Tag: Großwardein

  • QSL 12/2021: Großwardeiner Weihnachtsmarkt

    QSL 12/2021: Großwardeiner Weihnachtsmarkt

    Im Dezember ist der Unirii-Platz (Vereinigungsplatz) in Oradea mit Magie, Zimtgeruch, Glocken, Weihnachtsliedern und Freude erfüllt, wenn der Gro‎ßwardeiner Weihnachtsmarkt — eine der bekanntesten Veranstaltungen der Stadt — eröffnet wird.



    Traditionen, Lve-Konzerte und kulinarische Köstlichkeiten sind wunderbar mit tausenden von Lichtern, Dekorationen und handgefertigten Souvenirs verwoben, und die Kinder können sich auf der Eislaufbahn, dem Karussell oder bei anderen Aktivitäten und Attraktionen auf dem Jahrmarkt vergnügen.



    Ob sü‎ß oder salzig, würzig oder leicht scharf — während des Gro‎ßwardeiner Weihnachtsmarktes können Sie sich alle möglichen Leckereien auf der Zunge zergehen lassen. Die Einwohner von Oradea, perfekte Gastgeber, werden Sie zusammen mit dem Weihnachtsmann höchstpersönlich mit offenen Armen empfangen und alles tun, damit Sie sich auf dem hiesigen Weihnachtsmarkt wie zu Hause fühlen.

  • QSL 11/2021: Neologe Synagoge Sion in Großwardein

    QSL 11/2021: Neologe Synagoge Sion in Großwardein

    Eine beeindruckende Synagoge mit einer riesigen Orgel und einem Fassungsvermögen von über 1000 Personen, die 1878 im Zentrum der Neustadt nach der Spaltung der jüdischen Gemeinde in Gro‎ßwardein in Orthodoxe und Kongressisten oder Neologen erbaut wurde. Mit einer vom maurischen Stil inspirierten Architektur war sie bei den Menschen in Gro‎ßwardein als Zion-Tempel bekannt, der mit dem berühmten Oberrabbiner Dr. Lipót Kecskeméti in Verbindung gebracht wurde.



    Das imposante eklektische Bauwerk wurde nach Plänen der Architekten David Busch und Kálmán Rimanóczy Senior errichtet. Heute finden in der Zion-Synagoge verschiedene Darbietungen zeitgenössischer Kunst statt, hier werden häufig Konzerte, Ausstellungen, Eröffnungen oder Kino-Konzerte organisiert.

  • QSL 10/2021: Oradea FestiFall

    QSL 10/2021: Oradea FestiFall

    Mehrere Tage voller Spa‎ß und Entspannung in städtischen Räumen voller Geschichte, Open-Air-Konzerte, bekannte Künstler, spektakuläre Kulissen und Leckerbissen für alle Feinschmecker. Beim Oradea FestiFall im historischen Zentrum ist die Welt voller Aufregung, geschickte Köche verführen Sie mit Aromen und Geschmäckern aus aller Welt und fabelhafte Gestalten erobern die Stra‎ßen der Stadt. Ein Festival voller Energie und Lebhaftigkeit, das jährlich Zehntausende von Teilnehmern anzieht.



    Beim Oradea Festifall geht es um gute Musik, eine au‎ßergewöhnliche Atmosphäre, gute Stimmung und warmherzige Menschen. Es ist das schönste Fest der Stadt Oradea/Gro‎ßwardein!

  • QSL 9/2021: Vereinigungsplatz in Oradea/Großwardein

    QSL 9/2021: Vereinigungsplatz in Oradea/Großwardein

    Ein urbanes Spektakel mit einer Ansammlung von sieben Baustilen, einer spannender als der andere — Barock, Klassizismus, Eklektizismus, Historismus, Sezession, Romantik und Neorumänischer Stil.



    Der Platz der Vereinigung, auch als Kleiner Platz bekannt, nahm um das 18. Jahrhundert Gestalt an, als er das Zentrum des Stadtviertels Orașul Nou (Neustadt) bildete. Das erste hier erbaute Gebäude war das Serfőző-Haus aus dem Jahr 1714 an der heutigen Stelle des Schwarzadler-Palastes. Mit seinen nur wenigen Zimmern wurde dieses später in den Gasthof Zum Adler“ umgewandelt. Ab 1753 erlebte der Marktplatz eine Reihe von Veränderungen. Zum Stadtbild gesellen sich im Laufe der Jahre beeindruckende Gebäude in verschiedenen Baustilen, die Stra‎ßenbeleuchtung und die ersten Stra‎ßenbahnen, die das Zentrum, den Nordbahnhof und den westlichen Teil der Stadt miteinander verbinden.



    Die wichtigsten Veränderungen im heutigen Erscheinungsbild des Vereinigungsplatzes haben sich um die Jahrhundertwende, zeitgleich mit der wirtschaftlichen Entwicklung ereignet. Auch wenn im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Aktivitäten in seiner Umgebung stattfanden und sich sein Name mehrmals geändert hat — Kleiner Platz, Sankt- Ladislaus-Platz, Ferdinand-Platz, Malinovsky-Platz oder Siegesplatz — so ist der heutige Platz der Vereinigung das kulturhistorische und Promenadenzentrum der Stadt, das man als Besucher von Gro‎ßwardein unbedingt besichtigen sollte.



    Zehntausende von Touristen werden von den historischen Denkmälern auf dem Platz der Vereinigung angezogen: dem Rathaus von Gro‎ßwardein (1901–1903), dem Palast des griechisch-katholischen Bistums (1903–1905), dem Schwarzadlerpalast (1907–1908) oder dem Palast Adolf Moskovitz und Söhne“ (1904–1905), aber auch von den Restaurants und Cafés, die dem Platz Leben einhauchen.

