Tag: Eltern

  • Das neue Projekt für ein Impfgesetz sorgt für heiße Debatten

    Das neue Projekt für ein Impfgesetz sorgt für heiße Debatten

    Rumänien konfrontiert sich zur Zeit mit einer Masernepidemie, und die Zahl der bestätigten Erkrankungen steigt kontinuierlich. Das Gesundheitsministerium hat mehrere besorgniserregende Informationen bekanntgegeben: Bis wurden über 6.400 Erkrankungen gemeldet, die meisten im Landkreis Timiş (im Westen des Landes). Infolge der Masernerkrankungen gab es über 25 Todesfälle; die meisten von ihnen waren nicht geimpfte Kinder. Um die Verbreitung der Masernepidemie zu stoppen empfehlen die Ärzte die Impfung von mindestens 95% der Bevölkerung. Der Impfstoff gegen Masern müsse nach einem 2-Dosen-Impfschema verabreicht werden. In diesem Kontext betonte auch der Gesundheitsminister, Florian Bodog, die Impfung sei das einzige Mittel zur Vorbeugung der Krankheit. Die Gesundheitsbehörden seien dabei, die Krise des Impfstoffes gegen Masern zu lösen; 110.000 Impfstoffdosen seien bereits an die Landkreis-Gesundheitsbehörden geliefert worden, und weitere 300.000 wurden bestellt, präzisierte noch Gesundheitsminister Bodog.



    Seinerseits warnte der Vorsitzende der rumänischen Mikrobiologie-Gesellschaft, Alexandru Rafila, dass etwa 5% bis 7% der Eltern es abgelehnt hätten, ihre Kinder impfen zu lassen, und fast ein Drittel der Eltern ihre Kinder nicht zum Arzt gebracht hätten, um sie immunisieren zu lassen. Infolge dieser Situation versuchten die rumänischen Gesundheitsbehörden, Maßnahmen gegen die Verbreitung von Epidemien zu treffen. Dezember 2016 wurde eine zusätzliche Immunisierungkampagne gestartet, mit einer Impfstof-Kombination gegen Masern, Mumps und Röteln bei Kindern zwischen 9 Monaten und 9 Jahren. Ferner wird ein Projekt für ein neues Impfungsgesetz bald im Parlament diskutiert. Über diesen Gesetzentwurf gab es eine öffentliche Debatte, an der Ärzte, Eltern und Vertreter der pharmazeutischen Industrie teilgenommen haben. Die an der Debatte anwesenden Eltern, die sich dafür erklärten, dass die Immunisieriung keine Pflicht, sondern ein Recht des Kindes sein sollte, haben den Behörden vorgeschlagen, den Gesetzentwurf über die obligatorische Immunisierung zurückziehen zu lassen. Ferner forderten die vorsichtigen Eltern die Behörden auf, die Verantwortung für die potentiellen schädlichen Wirkungen der Impfstoffe zu übernehmen. Auf diese Weise werde das Gesundheitsministerium gezwungen, Impfstoffe von höchster Qualität anzuschaffen, so die Eltern. Dazu die Vertreterin der Verbandes der Orthodoxen Organisationen Pro-Vita Rumänien, Irina Anastasiu:



    “Wir schreiben den Eltern nicht vor, ihre Kinder zu impfen oder nicht zu impfen. Wir empfehlen ihnen, sich über die Nebenwirkungen und die potentiellen schädlichen Wirkungen der Impstoffe zu informieren. Dasselbe empfehlen wir auch dem Gesundheitsministerium, nämlich, die Eltern korrekt über mögliche Impfkomplikationen zu informieren, da in der ganzen Welt Tausende Kinder infolge von Impfungen schädliche Wirkungen erleiden mußten. Nach einer korrekten Informierung können die Eltern entscheiden, ob sie ihre Kinder impfen lassen, oder nicht.



    Die gesammelten Meinungen werden in einem Dokument zusammengefaßt und der mit der Erarbeitung des Impfungsgesetzes beauftragten Arbeitsgruppe vorgelegt, sagte die Direktorin im Gesundheitsministerium, Amalia Şerban:



    “Die Arbeitsgruppe wird ein viel besseres Gesetzesprojekt erarbeiten, so dass alle Kinder das Recht auf Impfung genießen können.



    Es bleibt noch zu sehen, wenn das Gesetz in Kraft treten wird, weil nur die Immunisierung eine virale Erkrankung vorbeugen kann.

  • Rumänien bereitet Plan für Ankauf von Impfstoff vor

    Rumänien bereitet Plan für Ankauf von Impfstoff vor

    In Rumänien stellt man sich heute die Frage, ob man über eine Krise der Impfungen sprechen kann. Die Eltern konnten in der letzten Zeit ihre Kinder nicht impfen, weil die notwendigen Impfstoffe aus den Krankenhäusern und Apotheken fehlten, so dass die Folgen schon sichtbar sind.


    In 38 Landkreisen gab es 4900 Masernfälle. Mehr als 20 Kinder haben wegen Komplikationen ihr Leben verloren. Der rumänische Premierminister Sorin Grindeanu ist vor kurzem mit dem Gesundheitsminister Florian Bodog zusammengekommen. Beschlossen wurde, dass die Exekutive einen Kaufplan, der sich auf mehrere Jahre erstreckt, vorbereiten soll. Eine neue Struktur mit der Aufgabe, neue Krisen der Impfstoffe vorzubeugen, soll gegründet werden. Hexavalente und tetravalente Impfstoffe wurden schon ins Land geliefert. 10 Tausend Dosen Impfungen gegen Masern sind nach dem Stoppen des Ausfuhrs bei Lieferanten entdeckt worden. Gesundheitsminister Florian Bodog dazu:




    Anfang Mai werden wir die Impfungen bekommen. Inzwischen haben wir 10.000 Dosen gefunden, die schon im Land sind und exportiert werden sollten. Diese sind nun blockiert und wir haben schon die Ankaufprozeduren gestartet.




    Hinsichtlich der Dosen von Impfstoff gegen Hepatitis B, die aus Norwegen importiert werden, erklärte Florian Bodog, dass diese die Genehmigungsverfahren folgen müssen. Er fügte hinzu, zur Zeit gebe es ein Problem der Konzentration des Impfstoffes. Die Hausärzte haben bis jetzt weniger als die Hälfte der nötigen Dosen bekommen, so Raluca Ghionaru, die in einer Kampagne für die Förderung von Impfen impliziert ist:




    Meine Kollegen und ich haben vergangene Woche 20 – 25% des geforderten hexavalenten Impfstoffes erhalten. Wir haben weniger als die Hälfte der notwendigen Dosen tetravalentem Impfstoff und keine einzige Dose gegen Masern-Röteln-Mumps bekommen unter den Bedingungen, dass wir weiterhin von einer Epidemie sprechen.




    In manchen Fällen wurde die Situation von der Tatsache verschlechtert, dass einige Eltern, ihre Kinder nicht impfen wollten. Deshalb haben die Ärzte darauf aufmerksam gemacht, dass eine Informierungs- und Bewusstmachungskampagne über Plus- und Minuspunkte notwendig sei. Die Hausärzte beraten die Eltern zum Vertrauen in Impfungen, weil das Serum die Kleinen vor schweren Krankheiten schützt. Gleichzeitig machen die Hausärzte darauf aufmerksam, dass die Inzidenzrate steigen könnte.

  • World Read Aloud Day: Rumänien beteiligt sich am Internationalen Vorlesetag

    World Read Aloud Day: Rumänien beteiligt sich am Internationalen Vorlesetag

    Der Internationale Tag des Vorlesens wird weltweit gefeiert. Mehrere Millionen Menschen aus über 100 Ländern machen mit. In Rumänien wird der Event vom Verein Citim Împreună România“ (dt. Wir lesen gemeinsam — Rumänien) organisiert. Mehrere Schulen, NGOs und sogar eine Buchhandlung sowie mehrere Kreisbibliotheken verkündeten ihr Interesse, an der Veranstaltung mitzuwirken. Brandi Bates, die Vorsitzende des Vereins Citim Împreună România“, erzählte uns mehr über die veranstalteten Lesesitzungen sowie über den Übergang von den Lesesitzungen, die sie zu Hause organisierte, zu öffentlichen Lektüreveranstaltungen.



    Wir lasen unseren Mädels aus verschiedenen Büchern vor, noch bevor sie etwas davon verstanden. Das Vorlesen war Teil unserer elterlichen Strategie. Ich erinnere mich an meinem Vater, der uns mit lauter Stimme vorlas, ich sehe in heute noch vor den Augen. Jedoch stammen meine Erinnerungen aus meiner Zeit als Jugendliche und nicht als Kind. Auch unsere Mutter las uns aus Büchern vor. Obwohl ich mich nicht erinnern kann, dass uns unsere Eltern in unserer frühen Kindheit irgendetwas vorgelesen hätten, bin ich der Meinung, dass es ein wichtiger Teil der Erziehung eines Kindes ist. Für unsere Kinder war es besonders wichtig, weil sie zweisprachig aufwachsen. Sie besuchen eine rumänische Schule, aber zu Hause sprechen wir ausschlie‎ßlich Englisch. Erst vor 3-4 Jahren stellte ich die Vorteile des frühzeitigen Vorlesen fest. Ich bemerkte sie am Wortschatz unserer Töchter. Sie beherrschen einen weitreichenden Wortschatz. Das Vorlesen wirkte sich au‎ßerdem auf ihr soziales Verhalten und auf ihre Gefühle aus.“




    Brandi lebt in der siebenbürgischen Stadt Lupeni. In Lupeni gibt es keine Bibliothek. Sie stellte fest, dass die Mütter ihren Kindern gerne vorlesen würden, doch aus Mangel an Büchern kämen sie nicht dazu. Denn die paar Bücher in der eigenen Bibliothek hatten sie schon längst fertig gelesen. Daher kam sie auf den Gedanken, einen Leseklub zu gründen:



    In einem ersten Schritt organisierte ich Lesesitzungen für eine kleine Kindergruppe vor Ort, in Lupeni. Wir beschlossen, Bücher zusammen zu kaufen. Wir legten Geld zusammen und kauften die schönsten Bücher, die wir finden konnten. Wir vereinbarten eine wöchentliche Lesesitzung. Am Anfang hatten wir wenig Erfahrung, die teilnehmenden Mütter waren sehr aufgeregt. Als ich einmal eine Mutter aufforderte, den Kindern vorzulesen, wurde sie sehr nervös, sie bekam feuchte Hände und plapperte den Inhalt runter. Die Kinder langweilten sich dementsprechend schnell.“




    Die Vorlesenden verstanden allmählich, dass das Vorlesen die Zuhörer in eine Filmwelt versetzen soll, sagt Brandi Bates. Derzeit beteiligen sich wöchentlich rund 30 Kinder an den Lesesitzungen. Die teilnehmenden Mütter hätten ebenfalls ihre Lesetechnik verbessert. Der von Brandi Bates geleitete Verein verfüge über die besten Vorleserinnen — so unsere Gesprächspartnerin.



