Tag: Lehrer

  • Protestwelle breitet sich immer weiter aus

    Protestwelle breitet sich immer weiter aus


    Die rumänische Gesellschaft zeigt zunehmend Frustration und Wut. Die Sozial- und Lohnpolitik der Machthaber treibt immer mehr Menschen auf die Stra‎ße. Der Verband der Eisenbahnergewerkschaften organisierte am Montag eine Protestkundgebung vor dem Bukarester Verkehrsministerium. Die Organisatoren fordern die Genehmigung der Budgets der Eisenbahngesellschaften CFR-Infrastructură und CFR-Călători sowie die Umsetzung des Statuts des Eisenbahnpersonals. Sie kritisieren die ständige Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und den Mangel an motivierenden Gehältern und fordern Investitionen in die Eisenbahninfrastruktur und eine Erhöhung der Gehälter um fast 40 Prozent auf der Grundlage bestimmter Koeffizienten. Die Eisenbahner warnen, dass sie am 1. Juli in den Streik treten werden, wenn die Regierung ihre Forderungen nicht akzeptiert. Es wird die grö‎ßte Arbeitsniederlegung aller Zeiten sein — droht einer von ihnen, Rodrigo Maxim. Verkehrsminister Sorin Grindeanu räumt ein, dass die Eisenbahnerlöhne per Gesetz steigen müssten. Er fügt hinzu, dass man sich um Geld aus dem Haushalt bemüht.




    Die Gewerkschafter des Gesundheitssektors kündigten an, ihre Arbeit niederzulegen, während die Polizeibeamten ebenfalls das Streikrecht fordern. Die Beschäftigten tragen in den Gefängnissen wei‎ße Armbinden. Für Mittwoch ist eine Arbeitseinstellung und eine zweistündige Blockade der Gefängnisse geplant, durch Übereifer. Die Vertreter des Gewerkschaftsverbands der nationalen Gefängnisverwaltung lehnen die geplante Anhebung des Renteneintrittsalters auf 65 Jahre ab.




    Auch der Lehrerstreik in Rumänien geht in die zweite Woche. Die Regierung sagt, sie habe kein Geld, um die Gehälter zu erhöhen. Sie schlägt nun vor, Lehrern und Hilfslehrern jeweils 4.000 Lei (etwa 800 €) in zwei Raten auszuzahlen. Am Dienstag sollte in Bukarest eine neue Protestkundgebung vor dem Cotroceni-Palast stattfinden, dem Sitz der rumänischen Präsidentschaft. Vor seinem Eintritt in die Politik war Präsident Klaus Iohannis selbst Physiklehrer im Landkreis Sibiu. Die Streikenden scheinen, auf sein Einfühlungsvermögen zu setzen. Au‎ßerdem hat der rumänische Präsident laut Verfassung eine moderierende Rolle in der Gesellschaft. Er ist daher verpflichtet, in dieser Zeit der Krise einzugreifen, in der eine ganze Generation von Abiturienten wegen des Streiks nicht wei‎ß, ob sie diese wichtige Prüfung rechtzeitig ablegen kann.


  • Pro Memoria: Die Bukowina in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen

    Pro Memoria: Die Bukowina in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen


    Die Bukowina, auf Deutsch auch Buchenland, ist ein historisches Gebiet im Norden Rumäniens mit einer wechselvollen Geschichte. Vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum Ende des letzten Dakerkriegs (106 n. Chr.) gehörte es zu diversen Dakerreichen. Später wurde sie Bestandteil der Kiewer Rus sowie des ostslawischen Fürstentums Halitsch-Wolhynien. Nach der Verwüstung der Rus durch die Mongolen wurde die Bukowina Teil des Fürstentums Moldau und im 14. bis Mitte des 16. Jh. sogar dessen politisches Zentrum. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hielt einer der bedeutendsten Herrscher der Moldau, Stephan der Große, in der Landeshauptstadt Suceava seinen Hof. Ab 1512 geriet das Fürstentum unter zunehmenden osmanischen Einfluss. 1769–1774 war die Bukowina von Russland besetzt.




    1774 fand die Angliederung des Landes an das habsburgische Herrschaftsgebiet statt. 1918 wurde die Bukowina in das Königreich Rumänien einverleibt. In Folge eines Zusatzprotokolls des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts besetzte die Sowjetunion im Juni 1940 auch den nördlichen Teil der Bukowina. 1941 eroberten rumänische Truppen das sowjetisch besetzte Gebiet zurück. 1944 wurde die Bukowina erneut von der Roten Armee besetzt. Der nördliche Teil gehörte seitdem zur Sowjetunion, später ging er an die zur Ukraine. Der südliche Teil blieb bei Rumänien.




    Die Bukowina hatte und hat eine multiethnische Bevölkerung. Nach der, von den Habsburgern durchgeführten Volkszählung von 1910 zählte die Bukowina 800.198 Einwohner, von denen 39 % Ruthenen, 34 % Rumänen, 13 % Juden, 8 % Deutsche, 4,5 % Polen und 1,3 % Ungarn waren. Der Lehrer Mihai Macsim, aus dem Dorf Vatra Moldoviței, sprach in ein 1998 aufgezeichnetes Interview über den Lebensstandard in der Zwischenkriegszeit in der Bukowina: Dieses Dorf (Vatra Moldoviței) liegt im Unterkarpaten-Gebiet. Es ist eine wunderschöne Region mit fleißigen Bauern, guten Landwirten. In der Zeit zwischen den beiden Kriegen gehörte die Bevölkerung in Moldovița und Vatra Moldoviței verschiedenen Nationalitäten an. Die Beziehungen zwischen den Menschen verschiedener Nationalitäten und Religionen waren so gut, wie sie nur sein konnten. Es gab keine ethnischen, religiösen oder gar politischen Konflikte. Die meisten Menschen waren Waldarbeiter. Andere waren recht wohlhabende Landwirte“.




    Die Einheimischen gingen traditionellen Beschäftigungen nach. Mihai Macsim beschrieb die Gemeinde, in der er als Lehrer tätig war: Die meisten Männer in Moldovita waren Waldarbeiter. Sie wurden Țapinari“ genannt. Das heißt, sie fällten Bäume und bereiteten sie zum Abtransport in die Fabriken vor. In Moldovița lebten recht viele Akademiker – Ärzte, Zahnärzte, Bahnhofsvorsteher, Ingenieure, Lehrer, Professoren, Priester und andere Kategorien. Es war eine entwickelte Gemeinde. Hier befand sich eine der kircheneigenen Fabriken, die als beste Fabrik in dieser Gegend galt. Die Akademiker kamen oft entweder im Rathaus oder in der Fabrik zusammen und diskutierten über Verschiedenes, aber keineswegs über Politik.“




    Mihai Macsim sprach auch über den damaligen Lebensstandard eines Lehrers: Die materielle Situation eines Lehrers in der Zwischenkriegszeit war relativ gut. Ein Vertretungslehrer zum Beispiel, der zum ersten Mal unterrichtete, hatte ein Gehalt von etwa 1.600 Lei im Monat. Für Unterkunft und Verpflegung bezahlte er etwa 800 Lei. Damit blieb ihm die Hälfte seines Gehalts übrig. Ich glaube, dass es den Lehrern nicht schlecht ging, obwohl sie im Vergleich zur Besoldung anderen Beamten etwas vernachlässigt wurden. Aber da die meisten Lehrerinnen und Lehrer bescheiden waren, reichte ihnen das. Viele kauften sich von dem Geld, das ihnen übrig blieb, Bücher. Zahlreiche hatten zwischen den beiden Kriegen hervorragende Bibliotheken.“




    Weil die Lehrerinnen und Lehrer zu den angesehenen Persönlichkeiten zählten, erhielten sie auch von der Gemeinschaft Unterstützung. In der Tat, Lehrer und Schulleiter bekamen einen Anteil vom kirchlichen Holzbestand. Wenn man dann mietfrei in der Schule wohnte und die Schule über ein Stück Land verfügte, wurde das Land verpachtet, und das Geld aus der Pacht wurde unter allen Lehrern der Gemeinde aufgeteilt. Es gab also auch eine angemessene Unterstützung durch die Gemeinschaft. Den heutigen Lehrern würde ich ein Leben wie das in den Jahren 1937 bis 1940 gönnen“.




    Die Zeitzeugnisse sind weit davon entfernt, ein idyllisches Bild zu zeichnen. Sie helfen uns jedoch zu verstehen, wie eine Gesellschaft unter diktatorischen Regimen zerfällt. Die Menschen in der Bukowina erlebte am eigenen Leib beide Diktaturen des 20. Jahrhunderts – den Faschismus und den Kommunismus.

  • „Congruent“: Zivilgesellschaftliche Partnerschaften gegen Mobbing in der Schule

    „Congruent“: Zivilgesellschaftliche Partnerschaften gegen Mobbing in der Schule

    Für die Bewusstmachung individueller Probleme, aber auch für deren Lösung, hat sich die Kunst schon immer als sehr effektiv erwiesen. Es scheint sogar so zu sein, dass sie auch auf einer breiteren gemeinschaftlichen oder sozialen Ebene zumindest dazu beitragen kann, Gruppen mit den Problemen ihrer Mitglieder vertraut zu machen und die Empathie zu erhöhen. Das hat kürzlich ein Projekt bewiesen, das der Verein Docuart in einer ländlichen Gemeinde im Kreis Gorj (Südwesten) durchgeführt hat. Daniela Apostol, Kulturmanagerin und Direktorin von Docuart, gibt uns Details:



    Wir dachten, es wäre besser, zu versuchen, ein Problem, das wir als sozialer Natur identifiziert hatten, mit Hilfe von Werkzeugen zu lösen, die mit Kultur und Bildung zu tun haben. Im Grunde haben wir das im Laufe der Zeit getan, und dann habe ich gesagt, wir versuchen jetzt, das zu tun, was wir am besten können. So entstand das Projekt »Congruent, notwendige Fähigkeiten für heterogene Gruppen junger Menschen«. Es ist ein Projekt, das wir für notwendig erachten, um die Ungleichheiten zwischen jungen Roma und Nicht-Roma in Europa zu verringern, und das auch darauf abzielt, die Eingliederung von gefährdeten Gruppen zu verbessern. Es ist ein Projekt, das wir in Partnerschaft mit der »Antonie Mogoș«-Schule aus einer Gemeinde im Kreis Gorj durchführen. Wir haben uns sehr gefreut, dass wir hier eine Offenheit der Schulleitung gefunden haben. Das Projekt zielt darauf ab, einen günstigeren Kontext für die Entwicklung von 200 Schülern zu schaffen, und wir dachten, wir könnten zu dieser Entwicklung beitragen, indem wir eine sehr wichtige Beziehung zwischen Schülern, Schule und Eltern schaffen.“



