Tag: Erziehung

  • Corona: Private Initiative startet Informationskarawane

    Corona: Private Initiative startet Informationskarawane


    In Rumänien ist die Zahl der Menschen, die sich gegen Corona impfen lassen, in den letzten Tagen im Vergleich zu den letzten Wochen etwas zurückgegangen. Über 6,6 Millionen Menschen wurden bisher vollständig geimpft. Um die Corona-Schutzimpfungen voranzutreiben, verlie‎ß die erste Karawane, die der öffentlichen Gesundheitserziehung gewidmet ist, am Donnerstag die Landeshauptstadt Bukarest. In den nächsten Tagen haben die Menschen in den Landkreisen Dolj, Olt und Argeș im Süden des Landes die Möglichkeit, ihre Bedenken auf Informationsveranstaltungen über Bedeutung, Notwendigkeit und Vorteile der Corona-Schutzimpfung zu klären. Die Menschen können mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen und Medizinern aus den lokalen Gemeinschaften diskutieren. Diese Initiative ist Teil einer breit angelegten Kommunikationskampagne mit dem suggestiven Titel Menschen wie ich“, die von der rumänischen Wirtschaft getragen wird.



    Die Initiative ergänzt die Bemühungen der nationalen und lokalen Behörden, das Bewusstsein und die Verantwortung für die Impfung gegen das Corona-Virus zu stärken. Bislang haben sich 25 Unternehmen aus verschiedenen Bereichen — Gesundheitswesen, Finanzen, IT, Energie, Landwirtschaft, Einzelhandel, Verkehr, Produktion, Bauwesen, Immobilien — dafür eingesetzt. Der Vorsitzende des Nationalen Impfkomitees, Militärarzt Valeriu Gheorghiță, sagte, dass jeder der oder jede die will, nach einer Beratung mit den Medizinern, sich in der Karawane impfen lassen kann. Er erklärte, dass die Impfung die beste Möglichkeit ist, das Risiko zu verringern, schwer zu erkranken, im Krankenhaus eingewiesen zu werden und schlimmstenfalls sein Leben zu verlieren. Wir befinden uns im Krieg. Auch wenn wir den Feind nicht mit blo‎ßem Auge sehen, sehen wir, wie viel Schaden er anrichten kann. Dieser Feind ist das Virus. Aber wir haben eine Waffe zur Hand, den Impfstoff. Einige wissen bereits, wie man diese Waffe einsetzt. Es gibt viele Menschen, die noch zögern, die Angst haben, diese Waffe einzusetzen. Wir verstehen das, und deshalb sind wir hier, um den Menschen zu erklären, wie der Impfstoff wirkt und warum sie sich impfen lassen sollten“, sagte Valeriu Gheorghiță. Er wies darauf hin, dass sich der Impfunwille täglich in der gro‎ßen Zahl von Menschen niederschlägt, die an den Folgen einer Infektion mit dem Corona-Virus sterben.




    Diese ist nicht die einzige Initiative, die sich für die Impfung einsetzt. In der westrumänischen Stadt Timișoara beschloss ein Team von Intensivmedizinern des dortigen Victor-Babes-Krankenhauses, eine Impfkampagne von Haus zu Haus und auf den Stra‎ßen der Stadt durchzuführen. Es möchte den Menschen erklären, warum die Schutzimpfung wichtig ist und warum sie auch als Geimpfte alle Corona-Einschränkungen und Vorschriften beachten müssen. Seit dem Ausbruch der Gesundheitskrise in Rumänien sind über 50.000 Menschen mit oder an Corona gestorben.

  • Mütter im Kindesalter: ein Teufelskreis, der sich reproduziert

    Mütter im Kindesalter: ein Teufelskreis, der sich reproduziert




    Rumänien belegt EU-weit den ersten Platz in der Zahl der minderjährigen Mütter im Verhältnis zur weiblichen Gesamtbevölkerung. Gabriela Alexandrescu, geschäftsführende Leiterin der NGO Save The Children“ kennt die Hintergründe, die dazu geführt haben:



    EU-weit sind fast ein Viertel aller Mütter im Teenie-Alter in Rumänien zu finden, genauer gesagt 23% der Mütter, die unter 19 Jahre alt, also nicht volljährig sind. Mehr noch: Rumänien belegt den ersten Platz in der EU, was die Zahl der Mütter im zarten Alter von unter 15 Jahren anbelangt, und den zweiten Platz — nach Bulgarien –, was Mütter unter 19 Jahren betrifft. Allein auf Rumänien heruntergebrochen, werden 10% aller Geburten bei Müttern im Teenager-Alter verzeichnet. Viele dieser werdenden Mütter stammen aus Ortschaften, wo es überhaupt keine oder nur wenige Familienärzte gibt. Die Mädchen greifen während der Schwangerschaft oft auf Selbstmedikation, also auf Selbstbehandlung mit Medikamenten zurück, gehen nicht zum Arzt, um sich untersuchen zu lassen, oder machen einen Arzttermin erst dann aus, wenn es Komplikationen gibt oder wenn sich ihr Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert. »Save The Children« hat sich hier aktiv eingebracht und wir helfen den werdenden Müttern und ihren Kindern im Rahmen von vier unterschiedlichen Programmen. Erstens geht es um die zeitgemä‎ße technische Ausrüstung der Entbindungskliniken, der Sektionen für Pädiatrie und Neugeborene in Krankenhäusern; zweitens geht es um die Bildung von Hilfsnetzwerken für junge Mütter und ihren Nachwuchs im ländlichen Milieu; drittens organisieren wir Fortbildungskurse für Berufshelfer, in erster Linie für medizinische Teams, die mit minderjährigen Schwangeren und Müttern arbeiten; und viertens entwickeln wir Programme für die Gesundheitserziehung, wir fördern Forschungsprogramme und veranstalten Debatten mit Experten und Behörden, um bei Bedarf eine Änderung der Sozialpolitik und der Gesetzeslage zu bewirken. Bislang haben wir mit mehr als 65.000 schwangeren Mädchen unter 15 Jahren gearbeitet, und man sieht schon die Früchte dieser Arbeit. Wir gehen jedes Jahr auf 46 Gemeinden zu, dabei haben wir gemischte Teams aus medizinischen Assistenten, Sozialhelfern und Psychologen im Einsatz, die die Realitäten vor Ort und die Bedürfnisse der jungen Mütter und ihrer Kinder kennen.“




    Das Phänomen der Schwangerschaft in äu‎ßerst jungen Jahren sei jedoch auch sozial — innerhalb der Familie — von Generation zu Generation übertragbar, sagt Oana Motea, Gesundheitsexpertin bei UNICEF Rumänien:



    Die Schlussfolgerung des Anfang des Jahres veröffentlichten UNICEF-Berichts ist klipp und klar: Schwangerschaften bei Teenie-Müttern im Alter von über 15 Jahren könnten durch Erziehung und Familienplanung im sozialen Umfeld der jungen Frauen und Männer vermieden werden. Das Phänomen der Schwangerschaft in viel zu jungen Jahren ist ein zyklisches und wiederholt sich oft in derselben Familie, es springt von Generation auf Generation über und reproduziert somit auch die prekäre wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche Lage der Familie. Der Staat hat seine Rolle in der Familienplanung der jungen Generationen und in der Prävention von Schwangerschaften bei Minderjährigen komplett verkannt. Wir brauchen hier gut aufeinander abgestimmte Staatstätigkeiten für Reproduktionsgesundheit und öffentliche Kampagnen für die Sensibilisierung der Gemeinschaften, die an die Psyche und emotionale Welt der Teenager angepasst sind.“




    Mütter im Kindesalter oder Kinder, die Kinder kriegen — so werden in Rumänien die jüngsten Mütter genannt. Die Daten über Rumänien aus dem UNICEF-Bericht seien schockierend, führt die Gesundheitsexpertin Oana Motea weiter aus:



    2019 wurden mehr als 16.600 Schwangerschaften bei Teenagern registriert. Das war zwar eine Abnahme um 9% im Vergleich zu 2018, doch zugleich wurde eine 11-prozentige Zunahme der Schwangerschaften im Alter von unter 15 Jahren in den Regionen Nordwesten und Nordosten verzeichnet. Diese Zahlen zeigen deutlich, wie weit verbreitet dieses Phänomen ist und wie wichtig Erziehungsma‎ßnahmen für alle Teenager sind, die auf ihre Kommunikationskanäle und ihre Bedürfnisse abgestimmt sind.“




    Doch wie kann man das Problem der ungewollten Schwangerschaften in jungem Alter angehen? Gabriela Alexandrescu von Save The Children“ glaubt, nur mehr Arztpraxen und gezielte Programme im ländlichen Milieu könnten das Problem lindern:



    Wir haben unlängst zusammen mit den Behörden eine Studie über Frauen im Teenager-Alter aus benachteiligten Milieus durchgeführt. Wir haben 46 Gemeinschaften in der Zeitspanne Juli–August 2021 unter die Lupe genommen, und die Ergebnisse sind erschreckend: Es gibt gravierende Mängel in der gesundheitlichen Versorgung der werdenden und jungen Mütter. In ländlichen und benachteiligten Gemeinden liegt das Durchschnittsalter der ersten Geburt bei 16 Jahren und drei Monaten. Wenn noch mehr Kinder hinzukommen, so ist das Durchschnittsalter bei der zweiten Geburt 18 Jahre und ein Monat; bei der Geburt des dritten Kindes sind diese Frauen im Schnitt 19 Jahre und fünf Monate alt. 40% der schwangeren Teenager und jungen Mütter haben sich nie ärztlich untersuchen lassen, entweder weil es keine Gesundheitseinrichtung im Ort gibt oder weil sie sich eine Untersuchung finanziell nicht leisten können. 87% der Teenager in diesen Milieus kennen keine Verhütungsmethoden, 72% der jungen Mütter berichten, dass sie in äu‎ßerst bescheidenen Verhältnissen wohnen — in einem oder höchstens zwei Räumen, oft zusammen mit Personen aus anderen Familien. 55% der Befragten sagten auch, dass ihr Einkommen nicht einmal für die Grundbedürfnisse ausreiche und dass sie daher auf das Kindergeld angewiesen seien. Es gibt sogar junge Frauen, die knapp vor dem 25. Lebensjahr das fünfte Kind gebären. Das ist eine äu‎ßerst besorgniserregende Situation.“




    Die NGO Save The Children“ hat ihre Tätigkeit auch auf die Moldaurepublik ausgeweitet und hofft auf denselben Erfolg der Kampagnen auch im Nachbarland, sagt die geschäftsführende Vorsitzende Gabriela Alexandrescu:



    Wir wollen unser Erfolgsmodell in Rumänien auch auf die Moldaurepublik übertragen, wo wir mit dem Verein »Gesundheit für Jugendliche« sowie mit dem Info- und Dokumentationszentrum für Kinderrechte in der Hauptstadt Chișinău zusammenarbeiten. Beginnend mit diesem Jahr werden wir integrierte Gemeinschaftsprogramme in 16 Landkreisen Rumäniens und 15 Rayons in der Moldaurepublik durchführen. Dieses Vorgehen ist auch in weitergehender Hinsicht von Bedeutung für die Gesundheit der Frauen im Teenager-Alter. Es ist bekannt, dass Schwangerschaft in sehr jungen Jahren mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist — sie kann zu hohem Blutdruck, Anämie, Frühgeburt, postnataler Depression oder untergewichtigen Babys führen. Hinzu erhöht eine verfrühte Mutterschaft das Risiko des Schulabbruchs, des Abdriftens in Armut und der Übertragbarkeit dieser Lebensweise auf künftige Generationen. Aus diesem Grund stehen unsere Experten und Berater in ländlichen und benachteiligten Gemeinschaften in ständigem Kontakt sowohl zu den Teenagern als auch zu deren Familien. Es ist sehr wichtig, mit diesen jungen Frauen unmittelbar zu kommunizieren.“

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    Die 2017 erschienene und immer mehr verbreitete Deep-Fake-Technologie kann nämlich völlig fiktive Fotos überzeugend von Null auf erstellen, sie kann Tonaufnahmen abrufen, um Stimmen von Persönlichkeiten zu klonen — sogenannte Stimmen-Skins, die z.B. in verschiedenen Betrugsfällen verwendet werden. Gefakte Videoaufnahmen zeigen Promis vor mehr oder weniger kompromittierenden erfundenen Kulissen. Im Kern wird eine Technik der Synthese von Bildern und Tönen zur Erstellung von Inhalten eingesetzt. Die Fakes zeigen Wirkung: Die britische Tochtergesellschaft eines deutschen Energiekonzerns hat nach einem Telefonanruf, bei dem ein Betrüger die Stimme des deutschen Geschäftsführers imitierte, rund 200 000 Pfund auf ein ungarisches Bankkonto überwiesen. Eine weitere berühmte Video-Fälschung lässt den Unternehmer Elon Musk ankündigen, dass Tesla die Produktion von fliegenden Autos aufnehmen wird. In manchen Situationen kann die Deepfake-Technologie Spa‎ß machen — man kann zum Beispiel sein Bild einfügen, um zu einer Figur in einem Animationsfilm zu werden. Oder sie kann nützlich sein, wie im Fall des Salvador-Dalí-Museums in Florida, das mit Hilfe einer fortschrittlichen Face-Shifting-Technologie den Meister des Surrealismus“ zum Leben erweckt, indem es seine Kunst zeigt und Selfies des Künstlers mit den Besuchern ermöglicht.



    Doch die Bedrohung ist echt. Manche Videos sind deep-gefakte Pornos, in denen die Protagonisten eingebaut werden. Branchenexperten glauben, dass bald praktisch jeder ohne gro‎ße Fähigkeiten in der Lage sein wird, aus Rache einen Deepfake zu machen. Deepfakes sind sicherlich eine Herausforderung unserer Zeit — sie sind immer noch Fakenews, aber auf einem viel fortgeschritteneren Niveau. Sie gehen einher mit der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Fakenews sind nichts Neues, aber die Werkzeuge, die uns zur Verfügung stehen, verändern sich, und auch die Geschwindigkeit, mit der sich bestimmte Phänomene verbreiten, wird höher sagt Dragoș Stanca, ein Unternehmer aus den Bereichen Digitales, Technologie, Marketing und Medien, der kürzlich zum Präsidenten des rumänischen Medienauflagenbüros (BRAT) gewählt wurde. Auf Einladung von Radio Rumänien sprach Stanca über die Bedeutung gesunder Information in der digitalen Umgebung. Er zeigt aber auch auf die Jagd nach Publikum. Wir bewegen uns in eine falsche Richtung, wenn nur die quantitative Messung der Nutzung von Internetseiten, des in der Stra‎ßenwerbung erreichten Publikums, der Leser von Zeitungen und Zeitschriften, der Hörer von Radiosendern und der TV-Zuschauer als Ma‎ßstab gilt: Digitale Medien und Medien im Allgemeinen können sich in verschiedenen Formen ausdrücken — professionelle, durch Regeln geprüfte und und wertvolle Inhalte sind extrem wichtig“, meint Stanca. Er hofft auf eine immer intensivere Diskussion in einer Gesellschaft, die zunehmend ihren Blick dafür verliert, was Nachrichten eigentlich bedeuten, wer das Recht hat, Nachrichten auszusenden und den Verdienst für Wahrheit, Lüge oder Manipulation zu kassieren.



    Die Generalversammlung des BRAT — einer Vereinigung, die die Mediennutzung misst, hat unter Federführung von Dragoș Stanca ein Projekt angesto‎ßen: verantwortungsvolle Werbung in vertrauenswürdigen Medien: So wie wir darauf achten, unsere Kinder zu erziehen, die Stra‎ße nur bei Grün zu überqueren und sich links und rechts zu vergewissern, dass kein Auto kommt, müssen wir damit beginnen, sie über die Gefahren aufzuklären, die im Medienraum auf sie lauern. Die Wahrheit beginnt leider im digitalen Raum, aber auch im Rundfunk, optional zu werden.“ Solange das Medien-Ökosystem nur von quantitativen Ma‎ßstäben reguliert wird, wird das noch zunehmen, befürchtet Stanca. Ihm zufolge seien wir verpflichtet, uns mit diesem umfangreichen, komplizierten und heiklen Thema auseinanderzusetzen — die Analogie mit dem Verkehr ist leicht gefunden: So wie es keine Verkehrsregeln gab, als das Auto erfunden wurde, und viele Menschen starben, bevor Regeln aufgestellt wurden, die heute banal erscheinen, wie z.B. die Vorfahrt, so müssen wir im digitalen Bereich Regeln aufstellen. Alles wird noch komplizierter durch diese Deepfakes, die eine völlig synthetische Realität erzeugen. Im Grunde können wir nicht mehr sagen, ob eine Rede, die wir auf YouTube oder an irgendeiner anderen Stelle im Netz sehen, auch wirklich die ist, die sie zu sein vorgibt. So wie wir Kindern beibringen, ihre Finger nicht in die Steckdosen zu stecken, sollten wir ihnen auch beibringen, wie sie sich online vor Leuten schützen können, die ihre Bankkartendaten stehlen wollen, vor Leuten, die ihr Leben zerstören wollen, vor Leuten, die sie falsch informieren wollen. Wir müssen ihnen erklären, sagt Stanca, was Clickbait ist, was Fakenews sind, wie man sie erkennt, wie man eine Bildersuche in Google startet, um herauszufinden, ob das Foto, das man sieht, existiert oder nicht oder ob es echt ist, ob das Foto noch nicht veröffentlicht wurde oder aus einem anderen Kontext stammt. Es gibt bestimmte Dinge, die meiner Meinung nach in den Lehrplan und in alle Diskussionen im Bildungsbereich aufgenommen werden sollten“, findet Dragoș Stanca.



    Audiobeitrag hören:



  • Eurostat: Rumänen gehören zu den leidenschaftlichsten Bergwanderern Europas

    Eurostat: Rumänen gehören zu den leidenschaftlichsten Bergwanderern Europas

    Die Karpaten bieten Resorts, Ruheplätze und Berghütten in Senken, am Fu‎ße der Berge oder auf dem Gipfel, Entspannung für alle, die körperliche Anstrengung mit der Entspannung verbinden möchten. Das ist der Grund, warum gerade im Sommer, aber auch im Winter, die Bergpfade von vielen Wanderern und Kletterern durchkämmt werden. Die meisten jedoch die Wildheit vor, zum Nachteil des Komforts, den Hotels oder Pensionen bieten. Zu den begeisterten Bergwanderern gehört auch Ilinca Stoenică, zugelassene Bergführerin, Absolventin der Fakultät für Tourismusgeographie. In der Online-Community der Gleichgesinnten ist sie als Munțomama“ (Bergmama“) bekannt, nach dem Namen des Blogs, den sie seit vielen Jahren betreibt. Als Mutter von drei Jungen, von denen der kleinste noch ein Baby ist, flö‎ßte Ilinca ihren Kindern von klein auf die Liebe zum Wandern ein. Genauso ist auch sie aufgewachsen. Deshalb wei‎ß sie, wie wichtig es ist, sich von Kindheit auf mit den Bergen anzufreunden. Das ist auch Teil ihres erzieherischen Vorhabens auf ihrem Blog. Ilinca Stoenică:



    Ein Kind sollte anfangen, in die Natur raus zu gehen, vielleicht nicht unbedingt von Geburt an mit seinen Eltern die Berge zu besteigen. Dies bedeutet nicht, dass Eltern ihr neugeborenes Baby in gefährliche Bereiche bringen oder Gefahren aussetzen müssen, aber Ausflüge in die Natur kann man in jedem Alter machen. Was die Erziehung angeht, da kenne ich keine bessere oder selbstverständlichere Schule als die Natur. Nicht nur für die körperliche Entwicklung ist diese von wesentlicher Bedeutung, obwohl jeder in Bezug auf die Natur an Bewegung, körperliche Verfassung und Gesundheit denkt. Das ist auch wichtig, aber in der Natur entwickelt man eine Menge kognitiver und emotionaler Eigenschaften: kognitive, weil man mit vielen Problemen konfrontiert wird, die man selbst lösen muss, man muss improvisieren, was viele Kinder noch nicht können, aber auch emotionale, denn dadurch steigt die Strapazierfähigkeit und die Fähigkeit, mit anderen Freundschaften zu schlie‎ßen. Man sagt ohnehin, dass Freundschaften, die in den Bergen geschlossen werden, ein Leben lang bestehen bleiben.“




    In Rumänien aber handelt es sich bei den meisten Initiativen zur bergbezogenen Erziehung, wie sie Ilinca ihren Kindern zugutekommen lässt, um private Initiativen.



    Derzeit gibt es in Rumänien keine kohärente Bildungspolitik zur Naturerziehung. Es gibt kleine private Initiativen wie meine und andere. Es gibt nicht viele. Es gab Diskussionen, an denen sowohl Bergbegeisterte als auch Lehrer teilgenommen haben, über die Einführung eines Schulfaches namens »Erziehung in der Natur«. Aber alles blieb im Raum hängen, weil der Lehrplan ohnehin sehr belastend ist, und für eine neue Disziplin braucht man qualifizierte Lehrer. Aber wer bildet sie aus und wer bereitet sie vor? Es ist ein Teufelskreis. Aber zumindest in der Woche »Die Schule anders« kann man Wichtiges in der Natur unternehmen, was für Kinder von Bedeutung ist.“




    Unter diesen Umständen hat das europäische Statistikamt Eurostat Ende letzten Jahres eine erfreuliche, aber etwas überraschende Rangliste veröffentlicht: Die Slowaken und die Rumänen sind die leidenschaftlichsten Bergwanderer unter den Bürgern der EU-Mitgliedstaaten. Im Jahr 2016 waren die Berge einer der Hauptanziehungspunkte für 13% der Privatreisen von EU-Bürgern. Am leidenschaftlichsten waren die Bürger der Slowakei. 25% ihrer Reisen waren mit einem Ausflug in die Berge verbunden. Dann folgen die Rumänen — 24% ihrer Reisen gingen in die Berge. An folgenden Stellen standen die Bürger Frankreichs und Italiens mit jeweils 19%. Ilinca Stoenică glaubt, das für diese Rangliste einige Nuancen erforderlich sind.