    Der Verein Citim Împreună România“ bringt eine Gruppe von Menschen zusammen — Kinderbuchautoren, Buchillustratoren, Verleger, Erzieher, Bibliothekare sowie Eltern und Gro‎ßeltern –, die die gleiche Leidenschaft für Bücher teilen und sich daran freuen, dass Kinder und Erwachsene zusammen lesen.



    Seit dem vergangenen Jahr beteiligt sich der Verein Citim Împreună România“ an dem von Lit World veranstalteten Event, dem Internationalen Tag des Vorlesens. Mitte Februar des laufenden Jahres wurden mehrere Lesesitzungen organisiert. Sie fanden über Skype statt und wurden von bekannten rumänischen Kinderbuchautorinnen und –autoren gehalten wie etwa Mihaela Cosescu, Andreea Demirgian, Andrea Gál, Laura Grunberg, Iulia Iordan, Ciprian Măceşaru, Victoria Pătraşcu, Sînziana Popescu, Carmen Tiderle. Mit mehr Einzelheiten dazu Brandi Bates:



    Der Internationale Tag des Vorlesens — Englisch: World Read Aloud Day — ist nicht unser Baby. Die Organisation Lit World mit Sitz in New York kam auf den Gedanken, eine derartige Veranstaltung zu organisieren. Ich hatte schon vor einigen Jahren davon gehört. Unser Verein beschloss letztes Jahr, diesen Festtag zum Anlass zu nehmen, um sich öffentlich in Rumänien zu präsentieren. Wir wollten uns bekannt machen, unsere Aufgabe der Öffentlichkeit mitteilen. Ich bin froh, mit beliebten Kinderbuchautoren und –illustratoren in Rumänien zusammenzuarbeiten. Letztes Jahr organisierten wir mehrere Aktionen in Bukarest, in der Nationalbibliothek sowie hier vor Ort, in der Ludothek. Weitere Veranstaltungen fanden im Jiu-Tal (dt. Schil-Tal) und in Cluj (dt. Klausenburg) statt. Dieses Jahr beschlossen wir, unsere Tätigkeit ein bisschen auszuweiten. Denn viele Leute verkündeten ihr Interesse, mitzumachen, mit uns zusammen zu lesen. Wir veröffentlichten unser Vorhaben Anfang Januar. Wir waren auf der Suche nach rund 20 Partnern. Wir erhielten allerdings mehr als 80 Teilnahmeanträge — von ganz kleinen bis zu gro‎ßen Bibliotheken, von Schulen und NGOs. Auf so ein enthusiastisches Feedback konnten wir nicht anders als entsprechend reagieren. Wir entschieden, alle Antragsteller anzunehmen. Demnach luden wir alle zu einer informellen Partnerschaft ein. Wir stellten ihnen verschiedene Werkzeuge zur Verfügung, die sie nach Belieben verwenden konnten, um die Lesesitzungen zu organisieren.“




    Über die Teilnahme an öffentlichen Events hinweg empfiehlt der Verein Citim Împreună România“, Vorlesesitzungen in der Familie zu organisieren:



    Lesen Sie zusammen, auch wenn nur 20 Minuten am Tag. Unabhängig vom Wetter drau‎ßen oder drinnen. Lesen Sie zusammen, schon ab der Geburt des Kindes und nicht erst, als es selber das Lesen erlernt.“




    Zusammen lesen sei eine der schönsten Tätigkeiten auf dieser Welt, die Kinder und Erwachsene miteinander erleben können. Vor allem wenn sie liebevoll und oft ausgetragen wird.

  • Nachrichten.04.01.2017

    Nachrichten.04.01.2017

    Bukarest: Das Parlament in Bukarest hat am Mittwoch der von dem sozialdemokratischen Premierminister Sorin Grindeanu gebildete Regierung und dem Regierungsprogramm zugestimmt. Die zuständigen Ausschüsse des Parlaments hatten zuvor die 26 ernannten Minister der Koalitionsregierung aus PSD und ALDE am Mittwoch zu Anhörungen empfangen. Das neu gebildete Kabinett hat vor dem rumänischen Staatschef Klaus Iohannis den Eid abgelegt. Die ursprünglich von den Sozialdemokraten für das Amt des Ministerpräsidenten vorgeschlagene Sevil Shhaideh wird das Ministerium für Regionalentwicklung, öffentliche Verwaltung und Europäische Fördergelder leiten. Staatschef Iohannis hatte ihre Kandidatur als Regierungschefin abgelehnt. Indes sollen Mitglieder der PSD die Ressorts Wirtschaft, Bildung, Gesundheit, Justiz, Verkehr und Inneres bekommen. Die Koalitionspartner von der ALDE würden vier Ministerposten besetzen, den des Außenministers, des Ministers für die Beziehung zum Parlament, des Energieministers und des Umweltministers. Der Co-Vorsitzende der ALDE, Daniel Constantin, würde sowohl Umweltminister als auch Vize-Ministerpräsident sein.




    Bukarest: Die Häufigkeit der Masernerkrankungen könnte weiter ansteigen, warnen Ärzte vom Temeswarer Krankenhaus für Infektionskrankheiten Victor Babes“. Im westrumänischen Landkreis Temesch waren in den letzten Wochen die meisten Masernerkrankungen gemeldet worden. Laut Angaben von Ärzten seien im Dezember 124 kranke Kinder eingeliefert worden. Weitere 30 Patienten wurden allein in den ersten drei Tagen des neuen Jahres eingeliefert, der jüngste von ihnen im Alter von nur sechs Wochen. Vergangenen Herbst war in Rumänien eine Masernepidemie ausgebrochen. Bislang sind insgesamt zehn Todesfälle und gut 2000 Ansteckungen mit dem Masernvirus landesweit bestätigt. Die erhöhte Häufigkeit der Erkrankungen könne auf Entscheidungen von Impfgegnern zurückgeführt werden. Die Verweigerung der Eltern, ihre Kinder zu impfen, könnte ernsthafte Komplikationen nach sich ziehen, warnen die Ärzte.




    Wetter: In den kommenden 24 Stunden wird es kälter in Rumänien. Im Westen, im Norden, in der Landesmitte und im Gebirge wird es schneinen. In anderen Regionen kann Schneeregen fallen. Die Tageshöchstwerte liegen zwischen minus 3 und 6 Grad Celsius.

  • Kinder mit Verhaltensstörungen in der Schule: Schwierige und unzulängliche Integration

    Kinder mit Verhaltensstörungen in der Schule: Schwierige und unzulängliche Integration

    Wie an anderen Orten dieser Welt hat man auch in Rumänien seit einigen Jahren beobachtet, dass immer mehr Kinder mit psychischen oder Wachstumsstörungen wie Autismus oder Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADHD) konfrontiert sind. Es ist eher eine empirische Feststellung, denn die offiziellen Statistiken sind weder schlussfolgernd noch aktuell. 2012 gab es 7.179 registrierte Fälle von Personen mit Autismus (laut dem Gesundheitsministerium), aber laut Fachleuten sei deren tatsächliche Zahl viel höher.



    Im September 2015 ging die Nichtregierungsorganisation Rettet die Kinder“ anhand der Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) davon aus, dass von den 3,8 Millionen rumänischen Kindern über 760.000 an einer psychischen Störung leiden. Die meistverbreiteten Fälle sind Angstzustände (13% von ihnen leiden unter Angstzuständen), 5% ADHD, 1 von 500 (0,2%) Autismus und Entwicklungsstörungen. Schwieriger aber, als einige realitätsgetreue Statistiken aufzustellen, ist der Alltag der Familie und des diagnostizierten Kindes. Besonders wenn wir über Eingliederung in der Schule sprechen. Das Bildungsgesetz sieht die Integration und die Gewährung von Unterstützung den Kindern, die laut Gesetz Kinder mit besonderen Bildungsbedürfnissen genannt werden. Es gibt auch eine Sekundärgesetzgebung, die die Unterstützungsformen und –dienstleitsungen vorsieht. Diese kommen Kindern zugute, die infolge einer Evaluierung ein Zertifikat zur schulischen und beruflichen Orientierung, ausgestellt von Zentren für Bildungsressourcen und –assistenz, erhalten haben. Anhand dieses Zertifikats können sich Kinder mit besonderen Bildungsbedürfnissen in eine beliebige öffentliche Schule einschreiben lassen. Allerdings müssen sie dort psychologische Beratung von einem Unterstützungslehrer hinsichtlich der Erleichterung des Lehrvorgangs und der Eingliederung in die Schulgemeinschaft erhalten. Wie immer sieht alles auf Papier besser aus als in der Realität. Das erfahren wir direkt von Robert Florea, dem Koordinator des Zentrums für Bildungsressourcen und –assistenz Bukarest.



    Leider gibt es zumindest in Bukarest eine unzureichende Zahl an Unterstützungslehrern. Diese können nur einen ein-zwei-stündigen Einsatz in der Woche für die einzelnen Kinder haben. Z.B. steht dieser Lehrer binnen eines Monats einem Kind, das über ein Zertifikat zur schulischen und beruflichen Orientierung verfügt, zwischen 4 und 6 Stunden zur Verfügung. Aus unserer Sicht ist das unzureichend. Die Unterstützungsformen, die diesen Kindern gewährt werden, und der Ausbildungsprozess dieser Kinder können mit Sicherheit verbessert werden.“




    Leider sind verwaltungstechnische und Personalprobleme sekundär, verglichen mit den Problemen der Kinder, die an Autismus oder ADHD leiden und sich in eine Schülergemeinde integrieren müssen. Die Schüler werden auch von ihren Eltern beeinflusst. Maria Teodorescu ist Beratungslehrerin an einer Hauptschule in der Hauptstadt Bukarest. Sie unterstützt die Eingliederung der Kinder mit besonderen Bildungsbedürfnissen in ihre Klassen. Maria Teodorescu:



    Es bedarf einer intensiveren Vorbereitung der psychopädagogischen Behandlung der Kinder, die sich in dieser Lage befinden. Es bedarf aber insbesondere eines besseren Verständnisses der Eltern, dass ihre Kinder zu einem gewissen Zeitpunkt sich in der Nähe der Kinder mit besonderen Bildungsbedürfnissen aufhalten können. Notwendig ist auch eine effektivere Zusammenarbeit zwischen dem Unterstützungslehrer, dem Beratungslehrer, dem Lehrer oder Erzieher und den Eltern. Damit diese Kinder akzeptiert werden, müssen auf Klassenebene Aktivitäten stattfinden, wodurch man den Schülern zeigt, was Toleranz bedeutet. Denn einige von ihnen kennen die Bedeutung dieses Wortes nicht.“




    Au‎ßer dem Erlernen von Toleranz müssen die Kinder und Eltern erfahren, worin diese Verhaltensstörungen im Falle von ADHD z.B. bestehen. Anemari Necşulescu ist die Mutter eines Kindes, das mit diesem Syndrom diagnostiziert wurde. Sie teilt ihre Erfahrung mit uns.