    Das Projekt begann im Februar mit Eltern und Schülern der vierten und fünften Klassen. Und die erste Aktivität beinhaltete ein Eltern-Erziehungsprogramm, um die Erwachsenen mit den emotionalen, mentalen und pädagogischen Entwicklungsbedürfnissen der Kinder vertraut zu machen, aber auch um ihnen zu helfen, ihre Beziehung zur Schule und zur Gemeinschaft zu verbessern. Bei den Treffen wurde kein Schwerpunkt auf die theoretische Seite gelegt, zumal die Eltern im Allgemeinen sehr kommunikationsfreudig waren und ihre sozialen, wirtschaftlichen und sogar elterlichen Probleme diskutierten, wie die Psychologin Alexandra Cojocaru feststellte:



    Ich war sehr beeindruckt von dem Zusammenhalt der Eltern der vierten Klasse. Sie stehen sich sehr nahe, reagieren gemeinsam auf die Probleme der Kinder und haben eine gemeinsame Strategie, um sie zu lösen. Die Lehrerin der Kinder spielt eine sehr wichtige Rolle, und die Eltern kamen auf ihr Drängen hin, eifrig mit uns zu arbeiten und sehr offen mit uns die Probleme zu kommunizieren, die sie auf individueller und familiärer Ebene haben. Die Vielfalt der Probleme ist recht gro‎ß: Es gibt zum Beispiel Kinder, die aus benachteiligten Familien kommen oder geschiedene Eltern haben.“



    Der Puls dieser besonderen ländlichen Gemeinschaft war auch deshalb zu spüren, weil die Projektaktivitäten trotz der Pandemie nicht online stattfanden, wie Daniela Apostol weiter ausführt.



    Ich habe persönliche Treffen bevorzugt. Sowohl während der Frühjahrsferien als auch während der Pandemie haben wir Online-Treffen vermieden, weil es sich um eine Aktivität handelt, bei der das direkte Treffen sehr wichtig ist. Im Grunde genommen fahren wir zwei- oder dreimal im Monat in das Dorf Ceauru, wo wir jedes Mal zwei oder drei Tage bleiben und uns mit jeder Schulklasse und den Eltern der jeweiligen Schüler treffen. Wir haben einen Psychologen, einen Direktor und einen Mentor, abhängig von der jeweiligen Aktivität. Jede Sitzung dauert zwischen 45 und 70 Minuten, je nach Thema. Wir versuchen, die Informationen aus der Psychologie und der Kunst in einem bestmöglichen Amalgam zu kumulieren und in einer für die Eltern möglichst leicht verdaulichen Formel zu präsentieren.“



    Neben der Erziehungskomponente enthält das Projekt Congruent“ auch ein Segment zur Bekämpfung von Mobbing oder Belästigung unter Kindern, ein Phänomen, mit dem die Gemeinschaft im Gorj-Dorf Ceauru vertraut war. Daniela Apostol:



    Die Kinder wussten sehr gut über dieses Phänomen Bescheid. Ich habe sie sogar gefragt, ob sie uns von einer Geschichte erzählen können, die sie im Fernsehen gehört haben oder ob sie Zeuge einer solchen Szene geworden sind. Ich habe das Gefühl, dass in dieser Schule die Schülergemeinschaft geschlossener ist, und das liegt in erster Linie an den Eltern. Ich könnte sagen, dass das Phänomen im Vergleich zur städtischen Umgebung in der ländlichen Umgebung vielleicht weniger zu spüren ist. Ihr grö‎ßtes Problem, wenn sie über dieses Phänomen sprechen, ist die mangelnde Glaubwürdigkeit, die sie vor den Erwachsenen haben, wenn sie über Mobbing sprechen, und sie leiden sehr darunter. Und ich erklärte den Eltern, dass bei Mobbing sowohl der Aggressor als auch das Opfer Opfer sind, denn der Aggressor verhält sich so, weil er in der Vergangenheit ebenfalls gemobbt wurde.“



    Nach den ersten Treffen folgt eine psychologische Beurteilung, um Fälle zu erkennen, die eine individuelle Therapie benötigen. Um das Bewusstsein zu schärfen und Mobbing auf Gruppenebene zu bekämpfen, haben sich die Initiatoren des Congruent-Projekts für die Kinotherapie entschieden. Dabei werden Filme oder Filmsequenzen angeschaut, die den Kindern, aber auch den Eltern helfen können, besser zu verstehen, was mit den Opfern, aber auch mit ihren Aggressoren geschieht. Alexandra Cojocaru:



    Ich persönlich halte die Verbindung zwischen Kunst und Psychologie für sehr wichtig. Die Filmtherapie bietet die nötigen Werkzeuge, um Begriffe zu erforschen und zu identifizieren, die in der klassischen Therapie schwieriger zu erkennen und zu besprechen sind, vor allem, wenn sie nur von kurzer Dauer ist. In diesem Projekt bieten wir mehrere Sitzungen für Kinder an. Es sind nicht viele an der Zahl, aber, ergänzt durch Filmtherapie-Sitzungen, hoffen wir, ein Ergebnis zu erzielen, das durch konventionelle Sitzungen vielleicht nur mit viel Zeitaufwand zu erreichen wäre.“



    Auch das Theater, genauer gesagt, die Umsetzung kleiner Szenen, in denen die Schüler bestimmte Rollen übernehmen, kann ihnen helfen, sich ihrer Probleme und der anderer besser bewusst zu werden. Das Congruent-Programm läuft bis Oktober 2022. Neben der Replikation in anderen Dörfern wünschen sich die Initiatoren auch die Gründung einer lokalen Aktionsgruppe, die die von Docuart konzipierten Aktivitäten übernimmt und nach dem Ende des Projekts weiterführt.



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  • Medienerziehung für Teenager: Lernen, wie man Fakenews erkennt

    Medienerziehung für Teenager: Lernen, wie man Fakenews erkennt

    Die Zahl der Informationsquellen, glaubwürdig oder nicht, hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Der Ausdruck Fake News“ ist zu einem Teil unseres Grundwortschatzes geworden, egal wie gut wir verstehen, was dahinter steckt. Und gleichzeitig scheint es noch nie so notwendig gewesen zu sein wie heute in der Pandemie, zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen ehrlichen Nachrichten und solchen, die in die Irre führen sollen, zu unterscheiden. Die Fähigkeit, diesen Unterschied zu machen, lernt man am besten schon in der Schule, oder sogar noch früher. In Rumänien befasst sich schon seit 1994 auch das Zentrum für Unabhängigen Journalismus (CJI) mit diesem Aspekt — wir sprachen mit der Geschäftsführerin Cristina Lupu.



    Wir versuchen, bei jungen Menschen für mehr Selbstständigkeit und kritisches Denken zu sorgen. Wir arbeiten direkt mit den Teenagern, entweder selbst oder wir holen Experten hinzu. Zum Beispiel organisieren wir in dieser Zeit eine Reihe von Treffen zwischen Journalisten und Teenagern. Da wir aber strategisch vorgehen wollen, haben wir uns entschieden, auch mit Lehrern zu arbeiten. Egal wie viele Kurse wir hier anbieten, wir werden nie genug haben, um auf nationaler Ebene etwas zu verändern. Tatsächlich haben wir einen Prozess geschaffen, um Lehrer aus verschiedenen Disziplinen zu schulen. An diesem Punkt legen wir den Schwerpunkt auf diejenigen, die rumänische Sprache und Literatur unterrichten, und gemeinsam mit ihnen entwickeln wir Medienkompetenz bei jungen Menschen“, sagt Cristina Lupu — sie erläutert auch, wie Medieninformationen in den rumänischen Sprachunterricht eingebaut werden:



    In der neunten und zehnten Schulklasse, wo der Unterrichtsstoff freizügiger ist, gestaltet sich die Arbeit mit den Medien viel einfacher. Zum Beispiel können wir in der neunten Klasse im Unterricht über Kommunikationstheorie darüber sprechen, wie Kommunikation funktioniert, wie Nachrichten mit einem Autor und einem Zweck aufgebaut sind. In Bezug auf Gesetzestexte können wir über Meinungsfreiheit und die Verfassung sprechen. Auch in der neunten Klasse, wenn wir in den Unterricht über Journalismus kommen, können wir darüber sprechen, wie man eine Nachricht aufbaut. Wir sind daran interessiert, dass die Teenager lernen, Nachrichten zu schreiben und die Elemente einer gut aufgebauten Nachricht kennen. Wenn sie Nachrichten konsumieren, werden sie in der Lage sein, zu erkennen, was fehlt oder welche emotionalen Knöpfe der Schreiber zu drücken versucht, wenn die Nachricht zum Beispiel eine starke emotionale Reaktion hervorruft“, erklärt Cristina Lupu vom Zentrum für Unabhängigen Journalismus. Doch was für Informationen nehmen die Jugendlichen von heute überhaupt auf — und woher?



    Auch wenn Teenager Medien nicht in dem Sinne konsumieren, wie es Erwachsene tun, kommen sie durch Gespräche mit Lehrern, Freunden oder Kollegen an Informationen, die in der Presse verbreitet werden. Jüngste Studien zeigen, dass die Desinformation während der Pandemie auf Instagram höher war als z.B. auf Facebook, da Instagram häufiger von Jugendlichen als von Erwachsenen genutzt wird. Natürlich gibt es viele Elemente, die man zu jeder Zeit im Auge behalten muss. Aber gleichzeitig sind Teenager, auch wenn sie sich mehr für Filme und Musik interessieren, auch an anderen Dingen sehr interessiert, vor allem die Gymnasiasten, mit denen wir arbeiten, und besonders die in den Abschlussklassen. Sie wollen wissen, was mit der Ausbildung passiert, mit zukünftigen Jobs, was in diesem Zusammenhang mit der Pandemie und der Impfung passiert. Wir glauben, dass es mehr Informationen geben sollte, die so geschrieben sind, dass sie sie interessant finden, bevor wir uns beklagen, dass Teenager keine Nachrichten lesen“, sagt die Medienaktivistin.



