Tag: Frauen

  • „Girls in STEM“: Gymnasiastinnen für mehr Frauen in MINT-Fächern

    „Girls in STEM“: Gymnasiastinnen für mehr Frauen in MINT-Fächern

     

     

    Aus den Statistiken der UNESCO geht hervor, dass weltweit nur ein Drittel der wissenschaftlichen Forscher Frauen sind und dass dieser Anteil in den letzten zehn Jahren stabil geblieben ist. Auf den höchsten Ebenen, d. h. in Führungspositionen und als Mitglieder nationaler Wissenschaftsakademien, beträgt der Frauenanteil jedoch nur 12 %.

     

    Nach Daten aus dem Jahr 2023 liegt der Anteil von Frauen an den Absolventen in MINT-Fächern (Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik) in Rumänien mit 41 % über dem europäischen Durchschnitt von 32,8 %. Die nächsten beiden Länder mit den höchsten Anteilen sind Polen und Griechenland. Der Anteil der weiblichen Doktoranden in Wissenschaft und Technik in Rumänien beträgt hingegen nur 0,24 % der rumänischen Gesamtbevölkerung, womit das Land an letzter Stelle in der EU steht.

     

    Wissenschaftsexperten sind der Meinung, dass man sich weniger mit den Zahlen befassen sollte, die Rumänien an die Spitze der Länder stellen, in denen Frauen ein Studium absolvieren oder in der Wissenschaft arbeiten. Vielmehr sollte man sich mit der geringen Vertretung von Frauen in Spitzenpositionen in der Forschung auseinandersetzen. Eine mögliche Erklärung für den hohen Prozentsatz an weiblichen Hochschulabsolventen in Rumänien kann auf die kommunistische Vergangenheit zurückgeführt werden. Die massenhafte Alphabetisierung und Professionalisierung von Frauen mit dem Ziel der Modernisierung der Gesellschaft basierte allerdings nicht auf Gleichstellungsmaßnahmen oder feministischen Bewegungen – das kommunistische Regime setzte nämlich auf Frauen als Arbeitskräfte.

     

    Doch Mädchen und junge Frauen, die sich von dieser Ungleichheit betroffen fühlen, wollen sich diese Situation nicht mehr gefallen lassen und ergreifen Initiativen für einen höheren Anteil ihrer Geschlechtsgenossinnen in MINT-Fächern. Ein solches Projekt nennt sich „Girls in STEM“ („Mädchen in MINT-Fächern“) und wurde im Mai-Juni 2024 von der Organisation „Girl Up Neuroscience“ unter der Leitung von zehn jungen Gymnasiastinnen ins Leben gerufen. Finanziert wurde das Projekt von den Vereinten Nationen.

     

    Marina Suvac ist Zwölftklässlerin am „Vasile Alecsandri“-Gymnasium im ostrumänischen Galatz und Vorsitzende der Organisation „Girl Up Neuroscience“. Im Folgenden erzählt sie, wie alles begann.

     

    Mir ist aufgefallen, dass der Feminismus und die Frauen in diesem Bereich nicht ausreichend vertreten sind, und ich interessiere mich sehr für die Neurowissenschaften. Es ist eine persönliche Leidenschaft von mir. Es gibt viele Projekte des Typs »Girl in STEM«, also Frauen in der Wissenschaft im Allgemeinen, und sie konzentrieren sich in der Regel auf Highschool-Schülerinnen, aber ich dachte, ich würde etwas Spezielleres in den Neurowissenschaften machen, weil MINT ein Bereich ist, der mehr als nur die klassischen wissenschaftlichen Fächer umfasst. Und so ist im Grunde »Girl Up Neuroscience« entstanden. Ich bin auch auf diese internationale Initiative »Girl Up« gestoßen – sie haben eine sehr, sehr detaillierte Website, die vieles ermöglicht, und so habe ich ein bisschen mehr über sie erfahren und wollte mich auch selbst einbringen, um etwas zu verändern.“

     

    Es gibt zwar Projekte, die darauf abzielen, Mädchen für diese Bereiche zu begeistern, doch laut Marina richten sich diese hauptsächlich an Gymnasiastinnen. Ihrer Meinung sei es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät: Das Profil der Gymnasiasten habe sich bereits herauskristallisiert, und die Vorstellung, dass die exakten Wissenschaften eher eine männliche Domäne seien, sei bereits tief verwurzelt. In ihrer Freizeit setzt Marina Suvac auf Veranstaltungen für Mädchen und junge Frauen im Internet.

     

    Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir neun Webinare online durchgeführt, bei denen wir Rednerinnen aus verschiedenen Bereichen eingeladen haben. Es gab viele weibliche Vortragende aus vielen verschiedenen Bereichen: Frauen in den MINT-Fächern selbst, aber auch aus dem Bereich Feminismus oder aus den Neurowissenschaften. Dieses Jahr haben wir auch einen Beitrag zur psychischen Gesundheit. Unser Sommerprojekt »Girls in STEM« fand von Juni bis August 2024 statt und bestand aus einer Konferenz und drei Workshops, bei denen Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren eingeladen waren, selbst Hand anzulegen und echte wissenschaftliche Experimente durchzuführen.“

     

    Marina Suvac sagt ferner, dass sie die Auswirkungen der mangelnden Vertretung von Frauen in der Wissenschaft als Schülerin am eigenen Leib zu spüren bekam:

     

    In der 9. Klasse besuchte ich ein Gymnasium, das auf Hochleistung getrimmt war. Der Unterricht basierte hauptsächlich auf Naturwissenschaften, und viele meiner Kommilitonen nahmen an Schülerwettbewerben teil. Es war eine Computer- und Chemieklasse. In meiner Klasse waren von 21 Schülern nur fünf Mädchen.“

     

    An den von „Girl Up Neuroscience“ organisierten Veranstaltungen nahmen rumänische Frauen teil, die an wissenschaftlichen Fakultäten studiert haben oder in MINT-Bereichen in Rumänien und im Ausland arbeiten. Neben Konferenzen, Webinaren und Workshops mit Dutzenden von Experimenten hat das Team von „Girl Up Neuroscience“, das aus mehr als zweihundert ehrenamtlich arbeitenden Schülerinnen besteht, zahlreiche erklärende Artikel auf der Website veröffentlicht. Zu den behandelten Themen gehören emotionale Intelligenz, die Auswirkungen von Traumata, der Dopamin-Kreislauf, Neurodiversität und Geschlechtergleichstellung.

     

    Eine Studie aus dem Jahr 2021, die in sieben Ländern durchgeführt wurde, zeigte, dass die Rollenklischees bei Eltern eine entscheidende Rolle spielen könnte bei der Aufrechterhaltung der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in den MINT-Fächern. 85 % der befragten Eltern sagten, sie würden sich einen Mann vorstellten, wenn sie an einen Wissenschaftler denken müssten, und 89 % verbanden mit dem Beruf des Ingenieurs ebenfalls eine männliche Person.

     

  • „Voices of Wom(en)trepreneurs“: Nachhaltigkeit mit feministischem Touch

    „Voices of Wom(en)trepreneurs“: Nachhaltigkeit mit feministischem Touch

     

     

    ALTRNTV ist ein Geschäft, das Produkte anbietet, die entweder durch Upcycling oder durch die Verwendung möglichst umweltfreundlicher Materialien hergestellt wurden. Das Unternehmen ist außerdem Teil des Verbands Mercy Charity, der ein Netzwerk von Werkstätten für das Recycling von Altkleidern betreibt. Dank „Voices of Women Entrepreneurs“ erfuhren über 2000 Schüler und Studenten, was ein nachhaltiges Unternehmen ist, wer dahintersteckt und vor allem, wie man nachhaltige Produkte herstellt. Einzelheiten erfahren wir von Daniela Staicu, einer der Initiatorinnen des Projekts:

    Mit dem Projekt wollten wir Schülern, Studenten und Lehrern rumänische Designer vorstellen, die nachhaltige Produkte, d. h. Produkte aus recycelten Materialien, herstellen, und ich denke, das ist uns gelungen. Als Beispiel möchte ich ein Unternehmen aus Sibiu (Hermannstadt) nennen, das alte T-Shirts einsammelt und recycelt. Aus dem zu Rohmaterial verarbeiteten Stoff entstehen dann Teppiche, die sie in Geschäften und über ihre Website verkaufen. Auf diese Weise landen die alten T-Shirts nicht mehr im Müll, aus 30–40 T-Shirts wird stattdessen ein Teppich hergestellt. Ein anderer Designer arbeitet nur mit natürlichen Materialien, mit recyceltem Plastik oder Kaffeesatz, die wiederum nicht mehr als Abfall gelten, sondern zum Beispiel in Sonnenbrillen verarbeitet werden. Sie haben es richtig gehört: Die Rahmen dieser Brillen enthalten auch Kaffeesatz. Es gibt viele Beispiele, und wir wollten Frauen in den Vordergrund bringen, die in diesem Bereich unternehmerisch tätig sind, denn normalerweise lernen wir sie nicht kennen, weil sie die meiste Zeit in ihrer Werkstatt arbeiten.“

     

    Die erste Phase des Projekts begann im Juli letzten Jahres, in den von Daniela Staicu und ihrer Geschäftspartnerin Alina Țiplea betriebenen Werkstätten arbeiteten insgesamt 140 Designer, die sich Recycling und Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben haben. Zum Promoten des Konzepts und des feministischen Ansatzes dahinter wurden 15 Designerinnen ausgewählt, um aus ihrer Erfahrung zu berichten, erzählt weiter Daniela Staicu:

    Wir gingen mit einem Filmteam in ihre Werkstätten, filmten sie und baten sie, ihre Geschichte zu erzählen, uns zu eröffnen, wie sie dazu kamen, recycelte Produkte herzustellen und Unternehmerinnen zu werden. Diese Videos haben Schüler und Studenten erreicht, die sie später in der Schule oder auf der Uni mit ihren Lehrern im Unterricht über Unternehmertum und Ökologie besprechen konnten. Und mittlerweile gibt es Veranstaltungen wie »Schule einmal anders« oder die »Grüne Woche«, es gibt also viele Gelegenheiten, über solche Beispiele zu diskutieren.“

     

    Mit gutem Beispiel vorangehen ist das Ziel der Initiative von Daniela Staicu und ihrer Geschäftspartnerin. In den letzten Jahren habe die Zahl der Jugendlichen, die soziale und nachhaltige Unternehmen gründen, erheblich zugenommen:

    Mittlerweile gibt es immer mehr junge Menschen, die sich für die Herstellung von Produkten aus recycelten Materialien einsetzen. Abgesehen von dem, was ich bereits erwähnt habe, kann eine ganze Reihe von Materialien recycelt werden. Es gibt Designer, die mit recyceltem Plastik arbeiten. Sie sammeln Plastikflaschen von verschiedenen Getränken, schmelzen das Plastik ein und formen daraus Accessoires, z. B. Ohrringe oder Halsketten, die sehr schön und attraktiv aussehen. Auch alte Computer-Tastaturen oder Disketten werden genutzt. Daraus können z. B. Handtaschen oder Broschen hergestellt werden. Und alte Computer-Hauptplatinen werden etwa zu Ohrringen und Anhängern verarbeitet. Es gibt also viele Produkte, die man recyceln kann, um daraus Rohstoffe für neue Erzeugnisse zu gewinnen.“

     

    Die Unternehmerinnen Daniela Staicu und Alina Țiplea wollen es nicht bei einem einzelnen Projekt belassen – sie planen, das Programm „Voices of Women Entrepreneurs“ in diesem Jahr fortzusetzen, um auch weitere Designerinnen einzubeziehen.