    Ich kann keinen Bezug zu der Realität vor Ort finden. Es gibt zwei Aspekte. Erstens hat die Anzahl der Wanderer in den Bergen offensichtlich deutlich zugenommen. Darüber hinaus hat man begonnen, geführte Wanderungen zu veranstalten. Somit ist der Appetit auf Wanderungen in der Natur gestiegen. Das Angebot an angemessener Ausrüstung ist heute viel breiter. Zu der Zeit, als ich mit dem Bergbesteigen anfing, war es schwieriger als jetzt, hochwertige technische Ausrüstung zu bekommen. Ich spreche einschlie‎ßlich über wasserdichte Jacken von guter Qualität. Jetzt gibt es dieses Problem nicht mehr.“




    Gerade wegen des erhöhten Interesses an Bergwanderungen lohnt es sich, dieses Thema genauer zu erforschen, glaubt Ilinca Stoenică.



    In Rumänien gibt es keine zentralisierten Statistiken, was Bergtourismus anbelangt. Bergtourismus als solches ist in Statistiken sehr schwer zu erfassen, da Touristen, die auf Bergwanderungen gehen, dies selbstständig tun. Sie kommen selber für den Transport auf, haben ihr eigenes Zelt, und deshalb ist es sehr schwer, sie zu erfassen. Wenn sie nicht in einer Unterkunftsanlage übernachten, die Statistiken erstellt und weiterleitet, wenn sie nicht in einen Nationalpark oder ein Schutzgebiet gelangen, in dem Eintrittskarten verkauft werden, werden sie in keine Statistiken eingetragen. Tatsächlich gibt es eine Menge Leute, die aus diesen Statistiken völlig herausfallen. Meiner Meinung nach stammen viele der hier enthaltenen Zahlen von den Unterkünften, wo beispielsweise die Skifahrer im Winter übernachten, und beziehen sich auf die Anzahl der Übernachtungen oder die Anzahl der gebuchten Betten durch Urlauber, die sich in den Skigebieten aufhalten. In der Tat muss man unterscheiden, ob man einfach mal ins Gebirge fährt oder ob man die Berge auch tatsächlich besteigt. Die Rangliste ist für uns sehr ehrenhaft und ich möchte ihre Bedeutung nicht herunterspielen. Aber auf Ebene der Berufsverbände wie die Rumänische Gesellschaft der Bergleader und Bergführer versucht man, andere Statistiken zu erstellen, die näher an der Realität liegen, obwohl es schwierig ist, alle Personen, die selbstständig den Berg besteigen, in einer Statistik zu erfassen.“




    Nicht nur Rumänen wandern in den rumänischen Karpaten, sondern auch viele Ausländer, darunter auch Slowaken, die Spitzenreiter in der Rangliste der Bergliebhaber. Ilinca Stoenică:



    Im Sommer grü‎ßt man einander auf dem Bergkamm im Făgăraş-Gebirge nicht einmal mehr auf Rumänisch. Drei Viertel der Leute, denen man dort begegnet, sind Ausländer und stammen aus Nachbarländern. Es sind viele Tschechen, Slowaken und Polen, die zu uns kommen, weil Rumänien etwas noch zu bieten hat: die wilde Natur. Die Wanderrouten sind die meiste Zeit nicht gesperrt, und man kann sein Zelt recht nach Belieben aufstellen, mit Ausnahme der Schutzgebiete, in denen Einschränkungen gelten.“




    Bis zur Erstellung von genaueren Statistiken und zur Entwicklung der bergbezogenen Erziehung steht es den Rumänen und Ausländern frei, die Wildnis der Karpaten zu genie‎ßen, aber auch zu schützen.

  • Nachrichten 13.10.2018

    Nachrichten 13.10.2018

    Am Samstag hat in Rumänien die größte EU-weite Simulation einer Intervention im Falle eines starken Erdbebens angefangen. Laut der Übung SEISM 2018“ intervenieren die Behörden nach einem Erdbeben mit einer Stärke von 7,5 auf der Richterskala, gefolgt von mehreren Nachbeben. Die Übung dauert bis zum 18. Oktober. Fünf Tage lang werden verschiedene Situationen simuliert, sowohl am Tage als auch in der Nacht, bei denen auch internationale Strukturen intervenieren. Es verden verschüttete Verletzte von den Trümmern verborgen, Einsatzwagen werden mit Blaulicht und Folgetonhorn fahren, Rettungsflugzeuge aus dem Ausland werden beim Transport von Verletzten helfen. An der Übung SEISM 2018“ beteiligen sich Beobachter von der Europäischen Kommission, von der Koordinationsstelle der Vereinigten Staaten für Katastrophenhilfe, von der Weltgesundheitsorganisation und der NATO, sowie zahlreiche ausländische Journalisten. Laut dem Nationalen Institut für Physik der Erde gibt es in Rumänien sechs wichtige erdbebengefährdete Zonen; die Region mit den meisten Erdbeben ist Vrancea, im Karpatenbogen. In den letzten 200 Jahren gab es in Rumänien sieben Erdbeben mit einer Stärke von über 7 Grad auf der Richterskala, zuletzt im Jahr 1986. Die schlimmsten Erdbebenkatastrophen in Rumänien waren in den Jahren 1940 und 1977, mit jeweils mehr als 2.500 Toten und 15.000 Verletzten. Bei dem Erdbeben von 1977 wurden in Rumänien etwa 35.000 Gebäuden zerstört. Im Falle eines starken Erdbebens könnten in Bukarest fast 4.000 Häuser abstürzen.



    Rumänien riskiert, die nächsten Generationen zu Armut zu verurteilen, weil es nicht in Gesundheit und Erziehung investiert, warnt die Weltbank. Laut einer Studie mit dem Titel Index des Humankapitals“ liegt das Rating Rumäniens bei 0,6, so die Weltbank. Die Neugeborenen von heute werden als Erwachsene lediglich eine Produktivität von 60% haben, von dem was sie erreichen könnten, wenn sie bessere Dienstleistungen im Gesundheits- und Erziehungsbereich bekommen würden. Ferner zeigt die Studie, dass von den heutigen 15-jährigen Jugendlichen in Rumänien nur 87% ein Alter von 60 Jahren erreichen werden, im Vergleich mit 91% in Kroatien und 95% in Schweden. Im Index des Humankapitals“ der Weltbak liegt Rumänien hinter anderen Staaten, die viel kleineren Einkommen pro Einwohner haben, zum Beispiel die Ukraine, Albanien und Georgien.



    An diesem Wochenende findet in der rumänischen Hauptstadt der Internationale Marathonlauf von Bukarest statt. Der Bukarester Marathon wird seit 11 Jahren veranstaltet, um in der rumänischen Hauptstadt einen aktiven, gesunden Lebensstil zu fördern. Am Samstag gab es Laufwettbewerbe für Kinder und Jugendliche und am Sonntag finden der klassishe Marathon von 42 Km, der Halbmarathon und der Staffellauf statt. An der diesjährigen Auflage des Marathonlaufes in Bukarest beteiligen sich etwa 19.000 Teilnehmer aus über 70 Ländern.



    SPORT: Der rumänische Schwimmer Daniel Martin hat bei den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires die Silbermedaille im 200-Meter-Rückenschwimmen gewonnen. Nach der Silbermedaille im 100-Meter-Rücken ist das die zweite Medaille des rumänischen Schwimmers. Bei der Jugend-Olympia in Buenos Aires belegte Rumänien am Freitag abend den 9. Platz, mit 8 Medaillen: 2 Gold-, 3 Silber- und 3 Bronzemedaillen. Die Mannschaft Rumäniens besteht aus 34 Sportlern, 21 Mädchen und 13 Jungs, die in 14 Sportdisziplinen um Medaillen kämpfen.

  • Erziehung in Umweltschutz: Die Recycling-Patrouille

    Erziehung in Umweltschutz: Die Recycling-Patrouille

    Die Recycling-Patrouille, ein nationales Umwelterziehungs- und Abfallentsorgungsprogramm hat dieses Jahr ihre siebte Auflage erreicht. In jeder Schule, die sich im Herbst für dieses Programm anmeldet, bilden sich Teams von 20-25 Schülern, die von einem Lehrer koordiniert werden. Während des Schuljahres organisieren diese Patrouillen verschiedene Aktivitäten, durch die die Schüler versuchen, Menschen in ihrer Gemeinde davon zu überzeugen, Elektroschrott zu sammeln.



    Auch dieses Jahr nehmen die Schulen in Bukarest, die an diesem Programm teilnehmen, die Reihe der wöchentlichen Aktionen der Umweltverantwortung wieder auf. So werden über 80 Kindergärten, Schulen und Hochschulen in der Hauptstadt in ihrer Nachbarschaft Informationen verteilen und die Menschen auffordern, Elektrogeräte zu recyceln. Sie werden Informationsmaterial an Einwohner, Unternehmen, Institutionen und Organisationen verteilen, damit sie dem Programm beitreten und Elektroabfall zu den Schulen bringen. Im vergangenen Jahr wurden so über 100 Tonnen Elektroschrott gesammelt. Dank dieser Mobilisierung haben die Teams aus Bukarest das Finale der Ausgabe 2016–2017 erreicht.