    Das zeigt, dass wir Teenager differenzierter betrachten müssen, und wir müssen auch dafür sorgen, dass die Medienerziehung Kinder in benachteiligten Gebieten erreicht. Zu diesem Zweck arbeitet das Zentrum für Unabhängigen Journalismus seit ein paar Jahren mit UNICEF Rumänien zusammen, so Despina Andrei, Managerin für Kommunikation und Fundraising:



    Aus unserer Sicht ist der Bedarf an Medienerziehung nicht neu, aber seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie noch wichtiger geworden, denn Jugendliche und Kinder verbringen immer mehr Zeit vor Bildschirmen und Tablets im Internet, und das macht sie anfälliger für Fake News und Desinformationen, wie Cyber-Mobbing oder andere Arten von Missbrauch, die online verübt werden. Auf der einen Seite wollen wir, dass Jugendliche und Kinder die Nachrichten, die sie sehen, entschlüsseln können, dass sie wissen, wie sie ihre Informationen aus einer Vielzahl von Quellen beziehen können, und dass sie nicht auf gefälschte Informationen hereinfallen, die sich in letzter Zeit exponentiell vervielfacht haben. Auf der anderen Seite wollen wir, dass sie sich vor Demütigungen und Belästigungen schützen, die online mit gro‎ßer Leichtigkeit anfallen, vor allem, wenn man nicht vorbereitet ist und nicht wei‎ß, dass dies geschieht.“



    Wichtig ist, so Despina Andrei, dass man sich dabei mit mehreren Akteuren abstimmt, um Material zu erstellen, das den Bedürfnissen der Kinder entspricht, um ihr Bedürfnis nach korrekter Information zu befriedigen und sie vor Fake News zu schützen. Die Schüler sollten idealerweise Kompetenzen erwerben, die es ihnen ermöglichen, mit der Informationslawine umzugehen und Informationen aus glaubwürdigen Quellen zu erhalten und die Verbreitung von Fake News zu stoppen. Aber auch, dass sie zu Multiplikatoren des Wandels werden, also auf ihre Mitschüler einwirken — denn letztendlich können die Vereine nur mit einer begrenzten Anzahl von Lehrern und Schülern arbeiten, erklärt Despina Andrei.



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  • Online Schooling: Digitalisierung schwieriger als erwartet

    Online Schooling: Digitalisierung schwieriger als erwartet

    Online-Unterricht ist keineswegs einfach, vor allem in den vielen ländlichen oder armen Regionen, in denen Schüler und Lehrer keinen Zugang zur digitalen Technologie haben und wo die Internetverbindung mangelhaft ist. Auch Fragen nach Was, wie und wie viel können wir unterrichten?“ und Wie prüfen und bewerten wir?“ werden in der jetzigen Situation immer häufiger gestellt. Unternehmer arbeiten bereits an digitalen Lösungen für diese Fragen. Im Vordergrund sollte dabei die Antwort auf die Frage Was passen wir denn überhaupt an?“ stehen, glaubt Dragoş Iliescu, Hochschulprofessor und Psychopädagoge:



    Ich kann Ihnen mit Sicherheit sagen, dass keiner genau wei‎ß, was angepasst werden sollte. Wir können Inhalte definitiv nicht anpassen. Ich meine, dass wir Inhalte nicht löschen oder hinzufügen sollten. Und ich befürchte, einige Entscheidungsträger im Bildungsbereich werden wohl sagen: ‚Es ist ein schwieriges Jahr. Warum sollten wir die Curricula nicht etwas kürzen?‘ Das ist aber keine Option. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um die Lehrpläne zu überarbeiten. Es gibt fast nichts, was nicht im Fernunterricht vermittelt werden kann. Für praktisch jede Unterrichtsstunde in jedem Fach können wir uns eine neue, andere, innovative Unterrichtsmethode vorstellen. Und wenn man schon die Kenntnisse vermitteln kann, dann kann man sie auch auf die gleiche Art und Weise prüfen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass nicht alle Beteiligten — nicht nur die Lehrer — flexibel genug sind, um diesen Sprung zu wagen und die Inhalte an den Online-Unterricht anzupassen. Das andere Problem ist, dass es nicht genügend Ressourcen gibt. Einige dieser Anpassungen sind ziemlich schwer durchzuführen, unabhängig von der Online-Kompetenz der Lehrer.“




    Obwohl die Online-Bewertung auf den ersten Blick einfacher als der Online-Unterricht erscheint, ist es in der Praxis überhaupt nicht leicht, erklärt Dragoș Iliescu:



    Auch das ist keine leichte Aufgabe, denn der Wechsel in den digitalen Modus löst einige Probleme und schafft andere. So wird beispielsweise das Bewertungsproblem gelöst: Man erstellt einen Test, und theoretisch kann jedes Kind in jedem Teil des Landes daran teilnehmen. Aber er schafft zum Beispiel Sicherheitsprobleme. Inwieweit lässt sich ein Test verwenden, den jedes Kind auf einen Drucker kopieren und an seine Mitschüler weitergeben kann? Auch hier gibt es Technologien und Ansätze, die das Problem lösen, und die sind gar nicht so neu, wie einige vielleicht denken. Andere Länder haben schon vor langer Zeit Lösungen gefunden. Aber um dieses Problem zu lösen, brauchen wir mehr Ressourcen und mehr Investitionen. Das ist nicht nur die Aufgabe der Lehrer, das kann nur ein grö‎ßeres System leisten. Der Gedanke, dass dieses ein schwieriges Jahr ist und dass wir daher besser so viel wie möglich zusammenstreichen sowie auf die Semesterprüfungen verzichten sollten, ist verrückt. Solange es Semestertests gab und diese ein Teil der Bewertung der Schüler waren, ist es nicht in Ordnung, sie jetzt aufzugeben. Die Lösung besteht nicht darin, etwas, das wir brauchen, zu streichen, sondern Alternativen zu finden, um es auch unter diesen uns fremden und unglücklichen Umständen umzusetzen.“




    Mittels der Testplattform BRIO.RO zum Beispiel, an der Dragoș Iliescu gearbeitet hat, können die Schülerkenntnisse bewertet werden. Auf dieser Plattform sind die Tests so konzipiert, dass sie den Lernprozess und die Bewertung miteinander verknüpfen. Zusätzlich zu der Endbewertung erhalten die Schüler auch eine detaillierte Bewertung ihrer Fähigkeiten in dem entsprechenden Unterrichtsfach. Dragoş Iliescu:



    Auch während eines Tests lernt man. Möglicherweise geht dabei der Lernprozess sogar noch tiefer. Eine Prüfung ist an und für sich eine Lerntätigkeit. Sie strukturiert Informationen, fördert das Metakognitive, sie ist der beste Weg, Wissen zu festigen und mit anderen praktischen Aktivitäten zu verbinden. Darüber hinaus gibt sie ein Feedback über den Lernprozess: Sie zeigt auf, was man sich angeeignet hat und was nicht, und verdeutlicht, woran noch gearbeitet werden muss.“




    Paul Balogh, der seit mehreren Jahren in Gro‎ßbritannien lebt, hat verschiedene digitale Bildungsplattformen — wie Hypersay — und elektronische Lehrbücher entwickelt. Er arbeitet mit akademischen Institutionen im Vereinigten Königreich und Lehrern in Rumänien zusammen. Er bewertete seine Arbeit mit den rumänischen Lehrkräften folgenderma‎ßen:



    Das rumänische Bildungsministerium hat nicht gerade glücklich reagiert. Die Lehrer bekamen wenig bis gar keine Hilfe. Aber auf individueller Ebene leisteten viele Lehrer gro‎ßartige Arbeit und lösten ihre Probleme aus eigener Kraft. Sie lernten, wie sie die Online-Plattformen für Konferenzen und Unterricht nutzen können. Was diese Lehrer getan haben, ist meines Erachtens hervorragend, und ich verstehe nicht, warum dieses Thema nicht viel mehr in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Auf der anderen Seite arbeiteten in anderen Ländern die Ministerien kohärenter mit den Schulen zusammen. Sie entwarfen zu gegebener Zeit verschiedene Lösungen und wandten sie auch an. Die Unterstützung durch das Ministerium macht den Unterschied.“




    Die Lehrer erwiesen sich auf individuelle Ebene anpassungsfähiger als viele öffentliche Einrichtungen, schlussfolgert Paul Balogh:



    In Rumänien bestehen immer noch die individuellen Beziehungen zu den Lehrern. Es gibt Lehrer an privaten und öffentlichen Schulen, die unsere Plattform nutzen wollen, aber die finanzielle Unterstützung vonseiten der Schulen ist nahezu inexistent. Sehr oft müssen die Lehrer die Software aus der eigenen Tasche bezahlen, was nicht normal ist. Auf institutioneller Ebene haben wir weder mit dem Ministerium noch mit einer Schule oder Universität ein Zusammenarbeitsabkommen. Aber es gibt eine Reihe von begeisterten Lehrern, die unsere Plattform täglich nutzen, um besser online zu unterrichten.“




    Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen des klassischen Präsenzunterrichts können Lehrern und Schülern die Chance geben, freier und kreativer zu agieren.

  • Fernunterricht: Eine Herausforderung für alle Beteiligten

    Fernunterricht: Eine Herausforderung für alle Beteiligten

    Das rumänische Bildungssystem ist eines der Opfer der Coronavirus-Pandemie. Die im März auf Fernunterricht verlegten Schulen, wurden Mitte September, mit Beginn des neuen Schuljahres, wieder eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt standen drei Aktionspläne bereit: der Grüne — bei dem Lehrer und Kinder am Präsenzunterricht teilnehmen, der Rote — bei dem ausschlie‎ßlich Fernunterricht stattfindet und der Gelbe — der eine Kombination der beiden anderen Plänen ist. Die Freude der meisten der 2,8 Millionen Kinder und Jugendlichen, die im September zur die Schule gingen, war jedoch von kurzer Dauer. Immer mehr Schulen mussten auf Fernunterricht umsteigen, da die Zahl der bestätigten Coronavirus-Neuinfektionen im ganzen Land anstieg. Das war auch in der Landeshauptstadt Bukarest der Fall, wo die Behörden beschlossen, nur noch Fernunterricht abzuhalten.