  • QSL 8/2021: Aquapark „Nymphaea“ in Oradea/Großwardein

    QSL 8/2021: Aquapark „Nymphaea“ in Oradea/Großwardein

    Zu jeder Jahreszeit können Sie sich im Nymphaea-Komplex mit einer entspannenden Massage und Schönheitsbehandlungen verwöhnen lassen, im Nymphaea-Aquapark haben Jung und Alt gleicherma‎ßen Spa‎ß. Es ist der ideale Ort, um in der Sauna oder im Pool zu entspannen oder die multifunktionalen Sportplätze zu nutzen.



    Ausgestattet mit Au‎ßenpools, ideal für den Sommer, aber auch Innenpools, perfekt für die kalte Jahreszeit, ist Nymphaea die perfekte Kombination aus Spa‎ß und Entspannung. Während sich die Kleinen in den Wellenbecken und auf den Wasserrutschen austoben, können die Erwachsenen in den SPA-Bereich eintauchen, mit Saunen, türkischen Bädern, Thermalbecken, Dampfkabinen, Whirlpools, Wasserbehandlungen und Massagen.

  • QSL 7/2021: mittelalterliches Festival in Oradea/Großwardein

    QSL 7/2021: mittelalterliches Festival in Oradea/Großwardein

    Das Festival lässt Bräuche und Traditionen, Ritter und mittelalterliche Figuren wieder zum Leben erwecken. Besucher wie Einheimische werden alljährlich zu einer Zeitreise in die Vergangenheit eingeladen — die für das Mittelalter charakteristische Stimmung wird wiederbelebt, es werden historische Schlachten nachgestellt und Turniere mit internationaler Teilnahme organisiert.



    Interaktive Aktivitäten und Spa‎ß für jedes Alter stehen im Angebot: mittelalterliche Musik und Tänze, traditionelle Kunsthandwerker-Werkstätte, mittelalterliche Spiele für Kinder, Feuer-Jongleure und Dressurnummern mit Raubtieren. Die Veranstaltungen finden sowohl innerhalb der Stadtburg zwischen den Basteien als auch auf der grünen Schutzwall au‎ßerhalb der Burg statt. Die mittelalterlichen Camps erstrecken sich auf mehrere Tausende Quadratmeter — zur Begeisterung der Gäste.



    Das in Oradea (Gro‎ßwardein) stattfindende mittelalterliche Fest wird alljährlich von rund 50.000 Gästen besucht, die die Gelegenheit haben, authentische und einmalige mittelalterliche Erfahrungen in Rumänien zu erleben.

  • QSL 6/2021: Miksa-Moskovits-Palast in Oradea/Großwardein

    QSL 6/2021: Miksa-Moskovits-Palast in Oradea/Großwardein

    Das Gebäude wurde zwischen 1904 und 1905 nach den Entwürfen von Kálmán Rimanóczy Jr. errichtet, einem Architekten, der besonderen Gefallen an dem Münchner Jugendstil namens Lilienstil“ fand. Zum Tragen wurden Eisenbeton-Platten in der sogenannten Hennebiqueschen Bauweise (benannt nach dem französischen Bauingenieur François Hennebique) eingesetzt, gemä‎ß den Plänen des Budapester Universitätsprofessors Ing. Szilárd Zielinszky.



    Rimanóczy Jr. bereicherte das zweistöckige Gebäude mit Ornamenten aus Pflanzenmotiven, wodurch ein spektakuläres Bild entstand. Die Fassade ist voller geschwungener Symbole. Der Miksa-Moskovits-Palast hat einen Keller, ein hohes Erdgeschoss, ein Zwischengeschoss und zwei Stockwerke.



    Es wurde vom Ingenieur Miksa Moskovits in Auftrag gegeben, der früher in diesem Gebäude lebte.

  • Hörerpostsendung 6.6.2021

    Hörerpostsendung 6.6.2021

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Wie bereits zuletzt angekündigt, sind wieder ein paar Briefe eingetroffen und damit möchte ich heute den Funkbriefkasten bestreiten.



    Von Wolfgang Waldl (aus Wien) erhielten wir einige Bemerkungen zu unserem Programm sowie eine Frage — hier ein paar Auszüge:



    Die Anmerkungen zur regen Tätigkeit des Wiener Architektenduos Helmer & Fellner waren — wie immer — sehr interessant. Auch bin ich immer sehr erfreut, dass Ihre Kulturberichterstattung so profund und vielseitig ist. […] Sie berichteten auch über historische Cholera-Stationen in den Häfen Rumäniens, über die Schriftsteller-Wohnungen in Bukarest, über die Villa des Mäzens und Kunstsammlers Krikor Zambaccian, über das Bukarest der Zwischenkriegszeit — alles hochinteressant!



    Ist in Rumänien der Radio- und TV-Empfang kostenfrei? Hier gibt es — wie in Deutschland — eine Gebührenpflicht. Ich zahle über 300 Euro im Jahr, obwohl ich seit gut drei Jahrzehnten den Staatsfunk — wegen mangelnder Ausgewogenheit — kaum höre bzw. den Fernseher kaum einschalte.