    Dieses Jahr hat die Bukarester Patrouille die Chance, eine der nationalen Auszeichnungen dieser Ausgabe zu gewinnen, wenn sie von Bürgern, Unternehmen und Institutionen unterstützt wird. Weitere Informationen erhalten wir von Ada Lungu, PR-Beauftragte des Programms Recycling-Patrouille:



    Im Jahr 2011 wurde dieses Programm ins Leben gerufen, das Schulen und Kindergärten aus dem ganzen Land umfasst, und nun, in diesem Frühjahr, sind die Teams in Bukarest ihren Nachbarn zu Hilfe gekommen, die eine verantwortungsvolle Geste gegenüber der Umwelt machen wollen und Elektroschrott richtig entsorgen möchten. So werden jede Woche, vom 16. März bis Ende Mai, Freitag und Samstag, einige Schulen für die Bürger von Bukarest geöffnet, die Elektrogeräte haben, die sie nicht mehr benutzen und auf diese Weise loswerden wollen. Sie können auf der Website patruladereciclare.ro erfahren, welche Schulen jedes Wochenende ihre Türen öffnen, um die elektrischen Abfälle der Nachbarn zu übernehmen. Wir haben sie ‚Fans‘ genannt, weil wir eine Nationalmannschaft haben und jedes Team nur durch die Unterstützung seiner Fans erfolgreich ist. Die Fans sind praktisch Bürger oder Unternehmen, Institutionen, Organisationen, die alte defekte Elektrogeräte besitzen und diese dem Recycling- Programm übergeben. Wir laden die Bevölkerung ein, die kaputten Geräte in die Schule zu bringen. Die Kinder freuen sich sehr, dass sie Unterstützung in der Bevölkerung haben. Aber manchmal ist es schwer, Gro‎ßgeräte (Kühlschränke, Waschmaschinen, Computer, Fernseher) zu bringen. Deswegen gibt es die Hotline 0800444800 oder ein Online-Formular auf der Website patruladereciclare.ro, wo die Abholung dieser beantragt werden kann. So können auch Unternehmen und Institutionen die Aktion der Recycling-Patrouille in Bukarest unterstützen, indem sie defekte Elektrogeräte verschrotten.“




    Bisher haben über 100.000 Schüler und 3.500 Lehrer den Recycling-Gedanken gefördert. Dank ihnen wurden in den sieben Jahren dieses Programms mehr als 2,6 Millionen Kilo Elektroschrott in Rumänien recycelt. In den europäischen Rankings steht Rumänien bei der Sammlung von Elektroschrott dennoch weit hinten. Vier Kilogramm Elektroabfall pro Person sollen in einem Jahr gemä‎ß EU-Vorschriften gesammelt werden. Zurzeit sind die Schüler aus den Schulen Rumäniens diejenigen, die sich verpflichtet haben, etwas in dieser Hinsicht zu tun.

  • Dokumentarfilmfestival fokussiert auf Justiz, Erziehung, Protestkultur

    Dokumentarfilmfestival fokussiert auf Justiz, Erziehung, Protestkultur

    Vom 16. bis 25. März läuft in Bukarest die 11. Auflage des Dokumentarfilmfestivals One World Romania“ zum Thema Menschenrechte. 10 Tage lang werden in acht Sälen in der Bukarester Stadtmitte neue Dokumentarfilme aus aller Welt vorgeführt. Auch bei der diesjährigen Auflage fokussiert das Festival One World Romania“ auf brisante Themen. Die Arbeitsweise der Justiz, die Modernisierung der Erziehungsmethoden, die Umgestaltung der Familie nach neuen Kriterien der Gegenwart gehören zu den Themen, die oft in den rumänischen und internationalen Medien zur Debatte stehen. In diesem Sinne werden im Rahmen des diesjährigen Festivals One World Romania“ diese wichtigen Themen in speziellen Sektionen behandelt. Mehr dazu von Alexandru Solomon, Direktor des Festivals One World Romania“:



    Diese Themen sind sowohl in Rumänien als auch weltweit höchst aktuell. Das Thema Justiz zum Beispiel; es wird so viel darüber geredet, dass es vielen langweilig wurde. Und doch hat dieses Thema nichts an Brisanz verloren, die Lage wurde mit jedem Tag akuter. Nach so vielen Diskussionen und Debatten dachten wir, die Situation hätte sich wieder gelegt, aber das war keineswegs der Fall. Es scheint, dass der Begriff ‚Rechtsstaat‘ in Rumänien weiterhin für Ärger sorgt. Auch die Diskussionen über Gender, Antirassismus und LGBTQ-Gerechtigkeit (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Queer) wurden immer aktueller in der rumänischen Gesellschaft. In den letzten Monaten gab es mehrere Vorfälle in Rumänien, bei denen fundamentalistische Gruppierungen versucht haben, das Vorführen von Filmen zum Thema LGBTQ-Gerechtigkeit zu verhindern. Zum Thema Erziehung und deren Bedeutung in der rumänischen Gesellschaft gibt es auch viel zu diskutieren. Es ist schon klar: Wir müssen mit der Erziehung anfangen, die Erziehung muss eine wichtigere Rolle in unserem Leben spielen, sonst werden wir nichts erreichen.“




    Die 11. Auflage des Internationalen Festival für Dokumentarfilme zum Thema Menschenrechte One World Romania“ hat eine Sektion mit der Bezeichnung Memoria arhivelor de film“ — Gedächtnis der Filmarchive“. Zweck dieser Sektion ist, verschiedene historische Ereignisse und Phänomene ans Licht zu bringen, um die Nuancen der Gegenwart besser zu konturieren. Seit seiner Gründung bemüht sich der Verband One World Romania“, die Dokumentarfilme des ehemaligen staatlichen Studios Alexandru Sahia“ zu retten und dem Publikum vorzuführen. Dazu Andrei Rus, Ko-Direktor des Festivals:



    Es geht dabei um ein breitangelegtes Projekt. Die Sektion »Gedächtnis der Filmarchive« hat einen besonderen Bezug zur diesjährigen Auflage des Festivals »One World Romania«. Wir wollten zeigen, wie die Vergangenheit die Gegenwart und auch die Zukunft beeinflusst. Grundlegend bei der Gestaltung der Sektion »Gedächtnis der Filmarchive« war auch das 100-Jahre-Jubiläum seit dem Entstehen des modernen Rumänien, aber wir wollten keine Feierlichkeiten veranstalten, sondern unseren Zuschauern die Realität präsentieren. »Get real!« (»Zurück zur Realität!«) ist auch der Slogan der diesjährigen Festivalauflage. Auch in anderen Sektionen werden mit Hilfe der vorgeführten Dokumentarfilmegewisse Aspekte der Vergangenheit und deren Einfluss auf die Gegenwart in Frage gestellt. Eine besonders interessante Sektion trägt den Namen »Trecutul prezent« (»Die gegenwärtige Vergangenheit«) und präsentiert 10 Dokumentarfilme aus aller Welt über brisante Themen wie zum Beispiel den Einfluss des Kommunismus und Faschismus auf die Gesellschaft.“




    Eine weitere Sektion der 11. Auflage des Internationalen Festivals für Dokumentarfilme zum Thema Menschenrechte One World Romania“ hei‎ßt Cultura Protestului“ (Protestkultur“); darin werden 5 Dokumentarfilme über verschiedene Protestformen in verschiedenen Ländern gezeigt: Kambodscha (Primăvara cambodgiană — A Cambodian Spring“), Israel (Înainte ca tălpile mele să atingă pământul — Before My Feet Touch the Ground“), Frankreich (Adunarea – L’assemblée“), USA (În stradă — Whose Streets?“) und Rumänien (Portavoce — Megaphone“). Mehr dazu von Alexandru Solomon, Direktor des Festivals One World Romania“:



    Auch wenn sie in den letzten Jahren ziemlich stark waren, stecken jetzt die Stra‎ßenproteste in Rumänien in einer Sackgasse, weil sie eine klare Richtung brauchen. Ich fand es interessant, die Protestkultur zur Debatte zu bringen, und zwar durch Filme, die aus ganz verschiedenen Kulturen der Welt stammen, von Kambodscha bis Rumänien. Bei der jetzigen Auflage von »One World Romania« wollen wir sehen, was die verschiedenen Protestformen bewirkt haben, ob man dadurch einen anderen politischen Diskurs erreicht hat. In diesem Sinne werden wir eine Dokumentation aus Hong Kong vorführen; es geht dabei um Stra‎ßenproteste, die nach und nach zur Gründung einer organisierten politischen Bewegung führten. Ferner wollten wir die Protestaktionen aus einer historischen Perspektive betrachten, wir fokussierten auf das Jahr 1968, mit Dokumentarfilmen über die Proteste der 1960er und 1970er Jahre in Frankreich, Italien und der Tschechoslowakei.“




    1968: După 50 de ani“ (1968: 50 Jahre danach“) ist eine Sektion des Festivals One World Romania“, die an den 50. Jahrestag seit den Studentenprotesten von 1968 erinnern sollte. Diese Studentenbewegungen haben sowohl den Westen als auch den Osten tief geprägt und wichtige Änderungen ermöglicht, sowohl im sozialen Bereich als auch im kollektiven Gedächtnis der neuen Generationen weltweit. Mehr dazu von Andrei Rus, Ko-Direktor des Festivals One World Romania“:



    In der Sektion »1968: 50 Jahre danach« werden wir mehrere Events haben, die mir sehr wichtig sind. Ein Event widmen wir den Studentenbewegungen vor 50 Jahren, die versucht haben, die Welt zu verändern. Wir wollen sehen, wie diese Studentenproteste die gegenwärtige Gesellschaft verändert haben. Dazu veranstalten wir zwei Rundtischgespräche. Das erste findet am Samstag, den 24. März, im Bukarester Kulturhaus ARCUB statt, mit Karel Kovanda, Monika MacDonagh-Pajerová, Protagonisten des Films »Revolte der tschechischen Studenten« der Historikerin Lavinia Betea, und dem Präsidenten des Nationalen Studentenverbands ANSOR, Marius Deaconu. Das zweite Event in der Sektion »1968: 50 Jahre danach« findet am Sonntag, den 25. März, im Französischen Institut Bukarest statt. Der bekannte französische Journalist Bernard Guetta wird über seine persönlichen Erfahrungen im Paris des Jahres 1968 sprechen und erläutern, wie die damaligen Ereignisse die Welt, in der wir leben, beeinflusst haben.“




    Bei der 11. Auflage des Internationalen Festivals für Dokumentarfilme zum Thema Menschenrechte One World Romania“ werden 12 Dokumentarfilme vorgeführt, die in Rumänien produziert oder koproduziert wurden.

  • Abracadabra: Märchen und Kindergeschichten mit Kindern neuerzählt

    Abracadabra: Märchen und Kindergeschichten mit Kindern neuerzählt

    Ich schaff’s, ich bin ein Zauberer“ — das ist das richtige Passwort zur Märchenwelt. Sobald es in die Zauberwelt eintritt, schlüpft das Kind in seine vermutlich erste Rolle hinein, es wird zum Märchenheld“. Dabei handelt es sich um ein innovatives Konzept, dass dieses Jahr das Reifealter erreicht. Die Stiftung Abracadabra, geleitet vom Schauspieler Marian Râlea, startete das Projekt, vor gut 18 Jahren, in Zusammenarbeit mit dem Bukarester Nationaltheater I.L.Caragiale“.