    Die meisten Designer in unserem Projekt sind Frauen, doch wir haben mit dieser Reihe von 15 Videos über Unternehmerinnen begonnen, um auch für andere Frauen motivierend oder inspirierend zu wirken, zum Beispiel für Mütter, die sich beruflich verändern und diesen Weg des Unternehmertums einschlagen möchten, oder für Frauen, die im Ruhestand sind und etwas mit der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit anfangen wollen. Und dann wollten wir zeigen, dass es eine Reihe von Möglichkeiten gibt, wie man Unternehmerin werden kann. Wir dachten, wenn wir zeigen, wie man diese Dinge tut, wäre das vielleicht auch inspirierendes Material für viele andere Menschen, die ihren Beruf wechseln und in diesen Bereich des Recyclings und des kreativen Unternehmertums einsteigen wollen.“

     

    Das Projekt „Voices of Women Entrepreneurs“ wurde durch einen Zuschuss des US-Außenministeriums finanziell unterstützt.

  • Geschlechtergerechtigkeit: Erklärung zum entschlossenen Handeln

    Geschlechtergerechtigkeit: Erklärung zum entschlossenen Handeln


    Die Eskalation von sexueller Belästigung, Einschüchterung und Hassreden gegen Frauen und Mädchen erfordert sofortiges und entschlossenes Handeln. Diese Erklärung wurde von mehr als 20 Botschaften in Bukarest und der Vertretung der Europäischen Kommission in Rumänien am 8. März, dem Internationalen Frauentag, unterzeichnet. Wir feiern die Erfolge, die auf dem Weg zu einer wirklichen Gleichstellung der Geschlechter erzielt wurden, und die Fortschritte, die bisher bei der Sicherung der Rechte von Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt erzielt wurden. Gleichzeitig müssen wir anerkennen, dass noch viel zu tun bleibt, um sicherzustellen, dass Frauen und Mädchen ihre Rechte uneingeschränkt wahrnehmen können“, so die Unterzeichner. In dem Dokument hei‎ßt es weiter, dass eine wesentliche Voraussetzung für die Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter, die uneingeschränkte, gleichberechtigte, wirksame und sinnvolle Teilhabe von Frauen an allen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens sowie die Mitwirkung an Entscheidungsprozessen ist“. Die Unterzeichner betonen auch, dass Frauen und Mädchen das Recht auf ein Leben ohne Gewalt und Diskriminierung haben.



    Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist jedoch die am häufigsten vorkommende Menschenrechtsverletzung. Jede dritte Frau hat mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt. Eine Tatsache, die seit mehr als einem Jahrzehnt unverändert geblieben ist. (…) Es muss sichergestellt werden, dass Opfer und Überlebende sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt Zugang zur Justiz und zu umfassenden Unterstützungsdiensten haben“, hei‎ßt es in der Erklärung.



    Die Tatsache, dass Frauen in den nationalen Parlamenten und Regierungen, auch in Rumänien, unterrepräsentiert sind, ist nicht gut für die Demokratie, meint die Gleichstellungskommissarin Helena Dalli aus Malta. Sie war Anfang dieser Woche zu einem offiziellen Besuch in Bukarest und nahm an der Konferenz Stärkere Frauen in Rumänien“ teil. Es ist wichtig, dass alle Frauen wirtschaftlich und finanziell unabhängig sind. Wir müssen die Arbeit und den Beitrag der Frauen anerkennen und wertschätzen und ihnen ermöglichen, Beruf und Privatleben zu vereinen.“ Sie stellte fest, dass in Rumänien 46 % der Frauen im Vergleich zu 25 % der Männer Kinder, ältere oder behinderte Menschen in der Familie betreuen. Helena Dalli betonte, dass eine gleichberechtigte Aufgabenteilung Männern und Frauen helfen würde, gleiche Chancen auf Arbeit und Wachstum zu haben, ohne das Familienleben zu opfern. Die Kommissarin wies auch darauf hin, dass Frauen derzeit im Durchschnitt 30 % weniger pro Stunde verdienen als Männer. Sie verwies auch auf die hohe Rate von Teenagerschwangerschaften in Rumänien, die ein Umfeld der Armut fördern, sowie auf die Diskriminierung der Roma sowohl in Bezug auf ihre ethnische Herkunft als auch auf ihr Geschlecht. Die Kommissarin bezeichnete die Situation der Roma in vielen Gemeinden der EU als skandalös“ und inakzeptabel“. Sie sagte, dass die Verletzung der Rechte von LGBTIQ-Personen dem Geist der EU widerspreche und dass EU-Gelder nicht an lokale Behörden in Gebieten gehen sollten, in denen diese Menschen ausgeschlossen sind“.

  • Frauen in der Filmindustrie: im Mittelpunkt des Festivals One World Romania

    Frauen in der Filmindustrie: im Mittelpunkt des Festivals One World Romania

    Das 14. Internationale Festival für Dokumentar-und Menschenrechtsfilme One World Romania, die als die wic htigste Fachveranstaltung in Rumänien gilt, fand dieses Jahr zwischen dem 11. bis 20. Juni im Kino Elvire Popesco in Bukarest statt. Die Festpiele sind im Anschlu‎ß, ab dem 21. Juni, online gegangen. Frauen waren in der Auswahl der vergangenen Jahre immer präsent, aber 2021 wollen wir hervorheben, wie sie die traditionelle Rollenverteilung in der Gesellschaft überwinden. Wir möchten zeigen, wie sie es schaffen, ihre eigenen Versionen dieser Themen zu formulieren, inspiriert durch ihre direkte Erfahrung von Ungleichheit, Ausgrenzung und Unterrepräsentation”, sagen die Organisatoren. Seit Jahrzehnten gibt es weitaus mehr Dokumentarfilm- als Spielfilmregisseurinnen. Welche sind die Bedingungen, die Filemmacherinnen dazu bringen, in diesem Bereich Karriere zu machen und nicht im immer noch männerdominierten Bereich der Belletristik? Das ist eine der Fragen, die die diesjährige Filmauswahl sowie die vielen Debatten und Sonderveranstaltungen bei One World Romania zu beantworten versuchten.



    Vanina Vignal, Dokumentarfilmmacherin und künstlerische Leiterin des Festivals erläutert: Es ist extrem schwierig, diese Frage zu beantworten. Meiner Meinung nach gibt es mehrere mögliche Antworten. Als Dokumentarfilmregisseurin kann ich sagen, dass ich die Dokumentation bevorzuge, weil ich dabei mehr von den Menschen lerne, als ich es bei einem Spielfilm tun könnte. Das ist meine Meinung. Darüber hinaus, lebe ich in einer patriarchalischen Gesellschaft, in der Männer deutlich mehr Vorteile als die Frauen genie‎ßen. Was die Filmindustrie und insbesondere die Spielfilmindustrie angeht, stellen wir eine viel stärkere männliche Präsenz fest. Es ist auch nicht einfach, als Frau in einem Filmteam zu arbeiten, man fühlt sich nicht immer wohl. Man muss sehr stark sein, um in dieser Branche zurechtzukommen und deshalb denke ich, dass einige Frauen es vorziehen, unabhängig zu werden und selbständig zu arbeiten, d.h. die Kamera zu nehmen und ihre eigenen Filme zu machen. Ein Grund dafür ist, dass die meisten Finanzmittel an Spielfilme gehen, die von Männern gemacht werden. Es stimmt, ja, ich habe mich immer gefragt, warum so viele Frauen Dokumentarfilme machen und ich habe mir die Antwort als Dokumentarfilmregisseurin selbst gegeben. Und ich dachte, dass viele Frauen das tun, was ich tue, nämlich entschlossen sind, ihre Projekte durchzuziehen, auch wenn sie sie unabhängig und mit weniger Geld machen.”



    Das Festival One World Romania zeigt dieses Jahr auch eine Reihe von Studenten- Kurzfilmen aus dem Projekt Make a Film with a Refugee”. Vanina Vignal Kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten: Dank diesem Projekt konnten wir Studenten der Film-und Theateruniversität in Bukarest und Flüchtlinge zusammenbringen und ihnen etwas Geld zur Verfügung stellen, um die Studenten zu unterstützen, ihre Filme zu machen. Ich war sehr interessiert an dem Projekt, weil wir solche Sachen normalerweise aus einer einzigen Perspektive sehen, d.h. wir denken meist nur an Rumänen, die in den Westen gehen und überhaupt nicht an die Flüchtlinge, die nach Rumänien kommen. Mit diesem Projekt wollten wir die Geschichte des Anderen kennenlernen. Wir hatten das Gefühl, dass wir im Gespräch mit diesen Menschen interessante Geschichten erzählen können. So sind sechs Filme entstanden. Ich denke, dass diese Erfahrung den Studenten geholfen hat, eine Menge über Dokumentarfilme zu lernen.