    Kinder mit Verhaltensstörungen brauchen eigentlich Aufmerksamkeit. Für sie ist es schwierig, sich für eine längere Zeit zu konzentrieren. Deshalb stören sie die Ruhe in der Klasse: Sie sprechen, ohne befragt zu werden, sie warten nicht, dass sie dran sind, sie werden unruhig in der Bank und stören ihre Kollegen. Der Lehrer allein kann in einer Klasse mit 29 oder mehr als 30 Kindern dieser Situation nicht standhalten. Die Integration muss auch aus der Perspektive der Eltern mit typischen Kindern betrachtet werden, die nichts über solche Störungen wissen und sich üblicherweise vor dem fürchten, was sie nicht kennen. Das führt zur Ablehnung und Stigmatisierung.“




    Wenn das gegenseitige Verständnis scheitert, kann die Lage sehr angespannt werden. Das besonders, wenn ein Kind mit Entwicklungsstörungen aufgrund der Marginalisierung und der steigenden Frustration seinerseits auch gewalttätig werden kann. In diesem Herbst haben die Eltern der Mehrheit der Schüler eines Gymnasiums im südrumänischen Ploieşti dagegen protestiert, dass man ein mit ADHD diagnostiziertes Kind, das laut ihnen gewalttätig war, in der Schule behält. Diese Reaktion ist Anemari Necşulescu nicht vollkommen fremd.



    Es gab eine Lehrerin, die nicht vorbereitet war, das Verhalten und das medizinische Problem unseres Sohnes, das damals noch nicht diagnostiziert war, in den Griff zu bekommen. Wir wussten nicht, dass unser Kind an ADHD leidet. Wir wussten nur, dass wir sehr oft in die Schule einberufen wurden. Bereits in der Klasse 0 erhielten wir Beschwerden über die Unannehmlichkeiten, die unser Kind hervorrief. Er war nicht gewalttätig, aber er störte immer wieder. Diese Störungen, über die mir die Lehrerin auf dem Flur in Anwesenheit der anderen Eltern berichtete, wurden zum Leitmotiv. Schlie‎ßlich gab es auch Eltern, die uns aufgefordert haben, unseren Sohn woanders zu versetzen, wir sollten unseren ‚Behinderten‘ nehmen und woanders hingehen. Wir waren offen, dass unser Kind von dem Schulberater evaluiert wird. Wir haben die Akte eingereicht, wir haben unser Kind evaluieren lassen, denn wir wollten Lösungen. Wir haben das Kind in eine andere Schule versetzt, wo wir die Unterstützung der Schulleitung erhalten haben. Wir wollten, dass unser Kind das Recht auf Ausbildung hat, so wie es in der rumänischen Verfassung steht. Wir haben zuhause einen Therapeuten eingeschaltet, den wir aus eigenen Mitteln bezahlt haben. Wir haben mit der neuen Lehrerin vereinbart, dass, wenn sie feststellt, dass seine Frustration wächst, sie ihm eine kleine Aufgabe erteilt: die Tafel zu wischen oder den Müll raus zu tragen oder ihn zum Sekretariat mit einer Aufgabe zu schicken. Somit entspannt er sich, er beruhigt sich und kommt wieder zurück in die Klasse, bereit, aufmerksam zu sein.




    Infolge der Schlichtung zwischen den Eltern und den Schulvertretern hat sich die Lage in Ploieşti beruhigt. Der sogenannte Problemschüler in den Unterricht zurückgekehrt. Dank des gegenseitigen Einverständnisses funktioniert vorerst auch die schulische Eingliederung von Anemari Necşulescus Sohn.

  • Hörerpostsendung 27.11.2016

    Hörerpostsendung 27.11.2016

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI. Heute möchte ich einen einzigen ausführlichen Hörerbrief zitieren, der Anlass zu mehreren Ausführungen zu diversen Themen gibt.



    Fritz Andorf ist in Meckenheim (NRW) zu Hause und meldete sich unlängst per E-Mail mit Eindrücken von unserem Programm:



    Liebe Mitglieder der deutschsprachigen RRI-Redaktion,



    nach dem Ende der Sommerzeit und dem damit verbundenen Frequenzwechsel am letzten Oktobersonntag habe ich natürlich den Empfang auf allen Frequenzen untersucht. Und ich kann Ihren Technikern wieder ein gro‎ßes Kompliment machen, denn sie haben erneut eine sehr gute Wahl getroffen. Der Empfang ist auf allen Frequenzen gut und störungsfrei. Damit sollte die Kurzwelle noch eine Weile erhalten bleiben.



    Einige Bemerkungen zum heutigen Programm: In den Nachrichten war die Präsidentenwahl in Moldawien eine Schlagzeile. Nun, inzwischen steht das Ergebnis fest, und ich habe mich doch sehr gewundert, dass man ausgerechnet den Russland-freundlichen Kandidaten, und nicht den EU-Befürworter gewählt hat. Da frage ich mich, ob auch in Rumänien eine EU-kritische Stimmung herrscht und man sich lieber nach Russland orientieren will.



    Aufgefallen ist mir auch die meines Erachtens recht hohe Zahl von 466 Parlamentsabgeordneten in Rumänien.



    Etwas traurig macht mich die europaweit höchste Zahl von Schwangerschaften im jugendlichen Alter. Da kann doch etwas nicht mit der Sexualerziehung oder dem Zugang zu Verhütungsmitteln stimmen.



    Anfang des Monats haben meine Frau und ich einen 8-tägigen Urlaub in Malta verbracht. Obwohl nur 2.000 km südlich gelegen, war es dort noch bedeutend wärmer, man konnte sogar noch im Meer baden, und der Regenschirm blieb im Koffer. Nach Malta fährt man allerdings nicht, um dort einen Badeurlaub zu machen, denn die Küste ist stark zerklüftet und hat nur wenige Badebuchten. Dafür ist sie malerisch reizvoll. Malta hat eine gro‎ße Geschichte mit Überresten aus vielen Epochen. Es ist sozusagen Stein-reich“, also stark bebaut und mit nur wenigen Bäumen. Die alte Hauptstadt Mdina mitten auf der Insel ähnelt mit ihren engen Gassen zwischen den hohen Häusern ganz einer arabischen Stadt. Die jetzige Hauptstadt Valletta ist im kommenden Jahr Kulturhauptstadt Europas“. Die maltesische Sprache ist eine Mischung aus Arabisch und Italienisch. Erstaunlich voll war der Sonntagsgottesdienst in diesem überwiegend katholischen Land. Wir haben zwar kein Wort der maltesischen Sprache verstanden, aber es war trotzdem eindrucksvoll, vor allem der Gesang der beiden jungen Vorsängerinnen mit ihrer Gitarre. Aber da Englisch zweite Amtssprache ist, hatten wir ansonsten keine Verständigungsschwierigkeiten. Keine Probleme gibt es auch mit dem Geld, weil Malta seit 2008 Euro-Land ist. Es war jedenfalls eine lohnenswerte Reise in dieses kleine Land mit seinen nur 400.000 Einwohnern, verteilt auf zwei gro‎ße Inseln.




    Lieber Herr Andorf, vielen Dank für Ihr ausführliches Feedback. Sie haben recht viele Sachen angesprochen, auf die ich Punkt für Punkt eingehen will. Zunächst einmal zu den Wahlen in der Moldaurepublik: Es stimmt, dass der prorussische Kandidat die Wahl gewonnen hat, aber der Sieg war nur knapp erzielt. Mit 52% gegen 48% der Wahlstimmen setzte er sich im zweiten Wahlgang durch, während seine proeuropäische Kontrahentin vom ersten zum zweiten Urnengang sogar um 10 Prozent zulegte. Das ist umso mehr erstaunlich, da Maia Sandu keine gro‎ßen Parteistrukturen wie der Sozialist Igor Dodon hinter sich hatte und daher eher auf freiwillige Wahlhelfer und soziale Netzwerke setzte. Dementsprechend wählten eher junge Stadtbewohner Sandu, während ältere Landbewohner überwiegend für Dodon stimmten. Auch gab es eine massive Wahlbehinderung im Ausland. Ähnlich wie bei den Wahlen 2014 in Rumänien wurden Auslandsmoldauer durch diverse Methoden daran gehindert, ihre Stimme abzugeben — beispielsweise durch unzureichend vorhandene Wahlzettel in den Wahllokalen. Die Moldaurepublik bleibt also ein zutiefst gespaltenes Land und hoffentlich kommt es zu keinen gewalttätigen Auseinandersetzungen. Es bleibt auch abzuwarten, was der neue Präsident tatsächlich tun wird, denn trotz seiner Ankündigung, sein Land näher an Russland zu führen und die Annäherung an Europa wieder rückgängig zu machen, dürfte Igor Dodon es dennoch nicht leicht haben, seine Wahlversprechen zu erfüllen. Experten sind da der Meinung, dass man z.B. das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht einfach mit einem Fingerschnippen au‎ßer Kraft setzen kann.



    Was Rumänien anbelangt, sehe ich kurz- und mittelfristig kein Umschwenken in der geopolitischen Orientierung und erst recht nicht eine Annäherung an Russland. Die Rumänen sind immer noch erstaunlich europafreundlich gesinnt — ein Eurobarometer von Ende 2015 ergab, dass 72% der Rumänen der Auffassung waren, dass die Mitgliedschaft in der EU dem Land Vorteile gebracht habe. Und 64% meinten, dass die EU-Mitgliedschaft generell eine gute Sache sei.Mehr noch: Eine weitere rumänische Meinungsumfrage vom Juli 2015 zum Thema Brexit beinhaltete u.a. die Frage Wie würden Sie abstimmen, wenn man auch in Rumänien ein Referendum über den Austritt aus der EU abhalten würde?“. 77% der Befragten äu‎ßerten sich für den Verbleib in der EU.