    Das Bildungsministerium hatte sieben Monate Zeit, und zwar von März bis September, um tragfähige Lösungen zu finden, damit weder Kinder noch Lehrer leiden. Die Realität ist eine andere. Viele Lehrer können immer noch keinen Fernunterricht halten, zahlreiche Kinder haben weder Laptops und Tablet-PCs und für die Eltern ist es ein Kraftakt, der erhebliche logistische Anstrengungen kostet, um damit zurechtzukommen.





    Laut einer vom Spiru Haret Gewerkschaftsverband im Bildungswesen durchgeführten Umfrage, an der etwa 8.500 rumänische Lehrer teilnahmen, haben über die Hälfte dieser in den letzten fünf Jahren mindestens einen Ausbildungskurs absolviert. Trotzdem glauben die meisten Lehrer, nämlich 66 %, dass sie für den Fernunterricht weitere Kurse benötigt hätten. Fast 46 % sagen, dass die Behörden ihren Schulen während der Coronavirus-Pandemie in keiner Weise geholfen haben. 37 % geben an, dass sie sich selbst Laptops oder Tablets kaufen mussten, und 33 % gaben fast 200 Euro aus ihrer eigenen Tasche aus, um Fernunterricht abhalten zu können. Laut der Umfrage mussten sich Lehrer, in einigen Fällen, auch Drucker, Tonerkartuschen für diese, Lernsoftware sowie Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel selbst kaufen.





    Der Spiru Haret Gewerkschaftsverband im Bildungswesen schlussfolgerte, dass sowohl die lokalen als auch die zentralen Behörden beträchtliche Mittel bereitstellen müssen, um es den Lehrern zu ermöglichen, einen qualitativ hochwertigen Unterricht anzubieten und den Zugang aller Kinder zur Bildung zu garantieren, unabhängig davon, ob dieser Präsenz- oder Fernunterricht ist.




  • Schulwesen in Zeiten der Pandemie: Was Eltern über Online-Unterricht denken

    Schulwesen in Zeiten der Pandemie: Was Eltern über Online-Unterricht denken

    Der Unterricht wurde wegen des Corona-Virus unterbrochen. Deswegen mussten sich Schüler und Lehrer an die neue Situation anpassen, sodass PCs, Tablets oder Mobiltelefone das Klassenzimmer ersetzten und zu einem unerlässlichen Unterrichtsmittel wurden. Schüler, Studenten und ihre Eltern mussten mit dem neuen Kontext und die damit verbundenen Lehrmethoden klarkommen. Die Interaktion mit Klassenkameraden und Lehrern über einen Bildschirm hat die Schule in die eigene Wohnung gebracht. Dennoch fühlten sich viele Eltern die ganze Zeit über stark unter Druck gesetzt.



    Eine vom SuperTeach-Projekt organisierte Pressekonferenz stellte die Ergebnisse der jüngsten Umfrage in Bezug auf die Wahrnehmung des Online-Unterrichts durch die Eltern sowie auf die Herausforderungen, die der Notstand mit sich brachte vor. Felix Tătaru, Mitbegründer von SuperTeach, gibt Auskunft.



    Von den Informationen ausgehend, die wir von den Lehrern erhielten, begannen wir Webinare und Konferenzen zu organisieren und Themen sowie Gäste an ihre Anforderungen anzupassen. Aber jede Aktion, besonders im Unterrichtsbereich, braucht ein Feedback. Lehrerinnen und Lehrer brauchen Rückmeldungen von Eltern, Schülern bzw. Studenten. Deshalb haben wir zusammen mit Open-l Research und Adina Nica eine zweite Umfrage durchgeführt. Die Eltern beantworteten mehrere Fragen, anschlie‎ßend luden wir zwei Experten ein, welche die verschiedenen Perspektiven darlegten: die des Unterrichtessmanagements und die der Elternorganisationen — über Themen, die von den Eltern aufgeworfen wurden.“




    Im Rahmen dieser Umfrage analysierte Adina Nica, eine Beraterin und Forscherin bei Open-I Research, die psychologischen Auswirkungen des Online-Unterrichts und dessen Auswirkungen aus der Sicht der sozialen Interaktion:



    Ich möchte zunächst die positive Einstellung der Eltern gegenüber dem Online-Unterricht ansprechen. Der Druck auf die Eltern war in dieser Zeit gro‎ß, und wir erwarten, dass der Druck ebenso gro‎ß sein wird, wenn ihre Kinder wieder zur Schule gehen. Die Eltern waren sehr besorgt, als der Unterricht unterbrochen wurde, da die Kommunikation mit den Lehrern zu Beginn des Notstands stark verzögert war. Aus der Sicht der Kinder wurde mit dem Unterricht auch das soziale Leben unterbrochen.“




    Während der Zeit der häuslichen Isolation mussten sich die rumänischen Eltern an einen neuen täglichen Lebensrhythmus gewöhnen, während sie gleichzeitig versuchten, mit den neuen Herausforderungen an ihrem Arbeitsplatz fertig zu werden und ihre Kinder während des Online-Unterrichts zu unterstützen. Oftmals überlappten sich das Homeoffice der Eltern und der Online-Unterricht ihrer Kinder.



    Die Eltern waren von diesen Umstellungen sehr stark betroffen, weil sie nicht nur ihre Arbeit von zu Hause erledigten oder manche sogar ihren Arbeitsplatz verloren, sondern sich auch in einer neuen Situation befanden, mit ihren Kindern zu Hause und mit vielen Tätigkeiten, denen sie nachgehen mussten — häusliche Arbeiten sowie auf die Kinder aufpassen und ihnen bei den Hausaufgaben und beim Umgang mit den neuen Online-Plattformen helfen. Es war eine gro‎ße Umstellung für die Eltern, es lastete ein gro‎ßer Druck auf ihren Schultern.“




    Die SuperTeach-Umfrage untersuchte auch die psychologischen Auswirkungen des Notstandes auf die Eltern, da ihre Ängste oft mit einem Gefühl der sozialen Unsicherheit verbunden waren.



    Eltern hatten viele Ängste, wobei ihre grö‎ßte Angst mit der Gesundheit ihrer Kinder und ihrer eigenen Gesundheit oder mit der Gesundheit ihrer Eltern zusammenhing. Sie hatten auch Ängste in Bezug auf das Unterrichtssystem. Die Eltern waren sich nicht sicher, ob ihre Kinder den Lehrstoff nachholen können, insbesondere die der 8. und 12. Abgänger-Klassen und all diese Ängste kamen zu der finanziellen Unsicherheit hinzu.“




    Die Eltern waren verunsichert, sie fragten sich während des Notstandes, ob sie zu nachsichtig oder zu streng mit ihren Kindern seien. Adina Nica erklärt:



    Auf die Frage nach den grö‎ßten Schwierigkeiten in dieser Zeit gaben sie an erster Stelle das Gleichgewicht zwischen Autorität und Flexibilität zu halten an. Die Lehrer hatten sich in Luft aufgelöst. Sie wussten wohl selbst nicht, wie sie reagieren sollten, sodass sie sich erst einmal für eine Weile duckten. Die Eltern waren mit ihren Kindern zu Hause und wussten nicht, was sie tun sollten. Sie wussten nicht, ob sie ihre Kinder die Mini-Ferien genie‎ßen lassen sollten oder ob sie streng sein und sie zum Lernen zwingen sollten.“




    Den Schwierigkeiten zum Trotz fassten viele schnell wieder Fu‎ß. Die meisten Eltern entschieden sich, die Dinge von der positiven Seite zu betrachten, und waren der Ansicht, dass die vielen Herausforderungen, mit denen sie in dieser Zeit konfrontiert waren, ihnen geholfen haben, ihre Anpassungsfähigkeit zu trainieren.



    Überraschender Weise haben die meisten Eltern, nach den positiven Aspekten dieser Zeit gefragt, erklärt, dass die häusliche Isolation eine Gelegenheit für ihre Kinder dargestellt hat, sich dem Wandel anzupassen. Dann führten sie die Möglichkeit an, mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen und gemeinsam etwas zu unternehmen, und drittens die Möglichkeit, mit digitalen Plattformen zu experimentieren.“



    Die Gruppe EDUCATIVA und das Institut für persönliche Entwicklung SuperTeach fördern auf Betreiben der Stiftung Romanian Business Leaders“ eine Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer, die angepasst an den Bedürfnissen der Kinder im Sinne der Prinzipien der Aufgeschlossenheit ist.

  • Eminescu jenseits von Kanon und Klischee

    Eminescu jenseits von Kanon und Klischee

    Etiketten wie Schriftsteller des Literaturkanons“ oder Nationaldichter“ in hochtrabenden Abhandlungen, die wenig mit der zeitgenössischen Sprache und Sensibilität zu tun haben, verleiten oft Schüler dazu, Werke klassischer Schriftsteller abzulehnen. Zwei Lehrerinnen für rumänische Literatur wissen, wie das Werk des rumänischen Nationaldichters Mihai Eminescu, dessen 170. Geburtstag am 15. Januar gefeiert wurde, unterrichtet werden sollte, um die Neugierde und das Interesse junger Menschen zu wecken.



    Dumitriţa Stoica befürwortet eine schülerfreundliche Herangehensweise an Eminescus Werk, die Klischees und Etiketten vermeiden sollte. Sie ist auch der Meinung, dass eine sorgfältige Auswahl von Informationen und ein zugänglicher, dem kulturellen Hintergrund der Jugendlichen angepasster Diskurs für den Unterricht unerlässlich sind.