    Wir unterhielten uns über das Projekt mit dem Schauspieler Marian Râlea — dem Magier, so wie er in der Öffentlichkeit häufig genannt wird. Diesen Spitznamen erlangte der beliebte Schauspieler viele Jahre davor, dank der Rolle, die er in einer erfolgreichen Kindersendung hatte:



    Unser Projekt setzt in natürlicher Weise die Kindersendung »Abracadabra« fort, die 10 Jahre lang im Fernsehen lief. »Abracadabra« lie‎ß die Kinder Märchenhelden werden. Schon damals konnte ich bemerken, dass sich die Kinder mehr wünschen als nur zuschauen und zuhören. Kinder wollen mitmachen. Wir dachten, es sei wichtig, dass die Kinder weiter spielen. Die Theaterbühne schien der geeignete Ort zum Weiterspielen. Denn auch die Schauspieler spielen ihre Rollen. 2001 starteten wir das Projekt mit der ersten Begegnung auf der Bühne des Nationaltheaters. Sie fand am Palmsonntag statt. Wir haben extra diesen Feiertag gewählt, der in der rumänischen Kultur sehr wichtig ist. Er kündigt die Ankunft der Frühlings mit Blumen und Sonnenschein und lächelnden Gesichtern an. Wie im Nu sind 18 Jahre vergangen…“




    Kinder im Alter zwischen 4 und 10 Jahren werden auf der Bühne des Nationaltheaters erwartet, um zusammen mit Marian Râlea und seinem Team zu singen, zu tanzen und Spa‎ß zu haben. Im Laufe des Jahres werden alle Kinder der Reihe nach unsterbliche Märchenhelden. Die Schauspieler Marian Râlea, Adina Cristescu und ihre Mitarbeiter planen alles ganz genau. Mehr Einzelheiten dazu bringt Marian Râlea:



    Wir dachten uns für jedes Jahr ein anderes Thema aus — »Spiele der Kindheit«, »Märchen von Mihai Eminescu«, »Märchen von Ion Creangă«. In einem Jahr haben wir sogar Shakespeares Geschichten inszeniert. Im Mittelpunkt waren allerdings fast immer rumänische Märchen und Geschichten, mythologische Figuren der rumänischen Folklore. Im Unterschied zur Universalliteratur sind die Helden in rumänischen Märchen weder so gut, wie sie sich zeigen, noch so böse, wie sie erscheinen mögen. Je nach Jahreszeit haben wir die rumänischen Feier- und Festtage mit den dazugehörenden typischen Gestalten in den Vordergrund gebracht. Dragobete, Baba Dochia — das sind für uns Boten des Frühlings. Dann beginnen die Geschichten, die sich um die Ostertradition drehen, Geschichten über kleine Insekten, die zum Leben erwachen, über Blumen, die nach dem harten Winter wieder zu Leben kommen. Doch das Allerwichtigste ist die Interaktion mit den Kindern, die Tatsache, dass sie mitspielen, sich in der Aufführung einbringen. Die Kinder steigen auf die Bühne und werden zu Märchenhelden. Manchmal kennen sie die Geschichte — das freut uns, denn es hei‎ßt, die Eltern haben sie ihnen vorgelesen –, manchmal wiederum nicht. Die Kinder bekommen immer die positiven Rollen. Wir, die Schauspieler, verkörpern fast immer das Böse. Die Kinder sind immer weder der Märchenprinz oder die Traumprinzessin.“




    Wie in einem Märchen, spärlich verkleidet und lediglich mit ein paar Dingen bewaffnet, lernen die Kinder, ihre Angst zu überwinden und heldenhaft gegen böse Geister und dunkle Mächte vergangener und zeitgenössischer Märchen zu kämpfen. Die Aufführungen sind höchst interaktiv. Der Magier orientiert die Kinder in ihren Rollen, begleitet sie im Laufe der Geschichte. Manchmal spielen mehrere Kinder gleichzeitige die gleiche Rolle, denn es hei‎ßt, in der Märchenwelt sei doch alles erlaubt.



    Seit 18 Jahren ist der Theatersaal des Nationaltheaters jeden Sonntagvormittag proppenvoll. Dennoch kann Marian Râlea nicht genau einschätzen, wie viele Kinder auf die Bühne im Laufe der Zeit gestiegen sind. Ab und zu kommen Jugendliche im Teenager-Alter zur Aufführung und schauen sich nostalgisch die Interaktion auf der Bühne zu. Den Schauspielern fällt es schwer, die ehemaligen Kinder zu erkennen, doch sie stellen mit Genugtuung fest, dass sie eine Spur in ihren Herzen hinterlassen haben. Sie wissen auch nicht, ob irgendein Kind, das mal auf der Bühne war, die Schauspieler-Laufbahn gewählt hat. Dazu Marian Râlea:



    Das war ja auch nicht unser Ziel. Wäre es gewesen, so hätten wir einen Schauspiel-Klub einrichten können. Für uns war aber wichtig, dass sie ihre Angst überwinden, sich mir den eigenen Gefühlen konfrontieren, auf die Bühne steigen und weiter spielen. Denn der Beruf des Kindes ist hauptsächlich das Spiel. Au‎ßerdem wollten wir die vor allem rumänische Märchen und die rumänische Sprache sowie die Interaktion der Kinder fördern.“




    Mit einem Luftballon als Schwert, einem Lappen als Kleid oder als Zaubermantel, einem leeren Eierkarton als Schild engagieren sich die Kinder im Kampf gegen das Böse und verwandeln sich für ein paar Stunden in Märchenhelden. Weder muss man die Rollen im Voraus kennen noch die Geschichte, in der das Kind auftritt. Schauspielerische Begabung ist auch nicht wichtig. Es ist sogar erlaubt, schüchtern zu sein. Auf der Bühne haben alle Kinder Platz. Die Geschichte wird jedes Mal neu geschrieben, spontan, unter der Leitung des Magiers Marian Râlea. Seit 18 Jahren erwartet er jeden Sonntagvormittag die Kinder im Nationaltheater, um zusammen die Märchen jedes Mal neu zu erfinden.

  • Naturclubs für Jugendliche: Umweltbewusstsein ist Erziehungssache

    Naturclubs für Jugendliche: Umweltbewusstsein ist Erziehungssache

    Fünf Schulen in den westrumänischen Landkreisen Caraş-Severin und Hunedoara haben zusammen mit der Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) Rumänien ein informelles Bildungsprogramm in die Wege geleitet, das die Schüler auf die Notwendigkeit des Naturschutzes aufmerksam machen soll. Das besagte Projekt sieht einen Naturclub vor, der die Schüler zu unzähligen angenehmen und anregenden Tätigkeiten einlädt, die die Umwelt schützen und die natürlichen Ressourcen des westrumänischen Banater Berglands bewahren.



    Der Naturclub setzt eigentlich eine Tradition fort, die vor drei Jahren in den südwestlichen Karpaten begann. Fünf Gymnasien aus Reşiţa, Anina, Băile Herculane, Orşova und Lupeni hatten damals ähnliche Clubs gegründet, die die Schüler von den Vorteilen eines Lebens im Einklang mit der Natur bewusst machen und sie davon überreden sollen, sich aktiv für den Schutz der Natur in ihrer unmittelbaren Umgebung zu engagieren. Das Programm, an dem sich Fünftklässler aus jeder teilnehmenden Schule beteiligen, erstreckt sich über zwei Jahre. Cătălina Murariu ist die Koordinatorin des Projektes Bildung für nachhaltige Entwicklung“ im Rahmen der Organisation WWF Rumänien. In einem Interview mit Radio Rumänien äu‎ßerte sie ihren Enthusiasmus, dass die Schüler sich bereit zeigten, sich für den Schutz der Natur und die Bewahrung der natürlichen Ressourcen in ihrem Landkreis zu engagieren:



    Diese Schulen befinden sich im Herzen der Natur, ich bin sehr beeindruckt von dem Engagement der Kinder, die Natur zu schützen, und von der Tatsache, dass sie einsehen, dass ihr Engagement nachhaltige Vorteile bringen kann. Dieses Programm gibt ihnen die Möglichkeit, die Natur um sie herum mit anderen Augen zu sehen. Es handelt sich eigentlich um dieselbe Natur, die sie von jeher kennen, in Mitte derer sie aufgewachsen sind. Jetzt verstehen sie sie aber in der Tiefe und kriegen die Gelegenheit, etwas für sie zu machen. Die Clubs laden eigentlich zu solchen Aktivitäten sowohl Schüler als auch die Lehrkräfte einmal im Monat ein. Sie bereiten aber ein ganzes Jahr lang ein Naturschutzprojekt vor, dass sie dazu veranlasst, die Natur zu lieben. Jeden Monat kommen sie zusammen und sie führen Tätigkeiten informeller Bildung durch, d.h. Lernen durch Spielen, durch direkte Erfahrung und durch Debatten. Diese Art vom Lernen ebnet für sie den Weg zu einem besseren Verstehen der Natur und der Probleme, die es um sie herum gibt. Als nächster Schritt dieses Lernprozesses beginnen sie allmählich ähnliche Projekte selber zu entwickeln. Dafür müssen sie jede Etappe der Entwicklung eines Projektes durchlaufen.“




    Im Banater Bergland, das Gebiet um das Ţarcului-Gebirge, wo diese Clubs für die im Umweltschutz engagierten Schüler gegründet wurden, läuft seit 2012 ein Projekt, das darauf abzielt, die Wisente in die Freiheit zu entlassen. Wie sich die Schüler auch für dieses Projekt engagieren, erfahren wir von der Pressesprecherin der Umweltschutzorganisation WWF Rumänien, Mara Cazacu Minculescu:



    Im Dezember, bei unserem letzten Besuch in der Gegend, konnten wir feststellen, dass sie sehr gut dafür zusammenarbeiten. Es gibt eine gewisse Gruppensolidarität und einen starken Wunsch, für die Natur zu kämpfen. Sie zeigen sich zudem jedes Mal offen für neue Ideen, die wir ihnen vorschlagen. Wir haben auch eine Facebook-Gruppe erstellt, dazu gehören alle Mitglieder der Clubs, die sich für den Umweltschutz einsetzen, wir schicken uns Fotos und jeder teilt seine Erfahrung im Bereich. Wir haben vor, für die Mitglieder anderer Clubs drei Schulausflüge hier vor Ort zu organisieren, damit sie auch de Wisente im Ţarcu-Gebirge sehen können. Solche Ausflüge werden bestimmt allen Kindern den Appetit anregen, die Natur besser zu verstehen. Wir möchten dazu auch Naturwissenschaftler einladen, damit sich die Schüler ein Bild von diesem Bereich machen und die Möglichkeit eines zukünftigen Berufs als Naturwissenschaftler erwägen. Wir möchten auch einen Profifotografen dabei einladen, der ihnen einen Einblick in die Geheimnisse der faszinierenden Naturfotografie verschafft.“




    WWF Rumänien hat zudem vor, ein Netzwerk der Jugendlichen zu schaffen, die sich für den Naturschutz engagieren und die Fähigkeit zeigen, in ihren Gemeinden Entscheidungen zu treffen und die natürlichen Ressourcen des Banater Berglandes zu bewahren.