    Eine Umorientierung hin zu Russland ist daher in Rumänien mittelfristig unwahrscheinlich, zumal Russland alles andere als ein positives Image hat. Eine von einer rumänischen Zeitung zitierte Umfrage von Ende 2015 fand Interessantes über Feindbilder heraus. So glauben über ein Drittel (35%) der Rumänen, dass Russland der grö‎ßte Feind Rumäniens sei. Unter den befreundeten Ländern rangieren hingegen die USA mit 24% und Deutschland mit 20% auf den ersten beiden Plätzen. 51% glauben, dass Russland eine Gefahr für die Sicherheit Rumäniens darstelle, aber zugleich sind 49% der Auffassung, dass Rumänien im Falle eines Konflikts zwischen Russland und einem anderen Land sich neutral verhalten solle. Diese Abneigung gegenüber Russland ist historisch aus der Angst vor einem übermächtigen und unberechenbaren Nachbarn erwachsen. Und die Töne aus Moskau tragen nicht unbedingt zum Abbau dieser Ressentiments ab. Gerade vor einigen Tagen gingen ein paar Bilder durch die Medien (im verlinkten Youtube-Video ca. ab Min. 1:00), die Präsident Putin bei einer Schulfeier oder so ähnlich zeigten. Dabei wurden einem vermutlich sorgfältig ausgelesenen Musterschüler seine Geographie-Kenntnisse abgefragt. Auf die Frage, wo die Grenzen Russlands endeten, die er mit in der Beringstra‎ße“ richtig beantwortete, intervenierte Putin mit einem kühlen Lächeln und konterte: Die Grenzen Russlands enden nie.“ Das findet man im Baltikum, Rumänien oder Polen verständlicherweise gar nicht witzig, zumal man sich an einen Witz aus der kommunistischen Zeit erinnern mag. Da wird ebenfalls im Geographie-Unterricht gefragt, an welche Länder z.B. die Sozialistische Republik Rumänien grenze, eine Frage, die brav beantwortet wird. Auf die Folgefrage, an wen denn die Sowjetunion grenze, lautet die richtige Antwort: An wen sie will.“



    Nach diesem Witz gehe ich zum nächsten Thema über: Schwangerschaften bei Minderjährigen in Rumänien. Da sind nicht Verhütungsmittel Mangelware in Rumänien, Sexualerziehung aber sehr wohl, denn im Unterricht wird Sexualkunde so gut wie gar nicht angeboten. Und wenn, dann laufen christliche Fundamentalisten und einige konservative Elternverbände dagegen Sturm. Die Diskussion gibt es auch in Deutschland, Frühsexualisierung“ lautet dort der Vorwurf, und bedient wird dieser Begriff meistens von der AfD und ihren Anhängern. Ich habe dazu einen sehr guten Artikel in der Zeit Online“ gelesen, aus dem ich ein paar aufschlussreiche Sätze zitieren möchte. Unter dem Titel Kampfbegriff Frühsexualisierung“ schreibt Uwe Sielert folgendes:



    Mit dem Begriff der Frühsexualisierung wird suggeriert, Sexualpädagogik wolle Kinder und Jugendliche mit Themen konfrontieren, die nichts mit ihrem Leben zu tun hätten, als pflanze man die schuldige Sexualität der Erwachsenen in unschuldige Kinder. Sie würden als sexuelle Wesen betrachtet, obwohl das ihren Bedürfnissen und Lebensäu‎ßerungen widerspräche. Das Wort Frühsexualisierung impliziert, dass Kinder keine sexuellen Wesen seien, dass sie keine körperliche Neugierde, Lusterfahrungen, zärtlichen Gefühle oder Bindungs- und Beziehungswünsche hätten. Das widerspricht jedoch jeder wissenschaftlichen Evidenz und persönlichen Alltagserfahrung. […]



    Die Angst, Kinder würden überfordert, muss sich also eher auf die Konsumindustrie und jene Eltern richten, die ihre Kinder mit aufreizenden Kleidungsstücken ausstatten, oder auf jene Familien, in denen die Kinder in sexuell getönte Auseinandersetzungen und erotische Konsumgewohnheiten hineingezogen werden. Dann passiert so etwas wie sexuelle Überforderung, die mit dem Begriff der Frühsexualisierung jedoch nicht adäquat beschrieben ist. Der Begriff ist also lediglich ein emotionalisierter Kampfbegriff ohne jeden inhaltlichen Sinn, der die Sexualerziehung diskreditieren soll. Dabei kann nur sexuelle Bildung Kinder und Jugendliche gegen die tatsächlichen gesellschaftlichen Gefährdungen — einschlie‎ßlich des sexuellen Missbrauchs — stärken.“



    Ich empfehle den Artikel wärmstens, er ist sehr gut argumentiert und bleibt sachlich.








    Zu Ihrem Malta-Ausflug, lieber Herr Andorf, kann ich nur sagen: Ich war selber auf Malta vor einigen Jahren (ebenfalls nur auf der Hauptinsel), genauer gesagt war das im April 2008, kurz nach der Einführung des Euro, und mir hat es auf Malta genauso gut gefallen. ​

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    Ausblick über Hauptstadt Valletta von den Oberen Barrakka-Gärten aus (Foto: Sorin Georgescu)



    Und ich bin auch mal kurz in eine Sonntagsmesse reingegangen und war erstaunt, wie andächtig die Kirchengänger dem zelebrierenden Priester lauschten. Und selbst in der Messe kommt das interessante Gemisch von Arabisch und Italienisch zum Durchschein: Jesus wird Ġesù (wie im italienischen Gesù) und Gott schlicht Alla (wie im Arabischen) genannt, nur ein bisschen anders werden beide Wörter geschrieben. Die Sprache bleibt allerdings ein semitisches Idiom arabischen Ursprungs, auch wenn es vor italienischen, französischen und englischen Lehnwörtern nur so wimmelt und die Sprache mit lateinischen Buchstaben mit einigen Sonderzeichen geschrieben wird.







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    Die alte Hauptstadt Mdina habe ich ebenfalls besucht, die engen Gassen zwischen den Mauern habe ich eifrig fotografiert, und ein Abstecher ins malerische Fischerdorf Marsaxlokk bot die Gelegenheit, die besten Meeresfrüchte zu kosten, die ich je gegessen habe. (Mdina“ bedeutet im Arabischen übrigens Stadt zwischen Mauern“.)
    Hafen von Marsaxlokk (Foto: Sorin Georgescu)




    So, damit habe ich die Sendezeit verbraucht, ich hoffe, Sie fanden meine Ausführungen interessant, zum Schluss nur noch die Postliste:



    Briefe lasse ich mir nächste Woche wieder zukommen. E-Mails erhielten wir bis vergangenen Samstagnachmittag von Klaus Nindel, Willi Seiser, Heinrich Eusterbrock, Herbert Jörger und Calvin Knott (alle aus Deutschland) sowie von Dmitrij Kutusow (aus Russland). Das Internetformular nutzten Christian Hieke und Peter Emde (aus Deutschland) sowie Paul Gager (aus Österreich).




    Audiobeitrag hören:




  • Spieltag für Eltern und Kinder

    Spieltag für Eltern und Kinder

    Der stürmische Alltag lässt nur noch wenig Zeit für Familie und Freizeitaktivitäten zu. Die Zeit, die man mit den eigenen Kindern verbringt, ist daher umso wertvoller. Vor diesem Hintergrund wird auf Privatinitiative ein Spieltag für Eltern und Kinder organisiert. Eltern und Kinder aus unterschiedlichen Familien setzen sich zusammen, spielen gemeinsam und tauschen sich aus. Eine gute Gelegenheit zum Sozialisieren und Entspannen.



    Au‎ßerschulische Bildungsangebote sind derzeit reichlich vorhanden auf dem rumänischen Markt. Fremdsprachen, Musik, Entwicklung praxisorientierter Fähigkeiten oder Selbstentwicklung — all diese Bereiche werden abgedeckt. Eine Einladung zum Spielen gab es bislang allerdings noch nicht. Vor Kurzem stie‎ß ich aber auf eine Einladung besonderer Art. Ich erfuhr zufällig darüber, dass ein Spieltag für Eltern und Kinder“ organisiert wird, und wurde gleich neugierig. Daher hakte ich nach, um mehr darüber herauszufinden. Und entdeckte Folgendes: Die Eltern werden am Wochenende für zweieinhalb Stunden eingeladen, zusammen mit den eigenen Kindern sowie mit anderen Eltern und Kindern zusammenzuspielen. Grundsätzlich werden Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren erwartet, doch werden auch Ausnahmen zugelassen. Die teilnehmenden Familien werden aufgerufen, einige Lieblingsspiele mitzubringen — Rommé, Schach, Catan usw.



    Es sei eine gute Gelegenheit zum Sozialisieren und Entspannen. Zugleich verbringe man auch Zeit zusammen mit der Familie. Und man könne auch noch etwas dazu lernen, sich informieren und sich mit anderen Eltern und Kindern austauschen, erzählte Claudia Suhov, die Veranstalterin des Events. Sie habe sich von einer ähnlichen Erfahrung inspirieren lassen, die sie selbst in den Niederlanden gemacht habe, so die Organisatorin:



    Diese Art von Veranstaltung habe ich bei einem Familientreffen in Den Haag entdeckt. Mehrere Familien aus verschiedenen Ländern — darunter auch unsere Familie — sind zusammengekommen. Eine Gruppe von Expats, die ihre Ehepartner, Kinder und Freunde mitbrachten. Und bei dieser Gelegenheit spielten wir zusammen. Es war sehr interessant. Die Teilnehmer wollten voneinander lernen, die Eltern tauschten sich aus über den derzeitigen Wohnort, über die Ausbildung der Kinder. Alle waren daran interessiert, neue Bekanntschaften zu machen, zu sozialisieren und sich gegenseitig kennzulernen. Ich fand das eine sehr gute Idee, denn auch hier in Bukarest gibt es viele Eltern, die gerne mal andere Eltern zu unterschiedlichen Themen befragen würden. Etwa in welchen Kindergarten das Kind geht oder zu welcher Schule oder welcher Hort der beste sei. Oder was die anderen noch so lesen, was für Spiele in einem gewissen Alter passend seien. Ich habe diese Tätigkeit entwickelt, um Eltern miteinander in Verbindung zu setzen. Aber auch für die Kinder, damit sie auch neue Kinder kennenlernen, au‎ßer ihren Mitschülern. Sie haben hier die Gelegenheit, neue Spiele zu entdecken, von anderen Eltern zu lernen und mit diesen zusammen zu spielen, andere Familienbeziehungen und –modelle kennenzulernen. Eine entspannte Tätigkeit, bei der sich alle wohl fühlen — das bezweckte ich mit diesem Projekt.“