    Die jungen Leute müssen sich der Tatsache bewusst werden, dass die meisten Werke Eminescus viel Sekundärliteratur hervorgebracht haben. Sie sollten die Vielfalt der Auslegungen von Eminescus Werk verstehen, was für die Schaffung eines kulturellen Dialogs zwischen dem Dichter und den Lesern wichtig ist. Darüber hinaus habe ich festgestellt, dass die meisten jungen Menschen von Natur aus vom Wesenskern der Werke Eminescus angezogen werden. So konnten wir uns dem Lehrprozess auf diese Weise nähern, ohne die künstlerische Sprache des Autors zu vernachlässigen. Die Lehrer können die Werke Eminescus ausgehend von seinen gro‎ßen Themen zugänglich machen — natürlich interessieren sich junge Menschen für Themen wie Liebe, Zuflucht in einer Phantasiewelt, Gut und Böse usw. Ich hatte eine angenehme Überraschung mit einigen Elfklässlern, als ich das Gedicht »Glossă« unterrichtete. In Eminescus Werk gefallen mir persönlich vor allem jene Texte, die das tragische Gefühl des Seins durch die Haltung des Menschen als Zuschauer ein wenig mildern. Und dieses Gedicht ist repräsentativ für eine solche Haltung. Die Schülerinnen und Schüler waren so sehr von der dem Gedicht zugrunde liegenden Philosophie fasziniert, dass eine echte Debatte im Klassenzimmer begann. Das Gedicht spricht über eine Lebensphilosophie, die eine distanzierte Haltung und den Rückzug aus dem Konflikt predigt, und diese pro-aktiven jungen Leute, wie sie sich selbst nannten, waren wirklich fasziniert. Andererseits entschlüsselten einige der Schülerinnen und Schüler der Klasse das Gedicht als eine Form der Therapie. Tatsächlich kann dieses Gedicht für viele einen therapeutischen Wert haben.“




    Ihre Kollegin Dorica Boltaşu Nicolae bemerkt, dass sich viele ihrer Schüler für Eminescus Werk und Biografie interessieren und dass sie Einzelheiten über seine Freundschaft mit anderen Persönlichkeiten der damaligen Zeit, wie dem Schriftsteller Ion Creangă und dem Kritiker Titu Maiorescu, sowie über sein Liebesleben erfahren wollten.



    Ich erinnere mich an etwas, was der Schriftsteller Radu Cosaşu einmal sagte, dass wir eine Mischung aus Caragiales und Eminescus Figuren sind. Obwohl ich Klischees nicht mag und es vermeide, Eminescu als Nationaldichter darzustellen, sage ich immer, dass Eminescu und Caragiale zwei gro‎ße Schriftsteller der rumänischen Literatur sind, weil jeder von ihnen es geschafft hat, einen wichtigen Teil unserer Kultur, unserer Hoffnungen und Träume darzulegen. Ich sage den jungen Leuten auch, dass Eminescu der letzte gro‎ße europäische Dichter der Romantik war, denn man muss ihn in einen Kontext einordnen. Tatsächlich beginne ich bei der Romantik, um ihnen zu helfen, zu verstehen, wo Eminescu in einem grö‎ßeren Zusammenhang steht. Und ich versuche, Vergleiche anzustellen. Wenn wir zum Beispiel einen Film sehen, der mit der heute verfügbaren Technologie gedreht wurde, und wenn wir den ersten Teil des Gedichts »Călin« lesen, dann rufen die Worte und Bilder nicht unbedingt die Natur in erkennbarer Weise auf den Plan, aber irgendwo in uns selbst existieren genau diese Bilder, und Eminescus Gedichte bringen sie an die Oberfläche. Mir ist aufgefallen, dass sich die Schülerinnen und Schüler besonders für seine philosophische und kosmische Poesie interessieren. Wenn ich ihnen von den Gedichten »Zum Stern« oder »Erster Brief« erzähle, wird ihnen klar, wie gut Eminescu es geschafft hat, Dinge zu beschreiben, die die Wissenschaft noch nie zuvor erwähnt hatte. Wenn ich sehr gute Schülerinnen und Schüler habe, dann sage ich ihnen, dass einer der gro‎ßen Verdienste Eminescus darin bestand, dass es ihm gelang, in manchen Dichtungen sein eigenes romantisches Universum zu dekonstruieren. Aber ich komme selten dazu, solche Dinge zu erklären.“

  • Bildungswesen auf dem Prüfstand: Frontalunterricht vernachlässigt Persönlichkeitsentwicklung

    Bildungswesen auf dem Prüfstand: Frontalunterricht vernachlässigt Persönlichkeitsentwicklung

    Auf globaler Ebene tendiert das Bildungssystem dazu, sowohl für Lehrer als auch für Eltern anstrengend zu sein, und hält somit Kinder von der Schule fern. Die blo‎ße Übermittlung von Informationen entspricht nicht mehr den Anforderungen der neuen Generationen, während die Kluft zwischen Bildungseinrichtungen und Schülern sich zu vertiefen scheint.



    In der Buchhandlung Humanitas Cişmigiu in Bukarest fand kürzlich eine Debatte statt, die darauf abzielte, Antworten auf alle wichtigen Fragen rund um die Bildung zu geben und sich sowohl an Schüler als auch an Eltern zu wenden. Lila Vasilescu, die Direktorin der Stiftung Verita“, erzählte uns von dem immer eklatanteren Gegensatz zwischen formaler und informaler Bildung.



    Ich habe versucht zu beobachten, woher diese Diskrepanzen kommen und warum, wenn wir über formale Bildung sprechen. Die Probleme sind da, und die Schüler und Lehrer beginnen diesem System immer mehr zu widerstehen. Als Lehrerin muss ich zugeben, dass mein Fokus zunächst auf den Kindern, dem Unterricht selbst und den Lehrplänen lag. Es dauerte nicht lange, bis ich erkannte, dass wir, um diese Kinder erreichen zu können, zuerst die Erwachsenen erreichen müssen, die sie umgeben.“




    Kinder scheinen heute meist nicht nur von den aufgebauschten Lehrplänen überfordert zu sein, sondern auch in einem System gefangen zu sein, das es ihnen nicht erlaubt, ihre eigenen intellektuellen Fähigkeiten zu erkennen. Das ist etwas, was sowohl die Erzieher als auch die Eltern erkannt haben. Lila Vasilescu:



    Wir müssen zuerst mit den Lehrern und Eltern zusammenarbeiten, sie ermutigen, die Dinge zu vereinfachen, zu einer einfachen Art der Erziehung zurückkehren. Ausgangspunkt sollten die Grundbedürfnisse, die Wissenschaft und der gesunde Menschenverstand sein. Auch ich habe mich in letzter Zeit in diesem Strudel von Informationen gefangen gefühlt, die mich von überall her anlocken, in dem Wunsch, so viele Informationen wie möglich aufzunehmen. Alle Informationen sind natürlich nützlich, aber an einem Punkt merkt man, dass man auf der Stelle tritt. Es ist leicht, sich in dieser Fülle von Informationen zu verirren.“




    Wie wählen wir die beste Bildungsoption für unsere Kinder? Andreea Puiu, eine Lehrerin, die eine Pädagogik des Glücks“ entwickelt hat, erklärt:



    Wann immer ich etwas wähle, konzentriere ich mich immer auf das persönliche Glück, denn das ist das Wichtigste. Wann immer wir etwas für unsere Familie in Sachen Bildung wählen, ist es wichtig, unseren Kindern zur Seite zu stehen und sie als Eltern zu unterstützen, zu sehen, wie sie sich fühlen, was ihre Bedürfnisse und Interessen sind. Auf diese Weise können wir sie auch im späteren Leben unterstützen. Es ist schwer, ein Kind zu unterstützen, das enttäuscht oder wütend ist und glaubt, dass wir uns nicht mit seinen Gefühlen identifizieren. Als Erzieher ist es wichtig, auf Augenhöhe mit unseren Schülern zu sein, ihre Gesten und Reaktionen zu beobachten, zu sehen, wie sie uns wahrnehmen. Ich habe viele Schulen gesehen und festgestellt, dass jede Klasse ihr eigenes Modell des Glücks hat.“




    Inwieweit beschäftigt sich die Gesellschaft mit den Auswirkungen der Bildung? Sabina Strugariu ist eine Psychiaterin, die glaubt, dass ein glückliches Leben auf der Integration zukünftiger Erwachsener in die Gesellschaft basiert.



    Wettbewerbsfähigkeit ist eine der wichtigsten Formen, um Kinder zu zwingen, bestimmte Dinge zu tun, indem sie sie mit anderen vergleichen. Es ist immer schwer, eine bessere Welt aufzubauen, wenn man immer auf seine Kollegen achtet. Es ist nicht etwas Materielles, nicht einmal Spirituelles. Um ein glückliches Leben führen zu können, muss man sich integrieren. Kinder müssen wissen, wer sie sind und auf ihre Umgebung achten. Wenn du deinem Kind beibringst, Geld oder Ruf zu schätzen, wirst du nicht die Zeit haben, dich umzuschauen und zu sehen, wer du bist, was deine Talente und Wünsche sind. Das ist ein gro‎ßes Problem, und leider fördert es das Bildungssystem auch noch. Jeder lernt die gleichen Dinge im gleichen Tempo.“




    Wie sehr beschäftigt sich das Bildungssystem mit den einzelnen Fähigkeiten des Kindes? Psychologin Andreea Neagu:



    Wann immer ich mit einem Kind interagiere, versuche ich, seine Stärken zu ermitteln. Selbst in der Elternberatung, im Unterricht, wenn ich unterrichte oder in meiner Sprechstunde, versuche ich, ihm zu helfen, das Gute in ihm zu sehen. Um dorthin zu gelangen, braucht man jedoch einen langen Prozess des Selbstlernens. Aus meiner Sicht ist der globale Trend, Kindern zu helfen, von diesem Prozess im Rahmen der formalen Bildung zu profitieren. Deshalb haben internationale Bildungssysteme soziale oder emotionale Bildungskurse eingeführt, in denen Kinder etwas über sich selbst lernen und so auch etwas über andere lernen können.“




    In den letzten Jahren hat das öffentliche Bildungssystem Persönlichkeitsentwicklungskurse für die Grundschulklassen eingeführt. So können Kinder sich selbst und ihre Altersgenossen kennenlernen, angefangen bei der Identifizierung von Emotionen, die als wichtiger Schritt zur emotionalen Intelligenz angesehen werden.