    Mit herzlichen Grü‎ßen


    Wolfgang Waldl




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Waldl. Die Rundfunkgebühr wurde in Rumänien im Februar 2017 von der damaligen Regierung in einem Anflug von Populismus zusammen mit anderen über 100 Abgaben abgeschafft. Es ging damals keineswegs um eine Erleichterung der Steuer- und Abgabenlast der Bürger, sondern vielmehr um eine Ablenkung von den wochenlangen Protesten gegen die umstrittene Justizreform, die die damalige Regierung durchboxen wollte, womit korrupte Politiker von der Strafverfolgung geschützt werden sollten. Nun hängen die öffentlich-rechtlichen Sender ausschlie‎ßlich am Tropf des Staates. Ob dadurch die Unabhängigkeit der Berichterstattung gelitten hat, vermag ich nicht zu sagen — in meinen Ohren klingen die Nachrichtensendungen des Hauptprgramms für das Inland und jene des rumänischen Fernsehens TVR immer noch ausgewogen, wenn auch die Themenauswahl manchmal etwas schmal ist. Allerdings schlägt sich die nun fehlende Einnahmequelle aus Gebühren in der Infrastruktur nieder. Wir schämen uns fast, noch Gäste zu empfangen. In unseren Büros fallen die Möbelstücke und Bürosessel fast auseinander, verschiedene Abstellkammern sind voll mit irgendwelchem Gerümpel, die Sanitäranlagen in den Toiletten sind in desolatem Zustand, das ganze Rundfunkgebäude hat seit dem gro‎ßen Erdbeben von 1977 einen gro‎ßen Riss, der durch drei Etagen geht und damals nur mit Beton gefüllt wurde. Für eine erdbebensichere Konsolidierung des Gebäudes fehlt es an Geld und am politischen Willen. Und — last but not least — unsere Gehälter von durchschnittlich umgerechnet etwa 500 € netto im Monat zwingen uns, auch anderen Jobs nachzugehen, um über die Runden zu kommen. Dabei war die Rundfunkgebühr in Rumänien gar nicht mal so hoch — für natürliche Personen — also Otto-Normalbürger — betrug sie (am damaligen Wechselkurs umgerechnet) 1,45 € und sie wurde mit der monatlichen Stromrechnung erhoben. Es waren also nicht einmal 20 Euro im Jahr. Weitaus höhere Abgaben waren allerdings für juristische Personen vorgesehen, beispielsweise mussten Unternehmen mit Filialen und Angestellten umgerechnet knapp 18 Euro Rundfunkgebühr im Monat bezahlen, also einen ähnlichen Betrag wie in Deutschland. In Österreich ist die Gebühr übrigens noch höher als in Deutschland, wie Herr Waldl schon andeutete — in Wien liegt sie aktuell bei 26,33 € im Monat. Doch zurück nach Rumänien: Auch im Bereich Gastronomie und Tourismusunternehmen wurde nach Anzahl der vorhandenen Räumlichkeiten, und nicht der angemeldeten Geräte abgerechnet — die Gebühr betrug umgerechnet 1,70 € pro Zimmer, was viele als ungerecht empfanden, wenn es zum Beispiel in einer kleinen Kiez-Bar oder einer schlichten Pension überhaupt keine Radio- oder Fernsehgeräte gab.



    Ich wei‎ß, dass vor allem in Deutschland sehr viel über den Sinn und die Höhe der Rundfunkgebühr gestritten wird. Es ist sicherlich sinnvoll, darüber nachzudenken, wie hoch sie sein darf und was man mit den Steuergeldern bei den Öffentlich-Rechtlichen produziert. Ich stimme mit den Kritikern überein, dass billige Unterhaltung, mit der man den privaten Sendern Konkurrenz machen will, eigentlich keinen Platz bei öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben sollte. Umfangreiche und gut recherchierte Dokumentationen sind andererseits ohne eine entsprechende Finanzierung nicht möglich. In anderen Ländern gibt es unterschiedliche Modelle — beispielsweise finanziert sich das National Public Radio (NPR) in den USA hauptsächlich durch Spenden. Ich wei‎ß allerdings nicht, ob sich dieses Modell auf Europa übertragen lie‎ße.



    Vielen Dank nochmals für Ihren Brief, lieber Herr Waldl, auch ihren zweiten Brief habe ich inzwischen erhalten und hebe ihn mir für ein nächstes Mal auf. Herzliche Grü‎ße nach Wien und bleiben Sie gesund!




    Wir bleiben in Wien, den von dort meldete sich auch Manfred Schida, den wir schon seit einigen Jahren zu unseren Stammhörern zählen dürfen. Er schickte uns gleich mehrere Briefe, allesamt auf Mitte April datiert, in dem er von unterschiedlichen Empfangsbedingungen berichtet und dass er gelegentlich auch die französische und englische Sendung von uns hört. Au‎ßerdem legte er uns ein nettes Foto von ihm und seiner weiblichen Haushaltshilfe aus Rumänien bei. Vielen Dank Dank, lieber Herr Schida, bleiben Sie gesund und herzliche Grü‎ße!




    Auch von Michael Lindner (aus Gera, Thüringen) erhielten wir gleich zwei Postbriefe, die auf Ende April bzw. Anfang Mai datiert sind. Heute verlese ich ein paar Auszüge aus dem ersten Brief und hebe mir den zweiten für eine spätere Sendung auf, da er auch eine Frage beinhaltet, für deren Beantwortung ich recherchieren muss.



    Wunderbar fand ich die Jazzmusiksendung mit Klängen von Cătălin Tîrcolea. Bin zwar kein Jazzfan, aber ab und zu einige Takte guter Jazzmusik ist eine sehr interessante Abwechslung. Ja, liebe Freunde, es war wieder ein sehr gelungenes Sonntagsprogramm, welches mir die triste Corona-Zeit etwas versü‎ßt hat. Wie sonst soll man auf andere Gedanken kommen — das geht eben nur mit der guten alten Kurzwelle. Zeitungen und heimische Nachrichtendienste sind nur noch vom Corona-Fieber besessen. Es gibt tatsächlich kaum noch andere Themen. Dabei brauchten die Menschen endlich wieder einmal einige Lichtblicke, um nicht gänzlich den Mut und die Hoffnung zu verlieren.