    Wir fragten Claudia Suhov, die Urheberin des Projektes, was eine derartige Veranstaltung von einer gewöhnlichen Interaktion zwischen Familienfreunden unterscheide:



    Wenn man sich mit Freunden unterhält, kommen immer wieder die gleichen Themen auf und es werden meistens keine neuen Informationen ausgetauscht. Bleibt man nur bei den Freunden, so findet man nur schwer neue Aktivitäten oder Ausbildungsformen für das eigene Kind. Man sollte auch über den Bekanntenkreis hinaus schauen, um Neues zu erfahren, um sich intellektuell weiter zu entwickeln.“




    Es ist wohl bekannt, dass sich die Kinder ein Beispiel an den Eltern nehmen. Diese wiederum schaffen für ihre Kinder Lernerfahrungen. Sie habe festgestellt, dass auch in Rumänien die Eltern bereit wären, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen, erzählte Claudia Suhov:



    Die Eltern sind immer weltoffener, sie wollen dazu lernen und die angeeigneten Kenntnisse ihren Kindern übermitteln. Ich denke, eine derartige Aktivität, ein Spieltag für Eltern und Kinder, könnte landesweit Fu‎ß fassen. Es ist eine einfache Tätigkeit, sie setzt keine besonderen Bedingungen voraus. Hauptsache ist, es werden Informationen ausgetauscht, die Teilnehmer entspannen sich und es herrscht eine angenehme Stimmung. Eltern und Kinder finden somit zueinander.“




    Claudia Suhov teilt mit gro‎ßer Freude auch anderen Leuten die Erfahrungen mit, die sie im Ausland gemacht hat. Sie erzählt uns über die Bedeutung des Spiels innerhalb der Familie und lädt uns ein, diese Erfahrung auch in Rumänien zu genie‎ßen:



    Die von uns organisierte Veranstaltung erstreckte sich über zwei Tage. Wir haben einen Konferenzsaal von 80 Quadratmetern für die zwei Spieltage entsprechend eingerichtet und ausgestattet. Die Eltern, die zusammen mit ihren Kindern teilnehmen wollten, mussten sich über ein Formblatt anmelden und ein paar Spiele mitbringen, die sie gerne mit anderen Teilnehmern gespielt hätten. Alles Mögliche kann mitgebracht werden: Legosteine, Kartenspiele, Schach, »Die Siedler von Catan« oder andere Spiele, die sie zu Hause spielen und gerne auch mit uns spielen würden. Wir tauschen uns hier gerne aus. Es kann sein, dass manche Kinder noch nie Schach gespielt haben. Und vielleicht gibt es andere Eltern oder Kinder, die ihnen das gerne beibringen. Es ist ein Lernaustausch zwischen Eltern und Kindern. Wir erwarten mehr Kinder als Eltern, ich hoffe aber, dass alle Spa‎ß daran haben werden. Wir werden die Aktivität ein bisschen steuern, wir wollen versuchen, ihr Appetit aufs Spielen zu erregen.“




    Das Wichtigste dabei sei, die Fantasie der Kinder anzuregen, so dass sie ihre Fähigkeiten weiterentwickeln. Doch sollten auch die Eltern angeregt werden, mehr zur Ausbildung ihrer Kinder sowie zur Bildung der Gemeinschaft allgemein, beizutragen. Das zumindest glauben die Veranstalter des Spieltags für Eltern und Kinder.

  • Cyberbullying, Sexting, Grooming – die hässliche Seite des Internets

    Cyberbullying, Sexting, Grooming – die hässliche Seite des Internets

    Virtuelle Realität, zahlreiche Möglichkeiten der Kommunikation und Erweiterung der Kenntnisse — das alles bietet das weltweite Netz der virtuellen Welt. Das Internet hat aber auch gefährliche Seiten, die alles andere als augenscheinlich sind. Cyberbullying, Sexting und Grooming sind Begriffe, die in der Kinder- und Elternsprache neu sind.



    In den letzten fünf Jahren ist das Alter, in dem ein Kind zum ersten Mal Zugang zum Internet hat, von 10 Jahren auf 8 Jahre gesunken. Die Eltern und Erzieher versuchen sich dieser Realität anzupassen und die Kinder vor der Gefahr, die online lauert, zu schützen. Die Organisation Rettet die Kinder“ (Salvaţi copiii“) hat eine Studie über die Nutzung des Internets in der Familie herausgearbeitet und hat einen Ratgeber für die Sicherheit im Internet herausgegeben. Forschungen zufolge sind 90% der Kinder in einem sozialen Netzwerk wie Facebook anwesend. Es gibt Fälle, in denen ein Kind mehrere Accounts in verschiedenen sozialen Netzen hat. Ciprian Grădinaru, Koordinator der besagten Studie, hat Einzelheiten:



    Über die Anonymität eines Profils im Internet kann ich behaupten, dass eine Verminderung um 10% im Vergleich zu 2013 bemerkbar ist. Die Mädchen haben öfters private Profile als die Jungen. Die Kinder vom Lande gebrauchen mehr reale Identitäten. Was veröffentlichen in ihren Internet-Profilen? Fotos, Familiennamen, das reale Alter, den Namen der Schule, wo sie lernen. 16% der Kinder behaupten, sie hätten auch ihre Adresse veröffentlicht. 10% meinen, sie haben auch ihre Handynummer bekanntgemacht. Die meisten Kinder benutzen das Internet, um neue Freunde zu finden.“




    55% der befragten Kinder gaben an, in ihrer Freundesliste gebe es auch unbekannte Personen, und 10%, dass sie den unbekannten Personen Informationen gegeben haben, was gefährlich werden kann. 47% der Kinder sagten, sie würden mit den unbekannten Personen kommunizieren. Mehr als die Hälfte der Befragten erklärten, es habe auch ein Treffen von Angesicht zu Angesicht gegeben, das in den meisten Fällen ein unangenehmes gewesen sei. Die Kinder sagten aber nicht, was sie dabei gestört hat. Diejenigen, die darüber sprachen, bezogen sich auf anstö‎ßige Sprache. Die Aggressivität ist tatsächlich immer mehr im Internet präsent. Ciprian Grădinaru dazu:



    33% der befragten Kinder behaupten, sie haben im letzten Jahr Bildmaterial mit sexuellem Inhalt gesehen, die meisten natürlich im Internet. 22% sagen, sie haben in verschiedenen Kontexten Mitteilungen mit sexuellem Inhalt erhalten oder gesehen, das sogenannte Sexting. Die Hälfte von den 22% meint, ihnen wurde persönlich ein Foto oder eine Message mit sexuellem Inhalt geschickt, während 8% abverlangt wurde, über Sex zu sprechen. Nur ein kleiner Teil der befragten Kinder hat erklärt, man habe ihnen ein Video oder ein Foto abverlangt, in dem intime Körperteile zu sehen sind. Der Prozent jener, die zugeben, dass sie selbst derartige Messages gesendet haben, ist natürlich kleiner, und zwar 5%.“




    Wie werden diese Kinder von ihren Eltern überbewacht? Mehr als die Hälfte der Eltern erklärte, sie erlaube den Kindern wann immer Instant Messaging zu gebrauchen und Musik oder Filme herunterzuladen. 65% der befragten Eltern antworteten, sie erlauben dem Kind, ein Profil in sozialen Netzwerken zu haben. 8% der Eltern erlauben den minderjährigen Kindern, persönliche Daten zu veröffentlichen. Ciprian Grădinaru sagt uns nun, ob die Eltern sich den Gefahren bewusst sind:



    Als wir die Eltern über die Risiken, mit denen sich die Kinder im Internet konfrontieren, befragten, antworteten 41% der Eltern, dass die Kinder gewaltvolle Bilder gesehen haben, 15% — dass der Sohn oder die Tochter persönlich mit einer im Internet kennengelernten Person zusammengekommen ist, 13% — dass der Sohn oder die Tochter Bilder mit sexuellem Inhalt gesehen haben, während 10% Sexting-Messages erhalten haben. Wenn wir die Daten, die wir von den Kindern bekommen haben, mit jenen der Eltern vergleichen, dann merken wir, dass die Eltern nur teilweise wissen, was ihre Kinder im Internet tun. Wir haben sie gefragt, wie sie die Aktivität der Kinder im Internet überwachen. Die meisten Eltern antworteten nur: Antivirus. Sie kennen die Programme nicht, sie wissen nicht, wie man bestimmte Internetseiten blockiert. Nur ein Drittel der Eltern kennt diese Möglichkeiten.“




    Adina Codreş von der Nationalbehörde für Kinderrechte und Adoption sagte, einige Eltern haben Schwierigkeiten in der Beziehung mit ihren Kindern und wissen nicht, wie man mit einem PC umgeht.



    Wir wissen nicht, wie wir uns mit den Kindern, die mit der Technologie besser umgehen als wir, verhalten sollen. Das ist die heutige Herausforderung für Eltern. Ich glaube, dass wir als Eltern nicht genug vorbereitet sind. Auch die Eltern müssen lernen, wie sie ein Kind erziehen müssen. Es geht eigentlich um Vernachlässigung. Wenn man den Eltern sagt, sie würden das Kind vernachlässigen, dann antworten sie: Wir geben ihm doch Geld, Nahrung, also alles, was er braucht. Vernachlässigung bedeutet auch, ein Kind eine Stunde allein vor dem Laptop oder auf dem Handy spielen zu lassen, ohne zu wissen, ob das Kind in Sicherheit ist.“




    Die Stiftung Rettet die Kinder“ hat in Zusammenarbeit mit dem Erziehungsministerium einen Ratgeber für Sicherheit im Internet“ veröffentlicht. Die Vertreter des Bildungsministeriums haben erklärt, der zukünftige Lehrplan für das Fach Informatik für den Primär- und Sekundärbereich werde Elemente aus dem Ratgeber enthalten, so dass die Kinder lernen, wie sie im Internet sicher sein können.