  • Pubertät: Schüler, Lehrer und Eltern lernen Umgang mit schwierigem Lebensabschnitt

    Pubertät: Schüler, Lehrer und Eltern lernen Umgang mit schwierigem Lebensabschnitt

    Ziel des Projekts ist eine Auseinandersetzung mit den Problemen der Pubertät bei Schülern der Sekundarstufe, insbesondere der 6. und 7. Klasse. Die Teilnehmer haben sich für diese Altersgruppe entschieden, weil sie unter den Schülerinnen und Schülern einen gro‎ßen Informationsmangel festgestellt haben, obwohl Jugendliche über ihren Körper, ihre Gefühle und altersbedingten Gefahren besser informiert sein sollten. Dasselbe Informationsdefizit wird auch als mitverantwortlich für bestimmte besorgniserregende Statistiken angesehen: Jährlich sind in Rumänien 10% der Frauen, die ein Kind auf die Welt bringen, minderjährig, und 6 von 10 jugendlichen Müttern hatten nie Zugang zu Informationen über die reproduktive Gesundheit. Obwohl die öffentliche Bildung ab 2004 einen fakultativen Kurs zum Thema Bildung für Gesundheit“ angeboten hat, der von der 1. bis zur 12. Klasse unterrichtet werden kann, nahmen im Schuljahr 2017–2018 nur 6–7% der Schülerinnen und Schüler an diesem Kurs teil.



    Dies ist der Kontext, in dem die Organisation Jugend für Jugend“ das Projekt Für Mädchen und Jungen“ abwickelt, um den Lehrern zu helfen, diese heiklen Fragen mit den Schülern zu lösen. Sie sind sowohl aus psychologischer als auch aus physiologischer Sicht sensible Themen, sagt Projektkoordinatorin Adina Manea:



    Das Programm richtet sich an Klassenlehrer, unabhängig davon, ob sie den Wahlkurs »Bildung für Gesundheit« bislang unterrichtet haben oder nicht. Was wir produziert haben, nämlich das Unterrichtsmaterial für die Lehrer und das Arbeitsbuch für Schüler, kann sowohl während der Klassenlehrer-Stunden, als auch während des Unterrichts »Bildung für Gesundheit« verwendet werden. Während der Pubertät tauchen nebst natürlichen hormonellen Veränderungen, die Jugendliche möglicherweise verstehen oder nicht verstehen, was ihnen erklärt werden kann oder nicht, eine neue Reihe von Emotionen auf. Es ist wichtig, dass sie lernen, mit diesen Themen umzugehen. Au‎ßerdem sind Kinder in diesem Alter sehr daran interessiert, mit den anderen zu kommunizieren und sich auf eine andere Weise zu verständigen, auch auf romantische Weise. Wie wir miteinander kommunizieren, was überzeugende Kommunikation bedeutet, wie wir uns schützen und was virtuelle Kommunikation bedeutet, wie das Selbstbild in der realen und virtuellen Umgebung aussieht, ist auch für Kinder von Interesse. Kinder sind in der Regel offener im Umgang miteinander, aber sie sind auch eine leichte Beute für böswillige Menschen, mit denen sie online kommunizieren. Junge Menschen müssen lernen, zwischen verschiedenen Einstellungen zu unterscheiden.“




    Lehrer und Schüler haben gelernt, wie sie in Bezug auf Themen wie den menschlichen Körper und seine Entwicklung während der Pubertät reagieren können, wie das Selbstwertgefühl und Beziehungen entstehen, wie man Gewalt verhindern kann und Werte, Familie und Zukunftspläne besser übermittelt. Während die Schüler zu diesen Themen schlecht informiert sind, stellt sich die Frage, wie bereit die Lehrer sind, über sie zu diskutieren. Adina Manea erläutert:



    Das Wichtigste ist, dass Lehrerinnen und Lehrer bereit sind, zum Wohl der Kinder beizutragen. Die Lehrer geben auch zu, dass ihnen ein tiefes Verständnis für bestimmte Themen der jüngeren Generation fehlt und dass sie Unterstützung durch Schulungen brauchen. Von Anfang an wollten wir Eltern in diese Diskussion einbeziehen. Nach einer Ausbildungszeit kehrten die Lehrer zu ihren Klassen zurück, wo sie das nutzten, was sie in unseren Kursen gelernt hatten. Darüber hinaus organisieren das Lehrpersonal, die am Projekt beteiligten Schüler und die Freiwilligen des Vereins »Jugend für Jugendliche« Aktivitäten, bei denen sie auch die Eltern einladen, über diese Themen zu sprechen. Eltern werden daher aufgefordert, sich an ihre Pubertät und an die Schwierigkeiten zu erinnern, die sie bei der Bewältigung der für dieses Alter typischen Probleme hatten. Dies, um zu erkennen, wie wichtig es ist, ihre Kinder durch diesen natürlichen Prozess zu unterstützen, von der Pubertät bis zur Adoleszenz.“




    Von den Schulen, die am Projekt Für Mädchen und Jungen“ teilnahmen, stammten 29 aus städtischen Gebieten und 16 aus ländlichen Gemeinden. Es ist allgemein bekannt, dass die ländlichen Gebiete Rumäniens in vielerlei Hinsicht sehr benachteiligt sind. Dazu sagte uns Adina Manea:



    Wir wollten die Reaktion der Eltern und Schüler aus ländlichen Gebieten sehen, die laut Statistik mit Armut, mangelnden Möglichkeiten und reduziertem Bildungsniveau konfrontiert sind. Zahlreiche Daten zeigen eindeutig, dass ländliche Gebiete derzeit gegenüber städtischen Gebieten benachteiligt sind. Wir wollten sehen, ob die Reaktion der Menschen in diesen Bereichen so schlecht ist, wie die Statistiken vermuten lassen, aber sie reagierten sehr gut. Alle waren mit den Auswirkungen dieser Kurse auf Kinder und der Art und Weise, wie sich die Treffen mit den Eltern entwickelten, sehr zufrieden.“




    Es bleibt abzuwarten, inwieweit das Kommunikationsmodell zwischen Lehrern und Kindern, das von der Vereinigung Jugend für Jugend“ umgesetzt wird, angewendet wird, um das Informations- und Selbstbewusstsein der Jugendlichen zu fördern.

  • Soziologische Studie: Rumänische Lehrer wenig empfänglich für Demokratie

    Soziologische Studie: Rumänische Lehrer wenig empfänglich für Demokratie

    Das sind zwei Schlussfolgerungen einer kürzlich abgeschlossenen soziologischen Studie zum Thema demokratische Werte, zu denen sich das rumänische Lehrpersonal bekennt. Die Schlussfolgerungen der soziologischen Studie sind nicht nur besorgniserregend, sondern haben auch zu ernsthaften Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit geführt. Selbst die Autoren der Studie — eine Gruppe angesehener Soziologen und Psychologen, die unter der Schirmherrschaft der Friedrich-Ebert-Stiftung arbeiteten — räumten ein, dass die Schulbildung für die Bildung einer demokratiefreundlichen politischen Kultur von Bedeutung ist“. Aus dieser Perspektive spielen die Werte der Lehrer, besonders in einer Zeit, in der ein Teil Europas von autoritären Strömungen beeinflusst wird, die die Demokratie in Frage stellen, eine wichtige Rolle. Was die Autoren der Studie herausgefunden haben, erzählt uns Gabriel Bădescu, Leiter der Abteilung für Politikwissenschaften an der Babeş-Bolyai-Universität in Cluj (Klausenburg):



    Wir wollten sehen, inwieweit sie der Meinung sind, dass die Gesellschaft nach demokratischen Regeln regiert werden sollte. Insgesamt gaben rund 90% an, sie würden demokratische Systeme mögen und das klingt beruhigend. Das Problem ist, dass bei etwas detaillierteren Fragen ein ziemlich hoher Prozentsatz — etwa 40% — angegeben haben, dass es selbst in einer Demokratie gut wäre, einen starken Führer zu haben, der sich nicht mit freien Wahlen und dem Parlament beschäftigt.“




    Obwohl dies eine Minderheit ist, glauben 14% der Lehrer, dass der Austritt Rumäniens aus der Europäischen Union eine positive Angelegenheit wäre. Derselbe Prozentsatz würde die Existenz eines Militärregimes guthei‎ßen, und 11% würden das Vorhandensein eines Systems religiöser Gesetze befürworten (was das Fehlen politischer Parteien und das Fehlen von Wahlmechanismen bedeuten würde). Obwohl diese Studie zeigt, dass die Werte der Lehrer weniger demokratisch sind, als wir es erwartet hätten, ist der Soziologe Claudiu Tufiş der Ansicht, dass diese Daten in den breiteren Kontext der Ansichten der Bevölkerung gestellt werden müssen. Aus dieser Perspektive erscheinen die Lehrer in einem günstigeren Licht, nicht die Gesellschaft insgesamt. Der Soziologe Claudiu Tufiş:



    Die Daten im Bericht wurden nur durch Vergleich mit den Daten der Lehrkräfte in der voruniversitären Ausbildung interpretiert. Es wurde kein Vergleich mit der Gesamtbevölkerung oder mit der Bevölkerung mit höherer Bildung gemacht. Ich habe mir ähnliche Daten angesehen, die Anfang 2018 in Rumänien in Rahmen internationaler Forschungen gesammelt wurden. So sind wir zu dieser Schlussfolgerung gekommen: Auch wenn sie relativ intolerant und wenig demokratisch sind, sind die Lehrer in Rumänien, verglichen mit der Bevölkerung mit Hochschulstudium, offener und demokratischer. Das Problem ist nicht, dass Lehrer undemokratisch sind, sondern dass wir als Bevölkerung so sind. In den 30 Jahren nach dem Fall des Kommunismus haben wir die mit der Demokratie verbundenen Werte nicht verinnerlicht.“




    Hinzu komme der breitere europäische Kontext, meint der Soziologe Claudiu Tufiş.