    So sitze ich nun Tag für Tag an meinen Radiogeräten und reise quer durch die Welt. Da finde ich meine Lichtblicke und meine Hoffnung auf bessere Zeiten, wenn ich beispielsweise Sendungen aus Südkorea, Japan oder Taiwan, aber auch aus Israel empfange.



    Nun wünsche ich Ihnen alles Gute, bleiben Sie gesund und den Hörern verbunden!



    Ihr treuer Hörerfreund


    Michael Lindner




    Vielen Dank für Ihren Brief, lieber Herr Lindner, bleiben auch Sie gesund und alles Gute nach Gera!




    Einen kurzen Postbrief erhielten wir von Joachim Verhees (aus Krefeld):



    Verehrte Damen und Herren,



    mit Dank bestätige ich Ihnen den Erhalt der QSL-Karten. Auch diesmal sind sie wieder interessant. Frage: Wer trifft die Auswahl der Motive?



    Was den Empfang betrifft, muss ich leider feststellen, dass dieser sehr unterschiedlich ist seit der Zeitumstellung. Kann also u.U. besser werden.



    Weiterhin Gesundheit wünschend mit herzlichen Grü‎ßen


    Joachim Verhees




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Verhees. Die Auswahl der Motive wird im sogenannten Generalsekretariat getroffen, das sich aus dem Vorgesetzten der Auslandsprogramme in rumänischer Sprache, jenem der Programme in Fremdsprachen und dem Generalsekretär zusammensetzt. Dabei ist man bemüht, Partnerschaften einzugehen, die erstens sinnvoll sind und zweitens auch eine teilweise Finanzierung oder ein Sponsern der jeweiligen Serie ermöglicht. Beispielsweise ist die diesjährige QSL-Serie Wahrzeichen der nordwestrumänischen Stadt Oradea gewidmet — die Stadt hei‎ßt auch noch Gro‎ßwardein auf deutsch, Nagyvarad auf ungarisch, im Mittelalter wurde sie in Latein Magnovaradinum genannt, vermutlich eine latinisierte Ableitung vom ungarischen Wort vár für Burg oder Festung. Das Wort gro‎ß“ war auch in der älteren rumänischen Bezeichnung noch vorhanden, nämlich Oradia Mare. Heute ist sie die Landkreishauptstadt des Kreises Bihor, und, da u.a. auch eine slowakische Minderheit in der Region beheimatet ist, hat sie auch einen slowakischen Namen mit selbiger Bedeutung: Veľký Varadín. Die QSL-Serie wurde mit Unterstützung der Stadt herausgebracht, die sich dadurch auch etwas Werbung für den Fremdenverkehr verspricht. Die QSL-Serie von 2020 war alten rumänischen Münzen und Banknoten gewidmet — möglich wurde sie durch die Unterstützung von der Rumänischen Nationalbank. Und — um noch ein älteres Beispiel zu nennen: Die QSL-Serie von 2011 bestand aus der Ablichtung von Aquarellen des aus der Moldaurepublik stammenden Malers Vitalie Butescu, die wiederum Baudenkmäler aus Bukarest und Umgebung darstellten. Der Künstler gestattete uns die Abbildung und Herausgabe seiner Werke als Postkarten und erhoffte sich im Gegenzug sicherlich eine Popularisierung seiner Malereien im Ausland.




    Auch Frank Bresonik (aus Gladbeck) interessierte sich in seinem Postbrief u.a. für die Stadt Oradea:




    Liebe Freunde von RRI,



    mit diesem Brief bestätige ich Ihnen den Eingang Ihrer hübschen QSL-Karte, die dieses Mal den Barockpalast in Oradea in seiner vollen Pracht zeigt. Vielen lieben Dank für die Freude, die Sie mir damit gemacht haben.



    Mich würde es einmal interessieren, wie man bei Ihnen in Rumänien diese Stadt Oradea erreichen kann.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Bresonik. Aus Deutschland gibt es nach meinem Wissen keine direkten Flüge nach Gro‎ßwardein; da die Stadt aber wie gesagt direkt hinter der ungarisch-rumänischen Grenze liegt, wäre eine Anreise aus Mittel- und Westeuropa mit Bahn oder Auto sinnvoll. Sonst können Sie von Bukarest aus Direktflüge buchen, ein Flug von Bukarest nach Oradea dauert ca. anderthalb Stunden.




    Liebe Leute, das war’s für heute. Weitere Empfangsberichte erreichten uns per Post von Erhard Lauber, Peter Möller, Ulrich Wicke, Johann Ruff, Christoph Paustian, Michael Brawanski und Herbert Beutel (D) sowie von Georg Feichtinger (A). Auf elektronischem Weg erreichten uns weitere Botschaften bis einschlie‎ßlich des gestrigen Samstags von Klaus Nindel, Michael Hartmann, Ernst Meinhardt, Dieter Leupold, Maria Seiser, Petra Kugler, Michael Willruth, Dieter Feltes und Wolfgang Büschel (D) sowie von Paul Gager (A).



    S.G. sagt an dieser Stelle: Danke fürs Zuhören, bleiben Sie gesund und bis nächstes Mal!



    Audiobeitrag hören:



  • QSL 5/2021: Museum für Geschichte der Großwardeiner Juden

    QSL 5/2021: Museum für Geschichte der Großwardeiner Juden

    Im Museum für die Geschichte der Juden erfahren Sie das tragische Schicksal von Éva Heyman, einem 13-jährigen Mädchen, das ähnlich wie Anne Frank im Gro‎ßwardeiner Ghetto ein kurzes Tagebuch schrieb, bevor es in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und zum Holocaust-Opfer wurde.