  • Rumänien ist im Finale beim Eurovision Song Contest

    Rumänien ist im Finale beim Eurovision Song Contest

    Seit ihrer ersten Teilnahme am Eurovision Song Contest im Jahr 1994 hoffen die rumänischen Musiker jedes Jahr, die Trophäe zu gewinnen. 2005 schafften es Luminita Anghel und die Gruppe Sistem auf den 3. Platz zu kommen; 2006 wurde Mihai Traistariu vierter, und 2010 erreichten Paula Seling und Ovi wieder den 3. Platz. Rumänien wird dieses Jahr von der Pop-Rock-Gruppe Voltaj mit dem Stück De la capăt“ All Over Again“ vertreten. Am 8. März gewann Voltaj die nationale Auswahl; beim Halbfinale am Dienstag, den 19. Mai, qualifizierten sich die rumänischen Musiker fürs Finale des Eurovision Song Contest (ESC), am Samstag, den 23. Mai, in Wien.



    Die Show am Dienstag abend wurde von Conchita Wurst mit dem Lied Rise Like a Phoenix“ eröffnet, mit dem Österreich 2014 die Trophäe gewonnen hatte. Die Stimmen der Zuschauer und der Jury schickten das Stück De la capăt“ All Over Again“, das bereits von allen rumänischen Rundfunksendern ausgestrahlt wird, ins Finale des Eurovision Song Contest 2015. Das Lied ist Teil einer Kampagne zur Sensibilisierung des Publikums auf die Situation der Kinder, die in Rumänien jahrelang allein bleiben, während ihre Eltern im Ausland arbeiten.



    Vor der Abreise nach Wien erklärte der Frontman der Gruppe Voltaj, Călin Goia, die rumänische Gruppe werde beim Eurovision Song Contest eine Brücke aufschlagen, eine Brücke zwischen den Rumänen, die im Ausland leben, und denen, die in der Heimat geblieben sind“.



    Nach der Bekanntgabe des Halbfinale-Resultats sagte Călin Goia: Ich bin sehr glücklich darüber, dass die Botschaft der Gruppe weitergeht und immer mehr Leute über das Problem der Kinder erfahren, die bei Verwandten aufwachsen und darauf warten, ihre Eltern, die im fernen Ausand arbeiten müssen, wiederzusehen. Diesen Kindern widmen wir unsere Teilnahme am Eurovision Song Contest, und ihnen verdanken wir auch unseren Erfolg.“

  • Wie bringt man Karriere mit Familienleben in Einklang?

    Wie bringt man Karriere mit Familienleben in Einklang?

    Die rumänischen Mütter sind privilegiert, da sie sich eines einjährigen Mutterschaftsurlaubs erfreuen, mit der Möglichkeit der Verlängerung auf zwei Jahre. Nicht so privilegiert sind Mütter in Rumänien, wenn sie zurück zur Arbeit kehren. Abgesehen davon, dass das Krippen- und Kindergartenangebot viel kleiner als die Nachfrage ist, kommt auch das Problem des Arbeitsplatzes hinzu.



    Laut einer soziologischen Studie von 2012 hätten 47% der Eltern nach Beendigung des Erziehungssurlaubs ihre Arbeit wieder aufgenommen, während 17% weiterhin zuhause geblieben seien. Au‎ßerdem haben Mütter, die nach einem Jahr zur Arbeit zurück kehren, im Schnitt nur zwei Kinder. Wenn sie mehr Kinder haben, entscheiden sie sich dafür, zuhause zu bleiben. Die Kosten dafür, mehr als zwei Kinder im Kindergarten oder in einer pädagogischen Nachmittagsbetreuung unterzubringen, sind grö‎ßtenteils viel höher als ihre Lohneinnahmen.



    Was die Arbeitgeber anbelangt, erklärten diese, dass die Mitarbeiter bei ihrer Rückkehr zu 80,3% denselben Arbeitsplatz belegt haben. Dennoch erklärten Fachleute im Rahmen von beruflichen Ausbildungsprogrammen, dass einige der zurückgekehrten Mitarbeiter nach einiger Zeit risikieren, arbeitslos zu werden, denn laut den Arbeitgebern habe eine Neuverteilung der Aufgaben stattgefunden oder die Arbeitnehmer würden den neuen Anforderungen in der Firma nicht mehr gerecht. Obwohl die Mehrheit der Arbeitgeber und der kinderlosen Mitarbeiter erachtet, dass die Angestellten, die Kinder haben, genau so pünktilich sind und genau so gut arbeiten, empfinden viele trotzdem, dass Arbeitnehmer mit Kindern öfter um Beurlaubung bitten oder in Krankenurlaub gehen.



    Wofür entscheiden sich Mütter angesichts all dieser Anforderungen am Ende des Mutterschaftsurlaubs? Der Soziologe Florian Niţu, einer der Urheber der besagten Studie über die berufliche Wiedereingliederung der Eltern, sagt, dass sehr viele Kinder im Alter zwischen einem und drei Jahren in die Betreung der Gro‎ßeltern gebracht werden:



    Natürlich haben sie ein grö‎ßeres Vertrauen in die Gro‎ßeltern. Meistens gewährleisten die Gro‎ßeltern eine viel bessere Aufsicht der Kinder, als es die Krippenbetreuerin tun würde, aber dort wäre der Bildungsteil viel umfangreicher als bei den Gro‎ßeltern. Zur Zeit setzen Eltern viel auf Bildung.“



    Gerade aus diesem Grund werden bei Kindern ab drei Jahren die Gro‎ßeltern häufig durch den Kindergarten ersetzt. Soziologe Florian Niţu:



    Die Studie hat die Tatsache zum Vorschein gebracht, dass Eltern, besonders Mütter, der Meinung sind, dass der Kindergarten zur Entwicklung der Kinder beiträgt. Oft lernen Kinder dort eine Fremdsprache oder wie man einen Füller in der Hand hält und wie man damit auf dem Papier spielt. Ihnen werden Lieder, Gedichte und Tänze beigebracht, sie lernen Kontakte zu knüpfen. Diese Sachen haben eine gro‎ßen Wert. Das Vertrauen in die Kinderbetreuungsdienste hängt von der Art der Anstalt ab. Das Vertrauen in die staatlichen Kindergärten ist hoch. Rund 80% der befragten Eltern vertrauen den staatlichen Kindergärten. Was Privatkindergärten anbelangt, liegt der Vertrauensgrad der Eltern bei 50%. Das öffentliche System wird geschätzt. Es herrscht au‎ßerdem ein beträchtlicher Unterschied zwischen Kindergärten und Krippen. Krippen erfreuen sich nicht des Vertrauens der Eltern. Deshalb ist die Zahl der Kinder, die in Krippen eingeschrieben werden, recht klein.“



    Damit sowohl die Krippen als auch die Kindergärten des öffentlichen Systems die Bildungsanforderungen der Eltern erfüllen, hat das Ministerium für Arbeit, Familie, Sozialsicherheit und Senioren mithilfe einer Finanzierung des europäischen POSDRU-Programms und der Partner von Global Commercium“ das Projekt Echilibru. Familie şi carieră“ (Gleichgewicht. Familie und Karriere“) umgesetzt. Ziel des besagten Projekts ist, das Familienleben mit dem Berufsleben zu versöhnen. Das Projekt besteht aus mehreren Teilen: die Erarbeitung der bereits erwähnten soziologischen Studie, die Gründung eines Trainernetzwerks, das im Nachhinein bei der Schulung der Kinderfrauen in verschiedenen Städten sowie der Erzieherinnen in den zwei Exzellenzzentren beitragen werden, die im Rahmen des Projekts in Bukarest und Braşov gegründet worden sind. Diese Zentren kommen, um die bereits existierenden, unausreichenden Krippen und Kindergärten zu unterstützen. Au‎ßerdem, da es sich um ein Pilotprojekt handelt, können die Behörden die Vorgänge leichter überwachen. Emanuela Manea, Projektkoordinatorin von Seiten des Arbeitsministeriums:



    Wir haben durch das laufende Projekt versucht, diese Zentren zu eröffnen, um zu erkennen, welche finanzielle und rechtliche Probleme auftauchen, wenn Lokalbehörden versuchen, solche Anstalten instandzusetzen. Wir haben Strukturfonds bezogen, um diese zu modernisieren und kindergerecht einzurichten.“



    Au‎ßerdem haben die Kleinen beispielsweise im Exzellenzzentrum Prâslea“ eine erweiterte Familie, wie wir von der Erzieherin Marilena Balacciu erfahren:



    Auch wenn ich erst seit eineinhalb Monaten hier bin, habe ich wunderbare Dinge, emotional betrachtet, vollbracht. Sie wissen ja, dass aller Anfang schwer ist, sowohl für uns Lehrkräftem als auch für die Kinder und Eltern. Ich habe es aber geschafft, mich diesen Kindern zu nähern.“



    Gleichzeitig bietet man den Kindern eine altersgerechte Erziehung. Antoaneta, die Mutter eines Kindes im Vorschulalter kann zuhause eine solche Erziehung nicht bieten.



    Das kommt dem Kind zugute, und ich freue mich darüber, denn es lernt hier viel mehr als zuhause. Mit mir gemeinsam möchte der Junge diese Dinge nicht lernen. Es ist viel besser. Man stellt eine Änderung fest. Früher machte er sich lustig, er zeichente komisches Zeug. Heute wetteifert er mit seiner gro‎ßen Schwester, wer besser lernt.“



    Crina hat ihren Sohn bis ins Alter von fünf Jahren hinein zuhause behalten. Er wurde bis dahin von den Gro‎ßeltern betreut. Ab diesem Jahr geht er in die Vorschulklasse. Warum?



    Wir wollten ihn schneller in den Kindergarten bringen, aber die Oma wollte es nicht. Schlie‎ßlich haben wir es geschafft, sie zu überreden, sich auszuruhen. Für ihn ist es besser im Kindergarten. Er schläft nun nachmittags. Er lernt mehr, ist aufmerksamer. Er ist entzückt!“



    Die Behörden werden mit der Notwendigkeit konfrontiert, die Steigerung der Bevölkerungszahl zu stimulieren, aber auch mit der Wiedereingliederung der Mütter in das Berufsleben. Somit müssen sie Ma‎ßnahmen fördern, die das Elternleben mit dem Berufsleben in Gleichgewicht bringen. Das versucht auch das Projekt Echilibru. Familie şi carieră“ — Gleichgewicht. Familie und Karriere“.