    Einige Ergebnisse waren sehr gut, andere weniger, aber was mich vor allem interessierte war die Erfahrung, die die die am Projekt beteiligten Studenten gemacht haben und was sie als Filmemacher gelernt haben, damit sie in Zukunft, wenn sie Filme machen, eine klare ethische Position haben. Ich möchte sagen, dass es zu viele Dokumentarfilmregisseure gibt, die nicht von dieser Position ausgehen. Bei diesem Projekt ging es darum, in jeder Phase zu wissen, wie wir uns positionieren können und ich denke, das ist uns zusammen mit den beiden anderen Ausbilderinnen, Adina Pintilie und Ivana Mladenovic, völlig gelungen.”



  • Frauen waren Leidtragende der Pandemie

    Frauen waren Leidtragende der Pandemie

    Eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Marktforschungsunternehmens FRAMES hat ergeben, dass bei sieben von zehn Frauen die Pandemie ihre Lebensweise beeinträchtigt hat, wobei 65 % der Frauen über die Isolation durch die Einschränkungen klagten, sagt Adrian Negrescu von FRAMES:



    “58 % der Frauen gaben zudem an, dass die Arbeit von zu Hause aus für sie die ganze Zeit eher eine Belastung war, da niemand so sehr darauf vorbereitet war. Wir hatten keine Computer; wir hatten keine Videokameras. Au‎ßerdem ist es schwierig, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, wenn man zu Hause ist, in einer sehr kleinen Wohnung, mit der Familie, mit den Kindern in der Nähe,” bemerkt Negrescu – kein Wunder, dass nur 26% der Frauen Telearbeit positiv finden, sagt er.




    In den ländlichen Gebieten, aber auch in anderen unterprivilegierten Regionen, war Telearbeit weniger verbreitet. Dafür setzten sich Menschen hier mit eine erhöhten wirtschaftlichen Unsicherheit sowie psychologischen Verunsicherungen auseinander, findet die Organisation FILIA, die sich für den Schutz der Rechte von Frauen einsetzt:



    “Die Frauen, mit denen wir in den ländlichen Gebieten arbeiten, hatten keine andere Wahl, als ihren Job im Ausland wieder aufzugeben und konnten auch als Tagelöhnerinnen nicht mehr arbeiten. Sie mussten zu Hause bei ihren Kindern bleiben, die nicht mehr zur Schule gehen konnten”, sagt FILIA-Chefin Andreea Rusu. Auch die Partner oder Ehemänner konnten nicht arbeiten gehen, denn viele Menschen am Land haben keine Arbeitsverträge. Hygieneartikel oder Lebensmittel zu kaufen war viel komplizierter als vorher und Erhebungen zeigen, dass während des Notstands zwei Drittel der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung von Frauen gestellt wurden. Eine Gesundheitskrise ist immer auch eine wirtschaftliche oder soziale Krise und die Frauen leiden als erste darunter. Frauen kümmern sich um Kinder, die nicht in die Schule gehen, oder um kranke Verwandte. Sie haben also kaum Zeit, um zu arbeiten, was bedeutet, dass sie finanziell noch prekärer situiert sind und so hoch abhängiger von ihren Partnern werden, glaubt Andreaa Rusu.




    Das stellt auch Adrian Negrescu von der Firma Frames fest. 64% der Frauen gaben an, dass sie durch den Aufenthalt zu Hause ihre Partner besser kennenlernen konnten, erläutert er. Vor der Pandemie waren Männer und Frauen ja oft ganztags mit ihrer Arbeit beschäftigt und trafen sich in der Regel abends und an den Wochenenden. Nun aber lebten sie zusammen auf engstem Raum rund um die Uhr und nahmen sich ganz anders wahr. Für einige hing plötzlich der Haussegen schief, weshalb es im Jahr 2020 so viele Scheidungen gab und der Trend sich 2021 hält.



    Unter der Pandemie hatten aber auch die Beziehungen zwischen Müttern und ihren Kindern zu leiden, da die eigenen vier Wände plötzlich Schule, Büro und Wohnung in einem wurden. Einige der Frauen fanden es gut, ihren kleinen Kindern näher zu sein, sagt Adrian Negrescu:



    “Mütter hatten engeren Kontakt zur Welt ihrer Kinder. Die Kinder arbeiteten online und erledigten ihre Schulaufgaben von zu Hause aus. Eltern und Kinder verbrachten mehr Zeit miteinander als vor der Pandemie. Einige der Mütter entdeckten praktisch ihre Kinder, sie entdeckten Dinge an ihren Kindern, die ihnen vorher nicht aufgefallen waren,weil sie sonst wenig Zeit hatten”.




    In diesen schwierigen Umständen wäre zusätzliche Hilfe wirklich willkommen gewesen, wirft Andreea Rusu von der Frauenorganisation FILIA ein :



    “Für Frauen, denen es schwerfiel, von zu Hause aus, in der Nähe ihrer Kinder, zu arbeiten hätten Alternativen geschaffen werden müssen. Die Behörden haben verschiedene Hilfsformen angeboten, z. B. Kurzarbeit, aber das war nicht genug. Sehr viele Frauen sagten uns, dass sie keine andere Wahl hatten, als nachts zu arbeiten, oder dass sie sich für eine Krankschreibung entschieden haben, weil sie mit ihren häuslichen Pflichten nicht mehr zurechtkamen. Aus diesem Grund hat der Stress für die Frauen während der Pandemie zugenommen und die Arbeitsbelastung wurde grö‎ßer, während es für sehr viele von ihnen sehr schwer war, ein Gleichgewicht zwischen dem Privat- und dem Berufsleben zu finden. “




    Ein weiterer Grund für Stress war, dass der Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen erschwert wurde, da die COVID-19-Fälle Vorrang bei der Behandlung hatten. Die Pandemie hat die Bedeutung der Prävention hervorgehoben, die von den meisten Menschen in Rumänen eher vernachlässigt wurde. Adrian Negrescu meint, dass es also mindestens ein positives Ergebnis der Pandemie gibt.



    “Frauen sind zunehmend vorsichtiger geworden, was ihre Gesundheit angeht und das ist gut. Vor der Pandemie gaben 61 % der Befragten an, sie gingen nur in der Not zum Arzt und 21 % erklärten, sie gingen nur einmal im Jahr zum Arzt. Nur 11 % lie‎ßen sich vierteljährlich ärztlich untersuchen. Jetzt, im Jahr 2021, hat das Wohlbefinden oberste Priorität. 83% der Befragten sind der Meinung, dass dies 2021 die höchste Priorität hat,.




    Der von Negrescu hervorgehobene positive Aspekt wird jedoch von einem anderen in den Schatten gestellt – die häusliche Gewalt nahm vor allem in den Lockdown-Phasen stark zu. Nicht nur in Rumänien, sondern in der gesamten EU.



    Audiobeitrag hören:



  • Häusliche Gewalt gegen Frauen nahm während des Lockdowns zu

    Häusliche Gewalt gegen Frauen nahm während des Lockdowns zu

    Seit dem Beginn der Pandemie und der Einführung der ersten Freizügigkeitsbeschränkungen im Frühjahr 2020 wurde signalisiert, dass die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt weltweit sprunghaft ansteigt. Die EU-Mitgliedsstaaten, darunter auch Rumänien, bildeten da keine Ausnahme, und die Frauen hatten in mancher Hinsicht noch grö‎ßere Schwierigkeiten als sonst zu bewältigen, sagt Andreea Rusu, Geschäftsführerin des FILIA-Zentrums, einer Vereinigung, die sich für den Schutz der Rechte von Frauen einsetzt:



    In Rumänien gab es in den ersten neun Monaten des Jahres mehr als 20.000 Fälle von Schlägen oder anderer häuslicher Gewalt. Auch die Zahl der Anrufe bei der Notrufnummer 112 war um 18% höher als im gleichen Zeitraum 2019. Gleichzeitig verdoppelten sich während des Notstands die Anrufe bei der kostenlosen Nummer der Nationalen Agentur für die Gleichstellung von Frauen und Männern, bei der sich Frauen über die Dienste informieren können, die sie im Falle von Gewalt nutzen können. Frauen waren auch mit anderen Hindernissen konfrontiert. Um zum Beispiel von zu Hause aus eine einstweilige Verfügung zu beantragen, benötigten sie einen Internetzugang, einen Computer und einen Drucker. Aber jeder wei‎ß, dass es in Rumänien in ländlichen Gebieten keinen Internetzugang gibt, vor allem nicht in den benachteiligten Gebieten. Viele Frauen haben einfach nicht die notwendigen technischen Mittel zu Hause, um das zu tun.“




    Während des Notstands, der von März bis einschlie‎ßlich Mai 2020 verhängt wurde und die Bewegungsfreiheit stark einschränkte, waren viele Frauen praktisch in ihren Häusern mit den Gewalttätern gefangen. Sie konnten das Haus nicht verlassen und hatten niemanden, an den sie sich um Hilfe wenden konnten. Abgesehen davon, dass der Antrag auf eine einstweilige Verfügung online gestellt werden musste, wurden auch einige Gerichte geschlossen oder deren Personalbestand reduziert. In den meisten Fällen hatten die misshandelten Frauen den Eindruck, dass zu diesem Zeitpunkt die öffentliche Gesundheit im Vordergrund stand und die Sicherheit und Unversehrtheit der Misshandelten für die Behörden irrelevant geworden war. Zu diesem Schluss kommen jedenfalls die Nichtregierungsorganisationen. Andreea Rusu:



    Viele Frauen mussten zu ihren Aggressoren nach Hause zurückkehren oder waren im selben Haus gefangen, entweder weil sie Angst hatten, es zu verlassen, weil sie sich vor dem Virus fürchteten, oder einfach weil sie wegen des Aggressors mit niemandem sonst reden konnten. In anderen Ländern gab es Möglichkeiten für die Opfer häuslicher Gewalt, die Polizei oder die Sozialämter zu alarmieren, z.B. durch das Wählen spezieller Nummern auf WhatsApp oder den Gang zu einer Apotheke, wo sie einen bestimmten Code sagen mussten. Wenn man mit einem Aggressor im Haus ist, ist es sehr schwierig, NGO oder Sozialhilfebüros zu kontaktieren und um Hilfe zu bitten. Ein Opfer kann nicht immer die 112 anrufen, und die Anrufe von Opfern werden nicht immer als Notfall betrachtet.“