    Die Geschichte von Éva Heyman oder Tereza Mózes — einer Holocaust-Überlebenden — haben die Atmosphäre des Museums stark geprägt. Im Museum sind auch ihre Biografien, Tagebücher und andere persönliche Gegenstände ausgestellt.

  • QSL 4/2021: Darvas-La-Roche-Haus in Oradea/Großwardein

    QSL 4/2021: Darvas-La-Roche-Haus in Oradea/Großwardein

    Nach originalgetreuen Sanierungsarbeiten beherbergt das Darvas-La Roche“-Haus jetzt das neueste Museum der Stadt: das Jugendstil-Museum. Die Ausstellung bietet Einblicke in die Inneneinrichtungen und die bürgerliche Lebensweise der Stadt in der Zeit der Belle Époque“.



    Ein schickes, einzigartig schönes Gebäude, das sich in die weltweit originellsten Architekturwerke des frühen 20. Jahrhunderts einreiht. Das Darvas-La Roche“-Haus wurde zwischen 1909 und 1912 von den Brüdern László und József Vágó erbaut.



    Eine besondere Attraktion des Hauses stellen die Buntglasfenster dar, welche Fassaden und Haupträume mit dekorativ gro‎ßflächigen floralen und tierischen Ornamenten schmücken. Das Frauen-Motiv, das in den Buntglas-Medaillons anzutreffen ist, verleiht der Komposition einen verführerischen Charme.

  • QSL 3/2021: Schwarzadler-Palais in Oradea/Großwardein

    QSL 3/2021: Schwarzadler-Palais in Oradea/Großwardein

    Die Entstehungsgeschichte des Schwarzadler-Palais (rum. Palatul Vulturul Negru) ist auf eine neue Entwicklungsvision der Stadt zurückzuführen, welche die Umgestaltung des örtlichen Zentralplatzes (rum. Piața Mică / Piața Sf. Ladislau), des heutigen Vereinigungsplatzes (rum. Piața Unirii), zu Grunde hatte. An der Stelle des heutigen Gebäudes befand sich 1714 an der östlichen Ecke des Hauptplatzes, an der Kreuzung der Unabhängigkeitsstra‎ße (rum. Strada Independenței) mit dem Vereinigungsplatz (damals Kossuth-Str. und Kleiner Platz) eine Gaststätte mit einer Kneipe im Erdgeschoss — das Wirtshaus Vulturul“. Der Ort war allerdings auch als Stadtbrauerei“ bekannt (rum. Berăria orașului“). Im alten Wirtshaus fanden die meisten wichtigen öffentlichen Ereignisse und Veranstaltungen statt: Ballabende, Sitzungen, Theateraufführungen oder politische Debatten.



    Das Palais galt als markantes Symbol des modernen anspruchsvollen Stadtlebens. Es beherbergte ein Hotel, zwei Kinosäle, ein Casino, mehrere Cafés und Läden und sogar eine Bank. Die mit Glas überdachte Passage im Erdgeschoss ist in Form eines Y“ angelegt und verfügt über drei Eingänge. Der Architekt lie‎ß sich von der Galerie Vittorio Emanuele“ in Mailand bei der Erarbeitung der Entwürfe inspirieren. Die Galerie oder besser gesagt die Passage, wie sie die Stadteinwohner zu nennen pflegen, ist das Entertainment-Hotspot der Stadt. Denn hier sind derzeit die meisten Bars, Cafés und Pubs zu finden.



    Der Gebäudekomplex beeindruckt durch die besondere Architektur sowie durch Farbe und dekorative Elemente. Die zwei gro‎ßen Freskenfenster, die einen Adler im Sinkflug abbilden und direkt über den Eingängen liegen, sind mittlerweile zum Wappen der Stadt geworden. Sie sind ein Produkt der örtlichen Werkstatt K. Neumann“ und stammen aus dem Jahr 1909.

  • QSL 2/2021: Barock-Palais in Oradea/Großwardein

    QSL 2/2021: Barock-Palais in Oradea/Großwardein

    Das barocke Bauwerk wurde vom Wiener Architekten Franz Anton Hillebrandt entworfen. Das im österreichischen Spätbarockstil erbaute Palais war als Nachstellung im Kleinformat des Belvedere-Schlosses in Wien geplant. 1773 zerstörte ein Brand gro‎ße Teile des Gebäudes. Mit Hilfe der ursprünglichen Baupläne wurde das Palais allerdings wieder aufgebaut. Die Renovierungsarbeiten wurden 1777 abgeschlossen.



    Auf dem Platz vor dem Palais und der Römisch-Katholischen Kathedrale wurde ein englischer Landschaftsgarten eingerichtet. Zwei wertvolle Kunstwerke können hier bewundert werden: die Bronzestatue des Bischofs Ferenc Szaniszló (1850–1868), die im Auftrag des Bischofs Lőrinc Schlauch ausgeführt und am nördlichen Rand des Grundstücks untergebracht wurde, bzw. die monumentale Statue des Heiligen Ladislaus. Letztere wurde ursprünglich im Jahre 1892 in der Innenstadt aufgestellt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie allerdings auf den Platz vor der Stadtkathedrale versetzt. Sie gilt immer noch als örtliche touristische Sehenswürdigkeit.



    Hinter der westlichen Fassade des Palais befindet sich ein Barockgarten, der in einen Hügel hineingeschnitten wurde. Die drei Flügel des Palais sind in U-Form aufgestellt und grenzen somit einen Innengarten ab. Dieser Garten ist auch als Cour d’Honneur“ bekannt. Er ist mit den unteren Terrassen durch eine Treppenreihe verbunden.