    Audiobeitrag hören:




  • Bettelkinder in Rumänien

    Bettelkinder in Rumänien

    Man kann sie auf den überfüllten Sta‎ßen im Zentrum der Hauptstadt, um die Bahnhöfe herum und bei den Supermarkteingängen sehen. Ihrem biologischen Alter nach sind sie Kinder, aber ihre Lebenserfahrung übertrifft oft jene vieler Erwachsener. Es sind die Bettlerkinder, die man in Rumänien in gro‎ßer Anzahl trifft. Was bringt diese Kinder dazu, zu betteln, sei es bei eisiger Kälte oder bei Hitze, gekleidet in Lumpen, wenn sie normalerweise den Schutz eines liebenden Heimes genie‎ßen müssten? Auf diese Frage versuchten der Verband Kindertelefon“, der Landesverband zur Bekämpfung des Menschenhandels und das Institut für Untersuchung und Vorbeugung der Kriminalität eine Antwort zu liefern.



    Das Projekt mit dem Namen Wo beginnt die Bettelei und wo hört die Kindheit auf?“, das von der französischen Botschaft finanziert wird, hatte die Ursachenerkennung für Jugendbettlerei als Ziel und die Identifizierung der Vorbeugungsmethoden der Ausweitung dieses Phänomens. Die Untersuchung bezüglich der Ursachen der Bettlerei beinhaltet Meinungen der Lokalbehörden über das Phänomen und soll keine statistische Studie darstellen. Dennoch sagt diese viel über die Betrachtungsweise des Phänomens aus, so Chekommissar Constantin Stroescu:



    Was die Ursachen der Bettelei bei Kindern anbelangt sei laut Behörden die Armut der Hauptgrund. Diese galt zu 85,4% als Auslöser für die Bettelei. Die anderen Ursachen sind das negative Umfeld in der Familie, die mangelnde Betreuung, die Anstiftung des Kindes zum Betteln durch die Eltern oder die Tatenlosigkeit der Schule und der Lokalbehörden. Wenn wir über die Nutznie‎ßer der Gewinne sprechen, die die Kinder aus der Bettelei erzielen, meinen die Lokalbehörden, dass diese in erster Linie ihre Familien sind. Dann kommen andere Personen, die die Kinder zum Betteln zwingen. Ganz am Ende ziehen die Kinder selbst Nutzen aus dieser Beschäftigung. Auf die Frage, woher die Bettelkinder stammen, antworteten die meisten Befragten, dass diese zu 75% Familien mit materiellen Schwierigkeiten angehören. Dann kommen Familien, in denen Alkoholmissbrauch zum Problem geworden ist, Familien, die von Hausgewalt gekennzeichnet sind oder die sich nicht um die Kinder kümmern.“



    Was die Zahl der bettelnden Kinder angeht, ist diese schwer abzuschätzen. Aber, wie Philippe Gustin, Frankreichs Botschafter in Bukarest, mit Bezug auf die 200 rumänischen Minderjährige, die in Paris betteln, sagt, seien nicht die Zahlen wichtig, sondern eher das Phänomen selbst. Ein einziges Kind, das bettelt, ist schon eines zu viel. Folglich ist 200 eine riesige Zahl“, so der Botschafter.



    Die Kinder-Hotline, die unter der Nummer 116.111 erreichbar ist , wurde gegründet, um den Kindern eine Möglichkeit zu bieten, gehört zu werden. Sogar die Idee des Projekts Wo beginnt die Bettelei und wo hört die Kindheit auf?“ wurde von Kindern ins Leben gerufen, die bei 116.111 angerufen haben. Cătălina Florea, Exekutivleiterin des Verbandes Kindertelefon“:



    Hinsichtlich der Zahl solcher Fälle, die beim Kindertelefon gemeldet wurden, gibt es sehr viele. Deshalb haben wir begonnen zu handeln, denn für uns am anderen Ende der Leitung ist es frustrierend, solche Fälle aufzunehmen und zu erfahren, dass die Gesetzgebung eigentlich nicht mehr erlaubt, als das, was bereits getan wird und zwar dass diese Kinder von mobilen Teams von der Stra‎ße weggenommen werden.“



    Die bettelnden Kinder werden von den Anstalten für Kinderschutz identifiziert, übernommen und im Notverfahren in Heime untergebracht. Dort bleiben sie aber nicht lange, wei‎ß Cătălina Florea:



    Am nächsten Tag sind sie kraft des Gesetzes wieder auf den Stra‎ßen. Die Sozialämter behaupten, sie hätten nicht das Recht, einen Minderjährigen zwangseinzuweisen. Ihm steht es also frei, aus diesem Heim weg zu gehen, wann immer er möchte. Wenn er immer wieder auf der Stra‎ße gefunden wird, haben wir es offensichtlich mit einem Problem zu tun. Das Problem ist nicht beim Kind, denn es ist nicht von allein auf die Stra‎ße gegangen. Deshalb sprechen wir auch über die Bestrafung der Eltern. Aus diesem Gesichtspunkt gibt es Gesetzeslücken.“



    Was ist unter diesen Umständen zu tun, damit sich dieses Phänomen nicht noch mehr ausweitet? Eine Lösung wäre, die Kinder in der Schule über die Ursachen des besagten Phänomens zu unterrichten. Au‎ßerdem müsste man ihnen beibringen, ihre Rechte zu verteidigen und Nein“ zu sagen, wenn sie zum Betteln gezwungen werden. Cătălina Florea, Exekutivleiterin des Verbandes Kindertelefon“:



    Wir sprechen über erzieherische Aktivitäten, die wir im September dieses Jahres unter den Kindern verstärken werden. Es ist notwendig, dass die Lehrkräfte diese erzieherischen Aktivitäten auch veranstalten. Zumindest während der Klassenstunden könnten solche Aktivitäten veranstaltet werden. Es ist wichtig, dass es eindeutige Sanktionen gegen die Eltern gibt, die ihre Kinder zum Betteln anstiften. Ich spreche nicht nur über Geldstrafen, sondern über mehr. Ein Kind zum Betteln zu veranlassen, müsste meiner Meinung nach mit einer Freiheitsstrafe geahndet werden. Solange diese Familien davon leben und die finanziellen Ressourcen der Familien durch die Ausbeutung der Kinder erwirtschaftet werden, verdienen es die jeweiligen Eltern, hinter Gitter zu gelangen.“



    Dem Innenminister zufolge sehe des neue Strafrecht, das im Februar 2014 in Kraft treten soll, ernste Strafen für den Elternteil oder für den Vormund vor, der ein bettelndes Kind in seiner Betreuung hat. Die Behörden hoffen somit, die Bettelei der Jugendlichen einzudämmen.



    Audiobeitrag hören:





  • Das Kinderschutzprogramm „Wir wachsen zusammen“

    Das Kinderschutzprogramm „Wir wachsen zusammen“

    Die Anzahl der Kinder, die in Rumänien nur von einem Elternteil oder von anderen Familienangehörigen gro‎ßgezogen werden, weil die Eltern im Ausland arbeiten, ist sehr hoch und nicht genau bekannt. Laut einem Bericht der rumänischen Kinderschutzbehörde, der Ende 2012 veröffentlicht wurde, waren bei den Sozialschutzbehörden 79.901 Kinder angemeldet, deren Eltern im Ausland arbeiteten.



    41% dieser Kinder lebten ohne ihre Eltern; in 22.993 Fällen waren beide Eltern im Ausland, und in 9.991 Fällen arbeitete ein Elternteil im Ausland. Diese hohen Zahlen entsprechen aber nicht genau der Realität; mehrere Studien haben erwiesen, da‎ß die offiziellen Angaben nur einen Teil der wirklichen Dimension dieses Phänomens widerspiegeln.



    Ein neuer Schritt zum Unterstützen der Kinder, die sich in dieser schwierigen Lage befinden, wurde mit Hilfe der Organisation Rettet die Kinder Rumänien“ unternommen, durch das Projekt Wir wachsen zusammen“. Über die Ziele dieses Programms spricht die Exekutivpräsidentin der Organisation Rettet die Kinder“, Gabriela Alexandrescu:



    Das Ziel unseres Programms ist, da‎ß wir zusammen die besten Möglichkeiten finden, um die Kinder, deren Eltern im Ausland arbeiten, zu schützen. Wir möchten komplexe Dienstleistungen als Unterstützung für diese Kinder entwickeln. Wir wollen den Kindern Nachhilfeuntericht anbieten, ihnen helfen, ihre Hausaufgaben zu machen, überhaupt alle Aufgaben, die die Schule an sie stellt, zu bewältigen. Ohne die entsprechende Unterstüzung, ohne Elternschutz schafft es ein Kind nicht, sich gut für die Schule vorzubereiten. Mit Computerausrüstungen und Internetverbindungen ermöglichen wir den Kindern die ständige Kommunikation mit ihren Eltern, die im Ausland arbeiten. Wir unterstützen auch die Familienangehörigen, welche die in Rumänien gebliebenen Kinder gro‎ßziehen — viele dieser Familienmitglieder sind die Gro‎ßeltern oder andere Verwandte, die nicht immer darauf vorbereitet sind, sich um heranwachsende Kinder, um Teenagers zu kümmern. Für uns ist besonders wichtig, da‎ß die Behörden sich auch daran beteiligen, so da‎ß wir mit gutem Beispiel vorangehen. Solche Kinder, die ohne Eltern gro‎ßwerden müssen, findet man überall in Rumänien.“



    Das Projekt Wir wachsen zusammen“ konkretisierte sich durch das Starten mehrerer Programme mit dem Titel Schule nach der Schule“ in 14 Landkreisen Rumäniens. Solche Zentren gibt es in Piteşti, Landkreis Argeş, Braşov, Bukarest, Reşiţa, Mangalia, Târgovişte, Craiova, Lupeni und Petrila, Landkreis Hunedoara, Iaşi, Sighişoara, Piatra Neamţ, Suceava und Negreşti, Landkreis Vaslui.