  • Kanadischer Tauchlehrer setzt sich für saubere Gewässer ein

    Kanadischer Tauchlehrer setzt sich für saubere Gewässer ein

    Das Ehepaar Alberelli lebt derzeit in Bukarest. Vor dem Umzug aus Kanada erwägte der Tauchlehrer Tom Alberelli ganz genau alle Möglichkeiten:



    Ich interessierte mich über die Tauchmöglichkeiten in Rumänien. Der rumänische Markt entwickelt sich, er erfährt viele Änderungen und das Tauchen ist ein relativ neuer Bereich. Ich fand heraus, dass es unwahrscheinliche Möglichkeiten vor Ort gibt. Also beschlossen wir, umzuziehen. Ich bin begeistert von Rumänien. In Kanada und in Nordamerika, wo ich als Tauchlehrer arbeitete, waren 60% der Tauchschüler Männer und 40% Frauen. In Rumänien ist das Verhältnis von 90% zu 10% zugunsten der Männer. Darin liegt ein noch unausgeschöpftes Potenzial. Die Leute stellen sich Rumänien nicht als Tauchreiseziel vor. Wer an Sharm El Sheikh, Jamaika oder Kuba denkt, verbindet diese Reiseziele gleich mit Scuba Diving. Nichtsdestotrotz ist Rumänien ein passender Ort zum Tauchen. Die Bedingungen und Umstände, unter denen hier getaucht wird, sind ähnlich wie die in Kanada im Hinblick auf die Sichtbarkeit oder auf die Saison, in der getaucht werden kann (ab Mai bis September). Die Wassertemperatur, die Möglichkeit, in Salz- oder Sü‎ßwasser zu tauchen — all das ist in Rumänien gegeben. Ich fühle mich herausgefordert, die Leute fürs Tauchen zu interessieren. Mein Tauchkurs legt gro‎ßen Wert auf das Erlebnis an und für sich, auf die Reise, und nicht auf das Reiseziel. Die Kursteilnehmer verbringen einen Tag in einem besonderen Umfeld.“




    Tom Alberelli ist PADI-Mitglied. PADI ist der Berufsverein für Tauchlehrer (Professional Association of Diving Instructors). Er ist der einzige Tauchlehrer, der andere Tauchlehrer in Rumänien ausbilden darf, erzählte er uns. Er fördert gerne den rumänischen Tourismus und meint, Rumänien biete hervorragende Bedingungen für Tauchaktivitäten:



    Rumänien wird allgemein nicht als Tauchreiseziel betrachtet. Doch ich entdeckte mit Begeisterung, dass es hier gute Tauchmöglichkeiten gibt. Hier kann in Salzwasser, im Schwarzen Meer oder in Sü‎ßwasser, in verschiedenen Seen und Flüssen getaucht werden. Seitdem ich in Rumänien lebe, bin ich an mehr an 12 Stellen in unterschiedlichen Regionen Rumäniens getaucht. Die Wrack-Tauchgänge bieten ein besonderes Erlebnis und im Schwarzen Meer gibt es viele Wracks, etwa 20, mit einer Länge von 10 bis 20 m. Ich bin in Constanţa, in der Nähe des Casinos getaucht. Es ist ein sehr günstiger Ort zum Tauchen, da kann man viele Seepferde sehen. Als ich im Roten See oder in der Karibik als Tauchlehrer arbeitete, sah ich einen, vielleicht zwei Seepferde im Jahr. Hier kann man gegen Saisonende 10, sogar 20 Seepferde erblicken. Höchst interessant. Auch im Ferienort Eforie Sud können viele Meereswesen gesehen werden. Vor Kurzem habe ich ein Haifisch erhascht. Er war etwa 1,5 m lang und sehr schön! In Agigea habe ich Delfine gesehen! In Costineşti habe ich Wracktauchen gemacht, es gibt da einen Wrack im Schwarzen Meer. Getaucht bin ich allerdings auch in Neptun, Jupiter, Vama Veche. Aber auch in den Seen Iacobdeal im Landkreis Tulcea sowie im Gebirgssee Bolboci.“




    Die Reinigung von Gewässern, die Beseitigung von Abfällen und Müll aus dem Wasser ist eine gro‎ße Leidenschaft des Tauchlehrers Tom Alberelli:



    Das Problem ist, die Menschen schmei‎ßen Abfälle ins Wasser. Manche absichtlich, manche aus Versehen. Ein Beispiel: Irgendjemand tut etwas in den Müllkorb. Dann weht der Wind und trägt es zum Meer hin. So verschmutzt man unabsichtlich das Meer. Doch manche tun es absichtlich. Zum Beispiel wenn jemand mit einem Boot hinausfährt aufs Meer, eine Zigarette raucht und den Zigarettenstummel ins Wasser schmei‎ßt. Ein Fisch verwechselt den Stummel mit einem Stückchen Nahrung, verschlingt es und stirbt daran. Mein Bestreben ist, die Menschen zu belehren. Ich sage ihnen immer, sie sollen nichts aus dem Meer beseitigen, sei es lebendig oder tot. Eine leere Muschel ist vermutlich das Zuhause eines anderen Meereswesens. Alles hat seinen Grund zum Dasein. Viele Menschen verbringen ihren Urlaub am Meer und wenn sie abreisen, möchten sie ein Andenken mitnehmen. Und sie füllen eine Flasche mit Sand. Doch das ist schädlich für die Umwelt. Die Leute sehen das leider nicht ein. Der Sand saugt die Wellen auf, die den Strand erreichen. Wenn wir ständig Sand vom Strand entfernen, werden die Wellen immer höher sein und schlie‎ßlich wird der Strand überschwemmt. Meinen Schülern bringe ich bei, die Abfälle, sie sie beim Tauchen im Wasser bemerken, aus dem Wasser zu entfernen. Ein Tauchgang, ein Abfall. Letztes Jahr haben wir den See Ciuperca in Tulcea gereinigt. Wir haben fast 250 Kilo Müll entsorgt.“




    Tom Alberelli lebt seit gut 2 Jahren in Rumänien. Und er mag es hier:



    Ich arbeite seit 23 Jahren als Tauchlehrer. In dieser Zwischenzeit habe ich mich in mehr als 14 Ländern zu beruflichen Zwecken aufgehalten. Ich liebe es, neue Erfahrungen zu sammeln und passe mich relativ schnell an neue Kulturen an. Rumänien liebe ich vom ganzen Herzen. Die Menschen sind sehr freundlich und leidenschaftlich, die Kultur ganz vielfältig. Ich liebe die hiesigen Traditionen, die Festtage. In Kanada habe ich niemals etwas Ähnliches erlebt. Und ich liebe das Essen. In diesen 2 Jahren habe ich mindestens 10 Kilo zugenommen. Im Laufe des Winters werde ich Tauchkurse halten. Ich werde zusammen mit den Kursteilnehmern Rumänien neuentdecken. Denn die Leute kennen ihr Land, allerdings aus einem anderen Blickwinkel. Die Unterwasserperspektive ist auf jeden Fall beeindruckend.“

  • Astronomie für Jedermann: Das mobile Planetarium

    Astronomie für Jedermann: Das mobile Planetarium

    In einer Zeit, in der die Raumfahrten das Weltall einer breiteren Öffentlichkeit vermutlich bald zugänglich machen werden, sind auch die Kenntnisse über Planeten immer gefragter. In Rumänien gibt es Planetarien nur in wenigen Städten, deswegen hat die Initiative eines Weltall-Begeisterten, ein mobiles Planetarium einzurichten, landesweit für Enthusiasmus gesorgt. Das Projekt namens Planetariul Mobil Educaţional (das mobile und erzieherische Planetarium) wurde vom Astronomie-Verband Pluto ins Leben gerufen.



    Das mobile Planetarium misst 8 Meter Durchmesser und ist 5 Meter hoch. Die mit Luft aufgeblasene Kugel kann in verschiedenen Räumen aufgestellt werden. Es beherbergt Aufführungen und Vorträge eines Erzählers, der ständig mit den Zuschauern in Kontakt kommt und die faszinierende Geschichte der Sternkonstellationen, Planeten, Galaxien, natürlichen Satelliten, Asteroiden veranschaulicht. Auch anhand der jüngsten Errungenschaften des Menschen in diesem Bereich erkunden die Planetarium-Gäste den Weltraum. Das Projekt sei durch seinen bildlichen, erzieherischen und interaktiven Charakter einzigartig in Rumänien, sagt der Initiator und Koordinator des Projektes, Adrian Filpişan. Was ihn dazu getrieben hat? Der Himmelskunde wird in den rumänischen Schulen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt und die wenigen Unterrichtsstunden zu so einem faszinierenden Thema seien überhaupt nicht attraktiv gestaltet, sagt Adrian Filpişan:



    Der Start ins Abenteuer gilt einem kleinen Planetarium von 5 Metern Durchmesser. Später haben wir ein grö‎ßeres eingerichtet, das mehr Gäste empfangen konnte, und vor drei Jahren haben wir die Reisen mit diesem mobilen Planetarium angefangen. Unsere Gäste sind zum grö‎ßten Teil Kinder mit ihren Eltern. Die Vorträge kreisen jetzt um unterschiedliche Themen, das erste Mal haben wir das Thema angesprochen: »Was machten unsere Urahnen damals abends zu Hause?« Bestimmt guckten sie kein Fernsehen, sondern die Sterne am Himmel mit blo‎ßen Augen. So haben wir die Konstellationen entdeckt. Die Sternkonstellationen sind eigentlich der Einbildungskraft unserer Urahnen zu verdanken. Der nächste Schritt war, auch das Sonnensystem näher kennenzulernen. Das war allerdings Thema unseres zweiten Vortrags über Galileo Galilei und den Roboter Curiosity. Der Vorreiter der modernen Wissenschaft Galileo Galilei hat vor fast 400 Jahren das astronomische Fernrohr entdeckt und war der erste Mensch überhaupt, der ein Fernrohr benutzte, um den Himmel zu beobachten. Die Kinder waren froh, den Italiener Galileo Galiei zu entdecken, ebenfalls zu verstehen, wie das Sonnensystem funktioniert und dass sich die Erde um die Sonne dreht.“




    Die Aufführungen, die im mobilen Planetarium stattfinden, sind durch ihren erzieherischen und interaktiven Charakter einzigartig in Rumänien. Das mobile Planetarium des Verbands Pluto gilt als das erste seiner Art landesweit. Adrian Filpişan kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Es gibt schon ein paar Städte, wo wir traditionsgemä‎ß oft anwesend sind: Cluj (Klausenburg), Timişoara (Temeswar), Iaşi (Jassy), Braşov (Kronstadt), Satu Mare (Sathmar), Râmnicu Vâlcea, Turnu Severin, Oradea (Gro‎ßwardein). Die Dorfkinder haben wir auch nicht vergessen. Das Planetarium kann leicht eingerichtet werden, und in den Dörfern, wo wir waren, wurde es von den Sporthallen der Schulen beherbergt. Die Schüler haben uns jedes Mal mit gro‎ßer Begeisterung empfangen und sie haben auch verstanden, wo der Unterschied zwischen einem Planetarium und einer Sternwarte liegt. 90% der Teilnehmer an unseren Vorträgen und Aufführungen befinden sich aus diesem Anlass zum ersten Mal in einem Planetarium.“