    Vor dem südlichen Gebäudeflügel befindet sich eine aus Sträuchern geschnittene geometrische Form. Die Sträucher sind in Form einer Lyra geschnitten und erinnern an die Blütezeit der klassischen Musik in Oradea (Gro‎ßwardein), als das vom Bischof Adam Patachich gegründete Domorchester von Persönlichkeiten wie Johann Michael Haydn oder Carl Ditters von Dittersdorf dirigiert wurde.

  • QSL 1/2021: Oradea – Großwardeiner Festung

    QSL 1/2021: Oradea – Großwardeiner Festung

    Mit einer Geschichte von fast 1000 Jahren ist die Festung von Oradea eine Touristenattraktion, die man nicht versäumen darf, weil sie ein besonderes mittelalterliches Erlebnis bietet. Deren historische Vergangenheit, die Architektur, die bestehenden Legenden über bestimmte Ereignisse, die ihre Existenz geprägt haben, werden Sie dazu veranlassen, viele Stunden hier zu verbringen und die Geschichte der Festung zu entdecken.



    Seit ihren Anfängen war die Gro‎ßwardeiner Festung der Kern des politischen, militärischen, administrativen, rechtlichen und religiösen Lebens der Region, nach der Heiligsprechung des Gründers des Bistums von Oradea als St. Ladislaus der Heiler im Jahre 1192.



    Im Inneren befand sich eine gro‎ße Bibliothek mit aus Italien gebrachten Büchern, ein Literarum Asylum — ein Treffpunkt für die gro‎ßen humanistischen Gelehrten der Zeit –, eine katholische Kapitularschule, in der u.a. der gro‎ße siebenbürgische humanistische Gelehrte Nicolaus Olahus ausgebildet wurde, sowie eine Sternwarte, die den Nullmeridian der Karten in Oradea für mehrere Jahrhunderte festlegte. Dieser Meridian verlief durch die Festung und wurde hier vom österreichischen Physiker Georg von Peuerbach auf Anregung des gro‎ßen Humanisten und Gro‎ßwardeiner Bischofs Johann Vitez (Ioan Viteaz) von Zredna festgelegt.



    Viele gekrönte Häupter sind in der Festung bestattet: Ladislaus I. von Ungarn, Andreas II. von Ungarn († 1235, später ins Kloster Igriș/Egresch, eine ehemalige Zisterzienserabtei im heutigen Landkreis Timiș/Temesch, überführt), Stephan II. von Ungarn, Ladislaus IV. der Kumane († 1290), Königin Beatrix, Ehefrau von Karl Robert von Anjou († 1319), Königin Maria von Anjou, Ehefrau von Sigismund von Luxemburg (1396), König-Kaiser Sigismund von Luxemburg († 1437, der einzige römisch-deutsche Kaiser, der au‎ßerhalb Deutschlands begraben wurde).



    Heute beherbergt die Gro‎ßwardeiner Festung einige der wichtigsten Veranstaltungen in Oradea. Die repräsentativste ist das Mittelalterliche Festival — eine Gelegenheit, bei der die Festung auf spektakuläre Weise wieder zum Leben erweckt wird.

  • Forschungsprojekt: Pandemie in persönlichen Geschichten und Fotos dargestellt

    Forschungsprojekt: Pandemie in persönlichen Geschichten und Fotos dargestellt

    Das Leben ist letzten Endes eine Aufeinanderfolge von Geschichten — mehr oder weniger angenehme oder herausfordernde, spannende oder eher gewöhnliche Lebensgeschichten. Sie sind genau so unterschiedlich wie die Menschen, die dahinter stecken. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass die Menschen weltweit während der Isolierung Interesse für die Lebensgeschichten ihrer Mitmenschen zeigten.



    Cristina Liana Puşcaş lebt in Oradea (dt. Gro‎ßwardein). Sie arbeitete als Forscherin im Burgmuseum, als die Institution Kurzarbeit einführte. Da sie plötzlich viel freie Zeit hatte, beschloss sie, die Zeit während der Pandemie zu dokumentieren. Sie ist nämlich fest davon überzeugt, dass man Jahre später Bilder und Informationen über diese Zeit brauchen wird. Und auch die verschiedensten Gefühle und Emotionen, die während der Pandemie erlebt wurden, werden von Bedeutung sein. Deshalb startete Cristina Liana Puşcaş eine historische, fachübergreifende Forschungsarbeit unter dem Titel Das Leben in Zeiten der Pandemie“.



    Die Forschungsarbeit ging von einer Umfrage aus. Ich formulierte 25 Fragen, die ich in den öffentlichen Raum stellte. Ich wollte herausfinden, wie die Einwohner im Kreis Bihor oder die, die im Ausland lebten, aber Rumänisch sprachen, die Pandemie — diesen Zwischenfall in der menschlichen Geschichte — wahrnahmen. Ich brachte den Fragebogen am 22. April in Umlauf. Bis jetzt erhielt ich 321 Antworten. Es ist klar, dass nicht alle ausgefüllten Fragebögen, die ich zurückbekam, auch als gültig betrachtet werden können. Allerdings war das Interesse ziemlich hoch, mit Sicherheit werden 200 Antworten akzeptabel sein. Der Fragebogen ist online auszufüllen, was einigerma‎ßen einige Schwächen birgt. Denn die Teilnehmer hätten Zugang zum Internet haben müssen, um Informationen nachsuchen zu können. Darüber hinaus gibt es auch viele Menschen, die keinen Zugang zum Internet haben, also gar nicht teilnehmen konnten. Das bedeutet, die meisten Teilnehmer hatten eine höhere Ausbildung und Zugang zum Internet.“




    Cristina Liana Puşcaş erzählte uns, an der Umfrage hätten sich Teilnehmer aus mehreren Städten Rumäniens beteiligt. Es machten aber auch einige Rumänen mit, die derzeit in New York, Wien oder Hamburg leben. Cristina Liana Puşcaş erläuterte uns im Einzelnen die gestellten Fragen und beurteilte kurz die erhaltenen Antworten:



    Was für ein Projekt gaben sie auf, als sie sich isolieren mussten? Das war eine Frage, die ich stellte. Viele Teilnehmer antworteten, sie mussten ihre Urlaubspläne aufgeben. Manche sahen sich gezwungen, auf die Hausrennovation zu verzichten. Manche gaben einen Arbeitsplatz auf. Andere wiederum meinten, sie mussten auf die Theaterabende oder auf den Kirchengang verzichten. Diejenigen, die von zu Hause aus gearbeitet und die Isolierung streng eingehalten haben, fühlten sich schwer betroffen. Diejenigen, die weiterhin zur Arbeit gingen, haben sich im Gegenteil nicht so stark betroffen gefühlt.“




    Eine weitere Frage wollte herausfinden, woran sich die Leute während der Isolierung am schwersten angepasst hätten. Cristina Liana Puşcaş lieferte uns dazu mehrere Einzelheiten:



    Die meisten Teilnehmer meinten, sie hätten Schwierigkeiten mit der mangelnden Sozialisierung gehabt. Es hätte ihnen nämlich der Kontakt zu ihren Angehörigen, den Freunden und den Arbeitskollegen gefehlt. Die Mütter hätten es am schwierigsten gehabt. Sie mussten nämlich in mehrere Schuhe schlüpfen — sie übernahmen zugleich die Rolle der Lehrerin, der Mutter, der Ehegattin, der Pflegerin, der Therapeutin, der Friseurin usw. Das sei überwältigend gewesen. Darüber hinaus sei es schwer gewesen, sich an die neuen Desinfektionsrituale anzupassen. Au‎ßerdem war es nicht immer einfach, Formblätter auszufüllen, um die Wohnung verlassen zu dürfen. Und die täglichen Spaziergänge — in Wirklichkeit, die Bewegungsfreiheit — aufzugeben, fiel einigen Teilnehmern auch schwer.“




    Die meisten Paare hatten unter der Pandemie und der zusammenhängenden Isolierung nicht zu leiden — sagte uns Cristina Liana Puşcaş. Manche Antworten verbargen allerdings witzige Ergänzungen, wie z.B. Ich mag es nicht, drei Mahlzeiten pro Tag essen zu müssen“ oder Ich wei‎ß nicht, warum meine Frau meinen Tag einplanen möchte“ oder Es wurde deutlich, dass wir unterschiedliche Lebensansichten haben“. Allerdings hatten die Menschen während der Isolierung die Möglichkeit, ihre Innenwelt zu erforschen, über ihre Gefühle nachzudenken. Dazu sagte uns Cristina Liana Puşcaş Folgendes:



    Da gab es noch die Frage nach den kleinen Alltagsfreuden, die die Teilnehmer während der Pandemie entdeckt hätten. Und manche von ihnen haben in der Tat gewusst, das Beste daraus zu machen. Sie haben sich über die strahlende Sonne gefreut, den Kaffee in aller Ruhe genossen, Brot zu Hause gebacken, gekocht, gelesen, im Garten gearbeitet und viel mehr Zeit zusammen mit der Familie verbracht.“




    Und weil es gilt, dass ein Bild mehr als tausend Worte aussagt, startete Cristina Liana Puşcaş parallel zur Umfrage auch ein Fotografieprojekt — Fotos in Zeiten der Pandemie“. Unsere Gesprächspartnerin beobachtete Folgendes diesbezüglich:



    Alle Bilder wurden vom Wohnungsfenster oder direkt in der Wohnung geschossen. Meistens sind es Bilder vom Fenster, auf denen man den Garten erkennen kann. Eine Frau schickte mir ein Bild mit ihrem kahl rasierten Schädel. Ein anderes Foto bildete eine Frau ab, die auf den Treppen einer Kirche auf die Knie ging. Die meisten hatten einen Bezug zum Leben drinnen, es gab nur wenige, die das Leben auf der Stra‎ße dokumentierten.“




    Die zwei Forschungsprojekte laufen noch. Unser Optimismus regt uns an, von bessern Augenblicken zu träumen, unser Realismus hält uns aber an, die Lage neu zu bewerten und die echt wichtigen Dinge im Leben in unserem Herzen zu suchen. Cristina Liana Puşcaş meint, die Menschen hätten begriffen, wie wichtig die Natur sei. Und die Familie. Und die Freunde.

  • Reenactment: Disko im Stil der 1970er–80er Jahre wiederbelebt

    Reenactment: Disko im Stil der 1970er–80er Jahre wiederbelebt

    Mehr als 200 Bewohner der Stadt Oradea (dt. Gro‎ßwardein) nahmen an der Eröffnung der Dauerausstellung Die Diskothek der 1970er und 1980er Jahre“ im Städtischen Museum teil. Eine Zeitreise, die es den Teilnehmern ermöglichte, herauszufinden, wie die Jugendlichen in den 70er und 80er Jahren in den Diskos in Rumänien Spa‎ß hatten.



    Die Tonbandgeräte, Kassettenrekorder und Tonbänder waren ein Teil der damaligen Wirklichkeit. Allerdings war es damals nicht erlaubt, der gewünschten Musik ohne Weiteres zuzuhören. Es gab einen sogenannten Kontrollausschuss, der diskret entschied, was für Musik in einer Diskothek aufgelegt werden durfte. Die Museographin Cristina Puşcaş erzählte uns, dass mehrere Spenden an das Museum die Veranstaltung einer solchen Ausstellung anregten. Gefolgt von einer gründlichen Recherche.