    Das Problem aus dieser Sicht ist, dass in Rumänien einerseits die Unterstützung der Demokratie abnimmt und andererseits die Bevölkerung noch nicht gelernt hat, was Demokratie bedeutet und was ihre Werte sind. In Ländern mit einer demokratischen Tradition von mehr als 50 Jahren funktioniert das demokratische System, selbst wenn das Vertrauen in die Demokratie nachlässt.“




    In Bezug auf die soziale Toleranz weichen die Rumänen jedoch nicht zu viel vom europäischen Trend ab. Die von den Lehrern am häufigsten abgelehnten Gruppen sind Drogenabhängige (58,7%) und Alkoholabhängige (53,6%). An dritter Stelle stehen die Roma (42,5%), andere Kategorien, die einen hohen Prozentsatz negativer Einstellungen ihnen gegenüber aufweisen, sind Homosexuelle (38,3%), Sprecher einer anderen Sprache (33,7%) und unverheiratete Paare (33,1%). In Bezug auf Roma-Schüler gehen einige rumänische Lehrer jedoch weiter, laut der Studie Bildung für Demokratie in den Schulen in Rumänien“. Gabriel Bădescu dazu:



    Wir haben eine Frage zu der Meinung der Lehrer in Bezug auf die Ausbildung von Roma-Kindern. Ist es angebracht, gemeinsam mit anderen Kindern unterrichtet zu werden, oder wäre es wünschenswert, in separaten Klassen zu sein? In diesem Fall haben die Antworten Diskussionen ausgelöst, sie sind aber auch besorgniserregend, denn jeder achte Befragte, der seine Meinung geäu‎ßert hat, glaubt, dass die Roma in getrennten Klassen lernen sollten. Das ist ein Problem. In der Erziehungswissenschaft besteht seit langem Einigkeit darüber, dass die Schüler unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit oder Geschlecht, Unterschieden oder körperlichen Behinderungen zusammen lernen sollten. Die Schule sollte inklusiv sein.“




    Am beunruhigendsten ist jedoch die Einstellung junger Lehrer unter 35 Jahren. 54,5% von ihnen glauben, dass Rumänien einen starken Anführer haben sollte, und 17,9% meinen, dass es positiv wäre, wenn unser Land nicht mehr Mitglied der EU wäre. Der Soziologe Claudiu Tufiş erklärt:



    Dies sind Personen unter 35 Jahren, die zum Zeitpunkt des Falls des Kommunismus 5–6 Jahre alt waren und sich an nichts von früher erinnern konnten. Sie entwickelten sich in der schwierigen Zeit der postkommunistischen Übergangszeit. Sie haben unangenehme wirtschaftliche Erfahrungen gemacht, Ungleichheit erfahren, ihnen fehlten jedoch nicht die politischen Freiheiten und ihre Grundrechte wurden nicht verletzt. Die Erklärung könnte diese Erfahrung sein, verbunden mit Enttäuschung darüber, wie die Demokratie in Rumänien jetzt funktioniert.“

  • Nachrichten 05.03.2018

    Nachrichten 05.03.2018

    Die Gewerkschaftler des Rumänischen Bildungssystems haben zum Boykott der ersten Prüfung im Fach Rumänische Sprache und Literatur aufgerufen, die am Montag im Rahmen der Simulation der Nationalen Bewertungsprüfung stattgefunden hat. Diese wurde von den Schülern der 8. Klasse abgelegt. Die Prüfung wurde in mehreren rumänischen Schulen blockiert. Zu den Problemen, auf die die Lehrer verweisen, gehören die Situation des Lehrkörpers nach dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Entlohnung der öffentlichen Bediensteten, die Art und Weise, wie Zuschläge und Abfindungen berechnet werden, der Entlohnungskatalog und die unzureichenden Gelder für Materialausgaben. Unterdessen erinnert das Bildungsministerium den Gewerkschaftsvertretern daran, dass die Angestellten des Systems gerade eine Lohnerhöhung von 20% am 1. März erhalten haben, dass zur Zeit der Tarifvertrag verhandelt wird und die Gewerschaften sich verpflichtet hätten keine Arbeitskonflikte einzuleiten.



    Die Bukarester Abgeordnetenkammer hat am Montag über eine neue Ministerrüge der Opposition gegen den Bildungsminister, Valentin Popa, debattiert. Die National-Liberalen werfen dem Bildungsminister Mangel an Professionalismus bei der Losüng der Probleme im Bildungswesen vor. Gravierend seien die Verspätungen bei der Bezahlung der Gehälter, und nicht ausreichende Gelder für Investitionen, was zum Schließen von Schulen führen könnte, bemängeln die Nationalliberalen. Der Bildungsminister hat alle Vorwürfe abgewiesen. Am Freitag werden die rumänischen Abgeordneten über die Ministerrüge abstimmen.



    Über 1.700 rumänische Militärs werden vom 5. bis zum 15. März an einer der größten multinationalen Übungen teilnehmen. Diese wird von den rumänischen Seestreitkräften auf dem Gebiet des südöstlichen Dobrutscha und in den internationalen Gewässern des Schwarzen Meeres organisiert. Die Übung Spring Storm 18“ basiert auf einem einzigartigen gemeinsamen Ausbildungskonzept der See-, Luft-, und Bodenstreitkräfte. Der Fokus wird auf Amphibienwageneinsätze im alliierten Rahmen und auf Einsätze gegen maritime Minen am Strand gesetzt. Besagte Übung gehört zum Maßnahmenplan der Nato zur sofortigen Sicherung, der beim Warschauer Gipfel 2016 verabschiedet wurde. Die rumänsichen Militärs werden gemeinsam mit Kamaraden aus den allierten Vereinigten Staaten, Frankreich und Bulgarien, sowie aus den Partnerländern Georgien und der Ukraine trainieren.



    Der Oberste Kassations- und Justizhof in Bukarest hat am Montag durch ein rechtskräftiges Urteil den Vorsitzenden der wichtigsten Oppositionspartei, der National-Liberalen Partei, Ludovic Orban freigesprochen. Gegen ihn lief ein Verfahren wegen der Einflussnahme zum Zwecke der Erhaltung von ihm nicht zustehenden Vorteilen. Letzen Monat wurde er in der ersten Instanz freigesprochen, nachdem ihm die Antikorruptionsbehörde vorgeworfen hatte, er habe 2016 finanzielle Unterstützung von einem Geschäftsmann für den Wahlkampf für die Lokalwahlen beantragt, als er für die Stelle des Bürgermeisters Bukarests angetreten war.


    Am Montag hat der Oberste Gerichtshof ein rechtskräftiges Urteil im Strafverfahren des ehemaligen Kreisratsvorsitzenden des Landkreises Prahova Mircea Cosma, und seines Sohnes, ex-Abgeordneter Vlad Cosma auf den 22. März vertagt. In der ersten Instanz wurden sie zu 8 bzw. 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Sie wurden von den Antikorruptionsstaatsanwälten wegen Annahme von Bestechungsgeldern, Amtsmissbrauch und Einflussnahme angeklagt. Danach beschuldigte Vlad Cosma die DNA-Ermittler, sie hätten ihn ausgenutzt, um Beweismittel gegen einige Führer der regierenden PSD zu fabrizieren, was zu einem riesigen Medienskandal in Bukarest geführt hat.



    Die Zahl der Personen, die in Rumänien seit Beginn der kalten Saison an Grippe gestorben sind, hat 79 erreicht. Das gab das Nationale Zentrum zur Überwachung und Kontrolle der Ansteckenden Krankheiten am Montag bekannt. Fast alle Opfer litten an chronischen Krankheiten und waren nicht geimpft. Über 800 Menschen sind zur Zeit an Grippe erkrankt, die meisten davon in der Hauptstadt Bukarest, in den Landkreisen Constanţa (Südosten), Olt (Süden), Braşov (Mitte) und Iaşi (Nordosten). Gesundheitsministerin Sorina Pintea behauptet, man könne bislang nicht über eine Grippeepidemie in Rumänien sprechen.

  • Abgeordnete debattieren über Entlohnung im Bildungssystem

    Abgeordnete debattieren über Entlohnung im Bildungssystem

    Laut dem neuen Gesetzentwurf werden die Bediensteten des Bildungssystems ab 2018 aus dem Staatshaushalt durch den Haushalt des Bildungsministeriums und nicht durch die Stadtverwaltung, wie heute, bezahlt. Der Gesetzentwurf ist am Dienstag von der Abgeordnetenkammer in Bukarest gebilligt worden. Das Projekt sieht weiter vor, dass diejenige, die ihre Lohnrechte vor dem Gerichtshof gewonnen haben, das Geld etappenweise bekommen werden. Die Frist ist von fünf Jahren. Die Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, die PSD-Abgeordnete Camelia Gavrilă erklärte:




    Es geht eigentlich um den Transfer der Entlohnung des Personals des Bildungssystems durch das Bildungsministerium, die Inspektorate und Schuleinheiten. Aus unseren Erfahrungen haben wir bemerkt, dass manchmal die Löhne später gezahlt wurden, dass es Schwierigkeiten gab. Die Ursachen liegen nicht bei uns, sie liegen au‎ßerhalb des Bildungssystems.




    Die Nationalliberale Partei und die Union für Rumänien haben gegen das Projekt gestimmt. Die liberale Abgeordnete Raluca Turcan hat erklärt, durch diese Demarche verzichte man auf das Prinzip der Autonomie und Dezentralisierung im Bildungssystem. Gleichzeitig verschiebe man das Zahlen der gewonnenen Geldrechte. Raluca Turcan dazu:




    Praktisch werden die Bürgermeister und die Zuständigen für die Bildungsinfrastruktur auf dem Niveau der öffentlichen Behörden nur mit dem Geld bleiben, ohne das Management unter Beobachtung haben zu können.




    Seit 2007, als Rumänien der EU beigetreten ist, verliert unser Land ihre Lehrkräfte. Die Ursache ist, dass die Lehrer schlecht bezahlt werden. Sie werden nicht bezahlt, so wie sie es verdienen. Der Lehrerberuf bleibt besonders für die Jugendlichen unattraktiv. Von der Grundschule bis zur Uni mangelt es an Lehrkräften. Die Lehrer wandern aus oder arbeiten in Privatschulen, die fünf mal höhere Löhne anbieten. Die Parteien, die an der Macht waren, haben in den letzten Jahren versucht, die Situation zu verbessern, doch meistens ohne Erfolg.