    Unter diesen Umständen haben die Opfer dennoch Hilfe bekommen, auch mit Hilfe der digitalen Technik. Sie fragen sich vielleicht, wie die Bürger- oder Nichtregierungsorganisationen, die diesen Frauen normalerweise helfen, eingreifen konnten? Andreea Rusu hat die Antwort:



    In den meisten Fällen verlagerten sich die Diskussionen mit den Opfern, die sich einen Internetzugang leisten können oder haben, in die Online-Umgebung. Deshalb ist die Zugriffsrate auf die speziellen Seiten anderer Verbände gestiegen. Es wurden auch mehrere Online-Kampagnen gestartet, um den Opfern in dieser pandemischen Krise zu helfen. Aber leider waren Frauen, die in benachteiligten Gebieten leben und keine Informationen über irgendwelche NGO haben, allein, und ihre Möglichkeiten waren gering, wenn sie überhaupt bestanden.“




    Obwohl die gesamte EU von einer erhöhten Anzahl von Beschwerden über häusliche Gewalt betroffen ist, haben die Mitgliedsstaaten relativ unterschiedlich reagiert, wenn es darum ging, gegen Übergriffe vorzugehen. Das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE) — eine EU-Agentur mit Sitz in der litauischen Hauptstadt Vilnius — hat eine Studie über die Auswirkungen von COVID-19 auf die Opfer häuslicher Gewalt durchgeführt. Veronica Collins, eine Vertreterin des EIGE, erzählt uns im Folgenden mehr über die wichtigsten Informationen, die kurz nach der Einführung der Quarantäne in vielen EU-Ländern aufgenommen wurden:



    In Frankreich haben wir in nur einer Woche einen Anstieg der Meldungen über häusliche Gewalt um 32% festgestellt. In Litauen sahen wir in einem Zeitraum von drei Wochen einen 20-prozentigen Anstieg der Berichte über häusliche Gewalt, verglichen mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2019. Das sind die beiden ersten Zahlen, die wir haben. Die eine Zahl stammt von der litauischen Polizei, die Berichte in Litauen erstellte, und die französischen Berichte kommen aus den Medien. Aber solide, administrative, offizielle Zahlen sind immer noch ziemlich schwer zu bekommen. Und unsere Studie konzentrierte sich auf die Ma‎ßnahmen, die die Mitgliedsstaaten ergriffen haben, um Frauen vor Gewalt zu schützen und den Zugang zu Unterstützungsdiensten, sozialen Schutzräumen und Hotlines zu gewährleisten. Und in einigen Ländern gab es zunächst auch einen Rückgang der Anrufe, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass die Täter immer in der Nähe waren und die Opfer deshalb nicht telefonieren konnten.“




    Die EIGE-Studie zeigt auch die Gründe, warum in Krisensituationen wie der COVID-19-Pandemie die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt ansteigt. Veronica Collins erneut mit Details:



    Die Gründe für den Anstieg der Gewalt gegen Frauen sind vielfältig. Dazu gehört die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit. Das kann zu Spannungen im Haushalt, zu Spannungen in der Familie führen. Wenn das Opfer finanziell nicht unabhängig ist, was recht häufig vorkommt, wird es noch schwieriger, der missbräuchliche Situation zu entkommen. Wirtschaftliche Unsicherheit, allgemeine Angst und Stress können auch den Alkoholkonsum erhöhen, was ebenfalls zu Gewalt führen kann. Zusammengebrochene Infrastruktur, eingeschränkte Infrastruktur, eingeschränkter Zugang zu Infrastruktur kann die Opfer ebenfalls daran hindern, der sich der misslichen Situation zu entziehen und die nötige Unterstützung zu suchen. Einschränkungen während einer Krise können auch den Zugang zu einem informierten Unterstützungsnetzwerk, wie Freunde und Familie, erschweren.“




    Obwohl einige Mitgliedsstaaten Ma‎ßnahmen ergriffen haben, um die Opfer von häuslicher Gewalt in dieser Zeit zu schützen, zeigt die EIGE-Studie, dass es keine ausreichenden Ma‎ßnahmen gibt und dass eine integrierte Strategie erforderlich ist, die in jeder Art von Krise angewendet werden kann.

  • Burlesque-Tanz: Wiederentdeckung weiblicher Sinnlichkeit

    Burlesque-Tanz: Wiederentdeckung weiblicher Sinnlichkeit

    Sie sind Mütter. Und sie üben einen Beruf aus: Einige sind Lehrerinnen, andere Sekretärinnen oder Architektinnen oder Ärztinnen. Sie haben zwar verschiedene Hobbys, doch verbindet sie alle eine einzige Leidenschaft — der Burlesque-Tanz. Sie trainieren zweimal pro Woche in einer Tanzschule in Bukarest. Sie wollen nämlich fit bleiben, aber auch ihren weiblichen Reiz bewahren. Als Burlesque-Tänzerinnen glauben sie, den richtigen Weg gefunden zu haben, um ihr Ziel zu erreichen. Wir unterhielten uns mit der Tanzlehrerin Camelia Maxim. Sie war früher Lehrerin an einer Grundschule. Jetzt ist sie Lehrerin für Burlesque-Tanz:



    Ich probierte verschiedene Tanzstile, entschied mich letztendlich für den sinnlichen Tanzstil. Der Burlesque-Tanz war der passende Tanzstil für mich. Ich finde ihn inspirierend. Und ich wollte auch anderen Frauen helfen, zu sich wiederzufinden. Den Burlesque entdeckte ich durch Zufall. Ich kannte diesen Tanzstil nicht. Doch ich stie‎ß auf YouTube auf mehrere Burlesque-Tanzfestivals. Meiner Ansicht nach ist der Burlesque die vollständigste sinnliche Tanzrichtung. Er ist eine harmonische Kombination zwischen Sinnlichkeit und Humor, gespickt mit spielerischen Elementen.“




    Von der Entdeckung des Tanzstils bis zum Unterricht war nur noch ein Schritt notwendig — erzählte uns Camelia Maxim:



    Ich beteiligte mich an einer Frauengruppe, die auf der Suche nach der Weiblichkeit war. Es war der Weg zur seelischen Entfaltung. Und in dieser Gruppe wurde ich aufgefordert, den Burlesque-Tanzstil auch den anderen beizubringen. Ich war nämlich schon Tanzlehrerin. Die Frauen sollten ihre Sinnlichkeit wiederfinden. Denn viele Frauen sind sehr beschäftigt, sie beteiligen sich zwangsweise an diesem alltäglichen Marathonlauf und vergessen, Frauen zu sein. Sie vergessen ihre Sinnlichkeit, sie vergessen eigentlich ganz viele wichtige Dinge.“




    Camelia Maxim erzählte uns mehr über die Kursteilnehmerinnen:



    Am Tanzkurs beteiligen sich Frauen, die zwischen 22 und 50 Jahre alt sind. Manche kommen zum Kurs, weil sie meinen, sie seien viel zu männlich in ihrem Verhalten. Sie wünschen sich, ihre weibliche Seite zu entwickeln. Es gab eine Zeit, in der ich mehrere Kursteilnehmerinnen hatte, die von ihrem Therapeuten hierher geschickt wurden. Sie hatten nämlich eine Blockade in ihrem Kopf diesbezüglich. Andere Frauen beteiligen sich an dem Tanzkurs, weil sie ihren Partner überraschen möchten.“




    Wir unterhielten uns mit einer Kursteilnehmerin. Sie hei‎ßt Monica, ist 38 Jahre alt und ist Mutter. Schon seit mehr als zwei Jahren ist sie Burlesque-Tänzerin. Sie liebt diesen Tanzstil. Doch wie kam sie darauf?



    Ich war auf der Suche nach einem Tanzstil, der mich aus meiner Komfortzone herausgerissen hätte. Ich wollte nämlich mein Selbstvertrauen aufbauen und meine weiblichen Reize wiederfinden. Meine Sinnlichkeit erforschen — das war mein Ziel. Es war mir wichtig, mich so zu akzeptieren, wie ich halt war. Ich wollte mich im Hinblick auf meine Weiblichkeit, Sinnlichkeit und mein Selbstvertrauen weiterentwickeln. Und so kam ich auf den Burlesque. Ich hatte schon vor mehreren Jahren einen Film gesehen, in dem Burlesque-Tänzerinnen mitmachten. Ich suchte nach Informationen über diesen Tanzstil, ich ging näher darauf ein und begriff, worin er eigentlich bestand, wie er innerhalb der Gesellschaft wahrgenommen wurde. Ich wusste gleich, es war das Richtige für mich.“




    Die Erfahrung war allerdings anders als erwartet — erzählte uns Monica:



    Ich kann mich noch erinnern, dass ich mich am Anfang wie für ein Training im Fitness-Studio vorbereitet hatte. Ich zog mir einen Trainingsanzug an, ein lockeres, bequemes T-Shirt. Und als ich in den Raum trat, erblickte ich Frauen, die einen Korsett trugen und Strumpfhalter und lange seidene Handschuhe. Und ich dachte, ich würde mich niemals in der Art anziehen können. Ich dachte, all die Frauen seien so mutig und schön und weiblich. Und ich schaute mich an und sah mich wie eine Versagerin. Damals wog ich auch 13 Kilo mehr als heute. Ich hatte ganz viele Minderwertigkeitsgefühle. Ich schaute mir diese Frauen bewundernd an und wünschte mir, an ihrer Stelle zu sein. Und nun trage ich auch ein Korsett oder ein Spitzenbody. Und ich bin weiblich und reizend und habe viel mehr Selbstvertrauen. Und was meinen persönlichen Stil betrifft, fand ich wieder zurück zur Art und Weise, in der ich mich in meinen Jugendjahren kleidete — ich trage jetzt wieder Miniröcke und enge Blusen, ich habe viel mehr Selbstvertrauen.“




    Camelia Maxim, die Tanzlehrerin, begleitet ganz gewissenhaft die Entwicklung ihrer Schülerinnen. Ihre Schülerin Monica ist ganz begeistert:



    Cami bringt uns nicht nur die Bewegungen, den Tanzstil bei. Sie hilft uns auch psychisch, weiterzukommen. Sie hilft uns, unsere Weiblichkeit weiterzuentwickeln. Zu Beginn regte sie uns immer an, in den Spiegel zu schauen. Bewundert euch! — forderte sie uns stets auf. Am Anfang war es schwierig, ich wusste nicht, wie ich mich mit Bewunderung anschauen könnte. Doch Cami begleitete und orientierte uns während dieses Prozesses, und somit bauten wir mehr Selbstvertrauen auf. Und wir wurden sinnlicher und weiblicher. Sie brachte uns bei, wie wir gehen oder uns hinsetzen sollen, um Weiblichkeit und Eleganz auszustrahlen. Burlesque ist eine Haltung, nicht allein ein Tanzstil!“




    Beim Burlesque geht es um die Akzeptanz der eigenen Person, über Körpermodellierung, Körperformung, Verhalten und Selbstvertrauen. Letztendlich geht es um die Gesundheit — die Training Sessions werden nämlich sehr ernst genommen. Monica bringt mehr Einzelheiten dazu:



    Alle Tanzstunden beginnen mit einer Aufwärmung. Kabarett-Elemente können nicht eingesetzt werden, ohne die Beine davor richtig aufzuwärmen. Die Übungen am Stuhl fordern die Bauch- und Rückenmuskulatur besonders stark. Eine richtige, elegante Körperhaltung wird durch eine gut trainierte Muskulatur gestützt. Im Laufe der letzten zwei Jahre habe ich abgenommen, meinen Körper schön geformt. Meine Muskeln haben einen guten Tonus, sie sehen aber weiblich aus, nicht kräftig, wie die männlichen Muskeln. Ich werde viel schwerer müde, halte viel mehr aus. Muskelkater habe ich auch immer seltener. Also geht es nicht lediglich ums Tanzen, es ist auch Fitness!“




    Unter normalen Lebensbedingungen treten die Burlesque-Tänzerinnen auch in Tanzshows auf — in etwa zweimal pro Jahr, mit der gesamten Tanzschule. Doch auch letzten Sommer brachten sie eine eigene Show über die Bühne.

  • Sofia-Nădejde-Preise für von Frauen verfasste Literatur verliehen

    Sofia-Nădejde-Preise für von Frauen verfasste Literatur verliehen

    Sputnik im Garten“ von Gabriella Eftimie (OMG Verlag, 2020), Sonia hebt die Hand“ von Lavinia Branişte (Polirom Verlag, 2019), Fotocrom Paradis“ von Deniz Otay (OMG Verlag, 2020) und Marcels Kinder“ von Ema Stere ( Polirom Verlag, 2020) sind die Bücher, die bei der dritten Ausgabe der Preisverleihungsgala Sofia Nădejde“ für Autorinnen-Literatur in Bukarest ausgezeichnet wurden. Der Name, der für diese Gala zur Verleihung der Preise für Autorinnen gewählt wurde, ist die Ehrung einer wichtigen Persönlichkeit der rumänischen Kultur, Sofia Nădejde: Es handelt sich um die erste Frau in Rumänien, die in einem Gymnasium für Jungen das Abitur ablegen durfte, die erste Frau, die eine Literaturzeitschrift leitete, und die Autorin des ersten feministischen Romans in der Geschichte der rumänischen Literatur. Die Preisverleihung für Frauenliteratur fand im Rahmen der Sofia-Nădejde-Tage“ statt, die Ende August mit einer Filmvorführung mit Kurzfilmen von rumänischen Regisseurinnen begann. Mehr dazu sagte uns die Dichterin und Journalistin Elena Vlădăreanu, die Initiatorin der Gala der Sofia-Nădejde-Preise für Frauenliteratur:



    Von Anfang an waren wir an dieser Überschneidung der Künste interessiert, und in diesem Jahr haben wir eine Partnerschaft mit dem rumänischen Verband der Frauen im Kinobereich, so dass Schriftstellerinnen, die für Prosa und Debüt-Prosa nominiert sind, an einer Reihe von Treffen mit Regisseurinnen teilgenommen haben. Es ist auch wichtig, dass wir seit letztem Jahr eine Partnerschaft mit Scena.ro haben, mit der wichtigsten Plattform in Rumänien, die sich dem Theater widmet. Seit der letzten Ausgabe vergibt Scena.ro einen Sonderpreis für Dramaturgie im Rahmen der »Sofia-Nădejde-Tage«. Diese Auszeichnung ging dieses Jahr an Alexandra Pâzgu, eine äu‎ßerst interessante rumänische Dramatikerin, die seit mehreren Jahren in Österreich, in Wien lebt und begonnen hat, auf Deutsch zu schreiben. Im Hinblick auf diese Überschneidung der Künste möchte ich auch die Partnerschaft mit tranzit.ro hervorheben, eine dauerhafte Partnerschaft, denn gemeinsam mit ihnen haben wir mehrere Debatten und Rundtischgespräche geführt. Mehr noch: tranzit.ro ist unser Partner bei dieser Ausgabe und hilft uns finanziell durch das Anbieten eines Preises. Diese Überschneidungen erscheinen mir sehr wichtig, ich hoffe, dass wir auch den Workshop mit der Künstlerin Liliana Basarab abhalten können, einen Workshop, der von den nominierten Gedichtbänden ausgeht und in dessen Mittelpunkt das Buch als Gegenstand steht.“




    Im Rahmen der Gala erhielt die Schriftstellerin Sanda Cordoş den Sonderpreis A Room of One’s Own“ für die Hingabe, mit der sie seit Jahrzehnten mit ihren kritischen Artikeln die zeitgenössische rumänische Literatur unterstützt. Dazu Graţiela Benga-Ţuţuianu, Literaturkritikerin und Historikerin, Mitglied der Jury für die Verleihung der Sofia-Nădejde-Preise“ für Autorinnen-Literatur:



    Meiner Meinung nach ist dies eine sehr geeignete Wahl, da Sanda Cordoş ein ausgezeichnetes, überzeugendes kritisches Werk veröffentlicht hat. Darüber hinaus ist ihre Wahl die Antwort auf eine Realität, die uns oft betrübt. Denn wir sehen bei verschiedenen Gelegenheiten, wie Literaturkritiker und Historiker die von Frauen geschriebene Literatur und Kritik immer noch kleinreden oder auf thematische und stilistische Stereotypen reduzieren. Alles, was Sanda Cordoş geschrieben hat, ist eine angemessene Antwort auf diese Vorurteile. Leider wird die Literatur immer noch in Gender-Kategorien eingeteilt, in männliche und weibliche Literatur, und ich finde diese Abgrenzung völlig unangemessen, denn Literatur sollte die ganze Welt widerspiegeln. Man kann sich nicht auf ein bestimmtes Schema beschränken.“




    Die Dichterin und Übersetzerin Alexandra Turcu und die bildende Künstlerin Liliana Basarab gehören seit der ersten Ausgabe zum Team der Sofia-Nădejde-Literaturpreise für Frauen. Alexandra Turcu möchte dazu beitragen, dass Vorurteile gegen Schriftstellerinnen und generell gegen Frauen abgebaut werden:



    Mir wurde klar, dass ich mehr als nur schreiben will. Ich möchte die Literatur und insbesondere die von Frauen geschriebene Literatur unterstützen. Aus diesem Grund schloss ich mich der von Elena Vlădăreanu ins Leben gerufenen Initiative an. Ich erhielt sehr unterschiedliche Reaktionen, einige von ihnen waren nach der ersten Ausgabe negativ, und ich war im Moment entmutigt, aber mit der Zeit wurde mir klar, dass diese Auszeichnungen willkommen sind und dass sie von einer Ausgabe zur anderen zugenommen haben. Auch wenn es immer noch ungünstige Reaktionen auf dieses Projekt gibt, halte ich es für sehr wichtig, es fortzusetzen. Dies ist genau die Idee der Preise: Wir wollen mehr, als nur Auszeichnungen vergeben, wir zielen darauf ab, Vorurteile gegenüber Autorinnen und Frauenliteratur, generell Vorurteile gegenüber dem Platz der Frauen in der Welt abzubauen.“



    Und Liliana Basarab engagiert sich dafür, dass die Arbeit von Literatinnen und Künstlerinnen besser anerkannt wird:



    Ich habe das Gefühl, dass ich durch die Arbeit im Team der Sofia-Nădejde-Preise viel dazu lerne und dass wir gemeinsam ein schönes Projekt aufbauen. Wie bereits erwähnt, handelt es sich nicht nur darum, einige Preise zu vergeben. Die Sofia-Nădejde-Tage umfassen auch weitere Aktivitäten, die darauf abzielen, das Schaffen von Frauen in der Literatur und auch in anderen Kunstbereichen anzuerkennen, und ich hoffe, diese Aktivitäten fortsetzen zu können. Ich bin der Meinung, dass sich auch aufgrund dieser Auszeichnungen ein Mentalitätswandel vollzogen hat. Deshalb glaube ich, dass wir weitermachen und auch andere Wege finden müssen, um das Schaffen von Frauen hervorzuheben, das manchmal nicht anerkannt oder als minderwertige Kunst behandelt wird.“

  • Frauen in Politik und Führungspositionen: Rumänien hinkt nach

    Frauen in Politik und Führungspositionen: Rumänien hinkt nach

    In der Europäischen Union der 27 Mitgliedstaaten gibt es über 6,7 Mio. Personen in Führungspositionen: 4,3 Mio. Männer (63% aller Führungskräfte) und 2,5 Mio. Frauen (37%). Darüber hinaus stellten Frauen im Jahr 2019 etwas mehr als ein Viertel (28%) der Aufsichtsratsmitglieder von in der EU börsennotierten Unternehmen und weniger als ein Fünftel (18%) der Geschäftsführenden. Mit anderen Worten: Obwohl in der EU etwa die Hälfte aller Erwerbstätigen weiblich ist, sind Frauen in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert. Diese Informationen wurden von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, anlässlich des Internationalen Frauentages 2020 veröffentlicht.