    Wer im mobilen Planetarium eine erstmalige Erfahrung erlebt, will auch viele Fragen stellen, seine Freude frei zum Ausdruck bringen, sich der Schönheit des Weltalls bewusst werden, besonders weil in der letzten Zeit der Astronomie immer mehr Interesse in der Öffentlichkeit geschenkt wird. Das mobile und erzieherische Planetarium schlie‎ßt somit eine Lücke, denn diesem Stoff wird im rumänischen Bildungswesen zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Zudem gebe es zu wenig Planetarien in den rumänischen Gro‎ßstädten, sagt unser Gesprächspartner. In den bereits existierenden Planetarien sind die Vorträge nicht besonders attraktiv gestaltet, die Zuschauer wohnen meistens einem Vortrag bei, der im Vorab aufgenommen wurde, ohne dabei mitzumachen:



    Es gibt in Rumänien zwei bekannte Planetarien, in Baia Mare, also im Norden des Landes, und in der Schwarzmeer-Hafenstadt Constanţa. In der letzten Zeit wurden noch einige kleinere Planetarien gebaut, aber leider haben sie keinen erzieherischen Charakter. Wir bieten eine didaktische und moderne Vermittlung von Informationen, wir verbinden die Aufführung mit dem Vortrag, im Mittelpunkt des Vortrags steht ein Erzähler, der seine Geschichte an die Teilnehmer anpasst. Wir essen kein Popcorn und schauen keine Filme. Ich finde, dass es sehr wichtig ist, das wahre Planetarium zu retten und seine wahre Rolle nicht zu vergessen.“




    Warum ist es wichtig, ein Planetarium zu besuchen? Dazu Adrian Filpişan:



    Die Kinder, die in Gro‎ßstädten wohnen, können heute die Sterne nicht mehr sehen, selbst wenn sie es wünschten, weil es in Gro‎ßstädten in der Nacht künstliches Licht gibt. Zudem muss jeder von uns Sternbilder wie den Gro‎ßen Wagen, den kleinen Wagen sowie den Polarstern kennen und wissen, wie sie aussehen. Warum ist es in Europa kalt und in Australien warm, das ist eine Fangfrage auch für Erwachsene. Ein Planetarium zumindest einmal zu besuchen, ist eine Frage der Bildung und Kultur.“




    Was Adrian Filpişan den Sternfreunden empfiehlt?



    Sich vom Himmel voll mit Sternen nähren lassen, ihren Kindern die Sterne näher bringen, denn dort können sie eine faszinierende Geschichte finden. Jede Gelegenheit in vollen Zügen genie‎ßen, wenn sie die Kassiopeia oder den Mond beobachten können. Auch mit günstigen Fernröhren kann man die Mondkrater sehen. Das können die Eltern ihren Kindern beibringen. Somit werden ihre Kinder zweifellos eine schöne Leidenschaft haben und, warum nicht, diese Leidenschaft kann auch zum Beruf werden. Unser Land braucht sowieso einen zweiten Astronauten. Wir sind stolz auf Dumitru Prunariu, den einzigen rumänischen Weltraumfahrer, der ins Weltall geflogen ist, und ich bin mir sicher, dass jemand hier in Rumänien seinen Erfolg wiederholen wird.“




    Dank des mobilen und erzieherischen Planetariums sind Sterne zum Greifen näher, es bleibt nichts anders übrig, als die Gelegenheit zu nutzen.

  • Projekte zur Ökologisierung der Donau

    Projekte zur Ökologisierung der Donau

    Rumänien wird 20 Milliarden Euro für die Reduzierung der Wasserverschmutzung in der Donauregion investieren — dies gab das Ministerium für Umwelt, Gewässer und Forstwirtschaft bekannt. Mit dem Geld werden moderne Kläranlagen eingerichtet und die diffuse Wasserverschmutzung verringert. Ferner gibt es eine Vereinbarung zwischen dem rumänischen Umweltministerium und der Weltbank über die Erweiterung des Projekts betreffend die Reduzierung der Wasserverschmutzung mit landwirtschaftlichen Abwässern — dadurch werden die Investitionen für die Reduzierung der diffusen Wasserverschmutzung 110 Millionen Euro übersteigen. All diese Bemühungen werden einen beträchtlichen Impact auf die Qualität des Meereswassers haben, vor allem im Nordwesten des Schwarzen Meeres, meinen die Umweltexperten.



    Die NGOs bemühen sich auch um die Reinigung der Gewässer von Abfällen. Das Projekt Let’s do it, Danube“, das schon zum dritten Mal läuft, ist ein Wettbewerb zwischen Schulen in den Donaulandkreisen Rumäniens. Das Projekt richtet sich an die junge Generation und spricht sie auf freundliche, verständliche Weise an. Es gehe dabei um Ressourcen, über die Art und Weise, wie wir diese Ressourcen langfristig verwerten und sparen können, sagte uns Andrei Coşuleanu, Geschäftsführer bei Let’s do it, România“:



    Jedes Jahr sind wir in die Donauregion gereist und haben mit der Bevölkerung gesprochen, wir haben die Leute dazu erzogen, die Umwelt zu schützen und verantwortungsbewusster mit dem Wasser umzugehen. Die Resultate lassen sich sehen: Nur dieses Jahr sind etwa 14.000 Kinder zu unseren Aktivitäten gekommen — das waren Trainings, Aktivitäten zur Umwelterziehung und Workshops zur Wiederverwertung von Abfällen. Die Kinder und Jugendlichen müssen verstehen, dass Abfälle wiederverwertbare Ressourcen sind, und nicht einfach Müll. Zu unseren Kursen sind auch etwa 7.700 Eltern aus der Donauregion gekommen. Wir haben ihnen beigebracht, wie sie zu Hause Abfälle trennen und wiederverwerten können. Im Rahmen unserer praktischen Aktivitäten haben wir Haushaltsabfälle gesammelt, in die Schule gebracht und wiederverwertet. In den Schulen der Donauregion wurden etwa 40 Tonnen Abfälle gesammelt; davon waren 32 Tonnen primäre wiederverwertbare Abfälle und 7 Tonnen elektronische Abfälle und Batterien. Die Abfälle brachten wir zum Recycling. Das sollte man in jeder Gemeinde tun.“




    Die Gewinner des Wettbewerbs Let’s do it, Danube“ werden mit Preisen belohnt, sagte uns Andrei Coşuleanu:



    Bei diesem Wettbewerb haben wir Preise in Wert von etwa 30.000 Euro vergeben — wir haben eine Partnerschaft mit einer Einzelhandelskette in Rumänien. Als gro‎ßer Preis haben wir ein IT-Labor mit Tischen, Stühlen und 30 modernen Computern ausgestattet. Wir haben auch viele Laptops, Tablets, Digitalprojektoren, Kopiergeräte und Papierware als Preise vergeben. Und wir organisierten auch ein Ferienlager mit Kindern aus der Donauregion.“




    Let’s Do It, Danube!“ wird von dem Team Let’s Do It, Romania!“ organisiert und findet in allen rumänischen Donaulandkreisen statt — das sind die Landkreise Caraş–Severin, Mehedinţi, Dolj, Olt, Teleorman, Giurgiu, Călăraşi, Ialomiţa, Brăila, Galaţi, Tulcea und Constanţa. Das Projekt wird vom Ministerium für Umwelt, Gewässer und Forstwirtschaft und von Kaufland Rumänien unterstützt.

  • Familienplanung Fehlanzeige: Schwangerschaft und Abtreibung unter Minderjährigen besorgniserregend

    Familienplanung Fehlanzeige: Schwangerschaft und Abtreibung unter Minderjährigen besorgniserregend

    Fast jedes zehnte Kind wird in Rumänien von einer jugendlichen Mutter im Alter von 15 bis 19 Jahren auf die Welt gebracht. Damit nimmt Rumänien einen der ersten Plätze in der EU in puncto Teenage-Schwangerschaften ein. Unter diesen Umständen muss man sich fragen: Gibt es überhaupt so etwas wie Familienplanung hierzulande?



    Eine Schwangerschaft sollte in der Theorie einen Kinderwunsch erfüllen und zu dem Zeitpunkt erfolgen, wenn die Eltern erwachsen genug sind, um ein Kind gro‎ßziehen zu können. In der Praxis sieht die Lage anders aus: Laut einer UNICEF-Statistik von 2012 gab es in Rumänien die meisten minderjährigen Mütter europaweit. Und eine Studie, die das Nationale Statistikinstitut zwischen Januar 2012 und März 2013 durchgeführt hat, zeigte, dass von etwa 12.000 schwangeren jungen Frauen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren etwa 7.500 sich für eine Abtreibung entschlossen haben. In den letzten Jahren stieg die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Rumänien kontinuierlich, warnen die Frauenärzte. Die Frauenärztin Monica Cârstoiu von der Universitätsklinik Bukarest bringt weitere Details:



    Wie die jüngste UNICEF-Studie zeigte, belegt Rumänien den ersten Platz bei minderjährigen Müttern — durchschnittlich 8.500 pro Jahr. In Rumänien wählen die Frauen am häufigsten die Abtreibung als Verhütungsmethode gegen eine unerwünschte Schwangerschaft, und wir haben uns vorgenommen, diese Situation zu ändern. Es gibt doch viele andere Verhütungsmethoden zum Vermeiden einer unerwünschten Schwangerschaft. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation hat Rumänien die höchste Abtreibungsrate in Europa: 480 Abtreibungen bei 1000 lebend geborenen Kindern.“




    Diese besorgniserregenden Statistiken werden dadurch bestätigt, dass rumänische Frauen nicht regelmä‎ßig zum Frauenarzt gehen. Die Hauptursache dafür ist der Mangel an sexueller Erziehung über die Bedeutung der regelmä‎ßigen Untersuchungen, meinen die Frauenärztin Monica Cârstoiu und ihre Berufskollegen. Dabei fehlt es an mehr als nur an Erziehung über die gesunde Fortpflanzung; in Rumänien gibt es nur wenig Informationen darüber, wie eine moderne Frau über ihren eigenen Körper entscheiden kann. Daniela Drăghici setzt sich für sexuelle Erziehung und Information im Rahmen der Gesellschaft für Feministische Analysen ANA ein:



    Ein gro‎ßes Problem besteht aus der Methode und Möglichkeit, junge Frauen (und nicht nur) darüber zu informieren, dass sie das Recht haben, in voller Kenntnis der gesunden Fortpflanzung über ihren eigenen Körper zu bestimmen. 2003 hatte der rumänische Staat gewisse Fortschritte in diesem Bereich erzielt — es gab ein Zusammenarbeitsprotokoll zwischen dem Gesundheitsministerium, dem Bildungs- und Jugendministerium und der rumänischen Regierung. Besagtes Protokoll sah vor, dass Grundschüler bereits in der zweiten Klasse Sexualerziehung auf dem Stundenplan haben. Diese Initiativen wurden aber nicht verwirklicht — unter anderen haben die amerikanischen Stiftungen, die Fonds dafür angeboten hatten, nach dem EU-Beitritt Rumäniens ihre Finanzierungen zurückgezogen.“




