falsch erweisen. Das gilt insbesondere für Pubertierende und Teenager, die sich im Internet sehr leicht Informationen beschaffen. Es handelt sich eigentlich um die Übermittlung von Einstellungen und Fähigkeiten.“

  • Bullying in der Schule: Auch tatenlose Zuschauer sind Opfer

    Bullying in der Schule: Auch tatenlose Zuschauer sind Opfer

    In Rumänien werden in der Schule drei Kinder von zehn in ihrer Gruppe von Gleichaltrigen gemobbt. Drei Kindern von zehn wird mit Prügel gedroht, während ein Kind von vier vor den Mitschülern gedemütigt wird. Das erfahren wir aus einer Studie der NGO Salvaţi Copiii“ (Rettet die Kinder“). Oana Niculae, Kinderpsychiaterin, kennt die Details:



    Was mir persönlich Sorgen macht, ist die Tatsache, dass mehr als 70% der Kinder aussagen, dass sie Zeugen einer Gewalttat waren. Meiner Meinung nach ist jedes Kind, das an derartigen Vorkommnissen beteiligt ist oder nur zuschaut, ein Opfer. Unsere Kinder sind leider regelmä‎ßig Zuschauer und Zeugen der Bullying-Taten, vielleicht sogar wöchentlich.“




    Wie reagieren die Eltern eines gemobbten Kindes? Ana Maria Mitruş, Autorin des Blogs meseriadeparinte.ro, sagte, dass ihre ältere Tocher, die jetzt in die fünften Klasse geht, Ziel einer Schickanierung gewesen sei:



    Meine Tochter war das Opfer einiger älteren Schülerinnen. Es ging um Bosheiten, die die Hierarchie unter den Kindern bestimmen sollten. Die älteren Schüler lassen die kleineren nicht dorthin gehen, wo die Älteren lernen. Wenn diese in einem Klassenraum im zweiten Stock Unterricht haben, dann dürfen die Kleinen nicht hinauf. Wenn sie Sport haben, dann werden sie von den Siebt- oder Achtklässlern nicht in den Umkleideraum gelassen. Meine Tochter hat sich daher immer von zu Hause aus für Sport umgezogen. Jeder tut, was er kann.“




    Die Mutter wollte die Schulleitung und die Eltern dazu bringen, eine Lösung zu finden. Leider hatte sie keinen Erfolg. Ana Maria Mitruş hat ihrer Töchter beigebracht, die Hilfe eines Erwachsenen einzufordern, anstatt selber Gewalt anzuwenden. Einmal hat eine ihrer Töchter dennoch aggressiv geantwortet, sie ging aber später zur Mutter und erzählte ihr alles. Ana Maria Mitruş dazu:



    Es war ein kleiner Konflikt und es passierte Gott sei Dank nichts Schlimmes. Ich habe keine Angst, dass sie die Gewalt als Lösung sieht. Auch wenn die Gewalt als erste mögliche Reaktion erscheinen mag, werden sie diese nicht gebrauchen. Ich habe Vertrauen zu meinen Töchtern und denke, sie werden, so wie ich es ihnen nahegelegt habe, die Hilfe eines Erwachsenen fordern. Ich kann mich aber nicht darauf verlassen. Ich spreche oft mit den Lehrern und Trainern. Unsere Kinder sind wir. Wir sind verantwortlich, wenn sie Gutes oder Schlechtes tun.“




    Man müsse die Gewaltquelle in der Familie suchen. Die Schule sollte die Ausweitung der Gewalt, die in letzter Zeit leider zugenommen habe, bekämpfen, meint die Kinderpsychiaterin Oana Niculae:



    Ein glückliches Kind wird nicht aggressiv sein. Wir sollten laut Fachleuten die Ursachen des aggressiven Verhaltens in der Familie suchen. Die meisten Gewalttaten haben die Angst und nicht den Zorn als Ursache. Die negativen Emotionen äu‎ßern sich immer durch Aggressivität. Die Freude, jemanden zu verletzten, hat ihre Wurzel in der direkten persönlichen Erfahrung, verletzt oder Opfer der Gewalt anderer gewesen zu sein.“




    Laut der Studie der Stiftung Salvaţi Copiii“ bemerken die Kinder, dass die Erwachsenen dieses Phänomen tolerieren und sehr wenig eingreifen. Schon ab 2004 gibt es Versuche, das Phänomen der Aggressivität bei Kindern unter Kontrolle zu halten. Das Institut für Bildungswissenschaften hatte damals eine erste Studie über die Gewalt in den Schulen veröffentlicht. Ciprian Fartuşnic, Direktor des Institutes, dazu:



    Als wir die erste Studie durchgeführt haben, war die Gewalt nicht korrekt und klar definiert. Wenn die Polizei nicht kam und wenn kein Blut floss, dann gab es keine Gewalttat. Der Konflikt nur als ein Streit unter Kindern. Die erste Strategie fu‎ßt auf den Ergebnissen der ersten Studie. Es war nur eine Rahmenstrategie. Jede Schule sollte sich nach diesem Rahmen orientieren und ihre eigene Strategie herausarbeiten. Leider wurde das nicht umgesetzt und wir haben im Jahre 2006 zusammen mit der UNICEF eine Broschüre für die Schuldirektoren herausgegeben, um sie anzuleiten, wie sie eine Anti-Gewalt-Strategie in der Schule entwickeln können. Leider passierte schon wieder fast nichts in diese Richtung. In 2010 haben wir zusammen mit der Stiftung »Salvaţi Copiii« und dem Bildungsministerium ein nationales Bildungsprogramm für Schuldirektoren und Lehrer herausgearbeitet, das ihnen zeigt, wie sie dieses Phänomen schrittweise angehen sollen. Das Projekt wurde 2011 beendet. In einigen Landkreisen haben in ein paar Schulen konkrete Aktionen gegen die Gewalt stattgefunden. Wir wollen aber wissen, ob diese Aktionen direkte Auswirkungen hatten, ob sie zur Minderung dieses Phänomens geführt haben.“




    Effizienter als die Bekämpfung ist natürlich die Vorbeugung der Gewalt. In den Schulen sollen die Erwachsenen schon bei den ersten Zeichen einer Aggression eingreifen.