    Die Frauen von heute werden mit Problemen konfrontiert, die die Zivilgesellschaft vielleicht zu wenig kennt. Anfang März, am Internationalen Frauentag, fand in Bukarest die europäische Konferenz Rumänien und Europa für Frauen“ statt, die all jenen gewidmet war, die sich für den Status und die Rolle der Frau im Jahr 2020 interessieren. Ramona Strugariu, EU-Abgeordnete der Allianz USR-PLUS (Renew Europe) und Organisatorin der Veranstaltung, sagte uns:



    Wir sind nicht unbedingt sehr weit mit unserer Strategie in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter und mit der Realität der Gleichstellung in der politischen Repräsentation. Ich meine, nicht so weit, wie wir es gewünscht hätten. Die EU-Kommissarin Věra Jourová sagte, dass Europa heute der beste Ort in der Welt für Frauen und Frauenrechte ist — und das ist wahr. Trotzdem wird in Europa jeden Tag eine von drei Frauen physisch oder psychisch belästigt oder unter Druck gesetzt. Und ebenfalls in Europa werden 55% der Frauen sexuell belästigt.“




    Ramona Strugariu stellte die wirklichen Probleme der Frauen in Rumänien vor und bezog sich auf den rechtlichen Rahmen, in dem Opfer von physischer und psychischer Gewalt in ganz Europa Klage einreichen können. Die EU-Abgeordnete fügte auch hinzu, dass diese Bemühungen auch in Rumänien auf nationaler Ebene fortgesetzt werden sollten. Ramona Strugariu:



    Wir befinden uns in einem Land, in dem 63% der Bevölkerung meinen, dass geschlechtsspezifische Gewalt und Gewalt in der Familie keine wirklichen Probleme sind, dass sie nicht unbedingt existieren und dass sie kein Problem für die Gesellschaft darstellen. Auf der Grundlage dieser Daten und Zahlen sollten wir darüber nachdenken, was zu tun ist. Welche strukturierte, konkrete Ma‎ßnahmen können wir auf europäischer Ebene treffen? Was können wir auf nationaler Ebene tun, nicht nur in der Gesetzgebung, sondern auch bei der praktischen Umsetzung der Ma‎ßnahmen und bei der Einhaltung der Gesetze? Und was können wir auf der Ebene der Mentalität und der Bildung tun?“




    Irina von Wiese, die vor dem Brexit Mitglied des Europäischen Parlaments war, vertritt die Liberal-Demokratische Partei Gro‎ßbritanniens. Als Teilnehmerin an der Konferenz Rumänien und Europa für Frauen“ betonte die britische Politikerin, wie wichtig es ist, Geschlechterstereotypen abzubauen. Irina von Wiese:



    Die nicht ausreichende Gleichstellung der Geschlechter geschieht nicht aus Mangel an Chancen. Das ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass unser Bildungssystem Technologie, Mathematik und Ingenieurwesen seit so vielen Jahren als Bereiche behandelt, die den Männern gewidmet sind. Um die Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu erkennen, muss eine weitere Generation gebildet werden. Wir müssen die Regeln und Stereotypen der Berufe, denen Frauen folgen sollten, überwinden. Wir sollten unsere Töchter ermutigen und sagen: ‚Ja, das ist ein Beruf für dich.‘ Die Möglichkeiten sind da — für die Frauen von heute gibt es ausgezeichnete Berufschancen.“




    Irina von Wiese begann ihre politische Laufbahn in einer Konjunktur, die sie schnell zur Vertreterin der Gesellschaft in Gro‎ßbritannien werden lie‎ß. Sie sprach auch über die unangenehmen Erfahrungen, die sie machte, nachdem sie eine öffentliche Person geworden war:



    Ich muss schon sagen, wenn man auf so etwas nicht vorbereitet ist, braucht man sehr viel Widerstandskraft. Besonders im Internet. Wie wir alle wissen, benötigen wir als Personen des öffentlichen Lebens eine starke Online-Präsenz, und die Kollegin, die für meine Kommunikation im Internet zuständig ist, hat zahlreiche Meldungen über missbräuchliche Reaktionen gemacht. Das ist nicht nur auf Twitter geschehen, sondern auch in anderen Medien. Die meisten Angriffe waren frauenfeindlich, es gab sexuelle Belästigung und bedrohliche Kommentare. Es gab auch feindliche Kommentare, die sich an mich als Politikerin richteten. Ich musste sehr schnell meine eigene Widerstandskraft aufbauen.“




    Die Angriffe unter der Verhüllung des Identitätsschutzes im Internet können gro‎ße negative Auswirkungen auf die Opfer haben. Obwohl sie sich in wichtigen Positionen befinden, können Frauen, die mit solchen Situationen konfrontiert werden, ein schweres emotionales Trauma erleiden und sich dafür entscheiden, ihre Karriere in der Öffentlichkeit aufzugeben. Dazu sagte Irina von Wiese:



    Das Problem ist nicht nur der Angriff an sich. Das Problem ist die psychologische Auswirkung der Angriffe auf die jungen Frauen in der Politik. Immer wenn ich mit solchen Frauen spreche, sage ich: ‚Natürlich möchte ich, dass mein Engagement eine Rolle spielt, selbstverständlich möchte ich am politischen Leben teilhaben, aber möchte ich wirklich diese Erfahrung machen, diesen ganzen Hass, diese ständige Aggression im heutigen öffentlichen Diskurs erleben? Wie kann ich mit emotionalen Belastungen umgehen?‘“




    Irina von Wiese ist jedoch überzeugt, dass sowohl in Rumänien als auch in den anderen EU-Mitgliedstaaten Online-Angriffe verhindert und ihre Auswirkungen kontrolliert werden können, solange es Unterstützungsgruppen gibt:



    Ich glaube, dass uns der notwendige Rahmen zu Verfügung steht. In vielen Fällen haben wir auch spezifische Programme zur Förderung von Frauen. Aber das reicht nicht aus. Was wir brauchen, um begabte Frauen für das Feld der Politik zu gewinnen, ist ein Netzwerk, ein Sicherheitsnetz für Politikerinnen und für alle Frauen, die im öffentlichen Bereich arbeiten. Wir müssen den Frauen ein Training anbieten, damit sie solchen Angriffen besser standhalten können, eine Backup-Lösung für den Fall, dass etwas schief geht. Wir brauchen ein zugängliches Netzwerk von Mentoren und Unterstützern für diese Frauen. Dieses Netzwerk wird wie ein Katalysator für Frauen funktionieren, so dass sie einen Schritt nach vorne machen und Stellung beziehen können.“




    Die jüngsten Statistiken zeigen, dass über 52% der Bevölkerung Rumäniens Frauen sind. Obwohl der Frauenanteil steigt, ist die Präsenz von Frauen in öffentlichen Positionen doch nach wie vor gering. Derzeit sind nur 5% der Bürgermeister und 20% der gewählten Parlamentarier in Rumänien weiblich. Ähnlich ist die Situation in der Wirtschaft mit etwas mehr als 35% weiblichen Aktionären. Und die Gewalt gegen Frauen sowie die Vorurteile bezüglich der Berufe, die sie ausüben sollten, bestehen in Rumänien weiterhin.

  • Sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen: Menschenhandel und Gewalt gegen Kinder

    Sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen: Menschenhandel und Gewalt gegen Kinder

    Frauen und Mädchen machen erwartungsgemä‎ß mehr als zwei Drittel der insgesamt registrierten Opfer aus. Der Anteil würde bei 77%, also mehr als drei Viertel liegen, wenn wir die statistischen Daten aus dem gerade aus der EU ausgetreten Vereinigten Königreich ausklammern würden. Die ersten fünf europäischen Herkunftsländer der Opfer waren Rumänien, Ungarn, die Niederlande, Polen und Bulgarien.



    Die Situation scheint sich aktuell nicht wesentlich geändert zu haben, da Rumänien laut der Nationalen Agentur gegen Menschenhandel im Jahr 2018 immer noch eines der gro‎ßen Herkunftsländer des Menschenhandels war und die Hälfte der Gesamtopfer minderjährig waren. Einige der jungen Frauen, die es irgendwie geschafft haben, aus dieser Art der heutigen Sklaverei auszubrechen, werden von der Aktivistin Iana Matei unterstützt, die vor 20 Jahren ein Heim für den Schutz und die soziale Eingliederung der Opfer von Menschenhandel gründete. Laut Iana Matei hat die oben genannte NGO mit dem Titel Reaching Out Romania“ seit ihrer Gründung über 600 Opfern von Sexploitation, wie die sexuelle Ausbeutung noch hei‎ßt, Hilfe angeboten:



    Wir haben mit einer Wohnung begonnen, die wir damals gemietet haben, danach stieg die Zahl der Mädchen, und ich glaube, im Jahr 2000 haben wir die grö‎ßte Zahl von Mädchen registriert. Die meisten von ihnen wurden in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens Opfer von Menschenhandel. Später mussten wir eine Unterkunft für sie bauen und fügten eine weitere hinzu, da ihre Zahl weiterhin zunahm. Die beiden Zentren, die wir derzeit haben, können 18 Mädchen aufnehmen, und derzeit leben 12 Mädchen hier. Wir haben noch eine weitere Unterbringungsmöglichkeit in einer Lavendelfarm in Craiova, weil wir eine Alternative für die Mädchen schaffen wollten, die nicht weiter zur Schule gehen wollen. Die meisten von ihnen kommen vom Land, und auf unserer Lavendelfarm bringen wir ihnen bei, wie sie ihr eigenes Geschäft und ihren eigenen Beruf entwickeln können. Die Mädchen in unseren Zentren sind zwischen 12 und 14 Jahre alt, und aus meiner Sicht sollten wir hier über Pädophilie sprechen, nicht über Menschenhandel. Das ist Gewalt nicht gegen Frauen, sondern gegen Kinder.“




    Auf der Lavendelfarm wird diesen Mädchen die Möglichkeit geboten, die für einen Beruf notwendigen Fähigkeiten zu erlernen, damit sie nicht wieder in die Prostitution gehen, aber in dem von Iana Matei gegründeten Heim wird ihnen auch psychologische Betreuung angeboten. Die Ausbeutung verursacht spezifische Traumata, die nur schwer zu überwinden sind; die Opfer leiden an einem geringen Selbstwertgefühl, da ihnen schon in sehr jungen Jahren Zuneigung vorenthalten wurde. Diese Probleme werden in der Regel von Menschenhändlern ausgenutzt, die oft auf die sogenannte Loverboy“-Methode zurückgreifen, um junge Mädchen zur Prostitution zu verführen, führt die Aktivistin weiter aus:



    Die Loverboy-Methode ermöglicht es dem Menschenhändler, die Identität des jungen Mädchens zu vernichten. Wir sprechen hier von jungen Mädchen, die eigentlich nicht wissen, was Liebe ist, und das macht sie zu einer leichten Beute für diese Raubtiere. Leider werden diese jungen Mädchen mit der Zeit sexsüchtig. Wenn sie ihr Sexualleben mit etwa 11 oder 12 Jahren beginnen und etwa 10–15 Freier am Tag haben, entsteht eine gewisse Art von Abhängigkeit; aber dieses Thema ist tabu, da niemand darüber sprechen will. Darüber hinaus müssen diese jungen Mädchen oft mit vielen Schuldzuweisungen umgehen, da die Menschen sehr voreingenommen sind und gerne mit dem Finger zeigen. Die ersten drei Monate sind die schwierigsten, weil sie vor allem wieder in ihren Beruf, in ihre Sucht, zurückkehren wollen. Staatliche Institutionen sind in dieser Hinsicht nicht sehr hilfreich. Nach dem Gesetz muss zum Beispiel jedes Kind zur Schule gehen, aber diese Mädchen, die Opfer von sexueller Ausbeutung sind, haben eine besondere Situation und können nicht sehr bald wieder zur Schule gehen.“




    Iana Matei zufolge erfordert die Bekämpfung des Menschenhandels einen integrierten Ansatz, also gemeinsame Handlungen der Ressorts Bildung, Gesundheit und Inneres sowie verschiedene Methoden der Bekämpfung des organisierten Verbrechens. Die Behörden sollten mit den Vereinen zusammenarbeiten, die die Situation aus erster Hand kennen. Darüber hinaus muss sich die kollektive Optik in den ländlichen Gemeinden ändern, aus denen diese Mädchen stammen — dort werde die Ausbeutung missverstanden und die Schuld den Opfern gegeben. Das findet auch häufig bei dem Umgang mit häuslicher Gewalt statt, sagt Elena Samoilă, Programmkoordinatorin des FILIA-Zentrums, einer Vereinigung, die sich für die Rechte der Frauen einsetzt.



    Dass die Schuld bei den Opfern gesucht wird, ist heutzutage ein weit verbreitetes Muster in der Gesellschaft. Oft werden die Opfer für ihre Entscheidung beschuldigt, an einer Beziehung festzuhalten, in der sie missbraucht werden. Oder sie werden zum Sündenbock für das Verhalten der Täter gemacht. Die Leute sagen oft: ‚Nun, jede Geschichte hat zwei Seiten, die Frau muss doch etwas getan haben.‘ Um es kurz zu machen: Wir leben in einer Gesellschaft, in der Frauen für das Auslösen der Gewalt ihres Partners verantwortlich gemacht werden, und sie sollen Gewalt durch ihre Partner ertragen und die Dinge einfach stoisch aushalten. Männer, die meistens die Täter in einer Beziehung sind, kommen in der Regel damit durch.“




    Experten warnen davor, dass unter den gegenwärtigen Umständen der Pandemie die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt weltweit zunimmt, da viele Frauen in der Isolation mit aggressiven Partnern gefangen sind.

  • Sportevents: Rugby (Europameisterschaft), Handball (Europapokal), Fußball

    Sportevents: Rugby (Europameisterschaft), Handball (Europapokal), Fußball

    Rumäniens Rugby-Team hat am Samstag in Tiflis die erste Begegnung in der Rugby-Union-Europameisterschaft 2020 gegen Georgien mit 13:41 verloren. Sämtliche Punkte für die Eichenblatt-Kavaliere erzielte Florin Vlaicu, aus zwei Strafstö‎ßen, einem Versuch und einer Verwandlung. In den anderen Partien besiegte Spanien Russland mit 31:12, und Portugal errang einen 23:17-Heimsieg gegen Belgien. In der nächsten Runde trifft Rumänien am 8. Februar auf Portugal.



    Im Frauenhandball haben beide rumänischen Vertreter in der Champions-League Siege errungen. In der Gruppe 1 gewann der CSM Bukarest zu Hause mit 32:27 gegen den Tabellenführer Metz (Frankreich). Die frühere Welthandballerin Cristina Neagu erzielte dabei insgesamt 14 Tore. In der Gruppentabelle liegt Bukarest mit 5 Punkten auf Platz 5, ebenso wie die Norwegerinnen von Vipers Kristiansand, der nächste Gegner der Rumäninnen am kommenden Samstag. In der Gruppe 2 gewann der SCM Râmnicu Valcea auswärts mit 23:17 gegen Sävehof aus Schweden und belegt jetzt Platz 4 mit 4 Punkten. Am nächsten Samstag tritt der rumänische Meister gegen die derzeit an der Spitze stehende Mannschaft ETO Györ aus Ungarn an. Wir erinnern daran, dass die besten 4 Teams jeder Gruppe ins Viertelfinale vorrücken.



    Im EHF-Pokal setzte sich Gloria Bistrita-Nasaud mit 26:20 gegen die Polinnen von MKS Lublin durch und ist nun mit 6 Punkten Zweiter in der Gruppe C. Auf Platz eins steht das dänische Team Odense mit 8 Punkten. In der Gruppe B musste Măgura Heltau eine erneute Niederlage hinnehmen: Die Mannschaft verlor zu Hause gegen Podravka Koprivnica aus Kroatien mit 29:31 und befindet sich nun mit null Punkten am Ende der Tabelle.



    Wir beenden unsere Rubrik mit Neuigkeiten vom Fu‎ßball. An diesem Wochenende wurde der 23. Spieltag der rumänischen Meisterschaft ausgetragen. Am Freitag gewann die Universitatea Craiova mit 3:1 gegen Gaz Metan Mediasch. Am Samstag siegte der FC Voluntari mit 2:1 über Academica Clinceni. In Sibiu erkämpfte sich der FC Hermannstadt ein 2:2-Unentschieden gegen Sepsi Sfântu Gheorghe. Dinamo gewann in Bukarest mit 2:0 gegen Astra Giurgiu. Am Sonntag in Ploiești holte der FC Botoșani beim 1:0 gegen Chindia Tîrgoviște alle drei Punkte mit. Im Spitzenspiel dieser Runde setzte sich der CFR Klausenburg mit 1:0 gegen den FCSB Bukarest durch. Am Montag spielt Politehnica Iași gegen Viitorul Constanța. Der CFR Klausenburg führt die Ligatabelle mit 47 Punkten an, gefolgt von Universitatea Craiova und Astra Giurgiu mit jeweils 40 Punkten.


  • Frauen auf dem Arbeitsmarkt: Gender Pay Gap auch in Rumänien ausgeprägt

    Frauen auf dem Arbeitsmarkt: Gender Pay Gap auch in Rumänien ausgeprägt

    Im Jahr 2017 betrug das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern in der EU 16% zugunsten von letzteren, und die Renten für Männer waren um 37% höher als bei Frauen. Diese Daten zeigen, dass sich die EU-Bürgerinnen in einer wirtschaftlich schwachen Position befinden. Diese Situation hat sich in den fast 25 Jahren, seit die UNO 1995 in Peking die Aktionsplattform zur Beseitigung aller Formen der Diskriminierung von Frauen verabschiedet hat, nicht verbessert, so Jakub Caisl, Statistiker am Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE) mit Sitz in Vilnius:



    Es gibt viele langfristige Herausforderungen, die leider aktuell bleiben. So gibt es beispielsweise die wirtschaftlichen Herausforderungen für Frauen: das Beschäftigungsniveau unter den Frauen, die Aufteilung der unbezahlten Arbeit oder der unbezahlten Arbeit im Haushalt. Das bedeutet, dass es weniger Frauen auf dem Arbeitsmarkt gibt und dass sie im privaten oder familiären Bereich die meisten unbezahlten Tätigkeiten ausüben. Letzteres ist ein Problem, das seit langem besteht.“




    Die unbezahlten Tätigkeiten“ der Frauen sind diejenigen, die ihnen traditionell seit Jahrhunderten zugeteilt werden: die Verantwortung für den Haushalt und für die Familie. Natürlich stellt sich niemand die Frage nach einer Vergütung dieser Arbeit, sondern nach einer gerechten Aufteilung der Haushaltsaufgaben mit dem Lebenspartner, damit die Belastung nicht einseitig ist. Darüber hinaus spiegelt sich dieses Ungleichgewicht in der Aufteilung der Haushaltspflichten deutlich in den Statistiken über den EU-Arbeitsmarkt wider. Jakub Caisl vom Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen:



    Derzeit haben wir in der EU noch immer rund 7,7 Mio. Frauen, die aufgrund häuslicher Verantwortlichkeiten nicht auf dem Arbeitsmarkt tätig sind, und wir haben immer noch 9 Mio. Frauen, die wegen der erwähnten Verantwortlichkeiten Teilzeit arbeiten. Im Vergleich dazu gibt es nur 500.000 Männer in der gleichen Situation. Der Unterschied ist deutlich und führt zu einem Beschäftigungsunterschied, der dem Lohnunterschied ähnlich ist. Der Unterschied in der Beschäftigung beträgt zur Zeit 11,5 Prozentpunkte zugunsten der Männer. Was die Fortschritte betrifft, so können wir sagen, dass es einige Fortschritte in dem Sinne gegeben hat: Die Beschäftigungsquote von Frauen und Männern ist infolge der Erholung nach der Wirtschaftskrise gestiegen. Aber die bereits erwähnten Geschlechterunterschiede sind geblieben.“




    Laut der jüngsten soziologischen Studie, die vom Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE) Anfang Oktober veröffentlicht wurde — dem Gender Equality Index –, erhielt das Arbeitsumfeld in der EU durchschnittlich 72 Punkte. Nach den Berechnungen dieser Forschung bedeutet dies, dass von 100 möglichen Punkten im Bereich gleicher Zugang zum Arbeitsmarkt und gleiche Arbeitsbedingungen 72 Punkte erreicht wurde. In Rumänien liegt der Wert für das Arbeitsfeld bei fast 68 Punkten und damit unter dem EU-Durchschnitt. Konkret: Die Beschäftigungsquote liegt bei 61% bei Frauen und bei 79% bei Männern. Gleichzeitig weist Rumänien aber auch das geringste geschlechtsspezifische Lohngefälle von 3% zugunsten der Männer auf.