    Von 2010 bis 2012 beteiligten sich 2080 Kinder an diesem Programm; in 785 Fällen arbeitete die Mutter im Ausland, und in 876 Fällen der Vater. In 419 Fällen arbeiteten beide Eltern im Ausland. All diese Kinder erhielten zusätzliche Ausbildungshilfe und beteiligten sich an Freizeitaktivitäten wie Ausflügen, Wanderungen, Besichtigungen von Museen und anderen touristischen Sehenswürdigkeiten. Die Vertreter der Kinder haben monatlich an Informationstreffen sowie an sozialen und psychologischen Beratungen teilgenommen. Die zuständigen Behörden haben schnell verstanden, da‎ß es noch viel zu tun gibt; dazu die Inspekteurin im Bildungsministerium Cătălina Chendea:



    Besonders wichtig waren uns die Treffen und Beratungen mit den Familienangehörigen, die sich zu Hause um die Kinder kümmern. Es handelt sich um Vorbereitungstreffen, denn sehr oft sind die Verwandten überfordert. Einerseits versuchen wir, bessere Beziehungen zwischen den Kindern und ihren sog. ‚neuen Eltern‘ zustandezubringen, und andererseits ermuntern wir die Kinder, einen engen Kontakt mit ihren im Ausland arbeitenden Eltern zu pflegen. Die in Rumänien gebliebenen Kinder müssen verstehen, da‎ß ihre Eltern nicht für immer weg sind, da‎ß sie nicht verlassen wurden, sondern da‎ß ihre Eltern nach einer gewissen Zeit nach Hause zurückkehren werden. Abgesehen davon organisieren wir auch spezielle Aktivitäten au‎ßerhalb der Schule, wodurch die Kinder ein besseres Selbstvertrauen aufbauen und mehr Vertrauen zu ihrer Familie gewinnen.“



    Die Kinder, deren Eltern im Ausland arbeiten, werden manchmal als privilegiert angesehen, weil sie des öfteren schöne Geschenke bekommen — die Kehrseite der Medaille ist aber die Tatsache, da‎ß diese Kinder meistens ohne den Schutz eines richtigen Zuhause aufwachsen müssen. Daniela Ganu ist die Gro‎ßmutter eines Mädchens, dessen Vater im Ausland arbeitet. Oma und Mutter kümmern sich um die Kleine, die am Projekt Wir wachsen zusammen“ beteiligt ist. Es gibt aber auch Kinder, die eine solche Chance nicht bekommen haben. Daniela Ganu:



    Des öfteren bemerkte ich, als ich die Kleine von der Schule holte, da‎ß es auch Kinder gibt, die verwahrlosen, wenn ihre Eltern im Ausland arbeiten. Kinder, die keine gute Kleidung haben, die nicht korrekt ernährt werden. Die Kleinen bekommen blo‎ß ein Brötchen und etwas Milch in der Schule. Mit dem Programm »Wir wachsen zusammen« ist auch eine warme Mahlzeit in der Schule vorgesehen, und das ist gut so. Als Gro‎ßmutter habe ich aber sehr wohl bemerkt, da‎ß es sehr viele Sozialfälle gibt, Familien, wo beide Eltern im Ausland arbeiten und vier oder fünf Kinder bei einer alten, gebrechlichen Oma geblieben sind. Oder bei einem Onkel oder einer Tante, die selbst arbeiten gehen und sich nicht um die Kinder kümmern können, so da‎ß die Kleinen bis spät in der Nacht auf der Stra‎ße spielen. Es wäre nicht schlecht, wenn man in diesem Programm eine Art Tagesheim für Kinder einbauen könnte und für die Sozialfälle sogar ein Internat, wo die Kinder den ganzen Tag lang unter Aufsicht bleiben. Es gibt Kinder, die nicht einmal einen Platz zum Schlafen haben; ich selbst sah so ein Kind, das hungrig, schlecht gekleidet und barfu‎ß auf der Stra‎ße hockte.“



    Es besteht kein Zweifel, da‎ß solche Programme notwendig und nützlich sind. Noch ein Beweis kommt von einer bedürftigen Oma, die alleine vier Enkelkinder gro‎ßziehen mu‎ß. Vera Limbei:



    Ich mu‎ß mich alleine um meine vier Enkelkinder kümmern. Ihre Eltern arbeiten im Ausland, um Geld für ein eigenes Haus zu sparen. Wir leben alle in einer Einzimmer-Mietwohnung. Die Kinder sind zwischen 5 und 7 Jahre alt, der Älteste geht in die erste Klasse, die Zwillinge sind 6 Jahre alt und gehen in die Vorschule, und die Jüngste ist noch im Kindergarten. Ohne dieses Programm hätte ich es nicht geschafft!“



    Bei den Kindern, die an Programmen dieser Art teilnehmen, merkt man schon in den ersten Monaten eine Verbesserung der Kommunikation, die Steigerung des Selbstvertrauens und bessere Leistungen in der Schule. Das Programm Wir wachsen zusammen“ hatte 565 ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich intensiv um die Kinder kümmerten. 2013 werden mehr als 1.000 Kinder landesweit an den Aktivitäten dieses Programms teilnehmen.



  • Spieltherapie – ein Programm für behinderte Kinder

    Spieltherapie – ein Programm für behinderte Kinder

    Wie man wei‎ß, ist das Spielen besonders wichtig für die soziale, emotionelle, physiche und kognitive Entwicklung des Kindes. Während des Spielens verwendet das Kind all seine Sinne, und deshalb ist das Spielen die erste Etappe des Lernens und der kreativen Beschäftigung. Bei ihren Spielerlebnissen erwerben die Kleinen neue Fähigkeiten, sie entwickeln Beobachtungssinn, Konzentration, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Einbildungskraft, logisches Denken und künstlerischen Geist. Je älter das Kind wird, desto komplexer und phantasievoller wird auch sein Spielen — dadurch übt und erweitert das wachsende Kind seine besonderen Begabungen.



    In Rumänien läuft seit fast drei Jahren ein Projekt mit dem Titel Wir wollen die Schule wiederentdecken“, das sich an behinderte Kinder richtet und das Risiko des vorzeitigen Schulabbruchs vermindern sollte. Hauptansatz des Projekts ist das Spielen, aber es gibt auch eine Neuigkeit. Projektmanagerin Daniela Vişoianu bringt weitere Details:



    Das Neue an diesem Projekt ist die Zusammenarbeit mit dem Paar Kind-Elternteil. Wir arbeiten immer mit dem Kind und einem Elternteil zusammen, und das Projekt enthält mehrere Etappen. Erstens arbeiten wir mit Erwachsenen, die wir als Schulvermittler ausbilden. Diese Schulvermittler werden später als Vertreter der Schule oder anderer Sozialeinrichtungen mit den behinderten Kindern und ihren Eltern zusammenarbeiten. Nachdem die Schulvermittler den ersten Teil des Ausbildungskurses absolvieren (das ist der Akkreditierungsteil), verpflichten sie sich dazu, als Teil unserer Vereinbarung, im Rahmen einer Praktikumswoche mit einer Gruppe von Kindern zusammenzuarbeiten.“



    Workshops mit behinderten Kindern oder Aktivitäten mit deren Eltern sind keine Neuigkeit in Rumänien. Der Vorteil des neuen Projekts ist aber die Zusammenarbeit mit den Kindern und ihren Eltern im Rahmen desselben Workshops. Daniela Vişoianu dazu:



    Hauptziel des Workshops ist, da‎ß die Eltern sich dem Interesse des Kindes unterordnen. Das bedeutet, da‎ß das Kind selbst über das Spiel entscheidet. Das Kind sollte dem Vater oder der Mutter sagen ‚wir wollen dies oder das malen‘ oder ‚hilf mir, dies und das zu tun‘. Praktisch ist das ein Umdrehen der Kräfte beim Spielen. Das Kind hat immer den Eindruck, da‎ß es genau das tut, was es gerade möchte. Ein solcher Eindruck oder ein solches Gefühl ist besonders wichtig bei behinderten Kindern und vor allem bei deren Eltern, die ständig unter gro‎ßem Druck stehen. Das Spielen wird auch für die Eltern zur Therapiemethode. Am wichtigsten in diesem Projekt ist, da‎ß wir psychologische Beratung für Eltern leisten, und da‎ß wir Eltern von Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen zusammenbringen. Bei unseren verschiedenen Workshops kommen Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen zusammen, lernen einander kennen und erkennen, da‎ß sie gewisse Ausgleichsmöglichkeiten haben. Jedes behinderte Kind entdeckt, da‎ß es als Kompensation über verschiedene Fähigkeiten und Begabungen verfügt, die ihm helfen, in gewissen Situationen besser durchzukommen als andere Kinder mit anderen Behinderungen. Das Kind lernt, das auszunutzen, was er gut kann, und seine speziellen Fähigkeiten einzusetzen, um weiterzukommen.“



    Ende Juni gab es einen Bonus für die Projektteilnehmer: Sie konnten mit der britischen Therapeutin Eunice Stragg zusammenarbeiten, einer erfahrenen Psychoterapeutin, die seit mehr als 26 Jahren in diesem Bereich arbeitet und sich in Play Therapy und Sandplay Therapy (Spieltherapie und Sandkastentherapie) spezialisiert hat. Im zweiten Teil des Workshops erklärte die britische Psychotherapeutin die Vorteile der Spieltherapie für alle Teilnehmer des Programms Wir wollen die Schule wiederentdecken“ — Kinder, Eltern, Psychologen, Schulvermittler usw.



    Die wichtigste Zielsetzung dieser Therapieform ist die Lösung der emotionellen Schwierigkeiten und der Verhaltensprobleme — dazu gehört auch eine bessere Kommunikation zwischen Eltern und Kindern. Weitere Ziele sind die Verbesserung des Verbalausdrucks, der Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und der Kontrolle von Impulsen; ferner die Entwicklung von Methoden zur Lösung der Angstzustände und der Frustration, die Stärkung des Vertrauens und das Aufbauen von Beziehungen zu anderen Menschen. Um diese Ziele zu erreichen, stützt sich der Therapeut auf die kognitiven Entwicklung, die jede Etappe der emotionellen Entwicklung des Kindes charakterisiert, sowie auf altersspezifische Konflikte.



    Eine weitere Neuigkeit in einem Projekt dieser Art ist auch die Idee, eine gewisse Unabhängigkeit des behinderten Kindes gegenüber seine Eltern zu schaffen. Erneut Daniela Vişoianu mit Einzelheiten:



    Wir haben uns vorgenommen, den Kindern mehr Spielraum zu lassen. Die Eltern müssen verstehen, da‎ß sie nicht ihr ganzes Leben um das behinderte Kind gestalten sollen. Wenn ein Elternteil vor einer solchen Herausforderung steht, nämlich ein behindertes Kind gro‎ßzuziehen, organisiert er sein Leben neu, er konzentriert sich ausschlie‎ßlich auf das Kind. So vergehen vielleicht 10 bis 20 Jahre, und unsere grö‎ßte Befürchtung ist, da‎ß die Eltern auch eine psychologische Behinderung bei ihren Kindern verursachen. Wenn die Eltern ständig über ihre Aufopferung sprechen, werden sie ihre behinderten Kinder unter zusätzlichen Druck setzen.“



    Bis jetzt haben etwa 800 Familien aus dem Süden Rumäniens an dem Projekt Wir wollen die Schule wiederentdecken“ teilgenommen. In Zukunft sollte das Projekt erweitert werden und landesweit laufen.