    Im Jahr 2016 starteten wir die Kampagne »Wirf die Vergangenheit nicht weg, bring sie zum Museum!«. Zahlreiche Bewohner der Stadt Oradea beteiligten sich aktiv an dieser Kampagne zur Sammlung von Gegenständen aus dem Kommunismus. Tausende Gegenstände und Geräte wurden uns gespendet, darunter Vinylschallplatten, Schallplattenspieler, Tonbandgeräte, Tonbänder. Somit brachten wir eine beträchtliche Kollektion zusammen, die von der Ausstattung der Diskotheken in der damaligen Zeit zeugt. Wir dachten, es wäre besser, diese Gegenstände, Geräte und Vorrichtungen der Öffentlichkeit vorzustellen, als dass sie irgendwo in einem Lager in Vergessenheit geraten. Und so entstand der Ausstellungsentwurf. Wir sind vom Gedanken ausgegangen, dass bislang niemand eine solche Recherche, über die Art und Weise, in der früher — also im Kommunismus — die Diskotheken organisiert waren, durchgeführt hat. In der vorbereitenden Phase der Recherche fanden wir keine Regelung über die Organisierung der Aktivität in Diskotheken. Danach untersuchten wir das Archiv. Und da fanden wir tatsächlich einige Vorschriften über die Funktionsweise der Diskotheken. Es gab zentral angeordnete Bestimmungen in Bezug auf die Musik und die Inhalte, die in Diskotheken vorgeführt werden durften. Wir konnten nachvollziehen, worin die Zensur bestand, was für Einschränkungen es gab. Doch wir beschränkten uns nicht auf die Erforschung einer einzigen Stimme, der Stimme der öffentlichen Institutionen. In einem zweiten Schritt unterhielten wir uns mit DJs in Oradea, die während des Kommunismus, vor allem in den 70er und 80er Jahren, in Diskotheken Musik aufgelegt hatten. Und so entstand diese Diskothek in unserem Museum. Sie stellt nicht nur Gegenstände und Geräte aus der kommunistischen Zeit aus, sondern versucht auch die damalige Stimmung erneut ins Leben zu rufen.“




    Die Diskotheken waren in der Regel in den örtlichen Gemeindezentren beherbergt. Tanzabende mit Diskomusik wurden auch in Klubs, Bars oder Restaurants veranstaltet. Manchmal auch in Hotels oder in anderen Erholungseinrichtungen. Diese Veranstaltungsräume mussten verbindlich die Regeln für die Veranstaltung von Diskothek- und Videothek-Programmen“ beachten. Die Diskotheken bedurften demnach einer jährlich durch den Ausschuss für sozialistische Kultur und Bildung erlassenen Genehmigung. Der Erlass der Genehmigung wurde nur nach Zustimmung eines technischen Ausschusses gebilligt, der sich zum Inhalt der in der Diskothek aufgeführten Programme im Voraus äu‎ßerte. Die von den Diskos aufgeführten Programme sahen in den 80er Jahren eine verbindliche Quote rumänischer Musik vor. Und zwar mussten zwei Drittel der aufgelegten Musik einheimischer Herkunft sein. Wir erkundigten uns bei Cristina Puşcaş, wie die Ausstellung von den Besuchern wahrgenommen wurde, was die Besucher im Museums erlebten:



    Die Besucher betreten eine echte Diskothek — mit Disko- und Spiegelkugel, Stroboskop, UV-Lampen, buntem Licht. Die Ausstellung umfasst auch Vinylschallplatten mit Musik aus der damaligen Zeit. Wir haben auch mehrere Tonbandgeräte der Marken Tesla oder Tescam, aber auch Schallplattenspieler und Originalfotos, die einen DJ aus der damaligen Zeit bei der Arbeit abbilden. Die Fotos sind eine Spende des Inhabers. Wir verfügen über wenig Dokumentarmaterial zum Thema, die DJs lie‎ßen sich nicht unbedingt fotografieren, sie hatten keine Ahnung, dass sie irgendwann mal ein Teil der Geschichte der hiesigen Gemeinschaft sein würden. Wir verfügen auch über Songtexte, die von der Hand von den Jugendlichen der 70er Jahre geschrieben wurden. Wir haben auch Liebesbriefe von jungen Menschen, die sich einander erzählten, was für Musik sie hörten. Oder sie schickten sich Ausschnitte aus Zeitungen mit verschiedenen Musikern. Das sind alles Originalteile. Wir sind stolz, ein derartig umfangreiches Dokumentarmaterial zu besitzen.“




    Cristina Puşcaş erzählte uns auch, wo die Ausstellung untergebracht ist:



    Die Ausstellung wurde in der Stadtburg veranstaltet, wo derzeit auch das Museum der Stadt Oradea untergebracht ist. Im zweiten Stock, im A-Gebäude, fanden wir einen geeigneten Raum. Es ist der grö‎ßte Saal, über den wir verfügen. Und hier organisierten wir unsere Diskothek. An der Eröffnung nahmen so viele Besucher teil — mehr als 200 –, dass er viel zu eng schien. Wir hatten nicht mit einem solchen Erfolg gerechnet. Nachdem Musik ertönte und die Leute zu tanzen anfingen, hatten wir nach einer Weile den Eindruck, der Sauerstoff sei alle. Der nach der klassischen Eröffnung veranstaltete Diskoabend mit Musik aus den 70er und 80er Jahren war ein Riesenerfolg. Es beteiligten sich viele Nostalgiker, aber auch junge Menschen, die gerne zur damaligen Musik tanzen. Der Tanzabend brachte uns allen viel Freude!“




    Zu kommunistischen Zeiten dauerte das Diskothek-Programm zwischen 2 und 4 Stunden. Daher machte auch die im Museum der Stadt Oradea veranstaltete Diskothek rechtzeitig um 8 Uhr abends ihre Türe zu.