    Im Rahmen dieses leider nicht mehr existierenden Programms wurde sogar ein Lehrbuch für Sexualkunde erarbeitet und von allen beteiligten Ministerien angenommen. Das Lehrbuch war das Resultat einer Zusammenarbeit mit fachkundigen NGOs. Alles war so bedacht worden, damit bei den Stunden für Gesundheit in der Familie“ (das war die offizielle Bezeichnung des neuen Schulfachs) die Empfindlichkeit und das Unbehagen der Beteiligten berücksichtigt werden sollten. Daniela Drăghici dazu:



    Wenn dieses Projekt sehr langsam, mit kleinen Schritten gelaufen wäre, wäre alles stufenweise geschehen, so dass weder die Eltern noch die Kinder sich dadurch gestört oder beängstigt gefühlt hätten. Ferner hätten sich auch die Ärzte für Familienplanung daran beteiligt. Mit externer Finanzierung wurden Ärzte für Allgemeinmedizin im Fach Familienplanung weitergebildet — diese Ärzte sind jetzt Experten für Familienplanung, aber sie können leider ihre Fachkenntnisse nicht voll einsetzen.“




    Eine solche Ärztin ist Iuliana Balteş, stellvertretende Direktorin einer Klinik, wo auch eine Praxis für Familienplanung funktioniert. Es ist eine der weniger noch funktionierenden Stellen für Familienplanung, die von der Verwaltung des 1. Bukarester Bezirks finanziert wurden. Iuliana Balteş spricht über die Folgen der mangelnden Informationen über die gesunde Fortpflanzung:



    Vor einigen Jahren hatten wir ein gesamtes Nationalprogramm zur Familienplanung erarbeitet — alles lief sehr gut, die Abtreibungsrate war gesunken. Das Programm wurde aber gestoppt, und inzwischen gibt es leider immer mehr Abtreibungen und unerwünschte Schwangerschaften bei Teenagers. Finanziell betrachtet wäre es viel günstiger, ein gut strukturiertes nationales Programm zur Familienplanung durchzuführen, als die Folgen der unerwünschten Schwangerschaften oder der Abtreibungen zu behandeln.“




    In den Anfangsjahren der Familienplanung gab es in ganz Rumänien etwa 240 Fachpraxen für Familienplanung. Mit der Zeit wurden die meisten dieser Fachpraxen geschlossen — in Bukarest gibt es nur noch 4 oder 5, und nur wenige Frauen nehmen sie in Anspruch. Warum? Iuliana Balteş antwortet:



    Erstens weil die Frauen keine korrekte Informationen bekommen. In der Regel informieren sie sich gegenseitig, und schlie‎ßlich kommen sie auch in die Fachpraxis. Zweitens: Durch das erwähnte Nationalprogramm für Familienplanung hatten wir vor einigen Jahren kostenlose Verhütungsmittel für Schüler und Studenten, die nicht genug Geld hatten, um Verhütungsmittel zu kaufen und zu Risikogruppen wurden. Leider ist unser Programm in Vergessenheit geraten, die Regierung hat nichts mehr dafür getan, und wir können keine kostenlosen Verhütungsmittel mehr verteilen. Folglich sind auch immer weniger Frauen in die Praxen für Familienplanung gekommen. Zwei Drittel der Frauen waren vom Lande, aus ärmlichen Verhältnissen, sie kamen regelmä‎ßig und waren sehr zufrieden, dass sie Verhütungsmittel gratis erhielten. Jetzt, da wir keine kostenlosen Verhütungsmittel mehr haben, kommen die Frauen nicht mehr zu uns.“




    Fazit: Die Fachärzte für Familienplanung empfehlen, dass die Behörden, die Ministerien und die Nichtregierungsorganisationen ihre Zusammenarbeit wiederaufnehmen und die Informationsprogramme über gesunde Fortpflanzung und Familienplanung wieder ins Leben rufen.

  • Politiker und Bürger diskutieren in Bukarest über EU-Finanzierungsprojekte

    Politiker und Bürger diskutieren in Bukarest über EU-Finanzierungsprojekte

    Der rumänische Ministerpräsident, Dacian Ciolos, und der Vizepräsident der Europäischen Kommission zuständig für Beschäftigung, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit, Jyrki Katainen, beteiligten sich am Donnerstag in Bukarest an einem Dialog mit rumänischen Bürgern. Diskutiert wurden aktuelle Themen von der Agenda der Europäischen Union, mit besonderer Hervorhebung des Investitionsplans für Europa, des sog. Juncker-Plans. Der Schwerpunkt der Investitionsoffensive liegt auf der Beseitigung von Investitionshindernissen, der Unterstützung von Investitionsvorhaben durch Öffentlichkeitsarbeit und technische Hilfe sowie der intelligenteren Nutzung neuer und bestehender finanzieller Ressourcen. Der Juncker-Plan sieht vor, binnen drei Jahren mindestens 315 Milliarden Euro zu privaten und öffentlichen Zwecken zu investieren.



    Über die langfristigen Investitionen in Rumänien sagte Dacian Ciolos, ein Schwachpunkt sei die Fähigkeit, Versprechen einzuhalten und Projekte zu Ende zu führen. Wichtiger als die Abschöpfung der europäischen Fonds seien aber die Kontinuität und die Voraussehbarkeit der angefangenen Projekte, vor allem in den Bereichen Gesundheit, Erziehung und Infrastruktur. Ferner gab der rumänische Premierminister bekannt, die Exekutive beabsichtige, einige neue Krankenhäuser zu bauen. Dacian Ciolos:



    Abgesehen von den Problemen mit den Einkommen und den Gehältern der Ärzte, mit der Stabilität und Durchsichtigkeit des Systems, konzentrieren wir uns auch auf die Vorbereitung einiger Projekte für Investitionen in Krankenhäusern. Wir beginnen mit zwei Krankenhäusern in Bukarest. Wir haben bereits drei regionale Krankenhäuser und bis Jahresende werden wir höchstwahrscheinlich noch zwei oder drei haben. Wir haben auch Finanzierungen vom Europäischen Fonds erhalten, um diese Projekte durchzuführen. Bei solchen Investitionen brauchen wir aber Kontinuität und Voraussehbarkeit.“



    Bei den Debatten erinnerte Dacian Ciolos daran, dass die Regierung dieses Jahr den Haushalt für Förschung erhöht hat. Er möchte die jungen rumänischen Forscher ermuntern, in Rumänien zu bleiben, Forscher aus dem Ausland heranzuziehen, und auch ausländische Unternehmen davon zu überzeugen, in Rumänien zu investieren, Zentren für Forschung, Entwicklung und Innovation in Rumänien einzurichten, so Dacian Ciolos.



    Seinerseits sagte der Vizepräsident der Europäischen Kommission zuständig für Beschäftigung, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit, Jyrki Katainen, dass Rumänien zu diesem Zeitpunkt in Fachausbildung, Forschung und Entwicklung, investieren sollte. Jyrki Katainen:



    Wir ermuntern Rumänien dazu, sich in Zukunft auf die Forschungs- und Entwicklungspolitik zu konzentrieren, aber auch die Politik zur Unterstützung der Fachausbildung, vor allem der Fachausbildung der Lehrkräfte fortzusetzen. Wenn Sie mich fragen, wurde ich die Ausbildung der Lehrkräfte auf das höchste Niveau bringen. Mit bestens ausgebildeten Lehrkräften werden Sie in Rumänien eine bestens ausgebildete Bevölkerung haben.“



    Der Vizepräsident der Europäischen Kommission und der rumänische Ministerpräsident diskutierten auch über die notwendige Transparenz beim Durchführen der EU-finanzierten Projekte.

  • Erziehung zum Umweltschutz: „Let’s do it, Danube“

    Erziehung zum Umweltschutz: „Let’s do it, Danube“

    Die 3. Auflage des Projekts Let’s do it, Danube“ wird zwischen dem 2. Februar und dem 25. Juni abgewickelt. In diesem Jahr handelt es sich dabei um einen Wettbewerb zwischen Schulen in den rumänischen Donau-Anrainer-Landkreisen. Ziel ist es, eine verantwortungsbewusste Haltung gegenüber der Umwelt und die Gewässer-Reinigung, insbesondere die der Donau zu fördern. Anca Baniţă PR-Verantwortliche von Lets Do It, Danube!“ berichtet:



    Die Schulen wurden eingeladen, sich bis zum 2. Februar für den Wettbewerb anzumelden. Die Schüler der Klassen I-IV werden Workshops für kreative Wiederverwertung organisieren. Sie werden unterschiedliche Objekte aus wiederverwertbaren Materialien basteln, Modeschauen organisieren, Zeichnungen und Modelle herstellen. Für die Klassen V-VIII sollen für diejenigen, die zum ersten Mal am Projekt teilnehmen, Öko-Schulungen organisiert werden. Für die älteren Schüler wird ein Essay-Wettbewerb mit dem Thema »Eine verantwortungsbewusste Gemeinschaft« stattfinden. Die Schüler müssen die besten Lösungen für die Probleme in ihrer Gemeinde vorschlagen. Wir haben uns vorgenommen, die besten Projekte den lokalen Behörden vorzulegen. Nach diesem Wettbewerb wird am Ende des Projekts, nämlich am Internationalen Donau-Tag am 25. Juni eine Reinigung der Donau-Ufer stattfinden. Der gro‎ße Preis — ein Informatik-Labor — wird an die Schule mit der grö‎ßten Punktezahl gehen. Es gibt aber auch weitere attraktive Preise wie Tablets und andere elektronische Geräte. Darüber hinaus wird es auch einen Mülltrennungs-Wettbewerb in den Schulen geben. An diesem werden sowohl die Schüler als auch ihre Eltern teilnehmen.“




    Letztes Jahr haben anlässlich des Internationalen Donau-Tages mehr als 20.400 Volontäre die Donau-Ufer in 12 Landkreisen gereinigt. Let’s Do It, Danube!“ wird vom Let’s Do It, Romania!“ — Team organisiert und findet in den allen Donau-Anrainer-Landkreisen statt. Das Projekt wird vom rumänischen Umweltministerium und Kaufland Rumänien unterstützt. Let’s do it, Romania“ ist das grö‎ßte Volontären-Projekt, das in Rumänien abgewickelt wird. Seit 2010 haben daran mehr als 1,1 Millionen Menschen teilgenommen, die über 2 Millionen Müllsäcke gesammelt haben. Let’s Do It, Romania!“ ist Teil der internationalen Gemeinschaft Let’s Do It, World!“.