    Was die Schüler anbelangt, lernen, laut einem Projekt des Bildungsminsiteriums über das debattiert wird, mehr als die Hälfte der Schüler in überfüllten und schlecht ausgestatteten Schulen. In rund 30% der Schulen in Rumänien müssen die Schüler über den Hof zur Toilette und mehr als 40% der Schulen funktionieren in Gebäuden mit hohem Erdbebenrisiko. Das Bildungsministerium will die Infrastruktur modernisieren, Campusse errichten oder alte sanieren. Das Ministerium hat eine öffentliche Debatte über die Hausaufgaben der Schüler lansiert, mit dem Zweck die Mangel zu korrigieren. Lehrkräfte, Schüler, Eltern können ihre Meinung durch die Beantwortung einer Meinungsumfrage bis zum 20. November äu‎ßern.

  • Oberhaus des rumänischen Parlaments billigt günstige Wohnungskredite für Ärzte und Lehrer

    Oberhaus des rumänischen Parlaments billigt günstige Wohnungskredite für Ärzte und Lehrer

    Die EU-Freizügigkeit hat dazu beigetragen, dass Rumänien konstant Ärzte verloren hat. Viele Krankenschwestern, Krankenpfleger und Ärzte haben nach dem EU-Beitritt beschlossen, nach Westen zu ziehen. Sie haben Rumänien für Frankreich, Deutschland und Gro‎ßbritannien verlassen, wo bessere Arbeitsbedingungen herrschen. Die Ausgaben des Gesundheitssystems pro Einwohner sind von EU-Staat zu EU-Staat sehr unterschiedlich. Die Arbeitnehmer suchten sich bessere Arbeitsbedingungen und entschieden sich für Arbeitsplätze, die über eine höhere Finanzierung verfügten. Rumänien hat im Zeitraum 2009-2015 fast die Hälfte der Ärzte verloren. Mehr als 4.000 rumänische Ärzte arbeiten in Frankreich. In Deutschland sprechen wir fast über die gleiche Anzahl. In Gro‎ßbritannien leben 3.000 rumänische Ärzte, in Belgien rund 600, während in Italien und Spanien 800 tätig sind.




    Andrerseits haben auch die rumänischen Lehrkräfte niedrige Löhne, so dass dieser edle Beruf für die Jugendlichen, die begabt sind und die es lieben, mit Kindern zu arbeiten, unattraktiv ist. Egal ob wir über Grundschule oder Universität sprechen, bemerken wir einen Mangel an Lehrkräften. Die Lehrer verlassen das rumänische Unterrichtssystem, um im Ausland zu arbeiten. Wer im System bleiben will, unterrichtet eher an Privatschulen, wo die Löhne fünfmal höher sind. In den letzten Jahren hat man immer wieder versucht, die Situation zu verbessern. Man versprach Lohnerhöhungen und die notwendige Logistik.




    Der Senat in Bukarest hat vergangene Woche eine Gesetzesabänderung gebilligt, die ermöglicht, dass Ärzte und Lehrer, die älter als 35 Jahre sind, Kaufanträge für Wohnungen, die von der Landesagentur für Wohnungsbau ANL gebaut werden, stellen können. Senator Marcel Vela von der Nationalliberalen Partei (PNL) kritisiert diesen Zustand:



    Der rumänische Staat investiert riesige Summen, damit ein junger Student Arzt werden kann. Wir öffnen ihnen aber die Türen gar nicht. Sie müssten einfach in ihrer beruflichen Welt aufgenommen werden und Aufstiegschancen haben. Diese jungen Ärzte werden dann von den anderen Staaten abgeworben, weil sie dort die Chance bekommen, beruflich zu wachsen.“




    Ecaterina Andronescu, Professorin und ehemalige Bildungsministerin, zurzeit Senatsabgeordnete der regierenden Sozialdemokraten (PSD), plädierte für die Lehrkräfte und appellierte an ihre Kollegen im Senat, auch die Lehrer mit höheren Löhnen zu bedenken:



    Ich möchte sie bitten, die Abänderung des Gesetzes zu ergänzen. Nach den Fach- und Assistenzärzten müssen wir die Lehrer berücksichtigen. In allen Gemeinschaften sind die Lehrer von wesentlicher Bedeutung.“




    Die Abänderung wurde im Oberhaus einstimmig gebilligt und muss nun auch von der Abgeordnetenkammer angenommen werden.

  • Bullying in der Schule: Auch tatenlose Zuschauer sind Opfer

    Bullying in der Schule: Auch tatenlose Zuschauer sind Opfer

    In Rumänien werden in der Schule drei Kinder von zehn in ihrer Gruppe von Gleichaltrigen gemobbt. Drei Kindern von zehn wird mit Prügel gedroht, während ein Kind von vier vor den Mitschülern gedemütigt wird. Das erfahren wir aus einer Studie der NGO Salvaţi Copiii“ (Rettet die Kinder“). Oana Niculae, Kinderpsychiaterin, kennt die Details:



    Was mir persönlich Sorgen macht, ist die Tatsache, dass mehr als 70% der Kinder aussagen, dass sie Zeugen einer Gewalttat waren. Meiner Meinung nach ist jedes Kind, das an derartigen Vorkommnissen beteiligt ist oder nur zuschaut, ein Opfer. Unsere Kinder sind leider regelmä‎ßig Zuschauer und Zeugen der Bullying-Taten, vielleicht sogar wöchentlich.“




    Wie reagieren die Eltern eines gemobbten Kindes? Ana Maria Mitruş, Autorin des Blogs meseriadeparinte.ro, sagte, dass ihre ältere Tocher, die jetzt in die fünften Klasse geht, Ziel einer Schickanierung gewesen sei:



    Meine Tochter war das Opfer einiger älteren Schülerinnen. Es ging um Bosheiten, die die Hierarchie unter den Kindern bestimmen sollten. Die älteren Schüler lassen die kleineren nicht dorthin gehen, wo die Älteren lernen. Wenn diese in einem Klassenraum im zweiten Stock Unterricht haben, dann dürfen die Kleinen nicht hinauf. Wenn sie Sport haben, dann werden sie von den Siebt- oder Achtklässlern nicht in den Umkleideraum gelassen. Meine Tochter hat sich daher immer von zu Hause aus für Sport umgezogen. Jeder tut, was er kann.“




    Die Mutter wollte die Schulleitung und die Eltern dazu bringen, eine Lösung zu finden. Leider hatte sie keinen Erfolg. Ana Maria Mitruş hat ihrer Töchter beigebracht, die Hilfe eines Erwachsenen einzufordern, anstatt selber Gewalt anzuwenden. Einmal hat eine ihrer Töchter dennoch aggressiv geantwortet, sie ging aber später zur Mutter und erzählte ihr alles. Ana Maria Mitruş dazu:



    Es war ein kleiner Konflikt und es passierte Gott sei Dank nichts Schlimmes. Ich habe keine Angst, dass sie die Gewalt als Lösung sieht. Auch wenn die Gewalt als erste mögliche Reaktion erscheinen mag, werden sie diese nicht gebrauchen. Ich habe Vertrauen zu meinen Töchtern und denke, sie werden, so wie ich es ihnen nahegelegt habe, die Hilfe eines Erwachsenen fordern. Ich kann mich aber nicht darauf verlassen. Ich spreche oft mit den Lehrern und Trainern. Unsere Kinder sind wir. Wir sind verantwortlich, wenn sie Gutes oder Schlechtes tun.“




    Man müsse die Gewaltquelle in der Familie suchen. Die Schule sollte die Ausweitung der Gewalt, die in letzter Zeit leider zugenommen habe, bekämpfen, meint die Kinderpsychiaterin Oana Niculae:



    Ein glückliches Kind wird nicht aggressiv sein. Wir sollten laut Fachleuten die Ursachen des aggressiven Verhaltens in der Familie suchen. Die meisten Gewalttaten haben die Angst und nicht den Zorn als Ursache. Die negativen Emotionen äu‎ßern sich immer durch Aggressivität. Die Freude, jemanden zu verletzten, hat ihre Wurzel in der direkten persönlichen Erfahrung, verletzt oder Opfer der Gewalt anderer gewesen zu sein.“




    Laut der Studie der Stiftung Salvaţi Copiii“ bemerken die Kinder, dass die Erwachsenen dieses Phänomen tolerieren und sehr wenig eingreifen. Schon ab 2004 gibt es Versuche, das Phänomen der Aggressivität bei Kindern unter Kontrolle zu halten. Das Institut für Bildungswissenschaften hatte damals eine erste Studie über die Gewalt in den Schulen veröffentlicht. Ciprian Fartuşnic, Direktor des Institutes, dazu:



    Als wir die erste Studie durchgeführt haben, war die Gewalt nicht korrekt und klar definiert. Wenn die Polizei nicht kam und wenn kein Blut floss, dann gab es keine Gewalttat. Der Konflikt nur als ein Streit unter Kindern. Die erste Strategie fu‎ßt auf den Ergebnissen der ersten Studie. Es war nur eine Rahmenstrategie. Jede Schule sollte sich nach diesem Rahmen orientieren und ihre eigene Strategie herausarbeiten. Leider wurde das nicht umgesetzt und wir haben im Jahre 2006 zusammen mit der UNICEF eine Broschüre für die Schuldirektoren herausgegeben, um sie anzuleiten, wie sie eine Anti-Gewalt-Strategie in der Schule entwickeln können. Leider passierte schon wieder fast nichts in diese Richtung. In 2010 haben wir zusammen mit der Stiftung »Salvaţi Copiii« und dem Bildungsministerium ein nationales Bildungsprogramm für Schuldirektoren und Lehrer herausgearbeitet, das ihnen zeigt, wie sie dieses Phänomen schrittweise angehen sollen. Das Projekt wurde 2011 beendet. In einigen Landkreisen haben in ein paar Schulen konkrete Aktionen gegen die Gewalt stattgefunden. Wir wollen aber wissen, ob diese Aktionen direkte Auswirkungen hatten, ob sie zur Minderung dieses Phänomens geführt haben.“




    Effizienter als die Bekämpfung ist natürlich die Vorbeugung der Gewalt. In den Schulen sollen die Erwachsenen schon bei den ersten Zeichen einer Aggression eingreifen.