    Das geschlechtsspezifische Gefälle bei den Renten war 2017 jedoch viel grö‎ßer: Im Durchschnitt waren die Renten für Männer um 63% höher als die Renten der Frauen zwischen 65 und 79 Jahren. Darüber hinaus war die materielle Situation älterer Menschen beider Geschlechter Gegenstand statistischer Diagramme, die im Rahmen des Projekts Social Monitor“ von der Friedrich-Ebert-Stiftung auf der Grundlage der von Eurostat bereitgestellten Daten erstellt wurden. Victoria Stoiciu, Vertreterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien, mit Details:



    Die Eurostat-Zahlen zeigen, dass in Rumänien im Jahr 2018 36,7% der älteren Menschen über 65 Jahre von Armut bedroht waren. Die Frauen waren im Jahr 2018 in Rumänien am stärksten von Armut betroffen. 43% der rumänischen Frauen sind in dieser Situation, im Gegensatz zu 19% der rumänischen Männer. Wir beziehen uns nur auf ältere Menschen. Dieser Prozentsatz (36,7) zeigt die höchste Armutsquote seit 2009 für diese Altersgruppe auf. Die Grafiken zeigen, dass die Armut bei älteren Menschen seit 2009 bis 2014 abnahm, dann begann die Armut wieder zu steigen, und 2018 hatte sie bereits das Niveau von 2009, als Rumänien sich in der Wirtschaftskrise befand, übertroffen. Das ist ein beunruhigendes Phänomen. Es wird viel darüber gesprochen, dass einerseits die Renten erhöht wurden, andererseits dass die Erhöhung der Renten nicht willkommen sei, weil sie nicht finanziell unterstützt getragen könne. Die Statistiken zeigen aber, dass all die Rentenerhöhungen mit den Bedürfnissen der älteren Menschen nicht Schritt halten können und dass die Armut in den Reihen der älteren Bürger zunimmt.“




    Welche Erklärungen gibt es für die prekäre Situation der älteren Menschen in Rumänien? Die Ursachen unterscheiden sich nicht wesentlich von den in der gesamten EU vorkommenden, so Victoria Stoiciu, Vertreterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien:



    Die prekäre Situation der älteren Menschen in Rumänien wird durch die Geschlechterunterschiede auf dem rumänischen Arbeitsmarkt erklärt. Diese wiederum sind das Ergebnis struktureller Benachteiligungen von Frauen in Rumänien. Nach Erreichen des Rentenalters spiegeln sich diese Benachteiligungen in dem Einkommen der Frauen wider. Was sind diese strukturellen Nachteile? Erstens wird der Zugang von Frauen zum Arbeitsmarkt eingeschränkt. Systematisch ist der Anteil der erwerbstätigen Frauen geringer als bei Männern. Dies ist auch auf traditionalistische Mentalitäten zurückzuführen, die sagen, dass die Frau zu Hause bleiben und sich nur um den Haushalt kümmern sollte. Aber wenn und wann sie erwerbstätig sind, arbeiten Frauen — in Jahren berechnet — weniger. Und nicht zuletzt sind die Löhne, die Frauen in Rumänien erhalten, immer noch konstant niedriger als die der Männer. Dies führt natürlich zu einem Niveauunterschied zwischen Männer- und Frauenrenten, da die Renten nach der Höhe der Beiträge berechnet werden. Das verursacht auch eine verminderte Sparfähigkeit, die negative Wirkungen hat, da viele ältere Menschen auch auf die Einsparungen während der Arbeitsjahre angewiesen sind. Diese Faktoren sind kumulativ, und die systematische Diskriminierung von Frauen in der rumänischen Wirtschaft zeigt sich am besten, wenn die Frauen das Rentenalter erreichen.“

  • Sportevents: Handball-CL der Frauen, Leichtathletik-WM,Kunstturnen,Fußball

    Sportevents: Handball-CL der Frauen, Leichtathletik-WM,Kunstturnen,Fußball

    Rumäniens Vertreter in der Handball-Champions League der Damen sind jeweils mit einem Sieg in den Wettbewerb gestartet. Am Freitag kam der rumänische Meister SCM Râmnicu Vâlcea in der Gruppe C zu einem Heimsieg, 34:27, gegen die Deutschen aus Bietigheim. In derselben Gruppe gewannen die Französinnen von Brest Bretagne beim montenegrinischen Meister Buducnost mit 35:32. Am kommenden Samstag reist die Mannschaft aus Vâlcea zur Begegnung mit Brest nach Frankreich.


    Am Sonntag setzte sich der CSM Bukarest in der Gruppe B mit 24:22 beim dänischen Vertreter Esbjerg durch. Die Favoritinnen in dieser Gruppe, die Russinnen von Rostow am Don, schlugen vor eigenen Fans Perla Lublin aus Polen mit 31:21. Am Freitag empfängt Bukarest das russische Team aus Rostow.



    Im Katar ist die Leichtathletik-Weltmeisterschaft zu Ende gegangen. Rumänien war mit 10 Athleten dabei, die allerdings keine Medaille gewinnen konnten. Die beste Leistung des Kaders erreichte Alin Firfirică, und zwar Platz vier im Diskuswerfen. Erwähnenswert ist auch Alina Rotarus Ergebnis, Platz sechs im Weitsprung.



    Bei der Weltmeisterschaft im Kunstturnen in Stuttgart ist die rumänische Riege am Ende auf Platz 22 gelandet. Damit verpasste das Team die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio im kommenden Jahr. Es wird die bereits zweite Ausgabe der olympischen Spiele in Folge ohne rumänische Teilnahme, nach den Sommerspielen 2016 in Rio. Einzig Maria Holbură wird nach ihrem Ergebnis im Einzelmehrkampf 2020 nach Japan reisen dürfen.



    Und nun zum Fußball und dem 12. Spieltag der ersten rumänischen Liga. Zwei Partien fanden bereits am Freitag statt und beide endeten mit einem 1 :1-Unentschieden : Sowohl die Begegnung zwischen dem FC Botoşani und Sepsi Sfântu Gheorghe als auch die Partie Universitatea Craiova – Politehnica Iaşi. Am Samstag gewann Gaz Metan Mediasch mit 2:1 gegen Academica Clinceni. Das ewige Derby zwischen dem FCSB (ex-Steaua) Bukarest und Dinamo Bukarest am Samstagabend endete mit 1:1. Der Sonntag stand im Zeichen eines weiteren Derbys, dem der aktuellen Saison, der Begegnung zwischen dem FC Viitorul und dem CFR Klausenburg. Die Gastgeber gewannen das Spiel mit 3:1. Schließlich die letzten beiden Partien des 12. Spieltags am Montag: Der FC Voluntari empfängt Chindia Târgovişte und Astra Giurgiu den FC Hermannstadt. In der Tabelle führen Klausenburg und der FC Viitorul, mit jeweils 24 Punkten. Es folgen Craiova mit 23 und Gaz Metan Mediasch mit 21 Zählern.

  • Ein Drittel der Rumänen können kaum ihre Lebenshaltungskosten decken

    Ein Drittel der Rumänen können kaum ihre Lebenshaltungskosten decken

    Eine vom Nationalen Statistikinstitut im vergangenen Jahr durchgeführte Studie über die Lebensqualität“ zeigt, dass fast zwei von fünf Haushalten, die ungefähr ein Drittel der Gesamtbevölkerung ausmachen, Schwierigkeiten haben, die Lebenshaltungskosten zu decken. Die Zahl steigt bis zu 80 % der gesamten Haushalte, wenn man die Deckung der täglichen Kosten berücksichtigt, geht aus der Studie hervor. Andererseits hat es jeder fünfte Haushalt leicht, die Lebenshaltungskosten zu decken.



    Von den Haushalten die Schwierigkeiten haben werden ungefähr in gleicher Zahl, rund 47,5 % von Frauen bzw. Senioren und knapp über 57 % von zwei Erwachsenen mit drei oder mehr Kindern geführt. Darüber hinaus haben fast 60 % der Haushalte in Schwierigkeiten einen Arbeitslosen als Familienversorger, während ca. 53 % von einem in der Landwirtschaft Beschäftigten versorgt werden. Die Studie zeigt auch, dass ein Drittel der Haushalte, wiederholt Rückstände bei der Begleichung der Haushaltskosten oder Bankkredite aufweist. Dies ist auf das geringe Familieneinkommen zurückzuführen.



    Die meisten Rückstände im vergangenen Jahr wurden für Stromrechnungen und andere Nebenkosten, Mieten und Mobilfunkdienste verzeichnet. Was den Familienversorger betrifft, so sind die Familien, die von Arbeitslosenunterstützung leben, mit einem Anteil von fast 60 % an der Gesamtzahl der Haushalte, die ihre Beiträge nicht zahlen konnten, am stärksten vertreten. Rückstände werden ebenfalls weitgehend bei Familien mit Kindern gemeldet, hauptsächlich bei Familien, die aus zwei Erwachsenen und drei oder mehr Kindern bestehen, oder bei Familien mit einem Alleinerziehenden mit mindestens einem Kind. Die Schätzung des Mindesteinkommens, das es den Haushalten ermöglichen würde, die Lebenshaltungskosten zu decken, hängt direkt davon ab, inwieweit sie die täglichen Kosten tragen.



    Mehr als ein Viertel der Haushalte ist der Ansicht, dass sie die Lebenshaltungskosten mit einem Mindesteinkommen von 208 bis 416 Euro decken können, aber drei von fünf Haushalten benötigen mindestens 416 Euro, um die monatlichen Ausgaben zu decken. Mehr als ein Drittel der Haushalte ist der Ansicht, dass das monatliche Mindesteinkommen zur Deckung der laufenden Ausgaben höher als 625 Euro sein sollte.